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Jahrbuch der Baumpflege 2018: Yearbook of Arboriculture
Jahrbuch der Baumpflege 2018: Yearbook of Arboriculture
Jahrbuch der Baumpflege 2018: Yearbook of Arboriculture
Ebook966 pages8 hours

Jahrbuch der Baumpflege 2018: Yearbook of Arboriculture

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About this ebook

Das Jahrbuch der Baumpflege ist Nachschlagewerk und Fachbuch in einem. Hier findet der Leser aktuelles Fachwissen zum Thema Baumpflege – wissenschaftlich korrekt und zugleich verständlich und plausibel aufbereitet. Das Buch wird von erfahrenen Praktikern, Arboristen, Sachverständigen und Wissenschaftlern gleichermaßen als Informationsquelle genutzt.

In dieser Ausgabe:

28 Fachartikel zu den Themenschwerpunkten
• Naturschutz und Baumpflege
• Baumkontrolle, Baumkrankheiten
• Baumkontrolle und Baummanagement
• Aktuelles aus der Forschung

Außerdem:
• Adressen von Verbänden und Forschungseinrichtungen
• Adressverzeichnis Baumpflege
• Gesamtregister 1997 bis 2018 mit Autoren- und Stichwortverzeichnis im Anhang des Buches
LanguageDeutsch
Release dateMay 30, 2018
ISBN9783878152590
Jahrbuch der Baumpflege 2018: Yearbook of Arboriculture

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    Book preview

    Jahrbuch der Baumpflege 2018 - Dirk Prof. Dr. Dujesiefken

    Herausgeber:

    Prof. Dr. Dirk Dujesiefken, Veranstalter der Deutschen Baumpflegetage

    Herausgeber-Beirat 2018:

    Dipl.-Ing. Thomas Amtage, Landschaftsarchitektur Sachverständigenbüro, Berlin

    Dr. Maria Dobner, Baureferat Gartenbau der Landeshauptstadt München

    Dipl.-Ing. Andreas Detter, Brudi und Partner, Gauting

    Dipl.-Holzwirtin Gabriele Ehmcke, Holzforschung München, TU München

    Prof. Dr. Thorsten Gaertig, HAWK Göttingen, Studiengang Arboristik

    Prof. Dr. Rolf Kehr, HAWK Göttingen, Studiengang Arboristik

    RA Rudolf Klingshirn, Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V., München

    Dipl.-Biol. Thomas Kowol, Institut für Baumpflege Hamburg

    Prof. Dr. Klaus Richter, Holzforschung München, TU München

    Dipl.-Ing. Jürgen Rohrbach, Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL), Bonn

    Prof. Dr. Steffen Rust, HAWK Göttingen, Studiengang Arboristik

    Dr. Thomas Schröder, Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, Bonn

    Dipl.-Biol. Anette Vedder, Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen, Stadt Augsburg

    Dr. Katharina Weltecke, Boden & Baum, Bad Arolsen

    Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme

    Jahrbuch der Baumpflege … :

    Yearbook of Arboriculture

    Braunschweig: Haymarket Media

    Erscheint jährlich – Aufnahme nach 1997

    ISSN 1432–5020

    ISBN 978–3–87815–259–0

    Haymarket Media GmbH

    Postfach 83 64, 38133 Braunschweig

    Telefon: +49 531 38 00 4–0

    Telefax: +49 531 38 00 4–25

    Redaktionelle Betreuung:

    Dipl.-Ing. Agrar Martina Borowski, Braunschweig

    Satz und Umbruch: Sigert GmbH, Braunschweig

    Druck: Griebsch & Rochol Druck GmbH, Hamm

    Die Veröffentlichungen erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Für Fehler und Unrichtigkeiten kann Schadenersatz nicht geleistet werden. Alle Rechte vorbehalten. Für die namentlich gekennzeichneten Beiträge zeichnen die jeweiligen Autoren verantwortlich.

    Redaktionsschluss: März 2018

    © 2018 Haymarket Media GmbH, Braunschweig

    22. Jahrgang

    Das „Jahrbuch der Baumpflege 2018"

    ist auch als E-Book erhältlich:

    Auf www.united-kiosk.de/kiosk-haymarket/ stehen Artikel auch einzeln zum Download bereit und können hier seitenweise erworben werden.

    Das Buch und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.

    Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine anderweitige Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.

    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    Diese Buchreihe ist in den letzten 22 Jahren zu einem sehr umfassenden Nachschlagewerk angewachsen. Mit dem aktuellen Band sind jetzt über 680 Fachartikel zu allen Fragen der Baumpflege verfügbar. Das Gesamtregister mit dem Autoren- und Stichwortverzeichnis aller Artikel befindet sich im hinteren Teil des Buches. Zudem ist es elektronisch verfügbar, zum Beispiel auf der Homepage der Tagung unter www.deutsche-baum pflegetage.de.

    Der Verlag Haymarket Media hat es möglich gemacht, dass auch dieses Jahrbuch der Baumpflege digital verfügbar ist. Das E-Book sowie auch einzelne Artikel aus dem Buch können bei united kiosk bestellt werden: www.united-kiosk.de.

    Als Herausgeber des Jahrbuchs danke ich allen Autoren für die hochwertigen Fachbeiträge und Martina Borowski für die redaktionelle Bearbeitung des Buches. Aus der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist wieder ein einzigartiges Fachbuch über Bäume auf urbanen Standorten entstanden. Ich wünsche allen Lesern viel Freude bei der Lektüre und hoffe, dass viele interessante Informationen wieder für Sie dabei sind.

    Hamburg, im März 2018

    DIRK DUJESIEFKEN

    Dear reader,

    Over the last 22 years this series of books has become a very comprehensive reference book. Together with this year‘s edition all yearbooks present more than 680 articles with up-to-date knowledge from all fields of arboriculture. The complete index with the list of authors and keywords are located in the back of this book. It is also available as a digital version, e.g. on the homepage of the conference: www.deutsche-baum pflegetage.de.

    Haymarket Media made it possible that this Yearbook of Arboriculture can be bought as an electronical version. The e-book and also single articles out of this book can be bought by united kiosk: www.united-kiosk.de.

    Being the editor of the yearbook I would like to thank all authors for their high-quality articles and Martina Borowski for the editorial matters. The cooperation with all partners led again to a unique textbook about trees in urban areas. I hope that you enjoy your reading and gain useful information from this yearbook.

    Hamburg, March 2018

    DIRK DUJESIEFKEN

    Für Ihren Terminkalender:

    Die nächsten Deutschen Baumpflegetage finden statt vom 07.–09. Mai 2019.

    Kontaktanschrift:

    Forum Baumpflege GmbH & Co. KG, Geschäftsstelle: Brookkehre 60, 21029 Hamburg

    Tel.: +49(0)40 55 26 07 07, Fax: +49(0)40 55 26 07 28,

    www.Deutsche-Baumpflegetage.de

    Redaktionsschluss für das Jahrbuch der Baumpflege 2019 ist der 1. Dezember 2018.

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwort

    Baum des Jahres 2018:

    die Ess-Kastanie (Castanea sativa)

    A. ROLOFF

    1 Naturschutz und Baumpflege

    StadtGrün naturnah: Kommunale Praxisbeispiele für die Baum- und Gehölzpflege

    R. SPRETER

    Höhlenbäume zwischen Paragraphen und Praxis: Umgang mit geschützten Fortpflanzungs- und Ruhestätten in Frankfurt am Main

    V. ROTHENBURGER

    Der ökologische Wert von Stadtbäumen bezüglich der Biodiversität

    S. GLOOR, M. GÖLDI HOFBAUER

    Gibt es einen optimalen Schnittzeitpunkt für Bäume?

    D. DUJESIEFKEN

    2 Baumkontrolle, Baumkrankheiten

    Totäste in Bäumen – Biologie, Pathologie und aktuelle Rechtsprechung

    D. DUJESIEFKEN, R. KEHR, W. LIEBETON

    Neue Bedrohungen durch Bakterien und Pilze in Europa: „Xylella-Bakterienbrand, „Tausend-Nekrosen-Krankheit und „Dothistroma-Nadelbräune"

    J. SCHUMACHER, H, DELB

    Baumkontrolle nach Baumarten differenziert – Erle und Ulme

    P. JASKULA, H. STOBBE

    Die Wirkung von NO2 und Ozon auf die Allergenität von Pollen

    U. FRANK, J. DURNER

    Gesundheitsrisiko Allergie und die Rolle der Baumpollen

    C. B. SCHMIDT-WEBER

    1.000-jährige Baumarten: Eibe, Ginkgo, Ess-Kastanie – Charakter, Besonderheiten und Potenzial

    A. ROLOFF

    3 Baumkontrolle und Baummanagement

    Zur Haftung für sturmbedingte Schäden durch Bäume

    W. LIEBETON

    Grundlagen und Kriterien zur visuellen Beurteilung der Standsicherheit von Bäumen

    A. DETTER, S. RUST

    Der Biber in historischen Parkanlagen – Erfahrungen mit verschiedenen Schutzmaßnahmen

    S. DOIL

    Unterschiede des Pflichtenumfangs bei Bäumen auf öffentlichem und privatem Grund unter besonderer Berücksichtigung von Grenzbäumen

    W. LIEBETON

    Strafrechtliche Risiken für Baumkontrolleure – Ein Versuch der Quantifizierung

    W. LIEBETON

    Eschentriebsterben – Aktuelles zur Schadensdynamik

    R. KEHR

    Eschentriebsterben – Das Managementkonzept für die Straßenbäume in Hessen

    V. SCHLIA

    Bienen und Bäume – ökologische Aspekte der Baumartenwahl

    K. KÖRBER

    4 Wissenschaftliche Kurzberichte

    Experimentelle Überprüfung der Windlastanalyse für statische Zugversuche

    D. ESCHE, P. SCHUMACHER, A. DETTER, S. RUSt

    Genetische Variabilität als „Strategie" für ein nachhaltiges Grünflächenmanagement

    D. KRABEL

    Gefährdungen durch biogene Stoffe und Prävention in der Baumpflege

    A. RIETHMÜLLER

    Einsatzmöglichkeiten von optischen Markern im statischen Zugversuch

    S. RUST, K. WIEGMANN

    Schadinsekten an Esche (Fraxinus excelsior L.)

    O. SCHMIDT

    Einsatz molekularer Marker zur Art- und Herkunftsbestimmung von Bäumen und Holz

    H. SCHROEDER, B. DEGEN

    Die amerikanische Eichennetzwanze Corythucha arcuata (Hemiptera: Tingidae), ein neuer Schadorganismus an Eichen in Europa

    T. SCHRÖDER, B. HOPPE

    Umsetzung der Importvorschriften für Holzverpackungsmaterial aus Drittländern bezüglich Asiatischem Laubholzbockkäfer (ALB) in Deutschland

    R. SCHWARZ

    Diagnose von baumschädigenden Bodenverdichtungen bei der Baumkontrolle

    K. WELTECKE, J. BENK, M. MÜLLER-INKMANN, M. STRECKENBACH

    5 Verbände und Forschungseinrichtungen

    Institute, Forschung und Lehre

    Verbände

    Weitere Organisationen und Vereine

    Pflanzenschutzdienste

    6 Adressverzeichnis Baumpflege

    Hinweise zur Benutzung

    6.1 Baumpflegefirmen

    6.2 Sachverständige

    6.3 Produkte und Dienstleistungen

    Inserenten-Verzeichnis

    7 Gesamtregister 1997-2018

    Hinweise zur Benutzung

    Autorenverzeichnis

    Stichwortverzeichnis

    Anmerkungen

    Content

    Cover

    Title

    Imprint

    Preface

    Tree of the year 2018:

    Sweet Chestnut (Castanea sativa)

    A. ROLOFF

    1 Nature conservation and tree care

    Ecological Urban Green: Tree and bush care line with nature

    R. SPRETER

    Hollow trees between the law and practice – concept for dealing with protected nesting and resting habitats in Frankfurt on Main

    V. ROTHENBURGER

    The ecological value of urban trees with respect to biodiversity

    S. GLOOR, M. GÖLDI HOFBAUER

    Seasonality – is there a perfect time for pruning?

    D. DUJESIEFKEN

    2 Tree inspection and tree care

    Dead branches in trees – Biology, pathology and current jurisdiction

    D. DUJESIEFKEN, R. KEHR, W. LIEBETON

    New phytosanitary bacterial and fungal threats to Europe: Bacterial Leaf Scorch by Xylella fastidiosa, Thousand Cankers Disease and Dothistroma Needle Blight

    J. SCHUMACHER, H, DELB

    Tree inspection according to species – typical symptoms and features on Alder and Elm

    P. JASKULA, H. STOBBE

    The effect of NO2 and ozone on the allergenicity of pollen

    U. FRANK, J. DURNER

    Allergy risk of tree pollen

    C. B. SCHMIDT-WEBER

    Thousand-year-old tree species: Ginkgo, yew, sweet chestnut – their character, special features and potential

    A. ROLOFF

    3 Tree inspection and tree management

    Liability for storm inflicted damages by trees

    W. LIEBETON

    Basics and criteria for visual judgement of the stability of trees

    A. DETTER, S. RUST

    The beaver and its designs in historic gardens

    S. DOIL

    Distinctions of duties to maintain the safety of trees on public and private ground in due consideration of trees on boundaries

    W. LIEBETON

    Tree inspectors‘ risks of responsibility under criminal law – an attempt at quantifying

    W. LIEBETON

    Progression of damage in ash dieback

    R. KEHR

    Ash dieback – the concept of management for the street trees in the state of Hessen

    V. SCHLIA

    Bees and trees – ecological aspects for the selection of tree species

    K. KÖRBER

    4 Short scientific communications

    Experimental Validation of the Wind Load Analysis in Static Load Tests

    D. ESCHE, P. SCHUMACHER, A. DETTER, S. RUSt

    Genetic variability as strategy for sustainable urban tree management

    D. KRABEL

    Biological hazards and prevention in professional tree care

    A. RIETHMÜLLER

    Application of optical markers for pulling tests

    S. RUST, K. WIEGMANN

    Harmful insects on ash tree (Fraxinus excelsior L.)

    O. SCHMIDT

    Application of molecular markers for identification of species and origin of trees and wood

    H. SCHROEDER, B. DEGEN

    The oak lace bug Corythucha arcuata (Hemiptera: Tingidae), a new pest on oak species in Europe

    T. SCHRÖDER, B. HOPPE

    Implementation of import regulations for wood packaging from third-party states for Asian Longhorned Beetle (ALB) in Germany

    R. SCHWARZ

    Assessment of harmful soil compaction during tree inspection

    K. WELTECKE, J. BENK, M. MÜLLER-INKMANN, M. STRECKENBACH

    5 Associations and Research Institutes

    Institutes, research and teaching

    Professional associations

    Other organisations and associations

    Plant protection services

    6 Address register for tree care

    Reference for use

    6.1 Tree care companies

    6.2 Experts

    6.3 Products and services

    Index of advertisers

    7 Overall Index 1997–2018

    Reference for use

    Register of authors

    Register of catchwords

    Baum des Jahres 2018:

    die Ess-Kastanie (Castanea sativa)

    – Ihr Charakter: Eigenschaften und Besonderheiten

    Tree of the year 2018: Sweet Chestnut (Castanea sativa) – its character, features and special characteristics

    von Andreas Roloff

    Zusammenfassung

    Keine andere unserer häufigeren Baumarten hat solche Blätter: bis 25 cm lang und glänzend, am Rand mit vielen groben Grannenzähnen. Dadurch ist die Ess-Kastanie, auch Edel-Kastanie genannt, etwas Besonderes. Die Bäume können sehr groß werden mit einer breiten Krone (Abbildung 1). Am Stamm fällt bei der eindrucksvollen tiefrissigen Netzborke meist starker Drehwuchs auf. Zudem kennt wohl jeder die attraktiven Maronenfrüchte, die am Baum von einem klettenartigen Fruchtbecher umhüllt sind. Und die Lebenserwartung von über 1.000 Jahren ist ebenfalls beeindruckend – so gibt es sehr alte Baumskulpturen dieser Baumart in Europa, die stattliche Stammumfänge von etwa 20 m erreichen.

    Summary

    Sweet Chestnut (Castanea sativa), also known as the Noble Chestnut, is special because of its extraordinary leaves which are up to 25 cm long, glossy, with a coarse, dentate margin. No other common indigenous tree species has similar leaves. The trees can grow very tall, with a wide crown. Often the trunk with its impressive net-like bark structure shows a strong spiral growth. Everybody knows the fruit, which on the tree is enclosed by a prickly cupule. Sweet Chestnut has an impressive life expectancy of more than 1.000 years. In Europe, there are ancient trees with a sculptural shape and a tremendous girth of about 20 m.

    1 Charakteristika und Erkennungsmerkmale

    Der dickste Baum Europas dürfte eine Ess-Kastanie am Ätna auf Sizilien sein, mit sagenhaften 22 m Stammumfang (Abbildung 2). Und dies ist nur einer von drei starken Stämmen dieser Baumart, die direkt beieinander stehen. Wenn diese Stämme zu einem Baum gehören, der zerfallen ist (was untersucht und bestätigt worden ist), hätte dieser sogar einen Umfang von 58 m und wäre damit der dickste Baum der Welt. Er ist auch unter dem Namen „Kastanie der 100 Pferde" bekannt, da 100 Pferde unter seiner Krone Platz finden können. Ess-Kastanien können hierzulande Stammumfänge von 5–7 m erreichen (selten 8–9 m), nach der Champion Trees-Datenbank (www.championtrees.de) steht Deutschlands dickster Baum im Karlsruher Schlossgarten mit 9,70 m Stammumfang. In England gibt es sogar Exemplare mit 17 m Stammumfang. Alte Bäume entwickeln breite Kronen. Ihr Höchstalter beträgt 400–500 Jahre (selten über 1.000 Jahre), die maximale Baumhöhe ist 25 m (selten auch über 30 m). In höherem Alter treiben die Bäume vermehrt aus dem Stammfuß wieder aus und können so zu eindrucksvollen Baumskulpturen werden (wenn man sie lässt), deren Alter dann schwierig anzugeben ist. Durch diesen Wiederaustrieb kann das Lebensalter theoretisch deutlich über 1.000 Jahre erreichen, so auch bei dem Baum am Ätna.

    Der Stamm der Ess-Kastanie ist eigentlich immer drehwüchsig, d. h. er ist entlang der Längsachse verdreht, was man im Rindenbild seiner z. T. tief gefurchten Netzborke erkennt. Dabei handelt es sich um Linksdrehwuchs, d.h. eine Drehung mit der Sonnenwanderung (von rechts unten nach links oben, Abbildung 3). Möglicherweise liegt darin auch ein Teil der Erklärung, sicher spielt dabei aber auch Genetik eine Rolle.

    Abbildung 1: Schöner Altbaumsolitär der Ess-Kastanie (Sussex, GB)

    Da die Ess-Kastanie auch nach Absägen sehr gut immer wieder aus dem Stock austreibt, wurde sie früher (z. T. heute noch, z. B. in Italien) im Niederwald genutzt – eine Bewirtschaftungsform, bei der die Bäume alle 20–30 Jahre auf den Stock gesetzt werden, um die Austriebe als Brennholz zu nutzen (dann müssen sie aufgrund der geringen Durchmesser nicht mühsam gespalten werden). Beim Niederwaldbetrieb werden Baumarten immer häufiger, die gut und schnell aus dem Stock wieder austreiben, wie eben z. B. die Ess-Kastanie.

    Die bis zu 25 cm langen Blätter sehen durch ihre glänzende Oberfläche und die markante Zähnung am Blattrand attraktiv aus. Bei genauem Hinsehen erkennt man eine wechselnde Blattstellung: An senkrecht wachsenden Wipfeltrieben ist sie schraubig, an waagerechten Seitenzweigen hingegen oft zweizeilig. Letzteres ist als Anpassung an Schatten zu interpretieren, wie bei Linde, Hainbuche und Rot-Buche. Die Herbstfärbung ist hellgelb bis in den November.

    Die cremeweißen Blütenstände erscheinen erst ab einem Alter von etwa 30 Jahren im Juni und färben die Kronen dann auffällig hell (Abbildung 4). Daran erkennt man um diese Zeit schon von weitem, wo sich Ess-Kastanien befinden, und man riecht es auch (etwas ranzig). Die Blütenstände tragen nur an der Basis weibliche Blüten, im längeren oberen Bereich dagegen nur männliche. Demzufolge entwickeln sich die Maronenfrüchte immer nur am unteren Ende und die Achse muss nicht übermäßig verstärkt werden (ähnlich der Rosskastanie). Sehr viele Insektenarten sind für die Bestäubung zuständig, auch Bienen. Maronenhonig ist auffallend dunkel bernsteinfarben und etwas herb im Geschmack. Windbestäubung ist ebenfalls möglich.

    Abbildung 2: „Kastanie der 100 Pferde" mit einem Stammumfang von 22 m (Foto: MANDY GLÄßER)

    Abbildung 3: Extremer Drehwuchs am Stammfuß eines Altbaumes

    Abbildung 4: Zur Blütezeit Ende Juni auffallend helle Krone

    Abbildung 5: Attraktive, große, glänzende, gezähnte Blätter und auffällige Maronenfrüchte

    Die Maronen sind Nussfrüchte und befinden sich meist zu dritt in einem klettenähnlichen stachligen Fruchtbecher (Abbildung 5), der zur Reifezeit zusammen mit den Nüssen herabfällt. Er gehört nicht zur Blüte, genauso wie bei Buchen und Eichen. Bei den Maronenfrüchten ist interessant, wie unterschiedlich sie von Baum zu Baum schmecken (Süße, Bitterkeit, Milde). Kenner wissen das und sammeln nur unter bestimmten Bäumen, denn die Unterschiede zwischen den Bäumen bleiben über die Jahre erhalten.

    Kurze Zeit entwickelt die Baumart eine Pfahlwurzel, dann bald ein Herzwurzelsystem.

    Ess-Kastanien sind nicht mit den Rosskastanien verwandt. Denn es handelt sich um ganz verschiedene Fruchttypen und Familien: Die Marone gehört wegen ihres Fruchtbechers zusammen mit Eichen und Buchen zu den Buchengewächsen (Fagaceae), die Rosskastanie hingegen mit Kapselfrüchten zu den Seifenbaumgewächsen (Sapindaceae). Sie wird daher ohne Trennstrich geschrieben, da dies der Gattungsname ist (Aesculus), während der Name Ess-Kastanie einen Trennstrich enthält, da ihr Gattungsname Kastanie ist (Castanea).

    2  Vorkommen und Ökologie

    Das natürliche Areal der Ess-Kastanie lässt sich aufgrund ihrer mehr als 2.000-jährigen menschlichen Verbreitung und Pflanzung in Europa schwer rekonstruieren. Schon zur Römerzeit wurde sie für Rebstöcke und wegen ihrer Früchte außerhalb des Areals angebaut und wird dafür auch heute noch genutzt. Die Ess-Kastanie ist aufgrund ihrer langen Einbürgerungsgeschichte nach gültiger Definition eine einheimische Baumart. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet war der europäische Mittelmeerraum und Vorderasien. Regelmäßige Fruktifikation mit reifen Früchten kommt südlich einer Linie Krakau–Dresden–London vor, nördlich davon nur unregelmäßig in wärmeren Sommern und dies in Zukunft dann wohl häufiger. Auch in Südschweden klappt es ab und zu.

    Abbildung 6: Hausbaum Ess-Kastanie mit markantem Stamm in großem Garten

    Die Ess-Kastanie ist eine Übergangsbaumart (zwischen Pionier- und Klimaxbaumarten): Sie ist zunächst schattentolerant, benötigt dann aber bald viel Licht. Mit ihrer Herkunft aus dem Mittelmeerraum ist erklärbar, dass sie mit heißen trockenen Sommern gut zurechtkommt und bei uns vom Klimawandel profitieren wird. Die größten Ess-Kastanienbestände in unserem Land gibt es in Südwestdeutschland im Oberrhein graben, früher waren es meist Niederwälder. Der größte Ess-Kastanienwald Europas wächst im Schweizer Kanton Graubünden an der Grenze zu Italien und heißt Brentan.

    Lediglich mit pH-Werten über 7 hat die Baumart in der Stadt Probleme, was wichtig zu beachten ist. Weiteres zu den Standortansprüchen und zur Verwendung in der Stadt findet sich im Beitrag des Autors zu 1.000-jährigen Baumarten in diesem Jahrbuch (S. 129– 132).

    3  Nutzung, Verwendung, Heilkunde und Mythologie

    Das Holz ist ringporig, mit gelblich- bis dunkelbraunem Kern, und dem Holz der Eiche zum Verwechseln ähnlich. Unterscheiden lassen sich die beiden Holzarten anhand der auffällig breiten Holzstrahlen, die dem Edel-Kastanienholz fehlen. Die Holzverwendung der Baumart erfolgt als Nutzholz ähnlich wie bei der Eiche sowie im Weinbau für Rebstöcke und Zaunlatten, ansonsten für Brennholz, seltener als Bau- und Möbelholz sowie für Gebrauchsgegenstände. Holz und Rinde sind sehr gerbstoffhaltig, ähnlich den Eichen.

    Bei der Nutzung sind an allererster Stelle die Früchte zu nennen – es gibt mehr als zehn Bücher darüber, was man alles damit und daraus machen kann (z. B. SCHILLINGS et al. 2011): Suppen, Bratenfüllungen (gehört in jede Martinsgans), Süßspeisen, Brotaufstriche, Torten, Brot oder einfach „heiße Maronis. Die Maronen waren ursprünglich sehr klein und fast ungenießbar, sind dann über Jahrtausende zu größeren und schmackhafteren Früchten gezüchtet worden. Bei Äpfeln und Birnen ist dasselbe allgemein bekannt und selbstverständlich, bei den Maronen denkt man darüber nicht nach. Sie waren bis ins 17. Jahrhundert in wärmebegünstigten Regionen ein Volksnahrungsmittel: „Ein Baum pro Kopf war das Motto. In Notzeiten mit Missernten in der Landwirtschaft halfen Maronen beim Überbrücken von Hungerperioden.

    Aufgrund ihrer Robustheit, ihrer Früchte und des besonderen Aussehens ist die Ess-Kastanie auch ein beliebter Stadtbaum, vor allem in Parkanlagen, großen Gärten und an Gutshäusern (Abbildung 6). Dabei ist zu beachten, dass die Bäume sehr große Kronen entwickeln. Das Sammeln der Früchte im Herbst ist eine attraktive Familienbeschäftigung.

    Ess-Kastanien gelten in der Heilkunde als eine der bedeutendsten Baumarten. Neben den Früchten werden auch die Blätter für medizinische Zwecke (Hustensaft) genutzt, fast jeder Teil des Baumes ist zu Heilzwecken verwendbar.

    In der Mythologie hat die Ess-Kastanie keine besondere eigene Bedeutung. Oft ist auch nicht ganz klar, welche der beiden Kastanien gemeint ist, und das meiste zur Marone spielte sich in Südeuropa ab. Die alten Griechen verehrten sie und weihten sie Zeus. Sie steht für weise Voraussicht, Tröstung und Rettung aus Verzweiflung. Der Spruch „Für jemanden die Kastanien aus dem Feuer holen" bezieht sich auf die Marone.

    Literatur

    BARTELS, H., 1993: Gehölzkunde. Ulmer Verlag, Stuttgart, 336 S.

    BERK, V. D., 2015: Bäume. Lecturis BV, Leiden.

    BOTTACCI, A., 1998: Castanea sativa – Eßkastanie, Edelkastanie. Enzyklopädie der Holzgewächse 14: 1–9.

    CITREE, 2015: Planungsdatenbank Gehölze für urbane Räume. www.tu-dresden.de/forstbotanik [Zugriff: 1.12.2017].

    HEGI, G., 1981: Castanea sativa. Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Bd. III, Teil 1, 212–219, Parey Verlag, Berlin/Hamburg.

    LAUDERT, D., 2009: Mythos Baum. 7. Aufl. BLV, München, 256 S.

    ROLOFF, A., 2013: Bäume in der Stadt. Ulmer Verlag, Stuttgart, 256 S.

    ROLOFF, A., 2017: Der Charakter unserer Bäume – ihre Eigenschaften und Besonderheiten. Ulmer, Stuttgart, 256 S.

    ROLOFF, A.; BÄRTELS, A., 2018: Flora der Gehölze – Bestimmung, Eigenschaften, Verwendung. 5. Aufl. Ulmer Verlag, Stuttgart, 912 S.

    ROLOFF, A.; KORN, S.; GILLNER, S., 2009: The Climate Species-Matrix to select tree species for urban habitats considering climate change. Urb. For. & Urb. Greening 8, 295–308.

    ROLOFF, A.; GILLNER, S., 2013: Klimawandel und Stadtbaumarten. In: ROLOFF, A.: Bäume in der Stadt. Ulmer Verlag, Stuttgart, 168–186.

    SCHILLINGS, R.; PUDENZ, A.; BRIOUDE, C., 2011: Kastanie – Ungekrönte Königin der Küche. 99pages Verlag, Hamburg, 104 S.

    SPRUTE, F. J., 1987: Über einen Edelkastanienbestand im Moseltal. Forst- und Holzwirt 42, 408–411.

    STRASSMANN, R., 2015: Baumheilkunde. Freya Verlag, Linz, 440 S.

    WOODROOF, J. G., 1963: Storing and handling chestnuts. North. Nut Growers Assoc. Ann. Rep. 54, 38–40.

    www.championtrees.de: Rekordbäume. Dt. Dendrol. Ges. [1.12.2017]

    Autor

    Prof. Dr. Andreas Roloff leitet das Institut für Forstbotanik und Forstzoologie sowie den Forstbotanischen Garten der TU Dresden in Tharandt, ist Inhaber des Lehrstuhls für Forstbotanik und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Fragen der Baumbiologie, Gehölzverwendung und Baumpflege. Er ist Fachreferent für Parks, Gärten und städtisches Grün im Rat der Dt. Dendrologischen Gesellschaft und gibt federführend die Enzyklopädie der Holzgewächse heraus.

    Prof. Dr. Andreas Roloff

    Institut für Forstbotanik

    und Forstzoologie

    Pienner Str. 7

    01737 Tharandt

    Tel. (035203) 3 83 12 02

    roloff@forst.tu-dresden.de

    1 Naturschutz und Baumpflege

    StadtGrün naturnah: Kommunale Praxisbeispiele für die Baum- und Gehölzpflege

    Ecological Urban Green: Tree and bush care line with nature

    von Robert Spreter

    Zusammenfassung

    Bäume und Sträucher als Hotspots der biologischen Vielfalt in der Stadt brauchen entsprechende Pflege und Förderung durch die städtischen Grünflächenämter. Alt- und Biotopbäumen kommt dabei für die Artenvielfalt eine besondere Bedeutung zu. Wie die Förderung dieser Bäume gelingen kann, zeigt das Projekt Eichensicherung aus Karlsruhe. Die Möglichkeit, mit Wildhecken die Biodiversität einer Stadt zu steigern, demonstriert ein Praxisprojekt aus Bad Saulgau. Im Rahmen des Labels „StadtGrün naturnah können Kommunen eine Auszeichnung für ihr Handeln im ökologischen Grünflächenmanagement und eine naturnahe Baum- und Strauchpflege erhalten. Das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt und seine 128 Mitgliedskommunen bilden ein Netzwerk, in dem sich Aktive im Bereich des ökologischen Grünflächenmanagements zusammenschließen.

    Summary

    Municipal green space departments need to care and promote the development of trees and bushes – the hotspots of biological diversity in cities. Old trees and habitat trees are of particular importance for biodiversity. A successful example for the promotion of trees is the project protecting oak trees in Karlsruhe. A project from Bad Saulgau demonstrates how wild hedges can increase urban biodiversity. The new label StadtGrün naturnah gives municipalities the possibility to receive an award for implementing an ecological green space management and ecological tree and bush care. The alliance Kommunen für biologische Vielfalt and its 126 member municipalities form a network that brings together activists in the field of ecological green space management.

    1 Einleitung

    Urbane Grünflächen wie Parks, Gärten, Gewässer, Stadtwälder oder Brachflächen mit ihrer Vielfalt an Nutzungsarten und -intensitäten bilden ein buntes Mosaik unterschiedlichster Lebensräume und somit beste Voraussetzungen für großen Artenreichtum (WERNER & ZAHNER 2009). Außerdem tragen sie zur Lebensqualität der Menschen bei und ermöglichen wertvolle Naturerfahrungen im unmittelbaren Arbeits- und Wohnumfeld (KOWARIK et al. 2016). Bäume und Sträucher sind dabei wichtige Gestaltungselemente, aber auch vielfältige Orte der biologischen Vielfalt im Siedlungsbereich. Für die Menschen bilden sie oft wichtige Orientierungspunkte in der Stadt und bieten Möglichkeiten der Erholung, der Begegnung mit der heimischen Natur und für Naturerlebnisse, was besonders für Kinder wichtig ist. Deshalb sind der Erhalt und die Förderung einheimischer Bäume und Sträucher in der Stadt ein Anliegen des Naturschutzes, aber auch vieler Bewohnerinnen und Bewohner der Städte.

    Mit dem Label „StadtGrün naturnah" sollen Kommunen bei der Einführung und Verbesserung ihres ökologischen Grünflächenmanagements unterstützt werden, wozu auch die naturnahe Baum- und Strauchpflege zählt. Bäume, Hecken und Sträucher bilden ein wesentliches Gestaltungselement urbaner Grünflächen (Abbildung 1). Sie bieten einen Lebensraum für verschiedenste Tierarten und leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt (Kommunen für biologische Vielfalt e.V. 2017). Doch nicht nur das: Sie entfalten viele weitere positive Wirkungen in der Stadt. Bäume fördern die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen, verbessern das Stadtklima und filtern Stäube und Schadstoffe aus der Luft (KOWARIK et al. 2016). Als grüne Zäune dienen Hecken und Sträucher als Sicht- und Windschutz, begrenzen Flächen und bieten heimischen Tierarten Nistplatzgelegenheiten und Nahrung.

    Abbildung 1: Blühende Obstbäume in Osnabrück sorgen für frühlingshafte Naturaspekte mitten in der Stadt (Foto: Stadt Osnabrück).

    Der städtische Baum- und Strauchbestand entwickelt seine förderliche Wirkung auf die Artenvielfalt am besten unter der Bedingung einer naturnahen Pflege; diese ist in Kommunen jedoch oft durch schwierige Standortverhältnisse und – im Falle der Baumpflege – durch rechtliche Vorgaben der Verkehrssicherheit eingeschränkt (BAUMGARTEN et al. 2012). Dies gilt natürlich insbesondere für die innerstädtischen Bereiche, in denen ein Großteil der Flächen versiegelt ist und wo sich viele Menschen aufhalten. Umso weiter am Rand der Stadt oder des Parks die jeweilige Fläche gelegen ist, desto größer werden i.d.R. die Handlungsspielräume. Im Folgenden soll ein Überblick über die verschiedenen Handlungsoptionen im Bereich der naturnahen Baum- und Strauchpflege vermittelt werden.

    2 Baumpflege: Baumbestand erhalten und fördern

    Im Sinne der biologischen Vielfalt hat der Erhalt und die Erweiterung des Baumbestandes in der Stadt oberste Priorität. Daher sollte der Grundstein für ein gesundes und langfristiges Gedeihen der Stadtbäume immer schon bei der Baumpflanzung gelegt werden. Hier spielen die Auswahl von einer für den Standort geeigneten Baumart sowie die Bereitstellung eines ausreichenden Wurzel- und Standraumes eine entscheidende Rolle. In der Realität können diese Voraussetzungen in der Stadt aber häufig nur schwer eingehalten werden. Daher ist es umso wichtiger, den bereits bestehenden Baumbestand fachgerecht und kontinuierlich zu pflegen.

    Nicht nur durch Pflege, sondern auch durch Baumschutzsatzungen können Kommunen dazu beitragen, dass Bäume langfristig geschützt und erhalten bleiben. In diesen können weitreichende Vorgaben zum Baumschutz formuliert werden, die über die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes und landesrechtlicher Regelungen hinausgehen. Eine besondere Herausforderung für die Stadt ist der Vollzug der Satzung, wenn die Bäume störend für Anlieger sind. In Einzelfällen kann es auch vorkommen, dass Besitzer Bäume fällen, bevor sie die entsprechende Größe erreichen, um durch die Satzung geschützt zu werden. Bei besonderen Stadtbäumen besteht für Kommunen darüber hinaus die Möglichkeit, Einzelbäume als Naturdenkmale unter Schutz zu stellen.

    2.1  Heimische Baumarten verwenden

    Die Verwendung heimischer Baumarten trägt am besten zur Förderung der biologischen Vielfalt bei, denn viele unserer Tier- und Insektenarten haben sich im Laufe ihrer Entwicklung auf die heimischen Bäume spezialisiert. Insbesondere Arten wie Salweide, Linde, Vogelkirsche oder Eiche bieten der heimischen Tierwelt reichlich Nahrung und Lebensraum. Eine Eiche bietet beispielsweise Nahrung für ca. 500 Insektenarten, während ein Ginkgo nur etwa zehn Insektenarten Lebensraum bietet (GLOOR 2015). Im Gegensatz zur freien Natur sind die Bäume in der Stadt, insbesondere jene an Straßen oder Plätzen, aber häufig starken Widrigkeiten wie einer hohen Schadstoffbelastung oder extremer Trockenheit und Hitze ausgesetzt. Da die Mehrheit unserer heimischen Baumarten an ausgeglichene Feuchtigkeitsverhältnisse angepasst ist, halten sie diesen innerstädtischen Bedingungen oft nur schlecht stand. Daher kann es notwendig werden, auf gebietsfremde Arten aus trockeneren Klimaten zurückzugreifen. Empfehlungen zu Baumarten, die für die besonderen Bedingungen in der Stadt geeignet sind, können der Straßenbaumliste der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz e.V. (GALK) entnommen werden. Das bayerische Netzwerk Klimabäume bietet ebenfalls Listen hitzeresistenter Bäume an.

    2.2  Alt- und Biotopbäume erhalten

    Alt- und Biotopbäume sind Bäume, die besondere Lebensräume (Biotope) für andere Lebewesen anbieten. Hierbei handelt es sich oft um sehr alte, zum Teil auch bereits absterbende oder tote Bäume. Sie bilden für die Tierwelt wertvolle Strukturen wie z. B. Baumhöhlen oder Totholz. Aufgrund ihrer Seltenheit und Gefährdung sind viele baumhöhlenbewohnende Arten nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Gleiches gilt auch für den Biotopbaum als Fortpflanzungs- und Ruhestätte, der die geschützten Arten beherbergt. Indessen unterliegen Biotopbäume durch die Verkehrssicherungspflicht auch einer besonders restriktiven Pflege, um das Risiko lebensgefährdender Stamm- und Astbrüche zu verringern. Aus Angst vor Personen- oder Sachschäden fallen die für den Naturschutz sehr wertvollen Biotopbäume häufig vorschnell der Verkehrssicherung zum Opfer, ohne dass die Möglichkeiten zum Erhalt der Bäume voll ausgeschöpft werden.

    Mit einer vorausschauenden Baumkontrolle und -pflege lassen sich die Konflikte zwischen Artenschutz und Verkehrssicherung jedoch häufig umgehen (DIETZ et al. 2015). Um frühzeitig erkennen zu können, ob ein Baum artenschutzrechtlich relevant ist, müssen die betreffenden Fachkräfte über einen guten Einblick in die rechtlichen Bestimmungen sowie eine umfangreiche Kenntnis baumbewohnender Arten, ihrer Lebensstätten sowie der Erkennungsmerkmale von besiedelten Höhlenbäumen verfügen (DIETZ et al. 2015). Idealerweise berücksichtigt bereits die Baumkontrolle artenschutzrechtliche Belange im Prüfprotokoll. Es empfiehlt sich, etwaige Lebensräume besonders geschützter Arten wie z. B. Baumhöhlen zu kartieren und zu markieren. Durch die Markierung und Erfassung in einem digitalen Baumkataster können Höhlenbäume schneller als solche erkannt und entsprechend geschützt werden. Dies erleichtert die Entwicklung alternativer Maßnahmen, die im Optimalfall sowohl den Erhalt des Baumes als auch die Verkehrssicherheit garantieren (DIETZ et al. 2013, 2015).

    Konflikte können zum Beispiel durch eine Änderung von Wegeführungen in Parks und städtischen Wäldern vermieden werden, wie das Wegekonzept für den Riederwald, ein etwa 30 Hektar großer laubholzreicher Mischwald mitten in Frankfurt am Main, zeigt. Der Riederwald ist für die anwohnenden Menschen ein wichtiger Naherholungsraum. Im Zuge dieser Nutzung war ein dichtes Wegenetz entstanden, das als Beitrag zum Artenschutz reduziert wurde. Die Verpflichtung zur Verkehrssicherung der überzähligen Wege hätte zur Fällung eines Großteils der kartierten Höhlenbäume geführt, die oft als nicht mehr verkehrssicher einzustufen waren. Es wurden mehrere kleine Wege mit Baumstämmen und Sträuchern gesperrt, um die wertvollen Höhlenbäume erhalten zu können und zugleich die Gefahr von Verletzungen durch Stamm- oder Astbrüche für Spaziergänger zu reduzieren. Die verbliebenen Wege wurden saniert, Bänke größtenteils erneuert und Zugänge zum Riederwald durch Sitzmauern als Treffpunkte aufgewertet (Grünflächenamt Frankfurt am Main 2018).

    Besteht eine akute Verkehrsgefährdung durch Biotopbäume, kann auch der Gefahrenbereich zwischenzeitlich oder dauerhaft abgesperrt werden. Gerade in Parkanlagen oder anderen größeren städtischen Grünräumen ist ggf. eine temporäre Absperrung einzelner Bäume eine Möglichkeit, um auf das Brüten von Vögeln Rücksicht zu nehmen oder Sommerquartiere von Fledermäusen zu erhalten (DIETZ et al. 2015). Auch baumpflegerische Sicherungsmaßnahmen wie das Einkürzen von Kronenteilen oder eine Sicherung durch Erdanker und Stützen kann die ökologisch besonders wertvollen Alt- und Biotopbäume häufig noch über Jahre sichern. Ein bereits toter Baum kann ggf. als Torso auf der Fläche verbleiben und totholzbewohnenden Insekten einen Lebensraum bieten (DIETZ et al. 2015).

    2.3  Praxisbeispiel: Das Projekt Eichensicherung in Karlsruhe

    Karlsruhe ist eine junge Stadt, die vor rund 300 Jahren inmitten eines ausgedehnten Waldes erbaut wurde. Daher besitzt die Stadt noch zahlreiche alte Eichen, die seit Jahrzehnten von der Forstverwaltung und dem Gartenbauamt intensiv betreut und gepflegt werden. Sie sind nicht nur prägend für das Stadtbild, sondern auch wichtige Lebensräume für zahlreiche Tierarten. Dazu zählen bspw. etwa 400 heimische Schmetterlingsarten, die direkt oder indirekt von den Eichen leben, oder bedrohte, wärmeliebende Käferarten wie der europaweit geschützte Heldbock. Das Projekt Eichensicherung hat zum Ziel, die nach ihrer auffälligen Charakterart benannten „Heldbockeichen langfristig zu erhalten. Dazu wurden viele Bäume als Naturdenkmale ausgewiesen. Privatpersonen, auf deren Grundstück eine „Heldbockeiche steht, können zur Sicherung und Pflege des Baumes einen erheblichen Zuschuss erhalten. Oft sind jedoch Eingriffe an den wertvollen Eichen notwendig, um der Verkehrssicherungspflicht gerecht zu werden. In Karlsruhe werden Rückschnitte gezielt und unter größtmöglicher Rücksichtnahme auf die seltenen Bewohner durchgeführt. Zum Teil wurden Stahlstützen an den Bäumen angebracht, um eine Gefährdung von Verkehrsteilnehmern und Passanten zu verhindern (Abbildung 2). Die Eichensicherung wird von einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit begleitet. So finden zum Beispiel Führungen statt, die den nachtaktiven Heldbock thematisieren und den Nutzen der Pflegemaßnahmen vermitteln. All dies trägt dazu bei, dass Karlsruhe unter Fachleuten mittlerweile als „Heldbockhauptstadt" bekannt ist. Ganz nebenbei profitieren zahlreiche andere Tiere, wie z. B. der gefährdete Mittelspecht, da er in den Alteichen ein reichhaltiges Nahrungsangebot vorfindet.

    Abbildung 2: Ein wertvoller Biotopbaum wird in Karlsruhe gesichert (Foto: HELMUT KERN).

    3 Strauchpflege: Gestaltungsspielräume bei Formhecken

    Aufgrund von Platzmangel und aus ästhetischen Gründen werden Hecken in der Stadt häufig regelmäßig geschnitten und als sog. Formhecken einfach strukturiert. Gerne werden nicht-heimische Ziergehölze wie Thujen oder Kirschlorbeer verwendet, was den Wert von Formhecken als Nahrungsquelle und Lebensraum für Tiere schmälert. Vorteilhafter ist die Verwendung heimischer Arten wie bspw. des Gewöhnlichen Ligusters, der Hainbuche oder des Weißdorns. Aus Rücksicht auf Freibrüter wie Zaunkönig oder Heckenbraunelle sollten die Form- und Pflegeschnitte nach der Brutzeit durchgeführt werden. So fallen die gut versteckten Vogelnester nicht Nesträubern wie Katzen oder Mardern zum Opfer. Wird das Laub der Hecke in ihrem Umfeld belassen, sorgt es als natürlicher Dünger für ein gesundes Wachstum der Hecke, schützt den Boden vor Verdunstung und Frost und bietet zahlreichen bodenbewohnenden Insekten Schutz und Nahrung.

    3.1  Freiwachsende Sträucher erhalten und entwickeln

    Freiwachsende Strauchpflanzungen mit heimischen Wildsträuchern und dichtem Gebüsch sind mit ihrer Fülle von Blüten, Früchten und Versteckmöglichkeiten von besonderem Wert für die Tiere in der Stadt. Auf größeren öffentlichen Grünflächen und an Einrichtungen wie Kindergärten, Schulhöfen und Spielplätzen bietet es sich an, arten- und strukturreiche Hecken gezielt zu entwickeln. Auf steilen und größeren Böschungen eignen sich Gebüschgruppen als ökologisch wertvolle und pflegeleichte Alternativen zur sonst häufigen Gestaltung mit monotonem gemulchten Rasen oder Bodendeckern. Durch die je nach Jahreszeit unterschiedliche Blüte, Laubfärbung und den Fruchtbehang der Sträucher gibt es das ganze Jahr über viel Schönes zu sehen.

    3.2  Mit Rücksicht auf Tiere pflegen

    Auch die freiwachsende, naturnahe Hecke kommt nicht ohne gelegentliche Pflege aus. Damit aus der Hecke keine Baumreihe wird, müssen zu groß gewordene Gehölze zurückgeschnitten werden. Mitunter kann es notwendig werden, die Sträucher mit einem radikalen Rückschnitt „auf den Stock" zu setzen, um einen schönen und stabilen Wuchs zu fördern. Dabei gilt die gesetzliche Schnittzeitenregelung aus § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes, die ein Abschneiden oder Auf-den-Stock-Setzen zwischen dem 1. März und 30. September verbietet. Beim Rückschnitt sollte immer gestaffelt vorgegangen und nur einzelne Abschnitte ausgelichtet oder auf den Stock gesetzt werden, damit die Tiere nicht plötzlich ihren gesamten Lebensraum verlieren.

    3.3  Strukturelemente ergänzen

    Das größte ökologische Potenzial entfalten Hecken dann, wenn ihnen ein arten- und blütenreicher Saum vorgelagert wird, der nur ein- bis zweimal im Jahr und abschnittsweise gemäht wird. Auch kleinteiligere Strukturen wie Haufen aus Ästen oder Laub schaffen wichtige Lebensräume, z. B. als Überwinterungsquartiere für Igel und Mäuse. Totholz in jeglicher Form – sei es als Reisig unter Formhecken oder als Baumstumpf in naturnahen Hecken – fördert unzählige Insekten wie Wildbienen, Wespen oder Ameisen.

    3.4  Praxisbeispiel: Wildhecken in Bad Saulgaus Innenstadt

    In Bad Saulgau in Oberschwaben hat man bereits vor über 20 Jahren mit der Umstellung auf eine naturnahe Pflege des öffentlichen Grüns begonnen. Die Stadt hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten und zeigt als „Landeshauptstadt der Biodiversität", wie ökologisches Grünflächenmanagement in einer Kommune gelingen kann. Neben artenreichen Wiesen und dauerhaften Staudenpflanzungen setzt Bad Saulgau schwerpunktmäßig bei den Hecken und Gehölzen auf eine naturnahe Gestaltung (Abbildung 3). Fast in der gesamten Stadt ergänzen heute heimische Sträucher und Wildrosen das öffentliche Grün. Sind die Pflanzbeete klein, werden darin neben heimischen Stauden gerne einzelne Solitärsträucher wie z. B. die Felsenbirne gepflanzt. Wo es mehr Platz für Sträucher gibt, setzt die Stadt auf Hecken aus Wildsträuchern anstatt der sonst üblichen Formhecken. Sie sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern stehen auch bei den Insekten, Vögeln und Säugetieren hoch im Kurs. Mitten in der Stadt wachsen daher um Parkplätze zahlreiche verschiedene Wildrosenarten wie z.B. Hundsrose, Klein-blütige Rose oder Kriechrose (Abbildung 4). Auch bei der Gestaltung des Geländes ihrer Grundschule greift die Stadt mit Arten wie Kornelkirsche, Waldhasel, Schlehe oder Wolliger Schneeball auf heimische Sträucher zurück. Eine 200 Meter lange Wildhecke säumt das Grundstück und auf den Freiflächen wachsen seit kurzem Strauchgruppen, die sich mit der Zeit zu strukturreichen Gebüschen entwickeln sollen. Die städtischen Sport- und Spielplätze wurden ebenfalls mit Wildstrauchhecken eingefriedet. Aufgrund des größeren Platzangebots wurde hier ein breiter Gehölzstreifen angelegt, der sich ganz nach natürlichem Vorbild zu einer strukturreichen Wildhecke entwickeln soll.

    Abbildung 3: Blühende Gehölzsäume in Bad Saulgau (Foto: Stadt Bad Saulgau)

    Abbildung 4: Wildrosen (Rosa rubiginosa) an einem Bad Saulgauer Parkplatz (Foto: Stadt Bad Saulgau)

    Grundsätzlich wird in Bad Saulgau darauf geachtet, ein möglichst breites Artenspektrum bei den Strauch- und Gehölzpflanzungen zu verwenden. Damit beugt die Stadt krankheits- oder schädlingsbedingten Ausfällen vor und schafft Lebensräume für möglichst viele verschiedene Tierarten. Zu diesem Zweck hat die Stadt die „Bad Saulgauer Liste einheimischer Gehölze" entwickelt, die als Grundlage für die Artenwahl von Bäumen und Sträuchern dient. Sie steht den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt frei zur Verfügung und soll Anregungen bei Hausbau und Gartengestaltung geben. Wie letzteres aussehen kann, zeigt ein eigens dafür angelegter Heckenschaugarten in der Stadt, der Interessierte über die Vielfalt und Bedeutung heimischer Gehölze informiert.

    4 Das Label „StadtGrün naturnah"

    Kommunen, die sich im Bereich der naturnahen Baum- und Strauchpflege engagieren wollen oder dies bereits tun, können sich für das neue Label „Stadt-Grün naturnah" bewerben. Es soll dazu beitragen, ökologische Standards für die Bewirtschaftung öffentlicher Grünflächen bundesweit zu etablieren und die biologische Vielfalt in Städten und Gemeinden zu erhöhen. Das Label (Abbildung 5) zeichnet vorbildliches Engagement in Sachen naturnahe Grünflächengestaltung und -pflege aus und macht dieses bundesweit sichtbar. Begleitet wird das Labeling-Verfahren durch eine intensive Öffentlichkeitskampagne, die Bürgerinnen und Bürger einbinden und für mehr Akzeptanz werben soll.

    Abbildung 5: Label „StadtGrün naturnah"

    4.1  Gold, Silber, Bronze – Die Label-Vergabe

    Das Label wird in drei unterschiedlichen Kategorien in Gold, Silber und Bronze vergeben, wobei auch bereits geleistete Maßnahmen sowie konkrete Planungen berücksichtigt werden. Durch die Vergabe des Labels in unterschiedlichen Qualitätsstufen möchte das Projektteam auch für Kommunen Anreize zur Teilnahme setzen, die noch ganz am Anfang in Sachen ökologisches Grünflächenmanagement stehen. Die oben genannten Handlungsoptionen im Bereich der naturnahen Baum- und Strauchpflege orientieren sich an den Grundsätzen, die bei der Vergabe des Labels „Stadt-Grün naturnah" berücksichtigt werden.

    Das Labeling-Verfahren ist als mehrstufiger Prozess über zwölf Monate konzipiert, an dem neben der Kommunalverwaltung weitere Agierende (z. B. lokale Naturschutzverbände) beteiligt werden. Zu Beginn werden die lokalen Ausgangsbedingungen im Rahmen einer Bestandserfassung zusammengetragen. In der zweiten Phase wird darauf aufbauend ein Maßnahmenkatalog mit zukünftig geplanten Aktivitäten zur Förderung der innerstädtischen Grünflächen entwickelt. Bestandserfassung und Maßnahmenkatalog dienen als Bewertungsgrundlage für die Label-Vergabe und werden zu einer Grünflächenstrategie zusammengefasst, die auch auf politischer Ebene legitimiert werden soll. Die Verleihung des Labels erfolgt im Rahmen eines bundesweiten Fachkongresses. Es wird für jeweils drei Jahre vergeben und kann durch eine Rezertifzierung erneuert werden.

    4.2  Die Initiatoren

    Das Label entstand im Rahmen des Kooperationsprojekts „Stadtgrün – Artenreich und Vielfältig des Bündnisses „Kommunen für biologische Vielfalt (Bündnis), der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sowie der fünf Partnerkommunen Neu-Anspach, Kirchhain, Wernigerode, Frankfurt am Main und Hannover. Die genannten Kommunen haben im Rahmen einer Pilotphase das Labeling-Verfahren exemplarisch durchlaufen und gewährleisten dessen Praxistauglichkeit. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz und mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.

    4.3  Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt"

    Das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt" (Abbildung 6) unterstützt Kommunen, das Potenzial für Mensch und Natur zu fördern. Es wurde im Februar 2012 durch einen Zusammenschluss von 60 Gemeinden, Städten und Landkreisen aus ganz Deutschland gegründet. Heute zählt das Bündnis 128 Mitglieder – mit steigender Tendenz.

    Abbildung 6: Das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt" unterstützt Kommunen, das Potenzial für Mensch und Natur zu fördern.

    Das Bündnis stärkt die Bedeutung von Natur im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen und rückt den Schutz der biologischen Vielfalt in den Kommunen in den Blickpunkt. Es dient den Kommunen zum Informationsaustausch und unterstützt sie bei der Öffentlichkeitsarbeit. Auch Fortbildungsangebote für Verwaltungsangestellte sowie gemeinsame Aktionen und Projekte stehen auf der Agenda. Über die Homepage (www.kommbio.de) sowie den Newsletter informiert das Bündnis regelmäßig über aktuelle Entwicklungen im Bereich des kommunalen Naturschutzes.

    Literatur

    BAUMGARTEN, H.; DUJESIEFKEN, D.; RIECHE, T., 2012: Baumpflege im Jahresverlauf. Schnittzeiten im Einklang mit dem Naturschutz. Haymarket Media, Braunschweig, 66 S.

    DIETZ, M.; DUJESIEFKEN, D.; KOWOL, T.; REUTHER, J.; RIECHE, T.; WURST, C., 2015: Artenschutz und Baumpflege. Haymarket Media, Braunschweig, 143 S.

    DIETZ, M.; SCHIEBER, K.; MEHL-ROUSCHAL, C., 2013: Höhlenbäume im urbanen Raum. Teil 2, Leitfaden. Entwicklung eines Leitfadens zum Erhalt eines wertvollen Lebensraumes in Parks und Stadtwäldern unter Berücksichtigung der Verkehrssicherung. Herausgeber: Stadt Frankfurt am Main, Umweltamt.

    GLOOR, S., 2015: Der ökologische Wert von Stadtbäumen für die Biodiversität. URL: http://www.lausanne.ch/thematiques/nature-parcs-et-domaines/tourisme-vert-et-loisirs/evenements/journee-arbre/mainArea/01/col1/0/links/03/linkBinary/04-Journee-Arbre2015-PresentationSGloor-OekologischeWertStadtbaumen-Biodiversitat.pdf (Abruf: 09.01.2018)

    Kommunen für biologische Vielfalt e.V., 2017: Wegweiser zur Teilnahme am Labeling-Verfahren. URL: http://stadtgruen-naturnah.de/files/web/docs/Wegweiser_StadtGr%C3%BCn%20naturnah.pdf (Abruf: 09.01.2018)

    KOWARIK, I.; BARTZ, R.; BRENCK, M. (Hrsg.), 2016: Naturkapital Deutschland – TEEB DE: Ökosystemleistungen in der Stadt – Gesundheit schützen und Lebensqualität erhöhen. Technische Universität Berlin, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Berlin, Leipzig.

    WERNER, Ü.; ZAHNER, R., 2009: Biologische Vielfalt und Städte. Eine Übersicht und Bibliographie. Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz (BfN).

    Autor

    Dipl.-Ing. Robert Spreter leitet seit 16 Jahren bei der Deutschen Umwelthilfe und dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt Projekte zum Thema „Stadtgrün in Kommunen.

    Robert Spreter

    Bündnis „Kommunen für

    biologische Vielfalt" e.V.

    Fritz-Reichle-Ring 2

    78315 Radolfzell

    Tel. (07732) 999530

    spreter@kommbio.de

    Höhlenbäume zwischen Paragraphen und Praxis: Umgang mit geschützten Fortpflanzungs- und Ruhestätten in Frankfurt am Main

    Hollow trees between the law and practice – concept for dealing with protected nesting and resting habitats in Frankfurt on Main

    von Volker Rothenburger

    Zusammenfassung

    Höhlenbäume können gesetzlich geschützte Fortpflanzungs- und Ruhestätten sein. Der Umgang mit diesen Bäumen bei der Baumpflege oder bei Fällungen erfordert einen pragmatischen Ansatz, der einerseits die gesetzlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt und andererseits im Alltag praxistauglich sein muss. Beispiele aus der Praxis der wachsenden Großstadt Frankfurt am Main zeigen Lösungsmöglichkeiten in diesem Spannungsfeld. Eine kurze Darstellung gesetzlicher Grundlagen sowie des Projekts „Höhlenbäume im urbanen Raum" werden vorangestellt.

    Summary

    Hollow trees can be places of reproduction and resting places protected by law. What to do with these trees in the context of nursing or felling demands a pragmatic approach, which on the one hand complies with the bounds of law and on the other hand is practical in everyday life. Examples from real life in a growing city like Frankfurt on Main show possible solutions. The article starts with a

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