Ich spiele für mein Kind: Dr. Laurin 168 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Laurin kam aus dem Operationssaal. Seine Miene war sehr ernst, als er auf den Mann mit den grau melierten Haaren zuging, der vor der Tür auf ihn gewartet hatte.
Der Internist Dr. Fabian Vandelar, der die Patientin in die Prof.-Kayser-Klinik gebracht hatte, sah seinem Kollegen fragend entgegen.
»Ihre Diagnose stimmt«, sagte Leon Laurin mit rauer Stimme. »Bauchhöhlenschwangerschaft. Der Zustand der Patientin ist ernst.«
»Aber doch nicht hoffnungslos?«, sagte Dr. Vandelar leise. »Sie ist dreißig und hat zwei Kinder.«
»Wir werden alles tun, um sie durchzubringen«, erwiderte Dr. Laurin.
Fabian Vandelar nickte. Er wusste, dass hier nichts versäumt werden würde.
»Sie hatte ja keine Ahnung, was in ihr vor sich ging«, murmelte er. »Wäre sie doch nur früher zu mir gekommen – oder zu Ihnen.«
Aber Lotte Böck wohnte noch nicht lange in München, und durch den Umzug vom Rheinland nach Bayern hatte sie auf sich selbst überhaupt nicht geachtet, bis sie die Schmerzen dann nicht mehr ertragen konnte. So war sie schließlich zum nächstbesten Arzt gegangen, dem Internisten Dr. Vandelar. Er war ein gewissenhafter Arzt, und er hatte nicht gezögert, sie sofort selbst in die Prof.-Kayser-Klinik zu fahren.
Nachdem er seine Sprechstunde zu Ende gebracht hatte, war er sofort wieder hergekommen. Mit Dr. Laurin war er schon seit einigen Jahren gut bekannt, und der Gynäkologe kannte auch das tragische Geschick, das dem Kollegen die geliebte Frau genommen hatte. Renate Vandelar war vor einem Jahr an einem Gehirntumor gestorben. Sie hatte einen verzweifelten Mann zurückgelassen und ein Töchterchen, das ohne Mutter aufwachsen musste.
Selbst mit seinem Kummer noch nicht
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Ich spiele für mein Kind - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 168 –
Ich spiele für mein Kind
Donata muss einen schweren Weg gehen – allein?
Patricia Vandenberg
Dr. Laurin kam aus dem Operationssaal. Seine Miene war sehr ernst, als er auf den Mann mit den grau melierten Haaren zuging, der vor der Tür auf ihn gewartet hatte.
Der Internist Dr. Fabian Vandelar, der die Patientin in die Prof.-Kayser-Klinik gebracht hatte, sah seinem Kollegen fragend entgegen.
»Ihre Diagnose stimmt«, sagte Leon Laurin mit rauer Stimme. »Bauchhöhlenschwangerschaft. Der Zustand der Patientin ist ernst.«
»Aber doch nicht hoffnungslos?«, sagte Dr. Vandelar leise. »Sie ist dreißig und hat zwei Kinder.«
»Wir werden alles tun, um sie durchzubringen«, erwiderte Dr. Laurin.
Fabian Vandelar nickte. Er wusste, dass hier nichts versäumt werden würde.
»Sie hatte ja keine Ahnung, was in ihr vor sich ging«, murmelte er. »Wäre sie doch nur früher zu mir gekommen – oder zu Ihnen.«
Aber Lotte Böck wohnte noch nicht lange in München, und durch den Umzug vom Rheinland nach Bayern hatte sie auf sich selbst überhaupt nicht geachtet, bis sie die Schmerzen dann nicht mehr ertragen konnte. So war sie schließlich zum nächstbesten Arzt gegangen, dem Internisten Dr. Vandelar. Er war ein gewissenhafter Arzt, und er hatte nicht gezögert, sie sofort selbst in die Prof.-Kayser-Klinik zu fahren.
Nachdem er seine Sprechstunde zu Ende gebracht hatte, war er sofort wieder hergekommen. Mit Dr. Laurin war er schon seit einigen Jahren gut bekannt, und der Gynäkologe kannte auch das tragische Geschick, das dem Kollegen die geliebte Frau genommen hatte. Renate Vandelar war vor einem Jahr an einem Gehirntumor gestorben. Sie hatte einen verzweifelten Mann zurückgelassen und ein Töchterchen, das ohne Mutter aufwachsen musste.
Selbst mit seinem Kummer noch nicht fertig geworden, ging Dr. Vandelar auch das Schicksal dieser jungen Frau nahe, die er erst vor wenigen Stunden kennengelernt hatte.
»Zum Glück hat Frau Böck ein erstaunlich gutes Herz«, sagte Dr. Laurin, »und wohl auch viel Lebenswillen. Und solange ein Mensch lebt, kann man hoffen.«
Dr. Vandelar sah ihn geistesabwesend an. »Sie halten mich doch auf dem Laufenden?«, fragte er bittend.
»Selbstverständlich.«
»Ich werde jetzt den Ehemann benachrichtigen. Ich weiß, wie ihm zumute ist.«
Es war noch nicht lange her, dass ihm ebenso elend zumute gewesen war wie jetzt Robert Böck, der zu Hause bei den beiden noch kleinen Kindern hatte bleiben müssen. Mit Tränen in den Augen, keines Wortes fähig, starrte er den Arzt an, der ihm die Nachricht brachte, dass seine Frau operiert worden sei.
»Und ich kann nicht bei ihr sein«, stammelte er dann. »Ich habe niemanden für die Kinder. Wir wohnen doch erst vierzehn Tage hier.«
Es war eine hübsche Wohnung, gemütlich eingerichtet. Zwei reizende Kinder kamen jetzt in die Diele und schauten den Arzt ängstlich an. »Wann kommt Mami wieder?«, fragte der Junge.
»Hoffentlich bald«, erwiderte Dr. Vandelar heiser. »Ich benachrichtige die Gemeindeschwester, dass sie sich um die Kinder kümmert und Sie zur Klinik fahren können, Herr Böck.«
»Vielen Dank, Herr Doktor«, sagte der Mann leise. »Einstweilen vielen Dank.«
Und wenn sie stirbt, dachte Fabian Vandelar, aber er wollte den Gedanken nicht zu Ende führen. Bei Renate war es anders gewesen. Da hatte es keine Hoffnung gegeben, und sie hatte auch keinen Lebenswillen mehr gehabt.
Wem hatte er die Schuld geben sollen? Dem Schicksal? Dem Kind? Während der Schwangerschaft war der Tumor gewachsen, ein kleiner Knoten zuerst, den Renate selbst nicht beachtet hatte, kaum wahrnehmbar am Hinterkopf.
Sich selbst hatte er auch Schuld gegeben, weil er diesen Knoten gespürt hatte, wenn er ihr durch das schöne, dichte Haar strich, das später dann büschelweise ausgefallen war. Und stets trug er die Last der Selbstvorwürfe mit sich herum, den Gedanken, dass es kaum Schlimmeres geben konnte, als wenn ein Arzt der eigenen Frau nicht helfen konnte.
Als er vor seinem Haus aus dem Wagen stieg, meinte er Renates Stimme zu hören: »Warum hilfst du mir nicht? Warum muss ich so leiden? Ich kann diese Schmerzen nicht mehr ertragen.«
Die Tür ging auf.
»Papi kommt, Gretli«, rief das Kind. Dann kam Carolin ihm entgegengesprungen, drei Jahre und schon das Ebenbild ihrer Mutter. Es versetzte ihm jedes Mal einen Stich.
Gretli war die Haushälterin, die er von seinen Eltern übernommen hatte. Sie war schon weit über sechzig, zum Glück aber noch rüstig genug, um seinen Haushalt zu führen und das Kind zu betreuen, denn dazu wäre seine Mutter nicht fähig gewesen. Sie musste ihren Mann versorgen, der an den Rollstuhl gefesselt war. Aber sie war eine tapfere Frau und hatte dem Sohn das Gretli überlassen, als Renate gestorben war. Reich an Schicksalsschlägen war ihr Leben, wenn sie auch keine materielle Not leiden mussten.
Renates Eltern lebten in Norddeutschland. Sie schickten dem Kind zu den Festen Geschenke, aber sonst bestand kaum ein Kontakt zum Schwiegersohn. Fabian war den alten Leuten nie willkommen gewesen, sie hätten ihre Tochter lieber einem reichen Reedersohn zur Frau gegeben. Doch Renate hatte sich für Fabian Vandelar entschieden.
Gretli merkte, dass Fabian an diesem Tag wieder besonders deprimiert war. Das Fragen hatte sie sich aber abgewöhnt, und was sie dachte, hätte sie nie zu sagen gewagt.
»Professor Bürkle hat die Karte für sein Konzert gebracht«, berichtete sie, weil ihr sonst nichts einfiel. »Da gehen Sie aber mal hin. Sonst ist er bestimmt beleidigt.«
»Wann ist das Konzert?«, fragte der junge Arzt.
»Morgen.«
»Ich muss erst abwarten, wie es Frau Böck geht«, meinte er geistesabwesend.
»Wenn Gott nicht hilft, können Sie auch nicht helfen«, sagte Gretli gedankenvoll. »Professor Bürkle ist so ein netter Mensch.«
»Ganz Ihrer Meinung, Gretli«, sagte Fabian mit einem flüchtigen Lächeln.
»Und Sie hören doch so gern diese Musik, diese klassische.«
»Ich gehe in das Konzert, wenn ich Zeit habe«, erwiderte er kurz, und darauf wagte sie dann nichts mehr zu sagen.
*
Es stand sehr schlecht um Frau Böck, als ihr Mann in die Prof.-Kayser-Klinik kam. Schwester Käthe hatte sich nach Dr. Vandelars Anruf sofort seiner Kinder angenommen und sie in den Kindergarten geholt, damit sie beim Spielen abgelenkt werden sollten.
Dr. Laurin hatte Robert Böck die ernste Wahrheit gesagt, denn in einem solchen Fall musste er das tun.
Lotte Böcks Leben hing an einem hauchdünnen Faden, und man konnte nur auf das sagenhafte Wunder hoffen, was man allerdings auch tat.
Doch Robert Böck wollte an das Wunder glauben, und er hielt beschwörend die blutleeren Hände seiner Frau. Er sprach auf sie ein, obwohl sie ihn nicht hören konnte. Oder doch? Schlug ihr Herz nicht wieder kräftiger, strömte das Blut nicht wärmer durch ihre Adern?
Dr. Laurin konnte es kaum glauben, als er an ihr Bett trat und ihren Puls fühlte.
»Sie muss leben, Herr Doktor«, sagte Robert Böck beschwörend. »Ich brauche meine Lotti. Die Kinder brauchen ihre Mama. Warum muss sie so leiden? Sie ist doch so lieb und so gut. Es gibt so viele schlechte Frauen, die leben dürfen«, fügte er tonlos hinzu, »die ihre Männer schikanieren.«
Das wusste Dr. Laurin auch. Aber noch wusste er nichts von Leonore von Döbering, die zu dieser Stunde gerade entscheidend in das Leben ihres einzigen Sohnes eingriff.
Rolf von Döbering war ein sehr gut aussehender junger Mann, groß, schlank, blond und blauäugig wie ein Wikinger. Doch ihm fehlte die Härte, sich durchsetzen zu können, vor allem seiner Mutter gegenüber.
»Du wirst Bianca heiraten«, bestimmte sie, »oder du bekommst keinen Cent mehr. Und das ist mein letztes Wort.«
»Du kannst das doch nicht verlangen, Mama!«, stöhnte er. »Ich liebe Donata. Sie stammt aus guter Familie.«
Leonore von Döbering kniff die Augen zusammen. »Wie viel Mitgift würde sie denn bekommen?«, fragte sie.
»Muss es denn immer nur um Geld gehen?«, fragte er.
Sie lachte blechern auf. »Von wessen Geld lebst du denn?« Hohn blitzte in ihren Augen, als sie fortfuhr: »Wahrscheinlich weiß diese Person gar nicht, dass du abhängig von mir bist. Und was ist sie? Geigerin in einem Orchester. Du lieber Himmel, was verdient sie da schon? Und was ist ihr Vater? – Ich will es gar nicht wissen«, schnitt sie dem jungen Mann gleich darauf das Wort ab. »Du heiratest die Baronesse von Höhenrain und damit basta! Und damit du