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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 444: Lawine des Todes
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 444: Lawine des Todes
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 444: Lawine des Todes
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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 444: Lawine des Todes

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Oben in den Steilfelsen lösten die Männer des Seewolfs die Steinbrocken, die sie für diesen Zweck vorbereitet hatten. Unten auf dem schmalen Gebirgspfad schrien die Soldaten auf, als sie hochblickten und sahen, wie die schweren Brocken auf sie zustürzten. "Zurück!" brüllte einer von ihnen. Aber es war bereits zu spät. Donnernd prallte die Steinlawine auf den Pfad. Es krachte, dröhnte und rumpelte, die gellenden Schreie der Soldaten mischten sich dazwischen. Gestalten wankten oder stürzten bereits in die Tiefe, die noch nie ein Mensch ausgelotet hatte. Aber kaum war diese Lawine des Todes niedergegangen, da krachten Schüsse - oben aus den Steilfelsen...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateSep 4, 2018
ISBN9783954398522
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 444: Lawine des Todes

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 444 - Roy Palmer

    8

    1.

    Salimbene, El Moreno und Rubirosa – so hießen die drei Kerle, die am späten Abend des 29. Dezember 1594 in Potosi als erste wieder ihre Nasen ins Freie steckten. Es war ein in jeder Hinsicht denkwürdiger Tag gewesen. Aber er war noch nicht zu Ende. Das Beste, so fand das Trio, sollte erst noch geschehen.

    Wer hätte jemals damit gerechnet, daß diese Stadt, die größte in der Neuen Welt und ein Prunkstück spanischer Baukunst und Macht, in ihren Grundfesten erschüttert werden würde? Niemand. Schon gar nicht die Bewohner. Wurde doch Potosi von Männern wie Don Ramón de Cubillo und seinen Günstlingen regiert, die die Zügel fest in der Hand hielten und jeden unnachgiebig bestraften, der gegen sie vorzugehen wagte.

    Männer wie Salimbene, El Moreno und Rubirosa waren stets darauf bedacht gewesen, mit den Oberen der Stadt nicht anzuecken. Sie lebten im Halbdunkel und galten als übles Gelichter, fielen aber nie auf. Sie vegetierten in den Spielhöllen und den Kellern der Stadt dahin, immer am Rand des Existenzminimums.

    Sie arbeiteten nicht, tranken viel Wein und bewegten sich auf dem winzigen, scharfen Grat, der das Gaunertum vom Verbrechen und offener Gewalt trennt. Sie schwammen mit auf der Welle von Wohlstand und Laster, ohne richtig daran teilzuhaben. An diesem Abend aber, zwei Tage vor dem Jahresende, schlug ihre große Stunde.

    Es war etwas ins Wanken geraten – im ganzen großen spanisch-portugiesischen Königsreich. Wie sonst konnte es geschehen, daß eine Stadt wie Potosi überfallen und ihres Reichtums beraubt wurde? Und wer waren diese Kerle – nur eine Handvoll –, die die einmalige Unverfrorenheit aufgebracht hatten, den Provinzgouverneur Don Ramón de Cubillo gefangenzunehmen und zu verschleppen? Gehörte nicht mehr als Kühnheit dazu, einen solchen Schlag zu landen? Waren sie – Sendboten des Teufels?

    Nein. Sie waren ganz normale Menschen, aus Fleisch und Blut. Man mußte schon sehr abergläubisch sein, um an einen derartigen Unsinn und Mummenschanz zu glauben. Nein. Sie waren zwar Teufelskerle, aber sie waren nicht den Schlünden der Hölle und Finsternis entstiegen, sondern kamen von einem Schiff, das irgendwo an der Küste ankerte. Anders konnte es nicht sein. Sie hatten einen langen Marsch auf sich genommen, aber sie hatten einen immensen Erfolg zu verzeichnen. Es hatte sich gelohnt. Jetzt kehrten sie zu ihrem Schiff zurück.

    So jedenfalls dachte Salimbene, ein kräftig gebauter Kerl mit grob geschnittenem Gesicht und kurzen grauen Haaren.

    El Moreno – so genannt, weil er pechschwarze Haare und einen ebenso pechschwarzen Bart hatte – pflichtete ihm voll bei.

    Und auch Rubirosa, ein flinkes, gewandtes Kerlchen, das durch größte Fingerfertigkeit bestach, war nicht geneigt, die Dinge anders zu betrachten.

    Ja, in gewisser Weise imponierten die Fremden dem Trio sogar. Hatten sie nicht eine große Tat vollbracht? Potosi war wie gelähmt. Nichts rührte sich. Die Angst ging um. Wer keine Furcht hatte, konnte sich ungestört bewegen und jeden Platz und jedes Haus aufsuchen, ohne befürchten zu müssen, kontrolliert zu werden.

    Dieser Umstand kam Männern wie Salimbene, El Moreno und Rubirosa sehr gelegen. Konnte man nicht beispielsweise einen Abstecher zur Münze unternehmen – oder zur Gouverneursresidenz? Warum nicht? Wer hinderte einen daran?

    Salimbene stand an der halb geöffneten Tür des verfallenen Hauses, in dem sie Unterschlupf gefunden hatten. Es stand etwas erhöht am südlichen Stadtrand. Man hatte von hier aus einen recht guten Ausblick.

    „Ich glaube, sie sind fort", murmelte er.

    „Sicher sind sie fort, meinte El Moreno, der dicht hinter ihm war. „Und sie haben jede Menge Silber mitgenommen.

    „Und wo sind jene, welche die Stadt umstellt hatten?" wollte Rubirosa wissen.

    „Die haben nie existiert, erwiderte Salimbene. „Alles nur ein Bluff.

    „Aber alle haben gesagt, daß ein Heer von Feinden Potosi umzingelt hätte", sagte Rubirosa.

    „Hast du sie gesehen?" zischte El Moreno.

    „Nein."

    „Ich glaube nur, was ich sehe", sagte El Moreno.

    „Ich auch", sagte Salimbene, dann schlüpfte er ins Freie.

    Es war totenstill. Ein paar Lichter funkelten und flackerten noch in der Stadt, das war alles. Keine Stimme ertönte. Kein Tier ließ auch nur einen Laut vernehmen. Kein Hund bellte, die Bluthunde des Luis Carrero waren tot, beseitigt von einer kräftigen Pulverladung.

    Ein leichter Windhauch strich vom Altiplano ins Tal. Es war kalt. Ein Eispanzer schien sich über Potosi zu senken, Geister streckten ihre kalten Klauen aus. Salimbene hüllte sich in seine lumpige Kleidung und begann mit dem Abstieg. El Moreno und Rubirosa folgten ihm.

    Und Rubirosa dachte daran, daß das erste, was er klauen würde, ein Paar Stiefel sein würde. Davon träumte er schon seit langem. Es war nicht sehr angenehm, barfuß über die kahlen Felsen stolpern zu müssen, obwohl die Fußsohlen schon eine beachtliche Hornhaut hatten.

    „Da tut sich nichts, murmelte Salimbene. „Die hocken alle in ihren Häusern und schlottern vor Angst.

    „Auch die Soldaten?" fragte Rubirosa.

    „Auch die Soldaten, entgegnete El Moreno gedämpft. „So, und jetzt halt’s Maul! Oder willst du, daß sie uns hören?

    Schweigend drangen sie in die Gassen ein. Ihre schemenhaften Gestalten bewegten sich huschend von Haus zu Haus. Aber sie waren nicht die einzigen. Weitere Schatten waren in den Gassen und Gängen und am Rande der Plazas zu beobachten. Salimbene bemerkte sie als erster, und er wußte sofort Bescheid.

    „Die anderen sind auch schon unterwegs, raunte er seinen beiden Kumpanen zu. „Wir müssen uns beeilen.

    „Sonst bleibt für uns nichts übrig, murmelte El Moreno. „Wir sollten uns als erstes die Münze vornehmen!

    Sie beschleunigten ihre Schritte. Sie dachten nur an das eine: Silber, Reichtum, eine günstige Gelegenheit, sich zu bereichern, eine Chance, die sich in dieser Form nie wieder bieten würde. Potosi gehörte dem lichtscheuen Gesindel, den Dieben, Marodeuren und Galgenstricken.

    Die drei Kerle irrten sich nicht: Der Feind hatte Potosi verlassen. Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, und sein Trupp hatten der Stadt noch an diesem Abend den Rücken gekehrt und zogen westwärts. Sie befanden sich auf der Route – eine Art Straße, wenn man sie so nennen wollte –, die durch das Gebirge von Potosi nach Arica führte.

    Hasard musterte nicht ohne Stolz seine Begleiter. Sie hatten sich großartig geschlagen. Jetzt hatte er die Gewißheit, daß er den kleinen Trupp richtig zusammengestellt hatte. Bei ihm waren Jean Ribault, Karl von Hutten, Pater David, Pater Aloysius – als Bergführer und „Lotse" –, Dan O’Flynn, Carberry, Matt Davies, Gary Andrews, Stenmark und Mel Ferrow.

    Fred Finley hatte den Marsch unterbrechen müssen, weil er sich den Fußknöchel gebrochen hatte. Er befand sich bei einer Indio-Familie, die ihn pflegte. Dort würden sie ihn auch wieder abholen.

    Mit von der Partie waren auch drei Indios aus dem Tacna-Tal, die vor Zwei Jahren nach Potosi verschleppt worden waren. Sie hießen Toparca, Chupa und Atitla.

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