Russische Märchen: Märchen, #3
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Weisen, Das russische Volk hat eine Fülle von poetischen Weisen, lebens-kundigen Sprüchen, scharfsinnigen Rätseln und viele, viele herrliche Märchen hervorgebracht.
Du findest sie in diesem Buch. Manche Märchen entstanden an den breiten wasserreichen Strömen Rußlands, andere in der Steppenweite, wieder andere in den Wäldern des Nordens oder in den Bergen.
Fast alle sind aus längst verschollenen Zeiten auf uns überkommen. Jeder Märchenerzähler gab sie auf seine Weise wieder und flocht neue Einzelheiten ein, je nach seinen Anschauungen und seinem Geschmack. Und so wurde denn das Märchen auf seinem langen Weg durch die Jahrhunderte immer schöner, immer inhaltsreicher, denn das Volk feilte und vervollkommnete es von Generation zu Generation.
Alle diese Märchen kannst du hier lesen.
Nicht nur Kinder, auch Große lieben Märchen. Ist es doch schwer, sich dem Zauber der Gestalten und der wunderbar bildlichen Sprache des Volkes, der bezwingenden Macht des Märchens zu entziehen. Aus ihm spricht die Sehnsucht nach dem Sieg des Guten über das Böse, die große Liebe zur Heimaterde, der Glaube des Volkes an seine schöne Zukunft.
- ILJA MUROMEZ UND DER RÄUBER SOLOWEJ
- ALJOSCHA POPOWITSCH
- DAS GRAUBRAUNE ROSS
- DER ERSTE KAMPF DES ILJA MUROMEZ
- DER SOLDAT UND DER TOD
- IWAN DER JÜNGSTE, WEITAUS NICHT DER DÜMMSTE
- MIKULA SELJANINOWITSCH
- NIKITA KOSHEMJAKA
- DIE SAGE VON DOBRYNJA NIKITITSCH UND DEM DRACHEN GORYNYTSCH
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Book preview
Russische Märchen - George Nikolov
ISBN 978-1-329-67838-5
Einführung
Das russische Volk hat eine Fülle von poetischen Weisen, Das russische Volk hat eine Fülle von poetischen Weisen, lebens-kundigen Sprüchen, scharfsinnigen Rätseln und viele, viele herrliche Märchen hervorgebracht.
Du findest sie in diesem Buch. Manche Märchen entstanden an den breiten wasserreichen Strömen Rußlands, andere in der Steppenweite, wieder andere in den Wäldern des Nordens oder in den Bergen.
Fast alle sind aus längst verschollenen Zeiten auf uns überkommen. Jeder Märchenerzähler gab sie auf seine Weise wieder und flocht neue Einzelheiten ein, je nach seinen Anschauungen und seinem Geschmack. Und so wurde denn das Märchen auf seinem langen Weg durch die Jahrhunderte immer schöner, immer inhaltsreicher, denn das Volk feilte und vervollkommnete es von Generation zu Generation.
Diese Märchen wurden in grauer Vergangenheit von Jägern ersonnen, die die Art und Lebensweise der Tiere gut beobachtet hatten. Die Urmenschen maßen den Märchen magische Bedeutung bei, sie bewunderten die Kühnheit der einen Tiere, verurteilten die Schlauheit und Unredlichkeit der anderen. Ebenso wie die Fabeln handeln die Tiermärchen in sinnbildlicher Form von Menschen — hinterlistigen, falschen, törichten, habgierigen —, deren Laster angeprangert und in witziger Weise verlacht werden.
Der poetische Gehalt ist in den Zaubermärchen am stärksten. Sie tragen uns ins Märchenland, hinter dreimalneun Auen und dreimalzehn Gauen. Alles scheint hier Spiel der Phantasie, scheint unwirklich. Das Leben verläuft nach seinen besonderen Zaubergesetzen, die Helden nehmen kühn den Kampf gegen alle Mächte des Bösen auf, den schrecklichen Kostschej den Todgefeiten, den zwölfköpfigen Drachen, die habgierige Baba-Jaga. Doch auch in diesen Märchen kommt der reale Glückswillen des Menschen zum Ausdruck. Der Held verkörpert stets die Ideale des Volkes, er ist tapfer, hochherzig, kühn und trägt unweigerlich den Sieg über das Böse davon. Zur Seite stehen ihm Wassilissa die Weise, Helena die Wunderschöne und andere gute Feen und Zauberinnen. Doch am stärksten und rührendsten ist die Güte, Treue und Arbeitsliebe des Volkes in der Heldin des Märchens „Finist der helle Falke" verkörpert.
Nicht nur Kinder, auch Große lieben Märchen. Ist es doch schwer, sich dem Zauber der Gestalten und der wunderbar bildlichen Sprache des Volkes, der bezwingenden Macht des Märchens zu entziehen. Aus ihm spricht die Sehnsucht nach dem Sieg des Guten über das Böse, die große Liebe zur Heimaterde, der Glaube des Volkes an seine schöne Zukunft.
Alle diese Märchen kannst du hier lesen.
Nicht nur Kinder, auch Große lieben Märchen. Ist es doch schwer, sich dem Zauber der Gestalten und der wunderbar bildlichen Sprache des Volkes, der bezwingenden Macht des Märchens zu entziehen. Aus ihm spricht die Sehnsucht nach dem Sieg des Guten über das Böse, die große Liebe zur Heimaterde, der Glaube des Volkes an seine schöne Zukunft.
ILJA MUROMEZ UND DER RÄUBER SOLOWEJ
C:\Users\Goce\AppData\Local\Microsoft\Windows\Temporary Internet Files\Content.Word\IMG_8380.jpgUnd es läuft Ilja Muromez' Roß wie der Sturmwind durchs Land. Von Höh' zu Höhe schwingt es sich, über Flüsse und Seen schnellt es sich, setzt im Flug über die Hügel.
So kamen sie bis zu den Wäldern von Brynsk, da konnte das Roß nicht weiter laufen. Schwankes Sumpfland war dort weit und breit, das Tier sank ein bis zur Wamme.
Vom Pferd springt Ilja. Hält mit der Linken sein Roß beim Zaum, reißt mit der Rechten Bäume aus, starke Eichen aus der Erde. So macht er aus Eichstämmen einen Steg übers Moor, dreißig Werst lang war der Knüppeldamm; die braven Leut' befahren ihn noch heute.
Und es reitet Ilja bis zur Smorodinaja.
Breit und schäumend zieht der Fluß dahin, wälzt sein hurtiges Wasser über die Steine.
Wiehert Buruschka, bäumt sich auf, höher denn die dunklen Wälder, überspringt mit mächtigem Satz den Fluß.
Drüben aber, auf drei Eichen, auf neun Ästen, hockt der Räuber Solowej. Nicht der Falke in der Luft noch das Reh im Gehölz, noch die Schlange im Moos wagen sich vorbei an jenen Eichen. Ein jedes Getier fürchtet den Ort; denn keiner möchte sterben...
Wie nun der Räuber den Hufschlag vernimmt, reckt er sich hoch im Geäst und brüllt mit entsetzlicher Stimme:
„Welcher Flegel reitet an meinen Eichen vorbei, stört den Räuber Solowej beim Schlafen?"
Einen Triller stößt er aus wie die Nachtigall, brüllt dem Löwen gleich, faucht der Schlange gleich, da erzittert die Erde weit im Kreis, hundertjährige Eichen wanken, die Blumen entblättern, das Gras vergilbt. Und auch das Roß des Ilja Muromez sinkt in die Knie.
Doch Ilja sitzt im Sattel und rührt sich nicht, seine braunen Locken beben nicht. Nach der Peitsche greift er, der seidengeflochtnen, haut sein Tier über die strammen Lenden.
„Bist ein Heusack, ein schlapper, kein Reckenroß! Ein Vogel piepste, eine Schlange zischte, was machte es uns? Auf, bring mich zum Nest des Solowej, sonst werf' ich dich den Wölfen zum Fraß vor."
Da gehorchte Buruschka und trug ihn zum Nest.
Baß erstaunt war der Räuber, hob den Kopf aus dem Nest.
Ilja, nicht müßig, spannte den Bogen, schoß den Pfeil ab, den feuergehärteten, keinen sehr großen, bloß ein Pud schwer.
Es klirrte die Sehne, es schwirrte der Pfeil, durchbohrte dem Räuber das rechte Auge und kam zum linken Ohr hinaus. Wie ein Habersack fiel Solowej vom Baum. Ilja fing ihn auf, band ihn mit Riemen, mit rohgegerbten, und machte ihn am linken Steigbügel fest.
Der Räuber sah stumm den Ilja an, wagte kein Wörtlein hervorzubringen.
„Ja, da glotzt du, Räuber, und siehst mich an! Ist dir nie ein russischer Recke begegnet?"
„O weh mir, daß du mir begegnet bist. Ich seh' schon, mit meiner lieben Freiheit hat's nun ein Ende."
Und wieder galoppierte IIja auf dem geraden Weg, so gelangte er bald zu des Räubers Gewese. Sein Hof dehnte sich sieben Werst weit aus, auf sieben Säulen stand sein Haus, ringsümher war ein Eisenzaun, auf jedem Pfosten ein Knauf, mit dem abgeschlagnen Haupt eines Recken drauf. Inmitten des Hofs aber stand das Haus in schneeiger Pracht, wie die Sonne das vergüldete Vortreppchen lacht.
Sah des Räubers Sproß des Recken Roß, rief schallend aus:
„Da kommt unser Väterehen Solowej Rachmanowitsch nach Haus, hat am Steigbugel einen lausigen Bauernlümmel zu hangen."
Doch äls des Räubers Frau aus dem Fenster sah, schlug sie die Hände zusammen.
„Du redest ungereimtes Zeug. Ein Bauernlümmel kommt angeritten, und den er zur Seite gebunden hat, das ist unser Väterchen Solowej Rachmanowitsch."
Pelka, die älteste Tochter, lief auf den Hol Eine Eisenplatte nahm sie von neunzig Pud und warf sie auf Ilja Muromez. Doch der war flink und behende. Mit mächtiger Hand er der Platte Anprall bot, die fiel auf das Mädchen und schlug es tot.
Da warf sich des Räubers Weib dem Ilja zu Füßen:
„Nimm Silber und Gold von uns, Recke, nimm kostbare Perlen, soviel dein gutes Roß zu tragen vermag. Bloß laß unser Väterchen frei, den Räuber Solowej."
Zur Antwort gab Ilja:
„Unredlich