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Die Pnume
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Die Pnume

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About this ebook

Tschai IV

Die Pnume sind die auf Tschai Einheimischen. Sie leben unter der Erde in einem riesigen Höhlensystem, haben ihre Augen und verlängerten Arme überall auf der Oberfläche und verfolgen ganz eigene Ziele. Adam Reith hat schon eine ganze Weile ihre Aufmerksamkeit erregt und wird zu ihnen gebeten. Unter der Erde schließt er Bekanntschaft mit der Pnumekin Zap 210, die ihn durch die Unterwelt führt. Ob der Schlüssel der Heimkehr zur Erde bei den Pnume liegt?
LanguageDeutsch
PublisherXinXii
Release dateSep 16, 2018
ISBN9781619473089
Die Pnume
Author

Jack Vance

Jack Vance (richtiger Name: John Holbrook Vance) wurde am 28. August 1916 in San Francisco geboren. Er war eines der fünf Kinder von Charles Albert und Edith (Hoefler) Vance. Vance wuchs in Kalifornien auf und besuchte dort die University of California in Berkeley, wo er Bergbau, Physik und Journalismus studierte. Während des 2. Weltkriegs befuhr er die See als Matrose der US-Handelsmarine. 1946 heiratete er Norma Ingold; 1961 wurde ihr Sohn John geboren. Er arbeitete in vielen Berufen und Aushilfsjobs, bevor er Ende der 1960er Jahre hauptberuflich Schriftsteller wurde. Seine erste Kurzgeschichte, »The World-Thinker« (»Der Welten-Denker«) erschien 1945. Sein erstes Buch, »The Dying Earth« (»Die sterbende Erde«), wurde 1950 veröffentlicht. Zu Vances Hobbys gehörten Reisen, Musik und Töpferei – Themen, die sich mehr oder weniger ausgeprägt in seinen Geschichten finden. Seine Autobiografie, »This Is Me, Jack Vance! (»Gestatten, Jack Vance!«), von 2009 war das letzte von ihm geschriebene Buch. Jack Vance starb am 26. Mai 2013 in Oakland.

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    Die Pnume - Jack Vance

    Jack Vance

    Die Pnume

    Edition

    Andreas Irle

    Hunschlade 27

    51702 Bergneustadt

    2017

    Originaltitel: The Pnume

    Copyright © 1970, 2005 by Jack Vance

    Originalausgabe: The Pnume – Ace Books: New York, 1970

    Deutsche Erstausgabe: Im Bann der Pnume – Ullstein, Frankfurt/M, Berlin, Wien, 1981

    Copyright © dieser Ausgabe 2017 by Spatterlight Press

    Titelbild: David Russell

    Karte: Christopher Wood

    Satz: Andreas Irle

    Übersetzung: Andreas Irle

    Lektorat: Thorsten Grube, Gunther Barnewald

    ISBN 978-1-61947-308-9

    V01 2017-06-02

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    spatterlight.de

    Management: John Vance, Koen Vyverman

    Das Buch

    Tschai IV

    Die Pnume sind die auf Tschai Einheimischen. Sie leben unter der Erde in einem riesigen Höhlensystem, haben ihre Augen und verlängerten Arme überall auf der Oberfläche und verfolgen ganz eigene Ziele. Adam Reith hat schon eine ganze Weile ihre Aufmerksamkeit erregt und wird zu ihnen gebeten. Unter der Erde schließt er Bekanntschaft mit der Pnumekin Zap 210, die ihn durch die Unterwelt führt. Ob der Schlüssel der Heimkehr zur Erde bei den Pnume liegt?

    Der Autor

    Jack Vance (richtiger Name: John Holbrook Vance) wurde am 28. August 1916 in San Francisco geboren. Er war eines der fünf Kinder von Charles Albert und Edith (Hoefler) Vance. Vance wuchs in Kalifornien auf und besuchte dort die University of California in Berkeley, wo er Bergbau, Physik und Journalismus studierte. Während des 2. Weltkriegs befuhr er die See als Matrose der US-Handelsmarine. 1946 heiratete er Norma Ingold; 1961 wurde ihr Sohn John geboren.

    Er arbeitete in vielen Berufen und Aushilfsjobs, bevor er Ende der 1960er Jahre hauptberuflich Schriftsteller wurde. Seine erste Kurzgeschichte, »The World-Thinker« (»Der Welten-Denker«) erschien 1945. Sein erstes Buch, »The Dying Earth« (»Die sterbende Erde«), wurde 1950 veröffentlicht.

    Zu Vances Hobbys gehörten Reisen, Musik und Töpferei – Themen, die sich mehr oder weniger ausgeprägt in seinen Geschichten finden. Seine Autobiografie, »This Is Me, Jack Vance! (»Gestatten, Jack Vance!«), von 2009 war das letzte von ihm geschriebene Buch. Jack Vance starb am 26. Mai 2013 in Oakland.

    Informationen über ihn und sein Werk finden Sie hier:

    www.editionandreasirle.de

    Kapitel I

    In einem Lagerhaus am Rand des Salzwatts von Sivishe hockte Woudiver auf einem Stuhl. Eine Kette verband den Eisenkragen um seinen Hals mit einem über ihm verlaufenden Kabel; er konnte vom Tisch zur kleinen Kammer an der Wand gehen, in der er schlief; die Kette schlitterte stets hinter ihm her.

    Aila Woudiver war Gefangener auf dem eigenen Grund und Boden, ein Affront und eine Schande, die ihn nach allen Maßstäben in Anfälle zähneknirschender Wut hätte treiben sollen. Doch er saß ruhig auf dem Stuhl, die großen Hinterbacken hingen an beiden Seiten herab wie Satteltaschen; auf dem Gesicht trug er ein absurdes Lächeln lammfrommer Langmut.

    Neben dem Raumschiff, das den größten Teil des Schuppens einnahm, stand Adam Reith und beobachtete ihn. Woudivers Entsagung war beunruhigender als Wut. Reith hoffte, dass jegliche Pläne, die Woudiver hegen mochte, nicht zu schnell reifen würden. Das Raumschiff stand kurz vor der Inbetriebnahme; in einer Woche, mehr oder weniger, hoffte Reith das alte Tschai verlassen zu können.

    Woudiver beschäftigte sich mit einer Handarbeit und hielt sie dann und wann hoch, um das Muster zu bewundern – ein Abbild geduldiger Umgänglichkeit. Traz, der in das Lagerhaus kam, blickte Woudiver finster an und forderte gemäß der Philosophie der Emblemnomaden, seiner Vorfahren: »Töte ihn sofort; tötet ihn und alles hat ein Ende!«

    Reith reagierte mit einem mehrdeutigen Brummen. »Er ist am Hals festgekettet; er kann uns nicht schaden.«

    »Er wird Mittel und Wege finden. Hast du seine Tricks vergessen?«

    »Ich kann ihn nicht kaltblütig umbringen.«

    Traz stieß ein missbilligendes Krächzen aus und stapfte aus dem Schuppen. Anacho, der Dirdirmann, erklärte: »Dieses Mal stimme ich mit dem jungen Steppenläufer überein: Töte die große Bestie!«

    Woudiver, der den Gegenstand der Unterhaltung ahnte, stellte sein freundliches Lächeln zur Schau. Er hatte an Gewicht verloren. Die einst aufgeblähten Wangen hingen in Lappen herunter; die dicke Oberlippe krümmte sich wie ein Schnabel über das spitze kleine Kinn.

    »Schau nur, wie er grient!«, zischte Anacho. »Wenn er könnte, würde er uns in Nervenfeuer kochen! Bring ihn um, jetzt!«

    Wieder gab Reith einen Laut der Mäßigung von sich. »In einer Woche werden wir fort sein. Was kann er schon ausrichten, angekettet und hilflos?«

    »Er ist Woudiver!«

    »Selbst wenn, wir können ihn nicht einfach abschlachten wie ein Tier.«

    Anacho warf die Hände in die Luft und folgte Traz nach draußen. Reith betrat das Schiff und sah den Technikern einige Minuten lang zu. Sie arbeiteten gerade an der ausnehmend heiklen Aufgabe, die Energiepumpen abzugleichen. Reith konnte ihnen keine Hilfe anbieten. Die Dirdir-Technologie war, genau wie die Dirdir-Psyche, jenseits seines Verständnisses. Beide entstammten intuitiven Gewissheiten, nahm er zumindest an; es gab nur wenige Beweise für zielgerichtete Vernunft in irgendeinem Aspekt der Dirdir-Existenz.

    Lange Schäfte braunen Lichts fielen schräg durch die hohen Fenster; es war beinahe Sonnenuntergang. Gedankenvoll legte Woudiver die Handarbeit beiseite. Er nickte Reith kameradschaftlich zu und ging zu dem Kämmerchen an der Wand; die Kette schleppte er dabei rasselnd, halb durchhängend hinter sich her.

    Die Techniker kamen aus dem Schiff, genau wie Fio Haro, der leitende Mechaniker. Sie gingen zum Abendessen. Reith berührte den unschönen Rumpf, presste die Hände gegen den Stahl, als könne er dessen Wirklichkeit nicht glauben. Eine Woche – dann in den Raum und zurück zur Erde! Die Aussicht darauf erschien ihm wie ein Traum; die Erde war für ihn mittlerweile eine weit entfernte, bizarre Welt.

    Reith ging zur Vorratskammer und holte sich ein Stück Schwarzwurst, die er mit zum Eingang nahm. Carina 4269 stand tief am Himmel, badete das Salzwatt in bierfarbenes Licht und projizierte lange Schatten hinter jedes Grasbüschel.

    Die beiden schwarzen Gestalten, die seit kurzem bei Sonnenuntergang auftauchten, waren nirgends zu sehen.

    Die Aussicht besaß eine gewisse schwermütige Schönheit. Im Norden war die Stadt Sivishe ein verfallendes, altes Mauerwerk, das vom schräg einfallenden Sonnenlicht lohfarben eingefärbt wurde. Westlich, über dem Golf von Ajzan gelegen, erhoben sich die Türme der Dirdir-Stadt Hei und, alles andere überragend, der Glaskasten.

    Reith gesellte sich zu Traz und Anacho. Sie saßen auf einer Bank und warfen Kiesel in eine Pfütze: Traz, mit ungehobelten Gesichtszügen, wortkarg, robust, was Knochen und Muskeln anbelangte; Anacho, dünn wie ein Aal, fünfzehn Zentimeter größer als Reith, blass von Hautfarbe, mit langen, scharfen Gesichtszügen, war so gesprächig, wie Traz einsilbig. Letzterer missbilligte Anachos geziertes Gebaren; dieser wiederum erachtete Traz als grob und kritiklos. Gelegentlich allerdings stimmten sie überein – wie jetzt in dem Verlangen, Aila Woudiver zu vernichten. Reith seinerseits hatte mehr Sorge wegen der Dirdir. Von ihren Türmen aus konnten sie beinahe durch das offene Portal des Lagerhauses auf die Arbeiten sehen. Die Untätigkeit der Dirdir wirkte so unnatürlich wie Aila Woudivers Lächeln, was Reith auf eine schreckliche List schließen ließ.

    »Warum unternehmen sie nichts?«, murrte Reith und nagte an der Schwarzwurst. »Sie müssen doch wissen, dass wir hier sind.«

    »Es ist unmöglich, das Verhalten der Dirdir vorherzusagen«, entgegnete Anacho. »Sie haben das Interesse an dir verloren. Was sind Menschen anderes für sie als Ungeziefer? Sie ziehen es vor, die Pnume aus ihren Höhlen zu hetzen. Du bist kein Gegenstand der tsau’gsh* mehr: das ist meine Vermutung.«

    * tsau’gsh: stolzes Bemühen, einzigartiges Vorhaben, Sprung zum Ruhm. Ein im Grunde genommen nicht übersetzbares Prinzip.

    Reith war nicht vollkommen beruhigt. »Was ist mit den Phung oder den Pnume*, oder wer immer jene sind, die kommen, um uns zu beobachten? Sie sind nicht ihrer Gesundheit wegen hier.« Er bezog sich auf die beiden Gestalten, die in letzter Zeit auf dem Salzwatt aufgetaucht waren. Immer standen sie vor dem Sonnenuntergang, hagere Silhouetten, die schwarze Umhänge und breitkrempige schwarze Hüte trugen.

    * Phung: Menschenähnliche Eingeborene von Tschai, die zu unstetem und verwegenem Verhalten neigen.

    Pnume: Ein scheues, stilles und verschlossenes Volk, ähnlich den Phung, doch von kleinerer Statur.

    »Phung sind Einzelgänger; es sind keine Phung«, sagte Traz. »Pnume tauchen nie bei Tageslicht auf.«

    »Und niemals so nahe bei Hei, aus Furcht vor den Dirdir«, meinte Anacho. »Dann sind es also Pnumekin oder noch wahrscheinlicher Gzhindra.« *

    * Pnumekin: Menschen, die seit einem Zeitraum von Tausenden von Jahren mit den Pnume verbunden sind und in diesem Zuge deren Gewohnheiten und Denkmuster angenommen haben.

    Gzhindra: Pnumekin, die aus der Untergrund-Welt ausgestoßen wurden, gewöhnlich wegen ›ungebührlichen Verhaltens‹; Oberflächengänger, Agenten der Pnume.

    Bei ihrem ersten Auftauchen waren die Geschöpfe geblieben und hatten auf das Lagerhaus gestarrt, bis Carina 4269 hinter die Palisaden fiel; dann waren sie in der Düsternis verschwunden. Offenbar hatten sie mehr als nur ein beiläufiges Interesse; Reith war wegen der Überwachung beunruhigt, wusste jedoch nicht, wie er Abhilfe hätte schaffen können.

    Am nächsten Tag herrschte vorwiegend Nebel und Nieselregen; das Salzwatt blieb verlassen. Am folgenden Tag schien wieder die Sonne, und bei Sonnenuntergang kamen die dunklen Gestalten hervor, um zum Schuppen zu starren und Reith erneut Unruhe zu bereiten. Überwachung ließ unerfreuliche Folgen erwarten: das war hier auf Tschai eine Lebensweisheit.

    Carina 4269 hing tief. »Falls sie kommen«, sagte Anacho, »wäre jetzt die rechte Zeit.«

    Reith suchte das Salzwatt mit dem Scanskop* ab. »Dort draußen gibt es nichts anderes als Grasbüschel und Sumpfhalme. Nicht mal eine Eidechse.«

    * Scanskop: Foto-Fernglasmultiplizierer.

    Traz deutete über Reiths Schulter. »Dort sind sie.«

    »Hmpf«, sagte dieser. »Ich habe gerade dorthin geschaut!« Er erhöhte die Vergrößerung des Scanskops, bis sein Puls die Gestalten rucken und springen ließ. Er konnte die hinterleuchteten Gesichter nicht ausmachen. »Sie haben Hände«, sagte Reith, »Es sind Pnumekin.«

    Anacho nahm das Instrument an sich. Nach einem Augenblick meinte er: »Es sind Gzhindra: Pnumekin, die aus den Tunneln verbannt wurden. Um mit den Pnume Geschäfte zu machen, muss man mit den Gzhindra handeln; die Pnume feilschen niemals.«

    »Warum kommen sie hierher? Wir haben keine Geschäfte mit den Pnume.«

    »Aber es sieht so aus, als wollten sie mit uns handeln.«

    »Vielleicht warten sie darauf, dass Woudiver erscheint«, legte Traz nahe.

    »Bei Sonnenuntergang, und nur dann?«

    Traz hatte unvermittelt eine Idee. Er bewegte sich vom Lagerhaus fort und begab sich etwas an Woudivers altem Büro vorbei, einer verschrobenen, kleinen Baracke aus gebrochenen Ziegeln und Feuerstein, und blickte zurück zum Lagerhaus. Er ging hundert Meter weiter. Traz gab Reith und Anacho ein Zeichen, die sich daraufhin zu ihm gesellten. »Beobachtet den Schuppen«, sagte Traz. »Dann werdet ihr sehen, wer mit den Gzhindra Geschäfte macht.«

    Von der schwarzen Holzwand kam glitzernd ein hüpfendes und flackerndes, goldenes Licht.

    »Hinter dem Licht«, sagte Traz, »liegt Aila Woudivers Kammer.«

    »Der fette gelbe Schulk gibt Signale!«, stellte Anacho inbrünstig wispernd fest.

    Reith holte tief Luft und beherrschte seine Wut: Es war töricht, von Woudiver, der mit Intrigen lebte wie ein Fisch im Wasser, etwas anderes zu erwarten. In gemessenem Ton sprach er Anacho an: »Kannst du die Zeichen entziffern?«

    »Ja, es ist ein gewöhnlicher Wort-Pause-Kode. ›… Zeit … für … angemessene … Entschädigung … ist … gekommen …‹« Das flackernde Licht verschwand. »Das ist alles.«

    »Er hat uns durch die Ritze gesehen«, murmelte Reith.

    »Oder er hat kein Licht mehr«, sagte Traz, denn Carina 4269 war hinter die Palisaden gefallen. Als Reith über das Salzwatt blickte, sah er, dass die Gzhindra so mysteriös verschwunden waren, wie sie gekommen waren.

    »Wir gehen besser und stellen Woudiver zur Rede«, sagte Reith.

    »Er wird alles erzählen, nur nicht die Wahrheit«, meinte Anacho.

    »Darauf bin ich vorbereitet«, entgegnete Reith. »Vielleicht erfahren wir etwas aus dem, was er uns nicht sagt.«

    Sie gingen in den Schuppen. Woudiver, der sich einmal mehr mit der Handarbeit beschäftigte, zeigte den drei sein leutseliges Lächeln. »Es muss Abendessenzeit sein.«

    »Nicht für dich«, sagte Reith.

    »Was?«, rief Woudiver. »Kein Essen? Komm schon; treiben wir die Scherze nicht zu weit.«

    »Warum gibst du den Gzhindra Zeichen?«

    Außer einem Heben der haarlosen Brauen, ließ Woudiver weder Überraschung noch Schuldbewusstsein erkennen. »Eine Geschäftssache. Gelegentlich handele ich mit den Untervölkern.«

    »Welche Art von Handel?«

    »Dies und das, das Eine oder das Andere. Heute Abend habe ich mich entschuldigt, dass ich gewissen Verpflichtungen nicht nachgekommen bin. Missgönnt ihr mir meinen guten Ruf?«

    »Welcher Verpflichtung bist du nicht nachgekommen?«

    »Komm schon«, schimpfte Woudiver. »Einige kleine Geheimnisse musst du mir lassen.«

    »Ich muss gar nichts«, meinte Reith. »Ich bin mir wohl bewusst, dass du Unheil planst.«

    »Bah! Was für eine Fehlinformation! Wie sollte ich irgendetwas planen, gefesselt an diese Kette? Ich kann dir versichern, dass ich meine gegenwärtige Situation nicht als würdevoll betrachte.«

    »Wenn etwas schief geht«, sagte Reith, »wirst du an der gleichen Kette zwei Meter vom Boden hoch gezogen. Dann hast du überhaupt keine Würde mehr.«

    Woudiver vollführte eine Gebärde des schalkhaften Widerwillens und blickte sich im Raum um. »Es sieht so aus, als würde die Arbeit gut voranschreiten.

    »Nicht dank dir.«

    »Ah! Du stellst meine Hilfe in Abrede! Wer hat denn den Rumpf unter großer Mühe und kleinem Profit zur Verfügung gestellt? Wer hat arrangiert und organisiert, wer hat seinen unschätzbaren Geschäftssinn zur Verfügung gestellt?«

    »Derselbe Mann, der all unser Geld genommen und uns dem Glaskasten preisgegeben hat«, sagte Reith. Er ging und setzte sich auf der anderen Seite des Raums hin. Traz und Anacho taten es ihm gleich. Die drei beobachteten Woudiver, der nun wegen des Ausfalls des Abendessens schmollte.

    »Wir sollten ihn töten«, sagte Traz tonlos. »Er plant Unheil für uns alle.«

    »Daran zweifle ich nicht«, meinte Reith, »aber warum sollte er mit den Pnume handeln? Die Dirdir sind doch die Partei, die am meisten betroffen ist. Sie wissen, dass ich ein Mensch von der Erde bin; vielleicht wissen sie sogar von dem Raumschiff.«

    »Falls sie es wissen, kümmert es sie nicht«, sagte Anacho. »Sie interessieren sich nicht für andere Leute. Die Pnume sind eine andere Sache: Sie wollen alles wissen und sind höchst neugierig in Bezug auf die Dirdir. Die Dirdir wiederum spüren die Pnume-Tunnel auf und fluten sie mit Gas.«

    Woudiver rief: »Du hast mein Abendessen vergessen.«

    »Ich habe gar nichts vergessen«, sagte Reith.

    »Nun denn, dann hol mein Essen. Heute Abend möchte ich einen Weißwurzelsalat, Linseneintopf, Garganfleisch und Slue sowie eine Platte mit gutem Schwarzkäse haben, dazu meinen gewöhnlichen Wein.«

    Traz stieß bellend ein verächtliches Lachen aus. Reith erkundigte sich: »Warum sollten wir deinen Magen verwöhnen, wenn du gegen uns handelst? Bestell dir deine Mahlzeiten bei den Gzhindra.«

    Woudivers Gesicht wurde lang; er schlug sich die Hände auf die Knie. »Also wird der arme Aila Woudiver, der nur in gutem Glauben handelt, noch gequält! Was für ein elendes Schicksal, auf diesem schrecklichen Planeten zu leben und zu leiden!«

    Reith wandte sich angewidert ab. Als halber Dirdirmensch vertrat Woudiver die Doktrin der Zwiefachen

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