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Späte Sühne. Mike Winter Kriminalserie, Band 7. Spannender Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.
Späte Sühne. Mike Winter Kriminalserie, Band 7. Spannender Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.
Späte Sühne. Mike Winter Kriminalserie, Band 7. Spannender Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.
Ebook228 pages3 hours

Späte Sühne. Mike Winter Kriminalserie, Band 7. Spannender Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.

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About this ebook

Ein gnadenloser geldgieriger Verbrecher im Altersheim. Die Bewohner sind nette, freundliche Menschen, die gut miteinander auskommen und gemeinsam ihr Alter genießen wollen. Aus diesem Grunde haben sich die meisten ein Ruhegeld zurückgelegt. Justus von Brandt konnte dies nicht. Gleichwohl lebt er auf großem Fuße. Ein Leben, das er sich mit dem ergaunerten Geld seiner Mitbewohner finanziert. Eines Tages, wird Justus von Brandt tot in seinem Badezimmer aufgefunden. Handelt es sich nur um einen Unfall oder wurde er brutal ermordet?

LanguageDeutsch
PublisherKlarant
Release dateJan 4, 2013
ISBN9783943838640
Späte Sühne. Mike Winter Kriminalserie, Band 7. Spannender Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.

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    Späte Sühne. Mike Winter Kriminalserie, Band 7. Spannender Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat. - Uwe Brackmann

    4

    Danksagung

    Ich danke Frau Viola Dowhanycz und Herrn Jürgen Nieber für ihre freundliche Unterstützung bei der Verwirklichung dieses Romans.

    Einleitung

    Späte Sühne ist der siebte Roman aus der Mike Winter Serie, die inzwischen sechzehn Teile umfasst.

    Die jeweils abgeschlossenen Fälle reflektieren die Arbeit der Mordkommission 2 innerhalb der Bremer Kriminalpolizei. Sie geben aber auch Einblicke in das Privatleben des Kommissars Mike Winter und seiner Mitarbeiter.

    Kommissar Mike Winter leitet die MK2 erst seit kurzer Zeit. Der ehemalige Hauptkommissar Gerd Kretzer ist während der ersten Fälle, die beide noch gemeinsam bearbeiteten, zum Kriminalrat avanciert. Er steht Mike, aber auch als Freund immer noch hilfreich zur Seite. Nach großen privaten Problemen, die Mike nahe an den Abgrund führten, hat er sich Dank Trixi, seiner neuen Liebe, wieder gefangen.

    Handlungen und vorkommende Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen sind daher rein zufällig.

    Kapitel 1

    „Bitte, ich brauche das Geld, meine Tochter ist in ernsten Schwierigkeiten. Wenn ich ihr nicht unter die Arme greife, geht ihr Geschäft in Konkurs. „Ich habe Ihnen doch schon in der vergangenen Woche gesagt, dass es zurzeit sehr ungünstig wäre, wenn ich Ihre Aktien zu Geld mache. Der Kurs Ihrer Papiere hat sich in den letzten Monaten derart verschlechtert, dass Sie mehr als die Hälfte Ihres Einsatzes verlieren würden. Der alte Mann mit den silbergrauen Schläfen und dem noch immer dichten, welligen Haar krallte seine Finger in die gepolsterten Armlehnen des Ohrensessels. „Aber das waren meine gesamten Ersparnisse! „Sie müssen jetzt nur die Ruhe bewahren, die Kurse werden auch wieder nach oben gehen, versuchte ihn der Mann in dem Sessel rechts neben ihm zu beruhigen. „Sie werden mir eines Tages noch dankbar sein. Kurt Hafenstein sah seinen Gesprächspartner entgeistert an. „Aber meine Tochter... „Sagen Sie ihr, dass Sie zurzeit nicht an Ihr Geld herankommen und seien Sie froh darüber. Der heruntergewirtschaftete Laden Ihrer Tochter ist nicht mehr als ein Verlustgeschäft und ihre Kleine versteht vom Geschäftsleben nicht mehr als ich vom Häkeln!" Justus von Brandt erhob sich, grinste dem alten Herrn mit den grauen Schläfen herablassend ins Gesicht und lies ihn in dessen Kummer zurück.

    Der übergewichtige Mann mit dem Doppelkinn und den fleischigen Wangen war wieder einmal mit sich zufrieden. Nicht einen roten Heller würde der alte Depp von seinem Geld wiedersehen, dachte er sich. Und letzten Endes war es ja auch egal, ob der Alte es seiner Tochter in den Rachen schmiss, oder ihm damit das Leben etwas angenehmer gestaltete. Ein hässliches, kaum vernehmbares Lächeln huschte über seine Lippen und die Goldzähne in seinem Rachen wurden sichtbar.

    Während er den Aufenthaltsraum des Seniorenheims verließ, starrte Kurt Hafenstein unter der gerafften Gardine des mit Topfblumen geschmückten Fensters hindurch, zum nahen Waldrand hinüber. Die davor liegenden Weiden waren bereits mit einer dünnen Schicht weißen Pulverschnees überzogen. Obwohl erst Anfang November, hatte es über Nacht geschneit und die sonst um diese Jahreszeit eher trostlose Aussicht vermittelte ihm die Illusion, über einer Decke aus weißen Schäfchenwolken dahinzuschweben. Dort draußen wirkte alles so friedlich, so still und sanft. Für einen Moment gelang es ihm seine Sorgen zu verdrängen. Doch dann hatte er wieder das flehende Gesicht seiner Tochter vor Augen. In seinen Ohren schallte ihre Bitte um Unterstützung und in den Augenwinkeln des alten Mannes wurde es feucht. Wie gern hätte er ihr geholfen, doch was sollte er tun? Gegen die martialische Art seines Mitbewohners konnte er sich nicht erwehren.

    Jetzt fehlte einmal mehr die ordnende Hand seiner Marianne. Sie hatte sich immer um seine Geldgeschäfte gekümmert. Materielle Dinge lagen ihm einfach nicht. Er selbst war mehr der Mann für das Filigrane. Doch seine geliebte Frau hatte ihn vor zwei Jahren auf dieser verdammten Erde zurückgelassen. Es war sein eigener Wunsch gewesen in ein Seniorenheim zu gehen. Marianne hatte ihm immer wieder eingeschärft, dass es besser sei, wenn Jung und Alt getrennte Wege gingen. Und er war wie immer mit ihr einer Meinung. Doch wer sollte sich jetzt um sein Geld kümmern? Doris war mit dem Aufbau ihres eigenen Geschäftes mehr als ausgelastet. Eigentlich war ihm Justus von Brandt gerade recht gekommen. Der ehemalige Börsenfachmann hatte eine kleinere Summe, die er ihm anfangs anvertraute, binnen kürzester Zeit um ein Beträchtliches vermehrt. Was sprach also dagegen, dem Mann seine gesamten Ersparnisse zu geben? Wie konnte der zu dieser Zeit so sympathisch auf ihn wirkende Mann ahnen, dass eine einzige Katastrophe die Börsen der Welt zum Absturz brachten? Auch wenn der alte Herr, der noch immer stumm aus dem Fenster starrte, sich nun nicht mehr so wohl in seiner Nähe fühlte, für diesen Umstand konnte Justus von Brandt nichts.

    So wie er hatten auch andere Heimbewohner dem Börsenfachmann ihr Geld anvertraut, aber keiner von ihnen hatte dem Mann mit den Goldzähnen sein gesamtes Vermögen gegeben. Seine wirklich gute Pension würde zwar auch weiterhin reichen, um ihm das Wohnrecht in diesem exklusiven Seniorenheim zu sichern, aber auf die besonderen Kleinigkeiten, die das Leben erst lebenswert machen, würde er vorerst verzichten müssen. Kurt Hafenstein schüttelte traurig den Kopf. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein? Für den Abend hatte sich Doris angesagt. Was nur sollte er ihr sagen, wenn sie ihm erwartungsvoll gegenübersaß? Doris war ein wenig so wie Marianne es war. Sie würde ihm Vorwürfe machen, wenn er ihr erzählte, dass er sein Geld einem Fremden anvertraut hatte. Aus Scham beschloss er ihr nichts von seinem Mitbewohner zu erzählen. Schließlich konnte er ja auch selber an der Börse spekuliert haben.

    Kapitel 2

    Justus von Brandt hatte inzwischen sein Apartment erreicht. Er bewohnte die größte Suite in der Residenz, was ihm bei der Leitung so etwas wie einen Sonderstatus einräumte. Und diesen verstand er auf treffliche Art zu nutzen.

    Angelika hörte nicht, wie er den Nebenraum betrat. Sie hatte das Schlafzimmer aufgeräumt und war gerade dabei das Bett frisch zu beziehen, als sie in der einen Spalt breit aufstehenden Schublade des Nachtschränkchens ein Packen Geldscheine entdeckte. Sie schüttelte den Kopf und schob die Lade mit dem Knie zu. Dann widmete sie sich wieder ihrer Arbeit. Der Mann mit dem Doppelkinn beobachtete sie vom Nebenraum aus interessiert weiter. Er sah, wie das hübsche Zimmermädchen die samtene Tagesdecke über sein Bettzeug warf und sie sanft zurechtzupfte. Dann sah sie sich noch einmal im Raum um, griff nach dem Staubsauger und zog ihn mit sich, direkt auf ihn zu. Nur noch wenige Schritte von ihm entfernt stoppte sie plötzlich, drehte sich noch einmal um und ließ das Saugrohr des Staubsaugers auf den Boden gleiten.

    Der Mann mit den Goldzähnen rieb sich die Hände. Er wusste genau, was nun geschehen würde und es hatte den Anschein, als ob er es auf genau diese Entwicklung abgesehen hatte. Gebannt starrte er auf das Schicksal, das nur wenige Meter von ihm entfernt seinen Lauf nahm.

    Die alleinerziehende Mutter eines vierjährigen Jungen hatte in ihrem noch jungen Leben bereits so manchen Schicksalsschlag hinnehmen müssen. Von ihrer großen Liebe waren nur ein gewaltiger Schuldenberg und der kleine Tobias zurückgeblieben. Das Geld, welches sie hier verdiente, reichte vorne und hinten nicht, war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Noch stand sie etwa einen Meter von der Schublade entfernt, rang mit sich, war hin und her gerissen von der Aussicht, mit einem Male alle Sorgen los sein zu können. Sie kämpfte mit ihrem schlechten Gewissen. Die Tatsache, dass dieses Geld einem Fiesling gehörte, der seinen Mitmenschen auf alle nur erdenklichen Arten das Leben zur Hölle machte, bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

    Verstohlen sah sie sich im Zimmer um, trat an das Nachtschränkchen heran und zog die Lade heraus. Dann griff sie hinein und nahm das Geldbündel an sich, um es in der Tasche ihrer Kittelschürze wieder verschwinden zu lassen. Ihre Blicke wirkten nun gehetzt, ihr Pulsschlag erhöhte sich, Justus von Brandt konnte sehen, wie ihr das Blut in den Kopf stieg, wie sie hastig nach dem Staubsauger griff und das Schlafzimmer verlassen wollte. Er verzog sein fleischiges Gesicht zu einer wütenden Fratze und versperrte ihr den Eintritt ins Wohnzimmer. Die junge Frau erschrak fast zu Tode. Das Saugrohr des Staubsaugers krachte auf den Parkettboden.

    „Kann es sein, dass Sie etwas haben, was mir gehört?, fragte der Hausherr in barschem Ton. Schlagartig wurde der hübschen Geli, wie sie von ihren Kollegen genannt wurde klar, dass sie von ihrem Gegenüber bei dem Diebstahl beobachtet wurde und sie brach in Tränen aus. Doch der Mann, den sie immer für einen unsympathischen Zeitgenossen gehalten hatte, reagierte völlig anders, als sie es von ihm erwartet hatte. Er ergriff sanft ihren Arm und zog sie mit sich auf das zweisitzige Sofa. Dann reichte er ihr ein Papiertaschentuch. „Nun beruhigen Sie sich man erst einmal, Angelika. Die junge Frau griff in die Tasche ihres Kittels und zog das Geldbündel heraus. Beschämt übergab sie es dem nun eher mildtätig lächelnden Dickhäuter. Tränen kullerten ihr über das Gesicht und hinterließen eine Spur des Entsetzens. „Ich wollte das Geld gar nicht nehmen, aber dann habe ich an meinen kleinen Sohn gedacht und an die Schulden. Jetzt werde ich meine Arbeit verlieren und dann weiß ich erst recht nicht mehr, wie es weiter gehen soll."

    Das dünne Taschentuch konnte die vielen Tränen, die sie weinte, nicht aufnehmen. Der Dicke reichte ihr ein weiteres und versuchte sie zu beruhigen. „Die Heimleitung muss ja nicht unbedingt etwas davon erfahren. Geli schnaubte die Nase. „Die werden mich fristlos entlassen! „So hören Sie doch! Ich muss Ihren Fehltritt ja nicht unbedingt melden. Wenn Sie mir ein wenig entgegen kommen, könnten wir die Sache als unser kleines Geheimnis betrachten. Das Zimmermädchen sah den Mann neben sich fragend an. Noch hatte sie nicht begriffen. „Das würden Sie für mich tun? „Wenn Sie ab und zu ein wenig nett zu mir sind, hauchte er ihr zu. „Ich verstehe nicht, schniefte sie. Die fleischigen Wangen des Hausherrn bauschten sich zu einem fiesen Grinsen. Dann öffnete er die Schnalle seines Hosengürtels und den Reisverschluss darunter.

    „Sind Sie verrückt geworden!, entrüstete sich Angelika, noch während sie von dem schmalen Sofa aufsprang. „Nun tu doch nicht wie die keusche Johanna. Ich will ja nicht gleich mit dir ins Bett steigen, das wäre mir viel zu strapaziös. Es würde mir schon reichen, wenn du mich dann und wann nett bedienen würdest. „Niemals!, fuhr ihn das Zimmermädchen entsetzt an. „Und überhaupt, wer sagt denn, dass man mir nicht glaubt, wenn ich einfach alles abstreite? Der Dickhäuter grinste gelassen. „Damit habe ich gerechnet. Deshalb habe ich auch meine Videokamera im Schlafzimmer versteckt. Ich hatte schon Angst, dass du sie entdecken würdest." Damit walzte er sich aus dem Sofa und verschwand im Schlafzimmer. Wenig später kehrte er mit der Kamera und dem selben widerlichen Grinsen wie zuvor zurück. Genüsslich betrachtete er auf dem abgeklappten Monitor, was das Gerät aufgezeichnet hatte. Angelika brach in sich zusammen. Damit hatte er sie in der Hand.

    Ein letzter Gedanke, sich der Kamera mit Gewalt zu bemächtigen, verflog, als die zierliche Frau dem Fleischberg vor Wut zitternd gegenüberstand. „Setz dich!", forderte er sie ultimativ auf. Und Geli gehorchte. Er wusste, dass er in diesem Moment ihren Widerstand gebrochen hatte. Langsam schob er die bereits geöffnete Hose über seine Speckrollen und entblößte sich. Dann baute er sich vor der jungen Frau auf und wartete darauf bedient zu werden. Angewidert und mit Tränen in den Augen tat das Zimmermädchen, was der grunzende Fleischberg von ihr verlangte.

    Kapitel 3

    „Meine Güte, was ist denn mit dir los?, fragte ihre Kollegin Gritt Schulze, als Angelika die Küche betrat, um wie jeden Tag dabei zu helfen das Mittagessen im Speisesaal aufzutragen. „Du bist ja völlig von der Rolle. Dass die junge Frau am ganzen Körper zitterte war nicht zu übersehen. „Es ist nichts", versuchte Geli abzuwiegeln und drehte sich von ihrer Freundin weg, um die gefüllten Teller mit den Namensschildern auf dem Servierwagen abzustellen. Sie konnte ihr unmöglich sagen, was geschehen war. Einerseits schämte sie sich für den Diebstahl, andererseits aber auch für das, was sie anschließend über sich ergehen ließ. Das sie dazu genötigt wurde, machte die Sache nicht weniger hässlich. Allein der Gedanke es wieder und wieder, wann immer es dieses Schwein von ihr verlangen würde, tun zu müssen, erfüllte sie mit Ekel und Abscheu, ließ ein Würgegefühl in ihr aufkommen.

    Im selben Augenblick entglitt ihr einer der Teller und zerschellte auf den Fliesen. Die Warmhaltehaube kullerte über den Fußboden, das Essen spritzte nach allen Seiten davon. Angelika hielt sich die Hände vor das verweinte Gesicht und stürzte aus der Küche in den Personalraum, der direkt daran grenzte. Sie mochte jetzt niemandem in die Augen sehen. Irgendwie glaubte sie, dass man ihr alles ansehen würde, ihr gewissermaßen die Geschehnisse vom Gesicht ablesen konnte. Die junge Frau haderte mit sich, warum nur hatte sie sich zu diesem Diebstahl hinreißen lassen? Ihr Stolz war dass einzige, was ihr geblieben war, nachdem der Vater von Tobias die beiden bei Nacht und Nebel verlassen hatte. Schon seit mehr als zwei Jahren zog sie den Kleinen nun schon allein und ohne irgendwelche Hilfe auf. Mehr als einmal hatte sie dabei schwere Steine aus dem Weg räumen müssen, war aber immer mit allen Problemen fertig geworden. Eine Tatsache, auf die sie bisher stets stolz war. Doch nun konnte sie sich auch diesen Stolz nicht mehr leisten. Er war ihr auf schändliche Weise genommen worden. Wie nur sollte sie ihrem kleinen Sohn unter die Augen treten? Wie sollte sie ihn auf das Leben vorbereiten, wo sie selber so sehr versagt hatte? Wie konnte sie ihm nun noch ein Vorbild sein?

    Als sie den Servierwagen über die Küchenfliesen rattern hörte, erhob sie sich von der gepolsterten Eckbank und ging an ihren Spinnt, um sich ein Päckchen Taschentücher herauszuholen. Gritt sollte nicht sehen, dass sie weinte. Angelika fühlte sich nicht in der Lage, die besorgten Fragen ihrer Arbeitskollegen zu beantworten. Sie schwankte, alles um sie herum begann sich zu drehen, sie verlor das Gleichgewicht und knickte schließlich in den Knien ein.

    Als sie wieder zu sich kam, erkannte sie das freundliche Gesicht von Michael. Der nette Krankenpfleger, auf den sie schon lange ein Auge geworfen hatte, beugte sich über sie und kontrollierte gerade ihren Kreislauf. Jetzt erst erkannte sie, dass sie auf einer der Liegen im Sanitätsraum lag. „Ah, hallo, da bist du ja wieder, begrüßte er sie, als er bemerkte, dass ihre Augen geöffnet waren. Am liebsten wäre sie mit samt der Liege im Erdboden versunken. Das Ganze war ihr unendlich peinlich. „Entschuldigung, stammelte sie, „tut mir total leid. „Was tut dir leid? Sie blickte ihm verwirrt in die Augen und versuchte dabei sich mit dem Oberkörper aufzurichten. Doch seine kräftigen Hände drückten sie sanft zurück. „Du hast keinen Grund, dich für irgend etwas zu entschuldigen. Und nun wirst du dich erst einmal ein wenig ausruhen. Nachher sehen wir dann weiter. „Aber... „Keine Widerrede, hier habe ich das Sagen." Er lächelte sie mildtätig an und verließ den Raum.

    So etwas war ihr noch nie passiert. Die Sache mit dem widerlichen Dickhäuter hatte sie mehr mitgenommen, als sie sich selber eingestehen wollte. Das Schlimmste aber war, dass die Geschichte damit für sie lange noch nicht ausgestanden war. Dieses perverse Schwein würde sie immer wieder mit dem Diebstahl erpressen. Schon der Gedanke daran ließ unbeschreiblichen Ekel in ihr aufsteigen. Über kurz oder lang blieb ihr nur übrig, sich der Heimleitung anzuvertrauen oder sich eine andere Arbeit zu suchen. Letzteres schien ihr der bessere Weg zu sein. Solange, bis sie einen anderen Job gefunden hatte, würde sie Justus von Brandt halt aus dem Wege gehen. Auf keinen

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