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Abgeschoben. Detektei Lessing Kriminalserie, Band 16.Spannender Detektiv und Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.
Abgeschoben. Detektei Lessing Kriminalserie, Band 16.Spannender Detektiv und Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.
Abgeschoben. Detektei Lessing Kriminalserie, Band 16.Spannender Detektiv und Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.
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Abgeschoben. Detektei Lessing Kriminalserie, Band 16.Spannender Detektiv und Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.

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About this ebook

Heinz Rommerskirch war zu Lebzeiten ein erfolgreicher Bauunternehmer. Sein Testament sieht vor, dass seine Witwe das Vermögen und die uneheliche, bis dato unbekannte Tochter, eine monatliche großzügige Unterstützung erhalten soll. Seine drei Söhne erben die ‚Plan und Bau GmbH‘ zu gleichen Teilen. In einem fairen Wettstreit sollen sie innerhalb eines Jahres klären, wer Chef des Unternehmens wird. Was gut gemeint scheint, entwickelt sich schnell zu einer intrigenreichen Auseinandersetzung, an dessen Ende das Unternehmen in eine finanzielle Schieflage gerät. Als die Witwe nicht mit ihrem Vermögen helfen will, wird sie Tage später tot in ihrem Schlafzimmer aufgefunden…

LanguageDeutsch
PublisherKlarant
Release dateJul 25, 2013
ISBN9783955730499
Abgeschoben. Detektei Lessing Kriminalserie, Band 16.Spannender Detektiv und Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat.

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    Abgeschoben. Detektei Lessing Kriminalserie, Band 16.Spannender Detektiv und Kriminalroman über Verbrechen, Mord, Intrigen und Verrat. - Uwe Brackmann

    -5-

    Kapitel 1

    Regen, Nebel, Kälte. Seit Tagen schon frustrierendes Wetter. Eine ganze Armada schwarzer Schirme näherte sich über den geteerten Hauptweg des Zentralfriedhofes. Elisabeth und ihre drei erwachsenen Stiefsöhne warteten vor der Kapelle, begrüßten die Trauergäste, nahmen ihre Beileidsbekundungen entgegen und wussten doch, dass ihre Worte oftmals nichts als Phrasen waren. Die schwarz gekleideten Trauergäste schoben sich über die kleine Marmortreppe in das Gotteshaus. Sie trugen sich in das ausliegende Kondolenzbuch ein und reichten der Dame vom Beerdigungsinstitut ihre Umschläge und die mitgebrachten Blumen oder Kränze. Dann schritten sie weiter durch den Mittelgang bis ganz nach vorn, wo der schwarz gebeizte Zedernholzsarg aufgebart war. Einer nach dem anderen stellte sich in gebührendem Abstand davor, deutete eine Verbeugung an und hielt einige Momente lang inne, um sich dann in eine der mit trauerschwarzen Stuhlkissen belegten Holzbänke zu setzen. Nicht in die ersten beiden Reihen, die waren den Familienangehörigen und der weitläufigen Verwandtschaft vorbehalten. Denn selbst im Tod musste alles seine Ordnung haben.

    Ein langer, kalter Winter hatte die Baubranche auf eine harte Probe gestellt. Nur die wirtschaftlich gesunden Unternehmen gingen gestärkt aus der wetterbedingten Flaute hervor. Mittelständler, die keinerlei Rücklagen gebildet hatten, blieben auf der Strecke, wurden abgewickelt oder von den Großen geschluckt. Nichts Ungewöhnliches, im Grunde die ganz natürliche Auslese. Nur die Starken überleben! Klar, dass mit diesen Pleiten Schicksale verknüpft waren, die für die Leidtragenden nicht selten Not und Elend verhieß. Wer oben mitschwimmen wollte, durfte sich keine Gefühle leisten, musste zuschlagen, wenn es dem Mitbewerber am meisten schadete.

    Heinz Rommerskirch hatte die ‚Plan und Bau GmbH‘ mit viel kaufmännischem Geschick, aber auch mit genauso viel Fleiß und mit eben jener Skrupellosigkeit zu einem der regional führenden Firmen geformt. So plötzlich sein Ableben für seine Söhne und alle Außenstehenden auch kam, so vorhersehbar war es für seine Ärzte und auch für Elisabeth.

    Der Unternehmer, der in der Branche auch der Eiserne genannt wurde, war alles andere als ein einfach zu nehmender Mann. Als Vater hatte er nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen. Mit derselben Härte mit der er sich selbst unerbittliche Disziplin abverlangte, forderte er diese auch von seinen Söhnen. Besonders nach dem Tod seiner ersten Frau, der Mutter seiner Kinder, war es diese unumstößliche Ordnung, die ihn am Leben hielt. Nun war er also zum Opfer seiner eigenen Unnachgiebigkeit geworden und zum ersten Mal seit langer Zeit schienen seine Gesichtszüge, zumindest für Elisabeth, ein zufriedenes, vielleicht sogar ein verschmitztes Lächeln in sich zu tragen. Es war ihr so, als verberge er in diesem Ausdruck eine letzte Botschaft für sie: „Nun seht mal zu, wie ihr ohne mich klar kommt, ich habe es hinter mir."

    Irgendwann war die Kapelle bis auf den letzten Platz gefüllt. Musik erklang. Musik, die Elisabeth zusammen mit dem Geistlichen ausgewählt hatte. Ihr Blick hing starr an dem Sarg, so, als wäre er daran festgenagelt. Ihre Gedanken spulten zum hundertsten, tausendsten Mal die Bilder vor ihrem geistigen Auge ab, die sie für die schönsten ihrer gemeinsamen Jahre hielt. Eine nicht enden wollende Videoaufnahme in 3D.

    Wie in Trance erhob sie sich mit all den anderen zum Gebet, setzte sich wieder, bewegte eher die Lippen als sie die Texte sang, die sie von dem Zettel in ihrer Hand ablas und hoffte, dass bald alles vorbei sei.

    Irgendwann traten sechs uniformierte Männer an den Sarg, verbeugten sich, hoben ihn an und trugen ihn an der Trauergemeinde vorbei ins Freie. Elisabeth, ihre Stiefsöhne und all die anderen folgten dem Verblichenen bis zur schwarzen Limousine, mit der der Eiserne ins Krematorium gebracht werden sollte. Lange noch sah Elisabeth dem Wagen nach, sah wie er am Ende des geteerten Weges durch das geschmiedete Tor auf die Straße rollte und nach rechts abbog, um in dem fließenden Strom vorbeifahrender Fahrzeuge abzutauchen. Kira, die Verlobte von Ernst und Elisabeths Schwiegertochter Anette hatten sich bei ihr eingehakt und schoben sie nun behutsam zur Seite. Keine Zeit für Tränen, keine Zeit zum Abschied nehmen.

    Thomas und Anette waren seit drei Jahren verheiratet. Kinder gab es keine, obwohl sich Heinz immer Enkel gewünscht hatte. Für den sechsunddreißigjährigen Thomas war dies allerdings noch keine Option. Eins nach dem anderen, vertröstete er seinen Vater stets, ohne viele Worte. Für Kira hingegen, die seit knapp zwei Jahren zu dem zwei Jahre jüngeren Ernst gehörte, gab es da kein vertun. Sie wollte Kinder, viele und die so bald wie möglich. Warum es nicht so recht klappte, war ein offenes Geheimnis, an welches sie ihren Verlobten nur allzu gern erinnerte.

    „Im Namen meiner Familie möchte ich Sie nun noch auf einen kleinen Snack im Kaffeehaus einladen, verkündete Thomas all jenen, die bereits darauf gewartet hatten. Fell versaufen, nannte Heinz diese Sitte zu Lebzeiten verächtlich. „Wir würden uns freuen, wenn Sie diese kleine Geste unserer Dankbarkeit annehmen würden, fügte Thomas überzeugend hinzu. Eine Gabe, die er von seinem Vater geerbt hatte. Sonst allerdings war er hinter dessen Erwartungen zurückgeblieben. Der Tross der Hungrigen setzte sich in Bewegung, schob sich langsam dem Ausgang mit dem geschmiedeten Tor entgegen. Wann fand dieser entsetzliche Traum sein Ende? Elisabeth hätte alles darum gegeben, dieses Drama hinter sich zu lassen, aufzuwachen und alles so vorzufinden, wie es noch vor wenigen Tagen war, doch dieser Albtraum würde erst enden, wenn sie denselben Weg wie Heinz gegangen war.

    Wie nach Beerdigungen gemeinhin üblich, wurden bei der anschließenden Trauerfeier alte Geschichten und lustige Anekdoten aus dem Leben des Verstorbenen erzählt. Nach jedem dieser Historien wurde auf den Verblichenen angestoßen. Die Devise lautete die Gesellschaft aufzuheitern, koste es auch den letzten Anstand.

    Irgendwann konnte es Elisabeth nicht mehr ertragen. „Würdest du mich bitte nach Hause bringen, Peer?, bat sie den jüngsten Sohn des Verstorbenen. „Gern. Ich hatte mich schon gefragt, wie lange du dieses Theater noch aushältst. Ihre Antwort lag in dem Blick begründet, den sie Peer zuwarf. „Ich hasse diese Heuchler, ereiferte sich Peer. „Hier tun sie so, als seien sie Vaters beste Freunde gewesen, aber zu seinen Lebzeiten hätten sie ihm am liebsten das Fell über die Ohren gezogen. „Dieser Tag gehört allein deinem Vater und nicht denen, die am lautesten nach ihm schreien."

    *

    23:45 Uhr, Abbruch Observation, Zielperson begibt sich zu Bett, schrieb ich in mein schlaues Büchlein. Wie groß das Misstrauen mancher Menschen sein muss, um den daheim zurückgelassenen Gatten von einem Detektiv bespitzeln zu lassen. Sei es drum, im Moment waren es genau diese Fälle, die einen Großteil meiner Aufträge ausmachten. Nicht gerade das, was ich mir bei der Gründung meiner Detektei vorstellte, aber mittlerweile mein tägliches Brot. Abgesehen davon war alles besser, als weiterhin in den engen Grenzen arbeiten zu müssen, die einem Kriminalhauptkommissar auferlegt werden. Insofern hatte ich meinen Entschluss, die sichere Pension an den Nagel zu hängen nicht bereut.

    Bevor ich meinen Posten aufgab, musste ich sicher sein, dass mich meine Zielperson nicht täuschte. Ich ließ also den Motor meines Wagens an und fuhr davon. Natürlich nur bis zur nächsten Ecke, wo ich meinen Skoda wieder parkte und mit eiligen Schritten vor das Haus der Zielperson zurückkehrte. Hinter den Fenstern blieb nach wie vor alles dunkel und auch sonst schien sich nichts im Haus zu rühren. Ich verharrte noch einige Zeit in meinem Versteck und wartete ab. Just in dem Moment in dem ich mich auf den Weg zu meinem Wagen machen wollte, näherten sich zwei Scheinwerfer. Ein quittegelber Sportwagen stoppte vor dem Haus und so als hätte ich geahnt, was nun kommen musste, eilte der Mustergatte meiner Auftraggeberin aus dem Haus. Ich hielt meine Nikon im Anschlag, feuerte eine ganze Serie von der wie ein Gigolo ausstaffierten Zielperson und nahm den Finger erst dann wieder vom Auslöser, als der Gute auf dem Beifahrersitz des Sportwagens verschwand.

    Trotz der Dunkelheit hatte ich, dank Restlichtverstärker, einige eindeutige Fotos geschossen. Auch wenn ich dem davonbrausenden Paar nicht folgen konnte, rechtfertigten die Bilder allein schon das Misstrauen meiner Auftraggeberin. Geduld und Zähigkeit hatten sich also wieder einmal als recht nützliche Eigenschaften erwiesen. Da ich den ganzen Tag auf den Beinen war, spürte ich wie die Müdigkeit allmählich in meine Knochen kroch. Zufrieden mit der Ausbeute des Abends lenkte ich meinen Wagen heimwärts. Die Vorfreude auf ein heißes Bad und ein anschließendes weiches Bett verlieh meinem Skoda Flügel. Nur noch die Treppe hinauf, den Schlüssel im Schloss gedreht und dann die Mühen des Tages hinter mir lassen, dachte ich, doch was zum Henker war das?

    „Überraschung!, grölte eine wildgewordene Rasselbande. Ich stand vor ihnen wie jemand, dem man gerade den Boden unter den Füßen wegzog. „Hallo, sagte ich nicht so recht wissend, wie mir geschah. Dementsprechend dämlich schaute ich offensichtlich aus der Wäsche. „Hast du schon mal auf die Uhr gesehen?, kam Miriam lachend auf mich zu. „Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen. „Ja, hast du denn deinen Geburtstag vergessen? „Es sieht ganz so aus, erwiderte ich perplex. „Leute, stellt euch vor, rief meine Lebensabschnittsgefährtin in die Runde, „…er hat tatsächlich seinen Geburtstag vergessen.

    „Gib es zu, Miriam, dass alles hier habe ich doch sicher dir zu verdanken? „Ich bekenne mich schuldig, lachte meine Staatsanwältin beschwipst. „Und das im Sinne der Anklage, fügte meine extrovertierte Putzsekretärin lallend hinzu. „Ihr scheint ja bereits seit einiger Zeit zu feiern, stellte ich amüsiert fest. „Ich freue mich über die tolle Überraschung, die ihr mir mit eurem Kommen bereitet habt, bedankte ich mich gerührt. „Wie habt ihr es nur angestellt, dass sich Trude nicht bei mir verplappert hat? „War nicht leicht", rief eine Stimme aus dem Hintergrund. Klar, dass sie zu meinem Freund Jogi gehörte. Erst nach und nach stellte ich fest, wer alles unter den Gratulanten war. Rechtsanwalt Börner war ebenso gekommen, wie Jogis Kollegin Gesine Hoffmeister, Rechtsmediziner Ruprecht Ramsauer, Hauptkommissar Kleinschmidt und sein Kollege Tim Sinner. Ganz besonders freute ich mich über Monikas erscheinen. Die ehemalige Caféhausbedienung und liebe Freundin war mit ihrer inzwischen noch hübscher gewordenen Tochter Suhela gekommen. Gernot Räuber und Marlies Knoop von der Spurensicherung waren natürlich ebenfalls mit von der Partie.

    All die Müdigkeit und der Wunsch nach Entspannung waren wie weggeblasen. All die kleinen Geschichten, die mich bislang durch mein Leben begleitet hatten, waren wieder so präsent als seien sie gerade erst geschehen. All die brenzligen Fälle, die ich mittlerweile als Detektiv bearbeitet hatte. Und dann waren da ja noch die kleinen absonderlichen Abenteuer mit meinen vierbeinigen Freunden, die Jogi ganz besonders heiter zu erzählen vermochte. Heute machte es mir nichts aus, wenn sich meine Freunde darüber amüsierten, denn heute konnte ich selber darüber lachen. Die Sonne war längst aufgegangen, als der letzte Gast meine Wohnung verließ. Es war die schönste Geburtstagsfeier, die ich je hatte.

    Kapitel 2

    Der Familiensitz an Rande von Mascherode war ein spätgotischer Kalksandsteinbau aus der Gründerzeit. Bereits seit Genrationen im Besitz der Rommerskirchs hatte das alte Gemäuer eine recht wechselhafte Vergangenheit hinter sich. Herrliche Bälle, rauschende Feste, bittersüße Intrigen und die Beschlagnahmung durch alliierte Truppen. Zum Kriegsende folgte die Einquartierung von Soldaten, später die von Flüchtlingen aus den verlorenen Gebieten im Osten. Dies waren nur einige Stationen einer bewegten Geschichte.

    „Bist du soweit, Elisabeth?, erkundigte sich Anette. „Der Termin bei Doktor Bernadi ist in einer Stunde. „Ja, ja, mach dir keine Sorgen, ich brauche nur noch meinen Mantel." Kurz darauf hatte Thomas den Wagen vorgefahren. Ernst und Kira saßen bereits im Fond. Sie führten eine lebhafte Unterhaltung, so wie meistens, wenn sie länger als eine Stunde beisammen waren. Als Anette die Tür der Beifahrerseite öffnete, um Elisabeth beim Einstieg behilflich zu sein, erstarb das Streitgespräch.

    „Hoffentlich ist unser werter Herr Bruder heute mal pünktlich, gab Thomas sein Bedenken zum Ausdruck. „Peer weiß um was es geht, sprang ihm Elisabeth zur Seite. „War ja klar, dass du ihn wieder in Schutz nimmst, ereiferte sich Ernst. „Nun wartet doch erst einmal ab!, fuhr Anette genervt dazwischen. „Wenn er nicht kommt, können wir uns immer noch Gedanken machen."

    Die Kanzlei von Familienanwalt und Notar Doktor Bernadi befand sich nur wenige Autominuten von der Villa der Rommerskirchs entfernt auf dem Bohlweg gegenüber den Schlossarkaden. Die Plan und Bau GmbH hatte maßgeblich am Bau des Einkaufsparadieses im Herzen der Braunschweiger City mitgewirkt. Ein Privileg, der dem Renommee des Unternehmens mehr als dienlich war. Heinz hatte einmal mehr eine gute Nase bewiesen, als er das Angebot in seiner Ausschreibung so tief angesetzt hatte, dass für die Firma unter dem Strich kaum etwas hängen blieb. Es waren die Folgeaufträge, auf die er es von vornherein abgesehen hatte.

    „Und, seht ihr Peer hier vielleicht irgendwo?, fühlte sich Kira in ihrer Einschätzung bestätigt. „Nun lass uns erst einmal einen Parkplatz finden und den Wagen abstellen, beschwichtigte Thomas. „Vielleicht trifft er ja bis dahin ein. „Das glaubst du doch wohl selber nicht, beharrte Kira. „Sag du doch auch mal was, Ernst! „Von deinem ewigen Gezeter wird’s auch nicht besser. „Pah!, reagierte Kira in der für sie üblichen Weise. „Ich stehe mir jedenfalls vor der Kanzlei nicht die Beine in den Bauch. Elisabeth verdrehte seufzend die Augen. „Er ist sicherlich schon hineingegangen."

    Nach einiger Zeit des Suchens fand sich schließlich, ganz in der Nähe zur Kanzlei, ein freier Parkplatz. „Wollten wir uns nicht unten treffen?, konnte Kira ihre Stichelleien gegen Peer auch während des Eintretens nicht unterlassen. „Wenn ich es richtig sehe, habt ihr euch verspätet, entgegnete Peer gelassen. „Wenn die Herrschaften jetzt vollzählig sind, unterbrach eine der Bürokräfte des Notars die angespannte Atmosphäre, „…darf ich Sie nun in das Büro von Herrn Doktor Bernadi bitten.

    „Ich darf Ihnen zuallererst mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen, begrüßte der Notar die Hinterbliebenen. „Es tut mir ausgesprochen leid, Herr Rommerskirch war mehr als ein Mandant für mich. Elisabeth nickte dem Juristen dankbar zu. „Ich danke Ihnen, Doktor Bernadi. „Darf ich Ihnen etwas anbieten? Vielleicht einen Kaffee, einen Cognac oder etwas anderes? „Es wäre nett, wenn Sie endlich beginnen würden", konnte Thomas seine Anspannung nicht länger verbergen. Bernadi versuchte sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen, doch der Ausdruck in seinem Gesicht wechselte von freundlich distinguiert in gespannt pikiert.

    „Sie müssen sich leider noch ein wenig gedulden, da wir noch nicht vollzählig sind, erwiderte Bernadi geheimnisvoll. „Was soll das?, ereiferte sich nun auch Ernst. „Die Familie ist vollzählig. „Das ist zwar korrekt, aber dennoch sind nicht alle Erben anwesend. Die Rommerskirchs sahen einander fragend an. „Weißt du etwas von einem weiteren Erben?, erkundigte sich Anette bei ihrer Schwiegermutter. Die in diesem Augenblick eintretende Person machte eine Antwort überflüssig. Bernadi begrüßte die junge Frau freundlich lächelnd. „Schön, dass Sie es doch noch geschafft haben. „Es tut mir Leid, wenn Sie meinetwegen warten mussten, entschuldigte sich die attraktive Rothaarige. „Mein Auto ist schon etwas betagt, da kann schon mal was kaputt gehen. „Können wir jetzt endlich anfangen?, riss Thomas allmählich der Geduldsfaden. „Ich benötige nur noch den Ausweis von Frau Reitmeier.

    „Kommen wir nunmehr zur Testamentseröffnung, erklärte Bernadi feierlich, nach dem er alle Formalien erledigt hatte. „Hiermit verfüge ich, Heinz Rommerskirch, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, das meine geliebte Ehefrau, Elisabeth Rommerskirch, geborene Schneegans mein gesamtes Barvermögen, meine Anteile an den Bayrischen Motorenwerken und die Familienvilla erhalten soll. „Das kann nicht sein!, unterbrach Thomas die Verlesung des Testaments. „Vater hatte immer davon gesprochen, dass ich die Aktien erhalten sollte. „Ha, dass ich nicht lache, er hat die Papiere mir versprochen!, hielt es Ernst vor lauter Wut nicht mehr auf seinem Platz. „Ich darf Sie doch wohl sehr bitten!, rief Bernadi zur Ruhe. „Nachdem ich das Testament verlesen habe, bekommt jeder von Ihnen eine Abschrift, um sich persönlich vom letzten Willen des Verstorbenen zu überzeugen, aber bis dahin, darf ich Sie um Zurückhaltung ersuchen."

    „Ferner erhält Frau Susanne Reitmeier eine monatliche Apanage, von zweitausend Euro, die von einem Konto mit gleichem Namen bei der Deutschen Bank geführt wird. Ein Raunen ging durch das Konferenzzimmer des Notars. Nur Elisabeth konnte sich ein gewisses Schmunzeln nicht verkneifen. „Kommen wir nun zu den Söhnen des Verblichenen, fuhr Bernadi fort. „Meinen geliebten Söhnen, Thomas, Ernst und Peer vermache ich die Plan und Bau GmbH zu jeweils gleichen Teilen."

    Die Brüder sahen sich einen Moment lang sprachlos an. „Aber wie soll das funktionieren?, fasste sich Thomas als erster. „Ganz einfach, grinste Peer, „…ich mache den stillen Teilhaber und komme nur jeden Ersten im Monat vorbei, um meinen Check abzuholen. „Da muss ich Sie enttäuschen, schaltete sich der Notar ein. „Es gibt eine Klausel, die besagt, dass nur derjenige von Ihnen erbt, der sich an der Führung des Unternehmens maßgeblich beteiligt."

    „Das kann doch alles nicht wahr sein, schüttelte Kira fassungslos den Kopf. „Ich werde dieses Testament anfechten!, drohte Thomas verbittert. „Der Alte kann doch nicht bei Sinnen gewesen sein, als er diesen Blödsinn zu Papier brachte. „Ich fürchte, auch da muss ich Sie enttäuschen, hakte Bernadi entschlossen ein. „Als Ihr werter Herr Vater das Testament aufsetzte, waren zwei Zeugen zugegen.

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