Sonderschüler Suppentrieler geht in die Schule und kann nichts (?)
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About this ebook
Dort findet die Klassenlehrerin heraus, daß er Legastheniker ist.
Seine Eltern, besonders die Mutter, versuchen das Beste für den Jungen zu erreichen.
Benjamin lernt Anke kennen, mit der er auf den Hauptschulabschluß lernt. Aber bis es zwischen den Beiden zu einer Beziehung kommt, gilt es einige Schwierigkeiten zu überwinden.
Da dieser Roman teilweise auf wirklichen Erlebnissen des Autors beruht, neben der Schilderung aufgetretener Schwierigkeiten auch deren Lösungen aufzeigt, ist er sowohl für Kinder, Jugendliche, Erwachsene als auch für Lehrer interessant.
Dieses Buch ist der erste Roman auf dem deutschen Büchermarkt, der die Lernbehinderten- problematik als Hauptthema hat.
Wilfried Kriese
Der Autor Wilfried Kriese ist Legastheniker und hatte Schwierigkeiten beim Sprechen und Lernen. Heute ist er Holzfachwerker, Medienbetriebswirt und psychologischer Berater. Er hat mehr als 40 Bücher und eine 10-bändige Ratgeberreihe veröffentlicht. 2003 erhielt Wilfried Kriese den Ehrendoktortitel Dr. h. c. verliehen. Es ist im deutschsprachigen Raum und wahrscheinlich auch in Europa einmalig, dass jemand mit einer Biografie, wie sie Wilfried Kriese vorweist, solch eine Ehrung erhält.
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Book preview
Sonderschüler Suppentrieler geht in die Schule und kann nichts (?) - Wilfried Kriese
Sonderschüler Suppentrieler geht in die Schule und kann nichts (?)
1. SCHUHLJAHR
2. SCHULJAHR
3. SCHULJAHR
4. SCHULJAHR
5. SCHULJAHR
6. SCHULJAHR
7. SCHULJAHR
8. SCHULJAHR
9. SCHULJAHR
Impressum
1. SCHUHLJAHR
Wilfried Kriese
SONDERSCHÜLER
SUPPENTRIELER
GEHT IN DIE SCHULE
UND KANN NICHTS (?)
Impressum
Mauer Verlag
Wilfried Kriese
Buchgestaltung Mauer Verlag
Titelbild: Wilfried Kriese
Edition Wilfried Kriese 2018
Erstveröffentlichung 1994
Alle Rechte vorbehalten
www.mauerverlag.de
www.wilfried-Kriese.de
Zum Titelbild
Wir müssen gemeinsam
Bretterzäune überwinden!
Dieser Roman ist all denen gewidmet,
die auf eine Sonderschule gehen und
mit dieser Last
ihr Leben bewältigen müssen
EINLEITUNG
Obwohl Benjamin vor Aufregung die halbe Nacht nicht schlafen kann, fällt ihm zu der ungewohnten Uhrzeit das Aufstehen nicht schwer, denn er hat lange genug auf diesen Tag gewartet.
Eins, zwei, drei, ist er aus dem Bett, zieht sich an, geht ins Bad, wäscht sich das Gesicht und die Hände.
In der Wohnung ist es still. Nur aus der Küche ist etwas zu hören: dort deckt seine Mutter den Frühstückstisch. Als er zu ihr tritt, sieht sie ihn lächelnd an.
„Guten Morgen Benny", begrüßt sie ihn. Sie hat den Frühstückstisch mit dem guten Kaffeegeschirr gedeckt. Die Augen des Jungen blicken auf frisches Toastbrot, Marmelade und Nutella.
Benjamin setzt sich zu seinen Eltern. Selbst der Vater ist heute von der Arbeit weggeblieben. Er gießt ihm richtigen Kaffee ein und nicht wie sonst Kinderkaffee.
„Na Junge, aufgeregt?", will er wissen.
„Eeetwas", stottert Benjamin, dann greift er nach der Tasse Kaffee und nimmt einen Schluck. Er ist so heiß, daß er sich fast die Lippen verbrennt. Aber er schmeckt stärker, schmackhafter und riecht besser als der Kinderkaffee.
Benjamin ist für sein Alter klein und schwächlich gebaut. Am liebsten wäre er größer und stärker, dann hätte er sich im Kindergarten besser durchsetzen können; er wird nämlich von den anderen Kindern immer nur geärgert. Meistens schreien sie im Chor: „Bebebenjamin, Bebebenjamin", oder sie machen sich anders über seinen Sprachfehler lustig. Dabei gibt er sich doch immer redliche Mühe, nicht zu stottern.
Aber jetzt wird sich bestimmt alles ändern, heute an seinem ersten Schultag!
Nach dem Frühstück ziehen sich alle drei die Jacken über und gehen aus der Wohnung.
Benjamin lebt in einer Wohnsiedlung, in der ein Wohnblock neben dem anderen steht. Hier wohnen hauptsächlich Familien mit niedrigen Einkommen, Arbeiter und Ausländer. Einige müssen sogar von der Sozialhilfe leben.
Sie steigen in ihr Auto, das auf einem großen Parkplatz bei der Wohnsiedlung steht. Sie fahren in Richtung Schule. Eigentlich hätten die drei auch zu Fuß laufen können, weil das Schulgelände nur drei Minuten entfernt ist, aber der Vater hat die Angewohnheit, bei jeder Gelegenheit das Auto zu benützen. Er lenkt seinen Ford Capri durch den verstopften Stadtverkehr.
Ein Autofahrer übersieht ein Stoppschild und fährt fast in eine Autofahrerin hinein. Ein kurzes Hupen und Quietschen der Reifen macht auf die Situation aufmerksam. Der Autofahrer flucht und zeigt der Autofahrerin den Vogel. Sie schüttelt nur mit dem Kopf und fährt weiter.
Eine Ampel schaltet auf Rot. „Scheiß Ampel. Jetzt springt die natürlich auf rot, wenn wir kommen", schimpft der Vater.
„Wären wir gleich zu Fuß gegangen, dann wären wir bestimmt schon bei der Schule. Aber nein, du mußtest ja unbedingt das Auto benützen", meint die Mutter.
„Ja, ja ich weiß, jetzt bin ich natürlich wieder an allem schuld."
Die Ampel springt auf gelb, dann auf grün. Zehn Minuten später parkt der Vater das Auto endlich auf dem einzigen freien Parkplatz des Schulgeländes.
Hier gibt es eine Haupt-Realschule, ein Gymnasium, und zehn Meter weiter die Sonderschule für Lernbehinderte.
Benjamin schaut die Schule genauer an. Das wird nun also seine Schule sein. Das Sonderschulgebäude ist wesentlich kleiner als die anderen Schulen. Je näher sie kommen, um so nervöser wird Benjamin. Als sie das Gebäude betreten, läuft er unsicher hinter seinen Eltern her. Die Schüler sind alle schon im Unterricht, deswegen ist es sehr still im Gebäude. Bei Benjamins zukünftigem Klassenzimmer klopft sein Vater an die Türe.
„Herein", antwortet eine sanfte Frauenstimme.
Der Vater öffnet die Türe. Die Lehrerin, Frau Margarita Bader, kommt auf die drei zu.
„Ach ja, ich habe Sie schon erwartet, sagt sie und reicht zum Gruß die Hand. „Grüß Gott, Frau Klett, Grüß Gott, Herr Klett
. Sie schaut nun den Jungen an. „Und du bist bestimmt der Benjamin?"
Benjamin antwortet unsicher „Ja, bbbin iiich! „Gut. Ich werde nämlich in den nächsten vier Jahren deine Klassenlehrerin sein und hoffe, daß wir gut miteinander auskommen werden. Jetzt komm aber erst mal in die Klasse.
Zögernd läuft Benjamin hinein und schaut nach seinen Eltern, die an der Tür stehen bleiben.
Frau Klett sagt lächelnd. „Bis nachher." Dann geht die Türe zu. Er blickt sich um. Die Schüler mustern ihn mit neugierigen Blicken.
„Setz dich dort neben Karl-Heinz und schreibe deinen Namen auf ein Schild." Benjamin setzt sich. Karl-Heinz ist ebenfalls in der ersten Klasse. Seine Eltern sind seit vier Jahren geschieden, und bisher hat man den Jungen immer zwischen den Eltern hin- und hergeschoben. Weil sein Vater zur Zeit arbeitslos ist, wohnt er mit seinen drei Geschwistern gerade bei seiner Mutter, die den ganzen Tag über in der Fabrik arbeitet.
Nach einer Minute Schweigen flüstert Benjamin: „Frau BBBader, die Kinder lachen. „Iiich kkka nnnicht schreiben
.
„Das macht nichts, deswegen bist du ja schließlich da, um das und noch mehr zu lernen. Frau Bader läuft zu ihm, nimmt den Zettel und meint verständnisvoll: „Dann schreib ich deinen Namen auf einen Zettel.
„Ich bin die Lydia und bin zehn Jahre alt und gehe in die 3. Klasse", sagt ein Mädchen zu ihm, das Sommersprossen im Gesicht und lange rote Haare hat und gleich hinter ihm sitzt.
„Iiiich bbbin dder BBBenjamin uuund bbbin sieben Jahre aaalt."
„Ich konnte schon schreiben, als ich in diese Schule kam", meint das Mädchen stolz.
Benjamin erwidert nichts, dreht sich wieder nach vorne und schaut zur Tafel.
Nachdem Lydia zum zweiten Mal die zweite Klasse nachgeholt hatte, war sie im neuen Schuljahr in die Lernbehinderten-Schule eingewiesen worden. Der Abschied von ihrer alten Klasse war ihr nicht schwergefallen, weil sie von ihren damaligen Mitschülern oft ausgelacht worden war.
Als ihr Vater erfahren hatte, auf welche Art von Schule sie kommen sollte, hatte er sie mit dem Gürtel geschlagen und geschrien: „Du dummes, faules Luder, jetzt kommst du dort hin, wo die Deppen sind!"
Weil in den ersten 4 Klassen so wenige Schüler sind, lohnt es sich nicht, aus ihnen einzelne Klassen zu bilden. Deshalb werden sie gemeinsam in einem Raum unterrichtet. Trotz des unterschiedlichen Lehrstoffs ist es Frau Bader bei der kleinen Anzahl von Schülern möglich, jedem zu erklären, was zu machen ist. Benjamin schaut gerade auf ein Papier mit Zahlen, als der Gong zur Pause ertönt: „Ging Gong gong." Die erste Schulstunde ist zu Ende.
DIE BEDENKEN DER ELTERN
Bevor die Eltern einverstanden waren, daß Benjamin sowohl wegen seines Sprachfehlers als auch wegen seines schlechten Aufnahmevermögens in die Lernbehinderten-Schule eingeschult werden sollte,