Dein Fehler, Helena!: Der kleine Fürst 208 – Adelsroman
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Alles in Ordnung, Tobias?«, fragte Robert Wenger. Trotz seiner noch nicht einmal dreißig Jahre war er bereits Stallmeister im Gestüt von Schloss Sternberg, und er machte seine Sache ausgezeichnet. Baron Friedrich von Kant, der das Gestüt, seit er dafür verantwortlich war, stark ausgebaut hatte, schätzte sich glücklich, für diese wichtige Aufgabe einen so tüchtigen Mann an seiner Seite zu haben. Tobias Schladerer, der angesprochene Pferdepfleger, war ein blonder, ziemlich langer Schlaks mit blauen Augen und einem Lächeln, das immer auf der Lauer zu liegen schien. Robert Weniger hatte ihn in den paar Wochen, seit er im Gestüt arbeitete, noch nie schlechter Laune gesehen. Auch jetzt hatte er, auf dem Weg zum Büro des Stallmeisters, leise vor sich hin gepfiffen, eine heitere Melodie, wie meistens. Tobias machte seine Arbeit ausgezeichnet. Er war zuverlässig, pünktlich und ordentlicher als viele seiner Kollegen. Bei ihm gab es kein nachlässiges Säubern der Boxen, kein oberflächliches Striegeln der Pferde, und er übersah nicht die kleinste Unpässlichkeit der wertvollen Tiere. »Fast alles«, antwortete er jetzt. »Wildfang hat eine Entzündung am Huf, das muss sich der Tierarzt ansehen. Und eins von den Fohlen schwitzt. Das Kleinste, wissen Sie, das erst im Juni geboren wurde. Es kam mir schon gestern Abend ziemlich matt vor. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist.« »Dann soll Dr. Küppers sich darum auch kümmern. Sonst noch etwas?«
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Book preview
Dein Fehler, Helena! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 208–
Dein Fehler, Helena!
… doch Geheimnisse in der Liebe zählen nicht
Viola Maybach
»Alles in Ordnung, Tobias?«, fragte Robert Wenger.
Trotz seiner noch nicht einmal dreißig Jahre war er bereits Stallmeister im Gestüt von Schloss Sternberg, und er machte seine Sache ausgezeichnet. Baron Friedrich von Kant, der das Gestüt, seit er dafür verantwortlich war, stark ausgebaut hatte, schätzte sich glücklich, für diese wichtige Aufgabe einen so tüchtigen Mann an seiner Seite zu haben.
Tobias Schladerer, der angesprochene Pferdepfleger, war ein blonder, ziemlich langer Schlaks mit blauen Augen und einem Lächeln, das immer auf der Lauer zu liegen schien. Robert Weniger hatte ihn in den paar Wochen, seit er im Gestüt arbeitete, noch nie schlechter Laune gesehen. Auch jetzt hatte er, auf dem Weg zum Büro des Stallmeisters, leise vor sich hin gepfiffen, eine heitere Melodie, wie meistens.
Tobias machte seine Arbeit ausgezeichnet. Er war zuverlässig, pünktlich und ordentlicher als viele seiner Kollegen. Bei ihm gab es kein nachlässiges Säubern der Boxen, kein oberflächliches Striegeln der Pferde, und er übersah nicht die kleinste Unpässlichkeit der wertvollen Tiere.
»Fast alles«, antwortete er jetzt. »Wildfang hat eine Entzündung am Huf, das muss sich der Tierarzt ansehen. Und eins von den Fohlen schwitzt. Das Kleinste, wissen Sie, das erst im Juni geboren wurde. Es kam mir schon gestern Abend ziemlich matt vor. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist.«
»Dann soll Dr. Küppers sich darum auch kümmern. Sonst noch etwas?«
»Nichts Besonderes jedenfalls. Die üblichen Schwankungen in der Stimmung«, antwortete Tobias mit einem rasch aufblitzenden Lächeln. »Mustang wirkt heute ziemlich missmutig. Bei einem Menschen würde man sagen, dass er mit dem linken Fuß aufgestanden ist. Ich schätze, er braucht einfach ein bisschen Bewegung. Wenn ich rechtzeitig fertig bin, kann ich ihm ja ein bisschen Auslauf verschaffen.«
»Tun Sie das«, nickte Robert Wenger.
Als er wieder allein war, dachte er über Tobias Schladerers besondere Beziehung zu Pferden nach. Er redete über sie, als hätte er sich mit ihnen unterhalten und wüsste deshalb, wie es in ihnen aussah. Und tatsächlich sprach er mit ihnen, es schien ihnen zu gefallen. Wenn sich Robert Wenger nicht täuschte, dann reagierten die Pferde auf den neuen jungen Mann mit besonderer Zuneigung.
Er vertiefte sich wieder in seinen Plan für den heutigen Tag, war aber noch nicht sehr weit gekommen, als er lebhafte Stimmen hörte, die sich näherten. Sicher, heute war Samstag, da hatten die Sternberger Teenager keine Schule. Er verstand sich gut mit Prinz Christian von Sternberg, Baronin Anna und Baron Konrad von Kant, sechzehn, vierzehn und siebzehn Jahre alt. Sie waren oft im Gestüt, sie halfen auch gern aus, wenn sie Zeit hatten, die Pferde zu bewegen. Derzeit waren es wieder sehr viele, die in den Boxen standen. Etliche von ihnen waren bereits verkauft und warteten auf den Transport zu ihren zukünftigen Besitzern. Er merkte schnell, dass es nicht nur die drei Sternberger Teenager waren, die sich näherten. Stephanie von Hohenbrunn, vierzehn Jahre alt wie Anna und in derselben Klasse wie sie, war an diesem Morgen von ihrem Vater ins Schloss gebracht worden, um den Samstag hier zu verbringen. Stephanie war nicht nur mit Anna befreundet, sie war auch Christians Freundin. Eine zarte Liebe, die von den Medien wohlwollend und mit erstaunlicher Zurückhaltung begleitet wurde. Robert Wenger fand Stephanie sehr sympathisch, sie passte gut zum kleinen Fürsten, wie Christian in der Bevölkerung noch immer genannt wurde, obwohl er längst nicht mehr klein war – und auch noch kein Fürst.
»Sie hat ja kein Geld!«, hörte er Stephanie sagen. »Ich glaube, sie weiß nicht einmal genau, wie sie ihren Umzug bezahlen soll. Meine Oma hat ihr schon mehrmals angeboten, dafür aufzukommen, aber das will sie nicht. Sie sagt, sie bezahlt schon genug.«
Robert Wenger ahnte, über wen die vier sprachen. Es war kein Geheimnis mehr, dass Stephanies Großmutter Emilia von Hohenbrunn hier in Sternberg mit einer anderen alten Dame zusammenziehen wollte: mit Hanne Maurer, die sie in einer überaus dramatischen Situation kennengelernt hatte, nämlich bei einer Geiselnahme in einer Bank. Daraus war eine innige Freundschaft geworden. Emilia hatte deshalb den Plan entwickelt, ihr Haus zu verkaufen und nach Sternberg in eine Wohnung zu sehen – gemeinsam mit Hanne.
Da ihre neue Freundin, anders als sie selbst, eine arme Rentnerin war, zudem noch etliche Jahre älter als sie und gesundheitlich angeschlagen, hatte es an warnenden Stimmen nicht gefehlt. Auch Hanne Maurer, die das Herz auf dem rechten Fleck und einen sehr klaren Verstand hatte, war zunächst keineswegs begeistert von Emilias Plänen gewesen. Sie hatte lange Widerstand geleistet, mit dem Hinweis, das könne wegen des finanziellen Ungleichgewichts niemals gut gehen. Doch Emilia war hartnäckig, und letzten Endes hatte die Abenteuerlust beider gesiegt: Sie würden es wagen, im letzten Abschnitt ihres Lebens noch einmal eine Wohngemeinschaft zu gründen und also Neuland zu betreten.
»Dann helfen wir ihr«, sagte Christian. »Wir brauchen nur jemanden mit Führerschein. Einen Wagen können wir bestimmt im Gestüt ausleihen und wenn wir alle mit anpacken, dürfte der Umzug doch ein Klacks sein.«
Robert Wenger überlegte bereits, welchen Wagen er den Teenagern für ihr Hilfsprojekt zur Verfügung stellen konnte. Natürlich musste er mit dem Baron darüber reden, aber er war eigentlich sicher, dass dieser keine Einwände erheben würde. Frau Maurer zu helfen, war so etwas wie Ehrensache. Er hatte die alte Dame bisher nur einmal kurz gesehen, als sie zu einem Abendessen ins Schloss gekommen war, aber sie hatte ihm gleich gefallen, und es freute ihn, dass sich Emilia von Hohenbrunn bei der Auswahl ihrer Freunde und Freundinnen allein von Sympathie leiten ließ und nicht von anderen Gesichtspunkten wie gesellschaftlicher Stellung, Reichtum oder ähnlichem.
»Gute Idee«, hörte er Konrad sagen. »Wir organisieren das.«
»Ich kann gut packen«, stellte Anna fest. »Schleppen nicht so gut, aber packen.«
»Hoffentlich lehnt Frau Maurer unsere Hilfe nicht ab«, sagte Stephanie zaghaft. »Sie kann ziemlich stur sein, sagt Omi. Besonders, wenn es darum geht, Hilfe anzunehmen.«
»Ach, wenn wir ihr helfen, hat sie bestimmt nichts dagegen.«
Robert Wenger hielt es für angebracht, an dieser Stelle in Erscheinung zu treten. »Kommen Sie doch einen Augenblick in mein Büro«, rief er den Jugendlichen zu. »Ich habe einen Teil Ihres Gesprächs mit angehört, vielleicht kann ich helfen.«
Sie folgten ihm sofort und trugen ihm ihre Überlegungen noch einmal vor.
Er nickte beifällig. Ihm gefiel es, dass sie so hilfsbereit waren. »Ich muss mit dem Herrn Baron reden, wenn ich einen unserer Transporter zweckentfremden will, aber das dürfte kein Problem sein, wenn jemand von unseren Leuten ihn fährt.«
»Der Neue vielleicht?«, fragte Anna sofort. »Er sieht immer so lustig aus. Und er ist nett. Wir wollen bei dem Umzug ja auch ein bisschen Spaß haben.«
Robert Wenger zögerte. Auf Tobias wollte er im Gestüt nur ungern verzichten. »Eher nicht«, sagte er daher. »Tobias wird hier gebraucht…«
»Aber er müsste ja nicht