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Allein in einem fremden Land: Sophienlust 208 – Familienroman
Allein in einem fremden Land: Sophienlust 208 – Familienroman
Allein in einem fremden Land: Sophienlust 208 – Familienroman
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Allein in einem fremden Land: Sophienlust 208 – Familienroman

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Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Freundlich lächelnd reichte der junge Tierarzt der Besucherin die Hand. »Was führt Sie zu mir?« fragte er und sah interessiert auf den Hund, den die Dame auf dem Arm trug. Es handelte sich um ein sehr gepflegtes, nach teuren Badezusätzen duftendes Malteser-Hündchen. Langes, seidiges Haar in sehr hellem Beige bedeckte den kleinen Körper. Auf dem Kopf war dieses Haar mit einer rosaroten Schleife zurückgehalten, damit es nicht über die blanken dunklen Augen fiel. Hans-Joachim von Lehn unterdrückte ein Schmunzeln. Beim Anblick des neuen Patienten war ihm klargeworden, weshalb Waldi, der zu seinem Haushalt gehörende Kurzhaardackel, vor einigen Minuten so erbost gebellt hatte, als hätten sich heimlich gefährliche Einbrecher in die Praxis und das angeschlossene Tierheim geschlichen. Waldi war ein wachsames, aber sehr gutmütiges Tier. Was er nicht leiden konnte, waren überzüchtete Schoßhündchen, deren vermenschlichtes Wesen dem Naturburschen Waldi ein begreifliches Ärgernis war. Bereitwillig gestattete Waldi dem vierbeinigen Patienten seines Herrchens und dessen Begleitung den Zugang zum Haus. Nur wenn er ein so verwöhntes und offensichtlich hochmütiges Tier wie den kleinen Malteser-Hund erblickte, gab er seiner Empörung durch wütendes Bellen Ausdruck. Die Begleiterin des neuen Patienten war nicht weniger vornehm. Zu einem schwarzen Hosenanzug trug sie viel glitzernden Schmuck, dem auch ein Nichtfachmann sofort ansah, daß er echt war. Üppige silberblonde Locken umrahmten ein perfekt geschminktes Gesicht, das in seiner Vollkommenheit an eine Puppe erinnerte. Dieser Eindruck wurde allerdings vom Übergewicht der Besucherin wieder aufgehoben. Sie sah nicht schlecht aus, aber Hans-Joachims Geschmack entsprach sie nicht. »Ich bin Sara Meerkamp«, stellte sie sich selbst vor. »Die Meerkamp-Werke in Stuttgart, in denen Auto-Zubehör hergestellt wird, sind Ihnen vielleicht ein Begriff.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateAug 21, 2018
ISBN9783740933005
Allein in einem fremden Land: Sophienlust 208 – Familienroman

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    Allein in einem fremden Land - Susanne Svanberg

    Sophienlust – 208 – Allein in einem fremden Land

    Sophienlust

    – 208–

    Allein in einem fremden Land

    Wie Tham Tanh wieder lachen lernte

    Susanne Svanberg

    Freundlich lächelnd reichte der junge Tierarzt der Besucherin die Hand. »Was führt Sie zu mir?« fragte er und sah interessiert auf den Hund, den die Dame auf dem Arm trug. Es handelte sich um ein sehr gepflegtes, nach teuren Badezusätzen duftendes Malteser-Hündchen. Langes, seidiges Haar in sehr hellem Beige bedeckte den kleinen Körper. Auf dem Kopf war dieses Haar mit einer rosaroten Schleife zurückgehalten, damit es nicht über die blanken dunklen Augen fiel.

    Hans-Joachim von Lehn unterdrückte ein Schmunzeln. Beim Anblick des neuen Patienten war ihm klargeworden, weshalb Waldi, der zu seinem Haushalt gehörende Kurzhaardackel, vor einigen Minuten so erbost gebellt hatte, als hätten sich heimlich gefährliche Einbrecher in die Praxis und das angeschlossene Tierheim geschlichen.

    Waldi war ein wachsames, aber sehr gutmütiges Tier. Was er nicht leiden konnte, waren überzüchtete Schoßhündchen, deren vermenschlichtes Wesen dem Naturburschen Waldi ein begreifliches Ärgernis war. Bereitwillig gestattete Waldi dem vierbeinigen Patienten seines Herrchens und dessen Begleitung den Zugang zum Haus. Nur wenn er ein so verwöhntes und offensichtlich hochmütiges Tier wie den kleinen Malteser-Hund erblickte, gab er seiner Empörung durch wütendes Bellen Ausdruck.

    Die Begleiterin des neuen Patienten war nicht weniger vornehm. Zu einem schwarzen Hosenanzug trug sie viel glitzernden Schmuck, dem auch ein Nichtfachmann sofort ansah, daß er echt war. Üppige silberblonde Locken umrahmten ein perfekt geschminktes Gesicht, das in seiner Vollkommenheit an eine Puppe erinnerte. Dieser Eindruck wurde allerdings vom Übergewicht der Besucherin wieder aufgehoben. Sie sah nicht schlecht aus, aber Hans-Joachims Geschmack entsprach sie nicht.

    »Ich bin Sara Meerkamp«, stellte sie sich selbst vor. »Die Meerkamp-Werke in Stuttgart, in denen Auto-Zubehör hergestellt wird, sind Ihnen vielleicht ein Begriff.

    Sie gehören meinem Mann. Ein äußerst einträgliches Unternehmen.« Frau Meerkamp lächelte zufrieden.

    Hans-Joachim von Lehn beeilte sich, pflichtschuldig zu nicken. Er kümmerte sich nicht um Industrie-Unternehmen, hatte er doch mit seinen vierbeinigen Patienten so viel zu tun, daß ihm nur wenig Freizeit blieb. »Und was führt Sie hierher?« wiederholte der junge Tierarzt seine Frage. Für ihn war die Zeit knapp.

    Frau Meerkamp interessierte das nicht. Zeit hatte sie im Überfluß und Langeweile auch. Der Besuch bei diesem gutaussehenden jungen Tierarzt war für sie eine willkommene Abwechslung. »Sie wurden mir von einer Freundin empfohlen«, erklärte sie mit eindrucksvollem Augenaufschlag und strahlenden blaßblauen Augen, die durch geschickt aufgetragene Schatten optisch größer wirkten. »Sie haben ja keine Ahnung, bei wievielen Tierärzten in Stuttgart und der näheren Umgebung ich bereits war. Sie sind allesamt Pfuscher, die meinem armen Chou-Chou nicht helfen konnten.« Frau Meerkamp drückte das Hündchen zärtlich an sich, strich mit dicklichen, ringgeschmückten Fingern über sein sorgfältig gebürstetes Fell.

    »Was fehlt Ihrem Hund?« erkundigte sich Hans-Joachim und betrachtete interessiert das Fellbündel.

    Chou-Chou, der bisher eine vornehme Teilnahmslosigkeit gezeigt hatte, entblößte die kleinen Zähne und knurrte böse.

    »Mein Kleiner hat Migräne«, klagte Frau Meerkamp und seufzte tief.

    »Und wie äußert sich das?« Der Tierarzt machte sich Notizen auf der neu angelegten Karteikarte.

    »Das arme Tier mag nichts essen, liegt nur kraftlos herum und hält die Augen geschlossen. Es hat bestimmt rasende Kopfschmerzen. Ich fühlte es förmlich, wenn ich seine Stirn berühre.« Frau Meerkamp wurde lebhaft. Ihre sorgfältig geschminkten Lippen zitterten.

    Hans-Joachim überlegte, wie alt sie sein mochte. Vermutlich Mitte Dreißig, eine Frau, die keine Aufgabe hatte und deshalb ihrem Hund Leiden andichtete, die er gar nicht hatte. Doch das konnte von Lehn ihr nicht sagen, wenigstens nicht beim ersten Besuch. »Würden Sie Chou-Chou bitte auf den Untersuchungstisch setzen und festhalten.« Hans-Joachim deutete auf den höhenverstellbaren Tisch am Fenster, der einer Krankenliege ähnlich war.

    »Normalerweise assistiert mir meine Frau, aber sie hilft heute in Sophienlust aus«, entschuldigte sich der blonde Mann im weißen Kittel.

    »Ein Gasthaus?« erkundigte sich Frau Meerkamp neugierig. Sie hatte ihren Hund vorsichtig abgesetzt und streichelte ihn beruhigend.

    Trotzdem knurrte Chou-Chou böse, als sich Hans-Joachim ihm nähern wollte. Die schwarzen Knopfaugen des Malteser-Hündchens funkelten drohend.

    »Ein Kinderheim«, antwortete der Tierarzt höflich. Er hatte Erfahrung im Umgang mit hinterlistigen, verzogenen kleinen Hunden, die in den Augen ihrer Besitzer immer unschuldig und bemitleidenswert waren. Rascher, als der überraschte Chou-Chou damit gerechnet hatte, tasteten zwei geübte, feinfühlige Hände seinen Leib ab. Giftig wollte der kleine Kerl zuschnappen, doch da hatte von Lehn seine Finger bereits zurückgezogen.

    Die kurze Untersuchung hatte ihm gezeigt, daß der kleine Hund viel zu fett war. Darin war die Ursache seines Appetitmangels zu sehen. Doch das würde die Besitzerin ganz bestimmt nicht glauben. Wenn ihr Hans-Joachim die Wahrheit sagte, würde sie ihn als Pfuscher einstufen und ihr Tier weiterhin mit Steaks und Süßigkeiten füttern. Wenn er dem überernährten Chou-Chou helfen wollte, mußte er es anders anstellen.

    »Ihre Frau arbeitet in einem Kinderheim?« fragte Sara Meerkamp ungläubig. Sie war sicher, daß es sich nur um eine Entfremdung handeln konnte, wenn eine Ehefrau ihren attraktiven Mann allein ließ, um tagsüber einer Beschäftigung nachzugehen. Saras Aufmerksamkeit galt jetzt nicht mehr ausschließlich dem böse kläffenden Chou-Chou, sondern mehr dem hübschen jungen Tierarzt. Groß und schlank war er, hatte ein schmales, sehr interessantes Gesicht mit schönen blauen Augen.

    »Die Stiefmama meiner Frau hat dieses Heim gegründet und verwaltet es. Sie macht mit ihrem Mann, dem Vater meiner Frau, für eine Woche Urlaub in der Schweiz. Während dieser Zeit kümmert sich Andrea ein wenig um die Kinder von Sophienlust. Sie wissen ja, das Personal ist knapp. Sophienlust hat zwar eine sehr tüchtige Heimleiterin und sehr zuverlässige Mitarbeiterinnen, aber die Zahl der Kinder wächst ständig und damit auch das Arbeitsaufkommen.« Mit einem raschen Griff faßte der Tierarzt nach Chou-Chous aufgerissenem Mäulchen und sah dem kleinen Hund in den Rachen. Wie erwartet, war alles in Ordnung. Die spitzen Zähnchen waren vollständig, Zunge und Schleimhäute waren ohne Belag. Dem verblüfften Chou-Chou, der Hans-Joachim liebend gern in die Hand gebissen hätte, fehlte gar nichts. Es hatte aber keinen Sinn, diese Erkenntnis an Frau Meerkamp weiterzugeben, weil sie die Krankheit ihres Hundes irgendwie brauchte. Sie füllte ihr langweiliges Dasein aus, ergab Gesprächsstoff für die Zusammenkünfte ebenso unbeschäftigter Damen.

    »Chou-Chou leidet an einer Insuffizienz der Hormondrüsen«, faßte Dr. von Lehn zusammen. Seine Diagnose war richtig, denn der kleine Rüde zeigte auffallend weibliche Merkmale, die mit seiner falschen Haltung zusammenhingen.

    »Ich wußte es ja!« Sara Meerkamp atmete auf. Endlich bestätigte ein Arzt, daß es ihrem Liebling nicht gutging. »Müssen Sie Chou-Chou operieren?«

    »Nein, das ist nicht nötig.« Hans-Joachim mußte laut sprechen, um das geifernde Bellen seines empörten Patienten zu übertönen. So bequem und satt Chou-Chou auch war, er schien doch zu spüren, daß da jemand war, der seine Gewohnheiten stören würde.

    »Dann werden Sie meinem armen Liebling starke Medikamente verschreiben«, vermutete Frau Meerkamp und sah Hans-Joachim erwartungsvoll an.

    »Auch nicht.« Dr. von Lehn notierte das Ergebnis seiner Untersuchung auf

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