Der letzte Tag des René B.: Erinnerungen an meinen Bruder
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Daniela Bivour
Daniela Bivour, Jahrgang 1964, arbeitet seit vielen Jahren im therapeutischen Bereich. Mit dem Schreiben begann für sie ein Weg, ihre ganz persönliche Tragödie um den frühen Tod ihres Bruders und dem damit verbundenen Zerfall ihrer Herkunftsfamilie zu verarbeiten.
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Der letzte Tag des René B. - Daniela Bivour
Die Autorin
Daniela Bivour, geboren 1964, arbeitet seit vielen Jahren im therapeutischen Bereich. Mit dem Schreiben begann für sie ein Weg, ihre ganz persönliche Tragödie um den frühen Tod ihres Bruders und dem damit verbundenen Zerfall ihrer Herkunftsfamilie zu verarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Nachtrag
Vorwort
Diese Geschichte als Buch auf Papier habe ich zur Erinnerung an meinen Bruder geschrieben. Der Wunsch dazu entstand aus meiner tiefen Betroffenheit darüber, dass es nur 3 Menschen gibt die sich gut an ihn erinnern. Dazu gehören unsere Mutter, die zweite Ehefrau unseres Vaters und ich; andere Personen kannten ihn, erinnern sich jedoch nur vage oder gar nicht. Dazu kommt natürlich meine Verarbeitung dieser Tragödie, aus der meine Motivation und die Verpflichtung entstanden sind, jeden Tag meines Lebens zu leben so gut ich kann, auf gar keinen Fall aufzugeben, egal wie schwierig es sein mag.
Ich möchte sie stellvertretend auch Menschen widmen, denen es ähnlich erging und damit etwas schaffen, das bleibt. Denn Bücher benötigen keine Elektrizität. Wenn sie dann noch warm und trocken gehalten werden und
von Feuer verschont bleiben, überleben sie alles. Sie sind deshalb für die Ewigkeit.
In erster Linie beschreibe ich einige Erinnerungen um sich vorzustellen, wie mein Bruder als Mensch gewesen ist. Manches mag sich unschlüssig anhören, vor allem für Leser die unsere Familiensituation nicht kannten.
Ursprünglich wollte ich gleich in die Geschichte einsteigen. Nachdem ich diese jedoch vorab einem kleinen Teil meiner Familie zu lesen gab und erfahren habe wie sie darüber denken und auf Grund der Fragen die sie mir stellten, bin ich jetzt anderer Meinung.
Auf die Frage eines Onkels weshalb ich erst jetzt schreibe antworte ich, weil es eher nicht möglich war. Persönliche und berufliche Entscheidungen bis zum völligen finanziellen Ruin brachten mich dazu, mehrmals neu anzufangen. Erst 2015 habe ich einen Ruhepol gefunden und kann seitdem meine innere Balance wieder herstellen. Dadurch habe ich zur nötigen Geduld und Liebe gefunden habe, um diese Zeilen schreiben zu können. Vorher wäre es ein einziges wütendes und enttäuschtes Durcheinander geworden. Außerdem steht mir erst jetzt genügend Geld zur Verfügung, um mein Andenken zu beenden. Es geht mir auch nicht um ein perfektes Buchprojekt. Kein Lektor hat je die Zeilen nach Grammatik, Rechtschreibung, Satzstellung oder meinen Schreibstil geprüft. Mir geht es darum, meine Erinnerung mit meinen Worten zu beschreiben. Deshalb bitte ich um Nachsicht für alle Fehlerteufel, die beim Lesen entdeckt werden.
Wir alle werden in diese Welt hineingeboren und niemand kann sich seine Eizelle aussuchen, auch wenn es Menschen gibt, die dazu eine andere Meinung haben, was jedoch nicht das Thema ist.
Als Familie waren wir nichts Besonderes und sie endet mit uns, weil wir keine Kinder haben. So wie es sich bei uns zugetragen hat, wiederholt sich häufig. Ich glaube, dass es viele Menschen weltweit gab, die ebenso ein einfaches unspektakuläres Leben gelebt haben, wie mein Bruder. Sie waren weder prominent noch auffällige Persönlichkeiten, bewältigten ihren Alltag so gut sie konnten, zurückhaltend, bescheiden ohne große Ansprüche an ihr Leben, zufrieden mit dem, was sie hatten, ohne Jammern oder Klagen. Sie gingen ihrer Arbeit nach, waren fleißig und zuverlässig, friedlich und ruhig, niemand interessierte sich für sie, schon gar nicht, wie ihre Kindheit, Jugend oder wie ihr Leben verlief. Nichts ist bekannt über ihre Freude, ihre Liebe, ihr Lachen, ihre Wünsche und Träume oder ihre Verzweiflung, ihre Tränen, ihren Kummer oder ihr Leid. Ungeachtet dessen passieren in jedem Leben unvorhergesehene Dinge, die Menschen komplett aus der Bahn werfen. Während die meisten es schaffen einen Weg ins Leben zurück zu finden, ist es für andere schier unmöglich. Wenn dann erschwerend hinzukommt, dass niemand unterstützend da ist, wird es noch schwerer für sie, es aus eigener Kraft zu schaffen. Dann passiert das, was meinem Bruder geschehen ist. Sie geben auf, ziehen sich zurück und nehmen nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teil. Für sie gibt es kein Zurück mehr. Sie sterben so wie sie gelebt haben, einsam und unbemerkt und werden erst viel zu spät gefunden.
Ich betone, dass es meine Wahrheit ist, so wie ich unsere Familie erlebt habe und es kann sein, dass Menschen die uns kennenlernten, einige Erlebnisse anders wahrgenommen haben. Das unsere Eltern teilweise nicht so gut wegkommen, ist unbeabsichtigt, auch wenn es stellenweise anders klingen mag. Es ergab sich aus den Geschehnissen.
René war ein toller Bruder für mich und ein großartiger Mensch. Das ist meine Liebeserklärung als Schwester an ihn, nicht mehr und nicht weniger.
Kapitel 1
René lag allein in seiner kleiner Einzimmer Wohnung auf seinem Bett, dass sich schon so richtig durchgelegen anfühlte. Sein Bauch tat ihm weh, und sein ganzer Körper fühlte sich so richtig krank an. Er war unfähig, Hilfe zu holen oder jemanden anzurufen. Wen hätte er auch anrufen sollen?
Er hatte das Gefühl, dass die Welt sich seit der Maueröffnung vor zwölf Jahren mit einer Geschwindigkeit veränderte, mit der er nicht Schritt