Wer ist der Dieb?: Der kleine Fürst 213 – Adelsroman
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Also gut«, sagte Kriminalrat Volkmar Overbeck, »bringen wir es hinter uns. Warum haben Sie sich Zugang zur Einweihungsparty von Frau von Hohenbrunn und Frau Maurer verschafft, obwohl Sie nicht eingeladen waren?« Leon von Muenheim warf ihm einen grimmigen Blick zu. Das hatte er dem Kriminalrat und seinem Assistenten Arndt Stöver bereits erklärt, als die beiden ihn in seiner Wohnung aufgesucht hatten. Nun jedoch saßen sie im Polizeipräsidium, und zwischen ihnen stand ein Aufnahmegerät, das jedes seiner Worte aufnahm. Er unterdrückte einen Seufzer und antwortete: »Ich bin beauftragt worden, herauszufinden, ob Thorsten Wagenbach, der im selben Haus wohnt wie die beiden Damen, tatsächlich Gelder in beträchtlicher Höhe veruntreut hat.« »Vom wem beauftragt?« Leon schüttelte den Kopf. »Darüber gebe ich keine Auskunft, ich muss meine Kunden schützen.« »Aber Ihnen ist klar, dass es Sie verdächtig macht, wenn Sie den Namen nicht nennen? Wir könnten dann nämlich auf die Idee kommen, dass Sie sich den Auftrag nur ausgedacht haben, Herr von Muenheim.« Leon hatte ein derbes Schimpfwort auf der Zunge, schluckte es jedoch hinunter. »Ich denke mir nichts aus«, sagte er stattdessen spröde, »und das sollten Sie eigentlich wissen. Wir kennen uns ja nicht erst seit gestern. Übrigens soll die Tatsache, dass ich in dieser Angelegenheit ermittle, nicht bekannt werden. Der Auftraggeber geht davon aus, dass jemand in der Firma alles daran gesetzt hat, den Verdacht auf Herrn Wagenbach zu lenken. Wenn dieser Jemand gewarnt wird, könnte es noch schwieriger werden, ihn zu erwischen.« »Und Sie glauben, dass Ihr Auftraggeber recht hat?«
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Wer ist der Dieb? - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 213–
Wer ist der Dieb?
Christian hat einen Verdacht
Viola Maybach
»Also gut«, sagte Kriminalrat Volkmar Overbeck, »bringen wir es hinter uns. Warum haben Sie sich Zugang zur Einweihungsparty von Frau von Hohenbrunn und Frau Maurer verschafft, obwohl Sie nicht eingeladen waren?«
Leon von Muenheim warf ihm einen grimmigen Blick zu. Das hatte er dem Kriminalrat und seinem Assistenten Arndt Stöver bereits erklärt, als die beiden ihn in seiner Wohnung aufgesucht hatten. Nun jedoch saßen sie im Polizeipräsidium, und zwischen ihnen stand ein Aufnahmegerät, das jedes seiner Worte aufnahm. Er unterdrückte einen Seufzer und antwortete: »Ich bin beauftragt worden, herauszufinden, ob Thorsten Wagenbach, der im selben Haus wohnt wie die beiden Damen, tatsächlich Gelder in beträchtlicher Höhe veruntreut hat.«
»Vom wem beauftragt?«
Leon schüttelte den Kopf. »Darüber gebe ich keine Auskunft, ich muss meine Kunden schützen.«
»Aber Ihnen ist klar, dass es Sie verdächtig macht, wenn Sie den Namen nicht nennen? Wir könnten dann nämlich auf die Idee kommen, dass Sie sich den Auftrag nur ausgedacht haben, Herr von Muenheim.«
Leon hatte ein derbes Schimpfwort auf der Zunge, schluckte es jedoch hinunter. »Ich denke mir nichts aus«, sagte er stattdessen spröde, »und das sollten Sie eigentlich wissen. Wir kennen uns ja nicht erst seit gestern. Übrigens soll die Tatsache, dass ich in dieser Angelegenheit ermittle, nicht bekannt werden. Der Auftraggeber geht davon aus, dass jemand in der Firma alles daran gesetzt hat, den Verdacht auf Herrn Wagenbach zu lenken. Wenn dieser Jemand gewarnt wird, könnte es noch schwieriger werden, ihn zu erwischen.«
»Und Sie glauben, dass Ihr Auftraggeber recht hat?«
»Mittlerweile denke ich, das könnte so sein, ja. Also, seien Sie bitte so freundlich, und behalten Sie das für sich. Auch die Polizei sollte von meinem Einsatz keine Kenntnis erhalten, nebenbei bemerkt.«
Der Kriminalrat reagierte nicht auf diese letzte Bemerkung, jedenfalls nicht sichtbar. »Weiter«, sagte er.
»Weiter nichts«, erklärte Leon. »Ich war auf der Party, Herr Wagenbach hatte sich entschuldigen lassen, ich habe aber mit seiner Frau sprechen können. Und noch mit einigen anderen Leuten, aber leider habe ich nichts Wichtiges in Erfahrung gebracht. Dann habe ich Sie hereinkommen sehen und bin gegangen, weil ich keine Lust hatte, Ihnen Märchen über die Gründe für meine Anwesenheit zu erzählen. Mir war schließlich klar, dass ich mich auf einer Party befand, zu der ich nicht eingeladen worden war.«
»Ganz schön dreist, sich da einfach einzuschleichen«, bemerkte Volkmar Overbeck. Es klang beinahe bewundernd.
»Das gehört manchmal zu meinem Job" erwiderte Leon. »Kann ich jetzt gehen? Oder verdächtigen Sie mich immer noch, Frau von Hohenbrunns wertvollen Schmuck gestohlen zu haben?« Es kränkte ihn noch immer, dass die beiden Beamten darauf bestanden hatten, ihn mit aufs Präsidium zu nehmen – und das, obwohl sie sich seit langem kannten und in mehr als einem Fall auch schon zusammengearbeitet hatten.
»Ich konnte mir eigentlich von Anfang an nicht denken, dass Sie ein Dieb sind«, antwortete der Kriminalrat. »Aber es sprach ziemlich viel gegen Sie, das müssen Sie zugeben.«
»Ich gebe es zu. Und jetzt ist das anders?«
»Zumindest wurden im betreffenden Zimmer keine Fingerabdrücke von Ihnen gefunden – bis jetzt. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.«
»Wo hatte Frau von Hohenbrunn den Schmuck denn liegenlassen? Oder hat jemand den Safe geknackt, den sie doch bestimmt hat?«
»Sie erwarten sicherlich nicht im Ernst, dass ich Ihnen diese Fragen beantworte.«
»Es hat auch schon Fälle gegeben, bei denen wir Informationen ausgetauscht haben, Herr Overbeck.«
Überraschend ergriff Arndt Stöver das Wort. »Sie wissen, dass die Firma, bei der Herr Wagenbach angestellt ist, mittlerweile Anzeige erstattet hat?«
Leon nickte. »Gegen Unbekannt«, sagte er.
»Glauben Sie im Ernst an Herrn Wagenbachs Unschuld?«, fragte der Kriminalrat. »Das frage ich jetzt nur aus Interesse. Wir sind mit der Sache ja auch befasst.«
Aber ganz plötzlich hatte Leon genug. Er merkte, dass er seinen Zorn über die Art und Weise, wie er behandelt worden war, nicht mehr lange würde beherrschen können, deshalb stand er auf. »Ist meine Vernehmung damit beendet?«, fragte er kühl. »Statt nett mit Ihnen zu plaudern, würde ich dann lieber gehen, wenn Sie gestatten. Sie wissen ja, wo Sie mich finden, falls es noch Klärungsbedarf gibt.«
»Sie müssen das Protokoll noch unterschreiben«, erinnerte ihn Arndt Stöver und schob ihm das Blatt über den Tisch zu.
Leon las die wenigen Zeilen aufmerksam durch und unterschrieb. Dann verabschiedete er sich mit einem knappen Nicken und ging hinaus.
Er lief zu Fuß nach Hause, um zumindest einen Teil seines Zorns loszuwerden. Wann war er zuletzt so wütend gewesen? Sie hatten ihn abgeholt wie einen Verbrecher, dabei hatte ihnen doch klar sein müssen, dass er keinen Schmuck stehlen würde, auch wenn die Umstände tausend Mal gegen ihn sprachen! Erst ganz allmählich kam er zu der Einsicht, dass die Vorgehensweise von Volkmar Overbeck und Arndt Stöver nur vernünftig gewesen war. Er hatte schließlich auf der Party nichts zu suchen gehabt, niemand dort kannte ihn, also war es nur folgerichtig, dass der Verdacht der Gastgeberinnen auf ihn gefallen war. Dem waren die beiden Beamten nachgegangen, mehr nicht.
Er war so schnell gelaufen, dass er schon nach ziemlich kurzer Zeit zu Hause ankam. Er ging in die Wohnung, kochte sich noch einen Kaffee, merkte aber schon bald, dass er es nicht aushalten würde, zu Hause zu bleiben. Er musste etwas tun, sich abreagieren, mit jemandem reden.
Konstanze von Plessen! Die halbe Nacht und den ganzen folgenden Morgen hatte er an sie gedacht, bis die Fragen der beiden Kriminalbeamten sie erst einmal aus seinen Gedanken vertrieben hatten. Sie hatte ihm erzählt, dass sie in Sternberg bei einer Freundin wohnte, Ulrike von Meyendorff. Es war nicht schwierig, deren Adresse herauszufinden. Er würde einfach hinfahren, klingeln und fragen, ob sie Lust hatte, mit ihm einen Spaziergang zu machen. Bei der Gelegenheit konnte er ihr dann erzählen, was ihm an diesem Morgen widerfahren war. Sie würden beide herzlich darüber lachen, und damit wäre der Spuk hoffentlich vertrieben und sein Zorn verflogen.
Er machte sich umgehend auf den Weg, wiederum zu Fuß, da er gemerkt hatte, dass ihm Bewegung an diesem verkorksten Sonntag gut tat. Als er das Haus gefunden hatte, in dem Ulrike von Meyendorff wohnte, war ihm zum ersten Mal, seit die beiden Kriminalbeamten an seiner Tür geklingelt hatten, das Glück hold: Er sah Konstanze von Plessen aus dem Haus kommen und zu einem Wagen eilen, aus dem sie eine kleine Tasche holte. Als sie sich wieder dem Haus zuwandte, rief er: »Frau von Plessen!«
Sie drehte sich um, aber statt des erwarteten freudigen Lächelns blickte sie ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Zorn an, die ihn ernüchterte wie eine eiskalte Dusche nach einer Nacht mit zu viel Alkohol.
»Wieso laufen Sie denn noch frei herum?«, fragte