Der neue Landdoktor 78 – Arztroman: Flaschenpost
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Tessa Hofreiter ist in vielen Romangenres mit großem Erfolg aktiv. Einen ihrer zahlreichen Höhepunkte bildete fraglos die Serie um "Das Chateau", die sich um ein französisches Weingut dreht. Immer populärer ist in jüngster Zeit "Der neue Landdoktor" geworden, der den Nerv einer wachsenden Lesergemeinde trifft. Der Stil dieser Schriftstellerin ist unverwechselbar.
"Und wohin fahrt ihr in Urlaub?", fragte Maren ihre Kollegin. Die beiden jungen Frauen standen vor dem Spiegel im Waschraum und frischten ihr Make up auf, ehe es in die Mittagspause ging. Maren Hellberg und Valentina Krause arbeiteten als Sekretärinnen beim Amtsgericht in Berlin und gingen meistens gemeinsam zu Tisch. Valentina tuschte die Wimpern nach, um ihren ausdruckstarken blauen Augen den richtigen Rahmen zu verleihen. "Laurent und ich haben ein kleines Haus am Gardasee gemietet. Auf dem Weg nach Italien machen wir in Bergmoosbach Halt und werden dort einige Zeit verbringen", antwortete sie. Maren verstaute ihren Lippenstift. "Bergmoosbach? Wo liegt das denn, davon hab ich ja noch nie gehört", antwortete sie. Es klang ein ganz klein wenig schnippisch. "Das ist ein malerisches Dorf im Allgäu und gilt als Geheimtipp unter Kennern, es hat eine Menge zu bieten", erwiderte Valentina lässig und fügte nach einer winzigen Kunstpause hinzu: "Außerdem ist dort das Gestüt Brunnenhof, auf dem Laurent geboren wurde. Wir beginnen unseren Urlaub in Laurents Heimat, und ich lerne seine Familie kennen." "Na, dann vergiss nur nicht, ein Dirndl einzupacken", sagte Maren säuerlich. Sie warf ihrer hübschen Kollegin einen neidischen Blick zu. Valentina hatte sich also nicht nur den gut aussehenden, hoch angesehenen Anwalt Dr.
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Der neue Landdoktor 78 – Arztroman - Tessa Hofreiter
Der neue Landdoktor
– 78–
Flaschenpost
Als Nike und Laurent einander wiederfanden
Tessa Hofreiter
»Und wohin fahrt ihr in Urlaub?«, fragte Maren ihre Kollegin.
Die beiden jungen Frauen standen vor dem Spiegel im Waschraum und frischten ihr Make up auf, ehe es in die Mittagspause ging. Maren Hellberg und Valentina Krause arbeiteten als Sekretärinnen beim Amtsgericht in Berlin und gingen meistens gemeinsam zu Tisch.
Valentina tuschte die Wimpern nach, um ihren ausdruckstarken blauen Augen den richtigen Rahmen zu verleihen. »Laurent und ich haben ein kleines Haus am Gardasee gemietet. Auf dem Weg nach Italien machen wir in Bergmoosbach Halt und werden dort einige Zeit verbringen«, antwortete sie.
Maren verstaute ihren Lippenstift. »Bergmoosbach? Wo liegt das denn, davon hab ich ja noch nie gehört«, antwortete sie. Es klang ein ganz klein wenig schnippisch.
»Das ist ein malerisches Dorf im Allgäu und gilt als Geheimtipp unter Kennern, es hat eine Menge zu bieten«, erwiderte Valentina lässig und fügte nach einer winzigen Kunstpause hinzu: »Außerdem ist dort das Gestüt Brunnenhof, auf dem Laurent geboren wurde. Wir beginnen unseren Urlaub in Laurents Heimat, und ich lerne seine Familie kennen.«
»Na, dann vergiss nur nicht, ein Dirndl einzupacken«, sagte Maren säuerlich. Sie warf ihrer hübschen Kollegin einen neidischen Blick zu. Valentina hatte sich also nicht nur den gut aussehenden, hoch angesehenen Anwalt Dr. Laurent von Raven geangelt, jetzt sollte sie auch noch dessen Familie vorgestellt werden. Es schien also etwas Ernstes mit den beiden zu sein.
»Danke für den Tipp, aber ein Dirndl werde ich vor Ort kaufen. Bergmoosbach ist zwar ein Dorf, aber es hat wunderschöne Geschäfte, wie sie in anderen Gegenden längst ausgestorben sind«, antwortete Valentina lächelnd. Sie spürte den Neid ihrer Kollegin und freute sich innerlich darüber. »Laurent hat mir einiges darüber erzählt und mich neugierig gemacht. Es muss in seiner Heimat sehr schön sein, die Bilder vom Gestüt und der Umgebung sind fantastisch.«
»Will er nicht dorthin zurück, falls er einmal heiratet? Es ist doch sozusagen sein Stammsitz«, fragte Maren neugierig.
Valentina lächelte geheimnisvoll. »Alles zu seiner Zeit …«, erwiderte sie mit einem verschwörerischen Augenzwinkern und schloss schwungvoll ihre Handtasche. »Lass uns gehen, sonst sind im Bistro nebenan die besten Tische besetzt.«
Maren folgte ihr, und während sie in einem mittelmäßigen Pastagericht herumstocherte, fragte sie sich im Stillen, ob ihre Kollegin wohl mit einem Verlobungsring am Finger als zukünftige Frau von Raven aus dem Urlaub zurückkehren würde.
Genau diese Frage beschäftigte auch Valentina.
Sie und Laurent waren seit einem Jahr zusammen, und es lief gut mit ihnen. Manchmal war Laurent ein wenig zu still und ernsthaft, aber das glich sie mit ihrem Temperament wieder aus. Sie waren ein hübsches Paar und würden ein gut zusammenpassendes Ehepaar abgeben. Dass Laurent noch nichts von einer gemeinsamen Zukunft gesagt hatte, musste Valentina ihren Freunden und erst recht ihrer Arbeitskollegin nicht auf die neugierige Nase binden. Manche Männer waren eben ein wenig zurückhaltend und brauchten vielleicht einen dezenten Schubs in die richtige Richtung.
Als Laurent davon gesprochen hatte, auf dem Weg zum Gardasee in Bergmoosbach Station zu machen und seine Familie zu sehen, war Valentina begeistert gewesen und hatte geschickt das Datum des Besuchs festgemacht.
Das beschauliche Bergmoosbach lag in der Nähe einer großen Kreisstadt, in der in diesem Sommer eine Hochzeitsmesse mit internationalen Anbietern stattfand. Konnte man sich einen besseren Rahmen für einen Heiratsantrag vorstellen? Im tollsten Ambiente, umgeben von anderen glücklichen Paaren und allem Pomp, der zu einer großen Hochzeit gehört, wäre es nur logisch und folgerichtig.
Bei allem, was Valentina für ihren Urlaub zurechtlegte, gehörte der Katalog dieser Ausstellung zum Wichtigsten. Sie verstaute ihn ganz unten in ihrem Koffer, denn erst in Bergmoosbach wollte sie ihn wie zufällig entdecken und Laurent beiläufig bitten, die Messe mit ihr zu besuchen. Je weniger sie zu diesem Thema sagte, desto besser wäre es. Ihr Freund sollte nicht denken, dass sie insgeheim eine bestimmte Absicht verfolgte.
Laurent war nach seiner Gerichtsverhandlung noch lange in der Kanzlei gewesen, um Akten zu bearbeiten. Er wollte so viel wie möglich erledigt wissen, ehe er in den Urlaub fuhr. Eigentlich wollte er sich an diesem Abend nicht mehr mit Valentina treffen, aber die Vorstellung, sich noch gemütlich in ihr Lieblingsbistro in Charlottenburg zu setzen, gefiel ihm. Im Hinblick auf den Urlaub war sein Kühlschrank zu Hause schon ziemlich leer.
Er war müde und abgearbeitet, aber als er Valentinas blitzende Augen sah und ihr ausgelassenes Lachen hörte, wurde er wieder munter. »Dein Temperament tut mir gut; ohne dich wäre ich jetzt zu Hause mit einer Tiefkühlpizza vor den Spätnachrichten eingeschlafen«, sagte er.
»Du arbeitest einfach zu viel«, erwiderte Valentina unbekümmert und stibitzte aus seinem Salat die Kirschtomaten heraus. »Es ist höchste Zeit, dass du Urlaub hast und deine Fälle Fälle sein lässt.«
»Ja, ich freue mich sehr auf den Gardasee und vorher auf die Zeit daheim in Bergmoosbach«, antwortete er zufrieden.
Valentina schaute ihn prüfend an. »Vermisst du das Allgäu und den Brunnenhof eigentlich sehr?«
Laurent drehte lächelnd sein Weinglas zwischen den Fingern. »Mit Herzschmerz vermissen sicherlich nicht, ich wohne seit einigen Jahren in Berlin und mag mein Leben hier. Trotzdem ist der Brunnenhof immer noch mein anderes Zuhause, und ich bin dort gern zu Besuch.«
»Und ist es dir nicht schwergefallen, dass dein älterer Bruder das Gestüt übernommen hat und nun dort mit seiner Familie lebt?«, fragte sie weiter.
»Nein, überhaupt nicht«, antwortete Laurent aufrichtig. »Meine Schwester Karoline und ich haben uns nie so für Landwirtschaft und die Pferde interessiert wie unser Bruder Leopold. Von Anfang an war deutlich, dass er der Richtige ist, um den Brunnenhof zu übernehmen. Mit seiner Frau Elise hat er die vollkommene Partnerin gewählt, meine Schwägerin liebt das Leben und die Arbeit auf dem Gut ebenso wie er.«
»Und Arbeit gibt es wohl genug in der großen Familie«, erwiderte Valentina mit einem unbewussten Schauder in der Stimme. »Wenn man bedenkt, dass sie sechs Kinder haben.«
Laurent lachte. »Ja, das ist heutzutage eine ganze Menge, aber genauso passt es zu meinem Bruder und seiner Frau. Sie führen ein glückliches Leben.«
»Hm.« Valentina lockerte mit geübtem Handgriff ihre goldblonden Haarsträhnen, die sie regelmäßig für sehr viel Geld zu diesem Glanz aufhellen ließ. »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, ob du selbst Kinder haben möchtest?«
»Wie? Ja, sicher möchte ich in ein paar Jahren auch Kinder haben. Aber wann und wie viele, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, das wird die Zeit zeigen«, antwortete Laurent gelassen.
Valentina beschloss, dieses Thema fallenzulassen. »Was soll ich denn an Garderobe einpacken?«, fragte sie stattdessen. »Brauche ich auch etwas Festliches, falls auf eurem Gestüt gefeiert wird? Vielleicht gibt es einen großen Sommerball oder ähnliches, habt ihr so eine Tradition?«
»Oha, das klingt jetzt aber hochherrschaftlich«, lachte Laurent. »Ich hoffe, du hast vom Brunnenhof keine falschen Vorstellungen. In erster Linie ist es ein land- und pferdewirtschaftlicher Betrieb, und es geht eher bodenständig zu. Pack einfach Kleidung für einen entspannten Badeurlaub am Gardasee ein, Shorts und Sommerkleider passen dort und auch für Bergmoosbach. Sollte sich die Gelegenheit für eine unvorhergesehene größere Feier ergeben, kannst du unterwegs noch etwas Festliches kaufen.«
Zum Beispiel möglicherweise ein Kleid für den Verlobungsball, dachte Valentina im Stillen. Laut sagte sie: »In Ordnung, aber dann brauche ich noch einen neuen Bikini.«
»Unbedingt! Du hast ja nur fünf«, erwiderte Laurent trocken.
Valentina runzelte ärgerlich die Stirn. Laurent zog sie manchmal mit ihrem Klamottenfimmel auf, wie er es nannte, und das mochte sie nicht. »Man kann ja wohl kaum mit nur einem Bikini an den Gardasee fahren«, sagte sie spitz.
»Nein, dafür braucht man mindestens sechs«, erwiderte er und bemühte sich, ernsthaft auszusehen.
»Machst du dich etwa über mich lustig?«, fragte sie misstrauisch.
Laurent blinzelte ihr verschwörerisch zu. »Nur ein ganz klein wenig und sehr liebevoll. Ich weiß, dass du dich gern hübsch anziehst, und du weißt, wie sehr ich dich mag.«
»Ja, das weiß ich«, antwortete Valentina besänftigt. Sie beugte sich näher zu ihm und küsste ihn. In seinen braunen Augen veränderte