Natur findet Garten: Blühende Juwelen vor der Haustür
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Heinz-Joachim Hartmann
Heinz-Joachim Hartmann (geb.29.12.1941 in Chemnitz) studierte in Göttingen Biologie und Chemie und unterrichtete diese Fächer am Göttinger Felix-Klein-Gymnasium bis 2006. Er veröffentlicht seit 40 Jahren Pflanzenfotos und botanische Abhandlungen in Schulbüchern, Fach-Zeitschriften, Illustrierten, Gartenjournalen, Zeitungen, Kalendern und auf Postkarten. In jüngster Zeit stellt er auch aus und ist im Internet präsent: auf der Website wetter.fkg-goettingen.de findet man seine „Pflanze des Monats“.
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Book preview
Natur findet Garten - Heinz-Joachim Hartmann
Träume
1. Prolog zum Frühlingsanfang
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, so hat es HERMANN HESSE - rückblickend auf sein langes Leben - für die einzelnen Lebensstufen festgestellt. Den gleichen „Zauber
kann aber auch der alljährliche Frühlingsanfang bieten, denn wir haben es wieder geschafft! Ein langes Winterhalbjahr mit Dunkelheit und Kälte liegt hinter uns, ein neuer Frühling hat begonnen, und mit der höher steigenden Sonne keimt wieder Hoffnung auf Wärme und Leben, Liebe und Geborgenheit, Licht und Schönheit, Freude und Harmonie, Kraft und Gesundheit. Aber wo liegt der Schlüssel zu diesem Glück? Wer verwirklicht unsere Hoffnungen? Untätig auf den Zufall zu warten und andere für Misserfolge verantwortlich zu machen, das führt kaum zum ersehnten Ziel. Es liegt meistens einzig und allein an uns selbst! Gerade in den kommenden Wochen brauchen wir nur offene Augen und empfängliche Sinne, um von der unendlichen Pracht der Natur ergriffen zu werden, und von der Begeisterung führt dann der Weg über die Dankbarkeit zum Glück. Die vergangenen Wintermonate waren im doppelten Sinne dunkel: Viel Hässliches und Bestürzendes, Schreckliches und Böses ist wieder passiert. Wir haben es - vor allem dank der Medien - in uns aufgenommen, wir haben mitgelitten, wir sind verwirrt und vielleicht sogar depressiv geworden. Jetzt aber ist der richtige Moment gekommen, wo es uns leichtfallen sollte, nicht mehr nur das Bedrückende wahrzunehmen, sondern das in uns aufzusaugen, was uns täglich geschenkt wird, was uns beglückt und unser Leben erfüllt:
Den Gesang der Vögel in der Morgendämmerung, die glitzernden Tautropfen auf der sattgrünen Wiese, die Reflexionen des Lichts im Farbenrausch der Blüten, die Weite der Welt unter einem weiß-blauen Himmel, das erwachende Leben im sich erwärmenden Wasser, das Liebesspiel und die Aufzucht der Jungen bei den Tieren, die Lebensfreude der Kinder, die emsige Betätigung der Insekten und vieles mehr. Die zartgrünen Blätter der Bäume fangen all die Energie der Lichtfülle ein und speichern sie als Stärke, die später dann den Früchten, Samen und Keimlingen zu Gute kommt. Auch für das nächste Frühjahr werden jetzt die Vorräte in Stamm und Wurzeln gespeichert. Alle Blüten öffnen sich zum Licht, um im Glanz der Sonne die Bestäuber anzulocken, die - noch von Pestiziden verschont - ihre unschätzbaren Dienste verrichten und den Start einer neuen Pflanzengeneration ermöglichen. Sie selbst paaren sich jetzt wie all die anderen Tiere, damit von den Jungen noch im Hochsommer die Fülle des Nahrungsangebots genutzt werden kann, wodurch ein Überleben im Winterhalbjahr ermöglicht wird. Alles Leben pulsiert; wir müssen es nur sehen, erspähen, wahrnehmen. Wir müssen den Pulsschlag in uns aufnehmen, Körper und Geist sollten Resonanzboden sein, damit auch uns das erwachende Leben in der Natur beseelt. Wir sollten bewusst in uns aufnehmen, was vielleicht bisher selbstverständlich schien. Und wir können wieder lernen zu staunen –staunen über das, was uns geschenkt wird und was unser Dasein erfüllt. Aufgehend in der Natur können wir uns jetzt leiten lassen von positiven Gedanken und Vorstellungen, und wir sollten uns auf das konzentrieren, was unserem Leben Freude und Schönheit, ja Sinn verleiht. Der Augenblick ist wieder einmal gekommen, wo es uns leichtgemacht wird. Die Fotos in diesem Buch sind lebendige Mosaiksteinchen einer farbigen Komposition, die vor allem auch den Frühling in seiner ganzen Erfüllung zeigt, und wer von ihrem Reiz ergriffen wird, besitzt den Schlüssel zum Glück. Es bedarf nur eines Augenblickes! Möge der Funken auf Sie, liebe Leser, überspringen, möge es Ihnen wohl ums Herz werden, damit Sie sich recht oft glücklich eingestehen: „Ich könnte die ganze Welt umarmen! Nun gilt es für alle Begeisterten, PAUL GERHARDS Aufforderung zu folgen: „Geh' aus, mein Herz, uns suche Freud'
- und für alle anderen bleibt dann nur die weniger hoffnungsvolle Alternative von EMANUEL GEIßEL: „...da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus"!
Frühling im Erzgebirge: Krokuswiese bei Drebach
Frühling auf den Schillerwiesen in Göttingen
2. Der Garten als Biotop
Fast die Hälfte unserer Tier- und Pflanzenarten ist heute vom Aussterben bedroht, weil der Mensch in vielfältiger Weise in unsere Landschaft eingreift und die Lebensräume vieler Arten zerstört. Bebauung und Natur müssen sich aber nicht immer, wie oft angenommen wird, feindlich gegenüberstehen. Wenn auf einer grünen Wiese eine Reihenhaussiedlung entsteht, muss die Natur zwar weichen, aber dennoch können Biotope, also Lebensräume für Pflanzen und Tiere, erhalten werden. Der Natur muss nur durch eine sinnvolle Grünplanung die Chance dazu gegeben werden.
Wichtigster Bestandteil der Lebensräume ist die Vegetation, auch - und gerade! - für die Tiere. Ohne Schutz der Pflanzen ist ein Schutz der Tiere nicht möglich, da sie die Vegetation als Nahrungsquelle, Versteck, Brutraum usw. benötigen. Nur wenn wir diese Zusammenhänge berücksichtigen und nach diesen Erkenntnissen handeln, werden wir in der Lage sein, die von uns ausgelöste Artenvernichtung zu stoppen. Es sind ja nicht gleich mehrere Hektar Wald notwendig, um zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum zu bieten. Im Gegenteil! Gerade in Gärten, Parkanlagen, Friedhöfen u.Ä. leben viel mehr Tier- und Pflanzenarten als in einem geschlossenen Hochwald auf vergleichbarem Raum. Es reicht demnach schon der kleine Garten, der allein oder - noch besser - mit angrenzenden Gärten zu einer „ökologischen Insel" wird. Zwei Voraussetzungen sind dabei allerdings zu erfüllen: Die Fläche darf nicht ständig vom Menschen betreten werden. Vor allem aber darf sie nicht täglich gepflegt werden, sondern muss sich häufig längere Zeit selbst überlassen bleiben. Unter diesen Voraussetzungen können sich sogar in Innenstädten natürliche Lebensräume bilden.
Ist die Natur intakt, gesundet auch der Mensch. Wer kennt nicht die Kraft eines erholsamen Spaziergangs in der freien Natur? Doch mit dem Verlust an Biotopen, mit dem Sterben eines jeden einzelnen Baumes, Vogels oder Schmetterlings folgt der Verlust an Lebensqualität, ja der Verlust unserer Existenzgrundlage. Der Vergleich mit einer zweiten Vertreibung aus dem Paradies drängt sich geradezu auf, mit dem einzigen Unterschied, dass heute das Paradies selbst vertrieben wird – wenn wir es nicht lernen, Verantwortung zu übernehmen und mit Fantasie und gutem Willen das Erbe der Schöpfung zu verwalten. Und so könnte er aussehen, der grüne Garten der Zukunft: Viele Bäume und Büsche verbinden mehrere Nachbargärten zu einem geschlossenen kleinen Biotop, und in der Mitte