Willi Gottschalk und das Meer
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About this ebook
"Doch meine Bilder sollen anders sein, sie sollen einen Dialog mit dem Betrachter eingehen.", so Willi Gottschalk. "Viele Maler haben irgendwann ihren Stil gefunden und blieben dabei. Bei mir wiederholt sich nicht ständig der Stil, sondern immer wieder ein Thema - das Meer. Ich kann zwischen allen Techniken hin und her springen, das Thema muss es zusammenhalten. Manche meinten früher, ich würde nach meinem Stil suchen. Das Gegenteil ist der Fall. Ich suche ihn nicht. Ich lasse es mir bewusst offen, in welchem Stil ich welches Bild malen will. Ich kann den kompletten Fundus der Kunstgeschichte plündern und schauen, wer was wie gemacht hat und binde es in mein Thema ein."
Auf den Punkt gebracht: Er wollte nicht um jeden Preis an der Technik wiedererkannt werden, da ihn das Festlegen auf eine Technik in jedem Fall ärmer machen würde.
"Manchmal", so Willi Gottschalk oft, "will ein Bild einfach nur schön sein. Das ist legitim. Es muss nicht immer ein großer Gedankenapparat dahinterstehen."
Er wollte immer eine Spur hinterlassen, wir als Autoren sind dieser Spur zeitnah gefolgt.
Susanne Gottschalk
Geboren 1953 in Wismar Diplom-Volkswirtin und Theologin. War 25 Jahre bis zu seinem Tod mit Willi Gottschalk verheiratet.
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Book preview
Willi Gottschalk und das Meer - Susanne Gottschalk
Inhaltsverzeichnis
Anstelle eines Vorwortes
Lübeck, Telegramm aus Dresden, Gründonnerstag 1989
Maritimes
Willi Gottschalk und das Meer
Jagd (Willi Gottschalk)
BAUM UND SCHATTEN ( Willi Gottschalk)
Bildidee 2009 (Willi Gottschalk)
Das ist keine Übung
Katalog
Anstelle eines Vorwortes
Es ist alles grau. Grau ist eine Mischung aus Schwarz und Weiß: Jeder soll entweder schwarze oder weiße Blumen züchten, sein Haus schwarz oder weiß streichen – aber das tat schon lange niemand mehr. Die Farben gerieten durcheinander, Modefarbe wurde Grau. Grün, Rot und Blau waren schon lange verpönt. Gelb durften nur die Sonne und der Mond sein, aber auch sie bekamen bald einen zeitgemäßen Grauschleier aus Wolken, Grau natürlich.
Wer „Grau am besten buchstabieren konnte, war der „Grauste
. Es waren überall die Grauen an der Macht, manchmal war es zum Grauen, denn es war das Grauen. Wer nicht Grau sein wollte, konnte immerhin zwischen Schwarz und Weiß wählen. Da man dem Schwarz alles Weiß entzogen hatte und dem Weiß alles Schwarz, um die Grauproduktion zu steigern, blieb etwas Durchsichtiges übrig, weder Schwarz noch Weiß, die neue Modefarbe „Farblos", also grau ähnlich.
Darüber ging die Sonne auf und der Mond unter. Vögel kamen schon lange nicht mehr, sie hatten nicht genügend Grauwerte in ihrem Gefieder. Dafür gab es mehr Schimmelpilzkulturen, Graugänse und mausgraue Menschenfamilien, selbst Metallicfarben waren ausgegangen, so dass die Elstern es vorzogen, auszuwandern. Grau ist alle Theorie stand in grauen Buchstaben an gräulichen Wänden, und wenn sie nicht gestorben sind, dann sind sie heute noch überall an der Macht.
Auszüge aus der Stasiakte von Willi Gottschalk Handschriftlich vermerkt:
„ KD (Kreisdirektion)Land, wer hat die Reise genehmigt?"….
„20. Mai 1988, durch den Leiter der DE (Dienststelle)wird einer Übersiedlung des Genannten zugestimmt. Oberst Riedel .*BstU000013_ZMA 075Abt. XX
Mit Maschine vermerkt: 34. Strauß-Liste; 4/88 Rühe-Liste; IGFM.
(internat. Gesellschaft für Menschenrechte) Pos. 365 „
Eventuelle Ausreise des G. der G. bekannt gemacht Juni 1988.
Strauß verunglückte und starb, Honecker überwarf sich in dem Sommer mit dem Westen, weil er wohl nicht das bekam was ER wollte.
Das bedeutete ein Stopp für sämtliche Ausreiselisten. *Anmerkung der G. Der Sommer 88, das waren Ungarn und Tschechei, der Zug durch Dresden war die Spitze des Eisberges, der letztendlich ein Jahr später schmolz.
Niemand ist perfekt.
Wir scheitern oft im Alltag an den Formularausfüllern, Laubharkern, Schneefegern, Fingerzeigenden, Ängstlichen, Gewissenlosen...
Lübeck, Telegramm aus Dresden, Gründonnerstag 1989
Ostern 1989 stand er nachts Karfreitag 2.46 Uhr auf dem Bahnhof in Hannover, mit seiner Hoffnung, einer alten Schreibmaschine, ein paar neuen Bildern und einer abgewetzten Lederjacke.
Wochen später am Hoek van Holland schrie er in den Wind: „ Früher stand ich am Rügener Kreidefelsen – hier war die Welt zu Ende. 1989 Europort Rotterdam – von hier geht es überall hin.",
Und das haben wir dann auch getan.
Maritimes
Das eigentliche „Seestück" entstand als Spezialgebiet der Landschaftsmalerei im 17.Jahrhundert, kommend aus den Niederlanden. Im Verlauf der Kunstgeschichte finden sich Seestücke in allen Stilepochen, als Allegorie, Bibelillustration, Schiffsbild, Schlachtengemälde, wie auch als Küstenlandschaft, Fischereibilder, Hafen- und Stadtansichten und Stimmungsbilder. Relativ spät dazu gekommen ist der Bereich des Segelsportes. Bilder von anderen Sportarten wie Surfen, Angeln u.a. sind seltener zu finden. Sehr breit ist der Bereich der Illustration und Dokumentation in der Geschichte der Forschungsreisen. Viele Bilder folgen der romantisch verklärten Zeit der Großsegler oder dem Kapitänsbild, dem Schiffsporträt. Die Geschichte der Marinemalerei dokumentiert in Besonderheit die Entwicklung des Schiffbaus und der Seekriegsflotten sowie den Kunstgeschmack der jeweiligen Zeit.
Unsere heute völlig veränderte Welt der Containerhäfen, Ölplattformen und Riesentanker, entbehrt des Attributes „beeindruckend schön, wohl aber nicht der der Faszination dieses Themas. Unser Wetter spielt verrückt mit immer öfter auftretenden Katastrophen, wie Monsterwellen, Seebeben und Überschwemmungen. Hier entstehen gerade eigene „Sehstücke
. Alles verändert sich. Nur das Meer, das bleibt.
Freiheit ist der Abstand zwischen Jäger und Gejagtem…!
Frage: Wer ist wer?
Zitat:
Mich wundert immer,
dass wir noch dieselben Gesichter haben
wie vor dreitausend Jahren,
obwohl soviel Hass und Leid
durch sie gezogen sind.
Günter Weisenborn
Willi Gottschalk und das Meer
Versuch einer Beschreibung
Bewegt wie das Meer verlief bisher auch das Leben von Willi Gottschalk, dem in Bernburg Geborenen, der 1989 in den Westen nach Lübeck ging, wo seine Frau Susanne bereits seit 1986 auf ihn wartete. Nach Mecklenburg zurückgekehrt, lebte und arbeitete er seit 1998 in der Alten