Besser lernen mit positiver Pädagogik: Der Ratgeber für Lehrer, Eltern und Schüler
By Audrey Akoun and Isabelle Pailleau
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Besser lernen mit positiver Pädagogik - Audrey Akoun
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
info@mvg-verlag.de
2. Auflage 2019
© 2014 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Die französische Originalausgabe erschien 2013 bei Éditions Eyrolles unter dem Titel Apprendre autrement avec la Pédagogie positive. © 2013 by Groupe Eyrolles. All rights reserved.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Marion Pausch
Satz und Redaktion: Christiane Manz für bookwise Medienproduktion GmbH, München
Umschlaggestaltung und Original-Illustrationen: FILF
Die computergenerierten Mindmaps wurden von den Autorinnen unter Verwendung von xmind und imindmap erstellt.
Bearbeitung der Maps S. 145, 147, 155, 165, 167, 174, 176, 179, 182: Irmengard Ram, www.ramdesign.de
E-Book: Daniel Förster, Belgern
Fotografien im Innenteil:
© Fotolia S. 162 o. li. und u. re. (Georgios Kollidas); S. 162 o. re. (Stefan Balk); S. 162 o. Mi. und S. 163 (Jean-J. Cordier)
© Shutterstock S. 35, 37, 72, 74, 75, 81, 128, 129,131, 139, 151, 157; 162 u. li. (YKh) und Mi. (rook76); 169, 184
© Time Timer S. 72
Layout: Caroline Verret
ISBN Print 978-3-86882-535-0
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-700-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86415-701-1
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.mvg-verlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter
www.m-vg.de.
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Gebrauchsanweisung
Prolog
Einführung
Teil I: Das Lernen, aus der Nähe betrachtet
1 Eine düstere Bilanz
2 Jagd auf Mythen
3 Lernen heisst …
Teil II: Lernen mit Kopf, Herz und Hand
4 Den Kopf bereit machen
5 Das Herz bereit machen
6 Den Körper bereit machen
Teil III: Sokrates, Aristoteles, MindMapping und andere Geschichten
7 Klein-Sokrates hatte recht
8 Klein-Aristoteles zeichnet Bäume
9 Positive Pädagogik in der Schule ist möglich
Glossar
Danksagung
Bibliografie und Weblinks
Vorwort
Dieses Buch passt perfekt zu meiner Vorliebe für Desserts. Ich gehöre nämlich zu den Menschen, bei denen immer noch etwas Platz für einen süßen Nachtisch ist, ganz gleich, wie viel sie vorher schon gegessen haben. Die vorliegende Reise ins Herz der Positiven Pädagogik habe ich als ein sehr gelungenes Festmahl erlebt.
Wenn man zum Essen eingeladen wird, weiß man gern, was einen erwartet.
Audrey Akoun und Isabelle Pailleau präsentieren sich auf eine ganz natürliche Art, mit der ich mich gleich wohlgefühlt habe. Was sie erzählen, das praktizieren sie auch. Ihre Kinder scheinen ganz normal geraten zu sein, das heißt, sie ähneln niemandem außer sich selbst, und ihre Eltern müssen genauso sportlich sein wie ich als Mutter meiner Kinder. Wir sind also unter uns, und das ist gut so.
Der Tisch ist bereits gedeckt: Die beiden Autorinnen kennen alle fiesen kleinen Bemerkungen, die wir beim Lernen schon zu hören bekommen haben und die wir manchmal bedauerlicherweise unseren Kindern gegenüber wiederholen. Angesichts der Beschreibungen und Erfahrungen, die hier dargeboten werden, habe ich das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Das ausgesuchte Geschirr lässt das Beste von der Küche erwarten. Aber diese Küche ist familiär und ohne Schnickschnack. Die Köchinnen erklären ihre Vorgehensweise, und ich bekomme Appetit.
Es macht Spaß, beim Lesen quasi zuzusehen, wie die Kinder erwachsen werden. Nicht, weil sie an Zentimetern gewinnen, sondern vielmehr, weil auch ihr Selbstvertrauen ständig wächst. Wie oft habe ich meinen eigenen Nachwuchs ebenso ernsthaft und aufrichtig zweifeln sehen. Die wichtigsten Zutaten des Menüs sind aufrichtige Emotionen, Freude, Befreiung, Farben und Bewegung. Denn wenn man sich dieser Küche mit ein wenig Aufmerksamkeit widmet, sollte man sich dabei keinesfalls langweilen.
Aber das beste, spitzenmäßigste, gelungenste Zuckerstückchen des Buches befindet sich am Schluss. Hier wartet wirklich der große Wurf! Sehen Sie, ich lebe mit einem Mann zusammen, der unaufhörlich, jedes Mal, wenn er den Mund öffnet, »mindmappt«. Wir haben uns noch nie die Mühe gemacht, ihn zu fragen, was ihm das eigentlich bringt. Und plötzlich, mit einem Schlag, habe ich es begriffen. Es handelt sich um eine Methode, die uns die Dinge unendlich erleichtern kann. Wenn ich »uns« sage, meine ich damit Sie, mich, unsere Kinder, jede Frau und jeden Mann. Ein paar Farben, und schon ist alles anders. Aus entsprechender Höhe nimmt man vor allem sich selbst größer wahr.
Darin besteht das grandiose Dessert. Es ist so appetitlich, dass ich meine Kinder geschnappt habe und mit ihnen zu Audrey und Isabelle gefahren bin, um dort mit ihnen gemeinsam zu lernen, wie wir unsere Ideen kultivieren. Ich wollte nicht mehr ohne diesen Erfahrungsschatz leben. Ich wollte mehr von diesem Kuchen. Für die Kinder, aber auch für mich. Denn ich bin zwar nicht mehr ganz so jung, lerne aber trotzdem immer weiter und bin häufig kreativ.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie die tausend Geschmacksreize genießen können, die dieses Buch für Sie bereithält. Für die Gegenwart, aber auch für immer, denn was gibt es Köstlicheres, als eine Welt von Möglichkeiten kennenzulernen, die man bisher noch nicht erkundet hat.
Florence Servan-Schreiber
20866.jpgGebrauchsanweisung
27825.jpgAnmerkung: Die mit Sternchen* versehenen Namen und Begriffe sind im Glossar erklärt.
Prolog
27794.jpgDiesem Buch liegt ursprünglich die Begegnung von zwei Müttern in der Schule ihrer Kinder vor fast zehn Jahren zugrunde. Durch dieses glückliche Zusammentreffen sollte sich unser beruflicher Weg grundlegend verändern. Ganz zufällig üben wir nämlich im gleichen Bereich Tätigkeiten aus, die sich wechselseitig ergänzen. Eine von uns ist Psycho-, Lern- und Verhaltenstherapeutin, also Vertreterin einer grundlegenden Strömung der Positiven Psychologie*, außerdem Sophrologin oder Expertin für eine bestimmte Entspannungslehre. Die andere ist Arbeits- und Lerntherapeutin nach dem Prinzip des mentalen Managements von Antoine de La Garanderie und systemische Familientherapeutin. Gemeinsam sind uns Erfahrungen als Lehrende und Ausbilderin.
Während wir stundenlang geduldig auf einer Parkbank zuschauten, wie unsere Herzchen die Rutschbahn verkehrt herum herunterrutschten, konnten wir in aller Ruhe metaphysische, philosophische, humorvolle, praxisbezogene und alle möglichen anderen Diskussionen führen. Diese Zeit des Austauschs über unsere Praxis hat uns rasch zu tieferen Überlegungen über Lernprozesse und Pädagogik angeregt. Und natürlich über Familie in all ihren Erscheinungsformen.
Wir beschlossen deshalb, eine gemeinsame Praxis zu eröffnen und uns zu verpartnern (rein professionell natürlich!).
Die eigentliche Geschichte beginnt also in den Ausstellungsräumen berühmter schwedischer und französischer Einrichtungshäuser. Auf dem Parcours zwischen Tischen, Sofas, Hockern und Lampen wählten wir gemeinsam die Möbel und die Accessoires für unsere Praxis aus, frei nach dem Motto: »Nächstenliebe fängt bei jedem selbst an.« Wir wussten, dass wir viel Zeit an unserem Arbeitsplatz verbringen würden, und wollten uns daher zunächst einmal selbst dort wohlfühlen – zugegebenermaßen ein egoistischer Ansatz, von dem aber unsere Patienten ebenfalls profitieren würden. Denn auch wir als Patientinnen fänden Wartezimmer mit Secondhand-Möbeln und abgenutzten Stühlen fürchterlich, in denen es womöglich nur Ausgaben der Gala mit Berichten über die Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana zu lesen gibt. In einer solchen Umgebung rutscht die Moral schon in den Keller, bevor man das Zimmer des Psychologen überhaupt betreten hat.
Unser Wartezimmer ist deshalb zugleich fröhlich und beruhigend. Ein lila Sofa und orangefarbene Sessel stehen um einen niedrigen Tisch aus hellem Holz, auf dem spannende Magazine und Comics liegen. Bei uns findet man eher Rock & Folk, Premiere, Geo und Psychologie heute – weil sie uns gefallen und weil wir auch an die Väter denken.
Manchmal schlafen Eltern auf dem Sofa ein, während sie auf ihre Kinder warten, oder sie geraten in dem freundlichen Ambiente, in dem Aufkleber von Libellen und fliegenden Fischen zwischen hohen Grashalmen an den Wänden Fangen spielen, ins Träumen.
Menschen, die unsere Professionalität nicht kennen, halten uns manchmal für verrückt, wenn sie hören, wie lautes Lachen aus unseren Büros dringt.
Gelegentlich überfällt uns auch das Jugendamt, falls ein humorloses Elternteil sich darüber beschwert, dass wir von »Tritten in den Hintern, die keine Spuren hinterlassen« sprechen, wenn ein Kind sich allzu unkooperativ verhält. Zum Glück achten wir darauf, beim ersten Treffen unsere Späßchen mit Untertiteln zu unterlegen.
Über viele Jahre haben wir zugehört, wie uns große und kleine Patienten ihre Probleme und ihr Leid geklagt haben. Wir haben Eltern erlebt, die in Tränen ausgebrochen sind, weil sie nicht in der Lage waren, ihren Kindern zu helfen. Wir waren von Kindern berührt, die in echten Schwierigkeiten steckten oder die zutiefst unglücklich waren, weil sie etwas nicht schafften und sich deshalb schuldig fühlten.
Rasch wurde uns klar, dass wir für viele Patienten die letzte Anlaufstelle waren. Sie hatten von uns und unserem alternativen Ansatz gehört. Tatsächlich haben wir im Laufe der Jahre allmählich immer mehr die eingetretenen Pfade dessen verlassen, was wir früher einmal gelernt hatten.
Wir entschieden uns für einen ganzheitlichen pädagogischen und psychologischen Ansatz. Warum soll man auf einer einzigen Strömung beharren, wenn jeder Ansatz interessante Theorien und Methoden zu bieten hat?
Diese Art, unseren Beruf auszuüben, sorgt bei Berufsgenossen, die unsere Methoden allzu unorthodox (gemeint ist »unseriös«) finden, manchmal für Stirnrunzeln.
Und wenn schon! Wir reden viel, wir lachen und weinen manchmal, wir erlauben uns, zornig zu sein, und wir können auch klare Anordnungen treffen. Manchmal gibt es sogar kleine Streicheleinheiten, weil wir überzeugt sind, dass diese in bestimmten Momenten ihre therapeutische Wirkung entfalten.
Im Laufe all der Jahre, in denen wir Erfahrungen in unserer Praxis, im traditionellen Unterricht und in der Lernförderung gesammelt haben, haben wir einen ganzheitlichen, konkreten und methodengestützten Ansatz entwickelt, der den Verstand, die Emotionen und den Körper gleichermaßen einbezieht. Wir nennen ihn »mit Kopf, Herz und Hand«.
Dieser Ansatz ermöglicht es Kindern und ihren Begleitern (Eltern, Lehrenden, Erziehern …), Lern- und Verhaltensschwierigkeiten und Störungen vorauszusehen, sie zu identifizieren und zu korrigieren.
Wir unterstützen Kinder und Jugendliche mit Ernst, Leichtigkeit und Humor dabei, einen Sinn in der schulischen Arbeit zu erkennen, die besten Lernmethoden herauszufinden und letztlich optimale kognitive und affektive Strategien einzusetzen.
Jedes Kind ist integraler Bestandteil seines Familiensystems; daher beziehen wir auch die Eltern mit ein, die sich so sehr wünschen, die Interaktionen mit ihren Kindern besser zu verstehen und sich über richtige Verhaltensweisen auszutauschen.
Und weil das Kind zugleich auch Teil eines sozialen und schulischen Systems ist, bilden wir regelmäßig Lehrer, Begleiter und Erzieher im Rahmen einer spielerischen, innovativen Positiven Pädagogik aus, die ein gesundes Verhältnis zu ihren eigenen Lernprozessen und denen ihrer Schüler fördert.
Ein Kind sollte auf jeder Stufe seines Weges, an jedem Punkt seiner Entwicklung und in jedem bedeutenden Augenblick seiner Geschichte ein positives Selbstbild konstruieren und sich harmonisch entwickeln können.
27803.jpgEinführung
Mit diesem Buch möchten wir unsere Überlegungen zu Lernprozessen und Pädagogik, aber auch unsere Erfahrungen als Mütter und professionelle Beraterinnen mit Ihnen teilen.
Wir, die beiden Autorinnen, haben insgesamt sieben Kinder im Alter von 1 bis
19 Jahren. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass wir – rein statistisch betrachtet – schon so ziemlich alles erlebt haben, was üblicherweise bei Kindern und Jugendlichen vorkommt: von Bauchschmerzen, die den Schulbesuch verhindern, über Wutanfälle bei den Hausaufgaben bis hin zum Wiederholen oder Überspringen von Klassen. Auch bezüglich der