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Jagdszenen in Niedersachsen
Jagdszenen in Niedersachsen
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Ebook144 pages1 hour

Jagdszenen in Niedersachsen

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About this ebook

Frank Schäfer durchstreift die niedersächsische "Metropolregion", ihn zieht es von Hannover nach Wolfsburg, von Göttingen nach Bargfeld, um in Braunschweig eine Heimstatt zu finden. Er besucht die heiligen Stätten der Ausgehkultur, das "Deutz" und das "Nörgelbuff", erlebt die legendären Derbys zwischen Eintracht Braunschweig und den anderen, aber auch die brutale Schönheit der dritten Kreisklasse. Er ist live dabei, als Landesvater Gerhard Schröder sich von seiner Super-Hillu trennt und AC/DC das Expo-Gelände erleuchten. Er gibt wertvolle Tipps, wie man als Neubürger in einem Heidedorf seine Überlebenschancen erhöht, weiß von einem Beinahe-Amoklauf in der ältesten Gesamtschule Braunschweigs, Niedersachsens, vielleicht sogar der Welt und beobachtet mit großem Wohlgefallen die gelungene Integration von Neubürgern aus Afrika.

Wenn ihm das Land tatsächlich mal zu platt und die Menschen zu maulfaul sind, trinkt er halt für zwei – oder schifft sich als Bordschreiber bei der Full Metal Cruise ein und schippert mit hunderten niedersächsischen Headbangern durchs Mittelmeer. Aber er kehrt immer wieder zurück, weil ihn die Mühen der Ebene nicht schrecken. Im Gegenteil, hier gibt es sie noch, die wahren Genies und Knasterköppe.

Hinter all seinen hundertprozent wahren Geschichten lauert die tröstende Erkenntnis: Niedersachsen, du hast es besser!


Plus 19 Fotografien von Oscar Schäfer mit niedersächsischer Bushaltestellen.
LanguageDeutsch
Release dateApr 1, 2019
ISBN9783945715642
Jagdszenen in Niedersachsen
Author

Frank Schäfer

Since 1995 Frank Schäfer has been employed as a forensic scientist at the Forensic Institute of the German Federal Criminal Police Office (Bundeskriminalamt, “BKA”). A forensic expert in the areas of fire debris analysis and fire scene examination, he also acts as a forensic contact person for cases involving radio nuclear material. His experience includes serving with the Drug Section of the BKA, where he was responsible for a Research and Development programme. His current position is as deputy leader of the fire section of the BKA Forensic Science Institute. Frank Schäfer received his diploma in chemistry and his doctoral degree in nuclear and analytical chemistry from the Johannes-Gutenberg-University of Mainz (Germany).

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    Book preview

    Jagdszenen in Niedersachsen - Frank Schäfer

    Inhaltsverzeichnis

    Jagdszenen in Niedersachsen

    Das Fiasko von Peine

    Als ich einmal fast Yellow-Press-Reporter geworden wäre

    Braunschweiger Schule

    Schöne Augen

    Umtauschen, was sich noch umtauschen lässt

    Mach Kopfwurst draus

    Das Fiasko von Peine

    Schwattz

    Zehn Tipps zum Überleben in einem niedersächsischen Dorf

    Die Einmannsekte

    In der Kaserne

    Kameradenschweine

    Schachteln und Schmierlappen

    Hmmmm, nojoa, pfffffff

    Kinder und Besoffene

    Großes Abwinken

    Kleiner Zettelkasten zu Arno Schmidt

    Die Einmannsekte

    Der Wichtelmann

    Lob des Leders

    Ein Wiedersehen in Block 5

    Das tut doch weh!

    Lob des Leders

    Helden aus der Heide

    Wie Norbert Nigbur

    Zwei Männer

    Nö Sleep till Nörgelbuff

    Den Bach runter

    Donner und Doria

    Stahl hält hoch

    Die Grenzen meiner Sprache

    Die richtige Einstellung

    Schnarchologe mit Traumtourette

    Keine Feuerzeugsongs

    Nö Sleep till Nörgelbuff

    Schleifkannen am Himmel

    Schleifkannen am Himmel

    Schießtraining auf Fehmarn

    Doppelt grün

    Mit Schuss

    Wie bei Muttern

    Schnappt Shorty!

    Von Zweibiertrinkern und Sitzenbleibern

    Rache ist Currywurst

    Das wird stark

    Rache ist Currywurst

    Zwei vom Dorf

    Ich hätte sterben können

    Umarmung

    Bushaltestelle

    Nachbemerkung

    Über Frank Schäfer

    Jagdszenen in Niedersachsen

    von Frank Schäfer

    Umschlaggestaltung: Marcel Pollex

    Fotos: Oscar Schäfer

    Satz/Layout: Andreas Reiffer

    1. Auflage 2019, identisch mit der Printversion

    © Verlag Andreas Reiffer

    ISBN 978-3-945715-64-2 (E-Book)

    Verlag Andreas Reiffer, Hauptstr. 16 b, D-38527 Meine

    www.verlag-reiffer.de

    www.facebook.com/verlagreiffer

    Für meine Eltern, Niedersachsen durch und durch

    Das ist das menschliche Epos, das sind die wirklichen Sachen: die Leute stehen an der Bushaltestelle – der Bus hält ein bißchen zu weit vorn –, und die Wartenden gehen ihm nach und steigen ein, Tag für Tag, im Inland und im Ausland, in diesem System und in jenem, im »Feindes«land und im »Freundes«land

    Peter Handke, »Die Geschichte des Bleistifts«

    Das Fiasko von Peine

    Als ich einmal fast Yellow-Press-Reporter geworden wäre

    ... trug es sich folgendermaßen zu: An einem trübtassigen Sonntag im März vor mehr als 20 Jahren, promenierte ich in weiblicher Begleitung an den Gestaden des Hannoverschen Maschsees entlang, um hernach dem Sprengel Museum einen Besuch abzustatten. Es war einer dieser Sonntage, arschkalt und zutiefst niedersächsisch, wie gemacht, um a) eine Schachtel »Edle Tropfen in Nuss« zu verkosten und danach mit der Familienplanung voranzuschreiten oder eben b) sich die aktuelle Ausstellung »Sex & Crime« anzuschauen.

    Ich war für a), musste aber mit ins Museum. Als wir, nach einstündiger Maschsee-Tristesse reif für ein paar warme Gedanken, am Sprengel-Restaurant bell’ARTE vorbei zum Haupteingang lustwandelten, saß da am Fenster mein von Ferne geliebter Landesvater, Genosse Gerhard Schröder. Knapp zwei Jahre später war er Kanzler und spülte den Sozialstaat schneller im Klo runter, als du Agenda 2010 sagen konntest. Damals aber galt er als einzige Alternative, um den Dicken abzulösen, und nötigte einem Proleten wie mir insofern Respekt ab, als er beinahe schon glaubhaft versichern konnte, er habe als Kind »jahrelang Fensterkitt gefressen«. Man wird also vielleicht verstehen, dass ich für einen Moment meine sprichwörtliche Nonchalance verlor.

    »Schau mal«, rief ich aufgeregt, »da ist ja mein von Ferne geliebter Landesvater.«

    Meine Begleitung blieb ganz cool. »Na klar isser das. Und wo er ist, da ist auch Super-Hillu nicht weit.«

    Tatsächlich saß sie ihm gleich gegenüber. Bei einem Pharisäer. Oder was man damals eben so trank in Politikergattinenkreisen.

    »Na, die kucken aber!«, sagte die Frau an meiner Seite erschrocken. Und hatte recht. Das hier war nicht mein leutseliger Ministerpräsi, nein, so kannte ich ihn ja gar nicht. Sein Gesicht verhärtet, wie ein komplett heruntergelassener eiserner Vorhang, und er hatte diesen verschlagenen, zugleich ultrabrutalen, KGB-mäßigen Blick drauf. Er sah aus wie ein lupenreiner russischer Demokrat.

    Und seine Gattin Hiltrud?

    »Die hat doch geheult«, schoss es meiner Begleitung in einer Mischung aus Erstaunen und robuster Erbarmungslosigkeit heraus.

    Etwas mehr Empathie hätte ich gut gefunden, aber ich schwieg. Plan a) war noch nicht vom Tisch.

    Wir wollten beide nicht aufdringlich erscheinen und lösten nach einer Weile unsere plattgedrückten Nasen von der Scheibe, um uns etwas Kunst anzusehen oder zumindest »Sex & Crime«, aber die Gedanken wanderten immer wieder zurück zu dieser Szene. Am Abend lösten die Lokalnachrichten das Rätsel auf. Es gab nun ein niedersächsisches Traumpaar weniger.

    Im Wahlkampf, auf einer verregneten SPD-Fahrradtour verschwanden sie das erste Mal hinterm Busch. An einem geisttötenden Märzwochenende in der Sprengel-Schmuratze war die Liebe verduftet. Und ich war sozusagen live dabei. Ich witterte meine Chance und begann schon im Geiste einen schamlosen Schmodder-Artikel für die »Bunte« runterzutippen. Aber dann sah ich aus dem Augenwinkel, wie zierliche Frauenhände zärtlich »Edle Tropfen in Nuss« vom Cellophan befreiten.

    Braunschweiger Schule

    Die »Wilhelm Bracke« ist die älteste Gesamtschule Braunschweigs, Niedersachsens, ja vermutlich sogar der ganzen Welt. Sie öffnete jedenfalls in den Siebzigern ihre Flügeltüren – und man weiß, was in den Siebzigern gebaut wurde, wurde auf Treibsand gebaut. Schon seit längerem drohte das Gebäude wie von einer gewaltigen Klosettspülung in den Abgrund gerissen zu werden, und als dann neulich auch noch die Feuerwehr ihre Jahresinspektion veranstaltete und überall Abfalleimer vorfand mit hochentzündlichem »Papier«, da war es beschlossene Sache, man zog die Spülung und baute eine neue feuerfeste Schule, gleich nebenan. Noch heller, noch schöner, nur leider kleiner. Die Schüler greinten zwei Tage um ihre alte Verwahranstalt. Die langen Flure, die vielen dunklen Eckchen, die zum ungestörten Verweilen und Drogenverkaufen einluden. Hach, schön war die Zeit und kommt nie mehr zurück.

    Nach einer halben Woche Eingewöhnung jedoch rüttelte sich alles zurecht. Neue Distributionsformen etablierten sich. Die zunächst deftig anziehenden Dope-Preise pegelten sich wieder ein auf Weltmarktniveau. Die Natur findet immer einen Weg.

    Mit kleineren Eingewöhnungsschwierigkeiten kämpfte allein das Servicepersonal. Wenn etwa die Pommes-Mamsell nur ein Ideechen zu spät von ihrer Zigarrenpause kam und die Fritten verbruzzelten, sah die etwas übernervöse Rauchmeldeanlage gleich rot und klingelte die gesamte Belegschaft nach draußen auf den Schulhof. Bei den mit Calvados flambierten Schweinelendchen das gleiche Spiel. Als die Lehrkräfte Crème brûlée auf der Speisekarte lasen, schüttelten sie bedenklich die Köpfe. Zu Recht! Aber auch nach der fünften Evakuierungsübung innerhalb einer Woche ließen sie es nicht an Professionalität mangeln. Im Gegenteil, sie wurden besser und besser. Selbst die Bläserklasse unterbot bald spielend, nämlich den Radetzky-Marsch schmetternd, die magische Ein-Minuten-Grenze.

    Man war also bereits in Übung, aber doch nicht wirklich darauf vorbereitet, als sich ein feister »Handwerker«, so lautete die offizielle Erklärung, seine Büffelhüfte auf den »Amokalarm«-Knopf pflanzte und das in solchen Fällen übliche Procedere in Gang setzte. Der Schulleiter verlas sogleich eine Erklärung über die Hausanlage, derzufolge ein gefährlicher Eindringling sich im Gebäude aufhalte, und man jetzt besser auf Wagenburg-Modus umschalte. Da schlug die Stunde des Kollegen S., zufällig ist er der Klassenlehrer meines Sohnes.

    »Schande«, sagte er unbeeindruckt, teilte die Klasse blitzschnell in kleinere Operationseinheiten, befestigte flugs den Eingang mit einer uneinnehmbaren Barrikade aus Tischen und Stühlen, tröstete ein paar verängstigte Kinder mit aufmunternden Worten »Reißt euch zusammen, wir sind im Krieg!« und griff zum Feuerlöscher.

    »Das wird dem Arschloch – Schuldigung, Kinder! – gleich sehr wehtun ...«

    Der Amokläufer konnte von Glück reden, dass es ihn gar nicht gab. Als mir mein Sohn mit leuchtenden Augen

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