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Captain Future 5: Die sieben Weltraumsteine
Captain Future 5: Die sieben Weltraumsteine
Captain Future 5: Die sieben Weltraumsteine
Ebook312 pages3 hours

Captain Future 5: Die sieben Weltraumsteine

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About this ebook

Ein grausiger Mord bringt Captain Future auf die Spur eines finsteren Komplotts: Der brillante, aber skrupellose Wissenschaftler Ul Quorn macht Jagd auf die geheimnisvollen Raumjuwelen − mächtige Artefakte der uralten untergegangenen Marsdynastie! Wird es Captain Future gelingen zu verhindern, dass Quorn mit ihrer Hilfe uneingeschränkte Macht über das System erlangt und die neun Welten grausam unterjocht?

Der Roman Captain Future and the Seven Space Stones ist im Winter 1941 in dem Pulpmagazin Captain Future − Wizard of Science erschienen. Er wird hier, erstmals auf Deutsch, mit sämtlichen Illustrationen und allen zur Serie gehörigen Materialien der Originalausgabe vorgelegt.

Die vorliegende Neuausgabe hat es sich zum Ziel gesetzt, Edmond Hamilton als Klassiker der Science Fiction ernst zu nehmen. Alle Texte werden vollständig und mit größtmöglicher Werktreue ins Deutsche übertragen.
LanguageDeutsch
Release dateMar 15, 2016
ISBN9783944720623
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    Book preview

    Captain Future 5 - Edmond Hamilton

    CF05_titelinnen1.jpg

    Impressum

    Edmond Hamilton

    CAPTAIN FUTURE

    5 – Die sieben Weltraumsteine

    Vorlage für die Übersetzungen war der Erstdruck

    »Captain Future and the Seven Space Stones«

    in

    CAPTAIN FUTURE MAGAZINE

    (Winter 1941).

    Den Anhang übersetzte Andreas Stöcker

    © 2016 by Erbengemeinschaft Edmond Hamilton

    Mit freundlicher Genehmigung der Thomas Schlück GmbH, Garbsen

    © dieser Ausgabe 2016 by Golkonda Verlag GmbH

    Alle Rechte vorbehalten

    Illustrationen: H. W. Wesso

    Lektorat: André Taggeselle

    Redaktion: Hannes Riffel

    Korrektorat: Ralf Neukirchen

    Gestaltung: s.BENeš [www.benswerk.wordpress.com]

    E-Book-Erstellung: Hardy Kettlitz

    Golkonda Verlag

    Charlottenstraße 36 | 12683 Berlin

    golkonda@gmx.de | www.golkonda-verlag.de

    ISBN: 978-3-942396-61-6 (Buchausgabe)

    ISBN: 978-3-942396-62-3 (E-Book)

    Inhalt

    Titel

    Impressum

    Inhalt

    Vorbemerkung

    DIE SIEBEN WELTRAUMSTEINE

    1. Kapitel: Marsianisches Geheimnis

    2. Kapitel: Newtons Urlaub findet ein jähes Ende

    3. Kapitel: Der dritte Weltraumstein

    4. Kapitel: Mentale Botschaft

    5. Kapitel: Heimflug zum Mond

    6. Kapitel: Bedrohung in den venusischen Sümpfen

    7. Kapitel: Der interplanetare Zirkus

    8. Kapitel: Todeskäfig

    9. Kapitel: Eine Herausforderung für die Futuremen

    10. Kapitel: Söhne zweier Monde

    11. Kapitel: Auf dem Marsmond

    12. Kapitel: Befehle für Grag

    13. Kapitel: Begräbnis im All

    14. Kapitel: Im Meteoroidenschwarm

    15. Kapitel: Der Weltraumeremit

    16. Kapitel: Der Vergnügungsplanet

    17. Kapitel: Die letzten Weltraumsteine

    18. Kapitel: Das Subuniversum

    19. Kapitel: Der Riese von den Sternen

    20. Kapitel: Ein neues Universum

    ANHANG

    Under Observation

    The Future of Captain Future

    The Worlds of Tomorrow: Mars, die blutrote Kugel

    The Futuremen: Nr. 4 – Marshal Ezra Gurney

    Weitere Bücher bei Golkonda

    Phantastik im Golkonda Verlag

    CF01_004_illu.tif

    Vorbemerkung

    Wie schon bei den beiden Bänden mit den

    VERSCHOLLENEN ABENTEUERN VON CAPTAIN FUTURE

    , Die Rückkehr von Captain Future und Der Tod von Captain Future, sowie bei Der Sternenkaiser, Erde in Gefahr, Die Herausforderung und Der Triumph hat es sich der vorliegende fünfte Band der Neuausgabe der Romane um Curtis Newton zum Ziel gesetzt, Edmond Hamilton als Klassiker der Science Fiction ernst zu nehmen. Alle Texte werden vollständig und mit größtmöglicher Werktreue ins Deutsche übertragen. Im Original auftretende Holprigkeiten und Widersprüche, die nicht selten den Entstehungsbedingungen der Texte geschuldet sind, werden übernommen. Allerdings bemüht sich die Übersetzung auch, die Eleganz, das gezielt eingesetzte Pathos und die unterschwellige Ironie der Sprache zu erhalten. Edmond Hamilton war einer der Begründer dessen, was wir heute als »Space Opera«, als große Weltraumoper kennen. Er hat diese Form der abenteuerlichen SF nicht nur mit begründet, er hat sie auch zu einem ersten Höhepunkt geführt. Dem möchten wir in jeglicher Hinsicht gerecht werden.

    Die Redaktion

    DIE SIEBEN WELTRAUMSTEINE

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    1. Kapitel: Marsianisches Geheimnis

    Starr vor Erstaunen betrachtete Kenneth Lester das blaue, facettierte Juwel. »Was ich hier in den Händen halte, ist das verloren geglaubte Geheimnis von Thuro Thuun – ein jahrtausendealtes Mysterium – ein Teil des Schlüssels, mit dem das Rätsel gelöst werden kann!«, keuchte der junge Archäologe.

    Das Juwel sah aus wie ein dräuendes Auge, das ihn mit eisigem Blick durchbohrte. Die Facetten, denen selbst unzählige Jahrhunderte nichts hatten anhaben können, reflektierten das weiße Licht der Uranitbirnen in Lesters Arbeitszimmer.

    In dem Studierzimmer in einem der obersten Stockwerke des berühmten New Yorker Instituts für Interplanetare Wissenschaften befanden sich die Reliquien, die der junge Archäologe von seinen Reisen in weit entfernte Welten mitgebracht hatte. Antike jovianische Büsten aus schwarzem Stein starrten auf ihn herab. Fremdartige Metallbüsten aus dem Neptunozean musterten ihn aus schattigen Winkeln. Ein bizarres uranisches Götzenbild aus dunklem Höhlenholz ragte hoch über ihm auf, die mit Schwimmhäuten versehenen Hände drohend erhoben.

    Aber Lester sah nichts außer dem kalten blauen Edelstein in seiner Hand. Weder hörte er das Summen des Röntgenapparats auf seinem Schreibtisch – das einzige Geräusch, das die mitternächtliche Stille durchbrach –, noch bemerkte er, wie die Tür zu seinem Arbeitszimmer leise geöffnet wurde.

    »Ein Teil des Mysteriums von Thuro Thuun ist in diesen Stein eingeschlossen!«, flüsterte er atemlos. »Das Geheimnis, das seinem Entdecker unbegrenzte Macht verleiht …« Ein ängstlicher Ausdruck huschte über sein wissbegieriges Gesicht, und in seiner Stimme schwang Besorgnis mit. »Wenn jemand mit bösen Absichten alle Teile des Mysteriums in seine Gewalt brächte, wäre das ein Albtraum!«

    Unschlüssig und tief besorgt verharrte er im Lichtschein der Uranitbirnen. Dann ging er mit plötzlicher Entschlossenheit zu seinem Schreibtisch, auf dem eine Televisoranlage stand.

    »Es gibt nur einen Mann im Sonnensystem, dem man eine derartige Entdeckung anvertrauen kann«, brummte er.

    Der viereckige Monitor begann hell zu glühen, und nach kurzer Zeit wurde darauf das Bild eines jungen Mannes sichtbar, der in einem aufwendig hergerichteten Dienstzimmer stand.

    »Guten Abend, Professor Lester!«, begrüßte ihn das Bildnis. »Ich habe gehört, dass Sie bereits seit Wochen vom Jupiter zurück sind. Wie kommt es, dass man Sie noch gar nicht zu Gesicht bekommen hat?«

    »Ich habe mich dem Studium einiger Reliquien gewidmet, die ich aus der Höhle der Ahnen auf dem Jupiter mitgebracht habe«, erklärte Kenneth Lester schnell. »Bonnel, ich möchte, dass Sie mir dabei helfen, mit jemandem Kontakt aufzunehmen.«

    North Bonnel, Sekretär des Präsidenten der Systemregierung der Neun Welten, grinste fröhlich. »Sicher. Um wen geht es?«

    »Captain Future!«

    »Captain Future?«, platzte Bonnel heraus. »Selbst der Präsident wendet sich nur an ihn, wenn eine akute Gefahrensituation eine solche Maßnahme erfordert! Im Übrigen weiß niemand, wo sich Captain Future zurzeit aufhält. Er macht Ferien.«

    »Wer hat je davon gehört, dass die Futuremen Ferien machen?«, fragte Lester verblüfft.

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    Bonnel zuckte nur mit den Achseln. »So hat der Präsident es mir jedenfalls gesagt. Selbst er weiß nicht, wo Captain Future gerade ist. Aber ich nehme an, dass er die Möglichkeit hat, Kontakt mit ihm aufzunehmen, wenn es wirklich dringend ist. Ich fürchte, auf Ihren Fall trifft das nicht zu, oder?«

    »Möglicherweise«, erwiderte Lester nachdenklich. »Dennoch habe ich eine Entdeckung von ungeheurer Wichtigkeit gemacht. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie sich umgehend melden, sobald Sie die Möglichkeit haben, mit Captain Future Kontakt aufzunehmen.«

    Damit schaltete Lester den Televisor ab. Noch während er das tat, erklang hinter ihm eine leise Stimme. »Sie möchten also mit Captain Future sprechen?«

    Der Archäologe fuhr herum. Ein Mann hatte sich heimlich in sein Arbeitszimmer geschlichen.

    »Dr. Ul Quorn!«, keuchte Lester.

    Ul Quorn war ein magerer Mann mit schmalen Hand- und Fußgelenken und dem zeitlos guten Aussehen eines Venusiers. Gleichzeitig besaß er die hellrote Haut und die hohe Stirn eines Marsianers und die intelligenten schwarzen Augen und das glatte schwarze Haar eines Erdenmenschen. Interplanetare Mischlinge waren in jenen Tagen der großflächigen Besiedlung anderer Welten keineswegs eine Seltenheit. Doch die allgemeine Diskriminierung hatte allzu häufig ihren Charakter verdorben. »Was tun Sie hier?«, wollte Kenneth Lester wissen, dessen Gesichtszüge sich unwillkürlich verhärteten. »Wie können Sie es wagen, sich nach alldem, was vor zwei Jahren vorgefallen ist, hier blicken zu lassen?«

    »Meinen Sie damit meine Entlassung und die Haftstrafe für illegale Forschungen, die man mir aufgebrummt hat?«, erkundigte sich der Mischling kühl. »Machen Sie mir diese unglückselige Sache immer noch zum Vorwurf?«

    »Jeder anständige Wissenschaftler verabscheut Sie für die scheußlichen Experimente, die Sie an diesem Institut durchgeführt haben.«

    Aber Quorn zuckte nur mit den Schultern. »Ihr Erdlinge seid wirklich verblüffend sentimental. Meine marsianischen Vorfahren, die viel tiefer in die Wissenschaften eingedrungen sind, als es irgendeinem Mensch jemals gelungen ist, hatten nicht so viele Skrupel.«

    »Genau die Worte, die ich von einem Mischling erwarten würde«, erwiderte Kenneth Lester verächtlich.

    Die schwarzen Untiefen von Quorns Augen begannen bedrohlich zu funkeln. Seine Stimme klang plötzlich fast barsch. »Ihr arroganten Erdlinge habt wegen meiner gemischtrassigen Herkunft schon immer auf mich herabgeschaut! Dass ich euch in wissenschaftlicher Hinsicht überlegen bin, hat euch nie interessiert.« Doch dann zuckte er mit den Achseln. Die flammende Leidenschaft, die aus seinen Augen hervorgezüngelt war, wich wieder der unterkühlten ironischen Maske, die er für gewöhnlich zur Schau trug. »Aber ich bin nicht hergekommen, um über solche Dinge zu sprechen.«

    »Weshalb sind Sie dann hier?«, fuhr Lester ihn an.

    »Um mir den Weltraumstein zu holen, den Sie in der Hand halten.«

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    Kenneth Lesters ungläubiger Blick wanderte von den weichen roten Gesichtszügen des Mischlings zu dem blauen Juwel in seiner Hand. »Den Weltraumstein?«, wiederholte er. »Sie wissen, was es damit auf sich hat?«

    »Ja, mein Freund, ich weiß Bescheid«, erwiderte Quorn sanft. »Ich weiß, dass es sich um eines der sieben Raumjuwelen handelt, die das Geheimnis von Thuro Thuun in sich tragen, des mächtigsten Wissenschaftlers der uralten Marsdynastie. Ein weiteres dieser sieben Juwelen befindet sich bereits in meinem Besitz, mit Ihrem sind es dann zwei. Sobald ich die übrigen fünf aufgespürt habe, gehört Thuro Thuuns Geheimnis mir. Ich, der verhasste Mischling, werde imstande sein, die gewaltigste wissenschaftliche Macht des Systems zu kontrollieren!«

    Lester musterte das zu allem entschlossene Gesicht des abtrünnigen Wissenschaftlers. Mit einer schnellen Bewegung versuchte der junge Erdling die Televisoranlage auf seinem Schreibtisch zu erreichen.

    »Das hatte ich befürchtet«, seufzte Ul Quorn.

    Der Mischling betätigte den Schalter eines winzigen Apparats, den er in der Hand hielt. Das Gerät sandte einen pulsierenden Lichtkegel aus, der Lester vollständig einhüllte. Der junge Erdenmensch erstarrte mitten in der Bewegung, und sein Gesicht machte eine grausige Veränderung durch. Unvermittelt fiel er zu Boden. Sein Körper zuckte. Er lebte zwar noch, aber er war nicht mehr Kenneth Lester. Irgendeine scheußliche Energie hatte sich seines Fleisches bemächtigt. Den Weltraumstein hatte er während des Sturzes fallen lassen. Quorn beeilte sich, ihn aufzuheben. In aller Ruhe wandte er den Blick von dem grässlich zuckenden Körper ab und hielt das Raumjuwel unter den Röntgenstrahl des Projektors, der auf dem Schreibtisch stand. Dabei lauschte er aufmerksam. Seine schwarzen Augen funkelten triumphierend.

    »Zwei!«, flüsterte er. »Zwei Teile des Geheimnisses gehören mir! Und wenn ich erst die übrigen Juwelen habe, dann …«

    Ein fernes Geräusch, das über die beleuchteten Turmspitzen New Yorks zu ihm drang, bereitete seiner Schadenfreude ein jähes Ende. Er ließ das Juwel in die Hosentasche gleiten und schlich zur Tür. Doch dann blieb er stehen, denn sein Blick war auf eine kleine venusische Statue gefallen, die ein hübsches, knieendes Mädchen darstellte.

    »Allerliebst«, brummte der Mischling. Dann stahl er sich geräuschlos aus dem Büro, das zu einer grausigen Totenkammer geworden war.

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    Hoch über dem nördlichen Nachthimmel New Yorks schimmerten riesige Buchstaben aus lebendigem Gold:

    STADT DER FREUDE

    DAS VERGNÜGUNGSZENTRUM

    DER NEUN PLANETEN

    Die Stadt der Freude glich einem riesigen Teppich aus glitzernden bunten Lichtern. Achterbahnen wirbelten nach Luft schnappende Menschen durch schwindelerregende, atemberaubende Schleifen. Glücks- und Geschicklichkeitsspiele lockten das Publikum in Scharen herbei. Ausrufer warben lautstark mit ihrem Repertoire unvergleichlicher Vergnügungen aus weit entfernten Welten.

    Marsianer, Uranier, Merkurer und Jovianer – Bewohner aller neun Welten – mischten sich unter die fröhliche Menge, die die Hauptstraße bevölkerte.

    Durch das Gedränge schlenderten drei Erdlinge, die sich augenscheinlich gut amüsierten. Einer der beiden Männer war einen Meter und fünfundneunzig groß, und sein schlanker Körper steckte in einem engen grauen Overall, unter dem sich deutlich seine breiten Schultern und die durchtrainierten Muskeln abzeichneten. Über die roten Locken hatte er eine Raumfahrermütze gezogen.

    Das Gesicht unter dem Haarschopf war gebräunt und gutaussehend, und in den grauen Augen funkelte jugendlicher Übermut.

    »Hab mich lange nicht mehr so gut amüsiert«, schmunzelte er. »War diese ›Raketenfahrt‹ nicht der allergrößte Spaß?«

    Sein Begleiter und das Mädchen starrten ihn verblüfft an.

    »Diese alberne Achterbahnfahrt hat dir Spaß gemacht?«, fragte das Mädchen ungläubig. »Das hätte ich von Captain Future niemals erwartet!«

    Curtis Newton, der tapfere junge Mann mit dem roten Haar, der im ganzen System als Captain Future bekannt war, grinste. »Natürlich hat mir das Spaß gemacht, Joan. Warum auch nicht?«

    Joan Randall schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Du hast die entlegensten Winkel des Systems besucht. Hast Dinge gesehen, die sich die Leute hier nicht einmal vorstellen können. Und obwohl du schon mit tausendmal größerer Geschwindigkeit als eines dieser Karussells hier durchs All geflogen bist, bereitet dir eine Achterbahnfahrt so große Freude!«

    »Nun ja, das hier unterscheidet sich gundlegend von dem, was ich sonst erlebe. Deshalb amüsiere ich mich auch so prächtig. Für Otho und mich ist das ein Traumurlaub – sich zur Abwechslung mal unter das gewöhnliche Volk zu mischen. Hab ich nicht recht, Otho?«

    »Du sagst es, Herr«, erwiderte sein Begleiter. »Ich hatte selten so viel Spaß. Inkognito zur Erde zu reisen war eine grandiose Idee.«

    Der Mann, der Otho genannt wurde, sah aus wie ein schlanker junger Erdling von mittlerer Größe, allerdings hatte er etwas Gummiartiges an sich. In seinem blassen Gesicht und den geschlitzten grünen Augen lag ein todesmutiger Ausdruck, als wollte er den Teufel selbst herausfordern. Tatsächlich handelte es sich um Otho, den Androiden und Futureman, einen von Curt Newtons Kameraden. Otho war aus künstlichem Fleisch erschaffen worden. Doch mit seiner Intelligenz, seinem Mut, seinem Humor, seiner Schnelligkeit und seinen Verkleidungskünsten konnte sich kein anderer Bewohner des Systems messen.

    »Der alte Grag wäre nur zu gern dabei gewesen«, kicherte Otho und sah hinauf zum Vollmond am sternenübersäten Himmel. »Der war vielleicht sauer, dass wir ihn und Simon auf dem Mond zurückgelassen haben!«

    »Du solltest dich was schämen«, sagte Joan vorwurfsvoll. »Deinen Kumpel zurückzulassen und dich dann auch noch über ihn lustig zu machen.«

    »Dieser tumbe Roboter soll mein Kumpel sein?«, rief Otho. »Wenn es nach mir ginge, wäre er schon längst auf dem Schrottplatz gelandet.«

    »Hört euch mal diesen Sermon an«, unterbrach Curt Newton ihr Gespräch. »Klingt interessant, findet ihr nicht auch?«

    »Hier entlang, wenn Sie die Tänzerinnen von der Sonnenseite des Merkur sehen wollen!«

    »Hereinspaziert, wagen Sie einen Ritt auf dem achtbeinigen saturnischen Pferd. Das ist völlig gefahrlos, verehrtes Publikum, völlig gefahrlos!«

    Durch dieses Stimmengewirr drang die Stimme des Ausrufers, den Curt Newton gemeint hatte. »Besuchen Sie das Captain-Future-Museum! Erfahren Sie mehr über die Heldentaten des Zauberers der Wissenschaften und der Futuremen!«

    »Warum sollten wir uns das ansehen, das ist doch alles Schwindelei!«, erklärte Joan entrüstet.

    »Natürlich ist es das.« Captain Future grinste breit. »Aber lasst uns trotzdem reingehen und herausfinden, was für Heldentaten wir angeblich vollbracht haben. Sind Sie auch sicher, dass alles, was in dieser Show geboten wird, authentisch ist?«, fragte er den Ticketverkäufer mit ernster Miene.

    »Mein Freund, ich versichere dir, dass wir das ganze Zeug von Captain Future höchstpersönlich bekommen haben«, beteuerte der Lügner.

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    Fröhlich strömten sie mit der Menschenmenge auf das Gelände. Dort stand ein riesiger Pavillon, um den herum Käfige mit verschiedenen Ausstellungsstücken und Modellen aufgestellt worden waren. Ein fetter rotgesichtiger Mann sprach mit lauter Stimme zu der andächtig lauschenden Menge.

    »Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie alle haben schon von Captain Future, dem Zauberer der Wissenschaften gehört, der zusammen mit seinen sonderbaren Kameraden, den Futuremen, auf dem Mond lebt. Sie wissen, dass er unzählige finstere Verbrecher zur Strecke gebracht hat, die eine unmittelbare Gefahr für die Bewohner der neun Welten darstellten. Aber keiner von Ihnen hat Captain Future oder seine Kameraden jemals persönlich getroffen. Das haben die wenigsten. Doch Sie wissen, dass er immer zur Stelle ist, sobald dem System Gefahr droht. Jetzt endlich werden Sie alles über Captain Future und seine Kameraden erfahren.«

    »Als Erstes wäre da sein Zuhause, das sich unter dem Krater Tycho auf dem Mond befindet. Dort liegt nicht nur sein Wohnsitz, sondern auch sein riesiges Labor, und sein berühmtes Raumschiff, die Komet, ist ebenfalls an diesem Ort untergebracht. Seine Kameraden und er leben allein auf dem Mond, und Sie können darauf wetten, dass niemand es wagen würde, ihren Frieden zu stören.«

    »Das wissen wir doch alles schon«, beklagte sich ein Mann neben Curt. »Sagen Sie uns, wie Captain Future mit richtigem Namen heißt. Woher stammt er?«

    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen, mein Freund«, erklärte der Ausrufer hoheitsvoll und senkte die Stimme. »Liebes Publikum, Sie glauben, dass Captain Future ein Erdling ist. Aber das stimmt nicht. Tatsächlich stammt er vom Sirius!«

    In der Menge wurde verblüfftes Gemurmel laut.

    »Aber das ist ja ausgemachter Blödsinn!«, flüsterte Joan empört.

    »Stimmt schon, aber dennoch – Phantasie hat er«, entgegnete Curt.

    »Vor vielen Jahren kam dieser Mann vom Sirius in unser System und ließ sich auf dem Mond nieder. Zu jener Zeit nannte er sich zum ersten Mal Captain Future.«

    Curt Newtons Lächeln verschwand, und er lauschte nicht länger den absurden Behauptungen, die der Ausrufer von sich gab. Stattdessen erinnerte er sich daran, wie es damals wirklich gewesen war, als er sich zum ersten Mal Captain Future genannt hatte.

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    2. Kapitel: Newtons Urlaub findet ein jähes Ende

    Vor vielen Jahren war Curts Vater, Roger Newton, ein brillanter junger Wissenschaftler von der Erde, zusammen mit seiner Frau auf den Mond geflüchtet. Simon Wright, das lebende Gehirn, das jetzt einer der Futuremen war, hatte sie begleitet. Sie hatten die Flucht ergriffen, um den finsteren Plänen Victor Corvos zu entgehen, eines skrupellosen Intriganten, der Roger Newtons wissenschaftliche Geheimnisse stehlen wollte.

    In ihrem neuen unterirdischen Zuhause und dem Labor, das sie unter dem Krater Tycho einrichteten, hatten der flüchtige Wissenschaftler und das Gehirn daran gearbeitet, künstliches Leben zu erschaffen. Das Resultat ihrer Forschungen waren zwei intelligente künstliche Wesen – der Metallroboter Grag und Otho, der Mann aus Gummi.

    Aber Victor Corvo war ihnen auf den Mond gefolgt. Es gelang ihm, Curts Eltern zu ermorden, bevor er selbst von Otho und Grag getötet wurde.

    An diesem fremdartigen Ort war Curt Newton von dem Gehirn, dem Roboter und dem Androiden großgezogen worden. Unter der Anleitung des Gehirns, damals der mächtigste Wissenschaftler im System, hatte sich Curt zu einem wissenschaftlichen Genie entwickelt, das die Fähigkeiten seines Mentors schließlich sogar übertraf. Der Roboter Grag, das stärkste Lebewesen des Systems, sorgte mit seinem Training dafür, dass Curt über immense Körperkraft verfügte. Und der Androide Otho, der flinkste und gerissenste von ihnen, lehrte Curt Geschicklichkeit und Schnelligkeit.

    Als Curt schließlich zu einem Mann herangewachsen war, begann sein Werdegang als Captain Future. Ein Verbrecher, der wissenschaftliche Erkenntnisse zu kriminellen Zwecken missbrauchen wollte, hatte Curts Eltern ermordet. Curt fasste den Entschluss, die außergewöhnlichen Fähigkeiten, die er dank seiner einzigartigen Ausbildung erworben hatte, in einem unbarmherzigen Kreuzzug gegen Menschen wie diesen einzusetzen. Er widmete sein Leben der Aufgabe, im Namen des Systems gegen all jene zu kämpfen, die die Zukunft der neun Welten gefährdeten. Deshalb hatte er den Namen Captain Future angenommen.

    Zusammen mit dem Gehirn, dem Roboter und dem Androiden, die seine Lehrmeister und Beschützer waren, war Captain Future schon viele Male aufgebrochen, um gegen die

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