Kultursensible Hospiz- und Palliativarbeit: Konzepte und Kompetenzen
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Book preview
Kultursensible Hospiz- und Palliativarbeit - Piret Paal
Palliativverbandes
1 Theoretische Grundlagen und Überlegungen aus der Praxis
Kultur hat in der Gesellschaft eine normgebende Funktion, sie beeinflusst unser Verhalten, unsere Raum- und Zeitwahrnehmung, unsere Kommunikation mit anderen Menschen und damit unsere grundsätzliche Lebenshaltung. Die Kultur leitet unser Denken, definiert, was annehmbar und was unannehmbar ist, ist also richtungsweisend für unsere bewussten und unbewussten Gedanken und Handlungen und hat Einfluss auf unsere Entscheidungen sowohl als Individuum als auch als Teil eines Kollektivs (Purnell 2002).
Wie wir mit den vielfältigen Erwartungen umgehen, die tagtäglich an uns als Mitglieder der globalen Community, der lokalen Gemeinde, in der wir leben, sowie im Berufsleben, im Familien- und Freundeskreis gestellt werden, hängt auch von unseren individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen ab. Je abhängiger wir davon sind, den Erwartungen von Gesellschaft und Familie jederzeit zu entsprechen, umso weniger können wir autonome Entscheidungen treffen (Bausinger 1984). Im vertrauten Kulturkontext wissen die Menschen sehr gut, was von ihnen erwartet wird, was sie tun dürfen oder unterlassen sollten. Sie sind sich bewusst, dass Entscheidungen, die mit den Gesellschaftsnormen nicht im Einklang sind, zu Konsequenzen führen und wie diese aussehen. So darf davon ausgegangen werden, dass die Identität eines Menschen von seiner kulturellen Umwelt geprägt wird (Galanti 2000).
Dieses Buch trägt den Titel »Kultursensible Hospiz- und Palliativarbeit«. Dabei geht es nicht nur darum, kulturelle Vielfalt als eine Tatsache zu verstehen und anzuerkennen. Es geht vor allem darum, Kultursensibilität als Grundhaltung, Fähigkeit und Ziel von Hospizarbeit und Palliative Care zu leben (Koffman 2014).
Kultursensibilität
Kultursensibilität bedeutet nicht nur, Entfremdung und Stereotypisierung zu vermeiden, sondern auch, einen anderen Menschen als Individuum wahrzunehmen, ungeachtet dessen, wie jemand heißt, welche Hautfarbe, welchen Akzent, kulturellen Hintergrund, sozialen Status, welche Gewohnheiten, Lebensweise und Weltanschauung er hat, oder welcher Glaubensrichtung er folgt.
Die im Buch dargelegten Gedanken beruhen auf Beobachtungen der Autorinnen, auf ihren Arbeitserfahrungen im Hospiz und auf im Jahr 2016 mit Palliativpatient/innen durchgeführten Interviews (Paal und Bükki 2017). Zitate aus diesen Interviews wurden verwendet, um theoretische Erörterungen zu untermauern. Weiterhin werden Handlungsmöglichkeiten für die Praxis formuliert.
1.1 Kulturbegriffe
Was genau verstehen wir unter Kultur?
In der Kulturtheorie wird die Kultur des Öfteren der Natur gegenübergestellt. Unter Natur verstehen wir alles, was natürlich, das heißt ohne menschliches Zutun entstanden ist. Das Gegenteil von Natur stellt die Kultur dar, die im weitesten Sinn für alles steht, was der Mensch selbst gestaltet und hervorbringt, und im engeren Sinn für ein System von Normen, Regeln und Gewohnheiten, die das Zusammenleben und Verhalten einer Gesellschaft, eines Kollektivs leiten (Helman 2000). Die Kultur ist mit einem Eisberg verglichen worden, von dem nur ein Teil mit bloßem Auge wahrnehmbar ist. Zum Verständnis kann die Fisch im Aquarium-Metapher helfen: Wenn wir ohne Wasser, in unserem Fall ohne Kultur, auskommen müssen, bekommen wir erst eine Vorstellung davon, wie sehr wir sie um uns herum brauchen (Trompenaars und Hampden-Turner 2012).
Der Begriff Kultur ist so vielfältig besetzt, dass er als Containerbegriff bezeichnet werden kann. Er kann sowohl für die schönen Künste (Musik, Malerei) stehen, für eine bestimmte gesellschaftliche Norm (Demokratie) als auch für die innere Entwicklung eines Menschen in Richtung eines neuen und besseren Ichs (Moral, Höflichkeit, Aufmerksamkeit, Kenntnisse) (Tylor 2005 (1871), S. 358).
Definitionen von Kultur, die versuchen, diese als eine Sammlung von gemeinsamen anerkannten Werten und Verhaltensweisen eines Kollektivs zu bestimmen, verallgemeinern und gehen vom Modell einer homogenen Gruppe oder einer Gesellschaft aus (Trompenaars und Hampden-Turner 2012, S. 52). Da jedoch heutige Gesellschaftsstrukturen vielfältig sind, bereichert von Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund, ist es sinnvoller, nicht eine einzige, sondern unterschiedliche, jeweils vom Kontext abhängige Definitionen zu verwenden (Sarría-Santamera 2016). Häufig genannte Begriffe, wenn über kulturelle Verschiedenheit gesprochen wird, sind »interkulturell«, »multikulturell«, »transkulturell« und manchmal sogar »hyperkulturell«.
Dabei bedeutet »interkulturell«, dass in einer Situation, in der Menschen oder Gruppen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund miteinander in Berührung kommen, ein dritter Kulturraum entsteht, der die beiden Kulturen entweder verbindet oder voneinander abgrenzt (Foitzik und Pohl 2011,