Biss zum letzten Akt: Codex Aureus 5
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About this ebook
Das muss auch Silke feststellen, die als Ex-Junkie einiges gewöhnt ist. Immer wieder machen ihr die deutsche Bürokratie und allzu neugierige Nachbarn zu schaffen. Und weit und breit keine geheime Vampirgesellschaft, die hilft.
Silke entwickelt einen Plan, um endgültig unterzutauchen. Aber vorher gibt es noch einiges zu erledigen.
Ein Crossover aus Urban Fantasy und Krimi Noir mit einem kräftigen Schuss schwarzem Humor.
Nike Leonhard
Großstadtpflanze, Mittelalter-Zeitreisende, Kopfkinobetreiberin ... Nike Leonhard ist in vielen Welten zuhause und schreibt darüber. Dabei gehört die Leidenschaft der studierten Juristin der Fantastik. Innerhalb dieses Genres hat sie sich auf die kurzen Formate spezialisiert. Ihre Novellen, Märchen, Erzählungen und Kurzgeschichten erscheinen in der Edition Codex Aureus, die sie selber herausgibt. Nike Leonhard lebt mit Mann, zwei Kindern und Hund in Frankfurt am Main.
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Book preview
Biss zum letzten Akt - Nike Leonhard
ÜBER DIESES BUCH: Silke ist eine Selfmadefrau. Schön, intelligent und Single. Was auf den ersten Blick nach der idealen Kombination aussieht, birgt ungeahnte Tücken, denn Silke ist ein Vampir. Aber sie hat einen Plan. Alles, was fehlt, ist der richtige Mann.
Die in Frankfurt spielende Novelle bietet einem rasanten Genremix aus Urban-Fantasy und Krimi-Noir.
„Biss zum letzten Akt" ist außerdem als eBook in der Sammlung Codex Aureus erhältlich.
*
ÜBER DIE AUTORIN: Großstadtpflanze, Mittelalter-Zeitreisende, Kopfkinobetreiberin … Nike Leonhard ist in vielen Welten zuhause und schreibt darüber. Ihre Geschichten erscheinen derzeit überwiegend als eBooks in der Sammlung Codex Aureus.
Sie ist Mitbegründerin des Nornennetzes, einer Vereinigung deutschsprachiger Fantastikautorinnen.
Nike Leonhard lebt mit Mann, zwei Kindern und Hund in Frankfurt am Main. In ihrer Freizeit ist sie als Magd, Nonne oder niedere Adelige auf Mittelalterveranstaltungen unterwegs.
*
WEITERE WERKE DER AUTORIN: Der Esel als Pilger (Codex Aureus 1,
eBook 2016), Steppenbrand (Codex Aureus 2, eBook 2016, Print 2017)
Der Fluch des Spielmanns (Codex Aureus 3, eBook 2016), O Tannenbaum (Codex Aureus 4, eBook 2016)
Mehr über Nike Leonhard erfahren Sie unter https://nikeleonhard.wordpress.com
Inhaltsverzeichnis
Ouvertüre
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Nachwort
OUVERTÜRE
OPER! AUSGERECHNET.
Silke setzte den Lidstrich so energisch, dass er viel zu dick wurde. Auch das noch! Verärgert griff sie nach einem Abschminktuch. Warum hatten sie nicht einfach ins Kino gehen können? Alles wäre so viel einfacher gewesen. Sie hätte sich die Schminkerei erspart, das Aufbrezeln und die ganzen Vorbereitungen. Sie hätte Detlef nach hinten in die letzte Reihe lotsen können, wo sie im Dunkeln gesessen hätten. Ungesehen, unbeobachtet.
Aber Detlef hatte auf Oper bestanden. »Wir haben etwas zu feiern!«, hatte er sie in seiner großspurigen Art erinnert. »Das tut man doch nicht, indem man ins Kino geht! Schon gar nicht bei so einem Ereignis. Nein, Schatz, Kino ist nun wirklich absolut unangemessen!«
Himmel noch mal! Silke tupfte die letzten Reste des Eyeliners vom Oberlid. Der Typ war zehn Jahre jünger als sie, sah aber 20 Jahre älter aus und war mindestens doppelt so tot. Ein entsetzlicher Spießer!
Sie musterte sich im Spiegel: Das eine Auge war perfekt geschminkt, aber das andere ... Die reine Katastrophe. Ihre Wischaktion hatte dazu geführt, Eyeliner und Lidschatten zu einem breiten, graugrünen Streifen zu verschmieren. Es war wie immer: Eine Komplikation zog die andere nach sich. Immerhin ließ sich diese hier leicht beheben. Wenn sie es schaffte, sich zusammenzureißen, und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren!
Zum Glück blieb noch reichlich Zeit. Silke warf das benutzte Tuch in den Müll und griff zu einem neuen. Sorgfältig entfernte sie auch die letzten Reste von Make-up, bevor sie den Schminkprozess von vorne begann. Mit geübten Bewegungen trug sie erst den hellen, dann den dunklen Lidschatten auf und verblendete beide mit einem Pinsel, bevor sie erneut zum Eyeliner griff.
Vermutlich sollte sie froh sein, Detlef auf den Opernbesuch runtergehandelt zu haben. Ursprünglich waren seine Pläne noch viel weiter gegangen und hatten nicht nur ein Essen im Steigenberger, sondern auch seine Eltern eingeschlossen.
»Nur eine kleine Feier im engsten Familienkreis«, hatte er gesagt. »Und vielleicht ein paar enge Freunde.«
Alleine dafür hätte sie ihm am liebsten den Kopf abgerissen. Statt dessen rang sie sich ein Lächeln ab. »Liebling, glaubst du nicht, dass das für deine Eltern etwas überraschend kommt?«
»Ja, sicher. Aber ...«
Sie schüttelte, immer noch lächelnd, den Kopf und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen, was sie nur äußerst selten tat, weil Detlef es hasste, unterbrochen zu werden. »Wir sollten sie nicht so überfahren, meinst du nicht auch?«, sagte sie in ihrem einschmeichelndsten Tonfall. »Es wäre rücksichtslos. Außerdem haben sie vielleicht auch schon ganz andere Pläne!« Sie ließ ihr Lächeln breiter werden und zwinkerte verschwörerisch. »Und es würde unsere Pläne für den Abend vereiteln.« Sie zwinkerte noch einmal und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Ich habe etwas ganz Besonderes geplant.«
Sie hatte gemerkt, wie er sich versteifte. Hatte seinen schneller gehenden Atem gespürt und zufrieden gegrinst. Oh ja. Es würde eine Überraschung für ihn werden. Nur nicht das, an das er gerade dachte.
Das Augenmakeup war fertig. Fehlte nur noch der Lippenstift. Silke wählte einen dunkelroten, der exakt dem Farbton ihres Abendkleids entsprach, unter dessen Saum die ebenfalls roten Highheels fast verschwanden. Eine, mit roten Pailletten besetzte Clutch und ein schwarzer Kaschmirschal vervollständigten das Ensemble und verliehen ihrem Auftritt Drama und Glamour.
Es klingelte. Das Taxi.
Silke schlüpfte in die High Heels, warf sich den Schal um und griff nach der Clutch.
Der Fahrer, ein älterer Mann, sprang aus dem Wagen, um ihr die Tür aufzuhalten. Im Vorbeigehen roch sie sein starkes Eau de Toilette, das vermutlich die darunterliegenden Gerüche von Zigarettenrauch, Schweiß und einem reichlich mit Zwiebeln und Knoblauch gewürzten Mittagessen verdecken sollte. Griechisch oder türkisch vermutlich. Ganz und gar nicht ihr Geschmack. Sie bevorzugte ihr Essen deutlich dezenter gewürzt.
Sie gab dem Fahrer die Adresse und schloss die Augen. Die Sonne stand schon tief, aber die Strahlen kribbelten trotzdem unangenehm auf Silkes Haut. Sie hatte gelernt, es zu ertragen. Trotzdem mied sie das Sonnenlicht, so gut es eben ging und war entsprechend froh, dass die Fahrt nicht lange dauern würde.
Ein sanfter Ruck. Der Wagen fädelte sich in den Verkehr ein. Das Radio dudelte klassische Musik. Die weichgespülten Klänge und der durchdringende Geruch des Fahrers ließen Silke an den Frühlingsball im Palmengarten denken. Das Ereignis, bei dem sie Detlef kennengelernt hatte.
*
Sie hatte die billigste Karte gekauft. Schließlich kam sie nicht wegen des Essens oder der Shows, sondern allein wegen der Menschen. Hier bot sich genau die Gelegenheit, nach der sie suchte, denn beim Frühlingsball waren sie alle versammelt: die Reichen, die Schönen und die Wichtigen. Vor allem aber die Geltungssüchtigen. Silke hatte eine Art siebten Sinn entwickelt, sie zu erkennen. Einen geschärften Blick für das Detail, der ihr zeigte, bei wem sich die Anstrengung lohnte.
Der Tag war sonnig gewesen, so dass die Dunkelheit geradezu zum Flanieren einlud. Der sich nie ganz verdunkelnde Himmel ließ die Sterne ahnen.