Gesammelte Gedichte 1999-2019
By Gianni Kuhn
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About this ebook
Gianni Kuhn
Gianni Kuhn, geboren 1955, Besuch der Kunstgewerbeschule in St. Gallen, studierte von 1979-1982 Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich, Studienaufenthalte in Paris und New York. Er lebt in Frauenfeld. Von ihm sind zahlreiche Gedichtbände, Erzählungen, Novellen, Prosabände und Romane erschienen. Zuletzt »Die kleinste Galerie der Welt«, ein Band mit Kurzgeschichten und Fotografien, der in mehrere Sprachen übersetzt wurde, die »Trilogie des Verschwindens«, der Gedichtband »Der Büroangestellte, die Prostituierte, der Klempner, die Lehrerin« und die Werkausgabe in vier Bänden.
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Gesammelte Gedichte 1999-2019 - Gianni Kuhn
Inhalt
alpseen. meerkanten. anderorten (1999)
festland für matrosen (2000)
Im Fallen begriffen (2011)
Weit, breit, kurz, klein (2013)
Dublin (2015)
Der Büroangestellte, die Prostituierte, der Klempner, die Lehrerin (2019)
Inhaltsverzeichnis
Alpseen. Meerkanten. Anderorten (1999)
Alpseen
Warten auf den zug
Airports gilgamesch
Zürich überbrücken
Schamrot mit weissem kreuz
Wanderwegs sommer
Alp oder alb
White out
Schneekirmes
Lawine
Stau kolonnade gotthard
Stauseen
Zeit für die sennerin
Quelle des rheins
Greina hochebene
Hochjagd
Der canyon flüstert
Leventina
Rhônegletscher
Xte fensterfahrt nach zürich
Lass mich einmal
Meerkanten
Salzluft vom meer her
Möwengelächter über bages
Nachtkonzert
Waldbrand autoroute du sud
Peyriac de mer
Salinen
Venedig überbrücken
Wortloser überhang
Rote lippen
Schwarze küsten
Physica subterranea, pompeji
Die berberaffen von gibraltar
Andalusía
Wolkenloser himmel
Anderorten
Ich reiche wörter zum reisen
Rurales stenogramm
Abendverkauf
Klinikaufenthalt
Kleines sonnenplatz reissen
Verregnets gesicht austria
Schwere zunge
Kaltlufteinbruch
Hundstage
Garten spaten
Frühmorgens im park
Graugans erdrosselt
Arbeitslos und ausgesteuert
Autobahnraststätte
Gib mir bescheid
Fussballs gewittersturz singen
Waldfortsatz
Kommt dichtes land
Festland für matrosen (2000)
Venezia lichtung
Intro
Griffel
Mittelmeer
Etymologischer sog
Festland für matrosen
Napoli negra
Weiter blicken
Roma amor
Orpheus und eurydike
Triptychon des sciroccos
Die lage olympias I
Die lage olympias II
Flachen gesteins musik
Der grüne strahl
Insulärer beobachtungsposten
Kosmisches hintergrundrauschen
Deine hunde
Alhambra nachleuchten
Gibraltar
Ferrum
Sahara
Nil
Ozeane
Ölplattform
Gletscherkinder
Lachs rot
Versklavung
Überflug
New york city kanal strömen
Buckelwal, die gesänge
Magnetisches parfum
Das pelagische schleppnetz
Halifax
Island
Das mädchen björk
Herzströmen
Herz der finsternis
Das herz australiens
Flache steine
Down syndrom
Hallen baden
Donau quellen
Valser therme
Passo del lucomagno
Soglio paradies
Lai da tuma
Schweissbahnen
Antibiotika forever, troja
Intensivstation
Am steg
Fremd bin ich ausgezogen
Appenzell
Zugspitze
Stilfser joch
Hallstatt, salzgruben schädel
Hellbrunn zeitlos, ein teich
Salzkammer süss
Haus aus nichts
Im Fallen begriffen (2011)
Auftakt
Beginnen
Ankunft
Schlaf
Musik
Nachtwache
Liebe
Alles leer
November
Japan
Pflegestation
Wohin?
Rom
Zugbahn
Vor Ort
Frühling
Sommer
Nahender Tod
Mutter
Lichtung
Rollstuhl
Menschsein
Gefahr
Kommunikation
Zeitlosigkeit
Klare Nachtluft
Tag der Toten
Auf einmal
Windstoss
Dämmerung
Schulweg
Anmache
Mann
Zelle
Wolkenballen
Schneeschuhe
Sex
Unablässig
Schweigen
Kein Ausweg
Schlank
Oberlichtblauen
Nächtlicher Notfall
Lynchen
Blank geschliffen
Japanisch
Gegenwart
Glück
Dein Lächeln
Fallen
Zurecht gerückt
Schluss gemacht
Der Fremde
Flirt
Was geschah?
Naomie
Vorspann der Nacht
Haiku
Tanka
Wer?
Überfahrt
Wahnsinn
Inne halten
Heimat
Warten
Aufstieg
Fahrt
Schüchtern
Erstes Gedicht
Weit, breit, kurz, klein (2013)
Unwetterwarnung
Belauschen
Der Fotograf
Lebensweg
Karte aus Sydney
Archäologie
Vogelkunde
Ode an den Baum
Gedanken verloren
Dunkle Nacht
Erfüllung
Schwärmen
Existenz
Vergnügen
Klischee
Draussen
Klein und gross
Psyche
Tierliebe
Wortkarg
Abgeschiedenheit
Klassiker
Grosse Wolke
Eigene Welt
Stadtrundgang
Den Tod vor Augen
Konzert
Milch
Hoher Wellengang
Göttliche Bäckerei
Am Strand
Im Innern der Kirche
Kinderfragen
Mobiliar Theater
Pissen
Ausser sich
Schönheit
Melancholie
Tableau
Erklärung
Bergnot
Geometrie
Ausweglos
Hochzeitsphantasie
Küchengewitter
Kutschenfahrt
Männer
Tage gehen vorbei
Nachtvögel
Aufgang
Romantik
Brandursache
Wüste
Kein Ausgang
Schüchternheit
Emotion
Stille
Kettenmusik
Naturverbunden
Trabrennen
Lebenseinstellung
Geschwister
Letzte Ruhe
Short Story
Ausbruch
Abend
Verhör
Die Näherin
Kampfbericht
Wanderung
Versteck
Am Tresen
Unstet
Stiller
Dunkelheit
Cherchez la femme
Nichts zu hören
Canyon
In einem Birkenwald
Meditation
Innenwelt
Lebensabend
Reisen
Lakonisch
Auseinander
Laichen die Lachse
Arbeitswelt
Schiffbruch
Schwarze Zeit
Voller Wehmut
Befangen
Herausforderung
Leere
Wegschmelzen
Wegtreten
Anforderungen
Rotzlöffel
Auto
Am Ende
Nachtrag
Zu kurz
Verabschiedung
Dublin (2015)
Steuerfrei
Keine Schlangen
Verschwunden
Rede an den jungen Dichter
Die Ballade vom Auswandern
Let’s go down to Sandycove
Der schwarze Panther
Nach Dublin
Die Ballade von Misery Hill
Zwei Giraffen
Im Botanischen Garten
Durch die Nacht
The Sweet Cove of Cork
Die Ballade vom Trinker
Gottverlassen
Letzte Fahrt
Bleeding Horse
Klick!
Say goodbye
Belfast
Die Ballade vom Entdecker
Im Notfall schwimmen
Glendalough
Samhain
Nachtrag zu Samhain
The Skelligs
Ein alter Mann
Die Ballade vom Künstler
Flughafenhase
Limerick
Forty Shades of Green
Irish Greyhound Racing
Elementarteilchen
Regentag im Winter
Die Ballade vom Moor
In den Pflanzen
Neue Heimat
Gallus, der Wandermönch
Der Büroangestellte, die Prostituierte, der Klempner, die Lehrerin (2019)
Der Büroangestellte
Die Prostituierte
Der Klempner
Die Lehrerin
Der Schreiner
Die Heilerin
Der Boxer
Die Fechterin
Der Maler
Die Biologin
Der Archäologe
Die Schneiderin
Der Sänger
Die Schauspielerin
Der Psychologe
Die Weinbäuerin
Der Strassenkehrer
Die Verkehrspolizistin
Der Gärtner
Die Direktorin
Der Kellner
Die Schriftstellerin
Der Koch
Die Springreiterin
Der Bankräuber
Die Kommissarin
Der Bäcker
Die Verkäuferin
Der Automechaniker
Die Pilotin
Der Physiotherapeut
Die Schwimmerin
Der Fensterputzer
Die Modeschöpferin
Der Totengräber
Die Stewardess
Der Reiseleiter
Die Taxifahrerin
Der Biologe
Die Musikerin
Der Rennfahrer
Die Turnlehrerin
Der Jäger
Die Fischerin
Der Matrose
Die Lastwagenfahrerin
Der Taucher
Die Masseurin
Der Hauswart
Die Putzfrau
Die Gedichte in alphabetischer Reihenfolge
alpseen
meerkanten
anderorten
Inhalt
alpseen
warten auf den zug
airports gilgamesch
zürich überbrücken
schamrot mit weissem kreuz
wanderwegs sommer
alp oder alb
white out
schneekirmes
lawine
stau kolonnade gotthard
stauseen
zeit für die sennerin
quelle des rheins
greina hochebene
hochjagd
der canyon flüstert
leventina
rhônegletscher
xte fensterfahrt nach zürich
lass mich einmal
meerkanten
salzluft vom meer her
möwengelächter über bages
nachtkonzert
waldbrand autoroute du sud
peyriac de mer
salinen
venedig überbrücken
wortloser überhang
rote lippen
schwarze küsten
physica subterranea, pompeji
die berberaffen von gibraltar
andalusía
wolkenloser himmel
anderorten
ich reiche wörter zum reisen
rurales stenogramm
abendverkauf
klinikaufenthalt
kleines sonnenplatz reissen
verregnets gesicht austria
schwere zunge
kaltlufteinbruch
hundstage
garten spaten
frühmorgens im park
graugans erdrosselt
arbeitslos und ausgesteuert
autobahnraststätte
gib mir bescheid
fussballs gewittersturz singen
waldfortsatz
kommt dichtes land
alpseen
warten auf den zug
ein herzlich schweigendes willkomm
am bahnhofswartestamm um sechs in der früh,
alles ist rückwärts gewandt, der magen
noch kaffeeisoliert, die augen vertraumzipfelt,
die träume meist bös oder schlimm oder peinlich
oder einfach keine erinnerung mehr,
nur schmerzen
an schultern, nacken, im kreuz,
den krampf im bein, das stechen in der brust,
die zeitungslettern drücken sich
fest in die leere des hirns,
die lippen trocken ohne tau,
noch lange keine kussbereitschaft
zu erwarten,
obwohl der morgen fürs sinnliche
wie geschaffen wär, keine lust,
vielmehr noch keine zeit,
nur futter für die augen und
die empfindlichsten morgenohren
der welt,
der mond jedenfalls
zwillingt sich gegen den zigaretten
glimmpunkt, verfehlt die einheit
nur knapp, sinkt schliesslich ab,
der einfahrt des zuges,
wenn auch mit verspätung,
platz zu machen,
freie bahn!
airports gilgamesch
flughafen, gigantischer menschenarsch,
signalrot die feuerlöscher des gilgamesch,
dreiklänge scheinen aus den miniaturvideo
überwachungskameras zu kommen,
flughafen kloten, hier wird dem magermilch
pulver einer frühfahrt das wasser hinzugerührt,
der reizhusten durch reizende schuhe ersetzt,
und allmählich macht sich das vorstadtgewinsel
bemerkbar,
oh kloten, deine grünen augen wie sterne,
wer möchte da nicht songschreiber werden,
wer nicht abheben, durchziehen und raus
aus des schaffners augenpaar und knips,
raus aus der schweizerischen demokratie
und zollfrei fliegen,
doch der schaffner drückt den knopf,
was heisst, der zug ist zur abfahrt bereit,
näxt stop zjurik erklingts durch seinen
stimmgewaltigen mund
zürich überbrücken
zürich blauer trunkenbold
unter des himmels gedröhne seltsam still
wie gedanken an nichts und nochmals
das gestammel der kaffeetassen,
das klirren, alles umsteigen jetzt,
bleibt viel zeit noch, mehr als erwartet
zwischen urinoir und espressobar,
hier reimt sich selbst die duschanlage
mit der bijouterie,
nur der tau fehlt ein bisschen
auf den blumensträussen,
sgilt weiter die wartezeit zu überbrücken,
bis die bahnsteige für die nächsten anschlüsse
feststehn,
in der marmorhalle wieder auftauchn
in den halboffenen dreiklang
der allseits bekannten ansagerstimme,
wie heimat seine worte, wie glück,
eine zigarette entzündet sich hier einer,
ein kleiner privater, ein reisender
fast intim schon mit diesem ort,
graffiti stehen für den blauen himmel,
seine blicke kreisen hinauf
zur nana, dem engel
der niki de saint phalle
schamrot mit weissem kreuz
wenn der alpenfirn sich rötet
geht’s unweigerlich gegen den alpstein,
der zug wiehert und winselt
unter den churfirsten lustgeprügelt
in vollster viersprachigkeit,
landlady landquart ist richtig gestimmt,
um nach schiers, küblis, klosters
den joint durchzuziehen:
davos track six,
18 stockwerke manhattan gischt
gleich bei der station flattert die u.s.a.,
die speckigen sterne im rheintal,
in gedämpftem ton die schmalspurbahn,
die rhätische château weiss gott was
für ein bordeauxrot ihre farbe,
spätestens in klosters das geschwätz
vor dem aufstieg,
welches die schweiz mit österreich
in ein bett legt,
der gotschna in helios sperre heisst
nebelverhangene schispitzen,
und zauberberg heisst deutsch
in der schweiz
und die schweiz ist eh für sich allein
nie etwas gewesen,
von dem die andern
nicht gewusst hätten,
dass es dies gibt,
so zieht die rhätische bahn
die völkergemeinschaft der touristen
unter ächzen und stöhnen weiter hinauf,
näher zum paradies
wanderwegs sommer
hier also die moutainbikes
hässlich ins cogito ergo sum gedrückt,
mich dünkt der kotzi himmel wird
unterschätzt, ist blauer als blau,
kein prügelknabe,
was hier zählt ist die kleine dosis suizid,
frisch zubereitet mitm eigenen blut und
dem