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Keltenkind
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Keltenkind

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Fortsetzung von Band i - III.
Germanien zur Zeitenwende. Rom hat den Aufstand der Barbaren niedergeschlagen, es herrscht wieder Frieden im Land. Doch er wird nicht lange anhalten. "Keltenkind" Velent kehrt nach Mattiacum zurück, um seine große Liebe, das Römermädchen Luna, zu suchen.
LanguageDeutsch
PublisherSchwarzdorn
Release dateMar 29, 2019
ISBN9783966105668
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    Keltenkind - Steffen Ziegler

    Keltenkind

    Keltenkind

    Alle Rechte vorbehalten

    © Copyright 2019

    1. Auflage

    Schwarzdorn-Verlag

    Illustrationen: Anke Eißmann, Herborn

    Gestaltung des Einbandes: Agentur FederhenSchneider, Siegen/Köln

    www.keltenkind.de

    „Wild verstreut liegt der Basalt,

    Düstre Wolken jagen.

    Über Halm und Dorn und Wald

    Will die Nacht den Mantel bald

    Leise um mich schlagen.

    Rascheln – Flüstern ringsumher,

    Windeslied in Zweigen.

    In den Tälern grau und schwer

    Kriecht der nasse Nebel her.

    Bald wird alles schweigen."

    aus dem Gedicht „Westerwald"

    des Herborners Heinzcarl Bender (1904-1978)

    BAND IV

    Was ich nun, da es hell wird, erblicke, mag ich kaum glauben.

    Dieser Anblick ist angetan, jedem den Atem zu rauben!

    Jedermann steht, auf dass er einen Blick auf das Schauspiel erhasche,

    Vor seinem Haus und starrt auf den Berg und die Säule aus Asche.

    Tief in der Nacht war es so, dass wir alle ein Zittern verspürten.

    Noch aber ahnte hier niemand, woher diese Erdstöße rührten.

    Ist es nicht seltsam: Gestern beschrieb ich ein ähnliches Beben.

    Um es nur wenige Stunden darauf gleichsam selbst zu erleben.

    Dass der Boden hier wackelt und zittert, geschieht zwar recht häufig –

    Manchmal mehrmals pro Jahr und jedem ist dies geläufig –,

    Doch, dass der Berg erwacht, scheint selbst den ältesten Greisen

    Neu. Drum reizt es mich sehr, die Bucht schon bald zu bereisen.

    Aber: Eins nach dem andern. Vorher gilt es dies Schreiben,

    Noch in Ruhe zu Ende zu bringen. Drum will ich noch bleiben.

    Wo warn wir gestern stehen geblieben? Lass mich rasch schauen.

    Luna hatte sich Marcus versprochen. Im blinden Vertrauen,

    Er und nicht Velent habe sie aus dem Eissee gerettet.

    Argwohn und List hatten siegreich gegen die Liebe gewettet.

    Ich kann es nicht mehr ändern. Ich wurde Opfer eines falschen Bildes, das sich für mich ergab, und Opfer meines damals mangelnden Mutes, meiner mangelnden Zuversicht.

    Auch jetzt scheinen mir beide endlich. Eines nur nährt sie: Das Wissen, dass wir uns doch wieder fanden.

    Venus indes ist zäh. Sie gab sich noch längst nicht geschlagen,

    Hatte die Zwerge geschickt, um Velent nach Hause zu tragen,

    Heim in die Höhle, um ihn dort treu und lang zu umsorgen,

    Und ihn selbst durch die Nächte getragen, so dass er am Morgen –

    Jeden Morgen seiner langen Genesung – erwachte,

    Und am Ende nichts anderes tat, als Luna gedachte.

    Nur ganz spärliche Bilder vom See waren Velent geblieben,

    Dafür das sichre Gefühl, seine Luna ehern zu lieben.

    Weil seine Träume ihm zusätzlich weitere Hinweise gaben,

    Glaubte und hoffte er schließlich, sie auch gerettet zu haben.

    Ja, so war es – war er sich sicher. Aber den Zwergen

    War es nicht möglich, ihre Zweifel daran zu verbergen.

    Hatten sie doch – und sollten dies auch offen bekunden –,

    Draußen am Eissee keinerlei Spuren von Luna gefunden.

    Velent entgegnete trotzig, es habe doch Neuschnee gegeben.

    Wo sie hin sei, das wisse er nicht. Doch sie sei noch am Leben!

    Sicherlich hätten die Götter entschieden, ihm Luna zu rauben!

    Doch auch diese Geschichte wollten die Zwerge nicht glauben.

    Noch nicht völlig genesen, entschied er, nicht länger zu streiten.

    Nein, er brach einfach auf, um heimlich nach Süden zu reiten.

    * *

    Bild I

    2 Jahre vor Lunas Brief an Velent –

    im Wald nördlich von Mattiacum

    Velent hörte die Horde Männer lange bevor er sie sah. Die grobschlächtigen Gestalten gaben sich aber auch nicht die geringste Mühe, unentdeckt zu bleiben. Die eisenbeschlagenen Räder ihrer schweren Wagen rumpelten über Stock und Stein, um sich im nächsten Moment wieder in einem tiefen Schlammloch festzufahren; die Ochsen, die sie zogen, schrieen unter den Mühen und den Schlägen, denen sie sich ausgesetzt sahen. Auch einige der Männer konnte Velent hören. Ihre Stimmen klangen müde und gereizt zugleich. Wenn sie ihre Zugtiere nicht anbrüllten, schienen sie zu streiten oder sich lauthals zu beklagen. Velent konnte kaum etwas verstehen, noch war er zu weit entfernt, doch schien es ihm auch, als ob sie sich zum Teil fremder Sprachen bedienten, denen er nicht mächtig war. Hier und da glaubte er jedoch auch das eine oder andere Wort Latein aufschnappen zu können.

    Es fiel ihm nicht schwer, den langsamen Tross zu überholen. Er ritt einen weiten Bogen um ihn herum, um sich an einer geeigneten Stelle im dichten Unterholz des Waldes zu verbergen. Von hier aus wollte er den Zug an sich vorbeiziehen lassen, um sich einen genaueren Eindruck verschaffen zu können, mit wem er es zu tun hatte.

    Velent zählte elf Männer. Es waren jedoch keine Legionäre, wie er zunächst vermutet hatte. Einige von ihnen trugen zwar ein paar entsprechende Ausrüstungsteile, die darauf hindeuteten, dass sie zumindest einmal als Hilfssoldaten gedient haben mochten, aber ansonsten schienen ihre Kleidung und ihre Waffen recht wahllos zusammengestellt. Trotzdem musste Velent nicht lange überlegen, um zu erkennen, wer da – so wie er auch – Richtung Mattiacum unterwegs war. Die ungewöhnliche Fracht, die die Männer auf ihren schweren Wagen mit sich führten, verriet sie. Es waren weder Soldaten noch Jäger, denn ihre Beute lebte noch; es waren Tierfänger. Ihren verärgerten Reaktionen zufolge wären sie wohl gerne ein paar wilderer Kreaturen habhaft geworden als lediglich einem Eber und einem Elch – wobei beide Tiere recht stattliche Exemplare waren und der Elch sogar so groß war, dass sie ihm seine langen Beine unter den Leib hatten binden müssen, um ihn überhaupt in einen der großen, hölzernen Käfige hinein zu bekommen.

    Obwohl Velent lange Zeit allein in den Wäldern gehaust hatte, hatte er dabei höchst selten einen Elch gesehen. Doch wenn, war es ihm so ergangen, wie es ihm auch in diesem Moment erging: Er musste an seine Mutter denken und daran, dass sie ihm erzählt hatte, dass ein Elch am Tag seiner Geburt am Steinring gesehen worden war. Er nahm sich vor, sich vorzusehen, um nicht schon bald wie dieser Elch in Gefangenschaft zu geraten.

    Doch gerade deshalb schien es ihm ratsam, sich den Männern nun zu zeigen, denn in ihrem Tross war es vermutlich wesentlich leichter, unbemerkt an den Torwachen Mattiacums vorbei zu kommen als wenn er es allein versucht hätte. Ein Risiko blieb, aber Luna – so viel stand fest – war es allemal wert, es einzugehen.

    Als das Ende des Trosses seine Höhe erreicht hatte, ließ er Adlan aus dem Unterholz auf den Weg treten.

    „Wolltet Ihr Bären fangen?, rief er und ritt – in langsamen Trab und vorbei an den hintersten Männern – in Richtung der Spitze des Zuges. „Es gibt hier seit Jahren keine mehr. Im Krieg war der Hunger zu groß.

    Alle Hälse reckten sich nach ihm und seinem riesigen Pferd, auch der eines bulligen Südländers, den Velent als den Anführer der Tierfänger ausgemacht hatte, war jener doch der Einzige, der wie er selbst auch auf einem Pferd saß. „Wenn Ihr auf dem Weg nach Mattiacum seid, würde ich mich Euch gerne anschließen."

    „Dann sind wir also auf dem richtigen Weg dorthin! Immerhin etwas!", konterte der Mann, der ähnlich müde wirkte wie die Männer, die ihm folgten. Ja, schwer wie ihm die Worte über die Lippen kamen, glaubte Velent sogar herauszuhören, dass er am Abend zuvor wohl etwas zu viel getrunken hatte. So rot unterlaufen und trüb wie die Augen des Mannes aussahen, ging er sogar davon aus, dass dies regelmäßig der Fall war.

    „Du scheinst Dich ja hier auszukennen. Das kann nie schaden!", ergänzte der Mann, ohne Velents Frage damit eindeutig beantwortet zu haben.

    Überhaupt schien ihn der Fremde nicht weiter zu interessieren. Er schaute sich auch noch nicht einmal um, ob er womöglich nur Teil eines Ablenkungsmanövers war und ihnen ein Überfall von einer anderen Seite drohte, zu groß schien sein Vertrauen in die Schwerter, Bögen, Lanzen und Netze seiner Männer – oder zu schwer sein Kopf. Stattdessen fragte er gähnend: „Wie weit ist es denn noch?"

    „Nicht sehr weit! Zwei, drei Hügel noch, dann könnt Ihr die Stadt schon sehen."

    Stadt? Pah!", blaffte der Mann zurück. „Damit steht fest, dass Du hier aus den Wäldern kommst und noch nichts von der Welt gesehen hast! Alles, was wir bislang gehört haben, deutet doch viel eher darauf hin, dass es sich bei dieser Stadt, er verdrehte für einen Moment die Augen, um sodann etwas lauter zu werden, „um ein kleines, verlaustes Drecksnest handelt! Aber: Was soll’s! Ein Handzeichen genügte und der zwischenzeitlich kurz zum Stehen gekommene Zug setzte sich wieder in Bewegung.

    Velent verzichtete darauf, ein weiteres Mal um Erlaubnis zu fragen und schloss sich dem Tross einfach an. Schweigend ritt er eine Weile neben dem Anführer her, dann fragte er: „Wo kommt Ihr her?"

    „Von überall und nirgendwo! Zuletzt aus Mogontiacum, wenn Dir das etwas sagt", erwiderte der Mann. Seine Stimme klang gelangweilt und überheblich zugleich.

    „Mogontiacum?, wunderte sich Velent. „Dann seid Ihr an Mattiacum doch längst vorbei gekommen.

    Vorbei ist genau das richtige Wort. Wir haben einen großen Bogen um Deine Stadt gemacht, um diese Mistviecher zu fangen." Er deutete mit dem Kopf kurz zurück auf die Wagen.

    „Ihr seid also Tierfänger?", sah sich Velent in seiner Vermutung bestätigt.

    „Vorgestern, ja; und gestern auch noch!, lachte der Mann verbittert. „Ab morgen dürfen diese armen Tölpel dann allerdings wieder Gladiatoren spielen. Und so tun, als wären sie ausgeruhte Kämpfer! Pah! In Wirklichkeit hat kaum einer von uns ein Auge zugemacht! Ich hätte mir auch den Magen in Mogontiacum verderben sollen, dann hätte ich jetzt auch frei!  

    „Gladiatoren?" Velent konnte seine Verwunderung nicht verbergen. Er schaute sich um. Gladiatoren hatte er sich etwas anders vorgestellt. Größer, muskulöser, irgendwie glorreicher und verwegener. So hatte man sie ihm zumindest geschildert.

    „Wir sind die Unbezwingbaren!", warf sich der Anführer stolz ins Kreuz.

    Velent bemerkte sehr wohl, dass er den Mann mit seiner Reaktion beleidigt hatte. In seinen eigentlich so trüben Augen glaubte er einen Moment lang, ein gefährliches Blitzen erkannt zu haben. Deshalb sagte er erstmal nichts mehr. Stattdessen überlegte er, da sie nun den schützenden Wald bald verlassen und zwei Meilen später ins Blickfeld Mattiacums geraten würden, wie er sich verhalten sollte. Auf Adlan weiter zu reiten, verbat sich eigentlich. Er schaute sich unauffällig um, ob er unter den Männern vielleicht einen ausmachen konnte, der humpelte und dem er, ohne dass es jemandem allzu seltsam vorkommen musste, sein Pferd anbieten konnte; doch ihm fiel niemand auf. Langsam ritt er weiter. Der Wald wurde im gleichen Maße lichter, wie sich die Zahl der gefällten Baumstämme am Wegesrand erhöhte. Doch kein Arbeiter war zu sehen, kein Baumfäller, keine Fuhrwerke, nichts. Da es noch nicht allzu spät am Tage war, konnte dies eigentlich nur eines bedeuten: In Mattiacum feierte man wohl ein größeres Fest; die Arbeit ruhte.

    Luna mochte Feste. Ob sie in Mattiacum war? Wie oft hatte er sich diese Frage in den vergangenen Tagen nicht schon gestellt? Er musste es herausfinden! Und wenn sie dort war, musste er sie einfach sehen! Auch wenn er noch immer keine Idee hatte, wie es ihm gelingen sollte, ohne dass man ihn erkannte.

    Mittlerweile konnte man jenseits der frisch gerodeten Flächen erste Felder erkennen. Da es jedoch noch früh im Jahr war, ließen ihre tiefbraunen Furchen schließlich auch im Vorbeireiten noch nicht erkennen, welche Früchte sie im späten Sommer tragen sollten. Doch Velent nahm die Felder ohnehin erst in dem Moment wahr, da ein schriller Ruf seinen Blick auf sie lenkte.

    „Hey! Ein kleiner Mann in leuchtend blauer Tunika ritt auf sie zu. „Hey! Maximus! Das wurde aber auch Zeit!

    In vollem Galopp kam der Mann auf seinem stämmigen Pferd näher; schnell hatte er sie erreicht. Er mochte um die Vierzig Jahre alt sein, trug seine dunklen, im Ansatz gekräuselten Haare sehr kurz, hatte eine auffallend spitze Nase und einen stechenden Blick. Es war nicht zu übersehen, wie verärgert er war. „Was soll das? Er deutete mit einer missmutigen Bewegung in Richtung der Käfige. „Zwei Bären hatte ich Euch zu fangen befohlen! Oder wenigstens einen Wisentbullen!

    „Dann zieh doch nächstens selbst los und such sie Dir! Glaubst Du, die laufen einem hier einfach so über den Weg?, verteidigte sich der Angesprochene, von dem Velent nun wusste, dass er Maximus genannt wurde, was aufgrund seiner Körperfülle nicht unberechtigt schien. „Sei froh, dass wir die hier fangen konnten., redete sich der Bulle in Rage. „Es war schwierig genug!"

    „Hüte Deine Zunge!, fuhr ihn der kleine Mann an. „Sonst …

    „Sonst was?, ließ sich Maximus nicht einschüchtern. „Deinen Sklaven magst Du Befehle erteilen, mir nicht! Hörst Du! Ich kann auch anders!

    „So, was willst Du denn tun? Schau Dich doch an! Welche

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