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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 505: Im Schatten der Nacht
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 505: Im Schatten der Nacht
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 505: Im Schatten der Nacht
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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 505: Im Schatten der Nacht

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Die Jolle entfernte sich von den vier Schiffen des Bundes der Korsaren und glitt auf die Hafeneinfahrt von Havanna zu, die von zwei Forts flankiert war. Unausgesetzt spähte der Seewolf zu den düsteren mächtigen Mauern der beiden Festungswerke hoch. Wenn von dort mit Drehbassen oder Kanonen das Feuer auf die Jolle eröffnet wurde, konnten seine drei Männer und er ihr letztes Gebet sprechen. Aber nichts passierte. Kein Posten zeigte sich. Unbehelligt gelangte die Jolle in den Hafen. Nach wie vor ertönten von der Residenz des Gouverneurs her vereinzelt Schüsse von Drehbassen und Musketen. Dazwischen war das Lachen und Gröhlen der Belagerer zu hören. Sie schienen sich bereits als Sieger zu fühlen...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateApr 5, 2019
ISBN9783954399130
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 505: Im Schatten der Nacht

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 505 - Roy Palmer

    7

    1.

    Es gab nur ganz wenige Außenseiter, die sich auf eigene Faust ihr „Einkommen" sicherten. Osvaldo und El Sordo gehörten dazu. Dennoch führte auch für sie kein Weg an Bastida vorbei. Bastidas Kneipe war der Hauptumschlagplatz für gestohlenes und geraubtes Gut. Bastida kaufte und zahlte sofort. Er war der wichtigste Hehler von Havanna und diktierte die Preise.

    Wehe dem, der sich anderweitig umschaute, um sein Diebesgut abzusetzen! Bastida hatte eine Leibgarde – ein höllisches Quartett, das sich aus Kerlen wie dem schlanken, messergewandten Cuchillo und dem bulligen Gayo zusammensetzte.

    Außerdem verfügte der Wirt über eine Schlägertruppe, die wiederum von der Leibgarde befehligt wurde. Wo die „Soldados" hinlangten, da wuchs kein Gras mehr. Also war es alles andere als empfehlenswert, sich mit Gonzalo Bastida und seiner Organisation anzulegen.

    Osvaldo und El Sordo befanden sich wieder auf Beutezug. In der Nacht hatten sie einem Haus, in dem eine reiche Bürgerfamilie gelebt hatte, einen „Besuch" abgestattet. Am frühen Morgen dieses 10. Juli 1595 hatten sie die gestohlenen Leuchter, Bilder und anderen Wertgegenstände bei Bastida in klingende Münze verwandelt. Einen Teil des Geldes hatte der Dicke gleich wieder eingesackt. Osvaldo und El Sordo hatten Wein und Schnaps bei ihm eingekauft.

    Die Weinfäßchen und die Schnapsflaschen befanden sich – gut verpackt und versteckt – auf dem zweirädrigen Karren, den sich die beiden Kerle am Vortag beschafft hatten. Ein Maultier – ebenfalls „requiriert" – zog das Gefährt. Osvaldo und der Taubstumme waren somit gewissermaßen privilegiert. Nicht jeder Galgenstrick hatte einen Maultierkarren.

    Aber auch sonst fühlten sich die beiden als „etwas Besseres". Sie zählten sich nicht zu dem primitiven Mob, der grölend und polternd in die Häuser eindrang und alles kurz und klein schlug. Schließlich hatte der Mensch so etwas wie ein berufliches Ethos. Osvaldo und El Sordo gingen bei ihrem Werk nahezu lautlos vor und gaben sich allergrößte Mühe, nichts zu zerstören.

    Alle Häuser von Havanna standen jetzt leer. Die Bewohner hatten sich in die Residenz zurückgezogen, wo sie sich – vorläufig jedenfalls noch – sicher fühlen durften. Folglich war es ein Kinderspiel, in die Häuser einzudringen und sie vom Dachstuhl bis zum Keller auszunehmen.

    Als neuestes „Objekt" hatten sich Osvaldo und sein taubstummer Kumpan ein Haus am Rande der Stadt ausgesucht. Ein dreistöckiges Gebäude mit Säulenvorbauten und Arabesken über den Fenstern. Osvaldo wußte, wer hier gewohnt hatte: ein sehr wohlhabender Kaufmann mit seiner Familie.

    Die beiden Diebe öffneten mit großem Geschick das Schloß des schmiedeeisernen Tores. Dann zerrten sie ihr Maultier samt Karren auf den Hof. Osvaldo gab seinem Kumpan ein Zeichen. El Sordo nickte, daß er verstanden hätte. Er schloß sorgfältig das Tor und folgte Osvaldo zum Haus.

    Einige Zeit verwendeten die Kerle darauf, die Haustür aufzuknacken. Sie nickten sich grinsend zu, als die schwere Bohlentür endlich aufschwang. El Sordo gab gutturale Laute von sich und rieb sich die Hände. Osvaldo schlüpfte als erster ins Innere des Hauses.

    Sofort registrierte Osvaldo, daß sie sich am richtigen Platz befanden. Dieses Gebäude war noch „unberührt". Kein anderer Strolch war hier gewesen. Die Spuren eines Einbruches hätte man schließlich sofort gesehen: eingeschlagene Fenster und Türen, offene Schränke, zertrümmertes Geschirr, heruntergerissene Vorhänge, umgekippte Möbel. Doch alles sah ordentlich und sauber aus, als sei das Haus noch bewohnt und seine Eigner hätten sich nur auf einen morgendlichen Spaziergang begeben.

    El Sordo drückte hinter sich die Tür zu und schaute sich um. Glucksend wies er auf die schweren Kronlüster und die Möbel in der Eingangshalle. Osvaldo hingegen deutete auf die Gemälde an den Wänden.

    „Es sind ein paar wertvolle Stücke darunter, erklärte er. „Das da ist ein Caravaggio.

    Der Taubstumme verstand sich zwar auf die Kunst, seinem Kumpan die Worte von den Lippen abzulesen. Aber mit dem Ausdruck „Caravaggio" wußte er nichts anzufangen. Egal. Osvaldo wußte schon, was er sagte. Osvaldo wählte immer die richtigen Dinge aus, die beim Verhökern das meiste Geld brachten.

    Raum für Raum durchforschten die beiden Eindringlinge das große, vornehme Haus. Das Silberbesteck, das sie in einer Schublade des Wohnzimmerschrankes entdeckten, entlockte ihnen verzückte Laute. In einem Schlafzimmer des Obergeschosses fanden sie sogar ein paar Goldmünzen, die unter das Bett gerollt waren.

    Jemand, wahrscheinlich der Hausherr selbst, hatte sie verloren. Der Mann mußte seine Barschaft hastig zusammengerafft haben. Sicherlich hatte er sie in einen Lederbeutel gesteckt. Dann hatte er mit seiner Familie die Flucht ergriffen – ehe es zu spät dazu war.

    Nun, der Señor hätte sich doch etwas mehr Zeit lassen können. Bis hierher war das plündernde Pack noch nicht vorgedrungen. Aber wer sollte das ahnen? In der allgemeinen Panik war es allen nur richtig erschienen, sich schleunigst hinter die schützenden Mauern der Residenz zurückzuziehen, ehe man ihnen die Köpfe einschlug und ihnen die Gurgeln durchschnitt.

    El Sordo kicherte vergnügt und drehte jede Münze einzeln in den Fingern um. Osvaldo zählte, was sich da ansammelte.

    „Ein Piaster, zwei Dukaten, ein Real und drei Dublonen, sagte er. „Ausgezeichnet. Davon läßt sich wieder eine Weile leben. Ganz zu schweigen von dem Rest.

    „Rrrrest", brachte der Taubstumme heraus.

    Sie sackten die Münzen ein. Dann begaben sie sich in die Küche hinunter. Hier stießen sie in einem Nebenraum auf Vorräte: Schinken, Käse, Dauerwurst, gekochte Bohnen, Frischgemüse und Früchte. Die Kerle stießen sich mit den Ellenbogen an.

    Osvaldo deckte den Tisch, El Sordo holte Wein aus dem Maultierkarren. Er brachte auch Brot mit, das sie als Wegproviant am Morgen bei Bastida gekauft hatten. Bei Bastida gab es eben einfach alles.

    El Sordo säbelte mit seinem Messer dicke Schnitten von dem Brot ab. Osvaldo füllte die Becher mit Wein. Sie stießen miteinander an und grinsten sich zu.

    „Prost, sagte Osvaldo. „Und auf ein gutes Gelingen. Hier sind wir ungestört.

    El Sordo leerte seinen Becher. Er stopfte sich Brot und Schinken zwischen die Zähne, kaute flüchtig darauf herum und schluckte alles herunter. Mit einem kräftigen Schluck Wein spülte er nach. Osvaldo hatte die Becher rasch wieder gefüllt.

    El Sordo gestikulierte über den Tisch hinweg. Osvaldo lachte.

    „Hierbleiben? fragte er. „Gleich ein paar Tage? Er dachte darüber nach. „Ja, warum eigentlich nicht?"

    Wieder widmeten sie sich ihrem Mahl. Dann war es mit einemmal Osvaldo, der den Kopf hob. „He, was ist das?"

    „Uhm?" El Sordo sah ihn fragend an.

    „Hörst du das nicht?"

    „Hu?"

    „Ach, du kannst ja nichts hören, sagte Osvaldo. Er beschrieb eine wegwerfende Gebärde und richtete sich auf. „Aber da ist was. Es kommt aus dem Keller.

    El Sordo las die Worte von den Lippen seines Spießgesellen ab. Er erhob sich, zückte sein Messer und pirschte zur Tür. Er wandte den Kopf und blickte seinen Kumpan an. „Hm?"

    „Ja, erwiderte Osvaldo. „Wir sehen nach, was da los ist. Er stand ebenfalls auf und zog sein Messer. Zu zweit bewegten sie sich auf die Tür zu, hinter der eine Steintreppe nach unten führte.

    Sie hatten den Keller des Gebäudes noch nicht durchsucht und das für später aufgehoben. Jetzt erkannte Osvaldo, daß es ein Fehler gewesen war. Irgend jemand versteckte sich da unten im Keller – oder irgend etwas. Um welche Art von Wesen es sich auch handeln mochte, es gab

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