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Detektiv Verspielt
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Detektiv Verspielt

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About this ebook

Romeos neuester Fall führt ihn nach Las Vegas. Leser werden viel über die gängigen Kasinospiele, den Kasinobetrieb im Allgemeinen, über die mannigfachen Betrugsversuche von Professionellen und Dilettanten erfahren und möglicherweise auch Hinweise zur Verbesserung ihrer Spieltechnik erhalten.

In jedem Fall sind Leser willkommen, denen die profunde und eigenwillige Aufdeckungsarbeit Romeos Freude bereitet.

LanguageDeutsch
PublisherProglen
Release dateApr 24, 2019
ISBN9786164560178
Detektiv Verspielt
Author

J. Toring

J.Toring hat im mittleren Drittel seines Lebens beschlossen, sich auf die Suche nach einem geeigneten Alterswohnsitz zu machen. Das Klima in Österreich hat ihm nicht behagt. Januar, Februar, März hat er nur gefroren. Im März, April und Mai ist er von seiner Pollenallergie geplagt worden. Juni ist halbwegs Ok gewesen. Die Monate Juli und August sind die heißesten des Jahres, da hat er sich wohlgefühlt. Auch seinen Bronchien hat die Wettersituation behagt. Sein Lieblingsmonat ist der September gewesen, da ist er meist im Wald umhergewandert auf der Suche nach Schwammerln. Die trostlosesten Monate sind Oktober, November und Dezember gewesen: Grau, lichtlos, verregnet, nasskalt, einfach schrecklich. Er hat aufgehört zu arbeiten und hat sich aufgemacht. Er hatte genug verdient gehabt. Seine Sehnsucht nach einem ausgeglichenen Klima hat ihn in die Tropen und in Meeresnähe geführt: Karibik, Nord- und Südamerika, Indien, Malaysia, Indonesien, Philippinen und Thailand. Nach Durchsicht aller Einflussgrößen ist er schließlich in Thailand hängen geblieben. Er lebt jetzt in Roiet nahe der Grenze zu Laos und genießt das ausgeglichene Klima, die Liebenswürdigkeit der Leute und die angenehme Lebenssituation. Hier ist zumindest 10 Monate im Jahr September.

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    Book preview

    Detektiv Verspielt - J. Toring

    1. Kapitel

    Romeo teilte. Zwei Asse bekam man nicht jeden Tag. Der Croupier betrachtete nachdenklich die eigene Karte – Herz Sechs, eine kleine Katastrophe für ihn. Er runzelte die Stirne und schob die buschigen Augenbrauen zusammen. Für diese mimische Sonderleistung war er bekannt, aber man sah sie nur selten. Meist fand die Situation am Black Jack Tisch seine Zustimmung. Nicht so dieses Mal. Er warf Romeo einen scharfen Blick zu, bevor er dessen zweite Karte auf dem ersten As aufdeckte – Karo Zehn – Black Jack. Die Mine des Croupiers verfinsterte sich zusehends, während er den Gewinn auszahlte. Die Mine Romeos hingegen zeigte keinerlei Regung. Im Spielkasino trug er konsequent sein unbewegtes Poker-Gesicht zur Schau. Er streifte gelassen das Eineinhalbfache des Einsatzes ein. Der Croupier zögerte. Seine Hand bewegte sich langsam zum Kartenschlitten. Er hielt einen dramatischen Moment inne, dann zog er entschlossen die zweite Karte heraus und legte sie verdeckt auf Romeos zweites Ass. Ein weiterer Blick traf Romeo. Eine Vorahnung hatte sich ins Gesicht des Croupiers geschlichen. Er ahnte nichts Gutes. Sein rechtes Augenlid zuckte. Sicher fragte er sich in diesem Moment, warum Romeo urplötzlich für diese Runde seinen Einsatz verdreifacht hatte. Romeo gebot ihm, die Karte umzudrehen. Er hatte den Lauf der Karten aufmerksam verfolgt. Er war sich absolut sicher und er irrte sich nicht: Pik König – Black Jack. Am Tisch ertönte beifälliges Gemurmel. Die ältere Asiatin am Stuhl neben Romeo klatschte mehrmals in die Hände. Sie war die Besitzerin des nahe liegenden Thai-Restaurants. Romeo kannte sie schon lange und plauderte oft mit ihr. Ein hinter den Spielern stehender Zuseher klopfte Romeo anerkennend auf die Schulter. Romeo schob seinen Stuhl vorsichtig zurück, sammelte seine Jetons ein und stand auf. Der Schulterklopfer stellte sich als eine junge, attraktive Frau heraus. Romeo war sicher, er hatte sie noch nie vorher im Kasino gesehen. Die Mine des Croupiers war unverändert missmutig. Die Bank verlor nicht gern, und besonders ungerne sah sie es, wenn sie keine Chance zum Rückgewinn des Verlustes bekam, weil der Spieler Schluss machte. Dennoch rang sich der Croupier ein Abschiedsnicken ein. Romeo dankte mit derselben Geste. Er verstaute die Jetons in den beiden Außentaschen seines Saccos. Wie gewohnt wollte er noch seine Runden machen. Er war gerne hier, fühlte sich in der gediegenen Atmosphäre wohl. Die schweren roten Samtvorhänge ließen absolut kein Tageslicht herein. Für passionierte Spieler sollte es keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht geben. Die dicken Spannteppiche dämpften sowohl jeden Schritt als auch das Stimmengemurmel der Besucher. Im Roulette Bereich war reger Betrieb. Menschentrauben umringten jeden Tisch. Romeo war noch nie in Versuchung gekommen, hier sein Glück herauszufordern. Anders als bei seinen offiziellen Streifzügen waren seine Taschen jetzt prall gefüllt. Wenn ihn das Kasino zur Unterstützung des Sicherheitspersonals engagierte, stellte es ihm immer, seinem Vorschlag folgend zur Tarnung seiner Person, einige Jetons zur Verfügung. Gelegentlich setzte er diese auch. Nach Beendigung seiner Mission wurden die Jetons mit seinem Honorar gegengerechnet. Die Aufträge für Romeo waren einfach. Er sollte betrügerische Aktionen von Spielern aufspüren. Dabei trat er nie selbst in Erscheinung. Wenn er eines Betruges sicher war, kontaktierte er das Sicherheitspersonal. Dieses entfernte den Täter diskret aus dem Spielbetrieb. Meist wurde für diese Person dann eine Kasinosperre verhängt. Die Sperre konnte je nach Schweregrad des Vergehens für einen einmaligen Besuch bis lebenslang variieren. Gewohnheitsmäßig musterte Romeo die Gesichter der Spieler. Wie jeden Abend hatten sich viele Asiaten eingefunden. Einige kamen ihm bekannt vor. Mit manchen hatte er gelegentlich belanglose Worte gewechselt, meist über Glücks- und Pechsträhnen.

    Am Weg zum Wechselschalter versperrte ihm die Schulterklopferin lächelnd den Weg. Ebenfalls lächelnd dankte ihr Romeo für das anerkennende Schulterklopfen. Sie schüttelte den Kopf.

    „Herr Magister, selbstverständlich zolle ich Ihnen jede Form der Anerkennung. Im vorliegenden Falle irren Sie sich jedoch".

    Ihre geschliffene Ausdrucksweise und die förmliche Anrede seiner Person veranlassten Romeo sofort, sie näher ins Auge zu fassen. Er hob fragend eine Augenbraue.

    „Ich arbeite fürs Kasino. Der Herr Direktor bittet Sie höflich, ihm ein paar Augenblicke Ihrer geschätzten Zeit zu widmen. Darf ich voran gehen?".

    Romeo vermeinte in ihrer wunderbar akzentuierten Sprache eine englische Unternote zu vernehmen. Es könnte auch eine amerikanische sein. Er folgte ihr bereitwillig zum Aufzug. Das Büro des Direktors befand sich im obersten Stockwerk des Gebäudes, eines Palais in der Wiener Kärntnerstraße. Romeos Begleiterin gab einen vierstelligen Code ein. Sie machte sich nicht die Mühe, diesen vor Romeo geheim zu halten. Er kannte ihn ohnehin. Er war schon mehrere Male im Büro des Direktors gewesen. Das Kasino hatte ihn wiederholt um Hilfe gebeten, wenn raffinierte Betrüger nicht ins Netz der Überwachungsvorrichtungen gehen wollten. Romeos Erfolgsrate bei diesen Kleinaufträgen lag nahe einhundert Prozent. Er hatte einen sechsten Sinn für unlautere Machenschaften. Betrüger sendeten bei der Tat eindeutige körpersprachliche Signale aus. Romeo verstand sich hervorragend darauf, diese zu empfangen. Sein leicht asiatisch aussehendes Erscheinungsbild machte ihn nahezu unsichtbar in der Menge der Spieler. Sie waren im Büro des Direktors angelangt. Die Begleiterin zog sich diskret zurück. Der Direktor stand auf und schüttelte Romeo lachend die Hand.

    „Herr Romeo, Sie sollen uns helfen, das Kasino vor Schaden zu bewahren. Sie sollen es nicht an den Rand des Ruins treiben".

    Offenbar war ihm bereits von Romeos Doppel Black Jack berichtet worden. Auch Romeo lachte. Der Direktor war ein charmanter Mann kurz vor der Pension. Der Altersunterschied rechtfertigte den lockeren Umgang mit seinem jungen Besucher. Romeo hatte kein Problem damit.

    „Herr Direktor, morgen ist meine Miete fällig. Da muss ich jede Gelegenheit ergreifen, um zu Geld zu kommen".

    Der Direktor griff routiniert das Stichwort auf.

    „Warum ich Sie zu mir gebeten habe, hat sehr viel mit sehr viel Geld zu tun. Ich hoffe, Sie sind interessiert".

    Romeo fühlte in sich ein warmes Gefühl der Genugtuung aufsteigen. War das jetzt der dritte Black Jack? Dem das Glück hold ist, der bekommt es reichlich.

    „Immer".

    Die beiden Männer nahmen auf der gemütlichen Sitzecke Platz.

    „Meine Assistentin haben Sie ja bereits kennengelernt. Sie ist die Tochter eines sehr guten Freundes. Er hat sie mir zur Erweiterung ihrer Ausbildung geschickt".

    „USA?".

    „Ja, Herr Detektiv! Ihnen entgeht nicht viel. Deshalb schätzen wir ja Ihre Tätigkeit für uns so sehr. Genauer gesagt: Las Vegas".

    Romeo begann zu kombinieren. Keinesfalls wollte er die Zeit des Direktors vergeuden. Die junge Frau war sichtlich erfahren mit den Gepflogenheiten eines Spielkasinos. Das in Zusammenhang mit Las Vegas gebracht, konnte nur bedeuten, ihr Vater war ebenfalls in der Kasino-Branche tätig. Der Freund des Direktors befand sich wahrscheinlich in einer ähnlichen Position wie dieser selbst. Da der Direktor am Beginn des Gesprächs Romeos Interesse am Geld verdienen ausgelotet hatte, könnte dies in ein Auftragsangebot für ihn münden. Der Direktor hatte auch viel Geld erwähnt. Das wiederum deutete auf einen Job in einem Kasino in Las Vegas hin. Nach dieser Überlegung zögerte Romeo keine Sekunde.

    „Ich stehe selbstverständlich zur Verfügung".

    Der Direktor nickte. Er hatte anscheinend keine andere Stellungnahme Romeos erwartet.

    „Meine Assistentin wird Ihnen die Details Ihres Auftrages erläutern".

    Der Abend konnte nicht besser ausklingen. Die beiden Männer erhoben sich und reichten sich die Hände. Vor der Tür wartete die Assistentin und bat Romeo, ihr zu folgen. Ihr Büro war wesentlich kleiner als das des Direktors, aber hier war das universelle Überwachungssystem des Kasinos installiert. Eine Wand war komplett mit Bildschirmen ausgefüllt. Den Black Jack Tisch, wo Romeo gespielt hatte, hatte sie auf den Monitor auf ihrem Schreibtisch gezoomt. Sie hatte ihn beobachtet. Rasch klickte sie das Bild weg.

    „Mein Name ist Rose Clarkson. Ich bin amerikanische Staatsbürgerin. Mein Vater ist Besitzer des Hotel-Kasinos Clarkson in Las Vegas. Ich bin nach Wien gekommen, um Erfahrungen zu sammeln, aber nicht nur deswegen. Wir haben seit kurzer Zeit große Sorgen wegen einer betrügerischen Bande. Wir bekommen das Problem nicht in den Griff. Das Kasino hat bereits viel Geld verloren. Die Bande agiert äußerst flexibel und raffiniert. Mein Vater sah sich gezwungen, seinen Freund den Kasinodirektor in Wien um Hilfe zu bitten".

    Romeo fragte sich sofort, warum der Vater von Rose sich nicht mit anderen Kasinos in Las Vegas kurzgeschlossen hatte. Sie schien seine Gedanken gelesen zu haben.

    „Die Kasinos in Las Vegas stehen unter enormen Konkurrenzdruck zueinander. Niemand dort wird zugeben, dass er ein Problem nicht selbst lösen kann. Das käme einem Gesichtsverlust gleich".

    Wie wichtig ein makelloses Gesicht war, wusste Romeo von Thailand.

    „Wir benötigen Hilfe von außen. Unsere Sicherheitskräfte sind machtlos. Die Leute sind der Bande offenbar zu gut bekannt. Es kann nur jemand helfen, der neu in Las Vegas ist".

    Dieser Gedanke gefiel Romeo. Hier kam der begnadete Detektiv aus Übersee und zerschmetterte die siebenköpfige Schlange. Sofort jedoch drang die kleine Unregelmäßigkeit in diesem Gedanken in sein Bewusstsein. Die klassische, mehrköpfige Schlange hatte doch neun Köpfe, oder nicht? War das bereits ein erster Hinweis der göttlichen Allmacht? Buddha würde wie immer auch in diesem Fall seine schützende Hand und seinen inspirierenden Geist über ihn halten. Romeo spürte bereits einen Ansatz von Jagdfieber. Er wollte mehr erfahren.

    „Was wissen wir von der Bande?".

    „Nichts! Sie gehen sehr behutsam vor. Sie machen nie auffällig hohe Gewinne. Wir sehen nur in den Statistiken und Abrechnungen, das Kasino macht seit kurzem enorme Verluste. Nur eines ist uns aufgefallen. Es sind seit Beginn der Verlustperiode ungewöhnlich viele Asiaten im Kasino".

    Genau wie hier in Wien, dachte Romeo. Er wusste von seiner detektivischen Arbeit, hier im Kasino wurde abgesehen von unbedeutenden kleinen Tricks sauber gespielt. Von organisierten Betrügereien konnte keine Rede sein. Rose unterbrach seinen Gedankengang.

    „Ihr Aussehen prädestiniert Sie für diese Aufgabe".

    Das sah Romeo genauso. Im Wiener Kasino war er die Unauffälligkeit in Person, wenn er nicht gerade einen Doppel Black Jack hatte. Sie verlor keine Zeit.

    „Wann können wir fliegen?".

    Die Vorstellung, mit der jungen, hübschen Frau viele Stunden im Flugzeug zu sitzen, behagte Romeo durchaus. Doch sein Gehirn arbeitet bereits an seinem Auftrag.

    „Morgen, aber nicht wir. Es ist besser, niemand sieht uns zusammen. Der Teufel schläft nicht. Ein neues Bandenmitglied könnte mit uns im Flugzeug sein. Dann wäre meine Tarnung nicht mehr existent".

    Das Zitat vom Teufel war Rose wahrscheinlich unbekannt oder sie ignorierte es. Sie nickte.

    „Ja, das ist besser. Wir sehen uns dann nach Erledigung Ihres Auftrages. Ich darf Ihnen nun Ihre Anzahlung überreichen. Die Buchung Ihres Fluges müssen Sie selbst vornehmen. Es ist wahrscheinlich besser, wenn Sie nicht im Clarkson übernachten. Das nächste Hotel ist das Hilton. Das ist nur ein paar Schritte entfernt. Das sollten Sie dann auch selber buchen. Ab jetzt verbindet Sie mit uns nichts mehr. Wir kennen uns nicht. Ich fliege dann übermorgen".

    Ihre akkuraten mit Charme vorgebrachten Festlegungen beeindruckten Romeo ungemein. Noch mehr beeindruckte ihn der Betrag, den sie auf den Tisch blätterte. Im Kasino war wirklich das große Geld zu Hause. Daran könnte sich der Direktor in Wien ein Beispiel nehmen. Rose war noch nicht fertig mit ihren Ausführungen.

    „Eine schriftliche Vereinbarung benötigen wir nicht. Erstens sagt mir meine Menschenkenntnis, sie sind ein Ehrenmann, und zweitens hat der Herr Direktor von Ihrer Erfolgsquote in den höchsten Tönen geschwärmt. Sie sind der richtige Mann für uns!".

    Romeo fühlte sich leicht verlegen. Nach dem Doppel Black Jack und dem Auftrag auch noch so viel Honig zu bekommen, war ihm ein wenig zu üppig. Er fasste den festen Vorsatz, dem Clarkson Kasino mit allen seinen Fähigkeiten die Filzläuse vom Leibe zu schaffen.

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