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Schlüssel der Zeit - Band 2: Der Hexer von Bergheim: Histo-Fantasy-Serie
Schlüssel der Zeit - Band 2: Der Hexer von Bergheim: Histo-Fantasy-Serie
Schlüssel der Zeit - Band 2: Der Hexer von Bergheim: Histo-Fantasy-Serie
Ebook163 pages2 hours

Schlüssel der Zeit - Band 2: Der Hexer von Bergheim: Histo-Fantasy-Serie

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About this ebook

Kaum hat Keyra ihre erste Zeitreise halbwegs verdaut, stürzt sie schon wieder in die Vergangenheit – und das, kurz nachdem sie von ihrer Großmutter erfahren hat, was es mit dem seltsamen Anhänger in Form eines Schlüssels auf sich hat. Dieses Mal gerät sie während des 30-jährigen Krieges mitten in einen Hexenprozess in Langen-Bergheim und muss herausfinden, was ihre Aufgabe dort ist. Wenigstens hat sie dieses Mal etwas Unterstützung: Ein geheimnisvolles Buch begleitet sie auf ihrem Weg.

Ein Abenteuer durch Zeit und Raum im Hammersbach-Langenbergheim des 17. Jahrhunderts.

Band 1 "Der Ruf der Schlösser", Band 2 "Der Hexer von Bergheim", Band 3 "Das Geheimnis der Kommende", Band 4 "Der Fuchs und der Räuber" und Band 5 "Antoniusfeuer" der Serie "Schlüssel der Zeit" liegen ebenfalls als E-Books bei mainbook vor sowie der Taschenbuch-Sammelband mit den Bänden 1-3 (ISBN9783947612482) und ab Januar 2021 der Taschenband-Sammelband mit den E-Book-Bänden 4-6 (ISBN 9783948987039). Die Serie wird fortgesetzt.
LanguageDeutsch
Release dateMay 16, 2019
ISBN9783947612352
Schlüssel der Zeit - Band 2: Der Hexer von Bergheim: Histo-Fantasy-Serie

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    Schlüssel der Zeit - Band 2 - Tanja Bruske

    1. Gedankenkarussell

    Mit einem Ruck fuhr Keyra aus dem Schlaf hoch. Kalter Schweiß bedeckte ihren Körper und ihr Herz raste. Sie konnte sich nicht erinnern, was sie geträumt hatte – nur, dass sie schreckliche Angst gehabt hatte. Sie fuhr sich mit der zitternden Hand über die Stirn. Irgendetwas mit einer Frau, die furchtbar geschrien hatte, und einem schwarz gekleideten Mann … Nein, sie konnte sich nicht erinnern – und eigentlich wollte sie es auch nicht.

    Keyra war kalt, und ihr Mund war so trocken wie Löschpapier. Sie stand auf und tappte in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken. Draußen dämmerte es bereits.

    Da kann ich einmal ausschlafen, weil Feiertag ist, und dann weckt mich so ein blöder Albtraum, dachte Keyra missmutig. Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass sie Albträume hatte – nicht nach den Ereignissen der vergangenen Tage. Wenn sie daran dachte, dass sie vor zwei Tagen auf dem Wilhelmsbader Fest im Jahr 1832 herum gestolpert war und eine seltsame Diebin gejagt hatte, fragte sie sich, ob sie auf dem besten Weg ins Irrenhaus war.

    Natürlich hatte sie niemandem davon erzählt. Wem hätte sie auch etwas sagen sollen? Lou vielleicht? Ihre beste Freundin hätte sie umgehend zu ihrer Mutter in die Praxis geschleift und da auf die Couch gesetzt.

    Und ihr Vater? Der hätte sie zuerst merkwürdig angesehen und dann das Problem totgeschwiegen. Das war seine Art, mit Problemen umzugehen: Aussitzen und Outsourcing. Jemand anderer würde sich darum kümmern, jemand, der kompetenter war als er.

    Normalerweise gab Keyra ihrem Vater in dieser Hinsicht recht: Probleme sollte man den Profis überlassen, die sich damit auskannten. Doch in diesem Fall würde die Problemlösung in der Diagnose ‚Nervenzusammenbruch‘ bestehen, da war sie irgendwie ziemlich sicher. Ihre Bio-Lehrerin, Frau Müller-Wackernagel, hatte vor zwei Jahren plötzlich im Unterricht angefangen zu weinen, weil sie glaubte, ihre tote Oma im Klassenraum zu sehen. Damals war sie für mehrere Wochen mit eben jener Diagnose beurlaubt gewesen. Keyra fragte sich, ob Frau Müller-Wackernagel vielleicht wirklich etwas gesehen hatte – denn wenn Zeitreisen möglich waren, warum sollte es dann keine Geister geben?

    Nachdenklich trat Keyra ans Fenster und spielte mit dem kleinen Kristallschlüssel, der an einer Silberkette um ihren Hals hing. Sie war sich eigentlich ziemlich sicher, dass sie nicht verrückt war. Sie war wirklich in die Vergangenheit gereist, und irgendwie hing das mit diesem Schlüssel zusammen, der ihr den Weg dorthin und auch wieder zurück geöffnet hatte. Deswegen war der einzige Mensch, mit dem sie über das Geschehene sprechen konnte, diejenige, von der sie den Schlüssel bekommen hatte: Clara Schlosser, ihre Großmutter.

    Am liebsten wäre sie vorgestern, nachdem sie wieder heil in Wilhelmsbad angekommen war, direkt zu ihr gefahren. Sie brauchte Antworten. Doch das war nicht möglich gewesen: Zuerst hatte sie zurück in die Schule gemusst. Und als der Unterricht beendet war, wartete ihr Vater Rory vor der Otto-Hahn-Schule auf sie. Er hatte ein schlechtes Gewissen wegen ihres Streits und weil er ihren Geburtstag nicht mit ihr gefeiert hatte. Deswegen schob er ihre Vespa kurzerhand auf die Ladefläche seines Jeeps und führte sie aus: nach Frankfurt zum Sushi-Essen. Keyra liebte Sushi. Doch an diesem Abend hätte sie lieber Ravioli aus der Dose gegessen, um noch Zeit für einen Besuch bei ihrer Großmutter zu haben. Aber das konnte sie Rory ja schlecht sagen.

    Keyra seufzte und ging zurück in ihr Zimmer. Im Vorbeilaufen strich sie mit der Hand über das kleine Holzkästchen mit den Rosenverzierungen, das sie auf ihren Schreibtisch gestellt hatte. Dann kuschelte sie sich wieder in ihr noch warmes Bett. Doch der Schlaf wollte sich nicht mehr einstellen. Ihre Gedanken fuhren Karussell.

    Auch gestern hatte sie es nicht geschafft, nach Langen-Bergheim zu Clara zu fahren. Sie hatte einen langen Schultag: zehn Stunden, die letzten beiden davon Orientierungslauf, bei denen sie und ihre Partnerin sich hoffnungslos im Waldgebiet bei den Steinheimer Steinbrüchen verlaufen hatten und erst weit nach der vorgesehenen Zeit zurück auf den Parkplatz kamen. Ihr Lehrer war bereits ziemlich in Sorge gewesen. Die Note für diesen Tag würde jedenfalls nicht sehr gut ausfallen.

    Abends wollte Keyra dann zu Clara fahren, doch sie hatte den Geistesblitz, vorher anzurufen. Clara war nicht da, nur die Mailbox meldete sich. Da fiel Keyra ein, dass ihre Großmutter sich regelmäßig am letzten Mittwoch des Monats mit ihren Freundinnen zum Essen traf. Den Besuch musste sie also nochmal verschieben.

    Stattdessen skypte sie mit Lou.

    „Du siehst irgendwie durch den Wind aus, Süße!, bemerkte Lou kritisch. „Du warst auch heute in der Schule schon so daneben. Ist was passiert?

    Keyra schüttelte abwehrend den Kopf. „Nee, alles in Ordnung. Mein Vater hat mir etwas Stress wegen der schlechten Chemienote gemacht, das ist alles."

    Lou rollte mit den Augen. „Eltern! Echt, das ganze Jahr interessieren sie sich nicht für dich, aber wehe, du kommst mit schlechten Noten an – dann ist plötzlich alles sooooo dramatisch. Als hätten die nie nen schlechten Tag."

    „Mein Vater hat wirklich nie einen schlechten Tag. Der ist Perfektionist, was seine Arbeit angeht", sagte Keyra und stöhnte.

    „Aber auch nur, was seine Arbeit angeht, meinte Lou schnippisch. „Als Vater könnte er sich ein bisschen mehr anstrengen.

    „Ach, so schlimm ist er nicht, sagte Keyra. Sie hatte das Gefühl, ihren Vater verteidigen zu müssen, obwohl sie sich selbst oft genug über ihn ärgerte. „Er hat eben viel zu tun. Und wegen der schlechten Note kriegt er sich schon wieder ein. Er hat mich schließlich gestern Abend auch zum Essen eingeladen.

    „Und wo ist er heute Abend?", fragte Lou bedeutsam.

    Keyra schwieg. Rory war noch immer am Arbeiten.

    Lou seufzte. „Magst du zu mir kommen? Wir können einen Film streamen."

    „Lass mal, Lou, mir geht‘s gut, sagte Keyra, die lieber auf dem Sofa liegenbleiben wollte. „Ich mach mir jetzt noch ein paar Nachos und schau mir die dritte Staffel von Game of Thrones an.

    „Dass du das immer noch nicht gesehen hast, spottete Lou. „Also dann viel Spaß mit den Drachen und Jon Schnee. Genieß ihn, solange du kannst!

    „Du sollst nicht spoilern!, schimpfte Keyra. „Außerdem weiß ich doch, dass er wiederkommt.

    „Aber wer weiß, wie lange…", sagte Lou geheimnisvoll, lachte und schaltete den Videochat aus.

    Irgendwie schaffte Keyra es an diesem Abend aber nicht, sich auf die Fantasyserie zu konzentrieren. Deswegen hatte sie ihr Tablet recht bald ausgeschaltet und war ins Bett gegangen. Zwar war sie schnell eingeschlafen – doch es war ein unruhiger Schlaf gewesen, der schließlich mit dem Albtraum sein jähes Ende gefunden hatte.

    Und auch jetzt fand sie nicht in den Schlaf zurück. Sie war noch immer unsicher wegen des Anrufes bei ihrer Großmutter und dem, was sie ihr am nächsten Tag sagen sollte. Vielleicht hatte sie sich die ganze Geschichte ja doch nur eingebildet. Verrückte glaubten doch auch ganz fest daran, dass ihre Einbildungen Realität waren. Woher sollte sie wissen, dass es ihr nicht ebenso ging? Wenn sie Clara von dem rufenden Schloss, dem vibrierenden Schlüssel und der leuchtenden Tür erzählte, würde Clara sie vielleicht für durchgeknallt halten. Oder auslachen, was noch schlimmer wäre.

    Keyra presste das Gesicht in ihr Kissen und knurrte.

    Nein, Oma würde mich niemals auslachen, sagte sie sich. Egal, was für verrückte Geschichten ich ihr erzähle. Aber vielleicht kann sie mir ja auch ganz einfach nicht helfen. Sie biss in den Stoff des Kissens, um einen frustrierten Aufschrei zu unterdrücken. Aber das finde ich nur heraus, wenn ich sie darauf anspreche.

    Heute würde sie definitiv nach Langen-Bergheim fahren, schwor sich Keyra und warf sich wütend auf die andere Seite. Sie hatte ohnehin vorgehabt, Clara am 1. Mai zu besuchen – das machte sie jedes Jahr. Dann pflegten sie zusammen spazieren zu gehen und auf einem der Grillfeste etwas zu essen. Bei dem Gedanken an eine knusprige Bratwurst lief Keyra das Wasser im Mund zusammen. Schläfrig überlegte sie, ob sie aufstehen und sich etwas zu essen holen sollte. Doch im nächsten Moment war sie doch noch einmal eingeschlafen.

    „Du bist ja hier", wunderte sich Keyra, als sie einige Stunden später ins Wohnzimmer kam. Ihr Vater saß am Computer, einen Stapel Papiere neben sich, und tippte mit verkniffenem Gesicht auf der Tastatur herum.

    „Bürokram, murmelte er. „Kann heute nicht im Park arbeiten, die haben da irgendeine Veranstaltung.

    „Es ist ja auch Feiertag, Papa, sagte Keyra betont und biss in einen Apfel, den sie sich aus der Küche geholt hatte. Sie wollte ihren knurrenden Magen beruhigen, aber nicht zu viel essen; schließlich wollte sie gleich los und mit ihrer Großmutter zum Grillfest. „Normale Menschen arbeiten an einem Feiertag nicht, sondern genießen ihre Freizeit, setzte sie hinzu.

    „Was?", fragte Rory Kelly zerstreut und blätterte in seinen Notizen.

    „Ganz genau!", sagte Keyra und seufzte. Ihr Vater wusste gar nicht, was Freizeit war. Er vergrub sich immer in seine Arbeit.

    Das war nicht immer so gewesen. Keyra erinnerte sich, dass er früher, als sie klein war, viel mit ihr gespielt hatte und im Garten des Marköbler Häuschens mit ihr Laubhütten gebaut und Pfeil und Bogen gebastelt hatte. Das war jedoch vor dem Tag gewesen, an dem ihre Mutter verschwunden war.

    „Wie auch immer: Ich mache mich jetzt auf den Weg zu Oma. Du willst nicht mitkommen?", fragte Keyra ohne große Hoffnung.

    Rory schüttelte wie erwartet den Kopf.

    „Nein, ich muss hier weitermachen. Viel Spaß, Darling!"

    Keyra zuckte mit den Schultern, schnappte sich Jacke, Helm und Vespaschlüssel und ging. Nicht nur, dass Rory sich von seiner Arbeit nicht lösen konnte – er vermied zudem jede mögliche Begegnung mit Clara. Er hatte nicht gerade ein schlechtes Verhältnis zu seiner Schwiegermutter. Die beiden mochten sich, und Rory betonte immer wieder, wie dankbar er Clara dafür war, dass sie Keyra quasi großgezogen hatte. Doch jede Begegnung schien sowohl Clara als auch Rory zu schmerzen – als sähen sie im jeweils anderen die Verkörperung der verschwundenen Paula Kelly. Deswegen gingen sie sich so gut es ging aus dem Weg.

    Es war wieder ein sonniger und warmer Frühlingstag. Doch Keyra war froh über ihre Jacke, denn der Fahrtwind pfiff ihr kühl um die Nase, als sie nach Hammersbach brauste. Sie sah zahlreiche Maiwanderer, die mit Bollerwagen und Rucksäcken unterwegs waren. In Rüdigheim liefen die Leute Richtung Steinbruch, in Marköbel „zu den Hühnern. Jeder Ort hatte sein eigenes, traditionelles Maifest. In Langen-Bergheim würden Clara und Keyra die Grillfeier der Feuerwehr besuchen, und Keyra freute sich bereits darauf. Als sie den alten Ortskern, das „Kreuz, erreichte, bremste sie ab. Hier musste sie abbiegen, wenn sie zum Haus der Großmutter wollte. Doch sie wurde aus einem anderen Grund langsamer und hielt schließlich an. Sie fühlte sich, als hätte jemand einen Eiskübel über ihrem Kopf ausgeleert: Ihr Schlüssel pulsierte wieder.

    „Oh nein …, murmelte sie. Sie setzte den Helm ab und sah sich um. Prompt drang das bereits vertraute Geräusch an ihr Ohr: ein leises Singen, das langsam anschwoll und aus dem sich ihr Name bildete: „Keeeeeyyyyyyraaaaa!

    Die kleinen Härchen in Keyras Nacken stellten sich auf. „Nicht schon wieder", flüsterte sie und leckte sich die trockenen Lippen. Den Ursprung des Rufes hatte sie schnell lokalisiert: Er kam von der Tür eines alten Backsteinhauses zu ihrer Rechten. Und schon sah sie ein zaghaftes Glimmen im Schloss der Tür. Sie wusste mit Sicherheit: Wenn sie näher heranging, würde das Glimmen zu einem Leuchten werden.

    „Nein!", sagte Keyra energisch. Sie setzte den Helm wieder auf

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