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Das Vermächtnis der Schwester: Die Klinik am See 47 – Arztroman
Das Vermächtnis der Schwester: Die Klinik am See 47 – Arztroman
Das Vermächtnis der Schwester: Die Klinik am See 47 – Arztroman
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Das Vermächtnis der Schwester: Die Klinik am See 47 – Arztroman

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About this ebook

Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.

Vier junge Frauen saßen im Warteraum der Geburtsabteilung der Klinik am See. Eine von ihnen war Karin Lehnert. Sie wartete ebenso wie die anderen drei, denen man ihre Schwangerschaft auf den ersten Blick ansah, auf den Aufruf zur Untersuchung. »Frau Hoffmann, bitte!« In der geöffneten Tür zum Untersuchungszimmer stand eine junge Schwester. Freundlich winkte sie der Aufgerufenen zu und ließ sie an sich vorbei in das Untersuchungszimmer treten. Nachdenklich blickte Karin Lehnert auf die wieder geschlossene Tür. Ihre Gedanken gingen zurück in jene Tage und Wochen zu Beginn ihrer Schwangerschaft. Die Gegenwart, das Warten auf die Untersuchung verlor sich mit einem Mal für sie, und vor ihrem geistigen Auge tauchten die Erinnerungen an Eckehard Planck auf, dessen Kind sie nun unter dem Herzen trug. Im Zeitraffertempo zogen die Erinnerungen an die erste Begegnung mit Eckehard an ihr vor­über. Den Tag, an dem Eckehard das erste Mal in der von ihrem Vater betriebenen medizinischen Badeanstalt erschienen war, würde sie nie vergessen. Es war an einem sonnigen Vormittag gewesen, als Eckehard in dem kleinen Kontor der Badeanstalt aufgetaucht war, in der ihr Vater und ihre Zwillingsschwester Jutta die von ihren Hausärzten überwiesenen Badepatienten betreuten, während sie selbst in eben diesem kleinen Kontor für alle Formalitäten wie Kartei­füh­rung, Termingestaltung, Abrechnungen, Berichte und ähnliches zuständig war. Mit der medizinischen Versorgung, soweit diese die vom Arzt verordneten medizinischen Bäder und Massagen betraf, hatte sie nichts zu tun. Das war Sache des Vaters und ihrer Schwester Jutta, die beide in dieser Berufssparte ausgebildet waren. Karin erlebte in Gedanken jetzt noch einmal den Beginn ihrer Liebe zu Eckehard Planck, der damals so plötzlich vor ihrem Schreibtisch gestanden hatte. Zuerst war Eckehard Planck ein wenig überrascht, als er das Kontor betreten hatte und sich einer hübschen jungen Frau mit kastanienbraunem Haar und hellbraunen Augen gegenübersah. Er hatte eher damit gerechnet, es mit einer verknöcherten alten Jungfer zu tun zu bekommen. Der Anblick dieser sympathischen jungen Frau, die er auf Anfang der Zwanzig schätzte, war daher auch weitaus angenehmer und stimmte ihn fröhlich. »Einen schönen guten Morgen«, grüßte er lächelnd.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateMar 12, 2019
ISBN9783740946128
Das Vermächtnis der Schwester: Die Klinik am See 47 – Arztroman

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    Das Vermächtnis der Schwester - Britta Winckler

    Die Klinik am See

    – 47–

    Das Vermächtnis der Schwester

    Jutta übernahm eine schwere Verantwortung

    Britta Winckler

    Vier junge Frauen saßen im Warteraum der Geburtsabteilung der Klinik am See. Eine von ihnen war Karin Lehnert. Sie wartete ebenso wie die anderen drei, denen man ihre Schwangerschaft auf den ersten Blick ansah, auf den Aufruf zur Untersuchung.

    »Frau Hoffmann, bitte!« In der geöffneten Tür zum Untersuchungszimmer stand eine junge Schwester. Freundlich winkte sie der Aufgerufenen zu und ließ sie an sich vorbei in das Untersuchungszimmer treten.

    Nachdenklich blickte Karin Lehnert auf die wieder geschlossene Tür. Ihre Gedanken gingen zurück in jene Tage und Wochen zu Beginn ihrer Schwangerschaft. Die Gegenwart, das Warten auf die Untersuchung verlor sich mit einem Mal für sie, und vor ihrem geistigen Auge tauchten die Erinnerungen an Eckehard Planck auf, dessen Kind sie nun unter dem Herzen trug. Im Zeitraffertempo zogen die Erinnerungen an die erste Begegnung mit Eckehard an ihr vor­über. Den Tag, an dem Eckehard das erste Mal in der von ihrem Vater betriebenen medizinischen Badeanstalt erschienen war, würde sie nie vergessen. Es war an einem sonnigen Vormittag gewesen, als Eckehard in dem kleinen Kontor der Badeanstalt aufgetaucht war, in der ihr Vater und ihre Zwillingsschwester Jutta die von ihren Hausärzten überwiesenen Badepatienten betreuten, während sie selbst in eben diesem kleinen Kontor für alle Formalitäten wie Kartei­füh­rung, Termingestaltung, Abrechnungen, Berichte und ähnliches zuständig war. Mit der medizinischen Versorgung, soweit diese die vom Arzt verordneten medizinischen Bäder und Massagen betraf, hatte sie nichts zu tun. Das war Sache des Vaters und ihrer Schwester Jutta, die beide in dieser Berufssparte ausgebildet waren.

    Karin erlebte in Gedanken jetzt noch einmal den Beginn ihrer Liebe zu Eckehard Planck, der damals so plötzlich vor ihrem Schreibtisch gestanden hatte.

    *

    Zuerst war Eckehard Planck ein wenig überrascht, als er das Kontor betreten hatte und sich einer hübschen jungen Frau mit kastanienbraunem Haar und hellbraunen Augen gegenübersah. Er hatte eher damit gerechnet, es mit einer verknöcherten alten Jungfer zu tun zu bekommen. Der Anblick dieser sympathischen jungen Frau, die er auf Anfang der Zwanzig schätzte, war daher auch weitaus angenehmer und stimmte ihn fröhlich.

    »Einen schönen guten Morgen«, grüßte er lächelnd. Dabei war es schon später Vormittag.

    »Guten Tag«, gab Karin freundlich zurück. »Womit kann ich Ihnen helfen?«

    Eckehard nannte seinen Namen und reichte der jungen Frau den Überweisungsschein seines Arztes. »Ich soll Bäder und Massagen bekommen«, erklärte er. »Wissen Sie, ich bin nämlich Fußballer und spiele im FC Auefelden, möchte aber in die Oberliga«, redete er munter darauflos. »Dazu muß aber meine Kondi­tion bestens sein. Aus diesem Grunde soll ich Bäder und Massagen erhalten. Zur Entspannung und Kräftigung der Muskeln, wie mein Arzt meinte.«

    »Da sind Sie hier richtig, Herr Planck«, gab Karin sparsam lächelnd zurück und überflog den Einweisungsschein des Arztes. »Allerdings muß ich Ihnen sagen«, fuhr sie dann fort, »daß wir Ihnen eine Kondition, wie Sie das nennen, nicht vermitteln können. Wir sind kein Fitneß-Center, sondern eine medizinische Badeanstalt, in der medizinische Heilbäder und ebensolche Massagen verabreicht werden. Bei Ihnen handelt es sich, wie ich auf dem Überweisungsschein lese, um Muskelkrämpfe, die durch die Bäder und Massagen behoben werden sollen.« Prüfend, aber keineswegs aufdringlich sah sie den gutaussehenden jungen Mann wäh­rend dieser kurzen Belehrung an. Er machte einen sympathischen und guten Eindruck auf sie. Etwas irritiert aber senkte sie den Blick, als der neue Badepatient sie interessiert anblickte. In seinen blaugrün schimmernden Augen war ein Ausdruck, der sie verlegen machte und sie erröten ließ. Gleichzeitig aber verspürte sie ein eigenartiges, aber wohltuendes Kribbeln auf der Haut.

    »Wann können Sie mit Ihrer Bade- und Massagekur beginnen, Herr Planck?« fragte Karin nach sekundenlangem Schweigen. Ihre Stimme zitterte leicht. »Heute schon?«

    »Jetzt gleich, wenn das geht«, erwiderte der junge Mann.

    Karin nickte. »Es geht«, gab sie zurück. »Ich leite Sie gleich zur Betreuung weiter.«

    »Von Ihnen werde ich also nicht betreut?« fragte Eckehard.

    »Nein«, erwiderte Karin kurz und ein wenig verwundert. Eine solche Frage hatte ihr noch keiner der Badepatienten gestellt.

    »Schade«, entgegnete Eckehard bedauernd.

    »Warum?« entfuhr es Karin.

    »Weil Sie mir außerordentlich sympathisch sind«, erwiderte Ecke­hard lächelnd. »Ihnen würde ich mich vertrauensvoll und mit größter Freude in die Hände geben.« Seine Worte und seine Blicke verrieten, daß er großen Gefallen an dieser jungen Frau gefunden hatte, daß sie ihn mächtig interessierte.

    Karin spürte das auch. Sie kam sich plötzlich ein wenig hilflos vor. Es war das erste Mal, daß ein junger und noch dazu sehr gut aussehender Mann solche Worte sagte, die über die üblichen Höflichkeitsfloskeln hinausgingen und von denen sie fühlte, daß sie ehrlich gemeint und nicht nur als banales Kompliment zu werten waren. In ihrem Innern klang eine Saite an, die ein wohliges Gefühl in ihr auslöste.

    »Sie sind plötzlich so nachdenklich geworden«, unterbrach Eckehard Planck die Gedanken der jungen Frau. »Das steht Ihnen nicht sehr. So ein hübsches Mädchen wie Sie sollte lachen und fröhlich sein, und ich würde sehr gern dabei helfen.«

    Karin horchte auf. Wie eine versteckte Liebeserklärung klang ihr das in den Ohren. Verlegen senkte sie den Blick, fragte sich dabei aber in der gleichen Sekunde, wie es möglich war, daß sie für diesen jungen Mann, den sie zum ersten Mal sah, so etwas wie Sympathie empfand. Oder war es sogar mehr als das? Gab es das überhaupt, daß man innerhalb allerkürzester Zeit, innerhalb von Minuten also, Zuneigung für einen bisher völlig fremden Menschen empfinden konnte? Natürlich hatte sie schon gehört und gelesen, daß es diese sogenannte Liebe auf den ersten Blick gab. Sie ahnte in diesen Augenblicken nicht, daß auch ihr Besucher, der neue Badepatient, sich etwas ähnliches fragte.

    »Ja, Herr Planck, ich habe alles notiert«, sagte Karin, »und werde Sie nun an meine Schwester weiterreichen, damit die Behandlung beginnen kann.« Sie drückte dabei auf einen Klingelknopf auf ihrem Schreibtisch. »Zehn Bäder mit Massage hat Ihr Arzt verschrieben.«

    »Täglich?« fragte der junge Mann.

    Karin lächelte. »Nein, zweimal in der Woche«, erwiderte sie.

    »Dann werde ich Sie zweimal wöchentlich sehen und mit Ihnen ein wenig plaudern können«, meinte Ekkehard Planck.

    Darauf entgegnete Karin nichts, stellte aber leicht verwundert fest, daß sie sich über diesen Wunsch – als solchen empfand sie jedenfalls die letzte Bemerkung ihres Besuchers – irgendwie freute. Ehe sie aber noch etwas sagen konnte, ging die Tür auf, und eine junge Frau in einem weißen Hosenanzug, trat ein, die der Frau, der Eckehard nun schon seit zehn Minuten gegenüberstand, zum Verwechseln ähnlich sah. »Aha, wir haben einen neuen Kunden«, sagte sie forsch, aber mit melodisch klingender Stimme, und lächelte.

    Eckehard riß die Augen auf. Erstaunt sah er abwechselnd die beiden jungen Frauen an. »Das ist doch nicht möglich«, stotterte er verblüfft.

    »Das ist meine Zwillingsschwester Jutta Lehnert«, ergriff Karin das Wort. »Sie wird nun Ihre Behandlung übernehmen.« Sie reichte Jutta den Überweisungsschein des Arztes.

    »Angenehm.« Eckehard sprang auf und nannte seinen Namen.

    »Habe ich eben gelesen«, gab Jutta lächelnd zurück und wedelte mit dem Überweisungsschein. »Ich werde Sie jetzt unter meine Fittiche nehmen.« Und an ihre Schwester wendend, fragte sie: »Hast du alles eingetragen, Karin? Oder gibt es noch etwas, was du von dem jungen Mann wissen mußt?«

    O ja, ging es Karin durch den Sinn, einiges würde ich schon noch gern wissen. Laut aber antwortete sie: »Nein, Jutta, er gehört jetzt dir.«

    »Na, dann darf ich bitten, Herr Planck.« Jutta nickte Eckehard auffordernd zu.

    Der aber hatte immer noch nicht vollständig seine Fassung wiedergefunden. Diese frappante Ähnlichkeit der Schwestern irritierte ihn. Unwillkürlich stellte er sich die Frage, welche von beiden nun die Hübschere war. Die Antwort auf diese Frage fiel ihm nicht leicht, denn in ihren äußeren Erscheinungen fand er keinen Unterschied. Lediglich in ihrem Wesen schienen die beiden Schwestern sich nicht zu ähneln, wie er in diesen wenigen Minuten erkannt zu haben meinte. War die eine, die, mit der er zuerst gesprochen hatte und von der er nun wußte, daß sie Karin hieß, sanft, ein wenig scheu, zurückhaltend und irgendwie schutzbedürftig –, jedenfalls hatte er diesen Eindruck – so schien die andere forscher, selbstbewußter und energischer zu sein. Ihre wenigen Worte und überhaupt ihr ganzes Auftreten zeigten das.

    »Gehen wir, Herr Planck!« unterbrach Jutta die Gedanken des jungen Mannes. Ihrer Schwester noch einen verabschiedenden Blick zuwerfend, dirigierte sie Eckehard aus dem Kontor auf einen breiten Gang, auf dessen beiden Seiten sich die verschiedenen Bade- und Massagekabinen befanden.

    Mit einem Ausdruck leisen Bedauerns blickte Karin auf die wieder geschlossene Tür. Sie gestand sich ein, daß sie sich gern noch ein wenig mit diesem neuen Badepatienten unterhalten hätte. »Ich kann ihn leiden«, flüsterte sie

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