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Bodengenese und -systematik

Kausalkette der Pedogenese

Faktoren der Bodenbildung  Prozesse  Merkmale

Bodenbildungsfaktoren, Bodenbildungsprozesse und Bodenmerkmale als Kausalkette der Pedogenese

Relief Klima Zeit


Faktoren
Gestein Lebewesen

Abbau Verwitterung Mineralisierung


Aufbau Mineralneubildung Humifizierung
Transformation

Mineralkörper Humuskörper

Aggregation
Gefügebildung Prozesse
Segregation

Bodenkörper
Poren Matrix
Translokation

Mobilisierung Nähr-
org.
Transport Gase Wasser stoffe, Kolloide
Substanz
Immobilisierung Ionen

Merkmale
Bodenökologie, Gisi, 1997
Pedon

Bodenbildungsfaktoren
 Ausgangsgestein (chemische und mineralische Zusammensetzung)
 Lebewesen (Tiere, Mikroorganismen, Pflanzen, -wurzeln, Mensch)
 Klima (Temperatur, Niederschlag)
 Relief (Lage und Form der Geländeoberfläche, Beziehung zum Grundwasserspiegel)
 Zeit (nicht beeinflussbarer Faktor)
Bodenbildung (Pedogenese) - vier grundlegende Bodenbildungsprozesse:
 Verwitterung
 Humusbildung
 Gefügebildung
 Verlagerung
laufen miteinander ab und beeinflussen sich gegenseitig

Umlagerung/Verlagerung von Bodeninhaltsstoffen


 Tonminerale
 Fe-, Al-Oxide
 Huminstoffe
 Salze, gelöste Stoffe

Bodenkunde Bodengenese und -systematik - 1 -


Bodentyp
Bodentyp: gekennzeichnet durch Kombination bestimmter Bodenmerkmale, die häufig gemeinsam
vorkommen und miteinander gekoppelt sind (vgl. Bodenart, s. Körnung)
Prozesse der Bodenbildung  Merkmale  Horizonte
Lagen mit gleichen Merkmalen, die durch bodenbildende Prozesse entstehen  Horizonte
Definition: annähernd parallel zur Bodenoberfläche verlaufende, durch Prozesse der Pedogenese
entstandene und annähernd einheitlich ausgeprägte Bereiche des Bodens
dagegen: Lagen aus gleichem Material im geologischen Ausgangsmaterial (Gestein) gebildet 
Schichten
Horizonte sind in ihren Eigenschaften an der Bodenoberfläche streuähnlich und mit zunehmender
Tiefe immer mehr gesteinsähnlich

Genetischer Bodentyp:
1) gleiche Horizontfolge
2) ähnliche Ausprägung der Horizonte
3) gleiche pedogene Eigenschaften
(nicht notwendigerweise gleiche geogene (lithogene) Eigenschaften)

Allgemeine Regeln zur Definition und den Symbolen der Bodenhorizonte


 Horizonte durch Großbuchstaben symbolisiert ( = Hauptsymbole)
z.B.: L = Streu, weitgehend unzersetzt;
O = Auflagehorizont über Mineralboden, organisch
A = oberster Mineralbodenhorizont
B = Unterbodenhorizont, in dem Bodenbildung stattgefunden hat
C = Ausgangsmaterial, evtl. verwittert
 Kennzeichnung der Horizontmerkmale durch Kleinbuchstaben ( = Merkmalsymbole)
Geogene und anthropogene Merkmale vor dem Hauptsymbol (Materialkennzeichnung)
z.B.: l = Lockermaterial, z.B. Kies
m = festes Material, z.B. anstehendes Gestein
f = fossil, alte Bodenbildung
y = anthropogen umgelagertes, künstliches Substrat
Pedogene Merkmale hinter dem Hauptsymbol
z.B.: h = humos (Anreicherung von organischer Substanz)
p = gepflügt, bearbeitet (Ackerflächen, auch ehemalige)
v = verwittert, verbraunt
t = tonangereichert
l = tonverarmt
z.B.: mCv = verwittertes Festgestein, im wesentlichen im Gesteinsverband
Bt = mit Ton angereicherter Unterbodenhorizont

Eine bestimmte Horizontkombination drückt aus, dass Böden den gleichen Entwicklungszustand
unter einer bestimmten Kombination von bodenbildenden Faktoren besitzen.
z.B.: Bodentyp Braunerde Ah/Bv/C
Bodentyp Parabraunerde Ah/Al/Bt/C

Bodenkunde Bodengenese und -systematik - 2 -


Beispiele für Profil-Differenzierung:
Flussmarsch Halbwüstenboden auf Basalt Anmoorgley
Aufn.: H.H.Becher Hiddigwarden bei Bremen nördl. Erivan (Armenien) Kempten

Boden ist eine wesentliche Ressource, die nicht vermehrt werden kann:
kein Substrat, das beliebig manipuliert werden kann, wie z.B. Kultursubstrate oder Bauschutt

Humusformen
Humusform L-Mull F-Mull Mullartiger Moder

Horizontfolgen L/Ah/... L/Of/Ah/... L/Of/(Oh/)Ah/...


z. T. L/Of/(Oh/)Aeh/... Mull
Mächtigkeit des >8 cm <10 cm 2-8 cm
Ah-Horizontes häufig 10-15 cm häufig 5-7 cm häufig 3-4 cm  aktives Bodenleben
Gefüge des bei Lehmböden überwiegend krümelig, überwiegend feinsubpoly- i.d.R. schwach kohä-
Ah-Horizontes bei tonigen Böden meist polyedrisch edrisch, z.T. krümelig oder rent, z.T. feinsubpo-  hohe Bioturbation
schwach kohärent lyedrisch, vereinzelt
schwach plattig
 neutral bis schwach saure Böden
Begrenzung des undeutlich (2-5 cm) bis fließend (>5 cm) deutlich (<2 cm) bis sehr deutlich (<1 cm),
Ah-Horizontes bei schweren Böden auch deutlich (<2 cm) sehr deutlich (<1 cm),
z. T. scharf (<3 mm)
bis scharf (<3 mm)
 typisch für
Ausbildung des
Oh-Horizontes
i. a. nur 2-3(5) mm
mächtig und der
- laubbaum- und krautreiche Wälder
+1 0
Mineralbodenober-
fläche filmartig
- artenreiches Grünland
aufliegend
cm B lattförna
L
0 Of
Oh
Ah
-1 0
Ah
Moder
B v zun ehm end b asenreich er
-2 0
 Bildung unter weniger günstigen
Milieu-Bedingungen
- neutral bis schwach sauer
- feucht bis gelegentlich vernässt
Humusform Typischer Moder Rohhumusartiger Moder Rohhumus
Horizontfolgen L/Of/Oh/Aeh/...oder L/Of/Oh/Ahe/...oder
L/Of/Oh/Aeh+Ae/...oder L/Of/Oh/Ah/...
L/Of/Oh/Ahe/...oder
L/Of/Oh/Ahe+Ae/...oder
L/Of/Oh/Ahe+Ae/...oder
L/Of/Oh/Ahe/Ae/B(s)h/...
 Merkmale
Mächtigkeit des feinhumusarm <2 cm
L/Of/Oh/Ahe/Ae/B(s)h/...
feinhumusarm <3 cm feinhumusarm <4 cm
- mittlere Bioturbation
Oh-Horizontes
Lagerungsart des
feinhumusreich >2 cm
meist bröckelig,
feinhumusreich >3 cm
kompakt,
feinhumusreich >4 cm
kompakt, scharfkantig
- typisch für krautreiche
Oh-Horizontes
Durchwurzelung
z. T. schichtig
mittel bis sehr stark
z. T. unscharf brechbar
schwach (Feinwurzeln)
brechbar, z. T. lagig
zahlreiche Grobwurzeln
Nadelwälder, Laub- und Mischwald
des Oh-Horizontes (Feinwurzeln) zahlreiche Grobwurzeln
Mächtigkeit des 1-3 (5) cm 2-4 (6) cm 2-4 (8) cm
Ol-Horizontes
Lagerungsart des meist vernetzt, schichtig oder sperrig sperrig, z. T. schichtig,
Ol-Horizontes
Schärfe d. Übergänge
z. T. schichtig oder verfilzt
unscharf (3-6 mm), scharf (<3 mm),
z. T. biegefähig
meist sehr scharf
Rohhumus
zwischen den Horiz. z. T. sehr unscharf (>6 mm) z. T. sehr scharf (linienhaft)
Trennbarkeit des schlecht trennbar gut trennbar sehr gut trennbar,  saure, nasse oder trockene Böden
Auflagehumus vom z. T. schollig ablösend
Mineralboden
+10  geringe biologische Aktivität
cm Nadelförna
L
0 Of  Vorherrschen von Pilzen
Aeh Oh
Ahe Ahe + Ae
-10 Ahe
Bv zunehmend basenärm er Ae
Bsv Bs/Bh
-20

Bodenkunde Bodengenese und -systematik - 3 -


Bodensystematik der BRD

Rohböden Kl. Terrestrische Rohböden


die ersten Stadien der Bodenbildung Ai Ai
Horizontfolge Ai / C
Unterscheidung nach Ausgangsgestein (C-Horizont):
Syrosem aus Festgestein,
innerhalb 3 dm unter der Oberfläche beginnend mC IC
Lockersyrosem aus Lockergestein,
innerhalb der obersten 3 dm kein Festgestein

Syrosem Lockersyrosem

Wörterbuch der Bodenkunde,


Hintermeier-Erhard und Zech, 1997

Vorkommen:
 in sehr jungen Sedimenten (zu kurze Entwicklungszeit)
 an Stellen intensiver Erosion (Abtrag stärker verwitterten Materials)
Entwicklung im gemäßigt-humiden Klima je nach Ausgangsgestein zu Ah/C – Böden

Lockersyrosem in W att-Schlick (reduziert)

Aufn.: H.H.Becher, nordwestlich Husum,


südlich Verbindungsdamm Festland – Insel Nordstrand

Lockersyrosem- Lockersyrosem
Generationen aus Sand
in Dünensand über fAh Aufn.: H.H.Becher
Heiligenhafen, Lkr. OH
Aufn.: H.H. Becher
Weststrand bei Prerow, Lkr. NVP

Bodenkunde Bodengenese und -systematik - 4 -


Ah/C - Böden
Ah-Horizont mit Akkumulation von Humus über weitgehend unverwittertem Ausgangsgestein
(C-Horizont);
bei Ackernutzung: Ap-Horizont Kl. Ah/C-Böden

Ah Ah Ah Ah

imC ilC cC eC
Übersicht Kl. Ah/C – Böden
Wörterbuch der Bodenkunde,
Ranker Regosol Rendzina Pararendzina
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997

Vorkommen: in jungen Sedimenten oder bei Erosion von stärker verwittertem Material.
Die wichtigsten Bodeneigenschaften werden weitgehend vom Ausgangsgestein bestimmt:
- bodenphysikalische Kenngrößen (Wasserspeicherung oder Durchwurzelungswiderstand)
- bodenchemische Eigenschaften (z.B. Versauerungswiderstand, Nährstoffnachlieferung).
Durch Humusakkumulation werden nur die Eigenschaften des Ah-Horizonts verändert (Färbung,
Wasserspeicherung, Ionenbindung usw.).
Je nach Ausgangsgestein unterscheidet man:
 Ranker aus silikatischem (carbonatarmem oder -freiem) Festgestein
 Regosol aus silikatischem (carbonatarmem oder -freiem) Lockergestein
 Rendzina aus Kalk- oder Gipsgestein
 Pararendzina aus carbonathaltigem silikatischem Gestein.
Weiterentwicklung der Ah/C - Böden führt zu folgenden Klassen:
Pelosole Terrae calcis
Braunerden Stauwasserböden
Lessivés Auenböden
Podsole Gleye
Schwarzerden Marschen
Moore
Diese weiteren Klassen werden im Rahmen der Bodenentwicklungsreihen behandelt.
Eine zusammenfassende Übersicht finden Sie unten.
Neben der deutschen Systematik wurden eine Vielzahl nationaler sowie einige internationale
Klassifikationssysteme entwickelt. Für die Arbeit außerhalb Mitteleuropas von besonderer
Bedeutung sind folgende Systeme:
Soil Taxonomy (USA)
FAO Weltbodenkarte
World Reference Base for Soil Resources (WRB)

Bodenkunde Bodengenese und -systematik - 5 -


Bodenentwicklungsreihen
In den gemäßigten Breiten spielt das Ausgangsgestein eine wesentliche Rolle in der
Bodenentwicklung. Deshalb lassen sich Bodenentwicklungsreihen basierend auf den
flächenmäßig bedeutendsten Ausgangsgesteinen darstellen.

Schematische Darstellung wichtiger terrestrischer Bodentypensequenzen aus unterschiedlichen


Substraten
(in Klammern Äquivalente nach WRB)

Tonarme, quarz- und Kalk-Silikat-Mischgesteine Carbonatgesteine Tongesteine und


silikatreiche Gesteine (Mergelgesteine, Löss) (Kalk, Dolomit) Tonmergelgesteine
Ai Ai Ai Ai Ai Ai Ai Ai
imC ilC emC elC cmC clC mC lC
Syrosem Lockersyrosem Syrosem Lockersyrosem Syrosem Lockersyrosem Syrosem Lockersyrosem
(Lithic (z.B. Regosol) (Lithic (z.B. Regosol) (Lithic (z.B. Regosol) (Lithic (z.B. Regosol)
Leptosol) Leptosol) Leptosol) Leptosol)

Ah Ah Ah Ah Ah Ah (P-)Ah
imC ilC eC eC cC cC P
C
Ranker Regosol Pararendzina Pararendzina Rendzina Rendzina
(z.B. Umbric (z.B. Umbrisol) (z.B Mollic (z.B. Phaeozem) (z.B. Rendzic (z.B. Phaeozem) Pelosol
Leptosol) Leptosol) Leptosol) (z.B. Vertisol)

Ah Ah
Ah Al Axh Ah Ah Sw-P
Bv Bt Axh+IC(c) Tv Bv-P P-Sd
C C C C C C
Braunerde (Ahe) Para- Tschernosem Terra fusca Braunerde- Pseudogley-
(Cambisol) Ae braunerde (Phaeozem, (z.B. Vertic Pelosol Pelosol
Al-Bsh (Luvisol, Alisol) Chernozem) Cambisol) (Vertic (Stagnic
Bt Cambisol) Cambisol)
C
(Ahe)
Podsol-
Ae Parabraunerde Ah Sw-Ah
B(s)h (z.B. Albic Alisol) Sw S(e)rw
B(h)s
Sd (II)Srd
C
Podsol Pseudogley Stagnogley
(Podzol) (z.B. Stagnosol) (z.B. Stagnosol)

Wörterbuch der Bodenkunde, Hintermeier-Erhard und Zech, 1997


verändert nach Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005

World Reference Base for Soil Resources (WRB), IUSS Working Group WRB, 2006
(World Soil Resources Reports 103, FAO, Rom)

Die Bodenentwicklung der Landböden Mitteleuropas durchlief diese Entwicklungsstadien.


Allerdings ist das Endstadium nicht immer erreicht, da die Bodenentwicklung in Mitteleuropa
erst nach dem Ende der letzten (Würm-)Eiszeit begann, also vor etwa 10 000 bis 12 000 Jahren.

Bodenkunde Bodengenese und -systematik - 6 -


Bodenentwicklung auf tonarmen, quarz-
und silikatreichen Gesteinen
Ausgangsmaterial
Carbonatfreie oder carbonatarme (meist < 2%) Quarz- oder Silikatlockergesteine
Carbonatfreie oder carbonatarme (meist < 2%) Quarz- oder Silikatfestgesteine
Aus nährstoffarmen Ausgangsgesteinen, wie z.B. Quarzit oder Sandstein, entstehen basenarme,
saure und nährstoffarme Böden. Relativ nährstoffreiche Böden entwickeln sich auf basenreichen
Ausgangsgesteinen, z.B. Basalt.

Bodenentwicklungsreihe
Tonarme, quarz- und silikatreiche Gesteine
Ai Ai
imC ilC
Syrosem Lockersyrosem
(Lithic Leptosol) (z.B. Regosol)

Ah Ah
imC ilC
Ranker Regosol
(z.B. Umbric Leptosol) (z.B. Umbrisol) Wörterbuch der Bodenkunde,
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997,
Ah verändert nach Bodenkundliche Kartieranleitung,
Bv 5. Auflage, 2005
C
Braunerde (Cambisol)
World Reference Base for Soil Resources (WRB),
IUSS Working Group WRB, 2006
(Ahe) (World Soil Resources Reports 103, FAO, Rom)
Ae
B(s)h
B(h)s
C
Podsol (Podzol)

Ranker aus Festgestein oder Blockschutt


Regosol aus Lockergestein
Horizontfolge: Ah / C
humoser
Als Klimaxstadium nur in kühlgemäßigten Klimaten oder in Hanglage, Oberboden
Ah
stets
wo eine Weiterentwicklung zur Braunerde nicht möglich ist. carbonatfrei

ilC silikatisches
Horizontfolge und Eigenschaften eines Regosols Lockermaterial
carbonatfrei bis
Wörterbuch der Bodenkunde, -arm (< 2 %)
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997

quarz- und silikatreiche Gesteine - 1 -


Stoffbestand Prozesse pH Ton Humus
Humus Humifizierung

Ah
Tonminerale Profildarstellung: Ranker
einzelne Versauerung
Steine Verwitterung

Tonminerale Fischer, W.R.,


Humus Humifizierung Bodenkunde, Uni Hannover, Bodentypen.
Ah-C
http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Steine Versauerung
(Skelett) Verwitterung

kompaktes
imC Gestein oder
(Verwitterung)
Blockschutt

Ranker aus Diabas


Aufn.: U. Schwertmann, Harz

Regosol aus Dünensand (Aufn.: Reuter, Kreis Wollgast)

Braunerde
Horizontfolge: Ah / Bv / C
diagnostischer Horizont: Bv-Horizont
durch Verwitterung verbraunter und verlehmter, mineralischer Unterbodenhorizont

Bodenbildende Prozesse
 Humusbildung
 Verbraunung: bei der Verwitterung der primären Silikate entstehen feinverteilte Eisen(hydr)oxide,
vor allem Goethit, die Überzüge auf Tonmineralen und Quarzkörnern bilden und so die typische
Verbraunung hervorrufen
 Verlehmung: Bildung von Tonmineralen und Eisen(hydr)oxiden führt zu einer Verschiebung in der
Bodenart hin zu feinerer Körnung, die neugebildeten Tonminerale unterliegen aber keiner
Verlagerung
Bv-Horizont: gleichmäßig braun, neutral bis sauer reagierend, KAK > 16 cmolc kg-1 Ton;
Abgrenzung zum darunter folgenden Horizont aufgrund der Bodenfarbe, der Bodenart, der
Gefügeprägung, des pH-Wertes sowie der Kationenaustauschkapazität (der Tonfraktion)
Übergangs-Bv-Horizonte: Anreicherung mit Sekundärcarbonat (Bcv),
Humusanreicherung (Bhv),
Anreicherung mit Sesquioxiden (Bsv),
Tonanreicherung (Btv)

quarz- und silikatreiche Gesteine - 2 -


Stoffbestand Prozesse pH Humus
Humus Humifizierung
Tonminerale Verwitterung Profildarstellung: Braunerde
Ah Eisenoxide Mineral-
neubildung
Fischer, W.R.,
Bodenkunde, Uni Hannover, Bodentypen,
http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Tonminerale Verwitterung
Bv Eisenoxide Mineral-
neubildung
Fe-Oxide
Tonminerale

Ausgangs- (Verwitterung)
C gestein

In der WRB-Klassifikation gehören die meisten Braunerden zur Gruppe der Cambisols, in der Soil
Taxonomy zu den Inceptisols.
Differenzierung nach Nährstoffgehalt/Basensättigung:
 Eutrophe Braunerde aus silikatreichen Gesteinen (Humusform Mull, Moder)
hoher Versauerungswiderstand aufgrund des Mineralbestands (viele Glimmer, Augite,
Amphibole, Hornblenden)
Nährstoffvorrat deshalb hoch
bei der Verwitterung entstehen größere Mengen an sekundären Mineralen, die sich günstig auf
das Gefüge sowie auf den Nährstoff- und Wasserhaushalt auswirken
 Basenreiche Braunerde aus silikatärmeren, meist schwach carbonathaltigen Gesteinen
(Humusform Mull, Moder)
kann sich zur Parabraunerde weiterentwickeln
 Dystrophe/basenarme Braunerde aus silikatarmen, quarzreichen Gesteinen
(Humusform Moder)

 Die basenarme Braunerde entwickelt sich weiter zum Podsol.

Braunerde aus Basalt


Ah (0–25cm)
dunkelgraubrauner, sehr stark humoser, steiniger, schluffiger Lehm
Krümelgefüge
sehr gut durchwurzelt
Bv (25-60cm)
graubrauner, stark humoser, stark steiniger, schluffiger Lehm
krümelig-subpolyedrisches Gefüge
gut durchwurzelt

Bv-Cv (60-100cm+)
brauner, humoser, stark steiniger, schluffiger Lehm
Subpolyedergefüge
schwach gegliedert

Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau; Abteilung Boden- und Landschaftspflege

quarz- und silikatreiche Gesteine - 3 -


Braunerde aus Terrassensand (Burgsandstein)

Ap (0–20cm)
dunkelgraubrauner, humoser Sand, Einzelkorn- und Krümelgefüge,
stark porös, zahlreiche Wurmgänge
sehr gut durchwurzelt

Bv (20-65cm)
rötlichgelbbrauner, schwach steiniger Mittelsand, Einzelkorngefüge,
stark porös, zahlreiche Wurmgänge
gut durchwurzelt

Cv (65-100cm+)
hellgraubrauner,
schwach steiniger Grobsand mit rötlichbrauner unregelmäßiger Bänderung
Einzelkorngefüge, stark porös

Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau; Abteilung Boden- und Landschaftspflege

Braunerde mittlerer Entwicklungstiefe aus Gneis

Ap (0–20cm)
dunkelgraubrauner, humoser, lehmiger Sand, Krümelgefüge

Bv (20-40cm)
gelbbrauner, schwach steiniger, stark lehmiger Sand, kohärent, porös,
gut durchwurzelt
Bv-Cv (40-55cm)
braungelber, schwach steiniger, schluffiger Sand, kohärent, porös, durchwurzelt

Cv (55-100cm+)
grüngrauer, dichtgepackter Gesteinsschutt

Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau; Abteilung Boden- und Landschaftspflege

Ökologische Eigenschaften und Nutzung


Ranker/Regosol
Eigenschaften maßgeblich vom Ausgangsgestein beeinflusst
Geringe nutzbare Wasserspeicherleistung, niedrige Nährstoffvorräte
Regosol gut durchwurzelbar, Ranker häufig skelettreich
Ranker meist nur in Hanglage zu finden, deshalb als extensives Grünland oder forstlich genutzt
Regosole oft sandig ausgeprägt, ackerbauliche Nutzung nur möglich bei ausreichender Beregnung
oder Bewässerung und ständiger organischer Düngung

Braunerde
Braunerden aus Sanden können bei gesicherter Beregnung ackerbaulich genutzt werden, sehr gut
für den Sonderkulturanbau (z.B. Spargel, Tabak)
Braunerden aus Löss gehören neben den Parabraunerden aus Löss zu den ertragreichsten und
ertragsichersten Böden
ackerbauliche Nutzung bei Flachgründigkeit und hohem Kies- und Steingehalt eingeschränkt; dann
oft forstwirtschaftlich genutzt

quarz- und silikatreiche Gesteine - 4 -


Podsol
Horizontfolge: Ahe/Ae/Bh/Bs/C
Name stammt aus dem russischen Sprachraum, fahle Farbe im Ae-Horizont für „Asche-Boden“
Profilkennzeichnung: aschgrauer Ae-Horizont (Eluvialhorizont); meist mit scharfem Übergang zum
dunklen Bh- und Bs-Horizont (Illuvialhorizont); dieser kann enormen Verfestigungsgrad besitzen
(Ortstein)
Horizontgrenzen oftmals nicht oberflächenparallel, ineinander verzahnt, keil-, zapfen- und
tropfenförmig

Stoffbestand Prozesse Fe-Oxide pH Humus


Humus Humusbildung
Ahe basenarmer Verwitterung
Sand Auswaschung Profildarstellung: Podsol
basenarmer Verwitterung (Mineralboden)
Ae Sand Auswaschung

Huminstoffe Ausfällung
Bh Fischer, W.R., Bodenkunde,
Fe-, Al-Oxide Koagulation Uni Hannover, Bodentypen,
Bs http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Komplexe Akkumulation

je nach evtl.
C Ausgangs- Entkalkung
gestein

Die Podsolierung beinhaltet die Sauerbleichung des Oberbodens (Ae-Horizont). Sie findet bei
niedrigem (saurem) pH-Wert statt und führt zur intensiven Zerstörung primärer und sekundärer
Minerale.

1. In der Humusauflage bilden sich reichlich saure, niedermolekulare organische Säuren (DOM =
dissolved organic matter, Fulvosäuren), die als Komplexbildner fungieren können.

2. Im A-Horizont werden bei sehr sauren pH-Werten die Silikate und Eisen(hydr)oxide zerstört und
die freiwerdenden Kationen durch die organischen Säuren komplex gebunden.

3. Die Ionen wandern frei und/oder im Komplex gebunden mit dem Sickerwasser im Profil
nach unten.
 Durch diese Prozessabfolge entsteht ein sauergebleichter Auswaschungs- oder
Eluvialhorizont (Ae).

4. Im Unterboden können diese Komplexe bei höheren pH-Werten wieder hydrolysieren, und es
bilden sich unlösliche Fe- und Al-Oxide (Sesquioxide). Gelöste organische Substanz wird daran
sorbiert.

5. Durch den mikrobiellen Abbau der organischen Liganden verändert sich das Verhältnis von
Metall-Ion/C, so dass die dadurch unlöslich gewordenen Komplexe ausfällen.
 Durch diese Prozessabfolge entsteht ein Anreicherungs- oder Illuvialhorizont (Bh, Bs). Im
oberen Bereich des B-Horizonts werden die organischen Stoffe angereichert (Bh,
braunschwarz), darunter die Sesquioxide (Bs, rostbraun).
Die Sesquioxide des Bs-Horizonts können sich zu Ortstein verfestigen. Der Ortstein wirkt sich
ungünstig auf das Pflanzenwachstum und die Kulturfähigkeit der Podsole aus, da er zu Staunässe
führen kann und den Wurzelraum stark begrenzt.

quarz- und silikatreiche Gesteine - 5 -


Die Podsolierung wird durch solche Bedingungen gefördert, die die eben genannten Prozesse
begünstigen:
 durchlässiges Material
 Ausgangsmaterial mit geringem Versauerungswiderstand
 nährstoffarmes Ausgangsmaterial und damit nährstoffarme Streu vor allem von Koniferen
(Kiefern, Wacholder), Erica, Calluna und Rhododendron. Die typische Humusform der Podsole
ist der Rohhumus.
 kühl-feuchtes Klima und hohe Niederschläge

WRB: Podzol
US-Soil Taxonomy: Spodosol

Humuspodsol aus Sand Podsol aus


Sandstein-
Verwitterung unter Wald
Aufn.: H.H.Becher, “Auf der Aufn.: U. Schwertmann,
Bünte“, Lkr. ROW Eifel

Ökologische Eigenschaften und Nutzung


Nährstoffsorptions- und Nachlieferungsvermögen sehr gering, hauptsächlich an die organische
Substanz gekoppelt
geringes Wasserspeichervermögen
häufig forstwirtschaftlich genutzt, mit Baumarten, die geringe Nährstoffansprüche haben und
säureverträglich sind
wegen der ungünstigen, bodenphysikalischen Eigenschaften für die landwirtschaftliche Nutzung
nur beschränkt geeignet; geeignet für Anbau von Kartoffeln und Roggen
Bodenzahlen von 20 bis 25 Punkten
landwirtschaftliche Kulturen müssen evtl. in Abhängigkeit von der Witterung bewässert werden
regelmäßige und standortsangepasste Düngung erforderlich
Nutzbarkeit eingeschränkt, wenn verfestigte Ortsteinhorizonte oberflächennah vorhanden; können
durch eine Tieflockerungsmaßnahme beseitigt werden;
landwirtschaftliche Bearbeitung ist aber insgesamt einfach, d.h. es kann unter Umständen auf den
Einsatz eines Pfluges verzichtet werden;

quarz- und silikatreiche Gesteine - 6 -


Bodenentwicklung auf Löss und anderen
Kalk-Silikat-Mischgesteinen
Typisches Ausgangsmaterial
Löss, Geschiebemergel, kalkhaltige FlussSchotter (z.B. im Voralpenland), Kalksandstein
enthalten 2-75% Carbonat
meist Lockersedimente, häufig eiszeitliche Sedimente
physikalische Verwitterung wenig bedeutend, tiefgründig
vor allem in Flach- oder Hügelländern verbreitet
Löss-Sedimente haben hohen Anteil an der Erdoberfläche (~10%), wichtiges Ausgangsmaterial für
Bodenbildung in China, Ungarn, Nordamerika, Ukraine
Löss in Deutschland: Norddeutschland, um Würzburg, um Straubing, unterbayer. Hügelland,
Alpenvorland
Geschiebemergel: Alpenvorland

Löss Geschiebemergel

Lockersedimente
Wichtige Eigenschaften von
Löss und Geschiebemergel
Carbonathaltig
gemeinsam
Pleistozän (jung)
Ebene bis hügelige Lagen
gut sortiert schlecht sortiert
vorwiegend Schluff alle Korngröß
Korngrößen
en
unterschiedlich
äolisch glazigen
periglazialer Raum Gletscherbereich

Bodenentwicklungsreihe
Kalk-Silikat-Mischgesteine (Mergelgesteine, Löss)
Ai Ai
emC elC
Syrosem Lockersyrosem
(Lithic Leptosol) (z.B. Regosol)

Ah Ah
eC eC
Pararendzina Pararendzina
(z.B. Mollic Leptosol) (z.B. Phaeozem)

Ah
Axh Wörterbuch der Bodenkunde,
Al
Axh+IC(c)
Bt Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
IC(c)
C verändert nach:
Parabraunerde Tschernosem Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005
(Luvisol, Alisol) (Phaeozem, Chernozem)
World Reference Base for Soil Resources (WRB),
Ah Sw-Ah IUSS Working Group WRB, 2006 (World Soil
Sw S(e)rw Resources Reports 103, FAO, Rom)
Sd IISrd
Pseudogley Stagnogley
(z.B. Stagnosol) (z.B. Stagnosol)

Löss und Kalk-Silikat-Mischgestein - 1


Bodenentwicklungsreihe in der Landschaft
Locker- Pararendzina Braunerde Parabraunerde Parabraunerde-
Parabraunerde-
syrosem  Ah/IC  Ah/Bv/IC  Ah/Al/Bt/IC  Pseudogley
Ai/IC Schwarzerde Ah/Al-
Ah/Al-Sw/Bt-
Sw/Bt-Sd/IC
Axh/lC Entwicklungsreihe aus
Löss und Geschiebemergel

Ah Ah
Al Al-Sw
Bt Bt-Sd
lC lC
Ah
lC

Syrosem / Lockersyrosem
Horizontfolge Ai/C
Syrosem aus Festgestein
Lockersyrosem aus Lockergestein

Pararendzina
Horizontfolge Ah/eC
Ah < 40 cm mächtig (sonst Schwarzerde)
Wichtige bodenbildende Prozesse
 Carbonatverarmung (aber Ah noch carbonathaltig),
 Gefügebildung (Krümelgefüge), häufig koprogene Aggregate (aus Tierlosung)
 Humusakkumulation
 Physikalische Verwitterung

Stoffbestand Prozesse Humusgehalt


Humus Humifizierung
(Ap) (Ah)
Carbonate Entkalkung
(Calcit,Dolomit) Profildarstellung: Pararendzina
Freisetzung von
Ah Glimmer Kationen
Feldspäte
Fischer, W.R.,
Bodenkunde, Uni Hannover, Bodentypen (verändert),
Carbonate http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Neubildung von Carbonat
Carbonaten
eC Glimmer
Feldspäte
usw.

Als Klimaxstadium nur in semiariden Gebieten (z.B. auf Löss in der Oberrheinebene) und in
Hanglagen, wo durch Erosion ständig carbonathaltiges Material freigelegt wird
Weiterentwicklung meist zur Parabraunerde (oft über kurzes Braunerdestadium), z.T. auch zur
Schwarzerde

Löss und Kalk-Silikat-Mischgestein - 2


Pararendzina aus schluffig-kiesigem Geschiebelehm
(Würmmoräne)

Ah (0–25cm)
schwarzbrauner, stark humoser, steiniger, sandig-schluffiger Lehm
Krümelgefüge, porös, zahlreiche Wurmröhren

Cv (25-50cm)
hellbraungrauer, kalkreicher, sandig-lehmiger Kies

Cn (50-100cm)
kalkreicher, sandig- schluffiger Kies (Würmmoräne)

Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau,


Abteilung Boden- und Landschaftspflege

Eigenschaften und Nutzung


Flachgründige Pararendzinen (aus Festgestein) meist forstlich oder für Weidewirtschaft genutzt
Pararendzinen aus Löss und Geschiebemergel können für Ackerbau oder Weinbau genutzt
werden, da tiefgründig (gut durchwurzelbar auch im C-Horizont), gut durchlüftet und nährstoffreich;
hohe nFK
Pararendzinen aus Schotter oder Bauschutt (anthropogene Böden) haben hohe Steingehalte und
deshalb geringe Wasserspeicherkapazität

Parabraunerde
Horizontfolge Ah/Al/Bt/(Bv/)C
Wichtige bodenbildende Prozesse
 Entcarbonatisierung
 Tonneubildung (durch Verwitterung primärer Silikate), Verbraunung
 Tonverlagerung (Lessivierung)

Unter Lessivierung versteht man die mechanische Verfrachtung von Teilchen der Tonfraktion
(überwiegend Feinton; Tonminerale, Oxide, organomineralische Assoziate) in kolloidaler Form aus
dem Oberboden in den Unterboden mit dem Sickerwasser. Dadurch entsteht ein tonverarmter
Oberbodenhorizont (Al) und ein tonangereicherter, intensiv braun gefärbter Unterbodenhorizont
(Bt).

Stoffbestand Prozesse Humus Ton pH


Humus Humifizierung
Ah Bodenart: (Tonauswaschung)
oft Lehm Profildarstellung Parabraunerde aus
Löss
Al Schluff Tonauswaschung

Fischer, W.R.,
Schluff, Ton, Einlagerung
Fe-Oxide, (Ton, Fe-Oxide, Bodenkunde, Uni Hannover, Bodentypen,
Bt wenig Huminstoffe) http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Huminstoffe Verdichtung

oft Carbonat Entkalkung


C Carbonat

Löss und Kalk-Silikat-Mischgestein - 3


Bei der Lessivierung laufen folgende Prozesse ab:
 Das Bodenprofil ist im Oberboden entkalkt und erreicht pH-Werte zwischen 6,5 und 5,0.
 In diesem pH-Bereich kommt es zu einer Dispergierung der Aggregate in Einzelteilchen.
 Die dispergierten Einzelteilchen der (Fein-)Tonfraktion wandern mit dem Sickerwasser (in den
Grobporen) nach unten.
 Der Al-Horizont ist deshalb an Ton verarmt, humusarm, fahlbraun, häufig plattig.

Ca-Brücken keine Ca-Brücken Al-Brücken


hohe Ca-Konzentration niedrige Ca-Konzentration
der Bodenlösung der Bodenlösung

Dispergierbereitschaft des Tones


Dispergierbereitschaft

(Ca2+) (Al3+ )
Ca

Ca Ca H
Ca + H+  H Ca Ca H + H+  Al Al
Ca Al
H Al
Ca H H
Ca Ca H Ca
Ca Ca Al Al
Ca H H
Ca
Ca H H Al
Ca Ca Al
Ca H H
Ca
Ca Al
H

pH>7 pH 6,5- 5,5 pH <5


geflockt dispergiert geflockt

7 6 5 pH
CaCO3

Im Unterboden werden die Kolloide wieder festgehalten. Dafür können verschiedene Faktoren eine
Rolle spielen:
 mechanische Ausfilterung der Teilchen,
 höhere Elektrolytgehalte der Bodenlösung (da Unterboden noch carbonathaltig) und dadurch
Ausflocken der Teilchen.
 Dadurch entstehen im Bt-Horizont typische Auskleidungen der Grobporen in Form von
glänzenden Tonhäutchen (Toncutane).

Grobpore

Mineral-
körner
Bodendünnschliff einer Parabraunerde mit
parallel orientierten Toncutanen an den
Wänden einer Grobpore

Wörterbuch der Bodenkunde, Hintermeier-Erhard und Zech,


1997
Boden-
matrix
parallel
angeordnete
Toncutane

Löss und Kalk-Silikat-Mischgestein - 4


Parabraunerde aus Löss
Ap (0–25cm)
dunkelgraubrauner, humoser, lehmiger Schluff
Krümelgefüge, porös,
zahlreiche Regenwurmgänge
Al (25-45cm)
hellgraubrauner, sehr schwach humoser, schluffiger Lehm; subpolyedrisch-
krümeliges Gefüge, porös, zahlreiche Wurmgänge; stark durchwurzelt
Bt (45-80cm)
Dunkelbrauner schluffig-toniger Lehm;feinpolyedrisches Gefüge, porös,
zahlreiche Wurmgänge; stark durchwurzelt (der Horizont ist häufig stärker
rötlichbraun gefärbt und kann noch toniger sein)

Cv (80-100cm+)
braungelber stark kalkhaltiger, stark lehmiger Schluff;
kohärent, porös; schwach durchwurzelt
Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau, Abteilung Boden- und Landschaftspflege

Die Tonverlagerung kann zu Tongehaltsunterschieden zwischen Al und Bt von bis zu 20 % führen.


Der Bt hat im Vergleich zu Al- und C-Horizont meist weniger Grobporen und mehr Feinporen.
Dennoch ist er im Normalfall gut durchwurzelbar und gut durchlüftet.
Eine Fahlerde mit Ah/Ael/(Ael+Bt/)Bt/C-Profil liegt vor, wenn der tonverarmte Oberboden durch
intensive Tonauswaschung stark aufgehellt ist, wobei der Ael oft zungenförmig in den Bt greift.
Bei fortschreitender Lessivierung kann es zu einem dichten Bt und zu Stauwasser kommen, dann
Weiterentwicklung zum (sekundären) Pseudogley.

Eigenschaften und Nutzung


Hohe nFK (150 – 250 mm), keine Durchwurzelungsbegrenzung, hoher nativer Gehalt an Makro-
und Mikronährstoffen, ausreichender Versauerungswiderstand
Fruchtbare Ackerböden, da günstige physikalische Eigenschaften (Wasser- und Lufthaushalt) und
chemische Eigenschaften (hohe Nährstoffvorräte), hohe Bodenzahl (50-90)
Aber: in Hanglagen stark erosionsgefährdet!
Gefüge im Al durch den hohen U-Anteil instabil; neigt zur Verschlämmung und Versiegelung
Am Oberhang geköpfte Profile, Kolluvisole am Hangfuß

Erosion Akkumulation
schwach stark schwach

Löss Geköpfte Profile / Kolluvisole


Ah
Ah
Al heutige Oberfläche Bodenabtrag am Hang mit Bildung
Bt
Bt alte Oberfläche geköpfter Profile (= Erosionsbereich) im
Oberhang und Verlagerung des
C Ah
erodierten Materials zum Hangfuß (=
Sand, Kies Kolluvium bzw. Kolluvisole).
geköpfte M
Parabraunerde
Löss
II Wörterbuch der Bodenkunde, Hintermeier-
Kolluvisol Erhard und Zech, 1997

Günstige Standorte auch bei forstlicher Nutzung; Humusform meist Mull oder Moder. In
Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen können eine Reihe von Laub- oder Nadelhölzern
gedeihen. Unter Wald sind Parabraunerden mäßig bis stark versauert.

Löss und Kalk-Silikat-Mischgestein - 5


Schwarzerde (Tschernosem)
Axh/C-Profil
Axh > 40 cm mächtig
Schwarzerden (Tschernoseme) können aus einer Pararendzina (mit Humusform Mull) entstehen.
Sie haben einen mächtigen, humosen und daher dunklen Axh- (oder Axp-) Horizont, der durch
intensive Bioturbation (Durchmischung aufgrund hoher Aktivität der Bodenfauna) und hohe Anteile
von Ton-Humus-Assoziaten gekennzeichnet ist.
Der Axh-Horizont ist oft entkalkt, die Basensättigung ist aber immer nahe 100 %.
Schwarzerden entstehen in kontinentalem Klima (d.h. trockene Sommer und kalte Winter) unter
Steppenvegetation. Unter diesen Bedingungen kommt es zu einer hohen Biomasseproduktion,
insbesondere auch hoher Input von Wurzelstreu aus der Grasvegetation.
Man nimmt an, dass die Mineralisierung der Biomasse im Spätsommer und Herbst durch
Trockenheit gehemmt, Einarbeitung durch größere Bodentiere und Humifizierung aber noch
möglich ist. Die Mineralisierung ist im Winter durch Kälte gehemmt.
Humusgehalte: bis 10 %.
Im hellen Unterboden (C-Horizont) von Schwarzerden oft dunkle Gänge von Bodenwühlern (sog.
Krotowinen). Sekundäre Kalkausscheidungen im Unterboden möglich. Finden sich sekundäre
Kalkausscheidungen im ganzen Boden, so heißt er Kalktschernosem.

Stoffbestand Prozesse Humusgehalt pH


Humus
Humifizierung
Axp (Glimmer,
Feldspäte (Mineralisierung) Profildarstellung: Tschernosem
usw.)

Glimmer (Versauerung)
Freisetzung von Fischer, W.R., Bodenkunde, Uni Hannover,
Kationen Bodentypen (verändert),
Axh Feldspäte http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Entkalkung
usw.

Feldspäte Neubildung von


Glimmer Carbonaten
Cc Carbonat
Carbonate (“Lösskindl“)

Schwarzerde (Tschernosem) aus Löss


Aufn.: E. A. Niederbudde, Kursk

Eigenschaften und Nutzung


Sehr gute Pflanzenstandorte (günstiger Wasser- und
Lufthaushalt, 50-60 % PV im Axh, mächtiger Axh-Horizont,
hohe nFK, stabiles Gefüge, nährstoff- und humusreich),
meist unter Acker.
Bei intensiver Ackernutzung (mechanische Bodenbe-
arbeitung, Erhöhung der Mineralisierungsrate) Gefahr der
Degradierung. Ertragsbegrenzung durch Wasser-mangel.
Für Wald häufig zu trocken.

Löss und Kalk-Silikat-Mischgestein - 6


Bodenentwicklung auf Carbonatgesteinen
Ausgangsmaterial
Festgestein oder Gesteinsschutt mit hohen Gehalten an Carbonaten (Calcit, Dolomit) oder Sulfat
(Gips).
Kalke, dolomitische Kalke und Dolomite mit Nichtcarbonatanteil < 5 %
Mergelige Kalke (Nichtcarbonatanteil 5 - 15 %)
Mergelkalke und Kalkmergel (Nichtcarbonatanteil 15 – 25 %)
Generell: Carbonatgesteine mit > 75 % Carbonatgehalt

Bodenentwicklungsreihe
Carbonatgesteine (Kalk, Dolomit)
Ai Ai
cmC clC
Syrosem Lockersyrosem
(Lithic Leptosol) (z.B. Regosol)

Ah Ah
cC cC Wörterbuch der Bodenkunde,
Rendzina Rendzina Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
(z.B. Rendzic Leptosol) (z.B. Phaeozem)
verändert nach:
Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005
Ah
Tv
C World Reference Base for Soil Resources (WRB),
Terra fusca IUSS Working Group WRB, 2006 (World Soil
(z.B. Vertic Cambisol)
Resources Reports 103, FAO, Rom)

Die Bodenentwicklung auf Carbonatgestein ist geprägt durch den Entwicklungsprozess der Carbo-
natlösung und die Anreicherung eines tonigen Lösungsrückstands, der aus den Beimengungen
(nichtcarbonatischer Anteil) des Ausgangsgesteins besteht. Die Mächtigkeit der Bodenentwicklung
hängt also wesentlich vom Anteil des Lösungsrückstands im Ausgangsgestein ab. Bei geringen
Anteilen nichtcarbonatischer Beimengungen verläuft die Bodenentwicklung sehr langsam.

Rendzina
Horizontfolge Ah/cC
Ah/C-Profil mit < 40 cm Ah-Horizont
Humusform: meist Mull.

Stoffbestand Prozesse Carbonat Ton Humus


Humus Humifizierung
Profildarstellung: Rendzina
Tonminerale
Ah Einzelne Entkalkung
Kalksteine Fischer, W.R., Bodenkunde,
Uni Hannover, Bodentypen (verändert),
Tonminerale http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip

Humus Humifizierung
Ah-C
Kalkstein Entkalkung
(Skelett)

cC (Verwitterung)
Kalkstein

Kap4- Bodenentwicklung auf Carbonatgesteinen - 1 –


Bodenbildende Prozesse
 Humusakkumulation
 Carbonatauflösung
 Ausbildung eines Krümelgefüges
Ah-Horizont noch kalkhaltig; pH-Wert im Neutralbereich; gut entwickelt, krümelig, stark belebt
Der mineralische Anteil des Ah-Horizonts ist aus dem Lösungsrückstand der Carbonatverwitterung
entstanden

Rendzina aus Wellenkalk

Aufn.: Zezschwitz

Im gemäßigt-humiden Klima entwickelt sich die Rendzina bei reinen Kalksteinen (wenig silikatische
Beimengungen) oft zur Terra fusca, bei mehr nichtcarbonatischen Beimengungen zur basenreichen
Braunerde.
Eigenschaften und Nutzung
Abhängig von Ausgangsgestein, Gründigkeit und Skelettanteil
Rendzinen sind oft Trockenstandorte, da oft flachgründig, geringe nFK (30 – 50 mm); auch das
Festgestein kann Wasser nicht pflanzenverfügbar speichern
Neutrale Bodenreaktion, hohe BS, hohe Gehalte an Ca und Mg; hohe Humusgehalte im Ah
(5 - 10 %)
Enges C/N-Verhältnis (10-15)
Hoher Tongehalt, hohe Aggregatstabilität
Acker- und Obstbau möglich (bei Hängen Terrassierung nötig), aber meist weide- oder
forstwirtschaftliche Nutzung
erosionsgefährdet

Terra fusca
Horizontfolge: Ah / Tv / cC
Tv-Horizont entsteht aus Lösungsrückständen (meist feinkörnige Silikate) bei der Verwitterung von
reinen Kalksteinen. Der Tv-Horizont ist tonreich und durch Eisenoxide (Goethit) gelbbraun bis
rotbraun gefärbt.
Bodenbildende Prozesse
Humusakkumulation
Entcarbonatisierung
Ausbildung eines Polyedergefüges im Tv-Horizont
Verstärkte Anreicherung von Carbonatlösungsrückstand
Die Basensättigung im Tv-Horizont ist oft noch relativ hoch. Der Tv-Horizont ist aber zumindest im
oberen Bereich entkalkt, der Tongehalt des Tv-Horizonts ist ≥ 65 %. Er hat ein ausgeprägtes und
stabiles Polyedergefüge, dadurch eine hohe Wasserleitfähigkeit. Auch das Ausgangsgestein ist
meist klüftig, daher kommt es nicht zu Wasserstau.
Die ockerbraune Farbe des Tv-Horizonts stammt überwiegend aus dem Lösungsrückstand des
Ausgangsgesteins, zusätzlich kann aber eine Oxidation von Eisen, das während der Verwitterung

Kap4- Bodenentwicklung auf Carbonatgesteinen - 2 –


aus silikatischer oder carbonatischer Bindung freigesetzt wurde, stattgefunden haben
(Verbraunung). Häufig entspricht der Silikatmineralbestand noch dem des Ausgangsgesteins.
Die gegenüber dem Tv-Horizont geringeren Tongehalte im Ah sind selten auf eine Tonverlagerung
zurückzuführen, sondern sind meist bedingt durch Lösseinwehungen im Oberboden (sog. lehmige
Albüberdeckung auf Fränkischer und Schwäbischer Alb). Lössbeimischungen im Tv können zu
Tongehalten von unter 65 % führen (aber nicht unter 45 %).

Terra fusca. Horizontfolge einer Terra fusca und ihre chemischen Eigenschaften

Horizontfolge Chemische Eigenschaften


humoser, meist krümeliger, z.T. auch C (‰
(‰)
(sub-)polyedrischer Mineralboden, Ah
carbonatfrei
gelb- bis rotbraun,
i. d. R. fossiler Residualton (≥ 65 % Ton, Ton (%) Fed
bei Lössbeimischung 45 - 65 % Ton), Tv (g kg-1) BS (%)
polyedrisches Gefüge, gut durchlässig,
carbonatfrei
KAKpot
brauner Übergangshorizont, oft Tv-
Tv-Cv cmol(+) kg-1
cmol(+)
taschenförmig, subpolyedrisches pH (CaCl2)
Gefüge, carbonathaltig

CaCO3 (%)
cC
Carbonatgestein

0 100

Wörterbuch der Bodenkunde, Hintermeier-Erhard und Zech, 1997


verändert nach: Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005

Die Terra fusca gehört mit der Terra rossa (verbreitet aus Carbonatgesteinen im Mittelmeerraum
und in anderen subtropischen Klimaten; durch Hämatit kräftig rot gefärbter Unterbodenhorizont mit
der Bezeichnung Tu) zu den Terrae calcis.
Man nimmt an, dass die Terra fusca in Mitteleuropa
meist eine Bildung aus früheren wärmeren Klimaten
(Tertiär, Interglaziale) ist.

Terra fusca

Aufn.: H.H. Becher, 1991, Buchfart, Lkr. Weimar

Eigenschaften und Nutzung


Die nFK liegt zwischen 50 und 150 mm; obwohl tiefgründiger als die Rendzina, ist die nFK wegen
der hohen Totwassergehalte beschränkt
Nutzung überwiegend als Weide oder Forst
Ackerbauliche Nutzung begrenzt wegen schwerer Bearbeitbarkeit und starkem Wechsel mit
flachgründigen, steinreichen Rendzinen

Kap4- Bodenentwicklung auf Carbonatgesteinen - 3 –


Bodenentwicklung auf Tongestein
Ausgangsmaterial
Tonreiche Ausgangsmaterialien wie Tongestein, Tonschiefer oder Tonmergelgestein; diese sind
z.T. carbonathaltig

Bodenentwicklungsreihe
Tongesteine und Tonmergelgesteine

Ai Ai
mC lC Wörterbuch der Bodenkunde,
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
Syrosem Lockersyrosem
(Lithic Leptosol) (z.B. Regosol)
verändert nach:
Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005

(P-)Ah World Reference Base for Soil Resources (WRB),


P IUSS Working Group WRB, 2006
C (World Soil Resources Reports 103, FAO, Rom)
Pelosol (z.B. Vertisol)

Ah
Ah Sw-P
Bv-P P-Sd
C C
Braunerde-Pelosol Pseudogley-Pelosol
(Vertic Cambisol) (Stagnic Cambisol)

Pelosol
Horizontfolge Ah / P / C
Beim Pelosol hat das Ausgangsmaterial einen dominierenden Einfluss auf die Bodeneigen-
schaften und Bodenfunktionen. Der Name stammt aus der griechischen Sprache: pelós = Ton.

Wichtige Bodenbildungsprozesse
 Entkalkung (falls Ausgangsgestein carbonathaltig)
 Humusakkumulation
 Gefügebildung
Das Ausgangsmaterial ist reich an quellfähigen Tonmineralen. Physikalische Verwitterungs-
vorgänge und häufiges Quellen und Schrumpfen (bei Austrocknung/ Wiederbefeuchtung) führen
zur Auflösung des bei der Diagenese entstandenen schiefrigen oder feingeschichteten Gefüges
des Ausgangsgesteins. Bei carbonathaltigen Ausgangsgesteinen ist dies nur nach Entkalkung
möglich. Durch die Quellungs- und Schrumpfungsprozesse entsteht ein Polyeder- oder Prismen-
gefüge. Der Mineralkörper der Pelosole ist chemisch wenig gegenüber dem Ausgangsmaterial
verändert. Intensive Silikatverwitterung und Verbraunung haben kaum stattgefunden.
Mächtigkeit der Ah- und P-Horizonte (zusammen) mehr als 30 cm.
P-Horizont mit hohen Gehalten (≥ 45%) an Ton; mineralischer Unterbodenhorizont aus Ton- oder
Tonmergelgestein; besonders im unteren Bereich grobes, in sich dichtes Prismen- und Polyeder-
gefüge (oft slicken sides = glänzende, geriefelte Stresscutane durch ausgeprägte Quellungs- und
Schrumpfungsdynamik), meist hochplastisch, zeitweilig Trockenrisse bis > 50 cm Tiefe.
Aufgrund des Ausgangsmaterials skelettarm.
Kap5 - Bodenentwicklung auf Tongestein - 1 –
Das Gefüge ist im nassen Zustand kohärent, bei Austrocknung ausgeprägt polyedrisch oder
prismatisch.
Der typische Pelosol kann neutral bis stark sauer sein; in der Regel ist er kalkfrei.
Bei Staunässe Übergänge zum Pelosol-Pseudogley.

Pelosol

Aufn.: H.H. Becher, 1990, Gerolfingen

Bodensystematische Einordnung: Terrestrische Böden, Klasse der Pelosole.


In der WRB gehört ein Teil der Pelosole zu den Vertisolen.
Vertisole sind häufig in wechselfeuchten Klimaten zu finden und gekennzeichnet durch einen
Selbstdurchmischungsvorgang aufgrund der Quellung und Schrumpfung.

Eigenschaften und Nutzung


Die Eigenschaften der Pelosole sind dominiert von den hohen Tongehalten und der ausgeprägten
Schrumpfungs- und Quellungsdynamik.
Pelosole haben günstige chemische Eigenschaften; allerdings sind die physikalischen
Eigenschaften ungünstig: überwiegend Feinporen, daher geringe nFK, geringe Luftkapazität.
Wasserbindefähigkeit in aller Regel hoch bis sehr hoch, größter Anteil des in der Bodenmatrix
gebundenen Wassers nicht pflanzenverfügbares „Totwasser“. In Perioden geringer Niederschläge
daher Welksymptome, obwohl die Bodenmatrix feucht ist.
Pflanzenverfügbarer Wasseranteil (=nutzbare Feldkapazität) bei durchaus hohem
Gesamtporenvolumen niedrig, so dass Pflanzen in feuchtem Boden vertrocknen können! Bei
Vernässung leiden Pflanzen oft an Luftmangel, besonders in Pseudogley-Pelosolen. Vielfach ist
die Durchwurzelbarkeit der Aggregate wegen der hohen Rohdichten ungenügend.
Pelosol landläufig auch als „schwerer Boden“ bezeichnet.
Die hohen Tongehalte der Pelosole schränken ihre landwirtschaftliche Nutzung sehr stark ein.
Dies hängt mit der schlechten Bearbeitbarkeit zusammen, aber auch mit der ungünstigen
pflanzenbaulichen Eignung.
Probleme bei Ackernutzung, da nur in sehr kurzen Zeiträumen bei mittleren Wassergehalten
bearbeitungsfähig (sog. Minutenböden); Pelosole sind regelmäßig im Frühjahr zu nass, um
bearbeitet werden zu können. Bearbeitbarkeit auch bei Austrocknung durch Verhärtung stark
eingeschränkt.
Ein derartiger Boden kann nur mit großen Aufwendungen beackert werden. Er erfordert enorm
hohe Zugkräfte.
Bodenzahlen der Reichsbodenschätzung 25 bis maximal 40.
Pelosole werden daher überwiegend als Grünland, Obstbaumwiesen und Wald (vor allem für
Tiefwurzler) genutzt.

Kap5 - Bodenentwicklung auf Tongestein - 2 –


Auenböden und Moore
Auenböden
Böden aus Sedimenten in Tälern von Bächen oder Flüssen. Der Grundwasserspiegel schwankt
stark, da er mit dem Flusswasserspiegel in Verbindung steht, er liegt mindestens 80 cm unter
GOF, häufig tiefer als 2 m. Entsprechend tief liegen die G-Horizonte. Durch den variablen
Grundwasserstand, der sehr rasch ansteigen und wieder abfallen kann, und die periodischen
Überflutungen entwickeln sich die Auenböden mit einer besonderen Dynamik.
Bei Hochwasser lagern sich frische Sedimente auf der Bodenoberfläche ab. Dies wird durch die
Filterfunktion einer dichten Vegetation unterstützt. Je höher die Bodenoberfläche liegt, desto
feinkörniger sind diese Sedimente.
Nach dem raschen Ablaufen des Hochwassers wird der Boden sofort wieder gut durchlüftet; für
intensive Redoximorphie ist die Überflutungszeit zu kurz.
Die mit dem Wasser zugeführten Minerale und Nährstoffe fördern nicht nur eine hohe
Biomasseproduktion, sondern auch ein intensives Bodenleben, wodurch die Streu rasch und
weitgehend mineralisiert wird. Die verbleibenden Huminstoffe wie auch die frisch sedimentierten
Minerale werden intensiv mit dem Mineralboden vermischt.
Durch die ständige Zufuhr von Mineralpartikeln findet sich unter dem Ah-Horizont oft ein M-
Horizont, der im Bereich des Niedrigwasserstandes in einen Gr übergeht. Ein Go ist im Profil oft
nur undeutlich zu erkennen.

Hochflutlehm
Typische Substratschichtung von Auenböden

an der Basis sandig

Sand

unten kiesig

Schotter

(Waldböden, Rehfuess, 1990)

Bei den Auenböden unterscheidet man:


 Rambla (Auenrohboden/Auenlockersyrosem), Horizontfolge aAi / alC / aG
 Paternia (Grauer Auenboden/Auenregosol), Horizontfolge aAh / ailC / aG: Hier besteht der C-
Horizont aus jungen Flussablagerungen, die meist aus Gesteinsabrieb stammen und kalkarm
bzw. kalkfrei sind, bei der Kalkpaternia (Auenpararendzina: aAh / aelC / aG) jedoch z.T. hohe
Kalkgehalte haben.
 Vega ("Brauner Auenboden"), Horizontfolge aAh / aM / (II)alC / (II)aG: Die Vega entsteht aus
dem erodierten Bodenmaterial der Talhänge, kann sich aber auch in situ im Talboden bilden.
Bei einer Regulierung des Wasserstandes entwickelt sich ein Auenboden oft zu einem terrest-
rischen Boden (Regosol, Pararendzina etc.), bei hohem Grundwasserstand auch zu einem Gley.
Natürliche Auenstandorte sind wegen ihres Artenreichtums wertvolle Biotope, die wegen der
Grundwasserabsenkungen bzw. Flussregulierungen selten geworden sind und nur noch bei
einigen Flüssen zwischen den Hochwasserdeichen vorkommen.

Kap6 Teil3 - Hydromorphe Böden - 1 –


Moore
werden Böden aus Torf bezeichnet, wenn dessen Mächtigkeit ≥ 3 dm beträgt. Sie entstehen,
wenn bei anhaltender Biomasseproduktion (Pflanzenwuchs) die Mineralisierung durch
Sauerstoffmangel bei Wassersättigung gehemmt ist und dadurch die Gehalte an organischer
Substanz über 30% ansteigen. Böden mit Torfhorizonten von < 3 dm Mächtigkeit heißen
Moorgley. Böden mit Gehalten an organischer Substanz zwischen 15 und 30% bezeichnet man
als Anmoorgley.
Je nach dem Ursprung der Wassersättigung und damit nach den ökologischen Eigenschaften
unterscheidet man Niedermoor, Quell- bzw. Hangmoor und Hochmoor.

Niedermoor
Moortyp, der sich durch das Wachstum von Pflanzen in flachen Gewässern bildet. Mit dem
Wasser werden in gelöster Form oder als Schwebstoffe meist ausreichend Nährstoffe angeliefert,
und der pH-Wert liegt oft im Neutralbereich (Carbonatpuffer). Daher sind die Niedermoortorfe
meist relativ stark zersetzt (dunkel) und haben einen hohen Aschegehalt.
Ohne Störung von außen kann ein Niedermoor bei hohen Niederschlägen auch über den
Wasserspiegel hinauswachsen und über das Zwischenstadium des Übergangsmoores ein
Hochmoor bilden.

Bildungsbedingungen für Niedermoore in Abhängigkeit von Relief und Hydrologie


- Aus Kuntze, Roeschmann & Schwerdtfeger (1994): Bodenkunde, 5. Aufl., Stuttgart
Horizontfolge eines Niedermoors
Bodenkundliche Kartieranleitung,
5. Auflage, 2005

Ah
Go Verlandungsmoor
nHw Gr

Ah
Versumpfungsmoor
(nHr) Go, Sw
Gr, Sd
(Talniedermoor)

Überflutungsmoor
(II fF) (Moormarsch)

Hangmoor
(...) (Quellmoor), soligen

Wörterbuch der Bodenkunde,


Hintermeier-Erhard und Zech, 1997

Kap6 Teil3 - Hydromorphe Böden - 2 –


Hochmoor
Bildung oberhalb des Grundwasserspiegels bei hohen Niederschlägen und kühlem Klima. Das
Niederschlagswasser wird in der abgestorbenen Vegetation wie in einem Schwamm
gespeichert, so dass der gesamte Torfkörper wassergesättigt ist. Da das Wasser hier nur aus
den Niederschlägen stammt, ist es sehr nährstoffarm. Daher hemmen neben dem
Sauerstoffmangel auch Nährstoffmangel und ein sehr tiefer pH-Wert die Humusmineralisation.
Die wenigen Nährstoffe werden aus den absterbenden Pflanzen freigesetzt und sofort wieder
von der wachsenden Vegetation aufgenommen. Stoffeinträge mit fließendem Wasser finden
nicht statt, und die mineralischen Bestandteile stammen nur aus Staubeinträgen. Daher haben
Hochmoortorfe einen besonders geringen Aschegehalt.
Hochmoore können sich bei kühlem Klima mit hohen Niederschlägen auch auf nährstoffarmen
Sanden ohne Grundwasseranschluss bzw. ohne eine Niedermoorphase bilden ("wurzelechtes"
Hochmoor).

Bildungsbedingungen für Hochmoore in Abhängigkeit von Relief und Hydrologie


- Aus Kuntze, Roeschmann & Schwerdtfeger (1994): Bodenkunde, 5. Aufl., Stuttgart
Horizontfolge eines Hochmoors
Bodenkundliche Kartieranleitung,
5. Auflage, 2005
Hochmoore der Moränenlandschaft

hHw
Ah
Ae
Ah
(hHr) Ah
Bhs
Bv Go
Gr
Go, Sw
über Gr, Sd wurzelecht über über
Versumpfungsmoor fossilem Podsol Verlandungsmoor
(uHr)

(nHr)

(II fF) Gebirgshochmoore

(...) Hanghochmoor
Kammhochmoor ombro-soligen
ombrogen Sattelhochmoor

Wörterbuch der Bodenkunde,


Hintermeier-Erhard und Zech, 1997

Kap6 Teil3 - Hydromorphe Böden - 3 –


Hydromorphe Böden
Grundwasserböden
Böden, bei denen ein Teil des Profils ganzjährig mit Wasser gesättigt ist; bilden die Abteilung
Semiterrestrische Böden:
 Gleye: Grundwasserspiegel schwankt im Jahresverlauf nur geringfügig
 Auenböden: stark schwankender Grundwasserstand bis hin zur Überflutung
Weitere Abteilungen der hydromorphen Böden:
Semisubhydrische und subhydrische Böden:
 Watten: semisubhydrisch
 Unterwasserböden: subhydrisch
Moore

Gley
Horizontfolge Ah / Go / Gr
Redoximorphie bei hoch anstehendem, sauerstoffarmem Grundwasser; mittlerer Grundwasser-
spiegel 40 - 80 cm unter GOF, oberhalb des Grundwasserspiegels Kapillarwassersaum.
Bodenbildende Prozesse
 Humusakkumulation im Ah, Ah aber durch das Grundwasser unbeeinflusst
 Umverteilung von Fe- und Mn-Verbindungen
Sauerstoffarmes Grundwasser führt zu einem permanent reduzierenden Milieu; Reduktion (und
damit Lösung) der Fe- und Mn-Verbindungen; diese werden entweder mit dem Grundwasser
abgeführt oder steigen mit dem Kapillarwasser auf.
 Bildung eines Reduktionshorizonts (Gr) im grundwasserbeeinflussten Bereich
Gelöste Fe2+- und Mn2+-Ionen wandern in den Kapillaren bis in den Bereich der luftgefüllten
Grobporen, wo sie an der Aggregatoberfläche bzw. in Wurzelröhren wieder oxidiert werden.
 Entstehung eines Oxidationshorizonts (Go)

Prozesse Fe-Oxide Humus

Ah Humifizierung Profildarstellung: Gley

Oxidation von löslichen Fe(II)- Redox-


verbindungen, Ausfällung von potential
Fe(III)-Oxiden
Go
Sorption gelöster Stoffe
(Phosphat, Schwermetalle usw.)

Reduktion von Fe(III)-Oxiden


Grundwasserlinie Fischer, W.R., Bodenkunde,
Anlieferung von Fe(II) mit dem
Gr Grundwasser
Uni Hannover, Bodentypen (verändert),
http://www.unics.uni-
hannover.de/fischer/typen.zip

Kap6 Teil2 - Hydromorphe Böden - 1 –


Go-Horizont
durch den Luftkontakt beeinflusster Oxidationshorizont, durch die Akkumulation von Eisen(III)-
Oxiden (v.a. Ferrihydrit) fleckig rostbraun gefärbt; Flächenanteil der Rostflecken ≥ 5 %
gibt in der Regel den Grundwasserschwankungsbereich zu erkennen
Gr-Horizont
fahlgrauer, blaugrauer oder auch graugrüner Reduktions-Horizont; mehr als 300 Tage im Jahr
nass, rH-Wert < 19
bildet die Bodentiefe ab, in der das Grundwasser regelmäßig ansteht

Humus-
akkumulation Ah Wichtige Prozesse der Vergleyung
(schematisch)
O2-Diffusion in Grobporen
rostfarben:
rostfarben
die mit Kapillarwasser aufsteigenden Fe2+- und Mn2+-
Ionen werden oxidiert und fallen auf Aggregatflächen
aus (
 v.a. Ferrihydrit)

kapillarer Aufstieg
Go

werden Gleye von kalkreichen Grundwässern durchströmt,


kann Wiesenkalk (Alm) ausfallen Wörterbuch der Bodenkunde,
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
reduktomorph;
graue,
graue blaue und schwarze Reduktionsfarben, ständig
langsam wassergesättigt, O2-Mangel; aszendente Verlagerung
ziehendes Gr von Fe2+ und Mn2+ in Kapillaren
Grundwasser

O2

Morphodynamik beim Gley Go


Kapillarsaum

Grundwasserspiegel
Fe--Oxide

Gr
Fe2+ + 2H2O
Fe

FeOOH + e- + 3H+

Pore

Intensität der ablaufenden Reduktionsvorgänge hängt bei Sauerstoffarmut von der mikrobiellen
Aktivität und dem Gehalt an zersetzbarer, organischer Substanz ab; Redoxsysteme im Boden fast
ausschließlich mikrobiell induziert.
Werden mit dem Grundwasser über längere Zeit lösliche Eisen(II)verbindungen zugeführt, kann
sich im Go Raseneisenerz (verhärtete Ausfällung von Fe-Oxiden; früher abgebaut und verhüttet)
bilden.
pH-Wert, Verwitterungsgrad und Nährstoffgehalte je nach Ausgangsgestein unterschiedlich;
Anlieferung von Nährstoffen und Basen (Hydrogencarbonat) durch das ziehende Grundwasser,
daher oft günstiger Pflanzenstandort.

Kap6 Teil2 - Hydromorphe Böden - 2 –


Gley

Aufn.: H.H.Becher,
Burk, nördl. vom Hesselberg, Lkr. AN

Wenn sauerstoffreiches Grundwasser ansteht, führen die hydrogeologischen Verhältnisse nicht zu


reduzierenden Bedingungen, die Merkmale eines Gr-Horizontes sind nicht vorhanden; man findet
dann den Oxigley mit der Horizontfolge Ah / Go.

Bei höherem Grundwasserniveau können stark erhöhte Humusgehalte bis hin zum Anmoor oder
Moor auftreten; hier fehlt dann wegen des hohen Grundwasserstandes ein Go-Horizont.
Unter solchen Bedingungen finden wir den
Nassgley Horizontfolge Go-Ah / Gr
Anmoorgley Horizontfolge Go-Aa / Gr
Moorgley Horizontfolge H / Gr

Vergleich der Fe-Dynamik und der morphologischen Ausprägung von Gley und Pseudogley:

Fe-
Fe-Oxid-
Oxid-Verteilung im Profil Fe-
Fe-Oxid-
Oxid-Verteilung im Mikrobereich

Gley Pseudogley Gley Pseudogley


+O2 Stauwasser
Ah Ah
GW GW
Oxidations-
Oxidations- Go Sw
Stauzone
horizont
GWO

- O2 - O2 +O2
Reduktions-
Reduktions- Staukö
Staukörper
horizont
Gr
Sd +O2
Pore Pore

rot: Fe-Oxid-Anreicherung rot: Fe-Oxid-Anreicherung

Kap6 Teil2 - Hydromorphe Böden - 3 –


Gley Pseudogley

Fe 2+
Fe 2+

Eh Pore Eh

Verbreitung
Gleye in Deutschland zwar weitverbreitet, jedoch nur kleinflächig; entscheidend für die
Entwicklung dieses Bodentyps ist oberflächlich anstehendes Grundwasser, die Entwicklung ist
nicht an bestimmte Ausgangsgesteine gebunden

Braunerde
(m) Gley-
0 Braunerde Bodengesellschaft in
Ah Abhänigkeit vom Grundwasser
Braunerde-
Gley Bv (Schema stark überhöht)
1 Gley
C
Naßgley
Anmoor- Ah Go
2
gley Go
A-Go Gr
Gr Gr
3

Eigenschaften und Nutzung


Gleye sind für die ackerbauliche Nutzung von sehr geringer Bedeutung, insbesondere bei
niedrigen Grundwasserflurabständen. Sie sind nur als Grünland genutzt oder forstwirtschaftlich
mit nässeverträglichen Baumarten. Einschränkend für das Wurzelwachstum ist nicht der
Wasserüberschuss sondern die Sauerstoffarmut.
Im Gegensatz zu Pseudogleyen können die Eigenschaften von Gleyen nicht durch geeignete
Meliorationsmaßnahmen verbessert werden. Gleye sind generell natürliche Standorte
nässeverträglicher Pflanzengesellschaften.
Grundwasser aber in vielen Landschaften inzwischen künstlich abgesenkt, so dass die
Gleydynamik nicht mehr oberflächennah vorkommt.

Kap6 Teil2 - Hydromorphe Böden - 4 –


Hydromorphe Böden
Einführung
 Bisher wichtigstes Kriterium Ausgangsgestein;
 jetzt neues Kriterium Hydromorphie; bedingt durch Stau- oder Grundwasser und damit
gekoppelte Redox- und Verlagerungsvorgänge von Eisen-, Mangan- und
Schwefelverbindungen. Dies wirkt sich morphologisch in der Ausprägung spezifischer
diagnostischer Horizonte aus.
Stauwasser tritt oberflächennah auf (Stauwassersohle i.d.R. < 130 cm unter GOF); wird durch
pedogenen oder geogenen Stauhorizont am Versickern gehindert; Stauwasser tritt nur temporär
auf, besonders zu Zeiten hoher Niederschläge oder nach Schneeschmelze (Nassphase);
Stauwasser verschwindet während einer Trockenphase. Es fließt nur langsam über dem dichten
Staukörper.
Bei Grundwassser ist der Staukörper stets ein
geologischer Körper. Es ist tiefliegend
(Grundwassersohle i.d. R. > 130 cm unter GOF)
und füllt kohärent alle Poren der Erdrinde aus. Es
ist permanent (ganzjährig) vorhanden, der
Grundwasserspiegel kann aber schwanken. Das Pseudogleye
Grundwasser bewegt sich entlang von Gefälle- Sw
oder Druckgradienten, und strömt lateral häufig Gleye Sd
GWO Stauwasser
über weite Strecken. Go
Gr
Grundwasser
Stauwasserböden
Böden mit periodischem, klimatisch bedingtem Wechsel zwischen Trocken- und Nassphasen.
Redoximorphe Merkmale als Folge von Stauwasser;
Dabei hängt die Ausprägung des Profils von den klimatischen Bedingungen, vom
Verwitterungsgrad und von der Lage des Staukörpers ab. Man unterscheidet daher den typischen
Pseudogley vom Stagnogley, bei dem die Reduktion zu einem vollständig gebleichten Horizont im
Oberboden geführt hat.

Parabraunerde Parabraunerde- Pseudogley Stagnogley


Pseudogley
zunehmende Vernässung Profildarstellung: Stauwasserböden
Humus- Sw-
Ah Ah Ah anreicherung
Versauerung Ah

Al- laterale Aus-


Al Sw Srw
Sw Bleichung waschung

Verdichtung
Stauwasser Bt-
Bt starke Mar- Sd Srd
Sauerstoff- Sd morierung
mangel Fischer, W.R., Bodenkunde,
Uni Hannover, Bodentypen,
http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
C C C C

Kap6 Teil1- Hydromorphe Böden - 1 –


Pseudogley
Voraussetzung ist ein stauender Unterbodenhorizont. Stauwasser füllt zeitweilig alle Hohlräume
aus und erzeugt daher Staunässe, gekennzeichnet durch periodischen Sauerstoffmangel und
niedrige Redoxpotentiale. Charakteristisch für den Pseudogley sind als diagnostische Horizonte
ein durchlässiger, wasserleitender Horizont (Sw), der über einem dichten, wasserstauenden
Horizont (Sd) liegt.

nährstoff- und humushaltiges Ökologische Folgen:


Profildarstellung: Pseudogley
Ah Sickerwasser wandert in
Schrumpfrissen abwärts
zeitweise zu nass
Sd: Verschluss der Poren durch
zeitweise zu trocken
Sw Quellung bei Wassersättigung
Sw: Wasserstau
Sauerstoffmangel
Mikroflora wird aktiviert in Poren: und Verdichtung
Sauerstoffmangel, Eisenreduktion begrenzen den
Sd Wurzelraum
Eisenwanderung in die Aggregate,
dort wieder Oxidation
Fischer, W.R., Bodenkunde,
Entwicklung aus Tongestein: oft nährstoffreich Uni Hannover, Bodentypen (verändert),
C Entwicklung aus Parabraunerde: oft ausgewaschen http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip

Je nach Entstehung des Staukörpers werden unterschieden:


• Primärer Pseudogley
Horizontfolge Ah / Sw / IISd / IIC
Entsteht auf geschichteten Substraten, es handelt sich also um Zweischichtprofile; z.B. Löss über
Ton, sandige Fließerde über Ton; häufig auch in periglazialen Lagen;
Die Bodenbildung erstreckt sich über mindestens zwei unterschiedliche Ausgangsgesteine¸ wobei
das unter der Stauzone liegende Material (der Staukörper) weniger durchlässig ist als das
darüberliegende Material. Der Staukörper ist von Anfang an vorhanden.
• Sekundärer Pseudogley
Horizontfolge Ah / Sw / Sd / C
Hier wird der Staukörper von einem weit entwickelten Bt-Horizont gebildet, in dem der Anteil an
Grob- und Mittelporen durch Einlagerungsverdichtung abgenommen hat. Der sekundäre
Pseudogley ist also eine Weiterentwicklung der Parabraunerde. Der Staukörper bildet sich erst
während der Pedogenese. Die häufig auftretenden Übergangsformen haben die Horizontfolge Ah
/ Al-Sw / Bt-Sd / C.

Bodenbildende Prozesse
 Humusakkumulation
 Nassbleichung durch periodischen Wechsel von Vernässung und Austrocknung
Im Sw-Horizont dominiert oftmals hellgraue Grundfarbe mit rostbraunen Konkretionen. Im Sw-
Horizont kann das Stauwasser je nach Relief mehr oder weniger langsam lateral abziehen. Die
Mn-/Fe-Konkretionen reichern sich häufig an der Basis des Sw-Horizonts an. Im darunter
folgenden Sd-Horizont findet man die typische Marmorierung, die durch den kleinräumigen
Wechsel von rostbraunen Oxidationsbereichen und hellgrau gefärbten Bleichzonen entsteht.
Die temporäre Staunässe bzw. Wassersättigung mit sauerstoffarmem Wasser führt zur Reduktion
von Eisen- und Manganoxiden. Eisen und Mangan werden in Form gelöster Fe2+- und Mn2+-Ionen
innerhalb der Horizonte umlagert. Die fahlgraue Färbung als charakteristisches
Erkennungsmerkmal der Fe- und Mn-verarmten Zonen entsteht durch den Verlust dieser
färbenden Komponenten.

Kap6 Teil1- Hydromorphe Böden - 2 –


Während der Nassphase erfolgt diese Reduktion
Verhalten von Eisen und Mangan bei
zuerst in Bereichen von Wurzelbahnen und
Wasserüberschuss
Aggregatoberflächen. Die gelösten Fe- und Mn-
reduziert oxidiert
Ionen diffundieren ins Aggregatinnere und fällen
dort im Kontakt mit eingeschlossener Luft wieder
mobil immobil als Ferrihydrit oder Lepidokrokit aus. Es bilden sich
so gebleichte Aggregatoberflächen und Rostflecken
Fe grü
grün-blau
blau braun-rot
braun rot
2+
im Aggregatinneren. Dies führt im Profilanschnitt
Fe Fe(III)-Oxide
zur typischen Marmorierung im Sd-Horizont,
Mn farblos schwarz
während der Sw-Horizont neben den Konkretionen
infolge lateraler Stoffabfuhr überwiegend fahle
Mn2+ Mn(III, IV)-Oxide
Farben aufweist.

Wasser

Wurzel
FeOOH Fe2+
Sw
Morphodynamik im Pseudogley

H + e - + 3H+  Fe2+ +
+O2 FeOOH
Sd MnO2

OOOH
2H2O
FeO
Fe

Humus-
akkumulation Ah Teilprozesse der Pseudovergleyung
(schematisch)
periodisches
Stauwasser
Diffusion ins Aggregatinnere
(=Hindiffusion während der Nassphase),
laterale S(e)w
Stoffverlagerung
Eintrag org. (Sesquioxide, Basen) Stauzone Diffusion aus dem Aggregat
Komplexbildner (kf ≥10 cm d-1) (=Rückdiffusion während der Trockenphase)

Konkretionsbildung
kleinräumige
laterale
Verlagerung
der Sesquioxide (II) Sd
durch Diffusion Staukörper
(kf <10 cm d-1,
Marmorierung: häufig <1 cm d-1)
Aggregate innen
rostfarben, Wörterbuch der Bodenkunde,
Hindiffusion
außen gebleicht Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
Rückdiffusion

Kap6 Teil1- Hydromorphe Böden - 3 –


Braunerde-Pseudogley aus lehmig-sandiger Deckschicht
über Tonmergel im Sandsteinkeuper
Sw-Ap (0–27cm)
dunkelgraubrauner, humoser, schluffiger Lehm,
zahlreiche Konkretionen;
Subpolyeder- bis Krümelgefüge
II P-Swd (27-55cm)
hellgraubrauner rostfleckiger, lehmiger Ton,
zahlreiche Konkretionen; polyedrisches Gefüge;
mäßig durchwurzelt
II Sd1 (55-90)
überwiegend grau- und braunmarmorierter lehmiger Ton,
zahlreiche große Konkretionen; prismatisch-polyedrisches Gefüge, Kluftwände
gebleicht; Durchwurzelung auf Klüfte beschränkt
II Sd2 (90-100cm+)
ockerbrauner, lehmiger Ton, zahlreiche mittlere und große Konkretionen;
Prismengefüge, sehr dicht, Kluftwände gebleicht
Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau, Abteilung Boden- und Landschaftspflege

Die Dauer der Vernässungsphasen wird von der Wasserleitfähigkeit, der Mächtigkeit und der
Neigung des Staukörpers bestimmt, außerdem von den Niederschlagshäufigkeiten, -intensitäten
und -zeiten. Wasserleitfähigkeit des Staukörpers (Sd-Horizont) oft < 1 cm d-1 (=1,16*10-7m s-1), die
des stauwasserführenden Horizontes (Sw) > 10 cm d-1.

Klasse Permeabilität
cm d-1 mm h-1
1 sehr gering <1 < 0,4
2 gering 1 - 10 0,4 - 4
3 mittel 10 - 40 4 - 16
4 hoch 40 - 100 16 - 40
5 sehr hoch 100 - 300 40 - 120
6 extrem hoch > 300 > 120

Haftpseudogley
Unter Haftnässe versteht man Nässe in dichten, schluffigen, grobporenarmen Horizonten. Das
dabei in den Mittel- und Feinporen gehaltene Haftwasser füllt alle Hohlräume aus und führt daher
zu reduzierenden Bedingungen, ohne dass ein Stauhorizont vorhanden ist. Es gibt also keine
Differenzierung in Stauzone und Staukörper.
Man spricht dann von einem Haftpseudogley (früher: Haftnässepseudogley); er hat die
Horizontfolge Ah / Sg.
Haftnässe kann auch infolge eines kapillaren Bruches auftreten, wenn im Profil eine Schichtung
von schluff- und tonreichem Bodenmaterial über sandig-kiesigem Substrat auftritt (z.B. häufig im
Tertiärhügelland, Löss über Kies oder Sand). Die kapillaren Adhäsionskräfte des feinkornreichen
Materials mit Mittel- und Feinporen sind wesentlich höher als die des darunter liegenden groben
Materials.

Kap6 Teil1- Hydromorphe Böden - 4 –


Stagnogley
Horizontfolge Sw-Ah / Srw / (II)Srd
Durch extrem lange Nassphasen geprägter Stauwasserboden. Entsteht bei sehr hohen
Niederschlägen. Bleichung des Oberbodens durch intensive laterale Verlagerung von Fe- und Mn-
Verbindungen. Das hier mobilisierte Eisen wird hauptsächlich lateral weggeführt und kommt oft
am Unterhang an die Bodenoberfläche (Bildung von Ockererden, einer Varietät der Braunerde mit
eisenoxidreichem, rostbraunem Bv-Horizont). Eine Verlagerung in den Unterboden findet kaum
statt, da dieser ständig mit stagnierendem Wasser gesättigt ist.
Durch Stoffverlagerung, Versauerung und Entbasung kommt es auch zu einer Tonzerstörung in
der Stauzone. Dabei entsteht ein Profil, das über dem dichten, stark marmorierten Srd-Horizont
einen intensiv gebleichten, nährstoffarmen Srw-Horizont aufweist.
Die geringe biologische Aktivität im nassen, luftarmen Material führt zur Ausbildung von
Feuchtrohhumusformen als organischer Auflage.
Bei ganzjähriger Wassersättigung gehen Stagnogleye in Moor-Stagnogleye oder Moore über.

Eigenschaften und Nutzung


Pseudogleye erfordern eine angepasste Standortsnutzung. Vielfach nur Grünland- und
Waldstandorte mittlerer bis guter Ertragsfähigkeit. Ackernutzung häufig aufgrund der lange ins
Frühjahr reichenden Vernässung nicht möglich, Bearbeitung und/oder Bestellung nicht den
Vegetationserfordernissen der Kulturpflanzen entsprechend möglich.
Die Feuchtphasen wirken sich durch das Wasserüberangebot bzw. den Sauerstoffmangel im
Boden limitierend auf das Pflanzenwachstum aus.
Pseudogleye sind für die obstbauliche Nutzung wegen der Empfindlichkeit gegenüber
Bodenluftmangel ungeeignete Standorte. Ausnahme bildet lediglich die Pflaume (Prunus
domestica), die auch auf stauwasserbeeinflussten Böden ausreichende Erträge bringt.
Bei der forstlichen Nutzung der Pseudogleye ist auf tiefwurzelnde Baumarten zu achten
(Weißtanne, Stieleiche, Aspe, Schwarzerle). Arten mit hohem Sauerstoffanspruch (wie z. B. die
Fichte) entwickeln sehr flache Wurzelteller, die nur im Ah und Sw verankert sind: eingeschränkte
Wasser- und Nährstoffversorgung, erhöhte Windwurfgefahr.
Stagnogleye fast ausschließlich als Waldstandorte genutzt. Vorhandene Dauerbestockung aus
tiefwurzelnden Baumarten sollte erhalten bleiben, Wiederaufforstung nach Kahlschlag äußerst
schwierig. Häufig tragen Stagnogleye eine spezifische Feuchtbiotopvegetation.

Kap6 Teil1- Hydromorphe Böden - 5 –


Anionenaustausch
Wichtige Anionen im Boden
Cl-, NO3-, SO42-, BO33-, MoO43-, SiO44-, PO43-, organische Anionen und gelöste Huminstoffe
(meist Säuren; DOC = dissolved organic carbon), F-
Faktoren der Anionenbindung
Art des Anions, Konzentration des Anions in der Bodenlösung, Zusammensetzung der
Sorbenten, pH-Wert
1) Sorbierte Menge steigt mit steigender Konzentration in der Lösung, gilt für alle Anionen
(wie Kationen)
2) Starker pH-Einfluss: Zunahme mit sinkendem pH
3) Verschiedene Anionen können miteinander konkurrieren, Beispiel PO4 und SiO4
4) Sorbenten: Tonminerale und vor allem Al-Fe-Hydroxide und Oxide, Allophane; nur variable
Ladung

Sorptionsmechanismen

 Unspezifische Sorption
elektrostatische Bindung, positive Ladung am Austauscher zieht Anion an, in Doppelschicht,
keine Reaktion mit Bestandteilen der Oberfläche, Ladung des Anions entscheidend; v.a. im
stark sauren Bereich, da dann positive Ladungen, (d.h. pH < LNP)

-
Al - OH2+Cl- + NO3- Al - OH2+ NO 3 + Cl-

 Spezifische Sorption
chemische Bindung an (Hydr)oxidoberflächen über Ligandenaustausch viel fester als
unspezifische Sorption; nur bei bestimmten Ionen mit hoher Affinität zu (Hydr)oxidober-
flächen: P, Mo, Si, B

OH
Fe - OH2+ + H2PO4-  Fe - O - P = O + H2O
OH

Fe - OH2+ Fe - O O
O 2-
+ HPO4 O P + 2H2O
Fe - OH2+ Fe - O OH

Bodenökologie, Gisi, 1997

Bodenkunde Anionenaustausch - 1 -
 Anionensorption in Böden
PO43-
Sorbierte
Menge

(cmolc/g)
2-
SO4

NO3-, Cl-
Gleichgewichtskonzentration (cmolc/L)
Sorption in Böden:

PO43- > SiO44- > MoO43- >> SO42- > NO3- ~ Cl-
Cl-, NO3-, SO42- nur im stark sauren Bereich, daher in Böden der gemäßigten Breiten kaum
gebunden;
deshalb Nitratbelastung des Grundwassers;

 Anionensorption in Abhängigkeit vom pH-Wert


3-
PO4
Sorbierte
Menge

2-
SO4

- -
NO3 , Cl
3 4 6 8 pH
3-
PO sehr fest gebunden, besonders im sauren Bereich, Problem für P-Verfügbarkeit (Borat-,
4
Molybdat-Mangel) in Fe-Oxid-haltigen Böden (Ferralsole bzw. Oxisole) und allophanreichen
Böden (Andosole)
Folgende Abb. zeigt die pH-Abhängigkeit der Sorptionsisotherme für Sulfat. Es ist außerdem
zu erkennen, dass die Sorption im B-Horizont deutlich höher ist, da im A-Horizont die
Konkurrenz von organischen Anionen höher ist.
Sulfat-Adsorption des Ap- und B-Horizonts eines Oxisols in Abhängigkeit von der SO4-
Gleichgewichtskonzentration bei unterschiedlichen pH-Werten Scheffer/Schachtschabel,
2002
pH
Adsorbiertes SO4 (cmolc/kg)

1,5 Ap-Horizont 1,5 B2-Horizont 4,5

5,0
1,0 1,0
pH
4,5 6,0
0,5 5,0 0,5
6,5
6,0
6,5
0 0
0,1 0,2 0,1 0,2
SO4-Konzentration der Gleichgewichtslösung (cmolc/L)

Bodenkunde Anionenaustausch - 2 -
Bodenacidität
pH-Wert des Bodens
 negativer dekadischer Logarithmus der H3O+-Aktivität in der Bodenlösung
beruht auf Gehalt des Bodens an
1. austauschbaren/dissoziationsfähigen H+
2. austauschbaren Al3+-Ionen
Al3+ liegt in der Bodenlösung in hydratisierter Form vor und kann H+ dissoziieren

AI(H2O)63+ AIOH(H2O)52+ + H+

Al-Ionen treten erst ab pH < 5 in der Bodenlösung auf


6

Al-Konzentration
(mmolc/L)
Beziehung zwischen dem pH und der Al-
4 Konzentration der Bodenlösung von sauren
Sandböden unter Wald in den
Niederlanden und in Dänemark

Scheffer/Schachtschabel, 2002
2

0
4 5 pH in der Bodenlösung

Die Messung des pH-Werts erfolgt meist in Aufschlämmung


von 1 Teil Boden in 2,5 Teilen Lösung
 Wasser
 0,01 M CaCl2 (oder 0,1 M KCl)

Die pH-Werte in Böden liegen meist zwischen 3 und 8.

Einstufung der Böden nach dem pH-Wert (gemessen in 0,01 M CaCl2)

Reaktionsbezeichnung pH Reaktionsbezeichnung pH
neutral 7,0
schwach sauer 6,9 - 6,0 schwach alkalisch 7,1 - 8,0
mäßig sauer 5,9 - 5,0 mäßig alkalisch 8,1 - 9,0
stark sauer 4,9 - 4,0 stark alkalisch 9,1 - 10,0
sehr stark sauer 3,9 - 3,0 sehr stark alkalisch 10,1 - 11,0
extrem sauer < 3,0 extrem alkalisch > 11,0

Bodenkunde Bodenacidität - 1 -
Der pH-Wert beeinflusst viele wichtige Prozesse im Boden, wie z.B. die Nährstoffverfügbarkeit,
Redoxreaktionen, die biologische Aktivität, Verwitterung und Mineralisierung.

3 4 5 6 7 8 pH (CaCl2)
sauer< Optimalbereich >alkalisch
chem. Verwitterung
Mineralneubildung
Beziehung zwischen pH-Wert
Mineralisierung und verschiedenen ökologischen
Humifizierung und pedogenetischen Faktoren.
biotische Aktivität Je breiter das Band, desto
intensiver ist der Vorgang bzw.
Gefügebildung
die Verfügbarkeit der Elemente
Tonverlagerung
Bodenökologie, Gisi, 1997
Al-Fe-Verlagerung (nach Schroeder 1992)
Al-Toxizität
H-OH-Toxizität
N+S
P+B
Ca + Mg
K
Cu + Zn
Fe + Mn
Mo

Protonenquellen im Boden
Bildung von Kohlensäure
 Wurzelatmung
 mikrobielle Atmung (Oxidation von Biomasse)

CO2 + H2O H2CO3 HCO3- + H+

aus Biokreislauf, unerschöpflich, schwache Säure


CO2-Partialdruck in der Bodenluft zwischen 0,2 und 0,7 kPa
Entsprechend steigt in der Bodenlösung die CO2-Konzentration und (oberhalb pH 5 - 5,5) die
der Kohlensäure. Gegenüber dem biologisch gebildeten CO2 fällt das CO2 im Regenwasser
kaum ins Gewicht. Da das CO2 nur oberhalb pH ~5 Kohlensäure bildet, ist diese für die
Versauerung der meisten landwirtschaftlich genutzten Böden von erheblich größerer Bedeutung
als bei den häufig stärker sauren, forstlich genutzten Böden. Dieser Prozess ist somit der
Hauptversauerungsvorgang natürlicher Böden im pH-Bereich zwischen 7 und 5.

Freisetzung organischer Säuren


 aus der Pflanzenwurzel
 Oxidation während der Humifizierung

Abgabe von H+-Ionen durch die Wurzeln bei Kationenaufnahme

Bodenkunde Bodenacidität - 2 -
pH-Wert in der Rhizosphäre deutlich niedriger als im Boden

Eintrag saurer Niederschläge


 HCl, H2CO3
 HNO3, H2SO4

Oxidation von NH4+ und NH3


 Aus Pflanzenresten
R-NH2 + H2O + H+ NH4+ + R-OH
(N-Mineralisierung oder Ammonifikation)
NH4+ + 2O2 NO3- + 2H+ + H2O
(Nitrifikation)
Weitere Quellen für NH4+
 aus Düngern
 aus der Atmosphäre (stammt überwiegend aus Emissionen der Landwirtschaft)
Oxidation von Fe2+, Mn2+, Fe-Sulfiden

Fe2+ + 1/4 O2 + 3/2 H2O FeOOH + 2H+


FeS2 + 33/4 O2 + 21/2 H2O FeOOH + 2H2SO4

Der Boden als Puffersystem


Im Boden wirken verschiedene Puffersysteme, die H+-Ionen reversibel oder irreversibel binden
(verbrauchen) und damit den pH-Wert stabilisieren können. Der pH-Wert wird auf einem
bestimmten Niveau gehalten, bis die Puffersubstanz verbraucht ist. Dabei hängt der
Pufferbereich von der Säurestärke der protonierten Puffersubstanz ab, die dem Puffersystem
zugrunde liegt. Je schwächer die entsprechende Säure ist, desto höher liegt der pH-Bereich, in
dem sie puffert. Im Boden wirken verschiedene Puffersysteme:

 Carbonatpuffer
CaCO3 + CO2 + H2O Ca (HCO3)2
CaCO3 + H+ Ca2+ + HCO3-

In carbonathaltigen Böden wird der pH-Wert durch die Löslichkeit des CaCO3 und den
CO2-Partialdruck (PCO2) bestimmt:
pH = -0,67 log PCO2 + 7,23
für PCO2 = 0,03 - 1,0 kPa liegt der wirksame pH-Bereich des Carbonatpuffers
zwischen 8,2 - 7,2
Das Carbonat löst sich bei dieser Pufferreaktion auf und wird als lösliches Hydrogencarbonat
ausgewaschen. Solange in Böden feinverteiltes Carbonat vorhanden ist, sinkt der pH-Wert nicht
unter ca. pH 7.
 Variable Ladungen

Bodenkunde Bodenacidität - 3 -
Wichtigste Bodenbestandteile mit variabler Ladung: Organische Substanz, Eisen- und
Aluminium(hydr)oxide; Tonminerale sind von geringerer Bedeutung. Im neutralen bis schwach
sauren pH-Bereich sind diese meist mit Ca2+ belegt. Protonen werden wie folgt gebunden:
-
R-COO Ca2 + + H+ R-COOH + Ca2 +

[ Fe-O ]- Ca2 + + H+ [ Fe-OH] 0 + Ca2 +


Bodenökologie, Gisi, 1997
[ Fe-OH] + H+ [ Fe-OH2 ]+

Pufferbereich pH 5,7 – 4,9

Durch diese Pufferreaktionen werden basisch wirkende Kationen von den Austauscherplätzen
verdrängt. Bei nachfolgender Auswaschung werden sie aus dem Boden vollständig entfernt.
Unterhalb ihres Ladungsneutralpunkts können die variablen Ladungen der Tonminerale und
Oxide ein weiteres H+ anlagern und sind dann positiv geladen. Dadurch kann die
Anionenaustauschkapazität ansteigen.
Die Säureneutralisationskapazität ist im Oberboden von Ackerböden höher als im Unterboden,
bei gleichem pH, da sie mehr organische Substanz enthalten. KAK und austauschbares Ca
können durch Kalkung im Oberboden stärker erhöht werden als im Unterboden.

 Silicate
Reaktionen mit Silicaten, insbesondere Tonmineralen (Protolyse), und (Hydr)oxiden.
Die Pufferung durch Silicate besteht in der Protonierung der Si-O-Me-Gruppen (s.
Silicatverwitterung). Dabei entstehen Silanol-Gruppen (-Si-OH), und Metallkationen werden aus
silicatischer Bindung freigesetzt.

-(SiO)K + H+ -(SiOH) + K+
-(SiO)3Al + 3H+ -(SiOH)3 + Al3+ (unter pH 5)

Pufferbereich 5,0 – 4,2


Es kommt zur Freisetzung von Kationen (K, Na, Mg, Al) aus Silicaten, die dabei zerstört werden.
Die freigesetzten Aluminiumionen hydratisieren und werden entweder in die Zwischenschichten
von Tonmineralen eingebaut oder an den äußeren Oberflächen sorbiert. Sie ersetzen dann K,
Na, Mg und Ca an den Austauschern.

 Aluminium- und Eisenoxidhydroxide


Protonierung von OH-Gruppen am Aluminiumhydroxid und dessen Auflösung,
Pufferbereich < pH 4,2
Al(OH)3 + 3H+ Al3+ + 3H2O

FeOOH + 3H+ Fe3+ + 2H2O (nur bei pH <3)

Saure Niederschläge wirken sich besonders in schwach gepufferten, sandigen Böden (meist
forstlich genutzt) stark auf den pH-Wert aus.
In landwirtschaftlich genutzten Böden wird die natürliche und anthropogene Versauerung durch
Kalkung kompensiert. Außerdem ist hier die Versauerung durch die Oxidation von Düngern 4-16
mal höher als durch saure Niederschläge.

Bodenkunde Bodenacidität - 4 -
Ein besonderes Problem stellen stark saure Böden dar, die aufgrund der Oxidation von Pyrit
entstanden sind. Dies sind die sog. Acid sulfate soils. Sie bilden sich bei Trockenlegung von
sulfidhaltigen Küstensedimenten sowie auf pyrithaltigen Kippen des Braunkohletagebaus oder
Halden des Steinkohlebergbaus. Ihre (Re)kultivierung ist erst möglich, wenn die pH-Werte
angehoben wurden.

 Kalkung
Zufuhr neutralisationsfähiger basischer Stoffe: Kalkstein, Mergel, Dolomit, Branntkalk (CaO) bewirkt
 Beseitigung von austauschbarem Al, das pflanzenschädlich ist und den Ertrag verringern kann
 Erhöhung der KAKeff und der Basensättigung
 Verhinderung der Zerstörung von Silicaten
Weitere Wirkungen
 Zufuhr von Ca
 Veränderung der Nährstoffverfügbarkeit: Mg, Mn, P
 Erhöhung der biologischen Aktivität und damit Effekt auf Gefügebildung (Regenwürmer),
schnellerer Umsatz der organischen Reste, in Waldböden Verbesserung der Humusform
(Rohhumus  Moder  Mull)
Bei der Kalkung kommt es zu einer Entprotonisierung protonisierter Positionen; man kann nicht
den pH der Bodenlösung erhöhen, ohne die sorbierten H+ zu neutralisieren.
Der optimale pH-Bereich ist bodenspezifisch.

pH-Wert 3,8 4,2 5 6,2 6,5


starke Säuren H2CO3
Puffersysteme Oxide von Silicate CaCO3
Fe Al Austauscher
ackerbaulich relevante
<5,0 5,0 - 6,5 >6,5
pH-Bereiche

humose E
Kalkbedarfseinstufung je nach

Sandböden r
h
a kein
andere l
Sandböden t Kalkbedarf
u
n
lehmige g
Sandböden
s
k
Gesundungskalkung a
sandige und l
schluffige k
Bodenart

Sandböden
u
n
tonige g
Lehm- und
Tonböden
Wörterbuch der Bodenkunde, Hintermeier-Erhard und Zech, 1997

Bodenkunde Bodenacidität - 5 -
Bodentemperatur
Die Bodentemperatur beeinflusst
 Materialeigenschaften der Bodenbestandsteile (z.B. Oberflächenspannung, Viskosität der
Bodenlösung)
 Geschwindigkeit chemischer Reaktionen
 Stoffwechsel und Wachstumsprozesse von Organismen (z.B. Keimung von Samen,
Wachstum von Mikroorganismen)

 Wärmetransport
erfolgt durch drei Transportmechanismen
 Strahlung
Wärmetransport über Ausbreitung elektromagnetischer Wellen; besonders wichtig für den
Energieaustausch mit der Atmosphäre an der Bodenoberfläche
 Wärmeleitung
wichtigster Wärmetransportmechanismus in humiden Böden
 Strömung (Konvektion)
z.T. durch Wasserdampftransport, im Untergrund durch Wasserfluss (Grundwasser)

 Thermische Eigenschaften der Bodenbestandteile

Der Zusammenhang zwischen Temperatur und Wärme einer Substanz wird durch ihre Wärme-
kapazität ausgedrückt. Die volumetrische Wärmekapazität (CV) ist die Wärmemenge, die einer
Volumeneinheit Boden zugeführt werden muss, um die Temperatur um ein K (oder Grad C) zu
erhöhen (bei konstantem Druck). Sie setzt sich additiv aus den Wärmekapazitäten der einzelnen
Phasenbestandteile zusammen. Die Wärmeleitfähigkeit KH ist eine materialspezifische
Konstante. Die Wärmediffusivität DH (DH = KH/CV) charakterisiert die Geschwindigkeit, mit der
sich eine Temperaturwelle durch Wärmeleitung im Boden ausbreitet.

volumetrische Wärme- Wärme-


Wärmekapazität leitfähigkeit diffusivität
CV KH DH x 10-2 Thermische Eigenschaften ver-
Substrat (J cm-3 K-1) (mJ cm-1K-1s-1) (cm2s-1) schiedener Bodenbestandteile
Wasser 4,2 6 0,14 aus Gisi (1997)
Eis (bei 0°C) 1,9 22 1,15
Luft 1,3 x 10-3 0,3 20
Quarz 2,0 88 4,4
Tonminerale 2,0 30 1,5
organische 2,5 2,5 0,1
Substanz

Da die Zusammensetzung der festen Bodenbestandteile im allgemeinen als konstant


angenommen werden kann, sind die Wärmekapazität, die Wärmeleitfähigkeit und damit auch
die Wärmediffusivität eines Bodens vor allem vom Wassergehalt abhängig.

Bodenkunde Einführung - 1 -
10-1

Wärmeleitfähigkeit λ (J cm-1s-1K-1)
Quarz
Calcit
Wärmeleitfähigkeiten von Mineralböden und
Torfen als Funktion des Wassergehalts.
bö den Granit
Aufgrund ihrer hohen OS-Gehalte leiten Torfe die
10-2
in eral Eis
M Wärme nicht so gut wie Mineralböden (rechts:
Wasser Leitfähigkeiten einiger Bodensubstanzen)

fe aus Wörterbuch der Bodenkunde


10-3 Tor Humus (Hintermaier-Erhard und Zech)

Ton
(trocken)
10-4 Luft

0 20 40 60 80
Wassergehalt θ (Gew. %)

Die Wärme(energie)aufnahme des Bodens ist abhängig von der Albedo (Wärme-, Lichtrück-
strahlung der Bodenoberfläche). Die Albedo wiederum ist abhängig von Bodenfarbe und
Vegetationsbedeckung:
 dunkle Farbe = geringe Abstrahlung bzw. hohe Wärme(energie)aufnahme
 helle Farbe = hohe Abstrahlung bzw. geringe Wärme(energie)aufnahme
d.h. also dunkle, humusreiche Böden haben eine hohe Aufnahme, helle, humusarme Böden eine
geringe;
Nasse Böden erwärmen sich nur langsam, weil viel Energie zum Erwärmen des Wassers
benötigt wird, trockene erwärmen sich schnell. Extremsituation bei Moorböden: dunkel, nass,
schlechte Wärmeleitfähigkeit und –diffusivität.

 Temperaturregime
Die Bodentemperatur ist starken räumlichen und zeitlichen Schwankungen unterworfen. Das
Temperaturregime eines Bodens wird durch einen Tages- und Jahresgang der Temperatur
geprägt. Dieser ist wiederum bedingt durch den Tages- und Jahreszyklus der solaren
Einstrahlung.
Der Tagesgang der Temperatur im Boden und in der bodennahen Luftschicht ist in der
folgenden Abb. dargestellt. Die Temperatur der bodennahen Luftschicht ist tagsüber höher als
in der Nacht, dagegen ist nachts die Temperatur der obersten Bodenlagen höher als die der
bodennahen Luftschichten. Generell finden wir eine zunehmende Amplitudendämpfung und -
verschiebung mit zunehmender Bodentiefe.

Tiefe(cm)
0 Jahresgang der Temperatur in
1 verschiedenen Bodentiefen. Je tiefer
Tiefe(m) im Boden, umso stärker ausgeprägt
Temperatur (°C)

20 5
0,5
ist die Phasenverschiebung des
1,0 10 Temperaturgangs (z.B. wird in 12 m
50 Tiefe das Temperaturmaximum erst im
4,0
10 Februar erreicht).
12,0 aus Wörterbuch der Bodenkunde
(Hintermaier-Erhard und Zech)

5
J F M A M J J A S O N D J F M A M 0 6 12 18 24
Monat des Jahres Tageszeit (h)

Bodenkunde Einführung - 2 -
Bodenlebewesen (Edaphon)
Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen, zusammengesetzt aus

 Bodenflora Bakterien (Prokaryoten)


Archaeen (Prokaryoten)
Pilze
Algen
unterirdische Pflanzenorgane

 Bodenfauna Protozoen
Nematoden
Mollusken (Weichtiere),
Anneliden (Ringelwürmer),
Arthropoden

Einteilung der Organismen in Böden nach der Körpergröße:


Mikroflora, Mikrofauna, Mesofauna, Makrofauna
Mikroflora und Mikrofauna = Mikroorganismen
Oberirdische Pflanzenteile sind Produzenten der organischen Substanz (durch
Photosyntheseleistung)
viele Bodentiere sind Konsumenten (Verbraucher) der Pflanzenmasse
Mikroorganismen und einige Kleintiere sind Reduzenten (Zersetzer oder Destruenten),
die organisches Material weiterverwerten und zu anorganischen Endprodukten umwandeln
(= Mineralisierung)
aus diesem Stoffkreislauf gewinnen Organismen Energie und Baustoffe für den Körperaufbau
weniger als 5 % der Bodenbakterien und nur wenige Archaeen bisher kultivierbar
Funktion im Boden nur teilweise bekannt

Lebensweise und Funktion der Organismen in Böden

Ernährungsweise der Bodenorganismen


Energie- und Nährstoffquelle nötig
 phototroph: Strahlungs- (Licht)Energie als Energiequelle
 chemotroph: Energie aus der Oxidation von chemischen Stoffen
 (C-)autotroph: Kohlenstoff aus anorganischen Quellen
 heterotroph: Kohlenstoff aus organischen Verbindungen

4 Grundernährungstypen
 Photoautotrophe Organismen
Licht als Energiequelle, CO2 als C-Quelle
höhere Pflanzen (oberird. Teile), Algen, Cyanobakterien
photoautotrophe Bakterien im Boden unbedeutend

Bodenkunde Bodenlebewesen - 1 -
 Photoheterotrophe Organismen
Energie aus Sonnenlicht, C aus org. Substanzen, im Boden unbedeutend

 Chemoautotrophe Organismen
Energie aus Oxidation anorg. Verbindungen, CO2 als C-Quelle
wichtige spezialisierte Bodenbakterien, z.B. Nitrifizierer (Oxidation von NH4+, NO2-)
S-Oxidation durch Thiobacillus

 Chemoheterotrophe Organismen
organische Verbindungen als Energie- und C-Quelle
alle Tiere (incl. Protozoen), alle Pilze, die meisten Bakterien, unterird. Pflanzenorgane

Mikrobielles Wachstum

Wachstumskinetik zweier Populationstypen (A, B) von Bodenmikroorganismen in Abhängigkeit von der


Substratkonzentration (KM = Michaelis-Menten-Konstante, µ = spezifische Wachstumsrate) (aus Gisi 1997)

µmax (A)
Spezifische
Wachstums- A
rate µ zymogen
µmax (B)
B
½ µmax (A) autochthon

½ µmax (B)

KM (B) KM (A) Substratkonzentration

 autochthone Bodenorganismen (Populationen)


an niedriges Nährstoffangebot angepasst
bei niedrigem Nährstoffangebot kompetitiver als andere Populationen
immer im Boden gegenwärtig
wachsen bei plötzlichem Nährstoffangebot rasch
gehen bei Nährstoffentzug sofort in Ruhestadium
überdauern lange
 zymogene Bodenorganismen (Populationen)
in speziell nährstoffreichen Situationen wichtig
müssen sich erst der neuen Nährstoffsituation anpassen
bei höherer Stoffzufuhr kompetitiver als andere Populationen
bei niedrigem Stoffangebot kaum kompetitiv
sind kein dauernder Anteil der mikrobiellen Gesamtpopulation des Bodens
werden leicht überschätzt, da leichter (auf Agrarmedien) zu isolieren

Bodenkunde Bodenlebewesen - 2 -
Bakterien
klein, 0,5 - 2 µm
(meist) einzellig
keine Kernhülle, Prokaryoten
Form unterschiedlich: Kokken, Stäbchen, Spirillen, Vibrionen
wichtige Organismengruppe in Böden
empfindlich gegen Austrocknung
einige Formen bilden ausdauernde Endosporen oder Kapseln
Lebensraum: dünner Wasserfilm um Bodenpartikel und Rhizosphäre
beweglich nur durch Geißeln oder passiv mit dem Bodenwasserstrom
bevorzugen neutrale bis basische Umgebung
meist (chemo)heterotroph, Energie und C aus löslichen organischen Verbindungen, Zersetzung
durch Veratmung oder Vergärung
wenige spezialisierte chemoautotrophe Organismen: Nitrosomonas, Nitrobacter, Thiobacillus:
Energie aus der Oxidation von anorganischen Verbindungen (NH4+, NO2-, S2-, S0), C aus CO2
Zahl der Bakterienzellen ist sehr hoch, besonders in landwirtschaftlich genutzten Oberböden:
106 bis 109 Individuen / g Boden

 Myxobakterien
heterotroph, ernähren sich meist von anderen Bakterien; Cellulosezersetzer

 Actinobakterien (früher Actinomyceten oder „Strahlenpilze“)


heterotroph, filamentös wachsend, d.h. stäbchen- oder kokkenförmige Zellen werden durch
schleimartige Zellwandbestandteile zusammengehalten, bilden sogenanntes Pseudomycel,
aber feiner (1 µm Durchmesser) als Pilzmycel
z.B. Actinomyces, Nocardia, Streptomyces
häufige Bodenbakterien, etwa 1-10 % der gesamten Bakterienpopulation
Lebensraum: Maximum in 5-10 cm Bodentiefe
fehlen in der Streulage, besiedeln organisches Material, greifen vor allem schwer zersetzbare
Substanzen an (Lignin, Chitin, Stärke)
viele Actinomyceten produzieren Antibiotika (Streptomycin, Choramphenicol, Tetracycline)
mitverantwortlich für charakteristischen Erdgeruch
Gattung Frankia: symbiontische Stickstoff-Fixierung bei nichtleguminosen Angiospermen

 Cyanobakterien (früher Blaualgen)


Cyanobakterien sind photoautotroph, deshalb Lebensraum auf die obersten mm des Bodens
beschränkt
Viele Cyanobakterien können N2-Fixierung betreiben

 Archaeen
einzellig, Prokaryoten, 0,4 - 100 µm, meist etwa 1 µm
an extreme Milieubedingungen angepasst
(Temperaturen >80°C, hochkonz. Salzlösungen, ph-Werte bis 0 oder >10)
bisher kultivierte Arten extremophil, z.T. autotroph, z.T. heterotroph, häufig anaerob
Bedeutung im Boden erst wenig bekannt
Ammoniumoxidation durch Crenarchaeota
Methanogene Archaeen in Reisböden für Methanbildung in der Rhizosphäre verantwortlich

Bodenkunde Bodenlebewesen - 3 -
Pilze
Eukaryoten, Zellen (in meisten Stadien) mit Wand, nur heterotrophe Organismen
aus Einzelzellen (z.B. Hefen) oder längl. zusammenhängende Zellen, d.h. Hyphen (Pilzfäden),
bilden Mycel, viele m lang; Durchmesser der Hyphen: 3 - 10 µm
bevorzugen eher neutrale bis saure Umgebung
Pilze dringen durch Hyphenwachstum in neue Substrate vor, können sich also neue Nährstoff-
quellen erschließen
wesentlich am Abbau der org. Substanz im Boden beteiligt, Enzymsystem zum Abbau von
Lignocellulosen
Anzahl der Pilzindividuen schwer zu erfassen
etwa 50 bis 500 x kleiner als Bakterienzahl, aber Biomasse der Pilze bis 5 x größer
Mykorrhiza: Symbiose mit Pflanzenwurzel

Algen
photoautotroph, meist einzellig, bilden auch Kolonien oder Filamente
Lebensraum vor allem an der Bodenoberfläche oder in den obersten mm des Bodens
Bodenalgen meist zu den Grünalgen gehörend, z.B. Chlamydomonas, Chlorella
etwa 103 bis 104 Individuen / g Boden

Unterirdische Pflanzenorgane
1 - 6 g Trockensubstanz / Liter Boden (0,1 - 1,5 kg m-2)
2-3fache Biomasse sämtlicher Bodenmikroorganismen und –tiere;
überwiegend Wurzeln
größere Speicherwurzeln, Zwiebeln und Rhizome (unterird. Sprossorgane), heterotroph
geben organische Substanzen als Exsudate an Boden ab
variabler Anteil der gesamten Pflanzenbiomasse im Boden
besonders hoch bei Dauergrünland (50-70 %)

Pflanze Samenexsudate Wurzelexsudate


(mg pro 1000 Samen) (mg pro 1000 Pflanzen)

Gerste 240 430


Weizen 200 500
Gurke 110 620
Bohne 520 560 (aus Gisi 1997)

Bodentiere
 Protozoen
eukaryotische Bodentiere
3 Gruppen:
 Flagellaten (Geißeltierchen)
 Rhizopoden (Wurzelfüßer, = Amöben)
 Ciliaten (Wimpertierchen)
Lebensraum: wassergefüllte Poren, Wasserfilm um Bodenpartikel
häufigste Bodentiere: 104 bis 106 Individuen / g Boden
fressen überwiegend Bakterien, aber auch Pilze, Algen und pflanzl. Material

Bodenkunde Bodenlebewesen - 4 -
 Nematoden (Fadenwürmer)
10 - 1000 Individuen / g Boden
Lebensraum: Wasserfilm, Rhizosphäre
Lebensweise: Räuber, Mikrophagen, Omnivoren, z.T. Parasiten (Pflanzen, Tiere)
 Anneliden (Ringelwürmer)
2 wichtige Gruppen:
 Enchyträen: weiße/durchscheinende Würmer, kleiner als Lumbriciden, besonders in
Waldböden, wesentlich geringere Biomasse als Regenwürmer
 Lumbriciden (Regenwürmer)
3 Kategorien nach Lebensform:
 Streubewohner (epigäisch)
 Horizontalbohrer (endogäisch)
 Vertikalbohrer (anözisch)
auch Intermediärformen
5 % der Biomasse des Bodens
wichtig für Bioturbation, Strukturbildung, Durchlüftung, Entwässerung
bohren sich durch den Boden, produzieren Bioporen, mit Losungstapeten
fressen Streu, z.T. auch Mineralboden, Transport in tiefere Bodenlagen, Ablagerung von
Regenwurmkot häufig auf Bodenoberfläche
Bildung von organo-mineralischen Komplexen während der Darmpassage
wichtige Funktion im N-Kreislauf, Mobilisierung von P

 Arthropoden (Gliederfüßer)

Typische Vertreter von Bodenarthropoden


(aus Gisi 1997)

Bodenkunde Bodenlebewesen - 5 -
Anzahl und Biomasse der Bodenorganismen
Anzahl lebender Organismen (in Zehnerpotenzen)
-2 0 2 4 6 8 10 12 14
1. Bakterien (inkl. Actinomyceten) 3 Ac
2. Pilze (Hefe- und Fadenpilze) 2
3. Protozoen 5
4. Algen 11
5. Nematoden 6
6. Milben 12
7. Springschwänze 13
8. Enchyträen 7
9. Regenwürmer 4
10. Tausendfüßer (Hu und Do) 10 HuDo
11. Fluginsekten (Käfer, Larven) 9
12. Schnecken 8
13. Asseln 14
14. Webespinnen 15

Anzahl lebender Organismen (Mini- und Maximalwerte) in 1 dm3 von land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden.
Ac = Actinomyceten; Hu = Hundertfüßer; Do = Doppelfüßer.
Die Zahlen 1-15 vor bzw. nach den Organismengruppen bedeuten Rang bezüglich Anzahl bzw. Biomasse
Anzahl Organismen dm-3 (~Anzahl kg-1 Trockengewicht Boden), dividiert durch 1000, ergibt Anzahl g-1 Boden.
Anzahl Organismen dm-3 x 100 x 2 ergibt Anzahl pro m2 und 20 cm Bodentiefe. (aus Gisi 1997)

Zur Beurteilung der Funktion und Umsatzleistung von Bodenorganismen ist Biomasse
wichtiger als Zahl

Biomasse der Bodenorganismen


Organismengruppen Biomassea) Biomasse
in g pro m2 u. 20 cm Tiefe in %
durchschn. min. - max. mit / ohne Pflanzen
b)
1 unterirdische Pflanzenorgane 600 100 - 1500 50 -
2 Pilze (Hefe- u. Fadenpilze) 2 350 100 - 1000 29 58,5
3 Bakterien (inkl. Actinomyceten) 1 150 50 - 500 13 25
4 Regenwürmer 9 60 20 - 400 5 10
5 Protozoen 3 25 10 - 100 2 4
6 Nematoden 5 4 1 - 20 0,3 0,7
7 Enchyträen 8 2 1 - 30 0,2 0,3
8 Schnecken 12 2 1 - 30 0,2 0,3
9 Fluginsekten (Käfer, Larven) 11 2 1 - 20 0,2 0,3
10 Tausendfüßer (Hundertfüßer) 10 2 0,5 - 2 0,1 0,3
11 Algen 4 1 1 - 10 - 0,2
12 Milben 6 1 1 - 10 - 0,2
13 Springschwänze 7 1 1 - 10 - 0,2
14 Asseln 13 - 0,5 - 2 - -
15 Webespinnen 14 - 0,1 - 1 - -
1200 300 - 3600 100 100
1-15 = Rang bezüglich Biomasse, 1-14 = Rang bezüglich Anzahl
a) Biomasse in g m-2 x 10 / Bodentiefe (dm) ergibt Biomasse mg dm-3
b) Zum Vergleich: Wert für Nekromasse (Humus) ist ca. 8000 g m-2 (aus Gisi 1997)

Bodenkunde Bodenlebewesen - 6 -
Nahrungsnetz im Boden hat komplexe Struktur
Primär- Primärzersetzer Sekundärzersetzer Primäre Räuber Sekundäre Räuber
produzenten primäre Konsumenten sekundäre (Zoophagen) (Zoophagen)
primäre Reduzenten Konsumenten Nekrophagen Nekrophagen

mykophage
Nematoden
rhizophage
Nematoden
Sproß mykophage
Springschwänze
rhizophage
Schnecken
mykophage
F zoophage
F Spinnen F
symbiotische Milben

Wurzel
Pilze
bakteriophage
F
zoophage Käfer zoophage
symbiotische Milben
Nematoden
Bakterien zoophage
mikrophytophage
Protozoen Nematoden
saprophytische
Humus Bakterien F
bakteriophage zoophage
Nematoden Tausendfüßer F
saprophytische
Pilze
saprophage pantophage
phytophage Milben Nematoden
Regenwürmer F
F saprophage
phytophage Springschwänze
Larven, Käfer
saprophage
Nematoden

Nahrungsnetz beim Abbau des organischen Materials durch Bodenorganismen an einem Wiesenstandort.
F = Fäzes (Detritus, Kot); Pfeile symbolisieren die Richtung des Kohlenstoff- und Nährstoffflusses
(aus Gisi 1997)

Lebensraum der Bodenorganismen


abhängig von verschiedenen Faktoren
 Zugänglichkeit bestimmter Bereiche des Bodens für Organismen abhängig von Körpergröße
1 5 10 50 100 500 mm
0,05 0,1 0,5 1 5 10 50 100 500 1000 µm
Ton Schluff Sand Kies / Steine Blöcke
Feinporen Mittelporen Grobporen, Risse, Wurm- / Wurzelkanäle
Bakterien osmotroph
Pilze osmotroph
Algen
Wurzel- Feinwurzeln Grobwurzeln, unterirdische
haare Pflanzenorgane
Protozoen mikrophytophag
Nematoden * mikro-, makro-phytophag
Milben mikrophyto-, zoo-, makrophyto-,sapro-phag
Mikroarthropoden Urinsekten inkl.
Springschwänze mikrophyto-, makrophyto-,sapro-phag
Enchyträen * mikro-, makro-phytophag
( * Körperlänge) Regenwürmer * saprophag
Webespinnen zoophag
Fluginsekten makrophyto-, sapro-, zoo-phag
Asseln saprophag
Tausendfüßer zoo-, makrophyto-phag
Schnecken makrophytophag
Mikroflora + Mikrofauna
= Mikroorganismen Meso- Makro- Mega-fauna

Körperdurchmesser (Körperlänge) von Bodenorganismen im Vergleich zu Poren- und Partikeldurchmesser


(aus Gisi 1997)

Bodenkunde Bodenlebewesen - 7 -
 Nährstoffangebot; Wassergehalt, pH-Wert im Boden, Bodenklima

1/1 100

Stoffmenge resp. Organismenanzahl


(verglichen mit Wurzeloberfläche)
1/2 50
1/8 12,5 Pilze
1/4 25
Fructose Bakterien
1/8 12,5
1/16
Glycin
0
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18
Abstand von der Wurzeloberfläche (mm)
Fructose
Bakterien
Glycin
Pilze
Stoffmengen (Fructose, Glycin) und Organismenanzahl (Bakterien, Pilze) in der Rhizosphäre.
Ausgangswert an der Wurzeloberfläche = 100% (1/1)

Bodenkunde Bodenlebewesen - 8 -
Allgemeine Bodenkunde

Einführung in die Bodenkunde I (WS)

Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner


Dr. Hans Heinrich Becher
Dr. Peter Schad

Lehrstuhl für Bodenkunde


TU München
85350 Freising-Weihenstephan

Tel. 08161 / 713677 • 715174


Fax 08161 / 714466
e-mail: koegel@wzw.tum.de
http://www.wzw.tum.de/bk/

Grundlagen der Bodenkunde in 2 Veranstaltungen:


 Allgemeine Bodenkunde im WS
(Ausgangsmaterial, Eigenschaften und Prozesse in Böden, Bodengenese und -systematik)

 Angewandte Bodenkunde im SS
Teil 1 im Hörsaal, Teil 2 Geländeübungen

Bodenkunde Einführung - 1 -
Allgemeine Bodenkunde (Gliederung und Inhalte)
1. Böden: Einführung
Definition, Entstehung, Funktionen

2. Die Bodenfestphase
Anorganisches Ausgangsmaterial
Minerale und Gesteine, physikalische und chemische Verwitterung,
primäre und sekundäre Minerale (Tonminerale, Oxide und Hydroxide)
Körnung (Kornformen, Oberfläche, Korngrößenfraktionen, Bodenart)
Organisches Ausgangsmaterial
Pflanzenreste, Abbauprozesse, Humusbildung

3. Der Boden als Drei-Phasen-System


Phasenverteilung (Gasphase, Flüssigphase, Festphase),
Gefüge und Strukturdynamik, Wärmehaushalt, Wasserhaushalt

4. Der Boden ist belebt


Bodenlebewesen (Edaphon: Pilze, Algen, Bakterien, Fauna),
Funktion, Ernährungsweise, Anzahl und Biomasse

5. Interaktionen Bodenmatrix – Bodenlösung


Zusammensetzung der Bodenlösung, Oberflächen in Böden
Adsorption und Ionenaustausch (Kationen/Anionen),
Bindung von Nähr- und Schadstoffen, Bodenacidität und Puffersysteme

6. Redoxprozesse
Redoxpotential, Redoxreaktionen,
Redoxverhältnisse im Boden, Profilausprägung

7. Bodengenese
Entstehung von Böden in Abhängigkeit von Ausgangsgestein und Wasserhaushalt

Literatur
Scheffer-Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde
Spektrum Akademischer Verlag, 15. Auflage, Heidelberg, 2002;
Gisi U., Bodenökologie
Thieme-Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 1997;
Hintermaier-Erhard und Zech, Wörterbuch der Bodenkunde
Enke-Verlag, Stuttgart, 1997
Blum W., Bodenkunde in Stichworten
Gebr. Borntraeger, Berlin, 6. Auflage, 2007;
www.bodenwelten.de

Bodenkunde Einführung - 2 -
1. Einführung
1.1 Was ist Boden?
Boden = Umwandlungsprodukt der Lithosphäre, das sich an Ort und Stelle unter dem Einfluß von
Atmosphäre und Organismen bildet oder gebildet hat;
Böden entstehen als oberste Schicht der Erdkruste, die physikalischen, chemischen und
biologischen Prozessen unterworfen ist.
Pedosphäre - schmaler Grenzbereich der Erdoberfläche, in der sich Lithosphäre, Hydrosphäre und
Atmosphäre überlagern

Bodenbildung Lebewesen

Klima

 Verwitterung des Ausgangsgesteins


­ Zerkleinerung und chemische Umwandlung Boden

 Ansiedlung von Pflanzen  Humusbildung Gestein

Zeit

Pedosphäre Kompartiment

Atmosphäre

Baum-

Strauch-
Kraut-
Moosschicht Biosphäre
Auflagehumus
Oberboden

Pedosphäre
Unterboden

Lithosphäre
Hydrosphäre Rehfuss, 1990

1.2 Spezifische Eigenschaften der Pedosphäre


drei Phasen:
Gasphase, Flüssigphase und Festphase (anorganisch, organisch)
 entsprechend drei Lebensräumen, die durch diese Phase charakterisiert sind: Atmosphäre,
Hydrosphäre und Lithosphäre
 Wechselwirkung kontaktierender Sphären  Pedosphäre (oder der Boden)
 drei Phasen Luft, Wasser, Festphase überlagern sich zeitlich und örtlich

10-4m3

Vernetzung von
Festphase (Bodenmatrix aus mineralischer Phase u. Humus)
Gasphase (Bodenluft)
Flüssigphase (Bodenwasser)

Daraus ergeben sich spezifische Eigenschaften, die die Pedosphäre definieren und sie zu einem
eigenen Kompartiment der belebten Erdoberfläche machen.

Bodenkunde Einführung - 3 -
Grenzflächen und Stoffgradienten
Pedosphäre hat starke Strukturierung: extrem große und vielfältig geformte, innere (spezifische)
Oberfläche mit intensivem Stoffaustausch
 Gradienten im Boden werden nur sehr langsam ausgeglichen (im Gegensatz zu Hydrosphäre,
Atmosphäre)
 Stofftransport läuft langsam ab
Diese Grenzflächen zwischen den drei Phasen haben große Bedeutung als Zonen des stärksten
Stoffaustausches und der intensiven Besiedlung.
Die Bodenbildung findet an der Grenzfläche Atmosphäre/Lithosphäre statt

Grenzflächen als Ort Atmosphäre


der Bodenbildung

totes organisches Material (2) min. Menge max.

2 1m
3
1
Porenvolumen (1) anorganisches Material (3)

Lithosphäre
aus Gisi, Bodenökologie, 1997 Tiefe

Begrenzung: Streuoberkante bis Gesteinsoberkante


Dicke: wenige cm bis mehrere Meter; meist 1-2 m

Boden und Landschaft


Pedosphäre = Kontinuum, das die Kontinente überzieht; keine klaren, vorgegebenen Grenzen
Während der Bodenbildung entstehen neue Stoffe aus Stoffen der
Lithosphäre: Gestein = anorganisches Ausgangsmaterial, bildet Mineralkörper
Phytosphäre: Pflanzenreste = organisches Ausgangsmaterial, bildet Humuskörper
 (pedogene) Minerale = anorganische Feststoffe
 Humus = organische Feststoffe

Böden sind vielfältig


Alter der heutigen Böden in Mitteleuropa: etwa 10.000 Jahre
Beginn der Bodenentwicklung nach der letzten Eiszeit
Rendzina Braunerde Braunerde-
Braunerde-Podsol Niedermoor Gley aus Niederterrassen-
(Terebratulabank des Wellenkalks) aus Grauwacke und Schiefer geschichtet über Gyttja schotter über Geschiebe

Zezschwitz 1971 aus: AID Göldenitz, Kr. Rostock Tachering bei Trostberg

Bodenkunde Einführung - 4 -
1.3 Bodenfunktionen: Pedosphäre als Lebensraum für Bodenorganismen
Böden sind selbständige Naturkörper mit spezifischen Eigenschaften und Funktionen:
nährstoffreich, gepuffert, kleinräumig sehr heterogen;
komplexes Substrat, mit großer spezifischer Oberfläche;
 vgl. Atmosphäre: unwirtlich für Organismen, da nährstoffarm, extreme Klimaschwankungen;
 vgl. Lithosphäre: sehr schwer besiedelbar, Licht (als Energiequelle) fehlt, geringe Oberfläche;
 vgl. aquatische Systeme: relativ nährstoffarm, gut besiedelt, aber Organismendichte geringer,
meist über das ganze Tiefenprofil verteilt;

Wechsel der Lebensbedingungen beim Übergang ins Bodeninnere


 starke Temperaturschwankungen  schwache Temperaturschwankungen
 niedrige relative Luftfeuchtigkeit  sehr hohe relative Luftfeuchtigkeit
 Licht  völlige Dunkelheit

Lebensraum Boden: Umweltbedingungen an der Grenzfläche Atmosphäre/Boden


Luftfeuchtigkeit
Höhe Biomasse Pfl.
Licht

Anzahl MO
min.
0
max.

aus Gisi, Bodenökologie, 1997


Tiefe Temperatur 10 cm

Folge: photoautotrophe Organismen (Algen, oberirdische Pflanzenteile) an Erdoberfläche 


chemoheterotrophe Organismen (Bakterien, Pilze, Pflanzenwurzeln, Tiere) im Boden
Organismenmaximum (Biomasse oder Anzahl) an der Bodenoberfläche

Böden besitzen ein System von Poren mit unterschiedlichen Durchmessern - dient den
Bodenorganismen (Edaphon) als Lebensraum
 Feinporen (< 0,2 µm):
unbesiedelt
 Mittelporen (0,2 – 10 µm):
Bakterien, Pilze, Algen, Wurzelhaare, Protozoen
 Grobporen & Sekundärporen (> 10 µm):
Wurzeln, Nematoden, Milben, Collembolen und restliche Fauna

Zahl der Organismen: Biomasse im Boden; oberirdische Biomasse

Lebensraumfunktion Pflanzen
Nematoden Arthropoden
des Bodens Wurzelfresser Zerkleinern
Arthropoden
Räuber
Vögel

Nematoden
Pilz- und
Pilze Bakterienfresser

Regenwürmer

Humus
Bakterien Protozoen
Amoeben Bodentiere

Bodenkunde Einführung - 5 -
1.4 Bodenfunktionen: Produktionsmedium, Puffer, Speicher und Filter
weitere wichtige Funktionen des Bodens, zusätzlich zur Funktion, den Organismen als Lebensraum
(Standort) zu dienen
eng verknüpft mit dem Begriff intakter Boden:
Bodenfruchtbarkeit oder Produktivität = Fähigkeit eines Bodens, Wachstum und Erträge von
Organismen, vor allem von Pflanzen, zu ermöglichen
wird durch die Gesamtheit der physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften
des Bodens und deren Wechselwirkungen bestimmt:
 Gründigkeit (durchwurzelbare Tiefe),
 Textur und Struktur,
 Luft- und Wasserhaushalt,
 Säuregrad (pH),
 Redoxpotential,
 Humushaushalt,
 Sorptionseigenschaften (Bindung von Nähr- u. Schadstoffen) und Nährstoffhaushalt,
 Wärmehaushalt,
 Gehalt und Aktivität der Bodenlebewesen.
Ertrag auch abhängig von anderen Faktoren wie Klima, Topographie, Pflanzenbestand,
Anbautechnik, Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz, Schadstoffeinwirkung, etc.
Boden reagiert auf äußere Einflüsse träger als Medien wie Wasser oder Luft, d.h. starke Pufferung
= Speicherung großer Mengen verschiedener Stoffe: Wasser, Nährstoffe, Schadstoffe in der
organischen und anorganischen Matrix (Festphase).

Der Boden ist ein wesentliches Glied im Stoffkreislauf der Landschaft.

Boden ist ein offenes System - der Bilanzierung Eintrag Austrag von Stoffen und Energie

der Stoffe (Import, Export, Speicherung) kommt


eine zentrale Bedeutung zu;
Eintrag Austrag
durch Stoff- und Energieflüsse starke Verzahnung
mit Nachbarkompartimenten.

Bodenfunktionsraum

Eintrag Austrag

Atmosphä
Atmosphäre
Atmosphäre
natürliche und künstliche Stoffzufuhr Filter- und Pufferfunktion des Bodens
(Wasser, Nährstoffe, Schwermetalle, Agrochemikalien, ...)
Bekanntes Beispiel für Pufferfunktion:
Belastung des Grundwassers mit Nitrat
Gestein Boden Pflanze
oder Pestiziden.

Grundwasser

Bodenkunde Einführung - 6 -
Nitrattiefenverlagerung bei unterschiedlicher N-Düngung

0 40 80 120 0 40 80 120 0 40 80 120 kg NO3 -N ha-1


0.3
Tiefe
(m) 2.3

4.3

6.3

8.3
659 976 1238 kg NO3 -N ha-1
Σ 0-9.8m
Ι, ΙΙ, ΙΙΙ Nitratpeaks infolge überhöhter Mittelwert
N-Düngung zu Gurken Standardabweichung

aus Maidl & Fischbeck (1987)

1.5 Bodenfunktionen: Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte


Böden mit naturhistorischer und geowissenschaftlicher Bedeutung

Fossiler Boden Seltene Bö


Böden
Schichtfolge
ehemalige Ziegelei Steinheim landesweit/
Löss, Lösslehm naturräumlich selten
(Jung-Pleistozän)
Fossiler Boden Sideritbildung
(Pleistozän) im Ampermoos bei Freising
Hochterrassenschotter
(Mittel-Pleistozän)

Kalktuff, Sinter, Alm (Holozaen)


Memmingen
aus: Geotopkataster Bayern

1.6 Bodenfunktionen: Nutzungsfunktion


Nutzungsfunktion als Rohstoff-
lagerstätte, Fläche für Siedlung und
Erholung, Standort für die land- und
forstwirtschaftliche Nutzung und als
Standort für sonstige wirtschaftliche
und öffentliche Nutzungen, Verkehr,
Ver- und Entsorgung

Bodenkunde Einführung - 7 -
Welche Probleme treten auf?
 Auswirkung der intensiven Nutzung
 Versauerung
 Erosion
 Versteppung
 Schadstoffbelastung
 Filter- und Pufferfunktion
 Bodenerhaltende Maßnahmen

Reine Verschwendung
Da auf versiegelten Flächen nur wenig Wasser versickern
kann, wird der größte Teil des Niederschlags über Kanäle
abgeführt.
Das Wasser geht ungenutzt ins Abwassersystem und steht
weder für Pflanzen oder den Menschen, noch für Neubildung
und Auffüllung der Grundwasserreservoirs zur Verfügung.

Wohin mit dem Wasser,


wenn es nicht versickern kann?

Flächenverbrauch gegenwärtig etwa 130 ha/Tag


­ entspricht etwa der Fläche der Stadt München im Jahr

Schadstoffe und Altlasten


Emissionen

Mineralöle Boden
Nitrat
Teeröle Schwermetalle
NO3-
Cl PB, Cd, Zn
PAK As, Cu, .... Dioxine/Furane
Pestizide H
N N
CH3
9
10
1
0
z.B. Atrazine C2H5 N
N
N C H 8 2

H CH3 7 3
6 0 4
5
xCl yCl

Grundwasser = Trinkwasser

Bodenkunde Einführung - 8 -
Bodenverdichtung führt zu Staunässe
Staunässe und Sauerstoffmangel haben zur Folge,
dass Abbauprozesse gehemmt werden.
Bodenorganismen brauchen ebenfalls Sauerstoff, um
die Nährstoffe im Boden umzusetzen. Fehlt dieser,
entstehen Moderprozesse.
Zusätzlich wird davon ausgegangen, dass bei
Stoffwechselprozessen unter Luftabschluss
Treibhausgase wie Lachgas (N2O) und Methan (CH4)
entstehen, die zur Klimaerwärmung beitragen.

Bodenschutz: Zielsetzung
 Böden und deren Funktionen nachhaltig zu sichern oder wiederherzustellen
 Vorsorge vor nachteiligen Einwirkungen auf den Boden
 Sorgsamer Umgang mit Böden als endlichen Ressourcen

Auszug aus dem Bodenschutzgesetz


Paragraph 1
Die Funktionen des Bodens sind nachhaltig wiederherzustellen,
schädliche Bodenveränderungen abzuwehren, der Boden und
Altlasten sowie hierdurch verursachte Gewässerverunreinigun-
gen zu sanieren und Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen
auf den Boden zu treffen

Bei Einwirkungen auf den Boden sollen Beeinträchtigungen der


natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der
Natur- und Kulturgeschichte soweit wie möglich vermieden
werden
(Bundesgesetzblatt I, 1998, 502)

Was wollen wir in der Bodenkunde wissen?


 Entstehung
 Entwicklung
 Zusammensetzung
 Eigenschaften
 räumliche Verbreitung
 ökologische Bedeutung
 Nutzung

Ziel der Vorlesung
 Verständnis
- der Eigenschaften
- des Zustandes
- der Prozesse
 Fähigkeit zur Beurteilung der Auswirkungen von Eingriffen
Ordnungsgemäße Bodennutzung: Was ist das?

Bodenkunde Einführung - 9 -
2. Die Bodenfestphase - Teil 1

Mineralische Komponente

 Geologisches Ausgangsmaterial
 Verwitterung
 Körnung

Organische Komponente

Geologisches Ausgangsmaterial

 Minerale
feste, stofflich einheitliche Bestandteile des Gesteins, natürlich vorkommende chemische Stoffe
der Erdkruste
Minerale bilden die Gesteine und die anorganische Festphase der Böden

 Gesteine

 Mineralgemisch (magmatische und metamorphe Gesteine)


Struktur: schematische Anordnung der Bausteine
Eigenschaften der Gesteine sind Funktion der Struktur
kristalline Phase: geometrisch regelmäßige Anordnung im Raum: Kristallgitter anisotrop, d.h.
physikalische Eigenschaften in verschiedene Richtungen verschieden (z.B.
Lichtbrechung, Spaltbarkeit, Härte)
amorphe Phase: feste Körper, z.B. Glas, rein zufällige, statistisch gleichartige Verteilung der
Bausteine, d.h. amorphe Körper haben in jeder Richtung physikalisch
gleiche Eigenschaften = isotrop

 Korngemisch (Sedimentgesteine)
Struktur: gleich große oder unterschiedlich große Körner eckig oder gerundet,
Zwischenräume teilweise mit anderem Material gefüllt
2.1. Magmatische Gesteine (primäre Gesteine)

Entstehung der Gesteine


 in sehr unterschiedlichem Milieu, erklärt chemische Vielfalt
 Herkunft aus Schmelze unter oder über der Erde, erkaltet bei Annäherung an die oder beim
Heraustreten an die Erdoberfläche
= Mineralgemisch aus primären Mineralen

Sekundäre Gesteine und Minerale aus Umwandlung der primären durch


 Verwitterung → Boden, Sedimentgestein
 Metamorphose
Biogenes
Diagenese Material
Kreislauf der Lithosphäre
Sch/Sch Abb. 2.1-1 Sedimente
Sediment
Gesteine Ablagerung
Transport

Metamorphose Böden
Verwitterung Pedogenese

Metamorphe
Gesteine Magmatische
Gesteine
Metamorphose
Kristallisation
Anatexis
Erkalten
Magma

primäres Material

Eigenschaften der Minerale

Spezifisches Gewicht:
Bodenminerale 2,50 - 3,00 g/cm3
Quarz 2,65 g/cm3
Kalkspat/Calcit 2,70 - 2,72 g/cm3
Schwerminerale 2,80 - 3,00 g/cm3
Abtrennung im Boden über Dichte,
viel schwerer als Humus etwa 1,40 g/cm3

Spaltbarkeit entlang/parallel der Kristall(isations)flächen:


Anisotropie: Zusammenhalt in verschiedenen Richtungen verschieden stark;
beim Zertrümmern entstehen glatte Flächen (z.B. Spate als Mineralbezeichnung)
Bruch: wo nicht spaltend, muschelig
Farbe: nicht sehr typisch; viele sind weiß; jedoch hell und dunkel, im Boden Farbe von großer
Bedeutung, bei Fe-Oxiden, Mn-Oxiden
Wichtige magmatische Minerale (primäre Minerale)
Funktion für Bodengenese, -fruchtbarkeit und Pflanze
Zusammensetzung: Nährstoffgehalt
Verwitterbarkeit: Freisetzung von Nährstoffen, Rate der Bodenbildung

Chemische Zusammensetzung der Lithosphäre


*Ionen-
Mittlere Elementzusammensetzung der Element radius Masse- Volumen-
nm % %
Erdkruste (bis in 16 km Tiefe)
Sauerstoff O 0,14 47,0 88,2
47,0% SiIV 0,026 26,9 0,32
AlVI 0,0535 8,1 0,55
übrige AlIV 0,039
Elemente
Kalium 1,9 Fe2+ 0,0780 3,3 1,08
2,1 Fe3+ 0,0645 1,8 0,32
Natrium 2,3 Silicium
Magnesium 26,9% Ca 0,100 5,0 3,42
5,0%
Calcium Mg 0,072 2,3 0,60
5,1%
8,1% Na 0,102 2,1 1,55
Eisen
Aluminium K 0,138 1,9 3,49

vor allem Si-O-Verbindungen = Silicate *Koordinationszahl VI, außer Si und Al (IV)


Al3+, Fe2+, Fe3+, Ca2+, Mg2+, Na+, K+, H+, kein P!

Siliciumdioxid und Silicate


> 80% der Magmatite sind Silicate und SiO2
Silicate aus magmatischer Lösung oder infolge Metamorphose entstanden; wesentliche
Ausgangsminerale für die bei der Verwitterung neu entstehenden pedogenen Minerale
Grundeinheiten: SiO4 - Tetraeder, z.T. auch Al-Oktaeder (KZ 6 statt 4)
Silicate aus Tetraedern und Oktaedern aufgebaut: Si als Zentral-Atom im Tetraeder, Al als
Zentral-Atom im Oktaeder
Verknüpfung zwischen Tetraedern und/oder Oktaedern über Sauerstoff-Atome führt zu typischen
Strukturen: Insel-, Band-, Ketten-, Schicht-, Gerüstsilicat
Grundbausteine der Silicate
Sch/Sch Abb.2.1-2

Darrell G. Schulze

isomorpher Ersatz bei Gerüst- und Schichtsilicaten


Ersatz des Si4+ im Tetraederzentrum durch Al3+
Ersatz des Al3+ im Oktaederzentrum durch Mg2+, Fe2+
→ negativer Ladungsüberschuss,
→ Kationen (z.B. K+, Na+, Ca2+) zum Ladungsausgleich notwendig
 Inselsilicat z.B. Olivin (Mg,Fe)2SiO4 grünlich
leicht verwitterbar wegen Struktur aus Sposito, 1998
2+
(geringe Vernetzung, Fe -Gehalt)
nährstoffreich: Ca, Mg, aber kein K!

 Ketten- und Bandsilicate


Si-Tetraeder-Ketten und -Bänder, Vernetzung über Ca2+, Mg2+, Fe2+
Pyroxene: Kettensilicate aus Si-Tetraeder-Ketten,
wichtigster Vertreter: Augit
(Ca,Mg,Fe,Al,Ti)2(Si,Al)2O6
Amphibole: Bandsilicate aus Si-Tetraeder-Bändern,
wichtigster Vertreter: Hornblende
Ca2(Mg,Fe,Al)5(Si,Al)8O22(OH)2

aus Sposito, 1998

Modell der kettenartigen Vernetzung von


Si-Tetraedern in einem Pyroxen

Die großen Kugeln sind die Ca2+-,


die kleinen die Mg2+-Ionen

Sch/Sch Abb.2.1-8

 Blattsilicate (Schichtsilicate)
aufgebaut aus SiO4-Tetraeder-Schicht (Metallkationen mit 4 O) und AlO4(OH)2-Oktaeder-Schicht
(Metallkationen mit 6 O bzw. OH)
Tetraeder-Si2O5-Schichten in 3. Raumrichtung verknüpft mit Oktaeder-Schicht, O gehören auch
Tetraeder an, wichtigster Vertreter: Glimmer
Elementarschicht aus 2 Tetraederschichten und einer dazwischen liegenden Oktaederschicht,
2:1- oder Dreischicht-Minerale
isomorpher Ersatz im Tetraeder, Bindung von K+-Ionen zum Ladungsausgleich
(Zwischenschichtkationen)

Glimmer (Muskovit)
(Darrell G. Schulze)

fixiertes K+ = Zwischenschicht

K-Ionen passen sehr gut in die Oberfläche der Schichten (Sauerstoffsechserringe),


Schichtabstand ca. 1nm
Tetraeder- und Oktaederschichten
Tetraederschicht
(Darrell G. Schulze)

obere4+ Sauerstoff-Ionen
Si

untere Sauerstoff-Ionen

Oktaederschicht (trioktaedrisch)
(Darrell G. Schulze)

Oktaederschicht (dioktaedrisch)
(Darrell G. Schulze)

Elektronenmikroskopische Aufnahme der Sauerstoff-Sechserring-Konfiguration an der


Basisfläche des Muskovits (l) und der 2:1-Schichtstruktur des Muskovits (r) Sch/Sch Abb.2.1-5

Muskovit (heller Glimmer): KAl2(Si3Al)O10(OH)2


zwei von drei Oktaederzentren mit Al3+ besetzt: dioktaedrisch
Biotit (dunkler Glimmer, da eisenhaltig): K(Mg,Fe2+)3(Si3Al)O10(OH)2
alle Oktaederzentren mit Fe2+ oder Mg2+ besetzt: trioktaedrisch
Eigenschaften: weich H 2,0-2,5, leicht spaltbar, „Fensterglas“
Bedeutung für Böden: K-Gehalt 5-9% Biotit < Muskovit
leichter verwitterbar als Orthoklase (s. Feldspäte), da von der Seite „offen“
Biotit leichter verwitterbar als Muskovit
Vorkommen: Magmatische Gesteine (vor allem Biotit), in Sedimenten und Metamorphiten
wird Muskovit neu gebildet und reichert sich an
 Gerüstsilicate Hauptgruppe der Silicate
 Feldspäte
isomorpher Ersatz: Al3+ an Stelle von Si4+ (1 von 4 oder 2 von 4), dadurch Einlagerung von
1 K+ bzw. Na+ pro Al3+ bzw. 1 Ca2+ pro 2 Al3+
Kationen nicht zur Vernetzung, da Gerüststruktur,
aber Kationen zum Ladungsausgleich durch
isomorphen Ersatz
aus Sposito, 1998

Kation Gruppe Formel wichtige Feldspatminerale


K+: Kalifeldspat KAISi3O8 Orthoklas
Na+: Natronfeldspat: NaAISi3O8 Albit
Ca2+: Kalkfeldspat: CaAI2Si2O8 Anorthit
häufig Minerale mit unterschiedlicher Mischung dieser Kationen:

Plagioklase aus Albit und Anorthit; lückenlose Mischungsreihe bei Na und Ca, da ähnlicher
Ionenradius
wichtig Orthoklas 14% K
wichtig Plagioklase 0-9% Na, 0-14% Ca
Gerüststruktur, daher hart u. widerstandsfähig, aber etwas weniger als Quarz,
da Si-Al-Ersatz; Härte 6
Erkennbarkeit im Gestein (Granit): Feldspat; glatte Spaltflächen; helle Minerale
Vorkommen und Bedeutung für Böden
Abbau bei Verwitterung:
Magmatische Gesteine 60%, Böden und Sedimente <10%
Was wird daraus bei der Verwitterung?
→ Nährstofffreisetzung: K, Na, Ca
→ Bildung sekundärer Minerale (Tonminerale)

 Quarz
Gerüstsilicat aus Si-Tetraedern, SiO2
Eigenschaften: Härte 7, ritzt Glas, weiß-glasig, sehr dicht
sehr widerstandsfähig, reichert sich bei Verwitterung relativ an
wird primär vom Gestein geliefert, in Böden und Sedimenten meist in größeren Körnern
liefert keine Nährstoffe; Gerüstsubstanz, ohne eigene Bindungsfähigkeit
Erkennbarkeit in Gestein und Böden: trüb, milchig, keine glatten Bruchflächen, Härte
Weitere primäre Minerale
Vulkanische Gläser
variable Zusammensetzung wie andere Minerale, aber nicht kristallisiert, da zu schnell
erkaltet, daher sehr leicht verwitterbar:
Vulkanische Ascheböden (Andosole).
weitere nährstoffliefernde Minerale
Apatit Ca5(PO4)3 (OH,F,Cl) P-Lieferant
Turmalin B-Al-Silicat B-Lieferant

Härte Farbe Bedeutung für Böden


Quarz 7 hell Gerüst
Feldspäte 6 hell K, Na, Ca, Tonminerale
Muskovit 2 - 2,5 hell K, Tonminerale
Pyroxene u. 5-6 dunkel Ca, Mg, Fe-Oxide, Tonminerale
Amphibole
Biotit 2 - 2,5 dunkel K, Mg, Fe-Oxide, Tonminerale

Die wichtigsten magmatischen Gesteine


Festgesteine; meist älter als Tertiär (Beginn Tertiär vor 65 Mio Jahren)
Schmelze kann tief im Untergrund erstarren oder an die Oberfläche dringen
unter der Erdoberfläche: Tiefengesteine (Plutonite), langsame Abkühlung, grobkristalline
Gesteine (granitische Struktur)
an der Erdoberfläche: Ergussgesteine (Vulkanite), schnell abkühlend, glasige oder feinkristalline
Struktur
bodenkundlich wichtig, da davon Verwitterbarkeit abhängt; jeweilige Entsprechungen in Tiefen-
und Ergussgesteinen

Die verbreitetsten Magmatite und ihr Mineralbestand Sch/Sch Abb.2.2-1


Zusammensetzung der wichtigsten magmatischen Gesteine

Gehalt an Si: >65% <52%


Si-reich Si-arm
Fe, Mg, Al, Ca, K, Na: <35% >48%
saure Gesteine basische Gesteine
intermediäre Gesteine
das bedeutet mineralogisch: (% SiO2)
saure Gesteine basische Gesteine
Si-reiche Silicate Si-arme Silicate
Quarz (100) Ca-Feldspäte (57)
K-Na-Feldspäte (65) Augite u. Hornblenden (45)
Olivin (30-43)
das bedeutet chemisch:
Mg, Ca, Fe, P
Na, K, Si

Plutonite
Große Magmakomplexe bilden nach ihrer Erstarrung in der Erdkruste unregelmäßige
Gesteinskörper, sogenannte Plutone - nach Pluto, dem römischen Gott der Unterwelt.
Untergruppen: Gabbro und Diorit, Granit

Beispiele

Gabbro(http://l.hsr.ch Granit (http://l.hsr.ch) Granit (www.liganova.kiev.ua)


)

 Granit
körniges, helles, saures Tiefengestein mit
20-30% Quarz
30-50% Orthoklas
30-40% Plagioklas (vorwiegend Na)
< 10% Glimmer (vorwiegend Biotit)
Farbe: grau, rötlich, grün
Chemie: K-, Na-reich, (Mg-)Ca-arm, P-arm, Fe-arm
Erkennung
am Stück: Farbe, Einzelminerale, Körnigkeit
im Aufschluss: Kluftflächen
in der Landschaft: Verwitterungsformen (Kissen, Wollsackverwitterung), runde Morphologie
Vorkommen:
Alpenländer: Zentralalpen
Mittelgebirge: Schwarzwald, Harz, Odenwald, Fichtelgebirge, Bayerischer Wald, Böhmischer
Wald, Vogesen
Ostseeraum: Glaziale Blöcke aus Skandinavien, Findlinge
Alte Kontinente: Skandinavien, Indien, Afrika
Verwandte: Syenit, Diorit, Rhyolit, Trachyt

Wollsackverwitterung
Typische Wollsackverwitterung des postorogenen
Okergranits (graphophyrische Varietät) im Okertal
ivvgeo.uni-muenster.de

Vulkanite

Was ist ein Vulkan?

Ein Vulkan ist ein Riss in der Erdkruste, wo Magma herausströmt. Durch die
Ablagerung entsteht ein Kegel. Je nachdem, wie heiß die Lava ist, desto flacher
wird der Kegel, weil dann die Lava schneller abfließt. Ein Vulkan sieht etwa so aus:
Ein Vulkan mit der Magmakammer, einem Seitenschlot und dem Krater.
Schild- oder Deckenvulkane
www.ambuehler.ch

 Basalt
dunkler (schwarzer), basischer Vulkanit mit fehlender oder kaum erkennbarer Körnigkeit der
Grundmasse und einzelnen größeren Kristallen darin,
Mineralzusammensetzung:
50% Ca-reiche Plagioklase
50% Augite
Ca-, Fe-, Mg-reich! K-arm, P-reich
Erkennung
am Stück: schwarz, schwer, feinkristallin, muschelig brechend, sehr hart
im Aufschluss: meist säulenförmig, Farbe durch Verwitterungsrinde überdeckt
in der Landschaft: Vulkanlandschaft, Kegelformen mit großen Fließdecken, runde Formen bei
Verwitterung
Vorkommen: weltweit sehr verbreitet
BRD: Vogelsberg, Rhön, Hess. Bergland, Hegau, Kaiserstuhl, Parkstein, Oberpfalz
Welt: Japan, USA, Mittel- und Südamerika, Australien, NZ, Hawaii, Sudan, Äthiopien, Nigeria,
Kenia, S. Afrika, Indien
Verwandte:
Diabas, Melaphyr = ältere Basalte
Gabbro = Tiefengesteinsäquivalent
Andesit, Phonolith = weniger basisch
Bedeutung für Böden
Vergleich Granit - Basalt
Beurteilung bei festem Gestein nach
1. wie schnell ist Bodenbildung  Gründigkeit = Wieviel Boden bildet sich
2. wie ist das Material, das entsteht
hängt ab von  Verwitterbarkeit des Mineralverbandes
 Verwitterbarkeit der Einzelminerale
 Art der Sekundärprodukte (Nährstoffe, Tonminerale, Oxide), klimaabhängig
Granit - Basalt - Vergleich in unserem Klima

Granit:
 Schnelle Lockerung des Verbandes, da wegen großer Körner wenig Kontaktflächen, aber
wenig Verwitterung der Mineralkörner  wenig Nährstoffe, wenig Sekundärminerale, Quarz
und resistente Feldspäte  tiefgründige, aber ärmere Böden,
 sandig; saure Braunerden und Podsole

Basalt:
 Langsame Lockerung des Verbandes, aber starke Verwitterung der Mineralkörner, da leicht
verwitterbar  flachgründige, aber reiche Böden, wenn Fe-Oxid-reich = stark braun
 tonig; eutrophe Ranker oder Braunerden

anders in anderen Klimaten, d.h. bei langer Bodenbildung  allmähliche Angleichung; Böden
aus Basalt aber stets tonreicher und quarzfrei; Böden aus Granit tonärmer, quarzhaltig

für Böden wichtig: Nährstofffreisetzung bei Verwitterung

2.2. Sekundäre Minerale und Sedimentgesteine


entstehen durch Verwitterung, Voraussetzung für Bildung von Böden (und Sedimenten,
Metamorphiten), pedogene Minerale
 Neubildung nach vollständiger oder teilweiser Auflösung der Primärminerale →
Tonminerale
 chemische bzw. biochemische Ausfällungen:
Carbonate, Fe-Oxide, Mn-Oxide und Mn-Hydroxide

Magmatisches Gestein

Verwitterung
unzersetzte Minerale Zersetzungsprodukte

schwer löslich leicht löslich


(Si, Al, Fe, Mn) (Na, K, Mg, Ca, SO4, Cl, CO3 )

Mineralneubildung Transport

Transport Transport Mineralneubildung

Sedimentgestein
Tonminerale
Si-Al-Silicate, aufgebaut aus Tetraeder- und Oktaederschichten wie die Glimmer (aus denen sie
z.T. entstanden sind); jedoch Teilchengröße meist < 2 µm
alle Tetraeder besitzen Zentralatom, dagegen weisen nicht alle Oktaeder Zentralatome auf →
alle Oktaeder mit Zentralatom = trioktaedrisch, nur 2 von 3 Oktaedern mit Zentralatom besetzt =
dioktaedrisch; Übergänge zwischen beiden Formen möglich!
Tonminerale identifizierbar durch den Schichtabstand ihrer (geschichteten) Elementarzellen
Elementarzelle = kleinste, sich in allen Richtungen wiederholende Einheit des Kristalls;
Basisabstand = Abstand zwischen den ‘unteren’ Begrenzungen von 2 aufeinander
folgenden Elementarzellen
isomorpher Ersatz: Si4+ durch Al3+ in Tetraedern, Al3+ durch Fe2+ oder Mg2+ in Oktaedern
ersetzt, Schichtladung sehr variabel
Neutralisation der negativen Überschussladung durch

 austauschbare Kationen, die z.T. in Zwischenschicht eingelagert sind (diese können mit
Wasser- oder Hydrathülle umgeben sein = hydratisiert), oder positiv geladene Al-
Hydroxidschichten
1-wertige Kationen, haben kleineren Ionenradius als 2-wertige, gleichzeitig dickere
Hydrathülle; innerhalb gleicher Wertigkeit nehmen im Periodensystem von oben nach unten
Ionenradius zu und Hydrathülle ab; besonders optimal K+-Durchmesser zu Maschen-
Durchmesser bei Illit

Zweischicht-Minerale
(1:1); 1 Tetraeder- + 1 Oktaeder-Schicht ohne Zwischenschicht:
Kaolinit (Schichtabstand 0,7 nm); dieser (wie Halloysit (Schichtabstand 1 nm)) dioktaedrisch;
reines Al-Silicat Al2(OH)4Si2O5, jedoch Al z.T. durch Fe ersetzt
Schichtzusammenhalt durch OH...O-Brücken, meist 6-eckige Blättchen
Wasser kann nicht eindringen, nicht stark quellbar,
kaum isomorpher Ersatz, d.h. kaum Kationenbindung
Vorkommen: nicht oder wenig in Böden der gemäßigt-humiden Gebiete, sehr verbreitet in
tropischen Böden

Modell eines Kaolinits


(Darrell G. Schulze)

Bedeutung für Böden


 Keine Nährstoffe im Kristall, geringes Nährstofffesthaltevermögen (Dünger, Auswaschung)
 keine starke Schrumpfung + Quellung (daher gut für Keramik), meist 0.1 µm große Kristalle
 Tonböden mit geringer Fruchtbarkeit!
 meist auch Fe-Oxid-reich, da stark verwittert, wenig isomorpher Ersatz → geringe KAK, wenig
Hydratation, daher auch wenig Wasserbindung
Dreischicht-Minerale
(2:1); 2 Tetraeder- + 1 Oktaeder-Schicht mit Zwischenschicht: Illit, Smektit, Vermikulit, Chlorit

 Illite
meist dioktaedrisch, Schichtabstand 1 nm, starke Ladung der Schichten durch Si-Al-Ersatz, Ver-
wandtschaft mit Glimmer
Schichtenzusammenhalt durch K-Ionen, nicht quellbar
entsteht stets, wenn Glimmer im Ausgangsgestein
wichtig für K-Ernährung der Pflanzen, in unseren Böden häufig 5-6% K
durch K-Herauslösung vollständig aufweitbar → Wechsellagerung von Illit und Vermikulit bzw.
Smektit; nach K-Zufuhr (Düngung) K-Einlagerung in Zwischenschichten → Kontraktion der
Zwischenschichten zum Illit → K-Fixierung

völlig
aufgeweitet

randlich
aufgeweitet
nicht
aufgeweitet

nicht-austauschbare K-Ionen
austauschbare Kationen

 Smektite (Montmorillonit)
aufweitbar, Schichtabstand von 1-2 nm → starke Wassereinlagerung → Quellung/Schrumpfung
von Böden, eigentlich Tonmineral-Gruppe, deren Minerale unterschieden werden aufgrund der
Anteile tetra- und oktaedrischer Ladungen und Fe3+- und Mg2+-Gehalten
Ladung nur 1/2 - 1/3 so hoch wie Illit, isomorpher Ersatz vorwiegend in Oktaedern
Zwischenschicht: Kationen sind hydratisiert, daher locker gebunden und daher austauschbar,
z.B. durch Düngung, keine K-Fixierung
Wasser kann eindringen (1 Schicht Wasser 0,25 nm Dicke), Quellung und Schrumpfung,
Schichtabstand wird größer und kleiner

Modell des Smektits (Darrell G. Schulze)


 Vermikulite
trioktaedrisch, aufweitbar bis 2 nm → starke Wassereinlagerung → Quellung/ Schrumpfung von
Böden, ähnlich wie Smektite, jedoch höhere Ladung, daher weniger quellbar, Schichtabstand
kann infolge K-Zufuhr auf 1 nm kontrahieren

Modell eines Vermikulites (Darrell G. Schulze)

 Chlorite:
kommen sowohl als primäre Minerale (aus Gesteinen) vor, wie auch als pedogene,
sekundäre Chlorite
dioktaedrische Silicatschichten, mit inselartigen Einlagerungen von Al-Hydroxid-Schichten in der
Zwischenschicht, Al nicht voll hydroxyliert, deshalb positive Ladung, die negative Ladung der
Silicatschichten ausgleicht, nicht aufweitbar, nicht austauschbar, Schichtabstand 1,4 nm

Modell des Chlorits (Darrell G. Schulze)

Im Boden haben die Tonminerale häufig eine heterogene Schichtfolge 


Wechsellagerungsmineral

Vergleich: Aufbau und Zwischenschichtbesetzung der wichtigsten Tonminerale

Kaolinit Illit Smectit, Vermiculit Chlorit


Tetraeder
Oktaeder
Tetraeder

Kaliumionen
O ... HO - Brücken
austauschbare (Mg,) Al-Oktaederschicht
Kationen + H2O
2. Die Bodenfestphase - Teil 2
Weitere Tonminerale

 Allophane:
wasserreich, Oktaederschicht als Mittelschicht, aber nicht geschichtet, sondern als winzige
(3,5-5,0 nm äußerer Durchmesser) Hohlkugeln

 Imogolite:
dioktaedrische Al-Hydroxid-Schicht + Si-Tetraeder-Schicht (innen) bilden feinste Röhrchen
(2 nm äußerer Durchmesser)
hohe spezifische
Oberfläche: 100 - 1000 m2/g

Darrell G. Schulze

Bedeutung: Festlegung von Phosphaten


Vorkommen besonders in Böden aus vulkanischen Aschen, sogenannten Andosolen
(Japan, USA, Neuseeland, Eifel)

Tonminerale - Bedeutung für Böden


 grobe Fraktion meist unveränderte magmatische Minerale ~ inert
 Tonminerale Bestandteile der feinsten Fraktion des Bodens, <2 µm, = Tonfraktion
 große Oberfläche (bis zu 1000 m2/g), H2O-Anlagerung
 Reservebank für Nährstoffe: so gebunden, dass Auswaschung verhindert
 Belastbarkeit der Umwelt, Pufferung gegen H+, d.h. gegen Versauerung
 Nährstoffaufnahme durch Pflanzen wird nicht verhindert → Idealzustand
 Gefügebildner im Boden:
Teilchen haften aneinander, da Oberfläche groß im Vergleich zum Gewicht: binden sich selbst
und andere Grobteilchen, d.h. Oberfläche wird ökologisch verwertbar angeboten

Oxide und Hydroxide des Fe, Al, Mn, Si


Infolge chemischer Verwitterung fallen bei entsprechenden Milieu-Bedingungen Oxide und
Hydroxide aus Bodenlösung aus, die durch Alterung mehr oder weniger auskristallisieren,
d.h. höheren Grad der Kristallinität erreichen
schwer löslich, Endprodukte der Verwitterung:
Al-O-Si und Fe-O-Si-Bindung löst sich, Si wird ausgewaschen, da löslicher als Fe, Al;
Freisetzung bei Verwitterung der primären Silicate, Oxidation und Ausfällung als Oxid, stets sehr
kleine Korngröße (3-100 nm), Minerale der Tonfraktion (<2 µm), große Oberfläche

Al Fe Mn Si
Pedogene Oxide und Hydroxide
von Al, Fe, Mn und Si
Gibbsit Hämatit Lepidokrokit Birnessit Opal
γ-Al(OH)3 α-Fe2O3 γ-FeOOH Na,Ca,K(Mg • Mn2+) SiO2 • nH2O
Mn6+O14 • 5H2O
Goethit Ferrihydrit
α-FeOOH 5Fe2O3H • 9H2O

Schwertmannit
Fe3+16[O16(OH)9-12(SO4)3.5-
3.5-2]

Bodenkunde Geologisches Ausgangsmaterial - 1 -


 Aluminiumhydroxide:
vorherrschend Gibbsit: γ-Al(OH)3 (farblos bis weiß), aufgebaut aus Oktaedern, deren Zentren nur
zu ⅔ mit Al besetzt sind,
Gibbsit entsteht in Böden nur bei sehr niedrigen Si-Konzentrationen in der Bodenlösung, also bei
sehr intensiver Verwitterung in Böden der Tropen und Subtropen
Anreicherung der verschiedenen Al-Oxide als Al-Erze → Bauxit

Darrell G. Schulze

 Fe-Oxide:
gelb, rot oder braun, schlecht bis gut kristallisiert,
abhängig von Alter und Milieu,
insbesondere Temperatur

Jerry Bigham

 Hämatit-Bildung bei höheren Temperaturen Hämatit: α-Fe2O3 (blut)rot

gefördert, rote Böden, deshalb kennzeichnend für  Bildung bei höheren


Temperaturen gefördert
subtropische und tropische Klimabedingungen,
rote tropische und subtropische Böden, auch
Indikator für frühere tropische / subtropische  Vorkommen
Klimabedingungen – Subtropen und Tropen

Ferralsol
aus fluvialen Sedimenten

Aufn.: R. Bäumler, 2002, Thailand

Schwertmannit: Fe3+16[O16/(OH)9-12(SO4)3.5-
Schwertmannit: 3.5-2] brä
bräunlichgelb
 Schwertmannit
 Bildung in sauren und sulfatreichen Gewässern
 Vorkommen – Häufiges Produkt der Pyritverwitterung

Aufn.: St. Peiffer, Universität Bayreuth.

Das Elektronenmikroskop zeigt die igelartigen


Kristallaggregate des neu entdeckten Minerals
Schwertmannit, der in den sauren Bergbauwässern
in großer Menge gebildet wird. Der Maßstab
entspricht einem tausendstel Millimeter.
Aufn.: Schwertmann
am Pfitscherjoch in Österreich

Bodenkunde Geologisches Ausgangsmaterial - 2 -


 Goethit-Bildung bevorzugt bei mittleren Goethit:
Goethit: α-FeOOH gelbbraun
Temperaturen unter nicht zu feuchten  Bildung bevorzugt bei mittleren
Temperaturen
Bedingungen, braune Böden, kennzeichnend  sehr stabil
für gemäßigte Klimabedingungen, kommt in  braune Böden
allen Klimaten vor, sehr stabil  Vorkommen
– in allen Klimazonen

Braunerde
aus Grauwacke
und Schiefer

aus: AID

 Lepidokrokit-Bildung vorherrschend unter Lepidokrokit:


Lepidokrokit: γ-FeOOH orange

reduzierenden, d.h. vernässten (s.u.)  Bildung vorherrschend unter reduzierenden Bedingungen


 metastabil
Bedingungen aus Fe(II)-Lösung,
aber meist nur kleinräumig auftretend
 Vorkommen
– Staunasse Böden
– Kleinräumig

Pseudogley
aus Sedimenten über
Schluffsteinverwitterung

Aufn.: R. Bäumler, 2002, Thailand

 Ferrihydrit schlecht geordnet, junges Eisenoxid, entsteht bei schneller Oxidation oder bei
Störung der Kristallisation, z.B. durch organische Stoffe, Silikat- oder Phosphationen;
Umwandlung in Hämatit durch Entwässerung in Böden wärmerer Klimate; Umwandlung in
Goethit nur über Auflösung;
Anreicherung von Fe-Oxiden kann zu Verfestigungen und Zementierungen führen, die sehr hart
sein können, Horizonte als Ferricret bezeichnet; hierzu gehören auch Ortstein und
Raseneisenstein

 Si-Oxide
nicht verwechseln mit Silicaten, SiO2, entstanden infolge Verwitterung primärer und sekundärer
Silicate, Polymerisation der Oxide, amorph oder als Opal, sehr schwer löslich, Anreicherung in
Böden der semiariden Tropen, erzeugt Verhärtungen (Panzer) = Silcret

Oberflächeneigenschaften der reaktiven Bodenbestandteile und


Kationenaustauschkapazität (KAK) bei pH 7
Oberfläche KAK Dichte der Ober- vorherrschende
flächenladung negative Ladung
(m2/kg) (molc/kg (µmolc/m2)
Kaolinit (1-2) • 104 0,02-0,06 1-6 permanent
Illit 1 • 105 0,3 3 permanent
Smektite 8• 105 1,0 1 permanent
Vermikulit 8 • 105 1,4 2 permanent
Fe- u. Al-Oxide 3• 104 0,005 0,2 pH-abhängig
Allophan (5-7) • 105 0,8 1,5 pH-abhängig
Huminsäuren 9 • 105 3,0 3 pH-abhängig

Bodenkunde Geologisches Ausgangsmaterial - 3 -


Weitere sekundäre Minerale: entstehen bei Sedimentation
Minerale fallen nach Abtransport löslicher Anteile der Zersetzungsprodukte aus:
Salze von Alkaliionen/Erdalkaliionen + CO3, Cl, SO4

Carbonate:
 CaCO3 - Calcit weißes Mineral, Reaktion auf HCl ↑ CO2
In vielen Böden, dort meist ererbt vom Gestein, befindet sich im Lösungsgleichgewicht
(reversibel) im Gegensatz zu primären Mineralen
Gleichgewicht im Grundwasserbereich oder an Quellaustritten hängt von CO2 (pH) und
Wassergehalt ab, kann wieder gefällt werden → Alm oder Wiesenkalk
 Ca,Mg(CO3)2 - Dolomit schwerer löslich, Mg-Quelle

Bedeutung für Böden:


Neutralisation von CO2 und anderer Säuren, puffert Versauerung, liefert Ca2+ Verkittungsmittel
(Zement) → Calcret

Gips: CaSO4 • 2H2O - sehr leicht löslich, daher bei uns meist ausgewaschen, in ariden und
semiariden Böden

Sedimentgesteine
Sedimente machen nur ≈ 8% der Erdkruste aus, bedecken aber etwa 75% der Erdoberfläche,
d.h. wichtig für Bodenbildung
Lockergestein, Alter meist Tertiär oder jünger
Eisenoxide Rest
3% 3%
Feldspäte
Mineralogische Zusammensetzung der 7%
Sedimentgesteine Tonminerale
9% Quarz
38%

Carbonate
20%
Glimmer
20%

Entstehung über mehrere Teilprozesse


Verwitterung / Transport / Ablagerung → Umwandlung (Diagnese) zu festem Gestein
Verwitterung: Lockerung d. Materials, z.T. Umwandlung
Transport: durch Rutschen, Wasser, Wind, Eis, Nah-, Fern-Transport
erkennbar an: Rundungsgrad, bildet Feinsubstanz
Sortierung nach Korngröße, ermöglicht Schichtung, unterschiedlich stark bei den
Transportagenzien; Transportweg um so weiter, je kleiner Teilchen
Ablagerung meist sortiert und schichtförmig, letzteres nur erkennbar, wenn Materialwechsel
(Sedimentgestein)

Bodenkunde Geologisches Ausgangsmaterial - 4 -


(Kreuz-)Schichtung in fluviatilen Sedimenten
Aufn.: H.H. Becher, 1971, Kiesgrube, Eberstetten, Krs PAF

wo? Festland (am Hang, Fluss, See, Gletscher): fluviatil, äolisch, glazial, limnisch, Meer (Küste,
Tiefsee): brackisch, marin,
Verfestigung durch Druck:
Diagenese, Dichteanstieg, Auspressen des Wassers, Einregelung der Partikel (Minerale),
Verkittung durch Bindemittel: Feinsubstanz: Kalk, Kieselsäure, Fe-Oxide, Tonminerale
Mechanisch transportierte Minerale + authigene, d.h. am Ort neu gebildete, sekundäre Minerale
(Tonminerale, Carbonate, Oxide)
Schichtung; Fossilien; Verwitterungserscheinungen (Zurundung)

Einteilung der Sedimente


mechanisch transportiertes Material → mech. Sedimente
(chemische) Ausfällungen → chem. Sedimente
Torfe, Braunkohle → biogene Sedimente
Mechanische (klastische) Sedimente
Einteilung nach Korngröße (Kiese, Sande, Schluffe, Tone oder Mischsedimente) und Art des
Transports; Transport über fließendes Wasser: an Schichtung zu erkennen
Windtransport: Sand- und Schluffteilchen als Flugsand oder Löss abgelagert, z.T.
Feinschichtung erkennbar
Geschiebemergel und Geschiebesande (Gletscher), ungeschichtet = Gemenge
Lockersedimente - Diagenese - Verfestigung
kantiges Grobmaterial (Schutt) = Breccien
gerundetes Grobmaterial (Schotter) = Konglomerate
Sande = Sandsteine, Quarzite, Grauwacken, Arkosen
Schluffe und Tone = Schluff- und Tonsteine
carbonatreicher Schlamm = Carbonatgesteine
Lösungen von Ca-, Mg- und Fe-Hydrogencarbonaten oder von Kieselsäure, die lockere
Ablagerungen durchsetzen.
unsortiert: Eissedimente: Moränenmaterial z.B. Geschiebemergel; Fließerden
(vgl. Film zur Einführung)
Verbreitung von Moränen: Alpenvorland, N-Deutschland;
von Fließerden: Mittel- und Hochgebirge

 Tonsteine
Gesteine mit hohem Gehalt der Kornfraktion < 2 µm, Tonminerale als Hauptbestandteile
Ablagerung unter ruhigen Sedimentationsbedingungen (Beckenton, Stillwassersedimente)
stets Wassersedimente, meist plastisch
Diagnetische Reihe Ton → Tonstein → Schieferton → Tonschiefer
Verbreitung Bayern: Mittel- und Unterfranken (Albvorland), Tonsteine → Tone, Molassetone im
Tertiärhügelland
meist talbildend, da leicht erodierbar;

Bodenkunde Geologisches Ausgangsmaterial - 5 -


 Schluff, Schluffsteine (2 - 63 µm)
Löss, äolisches Sediment, außerdem Flussmergel
Pflanzendecke fehlt im Periglazialraum: Auswehung, Sedimentation
Sedimentationsrate 1 mm/Jahr
ein Schluffsediment im Glazial (Staub-Mehlsand): vorwiegend Körner 10 - 50 µm, 10 - 30%
CaCO3, Illit + Smektit
Verbreitung Deutschland, USA, Russland, China, Zentralasien

 Sandsteine
Gesteine mit > 50% der Fraktion 0,063 - 2 mm
Psammite, Sand, Sandsteine, Kies, Schotter, Konglomerat
bei hoher Transportkraft des Wassers
rauh, meist sehr quarzreich, nicht plastisch, Fluss- und Küstennähe,
Gletschersande, Flugsande, Grauwacken (dunkelgraue Sandsteine, die Glimmer und
Chlorite enthalten und reich an Gesteinsbruchstücken sind), Sandsteine (Sandsteine
i.e.S. haben > 75% Quarz)
Schotter als Talfüllungen, Küstenkonglomerate (verfestigt): Nagelfluh = Kalksandstein
keine Einzelminerale mehr, sondern Gesteinsrückstände
Verbreitung: Molasse; Buntsandsteine: N-Schwarzwald, Spessart, Hessen, Niedersachsen

 Gemenge
Verfestigt: Breccien, Konglomerate
Eigenschaften: Silicatgehalt und Bindemittel bedeutsam
Vergleich: Bodenentwicklung aus Ton-
Ton- und Sandstein
Eigenschaft Tonstein Sandstein
Tongehalt hoch niedrig
vorherrschende Minerale Tonminerale Quarz, Feldspat + andere Silicate
Entwicklungsgeschwindigkeit langsam schnell
Nährstoffgehalt hoch niedrig
Nährstoffspeicherung gut schlecht
Gefügeform Aggregat- Kohärent-, Einzelkorngefüge
Wasserspeicherung hoch niedrig
Wasserdurchlässigkeit(-leitung) sehr gering sehr hoch
physiolog. Gründigkeit flach flach bis tief
Durchwurzelbarkeit schlecht gut
Bearbeitbarkeit schlecht gut
Vegetation Laubwald: Fageten, Edelholz Nadelwald: Querceten, Pineten
Entsprechung Basalt Granit

Quartäre Lockersedimente

 Löss
während der quartären Vereisung wurde aus vegetationsarmen Schmelzwasser- und
Frostschuttablagerungen, Tundren und arktischen Trockengebieten schluffreiches Material
ausgeweht = Löss
Löss ist carbonathaltig, gelblich gefärbt, ausgeprägtes Korngrößenmaximum zwischen 10 und 60
µm Durchmesser ( ≈ 60%)
Tongehalt 10 - 25%, Schluffgehalt 65 - 80%, Sandgehalt 10 - 15%
dünner Lössschleier in Mitteleuropa
Unter den humiden Klimabedingungen der Nacheiszeit wurden im Oberboden sehr häufig
Carbonate vollständig ausgewaschen und der gelbe Löss durch Eisenoxid- und Tonbildung in
gelbbraunen Lösslehm umgewandelt.

Bodenkunde Geologisches Ausgangsmaterial - 6 -


 Flugsande
als Decken oder Hügelsysteme (Dünen) verbreitet, besonders an Küsten- und Talrändern,
quarzreich

 Sedimente der Flusstäler und Küsten:


Auensedimente (z.B. Auenlehm), Kiese, Schotter der Flussterrassen; Marschen
(sandig bis tonig)

 Kolluvium
Junge Sedimente wechselnder Körnung entstehen durch die Erosion als Kolluvien an
Hangfüßen, nachdem die Böden der Hänge in Ackerkultur genommen wurden oder werden

 Glazigene Sedimente
Gletscher hinterließen nach dem Abschmelzen Moränen
im inneren Bereich: flache, aber unebene Grundmoränen
Gletscherränder: wellige Endmoränen, auch durch Eisschub
meist unsortiert; häufig große, mehr oder weniger abgerundete Gesteinsblöcke, sog. Geschiebe
je nach Körnung und Carbonatgehalt: Geschiebesande, -lehme oder –mergel
Schmelzwässerablagerungen kommen vor allem als Kies (z.B. Fluss- oder Terrassenschotter)
oder Sande (Schmelzwassersande) vor.

 Fließerden und Solifluktionsschutt


Lockersedimente, die sich in Hanglagen (>2°) auf gefrorenem Untergrund als wassergesättigter
Brei bewegten.
In Mitteleuropa während des Pleistozäns entstanden und heute in den meisten Mittelgebirgs-
lagen als eine 1-4 m mächtige, mehr oder weniger geschlossene Decke anzutreffen
hangparallel eingeregelte Steine

Firneisgrundschutt über
Granitzersatz, Bänderung
erhalten, große Steine
horizontal eingeregelt

Hakenschlagen in
Granitzersatz infolge
Aufn.: H.H. Becher Bodenfließen Aufn.: H.H. Becher
Waldhäuser (Bayr. Wald) FRG Waldhäuser (Bayr. Wald) FRG

Chemische Ausfällungen, biologische Ausscheidungen


(werden auch als chemische bzw. biogene Sedimente bezeichnet)
 Carbonatgesteine
Calcit und Dolomit
Kalksteine > 75%, Mergel 25 - 75% Carbonat
Korallenkalk (biogene Sedimente)
nichtcarbonatischer Verwitterungsrückstand (vorw. Glimmer und Tonminerale) ist relevant für
Bodenbildung
 Salz(steine) Kainit, Steinsalz Apatit Gips, Anhydrit
(K-Quelle) (P-Quelle) (S-, Ca-Quelle)

Bodenkunde Geologisches Ausgangsmaterial - 7 -


2.3. Metamorphite
infolge Druck- und/oder Temperatur-Einwirkung veränderte Gesteine aus magmatischen
Gesteinen (Orthogesteine) oder Sedimenten (Paragesteine)
Gneise, Hornfels, Marmor

Metamorphose verschiedener Gesteine

Ton Tonschiefer Phyllit Glimmerschiefer Gneis


Schieferung Fältelung Kristallvergröberung Aufschmelzung

Granit Gneis

Basalt Grünschiefer Amphibolit

Kalkstein Marmor

Verbreitung der Ausgangsgesteine

Sedimente locker
Ton
Sand und Kies
Mergel und Lehm
Hamburg
Löss

Berlin
Sedimente verfestigt
Hannover
Schieferton
Münster
Sandstein
Mergel- u. Tonstein
Köln Erfurt
Kalkstein

Magmatite
Frankfurt Prag
Granit u. ä.
Trier Basalt u. ä.

Metamorphite
Stuttgart
Gneis u. ä.

München
Schiefer u. ä.
Linz

Bodenkunde Geologisches Ausgangsmaterial - 8 -


Gasphase
 Zusammensetzung der Bodenluft
Die Bodenluft enthält grundsätzlich dieselben Komponenten wie die oberirdische Atmosphäre,
allerdings in variabler und stark abweichender Zusammensetzung der einzelnen Komponenten.

Atmosphäre Vol. % Bodenluft Vol. %


Zusammensetzung
der Bodenluft gut durchlüftet schlecht durchlüftet
N2 78 79 - 83
O2 20,7 18 - 21 0- 5
CO2 0,035 1- 2 5 - 12

Durch das Bodenleben (Wurzelatmung, Bodenfauna, mikrobieller Abbau von organischer


Substanz) ist mehr CO2 und weniger O2 in der Bodenluft als in der Atmosphäre, selbst bei guter
Bodendurchlüftung.
Unter reduzierenden Bedingungen entstehen neben wesentlich erhöhten CO2-Gehalten außer-
dem CH4 (Sumpfgas, in Moorböden), H2S (Schwefelwasserstoff, in Moor-, Grundwasserböden),
N2O (Lachgas, bei Denitrifizierung).
Maximum der CO2-Produktion meist nahe an der Bodenoberfläche, unmittelbar an der
Bodenoberfläche aber geringere CO2-Produktion wegen stärkerer Austrocknung.

CO2-Produktion (mg m-2 cm-1 h-1)


0 10 20 30 40 50 60
0

Co2-Produktion in Abhängigkeit von der


Tiefe in einer Parabraunerde aus Löss 10
unter Ackernutzung
aus Sch/Sch (2002)
20

30

40

Der Wasserdampfgehalt in der Bodenluft ist höher als in der Atmosphäre;


bei Wasserspannungen < pF 4,2 ist die relative Feuchte der Bodenluft > 95%.

Formatiert: Schriftart: 13 pt
 Durchlüftung des Bodens
Vereinfachend wird meist der Luftporenanteil als Maß für den Durchlüftungszustand eines
Bodens benutzt.
PV-FK=LK (Porenvolumen - Feldkapazität = Luftkapazität),
Anteil nicht mit Wasser gefüllter Poren entscheidend; je schneller Grobporen sich entleeren
können, desto besser ist die Durchlüftung des Bodens, gewährleistet durch Gasaustausch mit
der Atmosphäre.
Notwendig hierfür ist hohe Kontinuität der luftgefüllten Poren, indirekt gemessen als
Luftdurchlässigkeit. Ein Wassermeniskus quer über einen Porendurchmesser unterbricht den
Gasaustausch.

Bodenkunde Einführung - 1 -
Diffusion ist der dominierende Mechanismus für den Gastransport in Böden, aufgrund von
Konzentrationsunterschieden des betreffenden Gases;
abhängig vom entsprechenden Diffusionskoeffizienten, der wiederum abhängig von Wasser- Formatiert: Abstand Nach: 9
bzw. Luftgehalt und der Temperatur ist. pt

Bereiche der O2-Diffusionsraten in Abhängigkeit von der Bodentiefe


Ausgangsmaterial Bodentyp O 2-Diffusionsrate (10 -8 g cm-2 min-1)
---------- Tiefe (cm) ----------
10 30 80
lehm. Geschiebe- Parabraunerde 20 - 30 20 - 30 ~5
mergel (Riß) Pseudogley 20 - 60 5 - 10 1- 5

Tonreicher Braunerde 20 - 40 10 - 30 5 - 20 aus Blume (1968)


Geschiebemergel Braunerde-Pseudogley 20 - 40 10 - 30 <5
(Würm) Pseudogley 0 - 20 <5 <5

Konvektiver Transport entsteht aufgrund von Luftdruck-(Gasdruck-)unterschieden, die auch


auf temperaturbedingten Volumenänderungen beruhen können; auch erhöhter Luftdruck in
Lufteinschlüssen infolge eindringenden Wassers (Regen, Bewässerung) bewirkt Gastransport.
Wasserlösliche Gase (besonders CO2) werden zusätzlich in der Wasserphase transportiert.
Bei zunehmender Wassersättigung wird der Gasaustausch behindert, je stärker hydromorph
ein Boden, desto schlechter ist die Luftversorgung, desto eher treten reduzierende
Bedingungen auf. Bei 4-6% Luftvolumen ist die O2-Versorgung für Pflanzen unzureichend, es
kommt zu O2-Mangel.
Für terrestrische Böden (grundwasserfern) gilt: grobporenreiche Böden sind besser durchlüftet
als grobporenarme Böden, daher ist die Durchlüftung bei Sandböden > Lehmböden >
Schluffböden > Tonböden.
Die Durchlüftung im Boden ist kleinräumig sehr variabel, aufgrund der mikroskopischen Formatiert: Abstand Nach: 9
Heterogenität des Porenraums und der Abhängigkeit der Gasleitfähigkeit von der pt

Wassersättigung. Bei Feldkapazität sind die Grobporen um ein Aggregat luftführend, während
die Feinporen im Aggregat wassergesättigt sind. Der O2-Partialdruck nimmt von der
Aggregatoberfläche ins Aggregatinnere kontinuierlich ab.

Kleinräumige Variabilität der Bodendurchlüftung von aeroben zu anaeroben


Verhältnissen. Die Krümel sind mit Wasser gesättigt und von einem Wasserfilm
umgeben, der Porenraum zwischen den Krümeln ist größtenteils mit Luft gefüllt.

Wasser

anaerob

Luft

aerob

500 µm aus Gisi (1997)

Bodenkunde Einführung - 2 -
Gefüge
1. (Boden-)Gefüge (oder Bodenstruktur)
räumliche Anordnung der festen Bodenbestandteile

 Aggregierungsmechanismen
Adhäsionskräfte
Molekularkräfte zwischen Atomen und Molekülen verschiedener Art (Wasser - Festsubstanz)
Kohäsionskräfte
Molekularkräfte zwischen Atomen und Molekülen gleicher Art (Wasser - Wasser)

Grenzfläche Wasser - Festphase

Adhäsion
Benetzbare Flüssigkeiten:
Adhäsionskräfte > Kohäsionskräfte
Fest- Kohäsion
phase
Bindung zwischen Fest-
Fest- und Flü
Flüssigphase
Wasser

Physikochemische Ursache: VAN DER WAALS-Kräfte, COULOMBsche Kräfte, Dipol-Kräfte, Ionen-


Bindungskräfte, Meniskenkräfte; jede Kraft bzw. Kräftegruppe unterschiedliche Reichweite.
Dipolkräfte: besonders ausgeprägt beim H2O-Molekül
Ionenbindungskräfte: hauptsächlich auf unterschiedliche Ladung der Bestandteile zurückzuführen
Kittsubstanz: Fe-Oxide, Humus, Carbonate, Si-Oxide.

Aggregatbildung bei blättchenförmigen Materialien:

a) peptisiert,
b) aggregiert Fläche-Fläche,
c) aggregiert Fläche-Kante,
d) aggregiert Kante-Kante
(punktiert: Wasserhülle der Doppelschicht).

aus Sch/Sch (2002)

Selbst unter trockenen Bedingungen sind Teilchen mit dünnen Wasserfilmen umhüllt;
Beispiel für Zusammenhalt zwischen unterschiedlichen Ladungsträgern:

Bodenkunde Gefüge - 1 -
Modell der Anordnung von Tonmineralpaketen, organischer Substanz und Quarz in einem Bodenkrümel

Quarz
D A: Quarz - organische Substanz - Quarz
A C1
B: Quarz - organische Substanz - Tonmineral

D B
B C: Tonmineral - organische Substanz - Tonmineral
C1: Fläche - Fläche
Quarz C2: Kante - Fläche
Quarz C3
C3: Kante - Kante
C2
D D: Tonmineral – Tonmineral Kante - Fläche

C1 aus Sch/Sch (2002)

Summenwirkung Aggregierungsmechanismen:
I. Feinmaterial haftet auf bzw. umhüllt grobe Teilchen
II. Feinmaterial verbindet/verkittet grobe Teilchen
III. Wassermenisken verbinden Teilchen ⇒ Zusammenhalt eines Bodens;
feste Bestandteile = Bindemittel, Kittsubstanz;
Einfluss des Wassergehalts sehr groß: bewirkt sowohl die Kohäsion oder Konsistenz als auch die
Quellung und Schrumpfung.

 Konsistenz
Kohäsion oder Konsistenz entscheidend für
a) Tragfähigkeit von Baugründen bzw. Stabilität von Böschungen oder Aufschüttungen
b) Tragfähigkeit für landwirtschaftliche u.a. Maschinen, Bodenbearbeitbarkeit und Beweidung.
Wichtige Kenngrößen sind die Fließgrenze (Wl), die Ausrollgrenze (Wp) und Plastizitätszahl (kw)
(= Differenz zwischen Fließ- und Ausrollgrenze); oberhalb Fließgrenze zerfließt Boden, unterhalb
Ausrollgrenze bricht (bröckelt) Boden.

Wassergehalt trocken gesättigt


pF 7 4,5 2,8 -o
-oo
Konsistenz fest halbfest steif weich breiig flüssig
Kräfte Adhäsion
Kohäsion
Wp Wl
Relative Konsistenz

Plastizitätszahl (kW) 1,0 0,75 0,50 0

Tragfähigkeit

Bearbeitung
Schollen Bröckel Krümel Pflugsohlen Bodenfließen
Tieflockern
Tiefpflügen
(Kuntze et al. 1994)

Bodenkunde Gefüge - 2 -
 Quellung und Schrumpfung
Volumenzunahme des Bodens durch Aufnahme von Wasser besonders stark bei Böden mit vielen
Kolloiden, insbesondere quellfähigen Tonmineralen.
fest brüchig plastisch flüssig
Bis zu einem substrattypischen Grenz-Wassergehalt Fliessgrenze
entspricht die Volumenabnahme der Wassergehalts-
abnahme: Normalschrumpfung. Ausrollgrenze

Bei weiterer Wassergehaltsabnahme nimmt Volumen nicht Schrumpfgrenze

Porenziffer n
in gleichem Maße ab, weil Teilchen nur dichter aneinander
treten können, wenn die Bindung zwischen Teilchen-
gruppen unterbrochen wird: Restschrumpfung.
Wasser
Schrumpfprozess eines trockenden Bodens und Luft
Konsistenzgrenzen (nach Atterberg)
1
(aus Gisi 1997)
Matrix

Wassergehalt θ g

Sichtbar am Auftreten von (Zug-)Rissen im Substrat bzw. Boden; Risse umso breiter und tiefer, also
größer, je stärker die Entwässerung und/oder je höher der Tongehalt;
weitere Entwässerung ⇒ von diesen ersten (Haupt-)Rissen gehen weitere Zugrisse aus:

Entstehung von Aggregaten durch Ausbildung eines


Systems aus Zugrissen in vier aufeinander folgenden
Generationen (I bis IV) aus Sch/Sch (2002)

Entstehung von Aggregaten bzw. Aggregatgefügen


Schrumpfriss-Generationen (Polygone) in Feuerletten-Ton, Aufn.: H.H.Becher, nordöstl. Bayreuth

Wiederbefeuchtung ⇒ Quellung, Risse schließen sich ⇒ Bodenoberfläche angehoben;


Ausprägung abhängig von Tongehalt;
aber ursprünglicher Zustand nicht erreichbar, weil Teilchen infolge dichter Packung nicht mehr frei
beweglich;
Bodenoberflächensenkung infolge Entwässerung: Setzung.

Bodenkunde Gefüge - 3 -
2. Gefüge- und Aggregatformen
Gefügeformen
 Grundgefüge: Bindungskräfte zwischen benachbarten Primärteilchen sind gleichförmig,
Aggregierung nicht erkennbar
 Aggregatgefüge: Gruppen von Primärteilchen untereinander stabiler verbunden, Ausbildung von
Aggregaten
Grundgefüge Aggregatgefüge Bodenfragmente

ungegliedert gegliedert zertrümmert


nicht verklebt verklebt verkittet < 5 cm o/ > 5 cm o/

Einzelkorn- Kohärent- Kitt- Bröckel Klumpen


Gliederung und Ansprache Gefüge Gefüge Gefüge

des Makrogefüges im Boden


Kuntze et al. 1994

Absonderungsgefüge Aufbaugefüge
Aggregat-Querachse meist >5 cm Aggregat-Querachse <5 cm <5 cm
Grobgefüge Feingefüge
"Schicht- Säulen- Riss- Prismen- Polyeder- Subpolyeder- Platten- Krümel- Wurmlosungs-
Gefüge" Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge

Nicht einheitlich oder gleichmäßig über das gesamte Profil verteilt, sondern meist Wechsel
zwischen verschiedenen Formen innerhalb des Profils.

 Einzelkorngefüge
Zusammenhalt nur durch Menisken-, Reibungs- und Gravitationskräfte ⇒ alle Körner liegen lose
nebeneinander; typisch für Dünensand und ähnlich gut sortierte Substrate ohne Bindemittel;
nass ⇒ Zerfließen, trocken ⇒ Zerrieseln
Einzelkorngefüge aus Sand (Sch/Sch, 2002)

Einzelkorngefüge bzw.
Körnungsunterschiede
in Talrand-Düne
Aufn.: H.H.Becher,
Wümmetal nwestl. Hellwege,
Krs. ROW

 Kohärentgefüge
Zusammenhalt durch Ko- und Adhäsionskräfte
aller Arten, häufig Bindemittel; typisch für Unterböden
von Schluff- und Tonböden

Kohärentgefüge (Ausschnitt, Bhs-Hor.)


Aufn.: H.H.Becher

Bodenkunde Gefüge - 4 -
 Aggregatgefüge
Zusammenhalt durch Ko- und Adhäsionskräfte aller Arten, Bindemittel;
Tongehalt ≥ 25 % und/oder Gehalt and organischer Substanz ≥ 2 %.
Krümelgefüge: kleinste Aggregate, traubige Form, viele Kotaggregate von Tieren, die auf und im
Boden leben; Ah-Horizonte; stabil, gut durchlüftet, gute natürliche Entwässerung, hohe nutzbare
Feldkapazität
Polyedergefüge: alle 3 Achsen etwa gleich lang,
entstanden durch Schrumpfung oder Bodenfrost
(Frostgare), scharfe Ecken und Kanten; Bv-, Bt-
Horizonte; sehr stabil, gut durchlüftet, gute natürliche
Entwässerung, hohe nutzbare Feldkapazität

Polyedergefüge (Pelosol)
Aufn.: H.H.Becher, Sulzheim, Krs. SW

Subpolyedergefüge: entstanden durch Bodenbewegung durch Tiere (Rollen, Transport) und


durch Bodenbearbeitung, dadurch deutliche Begrenzungsflächen, aber keine scharfen Ecken und
Kanten; Bv-Horizonte; meist stabil, gut durchlüftet, gute natürliche Entwässerung, hohe nutzbare
Feldkapazität

Prismengefüge: senkrechte Achse deutlich länger,


durch Schrumpfung entstanden, dadurch sehr
deutliche Begrenzungsflächen, scharfe Ecken und
Kanten, Prismen zerfallen häufig in Polyeder;
Bv-, Bt-, P-Horizonte; mäßig bis sehr stabil

Prismengefüge (Pelosol-Pseudogley)
Aufn.: H.H.Becher, Niederlande

Plattengefüge: natürlich und künstlich verdichtete Horizonte oder sedimentationsbedingt; schlecht


durchlüftet, schlechte Entwässerung, mittlere nutzbare Feldkapazität; kann zu Stauwasser im
Boden und zu Oberflächenabfluss führen

Platten infolge übermäßiger Verdichtung Platten infolge von Sedimentationsunterschieden


Aufn.: H.H.Becher, Aufn.: H.H.Becher, Niederlande
Versuchsfeld, TUM, Freising-Dürnast

Bodenkunde Gefüge - 5 -
Säulengefüge: Na+- oder Mg2+-Anreicherungshorizonte von
Solonetz und Knickmarsch (für Solonetz kennzeichnend)

Säulengefüge (Solonetz)
Aufn.: H.H.Becher, Nordkasachstan

Bröckelgefüge: Ap-Horizonte, entstanden durch Bodenbearbeitung unter günstigen


Konsistenzbedingungen ⇒ vergleichbar mit Subpolyedergefüge, jedoch Aggregate meist größer
und weniger gerundet
Schollengefüge (Klumpen): Ap-Horizonte, entstanden durch Bodenbearbeitung unter (sehr)
ungünstigen Konsistenzbedingungen; vergleichbar mit grobprismatischem Gefüge ⇒ durch
zusätzliche Bodenbearbeitung und/oder Frostgare zu
verbessern

Schollengefüge (Pelosol)
Aufn.: H.H.Becher, Wetzhausen, Krs. SW

Gefüge im Bodenprofil

Bodenprofil Aggregierung
(Acker)
0
Tiefe
cm
20
aggregiert,
lockerer

40

60
aggregiert,
dichter
Abb. aus Kooistra & Noordwijk,1996
80

100
kohärent

Bodenkunde Gefüge - 6 -
Kationenaustausch
Die Oberflächenladung der Bodenteilchen wird durch die Anlagerung von äquivalenten Mengen
an Gegenionen ausgeglichen. Die geladene Oberfläche und die Gegenionenschicht werden
zusammen als elektrische Doppelschicht bezeichnet (s. Sorptionseigenschaften von Böden, S.
2). Sie erzeugt im Bereich der Teilchenoberfläche ein elektrisches Potential.
Die an der Oberfläche der geladenen Teilchen adsorbierten Ionen sind gegen andere Ionen
austauschbar. Dies bezeichnet man als Ionenaustausch, die geladenen Teilchen bei negativer
Ladung als Kationentauscher, bei positiver Ladung als Anionentauscher.
Ionenaustauschreaktionen verlaufen schnell, stöchiometrisch und sind reversibel.

Austausch von Ionen: Die an eine geladene NH4+


Oberfläche adsorbierten Ionen (z.B. Ca2+ an Ca2+ + 2NH4+ + Ca2+
NH4+
negativ geladener Oberfläche) werden durch
äquivalente Mengen von Ionen der
Bodenlösung (z.B. NH4+) freigesetzt. HCO3- + NO3- NO3- + HCO3-
Bodenökologie, Gisi, 1997

Durch die Fähigkeit des Bodens als Ionentauscher zu fungieren, wird die Versorgung der
Pflanzen mit Nährstoffen gewährleistet. Die Auswaschung der Nährstoffionen aus dem
Boden/Wurzelraum wird verhindert. Gleichzeitig sind die Nährstoffe in für die Pflanze leicht
verfügbarer Form im Boden gespeichert. Von der insgesamt in pflanzenverfügbarer Form
vorhandenen Menge an Ionen ist immer nur ein geringer Teil in der Bodenlösung vorhanden.

Ionenaustausch zwischen Bodenpartikel, Verwitterung


Bodenlösung und Pflanzenwurzel. Partikel
verwittern durch (saure) Hydrolyse und HCO3- + H+ H2CO3 H2O + CO2
Säurewirkung, wobei Kationen durch Protonen
2H+ 2H+
freigesetzt und ausgetauscht werden; die Bodenpartikel Bodenlösung Wurzel
Kationen gelangen via Bodenlösung zur Ca2+ Ca2+
Pflanze und werden dort gegen Protonen
eingetauscht. " Reservoir " " Transportmedium " " Senke "
Bodenökologie, Gisi, 1997

Unter der Austauschkapazität eines Bodens versteht man die maximal sorbierbare
Ionenmenge. Sie wird in Ladungsäquivalenten pro Masse angegeben (cmolc/kg Boden).
Aufgrund der Ladungsverhältnisse ist die Kationenaustauschkapazität (KAK) weit
bedeutender als die Anionenaustauschkapazität. Die KAK der einzelnen Bodenkomponenten
ist wie bereits erläutert z.T. pH-abhängig.
KAK der wichtigsten Bodenkomponenten und ihre Oberflächen

Oberflächeneigenschaften der reaktiven Bodenbestandteile


und Kationenaustauschkapazität (KAK)
Oberfläche KAK Dichte der Ober- vorherrschende
flächenladung negative Ladung
(m2/kg) (cmolc/kg) (µmolc/m2)
Kaolinit (1-2) • 104 2 - 10 1-6 pH-abhängig
5
Illit 1 • 10 20 - 50 3 permanent
5
Smectite 8 • 10 50 - 100 1 permanent
Vermiculit 8 • 105 100 - 200 2 permanent
4
Fe- u. Al-Oxide 3 • 10 0,5 0,2 pH-abhängig
5
Allophane (5-7) • 10 0,8 1,5 pH-abhängig
Organische Substanz 9 • 105 300 (150 – 500) 3 pH-abhängig
Bodenkunde Kationenaustausch - 1 -
1000 Allo- Beziehung zwischen spezifischer
phane Oberfläche und KAKpot von wichtigen
Huminstoffe
spezifische Oberfläche (m2/g]

Imogo Vertretern des Sorptionskomplexes.


-lite
750 Wörterbuch der Bodenkunde,
Smectite Vermi- Hintermaier-Erhard und Zech, 1997
culite
500
Wechsel-
lagerungs-
minerale
250 Me-Oxide
Illite, Glimmer

0 Kaolinit, Halloysit
0 100 200 300
Kationenaustauschkapazität [cmolc/kg]

 Ladungsverhältnisse von Böden


Die KAK von Böden schwankt in einem weiten Bereich. Sie wird vor allem von der Textur, der
Art der Tonminerale und vom Humusgehalt bestimmt. Häufige Werte liegen zwischen 5 und 100
cmolc/kg.
2:1-Minerale und Humus senken LNP durch hohe negative Ladung, 1:1-Minerale und Oxide
heben den LNP durch fehlende permanente Ladung und sehr geringe variable Ladung.
Viele Böden unseres Klimas haben 2:1-Minerale, daher einen Grundbetrag permanenter
Ladung und je nach Humusgehalt, Oxid- und Tongehalt einen Beitrag variabler Ladung, der mit
steigendem pH zunimmt.
Da die KAK wegen des Beitrags der variablen Ladungen mit zunehmendem pH-Wert ansteigt,
unterscheidet man
 effektive KAK (KAKeff) beim entsprechenden aktuellen pH-Wert des Bodens
 potentielle KAK (KAKpot) bei einem Bezugs-pH von 7
Mit abnehmendem pH-Wert werden zunehmend die schwach sauren Gruppen der organischen
Substanz und die Mineraloberflächen protoniert. Dadurch werden Austauscherplätze
zunehmend mit H+ belegt.

Kationen-
Austausch- KAKeff
Kapazität variable
(pH-abh.)
KAK Ladung potentielle
Ladung
(KAK)
effektive
Ladung permanente
(KAK) Ladung
(KAK)
4 5 6 7
pH

Für neutrale Böden ist also KAKeff = KAKpot.


In sauren Böden ist KAKpot > KAKeff.

Bodenkunde Kationenaustausch - 2 -
Potentielle und effektive Kationenaustauschkapazität (KAK) sowie Zusammensetzung des Kationenbelags
(Ionensättigung in %) im Oberboden von Böden unterschiedlicher Nutzung und Herkunft
Bodenökologie, Gisi, 1997

Bodentyp (Herkunft) pH Corg KAKpot KAKeff Ionnensättigung in %


von KAKeff
(CaCl2) % mmol kg-1 Al3+ Ca2+ Mg2+ K+ Na+
Böden unter Acker
Schwarzerde aus Löss 7,2 1,6 180 180 0 90 9 0,5 0,4
Pelosol aus Liaston 6,7 2,4 220 170 0 83 8 9 0
Parabraunerde aus Löss 6,3 1,4 170 140 0 80 15 9 <1
Böden unter Wald
Parabraunerde aus Schotter 4,6 11,1 233 138 4 82 9 4 1
Braunerde aus Serpentinit 4,4 10,2 319 173 6 19 73 1 <1
Braunerde-Podsol aus Gneis 3,6 26,3 344 146 40 42 11 6 <1
Pseudogley aus Löss 3,8 5,7 184 54 68 13 <2 6 11
Der Beitrag der organischen Substanz zur variablen Ladung ist wesentlich bedeutender als der
Beitrag der mineralischen Phase. Folgende Abb. zeigt die KAK in Abhängigkeit vom pH-Wert für
mineralische Oberböden.

Anteil von Tonfraktion und organischer Substanz an der Gesamtaustauschkapazität von Böden in Abhängigkeit
vom pH-Wert; Mittelwert der Ap-Horizonte von 60 Böden nach Helling 1964, aus Sparks 1995

15,0

n
KAK (cmolc kg-1)

10,0 Böde
55%

Anteil Tonfraktion
5,0
81%
45%
Anteil organische Substanz
19%
0
2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 pH

In sandigen Böden (A-Horizonte) werden durchschnittlich etwa 75% der KAK von der
organischen Substanz bereitgestellt.
Die effektive KAK in Oberböden steigt also durch pH-Erhöhung stärker als in Unterböden.

Oberboden
KAK

Unterboden

3 4 5 6 7 8 pH

Bodenkunde Kationenaustausch - 3 -
 Kationenbelag und Bodenlösung
Folgende Abb. gibt den Zusammenhang zwischen Kationenbelag und pH-Wert von Böden
wieder. In basischen bis schwach sauren Böden besteht der Kationenbelag aus den Ionen Ca2+,
Mg2+, K+ und Na+. Dagegen sind die Austauscher in sauren Mineralböden überwiegend von H+
und Al3+ belegt.
100

variable
Anteil blockiert durch
Kationenbelag eines Bodens dissoziierbaren Wasserstoff
an
Scheffer/Schachtschabel, 2002
KAKpot

permanente Ladung
(%)
austauschbare Neutralkationen
50
(Ca, Mg, K, Na)

aus-
tausch-
bares Al
0
3 4 5 6 7
pH

Der prozentuale Anteil der sog. basisch wirkenden Kationen Ca2+, Mg2+, K+ und Na+ an der
Gesamtaustauschkapazität wird als Basensättigung (BS) bezeichnet.

Summe austauschbare basische Kationen


Basensättigung (%) = 100
Kationenaustauschkapazität

Selektivitätsreihe
Die Bindungsstärke der sorbierten Kationen wird vor allem bestimmt von
 Ladung der Kationen
Die Gegenionen werden umso stärker an die Oberfläche gezogen, je größer die Ladung
(Bindungsstärke: Al3+ > Mg 2+ > Na+).
 Hydratationshülle der Kationen
Die Gegenionen werden umso stärker an die Oberfläche gezogen, je kleiner die Hydrathülle
(Bindungsstärke: K+ > Na+ > Li+, NH4+ verhält sich ähnlich wie K+). Bei der Sorption an die
geladenen Teilchen muss zumindest ein Teil der Hydrathülle abgegeben werden. Bei
Kationen mit fest gebundener Hydrathülle ist dazu mehr Energie nötig. Die Bindung der
Hydrathülle ist bei kleinen Ionen am stärksten.
 Konzentration der Außenlösung
Die Gegenionen werden umso stärker an die Oberfläche gezogen, je höher die Konzentration
der Außenlösung ist.

Unter Einbeziehung dieser Faktoren ergibt sich für die wichtigsten Kationen im Boden folgende
Selektivitätsreihe:

Al3+ > Ca2+ > Mg2+ > NH4+ = K+ > Na+

Bodenkunde Kationenaustausch - 4 -
1 00
Na
Mg Relativer Austausch von Na+, K+, Mg2+ und Ca2+
80 K gegen NH4+ in % der gesamten austauschbaren
Menge des jeweiligen Kations in Abhängigkeit von
60 NH4+-Konzentration der Gleichgewichtslösung bei
Ca einem Ap-Horizont einer Parabraunerde aus Löss,
40 Scheffer/Schachtschabel, 2002

20

0
0 100 200 500
N H 4 -Konzentration in der
G leichgewichtslösung (mmol L-1 )

Allerdings werden bei bestimmten Austauschern einzelne Ionen wegen besonderer


Bindungsverhältnisse stärker bevorzugt. So wird z.B. K+ in den Zwischenschichten von Illiten
besonders gut gebunden und ist dann nicht mehr austauschbar (Kaliumfixierung).

Selektivitätskoeffizient
Die Selektivität eines Austauschers für ein bestimmtes Kation kann z.B. mit einer Gleichung
beschrieben werden, wie sie hier für den Austausch zwischen Na und K dargestellt ist:

K+ aK Bei fester Bindung (höherer Selektivität) des K+ gegenüber Na+ ist


=k k= Selektivitäts-Koeff. groß: bei einem gegebenen Verhältnis K/Na in der Lösung
Na + S aNa L befindet sich dann relativ mehr K am Austauscher.

In dieser einfachen Form der Gleichung wird der Einfluss der Ionenladung nicht berücksichtigt;
sie gilt daher nur für gleichwertige Ionen. Beim Austausch zwischen Ionen unterschiedlicher
Wertigkeit muss diese berücksichtigt werden. Der Ansatz nach
Gapon beschreibt empirisch das Selektivitätsverhalten beim K aK
Austausch zwischen ein- und zweiwertigen Ionen. Für den Fall des = k G
K/Ca-Austausches ist der Gapon-Koeffizient kG definiert durch:
Ca S √ a Ca L

Aufgrund der unterschiedlichen Eintauschstärke der einzelnen Kationen ergeben sich in der
Zusammensetzung der Austauscherbelegung und der Bodenlösung deutliche Unterschiede.
Verteilung von Kationen zwischen Bodenlösung und Ionenbelag eines sauren Waldbodens

Bodenlösung Ionenbelag
Σ 100% 0,151 cmolc/L Σ 100% 14,3 cmolc/kg

K+
H+ 22%
16% 0,033 Al3+
0,024 72%
Al3+ 10,2
4% 0,006 Na+
20% Ca2+ 15%
2+
0,030 2,2 cmolc/kg
Ca
31%
Mg2+
0,047 cmolc/L
7% K+ H+
0,011 3% 7%
Mg2+ 0,4 1,1
+
2% 0,3 Na
1% 0,1

Bodenkunde Kationenaustausch - 5 -
Organische Substanz im Boden
Definition und Einteilung
alle in und auf dem Mineralboden befindlichen abgestorbenen pflanzlichen und tierischen
Stoffe und deren organische Umwandlungsprodukte;
lebende Organismen (das aus Bodenflora und -fauna bestehende Edaphon) sowie lebende
Wurzeln gehören nicht zur organischen Substanz der Böden;
Nach dem Grad ihrer Umwandlung im Boden unterteilt man
 Streustoffe: nicht oder nur schwach umgewandelt, Gewebestrukturen morphologisch
sichtbar; abgestorbene Pflanzenreste (auch tote Wurzeln) und Bodenorganismen;
Verweilzeit ("turnover time") im Boden ist kurz
 Huminstoffe: stark umgewandelte (hochmolekulare) Substanzen ohne makroskopisch
erkennbare Gewebestrukturen, gegen Mineralisierung stabilisiert, niedrige Umsatzrate bzw.
hohe Verweilzeit im Boden
Gesamtheit der organischen Substanz des Bodens = Humus
Auflagehumus
Humus im Mineralboden: mit dem Mineralkörper vermischt
im Bodenwasser gelöste organische Substanzen: "DOM" = dissolved organic matter
Abbau organischer Substanzen = Zersetzung:
Mineralisierung: vollständiger mikrobieller Abbau zu anorganischen Stoffen (CO2, H2O),
dabei auch Freisetzung der in den organischen Stoffen enthaltenen Pflanzennährelemente
(z.B. Mg, Fe, N, P, S),
Humifizierung: Umwandlung in Huminstoffe
Im Bodenprofil steigt der Zersetzungsgrad meist von oben nach unten an
Durchschnittliche Verweilzeit der organischen Substanz in Böden 30 - 40 Jahre, große
Schwankungsbreite
Pools SOM Fraktionen Umsetzungszeit
labiler/aktiver Pool pflanzliche/mikrobielle Rückstände ein Jahr
langsamer/intermediärer Pool okkludierteorganischer Substanz Jahrzehnte
träger/passiver Pool humifiziertes Material/Huminstoffe hunderte/tausende Jahre

Zusammensetzung: C, H, O, N, S und P; Kohlenstoffgehalt der organischen Substanz im


Durchschnitt um 50 %;
Gehalt an organischer Substanz (bzw. der Humusgehalt) variieren in weiten Grenzen
Gehalt an SOM in Böden
Böden Bezeichnung org. Substanz (g kg-1)
Auflagehorizont Auflage nahe 1000
Ackerböden schwach humos < 20
Grünlandböden mäßig humos 20 - 40
Rendzinen,Schwarzerden stark humos 40 - 100
Waldböden stark humos 50 - 100
Anmoore anmoorig 150 - 300
Moore moorig > 300
Hochmoore moorig nahe 1000

Bodenkunde Organische Substanz - 1 -


Menge, Anteile und Verteilung von Pflanzenresten als Ausgangs-
materialien für die Humusbildung im Boden
Oberirdische Biomasse (Blätter, Nadeln, Zweige), abgestorbene Wurzeln, organische
Ausscheidungsprodukte der Wurzeln und Mikroorganismen, abgestorbene Bodentiere und
Mikroorganismen
In landwirtschaftlich genutzten Böden: eingepflügte Ernterückstände, Zufuhr organischer Stoffe
auch durch Düngung und Abfallbeseitigung (z.B. Gülle, Kompost, Klärschlamm)

Zwei Gruppen von Materialien:


 Primärressourcen: Reste von Pflanzen
 Sekundärressourcen: Reste und Ausscheidungsprodukte von Mikroorganismen

Faktoren für die Steuerung der Humifizierungsprozesse in Böden


 Menge der Streu
 Anteile verschiedener Pflanzenteile und ihre Verteilung (oberirdisch, unterirdisch)
 Anteile unterschiedlicher Gewebe
 chemische Zusammensetzung

Gewebetypen der Pflanzenreste


 parenchymatisches Gewebe:
im lebenden grünen Gewebe der Blätter und im Cortex (Rinde) junger Zweige und Feinwurzeln:
Cellulosewände, proteinreicher Protoplast, Vakuole

 Verholztes Gewebe:
Holzteil (Xylem), Stützgewebe (Sklerenchym) von Stielen, Blattepidermis, Blattrippen und Rinde,
Schichten der verholzten Zellwand (Mittellamelle, Primär-, Sekundär- und Tertiärwand):
Mittellamelle: Pektin, in verholzten Geweben auch aus Lignin,
Primär-, Sekundär- und Tertiärwand: Cellulose, Polyosen, Hemicellulosen und Lignin

Aufbau der verholzten Zellwand

Zellwandschicht Cellulose Hemicellulose Lignin


und Pektin
%
Mittelschicht (P+ML) 14 27 59
Sekundärwand 1 (S1) 35 35 30
Sekundärwand 2 (S2) 60 14 26
incl. Tertiärwand (T)

Bodenkunde Organische Substanz - 2 -


Inhaltsstoffe der Pflanzen
Zellinhaltsstoffe und Speichersubstanzen
 Proteine
Polypeptide, lange Ketten verschiedener Aminosäuren
Enzyme, Transportproteine, Regulatoren, Speichersubstanzen, Strukturproteine
Proteine der pflanzlichen und mikrobiellen Gewebe können von einer Vielzahl von Mikroorga-
nismen abgebaut werden
weniger stabile Pflanzeninhaltsstoffe

 Stärke
wichtiges Speicherpolysaccharid in Höheren Pflanzen, auch in einigen Algen und Bakterien,
besteht aus zwei verschiedenen Glucosepolymeren, Amylose und Amylopektin;
Amylose im Durchschnitt
CH OH CH OH
etwa 25 % der Stärke O O
2 2

O O
OH OH
CH2OH CH2OH O
O O OH OH
H H Amylopektin
H H H H
CH2OH CH2OH 6 CH
2 CH2OH
O O O O 5 O O
OH H OH H
4 1
H OH H OH O O O O O Amylose
n
OH OH OH OH
3 2
OH OH OH OH

Zellwandbestandteile der Pflanzen


 Polysaccharide
Cellulose, das am häufigsten vorkommende Biopolymer
Gerüstsubstanz in den Zellwänden niederer und höherer Pflanzen
Hohe Cellulosegehalte in Stielen und Stämmen und in anderen verholzten Teilen von Pflanzen;
auch Bestandteil der Zellwände von Algen und Pilzen, in Bakterien nur selten
linearpolymeres Glucan, Glucose-Einheiten (>10.000), die ß-(1-4)-glycosidisch miteinander
verbunden sind; regelmäßige Anordnung der Hydroxylgruppen entlang der Cellulosekette,
Ausbildung von H-Brücken, Fibrillenstruktur mit kristallinen Eigenschaften, nur 15 % des
Cellulosemoleküls hat amorphe Struktur
CH2OH H OH
in der verholzten Zellwand eng mit Polyosen und H
O
OH H
H O H
Lignin vergesellschaftet; im sogenannten Lignin- O
H H
Cellulose-Komplex über Ester- oder Etherbindungen OH H H
O
an Lignin gebunden H OH CH2OH
n

 Nichtcellulosische Polysaccharide
Polyosen oder Hemicellulosen: Aufbau aus verschiedenen Zuckereinheiten, mit Seitenketten
und Verzweigungen;
HO HO HO
Zuckereinheiten: Pentosen, Hexosen, O OH
O
O OH
O
O OH
Hexuronsäuren und Desoxyhexosen;
in Höheren Pflanzen, O OH O O
O O O
auch in Bakterien, Pilzen und Algen OH
2 5
HOOC O
O O

HOH2C
OH
H 3CO
OH O OH

OH

Bodenkunde Organische Substanz - 3 -


 Lignin
hochmolekulare, dreidimensionale Substanz aus Phenylpropaneinheiten
Bestandteil der Zellwände von Gefäßpflanzen
Moose, Algen, aquatische Pflanzen und Mikroorganismen enthalten kein Lignin
in der Primärwand, der Sekundärwand und in der Mittellamelle in Zwischenräumen der
Cellulose-Mikrofibrillen
Verbindung zwischen den Zellen, Verstärkung der Zellwände des Xylemgewebes, schützt die
verholzte Zellwand vor mikrobiellem Angriff
Neben den Polysacchariden häufigstes Biopolymer
Cγ CH2OH CH2OH CH2OH

Vorstufen des Lignins in der Pflanze:

1
p-Cumarylalkohol (p-Hydroxyphenylpropan ) (I)
6 2
Coniferylalkohol (Guaiacylpropan) (II)
5

4
3
OCH3 CH3O OCH3
Sinapylalkohol (Syringylpropan) (III)
OH OH OH

I II III

dreidimensionales Makromolekül mit Vielzahl von C-C- und Etherbindungen, auch Bindungen zu
den Hydroxylgruppen der Zellwandpolysaccharide (Cellulosen und Hemicellulosen): Lignin-Poly-
saccharid-Komplexe
unterschiedliche chemische Zusammensetzung: Laubholzlignin, Nadelholzlignin, Graslignin
Lignin der Gymnospermen fast ausschließlich Guaiacylpropaneinheiten
Lignin der Angiospermen etwa gleiche Anteile von Guaiacylpropaneinheiten und Syringylpro-
paneinheiten
Lignin der Gräser etwa gleiche Anteile von Guaiacylpropan-, Syringylpropan- und p-Hydroxy-
phenylpropaneinheiten + etwa 5-10 % p-Cumarsäure und Ferulasäure
Bindungen im Ligninmolekül nicht hydrolysierbar
Wichtige Bindungstypen im Ligninmolekül
C
C
C C C
C
C O C C C
C C O C C

O β-O-4 O α-O-4 O 4-O-5


C
Strukturmodell des Fichtenlignins (nach Adler 1977)
H2COH
H2COH
HC
C C C CO
HCOH
C C C CH2
C O C C

H2COH
H2COH HC
CH3O OCH3 H2COH
OCH3
CO
O CH HC O
H2COH CH2
O β-5 O 5-5 O CH H2COH
HC

HC CH
OCH3
C C C HC
1 /2 1/2
C C C C HCO H2COH OH
OCH3
C C C OH
HC HC
CH3O H2COH H2COH OC CH2
HC CO O
O CH OCH3 HC HC CH

HC O HCOH HC HCOH
OH
OCH3
O β-1 O β-β O
OCH3 H2COH

H2COH OCH3 O CH CH3O OCH3 OCH3

HC O HC O OH O
H2C CH
HCO(C6H10O5)nH
HC CH

HC CH2
O
CH3O

H2COH OH

O CH
H2COH OCH3
HCOH
HC O
HC

CH3O

O
OCH3

Bodenkunde Organische Substanz - 4 -


Lipide, Cutin und Suberin
 Lipide
in Wasser unlöslich, aber extrahierbar mit unpolaren Lösungsmitteln wie z.B. Chloroform,
Hexan, Ether oder Benzol; heterogene Substanzklasse
Lipide im Boden stammen sowohl von Pflanzen wie auch von Mikroorganismen
Oberflächenlipide von Pflanzen überziehen in einer dünnen Schicht die Oberflächen von Blättern
und Nadeln als Bestandteil der pflanzlichen Cuticula
 Cutin
makromolekulares Gerüst (Polyester) der pflanzlichen Cuticula, aus Hydroxy- und Epoxyfett-
säuren der Kettenlänge C16 und C18, darin niedermolekulare Wachse und Fette eingebettet,
in der C16-Gruppe Dihydroxypalmitinsäure, in der C18-Gruppe Ölsäure und Hydroxyölsäure
 Suberin
Zellwandbestandteil der Korkzellen, in der Peridermschicht von oberirdischen wie auch
unterirdischen Teilen verholzter Pflanzen, in der Endodermis und in den Bündelscheide-Zellen
von Gräsern; in der Rinde und in Pflanzenwurzeln Gehalte an Suberin besonders hoch
Suberin dem Cutin ähnlich, enthält aber auch Monomere mit höherer Kettenlänge von C20 -
C30, 1-Alkanole, Fettsäuren, Hydroxyfettsäuren, phenolische Säuren; über Esterbindung im
Makromolekül vernetzt

Spezifische Bestandteile von Pilzen und Bakterien


 Pilze
Zellwände von Pilzen vorwiegend aus Polysacchariden, homo- wie auch heteropolymere
Polysaccharide, relativ hohe Anteile von Proteinen, Lipide und Melanine mengenmäßig unter-
geordnete Bestandteile
Zellwände aus Chitin: N-Acetyl-D-Glucosamin in β-(1-4)-glykosidischer Bindung, daneben
verschiedene Glucane als Zellwandbestandteile
 Bakterien
Bakterienzellwände bestehen aus einem Peptidoglucan, dem Murein, sowohl Kohlenhydrat- wie
auch Aminosäurebestandteile
Kohlenhydratkette des Mureins besteht aus zwei N-haltigen Zuckern, N-Acetylglucosamin und
N-Acetylmuraminsäure
Glucosamin auch im Chitin der Insekten und Pilze,
Muraminsäure nur in Bakterien
Neben den üblichen 20 Aminosäuren der Proteine
enthalten Bakterienzellwände zusätzlich eine Reihe
ungewöhnlicher Aminosäuren
Zellwände grampositiver Bakterien aus etwa 20 - 40 Mureinlagen,
Zellwände der gramnegativen Bakterien aus wenigen, manchmal
sogar nur einer Mureinlage, Murein 50 % des Trockengewichts
der der Zellwand der grampositiven, nur etwa 10 % des
Trockengewichts der Zellwand der gramnegativen Bakterien
Zellwandpolysaccharide der Mikroorganismen relativ gut abbau-
bare Substanzen
Bausteine wie z.B. Glucosamin, Galactosamin oder Mureinsäure
lassen sich in Böden nachweisen, reichern sich während des
Streuabbaus an
Vielzahl weiterer Strukturbestandteile wie Teichon-, Teichuron-,
Lipoteichonsäuren und Lipopolysaccharide, Verhalten im Boden
wenig bekannt

Bodenkunde Organische Substanz - 5 -


Zusammensetzung pflanzlicher Rückstände
Cellulose Hemicell. Lignin Protein Lipide C/N
Fichte (Picea abies) % TS
Holz 40 31 28 <2 1,4 100 - 400
Rinde 48 17 38 <2 21
Nadel 15 13 14 - 20 3- 6 7 40 - 80
Buche (Fagus sylvatica)
Holz 32 43 24 2 0,8 100 - 400
Rinde 38 23 39 2 11
Blätter 20 17 11 - 16 6 5 30 - 50
Wurzelholz 33 18 22 1,6 1,3 190
Feinwurzeln 19 10 33 5,4 3,1 55
Weidelgras (Sproß) 19 - 26 16 - 23 4- 6 12 - 20
Luzerne (Stiel) 13 - 33 8 - 11 6 - 16 15 - 18
Weizenstroh 27 - 33 21 - 26 18 - 21 3 50 - 100
Bakterien - 4 - 32 0 50 - 60 10 - 35 5- 8
Pilze 8 - 60 (Chitin) 2 - 15 0 14 - 52 1 - 52 10 - 15
Phytoplankton (Seen) 18 + 50 0 17 1,5 5 - 12

Mineralisierung und Humifizierung der Streu


in mehreren Phasen, greifen eng ineinander
Vielzahl von Organismen der Bodenfauna und -flora daran beteiligt
Kurz vor oder unmittelbar nach dem Absterben der Pflanzenorgane oder Tiere:
erste Umwandlungsprozesse, enzymatische Reaktionen organismeneigener Stoffe (Seneszenz)
großer Teil der mineralischen Nährstoffe (K, Mg, Ca u.a.) werden dabei freigesetzt und mit dem
Niederschlagswasser ausgewaschen oder von den Pflanzen wieder aufgenommen
Nach dem Streufall: Abbau der Streu (Primärressource) durch Primärzersetzer
hydrolytische Aufspaltung der Makromoleküle, insbesondere der Polysaccharide
vor allem Pilze, Regenwürmer, weitere Arten der Makro- und Mesofauna (insbesondere
Dipterenlarven, Diplopoden, Asseln, auch Enchyträen-, Collembolen- und Oribatiden-Arten)
mechanische Zerkleinerung durch Zernagen und Zerbeißen der Pflanzenreste
7 - 15 % der aufgenommenen Nahrung werden von diesen Tieren verwertet
Rest wird mechanisch zerkleinert, mikrobiell infiziert und teilweise auch schon hydrolytisch
gespalten mit den Faeces abgegeben
Weitere Phase: zerkleinerte Pflanzen- und Tierreste sowie die Exkremente der Bodentiere
werden durch Sekundärzersetzer umgesetzt

Abbau- und Umwandlungsprozesse der Pflanzeninhaltsstoffe


Besonders schnell Abbau von
CO2 in die Atmosphäre
Zuckern, Stärke, Proteinen, 100
Zucker
Hemicellulosen oder Cellulosen,
Stärke CO2 CO2
nichtverholzten Pflanzenteilen % Pektin

50 Cellulose
Fortschreitende Humifizierung Mikrobielle CO2
Biomasse
von Lignocellulosen in Böden Asche, Fett
Protein
(aus Haider, 1996) Lignin Humus
0
Start nach 1 Woche nach 1 Monat nach 1 Jahr

Bodenkunde Organische Substanz - 6 -


Lignocellulose wird wesentlich langsamer abgebaut, wie auch bereits teilweise humifiziertes
Material, z.B. Torf, Stallmist oder Kompost; selektive Anreicherung
Abbauraten mit zunehmender Verweildauer im Boden immer langsamer, Endprodukte der
Humifizierung nur noch sehr langsam mineralisiert
durch Freisetzung von CO2 wird C/N-Verhältnis enger
Abbauverlauf von organischer Substanz im Boden durch Kinetik 1. Ordnung zu beschreiben
Während der Mineralisierung stetige mikrobielle Resynthese der im Boden verbleibenden
organischen Substanz zu mikrobieller Biomasse
Oxidationsprozesse: dadurch vergrößert sich der Anteil der Carboxyl-Gruppen, und damit die
Austauschkapazität der Huminstoffe

Weiterer Abbau dieser Sekundärreccourcen

 Polysaccharide (Cellulose, Hemicellulose) und Proteine


C- und Energiequelle für die Mikroorganismen, werden vollständig metabolisiert; von
heterotrophen Bakterien zur Energiegewinnung oxidiert ("Betriebsstoffwechsel"); Teil der leicht
verwertbaren Substrate von den Bakterien direkt aufgenommen und zur Bildung von
Körpersubstanz verwendet ("Baustoffwechsel")
extracelluläre, hydrolytische Spaltung in monomere oder dimere Bruchstücke, werden von den
Mikroorganismen aufgenommen
Hemicellulosen und Pektine werden von vielen aeroben und anaeroben Bakterien und Pilzen
abgebaut, Abbaurate meist über derjenigen von Cellulose

 Lignin
Lignin vergleichsweise resistent gegen mikrobiellen Abbau (rekalzitrant)
Abbau des Lignins langsam, co-metabolischer Prozess, Lignin dient nicht als C- oder
Energiequelle für Mikroorganismen; Voraussetzung für den Ligninabbau ist deshalb
Vorhandensein einer C- und Energiequelle (z.B. Zucker, Cellulose)
Ligninabbau generell anders als derjenige von Polysacchariden und Proteinen; ungerichteter
Radikalmechanismus, der zur Spaltung von Bindungen in den Seitenketten und in den
aromatischen Ringen führt; Freisetzung von CO2, teilweise Mineralisierung
Abbau des Lignins nur unter aeroben Bedingungen, Sauerstoffmangel hemmt ihn, dann werden
nur niedermolekulare Ligninbestandteile oder Ligninvorstufen angegriffen; Lignin reichert sich in
anaeroben Böden oder Sedimenten an (Torfbildung, Kohlebildung)

Aromatische Bausteine der organischen Substanz


CH2OH CH2OH CH2OH CH2OH CH2OH
HC - O - L HC - O - L HC - O - L HC - O - L HC - O - L
HCOH C=O COOH HCOH HCOH HCOH

COOH

COOH COOH
OCH3 OCH3 OCH3 OH
COOH
R-O R-O R-O OH R-O
im Makromolekül α-Carbonyl-Bildung Abspaltung der Seitenketten Demethylierung zu o-Diphenol ortho-Ringspaltung ortho-Ringspaltung
und Oxidation des Cα

Bodenkunde Organische Substanz - 7 -


 Bildung stabiler Huminstoffe
Pflanzliche und mikrobielle Reste wie auch ihre Umwandlungsprodukte durch verschiedene
Mechanismen gegen weiteren mikrobiellen Abbau geschützt
Kopplung an Tonminerale und Eisenoxide: Ton-Humus-Kopplung
C clay microaggregates
ECP extracellular polysaccharide
F fungal hyphae
CW ECP CW collapsed cell wall

B B bacterium
C

B
Transmission electron micrograph of an ultrathin
ECP section of a soil aggregate showing clay
C
microaggregates (C) linked by ruthenium/osmium-
stained, extracellular polysaccharide (ECP) of fungal
hyphae (F). The wall of a collapsed cell (CW) is being
F
lysed by a bacterium (B). (from Ladd et al., 1996)

Phyllosilicate with permanent charge sites (Eusterhues, unpublished)


cation bridging
cation
exchange
Iigand exchange at a
silanol group
2+ 2+ O
tetrahedral sheet Si O
octahedral sheet C

intercalation of organic cations cation R


2+ 2+ 2+
H2O
protonated
1 surface OH group
Al (protonated
2
aluminol group)
permanent negative
charge sites
variable charge sites
(pH-dependent)

Fe oxyhydroxide with variable charge sites (Eusterhues, unpublished)

O
Fe O Iigand exchange at a singly
1 C coordinated OH group
protonated 2
surface OH group
Fe Fe R
1
2
electrostatic interaction
(outer sphere complex)
at a singly coordinated OH group

Bodenkunde Organische Substanz - 8 -


Pflanzenreste im Aggregatinneren eingeschlossen und für Mikroorganismen unzugänglich

 Fraktionierung der organischen Substanz


physikalische Fraktionierung nach der Korngröße und/oder Dichte der Partikel, zur Trennung der
Pflanzenreste von den Huminstoffen
leichte bzw. grobe Fraktion (Sandfraktion): Pflanzenreste, die nicht oder nur wenig verändert
sind; hohe Gehalte an Polysacchariden, Lignin, und Lipiden;
Schluff-Fraktion enthält modifizierte Bruchstücke des Streuabbaus, bevorzugt Abbauprodukte
von Polysacchariden, mit aliphatischen Bestandteilen und modifizierten Ligninbruchstücken
angereichert
Organische Substanz der Tonfraktion vor allem langkettige Paraffinstrukturen, auch
Carboxylgruppen
Mit steigendem Tongehalt steigen meist die Anteile der organischen Substanz, die sich in der
Tonfraktion befinden

Eigenschaften der Zusammensetzung der organischen Substanz in Korngrößenfraktionen


eines A-Horizonts unter verschiedener Nutzung
Fraktion Bausteine/ Umwandlungs- Herkunft der
Zusammensetzung grad des Lignins Polysaccharide
Sand Pflanzenreste
Alkyl-C 40...46 %
O-Alkyl-C 35 % gering überwiegend pflanzlich
Aryl-C 24...26 %
Schluff Alkyl-C 31...44 %
O-Alkyl-C 26...30 % mittel pflanzlich und mikrobiell
Aryl-C 16...27 %
Ton Alkyl-C 46...50 %
O-Alkyl-C 22...25 % stark überwiegend mikrobiell
Aryl-C 13...14 %

CO 2 CO 2
Transitory pool of
soil organic matter Plant Light Fraction Stabilized
Residues Organic Matter Organic Matter
(Gregorich and Janzen, 1994)

increasing humification

Bodenkunde Organische Substanz - 9 -


Umsetzungszeiten
Art der organischen Substanz Anteil an gesamter org.Subst. Umsetzungszeit
[%] [Jahr]
Streu — 1—3
mikrobielle Biomasse 2—5 0,1 — 0,4
als feste Teilchen 18 — 40 5 — 20
leichte Fraktion 10 — 30 1 — 15
zwischen Mikroaggregaten 20 — 35 5 — 50
innerhalb Mikroaggregaten 50 — 1000
physikalisch abgetrennt 20 — 40
chemisch abgetrennt 20 — 40 1000 — 3000

Stickstoff, Schwefel und Phosphor in organischer Bindung


 Stickstoff: wichtiger Bestandteil aller Huminstoffe, Hauptanteil des organisch gebundenen
Stickstoffs in Form von Amidstrukturen stabilisiert, Anteil des Stickstoffs in heterozyklischer
Bindung gering

Durchschnittliche prozentuale Verteilung von N nach Hydrolyse von Böden (aus Haider, 1996)

Säureunlöslicher N

Aminozucker-N

NH4-N aus organischem N

Säurelöslicher N undefiniert

Aminosäure-N

0 10 20 30 40 50
N-Verteilung in %

 Schwefel: C:S-Verhältnis 200 in Grünland- und Waldböden, 130 in ackerbaulich genutzten


Böden; bis zu 90 % des Schwefels in organischer Form gebunden, davon 30 - 75 % als
Sulfatester, weiterer C-gebundener Schwefel überwiegend in Aminosäuren
 Phosphor: mehr als 50 % des Gesamt-P in Böden in Form von Orthophosphatmono- und
-diestern, bis zu 60 - 90 % des gesamten Phosphors dieser Bodenfraktion

Bodenkunde Organische Substanz - 10 -


Günstige Wirkung von Humus in Böden

(bio-)chemische Wirkung
Nährstoffquelle für N (95 %) und P für Pflanzen, die umso reichlicher fließt, je nährstoffreicher
die organische Substanz und je aktiver Mikroorganismen, die N und P (und andere organisch
gebundene Nährstoffe (Chelate)) zunächst in ihren Körper einbauen und nach ihrem Tod den
Pflanzen in verfügbarer Form anbieten
organische Substanz ist Ausgangssubstanz für Chelate bzw. organische Metall-Komplexe,
Huminstoffe haben Austauschereigenschaften und können sowohl Kationen binden/sorbieren
als auch sich an Tonminerale anlagern (Ton-Humus-Komplexe)

physikalische Wirkung
hat geringes spez. Gewicht, ist sperrig ⇒ Bodengewicht und damit Auflastwirkung des Bodens
gesenkt; hat hohe Wasserbindungsfähigkeit (3-5fache des Eigengewichts) ⇒ erhöhte Wasser-
bindung; fördert durch sein Vorhandensein Bioturbation ⇒ Boden locker, grobporenreich, gut
durchlüftet, aber gleichzeitig erhöhte Wasserdurchlässigkeit; schwärzt Bodenoberfläche und hat
geringe Wärmeleitfähigkeit ⇒ leichte Erwärmbarkeit und Abkühlung des Oberbodens ⇒ fördert
Keimung, aber auch Bodenfrostgefahr

physikochemische Wirkung
in feuchtem Zustand hydrophil ⇒ dadurch starke Wasseraufnahme; in trockenem Zustand
hydrophob ⇒ wegen mangelnder Benetzbarkeit des Bodens entweder Infiltration verzögert
(⇒ erhöhter Oberflächenabfluss) oder sehr schnelle Infiltration und Tiefensickerung (= keine
Wasseraufnahme im Oberboden aus den Grobporen heraus)
außerdem wegen mangelnder Benetzung kein Zusammenhalt der Oberbodenteilchen
entwässerter Anmoore und Niedermoore (sog. Puffigkeit) ⇒ erhöhte Winderosionsanfälligkeit
fördert wegen meist vorhandener positiver Ladung der Makromoleküle der Huminstoffe
Aggregierung von Tonteilchen (Ton-Humus-Komplexe) ⇒ Erhöhung der Aggregatstabilität, der
Tragfähigkeit und des Erosionswiderstandes gegen Wasser und Wind

 Organische Bindung oder Kationenaustausch, Sorption und Komplexbildung von


Pflanzennährstoffen.
 Allmähliche Freisetzung sorbierter und gebundener Pflanzennährstoffe.
 Bildung und Erhaltung einer günstigen Bodenstruktur.
 Verbesserung der Wasserführung und des Wasserhaltevermögens.
 Vermehrung der Filter- und Pufferkapazität.
 Immobilisieren und Entgiften organischer und anorganischer toxischer Substanzen.
 Erhöhung der Bodentemperatur durch Lichtabsorption.
 Förderung des Pflanzenwachstums unter sub-optimalen Bedingungen.

Bodenkunde Organische Substanz - 11 -


Phasenverteilung
 Volumen- und Massenanteile
Im Boden finden wir eine intensive Durchdringung der drei Phasen
 Bodenmatrix (feste Phase)
 Bodenlösung (flüssige Phase)
 Bodenluft (gasförmige Phase).
Anteil und räumliche Verteilung der drei Phasen können in weiten Grenzen schwanken; im
Extremfall kann eine Phase nahezu fehlen, z.B. in permanent nassen Gleyen oder Moorböden
oder in Wüstenböden.
Bezogen auf das Gesamtvolumen besteht der Boden aus etwa
• 50 % Matrix
• 50 % Porenraum, gefüllt mit Bodenlösung (20 - 50 %) und Bodenluft (0 - 30 %).
Diese Volumenanteile beziehen sich auf das Lagerungsvolumen der drei Phasen. Das
Lagerungsvolumen ist das Gesamtvolumen aller drei Phasen eines ungestörten Bodens. Es ist
nicht konstant, sondern kann durch Quellen/Schrumpfen, Gefrieren/Tauen oder auch durch
Bodenbearbeitung starken kurzfristigen Veränderungen unterliegen.
Masse Phase Volumen
Masse- und Volumenanteile der
drei Bodenphasen in Prozent ML ~0%

(aus Gisi 1997) MW


15-30% Lu
W ft
as 0-30%
se VL
r
20-50%
MM VW

Matrix
70-85% 50%
VM
mineralisch
organisch

Bei einer Angabe von Massenanteilen wird dagegen auf die Trockenmasse der Bodenmatrix
Bezug genommen. Die Trockenmasse wird nicht von den oben genannten kurzfristigen
Einflüssen betroffen. Solche massenspezifische Größenangaben können nicht direkt auf
räumliche Bilanzierungskompartimente bezogen werden. Gibt man eine Größe (z.B. den
Nährstoffgehalt) pro Volumeneinheit an, ergibt sich häufig eine ökologisch gut interpretierbare
Angabe (z.B. die Nährstoffmenge im durchwurzelten Bodenvolumen).

 Lagerungsdichte
Mithilfe von Dichteangaben können Masse- u. Volumengrößen ineinander umgerechnet werden.
Als Lagerungsdichte ρa (auch scheinbare Dichte) bezeichnet man das Verhältnis von
Trockenmasse zu Lagerungsvolumen eines Bodens. Sie kann im Mineralboden Werte
zwischen 0,5 und 1,8 g cm-3 annehmen.
Die reelle Dichte ρr (das spezifische Gewicht) ist das Verhältnis der Masse zum Volumen einer
Phase.
Dabei besteht folgende Beziehung: ρr ∗ Volumenanteil = ρa ∗ Massenanteil

Bodenkunde Einführung - 1 -
Das spezifische Gewicht wichtiger Bodenbestandteile:
Quarz 2,65 g cm-3
Calciumcarbonat 2,71 g cm-3
Organische Substanz (Torf) 1,40 g cm-3
Die reelle Dichte der Bodenfestphase variiert im Mineralboden zwischen 2,4 und 2,7 g cm-3, je
nach den Anteilen an organischer Substanz.

Wichtige Kenngrößen der Phasenzusammensetzung des Bodens (aus Gisi 1997)


Größe Symbol Definition
volumetrischer Wassergehalt θ θ = VW / V
Luftgehalt ε ε = VL / V
gravimetrischer Wassergehalt θg θg = MW / MM
Lagerungsdichte ρa ρa = MM / V
reelle (Matrix-)Dichte ρr ρr = M M / V M
Lagerungsvolumen V V = VM + VW + VL
Porenvolumen VP VP = VW + VL
Matrixanteil m m = VM / V
Porosität E E = VP / V
Porenziffer n n = VP / VM

Veränderungen des Porenanteils auf das gesamte Bodenvolumen bezogen: Porosität oder
Porenvolumen;
Volumenänderung des Gesamtsystems: Feststoffvolumen als Bezugsbasis, Porenziffer;
Die Lagerungsdichte des Bodens steht über die Porosität in enger Beziehung zur Durch-
wurzelbarkeit. Nur bei Böden mit sehr hohen Anteilen an organischer Substanz finden wir eine
Abweichung von der Geraden.

Beziehung zwischen Porosität, Lagerungsdichte und Durchwurzelbarkeit (aus Gisi 1997)


1,0

Porosität Ε
der schlecht extrem
Feinerde durch- verdichtet
wurzelbar
0,5

sehr locker gut durch-


wurzelbar

0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0
scheinbare Dichte ρa der Feinerde (g cm-3)

 Räumliche Anordnung der Phasen: Porenvolumen


Die Anordnung der festen Bodenbestandteile zueinander bezeichnet man als Bodenstruktur
oder Bodengefüge, die Struktur der Hohlräume als Porenstruktur;
dichteste Packung gleich großer Kugeln: Porenvolumen 26 % bzw. Porenziffer 0,35
entsprechend Lagerungsdichte 1,96 bei Quarz
weniger dichte Lagerung: höhere Porenvolumina
abgestufte Körnung: Hohlräume besser ausgefüllt;
Abweichungen von der Kugelform, z.B. die blättchenartige Form der Tonminerale bewirken
meist eine Zunahme des Porenvolumens aufgrund der sog. Kartenhausstruktur.

Bodenkunde Einführung - 2 -
kleine Porosität große Porosität Eigenschaft

Kornform
Einfluss der Korneigenschaften
(Form, Größe, Lagerung) auf
rundlich (Sand) sperrig (Tonplättchen)
die Porosität

(aus Gisi, 1997)


Korngrößenabstufung

abgestufte Körnung einseitige Körnung

Lagerung

verdichtet, gerüttelt, locker, frisch


ausgerichtet geschüttet

Körnung, Porung und Lagerungsdichte stehen miteinander in engem Zusammenhang.

Bodendichte Porenvolumen(PV) Porenziffer (ε)


(g cm-3) (%) (-) Mittlere Werte für Boden-
dichte, Porenvolumen und
Sande 1,16 - 1,70 56-36 1,27 - 0,56
Porenziffer in Mineralböden
Schluffe 1,17 - 1,63 56 -38 1,27 - 0,62
(aus Sch/Sch, 2002)
Lehme 1,20 - 2,00 55 - 30 1,22 - 0,43
Tone 0,93 - 1,72 65 - 35 1,85 - 0,54

 Porengrößenverteilung

Zusammensetzung von Festsubstanz und Porenraum in Böden (aus Gisi, 1997)


Matrixanteil m Wassergehalt θ Luftgehalt ε
Klassenbildung E = Porosität

Häufigkeitsverteilung
Volumenanteil

Korngrößenverteilung Porengrößenverteilung
Massenanteil

50% 50%
pro Klasse
Pro Klasse

0% 0%
Äquivalentdurchmesser Äquivalentdurchmesser
Summationskurven
Körnungskurve Desorptionskurve
Summenanteil

100% 100%
Summenanteil

0% 0%
Äquivalentdurchmesser Äquivalentdurchmesser

Bodenkunde Einführung - 3 -
Das Porenvolumen ist von der Körnung, der Kornform, dem Gehalt an organischer Substanz
und von der Bodenentwicklung abhängig. Analog zur Körnung werden auch bei der Porung
verschiedene Größenklassen unterschieden. Sie werden aus der Boden-Wasser-Charakteristik
(Desorptionskurve, s. bei Bodenwasser) als Summationskurve der Porengrößenverteilung
abgeleitet. Dabei nimmt man zylinderförmige Kapillaren mit äquivalenter Wasserbindung an.

Porengrößenbereiche Porendurchmesser (µm)


Porengrößenbereiche nach
Grobporen weite > 50
Äquivalentdurchmesser
Grobporen enge 50 - 10
Mittelporen 10 - 0,2
Feinporen <0,2

Porenvolumen Grobporen Mittelporen Feinporen


(%)* (%) (%) (%)
Porenvolumen und
Sande 47 ± 10 30 ± 10 7± 5 5± 3
Porengrößenbereiche
Schluffe 47 ± 9 15 ± 10 15 ± 7 15 ± 5 von Böden
Tone 50 ± 15 8± 5 10 ± 5 35 ± 10
Anmoore 70 ± 10 5± 3 40 ± 10 25 ± 10
Hochmoore 85 ± 10 25 ± 10 40 ± 10 25 ± 10
* Bezogen auf Gesamtvolumen

Funktion:
Grobporen (> 10 µm): Wasserabzug, Luftzufuhr, Durchwurzelung
Mittelporen (10 - 0,2 µm) und enge Grobporen [10 - 50 µm): pflanzenverfügbares Wasser
Feinporen [< 0,2 µm): Totwasser (nicht pflanzenverfügbar).

Primärporen:
körnungsbedingte Zwischenräume, treten in allen Substraten auf, sichtbar am besten bei
Kiesen und Sanden als sog. Zwickelporen, aber auch bei Tonen (mikroskopisch) zwischen den
einzelnen Tonteilchen;

Zwickelpore in Zwickelporen sind meist


gleichförmigen Material mit Feinmaterial gefüllt

aus Rodek (1969)

Sekundärporen:
bodengenetisch bedingt, Wurm- und Wurzelröhren oder/und Schrumpfungsrisse bzw.
Grenzräume zwischen Aggregaten; Sekundärporen mit bloßem Auge, mindestens mit Lupe
erkennbar.

Bodenkunde Einführung - 4 -
Sorptionseigenschaften von Böden
Die Zusammensetzung und Konzentration der im Bodenwasser gelösten Stoffe wird durch eine
Reihe von Reaktionen mit der Bodenfestphase gesteuert.

Stofftransport
Ionenaustausch Ausfällung und Konzentrationsbestimmende
und Adsorption Auflösung Reaktionen zwischen Boden-
lösung und Bodenmatrix sowie
dem durch Auswaschung und
freie Ionen Wurzelaufnahme bedingten
in der Stofftransport
Bodenlösung Bodenökologie, Gisi, 1997

Redox- Säure-Basen-
Reaktionen Reaktionen
Komplex-
bildung

 Oberflächenladungen der Bodenbestandteile


Die Oberfläche fast aller festen Bodenbestandteile ist elektrisch geladen. Die wichtigsten
Ladungsträger sind die feinen Bestandteile mit hoher spezifischer Oberfläche:
 Tonminerale
 Huminstoffe
 Oxide und Hydroxide

Permanente Ladung (pH-unabhängige Ladung)


 Negative Ladung durch isomorphen Ersatz im Gitter der Tonminerale. Verantwortlich für die
Bindung von Kationen an den Flächen und in den Zwischenschichten der Tonminerale.

K Ca O

Ladungsverhältnisse
- Tetraeder - - Si OH
O
O-
- -
an einem
2:1-Schichtmineral Oktaeder AI K
OH
O
- Tetraeder - AI OH2+
Mg K Na O
permanente Ladung variable Ladung

Variable Ladung (pH-abhängige Ladung)


 Die Oberflächen von Oxiden und die Seitenkanten der Tonminerale enthalten O- und OH-
Gruppen, die Protonen aufnehmen oder abgeben und dadurch positive oder negative
Ladung annehmen können. Mit steigendem pH-Wert (sinkender H+- Konzentration) nimmt
die positive Ladung ab und die negative Ladung zu. Am Ladungsneutralpunkt (oder
Ladungsnullpunkt) sind beide gleich, die Nettoladung ist also 0.

Fe - OH + H+ Fe - OH2+
Fe - OH Fe - O- + H+
Bodenkunde Sorptionseigenschaften - 1 -
Die sauren funktionellen Gruppen der organischen Bodensubstanz dissoziieren H+-Ionen ab.
Dadurch entsteht mit zunehmendem pH-Wert eine zunehmende negative Ladung. Die
wichtigsten funktionellen Gruppen der organischen Substanz sind Carboxylgruppen, daneben
auch phenolische und alkoholische OH-Gruppen.

Quellen der elektrischen Ladung von Bodenbestandteilen, Umweltorientierte Bodenkunde, Wild, 1995
1. Permanente negative Ladung bei 2:1- und 2:2-Tonmineralen durch isomorphen Ersatz
2. pH-abhängige Ladungen:
SiOH Si-OH
a) negative Ladungen an Bruch- und
AIOH OH- AIO-
Kantenflächen von Tonmineralen
+ 2H2O
SiOH Si-OH
H+
AIO- AIO-

b) negative Ladungen des Humus infolge OH-


Dissoziation von Carboxylgruppen und COOH COO- + H2O
H+
phenolischen OH-Gruppen OH-
>C-OH >C-O- + H2O
H+

c) negative und positive Ladungen OH-


hydratisierter Eisen- und Aluminium- >FeOH >FeO- + H2O
H+
oxide OH-
>FeOH2+ >FeOH + H2O
H+

Böden mit hohen Gehalten an Tonmineralen und organischer Substanz haben einen Ladungs-
neutralpunkt im stark sauren Bereich. Im üblichen pH-Bereich überwiegt in diesen Böden
daher die Anzahl der negativen Ladungen bei weitem. Bei oxidreichen Böden mit variabler
Ladung können dagegen unterhalb pH 6-7 auch relevante Anteile Anionen gebunden werden.

9
Positive und negative Ladungen auf
Goethit und den drei Tonmineralen 8 Goethit Kaolinit Illit Smectit
Smectit, Illit und Kaolinit pH
Umweltorientierte Bodenkunde, Wild, 1995 7

8 0 8 16 24 72 80
positive negative
Ladungen (cmolc/kg Ton)

Oberflächenladung und elektrische Doppelschicht:

Stern-Schicht
Ausgleich der Oberfläche durch
äquivalente Menge an Gegenionen
Teilchen
Ionenaustauschreaktionen verlaufen mit
schnell, stöchiometrisch und sind negativer
Oberflächen-
reversibel ladung

Gleichge-
Diffuse Schicht
wichtslösung

Bodenkunde Sorptionseigenschaften - 2 -
 Adsorption
Als Adsorption bezeichnet man die Anlagerung von Teilchen (Ionen, Atomen, Molekülen) an
Oberflächen. Werden die Teilchen wieder von der Oberfläche entfernt, spricht man von
Desorption. Solche Reaktionen sind entscheidend für die Verfügbarkeit von Nährstoffen in
Böden sowie für ihre Filterfunktion.

Adsorptionsmechanismen
Bindungsmechanismen zwischen Adsorbens und Adsorbat im Boden, Bodenökologie, Gisi, 1997

Bindungsart Vorgang Beispiel


Dipol-Dipol elektrostatische Anziehung Kohlenwasserstoff an
zwischen induzierten oder Huminstoffen
permanenten Dipolen
Wasserstoff- R–O–H Wasser an Tonoberfläche;
brücken Wasser an Huminstoffen;
Ö
Huminstoffe an Tonoberfläche
H R
Ion-Ion Ionen an Tonoberfläche
H+ K+ Ca2+ (Ionenaustausch)
-
Säure- O – H + :B gewisse Pflanzenschutzmittel
Basen- - an Oxidoberflächen und an
Reaktionen O + BH Huminstoffen
+ -
Liganden- M OH2 + H2PO4 Phosphat an Oxidoberflächen
austausch
O – PO(OH)2 + H2O
M
Ionen- - - Humus an Tonoberfläche;
brücken Ca2+ Aggregierung von Ton;
Mikroorganismen an Ton

Adsorptionsisothermen
Für die Beschreibung der Adsorption von Stoffen in Böden benutzt man meist eine
Adsorptionsisotherme, z.B. nach Freundlich.
x x = K • C 1/n
m = Menge gebunden
-1 -1
an Boden pro Masse des Sorbenten
m
(mmol g , mg g )
K = Konstante, Index für Sorptionskapazität, häufig auch Kf oder KF
C = Gleichgewichtskonzentration in der Bodenlösung (mmol L-1, mg L-1)
1/n
= Konstante, Index für Sorptionsintensität, häufig auch n

Isotherme = Gerade, wenn x m


= K • C 1 , Steigung
1/n
=1
-1
Einheit für K = L g bzw. L kg -1 40
Ah-Horizont
Cd2+ pH 5,5
Adsorbierte KAK 111 mmol kg-1
30
Menge
(mmol kg-1)
Adsorptionsisothermen von Cadmium
20
für 3 Horizonte einer Parabraunerde Al-Horizont
pH 4,1
Bodenökologie, Gisi, 1997 KAK 58 mmol kg-1
10
Bt-Horizont
pH 4,2
KAK 103 mmol kg-1
0
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
Konzentration in der Gleichgewichtslösung (mmol L-1)
Adsorptionskoeffizienten (K) einiger Pflanzenschutzmittel

Mittel K
Die K-Werte hängen von den Bodeneigenschaften und
DDT (1 - 10) x 104 der Gleichgewichtskonzentration der Bodenlösung ab.
Lindan 7 - 50
2,4-D 2 Die großen Zahlen bei DDT und Paraquat bedeuten, dass
die Bodenlösung extrem geringe Konzentrationen dieser
Atrazin 26
Wirkstoffe aufweist.
Simazin 1-7
Umweltorientierte Bodenkunde, Wild, 1995
Paraquat 200 - 5000

Bodenkunde Sorptionseigenschaften - 3 -
Verwitterung
unverwittertes Ausgangsmaterial ist mehr oder weniger lebensfeindlich
⇒ für pflanzliches und/oder tierisches Leben muss Ausgangsmaterial aufbereitet oder
umgewandelt werden

1. Physikalische Verwitterung:
Zerkleinerung ⇒ relative Vergrößerung der Oberfläche (im Vergleich zur Masse)
Druckentlastung: Steinschlag, Geröll-, Schutthalden im (Hoch-) Gebirge
Gravitation oder Schwerkraft: Schlag, Aufprallwirkung bei Fall, Druckentlastung
Temperaturwirkung (Insolation): unterschiedliche Ausdehnung bei Erwärmung der Minerale in
Gesteinen, Temperatursprengung bei örtlich unterschiedlicher Erwärmung (bei Festgesteinen),
Farbe;
Bodenkomponente Wärmeleitfähigkeit (λ
λ) Wärmekapazität (c)
[J/(cm • s • °C)] [J/(cm3 •°C)]
Quarz 8,8 • 10-2 2,10
Calcit 2,50
Muskovit 2,59
Orthoklas 2,14
Tonminerale 2,9 • 10-2 2,10
Humus 2,5 • 10-3 2,50
Wasser 5,7 • 10-3 4,20
Eis 2,2 • 10-2 1,90
Luft 2,5 • 10-4 1,3 •10-3

⇒ Haarrisse, bevorzugt an Grenzen zwischen den einzelnen Mineralen oder deren Spaltflächen

Entstehung von Haarrissen entlang der Spaltflächen von kristallinen Mineralen

aus Pape

Risse zwischen Mineralen Korngrenze


Spaltriß
Spaltriß

Ausgangsgestein Verwitterungsschutt

Bodenkunde Verwitterung und Körnung - 1 -


Eissprengung/Frostwirkung
Frostwirkung mit Wasser: in Haarrisse eingedrungenes Wasser gefriert, Eis dehnt infolge seiner
Volumenzunahme (10%) Haarrisse;
Haarriß
Haarriß Eis

Frostsprengung

Frostschutt an Hängen im Glazial, wichtig für Bodenbildung

Salzsprengung
Festvolumen größer als Flüssigvolumen der gesättigten Lösung
Wirkung infolge Hygroskopizität der Salze, d.h. nur wirksam, wenn (ausreichend) Wasser
vorhanden
Salzlö
Salzlösung Salzkristalle

übersä
bersättigte
Lösung

Salzverwitterung

Abrieb (Mechanische Beanspruchung)


Transport durch Wasser von 20 cm ∅ auf 2 cm ∅:
Granit 11 km, Gneis 5-6 km, Sandstein 1,5 km Transportstrecke
 Transport durch Wind
Springen, Sandstrahlgebläsewirkung → auch in feinen und feinsten Kornfraktionen
Quarz in Form von Gesteinsmehl vorhanden
 Transport durch Eis
Gletscherrand, -boden (Eisschliff, Eisschurf)
 Transport durch Permafrost
Würgung, Knetung im Periglazialbereich (Kryoturbation)

Druck während der physikalischen Verwitterung


 Frostsprengung 2000 bar
 Temperatursprengung 500 bar
 Druckentlastung 250 bar
 Salzsprengung 100 bar
 Wurzelwachstum 10 bar

Bodenkunde Verwitterung und Körnung - 2 -


2. Chemische Verwitterung:
Voraussetzungen
 relativ große Oberfläche, d.h. physikalische Verwitterung muss vorausgegangen sein
 Wasser als Lösungsmittel muss vorhanden sein → in ariden Gebieten kaum chemische
Verwitterung
 Hydratation
Auflösung durch Anlagerung von H2O-Molekülen an Ionen der Minerale, insbesondere der
Alkali- und Erdalkaliionen; vorwiegend in salzhaltigen Böden, aride Klimate
NaCl + H2O → Na+ + Cl- Anlagerung von H2O-Molekülen  Auflösung (Hydratation)
entscheidend Löslichkeit der Minerale: H H H O
"Salze" > Gips > Carbonate > Silicate H O H H H
ionische Bindung > nichtionische Bindung O K O + O Cl -

H H H H
O
H H H O Scheffer/Schachtschabel, 1998

z.B. NaCl + H2O  Na+ + Cl- (hydratisiert)


 Hydrolyse
Auflösung durch Reaktion der Minerale bzw. deren Ionen mit dissoziierten H2O-Molekülen,
d.h. mit H+ oder/und OH-, Reaktion mit H+ → Protolyse:
Brechung der O-Brückenbindung zwischen Metallen und Si bzw. C → Hauptverwitterungs-
prozess unter humiden Bedingungen; je mehr H+, d.h. je saurer, desto intensiver erfolgt
Verwitterung, kann bis zur vollständigen Auflösung der Minerale führen.
(Herkunft der H+-Ionen siehe Abschnitt Bodenacidität)
Protolyse von Carbonaten
CaCO3+ H2CO3  Ca(HCO3)2
allgemein: CaCO3 + H+ → Ca2+ + HCO3-
Sprengung der Bindung Ca-O-C durch H+
steigt mit pCO2 der Luft; Entkalkung wichtiger Prozess in Böden, Säurepufferungsreaktion, da
H+ verbraucht werden
Protolyse von Silicaten
Beispiel: Orthoklas
KAlSi3O8 + 4 H+ → K+ + AI3+ + 3 SiO2 + 2 H2O
2 KAlSi3O8 + 2 H+ + H2O → 2K+ + AI2Si2O5(OH)4 + 4SiO2
Verwitterungsprodukte: SiO2, Aluminiumhydroxid, Tonminerale (z.B. Kaolinit)
1. Entfernung und Ersatz der Zwischenschicht
Grundgerüst bleibt erhalten
-K -K Vermiculit +Al
Glimmer Illit sekundärer Chlorit
+K Smektit -Al
2. Völliger Zerfall des Gitters
Neubildung aus Produkten
Feldspäte -Si Goethit,Hämatit,Gibbsit
Pyroxen -(Ca,Mg,K,Na,Si) Zerfalls- Allophan,Kaolinit,Halloysit
Amphibol produkte +K Illit
Olivin u.a. +Mg,Ca Smectit,Vermiculit

z.T. nur Entfernung und Ersatz der Zwischenschichtbesetzung oder einzelner Schichten
(besonders bei Glimmern), Grundgerüst bleibt erhalten, → Illit, Kaolinit
völliger Zerfall des Gitters in Si, Al etc., Neubildung aus Zerfallsprodukten (am Ort oder nach
Transport), Abfuhr von Si» Al» Fe
mit steigender Abfuhrintensität von K, Mg, Si werden immer mehr Minerale gebildet, die arm
an Akali-, Erdalkali- und Si-Ionen sind, bis freie Oxide (Al, Fe) übrigbleiben, tropische
Verwitterung

Bodenkunde Verwitterung und Körnung - 3 -


 Oxidation
Anlagerung von O2 an Fe2+, Mn2+ und/oder S unter Bildung von Fe3+-, Mn3+-, Mn4+- und SO42--
haltigen Verbindungen → Fe3+-Oxide, Mn3+- und Mn4+-Oxide gleichzeitig Freisetzung von H+.
 Pyrit 4FeS2 + 10H2O + 15O2 → 4FeOOH + 8H2SO4
Bildung starker Säure, Problem bei Halden oder Kippen aus pyrithaltigem Abraummaterial
Steinkohle-, Braunkohlebergbau)
 Olivin Fe2SiO4+ 1/2 O2 + 3H2O→ 2FeOOH + H4SiO4
 Amphibol 4CaFeSi2O6+ 8CO2 + O2 + 22H2O→ 4Ca(HCO3)2 + 4FeOOH + 8H4SiO4

 Komplexierung
Komplexierung von Al, Fe, Mn und Schwermetallen durch organische Säuren
(Oxal-, Wein-, Apfel-, Zitronen-, aromatische, Benzoesäuren),
erzeugt von Flechten, Algen, Moosen, Pilzen, Bakterien; mikrobielle Oxidation;
Freisetzung organischer Säuren beim Abbau der Pflanzenreste
Komplexierung von Metallen (besonders Al, Fe, Mn, Cu, Pb)
- COO OH2
COO 2+ +
+ Cu Cu + H
OH
O OH2
Scheffer/Schachtschabel, 1998

→ An- oder Auflösung schwerlöslicher Gesteine und Minerale, u.a. P-Quelle aus
schwerlöslichem Apatit; organische Säuren entstehen bei mikrobiellem Abbau der Streu

ständige Störung des Gleichgewichts durch Abfuhr der Verwitterungsprodukte


über Ausfällung oder Auswaschung

3. Verwitterungsstabilität von Mineralen und Gesteinen


Verwitterungsstabilität der Minerale hängt ab von:
 Spaltbarkeit
 Wasserlöslichkeit; Verwitterbarkeit: leichtlösliche Salze > Gips > Calcit > Dolomit
 für schwerer lösliche Silikate: Struktur der Silicate;
Verwitterbarkeit: Insel > Ketten > Blatt > Gerüst (Feldspäte > Quarz)
 Fe(II)-Gehalt (Oxidierbarkeit); z.B. Biotit verwittert leichter als Muskovit
Reihe steigender Verwitterungsstabilität:
Olivin < Pyroxene < Amphibole < Biotit < Plagiklase < Muskovit ≅ Orthoklas < Quarz

Mittlere Lebenszeit eines 1mm-Kristalls Mineralbestand in den Kornfraktionen


Ca-Feldspat Sand, Schluff und Ton
Na-Feldspat 100
Feldspäte Glimmer
K-Feldspat
80
Muskovit Gewichts- Tonminerale
anteil und
Quarz 60
Oxide
0.0001 0.001 0.01 0.1 1 10 100 %
Millionen Jahre 40 Quarz

20
Verwitterungsgrad von Böden
0 Sand Schluff Ton
Verwitterungsgrad Leitminerale
schwach Gips, Calcit, Olivin
mäßig Biotit, Illit, Smektit
stark Kaolinit
sehr stark Gibbsit, Hämatit, Goethit

Bodenkunde Verwitterung und Körnung - 4 -


Körnung
Korngrößenzusammensetzung, (Textur) Bodenart
 Skelett: >2 mm
Bezeichnung grob (g) mittel (m) fein (f)
Blöcke > 200 mm
kantig, gerundet
Geröll, Steine 63-200 mm
kantig, gerundet
Kies (gerundet) 20-63 mm 6,3-20 mm 2-6,3 mm
Grus (kantig)

 Feinboden/Feinerde < 2mm


(Einteilung der Korngrößenfraktionen der Feinerde in der BRD)

Bezeichnung grob (g) mittel (m) fein (f)


Sand 2000 – 63 µm 2000-630 µm 630-200 µm 200-63 µm

Schluff 63 - 2 µm 63-20 µm 20-6,3 µm 6,3-2,0 µm

Ton <2 µm 2,0-0,63 µm 0,63-0,2 µm <0,2 µm

 Korngrößenverteilung (Bodenart)
Eine Kornfraktion allein tritt selten im Boden auf, sondern meist Mischung verschiedener
Fraktionen
Bestimmung:
Sieben + Sedimentation nach Zerstörung der Kittsubstanz [organische Substanz, Fe-Oxide,
Carbonat] und Dispergierung [Austausch von Ca2+ gegen Na+ + mechanisch {schütteln}]
Darstellung: Histogramm, Summenkurve, Dreiecksdarstellung

Bestimmung im Feld:
– Zerstörung der Kittsubstanz (organische Substanz, Carbonat)
– Dispergierung (Austausch von Ca2+, Mg2+, gegen Na+)
– Sieben + Sedimentation
1 Ap ~ 30% Ton Mischung:
2 Bv unbehandelt 4 Ton, fU, mU H2O2, DCB
3 Cv <63 µm 5 mU, gU <63 µm

Bestimmung im Feld: Fingerprobe:


Ton: viel Feinsubstanz, sehr bindig, gut formbar, gut auf halbe Bleistiftdicke ausrollbar,
schmiert, glänzende, glatte Schmierflächen,
Lehm: viel Feinsubstanz, bindig, formbar, auf halbe Bleistiftdicke ausrollbar
Schluff: viel Feinsubstanz, mehlig, nicht bindig, kaum formbar, rauhe Schmierflächen
Sand: körnig, nicht bindig, nicht formbar
Bodenkunde Verwitterung und Körnung - 5 -
Körnung des Feinbodens aus Sandstein, aus Löss und aus Fließerde (Mischung aus Löss- und
Sandstein-Verwitterung)
50
Sch/Sch-Aufl.12 Abb.8 Sandstein
40
%
30
Löß
20

10 Fließerde

0
0,2 0,63 2 6,3 20 63 200 630 2000
µm

Körnungssummenkurve
Ton-Fraktion Schluff-Fraktion Sand-Fraktion
Sch-Sch Abb.5.1-2
fein mittel grob fein mittel grob fein mittel grob
100 fT mT gT fU mU gU fS mS gS
Anteil der
Fraktion 80
Tu Ut Ls Ss
% 60

40

20

0
0 0,2 0,63 2 6,3 20 63 200 630 2000 µm
0 0,002 0,063 2 mm
Korndurchmesser

Körnungsdreieck: Bodenarten des Feinbodens im Dreieckskoordinatensystem


100

90 markierter Punkt :
S,s = Sand, sandig;
80 50% Sand U,u = Schluff, schluffig;
Tt
70 20% Schluff T,t = Ton, tonig;
L,l = Lehm, lehmig
60 30% Ton Sch-Sch Abb.5.1-3
Tl Tu
50
Ts
40
Lts Lt
30
Lu
Ls 20
St Ut
Sl Slu Uls
10
Ss S
Su Us Uu

% Schluff (2-63 µm)

Bodenart in Abhängigkeit vom Ausgangsgestein

Kiesböden >50 Vol.-% oder Fluss-Sedimente, Urstromtäler, Schutthalden


>75 Gew.-% Skelett
Sandböden >50% S, ≤18%T Fluss-Sedimente, Sander, Sandsteine; Grundgebirge
Schluffböden >50% U, ≤18% T Löss, Schluffsteine
Tonböden >45% T Marschen, Kalksteine, Tonsteine
Lehmböden 18-45% T Moränen, Grundgebirge, Kalksteine

Bodenkunde Verwitterung und Körnung - 6 -


Körnung verbreiteter Böden unterschiedlicher Ausgangsgesteine aus Mitteleuropa

Sch-Sch Abb.5.1-4

 Eigenschaften dieser Böden


 bodenphysikalische Eigenschaften
je sandiger, desto durchlässiger, desto geringer Wasserspeicherung, weil grobporenreich
je toniger, desto undurchlässiger, desto höher Wasserspeicherung und desto mehr
Totwasser, weil feinporenreich
je schluffiger, desto größer Speicherfähigkeit für pflanzenverfügbares Wasser, weil
mittelporenreich, sonst Mittelstellung zwischen Sand- und Tonboden

 bodenchemische Eigenschaften
je sandiger, desto nährstoffärmer und desto geringer Pufferfähigkeit
je toniger, desto nährstoffreicher und desto größer Pufferfähigkeit

Schluff: Mittelstellung zwischen Sand- u. Tonboden

Sch/Sch-Aufl.11 Abb.10

100 100
höchste
Bodenzahl
Boden- 80 80 Ertrag
zahl (relativ)
Kartoffeln
60 60

Roggen
40 40

geringste
20 Bodenzahl 20

S Sl lS SL sL L LT T
0 0
0 20 40 60 80
Fraktion < 10µm [%]

Bodenkunde Verwitterung und Körnung - 7 -


Flüssigphase
 Bodenwasser
 3 Zustandsformen: • fest (= Eis), • flüssig (= Wasser), • gasförmig (= Dampf)
Ohne Wasser kein Leben in und auf der Erde und damit nicht in und auf dem Boden möglich
 Wasser ist lebenswichtig, aber kaum vermehrbar;
Problem des übermäßigen Wasserverbrauchs, Wasserverschmutzung, anthropogene
Verunreinigung (anorganische Schadstoffe, organische Schadstoffe, Keime, Versalzung, etc.);
Bodenwasser enthält immer gelöste Salze und Gase (vgl. Bodenlösung).

 Wasserbindung im Boden
 Beschreibung mit Potentialtheorie
(Gesamt)potential eines Bodens: Arbeit pro Masseneinheit Wasser, die geleistet werden
muss, um dem Boden eine bestimmte Menge Wasser zu entnehmen bzw. zuzuführen
(Standardbedingung: freies Wasser bei 1 atm Luftdruck, 298 K / 25°C)
ψ = ψz + ψm + ψo
Gesamtpotential ψ ist Summe aus: Gravitationspotential ψz (ψz entspricht z)
Matrixpotential ψm
osmotisches Potential ψo
Wasser bewegt sich immer von Punkten höheren Potentials zu Punkten niedrigeren Potentials
Das Gravitationspotential ψz ist auf die Wirkung der Erdanziehung zurückzuführen, daher
allgegenwärtig, und bewirkt die Abwärtsbewegung von Wasser im Boden; abhängig vom
Niveau des Bodenwasserteilchens über Grundwasserniveau;
positives Vorzeichen (über Grundwasserniveau);
gemessen als Höhe (z) über Bezugsniveau (= Grundwasserniveau).
Das Matrixpotential ψ m beruht auf physikochemischen Kräften, die von der Festsubstanz
oder Matrix auf die Wasserteilchen im Porenraum ausgehen;
Sie sind für die Wasserbindung auf den Oberflächen der Teilchen und die Entstehung von
Menisken verantwortlich (Kapillar- und Adhäsionskräfte);
negatives Vorzeichen;
gemessen mit Tensiometer.
Die Bindungsstärke der Wassermoleküle und damit der Wasserfilme ist um so größer, je
geringer der Abstand zur festen Oberfläche, je dünner also der Wasserfilm; je trockener der
Boden, desto fester ist das Restwasser gebunden und desto kleiner (negativer) ist das
Matrixpotential. Je weniger Wasser ein Boden enthält, desto stärker wird es durch die
matrixbedingten Kräfte festgehalten, desto schwieriger ist es also, das Wasser dem Boden
zu entziehen.
Als Haftwasser bezeichnet man das durch Bindungskräfte der Matrix am Abfließen
gehinderte Wasser.
Adsorptions- Kapillar- Gravitations
wasser wasser wasser
Bodenteilchen mit Adsorptions-, Kapillar-
und Gravitationswasser (= Sickerwasser). Haftwasser
Die Wasserdipole richten sich mit ihrem
positiv geladenen Ende an der negativ Boden-
geladenen Partikeloberfläche aus; dieser teilchen
Bereich heißt auch Schwarmwasser. Im
Sickerwasser sind die Dipole dagegen
ungeregelt.
(aus Wörterbuch der Bodenkunde)

Bodenkunde Flüssigphase - 1 -
Die Summe aus Gravitations- und Matrixpotential bezeichnet man auch als hydraulisches
Potential
ψH = ψz + ψm = (z + ψm)
Das osmotische Potential ψ o ist auf die osmotische Wirkung der gelösten Salze in der
Bodenlösung zurückzuführen, entscheidet über Wasseraufnahme durch Pflanze, ist von
Bedeutung in ariden Böden und Küstenbereichen (weil Bodenlösung dort salzreich);
negatives Vorzeichen;
gemessen mittels osmotischer Zelle.
Potentialgleichgewicht im Boden
Hydraulisches Potential, Matrixpotential, Gravitationspotential und Wassergehalt in einer homogenen
Bodensäule im Gleichgewicht, bei Versickerung und kapillarem Aufstieg. Abb. 5.4-3 aus Sch/Sch (2002)

Hydraulisches Potential = Wassergehalt


Matrix- + Gravitationspotential
ψm ψH ψZ
z Abwärts-
Höhe über WO z (cm)

bewegung
(feuchter als
Gleichgewicht)
50
Boden
Gleichgewicht Aufwärts-
bewegung
(trockener als
Gleichgewicht)
0 WO

-100 0 +100 20 40
Potential ψ (cm WS) Wassergehalt θ (Vol.%)

 Matrix-Potential und Boden-Wasser-Charakteristik


Das Matrixpotential beschreibt den Anteil des Wasserpotentials, der mit dem Wassergehalt
im Porenraum variiert.
Die Beziehung zwischen Wassergehalt und Matrixpotential ist eine charakteristische
Eigenschaft eines Bodens: Boden-Wasser-Charakteristik (auch pF-Kurve oder
Desorptionskurve).
Die Bindungsstärke (Wasserspannung) wird als Logarithmus des negativen Matrixpotentials
angegeben. Die Einheit für das Potential ist hPa. Nach Teilen durch Dichte (des Wassers) und
Gravitationskonstante entsteht eine äquivalente Längeneinheit. Bei Gravitationspotential einer
Wassersäule ist dies gerade die negative Höhe. Deshalb wird als cm WS diese negative
Länge genommen.

Dimensionen der Wasserspannung (Saugspannung)


Länge der Wassersäule : cm WS
(negativer) Druck = Saugdruck : Pa
log cm WS = log h Pa = pF
log 1 cm WS = log 1 h Pa = pF0
log 100 cm WS = log 100 h Pa = pF2
log 1000 cm WS = log 1000 h Pa = pF3

Für die Boden-Wasser-Charakteristik wird der pF-Wert gegen den Wassergehalt (Θ)
aufgetragen. Daraus ergibt sich die Wasserverfügbarkeit.

Bodenkunde Flüssigphase - 2 -
pF S(hPa) d(µm)
Desorptionskurven eines Sand- und Feinporen
PWP 0,2
Tonbodens mit dazugehörenden Wasser- 4 10 000
verfügbarkeitsbereichen und Porenklassen. Tonboden
Mittelporen
Wasserspannung ausgedrückt als pF-Wert 3 1000
oder Saugspannung S. 10 enge
PWP = permanenter Welkepunkt, FK 2 100 Grobporen
50
FK = Feldkapazität, Sandboden
1 10 weite
mWHK = maximale Wasserhaltekapazität,
Grobporen
Θ = Wassergehalt mWHK
aus Gisi (1997) 0 0,2 0,4 0,6 θ cm3 cm-3
Ton

Sand
nicht verwertbares pflanzenverfügbares Gravitationswasser
Wasser Wasser

Bei Wassersättigung: alle Poren sind vollständig mit Wasser gefüllt, Boden steht im
Gleichgewicht mit freier Wasserfläche, Matrixpotential = 0; Wird der Wasserspiegel
abgesenkt, entsteht ein Unterdruck, das Matrixpotential wird erniedrigt und dem Boden
Wasser entzogen (Desorption).
 Grobporen (> 10 µm) binden Wasser nicht und werden daher durch die Schwerkraft leicht
entwässert, sofern keine Stauschicht verhanden ist. Die Grobporen sind deshalb vor allem für
die Durchlüftung des Bodens wichtig. Wurzeln haben aufgrund ihrer Größe nur Zugang zu
den Grobporen.
Das Wasser in den Grobporen wird als Gravitations- oder Sickerwasser bezeichnet. In den
engen Grobporen (10 – 50 µm) ist es wegen der geringen Sickergeschwindigkeit
pflanzenverfügbar.
 Mittelporen (0,2 – 10 µm) speichern kapillares Wasser, das für Pflanzenwurzeln aufgrund
ihres Saugdrucks verfügbar ist. In die Mittelporen eindringen können nur Wurzelhaare und
Mikroorganismen.
Die Menge an Wasser, die in den Mittel- und Feinporen eines Bodens gegen die Schwerkraft
festgehalten werden kann, wird als Feldkapazität (FK) bezeichnet. Bei Feldkapazität sind die
Grobporen nach Wassersättigung durch die Schwerkraft soweit dräniert, dass das
Gravitationswasser aus ihnen abgeflossen ist.
In terrestrischen Böden wird die Feldkapazität auf die Mittel- und Feinporen bezogen (= -300
hPa), in hydromorphen Böden bezieht man auch die engen Grobporen zusätzlich zu den
Mittel- und Feinporen ein (Matrixpotential = -60 hPa).
 Feinporen (< 0,2 µm) binden Wasser so stark, dass es im Allgemeinen nicht mehr für Pflanzen
verfügbar ist. Die Feinporen sind unter humiden Klimabedingungen praktisch immer
wasserführend. Die Feinporen sind unbelebt.
Bei einem pF-Wert von 4,2 (= -15000 hPa) ist der permanente Welkepunkt (PWP) erreicht
(Wassergehalt, nach dessen Unterschreiten Pflanzen irreversibel welken).

Die Luftkapazität (LK) wird meist in Vol.-% angegeben. Sie bezeichnet den Porenraum, der bei
freiem Wasserabfluss luftgefüllt ist, entspr. Grobporen (terrestrische Böden) oder weiten
Grobporen (hydromorphe Böden), (Matrixpotential >-300 hPa bzw. >-60 hPa).
Die Menge des in den Mittelporen gespeicherten Wassers ist die nutzbare Feldkapazität (nFK).
Sie entspricht dem Potentialbereich zwischen Feldkapazität und permanentem Welkepunkt.
Das in den Feinporen durch die starken Bindungskräfte am Abfließen gehinderte, nicht
pflanzenverfügbare Wasser nennt man auch Totwasser.

Bodenkunde Flüssigphase - 3 -
Abschätzung der nutzbaren Feldkapazität (nFK), angegeben in Vol.-% oder mm (potentiell)
pflanzenverfügbares Wasser
pro Horizont: nFK [mm] = (FK [Vol.-%] -PWP [Vol.-%]) Horizontmächtigkeit [dm]
pro Profil: nFK [mm] = Σ((FK [Vol.-%] -PWP [Vol.-%]) Horizontmächtigkeit [dm])

Berechnungsbeispiele
Horizont Tiefe FK PWP nFK
[cm] Vol.-% [mm]
Sand-Braunerde Ap 0 - 25 14 5 23
Bv1 25 - 55 10 4 18
Bv2 55 - 78 7 4 7
Bv3 78 - 100 7 3 9
Summe 57
Parabraunerde Ah 0- 5 40 12 14
Al 5 - 38 34 8 86
Agl 38 - 55 33 9 41
Bt1 55 - 75 33 18 30
Bt2 75 - 100 36 15 53
Summe 224
Pelosol Ap 0 - 20 37 31 12
P1 20 - 45 40 34 15
P2 45 - 62 39 32 12
P3 62 - 85 39 27 28
P4 85 - 100 38 24 21
Summe 88

Effektiver Wurzelraum und pflanzen-verfügbare Bodenwassermenge in Abhängigkeit von der


Bodenart (bei mittlerer Lagerungsdichte), (aus Sch/Sch 2002)

Bodenart mittlerer effektiver Wurzel-


Wurzel- pflanzenverfü
pflanzenverfügbare
raum bei Getreide (dm) Bodenwassermenge (mm)
Grobsand 5 30
Mittelsand 6 55
Feinsand 7 80
lehmiger Sand 7 115
schluffiger Sand 8 140
lehmiger Schluff 11 220
sandiger Lehm 9 155
schluffiger Lehm 10 190
toniger Lehm 10 165
lehmiger und schluffiger Ton 10 140

Bodenkunde Flüssigphase - 4 -
 Wasserbewegung im Boden
Wasser kann sich nur bewegen, wenn ein Gefälle oder Potentialgradient vorhanden ist.
Wasser bewegt sich nur in den Hohlräumen, also Poren, des Bodens. Infolge von Reibungs-
verlusten an der Oberfläche, also der Porenwand, ist Wasserbewegung in kleinen Poren (Röhren)
wesentlich kleiner als in großen Poren. Die Wasserbewegung ist im Idealfall zu berechnen für
Kapillaren/Röhren nach HAGEN-POISEUILLE:
r 4 • π • ∆p
q=
8•η•l
q = Durchflussmenge pro Zeiteinheit, r = Kapillar-(Poren-)radius, ∆p = Druckdifferenz,
η = Viskosität des Wassers, l = Länge der Kapillare (= Fließstrecke); vorausgesetzt wird laminare
Strömung, die im Boden wegen der insgesamt geringen Fließgeschwindigkeit vorliegt, und
Durchgängigkeit oder hohe Kontinuität der Poren.
Da Boden ein Gemisch aus sehr variablen Kapillaren ist (s. Abb. in Gefüge), wird seine
Wasserleitfähigkeit berechnet nach DARCY:
∆Ψ
Q = k•i = k•
∆l
Q = Wassermenge pro Flächen- und Zeiteinheit, k = Wasserleitfähigkeitskoeffizient
[Vol./(Fläche·Zeit)], i = Gradient (dimensionslos), ∆ Ψ = Potentialdifferenz [‘Länge’],
∆ l = Fließstrecke [Länge]. Es liegt eine Volumenflussdichte vor; Kürzung ergibt die Dimension
einer Geschwindigkeit.

 gesättigte Wasserbewegung
gesättigte Wasserleitfähigkeit kf, bezogen auf Einheitsgradient (cm Druckdifferenz pro cm
Fließstrecke),
Alle Poren mit Wasser gefüllt (Grundwasser, Stauwasser, zugehörige hydromorphe
Bodentypen: sehr stark vernässter Pseudogley, Gley, Auenböden, Niedermoor, Hochmoor
und Zwischenformen);
antreibender Gradient = hydrostatische Druckdifferenz oder Gravitationspotentialgradient
(∆ Ψ z);
gesättigte und damit schnelle Wasserbewegung nur in weiten Grobporen (>50 µm).
Je grobkörniger ein Boden ist, desto grobporenreicher, desto höher ist die gesättigte
Wasserleitfähigkeit (gesWL); bei lehmigen und tonigen Böden ist der Anteil an Sekundärporen
(= weite Grobporen) entscheidend; auch in Tonbodenhorizonten kann deshalb die gesWL so
groß wie in Sandböden sein.

Häufige Werte der Wasserleitfähigkeit von wassergesättigten Böden verschiedener


Körnung (aus Sch/Sch 2002)

Bodenart Wasserleitfä
Wasserleitfähigkeit
(cm/sec) (cm/Tag)
Sande ~4 • 10-1 bis ~4 • 10-3 ~3 • 104 bis ~3 • 102
Schluffe ~4 • 10-1 bis ~5 • 10-5 ~3 • 104 bis ~4
Lehme ~4 • 10-1 bis ~1 • 10-5 ~3 • 104 bis ~1
Tone ~4 • 10-1 bis ~1 • 10-7 ~3 • 10-1 bis ~1 • 10-2

Unterbrechung der leitenden Poren, z.B. durch Verdichtung oder Substratwechsel, behindert
oder stoppt Wasserbewegung. Es kommt zum Wasserstau. Für die Profildurchlässigkeit sind
also Querschnitt und Kontinuität der leitenden Poren ausschlaggebend.
Bodenkunde Flüssigphase - 5 -
 ungesättigte Wasserbewegung: hat ebenfalls Dimension einer Geschwindigkeit,
ungesättigte Wasserleitfähigkeit (ku) bezeichnet, wenn auf Einheitsgradient (cm Druck-
differenz pro cm Fließstrecke) bezogen,
Teil der Poren mit Luft gefüllt, Matrixpotential <0,
In terrestrischen Böden und oberen Horizonten semi-terrestrischer Böden,
die jeweils weitesten, noch mit Wasser gefüllten Poren bestimmen die ungesWL eines
Bodens beim augenblicklichen Matrixpotential,
entscheidend ist der leitende Querschnitt,
die ungesWL ist entscheidend für die Wasserversorgung der Pflanzen.

 Landschaftswasserhaushalt/Bodenwasserhaushalt
langfristig: N = A+V
(Niederschlag = Abfluss + Verdunstung)
dabei ist der Bodenwasservorrat B konstant und typisch für eine bestimmte Klimaregion
(s.(Agrar-)Meteorologie)
kurzfristig (Tage bis 10 Jahre): N = A+V± ∆B
∆B = Bodenwasservorratsänderung
gesteuert durch Bodenwasserhaushalt
Wasserverteilung im Boden abhängig von Bindungsvermögen des Substrats für Wasser, von
Zu- und Abfuhr sowie Bewegungsgeschwindigkeit
 Grundwasser = ständig (permanent) vorhandenes, freies Wasser im gesamten Porenraum,
nur Gravitationspotential wirksam; evtl. hydrostatischer Überdruck, dann artesisch
aufsteigend oder austretend
 Stauwasser = zeitweilig (temporär) vorhandenes, freies Wasser im gesamten Porenraum, nur
Gravitationspotential
 Sickerwasser = das aus Grobporen ausfließende Wasser bei unbehindertem Abfluss

Niederschlag

Evapotranspiration
Jahres-
Jahres-Niederschlagsbilanz
Altbuchenbestand, eben (mm)
Niederschlag 680
Interzeption 150
Stauwasser
Oberflächenwasser 0

Oberflächenwasser Haftwasser (∆
∆B) 30
Haftwasser
Evapotranspiration 400
Sickerwasser 100
kapillarer
Aufstieg Sickerwasser
GWO

Bodenkunde Flüssigphase - 6 -
 Elemente des Wasserhaushalts

 Infiltration
Eindringen von Wasser in den Boden während oder nach Niederschlag oder Bewässerung,
Gradient abwärts gerichtet, weil unterer Boden trockener bzw. niedrigeres ΨH als
Bodenoberfläche;
meist sehr scharfe Befeuchtungsfront (Übergang von feuchtem zu trockenem Boden bzw.
von mittlerem zu sehr niedrigem Matrixpotential)
deutlicher Einfluss des Gravitationspotentials bestimmt Abwärtsbewegung des Wassers,
Wasseraufnahme zu Beginn der Infiltration am größten = hohe Infiltrationsrate, nimmt mit der
Zeit ab. Wassergehalt θ θ
Sättigungszone
Boden-
tiefe z Übergangszone
Wassergehaltsprofil einer Infiltrationsfront bei Überstau.
Infolge gefangener Luft im Bodeninneren bildet sich an
der Oberfläche eine Sättigungszone aus, die nur sehr
langsam vorrückt. Das Profil von Übergangs- und Transportzone
Befeuchtungszone verändert sich infolge des
Selbstverschärfungseffekts kaum. Die Verlagerung der Befeuchtungs-
Infiltrationsfront bewirkt im wesentlichen eine zone
Ausdehnung der Transportzone. Bei Infiltration ohne
Überstau fehlen Sättigungs- (und Übergangs-)zone.
aus Gisi (1997)

Wegen Grobporenreichtum hohe Infiltrationsraten in Sandböden; geringe Infiltrationsraten in


Tonböden, besonders wenn sie arm an Makroporen sind;
Wasserstau bei Übergang von feinporigem zu grobporigem Substrat infolge hängender
Menisken.
 Kapillarer Aufstieg
Gleichung für kapillaren Aufstieg:
r = Porenradius bzw. halbe Porendicke (bei Spalt),
γ = Oberflächenspannung,
α = Benetzungswinkel (für fettfreien Quarz = 0°),
h = Aufstiegshöhe,
ρ = Dichte des Wassers,
g = Erdbeschleunigung;
in Boden nur r und h als Variable angenommen
Rest = konstant = 3000, wenn h in (cm WS oder) hPa und d (=2•r) in µm angegeben
⇒ je größer Durchmesser, desto geringer Aufstieg bzw. desto weniger Wasser in Pore
gehalten, desto weniger fest Wasser in Pore gebunden, desto weniger Kraft für Entfernung
von Wasser aus Pore notwendig.

Porendurchmesser uneinheitlich
Äquivalentdurchmesser als Ersatzwert
für Bodenporen
Hartge und Horn (1991) h

Bodenkunde Flüssigphase - 7 -
Wasserstand bei Gleichgewicht

Wasser steigt in einer englumigen


Kapillare höher als in einer weitlumigen.
Feinsand Grobsand Auch in körnigem Material mit engen
Poren (Feinsand) wandert es höher als
in Material mit weiten Poren (Grobsand)
aus A. Wild (1995)

nFKWe
(mm)
∆E
Einfluss des Grundwasserflurab- Lehm 200

Ertrag
∆E
standes in der Hauptvegetationszeit ∆E
(bei Getreide Mai - Juni, bei Ton 140
Hackfrüchten Juni - Sept.) auf den
Sand 75
Ertrag in Abhängigkeit von der
Bodenart
Abb. 5.4-11 aus Sch/Sch (2002)
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5
mittlerer Grundwasserflurabstand (m)

 Verdunstung/Transpiration
 Verdunstung (Evaporation): Wasserabgabe von der feuchten Bodenoberfläche an die
Atmosphäre oder aus dem Bodeninneren (über dampfförmige Wasserbewegung),
Abgaberate abhängig von Sättigungsdefizit der Atmosphäre;
 Transpiration: Wasserabgabe des Bodens über Leitungsbahnsystem der Pflanze; weil
diese größeren leitenden Querschnitt haben als die meisten Bodenporen, ist die
Wasserabgabe schneller als über Boden und aus größerer Tiefe;
Evaporation + Transpiration = Evapotranspiration

 Jahresgang
Verlauf abhängig von Niederschlag, Temperatur, Bodenart und/oder Gefüge (Wasserbindung)
und Wasserverbrauch der Pflanzen; Niederschlag und Wasserverbrauch zeigen typische
Jahresgänge mit Variation für verschiedene Jahre;
darstellbar als Ψ m -Verteilung oder als WG-Verteilung
Veränderung des Wassergehalts in einem Bodenprofil (lehmiger Sand, Winterroggen) in
Abhängigkeit von der Zeit (N = Niederschlag pro Tag) aus Sch/Sch (2002)

20
N (mm)

10

0
April Mai Juni
25. 30. 5. 10. 15. 20. 25. 30. 5. 10.
0
Bodentiefe (cm)

20

40 24-28

60 20-24 16-20 12-16 8-12 4-8 H2O (Vol.%)

80

Bodenkunde Flüssigphase - 8 -

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