Professional Documents
Culture Documents
Mineralkörper Humuskörper
Aggregation
Gefügebildung Prozesse
Segregation
Bodenkörper
Poren Matrix
Translokation
Mobilisierung Nähr-
org.
Transport Gase Wasser stoffe, Kolloide
Substanz
Immobilisierung Ionen
Merkmale
Bodenökologie, Gisi, 1997
Pedon
Bodenbildungsfaktoren
Ausgangsgestein (chemische und mineralische Zusammensetzung)
Lebewesen (Tiere, Mikroorganismen, Pflanzen, -wurzeln, Mensch)
Klima (Temperatur, Niederschlag)
Relief (Lage und Form der Geländeoberfläche, Beziehung zum Grundwasserspiegel)
Zeit (nicht beeinflussbarer Faktor)
Bodenbildung (Pedogenese) - vier grundlegende Bodenbildungsprozesse:
Verwitterung
Humusbildung
Gefügebildung
Verlagerung
laufen miteinander ab und beeinflussen sich gegenseitig
Genetischer Bodentyp:
1) gleiche Horizontfolge
2) ähnliche Ausprägung der Horizonte
3) gleiche pedogene Eigenschaften
(nicht notwendigerweise gleiche geogene (lithogene) Eigenschaften)
Eine bestimmte Horizontkombination drückt aus, dass Böden den gleichen Entwicklungszustand
unter einer bestimmten Kombination von bodenbildenden Faktoren besitzen.
z.B.: Bodentyp Braunerde Ah/Bv/C
Bodentyp Parabraunerde Ah/Al/Bt/C
Boden ist eine wesentliche Ressource, die nicht vermehrt werden kann:
kein Substrat, das beliebig manipuliert werden kann, wie z.B. Kultursubstrate oder Bauschutt
Humusformen
Humusform L-Mull F-Mull Mullartiger Moder
Syrosem Lockersyrosem
Vorkommen:
in sehr jungen Sedimenten (zu kurze Entwicklungszeit)
an Stellen intensiver Erosion (Abtrag stärker verwitterten Materials)
Entwicklung im gemäßigt-humiden Klima je nach Ausgangsgestein zu Ah/C – Böden
Lockersyrosem- Lockersyrosem
Generationen aus Sand
in Dünensand über fAh Aufn.: H.H.Becher
Heiligenhafen, Lkr. OH
Aufn.: H.H. Becher
Weststrand bei Prerow, Lkr. NVP
Ah Ah Ah Ah
imC ilC cC eC
Übersicht Kl. Ah/C – Böden
Wörterbuch der Bodenkunde,
Ranker Regosol Rendzina Pararendzina
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
Vorkommen: in jungen Sedimenten oder bei Erosion von stärker verwittertem Material.
Die wichtigsten Bodeneigenschaften werden weitgehend vom Ausgangsgestein bestimmt:
- bodenphysikalische Kenngrößen (Wasserspeicherung oder Durchwurzelungswiderstand)
- bodenchemische Eigenschaften (z.B. Versauerungswiderstand, Nährstoffnachlieferung).
Durch Humusakkumulation werden nur die Eigenschaften des Ah-Horizonts verändert (Färbung,
Wasserspeicherung, Ionenbindung usw.).
Je nach Ausgangsgestein unterscheidet man:
Ranker aus silikatischem (carbonatarmem oder -freiem) Festgestein
Regosol aus silikatischem (carbonatarmem oder -freiem) Lockergestein
Rendzina aus Kalk- oder Gipsgestein
Pararendzina aus carbonathaltigem silikatischem Gestein.
Weiterentwicklung der Ah/C - Böden führt zu folgenden Klassen:
Pelosole Terrae calcis
Braunerden Stauwasserböden
Lessivés Auenböden
Podsole Gleye
Schwarzerden Marschen
Moore
Diese weiteren Klassen werden im Rahmen der Bodenentwicklungsreihen behandelt.
Eine zusammenfassende Übersicht finden Sie unten.
Neben der deutschen Systematik wurden eine Vielzahl nationaler sowie einige internationale
Klassifikationssysteme entwickelt. Für die Arbeit außerhalb Mitteleuropas von besonderer
Bedeutung sind folgende Systeme:
Soil Taxonomy (USA)
FAO Weltbodenkarte
World Reference Base for Soil Resources (WRB)
Ah Ah Ah Ah Ah Ah (P-)Ah
imC ilC eC eC cC cC P
C
Ranker Regosol Pararendzina Pararendzina Rendzina Rendzina
(z.B. Umbric (z.B. Umbrisol) (z.B Mollic (z.B. Phaeozem) (z.B. Rendzic (z.B. Phaeozem) Pelosol
Leptosol) Leptosol) Leptosol) (z.B. Vertisol)
Ah Ah
Ah Al Axh Ah Ah Sw-P
Bv Bt Axh+IC(c) Tv Bv-P P-Sd
C C C C C C
Braunerde (Ahe) Para- Tschernosem Terra fusca Braunerde- Pseudogley-
(Cambisol) Ae braunerde (Phaeozem, (z.B. Vertic Pelosol Pelosol
Al-Bsh (Luvisol, Alisol) Chernozem) Cambisol) (Vertic (Stagnic
Bt Cambisol) Cambisol)
C
(Ahe)
Podsol-
Ae Parabraunerde Ah Sw-Ah
B(s)h (z.B. Albic Alisol) Sw S(e)rw
B(h)s
Sd (II)Srd
C
Podsol Pseudogley Stagnogley
(Podzol) (z.B. Stagnosol) (z.B. Stagnosol)
World Reference Base for Soil Resources (WRB), IUSS Working Group WRB, 2006
(World Soil Resources Reports 103, FAO, Rom)
Bodenentwicklungsreihe
Tonarme, quarz- und silikatreiche Gesteine
Ai Ai
imC ilC
Syrosem Lockersyrosem
(Lithic Leptosol) (z.B. Regosol)
Ah Ah
imC ilC
Ranker Regosol
(z.B. Umbric Leptosol) (z.B. Umbrisol) Wörterbuch der Bodenkunde,
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997,
Ah verändert nach Bodenkundliche Kartieranleitung,
Bv 5. Auflage, 2005
C
Braunerde (Cambisol)
World Reference Base for Soil Resources (WRB),
IUSS Working Group WRB, 2006
(Ahe) (World Soil Resources Reports 103, FAO, Rom)
Ae
B(s)h
B(h)s
C
Podsol (Podzol)
ilC silikatisches
Horizontfolge und Eigenschaften eines Regosols Lockermaterial
carbonatfrei bis
Wörterbuch der Bodenkunde, -arm (< 2 %)
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
Ah
Tonminerale Profildarstellung: Ranker
einzelne Versauerung
Steine Verwitterung
kompaktes
imC Gestein oder
(Verwitterung)
Blockschutt
Braunerde
Horizontfolge: Ah / Bv / C
diagnostischer Horizont: Bv-Horizont
durch Verwitterung verbraunter und verlehmter, mineralischer Unterbodenhorizont
Bodenbildende Prozesse
Humusbildung
Verbraunung: bei der Verwitterung der primären Silikate entstehen feinverteilte Eisen(hydr)oxide,
vor allem Goethit, die Überzüge auf Tonmineralen und Quarzkörnern bilden und so die typische
Verbraunung hervorrufen
Verlehmung: Bildung von Tonmineralen und Eisen(hydr)oxiden führt zu einer Verschiebung in der
Bodenart hin zu feinerer Körnung, die neugebildeten Tonminerale unterliegen aber keiner
Verlagerung
Bv-Horizont: gleichmäßig braun, neutral bis sauer reagierend, KAK > 16 cmolc kg-1 Ton;
Abgrenzung zum darunter folgenden Horizont aufgrund der Bodenfarbe, der Bodenart, der
Gefügeprägung, des pH-Wertes sowie der Kationenaustauschkapazität (der Tonfraktion)
Übergangs-Bv-Horizonte: Anreicherung mit Sekundärcarbonat (Bcv),
Humusanreicherung (Bhv),
Anreicherung mit Sesquioxiden (Bsv),
Tonanreicherung (Btv)
Ausgangs- (Verwitterung)
C gestein
In der WRB-Klassifikation gehören die meisten Braunerden zur Gruppe der Cambisols, in der Soil
Taxonomy zu den Inceptisols.
Differenzierung nach Nährstoffgehalt/Basensättigung:
Eutrophe Braunerde aus silikatreichen Gesteinen (Humusform Mull, Moder)
hoher Versauerungswiderstand aufgrund des Mineralbestands (viele Glimmer, Augite,
Amphibole, Hornblenden)
Nährstoffvorrat deshalb hoch
bei der Verwitterung entstehen größere Mengen an sekundären Mineralen, die sich günstig auf
das Gefüge sowie auf den Nährstoff- und Wasserhaushalt auswirken
Basenreiche Braunerde aus silikatärmeren, meist schwach carbonathaltigen Gesteinen
(Humusform Mull, Moder)
kann sich zur Parabraunerde weiterentwickeln
Dystrophe/basenarme Braunerde aus silikatarmen, quarzreichen Gesteinen
(Humusform Moder)
Bv-Cv (60-100cm+)
brauner, humoser, stark steiniger, schluffiger Lehm
Subpolyedergefüge
schwach gegliedert
Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau; Abteilung Boden- und Landschaftspflege
Ap (0–20cm)
dunkelgraubrauner, humoser Sand, Einzelkorn- und Krümelgefüge,
stark porös, zahlreiche Wurmgänge
sehr gut durchwurzelt
Bv (20-65cm)
rötlichgelbbrauner, schwach steiniger Mittelsand, Einzelkorngefüge,
stark porös, zahlreiche Wurmgänge
gut durchwurzelt
Cv (65-100cm+)
hellgraubrauner,
schwach steiniger Grobsand mit rötlichbrauner unregelmäßiger Bänderung
Einzelkorngefüge, stark porös
Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau; Abteilung Boden- und Landschaftspflege
Ap (0–20cm)
dunkelgraubrauner, humoser, lehmiger Sand, Krümelgefüge
Bv (20-40cm)
gelbbrauner, schwach steiniger, stark lehmiger Sand, kohärent, porös,
gut durchwurzelt
Bv-Cv (40-55cm)
braungelber, schwach steiniger, schluffiger Sand, kohärent, porös, durchwurzelt
Cv (55-100cm+)
grüngrauer, dichtgepackter Gesteinsschutt
Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau; Abteilung Boden- und Landschaftspflege
Braunerde
Braunerden aus Sanden können bei gesicherter Beregnung ackerbaulich genutzt werden, sehr gut
für den Sonderkulturanbau (z.B. Spargel, Tabak)
Braunerden aus Löss gehören neben den Parabraunerden aus Löss zu den ertragreichsten und
ertragsichersten Böden
ackerbauliche Nutzung bei Flachgründigkeit und hohem Kies- und Steingehalt eingeschränkt; dann
oft forstwirtschaftlich genutzt
Huminstoffe Ausfällung
Bh Fischer, W.R., Bodenkunde,
Fe-, Al-Oxide Koagulation Uni Hannover, Bodentypen,
Bs http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Komplexe Akkumulation
je nach evtl.
C Ausgangs- Entkalkung
gestein
Die Podsolierung beinhaltet die Sauerbleichung des Oberbodens (Ae-Horizont). Sie findet bei
niedrigem (saurem) pH-Wert statt und führt zur intensiven Zerstörung primärer und sekundärer
Minerale.
1. In der Humusauflage bilden sich reichlich saure, niedermolekulare organische Säuren (DOM =
dissolved organic matter, Fulvosäuren), die als Komplexbildner fungieren können.
2. Im A-Horizont werden bei sehr sauren pH-Werten die Silikate und Eisen(hydr)oxide zerstört und
die freiwerdenden Kationen durch die organischen Säuren komplex gebunden.
3. Die Ionen wandern frei und/oder im Komplex gebunden mit dem Sickerwasser im Profil
nach unten.
Durch diese Prozessabfolge entsteht ein sauergebleichter Auswaschungs- oder
Eluvialhorizont (Ae).
4. Im Unterboden können diese Komplexe bei höheren pH-Werten wieder hydrolysieren, und es
bilden sich unlösliche Fe- und Al-Oxide (Sesquioxide). Gelöste organische Substanz wird daran
sorbiert.
5. Durch den mikrobiellen Abbau der organischen Liganden verändert sich das Verhältnis von
Metall-Ion/C, so dass die dadurch unlöslich gewordenen Komplexe ausfällen.
Durch diese Prozessabfolge entsteht ein Anreicherungs- oder Illuvialhorizont (Bh, Bs). Im
oberen Bereich des B-Horizonts werden die organischen Stoffe angereichert (Bh,
braunschwarz), darunter die Sesquioxide (Bs, rostbraun).
Die Sesquioxide des Bs-Horizonts können sich zu Ortstein verfestigen. Der Ortstein wirkt sich
ungünstig auf das Pflanzenwachstum und die Kulturfähigkeit der Podsole aus, da er zu Staunässe
führen kann und den Wurzelraum stark begrenzt.
WRB: Podzol
US-Soil Taxonomy: Spodosol
Löss Geschiebemergel
Lockersedimente
Wichtige Eigenschaften von
Löss und Geschiebemergel
Carbonathaltig
gemeinsam
Pleistozän (jung)
Ebene bis hügelige Lagen
gut sortiert schlecht sortiert
vorwiegend Schluff alle Korngröß
Korngrößen
en
unterschiedlich
äolisch glazigen
periglazialer Raum Gletscherbereich
Bodenentwicklungsreihe
Kalk-Silikat-Mischgesteine (Mergelgesteine, Löss)
Ai Ai
emC elC
Syrosem Lockersyrosem
(Lithic Leptosol) (z.B. Regosol)
Ah Ah
eC eC
Pararendzina Pararendzina
(z.B. Mollic Leptosol) (z.B. Phaeozem)
Ah
Axh Wörterbuch der Bodenkunde,
Al
Axh+IC(c)
Bt Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
IC(c)
C verändert nach:
Parabraunerde Tschernosem Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005
(Luvisol, Alisol) (Phaeozem, Chernozem)
World Reference Base for Soil Resources (WRB),
Ah Sw-Ah IUSS Working Group WRB, 2006 (World Soil
Sw S(e)rw Resources Reports 103, FAO, Rom)
Sd IISrd
Pseudogley Stagnogley
(z.B. Stagnosol) (z.B. Stagnosol)
Ah Ah
Al Al-Sw
Bt Bt-Sd
lC lC
Ah
lC
Syrosem / Lockersyrosem
Horizontfolge Ai/C
Syrosem aus Festgestein
Lockersyrosem aus Lockergestein
Pararendzina
Horizontfolge Ah/eC
Ah < 40 cm mächtig (sonst Schwarzerde)
Wichtige bodenbildende Prozesse
Carbonatverarmung (aber Ah noch carbonathaltig),
Gefügebildung (Krümelgefüge), häufig koprogene Aggregate (aus Tierlosung)
Humusakkumulation
Physikalische Verwitterung
Als Klimaxstadium nur in semiariden Gebieten (z.B. auf Löss in der Oberrheinebene) und in
Hanglagen, wo durch Erosion ständig carbonathaltiges Material freigelegt wird
Weiterentwicklung meist zur Parabraunerde (oft über kurzes Braunerdestadium), z.T. auch zur
Schwarzerde
Ah (0–25cm)
schwarzbrauner, stark humoser, steiniger, sandig-schluffiger Lehm
Krümelgefüge, porös, zahlreiche Wurmröhren
Cv (25-50cm)
hellbraungrauer, kalkreicher, sandig-lehmiger Kies
Cn (50-100cm)
kalkreicher, sandig- schluffiger Kies (Würmmoräne)
Parabraunerde
Horizontfolge Ah/Al/Bt/(Bv/)C
Wichtige bodenbildende Prozesse
Entcarbonatisierung
Tonneubildung (durch Verwitterung primärer Silikate), Verbraunung
Tonverlagerung (Lessivierung)
Unter Lessivierung versteht man die mechanische Verfrachtung von Teilchen der Tonfraktion
(überwiegend Feinton; Tonminerale, Oxide, organomineralische Assoziate) in kolloidaler Form aus
dem Oberboden in den Unterboden mit dem Sickerwasser. Dadurch entsteht ein tonverarmter
Oberbodenhorizont (Al) und ein tonangereicherter, intensiv braun gefärbter Unterbodenhorizont
(Bt).
Fischer, W.R.,
Schluff, Ton, Einlagerung
Fe-Oxide, (Ton, Fe-Oxide, Bodenkunde, Uni Hannover, Bodentypen,
Bt wenig Huminstoffe) http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Huminstoffe Verdichtung
(Ca2+) (Al3+ )
Ca
Ca Ca H
Ca + H+ H Ca Ca H + H+ Al Al
Ca Al
H Al
Ca H H
Ca Ca H Ca
Ca Ca Al Al
Ca H H
Ca
Ca H H Al
Ca Ca Al
Ca H H
Ca
Ca Al
H
7 6 5 pH
CaCO3
Im Unterboden werden die Kolloide wieder festgehalten. Dafür können verschiedene Faktoren eine
Rolle spielen:
mechanische Ausfilterung der Teilchen,
höhere Elektrolytgehalte der Bodenlösung (da Unterboden noch carbonathaltig) und dadurch
Ausflocken der Teilchen.
Dadurch entstehen im Bt-Horizont typische Auskleidungen der Grobporen in Form von
glänzenden Tonhäutchen (Toncutane).
Grobpore
Mineral-
körner
Bodendünnschliff einer Parabraunerde mit
parallel orientierten Toncutanen an den
Wänden einer Grobpore
Cv (80-100cm+)
braungelber stark kalkhaltiger, stark lehmiger Schluff;
kohärent, porös; schwach durchwurzelt
Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau, Abteilung Boden- und Landschaftspflege
Erosion Akkumulation
schwach stark schwach
Günstige Standorte auch bei forstlicher Nutzung; Humusform meist Mull oder Moder. In
Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen können eine Reihe von Laub- oder Nadelhölzern
gedeihen. Unter Wald sind Parabraunerden mäßig bis stark versauert.
Glimmer (Versauerung)
Freisetzung von Fischer, W.R., Bodenkunde, Uni Hannover,
Kationen Bodentypen (verändert),
Axh Feldspäte http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
Entkalkung
usw.
Bodenentwicklungsreihe
Carbonatgesteine (Kalk, Dolomit)
Ai Ai
cmC clC
Syrosem Lockersyrosem
(Lithic Leptosol) (z.B. Regosol)
Ah Ah
cC cC Wörterbuch der Bodenkunde,
Rendzina Rendzina Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
(z.B. Rendzic Leptosol) (z.B. Phaeozem)
verändert nach:
Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005
Ah
Tv
C World Reference Base for Soil Resources (WRB),
Terra fusca IUSS Working Group WRB, 2006 (World Soil
(z.B. Vertic Cambisol)
Resources Reports 103, FAO, Rom)
Die Bodenentwicklung auf Carbonatgestein ist geprägt durch den Entwicklungsprozess der Carbo-
natlösung und die Anreicherung eines tonigen Lösungsrückstands, der aus den Beimengungen
(nichtcarbonatischer Anteil) des Ausgangsgesteins besteht. Die Mächtigkeit der Bodenentwicklung
hängt also wesentlich vom Anteil des Lösungsrückstands im Ausgangsgestein ab. Bei geringen
Anteilen nichtcarbonatischer Beimengungen verläuft die Bodenentwicklung sehr langsam.
Rendzina
Horizontfolge Ah/cC
Ah/C-Profil mit < 40 cm Ah-Horizont
Humusform: meist Mull.
Humus Humifizierung
Ah-C
Kalkstein Entkalkung
(Skelett)
cC (Verwitterung)
Kalkstein
Aufn.: Zezschwitz
Im gemäßigt-humiden Klima entwickelt sich die Rendzina bei reinen Kalksteinen (wenig silikatische
Beimengungen) oft zur Terra fusca, bei mehr nichtcarbonatischen Beimengungen zur basenreichen
Braunerde.
Eigenschaften und Nutzung
Abhängig von Ausgangsgestein, Gründigkeit und Skelettanteil
Rendzinen sind oft Trockenstandorte, da oft flachgründig, geringe nFK (30 – 50 mm); auch das
Festgestein kann Wasser nicht pflanzenverfügbar speichern
Neutrale Bodenreaktion, hohe BS, hohe Gehalte an Ca und Mg; hohe Humusgehalte im Ah
(5 - 10 %)
Enges C/N-Verhältnis (10-15)
Hoher Tongehalt, hohe Aggregatstabilität
Acker- und Obstbau möglich (bei Hängen Terrassierung nötig), aber meist weide- oder
forstwirtschaftliche Nutzung
erosionsgefährdet
Terra fusca
Horizontfolge: Ah / Tv / cC
Tv-Horizont entsteht aus Lösungsrückständen (meist feinkörnige Silikate) bei der Verwitterung von
reinen Kalksteinen. Der Tv-Horizont ist tonreich und durch Eisenoxide (Goethit) gelbbraun bis
rotbraun gefärbt.
Bodenbildende Prozesse
Humusakkumulation
Entcarbonatisierung
Ausbildung eines Polyedergefüges im Tv-Horizont
Verstärkte Anreicherung von Carbonatlösungsrückstand
Die Basensättigung im Tv-Horizont ist oft noch relativ hoch. Der Tv-Horizont ist aber zumindest im
oberen Bereich entkalkt, der Tongehalt des Tv-Horizonts ist ≥ 65 %. Er hat ein ausgeprägtes und
stabiles Polyedergefüge, dadurch eine hohe Wasserleitfähigkeit. Auch das Ausgangsgestein ist
meist klüftig, daher kommt es nicht zu Wasserstau.
Die ockerbraune Farbe des Tv-Horizonts stammt überwiegend aus dem Lösungsrückstand des
Ausgangsgesteins, zusätzlich kann aber eine Oxidation von Eisen, das während der Verwitterung
Terra fusca. Horizontfolge einer Terra fusca und ihre chemischen Eigenschaften
CaCO3 (%)
cC
Carbonatgestein
0 100
Die Terra fusca gehört mit der Terra rossa (verbreitet aus Carbonatgesteinen im Mittelmeerraum
und in anderen subtropischen Klimaten; durch Hämatit kräftig rot gefärbter Unterbodenhorizont mit
der Bezeichnung Tu) zu den Terrae calcis.
Man nimmt an, dass die Terra fusca in Mitteleuropa
meist eine Bildung aus früheren wärmeren Klimaten
(Tertiär, Interglaziale) ist.
Terra fusca
Bodenentwicklungsreihe
Tongesteine und Tonmergelgesteine
Ai Ai
mC lC Wörterbuch der Bodenkunde,
Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
Syrosem Lockersyrosem
(Lithic Leptosol) (z.B. Regosol)
verändert nach:
Bodenkundliche Kartieranleitung, 5. Auflage, 2005
Ah
Ah Sw-P
Bv-P P-Sd
C C
Braunerde-Pelosol Pseudogley-Pelosol
(Vertic Cambisol) (Stagnic Cambisol)
Pelosol
Horizontfolge Ah / P / C
Beim Pelosol hat das Ausgangsmaterial einen dominierenden Einfluss auf die Bodeneigen-
schaften und Bodenfunktionen. Der Name stammt aus der griechischen Sprache: pelós = Ton.
Wichtige Bodenbildungsprozesse
Entkalkung (falls Ausgangsgestein carbonathaltig)
Humusakkumulation
Gefügebildung
Das Ausgangsmaterial ist reich an quellfähigen Tonmineralen. Physikalische Verwitterungs-
vorgänge und häufiges Quellen und Schrumpfen (bei Austrocknung/ Wiederbefeuchtung) führen
zur Auflösung des bei der Diagenese entstandenen schiefrigen oder feingeschichteten Gefüges
des Ausgangsgesteins. Bei carbonathaltigen Ausgangsgesteinen ist dies nur nach Entkalkung
möglich. Durch die Quellungs- und Schrumpfungsprozesse entsteht ein Polyeder- oder Prismen-
gefüge. Der Mineralkörper der Pelosole ist chemisch wenig gegenüber dem Ausgangsmaterial
verändert. Intensive Silikatverwitterung und Verbraunung haben kaum stattgefunden.
Mächtigkeit der Ah- und P-Horizonte (zusammen) mehr als 30 cm.
P-Horizont mit hohen Gehalten (≥ 45%) an Ton; mineralischer Unterbodenhorizont aus Ton- oder
Tonmergelgestein; besonders im unteren Bereich grobes, in sich dichtes Prismen- und Polyeder-
gefüge (oft slicken sides = glänzende, geriefelte Stresscutane durch ausgeprägte Quellungs- und
Schrumpfungsdynamik), meist hochplastisch, zeitweilig Trockenrisse bis > 50 cm Tiefe.
Aufgrund des Ausgangsmaterials skelettarm.
Kap5 - Bodenentwicklung auf Tongestein - 1 –
Das Gefüge ist im nassen Zustand kohärent, bei Austrocknung ausgeprägt polyedrisch oder
prismatisch.
Der typische Pelosol kann neutral bis stark sauer sein; in der Regel ist er kalkfrei.
Bei Staunässe Übergänge zum Pelosol-Pseudogley.
Pelosol
Hochflutlehm
Typische Substratschichtung von Auenböden
Sand
unten kiesig
Schotter
Niedermoor
Moortyp, der sich durch das Wachstum von Pflanzen in flachen Gewässern bildet. Mit dem
Wasser werden in gelöster Form oder als Schwebstoffe meist ausreichend Nährstoffe angeliefert,
und der pH-Wert liegt oft im Neutralbereich (Carbonatpuffer). Daher sind die Niedermoortorfe
meist relativ stark zersetzt (dunkel) und haben einen hohen Aschegehalt.
Ohne Störung von außen kann ein Niedermoor bei hohen Niederschlägen auch über den
Wasserspiegel hinauswachsen und über das Zwischenstadium des Übergangsmoores ein
Hochmoor bilden.
Ah
Go Verlandungsmoor
nHw Gr
Ah
Versumpfungsmoor
(nHr) Go, Sw
Gr, Sd
(Talniedermoor)
Überflutungsmoor
(II fF) (Moormarsch)
Hangmoor
(...) (Quellmoor), soligen
hHw
Ah
Ae
Ah
(hHr) Ah
Bhs
Bv Go
Gr
Go, Sw
über Gr, Sd wurzelecht über über
Versumpfungsmoor fossilem Podsol Verlandungsmoor
(uHr)
(nHr)
(...) Hanghochmoor
Kammhochmoor ombro-soligen
ombrogen Sattelhochmoor
Gley
Horizontfolge Ah / Go / Gr
Redoximorphie bei hoch anstehendem, sauerstoffarmem Grundwasser; mittlerer Grundwasser-
spiegel 40 - 80 cm unter GOF, oberhalb des Grundwasserspiegels Kapillarwassersaum.
Bodenbildende Prozesse
Humusakkumulation im Ah, Ah aber durch das Grundwasser unbeeinflusst
Umverteilung von Fe- und Mn-Verbindungen
Sauerstoffarmes Grundwasser führt zu einem permanent reduzierenden Milieu; Reduktion (und
damit Lösung) der Fe- und Mn-Verbindungen; diese werden entweder mit dem Grundwasser
abgeführt oder steigen mit dem Kapillarwasser auf.
Bildung eines Reduktionshorizonts (Gr) im grundwasserbeeinflussten Bereich
Gelöste Fe2+- und Mn2+-Ionen wandern in den Kapillaren bis in den Bereich der luftgefüllten
Grobporen, wo sie an der Aggregatoberfläche bzw. in Wurzelröhren wieder oxidiert werden.
Entstehung eines Oxidationshorizonts (Go)
Humus-
akkumulation Ah Wichtige Prozesse der Vergleyung
(schematisch)
O2-Diffusion in Grobporen
rostfarben:
rostfarben
die mit Kapillarwasser aufsteigenden Fe2+- und Mn2+-
Ionen werden oxidiert und fallen auf Aggregatflächen
aus (
v.a. Ferrihydrit)
kapillarer Aufstieg
Go
O2
Grundwasserspiegel
Fe--Oxide
Gr
Fe2+ + 2H2O
Fe
FeOOH + e- + 3H+
Pore
Intensität der ablaufenden Reduktionsvorgänge hängt bei Sauerstoffarmut von der mikrobiellen
Aktivität und dem Gehalt an zersetzbarer, organischer Substanz ab; Redoxsysteme im Boden fast
ausschließlich mikrobiell induziert.
Werden mit dem Grundwasser über längere Zeit lösliche Eisen(II)verbindungen zugeführt, kann
sich im Go Raseneisenerz (verhärtete Ausfällung von Fe-Oxiden; früher abgebaut und verhüttet)
bilden.
pH-Wert, Verwitterungsgrad und Nährstoffgehalte je nach Ausgangsgestein unterschiedlich;
Anlieferung von Nährstoffen und Basen (Hydrogencarbonat) durch das ziehende Grundwasser,
daher oft günstiger Pflanzenstandort.
Aufn.: H.H.Becher,
Burk, nördl. vom Hesselberg, Lkr. AN
Bei höherem Grundwasserniveau können stark erhöhte Humusgehalte bis hin zum Anmoor oder
Moor auftreten; hier fehlt dann wegen des hohen Grundwasserstandes ein Go-Horizont.
Unter solchen Bedingungen finden wir den
Nassgley Horizontfolge Go-Ah / Gr
Anmoorgley Horizontfolge Go-Aa / Gr
Moorgley Horizontfolge H / Gr
Vergleich der Fe-Dynamik und der morphologischen Ausprägung von Gley und Pseudogley:
Fe-
Fe-Oxid-
Oxid-Verteilung im Profil Fe-
Fe-Oxid-
Oxid-Verteilung im Mikrobereich
- O2 - O2 +O2
Reduktions-
Reduktions- Staukö
Staukörper
horizont
Gr
Sd +O2
Pore Pore
Fe 2+
Fe 2+
Eh Pore Eh
Verbreitung
Gleye in Deutschland zwar weitverbreitet, jedoch nur kleinflächig; entscheidend für die
Entwicklung dieses Bodentyps ist oberflächlich anstehendes Grundwasser, die Entwicklung ist
nicht an bestimmte Ausgangsgesteine gebunden
Braunerde
(m) Gley-
0 Braunerde Bodengesellschaft in
Ah Abhänigkeit vom Grundwasser
Braunerde-
Gley Bv (Schema stark überhöht)
1 Gley
C
Naßgley
Anmoor- Ah Go
2
gley Go
A-Go Gr
Gr Gr
3
Verdichtung
Stauwasser Bt-
Bt starke Mar- Sd Srd
Sauerstoff- Sd morierung
mangel Fischer, W.R., Bodenkunde,
Uni Hannover, Bodentypen,
http://www.unics.uni-hannover.de/fischer/typen.zip
C C C C
Bodenbildende Prozesse
Humusakkumulation
Nassbleichung durch periodischen Wechsel von Vernässung und Austrocknung
Im Sw-Horizont dominiert oftmals hellgraue Grundfarbe mit rostbraunen Konkretionen. Im Sw-
Horizont kann das Stauwasser je nach Relief mehr oder weniger langsam lateral abziehen. Die
Mn-/Fe-Konkretionen reichern sich häufig an der Basis des Sw-Horizonts an. Im darunter
folgenden Sd-Horizont findet man die typische Marmorierung, die durch den kleinräumigen
Wechsel von rostbraunen Oxidationsbereichen und hellgrau gefärbten Bleichzonen entsteht.
Die temporäre Staunässe bzw. Wassersättigung mit sauerstoffarmem Wasser führt zur Reduktion
von Eisen- und Manganoxiden. Eisen und Mangan werden in Form gelöster Fe2+- und Mn2+-Ionen
innerhalb der Horizonte umlagert. Die fahlgraue Färbung als charakteristisches
Erkennungsmerkmal der Fe- und Mn-verarmten Zonen entsteht durch den Verlust dieser
färbenden Komponenten.
Wasser
Wurzel
FeOOH Fe2+
Sw
Morphodynamik im Pseudogley
H + e - + 3H+ Fe2+ +
+O2 FeOOH
Sd MnO2
OOOH
2H2O
FeO
Fe
Humus-
akkumulation Ah Teilprozesse der Pseudovergleyung
(schematisch)
periodisches
Stauwasser
Diffusion ins Aggregatinnere
(=Hindiffusion während der Nassphase),
laterale S(e)w
Stoffverlagerung
Eintrag org. (Sesquioxide, Basen) Stauzone Diffusion aus dem Aggregat
Komplexbildner (kf ≥10 cm d-1) (=Rückdiffusion während der Trockenphase)
Konkretionsbildung
kleinräumige
laterale
Verlagerung
der Sesquioxide (II) Sd
durch Diffusion Staukörper
(kf <10 cm d-1,
Marmorierung: häufig <1 cm d-1)
Aggregate innen
rostfarben, Wörterbuch der Bodenkunde,
Hindiffusion
außen gebleicht Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
Rückdiffusion
Die Dauer der Vernässungsphasen wird von der Wasserleitfähigkeit, der Mächtigkeit und der
Neigung des Staukörpers bestimmt, außerdem von den Niederschlagshäufigkeiten, -intensitäten
und -zeiten. Wasserleitfähigkeit des Staukörpers (Sd-Horizont) oft < 1 cm d-1 (=1,16*10-7m s-1), die
des stauwasserführenden Horizontes (Sw) > 10 cm d-1.
Klasse Permeabilität
cm d-1 mm h-1
1 sehr gering <1 < 0,4
2 gering 1 - 10 0,4 - 4
3 mittel 10 - 40 4 - 16
4 hoch 40 - 100 16 - 40
5 sehr hoch 100 - 300 40 - 120
6 extrem hoch > 300 > 120
Haftpseudogley
Unter Haftnässe versteht man Nässe in dichten, schluffigen, grobporenarmen Horizonten. Das
dabei in den Mittel- und Feinporen gehaltene Haftwasser füllt alle Hohlräume aus und führt daher
zu reduzierenden Bedingungen, ohne dass ein Stauhorizont vorhanden ist. Es gibt also keine
Differenzierung in Stauzone und Staukörper.
Man spricht dann von einem Haftpseudogley (früher: Haftnässepseudogley); er hat die
Horizontfolge Ah / Sg.
Haftnässe kann auch infolge eines kapillaren Bruches auftreten, wenn im Profil eine Schichtung
von schluff- und tonreichem Bodenmaterial über sandig-kiesigem Substrat auftritt (z.B. häufig im
Tertiärhügelland, Löss über Kies oder Sand). Die kapillaren Adhäsionskräfte des feinkornreichen
Materials mit Mittel- und Feinporen sind wesentlich höher als die des darunter liegenden groben
Materials.
Sorptionsmechanismen
Unspezifische Sorption
elektrostatische Bindung, positive Ladung am Austauscher zieht Anion an, in Doppelschicht,
keine Reaktion mit Bestandteilen der Oberfläche, Ladung des Anions entscheidend; v.a. im
stark sauren Bereich, da dann positive Ladungen, (d.h. pH < LNP)
-
Al - OH2+Cl- + NO3- Al - OH2+ NO 3 + Cl-
Spezifische Sorption
chemische Bindung an (Hydr)oxidoberflächen über Ligandenaustausch viel fester als
unspezifische Sorption; nur bei bestimmten Ionen mit hoher Affinität zu (Hydr)oxidober-
flächen: P, Mo, Si, B
OH
Fe - OH2+ + H2PO4- Fe - O - P = O + H2O
OH
Fe - OH2+ Fe - O O
O 2-
+ HPO4 O P + 2H2O
Fe - OH2+ Fe - O OH
Bodenkunde Anionenaustausch - 1 -
Anionensorption in Böden
PO43-
Sorbierte
Menge
(cmolc/g)
2-
SO4
NO3-, Cl-
Gleichgewichtskonzentration (cmolc/L)
Sorption in Böden:
PO43- > SiO44- > MoO43- >> SO42- > NO3- ~ Cl-
Cl-, NO3-, SO42- nur im stark sauren Bereich, daher in Böden der gemäßigten Breiten kaum
gebunden;
deshalb Nitratbelastung des Grundwassers;
2-
SO4
- -
NO3 , Cl
3 4 6 8 pH
3-
PO sehr fest gebunden, besonders im sauren Bereich, Problem für P-Verfügbarkeit (Borat-,
4
Molybdat-Mangel) in Fe-Oxid-haltigen Böden (Ferralsole bzw. Oxisole) und allophanreichen
Böden (Andosole)
Folgende Abb. zeigt die pH-Abhängigkeit der Sorptionsisotherme für Sulfat. Es ist außerdem
zu erkennen, dass die Sorption im B-Horizont deutlich höher ist, da im A-Horizont die
Konkurrenz von organischen Anionen höher ist.
Sulfat-Adsorption des Ap- und B-Horizonts eines Oxisols in Abhängigkeit von der SO4-
Gleichgewichtskonzentration bei unterschiedlichen pH-Werten Scheffer/Schachtschabel,
2002
pH
Adsorbiertes SO4 (cmolc/kg)
5,0
1,0 1,0
pH
4,5 6,0
0,5 5,0 0,5
6,5
6,0
6,5
0 0
0,1 0,2 0,1 0,2
SO4-Konzentration der Gleichgewichtslösung (cmolc/L)
Bodenkunde Anionenaustausch - 2 -
Bodenacidität
pH-Wert des Bodens
negativer dekadischer Logarithmus der H3O+-Aktivität in der Bodenlösung
beruht auf Gehalt des Bodens an
1. austauschbaren/dissoziationsfähigen H+
2. austauschbaren Al3+-Ionen
Al3+ liegt in der Bodenlösung in hydratisierter Form vor und kann H+ dissoziieren
AI(H2O)63+ AIOH(H2O)52+ + H+
Al-Konzentration
(mmolc/L)
Beziehung zwischen dem pH und der Al-
4 Konzentration der Bodenlösung von sauren
Sandböden unter Wald in den
Niederlanden und in Dänemark
Scheffer/Schachtschabel, 2002
2
0
4 5 pH in der Bodenlösung
Reaktionsbezeichnung pH Reaktionsbezeichnung pH
neutral 7,0
schwach sauer 6,9 - 6,0 schwach alkalisch 7,1 - 8,0
mäßig sauer 5,9 - 5,0 mäßig alkalisch 8,1 - 9,0
stark sauer 4,9 - 4,0 stark alkalisch 9,1 - 10,0
sehr stark sauer 3,9 - 3,0 sehr stark alkalisch 10,1 - 11,0
extrem sauer < 3,0 extrem alkalisch > 11,0
Bodenkunde Bodenacidität - 1 -
Der pH-Wert beeinflusst viele wichtige Prozesse im Boden, wie z.B. die Nährstoffverfügbarkeit,
Redoxreaktionen, die biologische Aktivität, Verwitterung und Mineralisierung.
3 4 5 6 7 8 pH (CaCl2)
sauer< Optimalbereich >alkalisch
chem. Verwitterung
Mineralneubildung
Beziehung zwischen pH-Wert
Mineralisierung und verschiedenen ökologischen
Humifizierung und pedogenetischen Faktoren.
biotische Aktivität Je breiter das Band, desto
intensiver ist der Vorgang bzw.
Gefügebildung
die Verfügbarkeit der Elemente
Tonverlagerung
Bodenökologie, Gisi, 1997
Al-Fe-Verlagerung (nach Schroeder 1992)
Al-Toxizität
H-OH-Toxizität
N+S
P+B
Ca + Mg
K
Cu + Zn
Fe + Mn
Mo
Protonenquellen im Boden
Bildung von Kohlensäure
Wurzelatmung
mikrobielle Atmung (Oxidation von Biomasse)
Bodenkunde Bodenacidität - 2 -
pH-Wert in der Rhizosphäre deutlich niedriger als im Boden
Carbonatpuffer
CaCO3 + CO2 + H2O Ca (HCO3)2
CaCO3 + H+ Ca2+ + HCO3-
In carbonathaltigen Böden wird der pH-Wert durch die Löslichkeit des CaCO3 und den
CO2-Partialdruck (PCO2) bestimmt:
pH = -0,67 log PCO2 + 7,23
für PCO2 = 0,03 - 1,0 kPa liegt der wirksame pH-Bereich des Carbonatpuffers
zwischen 8,2 - 7,2
Das Carbonat löst sich bei dieser Pufferreaktion auf und wird als lösliches Hydrogencarbonat
ausgewaschen. Solange in Böden feinverteiltes Carbonat vorhanden ist, sinkt der pH-Wert nicht
unter ca. pH 7.
Variable Ladungen
Bodenkunde Bodenacidität - 3 -
Wichtigste Bodenbestandteile mit variabler Ladung: Organische Substanz, Eisen- und
Aluminium(hydr)oxide; Tonminerale sind von geringerer Bedeutung. Im neutralen bis schwach
sauren pH-Bereich sind diese meist mit Ca2+ belegt. Protonen werden wie folgt gebunden:
-
R-COO Ca2 + + H+ R-COOH + Ca2 +
Durch diese Pufferreaktionen werden basisch wirkende Kationen von den Austauscherplätzen
verdrängt. Bei nachfolgender Auswaschung werden sie aus dem Boden vollständig entfernt.
Unterhalb ihres Ladungsneutralpunkts können die variablen Ladungen der Tonminerale und
Oxide ein weiteres H+ anlagern und sind dann positiv geladen. Dadurch kann die
Anionenaustauschkapazität ansteigen.
Die Säureneutralisationskapazität ist im Oberboden von Ackerböden höher als im Unterboden,
bei gleichem pH, da sie mehr organische Substanz enthalten. KAK und austauschbares Ca
können durch Kalkung im Oberboden stärker erhöht werden als im Unterboden.
Silicate
Reaktionen mit Silicaten, insbesondere Tonmineralen (Protolyse), und (Hydr)oxiden.
Die Pufferung durch Silicate besteht in der Protonierung der Si-O-Me-Gruppen (s.
Silicatverwitterung). Dabei entstehen Silanol-Gruppen (-Si-OH), und Metallkationen werden aus
silicatischer Bindung freigesetzt.
-(SiO)K + H+ -(SiOH) + K+
-(SiO)3Al + 3H+ -(SiOH)3 + Al3+ (unter pH 5)
Saure Niederschläge wirken sich besonders in schwach gepufferten, sandigen Böden (meist
forstlich genutzt) stark auf den pH-Wert aus.
In landwirtschaftlich genutzten Böden wird die natürliche und anthropogene Versauerung durch
Kalkung kompensiert. Außerdem ist hier die Versauerung durch die Oxidation von Düngern 4-16
mal höher als durch saure Niederschläge.
Bodenkunde Bodenacidität - 4 -
Ein besonderes Problem stellen stark saure Böden dar, die aufgrund der Oxidation von Pyrit
entstanden sind. Dies sind die sog. Acid sulfate soils. Sie bilden sich bei Trockenlegung von
sulfidhaltigen Küstensedimenten sowie auf pyrithaltigen Kippen des Braunkohletagebaus oder
Halden des Steinkohlebergbaus. Ihre (Re)kultivierung ist erst möglich, wenn die pH-Werte
angehoben wurden.
Kalkung
Zufuhr neutralisationsfähiger basischer Stoffe: Kalkstein, Mergel, Dolomit, Branntkalk (CaO) bewirkt
Beseitigung von austauschbarem Al, das pflanzenschädlich ist und den Ertrag verringern kann
Erhöhung der KAKeff und der Basensättigung
Verhinderung der Zerstörung von Silicaten
Weitere Wirkungen
Zufuhr von Ca
Veränderung der Nährstoffverfügbarkeit: Mg, Mn, P
Erhöhung der biologischen Aktivität und damit Effekt auf Gefügebildung (Regenwürmer),
schnellerer Umsatz der organischen Reste, in Waldböden Verbesserung der Humusform
(Rohhumus Moder Mull)
Bei der Kalkung kommt es zu einer Entprotonisierung protonisierter Positionen; man kann nicht
den pH der Bodenlösung erhöhen, ohne die sorbierten H+ zu neutralisieren.
Der optimale pH-Bereich ist bodenspezifisch.
humose E
Kalkbedarfseinstufung je nach
Sandböden r
h
a kein
andere l
Sandböden t Kalkbedarf
u
n
lehmige g
Sandböden
s
k
Gesundungskalkung a
sandige und l
schluffige k
Bodenart
Sandböden
u
n
tonige g
Lehm- und
Tonböden
Wörterbuch der Bodenkunde, Hintermeier-Erhard und Zech, 1997
Bodenkunde Bodenacidität - 5 -
Bodentemperatur
Die Bodentemperatur beeinflusst
Materialeigenschaften der Bodenbestandsteile (z.B. Oberflächenspannung, Viskosität der
Bodenlösung)
Geschwindigkeit chemischer Reaktionen
Stoffwechsel und Wachstumsprozesse von Organismen (z.B. Keimung von Samen,
Wachstum von Mikroorganismen)
Wärmetransport
erfolgt durch drei Transportmechanismen
Strahlung
Wärmetransport über Ausbreitung elektromagnetischer Wellen; besonders wichtig für den
Energieaustausch mit der Atmosphäre an der Bodenoberfläche
Wärmeleitung
wichtigster Wärmetransportmechanismus in humiden Böden
Strömung (Konvektion)
z.T. durch Wasserdampftransport, im Untergrund durch Wasserfluss (Grundwasser)
Der Zusammenhang zwischen Temperatur und Wärme einer Substanz wird durch ihre Wärme-
kapazität ausgedrückt. Die volumetrische Wärmekapazität (CV) ist die Wärmemenge, die einer
Volumeneinheit Boden zugeführt werden muss, um die Temperatur um ein K (oder Grad C) zu
erhöhen (bei konstantem Druck). Sie setzt sich additiv aus den Wärmekapazitäten der einzelnen
Phasenbestandteile zusammen. Die Wärmeleitfähigkeit KH ist eine materialspezifische
Konstante. Die Wärmediffusivität DH (DH = KH/CV) charakterisiert die Geschwindigkeit, mit der
sich eine Temperaturwelle durch Wärmeleitung im Boden ausbreitet.
Bodenkunde Einführung - 1 -
10-1
Wärmeleitfähigkeit λ (J cm-1s-1K-1)
Quarz
Calcit
Wärmeleitfähigkeiten von Mineralböden und
Torfen als Funktion des Wassergehalts.
bö den Granit
Aufgrund ihrer hohen OS-Gehalte leiten Torfe die
10-2
in eral Eis
M Wärme nicht so gut wie Mineralböden (rechts:
Wasser Leitfähigkeiten einiger Bodensubstanzen)
Ton
(trocken)
10-4 Luft
0 20 40 60 80
Wassergehalt θ (Gew. %)
Die Wärme(energie)aufnahme des Bodens ist abhängig von der Albedo (Wärme-, Lichtrück-
strahlung der Bodenoberfläche). Die Albedo wiederum ist abhängig von Bodenfarbe und
Vegetationsbedeckung:
dunkle Farbe = geringe Abstrahlung bzw. hohe Wärme(energie)aufnahme
helle Farbe = hohe Abstrahlung bzw. geringe Wärme(energie)aufnahme
d.h. also dunkle, humusreiche Böden haben eine hohe Aufnahme, helle, humusarme Böden eine
geringe;
Nasse Böden erwärmen sich nur langsam, weil viel Energie zum Erwärmen des Wassers
benötigt wird, trockene erwärmen sich schnell. Extremsituation bei Moorböden: dunkel, nass,
schlechte Wärmeleitfähigkeit und –diffusivität.
Temperaturregime
Die Bodentemperatur ist starken räumlichen und zeitlichen Schwankungen unterworfen. Das
Temperaturregime eines Bodens wird durch einen Tages- und Jahresgang der Temperatur
geprägt. Dieser ist wiederum bedingt durch den Tages- und Jahreszyklus der solaren
Einstrahlung.
Der Tagesgang der Temperatur im Boden und in der bodennahen Luftschicht ist in der
folgenden Abb. dargestellt. Die Temperatur der bodennahen Luftschicht ist tagsüber höher als
in der Nacht, dagegen ist nachts die Temperatur der obersten Bodenlagen höher als die der
bodennahen Luftschichten. Generell finden wir eine zunehmende Amplitudendämpfung und -
verschiebung mit zunehmender Bodentiefe.
Tiefe(cm)
0 Jahresgang der Temperatur in
1 verschiedenen Bodentiefen. Je tiefer
Tiefe(m) im Boden, umso stärker ausgeprägt
Temperatur (°C)
20 5
0,5
ist die Phasenverschiebung des
1,0 10 Temperaturgangs (z.B. wird in 12 m
50 Tiefe das Temperaturmaximum erst im
4,0
10 Februar erreicht).
12,0 aus Wörterbuch der Bodenkunde
(Hintermaier-Erhard und Zech)
5
J F M A M J J A S O N D J F M A M 0 6 12 18 24
Monat des Jahres Tageszeit (h)
Bodenkunde Einführung - 2 -
Bodenlebewesen (Edaphon)
Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen, zusammengesetzt aus
Bodenfauna Protozoen
Nematoden
Mollusken (Weichtiere),
Anneliden (Ringelwürmer),
Arthropoden
4 Grundernährungstypen
Photoautotrophe Organismen
Licht als Energiequelle, CO2 als C-Quelle
höhere Pflanzen (oberird. Teile), Algen, Cyanobakterien
photoautotrophe Bakterien im Boden unbedeutend
Bodenkunde Bodenlebewesen - 1 -
Photoheterotrophe Organismen
Energie aus Sonnenlicht, C aus org. Substanzen, im Boden unbedeutend
Chemoautotrophe Organismen
Energie aus Oxidation anorg. Verbindungen, CO2 als C-Quelle
wichtige spezialisierte Bodenbakterien, z.B. Nitrifizierer (Oxidation von NH4+, NO2-)
S-Oxidation durch Thiobacillus
Chemoheterotrophe Organismen
organische Verbindungen als Energie- und C-Quelle
alle Tiere (incl. Protozoen), alle Pilze, die meisten Bakterien, unterird. Pflanzenorgane
Mikrobielles Wachstum
µmax (A)
Spezifische
Wachstums- A
rate µ zymogen
µmax (B)
B
½ µmax (A) autochthon
½ µmax (B)
Bodenkunde Bodenlebewesen - 2 -
Bakterien
klein, 0,5 - 2 µm
(meist) einzellig
keine Kernhülle, Prokaryoten
Form unterschiedlich: Kokken, Stäbchen, Spirillen, Vibrionen
wichtige Organismengruppe in Böden
empfindlich gegen Austrocknung
einige Formen bilden ausdauernde Endosporen oder Kapseln
Lebensraum: dünner Wasserfilm um Bodenpartikel und Rhizosphäre
beweglich nur durch Geißeln oder passiv mit dem Bodenwasserstrom
bevorzugen neutrale bis basische Umgebung
meist (chemo)heterotroph, Energie und C aus löslichen organischen Verbindungen, Zersetzung
durch Veratmung oder Vergärung
wenige spezialisierte chemoautotrophe Organismen: Nitrosomonas, Nitrobacter, Thiobacillus:
Energie aus der Oxidation von anorganischen Verbindungen (NH4+, NO2-, S2-, S0), C aus CO2
Zahl der Bakterienzellen ist sehr hoch, besonders in landwirtschaftlich genutzten Oberböden:
106 bis 109 Individuen / g Boden
Myxobakterien
heterotroph, ernähren sich meist von anderen Bakterien; Cellulosezersetzer
Archaeen
einzellig, Prokaryoten, 0,4 - 100 µm, meist etwa 1 µm
an extreme Milieubedingungen angepasst
(Temperaturen >80°C, hochkonz. Salzlösungen, ph-Werte bis 0 oder >10)
bisher kultivierte Arten extremophil, z.T. autotroph, z.T. heterotroph, häufig anaerob
Bedeutung im Boden erst wenig bekannt
Ammoniumoxidation durch Crenarchaeota
Methanogene Archaeen in Reisböden für Methanbildung in der Rhizosphäre verantwortlich
Bodenkunde Bodenlebewesen - 3 -
Pilze
Eukaryoten, Zellen (in meisten Stadien) mit Wand, nur heterotrophe Organismen
aus Einzelzellen (z.B. Hefen) oder längl. zusammenhängende Zellen, d.h. Hyphen (Pilzfäden),
bilden Mycel, viele m lang; Durchmesser der Hyphen: 3 - 10 µm
bevorzugen eher neutrale bis saure Umgebung
Pilze dringen durch Hyphenwachstum in neue Substrate vor, können sich also neue Nährstoff-
quellen erschließen
wesentlich am Abbau der org. Substanz im Boden beteiligt, Enzymsystem zum Abbau von
Lignocellulosen
Anzahl der Pilzindividuen schwer zu erfassen
etwa 50 bis 500 x kleiner als Bakterienzahl, aber Biomasse der Pilze bis 5 x größer
Mykorrhiza: Symbiose mit Pflanzenwurzel
Algen
photoautotroph, meist einzellig, bilden auch Kolonien oder Filamente
Lebensraum vor allem an der Bodenoberfläche oder in den obersten mm des Bodens
Bodenalgen meist zu den Grünalgen gehörend, z.B. Chlamydomonas, Chlorella
etwa 103 bis 104 Individuen / g Boden
Unterirdische Pflanzenorgane
1 - 6 g Trockensubstanz / Liter Boden (0,1 - 1,5 kg m-2)
2-3fache Biomasse sämtlicher Bodenmikroorganismen und –tiere;
überwiegend Wurzeln
größere Speicherwurzeln, Zwiebeln und Rhizome (unterird. Sprossorgane), heterotroph
geben organische Substanzen als Exsudate an Boden ab
variabler Anteil der gesamten Pflanzenbiomasse im Boden
besonders hoch bei Dauergrünland (50-70 %)
Bodentiere
Protozoen
eukaryotische Bodentiere
3 Gruppen:
Flagellaten (Geißeltierchen)
Rhizopoden (Wurzelfüßer, = Amöben)
Ciliaten (Wimpertierchen)
Lebensraum: wassergefüllte Poren, Wasserfilm um Bodenpartikel
häufigste Bodentiere: 104 bis 106 Individuen / g Boden
fressen überwiegend Bakterien, aber auch Pilze, Algen und pflanzl. Material
Bodenkunde Bodenlebewesen - 4 -
Nematoden (Fadenwürmer)
10 - 1000 Individuen / g Boden
Lebensraum: Wasserfilm, Rhizosphäre
Lebensweise: Räuber, Mikrophagen, Omnivoren, z.T. Parasiten (Pflanzen, Tiere)
Anneliden (Ringelwürmer)
2 wichtige Gruppen:
Enchyträen: weiße/durchscheinende Würmer, kleiner als Lumbriciden, besonders in
Waldböden, wesentlich geringere Biomasse als Regenwürmer
Lumbriciden (Regenwürmer)
3 Kategorien nach Lebensform:
Streubewohner (epigäisch)
Horizontalbohrer (endogäisch)
Vertikalbohrer (anözisch)
auch Intermediärformen
5 % der Biomasse des Bodens
wichtig für Bioturbation, Strukturbildung, Durchlüftung, Entwässerung
bohren sich durch den Boden, produzieren Bioporen, mit Losungstapeten
fressen Streu, z.T. auch Mineralboden, Transport in tiefere Bodenlagen, Ablagerung von
Regenwurmkot häufig auf Bodenoberfläche
Bildung von organo-mineralischen Komplexen während der Darmpassage
wichtige Funktion im N-Kreislauf, Mobilisierung von P
Arthropoden (Gliederfüßer)
Bodenkunde Bodenlebewesen - 5 -
Anzahl und Biomasse der Bodenorganismen
Anzahl lebender Organismen (in Zehnerpotenzen)
-2 0 2 4 6 8 10 12 14
1. Bakterien (inkl. Actinomyceten) 3 Ac
2. Pilze (Hefe- und Fadenpilze) 2
3. Protozoen 5
4. Algen 11
5. Nematoden 6
6. Milben 12
7. Springschwänze 13
8. Enchyträen 7
9. Regenwürmer 4
10. Tausendfüßer (Hu und Do) 10 HuDo
11. Fluginsekten (Käfer, Larven) 9
12. Schnecken 8
13. Asseln 14
14. Webespinnen 15
Anzahl lebender Organismen (Mini- und Maximalwerte) in 1 dm3 von land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden.
Ac = Actinomyceten; Hu = Hundertfüßer; Do = Doppelfüßer.
Die Zahlen 1-15 vor bzw. nach den Organismengruppen bedeuten Rang bezüglich Anzahl bzw. Biomasse
Anzahl Organismen dm-3 (~Anzahl kg-1 Trockengewicht Boden), dividiert durch 1000, ergibt Anzahl g-1 Boden.
Anzahl Organismen dm-3 x 100 x 2 ergibt Anzahl pro m2 und 20 cm Bodentiefe. (aus Gisi 1997)
Zur Beurteilung der Funktion und Umsatzleistung von Bodenorganismen ist Biomasse
wichtiger als Zahl
Bodenkunde Bodenlebewesen - 6 -
Nahrungsnetz im Boden hat komplexe Struktur
Primär- Primärzersetzer Sekundärzersetzer Primäre Räuber Sekundäre Räuber
produzenten primäre Konsumenten sekundäre (Zoophagen) (Zoophagen)
primäre Reduzenten Konsumenten Nekrophagen Nekrophagen
mykophage
Nematoden
rhizophage
Nematoden
Sproß mykophage
Springschwänze
rhizophage
Schnecken
mykophage
F zoophage
F Spinnen F
symbiotische Milben
Wurzel
Pilze
bakteriophage
F
zoophage Käfer zoophage
symbiotische Milben
Nematoden
Bakterien zoophage
mikrophytophage
Protozoen Nematoden
saprophytische
Humus Bakterien F
bakteriophage zoophage
Nematoden Tausendfüßer F
saprophytische
Pilze
saprophage pantophage
phytophage Milben Nematoden
Regenwürmer F
F saprophage
phytophage Springschwänze
Larven, Käfer
saprophage
Nematoden
Nahrungsnetz beim Abbau des organischen Materials durch Bodenorganismen an einem Wiesenstandort.
F = Fäzes (Detritus, Kot); Pfeile symbolisieren die Richtung des Kohlenstoff- und Nährstoffflusses
(aus Gisi 1997)
Bodenkunde Bodenlebewesen - 7 -
Nährstoffangebot; Wassergehalt, pH-Wert im Boden, Bodenklima
1/1 100
Bodenkunde Bodenlebewesen - 8 -
Allgemeine Bodenkunde
Angewandte Bodenkunde im SS
Teil 1 im Hörsaal, Teil 2 Geländeübungen
Bodenkunde Einführung - 1 -
Allgemeine Bodenkunde (Gliederung und Inhalte)
1. Böden: Einführung
Definition, Entstehung, Funktionen
2. Die Bodenfestphase
Anorganisches Ausgangsmaterial
Minerale und Gesteine, physikalische und chemische Verwitterung,
primäre und sekundäre Minerale (Tonminerale, Oxide und Hydroxide)
Körnung (Kornformen, Oberfläche, Korngrößenfraktionen, Bodenart)
Organisches Ausgangsmaterial
Pflanzenreste, Abbauprozesse, Humusbildung
6. Redoxprozesse
Redoxpotential, Redoxreaktionen,
Redoxverhältnisse im Boden, Profilausprägung
7. Bodengenese
Entstehung von Böden in Abhängigkeit von Ausgangsgestein und Wasserhaushalt
Literatur
Scheffer-Schachtschabel, Lehrbuch der Bodenkunde
Spektrum Akademischer Verlag, 15. Auflage, Heidelberg, 2002;
Gisi U., Bodenökologie
Thieme-Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 1997;
Hintermaier-Erhard und Zech, Wörterbuch der Bodenkunde
Enke-Verlag, Stuttgart, 1997
Blum W., Bodenkunde in Stichworten
Gebr. Borntraeger, Berlin, 6. Auflage, 2007;
www.bodenwelten.de
Bodenkunde Einführung - 2 -
1. Einführung
1.1 Was ist Boden?
Boden = Umwandlungsprodukt der Lithosphäre, das sich an Ort und Stelle unter dem Einfluß von
Atmosphäre und Organismen bildet oder gebildet hat;
Böden entstehen als oberste Schicht der Erdkruste, die physikalischen, chemischen und
biologischen Prozessen unterworfen ist.
Pedosphäre - schmaler Grenzbereich der Erdoberfläche, in der sich Lithosphäre, Hydrosphäre und
Atmosphäre überlagern
Bodenbildung Lebewesen
Klima
Zeit
Pedosphäre Kompartiment
Atmosphäre
Baum-
Strauch-
Kraut-
Moosschicht Biosphäre
Auflagehumus
Oberboden
Pedosphäre
Unterboden
Lithosphäre
Hydrosphäre Rehfuss, 1990
10-4m3
Vernetzung von
Festphase (Bodenmatrix aus mineralischer Phase u. Humus)
Gasphase (Bodenluft)
Flüssigphase (Bodenwasser)
Daraus ergeben sich spezifische Eigenschaften, die die Pedosphäre definieren und sie zu einem
eigenen Kompartiment der belebten Erdoberfläche machen.
Bodenkunde Einführung - 3 -
Grenzflächen und Stoffgradienten
Pedosphäre hat starke Strukturierung: extrem große und vielfältig geformte, innere (spezifische)
Oberfläche mit intensivem Stoffaustausch
Gradienten im Boden werden nur sehr langsam ausgeglichen (im Gegensatz zu Hydrosphäre,
Atmosphäre)
Stofftransport läuft langsam ab
Diese Grenzflächen zwischen den drei Phasen haben große Bedeutung als Zonen des stärksten
Stoffaustausches und der intensiven Besiedlung.
Die Bodenbildung findet an der Grenzfläche Atmosphäre/Lithosphäre statt
2 1m
3
1
Porenvolumen (1) anorganisches Material (3)
Lithosphäre
aus Gisi, Bodenökologie, 1997 Tiefe
Zezschwitz 1971 aus: AID Göldenitz, Kr. Rostock Tachering bei Trostberg
Bodenkunde Einführung - 4 -
1.3 Bodenfunktionen: Pedosphäre als Lebensraum für Bodenorganismen
Böden sind selbständige Naturkörper mit spezifischen Eigenschaften und Funktionen:
nährstoffreich, gepuffert, kleinräumig sehr heterogen;
komplexes Substrat, mit großer spezifischer Oberfläche;
vgl. Atmosphäre: unwirtlich für Organismen, da nährstoffarm, extreme Klimaschwankungen;
vgl. Lithosphäre: sehr schwer besiedelbar, Licht (als Energiequelle) fehlt, geringe Oberfläche;
vgl. aquatische Systeme: relativ nährstoffarm, gut besiedelt, aber Organismendichte geringer,
meist über das ganze Tiefenprofil verteilt;
Anzahl MO
min.
0
max.
Böden besitzen ein System von Poren mit unterschiedlichen Durchmessern - dient den
Bodenorganismen (Edaphon) als Lebensraum
Feinporen (< 0,2 µm):
unbesiedelt
Mittelporen (0,2 – 10 µm):
Bakterien, Pilze, Algen, Wurzelhaare, Protozoen
Grobporen & Sekundärporen (> 10 µm):
Wurzeln, Nematoden, Milben, Collembolen und restliche Fauna
Lebensraumfunktion Pflanzen
Nematoden Arthropoden
des Bodens Wurzelfresser Zerkleinern
Arthropoden
Räuber
Vögel
Nematoden
Pilz- und
Pilze Bakterienfresser
Regenwürmer
Humus
Bakterien Protozoen
Amoeben Bodentiere
Bodenkunde Einführung - 5 -
1.4 Bodenfunktionen: Produktionsmedium, Puffer, Speicher und Filter
weitere wichtige Funktionen des Bodens, zusätzlich zur Funktion, den Organismen als Lebensraum
(Standort) zu dienen
eng verknüpft mit dem Begriff intakter Boden:
Bodenfruchtbarkeit oder Produktivität = Fähigkeit eines Bodens, Wachstum und Erträge von
Organismen, vor allem von Pflanzen, zu ermöglichen
wird durch die Gesamtheit der physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften
des Bodens und deren Wechselwirkungen bestimmt:
Gründigkeit (durchwurzelbare Tiefe),
Textur und Struktur,
Luft- und Wasserhaushalt,
Säuregrad (pH),
Redoxpotential,
Humushaushalt,
Sorptionseigenschaften (Bindung von Nähr- u. Schadstoffen) und Nährstoffhaushalt,
Wärmehaushalt,
Gehalt und Aktivität der Bodenlebewesen.
Ertrag auch abhängig von anderen Faktoren wie Klima, Topographie, Pflanzenbestand,
Anbautechnik, Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz, Schadstoffeinwirkung, etc.
Boden reagiert auf äußere Einflüsse träger als Medien wie Wasser oder Luft, d.h. starke Pufferung
= Speicherung großer Mengen verschiedener Stoffe: Wasser, Nährstoffe, Schadstoffe in der
organischen und anorganischen Matrix (Festphase).
Boden ist ein offenes System - der Bilanzierung Eintrag Austrag von Stoffen und Energie
Bodenfunktionsraum
Eintrag Austrag
Atmosphä
Atmosphäre
Atmosphäre
natürliche und künstliche Stoffzufuhr Filter- und Pufferfunktion des Bodens
(Wasser, Nährstoffe, Schwermetalle, Agrochemikalien, ...)
Bekanntes Beispiel für Pufferfunktion:
Belastung des Grundwassers mit Nitrat
Gestein Boden Pflanze
oder Pestiziden.
Grundwasser
Bodenkunde Einführung - 6 -
Nitrattiefenverlagerung bei unterschiedlicher N-Düngung
4.3
6.3
8.3
659 976 1238 kg NO3 -N ha-1
Σ 0-9.8m
Ι, ΙΙ, ΙΙΙ Nitratpeaks infolge überhöhter Mittelwert
N-Düngung zu Gurken Standardabweichung
Bodenkunde Einführung - 7 -
Welche Probleme treten auf?
Auswirkung der intensiven Nutzung
Versauerung
Erosion
Versteppung
Schadstoffbelastung
Filter- und Pufferfunktion
Bodenerhaltende Maßnahmen
Reine Verschwendung
Da auf versiegelten Flächen nur wenig Wasser versickern
kann, wird der größte Teil des Niederschlags über Kanäle
abgeführt.
Das Wasser geht ungenutzt ins Abwassersystem und steht
weder für Pflanzen oder den Menschen, noch für Neubildung
und Auffüllung der Grundwasserreservoirs zur Verfügung.
Mineralöle Boden
Nitrat
Teeröle Schwermetalle
NO3-
Cl PB, Cd, Zn
PAK As, Cu, .... Dioxine/Furane
Pestizide H
N N
CH3
9
10
1
0
z.B. Atrazine C2H5 N
N
N C H 8 2
H CH3 7 3
6 0 4
5
xCl yCl
Grundwasser = Trinkwasser
Bodenkunde Einführung - 8 -
Bodenverdichtung führt zu Staunässe
Staunässe und Sauerstoffmangel haben zur Folge,
dass Abbauprozesse gehemmt werden.
Bodenorganismen brauchen ebenfalls Sauerstoff, um
die Nährstoffe im Boden umzusetzen. Fehlt dieser,
entstehen Moderprozesse.
Zusätzlich wird davon ausgegangen, dass bei
Stoffwechselprozessen unter Luftabschluss
Treibhausgase wie Lachgas (N2O) und Methan (CH4)
entstehen, die zur Klimaerwärmung beitragen.
Bodenschutz: Zielsetzung
Böden und deren Funktionen nachhaltig zu sichern oder wiederherzustellen
Vorsorge vor nachteiligen Einwirkungen auf den Boden
Sorgsamer Umgang mit Böden als endlichen Ressourcen
Bodenkunde Einführung - 9 -
2. Die Bodenfestphase - Teil 1
Mineralische Komponente
Geologisches Ausgangsmaterial
Verwitterung
Körnung
Organische Komponente
Geologisches Ausgangsmaterial
Minerale
feste, stofflich einheitliche Bestandteile des Gesteins, natürlich vorkommende chemische Stoffe
der Erdkruste
Minerale bilden die Gesteine und die anorganische Festphase der Böden
Gesteine
Korngemisch (Sedimentgesteine)
Struktur: gleich große oder unterschiedlich große Körner eckig oder gerundet,
Zwischenräume teilweise mit anderem Material gefüllt
2.1. Magmatische Gesteine (primäre Gesteine)
Metamorphose Böden
Verwitterung Pedogenese
Metamorphe
Gesteine Magmatische
Gesteine
Metamorphose
Kristallisation
Anatexis
Erkalten
Magma
primäres Material
Spezifisches Gewicht:
Bodenminerale 2,50 - 3,00 g/cm3
Quarz 2,65 g/cm3
Kalkspat/Calcit 2,70 - 2,72 g/cm3
Schwerminerale 2,80 - 3,00 g/cm3
Abtrennung im Boden über Dichte,
viel schwerer als Humus etwa 1,40 g/cm3
Darrell G. Schulze
Sch/Sch Abb.2.1-8
Blattsilicate (Schichtsilicate)
aufgebaut aus SiO4-Tetraeder-Schicht (Metallkationen mit 4 O) und AlO4(OH)2-Oktaeder-Schicht
(Metallkationen mit 6 O bzw. OH)
Tetraeder-Si2O5-Schichten in 3. Raumrichtung verknüpft mit Oktaeder-Schicht, O gehören auch
Tetraeder an, wichtigster Vertreter: Glimmer
Elementarschicht aus 2 Tetraederschichten und einer dazwischen liegenden Oktaederschicht,
2:1- oder Dreischicht-Minerale
isomorpher Ersatz im Tetraeder, Bindung von K+-Ionen zum Ladungsausgleich
(Zwischenschichtkationen)
Glimmer (Muskovit)
(Darrell G. Schulze)
fixiertes K+ = Zwischenschicht
obere4+ Sauerstoff-Ionen
Si
untere Sauerstoff-Ionen
Oktaederschicht (trioktaedrisch)
(Darrell G. Schulze)
Oktaederschicht (dioktaedrisch)
(Darrell G. Schulze)
Plagioklase aus Albit und Anorthit; lückenlose Mischungsreihe bei Na und Ca, da ähnlicher
Ionenradius
wichtig Orthoklas 14% K
wichtig Plagioklase 0-9% Na, 0-14% Ca
Gerüststruktur, daher hart u. widerstandsfähig, aber etwas weniger als Quarz,
da Si-Al-Ersatz; Härte 6
Erkennbarkeit im Gestein (Granit): Feldspat; glatte Spaltflächen; helle Minerale
Vorkommen und Bedeutung für Böden
Abbau bei Verwitterung:
Magmatische Gesteine 60%, Böden und Sedimente <10%
Was wird daraus bei der Verwitterung?
→ Nährstofffreisetzung: K, Na, Ca
→ Bildung sekundärer Minerale (Tonminerale)
Quarz
Gerüstsilicat aus Si-Tetraedern, SiO2
Eigenschaften: Härte 7, ritzt Glas, weiß-glasig, sehr dicht
sehr widerstandsfähig, reichert sich bei Verwitterung relativ an
wird primär vom Gestein geliefert, in Böden und Sedimenten meist in größeren Körnern
liefert keine Nährstoffe; Gerüstsubstanz, ohne eigene Bindungsfähigkeit
Erkennbarkeit in Gestein und Böden: trüb, milchig, keine glatten Bruchflächen, Härte
Weitere primäre Minerale
Vulkanische Gläser
variable Zusammensetzung wie andere Minerale, aber nicht kristallisiert, da zu schnell
erkaltet, daher sehr leicht verwitterbar:
Vulkanische Ascheböden (Andosole).
weitere nährstoffliefernde Minerale
Apatit Ca5(PO4)3 (OH,F,Cl) P-Lieferant
Turmalin B-Al-Silicat B-Lieferant
Plutonite
Große Magmakomplexe bilden nach ihrer Erstarrung in der Erdkruste unregelmäßige
Gesteinskörper, sogenannte Plutone - nach Pluto, dem römischen Gott der Unterwelt.
Untergruppen: Gabbro und Diorit, Granit
Beispiele
Granit
körniges, helles, saures Tiefengestein mit
20-30% Quarz
30-50% Orthoklas
30-40% Plagioklas (vorwiegend Na)
< 10% Glimmer (vorwiegend Biotit)
Farbe: grau, rötlich, grün
Chemie: K-, Na-reich, (Mg-)Ca-arm, P-arm, Fe-arm
Erkennung
am Stück: Farbe, Einzelminerale, Körnigkeit
im Aufschluss: Kluftflächen
in der Landschaft: Verwitterungsformen (Kissen, Wollsackverwitterung), runde Morphologie
Vorkommen:
Alpenländer: Zentralalpen
Mittelgebirge: Schwarzwald, Harz, Odenwald, Fichtelgebirge, Bayerischer Wald, Böhmischer
Wald, Vogesen
Ostseeraum: Glaziale Blöcke aus Skandinavien, Findlinge
Alte Kontinente: Skandinavien, Indien, Afrika
Verwandte: Syenit, Diorit, Rhyolit, Trachyt
Wollsackverwitterung
Typische Wollsackverwitterung des postorogenen
Okergranits (graphophyrische Varietät) im Okertal
ivvgeo.uni-muenster.de
Vulkanite
Ein Vulkan ist ein Riss in der Erdkruste, wo Magma herausströmt. Durch die
Ablagerung entsteht ein Kegel. Je nachdem, wie heiß die Lava ist, desto flacher
wird der Kegel, weil dann die Lava schneller abfließt. Ein Vulkan sieht etwa so aus:
Ein Vulkan mit der Magmakammer, einem Seitenschlot und dem Krater.
Schild- oder Deckenvulkane
www.ambuehler.ch
Basalt
dunkler (schwarzer), basischer Vulkanit mit fehlender oder kaum erkennbarer Körnigkeit der
Grundmasse und einzelnen größeren Kristallen darin,
Mineralzusammensetzung:
50% Ca-reiche Plagioklase
50% Augite
Ca-, Fe-, Mg-reich! K-arm, P-reich
Erkennung
am Stück: schwarz, schwer, feinkristallin, muschelig brechend, sehr hart
im Aufschluss: meist säulenförmig, Farbe durch Verwitterungsrinde überdeckt
in der Landschaft: Vulkanlandschaft, Kegelformen mit großen Fließdecken, runde Formen bei
Verwitterung
Vorkommen: weltweit sehr verbreitet
BRD: Vogelsberg, Rhön, Hess. Bergland, Hegau, Kaiserstuhl, Parkstein, Oberpfalz
Welt: Japan, USA, Mittel- und Südamerika, Australien, NZ, Hawaii, Sudan, Äthiopien, Nigeria,
Kenia, S. Afrika, Indien
Verwandte:
Diabas, Melaphyr = ältere Basalte
Gabbro = Tiefengesteinsäquivalent
Andesit, Phonolith = weniger basisch
Bedeutung für Böden
Vergleich Granit - Basalt
Beurteilung bei festem Gestein nach
1. wie schnell ist Bodenbildung Gründigkeit = Wieviel Boden bildet sich
2. wie ist das Material, das entsteht
hängt ab von Verwitterbarkeit des Mineralverbandes
Verwitterbarkeit der Einzelminerale
Art der Sekundärprodukte (Nährstoffe, Tonminerale, Oxide), klimaabhängig
Granit - Basalt - Vergleich in unserem Klima
Granit:
Schnelle Lockerung des Verbandes, da wegen großer Körner wenig Kontaktflächen, aber
wenig Verwitterung der Mineralkörner wenig Nährstoffe, wenig Sekundärminerale, Quarz
und resistente Feldspäte tiefgründige, aber ärmere Böden,
sandig; saure Braunerden und Podsole
Basalt:
Langsame Lockerung des Verbandes, aber starke Verwitterung der Mineralkörner, da leicht
verwitterbar flachgründige, aber reiche Böden, wenn Fe-Oxid-reich = stark braun
tonig; eutrophe Ranker oder Braunerden
anders in anderen Klimaten, d.h. bei langer Bodenbildung allmähliche Angleichung; Böden
aus Basalt aber stets tonreicher und quarzfrei; Böden aus Granit tonärmer, quarzhaltig
Magmatisches Gestein
Verwitterung
unzersetzte Minerale Zersetzungsprodukte
Mineralneubildung Transport
Sedimentgestein
Tonminerale
Si-Al-Silicate, aufgebaut aus Tetraeder- und Oktaederschichten wie die Glimmer (aus denen sie
z.T. entstanden sind); jedoch Teilchengröße meist < 2 µm
alle Tetraeder besitzen Zentralatom, dagegen weisen nicht alle Oktaeder Zentralatome auf →
alle Oktaeder mit Zentralatom = trioktaedrisch, nur 2 von 3 Oktaedern mit Zentralatom besetzt =
dioktaedrisch; Übergänge zwischen beiden Formen möglich!
Tonminerale identifizierbar durch den Schichtabstand ihrer (geschichteten) Elementarzellen
Elementarzelle = kleinste, sich in allen Richtungen wiederholende Einheit des Kristalls;
Basisabstand = Abstand zwischen den ‘unteren’ Begrenzungen von 2 aufeinander
folgenden Elementarzellen
isomorpher Ersatz: Si4+ durch Al3+ in Tetraedern, Al3+ durch Fe2+ oder Mg2+ in Oktaedern
ersetzt, Schichtladung sehr variabel
Neutralisation der negativen Überschussladung durch
austauschbare Kationen, die z.T. in Zwischenschicht eingelagert sind (diese können mit
Wasser- oder Hydrathülle umgeben sein = hydratisiert), oder positiv geladene Al-
Hydroxidschichten
1-wertige Kationen, haben kleineren Ionenradius als 2-wertige, gleichzeitig dickere
Hydrathülle; innerhalb gleicher Wertigkeit nehmen im Periodensystem von oben nach unten
Ionenradius zu und Hydrathülle ab; besonders optimal K+-Durchmesser zu Maschen-
Durchmesser bei Illit
Zweischicht-Minerale
(1:1); 1 Tetraeder- + 1 Oktaeder-Schicht ohne Zwischenschicht:
Kaolinit (Schichtabstand 0,7 nm); dieser (wie Halloysit (Schichtabstand 1 nm)) dioktaedrisch;
reines Al-Silicat Al2(OH)4Si2O5, jedoch Al z.T. durch Fe ersetzt
Schichtzusammenhalt durch OH...O-Brücken, meist 6-eckige Blättchen
Wasser kann nicht eindringen, nicht stark quellbar,
kaum isomorpher Ersatz, d.h. kaum Kationenbindung
Vorkommen: nicht oder wenig in Böden der gemäßigt-humiden Gebiete, sehr verbreitet in
tropischen Böden
Illite
meist dioktaedrisch, Schichtabstand 1 nm, starke Ladung der Schichten durch Si-Al-Ersatz, Ver-
wandtschaft mit Glimmer
Schichtenzusammenhalt durch K-Ionen, nicht quellbar
entsteht stets, wenn Glimmer im Ausgangsgestein
wichtig für K-Ernährung der Pflanzen, in unseren Böden häufig 5-6% K
durch K-Herauslösung vollständig aufweitbar → Wechsellagerung von Illit und Vermikulit bzw.
Smektit; nach K-Zufuhr (Düngung) K-Einlagerung in Zwischenschichten → Kontraktion der
Zwischenschichten zum Illit → K-Fixierung
völlig
aufgeweitet
randlich
aufgeweitet
nicht
aufgeweitet
nicht-austauschbare K-Ionen
austauschbare Kationen
Smektite (Montmorillonit)
aufweitbar, Schichtabstand von 1-2 nm → starke Wassereinlagerung → Quellung/Schrumpfung
von Böden, eigentlich Tonmineral-Gruppe, deren Minerale unterschieden werden aufgrund der
Anteile tetra- und oktaedrischer Ladungen und Fe3+- und Mg2+-Gehalten
Ladung nur 1/2 - 1/3 so hoch wie Illit, isomorpher Ersatz vorwiegend in Oktaedern
Zwischenschicht: Kationen sind hydratisiert, daher locker gebunden und daher austauschbar,
z.B. durch Düngung, keine K-Fixierung
Wasser kann eindringen (1 Schicht Wasser 0,25 nm Dicke), Quellung und Schrumpfung,
Schichtabstand wird größer und kleiner
Chlorite:
kommen sowohl als primäre Minerale (aus Gesteinen) vor, wie auch als pedogene,
sekundäre Chlorite
dioktaedrische Silicatschichten, mit inselartigen Einlagerungen von Al-Hydroxid-Schichten in der
Zwischenschicht, Al nicht voll hydroxyliert, deshalb positive Ladung, die negative Ladung der
Silicatschichten ausgleicht, nicht aufweitbar, nicht austauschbar, Schichtabstand 1,4 nm
Kaliumionen
O ... HO - Brücken
austauschbare (Mg,) Al-Oktaederschicht
Kationen + H2O
2. Die Bodenfestphase - Teil 2
Weitere Tonminerale
Allophane:
wasserreich, Oktaederschicht als Mittelschicht, aber nicht geschichtet, sondern als winzige
(3,5-5,0 nm äußerer Durchmesser) Hohlkugeln
Imogolite:
dioktaedrische Al-Hydroxid-Schicht + Si-Tetraeder-Schicht (innen) bilden feinste Röhrchen
(2 nm äußerer Durchmesser)
hohe spezifische
Oberfläche: 100 - 1000 m2/g
Darrell G. Schulze
Al Fe Mn Si
Pedogene Oxide und Hydroxide
von Al, Fe, Mn und Si
Gibbsit Hämatit Lepidokrokit Birnessit Opal
γ-Al(OH)3 α-Fe2O3 γ-FeOOH Na,Ca,K(Mg • Mn2+) SiO2 • nH2O
Mn6+O14 • 5H2O
Goethit Ferrihydrit
α-FeOOH 5Fe2O3H • 9H2O
Schwertmannit
Fe3+16[O16(OH)9-12(SO4)3.5-
3.5-2]
Darrell G. Schulze
Fe-Oxide:
gelb, rot oder braun, schlecht bis gut kristallisiert,
abhängig von Alter und Milieu,
insbesondere Temperatur
Jerry Bigham
Ferralsol
aus fluvialen Sedimenten
Schwertmannit: Fe3+16[O16/(OH)9-12(SO4)3.5-
Schwertmannit: 3.5-2] brä
bräunlichgelb
Schwertmannit
Bildung in sauren und sulfatreichen Gewässern
Vorkommen – Häufiges Produkt der Pyritverwitterung
Braunerde
aus Grauwacke
und Schiefer
aus: AID
Pseudogley
aus Sedimenten über
Schluffsteinverwitterung
Ferrihydrit schlecht geordnet, junges Eisenoxid, entsteht bei schneller Oxidation oder bei
Störung der Kristallisation, z.B. durch organische Stoffe, Silikat- oder Phosphationen;
Umwandlung in Hämatit durch Entwässerung in Böden wärmerer Klimate; Umwandlung in
Goethit nur über Auflösung;
Anreicherung von Fe-Oxiden kann zu Verfestigungen und Zementierungen führen, die sehr hart
sein können, Horizonte als Ferricret bezeichnet; hierzu gehören auch Ortstein und
Raseneisenstein
Si-Oxide
nicht verwechseln mit Silicaten, SiO2, entstanden infolge Verwitterung primärer und sekundärer
Silicate, Polymerisation der Oxide, amorph oder als Opal, sehr schwer löslich, Anreicherung in
Böden der semiariden Tropen, erzeugt Verhärtungen (Panzer) = Silcret
Carbonate:
CaCO3 - Calcit weißes Mineral, Reaktion auf HCl ↑ CO2
In vielen Böden, dort meist ererbt vom Gestein, befindet sich im Lösungsgleichgewicht
(reversibel) im Gegensatz zu primären Mineralen
Gleichgewicht im Grundwasserbereich oder an Quellaustritten hängt von CO2 (pH) und
Wassergehalt ab, kann wieder gefällt werden → Alm oder Wiesenkalk
Ca,Mg(CO3)2 - Dolomit schwerer löslich, Mg-Quelle
Gips: CaSO4 • 2H2O - sehr leicht löslich, daher bei uns meist ausgewaschen, in ariden und
semiariden Böden
Sedimentgesteine
Sedimente machen nur ≈ 8% der Erdkruste aus, bedecken aber etwa 75% der Erdoberfläche,
d.h. wichtig für Bodenbildung
Lockergestein, Alter meist Tertiär oder jünger
Eisenoxide Rest
3% 3%
Feldspäte
Mineralogische Zusammensetzung der 7%
Sedimentgesteine Tonminerale
9% Quarz
38%
Carbonate
20%
Glimmer
20%
wo? Festland (am Hang, Fluss, See, Gletscher): fluviatil, äolisch, glazial, limnisch, Meer (Küste,
Tiefsee): brackisch, marin,
Verfestigung durch Druck:
Diagenese, Dichteanstieg, Auspressen des Wassers, Einregelung der Partikel (Minerale),
Verkittung durch Bindemittel: Feinsubstanz: Kalk, Kieselsäure, Fe-Oxide, Tonminerale
Mechanisch transportierte Minerale + authigene, d.h. am Ort neu gebildete, sekundäre Minerale
(Tonminerale, Carbonate, Oxide)
Schichtung; Fossilien; Verwitterungserscheinungen (Zurundung)
Tonsteine
Gesteine mit hohem Gehalt der Kornfraktion < 2 µm, Tonminerale als Hauptbestandteile
Ablagerung unter ruhigen Sedimentationsbedingungen (Beckenton, Stillwassersedimente)
stets Wassersedimente, meist plastisch
Diagnetische Reihe Ton → Tonstein → Schieferton → Tonschiefer
Verbreitung Bayern: Mittel- und Unterfranken (Albvorland), Tonsteine → Tone, Molassetone im
Tertiärhügelland
meist talbildend, da leicht erodierbar;
Sandsteine
Gesteine mit > 50% der Fraktion 0,063 - 2 mm
Psammite, Sand, Sandsteine, Kies, Schotter, Konglomerat
bei hoher Transportkraft des Wassers
rauh, meist sehr quarzreich, nicht plastisch, Fluss- und Küstennähe,
Gletschersande, Flugsande, Grauwacken (dunkelgraue Sandsteine, die Glimmer und
Chlorite enthalten und reich an Gesteinsbruchstücken sind), Sandsteine (Sandsteine
i.e.S. haben > 75% Quarz)
Schotter als Talfüllungen, Küstenkonglomerate (verfestigt): Nagelfluh = Kalksandstein
keine Einzelminerale mehr, sondern Gesteinsrückstände
Verbreitung: Molasse; Buntsandsteine: N-Schwarzwald, Spessart, Hessen, Niedersachsen
Gemenge
Verfestigt: Breccien, Konglomerate
Eigenschaften: Silicatgehalt und Bindemittel bedeutsam
Vergleich: Bodenentwicklung aus Ton-
Ton- und Sandstein
Eigenschaft Tonstein Sandstein
Tongehalt hoch niedrig
vorherrschende Minerale Tonminerale Quarz, Feldspat + andere Silicate
Entwicklungsgeschwindigkeit langsam schnell
Nährstoffgehalt hoch niedrig
Nährstoffspeicherung gut schlecht
Gefügeform Aggregat- Kohärent-, Einzelkorngefüge
Wasserspeicherung hoch niedrig
Wasserdurchlässigkeit(-leitung) sehr gering sehr hoch
physiolog. Gründigkeit flach flach bis tief
Durchwurzelbarkeit schlecht gut
Bearbeitbarkeit schlecht gut
Vegetation Laubwald: Fageten, Edelholz Nadelwald: Querceten, Pineten
Entsprechung Basalt Granit
Quartäre Lockersedimente
Löss
während der quartären Vereisung wurde aus vegetationsarmen Schmelzwasser- und
Frostschuttablagerungen, Tundren und arktischen Trockengebieten schluffreiches Material
ausgeweht = Löss
Löss ist carbonathaltig, gelblich gefärbt, ausgeprägtes Korngrößenmaximum zwischen 10 und 60
µm Durchmesser ( ≈ 60%)
Tongehalt 10 - 25%, Schluffgehalt 65 - 80%, Sandgehalt 10 - 15%
dünner Lössschleier in Mitteleuropa
Unter den humiden Klimabedingungen der Nacheiszeit wurden im Oberboden sehr häufig
Carbonate vollständig ausgewaschen und der gelbe Löss durch Eisenoxid- und Tonbildung in
gelbbraunen Lösslehm umgewandelt.
Kolluvium
Junge Sedimente wechselnder Körnung entstehen durch die Erosion als Kolluvien an
Hangfüßen, nachdem die Böden der Hänge in Ackerkultur genommen wurden oder werden
Glazigene Sedimente
Gletscher hinterließen nach dem Abschmelzen Moränen
im inneren Bereich: flache, aber unebene Grundmoränen
Gletscherränder: wellige Endmoränen, auch durch Eisschub
meist unsortiert; häufig große, mehr oder weniger abgerundete Gesteinsblöcke, sog. Geschiebe
je nach Körnung und Carbonatgehalt: Geschiebesande, -lehme oder –mergel
Schmelzwässerablagerungen kommen vor allem als Kies (z.B. Fluss- oder Terrassenschotter)
oder Sande (Schmelzwassersande) vor.
Firneisgrundschutt über
Granitzersatz, Bänderung
erhalten, große Steine
horizontal eingeregelt
Hakenschlagen in
Granitzersatz infolge
Aufn.: H.H. Becher Bodenfließen Aufn.: H.H. Becher
Waldhäuser (Bayr. Wald) FRG Waldhäuser (Bayr. Wald) FRG
Granit Gneis
Kalkstein Marmor
Sedimente locker
Ton
Sand und Kies
Mergel und Lehm
Hamburg
Löss
Berlin
Sedimente verfestigt
Hannover
Schieferton
Münster
Sandstein
Mergel- u. Tonstein
Köln Erfurt
Kalkstein
Magmatite
Frankfurt Prag
Granit u. ä.
Trier Basalt u. ä.
Metamorphite
Stuttgart
Gneis u. ä.
München
Schiefer u. ä.
Linz
30
40
Formatiert: Schriftart: 13 pt
Durchlüftung des Bodens
Vereinfachend wird meist der Luftporenanteil als Maß für den Durchlüftungszustand eines
Bodens benutzt.
PV-FK=LK (Porenvolumen - Feldkapazität = Luftkapazität),
Anteil nicht mit Wasser gefüllter Poren entscheidend; je schneller Grobporen sich entleeren
können, desto besser ist die Durchlüftung des Bodens, gewährleistet durch Gasaustausch mit
der Atmosphäre.
Notwendig hierfür ist hohe Kontinuität der luftgefüllten Poren, indirekt gemessen als
Luftdurchlässigkeit. Ein Wassermeniskus quer über einen Porendurchmesser unterbricht den
Gasaustausch.
Bodenkunde Einführung - 1 -
Diffusion ist der dominierende Mechanismus für den Gastransport in Böden, aufgrund von
Konzentrationsunterschieden des betreffenden Gases;
abhängig vom entsprechenden Diffusionskoeffizienten, der wiederum abhängig von Wasser- Formatiert: Abstand Nach: 9
bzw. Luftgehalt und der Temperatur ist. pt
Wassersättigung. Bei Feldkapazität sind die Grobporen um ein Aggregat luftführend, während
die Feinporen im Aggregat wassergesättigt sind. Der O2-Partialdruck nimmt von der
Aggregatoberfläche ins Aggregatinnere kontinuierlich ab.
Wasser
anaerob
Luft
aerob
Bodenkunde Einführung - 2 -
Gefüge
1. (Boden-)Gefüge (oder Bodenstruktur)
räumliche Anordnung der festen Bodenbestandteile
Aggregierungsmechanismen
Adhäsionskräfte
Molekularkräfte zwischen Atomen und Molekülen verschiedener Art (Wasser - Festsubstanz)
Kohäsionskräfte
Molekularkräfte zwischen Atomen und Molekülen gleicher Art (Wasser - Wasser)
Adhäsion
Benetzbare Flüssigkeiten:
Adhäsionskräfte > Kohäsionskräfte
Fest- Kohäsion
phase
Bindung zwischen Fest-
Fest- und Flü
Flüssigphase
Wasser
a) peptisiert,
b) aggregiert Fläche-Fläche,
c) aggregiert Fläche-Kante,
d) aggregiert Kante-Kante
(punktiert: Wasserhülle der Doppelschicht).
Selbst unter trockenen Bedingungen sind Teilchen mit dünnen Wasserfilmen umhüllt;
Beispiel für Zusammenhalt zwischen unterschiedlichen Ladungsträgern:
Bodenkunde Gefüge - 1 -
Modell der Anordnung von Tonmineralpaketen, organischer Substanz und Quarz in einem Bodenkrümel
Quarz
D A: Quarz - organische Substanz - Quarz
A C1
B: Quarz - organische Substanz - Tonmineral
D B
B C: Tonmineral - organische Substanz - Tonmineral
C1: Fläche - Fläche
Quarz C2: Kante - Fläche
Quarz C3
C3: Kante - Kante
C2
D D: Tonmineral – Tonmineral Kante - Fläche
Summenwirkung Aggregierungsmechanismen:
I. Feinmaterial haftet auf bzw. umhüllt grobe Teilchen
II. Feinmaterial verbindet/verkittet grobe Teilchen
III. Wassermenisken verbinden Teilchen ⇒ Zusammenhalt eines Bodens;
feste Bestandteile = Bindemittel, Kittsubstanz;
Einfluss des Wassergehalts sehr groß: bewirkt sowohl die Kohäsion oder Konsistenz als auch die
Quellung und Schrumpfung.
Konsistenz
Kohäsion oder Konsistenz entscheidend für
a) Tragfähigkeit von Baugründen bzw. Stabilität von Böschungen oder Aufschüttungen
b) Tragfähigkeit für landwirtschaftliche u.a. Maschinen, Bodenbearbeitbarkeit und Beweidung.
Wichtige Kenngrößen sind die Fließgrenze (Wl), die Ausrollgrenze (Wp) und Plastizitätszahl (kw)
(= Differenz zwischen Fließ- und Ausrollgrenze); oberhalb Fließgrenze zerfließt Boden, unterhalb
Ausrollgrenze bricht (bröckelt) Boden.
Tragfähigkeit
Bearbeitung
Schollen Bröckel Krümel Pflugsohlen Bodenfließen
Tieflockern
Tiefpflügen
(Kuntze et al. 1994)
Bodenkunde Gefüge - 2 -
Quellung und Schrumpfung
Volumenzunahme des Bodens durch Aufnahme von Wasser besonders stark bei Böden mit vielen
Kolloiden, insbesondere quellfähigen Tonmineralen.
fest brüchig plastisch flüssig
Bis zu einem substrattypischen Grenz-Wassergehalt Fliessgrenze
entspricht die Volumenabnahme der Wassergehalts-
abnahme: Normalschrumpfung. Ausrollgrenze
Porenziffer n
in gleichem Maße ab, weil Teilchen nur dichter aneinander
treten können, wenn die Bindung zwischen Teilchen-
gruppen unterbrochen wird: Restschrumpfung.
Wasser
Schrumpfprozess eines trockenden Bodens und Luft
Konsistenzgrenzen (nach Atterberg)
1
(aus Gisi 1997)
Matrix
Wassergehalt θ g
Sichtbar am Auftreten von (Zug-)Rissen im Substrat bzw. Boden; Risse umso breiter und tiefer, also
größer, je stärker die Entwässerung und/oder je höher der Tongehalt;
weitere Entwässerung ⇒ von diesen ersten (Haupt-)Rissen gehen weitere Zugrisse aus:
Bodenkunde Gefüge - 3 -
2. Gefüge- und Aggregatformen
Gefügeformen
Grundgefüge: Bindungskräfte zwischen benachbarten Primärteilchen sind gleichförmig,
Aggregierung nicht erkennbar
Aggregatgefüge: Gruppen von Primärteilchen untereinander stabiler verbunden, Ausbildung von
Aggregaten
Grundgefüge Aggregatgefüge Bodenfragmente
Absonderungsgefüge Aufbaugefüge
Aggregat-Querachse meist >5 cm Aggregat-Querachse <5 cm <5 cm
Grobgefüge Feingefüge
"Schicht- Säulen- Riss- Prismen- Polyeder- Subpolyeder- Platten- Krümel- Wurmlosungs-
Gefüge" Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge Gefüge
Nicht einheitlich oder gleichmäßig über das gesamte Profil verteilt, sondern meist Wechsel
zwischen verschiedenen Formen innerhalb des Profils.
Einzelkorngefüge
Zusammenhalt nur durch Menisken-, Reibungs- und Gravitationskräfte ⇒ alle Körner liegen lose
nebeneinander; typisch für Dünensand und ähnlich gut sortierte Substrate ohne Bindemittel;
nass ⇒ Zerfließen, trocken ⇒ Zerrieseln
Einzelkorngefüge aus Sand (Sch/Sch, 2002)
Einzelkorngefüge bzw.
Körnungsunterschiede
in Talrand-Düne
Aufn.: H.H.Becher,
Wümmetal nwestl. Hellwege,
Krs. ROW
Kohärentgefüge
Zusammenhalt durch Ko- und Adhäsionskräfte
aller Arten, häufig Bindemittel; typisch für Unterböden
von Schluff- und Tonböden
Bodenkunde Gefüge - 4 -
Aggregatgefüge
Zusammenhalt durch Ko- und Adhäsionskräfte aller Arten, Bindemittel;
Tongehalt ≥ 25 % und/oder Gehalt and organischer Substanz ≥ 2 %.
Krümelgefüge: kleinste Aggregate, traubige Form, viele Kotaggregate von Tieren, die auf und im
Boden leben; Ah-Horizonte; stabil, gut durchlüftet, gute natürliche Entwässerung, hohe nutzbare
Feldkapazität
Polyedergefüge: alle 3 Achsen etwa gleich lang,
entstanden durch Schrumpfung oder Bodenfrost
(Frostgare), scharfe Ecken und Kanten; Bv-, Bt-
Horizonte; sehr stabil, gut durchlüftet, gute natürliche
Entwässerung, hohe nutzbare Feldkapazität
Polyedergefüge (Pelosol)
Aufn.: H.H.Becher, Sulzheim, Krs. SW
Prismengefüge (Pelosol-Pseudogley)
Aufn.: H.H.Becher, Niederlande
Bodenkunde Gefüge - 5 -
Säulengefüge: Na+- oder Mg2+-Anreicherungshorizonte von
Solonetz und Knickmarsch (für Solonetz kennzeichnend)
Säulengefüge (Solonetz)
Aufn.: H.H.Becher, Nordkasachstan
Schollengefüge (Pelosol)
Aufn.: H.H.Becher, Wetzhausen, Krs. SW
Gefüge im Bodenprofil
Bodenprofil Aggregierung
(Acker)
0
Tiefe
cm
20
aggregiert,
lockerer
40
60
aggregiert,
dichter
Abb. aus Kooistra & Noordwijk,1996
80
100
kohärent
Bodenkunde Gefüge - 6 -
Kationenaustausch
Die Oberflächenladung der Bodenteilchen wird durch die Anlagerung von äquivalenten Mengen
an Gegenionen ausgeglichen. Die geladene Oberfläche und die Gegenionenschicht werden
zusammen als elektrische Doppelschicht bezeichnet (s. Sorptionseigenschaften von Böden, S.
2). Sie erzeugt im Bereich der Teilchenoberfläche ein elektrisches Potential.
Die an der Oberfläche der geladenen Teilchen adsorbierten Ionen sind gegen andere Ionen
austauschbar. Dies bezeichnet man als Ionenaustausch, die geladenen Teilchen bei negativer
Ladung als Kationentauscher, bei positiver Ladung als Anionentauscher.
Ionenaustauschreaktionen verlaufen schnell, stöchiometrisch und sind reversibel.
Durch die Fähigkeit des Bodens als Ionentauscher zu fungieren, wird die Versorgung der
Pflanzen mit Nährstoffen gewährleistet. Die Auswaschung der Nährstoffionen aus dem
Boden/Wurzelraum wird verhindert. Gleichzeitig sind die Nährstoffe in für die Pflanze leicht
verfügbarer Form im Boden gespeichert. Von der insgesamt in pflanzenverfügbarer Form
vorhandenen Menge an Ionen ist immer nur ein geringer Teil in der Bodenlösung vorhanden.
Unter der Austauschkapazität eines Bodens versteht man die maximal sorbierbare
Ionenmenge. Sie wird in Ladungsäquivalenten pro Masse angegeben (cmolc/kg Boden).
Aufgrund der Ladungsverhältnisse ist die Kationenaustauschkapazität (KAK) weit
bedeutender als die Anionenaustauschkapazität. Die KAK der einzelnen Bodenkomponenten
ist wie bereits erläutert z.T. pH-abhängig.
KAK der wichtigsten Bodenkomponenten und ihre Oberflächen
0 Kaolinit, Halloysit
0 100 200 300
Kationenaustauschkapazität [cmolc/kg]
Kationen-
Austausch- KAKeff
Kapazität variable
(pH-abh.)
KAK Ladung potentielle
Ladung
(KAK)
effektive
Ladung permanente
(KAK) Ladung
(KAK)
4 5 6 7
pH
Bodenkunde Kationenaustausch - 2 -
Potentielle und effektive Kationenaustauschkapazität (KAK) sowie Zusammensetzung des Kationenbelags
(Ionensättigung in %) im Oberboden von Böden unterschiedlicher Nutzung und Herkunft
Bodenökologie, Gisi, 1997
Anteil von Tonfraktion und organischer Substanz an der Gesamtaustauschkapazität von Böden in Abhängigkeit
vom pH-Wert; Mittelwert der Ap-Horizonte von 60 Böden nach Helling 1964, aus Sparks 1995
15,0
n
KAK (cmolc kg-1)
10,0 Böde
55%
Anteil Tonfraktion
5,0
81%
45%
Anteil organische Substanz
19%
0
2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 pH
In sandigen Böden (A-Horizonte) werden durchschnittlich etwa 75% der KAK von der
organischen Substanz bereitgestellt.
Die effektive KAK in Oberböden steigt also durch pH-Erhöhung stärker als in Unterböden.
Oberboden
KAK
Unterboden
3 4 5 6 7 8 pH
Bodenkunde Kationenaustausch - 3 -
Kationenbelag und Bodenlösung
Folgende Abb. gibt den Zusammenhang zwischen Kationenbelag und pH-Wert von Böden
wieder. In basischen bis schwach sauren Böden besteht der Kationenbelag aus den Ionen Ca2+,
Mg2+, K+ und Na+. Dagegen sind die Austauscher in sauren Mineralböden überwiegend von H+
und Al3+ belegt.
100
variable
Anteil blockiert durch
Kationenbelag eines Bodens dissoziierbaren Wasserstoff
an
Scheffer/Schachtschabel, 2002
KAKpot
permanente Ladung
(%)
austauschbare Neutralkationen
50
(Ca, Mg, K, Na)
aus-
tausch-
bares Al
0
3 4 5 6 7
pH
Der prozentuale Anteil der sog. basisch wirkenden Kationen Ca2+, Mg2+, K+ und Na+ an der
Gesamtaustauschkapazität wird als Basensättigung (BS) bezeichnet.
Selektivitätsreihe
Die Bindungsstärke der sorbierten Kationen wird vor allem bestimmt von
Ladung der Kationen
Die Gegenionen werden umso stärker an die Oberfläche gezogen, je größer die Ladung
(Bindungsstärke: Al3+ > Mg 2+ > Na+).
Hydratationshülle der Kationen
Die Gegenionen werden umso stärker an die Oberfläche gezogen, je kleiner die Hydrathülle
(Bindungsstärke: K+ > Na+ > Li+, NH4+ verhält sich ähnlich wie K+). Bei der Sorption an die
geladenen Teilchen muss zumindest ein Teil der Hydrathülle abgegeben werden. Bei
Kationen mit fest gebundener Hydrathülle ist dazu mehr Energie nötig. Die Bindung der
Hydrathülle ist bei kleinen Ionen am stärksten.
Konzentration der Außenlösung
Die Gegenionen werden umso stärker an die Oberfläche gezogen, je höher die Konzentration
der Außenlösung ist.
Unter Einbeziehung dieser Faktoren ergibt sich für die wichtigsten Kationen im Boden folgende
Selektivitätsreihe:
Bodenkunde Kationenaustausch - 4 -
1 00
Na
Mg Relativer Austausch von Na+, K+, Mg2+ und Ca2+
80 K gegen NH4+ in % der gesamten austauschbaren
Menge des jeweiligen Kations in Abhängigkeit von
60 NH4+-Konzentration der Gleichgewichtslösung bei
Ca einem Ap-Horizont einer Parabraunerde aus Löss,
40 Scheffer/Schachtschabel, 2002
20
0
0 100 200 500
N H 4 -Konzentration in der
G leichgewichtslösung (mmol L-1 )
Selektivitätskoeffizient
Die Selektivität eines Austauschers für ein bestimmtes Kation kann z.B. mit einer Gleichung
beschrieben werden, wie sie hier für den Austausch zwischen Na und K dargestellt ist:
In dieser einfachen Form der Gleichung wird der Einfluss der Ionenladung nicht berücksichtigt;
sie gilt daher nur für gleichwertige Ionen. Beim Austausch zwischen Ionen unterschiedlicher
Wertigkeit muss diese berücksichtigt werden. Der Ansatz nach
Gapon beschreibt empirisch das Selektivitätsverhalten beim K aK
Austausch zwischen ein- und zweiwertigen Ionen. Für den Fall des = k G
K/Ca-Austausches ist der Gapon-Koeffizient kG definiert durch:
Ca S √ a Ca L
Aufgrund der unterschiedlichen Eintauschstärke der einzelnen Kationen ergeben sich in der
Zusammensetzung der Austauscherbelegung und der Bodenlösung deutliche Unterschiede.
Verteilung von Kationen zwischen Bodenlösung und Ionenbelag eines sauren Waldbodens
Bodenlösung Ionenbelag
Σ 100% 0,151 cmolc/L Σ 100% 14,3 cmolc/kg
K+
H+ 22%
16% 0,033 Al3+
0,024 72%
Al3+ 10,2
4% 0,006 Na+
20% Ca2+ 15%
2+
0,030 2,2 cmolc/kg
Ca
31%
Mg2+
0,047 cmolc/L
7% K+ H+
0,011 3% 7%
Mg2+ 0,4 1,1
+
2% 0,3 Na
1% 0,1
Bodenkunde Kationenaustausch - 5 -
Organische Substanz im Boden
Definition und Einteilung
alle in und auf dem Mineralboden befindlichen abgestorbenen pflanzlichen und tierischen
Stoffe und deren organische Umwandlungsprodukte;
lebende Organismen (das aus Bodenflora und -fauna bestehende Edaphon) sowie lebende
Wurzeln gehören nicht zur organischen Substanz der Böden;
Nach dem Grad ihrer Umwandlung im Boden unterteilt man
Streustoffe: nicht oder nur schwach umgewandelt, Gewebestrukturen morphologisch
sichtbar; abgestorbene Pflanzenreste (auch tote Wurzeln) und Bodenorganismen;
Verweilzeit ("turnover time") im Boden ist kurz
Huminstoffe: stark umgewandelte (hochmolekulare) Substanzen ohne makroskopisch
erkennbare Gewebestrukturen, gegen Mineralisierung stabilisiert, niedrige Umsatzrate bzw.
hohe Verweilzeit im Boden
Gesamtheit der organischen Substanz des Bodens = Humus
Auflagehumus
Humus im Mineralboden: mit dem Mineralkörper vermischt
im Bodenwasser gelöste organische Substanzen: "DOM" = dissolved organic matter
Abbau organischer Substanzen = Zersetzung:
Mineralisierung: vollständiger mikrobieller Abbau zu anorganischen Stoffen (CO2, H2O),
dabei auch Freisetzung der in den organischen Stoffen enthaltenen Pflanzennährelemente
(z.B. Mg, Fe, N, P, S),
Humifizierung: Umwandlung in Huminstoffe
Im Bodenprofil steigt der Zersetzungsgrad meist von oben nach unten an
Durchschnittliche Verweilzeit der organischen Substanz in Böden 30 - 40 Jahre, große
Schwankungsbreite
Pools SOM Fraktionen Umsetzungszeit
labiler/aktiver Pool pflanzliche/mikrobielle Rückstände ein Jahr
langsamer/intermediärer Pool okkludierteorganischer Substanz Jahrzehnte
träger/passiver Pool humifiziertes Material/Huminstoffe hunderte/tausende Jahre
Verholztes Gewebe:
Holzteil (Xylem), Stützgewebe (Sklerenchym) von Stielen, Blattepidermis, Blattrippen und Rinde,
Schichten der verholzten Zellwand (Mittellamelle, Primär-, Sekundär- und Tertiärwand):
Mittellamelle: Pektin, in verholzten Geweben auch aus Lignin,
Primär-, Sekundär- und Tertiärwand: Cellulose, Polyosen, Hemicellulosen und Lignin
Stärke
wichtiges Speicherpolysaccharid in Höheren Pflanzen, auch in einigen Algen und Bakterien,
besteht aus zwei verschiedenen Glucosepolymeren, Amylose und Amylopektin;
Amylose im Durchschnitt
CH OH CH OH
etwa 25 % der Stärke O O
2 2
O O
OH OH
CH2OH CH2OH O
O O OH OH
H H Amylopektin
H H H H
CH2OH CH2OH 6 CH
2 CH2OH
O O O O 5 O O
OH H OH H
4 1
H OH H OH O O O O O Amylose
n
OH OH OH OH
3 2
OH OH OH OH
Nichtcellulosische Polysaccharide
Polyosen oder Hemicellulosen: Aufbau aus verschiedenen Zuckereinheiten, mit Seitenketten
und Verzweigungen;
HO HO HO
Zuckereinheiten: Pentosen, Hexosen, O OH
O
O OH
O
O OH
Hexuronsäuren und Desoxyhexosen;
in Höheren Pflanzen, O OH O O
O O O
auch in Bakterien, Pilzen und Algen OH
2 5
HOOC O
O O
HOH2C
OH
H 3CO
OH O OH
OH
4
3
OCH3 CH3O OCH3
Sinapylalkohol (Syringylpropan) (III)
OH OH OH
I II III
dreidimensionales Makromolekül mit Vielzahl von C-C- und Etherbindungen, auch Bindungen zu
den Hydroxylgruppen der Zellwandpolysaccharide (Cellulosen und Hemicellulosen): Lignin-Poly-
saccharid-Komplexe
unterschiedliche chemische Zusammensetzung: Laubholzlignin, Nadelholzlignin, Graslignin
Lignin der Gymnospermen fast ausschließlich Guaiacylpropaneinheiten
Lignin der Angiospermen etwa gleiche Anteile von Guaiacylpropaneinheiten und Syringylpro-
paneinheiten
Lignin der Gräser etwa gleiche Anteile von Guaiacylpropan-, Syringylpropan- und p-Hydroxy-
phenylpropaneinheiten + etwa 5-10 % p-Cumarsäure und Ferulasäure
Bindungen im Ligninmolekül nicht hydrolysierbar
Wichtige Bindungstypen im Ligninmolekül
C
C
C C C
C
C O C C C
C C O C C
H2COH
H2COH HC
CH3O OCH3 H2COH
OCH3
CO
O CH HC O
H2COH CH2
O β-5 O 5-5 O CH H2COH
HC
HC CH
OCH3
C C C HC
1 /2 1/2
C C C C HCO H2COH OH
OCH3
C C C OH
HC HC
CH3O H2COH H2COH OC CH2
HC CO O
O CH OCH3 HC HC CH
HC O HCOH HC HCOH
OH
OCH3
O β-1 O β-β O
OCH3 H2COH
HC O HC O OH O
H2C CH
HCO(C6H10O5)nH
HC CH
HC CH2
O
CH3O
H2COH OH
O CH
H2COH OCH3
HCOH
HC O
HC
CH3O
O
OCH3
50 Cellulose
Fortschreitende Humifizierung Mikrobielle CO2
Biomasse
von Lignocellulosen in Böden Asche, Fett
Protein
(aus Haider, 1996) Lignin Humus
0
Start nach 1 Woche nach 1 Monat nach 1 Jahr
Lignin
Lignin vergleichsweise resistent gegen mikrobiellen Abbau (rekalzitrant)
Abbau des Lignins langsam, co-metabolischer Prozess, Lignin dient nicht als C- oder
Energiequelle für Mikroorganismen; Voraussetzung für den Ligninabbau ist deshalb
Vorhandensein einer C- und Energiequelle (z.B. Zucker, Cellulose)
Ligninabbau generell anders als derjenige von Polysacchariden und Proteinen; ungerichteter
Radikalmechanismus, der zur Spaltung von Bindungen in den Seitenketten und in den
aromatischen Ringen führt; Freisetzung von CO2, teilweise Mineralisierung
Abbau des Lignins nur unter aeroben Bedingungen, Sauerstoffmangel hemmt ihn, dann werden
nur niedermolekulare Ligninbestandteile oder Ligninvorstufen angegriffen; Lignin reichert sich in
anaeroben Böden oder Sedimenten an (Torfbildung, Kohlebildung)
COOH
COOH COOH
OCH3 OCH3 OCH3 OH
COOH
R-O R-O R-O OH R-O
im Makromolekül α-Carbonyl-Bildung Abspaltung der Seitenketten Demethylierung zu o-Diphenol ortho-Ringspaltung ortho-Ringspaltung
und Oxidation des Cα
B B bacterium
C
B
Transmission electron micrograph of an ultrathin
ECP section of a soil aggregate showing clay
C
microaggregates (C) linked by ruthenium/osmium-
stained, extracellular polysaccharide (ECP) of fungal
hyphae (F). The wall of a collapsed cell (CW) is being
F
lysed by a bacterium (B). (from Ladd et al., 1996)
O
Fe O Iigand exchange at a singly
1 C coordinated OH group
protonated 2
surface OH group
Fe Fe R
1
2
electrostatic interaction
(outer sphere complex)
at a singly coordinated OH group
CO 2 CO 2
Transitory pool of
soil organic matter Plant Light Fraction Stabilized
Residues Organic Matter Organic Matter
(Gregorich and Janzen, 1994)
increasing humification
Durchschnittliche prozentuale Verteilung von N nach Hydrolyse von Böden (aus Haider, 1996)
Säureunlöslicher N
Aminozucker-N
Säurelöslicher N undefiniert
Aminosäure-N
0 10 20 30 40 50
N-Verteilung in %
(bio-)chemische Wirkung
Nährstoffquelle für N (95 %) und P für Pflanzen, die umso reichlicher fließt, je nährstoffreicher
die organische Substanz und je aktiver Mikroorganismen, die N und P (und andere organisch
gebundene Nährstoffe (Chelate)) zunächst in ihren Körper einbauen und nach ihrem Tod den
Pflanzen in verfügbarer Form anbieten
organische Substanz ist Ausgangssubstanz für Chelate bzw. organische Metall-Komplexe,
Huminstoffe haben Austauschereigenschaften und können sowohl Kationen binden/sorbieren
als auch sich an Tonminerale anlagern (Ton-Humus-Komplexe)
physikalische Wirkung
hat geringes spez. Gewicht, ist sperrig ⇒ Bodengewicht und damit Auflastwirkung des Bodens
gesenkt; hat hohe Wasserbindungsfähigkeit (3-5fache des Eigengewichts) ⇒ erhöhte Wasser-
bindung; fördert durch sein Vorhandensein Bioturbation ⇒ Boden locker, grobporenreich, gut
durchlüftet, aber gleichzeitig erhöhte Wasserdurchlässigkeit; schwärzt Bodenoberfläche und hat
geringe Wärmeleitfähigkeit ⇒ leichte Erwärmbarkeit und Abkühlung des Oberbodens ⇒ fördert
Keimung, aber auch Bodenfrostgefahr
physikochemische Wirkung
in feuchtem Zustand hydrophil ⇒ dadurch starke Wasseraufnahme; in trockenem Zustand
hydrophob ⇒ wegen mangelnder Benetzbarkeit des Bodens entweder Infiltration verzögert
(⇒ erhöhter Oberflächenabfluss) oder sehr schnelle Infiltration und Tiefensickerung (= keine
Wasseraufnahme im Oberboden aus den Grobporen heraus)
außerdem wegen mangelnder Benetzung kein Zusammenhalt der Oberbodenteilchen
entwässerter Anmoore und Niedermoore (sog. Puffigkeit) ⇒ erhöhte Winderosionsanfälligkeit
fördert wegen meist vorhandener positiver Ladung der Makromoleküle der Huminstoffe
Aggregierung von Tonteilchen (Ton-Humus-Komplexe) ⇒ Erhöhung der Aggregatstabilität, der
Tragfähigkeit und des Erosionswiderstandes gegen Wasser und Wind
Matrix
70-85% 50%
VM
mineralisch
organisch
Bei einer Angabe von Massenanteilen wird dagegen auf die Trockenmasse der Bodenmatrix
Bezug genommen. Die Trockenmasse wird nicht von den oben genannten kurzfristigen
Einflüssen betroffen. Solche massenspezifische Größenangaben können nicht direkt auf
räumliche Bilanzierungskompartimente bezogen werden. Gibt man eine Größe (z.B. den
Nährstoffgehalt) pro Volumeneinheit an, ergibt sich häufig eine ökologisch gut interpretierbare
Angabe (z.B. die Nährstoffmenge im durchwurzelten Bodenvolumen).
Lagerungsdichte
Mithilfe von Dichteangaben können Masse- u. Volumengrößen ineinander umgerechnet werden.
Als Lagerungsdichte ρa (auch scheinbare Dichte) bezeichnet man das Verhältnis von
Trockenmasse zu Lagerungsvolumen eines Bodens. Sie kann im Mineralboden Werte
zwischen 0,5 und 1,8 g cm-3 annehmen.
Die reelle Dichte ρr (das spezifische Gewicht) ist das Verhältnis der Masse zum Volumen einer
Phase.
Dabei besteht folgende Beziehung: ρr ∗ Volumenanteil = ρa ∗ Massenanteil
Bodenkunde Einführung - 1 -
Das spezifische Gewicht wichtiger Bodenbestandteile:
Quarz 2,65 g cm-3
Calciumcarbonat 2,71 g cm-3
Organische Substanz (Torf) 1,40 g cm-3
Die reelle Dichte der Bodenfestphase variiert im Mineralboden zwischen 2,4 und 2,7 g cm-3, je
nach den Anteilen an organischer Substanz.
Veränderungen des Porenanteils auf das gesamte Bodenvolumen bezogen: Porosität oder
Porenvolumen;
Volumenänderung des Gesamtsystems: Feststoffvolumen als Bezugsbasis, Porenziffer;
Die Lagerungsdichte des Bodens steht über die Porosität in enger Beziehung zur Durch-
wurzelbarkeit. Nur bei Böden mit sehr hohen Anteilen an organischer Substanz finden wir eine
Abweichung von der Geraden.
Porosität Ε
der schlecht extrem
Feinerde durch- verdichtet
wurzelbar
0,5
0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0
scheinbare Dichte ρa der Feinerde (g cm-3)
Bodenkunde Einführung - 2 -
kleine Porosität große Porosität Eigenschaft
Kornform
Einfluss der Korneigenschaften
(Form, Größe, Lagerung) auf
rundlich (Sand) sperrig (Tonplättchen)
die Porosität
Lagerung
Porengrößenverteilung
Häufigkeitsverteilung
Volumenanteil
Korngrößenverteilung Porengrößenverteilung
Massenanteil
50% 50%
pro Klasse
Pro Klasse
0% 0%
Äquivalentdurchmesser Äquivalentdurchmesser
Summationskurven
Körnungskurve Desorptionskurve
Summenanteil
100% 100%
Summenanteil
0% 0%
Äquivalentdurchmesser Äquivalentdurchmesser
Bodenkunde Einführung - 3 -
Das Porenvolumen ist von der Körnung, der Kornform, dem Gehalt an organischer Substanz
und von der Bodenentwicklung abhängig. Analog zur Körnung werden auch bei der Porung
verschiedene Größenklassen unterschieden. Sie werden aus der Boden-Wasser-Charakteristik
(Desorptionskurve, s. bei Bodenwasser) als Summationskurve der Porengrößenverteilung
abgeleitet. Dabei nimmt man zylinderförmige Kapillaren mit äquivalenter Wasserbindung an.
Funktion:
Grobporen (> 10 µm): Wasserabzug, Luftzufuhr, Durchwurzelung
Mittelporen (10 - 0,2 µm) und enge Grobporen [10 - 50 µm): pflanzenverfügbares Wasser
Feinporen [< 0,2 µm): Totwasser (nicht pflanzenverfügbar).
Primärporen:
körnungsbedingte Zwischenräume, treten in allen Substraten auf, sichtbar am besten bei
Kiesen und Sanden als sog. Zwickelporen, aber auch bei Tonen (mikroskopisch) zwischen den
einzelnen Tonteilchen;
Sekundärporen:
bodengenetisch bedingt, Wurm- und Wurzelröhren oder/und Schrumpfungsrisse bzw.
Grenzräume zwischen Aggregaten; Sekundärporen mit bloßem Auge, mindestens mit Lupe
erkennbar.
Bodenkunde Einführung - 4 -
Sorptionseigenschaften von Böden
Die Zusammensetzung und Konzentration der im Bodenwasser gelösten Stoffe wird durch eine
Reihe von Reaktionen mit der Bodenfestphase gesteuert.
Stofftransport
Ionenaustausch Ausfällung und Konzentrationsbestimmende
und Adsorption Auflösung Reaktionen zwischen Boden-
lösung und Bodenmatrix sowie
dem durch Auswaschung und
freie Ionen Wurzelaufnahme bedingten
in der Stofftransport
Bodenlösung Bodenökologie, Gisi, 1997
Redox- Säure-Basen-
Reaktionen Reaktionen
Komplex-
bildung
K Ca O
Ladungsverhältnisse
- Tetraeder - - Si OH
O
O-
- -
an einem
2:1-Schichtmineral Oktaeder AI K
OH
O
- Tetraeder - AI OH2+
Mg K Na O
permanente Ladung variable Ladung
Fe - OH + H+ Fe - OH2+
Fe - OH Fe - O- + H+
Bodenkunde Sorptionseigenschaften - 1 -
Die sauren funktionellen Gruppen der organischen Bodensubstanz dissoziieren H+-Ionen ab.
Dadurch entsteht mit zunehmendem pH-Wert eine zunehmende negative Ladung. Die
wichtigsten funktionellen Gruppen der organischen Substanz sind Carboxylgruppen, daneben
auch phenolische und alkoholische OH-Gruppen.
Quellen der elektrischen Ladung von Bodenbestandteilen, Umweltorientierte Bodenkunde, Wild, 1995
1. Permanente negative Ladung bei 2:1- und 2:2-Tonmineralen durch isomorphen Ersatz
2. pH-abhängige Ladungen:
SiOH Si-OH
a) negative Ladungen an Bruch- und
AIOH OH- AIO-
Kantenflächen von Tonmineralen
+ 2H2O
SiOH Si-OH
H+
AIO- AIO-
Böden mit hohen Gehalten an Tonmineralen und organischer Substanz haben einen Ladungs-
neutralpunkt im stark sauren Bereich. Im üblichen pH-Bereich überwiegt in diesen Böden
daher die Anzahl der negativen Ladungen bei weitem. Bei oxidreichen Böden mit variabler
Ladung können dagegen unterhalb pH 6-7 auch relevante Anteile Anionen gebunden werden.
9
Positive und negative Ladungen auf
Goethit und den drei Tonmineralen 8 Goethit Kaolinit Illit Smectit
Smectit, Illit und Kaolinit pH
Umweltorientierte Bodenkunde, Wild, 1995 7
8 0 8 16 24 72 80
positive negative
Ladungen (cmolc/kg Ton)
Stern-Schicht
Ausgleich der Oberfläche durch
äquivalente Menge an Gegenionen
Teilchen
Ionenaustauschreaktionen verlaufen mit
schnell, stöchiometrisch und sind negativer
Oberflächen-
reversibel ladung
Gleichge-
Diffuse Schicht
wichtslösung
Bodenkunde Sorptionseigenschaften - 2 -
Adsorption
Als Adsorption bezeichnet man die Anlagerung von Teilchen (Ionen, Atomen, Molekülen) an
Oberflächen. Werden die Teilchen wieder von der Oberfläche entfernt, spricht man von
Desorption. Solche Reaktionen sind entscheidend für die Verfügbarkeit von Nährstoffen in
Böden sowie für ihre Filterfunktion.
Adsorptionsmechanismen
Bindungsmechanismen zwischen Adsorbens und Adsorbat im Boden, Bodenökologie, Gisi, 1997
Adsorptionsisothermen
Für die Beschreibung der Adsorption von Stoffen in Böden benutzt man meist eine
Adsorptionsisotherme, z.B. nach Freundlich.
x x = K • C 1/n
m = Menge gebunden
-1 -1
an Boden pro Masse des Sorbenten
m
(mmol g , mg g )
K = Konstante, Index für Sorptionskapazität, häufig auch Kf oder KF
C = Gleichgewichtskonzentration in der Bodenlösung (mmol L-1, mg L-1)
1/n
= Konstante, Index für Sorptionsintensität, häufig auch n
Mittel K
Die K-Werte hängen von den Bodeneigenschaften und
DDT (1 - 10) x 104 der Gleichgewichtskonzentration der Bodenlösung ab.
Lindan 7 - 50
2,4-D 2 Die großen Zahlen bei DDT und Paraquat bedeuten, dass
die Bodenlösung extrem geringe Konzentrationen dieser
Atrazin 26
Wirkstoffe aufweist.
Simazin 1-7
Umweltorientierte Bodenkunde, Wild, 1995
Paraquat 200 - 5000
Bodenkunde Sorptionseigenschaften - 3 -
Verwitterung
unverwittertes Ausgangsmaterial ist mehr oder weniger lebensfeindlich
⇒ für pflanzliches und/oder tierisches Leben muss Ausgangsmaterial aufbereitet oder
umgewandelt werden
1. Physikalische Verwitterung:
Zerkleinerung ⇒ relative Vergrößerung der Oberfläche (im Vergleich zur Masse)
Druckentlastung: Steinschlag, Geröll-, Schutthalden im (Hoch-) Gebirge
Gravitation oder Schwerkraft: Schlag, Aufprallwirkung bei Fall, Druckentlastung
Temperaturwirkung (Insolation): unterschiedliche Ausdehnung bei Erwärmung der Minerale in
Gesteinen, Temperatursprengung bei örtlich unterschiedlicher Erwärmung (bei Festgesteinen),
Farbe;
Bodenkomponente Wärmeleitfähigkeit (λ
λ) Wärmekapazität (c)
[J/(cm • s • °C)] [J/(cm3 •°C)]
Quarz 8,8 • 10-2 2,10
Calcit 2,50
Muskovit 2,59
Orthoklas 2,14
Tonminerale 2,9 • 10-2 2,10
Humus 2,5 • 10-3 2,50
Wasser 5,7 • 10-3 4,20
Eis 2,2 • 10-2 1,90
Luft 2,5 • 10-4 1,3 •10-3
⇒ Haarrisse, bevorzugt an Grenzen zwischen den einzelnen Mineralen oder deren Spaltflächen
aus Pape
Ausgangsgestein Verwitterungsschutt
Frostsprengung
Salzsprengung
Festvolumen größer als Flüssigvolumen der gesättigten Lösung
Wirkung infolge Hygroskopizität der Salze, d.h. nur wirksam, wenn (ausreichend) Wasser
vorhanden
Salzlö
Salzlösung Salzkristalle
übersä
bersättigte
Lösung
Salzverwitterung
H H H H
O
H H H O Scheffer/Schachtschabel, 1998
z.T. nur Entfernung und Ersatz der Zwischenschichtbesetzung oder einzelner Schichten
(besonders bei Glimmern), Grundgerüst bleibt erhalten, → Illit, Kaolinit
völliger Zerfall des Gitters in Si, Al etc., Neubildung aus Zerfallsprodukten (am Ort oder nach
Transport), Abfuhr von Si» Al» Fe
mit steigender Abfuhrintensität von K, Mg, Si werden immer mehr Minerale gebildet, die arm
an Akali-, Erdalkali- und Si-Ionen sind, bis freie Oxide (Al, Fe) übrigbleiben, tropische
Verwitterung
Komplexierung
Komplexierung von Al, Fe, Mn und Schwermetallen durch organische Säuren
(Oxal-, Wein-, Apfel-, Zitronen-, aromatische, Benzoesäuren),
erzeugt von Flechten, Algen, Moosen, Pilzen, Bakterien; mikrobielle Oxidation;
Freisetzung organischer Säuren beim Abbau der Pflanzenreste
Komplexierung von Metallen (besonders Al, Fe, Mn, Cu, Pb)
- COO OH2
COO 2+ +
+ Cu Cu + H
OH
O OH2
Scheffer/Schachtschabel, 1998
→ An- oder Auflösung schwerlöslicher Gesteine und Minerale, u.a. P-Quelle aus
schwerlöslichem Apatit; organische Säuren entstehen bei mikrobiellem Abbau der Streu
20
Verwitterungsgrad von Böden
0 Sand Schluff Ton
Verwitterungsgrad Leitminerale
schwach Gips, Calcit, Olivin
mäßig Biotit, Illit, Smektit
stark Kaolinit
sehr stark Gibbsit, Hämatit, Goethit
Korngrößenverteilung (Bodenart)
Eine Kornfraktion allein tritt selten im Boden auf, sondern meist Mischung verschiedener
Fraktionen
Bestimmung:
Sieben + Sedimentation nach Zerstörung der Kittsubstanz [organische Substanz, Fe-Oxide,
Carbonat] und Dispergierung [Austausch von Ca2+ gegen Na+ + mechanisch {schütteln}]
Darstellung: Histogramm, Summenkurve, Dreiecksdarstellung
Bestimmung im Feld:
– Zerstörung der Kittsubstanz (organische Substanz, Carbonat)
– Dispergierung (Austausch von Ca2+, Mg2+, gegen Na+)
– Sieben + Sedimentation
1 Ap ~ 30% Ton Mischung:
2 Bv unbehandelt 4 Ton, fU, mU H2O2, DCB
3 Cv <63 µm 5 mU, gU <63 µm
10 Fließerde
0
0,2 0,63 2 6,3 20 63 200 630 2000
µm
Körnungssummenkurve
Ton-Fraktion Schluff-Fraktion Sand-Fraktion
Sch-Sch Abb.5.1-2
fein mittel grob fein mittel grob fein mittel grob
100 fT mT gT fU mU gU fS mS gS
Anteil der
Fraktion 80
Tu Ut Ls Ss
% 60
40
20
0
0 0,2 0,63 2 6,3 20 63 200 630 2000 µm
0 0,002 0,063 2 mm
Korndurchmesser
90 markierter Punkt :
S,s = Sand, sandig;
80 50% Sand U,u = Schluff, schluffig;
Tt
70 20% Schluff T,t = Ton, tonig;
L,l = Lehm, lehmig
60 30% Ton Sch-Sch Abb.5.1-3
Tl Tu
50
Ts
40
Lts Lt
30
Lu
Ls 20
St Ut
Sl Slu Uls
10
Ss S
Su Us Uu
Sch-Sch Abb.5.1-4
bodenchemische Eigenschaften
je sandiger, desto nährstoffärmer und desto geringer Pufferfähigkeit
je toniger, desto nährstoffreicher und desto größer Pufferfähigkeit
Sch/Sch-Aufl.11 Abb.10
100 100
höchste
Bodenzahl
Boden- 80 80 Ertrag
zahl (relativ)
Kartoffeln
60 60
Roggen
40 40
geringste
20 Bodenzahl 20
S Sl lS SL sL L LT T
0 0
0 20 40 60 80
Fraktion < 10µm [%]
Wasserbindung im Boden
Beschreibung mit Potentialtheorie
(Gesamt)potential eines Bodens: Arbeit pro Masseneinheit Wasser, die geleistet werden
muss, um dem Boden eine bestimmte Menge Wasser zu entnehmen bzw. zuzuführen
(Standardbedingung: freies Wasser bei 1 atm Luftdruck, 298 K / 25°C)
ψ = ψz + ψm + ψo
Gesamtpotential ψ ist Summe aus: Gravitationspotential ψz (ψz entspricht z)
Matrixpotential ψm
osmotisches Potential ψo
Wasser bewegt sich immer von Punkten höheren Potentials zu Punkten niedrigeren Potentials
Das Gravitationspotential ψz ist auf die Wirkung der Erdanziehung zurückzuführen, daher
allgegenwärtig, und bewirkt die Abwärtsbewegung von Wasser im Boden; abhängig vom
Niveau des Bodenwasserteilchens über Grundwasserniveau;
positives Vorzeichen (über Grundwasserniveau);
gemessen als Höhe (z) über Bezugsniveau (= Grundwasserniveau).
Das Matrixpotential ψ m beruht auf physikochemischen Kräften, die von der Festsubstanz
oder Matrix auf die Wasserteilchen im Porenraum ausgehen;
Sie sind für die Wasserbindung auf den Oberflächen der Teilchen und die Entstehung von
Menisken verantwortlich (Kapillar- und Adhäsionskräfte);
negatives Vorzeichen;
gemessen mit Tensiometer.
Die Bindungsstärke der Wassermoleküle und damit der Wasserfilme ist um so größer, je
geringer der Abstand zur festen Oberfläche, je dünner also der Wasserfilm; je trockener der
Boden, desto fester ist das Restwasser gebunden und desto kleiner (negativer) ist das
Matrixpotential. Je weniger Wasser ein Boden enthält, desto stärker wird es durch die
matrixbedingten Kräfte festgehalten, desto schwieriger ist es also, das Wasser dem Boden
zu entziehen.
Als Haftwasser bezeichnet man das durch Bindungskräfte der Matrix am Abfließen
gehinderte Wasser.
Adsorptions- Kapillar- Gravitations
wasser wasser wasser
Bodenteilchen mit Adsorptions-, Kapillar-
und Gravitationswasser (= Sickerwasser). Haftwasser
Die Wasserdipole richten sich mit ihrem
positiv geladenen Ende an der negativ Boden-
geladenen Partikeloberfläche aus; dieser teilchen
Bereich heißt auch Schwarmwasser. Im
Sickerwasser sind die Dipole dagegen
ungeregelt.
(aus Wörterbuch der Bodenkunde)
Bodenkunde Flüssigphase - 1 -
Die Summe aus Gravitations- und Matrixpotential bezeichnet man auch als hydraulisches
Potential
ψH = ψz + ψm = (z + ψm)
Das osmotische Potential ψ o ist auf die osmotische Wirkung der gelösten Salze in der
Bodenlösung zurückzuführen, entscheidet über Wasseraufnahme durch Pflanze, ist von
Bedeutung in ariden Böden und Küstenbereichen (weil Bodenlösung dort salzreich);
negatives Vorzeichen;
gemessen mittels osmotischer Zelle.
Potentialgleichgewicht im Boden
Hydraulisches Potential, Matrixpotential, Gravitationspotential und Wassergehalt in einer homogenen
Bodensäule im Gleichgewicht, bei Versickerung und kapillarem Aufstieg. Abb. 5.4-3 aus Sch/Sch (2002)
bewegung
(feuchter als
Gleichgewicht)
50
Boden
Gleichgewicht Aufwärts-
bewegung
(trockener als
Gleichgewicht)
0 WO
-100 0 +100 20 40
Potential ψ (cm WS) Wassergehalt θ (Vol.%)
Für die Boden-Wasser-Charakteristik wird der pF-Wert gegen den Wassergehalt (Θ)
aufgetragen. Daraus ergibt sich die Wasserverfügbarkeit.
Bodenkunde Flüssigphase - 2 -
pF S(hPa) d(µm)
Desorptionskurven eines Sand- und Feinporen
PWP 0,2
Tonbodens mit dazugehörenden Wasser- 4 10 000
verfügbarkeitsbereichen und Porenklassen. Tonboden
Mittelporen
Wasserspannung ausgedrückt als pF-Wert 3 1000
oder Saugspannung S. 10 enge
PWP = permanenter Welkepunkt, FK 2 100 Grobporen
50
FK = Feldkapazität, Sandboden
1 10 weite
mWHK = maximale Wasserhaltekapazität,
Grobporen
Θ = Wassergehalt mWHK
aus Gisi (1997) 0 0,2 0,4 0,6 θ cm3 cm-3
Ton
Sand
nicht verwertbares pflanzenverfügbares Gravitationswasser
Wasser Wasser
Bei Wassersättigung: alle Poren sind vollständig mit Wasser gefüllt, Boden steht im
Gleichgewicht mit freier Wasserfläche, Matrixpotential = 0; Wird der Wasserspiegel
abgesenkt, entsteht ein Unterdruck, das Matrixpotential wird erniedrigt und dem Boden
Wasser entzogen (Desorption).
Grobporen (> 10 µm) binden Wasser nicht und werden daher durch die Schwerkraft leicht
entwässert, sofern keine Stauschicht verhanden ist. Die Grobporen sind deshalb vor allem für
die Durchlüftung des Bodens wichtig. Wurzeln haben aufgrund ihrer Größe nur Zugang zu
den Grobporen.
Das Wasser in den Grobporen wird als Gravitations- oder Sickerwasser bezeichnet. In den
engen Grobporen (10 – 50 µm) ist es wegen der geringen Sickergeschwindigkeit
pflanzenverfügbar.
Mittelporen (0,2 – 10 µm) speichern kapillares Wasser, das für Pflanzenwurzeln aufgrund
ihres Saugdrucks verfügbar ist. In die Mittelporen eindringen können nur Wurzelhaare und
Mikroorganismen.
Die Menge an Wasser, die in den Mittel- und Feinporen eines Bodens gegen die Schwerkraft
festgehalten werden kann, wird als Feldkapazität (FK) bezeichnet. Bei Feldkapazität sind die
Grobporen nach Wassersättigung durch die Schwerkraft soweit dräniert, dass das
Gravitationswasser aus ihnen abgeflossen ist.
In terrestrischen Böden wird die Feldkapazität auf die Mittel- und Feinporen bezogen (= -300
hPa), in hydromorphen Böden bezieht man auch die engen Grobporen zusätzlich zu den
Mittel- und Feinporen ein (Matrixpotential = -60 hPa).
Feinporen (< 0,2 µm) binden Wasser so stark, dass es im Allgemeinen nicht mehr für Pflanzen
verfügbar ist. Die Feinporen sind unter humiden Klimabedingungen praktisch immer
wasserführend. Die Feinporen sind unbelebt.
Bei einem pF-Wert von 4,2 (= -15000 hPa) ist der permanente Welkepunkt (PWP) erreicht
(Wassergehalt, nach dessen Unterschreiten Pflanzen irreversibel welken).
Die Luftkapazität (LK) wird meist in Vol.-% angegeben. Sie bezeichnet den Porenraum, der bei
freiem Wasserabfluss luftgefüllt ist, entspr. Grobporen (terrestrische Böden) oder weiten
Grobporen (hydromorphe Böden), (Matrixpotential >-300 hPa bzw. >-60 hPa).
Die Menge des in den Mittelporen gespeicherten Wassers ist die nutzbare Feldkapazität (nFK).
Sie entspricht dem Potentialbereich zwischen Feldkapazität und permanentem Welkepunkt.
Das in den Feinporen durch die starken Bindungskräfte am Abfließen gehinderte, nicht
pflanzenverfügbare Wasser nennt man auch Totwasser.
Bodenkunde Flüssigphase - 3 -
Abschätzung der nutzbaren Feldkapazität (nFK), angegeben in Vol.-% oder mm (potentiell)
pflanzenverfügbares Wasser
pro Horizont: nFK [mm] = (FK [Vol.-%] -PWP [Vol.-%]) Horizontmächtigkeit [dm]
pro Profil: nFK [mm] = Σ((FK [Vol.-%] -PWP [Vol.-%]) Horizontmächtigkeit [dm])
Berechnungsbeispiele
Horizont Tiefe FK PWP nFK
[cm] Vol.-% [mm]
Sand-Braunerde Ap 0 - 25 14 5 23
Bv1 25 - 55 10 4 18
Bv2 55 - 78 7 4 7
Bv3 78 - 100 7 3 9
Summe 57
Parabraunerde Ah 0- 5 40 12 14
Al 5 - 38 34 8 86
Agl 38 - 55 33 9 41
Bt1 55 - 75 33 18 30
Bt2 75 - 100 36 15 53
Summe 224
Pelosol Ap 0 - 20 37 31 12
P1 20 - 45 40 34 15
P2 45 - 62 39 32 12
P3 62 - 85 39 27 28
P4 85 - 100 38 24 21
Summe 88
Bodenkunde Flüssigphase - 4 -
Wasserbewegung im Boden
Wasser kann sich nur bewegen, wenn ein Gefälle oder Potentialgradient vorhanden ist.
Wasser bewegt sich nur in den Hohlräumen, also Poren, des Bodens. Infolge von Reibungs-
verlusten an der Oberfläche, also der Porenwand, ist Wasserbewegung in kleinen Poren (Röhren)
wesentlich kleiner als in großen Poren. Die Wasserbewegung ist im Idealfall zu berechnen für
Kapillaren/Röhren nach HAGEN-POISEUILLE:
r 4 • π • ∆p
q=
8•η•l
q = Durchflussmenge pro Zeiteinheit, r = Kapillar-(Poren-)radius, ∆p = Druckdifferenz,
η = Viskosität des Wassers, l = Länge der Kapillare (= Fließstrecke); vorausgesetzt wird laminare
Strömung, die im Boden wegen der insgesamt geringen Fließgeschwindigkeit vorliegt, und
Durchgängigkeit oder hohe Kontinuität der Poren.
Da Boden ein Gemisch aus sehr variablen Kapillaren ist (s. Abb. in Gefüge), wird seine
Wasserleitfähigkeit berechnet nach DARCY:
∆Ψ
Q = k•i = k•
∆l
Q = Wassermenge pro Flächen- und Zeiteinheit, k = Wasserleitfähigkeitskoeffizient
[Vol./(Fläche·Zeit)], i = Gradient (dimensionslos), ∆ Ψ = Potentialdifferenz [‘Länge’],
∆ l = Fließstrecke [Länge]. Es liegt eine Volumenflussdichte vor; Kürzung ergibt die Dimension
einer Geschwindigkeit.
gesättigte Wasserbewegung
gesättigte Wasserleitfähigkeit kf, bezogen auf Einheitsgradient (cm Druckdifferenz pro cm
Fließstrecke),
Alle Poren mit Wasser gefüllt (Grundwasser, Stauwasser, zugehörige hydromorphe
Bodentypen: sehr stark vernässter Pseudogley, Gley, Auenböden, Niedermoor, Hochmoor
und Zwischenformen);
antreibender Gradient = hydrostatische Druckdifferenz oder Gravitationspotentialgradient
(∆ Ψ z);
gesättigte und damit schnelle Wasserbewegung nur in weiten Grobporen (>50 µm).
Je grobkörniger ein Boden ist, desto grobporenreicher, desto höher ist die gesättigte
Wasserleitfähigkeit (gesWL); bei lehmigen und tonigen Böden ist der Anteil an Sekundärporen
(= weite Grobporen) entscheidend; auch in Tonbodenhorizonten kann deshalb die gesWL so
groß wie in Sandböden sein.
Bodenart Wasserleitfä
Wasserleitfähigkeit
(cm/sec) (cm/Tag)
Sande ~4 • 10-1 bis ~4 • 10-3 ~3 • 104 bis ~3 • 102
Schluffe ~4 • 10-1 bis ~5 • 10-5 ~3 • 104 bis ~4
Lehme ~4 • 10-1 bis ~1 • 10-5 ~3 • 104 bis ~1
Tone ~4 • 10-1 bis ~1 • 10-7 ~3 • 10-1 bis ~1 • 10-2
Unterbrechung der leitenden Poren, z.B. durch Verdichtung oder Substratwechsel, behindert
oder stoppt Wasserbewegung. Es kommt zum Wasserstau. Für die Profildurchlässigkeit sind
also Querschnitt und Kontinuität der leitenden Poren ausschlaggebend.
Bodenkunde Flüssigphase - 5 -
ungesättigte Wasserbewegung: hat ebenfalls Dimension einer Geschwindigkeit,
ungesättigte Wasserleitfähigkeit (ku) bezeichnet, wenn auf Einheitsgradient (cm Druck-
differenz pro cm Fließstrecke) bezogen,
Teil der Poren mit Luft gefüllt, Matrixpotential <0,
In terrestrischen Böden und oberen Horizonten semi-terrestrischer Böden,
die jeweils weitesten, noch mit Wasser gefüllten Poren bestimmen die ungesWL eines
Bodens beim augenblicklichen Matrixpotential,
entscheidend ist der leitende Querschnitt,
die ungesWL ist entscheidend für die Wasserversorgung der Pflanzen.
Landschaftswasserhaushalt/Bodenwasserhaushalt
langfristig: N = A+V
(Niederschlag = Abfluss + Verdunstung)
dabei ist der Bodenwasservorrat B konstant und typisch für eine bestimmte Klimaregion
(s.(Agrar-)Meteorologie)
kurzfristig (Tage bis 10 Jahre): N = A+V± ∆B
∆B = Bodenwasservorratsänderung
gesteuert durch Bodenwasserhaushalt
Wasserverteilung im Boden abhängig von Bindungsvermögen des Substrats für Wasser, von
Zu- und Abfuhr sowie Bewegungsgeschwindigkeit
Grundwasser = ständig (permanent) vorhandenes, freies Wasser im gesamten Porenraum,
nur Gravitationspotential wirksam; evtl. hydrostatischer Überdruck, dann artesisch
aufsteigend oder austretend
Stauwasser = zeitweilig (temporär) vorhandenes, freies Wasser im gesamten Porenraum, nur
Gravitationspotential
Sickerwasser = das aus Grobporen ausfließende Wasser bei unbehindertem Abfluss
Niederschlag
Evapotranspiration
Jahres-
Jahres-Niederschlagsbilanz
Altbuchenbestand, eben (mm)
Niederschlag 680
Interzeption 150
Stauwasser
Oberflächenwasser 0
Oberflächenwasser Haftwasser (∆
∆B) 30
Haftwasser
Evapotranspiration 400
Sickerwasser 100
kapillarer
Aufstieg Sickerwasser
GWO
Bodenkunde Flüssigphase - 6 -
Elemente des Wasserhaushalts
Infiltration
Eindringen von Wasser in den Boden während oder nach Niederschlag oder Bewässerung,
Gradient abwärts gerichtet, weil unterer Boden trockener bzw. niedrigeres ΨH als
Bodenoberfläche;
meist sehr scharfe Befeuchtungsfront (Übergang von feuchtem zu trockenem Boden bzw.
von mittlerem zu sehr niedrigem Matrixpotential)
deutlicher Einfluss des Gravitationspotentials bestimmt Abwärtsbewegung des Wassers,
Wasseraufnahme zu Beginn der Infiltration am größten = hohe Infiltrationsrate, nimmt mit der
Zeit ab. Wassergehalt θ θ
Sättigungszone
Boden-
tiefe z Übergangszone
Wassergehaltsprofil einer Infiltrationsfront bei Überstau.
Infolge gefangener Luft im Bodeninneren bildet sich an
der Oberfläche eine Sättigungszone aus, die nur sehr
langsam vorrückt. Das Profil von Übergangs- und Transportzone
Befeuchtungszone verändert sich infolge des
Selbstverschärfungseffekts kaum. Die Verlagerung der Befeuchtungs-
Infiltrationsfront bewirkt im wesentlichen eine zone
Ausdehnung der Transportzone. Bei Infiltration ohne
Überstau fehlen Sättigungs- (und Übergangs-)zone.
aus Gisi (1997)
Porendurchmesser uneinheitlich
Äquivalentdurchmesser als Ersatzwert
für Bodenporen
Hartge und Horn (1991) h
Bodenkunde Flüssigphase - 7 -
Wasserstand bei Gleichgewicht
nFKWe
(mm)
∆E
Einfluss des Grundwasserflurab- Lehm 200
Ertrag
∆E
standes in der Hauptvegetationszeit ∆E
(bei Getreide Mai - Juni, bei Ton 140
Hackfrüchten Juni - Sept.) auf den
Sand 75
Ertrag in Abhängigkeit von der
Bodenart
Abb. 5.4-11 aus Sch/Sch (2002)
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5
mittlerer Grundwasserflurabstand (m)
Verdunstung/Transpiration
Verdunstung (Evaporation): Wasserabgabe von der feuchten Bodenoberfläche an die
Atmosphäre oder aus dem Bodeninneren (über dampfförmige Wasserbewegung),
Abgaberate abhängig von Sättigungsdefizit der Atmosphäre;
Transpiration: Wasserabgabe des Bodens über Leitungsbahnsystem der Pflanze; weil
diese größeren leitenden Querschnitt haben als die meisten Bodenporen, ist die
Wasserabgabe schneller als über Boden und aus größerer Tiefe;
Evaporation + Transpiration = Evapotranspiration
Jahresgang
Verlauf abhängig von Niederschlag, Temperatur, Bodenart und/oder Gefüge (Wasserbindung)
und Wasserverbrauch der Pflanzen; Niederschlag und Wasserverbrauch zeigen typische
Jahresgänge mit Variation für verschiedene Jahre;
darstellbar als Ψ m -Verteilung oder als WG-Verteilung
Veränderung des Wassergehalts in einem Bodenprofil (lehmiger Sand, Winterroggen) in
Abhängigkeit von der Zeit (N = Niederschlag pro Tag) aus Sch/Sch (2002)
20
N (mm)
10
0
April Mai Juni
25. 30. 5. 10. 15. 20. 25. 30. 5. 10.
0
Bodentiefe (cm)
20
40 24-28
80
Bodenkunde Flüssigphase - 8 -