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Reglement 51.

019 d

Grundschulung
(GS 07)

Gültig ab 01.01.2007
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Verteiler
Persönliche Exemplare
– Rekruten (abzugeben beim Einrücken in die RS)
– Teilnehmer von Kaderschulen in den LVb
– Berufsmilitär
– Zeitmilitär

Kommandoexemplare
– Stab CdA (5)
– DU CdA (je 10)
– Kdo von Gs Vb, Trp Kö und Einh

Verwaltungsexemplare

II
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

inkraftsetzunG
reglement 51.019 d

Grundschulung

vom 01.01.2007

erlassen gestützt auf Artikel 10 der Organisationsverordnung für das Eidgenössische Departement für
Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (OV-VBS) vom 07.03.2003.

Dieses Reglement tritt auf den 01.01.2007 in Kraft.

Auf den Termin des Inkrafttretens werden alle widersprechenden Vorschriften aufgehoben, besonders
Reglement 51.19 d, f, i, gültig ab 01.06.1996.

Chef der armee

III
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Bemerkungen
Das Grundschulreglement ist ein Einsatzreglement für Soldaten und Gruppenführer aller Waffengat-
tungen. In ihm werden Techniken und Taktiken beschrieben, die beherrscht werden müssen, um in einem
modernen Einsatzumfeld als Soldat, Führer, Trupp oder Gruppe zu bestehen.

Das Grundschulreglement ist in 8 Kapitel gegliedert. Die Kapitel 1–4 dienen der Sinnvermittlung und
dem Aufzeigen von Zusammenhängen. Im Kapitel 5 geht es um das Grundhandwerk des Soldaten, das
diesem ermöglicht, sein Wissen und Können in die Verbandsleistung der Gruppe einzubringen. Kapitel 6
thematisiert das Grundkönnen des Gruppenführers und ermöglicht dem Soldaten, die Führungstätigkeiten
seines Chefs nachzuvollziehen und im Sinn der ganzen Gruppe mitzudenken. Kapitel 7 und 8 beschreiben
die Verbandsleistung der Gruppe und damit das Zusammenspiel aller Einzelleistungen zur Erfüllung eines
Auftrags.

1. Grundhaltungen 3. Einsatzumfeld
2. Verhältnis- und Rechmässigkeit 4. Waffen und ihre Wirkung

7. Grundverhalten von Trupp und Gruppe


8. Waffen und ihre Möglichkeiten

5. 6.
Einsatztechnik Führung
und -taktik der Gruppe
des Einzelnen

Das Grundschulreglement geht davon aus, dass Wissen und Können in einer Gruppe komplementär (sich
gegenseitig ergänzend) vorhanden sein muss, um zusammen Verbandsleistungen zu erbringen: Soldaten
beherrschen Waffen und Geräte, Gruppenführer ihr Führungshandwerk. Erst die Tatsache, dass jedes
Gruppenmitglied seine Stufe beherrscht und sich Chef und Soldaten nicht konkurrenzieren, sondern ergän-
zen, bringt Vertrauen in die Möglichkeit, gemeinsam Erfolg zu haben.

IV
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

inhaltsVerzeiChnis
Seite
1 GrundhaltunGen ................................................................................................1
1.1 EInLEITUnG................................................................................................................................ 1
1.2 GRUnDhALTUnGEn DES SOLDATEn........................................................................................ 1
1.3 GRUnDhALTUnGEn DES GRUPPEnFühRERS .......................................................................... 2

2 Verhältnis- und reChtmässiGkeit..............................................................4


2.1 EInLEITUnG................................................................................................................................ 4
2.2 GRUnDSäTZE FüR DIE AnWEnDUnG VOn ZWAnG ............................................................... 4
2.3 ZWAnGSMASSnAhMEn UnD ZWAnGSMITTEL .................................................................... 6
2.4 EInSATZ- UnD VERhALTEnSREGELn........................................................................................ 8
2.5 MEnSChEnREChTE UnD KRIEGSVöLKERREChT..................................................................... 8

3 einsatzspektrum ..............................................................................................10
3.1 EInLEITUnG.............................................................................................................................. 10
3.2 BEDROhUnG ............................................................................................................................ 10
3.3 MERKMALE ZUM EInSATZUMFELD........................................................................................ 12
3.4 ABC BEDROhUnG .................................................................................................................... 14

4 Waffen und ihre möGliChkeiten................................................................16


4.1 EInLEITUnG.............................................................................................................................. 16
4.2 LEIChTE WAFFEn ..................................................................................................................... 16
4.3 PAnZERABWEhRWAFFEn....................................................................................................... 18
4.4 hAnD- UnD GEWEhRGRAnATEn........................................................................................... 19
4.5 BOGEnSChUSSWAFFEn.......................................................................................................... 20
4.6 SPREnGMITTEL........................................................................................................................ 21
4.7 GEPAnZERTE FAhRZEUGE ....................................................................................................... 22
4.8 FLUGZEUGE UnD hELIKOPTER ................................................................................................ 23

5 GefeChtsteChnik und -taktik des einzelnen .......................................24


5.1 EInLEITUnG.............................................................................................................................. 24
5.2 GRUnDVERhALTEn (KBS)........................................................................................................ 24
5.2.1 Kommunizieren......................................................................................................................... 24
5.2.1.1 horizontale Kommunikation ........................................................................................................................ 25
5.2.1.2 Laterale Kommunikation ............................................................................................................................. 26
5.2.1.3 Vertikale Kommunikation ............................................................................................................................ 27
5.2.2 Bewegen................................................................................................................................... 31
5.2.3 Schiessen ................................................................................................................................. 34
5.2.3.1 Leichte Waffen............................................................................................................................................ 34
5.2.3.2 Irritationskörper / handgranaten ................................................................................................................ 39
5.3 GRUnDTEChnIKEn (OBESChüDIZ) ......................................................................................... 42
5.3.1 Sich orientieren ........................................................................................................................ 42
5.3.2 Beobachten............................................................................................................................... 46
5.3.2.1 Skizzieren..................................................................................................................................................... 46

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Seite
5.3.2.2 Beobachtungstechnik .................................................................................................................................. 48
5.3.3 Sich schützen............................................................................................................................ 53
5.3.3.1 Persönlicher ballistischer Schutz ................................................................................................................ 53
5.3.3.2 Tarnung........................................................................................................................................................ 53
5.3.3.2 Deckung....................................................................................................................................................... 55
5.3.3.3 ABC Schutz .................................................................................................................................................. 56
5.3.3.4 Geheimhaltung ............................................................................................................................................ 57
5.3.4 Distanzen bestimmen............................................................................................................... 58
5.3.5 Ziele bezeichnen....................................................................................................................... 61

6 führunG und einsatz der Gruppe .............................................................65


6.1 EInLEITUnG.............................................................................................................................. 65
6.2 ERFOLGSFAKTOREn................................................................................................................. 65
6.3 FühRUnGSTäTIGKEITEn ......................................................................................................... 68
6.3.1 Führungstätigkeit 1: Ordnen..................................................................................................... 68
6.3.2 Führungstätigkeit 2: Entscheiden............................................................................................. 70
6.3.3 Führungstätigkeit 3: Befehlen .................................................................................................. 72
6.3.4 Führungstätigkeit 4: Steuern.................................................................................................... 75
6.4 VORBEREITUnG DES EInSATZES ............................................................................................ 78
6.4.1 Ausbildung................................................................................................................................ 78
6.4.2 Mentale Vorbereitung .............................................................................................................. 79
6.4.3 Persönliche materielle Vorbereitung........................................................................................ 82

7 GrundVerhalten des trupps / der Gruppe............................................83


7.1 EInLEITUnG.............................................................................................................................. 83
7.2 ORGAnISATIOn DER GRUPPE.................................................................................................. 83
7.3 FORMATIOnEn......................................................................................................................... 84
7.4 GRUnDTEChnIKEn.................................................................................................................. 89
7.4.1 Feuer und Bewegung................................................................................................................ 89
7.4.2 Personenkontrolle..................................................................................................................... 90
7.4.3 Fahrzeugkontrolle ................................................................................................................... 100
7.4.4 Patrouille ................................................................................................................................ 110
7.4.5 Beobachtungsposten.............................................................................................................. 112
7.5 SOFORTAKTIOnSTEChnIKEn ................................................................................................ 115
7.5.1 Prinzipien ................................................................................................................................ 115
7.5.2 Feuerüberfall .......................................................................................................................... 117
7.5.3 Rolle vorwärts ........................................................................................................................ 118
7.5.4 Rolle seitwärts ....................................................................................................................... 119
7.5.5 Rolle rückwärts....................................................................................................................... 120
7.5.6 Bergen eines Verletzten ......................................................................................................... 121
7.6 WEITERE GRUnDVERhALTEn................................................................................................ 122
7.6.1 Reaktion auf heckenschützen ................................................................................................ 122
7.6.2 Reaktion auf Bogenfeuer........................................................................................................ 122

VI
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Seite
7.6.3 Reaktion auf Minen und Fallen .............................................................................................. 123
7.6.4 Verhalten im Minenfeld.......................................................................................................... 123
7.6.5 Feindkontakt in / auf ungepanzerten Fahrzeugen.................................................................. 123
7.6.6 helikoptertransport ................................................................................................................ 127

8 einsatzaufGaBen der Gruppe ...................................................................129


8.1 EInLEITUnG............................................................................................................................ 129
8.2 ChECKPOInT .......................................................................................................................... 130
8.3 nAChRIChTEnBESChAFFUnG .............................................................................................. 132
8.4 GEBäUDEDURChSUChUnG .................................................................................................. 135
8.5 BEGEGnUnGSGEFEChT......................................................................................................... 138
8.6 üBERFALL ............................................................................................................................... 141
8.7 STOSS..................................................................................................................................... 143

anhänGe
1 fOrmelle ausBildunG ..........................................................................................147–172
1 fOrmelle ausBildunG des einzelnen........................................................... 147
1.1 GRUnDSäTZE................................................................................................................. 147
1.2 RUhnSTELLUnG....................................................................................................147–172
1.3 AChTUnGSTELLUnG..................................................................................................... 148
1.4 GEWEhRTRAGARTEn.................................................................................................... 149
1.5 GRUSS............................................................................................................................ 153
1.6 An- UnD ABMELDEn.................................................................................................... 155
1.7 VERhALTEn In KOMMAnDOPOSTEn UnD PERSönLIChEn UnTERKUnFTSRäUMEn 156
1.8 BEFEhLSEMPFAnG ........................................................................................................ 156
2 fOrmelle ausBildunG des VerBandes......................................................... 157
2.1 RUhnSTELLUnG............................................................................................................ 157
2.2 AChTUnGSTELLUnG..................................................................................................... 157
2.3 GRUSS DES VERBAnDES .............................................................................................. 158
2.4 MELDEn VOn VERBänDEn UnD EInRIChTUnGEn .................................................... 159
2.5 BESAMMLUnG.............................................................................................................. 161
2.6 FORMATIOnEn .............................................................................................................. 162
2.7 SChRITTARTEn.............................................................................................................. 167
2.8 BEWEGUnGEn .............................................................................................................. 168
3 BesOndere anlässe.............................................................................................. 171
3.1 InSPEKTIOn................................................................................................................... 171
3.2 DEFILIEREn .................................................................................................................... 172

VII
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2 kleine sChiesslehre sturmGeWehr ...................................................................... 173


3 internatiOnale BuChstaBiertaBelle ................................................................... 174
4 truppenGattunGs- und GradaBzeiChen............................................................. 175
5 hellWerden und einnaChten................................................................................... 176
6 BereitsChaftsGrade ............................................................................................177–178
7 VerkehrsreGelunG................................................................................................179–180
8 prOtOkOll für festnahme / materialBesChlaGnahme................................ 181
9 zelten mit zelteinheit .........................................................................................182–183
10 aBkürzunGen...........................................................................................................184–186
11 stiChWOrtVerzeiChnis ........................................................................................187–191

VIII
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1 GrundhaltunGen

1.1 einleitunG
Soldaten sind keine Automaten, die lediglich mit Drill und Standardverhalten auf einen Einsatz vorbe-
reitet werden können. Soldaten denken und stehen somit immer auch vor der ethischen Frage, etwas zu
tun oder nicht zu tun. Diese Entscheidung kann ihnen niemand abnehmen, auch wenn dies formell oft
geschehen mag. Tief in ihrem Innern erkennen Soldaten immer das grundsätzliche Dilemma zwischen
«nicht töten wollen» und «im schlimmsten aller Fälle töten müssen». Es sind vor allem psychische
Probleme, die Soldaten im Einsatz und im Einsatztraining belasten: Tote, Verwundete, Stressreaktionen,
Verstösse gegen Verhältnis- und Rechtmässigkeit, Konflikte zwischen Mannschaft und Führer.

Das erste Kapitel des Grundschulreglements beschreibt Grundhaltungen von Soldaten und Gruppen-
führer, deren Verinnerlichung es erlauben, zusammen in gegenseitiger Wertschätzung Verbandsleistun-
gen zu erzielen.

1.2 GrundhaltunGen des sOldaten


1 disziplin
Unter Disziplin versteht man den freiwilligen Verzicht auf seine Wünsche und persönlichen Interessen
zu Gunsten der Gruppe. Disziplin entfaltet dann ihre grösste Wirkung, wenn sie mit Initiative und
Selbständigkeit verbunden wird. Disziplin ist trainierbar. Ihre notwendigkeit wird durch die Einsicht
begründet, dass jeder Soldat Verantwortung für das Erreichen des Gruppenziels und für das Erfüllen
des Gruppenauftrags übernehmen muss.

2 ausdauer
Körperliche Fitness und Ausdauer bilden das Grundgerüst für die Fähigkeit, die Belastung des Einsatzes
zu ertragen und in Extremsituationen Leistung zu erbringen. Der Soldat muss bereit sein, über längere
Zeit körperliche Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen und unter widrigsten Bedingungen einen
Auftrag zu erfüllen.

3 können
herausragendes Können an Waffen und Geräten gibt die Sicherheit, einer militärischen Aufgabe
technisch gewachsen zu sein. Diese Motivation ist Voraussetzung für die Einsicht in die notwendigkeit
von Waffen- und Gerätedrill. Mit Drill können technische Einzelleistungen automatisiert / perfektioniert
werden. Dadurch entsteht im Einsatz Freiraum für Initiative und Mitdenken im Gruppenrahmen.

4 mut
Jede Gefahrensituation erzeugt Angst. Mut bedeutet, aus eigenem Antrieb Angst überwinden zu wol-
len und zu können. Er ist Voraussetzung, um in Stresssituationen überhaupt aktiv zu werden. Um mutig
zu sein, muss der Soldat Vertrauen in sein eigenes Können, in dasjenige seiner Kameraden und seiner
Vorgesetzten haben. Er muss an seine körperliche Fitness und Ausrüstung glauben und darauf zählen
können, dass sein militärisches handeln sinnvoll ist und vom Staat getragen wird.

1
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5 stolz
Stolz ergibt sich aus der überzeugung, Leistungen erbringen zu können, die nur nach hartem Training
und nach der überwindung von Angst möglich sind. Stolz ergibt sich aus der Gewissheit, als Soldat
etwas mit Disziplin für die Gemeinschaft zu tun und von dieser die Anerkennung für das Geleistete
erwarten zu dürfen.

1.3 GrundhaltunGen des Gruppenführers


6 Vorbild
Vorbilder sind Menschen, denen Unterstellte freiwillig folgen, weil sie vorangehen. Der Gruppenführer
ist Vorbild und kann das, was er von seinen Soldaten verlangt, vormachen und mit Sinn füllen. Der
Gruppenführer nimmt seine Unterstellten als erwachsene Individuen ernst. Er verlangt von ihnen
aktives Mitdenken und Selbständigkeit. Der Gruppenführer führt nicht mit Bevormundung oder Schikane,
sondern überträgt seinen Unterstellten Verantwortung im Rahmen des Gruppenauftrags.

7 Verbandsleistung
Im Zentrum steht die Gruppe. Der Gruppenführer und seine Soldaten ergänzen sich gegenseitig. Das
Können des Gruppenführers zeigt sich im Verständnis der komplexen Zusammenhänge eines Einsatzes,
im kritischen Urteilsvermögen, in der Kenntnis und Anwendung der Führungstechniken sowie in der
Fähigkeit, den eigenen Verband auf Einsätze hin effizient zu trainieren. In der Führung starke Chefs und

2
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

im technischen handwerk starke Soldaten sind in der Lage, zusammen starke Verbandsleistungen zu
erbringen. So entsteht gegenseitige Wertschätzung für das Können des anderen als Basis für Vertrauen
in die Leistungsbereitschaft der Gruppe.

8 fürsorge
Fürsorge heisst, die Bedürfnisse seiner Unterstellten zu spüren und beste Voraussetzungen für den
Erfolg der ganzen Gruppe zu schaffen. Der Gruppenführer lebt mit seinen Leuten. Er kennt sie in- und
auswendig, kennt ihre Stärken und ihre Schwächen und kann sie so zielgerichtet einsetzen. Vor allem in
Extremsituationen des Einsatzes bedeutet Fürsorge vielfach auch hart zu bleiben, den Forderungen der
Unterstellten nicht nachzugeben und den Verlockungen des einfachsten Wegs zu widerstehen.

9 übersicht
Im Einsatzstress besteht die Kunst der Führung darin, komplexe Situationen rasch zu erfassen und zu
ordnen. Die Fähigkeit, Probleme rasch zu erkennen und zu priorisieren (zu gewichten), vermittelt den
Unterstellten die Sicherheit, dass ihr Chef auch unter Druck überlegt handelt. Soldaten wollen vor allem
in Extremsituationen von Chefs geführt werden, die entscheiden und der ganzen Gruppe eine Richtung
geben.

10 initiative
Initiative in der Führung heisst, eigene, auch unkonventionelle Wege der Problemlösung zu entwickeln
und zu gehen. Initiative Chefs entscheiden statt zu zaudern, informieren statt zu hinterfragen. Sie
vergessen dabei aber nie, im Sinn der Fürsorge Risiko und Sicherheit für die Gruppe gegeneinander
abzuwägen. Initiative Chefs erkennen, dass agieren / aktiv handeln immer besser ist als reagieren /
handeln zu müssen.

3
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

2 Verhältnis- und reChtmässiGkeit


2.1 einleitunG
In modernen Einsätzen hat die Allgegenwärtigkeit der Medien zur Folge, dass alle handlungen von Sol-
daten sofort national und international auf die Verhältnis- und Rechtmässigkeit hin beurteilt werden. Die
öffentliche Meinung geht davon aus, dass in einem System von Befehl und Gehorsam wie in der Armee
jedes handeln eines Soldaten die Absicht aller Vorgesetzten bis hinauf zur Staatsführung widerspiegelt.
Es gilt deshalb das Prinzip: «handle als Soldat immer so, dass du dabei gefilmt oder fotografiert werden
könntest!»

Das zweite Kapitel des Grundschulreglements zeigt auf, dass das handeln von Soldaten in einem rechtlich
abgesteckten Rahmen stattfindet und selbst im Kampf nicht einfach alles erlaubt ist. Moderne Einsätze
sind gekennzeichnet durch die rasche Abfolge von Eskalation (Steigerung der Gewaltanwendung) und
Deeskalation (herunterfahren der Gewaltanwendung). Verhältnismässigkeit ist das Können, Gewalt richtig
zu dosieren und nur soviel anzuwenden wie nötig ist, um eine konkrete Lage zu bereinigen.

2.2 Grundsätze für die anWendunG VOn zWanG


11 armeeauftrag
Die Armee dient der Kriegsverhinderung und trägt zur Erhaltung des Friedens bei. Sie schützt das Land und
seine Bevölkerung. Sie unterstützt die zivilen Behörden bei der Abwehr schwer wiegender Bedrohungen
und bei der Bewältigung von Katastrophen. Grundlage und Schranke ihres handelns sind Bundesverfas-
sung und Gesetz.

12 Beachtung des geltenden rechts


Jeder militärische Auftrag muss unter Beachtung des geltenden Rechts erfüllt werden. Rechtswidrige
Aufträge dürfen weder erteilt noch ausgeführt werden. Im Einsatz ist die Einhaltung der Menschenrechte
und des Kriegsvölkerrechts von herausragender Bedeutung. Die im Einsatz geltenden rechtlichen Auflagen
müssen in jedem Einsatzbefehl aufgeführt werden.

Die wichtigsten Bestimmungen sind in folgenden Dokumenten enthalten:


– Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten
– Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft
– Kriegsvölkerrecht
– Dienstreglement
– Einsatz- und Verhaltensregeln

13 militärische notwendigkeit
Soldaten wenden nur dann Zwang / Gewalt an, wenn Umstände und die aktuell bekannte Lage dies für
die Erfüllung des Auftrages erfordern.

4
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

14 Verhältnismässigkeit
Verhältnismässigkeit bedeutet, dass Zwangs- / Gewaltanwendung
a. zur Wahrung oder herstellung des rechtmässigen Zustands geeignet sein muss;
b. nicht über das hinausgehen darf, was zur Erreichung des verfolgten Zwecks erforderlich ist;
c. nicht zu einem nachteil führen darf, der in einem Missverhältnis zum verfolgten Zweck steht.

15 Grundsätze für verhältnismässiges handeln

a. Ausschöpfung aller gewaltlosen Mittel


Die Armeeangehörigen unternehmen alles, um eine Konfrontation möglichst gewaltlos zu beenden.
Zwangs- / Gewaltanwendung soll nur zum Zug kommen, wenn dies die Einsatzregeln vorsehen und
gewaltlose Mittel nicht zum Ziel führen.

b. Minimale Zwangs- / Gewaltanwendung


Ist Zwangs- / Gewaltanwendung für die Erfüllung eines Auftrages vorgesehen, darf diese nicht über
das absolut notwendige Mass hinausgehen.

c. Schutz von Unbeteiligten


Ist absehbar, dass eine vorgesehene Zwangs- / Gewaltanwendung zu einer Gefährdung oder
Schädigung Dritter führen könnte, die in keinem Verhältnis zum erwarteten Erfolg steht, muss ein
anderes Vorgehen gewählt werden.

d. Stufenweise Verringerung der Zwangs- / Gewaltanwendung


nach jeder Eskalation der Gewalt müssen Massnahmen ins Auge gefasst werden, welche zur Stabili-
sierung der Situation und zur Deeskalation der Gewalt beitragen.

16 Verantwortung
Die Armeeangehörigen sind für die Anwendung von Zwang / Gewalt direkt und persönlich verantwort-
lich. Sie müssen selbst erkennen, wann und unter welchen Umständen Zwangs- / Gewaltanwendung
verhältnismässig und notwendig ist. Sie stellen die Anwendung von Zwang / Gewalt ein, sobald dies die
Auftragserfüllung zulässt.

17 Bedeutung der einsatzbezogenen ausbildung


Im Einsatz kann dem Soldaten sehr wenig Zeit bleiben für die Entscheidung, welche Mittel zum Einsatz
kommen sollen und was deren Auswirkungen auf Dritte sein könnten. Eine einsatzbezogene Ausbildung
muss deshalb die Voraussetzung schaffen, dass der Soldat reflexartig korrekt, immer aber auch verhältnis-
mässig handelt.

Einsatzbezogene Ausbildung umfasst:


a. Kenntnis des modernen Einsatzumfelds;
b. Kenntnis und korrekte praktische Umsetzung der rechtlichen Grundlagen / Einsatzregeln;
c. beherrschen der eingesetzten Waffen und Geräte;
d. Kenntnis der Waffenwirkung und der möglichen Gefährdung von Unbeteiligten;
e. treffen von Schutzvorkehrungen gegen mögliche Gewaltanwendung;
f. Ausbildungs- und Ausrüstungskontrolle vor dem Einsatz;
g. Gesunderhaltung.

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18 konsequenzen bei rechtsverstössen


Die Einhaltung des geltenden Rechts durch Soldaten ist eine Frage der Disziplin und eine wichtige Voraus-
setzung zur erfolgreichen Auftragserfüllung. Verstösse gegen geltende Einsatzregeln und Vorschriften,
auch wenn sie nur durch einen einzelnen Soldaten begangen werden, können schwerwiegende Auswir-
kungen auf eine gesamte militärische Operation haben und deren Erfolg in Frage stellen. Verstösse wer-
den deshalb von Vorgesetzten kompromisslos im Rahmen des Militär- und Disziplinarstrafrechts geahndet.

2.3 zWanGsmassnahmen und zWanGsmittel


19 kompetenzen zur durchsetzung eines auftrags
Zur Erfüllung ihrer Aufträge verfügen Soldaten über die dazu notwendigen Kompetenzen für die Durchset-
zung. Diese beinhalten die Anwendung von Zwangsmassnahmen und den Gebrauch von Zwangsmitteln,
sofern Auftrag und Lage dies erfordern.

Die Kompetenzen werden schriftlich geregelt (Taschenkarte). Diese Tatsache entbindet aber keinen
Armeeangehörigen von der Pflicht, in einer konkreten Einsatzsituation selbst zu entscheiden.

20 Wahl der massnahmen und mittel


Die Wahl von Massnahmen und Mitteln zur Auftragserfüllung stellt hohe Anforderungen an Soldaten und
Kader. Das heutige Einsatzumfeld lässt erwarten, dass gewaltbereite Akteure sich unter friedliche Men-
schen mischen und ihre Gewaltbereitschaft erst kurz vor einem Angriff offen zeigen. Gegenmassnahmen
und Zwangs- / Gewaltanwendung haben nach Möglichkeit nach folgenden vier Grundsätzen zu erfolgen:

Gezielt
Gewaltbereite Akteure werden vor der Zwangs- / Gewaltanwendung klar identifiziert.

Den Umständen angemessen


Es soll nur soviel Zwang / Gewalt angewendet werden wie zur Abwehr der konkreten Gefahr unbedingt
notwendig ist.

Ohne übermässige Gefährdung Dritter


Jeder Armeeangehörige muss sich jederzeit bewusst sein, dass Gewaltanwendung immer auch Dritte
gefährden kann.

Erfolgversprechend
Es soll das Mittel zum Einsatz kommen, das sich für den erfolgreichen Abschluss der Aktion am besten
eignet.

6
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

21 zwangsmassnahmen
Zwangsmassnahmen dienen dazu, eine Gegenseite zu zwingen, von ihrem handeln abzulassen sowie
deren Vorhaben herauszufinden oder zu verunmöglichen.

Zwangsmassnahmen umfassen:
a. Wegweisen und fernhalten;
b. anhalten und Identitätsfeststellung;
c. Befragung;
d. durchsuchen von Personen;
e. kontrollieren von Sachen;
f. Beschlagnahme;
g. vorläufige Festnahme;
h. anwenden von körperlichem Zwang;
i. Waffengebrauch.

22 festnahme
Eine durch Soldaten durchgeführte Festnahme ist immer nur vorläufig. Sie darf nur erfolgen, wenn jemand
a. die Sicherheit der Armee, ihrer Angehörigen, ihres Materials oder von ihr bewachte Objekte gefährdet
und geringere Zwangsmassnahmen nicht genügen;
b. die militärische Ordnung stört und geringere Zwangsmassnahmen nicht genügen;
c. sich oder andere ernsthaft gefährdet;
d. wegen seines Zustands oder Verhaltens in schwerwiegender Weise öffentliches
ärgernis erregt oder die öffentliche Sicherheit und Ordnung ernsthaft stört;
e. eine zivile oder militärische Straftat begangen / versucht hat und auf frischer Tat
ertappt / unmittelbar nach Begehung der Tat angetroffen wird;
f. zur Fahndung ausgeschrieben ist.

Festgenommene Personen dürfen gefesselt werden, wenn sie Widerstand leisten oder wenn Gefahr
besteht, dass sie fliehen, andere Personen angreifen oder sich selber verletzen.

über jede Festnahme ist unverzüglich ein Protokoll aufzunehmen. Dieses enthält mindestens die Perso-
nalien der festgenommenen Personen und allfälliger Auskunftspersonen sowie Grund, Ort und Zeit der
Massnahme. Das Protokoll ist von den festgenommenen Personen zu unterschreiben. Eine Verweigerung
der Unterschrift ist im Protokoll zu vermerken.

Festgenommene Personen sind nach Aufnahme des Protokolls unverzüglich den im Einsatzbefehl bezeich-
neten zuständigen zivilen oder militärischen Polizei- / Untersuchungsorganen zu übergeben. Militär-
personen können auch ihren vorgesetzten Truppenkommandanten übergeben werden.

7
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

23 zwangsmittel
Durch den Einsatz von Zwangsmitteln werden Zwangsmassnahmen in die Tat umgesetzt.

Zwangsmittel können sein:


a. Gespräch;
b. körperlicher Zwang;
c. Zwischenwaffen;
d. Schliessmittel;
e. Schusswaffen;
f. schwere Waffen.

2.4 einsatz- und VerhaltensreGeln


24 einsatzregeln
Einsatzregeln (Rules of engagement; ROE) beziehen sich auf einen konkreten Einsatz und legen detailliert
fest, welche Zwangsmassnahmen und -mittel zur Anwendung kommen dürfen. Sie regeln die Anwen-
dung von Zwang / Gewalt und den Waffeneinsatz abschliessend. Einsatzregeln können während einem
laufenden Einsatz je nach Gewaltanwendung der Gegenseite gelockert oder verschärft werden.

25 Verhaltensregeln
Verhaltensregeln (Rules of behaviour, ROB) enthalten Vorschriften zu Ausrüstung, Verhalten im Einsatz und
zur Sicherheit der Armeeangehörigen. Sie regeln beispielsweise das Verhalten von Soldaten gegenüber
Medienvertretern oder den konkreten Ablauf von Personen- / Fahrzeugkontrollen.

26 taschenkarte
Die Taschenkarte (Pocket card) ist die Zusammenfassung der Einsatz- und Verhaltensregeln für den Sol-
daten im Einsatz. In ihr findet er auch im Einsatzstress einfachen Zugang zu allen Informationen bezüglich
Auftrag, erlaubte Zwangsmassnahmen und Zwangsmittel.

2.5 mensChenreChte und krieGsVölkerreCht


27 Bedeutung von menschenrechten
Menschenrechte haben zum Zweck, jederzeit alle Menschen gegen unrechtmässige übergriffe des Staa-
tes und seiner Organe (Polizei, Armee, Behörden) zu schützen. Ferner beauftragen sie den Staat, Rahmen-
bedingungen zur freien Entfaltung der sich auf seinem Staatsgebiet befindlichen Personen zu schaffen.

28 recht auf leben


Das Recht auf Leben als höchstes Rechtsgut wird durch internationale Konventionen und die Bundesver-
fassung garantiert. Der Grundsatz, dass niemand getötet werden darf, ist nicht anwendbar, wenn jemand
aufgrund einer rechtmässigen Kriegshandlung ums Leben kommt.

8
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Eine Tötung wird nicht als Verletzung des Rechts auf Leben betrachtet, wenn sie durch eine Gewalt-
anwendung verursacht wird, die unbedingt erforderlich ist, um
a. jemanden gegen rechtswidrige Gewalt zu verteidigen (notwehr, notwehrhilfe);
b. jemanden rechtmässig festzunehmen;
c. jemanden an der Flucht zu hindern, dem die Freiheit rechtmässig entzogen ist;
d. einen Aufruhr oder Aufstand rechtmässig niederzuschlagen.

29 Verbot der folter


niemand darf körperlich oder physisch der Folter sowie unmenschlicher, erniedrigender Strafe oder
Behandlung ausgesetzt werden.

30 recht auf freiheit


Jede Person hat das Recht auf Freiheit. Angehörige der Armee dürfen Personen vorläufig festnehmen,
wenn sie gesetzlich ermächtigt sind oder gemäss Einsatzbefehl über die notwendigen Befugnisse ver-
fügen. Für festgenommene Personen gilt bis zum Vorliegen eines gültigen Gerichtsurteils die Unschulds-
vermutung.

31 diskriminierungsverbot
Menschenrechte und Freiheiten sind ohne Diskriminierung zu gewährleisten. So darf niemand nachteilig
behandelt werden wegen des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Rasse, der hautfarbe, der
Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen herkunft,
der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens oder der Geburt.

32 kriegsvölkerrecht
Das Kriegsvölkerrecht (KVR) kommt bei Kampfeinsätzen zur Anwendung. Es ergänzt und überlagert die
Menschenrechte. Das Kriegsvölkerrecht behindert die Erfüllung des rechtmässigen militärischen Auftrags
nicht, beschränkt aber die Anwendung militärischer Gewalt zwischen Staaten sowie staatlichen oder
nicht-staatlichen Konfliktparteien.

Das Kriegsvölkerrecht soll


a. Kämpfende vor unnötiger Grausamkeit schützen;
b. Unbeteiligte, Wehrlose sowie zivile Objekte vor den Auswirkungen militärischer Gewalt bewahren;
c. Grundrechte von Gefangenen und Internierten sichern;
d. die Rückkehr zum Frieden erleichtern.

33 umsetzung im einsatz
Die Angehörigen der Armee respektieren im Einsatz Regeln und Prinzipen der Menschenrechte und des
Kriegsvölkerrechts. Sie intervenieren, sofern es die Situation zulässt, damit Ausschreitungen gestoppt
werden können und melden die Urheber von Rechtsverletzungen möglichst rasch an ihre Vorgesetzten.

Die Vorgesetzten überwachen im Einsatz die Einhaltung der Menschenrechte und des Kriegsvölkerrechts.
Sie erteilen keine Aufträge, welche die menschliche Würde verletzen können, integrieren die Kenntnisse
über Regeln und Prinzipen der Menschenrechte und des Kriegsvölkerrechts in die Ausbildung und berück-
sichtigen deren Einhaltung in der Führung von Einsätzen.

9
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

3 einsatzumfeld
3.1 einleitunG
Die Schweiz ist politisch und wirtschaftlich Teil der westlichen Gesellschaft. Globalisierung (Vernetzung
aller Bereiche) und Multikulturalität (Zusammenleben von Menschen verschiedenster herkunft auf engs-
tem Raum) machen die Welt zum grossen Dorf. Was die westliche Welt bedroht, bedroht auch uns. Wir
sind ebenso verletzlich wie die gesamte westliche Gesellschaft.

Das Einsatzumfeld war noch nie so greifbar wie heute. Während früher Bedrohungsbilder aus Regle-
menten abgeleitet werden mussten, genügt es heute, sich täglich die Informationssendungen am Fern-
seher anzusehen. Was früher nur von Experten erklärt werden konnte, ist heute für jedermann leicht
zugänglich.

Das dritte Kapitel des Grundschulreglements fasst die Grundzüge und Merkmale der heutigen Bedrohung
zusammen und zeigt auf, in welchem Einsatzumfeld sich moderne Armeen bewegen.

3.2 BedrOhunG
34 Veränderung des kriegsbildes
Bis 1945 fanden kriegerische Auseinandersetzungen primär zwischen einzelnen Staaten statt. Beide
Kontrahenten setzten dafür Soldaten ein, die Uniform trugen und sich somit klar als Angehörige einer
regulären Armee zu erkennen gaben. Ziel solcher meistens mit schweren Mitteln (Panzer, Artillerie)
geführten Auseinandersetzungen war die Eroberung des feindlichen oder die Verteidigung des eigenen
Territoriums. Wer eine Landesgrenze gewaltsam überschritt war Gegner und wurde mit der Armee
bekämpft.

In modernen Kriegen ist das nur noch selten so: Konflikte werden heute nicht mehr primär zwischen
Staaten geführt, sondern spielen sich oft im Staat selbst ab. Die moderne Gegenseite kümmert sich
nicht mehr um Staatsgrenzen und trägt nicht mehr die Uniform einer regulären Armee. Ihr Ziel ist nicht
mehr die Eroberung eines Territoriums, sondern das Einschüchtern und die Kontrolle der Bevölkerung. Es
genügt, wenige Taten in die Realität umzusetzen, um dann mit Drohung Angst zu erzeugen (Terror). Die
moderne Gegenseite braucht den Staat nicht mehr, um sich zu organisieren. Drogenhandel, Prostitution
und dergleichen haben die Rolle des Geldgebers übernommen. In diesem Umfeld gibt es keine Möglich-
keit mehr, Krieg und Verbrechen zu trennen.

35 «pilzgegner»
In einem Krieg mit den konventionellen (normalen) Mitteln von Armeen war es möglich, Bewegungen
des Gegners auf einer horizontalen Zeitebene zu erfassen. Eine genügend grosse Vorwarnzeit ver-
schaffte die Möglichkeit, sich mit gezielten Massnahmen auf eine Konfrontation vorzubereiten (Kampf-
vorbereitungen). Ein Aggressor musste seine komplexe Logistik (z B Material, Munition, Treibstoff)
auf denselben Wegen nachführen, auf denen sich auch sein Angriff bewegte. Damit entstanden für
den Verteidiger Chancen, die Durchaltefähigkeit eines Gegners zu erschweren und diesen gezielt zu
schwächen.

10
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Die moderne Gegenseite operiert vollständig anders. Sie nutzt den bereits bestehenden Boden einer
global vernetzten und multikulturell gemischten Gesellschaft aus, um auf diesem ihre Logistik unerkannt
und inmitten der Zivilbevölkerung aufzubauen.

Auf diesem vorbereiteten Terrain finden Aktionen der Gegenseite statt: Wann sie will, wo sie will, wie
sie will, mit wem sie will, wie lange sie will. Ihr Vorhaben ist erst im Moment der Ausführung erkennbar.
Strassenunruhen, Erpressung, Attentate, Einschüchterungen und terroristische Anschläge sind nur
einige Beispiele für ihr konkretes Wirken. Täter und diejenigen, welche die Basis für die konkrete Tat
geschaffen haben, kennen sich oft nicht. Moderne Gegenseiten operieren somit wie Pilze, die auf dem
fruchtbaren Boden von modernen Gesellschaften unerwartet emporschiessen (vergleiche Skizze unten).
So entstehen rechtsfreie Räume, die sich der Kontrolle des Staates weitgehend entziehen.

36 stabilisieren als hauptaufgabe


War es früher möglich, die Aufgaben von Armee und Polizei klar zu trennen, die Armee gegen einen das
Territorium angreifenden Gegner (Krieg) und die Polizei gegen Vergehen gegen die Ordnung im Innern
eines Staates (Verbrechen) einzusetzen, so wird es heute nötig, die Krisenbewältigungsinstrumente des
Staates je nach Bedrohung immer wieder neu zu bündeln. Damit kommt es zu einer je nach Lage durch
die Politik zu definierenden Kooperation (Zusammenarbeit) zwischen den Ordnungskräften.

Die Armee wird dann eingesetzt, wenn nur noch ihre Gewaltmittel die Lösung eines Konfliktes
herbei führen können. Es geht in modernen Konflikten darum, in klar definierten Räumen Stabilität zu
garantieren oder wieder herzustellen. Um im Konzert aller Krisenbewältiger mitzuspielen, braucht eine
moderne Armee Soldaten und Verbände, die alle Techniken und Taktiken des Kämpfens und Schützens
beherrschen und verstehen, dass der fliessende übergang von Schutz zu Kampf und umgekehrt zur
Regel geworden ist.

11
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

3.3 merkmale zum einsatzumfeld


37 Chaos statt lineare eskalation der Gewalt
Moderne Konflikte sind gekennzeichnet durch das neben- und Miteinander von symmetrischen (gleichen,
zum Beispiel Panzer gegen Panzer, Panzerfaust gegen Panzer) und asymmetrischen (ungleichen, zum
Beispiel Steine gegen Panzer, Flugzeuge gegen Wolkenkratzer) Vorgehensweisen. Der asymmetrischen
Vorgehensweise kommt eine zunehmend grössere Bedeutung zu, weil sie auch einer materiell unterle-
genen Gegenseite die Möglichkeit gibt, Widerstand zu leisten oder wirkungsvoll anzugreifen, um ihre
Interessen durchzusetzen und auf sich aufmerksam zu machen.

Die undurchsichtige Abfolge von Eskalation (hochfahren der Gewalt) und Deeskalation (herunterfahren
der Gewalt) und das nebeneinander von lokalen, scheinbar unzusammenhängenden Gewaltausbrüchen
aus verschiedenen Richtungen vermitteln ein Bild der Unübersichtlichkeit. Verstärkt wird dieses durch
den oft überraschenden übergang von der Routine zur Krisensituation. Das Erkennen von Strukturen der
Gegenseite ist deshalb so schwierig, weil es klare Strukturen oft gar nicht gibt.

kämpfen
Eskalation
(Bsp Schusswechsel mit
Deeskalation einem Heckenschützen)
(Bsp wegweisen
von Schaulustigen)

schützen
38 Gleichzeitiger einsatz von krisenbewältigungsinstrumenten
Militär, zivile Sicherheits- (Polizei) und Rettungskräfte (Feuerwehr, Zivilschutz, Sanität) und weitere
hilfsorganisationen aller Art kommen vielfach alle gleichzeitig zum Einsatz. Die Zusammenarbeit muss
koordiniert und geschult werden. Für die zivilen wie militärischen Einsatzkräfte ist der übergang von
subsidiären (unterstützenden) Einsätzen hin zu Aufträgen in räumlicher Eigenverantwortung fliessend.
Ob in einem Raum die Armee oder zivile Partner die Einsatzverantwortung tragen, ist immer ein poli-
tischer Entscheid.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

39 Vielzahl von akteuren


Die Vorstellung eines klar durch Uniform gezeichneten Gegners ist einer Vielzahl von undurchsichtigen
Akteuren aller Schattierungen gewichen (Gegenseite). Diese können sich mit der Zivilbevölkerung
vermischen oder gar darin untertauchen. Die Gegenseite kann sich passiv verhalten, aktiv bewaffnet
am Konflikt teilnehmen oder den Zustand der Rechtlosigkeit für ihre Interessen ausnützen. Es wird für
den Soldaten immer schwieriger, in diesem Umfeld Freund und Feind auseinander zu halten.

Der übergang von Schutz- zu Kampfaufgaben ist fliessend: Eine Patrouille kann durch ein Begegnungs-
gefecht zum Kampf gezwungen werden. Ein Checkpoint kann jederzeit zur Sperre werden. Der übergang
von der Gegenseite zum Gegner kann in Sekunden erfolgen. Wer auf mich schiesst oder Kameraden
töten will, wird zum Gegner. Kontrollieren und vernichten erscheinen vor diesen hintergrund als ver-
schiedene Aggregatszustände desselben Einsatzes.

Checkpoint Sperre

Patrouille Begegnungs-
gefecht

Gegenseite Gegner

kontrollieren vernichten

40 einbezug der zivilbevölkerung


Wegen der stetigen Verstädterung und dem raschen Anwachsen der Agglomerationen ist es unabwend-
bar, dass militärische Konflikte mitten unter der Zivilbevölkerung ausgetragen werden müssen. Gerade
diese Ballungszentren sind auch das Ziel einer Gegenseite / eines Gegners. Die Zivilbevölkerung wird
zunehmend Ziel der Gegenseite, sei es, um den Widerstandswillen der Bevölkerung, der Sicherheitskräfte
oder der Behörden zu brechen, um sich Gehör und Beachtung zu verschaffen oder um Forderungen durch-
zusetzen.

Für den Soldaten entsteht somit das Problem, Gewalt verhältnismässig und mit dem nötigen Gefühl für
Rechtmässigkeit einzusetzen. Die psychische Belastung des Soldaten in modernen Einsätzen ist gerade
deshalb enorm.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

41 allgegenwärtigkeit der medien


Die Medien ermöglichen der öffentlichkeit eine scheinbar unmittelbare Teilnahme an den Geschehnissen,
geben aber in Realität nur subjektiv ausgewählte und somit aus dem Gesamtzusammenhang herausgeris-
sene Teilaspekte wieder. Die Meinungsbildung und die Reaktion der öffentlichkeit bestimmen den Verlauf
eines Konfliktes prägend mit. negative Reaktionen können sein: Proteste, Plünderungen, Bildung von
Bürgerwehren, Selbstjustiz, Flucht oder Abgleiten in Fatalismus (Schicksalsgläubigkeit).

Das Verhalten der Soldaten und die Resultate militärischer Einsätze erlangen durch die Allgegenwärtigkeit
der Medien besondere Aufmerksamkeit. Besonders Verhältnis- und Rechtmässigkeit des handelns werden
dauernd kritisch beurteilt. Das handeln jedes einzelnen Soldaten gewinnt so enorme Bedeutung und wird
sofort mit dem Wollen des Staates gleichgesetzt, dessen Uniform er trägt.

3.4 aBC BedrOhunG


42 Bedeutung der aBC Bedrohung
Trotz Abrüstung bleiben die Gefahren durch Massenvernichtungsmittel bestehen. Im biologischen und
chemischen Bereich sind heute auch kleinere Staaten und nichtstaatliche terroristische Organisationen in
der Lage, entsprechende Mittel zu entwickeln und einzusetzen. Konventionelle Sprengkörper können mit
radioaktivem Material ergänzt werden.

43 atomwaffen
Atomwaffen unterschiedlicher Grösse / Kaliber können mit Flugzeugen, Flugkörpern und Artilleriege-
schützen eingesetzt werden. Bei der Explosion einer Atomwaffe unterscheidet man zwischen Momentan-
und Spätwirkungen.

Momentanwirkungen:
– Blendung, Verbrennungen und Brände durch Lichtblitz und Wärmestrahlung;
– Zerstörung von Einrichtungen, Material und Geräten durch die Druckwelle;
– Strahlenschäden durch die Strahlendusche;
– Beschädigung oder Zerstörung von elektrischen und elektronischen Geräten durch den nuklearen,
elektromagnetischen Impuls (nEMP).

Spätwirkungen:
– Verstrahlung von Gelände und ungeschütztem Material durch radioaktiven Ausfall;
– Verstrahlung von ungeschützten Personen durch radioaktiven Ausfall.

44 Biologische Waffen
Der Einsatz von B-Waffen kann auf drei verschiedene Arten erfolgen:
a. in Form von Aerosolpartikeln über die Atmosphäre mit Mehrfachraketenwerfern, Artillerie, Raketen,
Lenkwaffen und Flugzeugen (durch Absprühen oder Abwurf von Bomben);
b. als Krankheitserreger, die via Vektoren (vorzugsweise Insekten) übertragen werden;
c. mittels kontaminierter (mit radioaktiven Stoffen verseuchten) oder vergifteter Lebensmittel.

Die vielen möglichen Agenzien (Wirkstoffe) führen zu mannigfaltigen Wirkungen. Primäres Ziel ist es,
eine grosse Anzahl von Erkrankungen bei Menschen, Tieren oder Pflanzen herbeizuführen und damit die

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

betroffene Gesellschaft nachhaltig zu schwächen. Bedrohung und Gefahr gehen von Krankheitserregern
(z B Bakterien, Pilze, Viren) oder Toxinen (z B Botulinustoxin) aus, die entweder vorsätzlich und in übler Ab-
sicht zu kriegerischen oder terroristischen Zwecken eingesetzt werden oder natürlicherweise als Epidemie
(zeitlich beschränkte / örtlich begrenzte Seuche) oder Pandemie (Epidemie grossen Ausmasses) auftreten.

45 Chemische Waffen
C-Kampfstoffe werden mit Mehrfachraketenwerfern, Artillerie, Raketen, Lenkwaffen und Flugzeugen
(durch Absprühen oder Abwurf von Bomben) eingesetzt. Der Einsatz kann flüchtig (dampfförmig) oder
sesshaft (flüssig) erfolgen. Bei sesshaftem Einsatz entsteht eine Geländekontamination.

Der flüchtige Kampfstoff wirkt vor allem über die Atemwege, der sesshafte Kampfstoff vor allem auf und
über die ungeschützte haut. Die beiden wichtigsten Kampfstoffe sind nervengifte (Kampfstoffnachweis-
papier verfärbt sich gelb oder dunkelgrün) und hautgifte (Kampfstoffnachweispapier verfärbt sich rot).

46 industrielle schadstoffe (rOta: release Other than attack)


Gefährliche Stoffe, die industriell verwendet werden, können infolge von Unfällen, Angriffen auf Industrie-
anlagen oder mit terroristischer Absicht freigesetzt werden. Falls giftige Gase entweichen, schützen
zusätzliche Mehrbereichs-Schutzfilter zur Schutzmaske vor Vergiftungen durch Einatmen.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

4 Waffen und ihre möGliChkeiten


4.1 einleitunG
In den letzten 100 Jahren haben sich Einsatz und Möglichkeiten von Waffen verändert. Im ersten und
zweiten Weltkrieg kamen mehrheitlich grosskalibrige Waffen und Massenvernichtungswaffen zum Einsatz
mit dem Ziel, den Gegner grossflächig und möglichst rasch zu töten. Im Vietnamkrieg wurde mit der
Einführung kleinkalibriger Schusswaffen mit grosser Munitionskapazität mehr Wert auf die Beweglichkeit
des Einzelkämpfers und die Verwundung des Gegners gelegt, da ein Verwundeter immer mehrere Leute
bindet, die dann nicht an Kampfhandlungen teilnehmen können.

In neuester Zeit kommen vermehrt Präzisionswaffen zum Einsatz, die es ermöglichen, gegnerische
Schlüsselziele effizient und möglicht ohne Schädigung von an Kriegshandlungen unbeteiligten Personen
zu vernichten. Die Zukunft gehört Waffen, die mit letaler (tödlicher) oder nicht letaler (nicht tödlicher)
Wirkung eingesetzt werden können. Mit ihnen wird man versuchen, die letzte Lücke in der Palette der
verhältnismässig angewandten Zwangsmittel zu schliessen.

Das vierte Kapitel des Grundschulreglements beschreibt Möglichkeiten und Wirkung jener Waffen /
Geräte, die auf Stufe Gruppe zum Einsatz kommen und die jeder Soldat kennen muss, um das Zusammen-
wirken aller Kräfte in der Gruppe zu verstehen.

4.2 leiChte Waffen


47 sturmgewehr
Das Sturmgewehr ist die hauptbewaffnung des Einzelkämpfers und eignet sich für das Bekämpfen von
Zielen auf Distanzen bis 200 Meter. Seine handlichkeit ermöglicht dem Schützen eine hohe Beweglichkeit
mit dem Vorteil des schnellen Anschlagens und einer raschen Feuereröffnung. Die hohe Präzision des
Sturmgewehrs erlaubt es einem geübten Schützen, sichtbare Ziele mit grosser Wahrscheinlichkeit zu
treffen. Im nahkampfbereich kann das Sturmgewehr als Zwischenwaffe für Schläge mit weniger letaler
Wirkung sowie mit aufgesetztem Bajonett für hiebe und Stiche eingesetzt werden.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

48 sturmgewehr mit zielfernrohr


Das Sturmgewehr mit Zielfernrohr wird von speziell ausgebildeten Schützen bedient und eignet sich für
das Bekämpfen von Zielen auf Distanzen bis 600 Meter. Das Zielfernrohr ermöglicht es, von blossem Auge
unsichtbare Ziele, kleine Ziele wie Schiessscharten und Fahrzeugluken sowie Ziele, die sich ausserhalb
der Reichweite des Sturmgewehres befinden, zu bekämpfen. Der Schütze bekämpft selbständig oder
durch den Truppchef / Gruppenführer bezeichneten Gegner oder von diesem eingesetztes Material mit
dem Ziel, unsere eigenen Aktionen zu erleichtern.

49 leichtes maschinengewehr
Das leichte Maschinengewehr wird von speziell ausgebildeten Schützen bedient und eignet sich für das
Bekämpfen von Zielen auf Distanzen bis 500 Meter. Die Anschlagsarten sind mit denjenigen des Sturm-
gewehrs identisch. Das höhere Gewicht der Waffe erschwert jedoch die Beweglichkeit des Schützen mit
der Konsequenz einer verzögerten Feuereröffnung. Die Effizienz der Waffe liegt in der Feuerdichte, die
durch die hohe Munitionskapazität und Schusskadenz erzielt wird. Das leichte Maschinengewehr erhöht
die Selbständigkeit des Trupps im Angriff.

50 mittleres maschinengewehr
Das mittlere Maschinengewehr dient primär als Bewaffnung zum Selbstschutz von Fahrzeugen. Im
abgesessenen infanteristischen Einsatz wird es durch einen Trupp von zwei bis drei Mann bedient und
eignet sich für das Bekämpfen von Zielen auf Distanzen bis 800 Meter. Das mittlere Maschinengewehr
ermöglicht eine effiziente Feuerunterstützung sowie das Sperren eines Geländeabschnitts durch Feuer
während einer bestimmten Zeit.

51 schweres maschinengewehr
Das schwere Maschinengewehr ist primär die Bewaffnung von Fahrzeugen und eignet sich für das
Bekämpfen von Zielen auf Distanzen bis 1000 Meter. Die Wirkung ist besonders beim Bekämpfen eines
eingegrabenen Gegners durch das Verschiessen von Panzer- Sprengmunition sehr effizient. nebst der
hohen Wirkung im Ziel hat das schwere Maschinengewehr eine grosse psychologische Wirkung auf den
Gegner.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

52 pistole
Die Pistole ist die hauptbewaffnung von Kadern sowie die Zweitwaffe von Spezialisten. Die Stärken der
Pistole sind handlichkeit, leichtes Mitführen und Effizienz im nahkampfbereich. Der Einsatz beschränkt
sich primär auf sehr kurze Distanzen wie sie beim Kampf in engen Räumen typisch sind. Durch die geringe
Munitionskapazität und ihre niedrige Durchschlagsleistung sollte die Pistole nicht als Kampf- sondern
primär als Selbstverteidigungsmittel eingesetzt werden.

4.3 panzeraBWehrWaffen
53 panzerfaust
Die Panzerfaust ist eine tragbare, rückstossfreie Einmann-Panzerabwehrwaffe. Sie besteht aus einer wie-
der verwendbaren Zielvorrichtung und einem einmal verwendbaren Abschussrohr mit hohlladungspatrone.
Die Einsatzdistanz beträgt 15–200 Meter bei fahrenden / 15–250 Meter bei stehenden Zielen. Die hohl-
ladungspatrone wird primär gegen gepanzerte Fahrzeuge, sekundär gegen nicht gepanzerte Fahrzeuge
und gegen verschanzten Gegner eingesetzt. Um die Treffererwartung zu erhöhen, sollten zu bekämpfende
Fahrzeuge durch Minen, hindernisse oder Feuer gebremst werden.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

54 panzerabwehrlenkwaffe
Panzerabwehrlenkwaffen werden von Spezialisten eingesetzt. Die Reichweite unterscheidet sich je nach
Typ und liegt zwischen 800 bis 3700 Metern. Die Gefechtsköpfe der Lenkwaffen sind mit hohlladungen
versehen, die alle herkömmlichen Panzerungen von Kampffahrzeugen durchschlagen können. Lenkwaffen
sind in der Regel drahtgesteuert und können deshalb bis zum Einschlagen im Ziel durch den Schützen
korrigiert werden. Die Zielauswahl ist identisch mit denen der Panzerfaust, kann jedoch im Ausnahmefall
um anfliegende helikopter ergänzt werden.

4.4 hand- und GeWehrGranaten


55 defensive handgranate
Die handgranate ist eine defensive Waffe in Form eines Wurfkörpers, der vom Einzelkämpfer innerhalb
seiner persönlichen Wurfdistanz eingesetzt wird. Sie ist mit einer Vielzahl von Splittern ausgerüstet und
dient primär zum Bekämpfen eines in Deckung gegangenen Gegners. Da der Splitterradius grösser ist als
die Wurfreichweite des Werfers, wird die handgranate grundsätzlich von einer Deckung in eine Deckung
geworfen.

56 Offensive handgranate
Die Explosivhandgranate ist eine offensive Waffe in Form eines Wurfkörpers, der vom Einzelkämpfer
innerhalb seiner persönlichen Wurfdistanz eingesetzt wird. Die offensive handgranate erzeugt keine
Splitter. Ihre Wirkung beschränkt sich auf Detonation und Druckwelle. Die offensive handgranate wird
primär in Angriffsaktionen eingesetzt, wo sich dem Werfer nur schlechte Deckungen bieten. Jeder Wurf
wird grundsätzlich durch eigenes Feuer abgedeckt.

57 irritationskörper
Der Irritationskörper ist eine nicht letale (nicht tödliche) Waffe in Form eines Wurfkörpers, der vom
Einzelkämpfer innerhalb seiner persönlichen Wurfdistanz eingesetzt wird. Der Irritationskörper erzeugt
eine Detonation, einen Lichtblitz sowie überdruck. Dadurch werden die Sinne der Personen, die sich in der
nähe der Detonation befinden, während 1 bis 2 Sekunden überlastet, was zu einer Desorientierung führt.
Der Einsatz des Irritationskörpers eignet sich besonders in geschlossenen Räumen.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

58 Granatwerfer des sturmgewehrs


Der Granatwerfer ist eine am Sturmgewehr angebrachte Einzelschusswaffe. Er ermöglicht das Verschiessen
einer Vielzahl an Granattypen wie Splittergranaten, Blitzknallgranaten, Beleuchtungsgranaten. Der Einsatz
erfolgt primär im Direktschuss bis 100 Meter sowie, in Verbindung mit einer speziellen Visiervorrichtung,
im Bogenschuss bis 400 Meter. Der Granatwerfer ermöglicht es dem Schützen, einen Gegner in Deckung
auf eine Distanz ausserhalb der handgranatenwurfdistanz zu bekämpfen.

4.5 BOGensChussWaffen
59 leichter Werfer (60 mm)
Der leichte Werfer wird zur Beleuchtung des Waffeneinsatzes bei nacht eingesetzt. Er hat eine Einsatzdis-
tanz von 250 bis 1000 Meter. Das Leuchtgeschoss stösst einen Leuchtkörper aus, der an einem Fallschirm
nieder schwebt und während 30 Sekunden eine Fläche von rund 250 Meter Durchmesser beleuchtet. Bei
speziellen Formationen kann der leichte Werfer auch zum Verschiessen von Splittergranaten verwendet
werden.

60 mittlerer Werfer (81 mm)


Beim Feuer des mittleren Werfers steht die psychologische Wirkung auf Gegner (Verunsicherung) und
eigene Truppen (Gefühl der Stärke) im Vordergrund. Die Feuereinheit ist der Minenwerferzug mit 4
Geschützen, einer Einsatzdistanz von 500 bis 5000 Meter mit Splitterwirkung auf einer Fläche von 80 x
80 Meter. Um das Feuer ins Ziel zu bringen, muss dieses im Zielgelände durch einen Beobachter geleitet
werden.

20
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

4.6 sprenGmittel
61 panzerabwehrminen
Die Panzerabwehrmine erlaubt es, eigene Kampfstellungen rasch zu verstärken. Sie wird ausgelöst beim
überfahren mit einer Metallstruktur und ist sehr wirkungsvoll gegen sämtliche Arten von Fahrzeugen. Die
Panzerabwehrmine wird vorzugsweise im Verbund mit anderen Panzerabwehrwaffen und Sprengmitteln
eingesetzt.

62 richtladungen
Richtladungen sind direkt gerichtete Ladungen und werden von hand analog einer Waffe eingerichtet.
Das Auslösen der Richtladung erfolgt durch einen Beobachter mittels Schlauchzündung. Die Richtladung
„leicht“ wird primär gegen gegnerische Einzel- und Gruppenziele bis auf eine Distanz von 50 Meter ein-
gesetzt. Die Richtladung „schwer“ kann auch gegen ungepanzerte Fahrzeuge bis auf eine Distanz von
150 Meter eingesetzt werden. Richtladungen haben je nach Typ einen Wirkungsbereich von 2–4 Meter
in der höhe und 50–100 Meter in der Breite.

63 trichtersprengladungen
Die Trichtersprengladung besteht aus der hohlladung und der Trichterladung. Mit der hohlladung wird
ein Sprengloch von rund 3 Meter Tiefe gesprengt. Die Trichterladung wir anschliessend in das Sprengloch
gefüllt und gezündet, wodurch ein Krater mit einer Tiefe und einem Durchmesser von mehreren Metern
entsteht. Die Trichtersprengladung erlaubt es, Strassen und Brückenwiderlager innert kürzester Zeit
unpassierbar zu machen.

64 improvisierte ladungen
Zu den improvisierten Ladungen zählen Sprengrohr, geballte und gestreckte Ladung sowie Zerstö-
rungssprengungen. Improvisierte Ladungen dienen dazu, gegnerische hindernisse zu beseitigen sowie
öffnungen und Durchgänge zu sprengen. Der Einsatz wird durch ausgebildete Spezialisten durchgeführt.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

4.7 Gepanzerte fahrzeuGe


65 stärken von gepanzerten fahrzeugen
Die Stärken von gepanzerten Fahrzeugen sind:
– Geschwindigkeit;
– Schutz;
– Feuerkraft.

Gepanzerte Fahrzeuge wirken allein schon durch ihre Erscheinung (Grösse, Gewicht) und haben so Abhalte-
wirkung (Show of force). Geschwindigkeit und Schutz erlauben es, Truppen in gepanzerten Fahrzeugen
splitter- und minengeschützt zu transportieren und somit rasch und zeitgerecht Schwergewichte im Einsatz
zu bilden. Mit aufgesessenen motorisierten Patrouillen können im Einsatzgelände nachrichten beschafft
werden.

Die Feuerkraft von gepanzerten Fahrzeugen (Kampfpanzer, Schützenpanzer, Panzerhaubitzen) ermöglicht


es, im Flach- und Bogenschuss den Einsatz auf allen Stufen effizient zu unterstützen. Die hohe Präzisi-
on von Panzerkanonen vom Kaliber 30–120 Millimeter erlaubt es, im modernen Einsatzumfeld bei Tag
und nacht Punktziele zu zerstören oder einen Angriff für einen raschen Stoss in die Tiefe vorzubereiten
(Schockwirkung).

Mit den Panzerkanonen können gegnerische Kampffahrzeuge vernichtet werden. Mit Artilleriegeschützen
des Kalibers 155 Millimeter können im Bogenschuss bis auf 30 Kilometer Streufeuer von 400x400 Meter
mit Kanistergeschossen oder Stahlgranaten geschossen werden.

66 schwächen von gepanzerten fahrzeugen


Die Schwächen von gepanzerten Fahrzeugen sind:
– Grosser Aufwand für nachschub und Instandhaltung;
– Schuss- und sichttoter Raum im engsten Umkreis des Fahrzeugs.

Gepanzerte können sich wegen ihrer Masse kaum der Sicht entziehen und sind wegen der grossen Wär-
meabstrahlung auch nachts leicht erkennbar (Wärmebildgerät). Sie bilden darum vor allem im modernen
Umfeld für eine Panzerabwehrwaffe besitzende Gegenseite leicht verwundbare und enorm medienwirk-

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

same Ziele. Gepanzerte Fahrzeuge können für die Besatzung leicht zum «stählernen Sarg» werden, wenn
es darum geht, dieses unter Beschuss verlassen zu müssen.

Die beschränkte Sicht aus dem Fahrzeug bei geschlossenen Luken ermöglicht es einer Gegenseite, im
engsten Radius des Fahrzeugs zu agieren, ohne von der Besatzung erkannt zu werden. Dies und vor allem
die Tatsache, dass auch die Bordwaffen (mittlere und schwere Maschinengewehre) in diesem engsten Ra-
dius nicht eingesetzt werden können, erhöht das Gefühl des Gefangenseins für die Besatzung. Gepanzerte
Fahrzeuge sind Träger einer Vielzahl von technischen Geräten, was deren Verwundbarkeit und Wartungs-
anfälligkeit erhöht.

4.8 fluGzeuGe und helikOpter


67 merkmale von flugzeugen
Flugzeuge zeichnen sich durch grosse Reichweite, Beweglichkeit, Feuerkraft und überraschungsvermögen
aus. Sie erzielen eine hohe Wirkung, indem sie andere / feindliche Flugzeuge in unserem Luftraum beglei-
ten oder aus diesem fernhalten können.

68 lufttransporte mit helikoptern


Lufttransportmittel sind dank ihrer Transportkapazität und nachteinsatzfähigkeit geeignet, die rasche
Verlagerung von Schwergewichten mit Truppen und Versorgungsgütern über grössere Distanzen und un-
abhängig vom Zustand von Strasse und Schiene sicherzustellen. Schlechte Witterungsverhältnisse können
einen Lufttransporteinsatz einschränken.
helikopter übernehmen den Transport von Versorgungsgütern, Waffen, Truppen und Patienten in Einsatz- /
Kampfräumen. Sie können Teillasten von bis zu 3 Tonnen transportieren.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5 GefeChtsteChnik und -taktik des einzelnen


5.1 einleitunG
Der Rucksack eines Soldaten ist sein Können an Waffen, Fahrzeugen und Geräten. Mit ihm tritt er zum
Einsatz an, mit ihm besteht er im Feuergefecht. Auf diesen Rucksack müssen sich seine Kameraden
verlassen können. Mit diesem Rucksack rechnet der Trupp- oder Gruppenführer, wenn der kleine Verband
im modernen komplexen Einsatzumfeld vor den Augen der öffentlichkeit zur Auftragserfüllung antritt.

Das fünfte Kapitel der Grundschulreglements ergänzt das in den waffen- und gerätespezifischen
Reglementen beschriebene Grundwissen um die für alle Waffengattungen gültigen Grundtechniken des
Einzelnen. Diese werden thematisch in acht Unterkapitel gegliedert. Eiserne Ration bilden die drei Grund-
verhalten kommunizieren, bewegen und schiessen (KBS). Sie werden durch die fünf Grundtechniken sich
orientieren, beobachten, sich schützen, Distanzen bestimmen und Ziele bezeichnen (OBeSchüDiZ) ergänzt.

Das fünfte Kapitel des Grundschulreglements setzt voraus, dass Soldaten nicht nur ausführende Techniker
sind, sondern mitdenken und eigene Ideen entwickeln. Technik wird in der heutigen vielschichtigen
Einsatzrealität nur dann Erfolg haben, wenn sie von denkenden Soldaten taktisch richtig umgesetzt wird.
Gefragt ist also der denkende Soldat, der sein verhältnismässiges handeln mit dem Verständnis für
Zusammenhänge in die Trupp- und Gruppenleistung einbringt und damit den wesentlichsten Beitrag zum
Bild einer glaubwürdigen Armee liefert.

5.2 GrundVerhalten (kBs)


5.2.1 kommunizieren
69 dreidimensionale kommunikation
Beim Kommunizieren unterscheidet man drei Dimensionen:

Horizontale Kommunikation: Kommunikation mit einem Gegenüber (Zivilperson, Verdächtiger,


waagrecht Gefangener).
Laterale Kommunikation: Kommunikation mit Kameraden innerhalb der Gruppe. Zur lateralen
seitlich Kommunikation gehören die Gefechts- und Kommandozeichen.
Vertikale Kommunikation Kommunikation mit Vorgesetzten. Sie ermöglicht den Befehlsfluss von oben
senkrecht nach unten und den Informationsfluss von unten nach oben.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

al
ik
rt
ve

l
nta
rizo
ho

lateral

5.2.1.1 horizontale kommunikation


70 dialog
Der Dialog hat zum Ziel, im Gespräch mit der Zivilbevölkerung Informationen über die Umwelt und die
Gegenseite zu erhalten. In Kontrollen dient er dazu, Personen zu identifizieren oder ihre Absichten
herauszufinden.

71 identifizierung
Im Rahmen einer Zutrittskontrolle kann zur eigenen Sicherheit eine Identifizierung stattfinden. Das
folgende Beispiel beschreibt den möglichen Ablauf einer Identifikation bei der Rückkehr eigener Einsatz-
elemente in einen gesicherten Unterkunfts- / Bereitschaftsraum (z B Patrouillenelemente):

Posten Rückkehrende Aufklärungspatrouille


«Halt! Wer ist da?» «Schweizer Armee...»
«Vorrücken für die Identifikation!» Die Patrouille nähert sich.
«Sechs!» «Zwei!»
Der Posten gibt den ersten Teil eines Der Identifikationscode ist 8.
Zahlencodes bekannt. Die Antwort 2 ist folglich richtig.
«Patrouillenchef, vorrücken!» Der Chef der Patrouille rückt vor und macht zusammen mit
dem Posten die Bestandeskontrolle.

72 Warnruf
Wenn es die Umstände erlauben, kann der Waffeneinsatz mit einem Warnruf angekündigt werden. Der
Warnruf muss unmissverständlich und eindeutig in der Landessprache des Standortes gegeben werden.
Er lautet deutsch: «Halt oder ich schiesse!»

25
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.2.1.2 laterale kommunikation


73 Gefechtszeichen

Aufmerksam! Sammlung! Bereit

Langsamer! Hören! Beobachten!

Ruhe, kein Lärm! Distanz! Zerstören!

Achtung Fahrzeug! O.K., bedrohungsfrei! Gegner!

Deck mich ab! Feuerunterstützung! Feuer halt!

In Deckung! In Stellung / aufsitzen! Vorrücken / Abfahren!

26
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Igel! Kolonne! Y Formation!

L links! L rechts! Linie!

5.2.1.3 Vertikale kommunikation

74 melden
Melden heisst Vorgesetzten, andern militärischen Verbänden, Kameraden sowie Zivilpersonen und
Behörden Wahrnehmungen mitzuteilen, die für deren Entscheiden und handeln wichtig sind.

Meldungsinhalte können sein:


a. Bedrohung durch die Gegenseite / den Gegner (z B randalierende Demonstranten, leicht gepanzerte
Fahrzeuge, Zivilisten mit Panzerabwehrwaffen);
b. Veränderungen / Standortwechsel bei eigenen Truppen (z B Verlegung eines Beobachtungspostens,
überlasteter Checkpoint, motorisierte Patrouille im Begegnungsgefecht);
c. Gefahren aus dem Bereich Umwelt (z B Strassenunterbruch infolge hochwasser, Grossbrand,
Verseuchung von Trinkwasser).

Für das Melden gelten folgende Grundsätze:


a. Unaufgefordert melden;
b. genau und verständlich melden (falsches, ungenaues und fehlerhaftes Melden kann zu falschem
handeln führen);
c. zeitgerecht melden (zu spätes Melden kann den Meldungsinhalt nutzlos machen).

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

75 schriftliches melden
Schriftlich wird nur gemeldet, wenn raschere Verfahren nicht in Frage kommen. Auf Stufe Gruppe bildet
schriftliches Melden die Ausnahme.
Müssen schriftliche Meldungen erstattet werden, so ist das Formular Meldeblock (Form 6.5) zu verwen-
den. Dazu ein Beispiel:

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

76 mündliches melden
Arten des mündlichen Meldens sind:
a. Zuruf;
b. Funk;
c. Telefon;
d. Meldeläufer.

Es lohnt sich, den Text vor dem übermitteln stichwortartig festzuhalten. Durch knapp gefasste
Meldungen kann die übermittlungszeit verkürzt werden.

Beim Funken sind folgende Schutzmassnahmen gegen elektronische Aufklärung, Störung und
Täuschung zu beachten:
a. Funk nur dann benützen, wenn keine anderen übermittlungsmittel zur Verfügung stehen;
b. optimalen Standort der Antenne wählen (Erreichbarkeit, Abstrahlung);
c. Ausweichkanäle vorsehen;
d. Sprache wenn nötig codieren;
e. Sendeleistung der Distanz anpassen.

77 meldemittel
Optische Meldemittel sind:
a. Arm- und handzeichen (Gefechtszeichen);
b. Taschenlampe / Licht;
c. Signalpatronen;
d. Signalflaggen, Fanions, Tuchfetzen;
e. improvisierte Mittel (bewegen von Gegenständen, Schnurzug).

Akustische Meldemittel sind:


a. hörner, Trompeten, Glocken, Sirenen, Pfeife;
b. Gong;
c. Klopfzeichen;
d. Feuereröffnung.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

78 meldeschema

A E I O U
Wann Wer Wie Wo Umwelt

Markplatz

Beispiel:
«1355 (a), Schulhaus am Marktplatz (O): Drei mit Sturmgewehren und Schlagstöcken bewaffnete männ-
liche Zivilpersonen misshandeln einen am Boden liegenden Mann in Zivilkleidern mit Fusstritten (e/i).
Auf dem Marktplatz steht ein grauer VW-Passat mit Kennzeichen XZY 789 (u). Im Schulhaus befinden
sich noch unbeteiligte Zivilpersonen (u).

30
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.2.2 Bewegen
79 Wahl der Bewegungsart
Mit Bewegen sind alle Verschiebungsarten gemeint, die einem Soldaten ermöglichen, das Feuer an den
Gegner zu bringen respektive sich dem gegnerischen Feuer zu entziehen.
Bei der Wahl der Verschiebungsart gelten folgende Faustregeln:
a. Je näher am Gegner, desto langsamer und gedeckter die Verschiebung;
b. je mehr Deckung durch eigenes Feuer, desto weiter die Verschiebung;
c. bei der Verschiebung Kräfte für den Feuerkampf sparen;
d. Wirkung hat gegenüber Deckung Vorrang;
e. keine unnötigen Zwischenziele, wenn es in einem Sprung geht.

80 schützenschritt
Im Schützenschritt wird in Patrouillen- oder Einsatzstellung vorwärts geschritten. Man ist jederzeit be-
reit, die nächste Deckung oder Feuerstellung im Sprung zu erreichen oder das Feuer rasch aufzunehmen.

81 schützensprung
Der Schützensprung wird angewendet, um eigenes Feuer auszunützen oder gegnerischem Feuer auszu-
weichen / gegnerisches Feuer zu unterlaufen.

Vor dem Sprung:


a. Sprung vorbereiten;
b. Waffe vorbereiten;
c. nächste Deckung ausfindig machen;
d. Überraschungsmoment ausnützen.
Während dem Sprung:
a. Waffe schützen, damit sie
schussbereit bleibt;
b. unter Beschuss nur kurze Sprünge
durchführen, Haken schlagen;
c. in Deckung / Stellung springen
Nach dem Sprung:
a. Waffe einsetzen oder
b. beobachten.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Gerät man während dem Schützensprung unter Feuer und muss Deckung nehmen, darf diese zur erneuten
Feuereröffnung / zum Stellungsbezug nicht wieder am selben Ort verlassen werden: Vor dem Stellungsbe-
zug kriechend verschieben.

82 kriechen
Durch Kriechen entzieht man sich dem Wirkungsbereich oder der Sicht des Gegners. Wichtig ist dabei das
richtige Einschätzen der Deckungshöhe in Bezug auf den gegnerischen Standort.

Beim Kriechen hilft man sich mit den Ellbogen oder den Händen. Es ist darauf zu achten, dass die Funktion der Waffe nicht
durch Schmutz beeinträchtigt und der Lauf nicht verstopft wird. Beim Kriechen Waffe weder auf sich noch auf Kameraden
richten.

83 Bewegen bei schlechter sicht


Bei schlechter Sicht ist es schwierig, sich zurechtzufinden. Es ist deshalb besonders wichtig, zusammen
zu bleiben und sich gegenseitig zu verständigen.

Folgende Massnahmen erleichtern das Bewegen bei schlechter Sicht:


a. Markante Bodenformen und -bedeckungen bei noch guter Sicht einprägen;
b. Karte genau studieren;
c. Wege, Abzweigungen, Richtungsänderungen, hindernisse, Treffpunkte markieren;
d. Skizze mit Kretenlinien, Gewässern und Strassen erstellen (Auffanglinien);
e. Einweisposten einsetzen;
f. helle Erkennungszeichen an Uniform und Ausrüstung anbringen;
g. auf weichem Grund gehen, Geröll, Unterholz meiden;
h. bei plötzlicher Beleuchtung sofort abliegen und regungslos verharren.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

84 Offener stellungsbezug
Anwendung
a. Wenn der Stellungsbezug rasch erfolgen
muss;
b. im offenen Gelände ohne grosse
Tarnungsmöglichkeit.

Merkmale
a. Der Stellungsbezug erfolgt im / aus dem
Sprung;
b. das Feuer wird in der Regel sofort nach
dem Stellungsbezug eröffnet;
c. nach Feuereröffnung ist die Feuerüberlegennheit zu wahren (keine erneute Deckungnahme).

85 Getarnter stellungsbezug
Anwendung
a. Wenn für den Stellungsbezug genügend Zeit zur Verfügung steht;
b. wenn das Gelände Tarnungsmöglichkeiten zulässt.

Merkmale
a. Der Stellungsbezug erfolgt langsam, schleichend und möglichst unauffällig;
b. das Feuer wird in der Regel erst auf Befehl eröffnet;
c. es geht beim getarnten Stellungsbezug vor allem darum, die Gegenseite / den Gegner zu überraschen.

1
2
3

86 stellungswechsel
Der Bezug einer Wechselstellung erfolgt
a. selbständig, wenn die Waffenwirkung 1
2 3
vom neuen Ort aus besser ist;
b. oder wenn der Auftrag wegen
gegnerischer Einwirkung (Beschuss,
Rauch, nebel) aus der bisherigen
Stellung nicht mehr erfüllt werden kann;
c. auf Befehl des Vorgesetzten.

33
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.2.3 schiessen
87 ziel des feuereinsatzes
Ziel des Feuers sind gewinnen und erhalten der Feuerüberlegenheit. Feuerüberlegenheit gewinnen heisst,
die Gegenseite neutralisieren, den Gegner vernichten oder ihn mindestens niederhalten. Das Feuer kann
auch dazu dienen, die Gegenseite / den Gegner zu täuschen und ihn von seinen Aktionen abzulenken.

nach dem Gewinnen der Feuerüberlegenheit geht es darum, diese zu erhalten: In Stellung bleiben, beobach-
ten und allenfalls neue Ziele bekämpfen.

5.2.3.1 leichte Waffen


88 zielarten

gegnerischer
Stellungsraum

je nach Distanz::
Einzelfeuer,
Doublette (Doppelschuss),
rasches Einzelfeuer

Darstellung

34
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

89 feuerformen
Feuerform Feuerzweck
Aufklärungsfeuer – vermuteten Gegner / vermutete Gegenseite durch Feuer zum Handeln
zwingen (zurückschiessen, sich verschieben)
Vernichtungs- / – vernichten von «weichen» Zielen
Zerstörungsfeuer – zerstören von Material
Sperrfeuer – dem Gegner das Durchschreiten bestimmter Geländeteile verwehren
Niederhaltefeuer – den Gegner während einer bestimmten Zeit im Kampf so behindern, dass er
unsere Massnahmen nicht unterbinden kann
Störfeuer – den Gegner in seiner Tätigkeit hindern und ihm dabei möglichst grossen
Schaden zufügen
Blendfeuer – den Gegner während einer bestimmten Zeit die Sicht nehmen
– die Blendwirkung wird mit Nebelmunition erzielt
Nahverteidigungsfeuer – den Gegner auf Handgranatenwurfdistanz vernichten oder niederhalten
– alle Waffen schiessen mit erhöhter Kadenz in den gleichen Feuerraum
um den Gegner zu vernichten und einen Gegenstoss vorzubereiten

90 feuervorbereitung
Wahl und Vorbereitung – Besteht freies Schussfeld innerhalb der angestrebten Schussdistanz?
der Waffenstellung – Sind die besten Voraussetzungen für die volle Ausnützung der Waffenpräzi-
sion geschaffen (zum Beispiel Waffe aufgelegt, Ellbogen abgestützt)?
– Schützt diese Stellung optimal vor gegnerischer Waffeneinwirkung?
– Ist genügend Munition vorhanden?
Distanzermittlung und Visiereinstellung – bestimmen der Distanzen und damit der Visiereinstellung
– die Visiereinstellung ist nur zu befehlen, wenn das Kampfvisier unzweck-
mässig ist
Waffenvorbereitung – kontrollieren, ob genügend Munition vorhanden ist (persönliche Sicherheits-
(in letzter Deckung vor dem kontrolle)
Stellungsbezug) – Visiervorrichtung kontrollieren und / oder einstellen
– bei bevorstehendem Nahkampf eventuell Bajonett aufsetzen
– Stellungsort beurteilen und Anschlagart wählen
Wahl der Munition – die Wahl der Munition richtet sich nach dem Zweck des Feuers sowie
der Art und Verhaltensweise des Gegners

91 feuereröffnung
Es werden 2 Arten der Feuereröffnung unterschieden:

Selbständig – bei Notwehr, Notwehrhilfe


– wenn das Feuer das einzige Mittel ist einen gegnerischen Angriff abzuwehren
– auf Erkennen des Gegners
– wenn der Gegner eine festgelegte Feuereröffnungslinie überschreitet

Auf Befehl – auf Kommando «Feuer!»


– als Nachahmung (der erste Schuss gilt als Signal für die Feuereröffnung)

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

92 schiessen aus einer deckung


Wenn es Zeit und Situation erlauben, sucht sich der Schütze vor der Feuereröffnung eine Deckung. Die
Wahl der Position hängt von der Schussdistanz, den Fertigkeiten des Schützen und den Zeitverhältnis-
sen ab. Im Zweifelsfalle kommt Wirkung vor Deckung.

Beim Schiessen aus einer Deckung gelten folgende Grundsätze:


a. Distanz zur Deckung wahren
b. möglichst kleine Silhoutte bilden
c. nach verlassen der Deckung nicht am gleichen Ort auftauchen

1 2

93 Wahl der feuerart


Die Feuerart ist abhängig von der:
a. eingesetzten Waffe (Stgw mit oder ohne Zf, LMg, GwA);
b. Genauigkeit, mit welcher die Distanz ermittelt werden kann;
c. Grösse, Sichtbarkeit, Gruppierung der Ziele;
d. Verhaltensweise der Gegenseite / des Gegners;
e. Zeit, welche für die Bekämpfung der Ziele zur Verfügung steht.

94 feuerarten für das sturmgewehr


Für das Stgw werden unterschieden:
a. Einzelfeuer;
b. Doublette (Doppelschuss);
c. rasches Einzelfeuer.
Einzelziel Mehrfachziel Von blossem Auge nicht erkennbares
Ziel / bewegliches Ziel
bis 50 m Doublette Einzelfeuer rasches Einzelfeuer
(Doppelschuss)
bis 300 m Einzelfeuer Einzelfeuer rasches Einzelfeuer
bis 400 m rasches Einzelfeuer

36
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

95 serielängen für das leichte maschinengewehr


Für das Schiessen mit LMg gelten folgende Grundsätze:
a. Zu lange Serien verschwenden unnötig Munition, zu kurze decken das Ziel nicht ab;
b. die Schützenstellung beeinflusst die Streuung der Serien, insbesondere dann, wenn ohne Auflage
geschossen wird;
c. bei Stellungen ohne Auflage soll mit kurzen Serien geschossen werden, auch wenn nötigenfalls ein
zweites Mal auf das gleiche Ziel geschossen werden muss.
bis 30 m 30 – 100 m 100 – 600 m
stehend Serie à 3 Schuss Serie à 5 – 7 Schuss verboten
kniend / liegend frei Serie à 3 Schuss Serie à 5 – 7 Schuss Serie à 7 – 10 Schuss
liegend aufgelegt Serie à 3 Schuss Serie à 5 – 7 Schuss Serie à 7 – 10 Schuss

96 schiesskadenz
Man unterscheidet folgende Kadenzen:
Zweck Kadenz Stgw LMg GwA
Feuerüberlegenheit erzwingen rasch 40 – 60 Schuss / Min 100 Schuss / Min 6 Schuss / Min
Feuerüberlegenheit erhalten normal 20 – 30 Schuss / Min 40 – 60 Schuss / Min 3 Schuss / Min
stören, täuschen langsam 10 – 15 Schuss / Min 20 – 30 Schuss / Min 1 Schuss / Min

97 feuerführung
Das Feuer kann durch den Truppchef / Gruppenführer geleitet werden, um
a. mehrere Waffen auf ein Ziel zusammenzufassen;
b. ein neues Ziel zu bezeichnen.

Die rascheste Art der Einflussnahme auf das Feuer von Trupp / Gruppe ist der Einsatz von Leuchtspurmunition.
Zur Feuerführung schiesst der Truppchef / Gruppenführer rasches Einzelfeuer in den Raum des zu bezeichnenden
Ziels. Ohne anders lautenden Befehl übernehmen alle freien Trupp- / Gruppenangehörigen das bezeichnete Ziel.

98 feuerkorrekturen
Die Feuerkorrektur erfolgt immer in Bezug auf die Art des Ziels und die Schussdistanz:
a. nach der Breite / höhe des Ziels;
b. in Metern;
c. nach der Breite des Kornaufsatzes;
d. nach dem Prinzip des Orientierungszifferblatts.

37
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

99 schiessen innerhalb der Gesprächdistanz


In Situationen der nahverteidigung auf Distanzen, wo man sich mit normaler Stimme verständigen
kann, gelten für alle Flachbahnwaffen folgende Grundsätze:

Bedrohung erkennen
Hände des Gegners suchen und beobachten; falls nicht möglich, persönliche
Schutzmassnahme nach DHDÜ (Distanz, Hindernis, Deckung, Überraschung)
treffen

45°

Feuer verteilen
Gegenüber mehreren Gegnern ist zuerst der nächste zu bekämpfen,
dann der / die weiter weg stehende / stehenden

Reaktion bei Misserfolg


Konnte ein Gegner nicht bekämpft werden, Distanz zum Gegner vergrössern, beobachten oder neuer Waffeneinsatz bei
Anpassung der Feuerart oder des Haltepunkts.

Gefahr für Dritte vermeiden


Vor der Feuereröffnung Umgebung beurteilen, allenfalls sich zum Schutz
Dritter verschieben

Angriff mit Stichwaffen vermeiden


Sich bereithalten, Distanz zwischen sich und dem Angreifer mit Stichwaffe
zu gewinnen

Inbesitznahme der Waffe vermeiden


Waffe beim Annähern schützen, indem mit der Einsatzstellung verschoben
(oder das Bajonett aufgepflanzt) wird

38
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.2.3.2 irritationskörper / handgranaten

100 einsatz des irritationskörpers / der handgranate


Der Soldat setzt den Irritationskörper / die handgranate selbständig ein. Wenn möglich erfolgt der
Einsatz im Zweiertrupp mit Aufgabenteilung zwischen Werfer und Abdecker.
Zweck des Einsatzes von Irritationskörpern / handgranaten:
a. Ausheben des Gegners aus seiner Deckung;
b. zurückgewinnen der Feuerüberlegenheit, wenn man gezwungen wurde, selbst in Deckung zu gehen;
c. säubern von Gebäude- oder Geländeteilen.

Decke dich ab
Achtung HG!

Meier, HG!

– Schusswaffe zum Einsatz vorbereiten – Werfer warnt seine Kameraden


Tätigkeiten nach dem Wurf Tätigkeiten vor dem Wurf

und griffbereit halten («Achtung Handgranate!» oder


– Zusätzliche Irritationskörper / Hand- HG zeigen), entsichert und wirft
granaten bereitlegen
– Werfer kündigt seinen Wurf an
(«Meier, Handgranate!»)
– Abdecker geht in Stellung und
quittiert («Decke dich ab»)

– Genauigkeit des Wurfes – volle Deckung nehmen, bevor der


abschätzen und Erfolg quittieren Wurfkörper den Boden berührt
(«Im Ziel»/«Kein Treffer»). Die – nach der Detonation je nach
Quittung «» bedeutet, dass der Auftrag und dem Verhalten des
Abdecker damit rechnen muss, Gegners schiessen, weitere Irritati-
dass sofort eine zweite Handgra- onskörper/ Handgranaten einsetzen
nate geworfen wird oder vorrücken

Beim Einsatz eines Irritationskörpers kann der Werfer die ganze Vorbereitung lautlos durchführen, weil
keine Gefahr für die eigene Truppe besteht.

39
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Meier, HG! Decke dich ab

1 2 3

Kein Treffer! Brunner, HG! Decke dich ab

4 5 6
Variante 1: Zweiter Wurf durch gleichen Soldaten (Werfer)
Variante 2: Zweiter Wurf durch Abdecker

101 feuerüberlegenheit zurückgewinnen


Situierung
Dem Gegner (auf Wurfdistanz) ist es gelungen, uns mit seinem Feuer niederzuhalten. Es ist nicht
möglich, mit der persönlichen Waffe in Stellung zu gehen.

Reaktion
Es geht darum, den Gegner zu vernichten oder mindestens niederzuhalten, um selbst in Stellung gehen
zu können, vorzustossen oder eine Wechselstellung zu beziehen. Um das zu erreichen, werden ein oder
mehrere Irritationskörper / eine oder mehrere handgranaten im Bereich zwischen 10 Uhr und 2 Uhr vor
die eigene Stellung geworfen, immer vorausgesetzt, dass dadurch keine eigenen Kameraden gefährdet
werden.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

12
10 02

Um die Feuerüberlegenheit zurück zu gewinnen, werden mehrere Handgranaten nacheinander aus der Deckung heraus in
Richtung Gegner geworfen. Nach der letzten Detonation sind folgende Reaktionen möglich:

Stellungsbezug Stoss auslösen Stellungswechsel

41
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.3 GrundteChniken (OBeschüdiz)

5.3.1 sich orientieren


102 koordinatennetz
Um jeden Punkt in der Schweiz bestimmen zu können, werden die Karten mit einem rechtwinkligen
Kilometernetz, dem Koordinatennetz, überzogen. Der Abstand zwischen den benachbarten Koordinaten-
linien beträgt auf der topografischen Landeskarte (1:100‘000, 1:50‘000, 1:25‘000) jeweils einen Kilometer.

Norden
400 km

300 km

Bern 600.000 / 200.000


200 km

100 km

000.000 / 000.000
0 km
0 km 200 km 400 km 600 km 800 km
Bordeaux
Die Alte Sternwarte Bern wurde als genau definierter Punkt gewählt. Die Koordinaten dieses Punktes lauten: 600 000 / 200 000.
Der Punkt 000 000/000 000 liegt somit in die Nähe von Bordeaux (F) .
Das Koordinatennetz wurde so festgelegt und nummeriert, dass keine negativen Zahlen vorkommen und dadurch keine
Verwechslungen entstehen können.

103 Bestimmen eines punktes mit koordinaten


Um einen Punkt mit Koordinaten zu bestimmen, wird wie folgt vorgegangen:

+700m +200m

228 228 228

644 644 644


Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3
Im Koordinatenraster, wo Mit dem Kartenmassstab Mit dem Kartenmassstab
sich der gesuchte Punkt wird die Distanz in Metern wird die Distanz in Metern
befindet, wird der Schnitt- von der bestimmten von der bestimmten
punkt in der linken unteren Koordinate Richtung Koordinate Richtung
Ecke bestimmt; Nord-Süd Osten (rechts) gemessen. Norden (oben) gemessen.
und West-Ost Schnittpunkt.
644 ___ / 228 ___ 644 700 / 228 ___ 644 700 / 228 200

42
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

104 übertragen der koordinaten auf die karte


Um eine Koordinate auf die Karte zu übertragen, wird wie folgt vorgegangen:

+700m +700m

+200m
228 228 228 228

644 644 644 644


Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4
Auf der Karte wird der Von der Koordinate Von der Koordinate Der gesuchte Punkt
Koordinatenschnittpunkt 644 werden mit dem 228 werden 200 m befindet sich auf dem
unten links (644 und 228) Kartenmassstab 700 m abgemessen. Dort wird Schnittpunkt der beiden
gesucht und gekenn- abgemessen. Dort wird ein ebenfalls ein Strich Linien.
zeichnet. Strich gezogen. gezogen.

105 Bussole (kompass)


Die Bussole ist ein Gerät zum Bestimmen
der himmelsrichtung. Sie ist ein wichtiges Korn mit Leuchtmarke Flüssigkeitsdose
und sehr nützliches Orientierungsmittel mit Richtkreis
im unwegsamen, unbekannten Gelände Gehäuse Visier mit
und bei erschwerten Sichtverhältnissen Leuchtdiode
(nebel, nacht und hindernissen).

hauptbestandteil jeder Bussole ist die


Magnetnadel, die sich auf einer Achse dreht.
Die magnetische (rot markierte) nadelspitze Index Schnur
hat die Eigenschaft, sich immer nach Deklinationsmarke
norden auszurichten. Die Flüssigkeit in der Magnetnadel Umgebungsmarken
Dose dämpft die Schwingungen. Hilfslinien Spiegel
Der Richtkreis ist in 6400 Artillerie –
Promille eingeteilt.

43
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

106 azimut
Mit der Bussole lassen sich nicht nur die himmelsrichtungen bestimmen, sondern auch jede beliebige
Marsch- oder Blickrichtung. Dazu wird das Azimut ermittelt. Das Azimut ist der Winkel zwischen der
geografischen nordrichtung und einer beliebigen Zielrichtung, gemessen im Urzeigersinn.
Das erhaltene Azimut ist im Spiegel auf dem Index ablesbar.

N Ziel Norden 0000/6400


Azimut

Westen 4800 Osten 1600

Süden 3200

Himmelsrichtungen und ihre Azimute

107 azimut von der karte übertragen


Um das Azimut eines bekannten Ziels vom Standort aus zu bestimmen, wird wie folgt vorgegangen:

12
Ziel Ziel Ziel

Standort Standort Standort


Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4
Standort und Ziel mit Kompass mit der Längs- Flüssigkeitsdose drehen Im ausgeklappten
einer Linie auf der Karte seite an die Linie legen, bis die Hilfslinien mit dem Spiegel das Azimut
verbinden. das Visier (Schnur) der Koordinatennetz über- ablesen, dies ergibt
Bussole muss gegen den einstimmen, Deklinations- den gesuchten Wert
Standort gerichtet sein. marke gegen Nadel (in unserem Beispiel
gerichtet. Azimut 1200).

44
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

108 azimut auf die karte übertragen


Um einen Zielpunkt mittels Azimut auf die Karte zu übertragen, wird wie folgt vorgegangen:

12
Ziel

Standort Standort Standort


Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4
Im ausgeklappten Die Bussole im Uhrzeigersinn Eine Gerade entlang der Die Distanz auf dieser
Spiegel das Azimut 1200 drehen bis die Hilfslinien Bussole ziehen. Geraden abmessen, dies
einstellen und die Bussole mit dem Koordinatennetz ergibt den Zielpunkt.
auf die Karte legen. übereinstimmen. Das Visier
(Schnur) muss gegen den
Standort gerichtet sein.

109 Geländetaufe
Zur besseren und rascheren Verständigung
werden einzelne Geländeteile oder -punkte Auge
mit namen versehen. Die namengebung er- Farm
gibt sich aus der Eigenart der Geländeformen. Tatze
Es ist darauf zu achten, dass namen mit nicht
mehr als zwei Silben gegeben werden.
Ente
Die Geländetaufe ist vorzunehmen, wenn
sich eine Gruppe länger an einer bestimmten Loch
Stelle aufhält oder in eine neue Gelände- Dschungel
kammer Einsicht gewinnt.

Knie Schlange Kreuz

Gabel Kurve Spinne

45
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

110 Orientierungszifferblatt
Das Orientierungszifferblatt erleichtert die
rasche Orientierung im näheren Umkreis
und am horizont.
Man legt sich ein grosses kreisförmiges
Zifferblatt horizontal ins Gelände.
Der eigene Standort oder ein markanter
Geländepunkt bilden das Zentrum des
Zifferblatts.
Eine andere Möglichkeit ist, im Gelände
12 Uhr mit einem markanten Merkpunkt zu
bestimmen und das Zifferblatt darunter zu
legen.
Die Fahrtrichtung eines Fahrzeugs ist
immer 12 Uhr.

Beispiele für den Gebrauch des Orientierungszifferblattes:


– «Grosses Haus = 12 Uhr: Der einzelne Baum auf der Krete liegt nun 9 Uhr»
– «Zentrum Zifferblatt: Gebüschgruppe, das nahe Haus liegt nun 12 Uhr»
– «Zentrum Zifferblatt: Unser Standort, Haus = 12 Uhr»
– «Aus dem Fahrzeug ausbooten, Igel 3 Uhr!»

5.3.2 Beobachten
5.3.2.1 skizzieren
111 Grundsätze für das skizzieren
Beobachtungs- / Feuerräume können auf Ansichts- oder Planskizzen dargestellt oder auf der Landkarte
(evtl Vergrösserung) eingezeichnet werden. Zur Erleichterung für rasches Zurechtfinden kann ein Gitter-
raster dienen. Wenn der Beobachter als Meldeübermittler und der Auftraggeber als Meldeempfänger
über dieselben Unterlagen verfügen, können Beobachtungen rasch und unmissverständlich übermittelt
werden.
Einfache Plan- oder Ansichtsskizzen werden in der Regel auf der Rückseite des Meldeblocks erstellt. Es
sind die korrekten Signaturen und Abkürzungen zu benutzen. Die Farbe rot wird nur für die Darstellung
der Gegenseite / des Gegners verwendet. Auf unnötige Angaben wird verzichtet.

112 planskizzen
Für das Erstellen von Planskizzen gelten folgende Regeln:
a. Der darzustellende Geländeausschnitt wird dem Zweck entsprechend gewählt und begrenzt;
b. hervorstechende Geländeformen und -bedeckungen sind herauszuheben;
c. Ortschaften werden senkrecht, Wälder schräg, stehende Gewässer waagrecht schraffiert;
d. jede Planskizze ist nach norden zu orientieren. Das nordzeichen wird an geeigneter Stelle
angebracht;
e. Ortschaften, Wege, Gewässer werden nach Bedarf in Blockschrift angeschrieben.

46
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Beispiel Planskizze (Ziffer 112)

Bois Bonsi
uve
La Lo

CERNAY LES FINS

Etang Valey

Hügel See / Weiher offener Wald einzelne Häuser

Grube einzelner Wald Kirche


Baum
Wasserfall
Sumpf Ortschaft
Gebüsch
Moorland
Bach
Hecke Ortschaft mit
wichtigen Gebäuden

Darstellungsart der Geländeformen und -bedeckungen für Planskizzen

Beispiel Ansichtskizze (Ziffer 113)


Sommerberg

Standort Pt 865
24.03.05, 1055 Andwil
Beob Po Inf Bat 18, Füs Kull

Nadelwald Gebüsch Fabrik

Laubwald Haus Ortschaft mit


wichtigem Objekt
einzelne Bäume Kirche

Darstellungsart der Geländeformen und -bedeckungen für Ansichtsskizzen

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

113 ansichtsskizzen
Für das Erstellen von Ansichtsskizzen gelten folgende Regeln:
a. Der darzustellende Geländeausschnitt wird dem Zweck entsprechend gewählt und begrenzt;
b. Geländeformen und -bedeckungen sind nur im Umriss darzustellen. Wesentliche Objekte werden
herausgehoben;
c. der Skizze kann Tiefe gegeben werden durch kräftigen Strich im Vordergrund, leichteren im
Mittelgrund und schwachen im hintergrund;
d. die Beschriftung soll einfach und in Blockschrift erfolgen;
e. nordrichtung, eigener Standort, allenfalls Datum, Zeit und Ersteller sind auf der Skizze anzugeben.

5.3.2.2 Beobachtungstechnik
114 Grundsätze für das Beobachten
Durch Beobachten schützen sich der Einzelne und die Gruppe vor überraschung. Gleichzeitig werden
Grundlagen für die Führung beschafft. Beim Beobachten gilt der Grundsatz «Sehen, ohne gesehen zu
werden». Sehen und hören müssen sich ergänzen.
Beobachten ist ermüdend. In schwierigem Gelände soll ein Beobachter nicht länger als eine halbe Stun-
de im Einsatz stehen. Der Planung einer zeitgerechten Ablösung ist höchste Beachtung zu schenken.

115 Beobachterstandort
Beobachten wird begünstigt durch einen erhöhten Standort: hügel, Dämme, Bäume, Gebäude und Türme
gewähren bei klarer Sicht guten überblick. Fliessendes Wasser, laufende Maschinen, Wind und andere
Geräuschquellen erschweren das horchen als Ergänzung zum Beobachten. Kleine Verschiebungen des
Standortes können die Sicht verbessern oder den Einfluss störender Geräusche mindern.

gut besser

48
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Der Beobachter soll durch richtiges Verhalten der Gegenseite / dem Gegner verborgen bleiben:
a. Aus unvermutetem Versteck beobachten;
b. aus der Tiefe des Raumes beobachten;
c. Tarnung und hintergrund beachten;
d. getarnte Verbindung zum übermittler haben.

gut besser

116 Beobachtungsräume
Grosse Beobachtungsräume sind je nach Zahl der verfügbaren Beobachter in sich überlappende Beob-
achtungssektoren zu unterteilen. Die Grösse dieser Sektoren ist aufgrund der Lage, der Geländegestal-
tung, der Witterung und der Sicht festzulegen.

Wichtig ist, dass der Beobachter genau weiss, wonach er eigentlich sucht. Mit zunehmender Dauer
des Auftrags werden Veränderungen im Beobachtungsraum leichter wahrgenommen. Besonders
unmittelbar nach der Durchfahrt von militärischen Patrouillen ist dem Verhalten von Akteuren im Raum
besondere Beachtung zu schenken.

117 Beobachtungsprinzipien
Für gutes Beobachten gelten folgende Prinzipien:
a. Blick ein erstes Mal über den vorgegebenen Sektor streifen lassen;
b. Sektor in Untersektoren aufteilen;
c. einen Sektor nach dem anderen beobachten, beginnend mit den Standorten, die man als
Beobachter auf der Gegenseite selbst wählen würde;
d. das Gelände systematisch nach Spuren absuchen, die auf eine Tätigkeit der Gegenseite schliessen
könnten: Ansammlungen von Fahrzeugen oder Personen, verdächtig parkierte Fahrzeuge, Umschlag
von Gütern, eingeschlagene oder fehlende Fensterscheiben, Loch in der Mauer, verschobene oder
fehlende Dachziegel (heckenschützen).

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

118 Beobachten mit feldstecher


Vor dem Gebrauch des Feldstechers sind Dioptriezahlen
und Augenabstand einzustellen. Beim Beobachten
ohne Schutzmaske oder Brille müssen die versenkten
Okularmuscheln ausgezogen werden. Das beschränkte
SichtfeId des Feldstechers erschwert das rasche Erfas-
sen des Geschehens in ausgedehnten Räumen. Deshalb
ist der Beobachtungssektor zuerst mit blossem Auge
abzusuchen. Der Feldstecher muss dabei am unteren
Rand der Augenhöhlen anliegen.

Sobald Feldstecherverwendung angezeigt ist, wird dieser bei gleich bleibender Blickrichtung vor die
Augen gekippt. Eventuell muss das Sichtfeld mit ruhiger Kopfbewegung auf den gesuchten Gegenstand
eingedreht werden.

119 Beobachten bei dunkelheit


Dunkelheit beschränkt die Sicht. Licht-Schatten-Spiele können gespensterhafte Bilder erzeugen. Dinge
erscheinen nachts anders als bei Tag. Farben werden nicht erkannt, Gegenstände sind vor hellem
hintergrund gut, vor tiefdunklem hintergrund dagegen schlecht erkennbar. Das Schätzen der Entfernung
ist kaum möglich, weil Anhaltspunkte fehlen.

Das Auge entspricht den verschiedenen Teilen eines Fotoapparates. Die volle Sehleistung bei nacht
wird erst nach längerer Angewöhnung an die Dunkelheit erreicht. Diese beträgt ca 30 Minuten.
nachts ist immer mit plötzlicher Lichteinwirkung zu rechnen. Daher sollen möglichst Beobachter-Paare
eingesetzt werden: Der eine beobachtet bei Dunkelheit, der andere bei auftretendem Licht (ein Auge
schliessen).

Besondere Merkpunkte für das Sehen bei nacht sind:


a. Benütze rotes Licht für vorübergehende Beleuchtung im Beobachtungsposten;
b. beobachte aus dem Dunkeln in helle Zonen, nicht umgekehrt;
c. halte die hände trichterförmig vor die Augen;
d. starre nicht zu lang auf eine Stelle, lasse die Augen wandern (dezentrales Beobachten);
e. setze auch bei Dunkelheit den Feldstecher ein;
f. setze wenn möglich nachtsichtgeräte ein;
g. decke bei Aufenthalt im hellen Licht ein Auge ab.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

120 horchen bei dunkelheit


Geräusche treten nachts deutlicher hervor als am Tag. Das Gehör wird wichtiger. Dazu einige Beispiele:
Rauschen des Windes in den Bäumen, Regen auf Strassen und im BIätterdach der Bäume, schleichen,
kriechen, husten, niesen, räuspern, halblautes Sprechen, durchschneiden von Drähten.

Besondere Merkpunkte für das hören bei nacht sind:


a. horche ohne helm;
b. öffne den Mund, halte den Atem kurz an;
c. benütze den Boden als Schall-Leiter.

121 nachtsichtgeräte
Zur nachrichtenbeschaffung bei Dunkelheit sind nachtsichtgeräte besonders wirkungsvoll. Man unter-
scheidet:

Restlichtverstärker
Ziele und hintergrund reflektieren das Restlicht von Mond und Sternen. Restlichtverstärker sind passive
Geräte, welche dieses Restlicht soweit verstärken, dass nächtliche Szenen im Gerät sichtbar werden.
Reichweiten grosser Geräte betragen bis 1000 m.

Wärmebildgeräte
Diese Infrarotgeräte nehmen eine vorhandene Infrarotstrahlung auf. Sie sind geeignet Ziele aufzufinden,
die wärmer sind als ihre Umgebung (Menschen, Tiere, Fahrzeuge). Die Ziele werden auf dem Bildschirm
dargestellt (Wärmebild). Je nach Beobachtungsdistanz sind Temperaturdifferenzen bis zu 1/10 Grad
sichtbar. Der hauptvorteil der Wärmebildgeräte gegenüber allen optischen Geräten liegt in der besseren
Durchdringung unabhängig von jeder äusseren Beleuchtung. Wärmebildbeobachtung kann nachts wie
tags sehr wirkungsvoll eingesetzt werden.

122 mittel zur Beleuchtung der Beobachtungs- / feuerräume


Mittel zur Weisslichtbeleuchtung sind:
a. Beleuchtungsgeschosse von Artillerie und Minenwerfer;
b. Leuchtpatronen für Raketenpistole;
c. Gefechtsfeldscheinwerfer;
d. Taschenlampe am Sturmgewehr befestigt.

51
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

123 ermittlung feindlicher feuerquellen


Zur Ermittlung feindlicher Feuerquellen dienen
folgenden Wahrnehmungen:
a. Mündungsfeuer;
b. Mündungsrauch;
c. Mündungsknall;
d. Geschossknall;
e. Einschlagspuren.

124 Besonderheiten beim Beobachten von aBC einsätzen


Der Beobachter muss die für ABC-Einsätze charakteristischen Merkmale kennen, um aus Beobachtungen
brauchbare Meldungen zu erstellen.

A Einsätze
a. Pilzform (schmaler oder breiter, heller oder dunkler Stamm);
b. Richtung zum Pilzstamm (Azimut);
c. Verhältnis der Pilzhutachsen (Pilzhöhe, Stammhöhe, Pilzhutdurchmesser);
d. sichtbare Auswirkungen (Zerstörungen, Ausfälle von Truppen und Material, sichtbarer radioaktiver
Ausfall).

C (und B) Einsätze
a. Einsatzmittel (Artillerie, Flugzeugbomben, Absprühflugzeug);
b. Verfärbung des Kampfstoff-nachweispapiers;
c. Art der Vergiftungssymptome;
d. Ausrüstung des Gegners (trägt die Gegenseite / der Gegner die Schutzmaske und einen
C Schutzanzug?).

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.3.3 siCh sChützen

5.3.3.1 persönlicher ballistischer schutz


125 zweck der schutzweste
Die Schutzweste und der ballistische helm bieten im modernen Bedrohungsumfeld einen minimalen
Schutz gegen unerwartete Angriffe. Sie müssen im Einsatz getragen werden.

Die Schutzweste besteht aus der eigentlichen Weste und den Einschubplatten. Sie schützt gegen
ballistische Geschosse und gegen Splitter. Wirkung in allen Schutzklassen: Das aufprallende Geschoss
hinterlässt auf der Körperseite eine Ausbeulung, Trauma genannt. Das Trauma kann Prellungen oder
Blutergüsse hinterlassen.

126 tragen der schutzweste


Für das Tragen der Schutzweste gelten folgende Grundsätze:
a. Die Schutzweste ist unter der Grundtrageinheit zu tragen, so dass sie möglichst nahe am Körper anliegt;
b. in der höchsten Schutzstufe (mit Platten) ist zusätzlich der Schutzhelm zu tragen;
c. die Schutzweste bildet einen Kompromiss zwischen Bewegungsfreiheit und Schutz. Die Schutzklasse
ist situativ entsprechend der Bedrohung zu befehlen;
d. die Schutzweste bietet keinen absoluten Schutz, da nur ein Drittel des Körpers geschützt ist.
Sie schützt jedoch die lebenswichtigen Organe;
e. der Kragen der Schutzweste schützt den Kiefer und den Unterteil des Schädels. Er ist in der Regel
geschlossen zu tragen;
f. den grössten Schutz bietet die Schutzweste frontal.

5.3.3.2 tarnung
127 definition von tarnung
Tarnung ist eine Voraussetzung für die überraschung und das überleben auf dem Einsatz- / Gefechtsfeld.
Tarnung gegen Sicht umfasst alle Massnahmen, um der Erd- und Luftbeobachtung zu entgehen. Sie muss
laufend überprüft und ergänzt werden. Eine gute Tarnung darf weder Sicht noch Waffengebrauch und
Beweglichkeit behindern. Geräuschtarnung vermeidet, dämpft oder überdeckt Geräusche.

Die Tarngrundsätze gegen Restlichtverstärker sind dieselben wie gegen visuelle Beobachtung. Bei der
Wärmebildtarnung geht es darum, die Wärmeeigenstrahlung des Tarnobjektes auf diejenige der Umge-
bung abzudämpfen. Warme Teile des Tarnobjektes müssen abgedeckt werden. Bei heissen Oberflächen
wie Motor- und Kühlerhauben muss der Abstand zur Abdeckung mindestens 10-30 cm betragen.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

128 tarnungsgrundsätze
Bei der Tarnung geht es darum, in folgenden Bereichen Massnahmen zu treffen:
a. Form;
b. Rückstrahlung von Licht, Wärme, Schall;
c. Farbe;
d. Geräusche;
e. Bewegung;

unbeweglich bleiben Schatten ausnützen

keine Abfälle liegen lassen Achtung mit rauchen

129 täuschung
Tarnen heisst auch täuschen. Täuschen heisst, mittels Scheinstellungen, fingierten Einrichtungen und
Bewegungen die Gegenseite / den Gegner zu einer falchen Lagebeurteilung und einem falschen Einsatz
der Kräfte verleiten, um damit die eigene Absicht zu vertuschen.

130 schiessstellungen / Beobachtungsposten in Ortschaften


Wird eine Schiessstellung / ein Beobachtungsposten im Raum eines Gebäudes eingerichtet, so ist dessen
Tiefe auszunützen, auch wenn dadurch der eigene Beobachtungssektor eingeschränkt wird.

Beim Schiessen aus öffnungen (Fenster, Türen) ist darauf zu achten, dass sich die Schiessstellung links
oder rechts der öffnungsachse befindet. Damit wird einerseits verhindert, dass man früh entdeckt wird,
anderseits ist man dem gegnerischen Feuer weniger ausgesetzt. öffnungen, die als Schiessstellungen
genutzt werden, dürfen sich nicht von anderen unterscheiden (z B Vorhänge, Sauberkeit, Raureif). Kann
dies nicht sichergestellt werden, so sind unbenutzte öffnungen gleich den Schiessstellungen herzurichten,
damit ein frühes Entdecktwerden durch die Gegenseite / den Gegner erschwert wird.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.3.3.2 deckung
131 definition von deckung
Gute Deckung verstärkt die eigene Kampfkraft, verkleinert die Zielgrösse und erhöht den gegnerischen
Kampfaufwand. Durch die Deckung kann man sich der feindlichen Feuerwirkung entziehen oder diese ver-
mindern. Eine Truppe ist gedeckt, wenn sie gegen direkt fliegende Geschosse, Geschossteile, Splitter und
weg geschleudertes Material geschützt ist. Für die Beurteilung einer Deckung sind Materialbeschaffenheit,
Deckungshöhe sowie die Flugrichtung und der vermutliche Einschlagort von Geschossen massgebend.
Gegen Bogenschusswaffen bieten überdeckungen und Panzerfahrzeuge mit geschlossenen Luken den
besten Schutz. Gräben und enge Mulden bieten nur beschränkten Schutz.

132 deckungsarten
natürliche Deckungen sind: Geländeerhebungen, Mulden, Felsblöcke, massive Baumstämme und
Mauern. Bei der Wahl von natürlichen Deckungen ist die Gefahr durch Querschläger besonders zu
berücksichtigen.

Künstliche Deckungen werden bautechnisch erstellt oder verstärkt (z B Schützengräben, künstliche


Aufschüttungen, holzwände).

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

133 schutzgrad von deckungen


Schutz gegen lnfanteriegeschosse und Granatsplitter bieten:
Dicke in cm 25 50 75 100 125 150 175 200
Mauerwerk 25cm
Steine, Schotter 30cm
Sand, Kies 40cm
Eis 50cm
Gestampfte Erde 75cm
Holz 80cm
Gepresster Schnee 200cm

5.3.3.3 aBC schutz


134 aBC-schutzmassnahmen
ABC-Schutzmassnahmen bezwecken:
a. überlebenschancen bei ABC Einsätzen vergrössern;
b. handlungsfreiheit nach ABC Einsätzen zurückgewinnen;
c. Kampfkraft in einem verstrahlten oder vergifteten Gebiet erhalten.

Die ABC Schutzmaske mit dem ABC Schutzfilter schützt die Atemwege gegen chemische Kampfstoffe,
Polizeikampfstoffe (z B Tränengas, Pfefferspray), biologische Kampfmittel und radioaktiven Ausfall. Falls
giftige Gase bei zivilen C Ereignissen entweichen, schützen zusätzliche Mehrbereichs-Schutzfilter vor
Vergiftungen durch einatmen.

Der C Schutzanzug schützt vor dem Eindringen von Kampfstoffdämpfen durch die haut.

135 Vorsorgliche schutzmassnahmen


Um sich auf einen ABC-Einsatz materiell und mental vorzubereiten, helfen die folgenden Fragen:
a. Ist mein persönliches ABC Schutzmaterial einsatzbereit?
b. Beherrsche ich die Massnahmen bei A-überraschung und C-Alarm?
c. Kenne ich das festgelegte Alarmzeichen für C-Alarm (zum Beispiel rasches Anschlagen von
Metallröhren) und den Standort des Alarmierungsmittels?
d. Sind Waffen, Material, Geräte, Munition und Fahrzeuge gegen Regen und Staub geschützt?
e. Wo überlebe ich gegnerisches Feuer?
f. Ist das Kampfstoffnachweispapier im Gelände ausgelegt und auf Waffen, Geräten, Munition sowie
Fahrzeugen aufgeklebt?

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.3.3.4 Geheimhaltung
136 definition von Geheimhaltung
Der «Krieg» um Informationen ist intensiv. Um unsere wichtigen Infrastrukturen und Informationen zu
schützen, sind dem Gegner / der Gegenseite alle Informationen und Sachverhalte vorzuenthalten, die
ihm nützen könnten. Dieses Ziel wird erreicht, indem sich die Armeeangehörigen an die Merkpunkte der
Geheimhaltung halten.

Geheimhaltung umfasst:
a. Informationsschutz;
b. Informatiksicherheit;
c. Objektschutz;
d. Materialschutz.

137 merkpunkte der Geheimhaltung


Die Merkpunkte der Geheimhaltung sind:

Schweigen
Auskünfte und Informationen ausschliesslich Berechtigten
gewähren nach dem Prinzip «Kenntnis nur wenn nötig»;

Einschliessen
Geschützte Informationen und Materialien
unter Verschluss halten;

Tarnen
Schützenswerte Objekte, Magazine, Kommandoposten nicht
anschreiben.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.3.4 distanzen bestimmen


138 zweck
Bei einem Waffeneinsatz müssen Distanzen möglichst genau ermittelt werden, um
a. das Visier zu bestimmen;
b. den haltepunkt zu wählen;
c. die Feuerart zu wählen.

139 abmessen nach der karte


Die Distanz Stellung – Ziel kann mit einem Lineal auf der Karte gemessen werden. Mit dem Kartenmass-
stab kann die gemessene Distanz auf der Karte in die reale Distanz umgerechnet werden.

Beispiel
Kartenmassstab: 1:50 000;
Gemessene Distanz auf der Karte: 1 Zentimeter;
Reale Distanz im Gelände: 500 Meter.

140 messen mit messband


Distanzen können mit Messband / Messschnur gemessen werden. Bei Schussdistanzen ist die Luftlinie zu
berücksichtigen.

141 abschreiten
Für die Praxis genügt beim Abschreiten in den meisten Fällen die Regel «1 Schritt = 1 Meter». Wo
genauere Angaben nötig sind, kann die Distanz mit hilfe der Schrittmassgrafik oder des «5 x 2 Verfahrens»
ermittelt werden.

Schrittmassgrafik
Die Schrittmassgraphik verlangt das vorangehende Bestimmen des Doppelschrittwertes durch mehrma-
liges Abschreiten einer gemessenen Strecke. Dabei sind möglichst ähnliche Verhältnisse zu schaffen, wie
sie später in der Praxis auftreten.

Beispiel
Bestimmter Doppelschrittwert: 60 Doppelschritte = 100 Meter; Doppel-
Zu messende Strecke: 90 Doppelschritte = 150 Meter. schritte
140
60 doppelschritte
120
= 100 meter
100

80

60

40

20
10

10 20 40 60 80 100 120 140 160 Meter

58
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5 x 2 Verfahren
Beim 5 x 2 Verfahren wird jeder fünfte Schritt zweimal gezählt.

Beispiel
Abschreiten der zu messenden Strecke in normalen Schritten, dabei zählen:
1,2,3,4,5,5,6,7,8,9,10,10 = 10 Meter;
1,2,3,4,5,5,6,7,8,9,10,10,11,12,13,14,15,15 = 15 Meter.

142 distanzen schätzen


Wo weder Karten noch Messgeräte zur Verfügung stehen, muss die Distanz durch Schätzen ermittelt
werden. Beim Distanzenschätzen wird unterschieden zwischen dem Minimal-Maximal-Verfahren und
dem Vergleichsverfahren.

Min 300m
Max 400m Schiessstand
Mittel 350m Aschenbahn
Schwimmstrecke 100m

300 m
50m

Minimal-Maximal-Verfahren Vergleichsverfahren

Besondere hinweise

zu kurz wird geschätzt: zu weit wird geschätzt:


bei gut sichtbaren Zielen bei schlecht sichtbaren Zielen
bei klarer Luft bei flimmender Luft
bei Sonnenstand im Rücken gegen die Sonne
bergab bergauf
bei hellem Hintergrund bei trübem, nebligem Wetter
über Täler und Einschnitte in der Dämmerung
über Gewässer im Wald
unter Kampfeindruck in liegender Stellung

59
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

143 messen mit optischen und optronischen instrumenten


Feldstecher, Zielfernrohr
Mit hilfe der Strichplatte (Promille-Einteilung) können die Distanz zum Ziel oder die Zielausdehnung
ermittelt werden.

m = Zielhöhe oder -breite


m km = Beobachtungs- oder
Schussdistanz (in km)
km x Promille Promille = Winkelmass

Beispiel
Gesuchte Grösse: Distanz
Zielhöhe im Feldstecher: 7 Promille
Zielhöhe: 1.80 m (stehende Person)
1.8
Lösung: Distanz x 7 = 1.8 : 7 = 0,257 km

Lasernentfernungsmesser
Der Laserentfernungsmesser ist ein aktives Gerät. Das Senden des Laserstrahls kann deshalb durch
Sensoren der Gegenseite / des Gegners jederzeit entdeckt werden.

144 messen mit elektronischen Geräten (Gps = Global positioning system)


Durch die Eingabe der Zielkoordinaten und der Koordinaten der Waffenstellung / des Beobachtungspos-
tens erhält man die Schussdistanz / Beobachtungsdistanz.

145 einschiessen
Distanzen können, sofern dies möglich und sinnvoll ist, auch direkt durch Einschiessen ermittelt werden.

60
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

5.3.5 zielbezeichnung
146 zielbezeichnung
Zielbezeichnungen und Feuerbefehle müssen rasch, einfach und eindeutig erfolgen. Sie sollten folgende
Punkte (AMRDZZ) enthalten:
– anruf;
– merkpunkt;
– richtung;
– distanz;
– ziel;
– zielquittung.

147 zielquittung
Mit der Zielquittung wird das Erkennen eines Ziels oder Merkpunkts bestätigt. Durch geübtes Quittieren
wird die Zielbezeichnung wesentlich beschleunigt. Bei einfachen Zielbezeichnungen ist am Schluss,
bei schwierigen im Verlauf der Zielbezeichnung ein- oder mehrmals zu quittieren. Der Zielbezeichnende
verlangt die Antwort mit «Müller, Zielquittung!».

In der Regel wird am Ziel oder Merkpunkt selbst durch nennung einer auffälligen Eigenheit nach Form,
Farbe oder Ausdehnung quittiert. Die Quittung kann auch Ziel oder Merkpunkt mit neuen Geländepunk-
ten in Beziehung bringen.

Beispiel (Geländetaufe)
«Die Baumgruppe 7 Uhr nennen wir Trio. Meier, Zielquittung!»
«Der Baum ganz rechts ist eine Tanne».
«Richtig».

148 zielbezeichnung im direkt-Verfahren


Anwendung bei auffälligen, leicht sichtbaren Zielen.

Truppchef / Gruppenführer Soldat


Anruf «Achtung – Lehmann,
Zielbezeichnung: 12 Uhr 2 Uhr
Merkpunkt / 2 Uhr,
Richtung
Distanz 200 m,
Ziel leicht gepanzertes Fahrzeug,
Zielquittung!»
Zielquittung «Steht rechts
der einzelnen
Tanne.»
«Richtig, Feuer auf Befehl!»

61
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

149 zielbezeichnung im schritt-um-schritt-Verfahren


Anwendung bei weniger gut erkennbaren Zielen. Das Verfahren ist gekennzeichnet durch schrittweises
hinführen zum Ziel über einen oder mehrere Merkpunkte. Entsprechend oft muss quittiert werden.

Rund um den Merkpunkt wird ein aufrecht stehendes Zifferblatt angenommen. Mit der Zeitangabe
wird die Richtung vom Merkpunkt aus bestimmt. Mittels hand- oder Fingerbreiten (ausgestreckter Arm
mit winklig ausgestellten Fingern) kann das Ziel oder ein neuer Merkpunkt angegeben werden.

Truppchef / Gruppenführer Soldat


Anruf «Achtung – Meier, Müller,
Zielbezeichnung:
Merkpunkt Giebel,
Richtung 11 Uhr,
Distanz 200 m,
Ziel Heckenschütze,
Müller Zielquittung!»
Zielquittung «Im Gebüsch
rechts vom Baum.»
«Richtig, Feuer auf Befehl!»

150 zielbezeichnung mit astgabel


Anwendung bei schwer erkennbaren Zielen. Die beiden Spitzen der eingesteckten Astgabel ergeben die Ziellinie.

Truppchef / Gruppenführer Soldat


Anruf «Achtung – Huber,
Zielbezeichnung mit Astgabel.»
Merkpunkt / (richtet Astgabel auf Ziel ein)
Richtung
Distanz «200 m,
Ziel Heckenschütze,
Zielquittung!»
(erfasst Ziel über Astgabel)
Zielquittung «Rechts der Tanne.»
«Richtig, Feuer!»

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

151 zielbezeichnung mit zielskizze


Die Skizze wird möglichst in Deckung / Tarnung erstellt, während des Zeichnens gleichzeitig erläutert
und mit dem Gelände verglichen (sprechende Skizze). Die Quittung lässt man sich auf der Skizze selbst
geben.

Truppchef / Gruppenführer Gruppe


Anruf «Achtung – alle zu mir,
Zielbezeichnung mit Zielskizze:
Merkpunkt Quartett,
Richtung 5 Uhr,
Distanz 150 m,
Ziel Maschinengewehr,
Schmid Zielquittung!»
Zielquittung «Am Ende der Krete.»
«Richtig, Feuer auf Befehl!»

152 zielbezeichnung mit Gitterskizze


Ansichtsskizze auf Formular Meldeblock (hat den Vorteil, dass das Gitterraster bereits vorgegeben ist).
Alle Trupp- / Gruppenangehörigen müssen die Skizze auf sich tragen.

Truppchef / Gruppenführer Soldat


Anruf «Achtung – Berger,
Zielbezeichnung mit Gitterskizze:
Merkpunkt / India five,
Richtung
Distanz 150 m,
Ziel leicht gepanzertes Fahrzeug,
Zielquittung!»
Zielquittung «Links des Gebüschs.»
«Richtig, Feuer auf Befehl!»

Anstelle der Skizze kann auch ein Panoramafoto mit Gitterraster verwendet werden.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

153 zielbezeichnung mit strichplatte des feldstechers


Fadenkreuz des Feldstechers auf Merkpunkt halten, Seite und höhe mittels Promille-Einteilung der
Strichplatte nennen.

Truppchef / Gruppenführer Soldat


Anruf «Achtung – Meier,
Zielbezeichnung mit Feldstecher:
Merkpunkt Hausecke unten rechts,
Richtung nach rechts 20, höher 10, 30

Distanz 250 m,
Ziel Beobachtungsposten, 50 30 30 50
Zielquittung!»
Zielquittung «In Baumgruppe bei der
zweiten Tanne von rechts.»
«Richtig, beobachten!»

154 zielbezeichnung mit leuchtspurmunition


Dieses Verfahren eignet sich besonders dann, wenn ein Ziel oder eine Feuersektorenbegrenzung
unter Zeitdruck bezeichnet werden muss.
Zu beachten ist, dass Leuchtspur von der Seite her schlecht oder nicht sichtbar und die Brenndauer
des Leuchtsatzes beschränkt ist. Schiessen kann zudem den eigenen Standort verraten.

Truppchef / Gruppenführer Soldat


Anruf «Achtung – Müller,
Zielbezeichnung:
Merkpunkt / meine Leuchtspur,
Richtung
Ziel Feuerraum links begrenzt
(schiesst rasches Einzelfeuer),
Feuerraum rechts begrenzt
(schiesst rasches Einzelfeuer),
Zielquittung!»
Zielquittung «Zentrum Feuer-
raum 3 Tannen»
«Richtig, Feuer frei auf sichtbaren Gegner!»
Truppchef / Gruppenführer Soldat
Anruf «Achtung – ganzer Trupp,
Merkpunkt / Richtung meine Leuchtspur, Feuer!»
Richtung / (schiesst rasches Einzelfeuer)
Ziel
Zielquittung (eröffnen das
Feuer auf be-
zeichnetes Ziel)

64
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

6 führunG und einsatz der Gruppe

6.1 einleitunG
Der Gruppenführer ist der Kopf der Gruppe. Er fällt Entscheide, die im Einsatz Erfolg oder Misserfolg
der Gruppe ausmachen, die aber auch zu Verwundung oder zum Tod einzelner Gruppenmitglieder führen
können. Es gibt keinen direkter spürbaren Chef als den Gruppenführer. Er ist es, der seinen Leuten
beim Befehlen in die Augen blicken muss. Gruppenführer führen nie «Elemente», sondern immer direkt
Menschen. Das Wissen um diese Ernsthaftigkeit der Aufgabe macht es nötig, dass Gruppenführer zwei
Dinge besonders gut können: Führen im Gefecht und ihre Gruppe für den Einsatz trainieren.

Gruppenführer sind Praktiker mit dem Flair für einfache, machbare Absichten. Führen von vorne
heisst nicht der Beste an Waffen und Geräten zu sein, sondern als Führer mit all den Fähigkeiten eines
Chefs voranzugehen.

Das sechste Kapitel des Grundschulreglements beschreibt das handwerk des Gruppenführers. Das
Beherrschen der Führungstätigkeiten auch unter Einsatz- und Gefechtsbedingungen ist der wesent-
lichste Beitrag des Gruppenführers zur Verbandsleistung der Gruppe.

6.2 erfOlGsfaktOren
155 Gruppe zusammenschweissen
Der Schlüssel zum Erfolg im Einsatz bildet die zusammengeschweisste, verschworene kleine Einheit:
Funktionieren die Teams / Trupps, funktioniert die Gruppe. Funktionieren die Gruppen, funktioniert der
Zug (Prinzip der LEGO-Bausteine).

156 Vertrauen erwerben


Vertrauen ist das wichtigste Gut einer Gruppe. Vertrauen stellt sich nicht auf Befehl ein, sondern muss
in gegenseitiger Wertschätzung erworben werden. Schlüsselfaktor im Prozess der Vertrauensbildung
ist der Führungsstil des Gruppenführers. Soldaten wollen von ihrem Gruppenführer ernst genommen
werden und in der Gruppe mitdenken. Gleichzeitig wollen sie in Extremsituationen einen Chef, der rasch
entscheidet und ohne Umwege ein Ziel ansteuert.

Kooperativer Führungsstil (die Gruppe einbeziehen) und autoritärer Führungsstil (als Chef allein ent-
scheiden) sind deshalb beide notwendig und müssen durch den Gruppenführer je nach Situation ange-
wendet werden. Autoritär kann in Extremsituationen nur jemand führen, der sich vorher das Vertrauen
seiner Unterstellten mit Sinngebung gesichert hat.

Im gemeinsamen Einsatztraining muss die Basis für jene Momente gelegt werden, wo Zeitdruck und
Einsatzstress den Einbezug der Unterstellten verunmöglichen.

Der zweite Schlüssel für Vertrauen bildet das komplementäre (einander ergänzende) Wissen und Kön-
nen von Chef und Unterstellten. Kernkompetenz des Chefs ist die Führung, Kernkompetenz der Soldaten

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

das handwerk an Waffen und Geräten. Zwischen beiden Fähigkeiten darf es keine Konkurrenz geben.
Die gegenseitige Abhängigkeit vom Können des andern schafft Vertrauen und gegenseitige Wertschät-
zung, zwingt zum Mitdenken und ermöglicht Verbandsleistungen.

157 Gemeinsam trainieren


Verschworene, zusammengeschweisste Teams und Gruppen entstehen nur im gemeinsam durchlebten
harten Einsatztraining. nur Gruppen, die sich aus dem Training kennen und gewohnt sind, zusammen
Leistungen zu erbringen, sind unter Feuer und Einsatzdruck fähig, Aufgaben zu erfüllen. Das Training
muss auch im Einsatz bei jeder sich bietenden Gelegenheit fortgesetzt werden. Aus dem gemeinsamen
Einsatztraining kennt der Chef physische und psychische Stärken und Schwächen seiner Unterstellten.
Dies erlaubt ihm, im Einsatz seine Leute auch unter Stress richtig einzusetzen oder vor der Entschluss-
fassung Meinungen von Unterstellten einzuholen.

Um im Einsatz Erfolg zu haben und keine Zeit zu verlieren, muss die Gruppe über bekannte, gedrillte
Grundverhalten (Standards) verfügen. Diese müssen flexibel und biegsam sein, um die Führung zu
vereinfachen, können die Führung aber nie ersetzen.

158 ehrlich trainieren


Im Einsatztraining ist es wichtig, dass aufgedeckte Schwächen und Mängel nicht verschwiegen wer-
den, sondern in der Gruppe offen zusammen diskutiert und zielgerichtet korrigiert werden. Das verlangt
gegenseitige Ehrlichkeit, den Mut zur nicht eingeübten Leistung auf Anhieb und die Bereitschaft / Fähig-
keit des Gruppenführers, seine Mannschaft in die Verantwortung für den Gruppenerfolg einzubinden.

Wer bereits im Einsatztraining Inspektionen einübt und Shows zulässt, kann im Einsatz nie Erfolg
haben. Vertrauen in Führung und Verbandsleistungen entsteht, wenn jeder weiss, was sein Chef und
seine Kameraden unter Stress wirklich leisten können. Wer Einsatztraining als Spiel mit Simulatoren
betrachtet, wird dann kneifen, wenn Verwundete und Tote mehr als nur Gedankenspiele sind.

159 Chaos ordnen


Die Kunst der Gruppenführung liegt in der Fähigkeit des Chefs, komplexe Situationen (vergl Skizze un-
ten) rasch zu erfassen und zu ordnen. Die Fähigkeit, im Choas des Einsatzes / Gefechts seinen Soldaten
eine Richtung zu geben, diese so einfach wie möglich zu befehlen und sich so hart wie nötig durchzu-

66
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

setzen, zeichnet den guten Gruppenführer aus und lässt ihn aus der Mannschaft heraustreten. Diese
Fähigkeit scheinen gute Gruppenführer intuitiv (aus dem Bauch heraus) zu besitzen. Sie ist jedoch das
Resultat einer langen verinnerlichten Erfahrung, die nur durch unermüdliches Einsatztraining erworben
werden kann.

160 rasch handeln


Der wichtigste Erfolgsfaktor im Einsatz ist die Zeit. Eine nur brauchbare, dafür aber rechtzeitig ausge-
löste Aktion hat bessere Chancen als eine perfekte jedoch zu spät ausgelöste. Bereits im Einsatztrai-
ning ist es wichtig, dem handeln unter Zeitdruck die nötige Beachtung zu schenken.

161 lehren verarbeiten


Aus jedem Einsatz und aus jedem Einsatztraining können Lehren abgeleitet werden, die es erlauben,
gemachte Fehler nicht zu wiederholen oder erfolgreiches Verhalten neu in das Repertoire der Gefechts-
taktik / -technik aufzunehmen. Oft sind es unkonventionelle Entschlüsse oder Techniken, die den Erfolg
herbeiführen. Wer gemachte Erfahrungen auswertet und an andere weitergibt, trägt dazu bei, dass
diese weiterentwickelt und ausprobiert werden können. Man nennt einen solchen Erfahrungsschatz
«Lessons learned» (im Einsatz / Einsatztraining gemachte Lehren).

Solche Lehren können auch durch Lesen von Kriegsberichten, durch das Gespräch mit Soldaten und
Kadern, die im Einsatz waren oder beschränkt durch das überlegte Auswerten von Kriegs- und Anti-
kriegsfilmen abgeholt werden. Im bewussten Konsum der Massenmedien (TV, Radio, Zeitung) kann
vor allem die Wirkung militärischen handelns auf die breite Oeffentlichkeit herausgefiltert werden.
Im Einsatztraining ist es möglich, echte Lehren abzuholen, falls dieses nahe genug an die Einsatzrealität
herankommt und mit unverfälschten Leistungen auf Anhieb gearbeitet wird.

67
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

6.3 führunGstätiGkeiten

Chef

Gruppe

6.3.1 führungstätigkeit 1: Ordnen


162 auslösung des Ordnungsprozesses
Der erste Schritt der Führungstätigkeiten ist gleichzeitig der wichtigste, weil es von ihm abhängt, ob
ein Problem richtig angepackt wird oder nicht. Je komplexer und chaotischer sich eine Einsatzsituation
präsentiert, desto entscheidender ist es, sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen und zu strukturieren.

163 Grundfragen des Ordnungsprozesses


Probleme entstehen meistens dadurch, dass überraschend ein neues, unerwartetes Ereignis in ein
geordnetes, strukturiertes Umfeld einbricht. Dieses neue Ereignis gilt es nun nicht sofort anzugehen,
sondern im Zusammenhang mit bereits laufenden Prozessen zu sehen.

Was weiss ich


noch nicht ?
er-
a s ist üb iert ?
W s
t pas
neu haup
überraschend
unerwartet bekannt
gewohnt
läuft bereits
uft
a s lä ?
W eits
ber

68
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Dabei helfen folgende drei Fragen:


a. Welches Ereignis verursachte das Chaos?
b. Welche anderen Tätigkeiten laufen bereits?
c. Welche Informationen fehlen mir noch?

164 führung mit sofortmassnahmen


Sofort entscheiden ohne die ganze Lage zu überblicken führt zu unüberlegtem handeln, das später nicht
mehr korrigiert werden kann. Standardisierte und automatisierte Sofortaktionstechniken (-> Kapitel 7)
helfen mit, dass die Soldaten die ersten Sekunden des Gefechts selbständig angehen und ihrem Grup-
penführer dadurch Zeit geben, mit dem strukturierten Führungsprozess zu beginnen.

Erste Entscheide des Gruppenführers dienen ausschliesslich dazu, die Situation zu beruhigen und sich
übersicht sowie Grundlagen für eine mögliche Lösung zu verschaffen. Man nennt diese ersten Füh-
rungsentscheide Sofortmassnahmen.

Sofortmassnahmen dienen dazu,


a. fehlende nachrichten und Informationen zu beschaffen;
b. die handlungsfreiheit zu bewahren oder wieder zu erlangen;
c. keine Zeit zu verlieren.

Fehlende Informationen beschaffen

aufklären
erkunden
beobachten

Handlungsfreiheit bewahren / wieder erlangen

Verbindung aufneh-
men / sicherstellen Gelände besetzen
Gegner binden

Keine Zeit verlieren

alarmieren
orientieren anhalten /sich in
Marsch setzen

69
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

165 regeln für den Ordnungsprozess


Die vier goldenen Regeln für das Ordnen einer komplexen, chaotischen Einsatzsituation sind:
a. Tue nichts, was dich später in deiner Entscheidung einschränkt.
b. Warte, bis du den überblick hast.
c. Warte, bis du genügend Informationen hast: Die Mindestinformation, welche du brauchst, um eine
Absicht zu entwickeln, ist Klarheit über die Mittel und Möglichkeiten der Gegenseite / des
Gegners, die im Moment zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten deiner Gruppe sowie
Stärken und Schwächen des Geländes, in dem du dich im Moment befindest.
d. Pass auf, dass du dich nicht zu sehr auf das versteifst, was neu ist. Denk daran: Viele Dinge laufen
bereits. Ordne auch diese.

6.3.2 führungstätigkeit 2: entscheiden


166 faktoren der lagebeurteilung (auGez)
nachdem sich der Gruppenführer übersicht über die Problemstellung verschafft hat, geht es im zweiten
Schritt der Führungstätigkeiten darum, dafür eine machbare Lösung (Absicht) zu finden.
Machbare Lösungen entstehen durch eine Lagebeurteilung, aus dem Vergleich der fünf Faktoren auftrag,
umwelt, Gegnerische Mittel / Möglichkeiten, eigene Mittel / Möglichkeiten, zeit (AUGEZ).

Gegn ttel
und erische g e n e Mi ten:
M M Ei chkei
Wo? öglichke ittel ögli ?
Wie
stark iten: M zeug
und ote? Fahr ition?
? Abs T n
icht ? tzte/ l/Mu
Verle Materia
aktueller
Auftrag
Wa
: e? s
lände trass Wa ist so
Ge ?S s b fort
rau mö Zeit
elt / Höhe c :
w
Um kung
? Vor ht län glich?
c ber ger
De eitu e
ng?

auftrag
a. Ist er in diesem Gelände (noch) erfüllbar?
b. Ist er gegen diesen Gegner (noch) erfüllbar?
c. Ist er mit den aktuellen eigenen Mitteln (noch) erfüllbar?

70
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

umwelt / Gelände
a. Wo hat es Deckungen / Tarnungen?
b. Wo hat es Stellungs- / Feuer- / Beobachtungsräume?
c. Wo hat es wichtige höhen, Strassen, Wege?

Gegnerische Mittel / Möglichkeiten


a. Wo ist er?
b. Wie stark ist er?
c. Welche Absicht hat er?

eigene Mittel / Möglichkeiten


a. habe ich Verletzte / Tote?
b. habe ich Ausfälle bei Fahrzeugen / Waffen / Geräten?
c. habe ich genügend Munition?

zeit
a. Was kann durch uns / den Gegner sofort umgesetzt werden?
b. Was braucht eine längere Vorbereiungszeit?

167 denken in Varianten


Chefs denken in Varianten. Beim Entwickeln einer Absicht geht es darum, sich folgende Fragen zu
beantworten:
a. Welche zwei machbaren Lösungen gibt es?
b. Welche der beiden ist besser?
c. Welche nachteile hat die gewählte Lösung?

Es gibt keine Lösung ohne nachteile. Wichtig ist, dass sich der Gruppenführer bewusst ist, welche
Schwächen die gewählte Lösung hat. Dies macht es einfacher, gezielt zu reagieren, falls die Gegenseite /
der Gegner die vom Gruppenführer in Kauf genommenen Schwächen auch erkennt und diese ausnützt.

machbare machbare
lösung a VerGleiChen lösung B
Vorteile / nachteile Vorteile / nachteile

71
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

168 überprüfung nach einsatz- / Gefechtsgrundsätzen


Absichten sind messbar. Wichtig ist, dass sich jeder Gruppenführer Kriterien definiert, an denen er
immer wieder seine Entscheidungen misst. Diese persönlichen Einsatz / Gefechtsgrundsätze stellen so
etwas wie einen letzten ehrlichen Prüfstein vor dem Einsatz dar.

Als Einsatz- / Gefechtsgrundsätze auf Stufe Gruppe haben sich bewährt:


a. Machbarkeit;
b. Führbarkeit;
c. überraschung;
d. Sicherheit.

für meine
leute möglichst
sicher?

für mich technisch


führbar? absicht machbar?

für
den Gegner
überraschend?

169 regeln für den entscheidungsprozess


Die vier goldenen Regeln für das Entscheiden sind:
a. Beginne erst mit der Suche nach Lösungen, wenn du den überblick hast (ordnen);
b. wähle nur machbare Lösungen;
c. wähle lieber eine brauchbare Lösung zur Zeit als eine hervorragende zu spät;
d. beachte, dass jede Lösung auch nachteile hat. Suche auch nach den Schwächen deiner Lösung,
denn auch die Gegenseite / der Gegner könnte diese entdecken.

6.3.3 führungstätigkeit 3: Befehlen


170 die beiden arten des Befehlens
Im dritten Schritt der Führungstätigkeiten geht es darum, die Absicht an seine Gruppe weiterzugeben.

Wir unterscheiden zwei Arten des Befehlens:


a. Befehlen ohne Zeitdruck;
b. Befehlen unter Zeitdruck.

72
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

171 Befehlen ohne zeitdruck


Steht genügend Zeit für die Befehlsausgabe zur Verfügung, so besteht diese aus drei Teilen: Orientierung,
absicht, (Dreipunkte-) Befehl (OAB). Die Umstände, unter denen die Absicht des Gruppenführers zu-
stande gekommen ist, sollen für die Unterstellten fassbar werden. Der Chef datiert seine Unterstellten
bei der Befehlsausgabe vollständig auf.

172 Befehlen unter zeitdruck


Unter grossem Zeitdruck wird das OAB-Schema auf das eigentliche Erteilen der Dreipunktebefehle
reduziert. Diese werden ohne Begründung und Sinnvermittlung in knappster Form übermittelt, was von
Unterstellten nur angenommen wird, wenn der Chef ihr Vertrauen besitzt.

Ohne zeitdruCk

Orientierung absicht dreipunktebefehle

unter zeitdruCk

173 Orientierung
Die umfassende Orientierung hat den Vorteil, dass jeder Gruppenangehörige im Sinn des Chefs mit-
denken kann. Sie umfasst 5 Punkte:
a. Geländetaufe;
b. Gegenseite / Gegner;
c. Auftrag der Gruppe;
d. andere Gruppen des Zuges;
e. Einsatzregeln (ROE).

„iCh Orientiere: ...“


Geländetaufe

Gegenseite / Gegner

auftrag der Gruppe

andere Gr des zuges

einsatzregeln

73
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Geländetaufe
Sie dient dazu, unter Druck rasch und präzise zu befehlen oder später im Einsatz / Gefecht das Feuer zu
führen.

Angaben zur Gegenseite / zum Gegner


Sie vermitteln den Unterstellten die Vorstellung, mit welcher Gewaltbereitschaft zu rechnen ist und hilft
ihnen, sich mental darauf einzustellen.

Angaben zum erhaltenen Gruppenauftrag


Damit wird den Unterstellten ermöglicht, die Absicht ihres Chefs bezüglich der erwarteten Gesamtver-
bandsleistung zu begreifen.

Angaben zu Standort und Aufträgen der andern Gruppen des Zuges


Sie machen den Unterstellten klar, welche Rolle die Gruppe im Zugsrahmen spielt und helfen, dass
Friendly-Fire-Situationen (eigene Truppen schiessen irrtümlicherweise auf eigene Truppen) möglichst
vermieden werden können.

Angaben zu den Einsatzregeln (ROE)


Sie geben Gewissheit über die aktuell erlaubte Gewaltanwendung, um unnötige Verstösse gegen die
Verhältnismässigkeit zu vermeiden.

174 absicht
Die Absicht ist der Entscheid des Gruppenführers, wie das anstehende Problem gelöst werden soll. Sie
soll so kurz wie möglich, jedoch so lang wie nötig an die Unterstellten weitergegeben werden.
Unterstellte haben die Absicht verstanden, wenn sie diese selbständig wiedergeben können. Es lohnt
sich, die Absicht mit einem Geländemodell oder einer Skizze zu visualisieren (bildlich darzustellen) und
die einzelnen Phasen durchzusprechen.

74
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

175 dreipunktebefehle
Die eigentlichen Aufträge an die Trupps / Soldaten werden mit Dreipunktebefehlen erteilt. Wir unter-
scheiden vier Arten des Dreipunktebefehls:
a. Befehl für länger dauernde Einsätze;
b. Befehl für die Beobachtung;
c. Befehl für Bewegungen, Verschiebungen, Angriffe;
d. Befehl für Feuerbereitschaft / -unterstützung.

„ich befehle:…“
Befehl für länger
Befehl für die Beobachtung
dauernde einsätze

Beobach- Beobach- Beobach-


einsatzort tätigkeit Verhalten tungs- tungs- tungs-
standort sektor verhalten

Befehl für Bewegungen, Befehl für feuerbereitschaft,


Verschiebungen, angriffe feuerunterstützung

Weg Verhalten stellungs- feuer- feuer-


ziel raum raum
ins ziel am ziel eröffnung

6.3.4 führungstätigkeit 4: steuern


176 soll-ist-Vergleich
Im vierten Schritt der Führungstätigkeiten geht es darum, die befohlene Aktion ins Ziel zu führen. Der
dauernde Vergleich zwischen dem zu erreichenden Resultat (Soll) und dem bis dahin Erreichten (Ist)
ermöglicht es, Abweichungen festzustellen und zu korrigieren.

ist-zustand VerGleiChen soll-zustand

idealer WeG ins ziel

einflussnahme
(steuerung)

75
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

177 eventualplanung
Korrekturen in laufenden Einsätzen werden erleichtert, wenn sich der Gruppenführer bereits in der
Phase des Entscheidens bewusst ist, welche Schwächen seine Absicht aufweist. Ein guter Chef beginnt
sich in diesem Augenblick die Frage zu stellen «Was wäre wenn…?» und versucht so, der denkenden
Gegenseite / dem denkenden Gegner immer einen Schritt voraus zu sein. Diese Art der Vorbereitung auf
die mögliche Weiterentwicklung des Einsatzes / Gefechts nennt man Eventualplanung.

Vorausdenken: Was wäre, wenn...?

178 Bedeutung von Briefing und debriefing


Eine zentrale Rolle im Steuerungsprozess nehmen das Briefing (aufdatieren unmittelbar vor einem
Einsatz) und das Debriefing (nachbearbeitung unmittelbar nach einem Einsatz) ein.

Im Einsatz stehen Soldaten unter enormer psychischer Belastung. Sie erleben ihr Umfeld, sich selbst
und ihre Gruppe in extremen Spannungsfeldern und Gegensätzen (Langeweile gegen überraschung,
Mut gegen Angst, Euphorie (hochgefühl) gegen hilflosigkeit, Kameradschaft gegen hass). Verstärkt
werden diese Kontraste durch Gerüche, optische und akustische Wahrnehmungen wie Verstümmelungen
oder Lärm von unvorstellbarer Intensität und Direktheit. Solche starken Eindrücke wirken lange nach,
bringen das Sozialgefüge der Gruppe aus dem Gleichgewicht und verunmöglichen schliesslich den
Erfolg im Einsatz. Der militärische Führer darf diese Tatsachen nicht verheimlichen und muss sie vor und
nach dem Einsatz thematisieren.
Briefing und Debriefing stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Sie haben Scharnierfunktion bei
der Sicherstellung des Einsatzerfolgs.

179 debriefing
Das Debriefing (nachbearbeitung unmittelbar nach einem Einsatz) dient dazu, im Einsatz gemachte
Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam Lehren zu ziehen, aus Einzeleindrücken wieder ein Gesamtbild
zu schaffen, das Gefühl von Schuld und Versagen zu relativieren oder Einzelerfolge zum Erfolg des
ganzen Verbands zu machen.

76
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Mögliche anzusprechende Punkte beim Debriefing sind:


a. Wie ist der Einsatz zeitlich und räumlich abgelaufen?
b. Wo mussten wir reagieren?
c. Warum gab es Verwundete, Tote, Disziplinlosigkeit?
d. Wo wurde richtig / falsch entschieden?
e. Was wurde richtig / falsch ausgeführt?
f. Was muss für den nächsten Einsatz (an andere) weitergegeben werden?

180 lehren und einsatzprinzipien


Die Lehren, welche Faktoren zum Erfolg oder Misserfolg geführt haben, fliessen als Einsatzprinzipien in
Reglemente und Vorschriften ein und beeinflussen das künftige Einsatz- / Gefechtsverhalten.

181 Briefing
Im Briefing (aufdatieren unmittelbar vor einem Einsatz) werden die Lehren aus dem Debriefing des
letzten Einsatzes weitergegeben. Auf diese Art wird sichergestellt, dass keine Informationen verloren
gehen, sich Misserfolge nicht wiederholen und keine unnötigen Risiken eingegangen werden, die zu
unnötigen Verlusten führen.

einsatz / übung

Briefing einsatzprinzipien debriefing

lehren (lessons learned)

77
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

6.4 VOrBereitunG des einsatzes

6.4.1 ausbildung
182 entwicklung des technischen könnens
Bevor Verbandstraining beginnt, müssen Soldaten über elementare technische Kenntnisse von Waffen,
Geräten und Fahrzeugen verfügen. Sobald dieser minimale Wissensstand erreicht ist, muss die weitere
Schulung an Waffen und Geräten mit der Verbands- / Einsatzrealität verbunden werden.

183 integrierte ausbildung


Integrierte Ausbildung bedeutet, dass die Weiterausbildung / Vertiefung an Waffen, Geräten und
Fahrzeugen in der Verbandsausbildung integriert und das Erfüllen der geforderten Leistungsnormen an
Waffen, Fahrzeugen und Geräten periodisch überprüft wird. Erst wenn der Soldat begreift, wie Ein-
zeltechniken im Gruppenrahmen und im Gesamtzusammenhang der Einsatzrealität zu handhaben sind,
wird er beginnen, diese für die Gruppe zu perfektionieren (Sinngebung).

184 entwicklung des taktischen Verständnisses


Das taktische Verständnis entwickelt sich im Training am besten in übungen in freier Führung mit der
ganzen Gruppe im realen Einsatzgelände. Entscheidend ist, dass jede Situation neu ist, den Führer zum
Entscheiden zwingt und von den Soldaten Improvisation mit dem ganzen Können an Waffen und Geräten
verlangt. Mit weniger Profit können solche übungen auch nur mit dem Gruppenführer ohne Truppe als
reine Entschlussfassungen im Gelände durchgeführt werden.

185 feedback der truppe


Es ist von Vorteil, die Truppe am Debriefing (nachbearbeitung unmittelbar nach Einsatztraining /
-übungen) teilnehmen zu lassen und sie zu ermutigen, ihre Sicht über den Verlauf des Einsatzes / des
Gefechts darzustellen und auf gute wie schlechte Punkte hinzuweisen. Soldaten sind nicht blind. Sie
wissen, wann ihre Leistung genügend oder ungenügend war und sind mit sich selber oft strenger als
ihre Chefs. Soldaten sind auch in der Lage, die Führungsleistung ihres Chefs zu beurteilen, haben sie
doch diese am eigenen Leib erfahren. Debriefings mit der ganzen Gruppe ermutigen gute Chefs, ihre
Führungsleistung dauernd zu verbessern.

186 learning by doing


«Ich höre und vergesse, ich sehe und erinnere mich, ich mache und lerne»: Mit diesem Satz kann die
ganze Ausbildungsmethodik und vor allem die Methodik der Verbandsausbildung zusammengefasst
werden. Theorien führen in die Ausbildungsthemen ein und geben die Motivation, an der Ausbildung
teilzunehmen. Eine Vorführung, ein Video oder ein Modell zeigen jedem das erwartete Verhalten. nur
stete Wiederholung und steter Drill hingegen garantieren das Durchdringen des Ausbildungsstoffes.

187 fehler tolerieren


Fehler müssen in jeder Ausbildungsphase toleriert werden. Jedes Gruppenmitglied muss aber dazu
ermutigt werden, seine erkannten Fehler rasch und selbständig zu korrigieren. Solange Fehler nicht zu
Sicherheitsrisiken in der Ausbildung führen, soll die Gruppe daran wachsen können. Solche Rahmen-
bedingungen ermöglichen es dem Gruppenführer, Initiative zu entwickeln. Im Training ist es falsch, die
Kreativität des Chefs durch Angst vor einem Misserfolg zu lähmen.

78
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

6.4.2 mentale Vorbereitung


188 zweck der mentalen Vorbereitung
Mentale Vorbereitung dient dazu, Soldaten in ihrem Innern auf einen Einsatz vorzubereiten. Es geht
darum, sie mit möglichst präzisen Informationen auf die erwartete Bedrohung, die mögliche handlungs-
weise der Gegenseite sowie die zu erwartenden Gefahren und Risiken einzustimmen.

Mentale Vorbereitung ist nötig, um


a. im Einsatz ohne Zaudern zu handeln;
b. sich während einer Einsatzaktion zu konzentrieren;
c. während und nach dem Einsatz seine handlungen zu akzeptieren.

Mentale Vorbereitung will unsere Leistungsbereitschaft fördern und unsere Sinne schärfen. Leis-
tungsbereitschaft meint den Willen, den erhaltenen Auftrag zu erfüllen, den persönlichen Schutz zu
gewährleisten, im Einsatz den Kontakt zu suchen sowie fehlendes Selbstvertrauen zurückzudrängen.
Geschärfte Sinne erlauben, die eigenen Kapazitäten richtig zu beurteilen, mögliche gegnerische Reakti-
onen besser einzuschätzen und damit angemessen / verhältnismässig zu handeln.

189 thematisieren der psychologischen dimension


Mentale Vorbereitung beginnt bereits im Einsatztraining. Es genügt nicht, dort nur die technisch-taktische
Dimension von Einsätzen zu thematisieren. Soldaten haben ein Anrecht darauf, dass auch jene Bereiche
eines Einsatzes thematisiert werden, die Angst machen, Mut erfordern und darum vielfach verschwie-
gen werden.

Themen dieser oft unterdrückten psychologischen Einsatzdimension sind:


a. Töten, sterben und Verluste;
b. Sieg und niederlage;
c. Rache und Sühne;
d. Angst und Ungewissheit;
e. Opfer unter der Zivilbevölkerung;
f wachsende / schwindende Unterstützung durch die Zivilbevölkerung;
g. Massaker, Geiselnahme, Gefangenschaft, Folter;
h. Verstösse gegen Menschenrechte / Kriegsvölkerrecht;
i. Verstösse gegen Verhältnismässigkeit.

190 Vorbereitung auf Gewaltanwendung


Jeder Soldat bringt seinen Grundcharakter in die Gruppe mit. Jeder einzelne kann in die beiden Grund-
strebungen «zurückhaltend <-> aggressiv» und «Einzelkämpfer <-> Gruppenmensch» eingeordnet
werden (siehe folgende Skizze). Die Gruppe ist somit grundsätzlich heterogen (ungleichartig) zusam-
mengesetzt. Eher aggressiv veranlagte Gruppenmitglieder werden dazu neigen, Einzelkämpfer zu sein.
Gruppenmenschen, welche die Wärme und den Schutz der Gruppe suchen, neigen dazu, eher zurückhal-
tend zu sein.

79
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Der Grundcharakter bestimmt auch die Einstellung / Bereitschaft eines Soldaten zur Gewaltanwen-
dung. nur wenn es dem Gruppenführer gelingt, die ganze Gruppe vor dem Einsatz auf eine gemeinsame
Grundhaltung bezüglich der bevorstehenden Gewaltanwendung zu bringen, ist einheitliches handeln
innerhalb den Leitplanken von Recht- und Verhältnismässigkeit überhaupt möglich.

aggressiv

Gruppenmensch einzelkämpfer

zurückhaltend

191 mentaler Gewaltbereitschaftszustand


Der Gruppenführer hat die Aufgabe, seine Soldaten vor jedem Einsatz im Briefing auf die bevorstehende
Intensität der Gewaltanwendung vorzubereiten, bezüglich Recht- und Verhältnismässigkeit kann er sich
dazu auf die für jeden Einsatz neu definierten Einsatzregeln (ROE) abstützen. Mit der mentalen Vorberei-
tung werden die Soldaten in einen mentalen Gewaltbereitschaftszustand versetzt, von dem aus sie in
der Lage sind, im kommenden Einsatz möglichst viele Probleme verhältnismässig anzugehen / zu lösen.

Das Schlimmste für einen Soldaten im Einsatz ist die totale überraschung durch die Gegenseite:
Je tiefer der mentale Gewaltbereitschaftszustand gewählt wurde, desto grösser ist das mentale Delta,
wenn der Gegner den Soldaten überraschend zum Gefecht zwingt (siehe folgende Skizze). Je höher der
mentale Gewaltbereitschaftszustand gewählt wurde, desto grösser ist das mentale Delta, wenn die
Gegenseite den Soldaten überraschend zu differenziertem handeln zwingt.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Wir unterscheiden vier mentale Gewaltbereitschaftszustände (KKFK):


a. Tief: kontakt;
b. Mittel: kontrolle;
c. hoch: festnahme;
d. Extrem: kampf.

kämpfen
kampf

hoher mentaler Gewaltbereitschaftszustand

mentales delta
kurve von
festnahme

eskalation und
deeskalation

mentales delta
kontrolle
kontakt

tiefer mentaler Gewaltbereitschaftszustand

schützen

Die folgende Tabelle zeigt auf, wie die vier Gewaltbereitschaftszustände den Soldaten bereits vor dem
Einsatz in bestimmte Richtungen polen. Der Gruppenführer steht damit immer vor dem Dilemma, durch die
mentale Vorbereitung die Flexibilität (Beweglichkeit) seiner Soldaten zu stark einzuschränken. Erst die Er-
kenntnis, dass mentale Vorbereitung ein dauernder Prozess und eine dauernde Aufgabe jedes Gruppenfüh-
rers ist, macht klar, dass sie ein gutes Mittel ist, um für die Soldaten im niemals optimalen Einsatzumfeld
die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Die mentale Vorbereitung entbindet Soldaten nie
vom Mitdenken und darf nie über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sich der Einsatz / das Gefecht nie in
klar definierten Bahnen abspielt.

81
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

kontakt kontrolle festnahme kampf


primäres – Gespräch Gespräch, körperlicher Zwischenwaffe, Schusswaffe,
zwangsmittel Zwang, Zwischenwaffe Schliessmittel schwere Waffe
primäre – Wegweisung Durchsuchen, neutralisation durch neutralisation /
zwangsmassnahme – Identitätsfeststellung Kontrolle, Festnahme Vernichtung durch
– Befragung Beschlagnahme Waffengebrauch

primäre Patrouille, Checkpoint Patrouille, Checkpoint, Gebäude- / Gelände- Begegnungsgefecht,


einsatzformen Gebäudedurchsuchung durchsuchung überfall, Stoss
Bereitschaft zum gering gering, Androhung oder mittel hoch
schusswaffeneinsatz Warnschuss
Bereitschaft zu gross gross mittel gering
differenziertem
verhältnissmässigem
handeln

mentales delta gross mittel mittel gering


bei eskalation
mentales delta gering gering mittel gross
bei deeskalation

6.4.3 persönliche materielle Vorbereitung

192 Bedeutung der persönlichen materiellen Vorbereitung


Die persönliche materielle Vorbereitung besteht aus
a. der Einsatzvorbereitung (EV) unmittelbar vor dem Einsatz;
b. dem Wiedererstellen der Einsatzbereitschaft (WEB) unmittelbar nach dem Einsatz.

Die persönliche materielle Vorbereitung ist eine Frage der Disziplin. Mit ihr können Leben und überleben
im Einsatz direkt beeinflusst werden.

193 Grundprinzip für die persönliche materielle Vorbereitung


Für die persönliche materielle Vorbereitung gilt folgendes Grundprinzip:
a. mit dem Inhalt des Kampfrucksacks leben;
b. mit dem Inhalt der Grundtrageinheit den Auftrag erfüllen;
c. mit dem Inhalt der Taschen des Tarnanzugs überleben.

82
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7 GrundVerhalten des trupps / der Gruppe

7.1 einleitunG
Entscheidend für den Erfolg einer Gruppe im Einsatz ist immer die im konkreten Einsatzmoment erbrach-
te Leistung auf Anhieb. Dieser letzte, alles entscheidende Beweis des Könnens kann mit keiner auch
noch so guten Ausbildungsmethodik simuliert werden.

Dennoch lässt sich Einsatzgenügen im gemeinsamen Training bis zu einem hohen Grad aufbauen. Rund
60% des Könnens einer Gruppe ist mit automatisierten, standardisierten Abläufen erlern- und trainier-
bar. Weitere 20% des Einsatzgenügens können in anspruchsvollen Einsatzübungen in der Ausbildung
hart erkämpft werden. Die letzten 20% des Einsatzgenügens können nur im Echteinsatz erfahren
werden. Zu diesen letzten 20% gehört die psychologische Einsatzdimension (töten, sterben, verwundet
werden etc).

Im siebten Kapitel des Grundschulregelements werden die erlernbaren Grundverhalten (Standards) des
kleinen Verbands beschrieben. Relativ rasch wird klar, dass der funktionierende Trupp die entschei-
dende Voraussetzung für das Funktionieren der Gruppe darstellt. Relativ rasch wird auch klar, dass
Einsatzerfolg ab der untersten Stufe eine Frage von eingespielten Teams / Trupps aus denkenden und
mitdenkenden Soldaten ist.

7.2 OrGanisatiOn der Gruppe


194 kurzprofil der Gruppe
Die Gruppe wird eingesetzt für
a. Sicherungsaufgaben;
b. Kontroll-, Patrouillen- und Beobachtungstätigkeit;
c. Durchsuch- und Säuberungsaktionen;
d. Spezial - und Sondereinsätze;
d. beschränkte Angriffsaktionen (meist im Zugsrahmen).

Die Gruppe ist im Gefecht fähig,


a. den Standort zu halten;
b. eine Feuerunterstützung aufzubauen;
c. mit Feuer für eine beschränkte Zeit einen Angriff abzuwehren;
d. mit Feuer und Bewegung zu stossen.

Die Gruppe wird normalerweise im Zugsrahmen eingesetzt. örtlich beschränkt und zeitlich begrenzt
kann sie auch losgelöst vom Zugsrahmen handeln. Voraussetzung für das Leistungsvermögen ist ein
günstiges Gelände, das den technisch-taktischen Möglichkeiten der Gruppe Rechnung trägt. Die Ein-
satzaufgaben der Gruppe werden in Kapitel 8 im Detail beschrieben.

83
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

195 Grundbaustein Vierertrupp


Der Vierertrupp bildet den Grundstein der Gruppe. Diese besteht aus zwei, im Idealfall gleich geglie-
derten und gleich bewaffneten Trupps:
a. erster Trupp, geführt durch den Gruppenführer;
b. zweiter Trupp, geführt durch den Stellvertreter des Gruppenführers.

Die Gruppe / der Trupp kann mit dem namen des Gruppenführers / Truppchefs benannt werden.

Obwohl er sich punktuell in Zweiertrupps aufspalten kann, erlaubt nur der Vierertrupp eine Rotation der
Aufgaben in Wartephasen sowie eine realistische 360-Grad-Sicherung.

Wahl und Verteilung der Ausrüstung in den verschiedenen Trupps variieren je nach Lage und Auftrag.
Der Gruppenführer kann zum Beispiel entscheiden, dem Spitzentrupp zwei leichte Maschinengewehre
zuzuteilen, um dessen Feuerkraft bei Feindkontakt zu erhöhen.

Beispiel für eine Gruppenzusammensetzung:

erster trupp Gruppenführer pzf-schütze zf-schütze lmg-schütze

Sturmgewehr Sturmgewehr Sturmgewehr Leichtes


Abschussgerät mit Zielfernrohr Maschinengewehr
Panzerfaust
zweiter trupp stv des Grfhr pzf-schütze Gwa-schütze lmg-schütze
Sturmgewehr mit Sturmgewehr Sturmgewehr mit Leichtes
Zielfernrohr Abschussgerät Gewehrgranate Maschinengewehr
Panzerfaust

7.3 formationen
196 Bedeutung der formation
Formationen sind standardisierte Gliederungsbilder der Gruppe, um dem Gelände und dem Auftrag
angepasst zu verschieben oder zu sichern. Sie helfen dem Gruppenführer, die Erscheinungsform seiner
Gruppe rasch der Situation anzupassen. Als Faustregel gilt: Längsformationen lassen sich einfacher
führen, Breitformationen haben mehr Feuerkraft.

197 funktionen im trupp


Die Funktion jedes Truppmitglieds beschreibt den Platz, den ein Soldat innerhalb der Formation ein-
nimmt. Sie ist mit einem Auftrag und einem Verantwortungssektor (Beobachtung, Feuerbereitschaft),
nicht aber mit einer standardisierten Bewaffnung verbunden. Der Verantwortungssektor wird mit dem
Orientierungszifferblatt definiert. Dabei gilt: Marsch- / Fahrtrichtung der Gruppe = 12 Uhr. Jeder Soldat
weiss, dass sich die Verantwortungssektoren überlagern müssen.

84
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Im Trupp werden vier Funktionen unterschieden:

funktion Verantwortungssektor auftrag


VOrne (V) – 10 bis 2 Uhr – gewährleistet die Sicherheit des Trupps nach vorne von Boden her
bis auf eine Höhe von 5 m
seite (s) – 2 bis 4 Uhr – gewährleistet die Sicherheit des Trupps auf beide Seiten
– 8 bis 10 Uhr
hinten (h) – 4 bis 8 Uhr – gewährleistet die Sicherheit des Trupps nach hinten
Chef (C) – befiehlt den Trupp
– regelt spezielle Verhalten während der Fortbewegung
– entscheidet über Richtungswechsel
– stellt während der Verschiebung die Luftraumbeobachtung sicher

Wo nötig, können die Funktionen präzisiert werden: VORnE REChTS (VR), VORnE LInKS (VL),
SEITE REChTS (VR), SEITE LInKS (SL).

198 Verantwortungssektoren

12
11 1

10 V 2

9 s s 3

8 4

7
h 5
6

Die Aufteilung der Sektoren erlaubt in jeder Formation eine Rundumsicherung des Trupps (360°). Wird eine
Funktion doppelt besetzt, teilen sich die betreffenden Truppmitglieder den Sektor auf.

Der Chef wählt seinen Standort dort, wo er die beste übersicht hat.

Die Verbindung zwischen zwei Trupps wird durch denjenigen Soldaten sichergestellt, der einen Angehörigen
des anderen Trupps in seinem Verantwortungssektor hat.

85
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

199 formationsarten
Es wird unterschieden zwischen folgenden Truppformationen:
a. Igel;
b. Kolonne;
c. L-Formation;
d. Y-Formation;
e. Linie.

Die Gruppenformation ergibt sich aus der Kombination von zwei Truppformationen:
a. Igel: 2 x Igel Trupp;
b. Kolonne: 2 x Kolonne Trupp;
c. L-Formation: L-Formation Trupp vorne + Kolonne Trupp hinten;
d. Y-Formation: Y-Formation Trupp vorne + Kolonne Trupp hinten;
e. Linie: 2 x Linie Trupp.

Trupp Gruppe Anwendung


– Gesicherter Halt
– Überqueren von Kreuzungen
Igel

– Verschiebung
Kolonne

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Trupp Gruppe Anwendung

Variante links Variante rechts Variante links Variante rechts – Passieren von Ecken und Türen
L-Formation – Passieren von Querstrassen

– Angehen von Fassaden


– Stoss mit möglichst kleiner
Silhouette gegen vorne
Y-Formation

– Durchsuchen, säubern
von Gelände
– Stoss mit möglichst viel
Feuerkraft gegen vorne
Linie

Bei Trupps, deren Personalbestand grösser als vier und kleiner als Gruppengrösse ist, werden bestimmte
Funktionen doppelt besetzt. Die Wahl, welche Funktion verdoppelt wird, ist ein Führungsentscheid.

In der Linie auf Stufe Gruppe ist es aus Verbindungsgründen sinnvoll, dass beide Truppchefs die inneren
Flanken ihrer Trupps bilden.

200 Befehlsgebung
Truppformationen werden mündlich oder mit handzeichen befohlen.
Das Einnehmen einer Gruppenformation wird wenn nötig in drei Schritten koordiniert:
a. Schritt 1: Formation befehlen (Gruppenführer);
b. Schritt 2: Funktionen in den Trupps befehlen und bereitmelden (Truppchef);
c. Schritt 3: Formation auslösen (Gruppenführer).

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Beispiel:
– Gruppenführer: «Gruppe Lehmann Y, mein Trupp Y, Trupp Müller Kolonne!»;
– Gruppenführer: «Moser VORNE LINKS, Meier VORNE RECHTS, Huber HINTEN!»;
Truppchef Müller: «Berger VORNE, Sutter SEITE, Lanz HINTEN, bereit!»;
– Gruppenführer: «Marsch!»

201 formationswechsel
Formationswechsel müssen rasch durchgeführt und durch Gruppenführer / Truppchef einfach und knapp
befohlen werden. Die neu einzunehmenden Funktionen können namentlich befohlen werden («Meier,
neu vorne links!»).

Beim Formationswechsel ist es hilfreich, die Grundstruktur der alten Formation als Ausgangspunkt für
die neue zu benutzen. Beispiele:
– Wechsel Kolonne --> Linie: VORnE belassen, Rest des Trupps links / rechts von diesem aufschliessen;
– Wechsel Y-Formation --> Linie: VORnE LInKS / REChTS belassen, Rest des Trupps ins Zentrum
schieben;
– Wechsel Kolonne --> L-Formation: VORnE belassen, zweiten Mann rechts oder links aufschliessen
lassen.

In den folgenden Skizzen werden die gängigsten Formationswechsel visualisiert.

Von der Kolonne zur Linie

Phase 1 Phase 2 Phase 3

«Formationswechsel: Linie links, Marsch!»


Von der Y-Formation zur Linie

Phase 1 Phase 2 Phase 3

«Formationswechsel: Linie, Marsch!».

88
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.4 GrundteChniken
7.4.1 feuer und Bewegung
202 Bedeutung von feuer und Bewegung
Feuer und Bewegung ist das wichtigste militärische Prinzip zur praktischen Auftragserfüllung. Es wird
überall angewendet, wo es darum geht, handlungen unter Sicherung / Schutz vorzunehmen:
a. Wer eine Person kontrolliert braucht jemanden, der ihn dabei schützt
(Abdecker = Feuer, Ansprecher = Bewegung);
b. Wer sich im Gefecht bewegt, braucht jemanden, der ihn dabei schützt
(Unterstützender = Feuer, Vorstossender = Bewegung);
c. Wer sich für den Einsatz einer Waffe exponieren muss, braucht jemanden,
der ihn dabei schützt (Abdecker = Feuer, Werfer = Bewegung).

Das Prinzip von Feuer und Bewegung kommt zur Anwendung in der Zusammenarbeit einzelner Soldaten
im Zweiertrupp, zweier Zweiertrupps im Vierertrupp, zweier Vierertrupps in der Gruppe, zweier Gruppen
im Zug, der Bordwaffe des Gruppenfahrzeugs mit der abgesessenen Gruppe. «Feuer» heisst dabei nicht
zwangläufig «schiessen», sondern primär «schussbereit sein, wenn nötig schiessen».

203 feuer und Bewegung im Gefecht


Bei Feuer und Bewegung im Gefecht schiesst ein Teil des Trupps / der Gruppe niederhaltefeuer (verhin-
dern, dass der Gegner aktiv werden kann), während der andere Teil davon profitiert, um sich im Sprung
nach vorne oder hinten zu verschieben.

Der Munitionsverbrauch ist sehr hoch. Das Zusammenspiel zwischen bewegen und schiessen bedingt
eine gute Koordination / Verbindung zwischen den beiden Elementen sowie kurze Verschiebungsstre-
cken (10 bis 15 Meter). Insbesondere bei der Bergung von verletzten Kameraden sollte eine nicht zu
grosse Distanz zurückgelegt werden müssen.
Bei Feuer und Bewegung ist die horizontale Kommunikation zwischen den Truppmitgliedern ebenso
wichtig wie die Kommunikation mit dem Chef.

204 ablauf von feuer und Bewegung


Für die Koordination von Feuer und Bewegung im Gefecht sollten folgende Schritte angewendet
werden:
a. Gruppenführer / Truppchef befiehlt Feuer und Bewegung;
b. Feuer und Bewegung werden vorbereitet (Bereitmeldung);
c. Feuer wird durch den Chef ausgelöst;
d. Verschiebung wird durch den Chef ausgelöst;
e. Feuer wird im Zwischenziel selbständig eröffnet;
f. beide Elemente überschlagen so lange, bis das Ziel der Bewegung erreicht ist.

89
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Beispiel für Feuer und Bewegung rückwärts:

Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4

Diese Technik kann auch ohne Schiessen angewendet werden (Feuerbereitschaft).

7.4.2 personenkontrolle
205 ansprecher und abdecker
Das Anhalten einer oder mehrerer Personen erfolgt grundsätzlich zu zweit. Ansprecher und Abdecker
bilden das Grundmodul im Umgang mit Personen. Von oben gesehen bilden die zu kontrollierende Person
und die beiden Soldaten die Form eines Dreiecks. Ansprecher und Abdecker arbeiten nach dem Prinzip
von Feuer und Bewegung zusammen. Der Zweiertrupp muss je nach Situation durch weitere Abdecker
unterstützt werden.

abdecker

ansprecher

Der Ansprecher
a. ist Truppchef;
b. spricht mit der zu kontrollierenden Person.

Der Abdecker
a. schützt den Ansprecher;
b. wählt seine Position so, dass er jederzeit intervenieren könnte (jederzeit bereit, einen Angriff auf den
Abdecker durch körperlichen Zwang oder Zwischenwaffen abzuwehren, keine Gefährdung des Ab-
deckers bei Schusswechsel).

90
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

206 mentale interventionsbereitschaft


Der Abdecker als Schutz / Lebensversicherung des Ansprechers ist bezüglich mentaler Interventionsbereit-
schaft in der Regel eine Stufe höher als der Ansprecher. Dies äussert sich in der Tragart seiner Waffe.

ansprecher abdecker

Der Ansprecher sendet durch die Sichtbarkeit von


händen und Waffe nonverbale Zeichen an die zu
kontrollierende Person aus.

Dabei gilt:
a. hände sichtbar, Waffe am Rücken und damit
unsichtbar: wenig provokativ;
b. hände sichtbar, Waffe seitlich sichtbar: wenig
provokativ, aber entschlossen;
c. starke hand an der seitlich sichtbaren Waffe:
provokativ und entschlossen.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

207 Beziehungsdistanzen
Menschen reagieren auf die nähe anderer Menschen unterschiedlich. Intime Verwandte lassen wir näher
an uns herankommen als Unbekannte. Unzulässige nähe kann provozieren. Andererseits lässt ungewollte
nähe ungewollte Reaktionen zu, die man durch bewusste Distanz hätte vermeiden können.

Im täglichen Leben lassen sich 4 Beziehungsdistanzen unterscheiden die es erlauben, gewollte oder un-
gewollte Kontakte mit dem Gegenüber zu steuern. Soldaten müssen bei Personenkontrollen diese Zonen
respektieren. Sie dürfen diese nur bewusst betreten.

n Intimzone n Persönliche Zone n Soziale Zone n Öffentliche Zone

Reaktionszone

distanz erwünschter personenkreis


intimzone Armlänge Familie
persönliche zone bis 2 Meter Freunde
soziale zone 2 bis 5 Meter Berufskollegen
öffentliche zone ab 5 Meter Alltag

Intimzone und persönliche Zone sind Reaktionszonen. In ihnen kann eine Gegenseite ohne grossen Auf-
wand reagieren. In ihnen muss der Ansprecher darauf achten, dass auch seine Reaktionsfähigkeit grösser
sein muss, weil er hier nicht mehr auf die uneingeschränkte Unterstützung des Abdeckers vertrauen kann.
Eine bewusst gewählte, genügende Distanz und die mentale Bereitschaft, bei einem unerwarteten Angriff
der Gegenseite jederzeit Distanz zu gewinnen, erleichtert Personenkontrollen und die dafür nötige Zusam-
menarbeit von Ansprecher und Abdecker.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

208 zonen der annäherung


Die Art und Weise, wie Ansprecher und Abdecker sich einer Person nähern, ist entscheidend für den
Erfolg von deren Kontrolle. Man kann drei Zonen der Annäherung unterscheiden. Jede dieser Zonen ist
geeignet, um bestimmte Probleme zu lösen. Die Richtung, aus der sich Soldaten einer Person nähern, lässt
auf deren Vorhaben schliessen. Wie bei den Beziehungszonen ist auch bei den Zonen der Annäherung das
ungewollte oder bewusste Provokationspotenzial für die zu kontrollierende Person zu berücksichtigen.

Es können drei Zonen der Annäherung unterschieden werden:

hinten

seitlich seitlich

vorne

geeignet für provokationspotential


frontal provokativ, da Gefühl des
– Ansprache
vorne Blockierens vermittelt wird. Ideal ist die
– Ausweiskontrolle
halbfrontale Annäherung.
– Schutz des Abdeckers provokativ, da Aktionen noch knapp
seitlich
– Intervention bei Angriff sichtbar sind
– Festnahme / Begleitgriff provokativ, da Aktionen nicht mehr
hinten
– Durchsuchung sichtbar sind

Da der grösste Teil der zu kontrollierenden Personen Rechtshänder sind, hat die halbfrontale Annäherung
von rechts den Vorteil, dass die Waffe des Ansprechers geschützt ist und die Reaktionszeit der Gegenseite
länger wird, da sich diese nach dem Ziehen von Waffen zuerst in die Richtung der Annäherung drehen
muss.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

209 routinedurchsuchung
Bei einer Routinedurchsuchung an Personen soll sichergestellt werden, dass die zu durchsuchende Person
keine unerlaubten Gegenstände auf sich trägt. Die Routinedurchsuchung wird stehend, mit einem
Metallsuchgerät oder durch Abtasten mit handflächen durchgeführt. Aus hygienischen Gründen können
dünne handschuhe getragen werden (z B handschuhe aus Latex).

Weibliche Personen dürfen nur von einer Frau durchsucht werden (Ausnahme: wenn dringender Verdacht
auf Waffenbesitz besteht). Kinder unter 14 Jahren sind vorzugsweise von Frauen zu durchsuchen.

Bei der Routinedurchsuchung ist wie folg vorzugehen: Zuerst die hüftgegend kontrollieren, da hier die
meisten Waffen versteckt werden, dann systematisch von oben nach unten, wobei der physische Kontakt
beibehalten wird. Während der Durchsuchung wird die zu durchsuchende Person ständig über das Vorge-
hen informiert, indem man mit ihr spricht.

Routinedurchsuchung mit Metallsuchgerät. Routinedurchsuchung durch abtasten mit den Handflächen.

210 kontrolle von Behältnissen


Behältnisse werden in der Regel vom Besitzer
in Anwesenheit der Kontrollperson geöffnet.
Bei der Durchsuchung von Behältnissen ist der
Abdecker gleichzeitig Zeuge.

211 Beschlagnahme von material


Beschlagnahmte Gegenstände werden in einen
Plastikbeutel gelegt. über die Beschlagnahme
muss ein Protokoll geführt werden. Dieses wird
im Doppel erstellt und ist von der kontrollier-
ten Person zu unterschreiben (Beispiel siehe
Anhang).
Protokoll ausfüllen

212 festnahme liegend


Die Festnahme einer verdächtigen Person wird in der Regel zu zweit und wenn immer möglich in
liegender Position durchgeführt. Dabei ist in folgender Reihenfolge vorzugehen:
a. Situation einfrieren: «halt!»;
b. Arme von hüftgegend weg befehlen: «Arme auseinander!»;

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

c. Reaktionszeit verlängern: «Umdrehen!»;


d. hände sichtbar machen: «Handflächen zu mir!»;
e. eventuell handschuhe und Kopfbedeckung ausziehen lassen;
f. Fluchtgefahr verringern: «Auf die Knie, auf den Bauch, Arme und Beine auseinander!»;
g. Konzentration auf den Abdecker herstellen: «Blick nach rechts / links!»;
h. physischen Kontakt herstellen: überraschende Annäherung des Ansprechers;
i. Schliessmittel zu zweit anbringen.

halt!
arme auseinander, umdrehen!
auf die knie, auf den Bauch,
arme und Beine auseinander,
Blick nach links!

Physische Kontrolle durch Hebelgriff Zu zweit fesseln (kein Druck mit Knie auf Rücken und Nacken

Kontrolle Abstand Handgelenk – Schliessmittel: 1 Finger Sichern der Handschellen mit dem Schlüsselende (Stössel)

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

213 festnahme kniend


Die Festnahme kniend wird analog der Festnahme liegend durchgeführt. Die handschellen werden vor der
Annäherung bereits aus der handschellentasche herausgenommen / die Kabelbinder vorbereitet, um sie
beim ersten physischen Kontakt sofort anbringen zu können (Fluchtgefahr der verdächtigen Person grösser
als in liegender Position). Das Ergreifen des handgelenks und der Schliessvorgang geschehen praktisch
gleichzeitig.

Vorbeteiten der Schliessmittel Annäherung des Ansprechers bei kniender Festnahme

Position von Ansprecher und Abdecker beim Anbringen der Handstellung der verdächtigen Person beim Anbringen der
Schliessmittel Schliessmittel

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

214 festnahme stehend


Die Festnahme stehend soll nur in Ausnahmefällen angewendet werden, weil die verdächtige Person
einen zu grossen Bewegungsspielraum hat und sich dadurch das Risiko für Ansprecher und Abdecker
vergrössert. Die Festnahme stehend erfolgt analog der Festnahme kniend.

Position des Ansprechers beim physischen Kontakt Kontakt beim Ergreifen des Handgelenks

Kontakt mit Fuss Position von Ansprecher und Abdecker beim Anbringen der
Schliessmittel

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

215 sicherheitsdurchsuchung
Bei der Sicherheitsdurchsuchung geht es um das rasche Auffinden von Waffen, bevor die festgenommene
Person an Behörden oder militärische Verbände übergeben wird. Aus hygienischen Gründen können bei der
Sicherheitsdurchsuchung dünne handschuhe getragen werden (z B handschuhe aus Latex).

Für die Sicherheitsdurchsuchung gelten folgende Grundsätze:


a. Es wird die äusserste Kleiderschicht kontrolliert. Diese darf nach der Durchsuchung
keine Gegenstände mehr enthalten (äusserste Schicht «clean»);
b. die Sicherheitsdurchsuchung wird immer nach dem Anlegen von Schliessmitteln
(handschellen / Kabelbinder) durchgeführt;
c. die Person wird in der Regel in liegender Position durchsucht;
d. jeder abgenommene Gegenstand wird in einen Plastikbeutel gelegt;
e. nach Abschluss der Sicherheitsdurchsuchung wird ein Protokoll erstellt,
in welchem die abgenommenen Gegenstände aufgeführt werden (siehe Anhang);
f. werden Gegenstände beim Abtasten mit den handflächen erkannt, sind diese zuerst
visuell zu überprüfen, bevor sie vorsichtig herausgenommen werden.

Bei der Sicherheitsdurchsuchung wird zuerst hüftgegend kontrolliert. Anschliessend erfolgt die Kontrolle
systematisch von oben nach unten durch Abtasten mit den handflächen. Die festgenommene Person muss
dazu zweimal in eine seitliche Lage gebracht werden.

Durchsuchung in der Hüftgegend beginnen (Ort der meisten Kontrolle der dem Abdecker abgewandten Seite
Waffen)

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

216 abführen von Verdächtigen


Das Abführen von Personen ist in der Regel Aufgabe der Reserve. Die verdächtige Person wird normaler-
weise zu zweit abgeführt. Wird die verdächtige Person durch nur einen Soldaten abgeführt, geht dieser
rechts (Stgw rechts) resp links (Stgw links), damit die Waffe geschützt ist.

Wegen der Fluchtgefahr muss beim Aufstellen der verdächtigen Person Körperkontakt gehalten werden.

Abführen zu zweit ohne Schliessmittel Abführen zu zweit mit Handschellen

Abführen zu zweit mit Kabelbinder Abführen alleine mit Handschellen

217 leibesvisitation
Die Leibesvisitation ist eine vollständige Durchsuchung der festgenommenen Person, sie wird abseits der
öffentlichkeit in einem Lokal durchgeführt, wo die notwendige Diskretion und Sicherheit gewährleistet
sind. Die Leibesvisitation ist Sache von Spezialisten.

99
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.4.3 fahrzeugkontrolle
218 zonen um ein fahrzeug
Um eine Fahrzeugkontrolle mit grösstmöglicher Eigensicherheit durchzuführen, müssen die Standorte
der Kontrollorgane richtig gewählt werden. Diese sind einerseits abhängig von der Gefährdung, die vom
Fahrzeug und dessen Insassen ausgeht, anderseits von der Möglichkeit einer optimalen Zusammen-
arbeit zwischen Ansprecher und Abdecker.

Man unterscheidet vier Zonen um ein Fahrzeug:

Vorteile für kontrollorgane Vorteile für die Gegenseite


zielzone – gute Übersicht über ganzen Innenraum und Umge- – Insassen können gezielte Schüsse in diese Zone
bung des Fahrzeugs abgeben
– gezielter Einsatz der Waffe aus dieser Zone
möglich
Greifzone keine – Insassen können in diese Zone greifen, die Kon-
trollperson festhalten oder im Nahkampfbereich
attackieren
reflexzone keine Insassen können mit einer Waffe ungezielt in diese
Zone wirken
krisenzone – relativ guter Schutz und rasches Ausweichen gegen keine
hinten möglich

Krisenzone

Reflexzone

Zielzone

Greifzone

Für die Kontrollorgane ist anzustreben, aus der Krisenzone (Ansprecher) und aus der Zielzone (Abdecker)
heraus zu arbeiten. Greif- und Reflexzone sind bei geschlossenen Fahrzeugtüren zu meiden. Front und
heck eines besetzten Fahrzeugs sind als Deckungen unbrauchbar, da das Fahrzeug als Waffe eingesetzt
werden kann (plötzliches abruptes Wegfahren).

219 Gesprächstechnik
3 4
Um beim Gespräch sicher aufzutreten, müssen
die Kontrollorgane über ein Vokabular verfügen 2 1
das es erlaubt, eindeutig zu kommunizieren. 1 Fahrer
Die Skizze (Bezeichnung der Insassen eines 2 Beifahrer
Fahrzeugs) zeigt ein Beispiel für eine einheit- 3 Mitfahrer hinten rechts
liche Sprachregelung. 4 Mitfahrer hinten links

100
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Gesprächsdrill ist Teil der mentalen Vorbereitung und des Verbandstrainings. Sätze wie «Guten Tag,
militärische Kontrolle. Wir durchsuchen Ihr Fahrzeug. Darf ich Sie bitten, die Motorhaube zu entriegeln,
anschliessend auszusteigen und alle Türen Ihres Fahrzeugs inklusive Kofferraum im Uhrzeigersinn zu
öffnen!» müssen stotterfrei und bestimmt vorgetragen werden können.

220 endverhalten kennen


Um als Kontrollorgan sicher aufzutreten, ist es nötig, das Endverhalten eines erteilten Auftrags zu
kennen. Die folgende Tabelle zeigt, welches Verhalten von Fahrzeuginsassen erwartet wird.

Gegenstand erwartetes Verhalten


seitenfenster – auf Fahrerseite vorne und hinten öffnen lassen
– zeigen lassen: Fahrer auf Lenkrad, Beifahrer auf Armaturenbrett (nicht ans Fenster), Insas-
hände
sen hinten auf Rückenlehne des Vordersitzes (nicht auf Nackenstütze)
ausweise – auf Fahrerseite herausgeben lassen, bei mehr als zwei Insassen durch das hintere Fenster
– mit einer Hand öffnen lassen. Die andere Hand bleibt auf dem Lenkrad, dem Armaturenbrett
sicherheitsgurte
oder auf der Rücklehne des Vordersitzes
zündschlüssel – vom Fahrer mit einer Hand herauswerfen lassen
handy – vom Fahrer mit einer Hand auf das Fahrzeugdach legen lassen

221 aufgabenverteilung im trupp


Wie bei der Personenkontrolle bildet auch bei der Fahrzeugkontrolle der Zweiertrupp aus Ansprecher und
Abdecker das Grundelement. Der Kontrolltrupp arbeitet auf der Fahrerseite des Fahrzeugs, um jederzeit die
Einfachheit des handelns sicherzustellen und sich im Fall eines Schusswechsels nicht selbst zu gefährden.

Der Zweiertrupp kann Fahrzeuge mit maximal 2 Insassen kontrollieren. Er ist damit fähig, auch dann
noch die übersicht zu behalten, wenn ein Insasse das Fahrzeug auf der Beifahrerseite verlässt und
versucht, dort Deckung zu finden.

Zur Kontrolle von Fahrzeugen mit mehr als 3 Insassen wird der Zweiertrupp durch weitere Abdecker
verstärkt. Auch der Dreiertrupp arbeitet geschlossen auf der Fahrerseite des Fahrzeugs. Die beiden
Abdecker teilen sich das Fahrzeug in einen linken und rechten Verantwortungssektor. Der Dreiertrupp
kann so auch dann noch gezielt handeln, wenn ein Insasse das Fahrzeug auf der Beifahrerseite verlässt.

Zweiertrupp Dreiertrupp

Ansprecher
Ansprecher

Abdecker 1

Abdecker 1

Abdecker 2

101
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

standort aufgaben
ansprecher Krisenzone Fahrerseite – ist Truppchef
– kommuniziert mit den Insassen
Waffenbereitschaft: – führt die Kontrollen durch
freihandstellung
abdecker 1 Zielzone Fahrerseite – überwacht Fahrer und Mitfahrer hinten links
– schützt den Ansprecher
Waffenbereitschaft: – platziert sich selbstständig, damit er die Hände
patrouillenstellung der Insassen in seinem Verantwortungssektor sieht
Zielzone Fahrerseite – überwacht Beifahrer und Mitfahrer hinten rechts
abdecker 2
– ist für den Schutz des Zweiertrupps Ansprecher /
Abdecker verantwortlich
Waffenbereitschaft:
– platziert sich selbstständig, damit er die Hände
patrouillenstellung
der Insassen in seinem Verantwortungssektor sieht

222 kontrolle von personenwagen mit einem oder zwei insassen

Fahrzeug einweisen und anhalten. Visuelle Kontrolle der Insassen: Der Ansprecher geht aussen um den Ab-
Motor abstellen lassen. Anzahl, erster Eindruck. decker herum, prüft Kofferraumverriege-
lung und kontrolliert den Innenraum des
Fahrzeugs beim Betreten der Krisenzone.

Seitenscheibe öffnen lassen, Papiere heraus geben lassen. Distanz Zurückgeben der Papiere, entfernen
falls diese noch nicht offen ist. gewinnen. Prüfen der Papiere in der der Absperrung, Fahrzeug durchwinken.
Krisenzone.
l Ansprecher l Abdecker

102
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

223 kontrolle von personenwagen mit mehr als zwei insassen

Fahrzeug einweisen und anhalten. Der Abdecker 2 wird zur Überwachung Der Ansprecher geht aussen um die
Motor abstellen lassen. der Beifahrerseite beigezogen. Visuelle Abdecker ans Heck des Autos, prüft die
Kontrolle der Insassen: Anzahl, erster Kofferraumverriegelung und kontrolliert
Eindruck. den Innenraum des Fahrzeugs beim
Betreten der hinteren Krisenzone.

Seitenscheibe durch Mitfahrer hinten Papiere im Fahrzeug durch den Mitfah- Zurückgeben der Papiere, entfernen
links öffnen lassen. rer hinten links sammeln und herausge- der Absperrung, Fahrzeug durchwinken.
ben lassen. Distanz gewinnen, prüfen
der Papiere in der hinteren Krisenzone.

103
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

224 kontrolle von Grossfahrzeugen (lkW, Gesellschaftswagen)


Für die Kontrolle von Grossfahrzeugen wird das Grundelement Ansprecher und Abdecker durch zwei
weitere Abdecker zum Vierertrupp ergänzt. Wegen der höhe und der Länge des Fahrzeugs arbeitet der
Trupp jetzt nicht mehr nur auf der Fahrerseite.

Verantwortungsbereiche im Vierertrupp:

standort aufgaben
ansprecher Führerkabine Fahrerseite – ist Truppchef
– kommuniziert mit den Insassen
Waffenbereitschaft: – führt die Kontrollen durch
freihandstellung
abdecker 1 Führerkabine Fahrerseite – überwacht den Fahrer
– schützt den Ansprecher und begleitet diesen bei allen
Waffenbereitschaft: Kontrollen
patrouillenstellung
abdecker 2 Zielzone Beifahrerseite – überwacht den Beifahrer
– ist für den Schutz des Zweiertrupps Ansprecher /
Abdecker verantwortlich
– überwacht die Beifahrerseite des Fahrzeugs
Waffenbereitschaft: auf der ganzen Länge
patrouillenstellung – hält Verbindung mit dem Ansprecher
abdecker 3 Fahrerseite am hinteren Ende des – ist für den Schutz des Zweiertrupps Ansprecher /
Fahrzeugs Abdecker verantwortlich
Waffenbereitschaft: – überwacht die Ladebrücke / das Heck des Fahrzeugs
patrouillenstellung – hält Verbindung mit dem Ansprecher

Für die Kontrolle von Grossfahrzeugen sind wenn möglich entsprechende hilfsmittel (Podest oder
Treppe) bereitzustellen, welche die Sicht in die Führerkabine sowie auf das Fahrzeugdach erleichtern.
Die Kommunikation mit dem Fahrer kann so auf gleicher höhe stattfinden.

Ablauf der Kontrolle bei Grossfahrzeugen

Fahrzeugkontrolle!

Anhalten des Fahrzeugs. Vierertrupp Grundaufstellung des Vierertrupps: Um die Aktivitäten des Fahrers besser
steht für die Kontrolle bereit. Ansprecher führt Kommunikation. zu kontrollieren, wird die Fahrertüre
Abdecker 1 schützt den Ansprecher. geöffnet. Der Ansprecher öffnet die
Abdecker 2 überwacht Beifahrer und Türe, der Abdecker kontrolliert den
Beifahrerseite des Fahrzeugs. Innenraum. Wichtig ist dem Fahrer mit-
Abdecker 3 überwacht Ladebrücke / zuteilen, dass die Türe für die Kontrolle
Heck des Fahrzeugs. geöffnet wird.

104
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Ansprecher und Abdecker 1 nehmen Der Fahrer wird aufgefordert, das Der Ansprecher prüft die Führerkabine.
Grundposition wieder ein. Fahrzeug mit den notwendigen Papie- Der Fahrer wird in sicherem Abstand
ren zu verlassen. Beifahrer bleiben im durch Abdecker 1 überwacht. Während
Fahrzeug. Die Papiere werden geprüft der ganzen Aktion überwacht Abdecker
und bleiben beim Ansprecher. 2 Beifahrer und Beifahrerseite.

Kontrolle der Ladung oder weiterer Fahrer oder Ansprecher öffnet die Heck-
Teile des Fahrzeugs geschehen unter türe. Muss Ladegut bewegt werden,
Einbezug des Fahrers. Abdecker 1 sollte der Fahrer in Sichtweite sein,
begleitet den Ansprecher und schützt jedoch nie Kontakt mit der Ladung ha-
diesen. ben. Abdecker 1 schützt den Ansprecher,
Abdecker 3 überwacht Fahrzeuginnen-
raum sobald Hecktüre geöffnet wird.

105
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

225 durchsuchen von personenwagen


Bei der Fahrzeugdurchsuchung geht es darum, sichtbare, vor der Durchsuchung definierte Gegenstände
zu finden. Die Suche nach Drogen oder Sprengstoffen ist Sache von Spezialisten.

Bei der Fahrzeugdurchsuchung sind das Grundelement Ansprecher / Abdecker sowie der Fahrer anwe-
send. Bei- und Mitfahrer werden abseits des Durchsuchplatzes überwacht. Der Fahrer öffnet alle Türen
des Fahrzeugs. handschuhfach, Sonnenblenden, Ablagefächer sowie sämtliches Material im Fahrzeug
werden nur vom Ansprecher berührt.

Vorgehen bei der Durchsuchung:


a. Insassen aussteigen lassen (werden in speziellem Raum überwacht);
b. Fahrzeug durch Fahrer im Uhrzeigersinn öffnen lassen;
c. Fahrzeug in folgender Reihenfolge durchsuchen: Fahrersitz, Motor, Beifahrersitz, handschuhfach,
Sitzreihe hinten rechts, Kofferraum, Sitzreihe hinten links, Fahrzeugboden und Radkasten (mit Spiegel).

Ablauf der Durchsuchung von Personenwagen

Beifahrer und Mitfahrer werden Der Fahrer öffnet unter Aufsicht von Ansprecher beginnt mit Durchsuchung
durch Soldaten abseits des Durchsuch- Ansprecher und Abdecker Türen bei Fahrertüre. Durchsucht wird im
platzes überwacht. und Kofferraum und entriegelt die Uhrzeigersinn. Der Fahrer ist unter
Motorhaube (Uhrzeigersinn beginnend Aufsicht des Abdeckers anwesend und
mit Fahrertüre). steht dem Ansprecher für Fragen zur
Verfügung.

Fahrzeugunterboden und Radkästen Aus dem Fahrzeug / Kofferraum ent- Ist die Kontrolle abgeschlossen,
werden mit dem Spiegel oder aus fernte unübersichtliche / verdächtige kann der Fahrer entfernte Gegenstände
liegender Position kontrolliert. Gegenstände werden detailliert wieder einräumen. Bei- und Mitfahrer
kontrolliert. werden zurückbegleitet.

106
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

226 festnahme der fahrzeuginsassen


Für eine Kontrolle werden die Insassen so lange wie möglich im Fahrzeug belassen, da diese Situa-
tion eine mögliche Gegenseite in ihrer handlungsfreiheit einschränkt. Werden bei der Kontrolle des
Innenraums Waffen entdeckt, müssen Personen von diesen getrennt und einzeln aus dem Fahrzeug
herausgenommen werden.

Verhalten sich die Fahrzeuginsassen während der Aktion kooperativ und leisten den Anweisungen der
Kontrollorgane Folge, erfolgt die Festnahme bis zum Schliessen mit handschelle oder Kabelbinder ohne
Anwendung von körperlichem Zwang.

Bei der Festnahme von Fahrzeuginsassen gelten folgende Regeln:


a. hände aller Insassen sofort sichtbar;
b. Zündschlüssel herauswerfen lassen (Fluchtgefahr);
c Insassen einzeln herausnehmen;
d. Türen werden nur durch Ansprecher geöffnet;
e. so lange wie möglich Insassen auf der Fahrerseite herausnehmen;
f. mit dem herausnehmen hinten beginnen;
g. herausgenommene Insassen versetzt liegen lassen oder sofort einzeln schliessen.

Einfrieren: Mitfahrer hinten links aus dem Fahrzeug Ist der Rücksitz frei, wird der Fahrer
«Halt! Hände sofort auf Lenkrad, befehlen und vor das Fahrzeug hinlegen aus dem Fahrzeug befohlen und
Armaturenbrett oder Rücklehnen des lassen. Bis die Person liegt, wird sie vor das Fahrzeug beordert.
Vordersitzes!» vom Ansprecher, anschliessend vom
Zündschlüssel durch Fahrer aus dem Abdecker 2 überwacht. Bei weiteren
Fahrzeug herauswerfen lassen. Mitfahrern hinten, werden diese durch
die gleiche Türe (Fahrerseite) aus dem
Fahrzeug befohlen.

107
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Der Ansprecher geht um das Fahrzeug Der Beifahrer wird aus dem Fahrzeug Die Verdächtigen wenn möglich dia-
und überwacht den Beifahrer bis befohlen und vor das Fahrzeug gonal versetzt liegen lassen (bessere
Abdecker 1 seinen Standort auf der dirigiert. Sobald er liegt, wird seine Überwachung durch Abdecker 2).
Beifahrerseite des Fahrzeugs einge- Überwachung durch den Abdecker 2
nommen hat. Beim Seitenwechsel auf übernommen.
Schusslinien achten (Abdecker 2).

Sind mehr oder weniger Insassen im Fahrzeug, ist analog vorzugehen.

108
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

227 festnahme unter anwendung von körperlichem zwang


Verhält sich ein einzelner Fahrzeuginsasse nicht kooperativ und leistet den Anweisungen der Kontroll-
organe keine Folge, kann er unter Anwendung von verhältnismässigem körperlichem Zwang aus dem
Fahrzeug entfernt werden.

Der Fahrer leistet den Anweisungen Der Ansprecher öffnet die Fahrertüre, Der Ansprecher ergreifft den linken Arm
keine Folge. Der Ansprecher fordert wiederholt seine Aufforderung und droht, des Fahrers (evtl nach Täuschung durch
den Fahrer bestimmt auf, das Fahrzeug den Fahrer gewaltsam aus dem Fahrzeug Abdecker 1) und zieht ihn gleichzeitig
zu verlassen. zu nehmen. nach hinten und aussen (Hebelwirkung).

Ist der Arm mit dem Schwanenhalsgriff Ist der Sicherheitsgurt geöffnet, wird der Ist der Fahrer durch den Abdecker 1
fixiert, wird der Fahrer nach vorne ge- Fahrer aus dem Fahrzeug gezogen bis der fixiert, löst der Ansprecher seinen Griff
schoben, der Ansprecher befiehlt ihm Sicherheitsgurt die Bewegung beendet. und entfernt den Sicherheitsgurt.
das Öffnen des Sicherheitsgurtes. Nun ergreift der Abdecker den freien Arm
des Fahrers und fixiert diesen.

Ist der Fahrer aus dem Fahrzeug gezogen,


wird er vom Fahrzeug entfernt, am Boden
fixiert und wenn nötig gefesselt.

Wichtig für diese Art der Festnahme ist der überraschende Zugriff auf den Arm des Fahrers. Die überra-
schung kann beispielsweise durch Zurufen des Abdeckers oder einen Tritt gegen den Kotflügel sicherge-
stellt werden (Täuschung).
Bei mehreren nicht kooperativen Insassen kann diese Art der Festnehme rasch dazu führen, dass der
Kontrolltrupp die übersicht verliert. Es ist dann zu überlegen, ob es nicht besser ist, die Insassen unter
bewusster Inkaufnahme des Risikos im Fahrzeug zu belassen bis Verstärkung eintrifft. Sind die Türen
verschlossen und der Fahrer weigert sich diese zu öffnen, kann man sich bei älteren Fahrzeugtypen durch
das Einschlagen der hinteren Seitenscheibe Zugang zum Türentriegelungsknopf verschaffen.

109
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.4.4 patrouille
228 patrouillengrösse
Die normale Patrouillengrösse ist der Vierertrupp. Dieser kann
a. als ganzer Trupp mit 360°-Eigensicherung vorgehen;
b. die Patrouille teilen, um mit einem Zweiertrupp Reaktionen auf die Patrouillentätigkeit des andern
Zweiertrupps zu beobachten;
c. sofort einen Beobachtungsposten beziehen;
d. sofort in eine Personen- oder Fahrzeugkontrolle übergehen;
e. sofort mit Feuer und Bewegung vorgehen;
f. einen Verwundeten selbständig bergen.

229 patrouilliertechnik
Patrouilliert wird in den im Kapitel 7.3 definierten Formationen. Die normale Patrouillenformation ist die
Kolonne. Weil sie eine einfache Flankendeckung erlaubt, ist die L-Formation ideal für das Patrouillieren
in einer Ortschaft. Wenn gegnerischer Kontakt wahrscheinlich ist, ermöglichen die Y-Formation oder die
Linie eine Erhöhung der Anzahl Waffen an der Spitze. Offene Geländeteile oder Kreuzungen werden in
unsicherer Lage nach dem Prinzip von Feuer und Bewegung oder in Igelformation gequert.

Patrouillieren umfasst
a. gezieltes, überlegtes Bewegen;
b. kurze halte, um zu horchen oder zu beobachten;
c. Kontaktaufnahme mit der Zivilbevölkerung;
d. periodisches Melden.

230 mittel und Bewaffnung


Patrouillen sollen so bewaffnet sein, dass sie vor allem in ungewisser Lage sofort auf eine überraschende
Begegnung mit der Gegenseite / dem Gegner reagieren können. Im offenen Patrouillengelände empfiehlt
es sich, ein leichtes Maschinengewehr mitzuführen, in Ortschaften den Granatwerfer für das Sturmgewehr.
Für besondere Patrouillenaufträge ist es nötig, spezielle Mittel wie Schneidezangen, Geissfuss, handwer-
kerausrüstung, Klebe- oder Trassierband mitzuführen.

Besondere Bedeutung ist den übermittlungsmitteln und nachtsichtgeräten zu schenken: Ein Vierertrupp
mit eigenständigem Patrouillenauftrag sollte über mindestens 2 Funkgeräte verfügen, damit er sich vor Ort
teilen und vertieft nachrichten beschaffen kann. Jede Patrouille sollte mit Restlichtverstärkern und nach
Möglichkeit mit Laserpointer für die Sturmgewehre ausgerüstet sein.

231 Gezielt patrouillieren


Geländeanalyse, Kartenstudium und vor allem Informationen aus der Zivilbevölkerung erlauben es, mög-
liche Standorte von Schutzhäusern oder anderer Einrichtungen der Gegenseite herauszufinden.

Um im oftmals wenig strukturierten modernen Einsatzumfeld gezielt zu patrouillieren, hilft es, sich in die
Rolle der Gegenseite zu versetzen und sich folgende Fragen zu stellen:
a. Was sind in der aktuellen Lage auf meiner Patrouillenstrecke lohnende Ziele?
b. Wo würde ich Standorte für Beobachtung wählen?
c. Wo würde ich Stellungen für hinterhalte wählen?

110
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

d. Wo würde ich mich bereitstellen, um anzugreifen mit der Möglichkeit, mich anschliessend wieder
rasch zurückzuziehen?

Mit der Definition von Schlüsselnachrichten wird festgelegt, welche Beobachtungen sofort zu melden sind
oder sofort vertieft abgeklärt werden müssen.
Patrouillen müssen alle verdächtigen Veränderungen im Gelände, Anzeichen von Verunsicherung in der
Zivilbevölkerung, Indizien für Tätigkeiten der Gegenseite (z B Ansammlungen, verdächtige Fahrzeuge und
Transporte, Waffenträger, Sprengfallen) sowie Anzeichen von Verseuchungen (Trinkwasser) sofort
erkennen.
Als Teil der mentalen Vorbereitung muss für eine gezielte Patrouillentätigkeit geregelt werden, wie sich
die Patrouille bei Kontakt mit verdächtigen Personen zu verhalten hat.

232 patrouillenstrecke
Die Patrouillenstrecke dient der örtlichen und zeitlichen Koordination der Patrouillentätigkeit. Auf ihr
werden Wegpunkte definiert, die passiert werden müssen. Phasenlinien werden dann festgelegt, wenn
mehrere Patrouillen koordiniert werden müssen (z B auf Stufe Gruppe oder Zug).

Beispiel einer Patrouillenstrecke

3
1
2

3
3

1. Absetzpunkt 1530 2. Aufnahmepunkt 1645 3. Beobachtungshalt zu Fuss motorisiert


Schlüsselnachrichten Zivilbevölkerung: Schlüsselnachrichten Gegenseite: Schlüsselnachrichten Infrastruktur:
– Geschäftstätigkeit normal? – Uniformierte Personen? – Passierbarkeit von Strassen
– Menschenansammlungen? – Bewaffnete Personen? und Wegen?
– Behinderung der Patrouille durch – Reaktionen auf die – Passierbarkeit von Brücken?
Personen? Patrouillentätigkeit? – Anzeichen von Verseuchungen?
– Auffälliger Handygebrauch nach – Sprengfallen? – Strom- / Wasserversorgung intakt?
Sichten der Patrouille?

111
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.4.5 Beobachtungsposten
233 Bedeutung des Beobachtungspostens
Der Betrieb eines Beobachtungspostens wird normalerweise durch einen Vierertrupp sichergestellt.
Beobachtungsposten ergänzen die Patrouillentätigkeit. Als Warnposten dienen sie dazu, eigene Truppen
vor überraschung zu schützen.
Um auch bei nacht nachrichten beschaffen zu können, werden Beobachtungsposten mit Restlichtverstär-
kern und Wärmebildgeräten ausgerüstet.

234 standortwahl
Der Standort für einen Beobachtungsposten muss folgenden Ansprüchen genügen
a. Einblick in den gesamten Beobachtungsraum;
b. der Beobachtungsektor soll so gross wie möglich sein;
c. im Beobachtungssektor soll es möglichst wenig uneinsehbares Gelände geben;
d. Möglichkeit der Tarnung;
e. gedeckte und möglichst sichere Zugangswege;
f. Möglichkeit, Verbindung mit den eigenen Truppen zu halten;
g. Möglichkeit einer Wechselstellung.

235 Beobachtungsposten in Ortschaften


Mit Beobachtungsposten in Ortschaften können Veränderungen im Sozialgefüge der Zivilbevölkerung
über längere Zeit und die Wirkung millitärischer Patroullientätigkeit auf Gegenseite und Zivilbevölkerung
festgestellt werden.
Beobachtungsposten lassen sich im modernen, überbauten Einsatzumfeld besonders gut tarnen
(z B Dachstock von häusern). Die meisten Beobachtungsposten auf einem Dach bieten Einblick in eine
oder zwei Strassen. Wird ein Fenster als Beobachtungsstandort benutzt, ist darauf zu achten, dass der
Posten von aussen nicht erkannt werden kann.

236 Bezug des Beobachtungspostens


Mögliche Vorausaktionen sind:
a. Erkundung / Aufklärung des Standorts unter Leitung des Truppchefs / Gruppenführers;
b. Verbindungskontrolle;
c. Sicherung.

Der eigentliche Aufbau kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen, da die Priorität auf Schutz und
Tarnung gelegt werden muss. Dazu einige Merkpunkte:
a. Der Aufbau des Beobachtungspostens wird durch Zeltblachen geschützt;
b. ein Tarnnetz bedeckt die Zeltblachen, die als Dach dienen, um den Beobachtungsposten vor Regen
sowie Luft- / Bodenaufklärung zu schützen;
c. die Tarnung kann durch Laub oder äste verbessert werden. Das Material sollte aber nicht aus der
Umgebung des Postens stammen;
d. die Vorderseite des Postens wird ebenfalls getarnt.

112
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

237 ablösungen
Im Beobachtungsposten unterscheidet man folgende vier Funktionen:
a. Beobachter
b. übermittler
c. Schutz / Sicherung
d. Ruhe / Reserve

Der Chef plant die Ablösung im Beobachtungsposten so, dass dieser über längere Zeit betrieben werden
kann. Er legt in Absprache mit seinem Vorgesetzten fest, wann die Beobachtungsdichte zu Gunsten der
Retablierung der Mannschaft reduziert werden kann. Er entscheidet, ob Aufgaben zusammengelegt
werden, um beispielsweise die Anzahl der ruhenden Leute zu vergrössern.

Der Beobachtende muss alle 20-30 Minuten abgelöst werden, da dessen Konzentration nach maximal
einer halben Stunde deutlich abnimmt. Als gute Variante für die Ablösung hat sich das Schaffen eines
inneren und eines äusseren Ablösezyklus bewährt: Bebachter und übermittler (gleichzeitig Schutz)
wechseln sich intern alle 20-30 Minuten ab (innerer Zyklus), während der Rest des Trupps die beiden nach
längerer Zeit ersetzt (äusserer Zyklus). Der Ablösezyklus definiert sich in jedem Fall über die Frage «Wie
lange sollen die Leute ruhen?». Von ihr hängt die Durchhaltefähigkeit des Beobachtungspostens ab.

B U/S

innerer Ablösezyklus
alle 20-30 Minuten

R R

äusserer Ablösezyklus
alle x Stunden

B Beobachter U Übermittler S Schutz / Sicherung R Ruhe / Reserve

113
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

238 Befehl für den Beobachtungsposten


In einem detailierten Befehl können geregelt werden:
a. Lage; k. Reaktion bei verdächtiger Bewegung;
b. Standort; l. Feuereröffnung;
c. Beobachtungs- und Feuersektor; m. Standorte Richtladungen;
d. zu meldende nachrichten / n. ABC Beobachtung, Reaktion bei ABC Angriff,
Schlüsselnachrichten; ABC Signale;
e. Einsatzdauer; o. Ausrüstung:
f. nachbarstandorte (andere Posten, Patrouillen – Karte, Kroki / Foto
mit Abmarsch- / Ankunftszeiten); – Feldstecher
g. Zeit und Technik der Ablösung; – Kompass
h. Schutz vor überraschung, Tarnung; – Funk / Telefon
i. Alarmierung der Gruppe; – Pfeife
j. Identifikationstechnik, Passwort / – Schreibmaterial
Passnummern; – Taschenlampe

239 materialliste für den Beobachtungsposten


Ausrüstungsbeispiel für einen Vierertrupp:
a. 4 Kälteschutzanzüge
b. 4 Thermosflaschen
c. 4 kalte Essensrationen
d. 1 Satz Abfallsäcke
e. 4 Zeltblachen
f. 1 Tarnnetz
g. 2 Schlafsäcke
h. 4 Kampfrucksäcke
i. 4 Unterlagsmatten
k. 1 Stgw mit RLV Laserpointer, 1 Stgw mit Zielfernrohr, 1 40mm Granatwerfer, 1 LMg
l. 2 Funkgeräte mit genügend Ersatzakkus
m. Feldtelefone
n. 1 Fotoapparat
o 1 RLV
p. 1 WBG
q. 1 Feldstecher
r. 1 Diktiergerät
s. 1 Satz Ersatzbatterien
t. 1 Schaufel, 1 hacke, 1 Baumschere, 1 Klappsäge
u. 4 Taschenlampen
v. persönliche Effekten

114
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.5 sOfOrtaktiOnsteChniken
7.5.1 prinzipien
240 Bedeutung
Sofortaktionstechniken sind notmassnahmen. Sie dienen dazu,
– die ersten Sekunden eines Begegnungsgefechts zu überleben
– unter Feuer die Initiative sofort zu ergreifen (psychologischer Effekt)
– in einen geordneten Prozess von Feuer und Bewegung zu kommen
– dem Gruppenführer Zeit zu verschaffen, erste Entscheide zu treffen

Die Wirksamkeit von Sofortaktionstechniken basiert auf


– der sofortigen Intensität des Feuers
– der Konstanz des Feuers
– der raschen Entscheidungsfindung des Truppchefs
– der raschen Ausführung durch den Trupp

Die Sofortaktionstechniken werden in den folgenden Ziffern als Truppaktionen beschrieben. Sie gelten
angepasst auch für die Gruppe.

241 sofortaktionstechniken und Verhältnismässigkeit


Sofortaktionstechniken werden in überraschenden Gefechtssituationen angewendet und im modernen
Einsatzumfeld immer zu Momenten der Unverhältnismässigkeit führen, weil durch die sofortige hohe
Gewaltanwendung auch unbeteiligte Drittpersonen gefährdet werden können. Für den Trupp / die Gruppe
im unerwarteten Begegnungsgefecht sind Sofortaktionstechniken immer notwehr.

Sofortaktionstechniken werden nur solange ausgeführt, bis der Trupp / die Gruppe in einen geordneten
Ablauf von Feuer und Bewegung übergehen kann. So ist es beispielsweise unmöglich, dass eine Gruppe
während Minuten eine Rolle ausführt. Sobald Deckungen und Feuerstellungen erreicht sind, beginnt das
geordnete Gefecht mit Feuer und Bewegung. Dies ist der Moment, wo der Tunnelblick der überraschung
endet, verhältnismässiges handeln wieder bewusst einsetzt und wieder die ganze Umwelt einbezogen
werden muss.

242 sektoren
Sofortaktionstechniken entwickeln sich aus Formationen heraus, wie sie in Kapitel 7.3 beschrieben sind.
Beim überraschenden Begegnungsgefecht ist es unvermeidlich, dass jedes Truppmitglied psychisch sofort
auf die Richtung des Kontakts ausgerichtet ist und damit seinen durch die Funktion bestimmten Verant-
wortungssektor aufgibt. Damit entsteht die Gefahr eines Mehrfachkontakts, bei dem der Trupp nicht mehr
zurückschlagen kann. Es gilt also, im Einsatztraining ein niveau zu erreichen, das es ermöglicht, auch bei
Feindkontakt seinen Verantwortungssektor weiter zu beobachten und den andern Truppmitgliedern zu
vertrauen. Erst wenn der Verbandsführer die Sofortaktionstechnik befiehlt, muss der Sektor zugunsten des
konzentrierten Feuers preisgegeben werden.

115
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

243 feuer-, Bewegungs- und Wartestreifen


Um die Sofortaktionstechniken zu verstehen, ist es nötig, drei Begriffe einzuführen:

feuerstreifen Streifen, in dem statisch geschossen wird


Bewegungsstreifen Streifen, in dem Truppmitglieder vorrücken oder sich
zurückziehen
feuer- und Bewegungsstreifen Streifen, in dem aus der Bewegung geschossen wird
Wartestreifen Streifen, in dem gewartet wird, bis der sich bewegende
Trupp passiert hat

244 Verhaltensweisen
Folgende Verhaltensweisen werden bei den Sofortaktionstechniken vorausgesetzt:

kontaktposition – Nonverbale Ankündigung einer Gefahr


schiessposition – Nonverbale Ankündigung einer Zielerfassung
kontrolle des Bestandes nach erreichen der – Meldung mit lauter Stimme durch den ersten Mann, welcher die
deckung Deckung erreicht hat
– In Ankunftsreihenfolge der weiteren Truppmitglieder wird mit
«zwei!» beginnend durchnummeriert
feuereröffnung – In der Regel selbstständig durch dasjenige Truppmitglied, das
den Kontakt in seinem Verantwortungssektor hat
– Im Ausnahmefall auf Befehl des Truppchefs (Feuerüberfall).
Der Feuerbefehl kann lauten: «Ganzer Trupp, 7 Uhr / Richtung Leucht
spur, Feuer!»
Beginn der sofortaktionstechnik – Auf Befehl des Truppchefs
– Beim Feuerüberfall auch möglich auf selbstständige Feuereröffnung
durch ein Truppmitglied, das sich entdeckt fühlt
signal für rückzug – Individuelle Meldung des Rückzugs durch Feuer (drei Doubletten
Sturmgewehr oder drei Serien LMg oder ein Schuss GwA)
Quittung über erfolgten rückzug – Leichter Schlag an Kamerad (bestätigt bei der Rolle seitwärts den
Rückzug, im Igel die Ankunft des Truppmitgliedes)
aktivitäten im feuerstreifen – Ganzer Trupp: Feuer in Linie eröffnen
– Einzelner: Rückzugsignal schiessen
aktivitäten im feuer- und Bewegungsstreifen – Aus der Bewegung 3 Doubletten Sturmgewehr oder drei Serien LMg
oder ein Schuss GwA in Richtung des Gegners schiessen
aktivitäten im Bewegungsstreifen – Feuer einstellen
– Drehung, danach in befohlene Richtung bewegen
– Quittung für erfolgten Rückzug geben
– Falls nötig Nachladen oder Behebung von Störungen
aktivitäten im Wartestreifen – Kontrolle der Waffe
– Falls nötig nachladen oder Beheben von Störungen
rotation – Feuerstreifen freihalten, um Feuerkontinuität durch das folgende
Truppmitglied sicherzustellen
– Rolle rückwärts: Rückzugsignal, Feuer einstellen, Schritt nach links,
Drehung links, Verschiebung hinter das letzte Truppmitglied
– Rolle vorwärts: Verschiebung Richtung Ziel, Rückzugsignal, Feuer
einstellen, Schritt nach links, sich vom letzten Truppmitlied passieren
lassen, hinten anschliessen
– Rolle seitwärts: Rückzugsignal, Feuer einstellen, Schritt zurück,
Drehung links oder rechts, Verschiebung links oder rechts

116
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

245 sofortaktionstechniken bei nacht


Die nacht verlangsamt und vermindert die Wirksamkeit der Reaktionen. Da die Beleuchtung des Gefechts-
feldes den Einsatz der gegnerischen und den eigenen RLV einschränkt, ist es von Vorteil, einen Teil des
Trupps mit starken Lampen und pyrotechnischen Feuerkörpern auszurüsten.

7.5.2 feuerüberfall
246 situierung feuerüberfall
Der Trupp befindet sich auf der Verschiebung / Patrouille und entdeckt ein gegnerisches Element, das
sich in seine Richtung verschiebt. Es ist nicht möglich, sich ohne Begegnungsgefecht zeitgerecht aus der
Verschiebungsachse zu entfernen. Ohne sofortiges handeln wird sich das Begegnungsgefecht zu unsern
Ungunsten entwickeln.

247 ablauf feuerüberfall


Beim Feuerüberfall ist wie folgt vorzugehen:
a. übergang des ganzen Trupps in Linie;
b. Feuereröffnung des ganzen Trupps;
c. Vernichtungsfeuer durch Verschiessen eines Magazins, einer Gurte des leichten Maschinengewehrs
oder einer bis zwei Gewehrgranaten;
d. sofortiges nachladen;
e. Rückzug des ganzen Trupps in die letzte Deckung;
f. halten des Standorts oder Stoss bis zum Kontakt mit dem Gegner.

Ablauf Feuerüberfall

«Ganzer Trupp,
Linie,
12 Uhr Feuer!»

Sofern der Trupp noch nicht entdeckt worden ist, kann der Feuerüberfall auch in letzter Deckung vorberei-
tet werden. Der Rückzug kann mit nebel gedeckt werden (Lagebeurteilung). nebeleinsatz kann die Aktion
jedoch auch behindern, versperrt die Sicht auf den Gegner und erlaubt diesem zu agieren.

117
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.5.3. rolle vorwärts


248 situierung rolle vorwärts
Der Trupp befindet sich auf der Verschiebung / Patrouille und wird frontal von einem gegnerischen Ele-
ment an einem Ort angegriffen, wo er kanalisiert ist (Engnis, öffnung, Türe, Gang). Die nächste Deckung
befindet sich vorne. Die gleiche Situation entsteht, wenn beispielsweise das Gruppenfahrzeug unter
Beschuss gerät, nicht mehr manövrierfähig ist und die Insassen gezwungen sind, das Fahrzeug unter
gegnerischem Feuer zu verlassen.

249 ablauf rolle vorwärts


Bei der Rolle vorwärts ist wie folgt vorzugehen:
a. Sofortige Feuereröffnung aus der Bewegung durch das erste Truppmitglied;
b. freimachen nach links und verharren im Wartestreifen, damit der sich vorwärts bewegende Trupp
passieren kann;
c. Feuereröffnung aus der Bewegung durch das zweite Truppmitglied im Feuer- und Bewegungsstreifen;
d. gleiche Fortsetzung durch sämtliche Truppmitglieder bis das hindernis überwunden oder eine Deckung
erreicht ist;
e. halten des Standorts oder Stoss bis zum Kontakt mit dem Gegner.

Ablauf Rolle vorwärts (Zahlen dienen nur der besseren Visualisierung)

Gegner

4 4
1
2

3 3 3 3

4
1

2 2 2 2

3
4

1 1 1 1

2
3

nWartestreifen nFeuer- und Bewegungsstreifen

118
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.5.4 rolle seitwärts


250 situierung rolle seitwärts
Der Trupp befindet sich auf der Verschiebung / Patrouille und wird von einem gegnerischen Element
seitlich angegriffen, das sich ausserhalb der hG-Distanz befindet. Die nächste Deckung liegt seitlich der
Schussrichtung.

251 ablauf rolle seitwärts


Bei der Rolle seitwärts ist wie folgt vorzugehen:
a. Sofortige Feuereröffnung durch das Truppmitglied, das den Kontakt als erstes festgestellt hat;
b. übergang des ganzen Trupps in Linie;
c. Feuereröffnung sämtlicher Waffen in Richtung Kontakt (Einzelfeuer);
d. schiessen des Rückzugsignals durch das Truppmitglied, das sich am weitesten vom Ziel
des vorgesehenen seitlichen Rückzugs entfernt befindet;
e. Verschiebung des betreffenden Truppmitglieds im Bewegungsstreifen,
Quittung für erfolgten Rückzug an nächsten Soldaten;
f. gleiche Fortsetzung durch sämtliche Truppmitglieder bis eine Deckung erreicht ist;
g. halten des Standorts oder Abmarsch in eine andere Richtung.

Ablauf Rolle seitwärts (Zahlen dienen nur der besseren Visualiserung)

Gegner

4 3 2 1 3 2 1 4 2 1 4 3

«Ganzer Trupp,
Linie,
9 Uhr Feuer!» 4 3 4 2 3

nBewegungsstreifen nFeuerstreifen

Der Rückzug kann mit nebel gedeckt werden (Lagebeurteilung). nebeleinsatz kann die Aktion auch behin-
dern, versperrt die Sicht auf den Gegner und erlaubt diesem zu agieren.

119
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.5.5 rolle rückwärts


252 situierung rolle rückwärts
Der Trupp befindet sich auf der Verschiebung / Patrouille und wird von einem gegnerischen Element
angegriffen, das sich ausserhalb der hG-Distanz befindet. Die nächste Deckung liegt hinten.

253 ablauf rolle rückwärts


Bei der Rolle rückwärts ist wie folgt vorzugehen
a. Sofortige Feuereröffnung durch das erste Truppmitglied;
b. Rückzug des ersten Truppmitglieds im linken Bewegungsstreifen;
c. Feuereröffnung durch das zweite Truppmitglied im Feuerstreifen, sobald das erste
Truppmitglied im Bewegungsstreifen auf gleicher höhe ist;
d. Rückzug des zweiten Truppmitglieds im Bewegungsstreifen;
e. gleiche Fortsetzung durch sämtliche Truppmitglieder, bis eine Deckung erreicht ist;
f. halten des Standorts oder Abmarsch in eine andere Richtung.

Ablauf Rolle rückwärts (Zahlen dienen nur der besseren Visualisierung)

Gegner

1 1
2 2 2
3 3 3 3
1
4 4 4 4 4
2
1 1 1
3
2 2

nBewegungsstreifen nFeuerstreifen

Der Rückzug kann mit nebel gedeckt werden (Lagebeurteilung). nebeleinsatz kann die Aktion auch behin-
dern, versperrt die Sicht auf den Gegner und erlaubt diesem zu agieren.

120
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.5.6 Bergen eines Verletzten


254 situierung Bergen eines Verletzten
Im Gefecht wird ein Truppmitglied verletzt (z B durch Direktbeschuss oder handgranatensplitter). Die
Situation kann sich auch aus einer andern Sofortaktionstechnik heraus entwickeln.

255 ablauf Bergen eines Verletzten


Beim Bergen eines Verletzten ist wie folgt vorzugehen:
a. Gewinnen oder Erhalten der Feuerüberlegenheit
(Linie, Feuereröffnung sämtlicher Waffen in Richtung Kontakt);
b. aufteilen des Trupps in ein Feuer- und ein Bergungselement;
c. bergen des Verletzten mit Feuer und Bewegung unter Einsatz von nebel;
d. Rückzug des ganzen Trupps in die letzte Deckung.

Ablauf Bergen eines Verletzten

Gegner

lVerletzter

Bei einem Bestand von mehr als vier Mann bergen zwei Truppmitglieder den Verletzten. nebeleinsatz
kann die Aktion auch behindern, versperrt die Sicht auf den Gegner und erlaubt diesem zu agieren.

121
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.6 Weitere GrundVerhalten


7.6.1 reaktion auf heckenschützen
256 situierung reaktion auf heckenschützen
Der Trupp befindet sich auf der Verschiebung / Patrouille. Ein Truppmitglied wird plötzlich von einem
heckenschützen (Sniper) angeschossen.

257 ablauf reaktion auf heckenschützen


Bei der Reaktion auf heckenschützen ist wie folgt vorzugehen:
a. Truppmitglied, welches die Situation erfasst hat, befiehlt die Reaktion («Sniper! Sniper!
Auf den Boden! Auf den Boden! Nebel! Nebel!»);
b. alle Truppmitglieder werfen sich zu Boden und zünden einen nebelkörper;
c. sobald der Rauch dicht genug ist, wird das verletzte Truppmitglied geborgen und der Trupp
begibt sich in Deckung.

Kann die Beschussrichtung des heckenschützen bestimmt werden, wird durch die verfügbaren Trupp-
mitglieder Vernichtungs- oder niederhaltefeuer geschossen.

7.6.2 reaktion auf Bogenfeuer


258 situierung reaktion auf Bogenfeuer
Der Trupp befindet sich auf der Verschiebung / Patrouille und hört das heulen oder die Detonation einer
Granate. Ein eingerichteter, vorbereiteter Minenwerfer ist in der Lage, innerhalb einer Minute einen
Feuertransport in einem Radius von mindestens 400 Metern zu vollziehen.

259 ablauf reaktion auf Bogenfeuer


Bei der Reaktion auf Bogenfeuer ist wie folgt vorzugehen:
a. Alle Truppmitglieder werfen sich zu Boden und drücken die hände auf die Ohren;
b. Zone nach der letzten Detonation verlassen.

Es wird im Laufschritt verschoben, um damit das Einschiessen zu erschweren.

122
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.6.3 reaktion auf minen und fallen


260 situierung reaktion auf minen und fallen
Während einer Verschiebung / Patrouille tritt ein Truppmitglied auf eine Mine oder löst eine Falle aus.

261 ablauf reaktion auf minen und fallen


Bei der Reaktion auf Minen und Fallen ist wie folgt vorzugehen:
a. Alle Truppmitglieder werfen sich zu Boden;
b. verhindern, dass weitere Minen und Sprengfallen ausgelöst werden;
c. im Fall einer Feuereröffnung des Gegners wird das Feuer sofort in die entsprechende Richtung erwidert;
d. bergen des Verletzten;
e. Rückzug des Trupps zum letzten Treffpunkt unter Benützung derselben Route.

Falls die Falle nicht funktioniert hat, begibt sich der Trupp in Deckung. Das Truppmitglied, das die Falle
ausgelöst hat, wird so gut wie möglich befreit.

7.6.4 Verhalten im minenfeld


262 situierung Verhalten im minenfeld
Während einer Verschiebung / Patrouille entdeckt ein Truppmitglied eine Mine und meldet dies.

263 ablauf Verhalten im minenfeld


Beim Verhalten im Minenfeld ist wie folgt vorzugehen:
a. Alle Truppmitglieder bleiben unbeweglich an Ort und Stelle;
b. auf Befehl des Truppchefs markiert jedes Truppmitglied seine Position mit einem Stück Stoff
(z B mit Taschentuch, Mütze, Lappen);
c. die Truppmitglieder ziehen sich einzeln zurück, indem sie nur in die hinterlassenen eigenen
Spuren treten.

Wird eine Mine ausgelöst, ist die Reaktion auf Minen und Fallen anzuwenden.

7.6.5 feindkontakt in / auf ungepanzerten fahrzeugen


264 Grundverhalten
Im Gegensatz zu gepanzerten Fahrzeugen besitzen ungepanzerte keine Bordwaffe, mit der das Feuer
erwidert werden könnte. Bei Feindkontakt in / auf ungepanzerten Fahrzeugen kommen deshalb die von
den Soldaten mitgeführten Waffen zum Einsatz.

Es gelten folgende Grundsätze:


a. Das Fahrzeug so lange wie möglich in Bewegung halten;
b. Augen und haut vor Splitter und Beschuss schützen;
c. sich nach dem Verlassen des Fahrzeugs hinter dem Motor und den Rädern in Deckung begeben;
d. es muss unter Umständen durch die Windschutzscheibe und aus dem fahrenden Fahrzeug
geschossen werden.

123
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

265 schiesssektoren

fahrer

fahrer und Beifahrer

fahrer, Beifahrer und mitfahrer

124
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

266 ausbooten bei Beschuss von vorne

2 insassen 4 insassen

125
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

267 ausbooten bei Beschuss von links / rechts

Beschuss von links / 2 insassen Beschuss von rechts / 4 insassen

126
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

7.6.6 helikoptertransport
268 Bezeichnung von helikopterlandeplätzen
Die Bezeichnung von helikopterlandeplätzen erfolgt immer mittels Koordinaten. Die zusätzliche Bezeich-
nung eines markanten Punkts in unmittelbarer nähe, wie zum Beispiel einer Waldecke, einer Strasse,
einer Kreuzung oder einer Alphütte, erleichtert der Besatzung das rasche Auffinden.

Aus der folgenden Skizze sind die minimalen Anforderungen an einen Landeplatz ersichtlich:

Anflugwinkel max 45° = 50 m

= 30 m

Im Besonderen ist zu beachten:


a. Der Landeplatz wird wenn möglich mit Sägemehl oder rotem Farbpulver in Form eines «h» markiert.
Auf keinen Fall dürfen Tücher, Bänder oder sonstige wegblasbaren Gegenstände für die Markierung
verwendet werden;
b. der Bereich der Anflug- und Landezone muss frei von Leitungen und Antennen sein;
c. die Bodenbeschaffenheit sollte fest sein (Sportplätze und weiche Böden meiden wegen Einsinkgefahr);
d. lockerer Schnee gut festtreten.

269 einweisung
Die Einweisperson soll beim Annähern des helikopters ca 20 Meter vor dem Zentrum des helikopter-
landeplatzes stehen, Arme horizontal ausgestreckt, Blick gegen helikopterlandeplatz, Rücken dem Wind
zugekehrt.

Wind

20 m

127
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

270 transportorganisation
Es werden Gruppen à 15 Personen (inkl Det Chef) zusammengesetzt. Aus der Gruppe werden 2 Trupps,
8 Personen (linke Seite) resp 7 Personen (rechte Seite) gebildet. Der Einstieg erfolgt gleichzeitig von
beiden Seiten, der Det Chef steigt auf der rechten Seite ein.

271 ein- und aussteigen


Beim Einsteigen ist wie folgt vozugehen:
a. Vor der Annäherung an den helikopter sind alle Kopfbedeckungen abzunehmen und zu versorgen
(Ausnahme: helm mit fixiertem Kinnband);
b. die Gruppe nähert sich auf Zeichen der Besatzung dem helikopter von vorne;
c. Material und Kollektivwaffen werden in der Kabinenmitte deponiert;
d. alle Insassen müssen sich anschnallen;
e. die Gefechtspackung wird bei normaler Sitzhaltung auf den Knien deponiert.

Das Aussteigen erfolgt auf handzeichen des helikopterwartes / Lastenspezialisten in umgekehrter


Reihenfolge des Einsteigens vom helikopter weg nach vorne.

128
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

8 einsatzaufGaBen der Gruppe

8.1 einleitunG
90% der Tätigkeiten eines kleinen Verbandes dienen im modernen Einsatzumfeld dem Suchen und Veri-
fizieren der Gegenseite. Die hierfür notwendigen Fähigkeiten sind kontrollieren / identifizieren, patrouillie-
ren / beobachten und durchsuchen. Das Begegnungsgefecht, der abrupte übergang von Schutz zu Kampf,
bildet die anspruchsvollste Aufgabe für eine Gruppe. überfall und Stoss erlauben es, den Gegner mit
hoher Gewaltanwendung zu vernichten.

überraschung intervenieren,
suchen, verifizieren
meistern angreifen

kontrollieren/
identifizieren feuerüberlegenheit /
handlungsfreiheit mit feuer vernichten
CheCkpOint
zurückgewinnen /
behalten üBerfall
patrouillieren/
beobachten BeGeGnunGsGefeCht
naChriChtenBesChaffunG
mit feuer und Bewegung
durchsuchen vernichten
GeBäude-/Gelände- stOss
durChsuChunG

schutz kampf

Das achte Kapitel des Grundschulreglements beschreibt, über welche Fähigkeiten eine Gruppe verfügen
muss, um im heutigen Einsatzumfeld zu bestehen. Beschrieben werden 6 Einsatzaufgaben, die von jeder
Gruppe ausgeführt werden können, die über zwei Trupps und ein Gruppenfahrzeug (mit Bordwaffe) ver-
fügt.

Einsatzaufgaben sind erlern- und trainierbare Bausteine und definieren das Leistungsprofil einer Gruppe
im modernen Einsatzumfeld. Sie treten in der komplexen Einsatzrealität nie chronologisch aneinander-
gereiht, sondern immer vermischt und überlagert auf, werden aber aus didaktischen Gründen im Grund-
schulreglement einzeln beschrieben. Einsatzaufgaben sind keine Grund- oder Standardverhalten. Während
letztere reflexartiges Verhalten definieren und keinen Chef erfordern, können Einsatzaufgaben nur durch
das Zusammenspiel von taktisch geschulten Chefs und technisch geschulter Mannschaft trainiert und
erfolgreich in der Einsatzrealität umgesetzt werden.

129
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

8.2 CheCkpOint
272 definition Checkpoint
Der Checkpoint ist ein Kontrollpunkt, wo Personen oder Fahrzeuge kontrolliert und / oder durchsucht
werden. Wir unterscheiden zwischen temporären und vorbereiteten Checkpoints. Die Grundelemente des
Checkpoints sind Kontroll- und Durchsuchplatz.

273 leistungsprofil der Gruppe


Eine Gruppe kann
a. Zufahrts-, Zutritts- und Verkehrskontrollen einrichten und betreiben;
b. Personen sowie Klein- und Grossfahrzeuge kontrollieren und durchsuchen;
c. Personen und Fahrzeuginsassen festnehmen, durchsuchen, abführen oder zum Abführen vorbereiten.

Vierertrupp

kontrollplatz kontroll-
durchsuchplatz
richtung

*
*
*

nagelband

• hindernis
• Beobachtung
• standort nicht benötigter soldaten
(*temporäre reserve)

274 temporärer Checkpoint


Der temporäre (zeitlich beschränkte) Checkpoint wird mit minimalem härtungsgrad und für die Gegenseite
überraschend erstellt. Das Gruppenfahrzeug dient im normalfall als hindernis. Mit temporären Check-
points wird die Gegenseite gezwungen, auf die unerwartete Kontrolle zu reagieren (z B sich der Kontrolle
stellen, der Kontrolle ausweichen, fliehen). Ein typisches Beispiel für einen temporären Checkpoint ist die
Verkehrskontrolle.

130
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

275 Vorbereiteter Checkpoint


Der vorbereitete Checkpoint ist gehärtet und dient einer ultimativen (endgültigen, abschliessenden)
Zutritts- / Zufahrtskontrolle. Kontroll- und Durchsuchplatz sind ausgebaut. Der Checkpoint ist klar gekenn-
zeichnet und wird angekündigt (beispielsweise durch Warntafeln).

276 kontrollplatz
Auf dem Kontrollplatz findet die Identifikation von Personen oder Insassen in Fahrzeugen statt. Der
Kontrollplatz wird durch einen Trupp betrieben. In der Regel kontrollieren zwei Soldaten (Ansprecher und
Abdecker).

Ob weitere Soldaten zum Schutz des Grundteams (Ansprecher und Abdecker) bei der Kontrolle benötigt
werden, ist abhängig von Fahrzeuggrösse und Anzahl der Bei- oder Mitfahrer (Grundmodul: Ansprecher
und Abdecker, Fahrzeuge mit mehr als 2 Personen: Grundmodul + 1 weiterer Abdecker, Grossfahrzeuge:
Grundmodul + 2 weitere Abdecker).

Identifizierte Personen oder Insassen von Fahrzeugen werden je nach Auftrag auf den Durchsuchplatz
gewiesen.

Kleinfahrzeug Kleinfahrzeug Grossfahrzeug


max 2 Insassen mehr als 2 Insassen

277 durchsuchplatz
Auf dem Durchsuchplatz erfolgt die Durchsuchung von Personen, Behältnissen und Fahrzeugen. Der
Durchsuchplatz wird von einem Trupp betrieben. Während der Durchsuchung eines Fahrzeugs werden
dessen Insassen in einem Warteraum überwacht. Der Fahrer bleibt bei der Durchsuchung seines Fahr-
zeugs anwesend.

131
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

278 einsatz des Gruppenfahrzeugs im Checkpoint


Das Gruppenfahrzeug kann im Checkpoint wie folgt eingesetzt werden:
a. Im temporären Checkpoint als improvisiertes, kanalisierendes hindernis;
b im vorbereiteten Checkpoint als Möglichkeit, diesen rasch zu schliessen;
c. als Schutzschild zwischen Kontroll- und Durchsuchplatz, um rasch zwei Geländekammern zu schaffen,
damit bei einem Ereignis / Gefecht auf einem der beiden Plätze nicht die ganze Gruppe involviert wird;
d. als geschützter Standort der momentan nicht eingesetzten Soldaten;
e. als Beobachtungsposten, um das Umgelände zu überwachen;
f. zur Demonstration der überlegenheit («Show of force» durch gepanzertes Fahrzeug und Bordwaffe).

8.3 naChriChtenBesChaffunG
279 definition
Für die nachrichtenbeschaffung wird eine Gruppe als mobiles oder statisches überwachungselement
eingesetzt. Es wird unterschieden zwischen offener und getarnter nachrichtenbeschaffung.
Die Elemente der offenen nachrichtenbeschaffung sind motorisierte Patrouille und Fusspatrouille, dasje-
nige der getarnten nachrichtenbeschaffung der Beobachtungsposten. Offene und getarnte nachrichten-
beschaffung können gemischt werden (je ein Zweiertrupp als Beobachtungsposten resp als motorisierte
Patrouille).

Für die nachrichtenbeschaffung muss die Gruppe mit zusätzlichen übermittlungsmitteln und Beobach-
tungsgeräten (Feldstecher, Restlichtverstärker, Wärmebildgeräte) ausgerüstet werden.

verifizieren

verdichten

Beobachtungsposten
Beobachtungsposten

Motorisierte Patrouille

Patrouillenstrecke

Fusspatrouille

132
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

280 leistungsprofil der Gruppe


Eine Gruppe kann
a. in einem zugewiesenen Raum Erkundungs-, Aufklärungs- und überwachungsaufträge mit motorisierten
Patrouillen, Fusspatrouillen und Beobachtungsposten ausführen;
b. Feststellungen und Ereignisse selbständig verdichten, verifizieren und als brauchbare Meldungen
übermitteln;
c. verdächtige Personen und Fahrzeuge kontrollieren oder neutralisieren.

281 nachrichtenquellen
Es wird zwischen folgenden nachrichtenquellen unterschieden:
a. offene nachrichtenquellen (z B Medien) stehen einer breiten öffentlichkeit zur Verfügung;
b. das Einbinden in einen nachrichtenverbund (z B Zug oder Kompanie) liefert nachrichten, die
nicht der öffentlichkeit zugänglich sind;
c. der Kontakt mit der Bevölkerung liefert hinweise oder Verdachtsmomente, welche verdichtet und
verifiziert werden müssen;
d. im Einsatz / Kampf liefern das Zusammentreffen mit der Gegenseite und das Verzahnen mit dem
Gegner Echtzeitnachrichten.

282 Offene nachrichtenbeschaffung


Bei der offenen nachrichtenbeschaffung sind die nachrichtenbeschaffungselemente als motorisierte
Patrouillen oder als Fusspatrouillen sichtbar. Mit offener nachrichtenbeschaffung ist es nur möglich,
temporär (zeitlich begrenzt) nachrichten zu beschaffen.
Diese Form der nachrichtenbeschaffung zwingt eine mögliche Gegenseite, ihre Aktionen dem Patrouil-
lenrhythmus des Militärs anzupassen. Unregelmässiges Patrouillieren vergrössert die Unsicherheit der
Gegenseite und steigert deren Bedarf an Warnposten.
Eine Gruppe kann in der offenen nachrichtenbeschaffung eine motorisierte Patrouille oder zwei Fusspat-
rouillen bilden.

283 social patrol (sOpat)


Eine besondere Form der offenen nachrichtenbeschaffung ist die Social Patrol. Unter einer SOPAT
versteht man eine Patrouillentätigkeit mit dem Zweck mittels sozialem Kontakt mit der Bevölkerung die
Akzeptanz des Militärs, das Befinden und den Gemütszustand in der Bevölkerung oder hinweise aus der
Bevölkerung zu erfragen.
SOPAT werden oft durch einen Offizier / Unteroffizier geführt und erfolgen nach strengen Einsatzregeln
(ROE).

284 Getarnte nachrichtenbeschaffung


Bei der getarnten nachrichtenbeschaffung sind die nachrichtenbeschaffungselemente als Beobachtungs-
posten getarnt. Die getarnte nachrichtenbeschaffung erlaubt es, über längere Zeit einen Raum lückenlos
zu überwachen. Eine mögliche Gegenseite fühlt sich dadurch unbeobachtet. Dies ermöglicht es uns,
gezielter auf Feststellungen zu reagieren und damit überraschend zuzugreifen.
Eine Gruppe kann maximal 2 Beobachtungsposten betreiben. Diese werden übermittlungsmässig über das
Gruppenfahrzeug mit dem Zug verbunden.

133
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

285 Gemischte nachrichtenbeschaffung


Bei der gemischten nachrichtenbeschaffung wird der Vorteil der getarnten nachrichtenbeschaffung
(lückenloses überwachen) mit dem Vorteil der offenen nachrichtenbeschaffung (Zwang der Gegenseite,
sich der Präsenz des Militärs anzupassen) verbunden. So wird es möglich, Reaktionen der Gegenseite auf
unsere Patrouillentätigkeit sofort festzustellen und an Eingreifelemente weiterzugeben.

Der gemischte Einsatz auf Stufe Gruppe zwingt zur Zersplitterung der Kräfte (ein Trupp Patrouille, ein Trupp
Beobachtungsposten). normalerweise werden gemischte Einsätze von einem ganzen Zug ausgeführt.

286 motorisierte patrouille


In der Regel patrouilliert die Gruppe mit ihrem Fahrzeug geschlossen, da sie dadurch die grösste hand-
lungsfreiheit vor Ort hat. Sie hat die Möglichkeit
a. verdächtige Personen zu kontrollieren, ohne das schützende Fahrzeug zu verlassen
(Ansprache mit Megaphon);
b. verdächtige Personen oder Insassen von Fahrzeugen zu kontrollieren, indem ein Trupp
das Fahrzeug verlässt;
c. mit beiden Trupps das Fahrzeug zu verlassen und Kontrollen unter dem Schutz der
Bordwaffe durchzuführen (Feuer und Bewegung);
d. rasch in einen temporären Checkpoint überzugehen und dabei das Fahrzeug als
improvisiertes hindernis einzusetzen;
e. rasch ein Begegnungsgefecht aufzunehmen und einen Gegner sofort zu binden.

Wenn es das Fahrzeug zulässt, übernimmt ein Trupp (in der Regel ALPhA mit dem Gruppenführer)
während der Patrouillenfahrt aus den geöffneten Lucken im hinteren Teil des Fahrzeugs die überwachung
des Geländes (Beobachtungssektoren 360° wie in Igelformation). Der zweite Trupp wird als Reserve- /
Interventionsmannschaft im Fahrzeug mitgeführt und durch den Gruppenführer laufend mit Informationen
aufdatiert.

Der Bordwaffenschütze übernimmt während der Fahrt einen durch den Gruppenführer zugewiesenen
Sektor (in der Regel mit Zentrum 12 Uhr, also in Fahrtrichtung vorne). Die Bordwaffe wird abgedeckt mit-
geführt, selbst wenn die Einsatzregeln deren Einsatz verbieten (psychologische Wirkung auf eine mögliche
Gegenseite).

287 fusspatrouille
Fusspatrouillen werden vor allem im überbauten Gebiet eingesetzt, wo sie rasch Deckungen finden.
Patrouilliert wird in Gefechtsformationen (normalformation Kolonne, L links oder rechts zum Passieren von
Querstrassen und dem öffnen von Winkeln an Ecken, Igel zum Passieren von Kreuzungen oder Plätzen).
Die Patrouillengrösse ist der Trupp. normalerweise wird die Gruppe in zwei Fusspatrouillen aufgeteilt und
patrouilliert in der gleichen Strasse. Das Gruppenfahrzeug wird je nach Gefährdung nachgezogen oder
parallel mitgeführt.

134
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

288 Beobachtungsposten
Der Betrieb eines Beobachtungspostens wird minimal durch einen Trupp sichergestellt. Innerhalb des
Beobachtungspostens erfolgt die Ablösung zwischen Beobachter, übermittler, Schutz und Reserve / Ruhe
selbständig.

Um auch bei nacht nachrichten beschaffen zu können, werden Beobachtungsposten mit Restlichtverstär-
kern und Wärmebildgeräten ausgerüstet.

289 Verifizieren von nachrichten


Unter dem Verifizieren von nachrichten versteht man das Bestätigen einer nachricht durch eine zweite,
vom übermittler der Ursprungsnachricht unabhängige Quelle.

nachrichten können verifiziert werden


a. mit einem Beobachtungsposten, der in den Raum sieht, in dem die nachricht ermittelt wurde;
b. mit einem Patrouillenelement, das in den Raum verschiebt, in dem die nachricht ermittelt wurde.

Bei Verdacht / Ereignis während einer Patrouillenfahrt bestehen für eine motorisierte Patrouille folgende
Möglichkeiten zum Verifizieren von nachrichten:
a. Anhalten und beobachten;
b. weiter fahren und aus der nächsten Geländekammer beobachten;
c. zurück setzen und beobachten.

290 Verdichten von nachrichten


Unter dem Verdichten von nachrichten versteht man die überlagerung von nachrichtenbeschaffungs-
organen in einem Raum (Beispiel: Zwei Beobachtungsposten beobachten in denselben Raum). Auf diese
Weise ist es möglich, Beobachtung zeitverzugslos zu verifizieren.

8.4 GeBäudedurChsuChunG
291 definition
Unter Gebäudedurchsuchung verstehen wir Aktionen innerhalb eines Gebäudes mit dem Zweck sicher-
zustellen, dass sich niemand mehr unrechtmässig darin aufhält und unsere Aktionen stört oder mit dem
Zweck, eine Gegenseite darin aufzuspüren oder einen Gegner zu vernichten.
Gebäudedurchsuchung bildet den wichtigsten Grundbaustein für häuser- und Ortskampf und den Einsatz
in einem immer dichter überbauten und besiedelten Umfeld.

292 leistungsprofil der Gruppe


Eine Gruppe kann
a. Gebäude, Stockwerke oder Wohnungen unter Wahrung grösstmöglicher Eigensicherheit durchsuchen
oder säubern;
b. verdächtige Personen neutralisieren, festnehmen oder abführen, ohne den Fluss der Durchsuchung zu
brechen;
c. notevakuationen unter Zeitdruck und mit übersicht durchführen.

135
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

mit / ohne
Irritationskörper / HG

Vierertrupp

sichere
Linie

293 merkmale der Gebäudedurchsuchung


Gebäudedurchsuchung ist gekennzeichnet durch
a. die Enge der Platzverhältnisse, die unsere Bewegungsfreiheit stark einschränkt und der Gegenseite
ermöglicht, den Fluss unserer Aktionen immer wieder zu brechen;
b. eine Vielzahl von öffnungen, aus denen heraus die Gegenseite überraschend reagieren kann und deren
rasch wechselnde Winkel die hauptgefährdung während der Durchsuchung darstellen;
c. den raschen Wechsel der Lichtverhältnisse, der uns zwingt, Gebäudedurchsuchung in der Regel mit
nachtausrüstung durchzuführen;
d. die Verstärkung der Geräuschkulisse und damit die Möglichkeit, uns rasch zu orten, aber auch zu
täuschen;
e. Querschläger bei einem Schusswechsel oder Splitter beim Einsatz von handgranaten, was der
Gegenseite erlaubt, uns auch mit ungezieltem Feuer Verluste beizufügen;
f. die Schwierigkeit, Verbindungen aufrecht zu erhalten.

294 durchsuchen und säubern


Die Techniken zum Durchsuchen und Säubern sind identisch und unterscheiden sich lediglich bezüglich
Geschwindigkeit und Anwendung der Gewaltmittel.

Säubern ist die bezüglich Gewaltanwendung härteste Form der Durchsuchung. Säuberungen richten sich
gegen einen klar identifizierten Gegner, der unter Zuhilfenahme aller Gewaltmittel vernichtet werden
muss.

136
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

295 notevakuation
Unter einer notevakuation versteht man eine Gebäudedurchsuchung unter Zeitdruck mit dem Ziel, alle
sich im Gebäude befindlichen Personen aus diesem zu entfernen.

296 sichere linie


In den engen Verhältnissen von Gebäuden spielt das Prinzip der sicheren Linie eine entscheidende Rolle.
Es garantiert, dass der durchsuchende Trupp nicht aus sich bei der Bewegung immer neu definierenden
Winkeln der öffnungen heraus durch die Gegenseite überrascht und damit gefährdet wird.

1 2

3 4

5 6

297 einsatzprinzipien
Bei der Gebäudedurchsuchung gelten folgende Einsatzprinzipien:
a. Die kleinste Einheit bei der Durchsuchung ist der Vierertrupp.
b. Die Durchsuchung erfolgt wenn möglich bis zum ersten Kontakt geräuschlos, da Geräusche in
Gebäuden verstärkt werden und somit den Standort verraten.
c. Der Gruppenführer führt die Aktion, indem er dem Fronttrupp Soldaten zur Verstärkung zuführt, die
Arbeit der beiden Trupps koordiniert (Feuer und Bewegung) und entscheidet, wie die Durchsuchung
fortgesetzt werden soll, falls es mehrere Möglichkeiten gibt.

137
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

d. Zum Schutz gegen die Bedrohung aus noch nicht kontrollierten Räumen benötigt es pro öffnung einen
Soldaten (Prinzip der sicheren Linie). Dieser kann auch mehrere öffnungen überwachen, wenn er dabei
seinen Kopf nicht drehen muss («Was du mit einem paar Augen und einer Waffe überwachen kannst,
ohne den Kopf zu drehen, gilt als eine öffnung»).
e. Zentralräume und Räume mit mehreren öffnungen werden vor dem Eindringen aufgeklärt (meistens
beidseitiger rascher Fotoblick).
f. Um in einen Raum einzudringen werden zwei Soldaten benötigt.
g. Die normale Form des Eindringens ist die kombinierte Technik: Das Eindringen erfolgt von derselben
Seite der öffnung her. Diese Technik garantiert die kleinstmögliche Eigengefährdung vor dem Eindringen;
h. nach dem Eindringen bleiben die beiden Soldaten nahe zusammen, um eine Gefährdung aus noch
ungesicherten öffnungen zu minimieren.

298 fluss der aktion


Der Fluss der Aktion ist in den engen Verhältnissen von Gebäuden zentral für den Einsatzerfolg. über
längere Zeit am gleichen Ort zu verweilen bedeutet, die Initiative zu verlieren und diese der Gegenseite zu
überlassen.

Um den Fluss nicht zu verlieren werden bei der Gebäudedurchsuchung keine zeitraubenden Festnahmen
vorgenommen. Verdächtige werden ohne Schliessmittel abgeführt oder aber rasch stehend gefesselt und
sofort durch die bereits kontrollierten Räume nach hinten abgeführt.

Verwundete werden rasch nach hinten evakuiert, um an der Front der Durchsuchung jederzeit handlungs-
freiheit zu bewahren.

8.5 BeGeGnunGsGefeCht
299 definition
Ein Begegnungsgefecht ist ein unerwartetes Zusammentreffen mit der Gegenseite / dem Gegner, woraus
sich meistens ein Feuergefecht entwickelt.

Es werden drei Formen des Begegnungsgefechts unterschieden:


a. Das Zusammentreffen erfolgt für beide Seiten überraschend.
b. Das Zusammentreffen ist nur für uns überraschend, während der Gegner sich auf das Gefecht vor
bereitet hat (überfall, hinterhalt) und uns somit mindestens im ersten Augenblick überlegen ist.
c. Der Gegner wurde von uns entdeckt, bevor er reagieren kann. Bei rascher Reaktion kann die Sofort-
aktionstechnik «Feuerüberfall» angewendet werden.

Entscheidend für das Bestehen eines Begegnungsgefechts ist das rasche Wiedererlangen der hand-
lungsfreiheit. Es geht darum, sich rasch übersicht zu verschaffen und die Feuerüberlegenheit zurück zu
gewinnen / zu bewahren.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

300 leistungsprofil der Gruppe


Eine Gruppe kann
a. die eigene Feuerüberlegenheit / handlungsfreiheit rasch zurück gewinnnen und / oder bewahren;
b. den Gegner mit Feuer binden und dessen handlungs- / Bewegungsfreiheit einschränken;
c. sich rasch überblick über Stärke und Standort des Gegners sowie eigene Verletzte / Verluste ver
schaffen;
d. wichtiges Gelände besetzen und fehlende nachrichten beschaffen.

Nachrichten Wichtiges
beschaffen Gelände
(aufklären, besetzen
beobachten) (Höhe,
Durchgang)
Gegner

Feuer erwidern - Gegner: Wo, wie stark?


Gegner binden - Verletzte, Tote?
- Getroffene Massnahmen?
- Auftrag noch erfüllbar?

301 Binden des Gegners


In der ersten Phase eines Begegnungsgefechts werden mit grösster Wahrscheinlichkeit Verluste / Ver-
wundete entstehen, welche das psychologische Gefüge der Gruppe sofort verändern. Es ist wichtig, dass
diese Phase durch standardisierte Abläufe gemeistert wird, welche die psychologische Dimension in den
hintergrund drängen.

Mit Sofortaktionstechniken und der sofortigen selbständigen Feueraufnahme des vom Gefecht betrof-
fenen Trupps wird
a. der Gegner gebunden (an seinem Wirkungsort / Stellungsraum festgenagelt);
b. dem Rest der Gruppe die Bewegung in eine erste Deckung / Feuerstellung ermöglicht;
c. dem Gruppenführer Zeit für erste Denkarbeit verschafft.

139
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

302 feuerüberlegenheit gewinnen


Das Gewinnen der Feuerüberlegenheit ist Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Gefechts. Es geht
darum, sich mit dem Gros der Gruppe eine möglichst gute Feuerstellung zu erkämpfen, aus der heraus
a. die Aktionen des Gegners mit Feuer und Augen kontrolliert werden können;
b. weitere eigene Aktionen unternommen werden können mit dem Ziel, übersicht zu gewinnen oder
günstige Voraussetzungen für den Zug zu schaffen.

Für das Erlangen der Feuerüberlegenheit kann die Bordwaffe des Gruppenfahrzeugs eingesetzt werden,
um unter ihrem Schutz zu Fuss truppweise mit Feuer und Bewegung einen optimalen Stellungsraum zu
erreichen.

303 übersicht gewinnen


Wichtigste Tätigkeit der Gruppe nach Erlangen der Feuerüberlegenheit / handlungsfreiheit ist es, sich
übersicht über die momentane Situation / Lage zu verschaffen.

Der Gruppenführer ordnet alle Massnahmen an, die dazu dienen, folgende Fragen zu klären:
a. Wo und wie stark ist der Gegner? Was ist seine Absicht?
b. habe ich Verluste, Verwundete, nicht mehr einsatzbereite Schlüsselwaffen? Was kann die Gruppe jetzt
noch leisten?
c. Ist mein aktueller Auftrag noch erfüllbar?

Um diese Fragen zu beantworten, benötigt der Chef Klarheit über die Stärken und Schwächen des Ge-
ländes, in dem das Begegnungsgefecht stattfindet, die gegnerischen Mittel und Möglichkeiten sowie die
eigenen Mittel und Möglichkeiten. Die Führungstätigkeit «Ordnen» ist zentral, um im Begegnungsgefecht
die handlungsfreiheit zurück zu gewinnen zu bewahren.

304 Voraussetzungen schaffen


Die psychologischen Probleme beim Begegnungsgefecht (z B Verluste, Verwundete) erlauben es der
Gruppe nicht immer, den Gegner selbst anzugreifen. In diesem Fall müssen günstige Voraussetzungen für
den Einsatz des Zuges geschaffen werden.

Als Gruppe geht es darum, den Standort zu halten (360°-Sicherung) und Feuer / Augen auf dem Gegner
zu haben. Der Zug ist fähig, unter diesem Schutz den Gegner mit mindestens zwei Gruppen mit Feuer und
Bewegung anzugreifen.

305 mögliche folgeaktionen


Mögliche Folgeaktionen nach dem Binden des Gegners dienen dazu, dem Zug optimale Voraussetzungen
für weitere Aktionen zu schaffen. Sie können umfassen:
a. nachrichtenbeschaffung über den Gegner (mit Fusspatrouillen oder durch Beobachtung), um heraus-
zufinden, wie stark dieser ist und was seine Absicht sein könnte;
b. besetzen von wichtigen Geländeteilen, die Aktionen des Zuges entscheidend sein können
(dominierende hügel, entscheidende Strassenkreuzungen oder Durchgänge).

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

306 kontakt mit dem Gegner suchen


Eine spezielle Form des Begegungsgefechts ergibt sich aus dem gezielten Vorgehen gegen einen ver-
muteten Gegner. Dieses erfolgt im Bewusstsein, irgendwo auf diesen zu treffen und damit das Gefecht
eröffnen zu müssen. Die Gruppe rückt so lange vor, bis sie auf Gegner trifft (meistens in Y-Formation oder
Kolonne), um dann gezielt mit zwei Trupps in Feuer und Bewegung überzugehen.

8.6 üBerfall
307 definition
überfälle sind kurze, überraschende Feuerschläge aus meist improvisierten Stellungsräumen, die mit den
Schlüsselwaffen der Gruppe geführt werden (Bordwaffe des Gruppenfahrzeuges, leichte Maschinenge-
wehre, Panzerabwehrwaffen).

Die anderen Waffen der Gruppe werden während dem überfall zum Schutz der Schlüsselwaffen einge-
setzt (360°-Sicherung).

überfälle ergeben sich oft aus Begegnungsgefechten heraus, indem ein mit Feuer gebundener Gegner
gezielt aus der Flanke vernichtet oder für einen anschliessenden Stoss geschwächt wird.

308 leistungsprofil der Gruppe


Eine Gruppe kann
a. in einem zugewiesenen Feuerraum nach kurzer Vorbereitung Fahrzeuge oder andere Ziele des Gegners
überfallartig neutralisieren / vernichten;
b. Schlüsselwaffen unter dem Schutz der andern Gruppenwaffen zum Einsatz bringen und sich dabei
Rücken und Flanken schützen;
c. sich nach der Aktion mit Feuer und Bewegung wieder zurückziehen oder den Standort halten.

zu vernichtendes Ziel

Schutz gegen Waffen


Einsatz der aus dem Feuerraum
Schlüsselwaffe

rasches Erkennen
möglicher Stellungsräume
mögliche Schutz
Wechselstellung Flanke / Rücken
absetzen oder Standort halten

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

309 rasches erkennen des stellungsraums


Um die überraschung im überfallziel zu gewährleisten, wird der Stellungsraum so spät als möglich bezogen.

Das rasche Erkennen eines geeigneten Stellungsraums aus der Fahrt heraus ist der Schlüssel zum Erfolg
eines überfalls. Dazu ist es nötig, dass der Gruppenführer bereits in der Annäherung Blick ins Gelände hat
(beispielsweise aus geöffneten Lucken im hinteren Teil des Gruppenfahrzeugs).

310 Gruppenorganisation
Auf Stufe Gruppe übernimmt ein Trupp (im normalfall ALPhA mit dem Grupenführer) den eigentlichen
Feuerüberfall (neutralisation des Gegners, Schutz der überfallwaffen gegen Beschuss aus dem Feuer-
raum), während der andere Trupp Rücken und Flanken schützt.
Das Gruppenfahrzeug bleibt während dem ganzen überfall abfahrtbereit. Seine Bordwaffe ist entweder
selbst Schlüsselwaffe im überfall oder schützt den Einsatz anderer Waffen gegen Beschuss aus dem
Feuerraum.
Um Schwergewichte zu bilden, ist es oft nötig, die Trupporganisation zu ändern und beispielsweise die
Panzerabwehrwaffen oder die leichten Maschinengewehre in einem Trupp zusammenzufassen.

311 schutz der schlüsselwaffen


Für jeden überfall definiert der Gruppenführer die Schlüsselwaffen, die für die Auftragserfüllung nötig
sind.
nach Erreichen des Gruppenstellungsorts wird die Gruppe so organisiert, dass die Schlüsselwaffen rasch
zum Einsatz kommen und während dem Einsatz gegen Beschutz aus dem Feuerraum geschützt sind.
Für eine Gruppe gibt es grundsätzlich folgende Möglichkeiten:
a. Werden Panzerabwehrwaffen zur Auftragserfüllung eingesetzt, übernehmen die Bordwaffe des
Gruppenfahrzeugs oder die leichten Maschinengewehre deren Schutz;
b. wird die schwere Bordwaffe des Gruppenfahrzeugs zur Auftragserfüllung eingesetzt, übernehmen die
leichten Maschinengewehre deren Schutz.

312 flanken- und rückenschutz


nach Erreichen des Stellungsorts ist es entscheidend, diesen sofort gegen Angriffe / Beschuss aus der
Flanke oder dem Rücken zu schützen. Der Gruppenführer setzt dazu einen Trupp ein. Der Schutz erfolgt
durch beobachten und die Bereitschaft jederzeit mit Sturmgewehren, hand- und Gewehrgranaten das
Gefecht aufzunehmen.
Falls es die Einsatzregeln erlauben, kann der Schutz mit Richtladungen ergänzt werden.

313 temporärer hinterhang


Der überfall ist eine improvisierte Aktion. Damit gibt es beim Einsatz von Panzerabwehrwaffen keine ga-
rantierten hinterhangstellungen (Stellungen aus denen man nicht weiter sieht als man vernichten kann).
Der hinterhang muss mit der weitreichenden, schweren Boardwaffe des Gruppenfahrzeugs temporär
(zeitlich begrenzt) geschaffen werden. nach Auftragserfüllung muss die Stellung so rasch als möglich
verlassen werden (Frage des Munitionsverbrauchs).

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

314 feuereröffnung und feuerleitung


Die Feuereröffnung muss für den Gegner überraschend erfolgen und wird durch den Gruppenführer
befohlen. Der Gruppenführer beurteilt die Wirkung des Feuers, korrigiert dieses und legt dessen Dauer
fest.
Der Gruppenführer wählt seinen Standort während dem überfall bei den Schlüsselwaffen, welche die
Auftragserfüllung garantieren.

315 stoppen / Verlangsamen von fahrzeugen


Oft ist es nötig, Fahrzeuge des Gegners zu verlangsamen oder zu stoppen, um den Erfolg des überfalls
sicherzustellen. Dazu gibt es folgende Möglichkeiten:
a. Andere Gruppen des Zuges übernehmen diese Aufgabe, indem sie beispielsweise bereits vorhandene
hindernisse in Engnissen rasch schliessen, mitgeführte hindernisse rasch anbringen oder mittels
Trichtersprengladungen die Strasse unterbrechen;
b. die Gruppe muss diese Aufgabe selbst übernehmen. Dafür kann sie gegen normale oder nur leicht
gepanzerte Fahrzeuge die schwere Bordwaffe des Gruppenfahrzeugs einsetzen. Die grosse Durch-
schlagskraft und Feuerdichte verlangsamen oder stoppen ein Fahrzeug mindestens temporär. Diese
Lösung hat den nachteil, dass das Gruppenfahrzeug während dem überfall oft von der Gruppe
getrennt eingesetzt werden muss, was Folgeaktionen erschwert.

316 mögliche folgeaktionen


Mögliche Folgeaktionen eines überfalls können sein:
a. Rasches Absetzen nach der Auftragserfüllung;
b. Bezug eines neuen Stellungsraumes, um einen weiteren überfall durchzuführen;
c. Aufbau einer Feuerunterstützung für den Stoss einer andern Gruppe;
d. Stoss, um den überfall auszunützen;
f. halten des Standorts.

8.7 stOss
317 definition
Unter einem Stoss versteht man das Vorrücken mit Feuer und Bewegung, um im Angriffsziel weitere
Aufträge auszuführen (z B übergang in die Gebäudedurchsuchung) oder einen Gegner zu neutralisieren.
Feuer (-unterstützung) heisst dabei primär «schiessbereit» sein und erst in zweiter Priorität «schies-
sen».

Der Stoss kommt zum Tragen, wenn Feuer / Waffen an den Gegner herangetragen werden müssen und
dieser nicht auf grössere Distanz im überfall mit Abstandswaffen vernichtet werden kann. Im Angriffsziel
kommen oft nahkampfwaffen wie Irritationskörper / handgranaten zum Einsatz.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

318 leistungsprofil der Gruppe


Eine Gruppe kann
a. sich mit Feuer (-bereitschaft) und Bewegung in ein Angriffsziel verschieben;
b. sich an einen Gegner annähern und diesen im nahbereich vernichten;
c. einen Geländeteil durchsuchen oder säubern;
d. eine Feuerunterstützung für den Stoss einer anderen Gruppe aufbauen und über eine bestimmte Zeit-
dauer aufrechterhalten.

Vierertrupp

Feuerraumbegrenzung
Bordwaffe

319 eigengefährdung
Dem Vorgehen mit Feuer und Bewegung sind dort Grenzen gesetzt, wo durch das Vorbei- oder überschies-
sen sowie den Splitterwurf eigener Unterstützungswaffen eine Gefährdung der eigenen Leute entsteht.
Der Gruppenführer muss deshalb Feuer und Bewegung koordinieren und in der Lage sein, Auftragserfül-
lung und Eigengefährdung gegeneinander abzuwägen.

320 aufgesessener stoss


Der aufgesessene Stoss ist die einfachste und rascheste Art, auf nahkampfdistanz an den Gegner heran-
zukommen. Die Gruppe verschiebt splittergeschützt unter der Feuerunterstützung des eigenen Gruppen-
fahrzeugs (ideal bei der Annäherung an eine Gebäudefassade).
Der aufgesessene Stoss kann eingeleitet werden durch einen Feuerstoss der Bordwaffe ins Angriffsziel.
Das Schiessen mit der Bordwaffe aus der Bewegung heraus hat den nachteil des Verlusts an Treff-
genauigkeit.

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Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

321 abgesessener stoss der ganzen Gruppe


Eine Gruppe benötigt die Feuerunterstützung einer andern Gruppe des Zuges oder der Bordwaffe des
eigenen Gruppenfahrzeugs, um geschlossen abgesessen zu stossen.
Die Wahl der Gefechtsformation hängt vom Gelände ab und bestimmt wesentlich den Moment, in dem die
Gruppe wegen der Eigengefährdung gezwungen wird, sich truppweise zu unterstützen.

Variante 1: Stoss in Y-Formation (beide Trupps hintereinander, vorderer Trupp Y-Formation, hinterer Trupp
Kolonne)
Diese Formation hat den Vorteil, dass der Angriffsstreifen (linke und rechte Begrenzung des Geländeteils,
der für den Stoss benötigt wird) schmal gehalten wird und damit viel Raum für den Einsatz der Bord-
waffenunterstützung des Gruppenfahrzeugs bleibt. Die Gruppe ist in dieser Formation gut führbar, da die
Trupps hintereinander stossen. Die Bewegung erfolgt nach dem Prinzip «stossen, bis man auf Gegner
trifft». Bei Feindkontakt ist es sofort möglich, in Linie überzugehen und damit das Feuer gegen vorne zu
konzentrieren.

Variante 2: Stoss in Linie (beide Trupps nebeneinander


Diese Formation hat den Vorteil, dass während des ganzen Stosses sofort viel Feuer nach vorne zur Ver-
fügung steht. Die Linie ist die ideale Formation, um ein Gelände zu durchsuchen oder zu säubern.
nachteile sind die schlechtere Führbarkeit sowie die Einengung des Feuerraums für die unterstützende
Bordwaffe des Gruppenfahrzeugs.

322 abgesessener stoss truppweise


Die Gruppe muss in den truppweisen Stoss übergehen, sobald die Eigengefährdung durch die unter-
stützende Bordwaffe des Gruppenfahrzeugs zu gross wird. Der Gruppenführer koordiniert das über-
schlagende Vorgehen seiner beiden Trupps.

323 feuerunterstützung für eine andere Gruppe


Beim Aufbau und dem Aufrechterhalten einer Feuerunterstützung für den Stoss einer andern Gruppe des
Zuges geht es darum, den Feuerraum so aufzuteilen, dass die drei Trupps der Gruppe klar zugewiesene
Feuersektoren haben. In jedem Sektor führt der Truppchef das Feuer (Leuchtspur, Stimme).
Der Gruppenführer kann das Feuer der ganzen Gruppe zusammenfassen oder mit dem Feuer der Bordwaffe
und der leichten Maschinengewehre Schwergewichte bilden.

324 mögliche folgeaktionen


Mögliche Folgeaktionen eines Stosses am Angriffsziel können sein:
a. nachziehen des Gruppenfahrzeugs und halten des Standorts;
b. übergang in die Gebäude- / Geländedurchsuchung;
c. Aufbau einer Feuerunterstützung für den Stoss einer andern Gruppe des Zuges.

145
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

146
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 1
fOrmelle ausBildunG

1 fOrmelle ausBildunG des einzelnen


1.1 Grundsätze
325 uniform und auftreten (nach dr 04 artikel 58 absatz 1)
«Die Uniform ist Ausdruck der Zugehörigkeit zur Armee. Wer die Uniform trägt, repräsentiert die Truppe
und ist deshalb zu korrektem Auftreten und Verhalten verpflichtet.»

326 Verhalten und auftreten in der öffentlichkeit


Korrektes und natürliches Auftreten und Verhalten in der öffentlichkeit helfen mit, Ansehen und Akzeptanz
der Armee zu heben.

1.2 ruhnstellunG
327 allgemeines
Die Ruhnstellung ist gekennzeichnet durch
eine ruhige, aufrechte haltung, wobei nicht
die Unbeweglichkeit gefordert wird.
Der Kopf ist in der Regel zum Vorgesetzten
zu drehen.

328 anwendung
nach dem Anmelden bei einem Ranghöheren
nimmt der Einzelne die Ruhnstellung ein.

329 ausführung
Ohne Waffe:
– Front gegen Ranghöheren annehmen;
– in leichter Grätschstellung aufrecht stehen;
– Blick auf den Ranghöheren richten (Augenkontakt);
– hände auf den Rücken (rechte hand umfasst linkes
handgelenk, linke hand geschlossen).

147
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Mit Sturmgewehr:

Waffe vorgehängt Waffe angehängt Waffe untergehängt

– Kolben eingeklappt – Kolben eingeklappt, Lauf nach unten – Kolben ausgeklappt, Lauf nach
– Hände auf den Rücken. – rechte Hand fasst Riemen, unten
Unterarm horizontal – Arme und Hände strecken, an den
– linken Arm und linke Hand strecken, Körper anlegen
an den Körper anlegen

Mit Korpswaffen, Geräten, Werkzeugen, Packungen usw: ruhige, aufgerichtete haltung einnehmen und
Kopf zum Vorgesetzten drehen.

1.3 aChtunGstellunG
330 allgemeines
Die Achtungstellung ist gekennzeichnet durch:
– geschlossene Absätze;
– aufgerichtete haltung, Kopf geradeaus;
– Unbeweglichkeit.

Die Achtungsstellung ist eine Präsentierform.

Anwendung:
– beim An- und Abmelden als Einzelner;
– als Meldender eines Verbandes.

331 ausführung
Ohne Waffe:
– linken Fuss zum rechten Fuss stellen (Fusswinkel ca 60°);
– Arme und hände strecken, an den Körper anlegen;
– Oberkörper aufrichten;
– Kopf geradeaus richten und unbeweglich bleiben.

148
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Mit Sturmgewehr:

Waffe vorgehängt Waffe angehängt Waffe untergehängt

– Kolben eingeklappt – Kolben eingeklappt, Lauf nach unten – Kolben ausgeklappt, Lauf nach
– rechte Hand am Kolben, Daumen – rechte Hand fasst Riemen, unten
bündig mit Kolbenkappe Unterarm horizontal – Arme und Hände strecken, an den
– linken Arm und linke Hand strecken, – linken Arm und linke Hand strecken, Körper anlegen
an den Körper anlegen an den Körper anlegen

Mit Korpswaffen, Geräten, Werkzeugen, Packungen usw: Kopf geradeaus richten und aufgerichtete,
unbewegliche haltung einnehmen.

1.4 GeWehrtraGarten
332 Gewehr vorhängen

1 2 3 4
Gewehre
vor-
hängen!

Kommando – Kolben einklappen – Spange am – Gewehr mit – Ruhnstellung


Tragriemen lösen Lauf nach oben einnehmen
und ausziehen vorhängen

Wenn es die Tätigkeit verlangt, kann das vorgehängte Gewehr auf den Rücken geschoben werden.
(Kommando: «Gewehre hinterhängen!»)

149
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Armhaltung beim Marschieren

in Formation im Freimarsch

– Auf Kommando: «Vorwärts!» die Waffe mit beiden Händen fassen – Haltung und Bewegung von Armen und
– Rechte Hand am eingeklappten Kolben (Daumen über Ladegriff) Händen werden frei gewählt
– Linke Hand angelegt am oberen Ende des Handschutzes.
– Auf Kommando, z B: «Zug – Halt!», wird beim letzten Schritt
gleichzeitig die Ruhnstellung eingenommen

333 Gewehr anhängen

1 2 3 4
Gewehre
an-
hängen!

Kommando – Kolben einklappen –Spange am – Gewehr mit Lauf – Mit rechter Hand
Tragriemen lösen nach unten über Riemen fassen,
und ausziehen rechte Schulter Unterarm
anhängen horizontal

150
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

334 Gewehr unterhängen

1 2 3
Gewehre
unter-
hängen!

Kommando – Kolben ausklappen – Haken des Tragriemens – Waffe mit Lauf nach
beim Kornträger lösen unten quer über die linke
und am Kolben Schulter anhängen
einhängen

hinweise:
– Tragart für erhöhte Bereitschaft der Waffe;
– Länge des Tragriemens so einstellen, dass in allen Gefechtsanschlägen geschossen werden kann;
– die Stellung der rechten und linken hand ergibt sich aus der im Moment auszuführenden Tätigkeit;
– Linkshänder tragen den Tragriemen quer über die rechte Schulter.

151
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

335 Gewehr abstellen / ablegen

1 2 3
Gewehre
abstellen!

Kommando – Mit linker Hand – Kolben ausklappen – Gewehr mit Magazin auf Höhe der rechten
Gewehr leicht Fussspitze auf Zweibeinstütze abstellen
abheben – Pistolengriff nach rechts
– Rechten Arm – Gewehrtragriemen bleibt in Tragposition
zwischen Gewehr oder Gewehr mit eingeklappter Zweibein-
und Tragriemen stütze ablegen.
durchführen
diesen fassen
und über den Kopf
heben

Wird das Gewehr auf den Boden gelegt, schaut das Magazin nach rechts (Kommando: «Gewehre
ablegen!»).

336 Gewehr ergreifen

1 2
Gewehre
ergreifen!

Kommando – Gewehr mit rechter Hand ergreifen – Nötigenfalls Zweibeinstütze einklappen

152
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

1.5 Gruss
337 allgemeines (nach dr 04 artikel 59, absätze 1 bis 4, 6 und 7)
«1Die militärischen Formen sind Ausdruck der Zusammengehörigkeit und der militärischen Ordnung.»
«2Wer Ranghöhere oder Vorgesetzte anspricht oder von diesen angesprochen wird, grüsst und meldet sich
an. Wenn beide einander mit namen kennen, genügt der militärische Gruss.»
«3Ausserdem grüssen sich Angehörige der Armee in Situationen, in welchen das Grüssen auch im zivilen
Leben üblich ist.»
«4Geschlossene Verbände grüssen Ranghöhere und Vorgesetzte. Verbände und Einrichtungen werden den
Vorgesetzten und den Kontrollorganen gemeldet.»
«6Bei besonderen Anlässen wie offiziellen Feiern, internationalen Wettkämpfen und Empfängen können
die militärischen Formen besonders geregelt werden.»
«7Wo Bestimmungen für militärische Formen fehlen, gelten die Regeln der zivilen höflichkeit.»

338 Gruss an Ort


ohne Waffe Waffe vorgehängt Waffe angehängt

– Front gegen Ranghöheren annehmen – Bei angehängtem Stgw wird ohne


– Oberkörper aufrichten, Grätschstellung, Augenkontakt aufnehmen Handanlegen gegrüsst.
– Linken Arm zwanglos an Körper anlegen; bei freier rechter Hand wie folgt
durch Handanlegen grüssen:
1. die Finger der rechten Hand strecken und zusammenschliessen;
2. die rechte Hand oberhalb der Schläfe an den Kopf, Mützen-, Béret- oder
äusseren Helmrand anlegen
– Die ursprüngliche Haltung wieder einnehmen.

Wer nicht bereits steht oder geht, erhebt sich zum Gruss.

Wo Aufstehen oder handanlegen den Umständen nicht angemessen ist, z B in Restaurants, Eisenbahn-
zügen oder wo die hand zum Gruss nicht freigemacht werden kann, wird mit Worten, allenfalls mit
Kopfnicken gegrüsst, z B: «Guten Tag, Hauptmann!».

153
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

339 Gruss im Gehen

ohne Waffe Waffe angehängt ohne freie rechte Hand


Guten Tag, Guten Tag,
Hauptmann! Hauptmann!

– Kopf zum Ranghöheren bzw – Bei angehängtem Stgw wird ohne – Wo die rechte Hand zum Gruss
Feldzeichen drehen; Augenkontakt Handanlegen gegrüsst nicht frei gemacht werden kann,
herstellen wird mit Worten, allenfalls mit
Kopfnicken gegrüsst
– Bei freier rechter Hand wie folgt
grüssen:
1. die Finger der rechten Hand
strecken und zusammenschliessen;
2. die rechte Hand oberhalb der
Schläfe an den Kopf, Mützen-,
Béret- oder äusseren Helmrand
anlegen
– Nach Vorbeigehen die ursprüng-
liche Haltung wieder einnehmen

340 Gruss von feldzeichen und bei nationalhymnen (nach dr 04 artikel 59, absatz 5)
«Für die einzelnen Angehörigen der Armee besteht Grusspflicht:
– gegenüber entfalteten Feldzeichen;
– beim Erklingen der eigenen oder einer fremden nationalhymne im Rahmen von offiziellen Anlässen.»

Zum Gruss wird die Achtungstellung eingenommen.

341 Besondere fälle


Gruss des Fahrzeugführers und Radfahrers:
– Lenkrad bzw. Lenkstange mit beiden händen halten;
– Oberkörper aufrichten;
– geradeaus schauen;
– nach Vorbeifahrt am Ranghöheren die ursprüngliche haltung wieder einnehmen.

Gruss des Beifahrers in Motorfahrzeugen:


– ohne Waffe: die hände flach auf die Oberschenkel legen;
mit Waffe: mit beiden händen die zwischen den Knien gehaltene Waffe auf Gurthöhe umfassen;
– Oberkörper aufrichten und geradeaus schauen;
– nach Vorbeifahrt am Ranghöheren die ursprüngliche haltung wieder einnehmen.

154
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

1.6 an- und aBmelden


342 allgemeines (nach dr 04 artikel 59 absatz 2)
«Wer Ranghöhere oder Vorgesetzte anspricht oder von diesen angesprochen wird, grüsst und meldet sich
an. Wenn beide einander mit namen kennen, genügt der militärische Gruss.»

343 anmelden
1 2 3 Leutnant, 4
Soldat Huber
Ruhn!

– Front gegen Ranghöheren – Bei freier rechter Hand – Nach Gruss sich – Auf Kommando, bzw
annehmen, Achtung- grüssen anmelden nach Erwiderung des
stellung einnehmen Grusses oder – wenn diese
ausbleiben – selbständig
Ruhnstellung einnehmen

Beim Anmelden mit Gewehr bleibt dieses in der Regel vorgehängt.

Wer den Grad des Anzusprechenden nicht erkennt (z B in der Dunkelheit), meldet sich nur mit eigenem
Grad und namen oder eigener Funktion und Verbandszugehörigkeit an.

Wer von einem Ranghöheren angesprochen wird:


– mit Grad oder Funktion und namen, z B: «Füsilier Huber!», antwortet mit «Hier!»;
– nur mit Grad oder Funktion, z B: «Wachtmeister!», antwortet z B: «Hauptmann, Wachtmeister Müller!».

344 melden im einsatz


Im Einsatz erfolgt eine blosse Meldung über Funktion und Verbandszugehörigkeit
Beispiele:
– «Beobachtungsposten 16/1»;
– «Meldeläufer Zug Schwarz!»;
– «Rekrut Müller, Zug Schwarz, Pz Kp 3».

Wer im Einsatz von einem Ranghöheren angesprochen wird, meldet sich an, ohne seine Stellung zu verändern.

155
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

345 abmelden
1 2 Ich melde 3 4
mich ab. Ruhn!

– Front gegen Rang- – Sich abmelden – Bei freier rechter Hand – Auf Kommando, bzw nach
höheren annehmen, grüssen Erwiderung des Grusses
Achtungstellung oder – wenn diese aus-
einnehmen bleiben – selbständig
Ruhnstellung einnehmen
und wegtreten

1.7 Verhalten in kOmmandOpOsten und


persönliChen unterkunftsräumen

346 Verhalten in kommandoposten und persönlichen unterkunftsräumen


An Türen allgemein zugänglicher Arbeitsräume und Kommandoposten wird, wenn nichts anderes ange-
schlagen ist, nicht angeklopft. Wer den Raum betritt, meldet sich bei jenem Ranghöheren an, den er zu
sprechen wünscht. Will der Eintretende nur etwas holen oder bringen, ohne jemanden zu sprechen, so
meldet er sich nicht an und grüsst auch nicht.

An persönlichen Arbeitsräumen und an Unterkunftsräumen des Kaders hat jedermann anzuklopfen.

1.8 BefehlsempfanG
347 Befehlsempfang
Wer einen mündlichen Befehl erhält, antwortet entweder:
– «Verstanden»; damit bestätigt er, dass er begriffen hat, was der Vorgesetzte will; oder
– «Nicht verstanden»; damit bringt er zum Ausdruck, dass er nicht begriffen hat, welches Verhalten von
ihm erwartet wird, und dass er zusätzliche Erläuterungen braucht. Er verlässt den Vorgesetzten erst,
wenn er darüber im Klaren ist, was er zu tun hat. Dies bestätigt er mit «Verstanden».

Befehle, die nicht vor den Augen des Vorgesetzten ausgeführt werden, sind unaufgefordert zu wiederholen,
z B: «Verstanden, ich melde meinem Gruppenführer, die Verschiebung beginne 0745!».

156
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

2 fOrmelle ausBildunG des VerBandes


Die formelle Ausbildung des Verbandes (Zugschule) erfolgt in der Regel ohne Grundtrageinheit.

2.1 ruhnstellunG
348 anwendung und ausführung
ohne Waffe Waffe vorgehängt

Die Ruhnstellung ist die normale Stellung des stehenden Verbandes. Sie wird auf Kommando,
z B: «Zug, Ruhn!», eingenommen. Front des Verbandes beibehalten.

2.2 aChtunGstellunG
349 anwendung und ausführung
ohne Waffe Waffe vorgehängt

Die Achtungstellung im Verband wird auf Kommando eingenommen, z B: «Zug Achtung!».


Das Wort «Achtung» ist ohne besondere Betonung auszusprechen.

157
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

2.3 Gruss des VerBandes


350 Grusspflicht (nach dr 04 artikel 59 absatz 4)
«Geschlossene Verbände grüssen Ranghöhere und Vorgesetzte. Verbände und Einrichtungen werden den
Vorgesetzten und den Kontrollorganen gemeldet.»

351 ausführung im feldschritt

1 2

Achtung Zug
rechts! Schwarz!

– Das Kommando wird auf den rechten Fuss gegeben – Der Führer des Verbandes grüsst bei freier rechter Hand
– Alle Angehörigen des Verbandes drehen gleichzeitig den mit Handanlegen und meldet den Verband ohne Anrede
Kopf und richten den Blick auf den Ranghöheren oder
Vorgesetzten (Augenkontakt)

Verhalten nach dem Grüssen:


– nachdem das letzte Glied des Verbandes den Ranghöheren oder Vorgesetzten passiert hat, kommandiert
der Führer des Verbandes: «Geradeaus – Marsch!»;
– alle Angehörigen des Verbandes drehen den Kopf gleichzeitig wieder in Marschrichtung.

352 ausführung im freimarsch

Zug
Schwarz!

– Der Führer grüsst bei freier rechter Hand mit Handanlegen und meldet den Verband ohne Anrede
– Die Angehörigen des Verbandes grüssen einzeln mit Kopfdrehen und Blickkontakt
– Nach dem Passieren wird der Kopf einzeln wieder in Marschrichtung gedreht

158
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

2.4 melden VOn VerBänden und einriChtunGen


353 allgemeines
Verbände und Einrichtungen sind unaufgefordert allen Ranghöheren oder Vorgesetzten und allen Kontroll-
organen zu melden.
Verbände und Einrichtungen werden mit reglementarischer Bezeichnung ohne Anrede gemeldet.
In der Regel meldet der Führer des Verbandes oder derjenige, der den Ranghöheren oder Vorgesetzten
oder das Kontrollorgan zuerst bemerkt.

354 ausführung

1 2 3

Zug Schwarz
Achtung!
– Verband in Achtungstellung kommandieren – ca. 3 Schritte vor den – Bei freier rechter Hand
Ranghöheren oder Vor- grüssen
gesetzten treten
– Achtungstellung

4 5 6
Zug Schwarz,
Infanterie-
kompanie 16/1 Ruhn!

Zug Schwarz
Ruhn!

– Verband melden – Nach Erwiderung des – Danach dem Verband Ruhnstellung kommandieren
Grusses oder auf
Kommando Ruhnstellung
einnehmen und wegtreten

159
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Melden eines nicht geschlossenen Verbandes (z B Verband an der Arbeit, bei einer Pause):

Zug Schwarz,
Infanterie-
kompanie 16/1

– Das Melden erfolgt durch denjenigen, der den Ranghöheren oder Vorgesetzten
zuerst sieht
– Der Verband setzt seine Tätigkeit fort, ohne Achtungstellung einzunehmen

Ein Verband kann auch in Achtungstellung gemeldet werden, wenn er nicht in einer geschlossenen Forma-
tion aufgestellt ist (z B Theoriesaal, in Daherformation im Gelände).

Zug Schwarz,
Infanterie-
kompanie 16/1

Bei Detailinspektionen, zum Antritts- und zum hauptverlesen ist mit dem Bestand zu melden,
z B: «Infanteriekompanie 16/1, Bestand 152, anwesend 148, 1 Mann Büro, 3 Mann Krankenzimmer!».

355 melden ab motorfahrzeugen


Das Melden geschieht, ausgenommen beim Defilieren, durch den Wagenchef bzw Beifahrer neben dem
Fahrzeugführer. Es kann durch lautes Zurufen der Einheitszugehörigkeit, hochhalten beschrifteter Tafeln
oder durch andere geeignete Mittel erfolgen. Beispiele: «Spitze 16/1!»; «Schluss 36/1!».

356 abmelden eines geschlossenen Verbandes


Der Meldende geht wie folgt vor:
– dem Verband Achtungstellung kommandieren;
– ca 3 Schritte vor den Ranghöheren treten; Achtungstellung einnehmen;
– den Verband abmelden, z B: «Melde Zug Schwarz ab!»; bei freier rechter hand grüssen;
– nach Erwiderung des Grusses ursprüngliche haltung wieder einnehmen;
– dem Verband Ruhnstellung kommandieren.

160
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

2.5 BesammlunG
357 richten, eindecken

Zwischenraum erstellen Abstand zwischen Gliedern

£“

Grundsätzliches:
– einzelne Glieder werden nach der Grösse und in der Seite nach rechts gerichtet; dabei wird auch der
Zwischenraum erstellt;
– bei mehreren Gliedern wird zudem der Abstand erstellt; er beträgt 1 Meter von Absatz zu Absatz bzw
von Packung zu Packung.

Der Zwischenraum wird wie folgt erstellt:


– gestreckten linken Unterarm mit gestreckter hand und mit gespreiztem Daumen in die hüfte stützen;
– den linken Ellbogen parallel zur Front seitlich stellen;
– mit angelegtem rechtem Arm bis zur Tuchfühlung an den Ellbogen des nebenmannes rechts aufschliessen;
– Absätze zusammenstellen.

Richten im vordersten Glied:


– alle stellen den Zwischenraum her;
– der Flügelmann rechts schaut geradeaus, die anderen blicken nach rechts und richten nach den Absätzen;
– wenn die Richtung stimmt, drehen alle selbständig den Kopf geradeaus und bleiben ruhig stehen.

Richten und Eindecken in den nachfolgenden Gliedern:


– der Flügelmann rechts erstellt den Abstand zum Vordermann, schaut geradeaus und deckt sich ein;
– alle erstellen den Zwischenraum und decken sich dadurch grob ein, dann blicken sie nach rechts und
richten;
– wenn die Richtung stimmt, drehen alle selbständig den Kopf geradeaus, decken sich durch minime
Standortverschiebungen fein ein und bleiben ruhig stehen.

nach dem Kommando «Zug – Ruhn!» Ruhnstellung einnehmen und den Kopf zum Kommandierenden
drehen.

161
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Kommando für Besammlungen


– Beispiel: «Zug Schwarz – in Viererkolonne – Sammlung!»

Vorbereitungskommando
– Anrede des Verbandes
– Front (sofern nicht durch den Standort des Kommandierenden gegeben)
– Formation
– Schrittart (wird nur befohlen, wenn die Besammlung nicht im Laufschritt erfolgen soll)
– auf das Vorbereitungskommando (z B:«in Viererkolonne») wird das vorgehängte Stgw mit beiden händen
gefasst

Ausführungskommando
– auf das Ausführungskommando (z B: «Sammlung») erreicht der Zug im Laufschritt den neuen Standort
– der Flügelmann rechts stellt sich 3 m vor dem Vorgesetzten auf und nimmt die Front ab
– die anderen nehmen unverzüglich ihren Standort ein, richten und decken ein
– sobald gerichtet und eingedeckt ist, kommandiert der Vorgesetzte: «Zug – Ruhn!»

2.6 fOrmatiOnen
358 ein Glied

Gruppe Müller
auf
ein Glied
Sammlung!

3m

– Kommando – Die Angehörigen der Armee sind nebeneinander von rechts nach links nach Grad oder Funktion
und Grösse geordnet
– Im Zugsverband ist der Zugführer-Stellvertreter Flügelmann rechts, anschliessend kommen die
anderen Unteroffiziere, dann die Mannschaft

162
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

359 zwei Glieder

Zug Schwarz
auf zwo
Glieder
Sammlung!

3m

1m

– Kommando – Die Angehörigen der Armee sind neben- und hintereinander der Grösse nach geordnet
– Im Zugsverband stehen die Unteroffiziere im ersten Glied
– Wenn nötig (ungerade Anzahl im Verband) wird der zweitletzte Platz im hinteren Glied offen gelassen

360 einerkolonne

Gruppe Müller
in Einer-
kolonne
Sammlung!

£“
Γ
– Kommando – Die Angehörigen der Armee sind hintereinander nach Grad oder Funktion und Grösse geordnet
– Im Zugsverband steht der Zugführer-Stellvertreter an der Spitze, anschliessend kommen die
anderen Unteroffiziere, dann folgt die Mannschaft

163
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

361 zweierkolonne

Zug Schwarz
in Zwoer-
kolonne
Sammlung!

1m
3m
– Kommando – Die Leute sind hinter- und nebeneinander nach Grad oder Funktion und Grösse geordnet
– Im Zugsverband stehen die Unteroffiziere an der Spitze, anschliessend kommt die Mannschaft
– Wenn nötig (ungerade Anzahl im Verband), den zweitletzten Platz in der linken Kolonne offen lassen

362 Viererkolonne

Zug Schwarz
in Vierer-
kolonne
Sammlung!

3m

– Kommando – Die Leute sind der Grösse nach geordnet, Unteroffiziere im ersten und evtl im zweiten Glied
– Wenn nötig, werden im hintersten Glied der Platz in der dritten oder die Plätze in der zweiten
und dritten Kolonne offen gelassen

164
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

363 linie

20m

3m

Kompanie in Linien:
3. Zug, Kdo Zug, 1., 2. Zug 3m

Sammlung!
– Kommando – Die Züge stehen auf zwei Gliedern nebeneinander mit 3 m Zwischenraum von Zug zu Zug
– Der Einheitskommandant steht 20 m vor der Mitte der Einheit, die Zugführer 3 m vor der Mitte
ihrer Züge, Einheitsfeldweibel und Einheitsfourier sind im Kommandozug eingetreten
– Nur der Einheitskommandant befiehlt. Die Zugführer beschleunigen die Besammlung durch ihr
Beispiel und durch Zeichengebung
– Wenn die Reihenfolge der Züge nicht befohlen wird, gilt: Kdo Zug, 1.–5. Zug

364 kolonnenlinie

20m
3m

Kompanie in Kolonnenlinien: 3m
Kdo Zug, 3., 1., 2. Zug
Sammlung!
– Kommando – Die Züge stehen nebeneinander in Viererkolonne mit 3 m Zwischenraum von Zug zu Zug
– Der Einheitskommandant steht 20 m vor der Mitte der Einheit, die Zugführer 3 m vor der Mitte
ihrer Züge. Einheitsfeldweibel und Einheitsfourier sind im Kommandozug eingetreten
– Nur der Einheitskommandant befiehlt. Die Zugführer beschleunigen die Besammlung durch ihr
Beispiel und durch Zeichengebung
– Wenn die Reihenfolge der Züge nicht befohlen wird, gilt: Kdo Zug, 1. – 5. Zug

165
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

365 harstformation

Kompanie
in Zwölfer-
kolonne
Sammlung!

– Kommando – Sie wird in Achter-, Zwölfer- oder Sechzehnerkolonne, im Freischritt, gebildet


– Wenn die Platzverhältnisse es erlauben, werden ungefähr gleich starke Glieder und Kolonnen
gebildet
– Innerhalb der Formation wird der Grösse nach geordnet
– Offiziere und Unteroffiziere stehen im ersten Glied, in der äussersten Kolonne rechts und
allenfalls im zweiten Glied
– Das letzte Glied kann unvollständig sein. Es wird von rechts nach links aufgeschlossen

366 daherformation

Zug
daher!

– Kommando – Der Verband steht halbkreisförmig in Ruhnstellung vor dem Vorgesetzten, Kader am rechten Flügel
– Die Aufstellung ist abhängig von der Grösse der Formation, sie ist dem Gelände anzupassen
– Die Daherformation ist keine Besammlung. Es wird nicht gerichtet; es sollen jedoch alle Armee-
angehörigen den Vorgesetzten sehen

166
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

2.7 sChrittarten
367 feldschritt
a. Vor der Inmarschsetzung eines Verbandes ist nötigenfalls die Waffentragart zu befehlen.
b. Kommando für das Anmarschieren, z B: «Zug – vorwärts – Marsch!».
c. Auf das Vorbereitungskommando «Vorwärts» werden Kopf und Blick geradeaus gerichtet.
d. Auf das Ausführungskommando «Marsch» wird mit dem linken Fuss aus der Ruhnstellung
angeschritten.
e. Der Anschritt soll betont erfolgen. Die Schrittlänge beträgt 70 – 80 cm, das Marschtempo ca 120
Schritte in der Minute. Es soll aufrecht, mit Blick geradeaus, marschiert werden.
f. Werden keine Stgw getragen, sind die Arme natürlich, vor dem Körper bis Brusthöhe, hinten schräg
auswärts zu schwingen. Die hände sind dabei entspannt und die Finger geschlossen zu halten.
g. Der Flügelmann rechts ist für das Einhalten der Marschrichtung verantwortlich.
h. Kommando zum Anhalten, z B: «Zug – Halt!». Das Kommando ist beim Aufsetzen des linken Fusses
zu geben. nach dem Ausführungskommando «Halt!» wird mit dem rechten Fuss noch ein Schritt
vorwärts gemacht; mit dem linken Fuss wird ebenfalls noch ein Schritt vorwärts gemacht, aber nur
bis auf die gleiche höhe wie der rechte Fuss. nach dem Anhalten wird Ruhnstellung eingenommen.

368 freimarsch
a. Kommando für das Abmarschieren, z B: «Zug – Freimarsch – abmarschieren!».
b. Im Freimarsch wird nicht im Schritt marschiert. Das Marschtempo ist dem Gelände bzw den
Traglasten anzupassen.
c. Waffentragart und Marscherleichterung werden durch den Führer des
Verbandes angeordnet.
d. Für den übergang in den Feldschritt oder Laufschritt muss zuerst angehalten werden. Kommando zum
Anhalten aus dem Freimarsch, z B: «Zug – anhalten!».

369 laufschritt
a. Kommando: «Zug – Laufschritt – Marsch!».
b. Die vorgehängte Waffe wird mit beiden händen gefasst, rechte hand am Kolben, linke hand vorne am
handschutz.
c. Bewegt sich der Verband ohne Waffe, sind die Arme anzuwinkeln.
d. Das Tempo beträgt 160–170 Schritte in der Minute.
e. Für den übergang Laufschritt – Feldschritt lautet das Kommando «Feldschritt – Marsch!», der
übergang erfolgt in 4 Schritten. Angehalten wird nur aus dem Feldschritt; z B «Zug – Halt»

167
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

2.8 BeWeGunGen
370 kleine Verschiebungen
Für kleine Verschiebungen wird kommandiert, z B: «Zug Schwarz – vortreten / zurücktreten / rechts
treten / links treten – Marsch!» – «Halt!» oder: «Zug Schwarz – Frontwechsel rechts – umgekehrte Front
– Sammlung!»

Am neuen Standort ist die Ruhnstellung mit Front zum Vorgesetzten einzunehmen.

371 drehungen
a Kommando für die Vierteldrehung: «Rechts (links) – um!».
b. Kommando für die halbe Drehung: «Rechts (links) um – kehrt!».
c. Die Drehungen sind immer auf dem entsprechenden Standfuss auszuführen.

372 frontwechsel
Frontwechsel werden im stehenden Verband ausgeführt.

Frontwechsel auf Richtpunkt


1 2 3
Zug Schwarz
Front-
wechsel
rechts
3 4
1
2 3 4
2 3 4
1 2
1
1
2

Front
3
1
1 2
1 2
4 2 3
3
4

Fahnenstange
3 4
4

Sammlung!

– Kommando – Der innere Flügelmann dreht an Ort auf den befohlenen Richtpunkt
– Der Verband eilt wie bei einer Besammlung an den neuen Standort und richtet wieder

Frontwechsel umgekehrte Front


a. Kommando: «Zug Schwarz – Frontwechsel rechts (links) – umgekehrte Front – Sammlung!»;
b. Ausführung: der Verband dreht sich um seinen Mittelpunkt und steht am Schluss auf dem gleichen
Platz, hat jedoch die Front um 180° gewechselt.

168
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

373 richtungsänderungen
Richtungsänderung um 90°
a. Kommando: «Richtung – rechts (links)!»;
b. Ausführung: in der Zweierkolonne dreht sich der innere Flügelmann in 2 Schritten an Ort um den
Wendepunkt (bei Viererkolonne in 4 Schritten, bei Achterkolonne in 8 Schritten). Die übrigen Leute
folgen im Glied mit platz- und wendegerechten Schrittlängen der Drehung des Flügelmannes.
Richtung und Zwischenräume werden beibehalten. Es wird gliederweise in der neuen Richtung mit
einem Anschritt weitermarschiert.

2 Richtungsänderung um 180°

Zwomal
Richtung
rechts!

–Kommando – Ausführung wie bei der Richtungsänderung um 90°, jedoch in 4, 8 bzw 16 Schritten

Vorbereitungs- und Ausführungskommandos sind auf das Abstellen des linken Fusses zu erteilen.

374 formationsänderungen
Aus der abmarschierenden Viererkolonne kann die Zweierkolonne und aus dieser die Einerkolonne gebildet
werden:

1 2 3
In Zwoer-
kolonne
Marsch!
1

oder: 2
4

In Einer-
4 4

1 2
2 4 1 3
3 4
kolonne 4 2 1
4

Marsch!

– Kommando – Die Formationsänderung erfolgt, indem der linke Trupp (bzw der linke Mann) jedes Gliedes nach
rechts einschwenkt

169
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Aus der abmarschierenden Einerkolonne kann die Zweierkolonne und aus dieser die Viererkolonne gebildet
werden:

1 2 3
In Zwoer-
kolonne
Marsch!
4 1

oder:
2

In Vierer-
2
4
4
1 1 3 1
2 4
2 4
kolonne
2 3
4

Marsch!

– Kommando – Die Formationsänderung erfolgt, indem der hintere Trupp (bzw der hintere Mann) auf die Höhe
des vorderen Trupps bzw des Vordermannes) links aufmarschiert
– Auf Kommando «Spitze – kurz!» tritt die Spitze kurz, bis die neue Formation gebildet ist
– Dann wird mit dem Kommando «Feldschritt – Marsch!» die Fortsetzung der Bewegung,
mit dem Kommando, z B: «Zug – Halt!», das Anhalten des Verbandes befohlen

170
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

3 BesOndere anlässe
3.1 inspektiOn
375 aufstellung der einheit zur inspektion

Material

Zug 4
Zug 3
Zug 2
Zug 1
Kdo Zug

10m
– Die Einheit ist auf zwei Glieder aufzustellen, Abstand zwischen den Gliedern 10 m. Bei ungünstigen Platzverhältnissen
kann der Abstand entsprechend verkürzt werden
– Reihenfolge der Züge: Kdo Zug, 1. Zug, 2. Zug usw
– Zugführer und Unteroffiziere stehen im ersten Glied am rechten Flügel ihres Zuges. Das erste Glied ist vollständig;
zwischen den einzelnen Zügen besteht kein Zwischenraum. Im zweiten Glied bleibt der Platz hinter dem Zugführer frei;
es wird nach rechts aufgeschlossen
– Die vom Inspizierenden befohlenen Fahrzeuge, Pferde, Kollektivwaffen, Geräte und Packungen werden je nach den
Platzverhältnissen hinter oder neben der Truppe aufgestellt bzw abgelegt

171
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

3.2. defilieren
376 defilieren einer einheit im harst

£ä“

– Im Harst defiliert die Einheit im Feldschritt


– Die Waffen werden vorgehängt getragen. Bei uneinheitlicher Bewaffnung ist die Waffenreihenfolge zu befehlen
– Kommandos: «Zum Defilieren – vorwärts – Marsch!»; «Achtung rechts!»; «Geradeaus – Marsch!»; «Kompanie – Halt!»
– Die Kommandos sind wenn nötig mit Zeichen der erhobenen Hand zu verdeutlichen
– Der Flügelmann rechts schaut beim Gruss geradeaus
– Nur der Kommandant des defilierenden Verbandes grüsst mit Handanlegen
– Das Kommando «Achtung rechts!» hat auf eine Distanz von 10 – 20 m vor dem Inspizierenden zu erfolgen
– Das Kommando «Geradeaus – Marsch!» erfolgt, wenn das letzte Glied des Verbandes den Inspizierenden passiert hat

377 defilieren mehrerer einheiten


a. Der Verband defiliert in der Regel einheitsweise in Viererkolonne oder im harst, mit Kampfausrüstung
und im Feldschritt.
b. Der Inspizierende kann Besonderheiten vorschreiben.
c. Das Kommando zum Abmarsch und zum Gruss wird durch den Einheitskommandanten gegeben und
allenfalls mit Zeichen verdeutlicht.
d. Mechanisierte Truppen defilieren sinngemäss nach Anordnung des Inspizierenden.
e. Die Trainpferde werden reihenweise in Kolonne bzw harstbreite geführt.

378 Gruss ab motorfahrzeugen beim defilieren


Ablauf beim Grüssen:
a. Kommando: «Achtung – Gruss!»;
b. Oberkörper aufrichten und geradeaus schauen;
c. haltung der hände:
1. mit beiden händen die zwischen den Knien gehaltene Waffe auf Schulterhöhe fassen, rechte hand
oben; den rechten Arm bis in die Waagrechte anheben;
2. wenn keine Waffe gehalten wird, die hände flach auf die Oberschenkel legen.

Auf das Kommando «Ruhn!» wird die ursprüngliche haltung eingenommen.

Fahrer und Beifahrer grüssen sinngemäss.

172
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 2
kleine sChiesslehre sturmGeWehr
379 flugbahn
Das Geschoss verlässt den Lauf mit einer bestimmten Anfangsgeschwindigkeit. Ohne Einfluss weiterer
Kräfte würde es sich ohne Richtungsänderung mit gleichbleibender Geschwindigkeit fortbewegen.

Im Bereich der Erdatmosphäre wirken vor allem zwei Kräfte, welche die Flugbahn beeinflussen:
a. Die Schwerkraft zieht das Geschoss nach unten;
b. Der Luftwiderstand verursacht eine Abnahme der Geschossgeschwindigkeit.

Die Zielvorrichtungen von Waffen berücksichtigen diese beiden Einflüsse.

Luftwiderstand

n
gbah
Flu Schwerkraft

Waffe
Ziellinie
Schussdistanz

380 kampfvisier
Das Kampfvisier beim Sturmgewehr ist das Visier «weiss 2». Mit ihm trifft der Schütze mit einer einge-
schossenen Waffe jedes Ziel zwischen 0 und 300m im ersten Schuss (haltepunkt mitte). Ab 300m muss
beim Schiessen mit Kampfvisier der haltepunkt angepasst (höher zielen) oder das Visier der Distanz
entsprechend eingestellt werden.

381 streuung
Werden mit einer Waffe unter gleichen Bedingungen mehrere Schüsse auf das gleiche Ziel geschossen,
so folgen die einzelnen Geschosse nicht alle derselben Flugbahn. Dieses nichtzusammenfallen der einzel-
nen Flugbahnen nennt man Streuung.

Die Streuung für die verschiedenen Feuerarten des Sturmgewehrs beträgt:


feuerart streuung bei 200m bei 300m
Einzelfeuer 1 ‰ der Schussdistanz 20x20cm 30x30cm
rasches Einzelfeuer 2 ‰ der Schussdistanz 40x40cm 60x60cm
Seriefeuer 4 ‰ der Schussdistanz 80x80cm 120x120cm

173
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 3
internatiOnale BuChstaBiertaBelle

a Alfa ä Alfa-Echo
B Bravo ö Oscar-Echo
C Charlie ü Uniform-Echo
d Delta
e Echo
f Foxtrott
G Golf
h Hotel
i India
J Juliett
k Kilo
l Lima
m Mike
n November
O Oscar
p Papa
Q Quebec 1 one
r Romeo 2 two
s Sierra 3 three
t Tango 4 four
u Uniform 5 five
V Victor 6 six
W Whisky 7 seven
X X-Ray 8 eight
Y Yankee 9 niner
z Zulu 0 zero

174
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 4
truppenGattunGs- und GradaBzeiChen
Gradabzeichen truppengattungsabzeichen / dienste

Soldat Leutnant Infanterie Generalstab


(Sdt) (Lt) (Inf) (GST)

Gefreiter Oberleutnant Panzertruppen Militärischer


(Gfr) (Oblt) (Pz) nachrichtendienst
(Mil nD)

Obergefreiter hauptmann Artillerie Militärjustiz


(Obgfr) (hptm) (Art) (MJ)

Korporal Major Fliegertruppen Armeeseelsorge


(Kpl) (Maj) (Fl) (AS)

Wachtmeister Oberstleutnant Fliegerabwehrtruppen Territorialdienst


(Wm) (Oberstlt) (Flab) (Ter D)

Oberwachtmeister Oberst Genietruppen Bereitschaftsdienst


(Obwm) (G) (Ber D)

Fourier Fachoffizier übermittlungstruppen/ Rotkreuzdienst


(Four) (Fachof) Führungsunterstützung (RKD)
(Uem/FU)

Feldweibel Brigadier Rettungstruppen Sport


(Fw) (Br) (Rttg)

hauptfeldweibel Divisionär Logistiktruppen Militärspiel


(hptfw) (Div) (Log)

Adjutant Korpskommandant Sanitätstruppen


(Adj) (KKdt) (San)

Stabsadjutant General Militärische Sicherheit


(Stabsadj) (Mil Sich)

hauptadjutant höhere Stabsoffiziere ABC-Abwehrtruppen


(hptadj) (hSO) (ABC Abw)

Chefadjutant
(Chefadj)

175
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 5
hellWerden und einnaChten
(Mittlere Zeiten für Bern)

datum hellwerden sonnenaufgang sonnenuntergang einnachten

Januar 1. 0735 0816 1651 1728


11. 0733 0814 1702 1741
21. 0728 0808 1715 1753
31. 0719 0757 1730 1809
februar 10. 0708 0744 1745 1820
20. 0653 0728 1801 1834
märz 2. 0638 0710 1815 1846
12. 0622 0651 1830 1858
22. 0606 0706 0631 0731 1845 1945 1910 2010
april 1. 0642 0711 1958 2026
11. 0624 0651 2012 2038
21. 0605 0633 2026 2051
mai 1. 0548 0616 2039 2106
11. 0534 0601 2052 2119
21. 0522 0548 2105 2131
31. 0510 0540 2115 2145
Juni 10. 0506 0535 2123 2152
20. 0505 0538 2128 2157
30. 0509 0538 2129 2157
Juli 10. 0516 0545 2125 2154
20. 0526 0555 2117 2146
30. 0541 0606 2106 2131
august 9. 0553 0619 2051 2118
19. 0605 0632 2034 2102
29. 0620 0645 2016 2040
september 8. 0631 0658 1957 2023
18. 0645 0711 1937 2003
28. 0658 0724 1917 1941
Oktober 8. 0709 0738 1857 1925
18. 0722 0752 1838 1918
28. 0638 0738 0706 0806 1721 1821 1750 1850
november 7. 0649 0721 1706 1739
17. 0701 0736 1654 1730
27. 0715 0750 1645 1723
dezember 7. 0724 0802 1641 1722
17. 0730 0811 1642 1724
27. 0735 0816 1647 1728

Zeitumstellung: letzter Sonntag im März resp letzter Sonntag im Oktober.

176
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 6
BereitsChaftsGrade
telematikbereitschaftsgrade

tBG/se BG definition
SE-Aus – Gerät für den Betrieb vorbereitet, jedoch ausgeschaltet
– (N)EMP Schutz sichergestellt
– Abstimm- und Sendeverbot
Empfangsbereitschaft – Gerät für den Betrieb vorbereitet
– Abstimm- und Sendeverbot
– Geräte sind auf Empfang eingestellt und werden bedient
– In Notlagen Übergang zu TBG «SE-Ein» im Verantwortungsbereich der Verbindungsbenutzer
SE-Ein – Gerät in Betrieb, auf Senden und Empfangen
– Verantwortung zur Nutzung der Verbindung liegt beim Benutzer

marschbereitschaftsgrade

Bereitschaftsgrad marschbereit in tätigkeit/Verwendung/Verlad

truppe motorfahrzeuge

I Bereitschaft auf Zeit Durch Vorgesetzten Tätigkeit abseits des – Verwendung für Transporte
befohlen Standorts möglich abseits des Standorts möglich

II Normale Bereitschaft 90 Minuten Am Standort – Am Standort


– In der Regel unbeladen
III Erhöhte Bereitschaft 30 Minuten Am Standort – Beladen und für Abfahrt bereit
IV Alarmbereitschaft Wenigen Minuten Voll ausgerüstet und – Beladen und für Abfahrt bereit
bereit (bei Mot Trsp – Bei grosser Kälte Motoren warm
verladebereit)

Gefechtsbereitschaftsgrade

Gefechtsbereitschaftsgrade tätigkeiten
Reduzierte Gefechtsbereitschaft – Beobachtung, Bewachung / Überwachung wichtiger Objekte und Gelände sicher-
gestellt
– Sicherung und Verbindung organisiert
– Gassen und Lücken in Hindernissen zur Schliessung vorbereitet, aber noch offen
– Hauptwaffen mit reduzierter Bedienung einsatzbereit
– Reserve steht bereit
Volle Gefechtsbereitschaft – Hindernisse, Hauptwaffen und 50% der Truppe voll einsatzbereit
– 50% der Truppe ruhen voll ausgerüstet und einsatzbereit

177
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

aBC-Bereitschaftsgrade und alarme

aBC Bereitschaftsgrad schutzzustand auslösung aufhebung


ABC BG 0 ABC Schutzmaske, C-Schutzanzug, Überstiefel und ABC Stufe Armee Stufe Armee
(ABC Schutzbereitschaft) Schutzhandschuhe sind vorbereitet und griffbereit
ABC BG 1 C Schutzanzug wird angezogen. ABC Schutzmaske, Bat/Abt Kdt Bat/Abt Kdt
Überstiefel und ABC Schutzhandschuhe sind griffbereit
ABC BG 2 C Schutzanzug und Überstiefel werden angezogen. Bat/Abt Kdt Bat/Abt Kdt
ABC Schutzmaske und ABC Schutzhandschuhe sind
griffbereit
ABC BG 3 C Schutzanzug, ABC Schutzmaske und Überstiefel und Kp Kdt Kp Kdt
werden angezogen. Die ABC Schutzhandschuhe sind
griffbereit.
ABC BG 4 Erleichterungen werden aufgehoben. Der C Schutzan- Kp Kdt Kp Kdt
(C Vollschutz) zug, die ABC Schutzmaske, die Überstiefel und die ABC
Schutzhandschuhe sind nun angezogen. Der Schutz wird
gegenseitig kontrolliert.

Bezeichnung der alarme zu erstellender schutzzustand auslösung aufhebung


Strahlenalarm Im Freien ABC Schutzmaske, Kp Kdt Lockerung durch
Arbeitsregenschutz und ABC Bat/Abt Kdt
Schutzhandschuhe anziehen
C Alarm Nach allfälliger Sofortdekontami- Vorsorglich oder nach einer Über- Lockerung durch
nation wie ABC BG 4 raschung durch C-Kampfstoffe Kp Kdt

178
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 7
VerkehrsreGelunG
halt!

halt für den Verkehr aus alle Richtungen halt für den Verkehr von vorne und halt für den Verkehr von hinten
hinten

freie fahrt

Freie Fahrt in der entsprechenden Freie Fahrt in der entsprechenden Freie Fahrt in der ensprechenden Rich-
Richtung Richtung tung, wenn der Verkehr im Fluss ist.
halt für den Verkehr von hinten und
vorne

179
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Verlangsamen der fahrt


(Auf- und abbewegen des Armes)

Verlangsamen des Verkehrs von vorne Verlangsamen des Verkehrs von links Verlangsamen des Verkehrs von rechts

abbiegen nach links vor dem Verkehrsorgan


(Linke Schulter gegen Linksabbieger zugekehrt)

halt für den Verkehr von rechts und Freie Fahrt nach links Freie Fahrt geradeaus, nach links und
von hinten nach rechts

180
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 8
prOtOkOll für festnahme / materialBesChlaGnahme

P r o t o k o l l b e ze i ch n u n g B e s ch l a g n a h mu n g Fe st n a h m e

PLZ, Ort : … … … … … … … … … … … … … … … … … … … Datum : …… … … ….. Zeit : …… … …

Personalien der betroffenen Person


Name, Vorname Wohnadresse Verbindungen
AHV oder Ausweisnummer PLZ und Ort Telefon, Natel, Mailadresse usw.

................................................... ................................................... ...................................................


................................................... ................................................... ...................................................

Begründung der Massnahme


Gegenstand beschlagnahmt, weil: Person vorläufig festgenommen, weil:

Zutritt damit verboten ist unbefugter Zutritt in Schutz- / Sperrzone


verbotener Gegenstand Missachtung von Weisungen
eine strafbare Handlung begangen wurde Anschlag auf zu schützendes O bjekt
ein Verbrechen geplant war Vergehen gegen Dienstnehmer
er gestohlen wurde Erregung öffentlichen Ärgernisses
er als Beweismittel dient Störung der öffentlichen Sicherheit
………………………………………………… ………………………………………………

Bezeichnung der beschlagnahmten Gegenstände


No. Bezeichnung Besonderes

Da tu m : Un te r s ch r i ft : Unterschrift verweigert
……………… … … … … … … … … … … … …..........

Personalien der militärischen / zivilen Auskunftsperson


Name, Vorname Kommandostelle Kontaktmöglichkeit
Grad / Funktion Adresse Telefon, Natel, Mailadresse usw.

................................................... ................................................... ...................................................

................................................... ................................................... ...................................................

181
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 9
zelten mit zelteinheit
standortwahl
a. Zelt windgeschützt aufstellen
b. Zelteingang von der Wetterseite abkehren
c. Solide Bodenbeschaffenheit beachten
d. Schützen durch ausnützen der Topografie

sorgfaltspflicht
a. Zeltstoff beim Aufstellen und Abbauen nicht betreten
b. Zeltstoff vor Ecken und Kanten von Geräten, Kisten usw schützen
c. Zelte nicht mit umgehängtem Sturmgewehr betreten
d. Bei Schneefall (insbesondere bei nassschnee) Zelte vom Schnee säubern
e. Bei Frost Zelte sorgfältig abbauen damit das gefrorene Tuch nicht bricht

Vor dem zeltbau


a. Materialpark abseits des Zeltbauplatzes erstellen
b. Materialvollständigkeitskontrolle durchführen

Wassergraben / zeltpflöcke
a. Zelttuch bzw Aussenzelt in den Wassergraben hinunterziehen
b. Wasser an der tiefsten Stelle des Wassergrabens in einen Abflusskanal abfliessen lassen
c. Zeltpflöcke im rechten Winkel zur Spannschnur einstecken

90°

182
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

Bau des zeltes


a. Doppelt knöpfen
b. überlappungen dem Wind und Regen abgewandt, auch an der First und an den Seiten
c. Mittelnähte senkrecht zur Firstlinie.
d. Zelttücher und Zeltstangen können beliebig zusammengesetzt werden
e. In der Regel werden nur die 4 langen Zeltstangen verwendet
f. Kurze Zeltstange eignet sich zum Ausgleichen von Bodenunebenheiten

Beispiel eines Viererzelts:

c. b.

a.

Bestandteile eines sets


a. 1 Zelttuch 165 cm x 165 cm mit
b. 1 Spannschnur 200 cm
c. 1 Zelttasche mit 5 Zeltstangen (4x 30,5 cm / 1x 18 cm) und 3 halbrunden Zeltpflöcken

183
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 10
aBkürzunGen
– Die Abkürzungen bleiben, ungeachtet, ob es sich um Einzahl oder Mehrzahl handelt, unverändert;
sie werden nicht dekliniert.
– Zusammensetzungen von Abkürzungen können durch Verwendung von einzelnen Abkürzungen beliebig
gebildet werden.
– Es sind nur die gebräuchlichsten Abkürzungen aufgeführt.

a Erkundung Erk
Abendverlesen Ab V exklusiv exkl
Absender Abs
Abteilung Abt f
Alarm Al Fachdienst Fach D
Allgemeine Grundausbildung AGA Fachdienstkurs FDK
Angehörige der Armee AdA Fachkurs FK
Anhänger Anh Fahrrad Frd
Antrittsverlesen AV Fahrzeug Fz
Anwärter Anw Feind, feindlich Fei
Armee A Feldpost FP
Artillerie, Artillerist Art Feldprediger Fpr
Arzt Az FeldweibeI Fw
Aufklärung Aufkl Feuer Fe
Ausbildung Ausb Feuerleitstelle Flst
Azimut Azi Feuerleitung, Feuerleit... FIt
Flieger, Flug Fl
B Fliegerabwehr Flab
Bahnhof Bhf Flugplatz Flpl
Bataillon Bat Flugzeug Flz
Batterie Bttr Fourier Four
Befehl Bf Führer(-in), Fahrer Fhr
Beobachter Beob Funk Fk
Bereitschaftsgrad BG Füsilier Füs
Bereitschaftsraum Berrm
Besammlung Besa G
Besatzung Bes Gebirge Geb
Betriebsstoff Betrst Gefecht Gef
Brigade, Brigadier Br Gefechtsstand Gefstd
Brücke Brü gefechtsmässig gefm
Gegner Gn
d Gelände Gel
Depot Dep Generalstab Gst
Detachement Det Genie G
DienstbüchIein DB Gerät Gt
Dienstreglement DR Geschütz Gesch
Dienstweg (auf dem) Dw (a d) Grenadier Gren
Dispensation, dispensiert Disp Grenze Gz
Dokument Dok Grundausbildungsdienst GAD
Gruppe Gr
e Gruppenführer(-in) Grfhr
Einführungskurs Einf K
Einheitskommandant Einh Kdt h
Einsatz Ei Handgranate HG
Hauptverlesen HV

184
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

n
Helikopter Heli
Nachrichten Na
HelikopterIandeplatz HelipI
Nachrichtendienst ND
Nachrichtenoffizier Nof
i
Nachschub Ns
lnfanterie, Infanterist Inf
Nebel Nb
Infrastruktur Infra
Nebelwerfer Nbw
inklusiv inkl
Norden, nördlich N
Innerer Dienst ID
Nummer Nr
Inspektion Insp
Instandhaltung Ih
O
Offizier Of
k
Offiziersschule OS
Kadervorkurs KVK
Ordonnanz Ord
Kameradenhilfe Kahi
Orientierung Or
Kanister Ka
Osten, östlich E
Kanonier, Kanone Kan
Katastrophe Kata
p
Katastrophenhilfe Kata Hi
Panzer Pz
Kolonne KoI
Panzerabwehr Pzaw
Kommandant Kdt
Panzerabwehrlenkwaffe PAL
Kommando Kdo
Panzerfaust PzF
Kommandofahrzeug Kdofz
Panzerhaubitze Pz Hb
Kommandopanzer Kdo Pz
Panzerjäger Pzj
Kommandoposten KP
Panzermechaniker Pzm
Kompanie Kp
Parkdienst PD
Koordinaten Koord
Patient Pat
Küche Kü
Patrouille Patr
Personenwagen Pw
l
Persönliche Ausrüstung Pers Ausr
Lastwagen Lastw
Pferd Pf
Leitung Ltg
Pilot Pil
Lenkwaffe Lwf
Pionier Pi
links Ik
Pistole Pist
Ponton, Pontonier Pont
m
Posten Po
Magazin, Magaziner Mag
Praktischer Dienst Prakt D
Marschbefehl MB
Punkt Pt
Maschinengewehr Mg
Material Mat
Q
Materialmagazin Mat Mag
Qualifikation Qual
mechanisiert mech
Quartiermeister Qm
Meldung Mdg
Messpunkt Mpt
r
Militärpolizei MP
Rapport Rap
Minenwerfer Mw
Raum Rm
Mitrailleur Mitr
rechts rt
Motorfahrer Motf
Reglement Regl
Motorfahrzeug Motfz
Rekrutenschule RS
Motor, motorisiert mot
Rekrutierung, Rekrut Rekr
Motormechaniker Motm
Reparatur Rep
Motorrad Motrd
Reserve Res
Motorradfahrer Motrdf
Rettung Rttg
Munition Mun
Richtung Ritg
Munitionsmagazin Mun Mag
Rückschub Rs

185
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

s W
Sanität San Waffe Waf
Sanitätshilfsstelle San Hist Waffenmechaniker Wafm
Sappeur Sap Wegweisung Wgw
Schiesskommandant SKdt Westen, westlich W
Schiessplatz Spl Wiederholungskurs WK
Schützenpanzer Spz
Schutzmaske SM z
Schwergewicht Schg Zentrale Zen
Selbständig selbst Zerstörung Zerst
Sicherung, sichert Si Zeughaus Zgh
Soldat Sdt Zielfernrohr Zf
Standort Stao Zug Z
Station Sta Zugsarbeitsplatz ZAP
Stellung Stel zugeteilt zuget
Stellungsraum Stelrm Zugführer Zfhr
Stellvertreter Stv zur Verfügung z Vf
Strasse Str
Stunde h
Sturmgewehr Stgw
Stützpunkt Stüpt
Süden, südlich S

t
Tambour Tamb
Telefon, telefonisch Tf
Train Tr
Trainingskurs TK
Transport Trsp
Trompeter Tromp
Truppe Trp
Truppenhandwerker Trp Hdwk
Truppenkörper Trp Kö

u
Übermittlung Uem
Umschulungskurs UK
Unterkunft Ukft
Unteroffizier Uof
Unteroffiziersschule UOS
Unterstellung, Unterstellte Unstel
Unterstützung Ustü

V
Verband Vb
Verbindung Vrb
Verkehr Vrk
Verpflegung Vpf
Verschiebung, verschieben Vs
verstärkt verst
Verteidigung Vtg
Verwundetennest Vdtn
Verwundeter, verwundet Vdt

186
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

anhanG 11
stiChWOrtVerzeiChnis
stichwort ziffer seite
ABC Schutzmassnahmen 134, 135 56
Abführen von Verdächtigen 216 99
Abgesessener Stoss 321, 322 145
Abmessen nach der Karte 139 58
Abschreiten 141 58
Absicht 174 74
Achtungsstellung 330, 331 148, 149
Ansichtsskizzen 113 47, 48
Ansprecher und Abdecker 205 90
Aufgabenverteilung im Trupp 221 101
Aufgesessener Stoss 320 144
AUGEZ 166 70, 71
Azimut 106-108 44, 45
Befehlen ohne Zeitdruck 171 73
Befehlen unter Zeitdruck 172 73
Begegnungsgefecht 299-305 138-140
Beleuchtung der Beobachtungs- / Feuerräume 122 51
Beobachten bei Dunkelheit 119 50
Beobachten mit Feldstecher, Zielvorrichtungen 118 50
Beobachten von ABC Einsätzen 124 52
Beobachter 115-117 48, 49
Beobachtungsposten in Ortschaften 235 112
Beobachtungsposten, Ablösungen 237 113
Beobachtungsposten, Bezug 236 112
Beobachtungsposten, Materialliste 239 114
Beobachtungsprinzipien 117 49
Beobachtungsräume 116 49
Bergen eines Verletzten 254, 255 121
Besammlungen 358-366 162-166
Beschlagnahme von Material 211 94
Bewegen bei schlechter Sicht 83 32
Beziehungsdistanzen 207 92
Binden des Gegners 301 139
Briefing 178, 181 76, 77
Bussole (Kompass) 105 43
Checkpoint, Einsatz des Gruppenfahrzeugs 278 132
Checkpoint, Leistungsprofil der Gruppe 273 130
Checkpoint, temporärer 274 130
Checkpoint, vorbereiteter 275 131
Debriefing 178, 179 76, 77
Deckungen 131-133 55, 56

187
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

stichwort ziffer seite


Denken in Varianten 167 71
Dialog 70 25
Diskriminierungsverbot 31 9
Distanzen bestimmen 138 58
Distanzen schätzen 142 59
Distanzen messen 139-141, 143, 144 58-60
Dreipunktebefehle 175 75
Durchsetzung eines Auftrags, Kompetenzen 19 6
Durchsuchen von Personenwagen 225 106
Durchsuchen und säubern 294 136
Durchsuchplatz 277 131
Erfolgsfaktoren 155-161 65-67
Eigengefährdung 319 144
Einsatzregeln 24 8
Entscheidungsprozess, Regeln 169 72
Entwicklung des taktischen Verständnisses 184 78
Entwicklung des technischen Könnens 182 78
Eventualplanung 177 76
Feedback der Truppe 185 78
Fehler tolerieren 187 78
Feindkontakt in / auf ungepanzerten Fahrzeugen, ausbooten 266, 267 125, 126
Feindliche Feuerquellen, Ermittlung 123 52
Feldschritt 367 167
Festnahme von Personen 22, 212-214, 226,227 7, 94-97, 107-109
Feuer und Bewegung 202-204 89, 90
Feuer-, Bewegungs- und Wartestreifen 243 116
Feuerarten 94-95 36, 37
Feuereinsatz 87 34
Feuereröffnung 91 35
Feuerformen 89 35
Feuerführung 97 37
Feuerkorrekturen 98 37
Feuerüberfall 246, 247 117
Feuerüberlegenheit gewinnen 302 140
Feuerunterstützung für eine andere Gruppe 323 145
Feuervorbereitung 90 35
Formationen, Bedeutung 196 84
Formationen, Befehlsgebung 200 87, 88
Formationsänderungen 374 169, 170
Formationsarten 199 86, 87
Formationswechsel 201 88
Freimarsch 368 167
Funktionen im Trupp 197 84, 85
Fusspatrouille 287 134

188
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

stichwort ziffer seite


Gebäudedurchsuchung, Einsatzprinzipien 297 137
Gebäudedurchsuchung, Leistungsprofil der Gruppe 292 135
Gefechtszeichen 73 26, 27
Geheimhaltung 136, 137 57
Geländetaufe 109 45
Gesprächstechnik 219 100
Gewaltanwendung 190 79
Gewehr abstellen / ablegen 335 152
Gewehr anhängen 333 150
Gewehr ergreifen 336 152
Gewehr hinterhängen 332 149
Gewehr unterhängen 334 151
Gewehr vorhängen 332 149
Grundbaustein Viermanntrupp 195 84
Gruppe, Kurzprofil 194 83
Gruss an Ort 338 153
Gruss im Feldschritt 351 158
Gruss im Freischritt 352 158
Gruss im Gehen 339 154
Gruss, besondere Fälle 340, 341 154
handgranate 55, 56,100, 101 19, 39, 40
helikoptertransport 268-271 127, 128
hinterhang, temporärer 313 142
horchen bei Dunkelheit 120 51
Identifizierung 71 25
Irritationskörper / handgranate 100, 101 39-41
Kommunikation, dreidimensionale 69 24, 25
Kontakt mit dem Gegner 306 142
Kontrolle von Behältnissen 211 95
Kontrollplatz 276 132
Koordinaten 103-105 42, 43
Kriechen 82 32
Kriegsvölkerrecht 32 9
Lagebeurteilung 169 70
Laufschritt 369 167
Lehren verarbeiten 164 67
Leibesvisitation 218 100
Materielle Vorbereitung 192-194 82
Medien 41 14
Meldemittel 77 29
Melden 74-76 27-29
Melden ab Motorfahrzeugen 355 160
Melden im Einsatz 344 155
Meldeschema 78 30

189
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

stichwort ziffer seite


Menschenrechte 27 8
Mentale Interventionsbereitschaft 206 91
Mentale Vorbereitung 188-191 79-82
Motorisierte Patrouille 286 134
nachrichtenbeschaffungsarten 282-285 133, 134
nachrichtenbeschaffung, Leistungsprofil der Gruppe 280 133
nachrichtenquellen 281 133
nachtsichtgeräte 121 51
notevakuation 295 137
Ordnungsprozess 162-165 68-70
Orientierung 173 73
Orientierungszifferblatt 110 46
Patrouille, Mittel und Bewaffnung 230 110
Patrouillengrösse 228 110
Patrouillenstrecke 232 111
Patrouillentechnik 229 110
Patrouillieren 231 110
Kontrolle von Fahrzeugen 222-224 102-105
Pilzgegner 35 10, 11
Planskizzen 112 46, 47
Psychologische Dimension 189 79
Recht auf Freiheit 30 9
Recht auf Leben 28 8,9
Rechtsverstösse, Konsequenzen 18 6
Richten, eindecken 357 161
Richtungsänderungen 373 169
Rolle rückwärts 252, 253 120
Rolle seitwärts 250, 251 119
Rolle vorwärts 248, 249 118
Routinedurchsuchung 209 94
Ruhnstellung 327-329 147, 148
Säubern 294 136
Schiessen aus einer Deckung 92 36
Schiessen innerhalb der Gesprächsdistanz 99 38
Schiesskadenzen 95 37
Schiessstellungen in Ortschaften 130 54
Schützenschritt 80 31
Schützensprung 81 31
Schutzweste 125, 126 53
Serielängen für das leichte Maschinengewehr 95 37
Sichere Linie 296 137
Sicherheitsdurchsuchung 215 98
Skizzieren, Grundsätze 111 46
Social Patrol 283 133

190
Regl 51.019 d Grundschulung (GS 07)

stichwort ziffer seite


Sofortaktionstechniken bei nacht 245 117
Sofortaktionstechniken und Verhältnismässigkeit 241 115
Sofortaktionstechniken, Sektoren 242 115
Sofortaktionstechniken, Verhaltensweisen 244 116
Sofortmassnahmen, Führung mit 164 69
Soll-Ist-Vergleich 176 75
Stabilisieren als hauptaufgabe 36 11
Stellungsbezug, getarnter 85 33
Stellungsbezug, offener 84 33
Stellungswechsel 86 33
Stoppen / Verlangsamen von Fahrzeugen 315 143
Stoss, Definition 317 143
Stoss, Leistungsprofil der Gruppe 318 144
Stoss, mögliche Folgeaktionen 324 145
Tarnung, Definition 127 53
Tarnungsgrundsätze 128 54
Taschenkarte 26 8
Täuschung 129 54
überfall, Definition 307 141
überfall, Feuereröffnung, Feuerleitung 314 143
überfall, Flanken und Rückenschutz 312 142
überfall, Gruppenorganisation 310 142
überfall, Leistungsprofil der Gruppe 308 141
überfall, rasches Erkennen des Stellungsraums 309 142
überfall, Schutz der Schlüsselwaffen 311 142
überprüfung nach Einsatz- / Gefechtsgrundsätzen 168 72
Umsetzung im Einsatz 33 9
Verantwortung 16 5
Verantwortungssektoren 198 85
Verbandsleistung 7 2
Verbot der Folter 29 9
Verdichten von nachrichten 290 135
Verhaltensregeln 25 8
Verhältnismässigkeit 14, 15 5
Verifizieren von nachrichten 289 135
Warnruf 72 25
Zielarten 88 34
Zielbezeichnungen 146, 148-154 61-64
Zielquittung 147 61
Zivilbevölkerung 40 13
Zonen der Annäherung 208 93
Zonen um ein Fahrzeug 218 100
Zwangsmassnahmen 19, 21 6, 7
Zwangsmittel 19, 23 6, 8

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