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Das Fundament 3/2004

Ein Jubiläum
– Gelegenheit zur Rückschau und zum Ausblick
Eine Chronik von Jobst Höner, Bünde, Mitglied der Bundesleitung und Schriftführer
von 1973 - 2000

„Viele haben es schon unternommen, Angefangen aber hat alles im CVJM


Bericht zu geben von den Geschichten, die Bielefeld, wo dem Bauingenieur Her-
unter uns geschehen sind ...”. Mit diesen mann Bansmann der Auftrag bewusst
Worten beginnt der Evangelist und Arzt wurde, seinen Berufskollegen in den
Lukas seinen Bericht vom Leben und technischen Arbeitsfeldern das Evange-
Wirken seines Herrn Jesus Christus. lium von Jesus Christus nahezubringen.
Auch unter uns, den Leuten vom Deut- Mitstreiter fand er in seinen Freunden
schen Christlichen Techniker-Bund, und Kollegen Johannes Herzog und Karl
wirkt der Herr nun schon seit hundert Scharff. Diese kleine Gruppe begann
Jahren. Das ist ein guter Grund, auf den unter den Studierenden der damaligen

Johannes Herzog (sitzend)


Die Gründer: Carl Scharff Hermann Bansmann mit Sekretär Nienhaus

hinter uns liegenden Weg zurückzu- höheren technischen Lehranstalten um


schauen, auf Menschen, Ereignisse und die Jahrhundertwende mit der Techni-
Entwicklungen. Vieles davon haben drei ker-Missionsarbeit.
frühere Jubiläumsschriften festgehalten. Anfangs suchten sie Anschluss an

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die „Deutsche Christliche Studenten- len, auch die Wiesen- und Wegebau-,
Vereinigung”, die DCSV. Damit fanden Berg- und Hüttenschulen und ähnliche
sie allerdings wenig Gegenliebe und aufführen dürfen.” Wahrlich, eine bunte
erkannten die Notwendigkeit, einen Palette war das schon damals.
eigenen Zusammenschluss der Christen Gleich die erste Seite dieser Jubilä-
an technischen Lehranstalten umsschrift von 1929 zeigt eine
zu gründen. So wurde also am Grafik, die wir heute als ein
3. Januar 1904 in Kassel der Logo des Bundes bezeichnen
DCTB mit Sitz in Bielefeld- würden. Darunter steht der
Bethel offiziell gegründet. Satz: „Wir sind Gottes Mit-
Schon ein Jahr später wurde arbeiter” ( 1. Korithner 3, 9).
mit der Berufung des Sekretärs Dieses Wort ist typisch für
Max Rabe der Bundessitz nach den Pionier-
Mittweida in Sachsen verlegt. Sekretär geist, der diese
Im Jahre 1908 kehrte mit der Ernst Fuchs, 1926 frühen Jahre
Berufung des Sekretärs Karl des Bundes
Lichtenberg die Geschäftsstelle kennzeichnet. Es ist für uns
wiederum nach Bielefeld zu- heute kaum vorstellbar, mit
rück, um dann im Jahre 1909 welch hohen Erwartungen
für lange Zeit ein Zuhause der DCTB damals an die
beim CVJM Berlin, Wilhelm- technischen Schulen einge-
straße 34, zu finden. Anfang laden wurde. Walter Stöcker
1912 übernahm Ernst Fuchs berichtet:
das Amt des Bundessekretärs Sekretär „Wir sind
und im September 1924 trat Walter Stöcker, 1926 Gott überaus
Walter Stöcker ihm zur Seite. dankbar, dass
Ihn haben noch viele der heutigen Bun- er uns an nun 76 Anstalten weit offene
desfreunde als Verkündiger und väterli- Türen geschenkt hat. Freilich waren
chen Freund kennen und schätzen ge- die zu überwindenden Schwierigkei-
lernt. In der Chronik von 1929 schreibt ten in den Vorverhandlungen nicht
er nach seinen ersten Dienstjahren: „So gering.” Aufgrund der Situation an
hat sich im Laufe der letzten Jahre eine den Schulen in den zwanziger Jahren
erfreuliche Zusammenarbeit unseres hielten die Schulleitungen offensichtlich
Bundes mit allen den Anstalten ergeben, den Besuch des DCTB-Sekretärs für
unter denen wir neben den Maschinen- außerordentlich notwendig und wich-
bau- und Baugewerkschulen, staatliche tig. Stöcker schreibt: „Die Einsicht zu
und private Techniken, Ingenieurschu- dieser Notwendigkeit mag auch daraus
len und staatliche technische Oberschu- erhellen, dass uns meistens die Aula

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oder der größte Hörsaal zur Verfügung Wenn man die Jahrzehnte des
gestellt wurde. Um allen Studierenden DCTB überschaut, entdeckt man, wie
und Schülern den Besuch der Vorträge in aller Unruhe, ja Hektik der politi-
nahezulegen, fanden diese fast stets wäh- schen und gesellschaftlichen Ereignisse
rend der Unterrichtsstunden statt, die der Bund in den handelnden Personen
dazu freigegeben wurden. Desgleichen eine erstaunliche Kontinuität bewahrt.
erfolgte die Bekanntmachung durch Ein Blick in die Liste (Seite 71) der Vor-
Anschläge oder Rundsage seitens der sitzenden des e. V. und der Mitarbeiter
Direktion. Dadurch ist in der Regel ein und Mitarbeiterinnen in Reisedienst
guter Besuch zu verzeichnen gewesen. und Büro zeigt das ganz deutlich. Der
Bis zu 600 junge Männer haben wir angesponnene Faden wird von einer
mehrfach zählen können, je nach der Generation zur anderen weitergegeben.
Besucherzahl der Schule.” Und das bib- So begleitet zum Beispiel der Vorsitzende
lische Wort wirkt. „Hundertfach haben Walther Sindram die Arbeit des Bundes
wir es erlebt, dass gemäß der göttlichen von 1912 an durch den ersten Weltkrieg
Verheißung niemand und die zwanziger Jahre hin-
an seinem verzweifelten durch bis zum Zeitpunkt der
Zustand zugrunde gehen Machtergreifung der National-
muss, sondern aus tiefer sozialisten im Jahre 1933.
Gebundenheit frei und Der Zusammenhalt unter
fröhlich werden kann.” den Bundesmitgliedern und
In vielen Fällen stützt -freunden erweist sich gerade
sich die Besuchsarbeit in den zwanziger und dreißi-
des Bundes auf gläubige ger Jahren als ausgesprochen
Studierende am Ort: „In tragfähig. Wirtschaftskrise und
den meisten dieser Schu- Arbeitslosigkeit stürzen viele
len bestehen kleinere oder Walther Sindram, 1912 in schwere Not. Es wird die
größere Ortsgruppen. Ihre Idee geboren, gemeinsam Not-
Existenz ist durch einen wendendes zu unternehmen,
schlichten, eindrucksvollen Aushang Arbeit und Verdienstmöglichkeiten zu
den Mitstudierenden zur Kenntnis ge- schaffen durch selbstorganisierte Bau-
bracht, der die Worte trägt: „Wir wollen vorhaben. „Brüder in Not” und „Not-
dem nachfolgen, der gesagt hat: ‚Ich bin gemeinschaft” sind die ersten Bezeich-
der Weg, die Wahrheit und das Leben‘, nungen für diese Aktivität. Um diesem
Jesus Christus.” Es ist auch angezeigt, Vorhaben Halt und Gestalt zu geben,
wann und wo die wöchentlichen Bibel- wird 1931 die „Notgemeinschaft christ-
stunden und andere Veranstaltungen licher Techniker e. V.” gegründet. Noch
stattfinden.” im gleichen Jahr erfolgt die Grundstein-

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Die „NCT“ bei der Arbeit wieder steht darunter ein Wort
aus dem 1. Korintherbrief: „Einen
anderen Grund kann niemand legen
außer dem, der gelegt ist, welcher ist
Jesus Christus!” (1. Korinther 3, 11).
Es hat sich also der Blick von den
Auftragnehmern zum Auftraggeber
gewendet – und das ist bis heute so
geblieben. Der zweite 25-Jahres-
zeitraum ist gekennzeichnet durch
Entwicklungen und Umbrüche,
die in dieser Form kein Mensch
legung für das erste Bauobjekt in Berlin. voraussehen konnte. Die braunen
In der zweiten Chronik (1904 – 1954) Machthaber unterwerfen das veröffent-
berichtet Walther Sindram anschaulich lichte Schrifttum einer Zensur, die nicht
von diesen Aktivitäten: „Da jeder Tech- nur Streichungen in den Manuskripten
niker über ein gewisses handwerkliches vornimmt, sondern auch Auflagen er-
Können verfügt, suchten wir Aufträge teilt, die zwingend abgedruckt werden
von der öffentlichen oder privaten Hand müssen. Das trifft selbstverständlich
und stellten für das jeweilige Projekt auch das FUNDAMENT. Aufgrund
geeignete Baukameradschaften zusam- mancher offensichtlichen Kompromisse
men. So hat die NCT Einfamilienhäuser gelingt es den Verantwortlichen, die
gebaut, ein großes Berliner Hospiz Zeitschrift am Leben zu erhalten und so
vollkommen technisch modernisiert, die Verbindung unter den Bundesfreun-
die Neubepflanzung einer Baumschule den aufrechtzuerhalten.
besorgt, im Osten des Vaterlandes eine Die NS-Arbeitsfront vermutet
Flussregulierung durchgeführt, an der hinter dem DCTB eine Art christliche
holländischen Grenze landwirtschaftlich Gewerkschaft und versucht, sich diesen
wertloses Land urbar gemacht und so einzuverleiben. Das kann abgewendet
weiter ...”. Als dann 1934 der NS-Ar- werden. Aber im Februar 1941 ist es
beitsdienst eingeführt wird, lässt man die dann doch so weit, dass die Gestapo
NCT allmählich auslaufen. kurzerhand die Selbstauflösung des
Interessant ist der Blick in die bereits DCTB verfügt. Mit einem Abend-
erwähnte zweite Chronik. Gleich auf mahlsgottesdienst im CVJM Berlin
dem ersten Blatt erscheint wieder das wird die Auflösungsversammlung abge-
bekannte Logo mit den zwei Männern, schlossen; dieser Vorgang hat sich vielen
die mit eigener Hände Arbeit auf fes- Altbundesfreunden tief und unvergess-
tem Grund das Kreuz aufrichten. Und lich eingeprägt.

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Die beiden Weltkriege hinterlassen findet dann die Wiedereröffnungs-Kon-


auch in der DCTB-Arbeit tiefe Spuren; ferenz in Gummersbach im Bergischen
viele Brüder sind gefallen und mancher- Land statt, auf der Karl Windgassen aus
lei Sachwerte gingen verloren. Bis 1914 Duisburg zum Vorsitzenden gewählt
zum Beispiel bestehen eigene Techniker- wird. Und ein Jahr später, im Juni 1947,
Heime in Bingen, Ilmenau, Mittweida kann wieder die erste „richtige” Haupt-
und Strelitz, die dann in der Folgezeit konferenz in Bad Boll gefeiert werden.
nicht mehr gehalten werden können. Unter den notvollen Umständen der
Das aber hält die Missionsarbeit an den damaligen Zeit spricht Licenziat Hans
technischen Schulen nicht auf. So kann Brandenburg aus Holzminden über das
im Jahre 1946 Thema „Die Botschaft des Propheten
nach langwierigen Karl Windgassen Jeremia an unsere Zeit”. Das Wort dieses
Verhandlungen Verkündigers hat sich bei vielen Bundes-
mit den Besat- freunden tief in die Erinnerung einge-
zungsmächten im graben. Die Anfahrt mit der Bahn ist zu
Westen die Arbeit dieser Zeit ein Abenteuer, weil noch viele
wieder aufgenom- Strecken beschädigt sind und die Verbin-
men werden. Am dungen nicht planmäßig funktionieren.
6. Oktober 1946 Außerdem muss jeder Konferenzteilneh-

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Wiedereröffnungskonferenz
in Gummersbach, 1946

mer anteilig Lebensmittelmarken mit- Auch die organisatorische Arbeit des


bringen, um die Versorgung sicherzu- DCTB muss in diesen Jahren völlig neu
stellen. Aber es geht aufwärts. Schon im geordnet werden, was sich an der Wan-
folgenden Jahr, im Oktober 1948, kann derungsbewegung der Geschäftsstelle
am gleichen Ort die Hauptkonferenz ablesen lässt: 1946 arbeitet der Reise-
mit der neuen Währung Deutsche Mark sekretär Walter Stöcker in seiner Ge-
abgewickelt werden. Aber die neuen schäftsstelle in Osterholz-Scharmbeck;
Münzen beherrschen nicht das Gesche- zwei Jahre später wird die Geschäftsstelle
hen, sondern die Konferenzgemeinde nach Stuttgart verlegt und findet dann
denkt mit Pfarrer Merkel aus Ulm nach im Jahre 1953 ihr endgültiges Zuhause
über das Thema „Vom Geheimnis der in Korntal. Von dort gehen bis heute alle
Gottesherrschaft”; und davon ist bei Aktivitäten aus und dort werden auch
den dankbaren Teilnehmern eine ganze alle frohmachenden und alle bedrängen-
Menge zu spüren. den Rückmeldungen gesammelt und an
Nach wie vor ist die Studenten-Ms- die Bundesgemeinschaft weitergegeben.
sionsarbeit an den technischen Schulen So nähert sich der DCTB seinem
die Hauptaufgabe des Bundes; viele der fünfzigsten Geburtstag im Jahre 1954.
Studierenden sind ehemalige Kriegsteil- In bewegten Worten schildert der Senior
nehmer und müssen neben dem Studi- des Bundes, der Vorsitzende der Jahre
um am Wiederaufbau der Schulgebäude 1912 – 1933, Walther Sindram aus
mitwirken. Berlin, die zurückliegende Zeit unter

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dem Thema „Vom Werden des Bundes kommen. Einen solchen Schritt kann
und seiner Frucht”. Er betrachtet die nur Jesus selbst rechtfertigen, der seine
Bundesarbeit unter dem Leitwort „Mis- Jünger und Apostel noch heute wie
sion an Technikern durch Techniker”. ehedem mit souveräner Vollmacht in
Und diese Arbeit wird im Wesentlichen die missionarische Verkündigung ruft.”
durch die hauptberuflichen Reisesek- Walter Stöcker ist es, der zu dieser Zeit
im Auftrage des DCTB mit seinem
„Schokoladenwägelchen” (ein schoko-
ladenbrauner VW Käfer) unterwegs ist
und sich bemüht, durch Vorträge den
Studierenden an den Ingenieurschulen
das Evangelium nahe zu bringen. Und
diese Arbeit trägt Früchte; viele Altfreun-
de des Bundes können davon Zeugnis
ablegen. Die wachsenden Teilnehmer-
zahlen bei den Hauptkonferenzen sind
Prof. Otto
Michel und ein Hinweis darauf.
Prof. Hans Bis weit in die sechziger Jahre hinein
Rohrbach sind die Menschen mit dem Wieder-
in Bad aufbau, der Schaffung von wirtschaftli-
Liebenzell,
1957 chen, gesellschaftlichen und politischen
Grundlagen beschäftigt. Die Chance zu
einer umfassenden geistigen und geistli-
retäre geleistet - kein leichter Auftrag. chen Neuorientierung wird weitgehend
Walther Sindram charakterisiert ihn so: vertan. So sehen wir es heute. Das tiefe
„Von einem DCTB-Sekretär im Haupt- Erschrecken der ersten Nachkriegszeit
beruf erwartet man, dass er aus der ihm weicht schnell einer routinemäßigen
lieb gewordenen Technik ausscheidet,
sich eine gewisse theologische Bildung Eheleute Sindram, 1958
aneignet und dann landauf landab als
beauftragter Gottes den Gruppen der
Jungtechniker als auch der Altfreunde
mit dem Evangelium dient. Wir werden
diesen Brüdern nicht gerecht, wenn wir
ihren Entschluss zum Berufswechsel
mit hohem Idealismus erklären wollen.
Menschlich abgeschätzt haben sie von
da ab alle Aussicht, im Leben zu kurz zu

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als das neue, wirksame Instrument. Dies


ist eine zeitaufwändige Arbeitsweise, die
bald dazu führt, dass mehrere Reisesek-
retäre parallel an den Schulen unterwegs
sind, um möglichst viele Orte in einem
Semester bearbeiten zu können. Waren
früher die Hauptkonferenzen der große
Treffpunkt für alle Generationen wäh-
rend eines Jahres, so wird dort jetzt der
Besuch durch Studenten zahlenmäßig
immer geringer. Ihre speziellen Fragestel-
lungen werden in Studentenseminaren
und regionalen Veranstaltungen aufge-
nommen. Darüber hinaus bieten Frei-
zeiten mit einem sportlichen Angebot,
Bergwanderfreizeit wie Skifahren, Segeln und Bergwandern,
in Saas Grund, 1984 den äußeren Rahmen, um über Fragen
nach dem Sinn des Lebens ins Gespräch
zu kommen.
fleißigen Betriebsamkeit. In der so-
genannten Revolution der 68er wird
deutlich, dass die überlieferten Grund-
lagen und Werte für viele Zeitgenossen
ihre Verbindlichkeit verloren haben.
Diese Entwicklung hat selbstverständ-
lich auch ihre Auswirkungen auf die
Arbeit des DCTB an den technischen Segelfreizeit in Ratzeburg, 1983
Ausbildungsstätten. Die Möglichkeit
zu großen Hörsaalvorträgen wird von Diese veränderten Arbeitsweisen
der Regel zur Ausnahme. Neue Vorge- stellen auch neuartige Anforderungen
hensweisen müssen entwickelt werden. an die Reisesekretäre. Im Jahre 1965
Die Arbeit konzentriert sich mehr und scheidet Walter Stöcker aus dem Dienst
mehr auf die an den Schulen etablierten für den Bund aus. Seine Stelle über-
Studentenbibelkreise und auf das Ge- nimmt Rolf Bubenzer, dem 1967 Jürgen
spräch mit dem einzelnen Studenten. Brügmann an die Seite tritt. Dieses
Der Büchertisch im Foyer mit Bibeln, Zweiergespann bereist nun das Bundes-
evangelistischer Literatur und Büchern gebiet von Schleswig-Holstein bis nach
zur Lebenshilfe erweist sich zunehmend Bayern.

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Die schlagen, dort steht: „Mit meinem Gott


Freunde kann ich über Mauern springen!” Gera-
und Ge- de dieser Gruß wird mir unvergesslich
schwister bleiben.
in der Ja, was wäre der Techniker-Bund
DDR ohne seine Hauptkonferenzen. So ist mir
können ein Bild in Erinnerung geblieben, das
nach wie uns Professor Rohrbach während eines
vor an den Vortrags vor die Augen malt. Er spricht
Aktivitäten davon, wie die diesseitige und jenseitige
nicht teil- Welt in gleicher Weise Gottes Schöpfung
Rolf
nehmen, sind und ineinander greifen. Sie sind
Bubenzer,
sondern 1984 durch einen Vorhang getrennt, den Gott
sind nur für einen kurzen Augenblick einmal
auf die einen Spalt breit öffnet und sofort wie-
Zusendung des Innenteils vom FUN- der schließt. „Und das kann auf einer
DAMENT durch westdeutsche Bun- DCTB-Hauptkonferenz geschehen”.
desfreunde angewiesen, um den Kontakt Da die Hauptkonferenzen zahlen-
aufrecht zu erhalten. So schreibt einer mäßig immer deutlicher an ihre Grenzen
der ostdeutschen Bundesfreunde zur kommen, werden die Konferenzen auf
Hauptkonferenz 1965 einen Brief mit der Bezirksebene immer wichtiger. Die
dem Inhalte „Ich grüße euch mit Psalm „vielgestaltige Kleinarbeit” (O-Ton Rolf
18 Vers 30”. Der Psalm wird nachge- Bubenzer) erfordert einen immer höhe-
ren personellen Aufwand, der von Korn-
Gottfried
tal her allein nicht mehr zu leisten ist.
Meskemper,
1976
„Ehrenamtliche müssen ran“, lautet
die Devise einer Initivatigruppe um
Gottfried Meskemper, den späteren
langjährigen Bundesvorsitzenden. Junge
DCTB-Freunde werden gebeten, sich in
die Aufgaben einspannen zu lassen und
bilden eine Mannschaft - später TEAM
genannt -, die bereit ist, einen großen
Teil der Verantwortung für Tagungen
und Konferenzen zu übernehmen. Von
anfänglich zehn bis zwölf Personen
wächst diese Gruppe zu einer Stärke von
dauerhaft etwa siebzig Personen an. Auf

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Messestand mit dem DCTB-Logo zu


finden und mancher Besucher erscheint
Jahr für Jahr, um seiner Freude Ausdruck
zu geben, dass das Evangelium auch im
Arbeitsfeld der Techniker präsent ist
und ausgebreitet wird. Und wie oft hat
nicht gerade in einer Standmannschaft
unser himmlischer Vater eine herzlich
brüderliche Gemeinschaft gestiftet. Und
davon spürt auch der Besucher etwas,
Team-Tagung in Kassel, 2002
der als Fremder auf den DCTB-Stand
kommt und sich auf ein Gespräch über
diese Truppe ist Verlass. Sie ist bereit, den Glauben einlässt.
Verantwortung zu übernehmen und hat Mit dem Arbeitsfeld Messe rücken
sich über all die Jahre hin gut bewährt. auch die christlichen Werke ins Blick-
Zu den etablierten Arbeitsfeldern feld, die häufig mit uns gemeinsam die
kommen auch immer wieder neue Aufgaben wahrnehmen. Da wäre bei-
hinzu; wer zum Beispiel während seiner spielsweise zu denken an die Christliche
Studienzeit ein intensives Gebetsleben Vereinigung Deutscher Eisenbahner,
mit Studienkollegen kennen gelernt hat, die Evangelische Lehrer- und Erzieher-
möchte dies auch aufrecht erhalten. Dies gemeinschaft, die Studiengemeinschaft
führt in den siebziger Jahren zur Bildung Wort und Wissen, die Christen in der
der ersten Betriebsgebetskreise, die Dr. Wirtschaft, das Weiße Kreuz und man-
Hartmann Bader als Reisesekretär von che andere. Das Programm des Festtages
Korntal aus betreut. Eine kleine Hand- zum 75jährigen Bestehen des DCTB am
reichung „Know how – Betriebsgebets- 22.4.1979 in Siegen-Weidenau spiegelt
kreis” unterstützt die Initiativen in den
einzelnen Unternehmungen und bildet
eine Hilfe zur Vernetzung der Kreise.
Auch auf den großen technischen
Messen unseres Landes ist mittlerweile
der DCTB vertreten. Wer erinnert sich
nicht gern an die Kampferschiffchen,
die auf dem Messestand in Hannover
die Blicke der Besucher auf sich zogen?
Auch auf der electronica in München,
auf der Didacta und vor allem auch
regelmäßig auf dem Geodätentag ist der Hannover-Messe, 1986

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etwas wider von der vielfältigen Verflech- Dr. Siegfried Buchholz zum Thema „Die
tung unserer Arbeit mit gleichgerichte- Aufgabe des Christen in der Wirtschaft
ten Bestrebungen. von heute”. Der Referent zieht manche
erkennbaren Linien aus der Vergangen-
heit über den aktuellen Tagesstand hin-
aus in die Zukunft; und darin können
wir uns heute wiedererkennen. So ist es
immer wieder unsere Aufgabe, das Ge-
schehen unserer Tage an Gottes Wort zu
messen und unser eigenes Tun und Den-
ken an diesen Maßstäben zu justieren.
„Die derzeitige wirtschaftliche Lage
Büchertisch in Darmstadt, 1974 legt es nahe, an eine Wiederbelebung
der ‚Notgemeinschaft im DCTB‘ zu
Wenn ein Mensch zum lebendigen denken,” so formuliert ein Bundes-
Glauben an Jesus Christus, den Weg, freund seine aktuelle Sicht der Ereignisse
die Wahrheit und das Leben, kommt, im Januar 1983. Heute lächeln wir
so ist das Gottes Werk. Aber der Herr vielleicht über eine solche Bemerkung,
hat Menschen als Werkzeuge gebraucht, doch andererseits wird daran erkennbar,
zum Beispiel als hauptberufliche und als wie lebendig die Geschichte des Bundes
ehrenamtliche Mitarbeiter des Techni- bei vielen Freunden und Mitgliedern
ker-Bundes. Ganz gewiss hat jeder von ist. Auch unsere aktuelle Lage im Jahre
uns sofort ein Gesicht – oder auch meh- 2004 könnte eine solche Vorstellung
rere – vor Augen. Schauen Sie mal in die nahelegen.
lange Liste der vollzeitlichen Mitarbeiter! Auch die Frage nach DCTB-eigenen
Sie werden manchen Namen entdecken, Immobilien stellt sich immer wieder
an den Sie sich dankbar erinnern. Mir mal; schon vor dem ersten Weltkrieg
jedenfalls geht es so und den Segenszu- hatte, wie erwähnt, der DCTB vier eige-
fluss, den Gott meiner Familie und mir ne Häuser als Technikerheime, die aber
auf diesem Wege geschenkt hat, kann doch nicht auf Dauer gehalten werden
ich kaum überbewerten. So werden auch konnten. Im Jahre 1971 ergibt sich dann
Sie sich gewiss an manche Vorträge und die Möglichkeit, das Haus der Wycliff-
biblischen Auslegungen erinnern, die Ih- Bibelübersetzer in Holzhausen Kreis
nen unvergessliche Eindrücke vermittelt Siegen zu übernehmen; ein durchaus
haben. So werden sich auch viele Ge- reizvoller Gedanke, der aber schnell ver-
schwister an den Festtag zum 75jährigen worfen wird, um die Zentrale in Korntal
Bestehen des DCTB erinnern mit dem nicht mit zusätzlicher Verwaltungsarbeit
eindrücklichen Vortrag des Chemikers zu belasten.

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Anders sieht es allerdings dann aus, steht nun eine geräumige Wohnung für
wenn es um die Wohnungsversorgung eine Mitarbeiterfamilie zur Verfügung.
der Mitarbeiter in Korntal geht; so wird Schon in den siebziger Jahren rücken
erstmals im Jahre 1992 eine Altbau- verstärkt die Familien in das Blickfeld
wohnung gekauft und für diesen Zweck der Bundesarbeit. Gleichzeitig bekom-
renoviert. men auf den Konferenzen neben den
Nach dem Fall der innerdeutschen Referaten die seelsorgerlichen Elemente
Grenze stellt sich die Frage im Jahre ein stärkeres Gewicht; Lebenshilfe für
1995 abermals, denn die Entfernun- Heranwachsende wird als wichtige Auf-
gen von Korntal in die entlegeneren gabe erkannt, so dass auch die Themen
Bereiche der neuen Bundesländer sind Sexualität, Drogenkonsum, Okkultis-
doch bedenkenswert. Man könnte zwar mus und Ideologie beispielsweise ihren
Reisekilometer einsparen, müsste aber Platz bekommen. Auch die Bezirks-
andererseits die Mitarbeitermannschaft konferenzen kommen den Familien im
aufteilen. Das gemeinsame Nachdenken buchstäblichen Sinne entgegen. Da die
und Planen und Beten im Mitarbei- Eltern durch ihre Kinder von vornherein
wirtschaftlich belastet sind, wird sehr
bald die Kinderarbeit verstärkt und
durch den „Kinderkorb” finanziell geför-
dert. Auf diese Weise sind über die Jahre
hin unter den Kindern und Jugendli-
chen viele Freundschaften gewachsen. Es
hat sich so etwas wie ein DCTB-Famili-
engefühl entwickelt. Wichtig ist es nur,
darauf zu achten, dass Neue sich jeder-
zeit willkommen fühlen können. Mitt-
lerweile sind aber die Studenten auf den
Büchertisch in Osnabrück, 1988 Konferenzen fast zu Exoten geworden.
Diese Entwicklung hat viele Überlegun-
terkreis wird dann doch für so wichtig gen ausgelöst, aber noch nicht zu einem
erachtet, dass die Etablierung eines befriedigenden Ergebnis geführt. Die
Standortes Ost unterbleibt. Dankbar an- Studentenrüstzeiten auf regionaler Ebe-
dererseits greift der Techniker-Bund zu, ne füllen diese Lücken teilweise, und es
als ihm im Jahre 2000 auf Grund einer zeigt sich auch, dass die Studenten später
Erbschaft ein kleines Wohnhaus zufällt. als junge Familienväter vielfach auf den
Nach entsprechenden Sanierungs- und Konferenzen wieder auftauchen.
Erweiterungsarbeiten, zum großen Teil Ein eigenes kleines Kapitel ist die
in Eigenleistung von Bundesfreunden, Entwicklung der Bürotechnik in der Ge-

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schäftsstelle. Im Jahre 1982 geht es noch


um die grundsätzliche Entscheidung:
Bleiben wir bei der Schreibmaschine
oder wechseln wir zum Computer? Eine
gewisse Skepsis dem Alleskönner gegen-
über ist durchaus spürbar. Andererseits
treten immer wieder Engpässe auf, so
dass Privatschreibmaschinen eingesetzt
werden müssen – und ähnlich geschieht
es heute mit den privaten Pkw. Vier
Jahre später wird dann eine Schreibma-
schine mit Display für den Arbeitsplatz
des Geschäftsführers Reinhold Wenna-
gel angeschafft, und bald darauf hat der
PC auch in Korntal den Durchbruch
geschafft. Heute ist die Bewältigung aller Büchertisch in
Arbeit ohne dieses Hilfsmittel gar nicht Kaiserslautern, 2003
mehr vorstellbar.
Die Hauptadressaten der Bundes- sich etwas schwierig, wie denn ja auch
arbeit sind nach wie vor die Fachhoch- die Schaffung der blühenden Landschaf-
Studenten. Um sie gezielt auch als ten nicht in der vorgesehenen Art und
Einzelne erreichen zu können, werden Weise und der geplanten Zeit vonstatten
spezielle Medien entwickelt, die dann gehen kann. So gelingt es 1991 zum ers-
am Büchertisch kostenfrei weitergege- ten Mal, eine Konferenz auf dem Gebiet
ben werden. Der „Kleine Studienhelfer” der ehemaligen DDR zu etablieren.
hat sich seit vielen Jahren bewährt - eine Sie ist so angelegt, dass Teilnehmer
vielfältige Sammlung von technischen aus beiden Teilen des Bundesgebietes
Arbeitshilfen, gespickt mit biblischen anreisen können; aber die Hoffnungen
Anstößen für ein persönliches Glaubens- erfüllen sich nicht ganz. Auch die Betei-
leben. Dazu gesellt sich für einige Jahre ligung der dortigen Geschwister an den
der sogenannte „fh-Student”, ein Heft, Aktivitäten gelingt nur zum Teil. Man-
das jeweils ein spezielles Thema aus dem che von ihnen sind im fortgeschrittenen
Bereich Glauben und Leben aufgreift Lebensalter, und eine nachwachsende
und vertieft; diese Schriftenserie hat sich jüngere Generation fehlt noch. Inzwi-
dagegen nicht auf Dauer durchsetzen schen gibt es Kontaktleute und kleine
können. Bibelgruppen an einigen Hochschulen
Die Ausweitung der Bundesarbeit und auch dauerhafte Kontakte zu Ab-
auf die neuen Bundesländer gestaltet solventen. Auch die Beteiligung von

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ostdeutschen Freunden an der Arbeit der gramm, gepaart mit intensiver Arbeit an
Bundesleitung ist noch nicht auf Dauer biblischen Texten. Ein durchweg positi-
gesichert; die Menschen sind offensicht- ves Echo bestätigt diese Konzeption.
lich noch sehr mit der Neuorientierung Oft hat sich die Bundesleitung dar-
und dem Wiederaufbau beschäftigt. über Gedanken gemacht, auf welche
Allerdings kennen wir das auch aus Weise der Bekanntheitsgrad des DCTB
den westlichen Bundesländern recht gesteigert werden könnte, speziell auch in
gut, dass es nicht immer gelingt, die uns nahestehenden Gemeinden, um an-
Zusammensetzung der Bundesleitung gehende Fachhochschul-Studenten auf
auf Dauer regional gleichmäßig über das unsere Arbeit aufmerksam zu machen,
Bundesgebiet zu verteilen und gleichzei- damit sie gar nicht erst auf Tauchstation
tig eine durchgehende Altersschichtung gehen, sondern sich frühzeitig, am besten
zu erreichen. Immer wieder verschieben von Anfang an, ihren ungläubigen Mit-
sich einmal die Gewichte vom Norden studenten zuwenden. Die Lösung bietet
in den Süden und umgekehrt. Ande- sich an in Vortragsabenden, zu denen die
rerseits hat der Herr zu gegebener Zeit vollzeitlichen Mitarbeiter von Bundes-
Brüder willig gemacht, sich in diese freunden in ihre Gemeinden eingeladen
Arbeit rufen zu lassen. werden. Bei dieser Gelegenheit besteht
Immer wieder einmal treten neue dann meistens auch die Möglichkeit,
Personengruppen ins Blickfeld der Mit- den DCTB und seine Arbeit an den
arbeiter. Das sind seit einigen Jahren die Fachhochschulen vorzustellen. Dieser
sogenannten Jungsenioren, das heißt Arbeitszweig wächst ständig, weil die
Bundesfreunde, die aus dem Erwerbsle- angebotenen Themen in den einladen-
ben ausgeschieden sind, aber noch über den Gemeinden bisher nicht ausreichend
ein hohes Maß an Vitalität und Schaf- bearbeitet worden sind.
fenskraft verfügen. Es ist noch nicht in Haben Sie sich auch schon einmal
befriedigendem Maße gelungen, diesen Gedanken gemacht über den Namen
Personenkreis in die aktive Arbeit einzu- „Deutscher Christlicher Techniker-
binden. Bund”? Immer wieder einmal taucht die
Eine weitere Zielgruppe sind die Frage auf: Ist der Name noch zeitgemäß?
Heranwachsenden, die von der Jugend- Sagt er deutlich genug aus, was wir wol-
arbeit auf den Konferenzen nicht mehr len? Regt er zur Nachfrage an? Zur Zeit
erfasst werden, aber sich auch noch nicht wird diese „Frage” wieder einmal neu be-
in die Gruppe ihrer Eltern integrieren dacht; aber soviel steht fest: Unabhängig
lassen. Für sie ist die Jahreswechselfrei- von dem, was noch kommt, das Leitwort
zeit gedacht, jeweils eine Kurzreise in des DCTB gilt: „Einen anderen Grund
eine europäische Metropole mit attrak- kann niemand legen als den, der gelegt ist,
tivem Besichtigungs- und Erlebnispro- welcher ist Jesus Christus” 1. Kor. 3, 11. 

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