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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 11.3.2004 20. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Hohmann spricht
Fulda. Zu einer „geschlosse-
nen Veranstaltung“ unter dem
OVG verbietet NPD-
Titel „Meinungsfreiheit“ in Deutsch-
land“ lädt der „Bund der Selbständi-
gen“ (BDS) und der „Deutschland-
Demonstrationen
NPD will Entscheidung durchs Bundesverfassungsgericht
brief“ von Bruno Bandulet, früher beim
„Bund Freier Bürger“, am 8.Mai (!) Die für den 13. und 20. März cherheit als auch die öffentliche Ordnung
nach Fulda ein. Als Referenten werden 2004 in Bochum geplanten unmittelbar gefährdet ist.
die Bundestagsabgeordneten Martin NPD-Demonstrationen unter a) Die öffentliche Sicherheit ist un-
Hohmann und Vera Lengsfeld (beide dem Motto „Stoppt den Synagogen- mittelbar gefährdet wegen eines Versto-
CDU), der Buchautor Udo Ulfkotte bau – 4 Millionen fürs Volk“ dürfen ßes gegen strafrechtliche Bestimmungen.
(„Der Krieg in unseren Städten“), der nicht stattfinden. Dies hat der 5. Senat aa) Die auf Flugblättern und im Internet
General a.D. Gerd Schultze-Rhonhof, des Oberverwaltungsgerichts für das verbreitete Einladung zur Versammlung
Interviewpartner der „Jungen Freiheit“, Land Nordrhein-Westfalen (OVG und die Versammlung selbst erfüllen den
sowie der ehemalige FDP-Fraktions- NRW) durch Beschluss vom 2. März Tatbestand der Volksverhetzung nach §
vorsitzende in NRW, Achim Rohde an- 2004 unter Aufhebung einer anders 130 Abs. 1 Nr. 1, 2 StGB. Danach ist straf-
gekündigt. Zugesagt haben soll auch lautenden Entscheidung des Verwal- bar u.a., wer in einer Weise, die geeignet
Friedbert Pflüger von der CDU. An- tungsgerichts Gelsenkirchen entschie- ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
meldungen für die Veranstaltung nimmt den und damit eine entsprechende zum Hass gegen Teile der Bevölkerung
der Bandulet-Verlag in Bad Kissingen Verbotsverfügung des Polizeipräsi- aufstachelt oder die Menschenwürde an-
entgegen. hma ■ denten Bochum bestätigt. Das Demon- derer dadurch angreift, dass er Teile der
strations-Motto erfüllt nach Auffas- Bevölkerung beschimpft, böswillig ver-
„REP-Mobil“ tourt sung des OVG NRW den Tatbestand ächtlich macht oder verleumdet. Dabei
der Volksverhetzung und stellt über- schützt die verfassungsrechtlich durch
Münster. Ursula Winkelsett, dies eine versammlungsrechtlich nicht Art. 1 Abs. 1 GG gewährleistete Men-
Spitzenkandidatin der sog. hinnehmbare Provokation dar. Die schenwürde den sozialen Wert- und Ach-
„Republikaner“ zur Europawahl, hat NPD hat angekündigt, eine Entschei- tungsanspruch des Menschen. Erforder-
ihrer Partei einen Wahlkampf verspro- dung des BVG zu erreichen. In seinem lich ist, dass den in der geschilderten
chen, wie „sie ihn noch nicht gesehen Beschluss führt der 5. Senat des OVG Weise Angegriffenen ihre Rechte als
hat“ und will „Altparteien das Fürchten NRW u.a. aus: gleichwertige Persönlichkeiten in der
lehren“. staatlichen Gemeinschaft abgesprochen
Ab Ende Februar will die Sendener Der Antragsgegner konnte die vom An- und sie als minderwertige Wesen behan-
Verlagsangestellte mit einem „REP- tragsteller für den 13. und 20. März 2004 delt werden.
Mobil“ durch die Lande ziehen und auf mit dem Thema „Stoppt den Synagogen- Das Demonstrations-Motto „Stoppt
zahlreichen örtlichen Veranstaltungen bau – 4 Millionen fürs Volk!“ angemelde- den Synagogenbau – 4 Millionen fürs
auftreten. Die Termine wurden jetzt be- ten Versammlungen nach § 15 Abs. 1 Volk!“ erfüllt diese Voraussetzungen. Es
kanntgegeben: 20. März Main-Kinzig- VersammlG verbieten, weil bei ihrer hat offenkundig eine antisemitische
Kreis (Hessen), 21. März Olpe/Siegen, Durchführung sowohl die öffentliche Si- Grundrichtung. Es grenzt die in Deutsch-
27. März Rosenheim, 28. März Deg-
gendorf, 16. April Minden, 17. April
Berlin, 18. April Raum Weimar/Thürin-
gen, 24. April Raum Würzburg/Unter-
franken, 25. April Nürnberg, 30. April
Salzgitter, 2. Mai Krefeld, 7. Mai Ger-
mersheim, 8. Mai Mainz, 14. Mai Lud-
wigsburg (?), 15. Mai Sigmaringen,
und 16. Mai Baden-Württemberg (?).
hma ■

Aus dem Inhalt:


Elmshorn: Diskussion
um Schulbuchstreit . . . . . . . . . 5
Endstation
Wehrmachtsausstellung . . . . 8
Integration heißt Beharren
auf Gleichheit . . . . . . . . . . . . . 11
Bitterböse: Klaus Stuttmanns Kommentar zu alltäglichem Antisemitismus, aus „Deutschkunde“
land lebenden Menschen jüdischen Glau- wendung von Steuergeldern übersteigen- Die NPD steht – auch wenn es sich
bens in böswilliger und verächtlich ma- der, strafrechtlich relevanter volksverhet- nicht um eine verbotene Partei handelt –
chender Weise als nicht zum „Volk“ gehö- zender Sinngehalt zu entnehmen: Die ge- nach ihrer gesamten Programmatik in en-
rend aus der staatlichen Gemeinschaft plante Synagoge soll nicht nur nicht mit ger Wesensverwandtschaft zum National-
aus. Es verletzt dadurch in eklatanter Steuergeldern, sie soll überhaupt nicht ge- sozialismus
Weise den sozialen Wert- und Achtungs- baut werden; eine Synagoge gehört nicht und strebt ei-
anspruch der deutschen Juden und stört nach Bochum; ihr Bau soll eingestellt nen nationa-
damit zugleich das friedliche Miteinander werden, er soll – insoweit die Aufforde- len Sozia-
von Juden und Nicht-Juden in Deutsch- rung, aktiv mitzuwirken – „gestoppt“ lismus auf
land. werden, „Geld, das an Juden fließt, fließt „völkischer“
Das Motto „Stoppt den Synagogenbau nicht dem Volk zu“. – d.h. „ras-
– 4 Millionen fürs Volk!“ richtet sich – für Nach Auffassung des Senats ist es nicht senreiner“
jedermann erkennbar – in hetzerischer vertretbar, die genannten Formulierungen bzw. „bluts-
Weise gegen eine Glaubensgemeinschaft, lediglich als unsensible und schwer er- reiner“ –
die durch ihre Verfolgung im „Dritten trägliche, letztlich aber durch Art. 5 Abs. 1 Grundlage in
Reich“ besonders gekennzeichnet ist. Ihr Satz 1 GG geschützte Meinungsäußerung aktiv-kämpferischer, aggressiver Weise
einzigartiges Schicksal prägt den dieser zu bewerten. Der strafbewehrte, schon an und erweist sich damit als antisemi-
Gemeinschaft zustehenden Geltungs- und dem sprachlichen Kontext unmissver- tisch im engeren Sinne.
Achtungsanspruch. Den in Deutschland ständlich zu entnehmende Sinngehalt ab) Es ist auch verhältnismäßig, die an-
lebenden Juden ist ein besonderes perso- wird im Gegenteil verstärkt durch die Ein- gemeldeten Versammlungen wegen des
nales Verhältnis zu ihren Mitbürgern zu- beziehung des historischen Hintergrundes festgestellten Verstoßes gegen die öffent-
gewiesen. Es gehört zu ihrem personalen und die antisemitische Programmatik der liche Sicherheit zu verbieten. Das mildere
Selbstverständnis, als zugehörig zu einer NPD. Die in der Zeit des Nationalsozia- Mittel der Erteilung von Auflagen steht
durch das Schicksal herausgehobenen lismus erfolgte menschenverachtende nicht zur Verfügung; das Verbot ist zum
Personengruppe begriffen zu werden, der Stigmatisierung von Juden und die damit Schutz elementarer Rechtsgüter angemes-
gegenüber eine besondere moralische implizit verbundene Aufforderung an an- sen. Auflagen, die den Charakter einer
Verantwortung aller anderen besteht, und dere, sie zu diskriminieren und zu schika- Versammlung in ihrem Inhalt verändern,
das Teil ihrer Würde ist. nieren, gebieten auch heute eine besonde- können weder dem Grundrechtsträger
Ausgehend von den Umständen im re Sensibilität im Umgang mit Juden. Mit noch den Versammlungsbehörden ange-
Einzelfall, insbesondere dem konkreten dem Machtantritt der Nationalsozialisten sonnen werden. (...) Mit der festgestellten
Kontext, in dem die Äußerungen zu be- 1933 – die NSDAP in Bochum hatte be- Verletzung der Würde der in Deutschland
werten sind, vermag der beschließende reits am 6. März 1933 das Rathaus in Be- lebenden Menschen jüdischen Glaubens
Senat eine Mehrdeutigkeit des Versamm- sitz genommen und am 11. März 1933 in Folge des gewählten Versammlungs-
lungsthemas – anders als vom Antragstel- den Oberbürgermeister seiner Amtsge- Mottos steht auch offenkundig ein ele-
ler behauptet und vom Verwaltungsge- schäfte enthoben – begann auch für die jü- mentares Rechtsgut in Rede.
richt angenommen – nicht festzustellen. dischen Einwohner Bochums der Prozess b) Unabhängig davon ist bei Durchfüh-
Zwar lässt sich den Worten „Stoppt den der Entrechtung, Verdrängung und Verfol- rung der angemeldeten Versammlungen –
Synagogenbau – 4 Millionen fürs Volk!“ gung. Eine der ersten Stationen dieser wie vom Antragsgegner herangezogen –
bei Ausblendung ihrer antisemitischen Entwicklung war etwa der groß angelegte auch eine unmittelbare Gefährdung der
Grundrichtung (auch) eine finanzpoliti- Boykott gegen jüdische Geschäfte, Kanz- öffentlichen Ordnung gegeben, die – selb-
sche Forderung des Inhalts entnehmen, leien und Praxen am 1. April 1933 unter ständig tragend - das ausgesprochene Ver-
den Neubau der Synagoge jedenfalls nicht der Aufforderung: „Kauft nicht bei Ju- sammlungsverbot rechtfertigt.
mit Steuermitteln zu unterstützen. Diese den“, der bereits zu Ausschreitungen ge- aa) Nach der Rechtsprechung des be-
Lesart nimmt den Worten jedoch nicht ih- gen jüdische Bürger führte. In der Reichs- schließenden Senats lässt sich eine rechts-
ren aggressiven und hetzerischen Charak- pogromnacht vom 9. auf den 10. Novem- extremistische Ideologie wie der Natio-
ter. Ein solches Verständnis ändert insbe- ber 1938 wurde auch die Bochumer Syn- nalsozialismus unter dem Grundgesetz
sondere nichts daran, dass das genannte agoge von SA-Leuten und Sympathisan- nicht – auch nicht mit den Mitteln des De-
Demonstrations-Motto die in Deutsch- ten niedergebrannt, wurden jüdische monstrationsrechts – legitimieren; der aus
land lebenden jüdischen Mitbürger aus- Wohnungen und Geschäfte demoliert und der Werteordnung des Grundgesetzes ab-
grenzt und ihnen das Recht auf (finanziel- ausgeplündert, jüdische Bürger schikan- leitbaren verfassungsimmanenten Be-
le) Partizipation abspricht. Der Versuch iert und misshandelt; Deportationen in schränkung ist auch unterhalb der
einer inhaltlichen Reduktion des Ver- das Konzentrationslager Oranienburg- Schwelle strafrechtlicher und verfas-
sammlungs-Mottos auf eine „finanzpoliti- Sachsenhausen schlossen sich an; viele sungsgerichtlicher Verbots- und Verwir-
sche Forderung“ lässt mithin die volks- nichtjüdische Bochumer schauten bei den kungsentscheidungen Rechnung zu tra-
verhetzende Intention dieses Mottos un- Pogromen zu oder beteiligten sich. gen.
berührt. Dieser Intention können sich die Bis heute sind gewalttätige Angriffe ge- Wie oben ausgeführt, laufen die ange-
mit dem Motto konfrontierten Menschen gen Juden in Deutschland traurige Tages- meldeten Versammlungen grundgesetz-
nicht entziehen. ordnung. Neben vermeintlich kleinen lichen Wertvorstellungen, die zentraler
Hetzerisch und losgelöst von einer blo- Übergriffen auf Menschen jüdischen Ausdruck der Abkehr vom Nationalsozia-
ßen Kritik an der finanziellen Beteiligung Glaubens sind Schändungen jüdischer lismus sind, zuwider; der unmittelbaren
der Stadt Bochum (und des Landes Friedhöfe und insbesondere auch Brand- Gefährdung der öffentlichen Ordnung
Nordrhein-Westfalen) am Synagogenneu- anschläge auf Synagogen zu nennen, kann nicht im Auflagenwege begegnet
bau sind im Übrigen nicht nur die zitierten nicht zuletzt der im Jahr 2003 aufgedeck- werden.
Äußerungen des Antragstellers „Stoppt te Plan einer rechtsextremistischen Grup- bb) Aber auch bei Anlegung der von
den Synagogenbau – 4 Millionen fürs pe, am Tag der Grundsteinlegung einen der 1. Kammer des Ersten Senats des
Volk!“, sondern auch die Worte „In Bo- Sprengstoffanschlag auf dem Gelände des Bundesverfassungsgerichts vertretenen
chum soll eine Synagoge gebaut werden. neuen jüdischen Gemeindezentrums in Maßstäbe konnte der Antragsgegner die
Wir sagen Nein!“. Auch dieser Formulie- München, auf dem eine (neue) Synagoge, Versammlungen wegen unmittelbarer Ge-
rung ist im Kontext mit den zuvor ge- ein Gemeindehaus, eine Schule und ein fährdung der öffentlichen Ordnung ver-
nannten Worten ein die Kritik an der Ver- Museum entstehen, zu verüben. bieten.

2 : antifaschistische nachrichten 5-2004


: meldungen, aktionen
Zwar scheidet nach der Rechtspre- schen Ansprüche auf polnisches Territo-
chung der 1. Kammer des Ersten Senats rium, als angemessene Antwort zu be-
des Bundesverfassungsgerichts ein Rück- werten ist. Würde die Reaktion des BdV
griff auf § 15 VersammlG zur Unterbin- BdV will Kritik untersagen so bewertet, käme dies einer Umschrei-
dung bestimmter Inhalte der kollektiven lassen – Prozess vertagt bung der Geschichte gleich.
Meinungskundgabe aus. Ein solcher Der Prozess wird am 28. Mai fortge-
Rückgriff ist jedoch möglich, wenn mit Hamburg. Am 27.2. befasste die Zivil- setzt. scc ■
der Versammlung eine Provokation be- kammer des Landgerichts die Klage des
sonderer Art und Intensität verbunden ist. Bundes der Vertriebenen (BdV) gegen Pogromstimmung in Jena
Der Antragsgegner hat den angemeldeten die kritische Journalis-
Versammlungen eine solche spezifische tin Gabriele Lesser (sie-
Provokationswirkung zu Recht beigemes- he letzte Ausgabe S.
sen. Zur Vermeidung von Wiederholun- 1ff). Eine Entschei-
gen nimmt der beschließende Senat auf dung traf das Gericht
die zutreffenden Ausführungen in der an- noch nicht, da der An-
gegriffenen Verbotsverfügung Bezug. Der walt der Kläger eine Er-
Antragsgegner hat insbesondere deutlich weiterung der Klage er-
gemacht und bei seinem Verbot darauf ab- wägt und deshalb Verta-
gestellt, dass infolge der spezifischen Pro- gung beantragte. Der
vokationswirkung über die daraus resul- BdV will der Journalis-
tierende allgemeine Entrüstung vordring- tin drei kritische Be-
lich in den Blick zu nehmen ist, dass die hauptungen untersagen:
Menschenwürde der in Deutschland le- 1. „Heutzutage müs-
benden Juden verletzt und eine Grund- se man keine Bomber
rechtsgrenze überschritten ist. mehr nach Polen schi-
Das Motto der angemeldeten Ver- cken, um den Polen klarzumachen, was Jena. In Jena herrscht derzeit regelrechte
sammlungen „Stoppt den Synagogenbau ,westliche Werte‘ seien, erklärte sie (die Pogromstimmung, da in Jena zwei Asyl-
– 4 Millionen fürs Volk“ stellt den sozia- BdV-Präsidentin Steinbach – Red.) vor bewerberInnenheime gebaut werden sol-
len Geltungsanspruch der in Deutschland ein paar Jahren“. Dies sei als Zitat len. Zur Stadtratssitzung am 3. März in
lebenden Juden in Abrede. Es grenzt sie in wiedergegeben, aber so etwas habe Jena protestierten organisierte Nazis und
entwürdigender Weise aus. Das Motto er- Steinbach nie gesagt. eine „Bürgerinitiative“ gegen die geplan-
schöpft sich dabei nicht in der Forderung, Tatsächlich hatte Steinbach in der SZ ten Heime. Nach Berichten von Antifa-
eine finanzielle Beteiligung von Stadt und vom 26.8.99 Folgendes geschrieben: „Es schisten wurden Parolen wie „Wir wol-
Land zu verhindern. Es zielt vielmehr dar- liegt im Gesamtinteresse Europas und len keine Asylantenheime“ und „BRD
auf, den Bau einer Synagoge auch bei Ei- der jungen Demokratien (in Osteuropa – heißt das System, morgen wird es unter-
genfinanzierung durch die jüdische Ge- Red.), die in die EU wollen, nicht ausge- gehen“ nicht nur von Nazis skandiert.
meinde zu verhindern. Diese Ausgren- rechnet in Menschenrechtsfragen die An- Wie die Ostthüringer Zeitung vom
zung erweist sich dabei um so größer und forderungen abzusenken. Es bedarf kei- 3.3.2004 berichtet, beschloss der Stadtrat
aggressiver, als die rechtsextreme NPD ner Kampfflugzeuge. Ein schlichtes trotz der lautstarken Proteste der Firma
mit hetzerischen Umschreibungen wie ,Veto‘ zur Aufnahme uneinsichtiger Gesellschaft für Soziale Dienste Freiberg
„jüdischer Prunkbau auf Kosten des deut- Kandidaten ist ausreichend.“ mbH (Geso) den Zuschlag für die Unter-
schen Steuerzahlers“ oder „Sonderrege- 2. „Als der Bundestag 1999 beschloss, bringung von Asylbewerbern zu erteilen.
lungen für Minderheiten“ erkennbar an in Berlin ein Mahnmal für die ermorde- Die Geso wird die von der Stadt bereits
die in der Geschichte beispiellose Aus- ten Juden Europas zu errichten, forderte im Herbst 2003 in der Ausschreibung zur
grenzung der Juden anknüpft. Erika Steinbach, dass auch die deutschen Verfügung gestellten Gebäude in der Ca-
Die spezifische, eine Grundrechtsgren- Vertriebenen ihr Mahnmal in Berlin be- rolinenstraße in Lobeda-Ost und in Löb-
ze überschreitende Provokationswirkung kommen müssten.“ Der zeitliche Zu- stedt nutzen. In Löbstedt sollen aus-
des Versammlungs-Mottos rechtfertigt es, sammenhang ist leicht nachweisbar. Die schließlich Kontingentflüchtlinge, Juden
die Durchführung der angemeldeten Ver- Klägerin behauptet, im Zitat ginge es aus Russland, Unterschlupf finden. Ins-
sammlungen zu unterbinden. Eine aber um den kausalen Zusammenhang, gesamt muss die Stadt bis zu 160 Men-
Rechtsprechung des Ersten Senats des und einen solchen gebe es nicht. Aber schen aufnehmen. Gerechnet wird aber
Bundesverfassungsgerichts, die mit bin- auch ein solcher Zusammenhang ließe mit einer tatsächlichen Zahl von unter
dender Wirkung das Verbot einer Ver- sich beweisen. 100. Quelle, Bild: indymedia ■
sammlung ausschließt, wenn (nur) die öf- Das ZDF z.B. zitiert Steinbach mit der
fentliche Ordnung in Rede steht, besteht Äußerung: „Ein ,repräsentatives Gebäu- Serviceleistung
nicht. Ein Versammlungsverbot ist viel- de‘ in ,zentraler Lage‘ soll es dann aber
mehr nur „im Allgemeinen“ bei einer Ge- doch schon sein. Wunschplätze des BdV Bochum. Im Presseverzeichnis der Bo-
fährdung der öffentlichen Ordnung nicht sind das ehemalige Staatsratsgebäude chumer „Industrie- und Handelskam-
gerechtfertigt. der DDR oder auch der Platz gegenüber mer“ – ein kostenloser Service der IHK,
Der hier festzustellenden spezifischen der Humboldt-Universität – in ,ge- der auf Anfrage an angeschlossene
Provokationswirkung kann auch nicht schichtlicher und räumlicher Nähe‘ zum Unternehmen verschickt wird –, findet
mittels Auflagen begegnet werden, ohne Holocaust-Denkmal.“ (ZDF online, sich auch die Anschrift der neofaschisti-
den Charakter der angemeldeten Ver- 18.7.03) schen Zeitung „Freiheit Wattenscheid“.
sammlungen erheblich zu verändern. 3. Der BdV habe nie auf die Friedens- Über das Verzeichnis finden Unterneh-
Denn die spezifische Provokationswir- botschaft der polnischen Bischöfe von men Kontakt zu Medien, bei denen sie
kung ergibt sich – wie dargelegt – wesent- 1965 geantwortet, sondern alles, was er z.B. Inserate aufgeben können. Die IHK
lich aus dem gewählten Thema der Veran- den Polen anzubieten hätte, wären Hass will die Adresse des rechten Blattes aus
staltung. und Verachtung gewesen. Hier geht es ihrer Liste nicht streichen. Alle Medien
PM OVG Münster vom 02. März 2004, um die Frage, ob die seinerzeitige Reak- müssten gleich behandelt werden, wird
Az.: 5 B 392/04 ■ tion des BdV, die Bekräftigung der deut- dort verlautbart. Dabei ist das Blatt kein

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herkömmliches Anzeigenblättchen, son- Gebäude aufkaufen und dort Wohnungen Feierstunden, Mahnmale gibt es in
dern eines mit einer klar neofaschisti- u.a. für Austausch-Studenten einrichten. Frankfurt zum Jahrestag des Angriffs auf
schen Ausrichtung. Sogar die Redak- Und fürs Altpapier finden sich bestimmt Polen? Für die ersten Deportationen
tionsadresse ist identisch mit der des auch noch Abnehmer. hma ■ Frankfurter JüdInnen? Wann und wo ge-
Landesverbandes der NPD. Günter Glei- denkt der Magistrat des sozialdemokrati-
sing von der „Sozialen Liste Bochum“ 27. März 2004 – Naziauf- schen und kommunistischen Wider-
hat nun die IHK Bochum aufgefordert, stands?“, fragt sie.
das sie ihre Mitglieder über den Charak- marsch in Hamburg stoppen Die Rede ist veröffentlicht unter www.
ter des Blattes informieren muss, damit Hamburg. Für den 27. März 2004 ist er- frankfurt.org:8080/info/ ■
dieses nicht durch seriöse Anzeigen sa- neut ein Naziaufmarsch durch Barmbek
lonfähig werden kann. hma ■ und Winterhude angekündigt. Anmelder Hungerrevolte in der
ist diesmal Christian Worch, beginnen
soll der Spuk nach jetzigen Informatio- Slowakei
Aufforderung zur Selbst-
nen am Bahnhof Barmbek. Auch gegen Slowakei. Die slowakische Regierung
justiz diesen erneuten Versuch der Nazis, durch will einen Teil ihrer Bevölkerung schlicht-
Berlin. Der 76jährige Rentner Gerhard Hamburg zu marschieren, wird es breiten weg aushungern und damit zur Auswande-
P. aus Berlin-Köpenick, der im vergange- Widerstand geben. Die antifaschistische rung zwingen. Die etwa 400 000 Roma in
nen Jahr den türkischen HipHopper „Ma- Demonstration am 27. März beginnt um der Slowakei, viele davon ohne Arbeit
xim“ in einem Supermarkt erstochen hat- 10.00 Uhr am U/S-Bahnhof Barmbek. ■ und von der Bevölkerungsmehrheit als
te, ist von einem Berliner Gericht freige- Menschen zweiter Klasse betrachtet, sol-
sprochen worden. Der Rentner hatte den 25 Aufmärsche in Weimar len künftig nur noch 50 % der Sozialhilfe,
33jährigen Attila Aydin bei einem bana- etwa 35 Euro pro Person, bekommen. Be-
len Streit mit einem Springmesser gezielt In Weimar liegen bereits Anmeldungen sonders in den Romadörfern in der Ost-
ins Herz gestochen. Bei der Urteilsver- zu Nazi-Aufmärschen an 25 Wochenen- Slowakei, wo die Arbeitslosenquote bald
kündung, die Richterin hatte den Frei- den jeweils zweitägig von April bis Ok- 100 % beträgt, sind die Proteste groß. Ro-
spruch mit vermeintlicher Notwehr und tober vor. Anmelder ist der Leipziger Ne- mavertreter sprechen von einer Hungerre-
dem hohen Alter des Täters begründet, onazi Frank Feiertag, der mit 2500 bis volte. Die neoliberale Regierung in Bra-
kam es zu Tumulten unter den Zuhörern. 5000 Personen rechnet. Zweitanmelder tislava, die die Probleme der Roma igno-
Attilas Vater Memet Aydin ist sich sicher, ist Friedhelm Busse / München (in Haft). riert, will die Unruhen durch verstärkten
dass der Prozess so ausging, weil sein Die Daten im Einzelnen: 10./11.4., Polizeieinsatz und Massenfestnahmen er-
Sohn doch „nur“ ein Türke war. Nicht nur 17./18.4., 24./25.4., 1./2.5., 8./9.5., sticken. hma ■
die jungen Migranten aus der HipHop- 15./16.5., 22./23.5., 29./30.5., 5./6.6.,
Szene sehen in diesem Urteil eine Auffor- 12./13.6., 19./20.6., 26./27.6., 3./4.7., BfJ bildet „Überzeugungs-
derung zur Selbstjustiz. hma ■ 10./11.7., 21./22.8., 28./29.8., 4./5.9.,
11./12.9., 18./19.9., 25./26.9., 2./3.10., täter“ aus
Ende der „Ost-Akademie“? 9./10.10., 16./17.10., 23./24.10. und Österreich. Der oberösterreichische
30./31.10.04. Bund freier Jugend (BfJ) hat in der ak-
Lüneburg. Der 1951 gegründeten „Ost- Wer sich an Gegenaktivitäten beteili- tuellen Ausgabe seines Jugend Echos
deutschen Akademie“ in Lüneburg droht gen will, kann sich unter der Website (2/2004) nun auch einen Aufruf zu sei-
das Aus. Initiator der „Ost-Akademie“ www.weimar-zeigt-sich.de des Bündnis- nem „Tag der volkstreuen Jugend“ (BfJ
war der ehemalige Mitbegründer des ses „BürgerInnen gegen Rechtsextre- lädt wieder ein „) veröffentlicht. Darin
jungkonservativen „Juni-Klub“ in Berlin, mismus Weimar“ informieren oder bei reden die Nachwuchskader offen Klar-
Max Hildebert Boehm. Boehm prägte die der Netzwerkstelle gegen Rechtsextre- text. So heißt es hoffnungsvoll, die als
faschistische „Volkstumssoziologie“ und mismus bei Radio „Lotte in Weimar“! „herrschende[s] System“ bezeichnete de-
die „Grenzlandkunde“. Die Nazis mach- Netzwerkstelle gegen Rechtsextre- mokratische Ordnung gehe „unaufhör-
ten Boehm, der während der Weimarer mismus, weimar-gegen-rechts@web.de lich dem Ende entgegen“. Dem will man
Republik zu den führenden Funktionären www.weimar-zeigt-sich.de ■ mit „eine[r] zielsichere[n], entschlosse-
des „Schutzbundes für das Grenz- und ne[n] und stolze[n] Bewegung“ nachhel-
Auslandsdeutschtum“ gehört hatte, zum Bomben auf Frankfurt 1944 fen. Als vorrangiges Ziel seiner Ausbil-
Direktor des „Instituts für Volkstheorie dung der „volkstreuen Jugend“ gibt der
und Grenzlandkunde“ an der Universität – gerechte Strafe BfJ die Rekrutierung von „Überzeu-
Jena. Unter der Leitung von Professor Frankfurt. Das Stadtparlament Frank- gungstäter[n]“ an. Diese sollen sich in
Boehm forschte die „Ost-Akademie“ ins- furt/Main hat auf seiner Sitzung am ihrer Entschlossenheit von den „,Ich-
besondere die DDR aus. Aber auch 26.2.04 einen Antrag der rechten Frak- hab-nicht-gewusst-was-ich-tue‘-Lum-
„Deutsche im östlichen Europa und Ruß- tion BFF behandelt. Der Antrag trägt den pen“ abheben. Die als „Nationalisten“
land“ waren Objekt der Begierde. In den Titel „Gedenkstunde in der Paulskirche angesprochenen jugendlichen Neonazis
70er Jahren waren etwa ein Drittel der Se- am 22. März 2004 anlässlich der alliier- werden auch eingeladen, ihre „Truppe
minarteilnehmer Nachwuchs-Offiziere ten Bombenangriffe vor 60 Jahren“. oder Kameradschaft“ am „Tag der volks-
der Bundeswehr. Nicht nur Militärs und Hübner bedauert darin die deutschen Op- treuen Jugend“ vorzustellen. Geeint wer-
Vertriebenenverbände gingen hier ein und fer eines alliierten Bombenangriffs. Die den sollen die verschiedenen militanten
aus, sondern auch frühere baltische Exil- Opfer des deutschen Faschismus sind Einzelkämpfer und Kleingruppen durch
Gruppen wie die „Baltische Gesellschaft ihm kein Wort wert. CDU, SPD und Grü- den „Glauben an Deutschland“.
in Deutschland“. Nun dreht die Lünebur- ne schwiegen in der Debatte. Aber: Die Auch in der deutschen Szene wird be-
ger Universität der „Ost-Akademie“ den Reps und drei von vier Mitgliedern der reits für das BfJ-Treffen geworben. Eine
Geldhahn ab. Gegen die mögliche Schlie- FAG-Fraktion (Flughafenausbaugegner) Ankündigung findet sich etwa in der
ßung der Akademie protestieren nun Poli- stimmten für den Antrag der BFF! Jutta Deutschen Stimme (2/2004), dem Organ
tiker der CDU, der SPD und der FDP. Da- Ditfurth, Stadtverordnete von ÖkoLinX- der Nationaldemokratischen Partei
bei könnte diese Einrichtung des „Kalten ARL im Römer hielt eine Rede, in der sie Deutschlands (NPD).
Krieges“ viel sinnvolleren Zwecken zuge- diesen Versuch der Geschichtsrevision Neues von ganz rechts - März 2004,
führt werden. „Campus e.V.“ möchte das scharft angreift. „Welche Gedenktage, www. doew.at ■
: antifaschistische nachrichten 5-2004
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Elmshorn. „Zur Versachli-
chung der Auseinandersetzung
und zur Ersetzung von Konfron-
Gemeinsame Erklärung
tation“ im Streit um die Verwen-
dung des Schulbuches „Politik heute“
hatte der Antifaschistische Trägerkreis
im „Schulbuchstreit“?
einen öffentlichen Diskurs durch wissen- ren zu wollen, sei falsch und irreführend. kollegium der Berufsschule nicht ange-
schaftlichen Vortrag mit anschließender Es sei mittlerweile längst dokumenta- nommen. Schulleiter Claus Kopf erklär-
Podiumsdiskussion der streitenden Par- risch bewiesen, dass die Errichtung der te, das es ihm schwer gefallen wäre auf
teien angeboten. Prof. Dr. Reinhard faschistischen Diktatur auf ganz andere diese Veranstaltung zu kommen. Es gäbe
Kühnl referierte am 30. Januar im Elms- Weise zustande kam. Durch eine Fülle keinen Anlass, dass sich die Schule hier
horner Rathaus vor über 120 Personen von Dokumentenmaterial könne festge- verteidigen müsse. Schließlich wäre
im Hinblick aber aus der Distanz zum stellt werden, dass der deutsche Imperia- durch Gutachten bewiesen, dass das
fraglichen Geschichtsbild: Die Herlei- lismus schon vor 1914 ein gewaltiges Buch in der Grundaussage nicht den Na-
tung des Faschismus und seiner Politik Expansionsprogramm entwickelt hatte, tionalsozialismus verherrlicht. Er forder-
aus dem Wollen des Führers, also „Hitler um neue Rohstoffgebiete, Absatzmärkte te den IG Metall Bevollmächtigten Uwe
hat, Hitler wollte, Hitler tat“, und damit und billige Arbeitskräfte zu erobern und Zabel auf, sich für seine Vorgehensweise
der sogenannten „Führertheorie“ erklä- die Hegemonie in Europa zu erringen. zu entschuldigen. Schließlich habe dies

Uwe Zabel (IG Metall), Klaus Karpen (Kultusministerium), Reinhard Kühnl (Uni Marburg), Moderator Wittigo Stubbe,
Karen Frers (GEW), Bodo von Borries (Uni Hamburg).

Mit diesen Zielen wurde der erste Welt- verheerende Reaktionen für die Schule
Grußwort der Bürgermeisterin zur Ver- krieg geführt, und diese Ziele wurden ausgelöst. Zabel stellte in seiner Antwort
anstaltung am 30. Januar 2004 auch nach der Niederlage nicht aufgege- klar, das er es bedauere, dass dieses The-
Am 30. Januar 1933 wurde die Macht offi- ben. Kühnl zitierte die Kriegspläne der ma eine solche Entwicklung genommen
ziell an die NSDAP und Adolf Hitler übertra- Reichswehrführung von 1926, sowie des hätte. Er hielt an der Kritik der Verwen-
gen. An diesem Tag begann ein beispiello- Reichsverbandes der deutschen Industrie dung des Schulbuches fest, und verwies
ses Unrechtsregime, das Millionen Men- 1929 und er wies darauf hin, dass alle im Laufe des Abends darauf, dass durch
schen Tod und Leid brachte. Angesichts des wesentlichen Momente der faschisti- den öffentlichen Protest an der Darstel-
Ausmaßes von verheerenden Folgen bleibt schen Ideologie in der deutschen Gesell- lung der „guten Seiten“ das Buch erst zu-
es wichtig, die Ursachen zu erforschen. Eine schaft bis 1918 schon ausgebildet waren. rückgezogen worden sei. Die Lehrer-
Verharmlosung der Machtergreifung oder Die Errichtung der Diktatur 1933 schaft hatte, bis zuletzt vorm Veranstalter
der Folgen kann zu einer falschen Einschät- schließlich könne weder von Hitler noch geheimgehalten, den Hamburger Erzie-
zung eigenen Handelns führen und somit von der Stärke der faschistischen Mas- hungswissenschaftler Prof. Dr. Bodo von
die Wiederholungsgefahr erhöhen. senbewegung her zureichend erklärt Borries als „Autorität“ aufgeboten. Er
Ich begrüße den Versuch, die Diskussion werden, weil sie zu einem Zeitpunkt er- hielt die Vorwürfe für „maßlos überzo-
um das Buch „Politik heute“ zu versach- folgte, als – nach den Novemberwahlen gen“. Das fragliche Buch enthalte einige
lichen, ohne problematische Ansätze in den 1932 – Die NSDAP bereits wieder im sprachliche Ungeschicklichkeiten, sei
Erklärungsversuchen deutscher Geschichts- Niedergang begriffen war. Kühnl machte aber ideologisch unbedenklich. Auch von
bücher zu verschleiern. Gerade in der Dis- darauf aufmerksam, dass Darstellungen, Borries forderte eine Entschuldigung von
kussion über die Neonazis war auffallend, die die Bekämpfung der Massenarbeits- Zabel unter donnerndem Beifall des Leh-
wie viele Menschen meinten, durch Wegse- losigkeit als eine wenn auch vermeint- rerblocks. Hier mittlerweile wurde klar,
hen erledige sich dieses heutige Problem. Es lich „Gute Seite“ des NS-Systems dar- dass sich die Pädagogen zur Rehabilita-
gilt zu erkennen, dass Wegsehen gegen sol- stellen, aufgrund der heutigen sozialen tion in der Öffentlichkeit für einen for-
che Tendenzen und Gefahren noch nie die Lage von Jugendlichen wesentlich posi- mierten Gegenschlag entschieden hatten.
richtige Strategie war. tiver wahrgenommen könnten. Er warnte Fast alle weiteren Beiträge hatten immer
Ich wünsche Ihnen einen interessanten daher vor dem Umgang mit dem Wort. nur einen Tenor: Zabel solle sich ent-
Abend mit sachlichen Diskussionsbeiträgen Dieses Diskursangebot, das den kon- schuldigen. Klaus Karpen vom Kultusmi-
und der Veranstaltung einen guten Verlauf. kreten Streit um die „Guten Seiten“ des nisterium gab schon früh „seine neutrale
gez. Dr. Brigitte Fronzek Nationalsozialismus durchaus versach- Haltung auf“ und nannte das Verhalten
licht hätte, wurde dann von dem Lehrer- des Gewerkschafters „unerträglich“. Er

: antifaschistische nachrichten 5-2004 5


wies zwar auf einen „deutlichen Brief“,
den er den Lehrern geschickt habe hin,
mochte ihn aber öffentlich nicht wieder-
holen. Karen Frers vom GEW-Kreisvor-
stand reihte sich in die Forderung nach
„Entschuldigung“ ein.
So bestand die „öffentliche Diskus-
sion“ dann aus „Entschuldigungsforde-
rungen“ mit Klatscheinlagen ohne auch
nur eine inhaltliche Diskussion zum frag-
lichen Geschichtsbild zuzulassen, und
andererseits inhaltliche Kritik am Ge-
schichtsbuch mit der entsprechenden
Gegenreaktion. Dabei wurde belegt, dass
der Widerstand gegen den Faschismus im
Buch falsch und unzureichend wiederge-
geben wird. Dass letztlich ein falsches
Rechtsverständnis entsteht, wenn man
die „guten Seiten“ mit den „schlechten
Seiten“ bilanziert, und dass die Darstel-
lung der „Guten Seiten“ des NS-Staates
von der heutigen Rechten in ihrer Propa-
ganda aufgenommen wird.
In der Abschlussrunde wurde zumin-
dest deutlich, dass dieses Buch nieman-
den sein „Lieblingsbuch“ ist, die Lesar-
ten aber nach wie vor weit auseinander-
gehen. Ob dies die Grundlage für eine ge-
meinsame Erklärung ist, bleibt abzuwar-
ten. Bürgermeisterin Brigitte Fronzek
hatte ein Grußwort zur Veranstaltung ge-
schickt, das wir hier dokumentieren (sie-
he Kasten Seite 5). rua ■
Kein Mut, sich des eigenen
Verstandes zu bedienen!
„Sapere aude! Habe Mut, dich dei- Oder, warum „Autoritäten“ Autoritäten brauchen?
nes eigenen Verstandes zu bedie-
nen! ist also der Wahlspruch der weitere sollten durch Gutachten bzw. daran festhält. Geschichtswissenschaft
Aufklärung“, so Kant 1784. Hier Stellungnahmen, die Unbedenklichkeit und -unterricht sowie politische Bildung
soll es aber nicht um eine Würdigung die- oder gar die Eignung des umstrittenen haben doch gerade die Aufgabe, subjektiv
ses aufklärerischen Philosophen anläss- Buches „Politik heute“ bezeugen. gefärbte Erinnerung in objektiviertes Wis-
lich seine 200. Todestages gehen, sondern Es sei vorsorglich darauf hingewiesen: sen zu überführen. Das hat wenig mit „po-
um die Schilderung eines Trauerspiels. Keine der folgenden kritischen Bemer- litischer Überheblichkeit“ zu tun, wie
Wer die Ankündigung des Antifaschisti- kungen stellt die Lauterkeit bzw. Inte- Prof. Peter Steinbach, Leiter der Gedenk-
schen Trägerkreises zur Veranstaltung grität der Genannten in Frage. Wer aber stätte Deutscher Widerstand in Berlin, in
vom 30. Januar zum „Schulbuchstreit“ öffentlich geäußerte Kritik als „Diffamie- seiner Stellungnahme schreibt, sondern
richtig gelesen hatte, konnte eigentlich rung“ denunziert, fällt hinter die Aufklä- viel mit Aufklärung. Steinbach hat recht,
nur davon ausgehen, dass genau dieses, rung zurück. wenn er schreibt: „Wenn in der politi-
der Einsatz des eigenen Verstandes oder Claus H. Brasch vom Institut für Quali- schen Bildung jemand dort abgeholt wer-
um bei Kant zu bleiben, der „öffentliche tätssicherung an Schulen Schleswig-Hol- den soll, wo er steht, müssen zunächst
Gebrauch der Vernunft“ Anliegen der Ver- steins „begutachtet“ 4 1/2 Seiten des Bu- dessen Argumente aufgenommen“ wer-
anstalter war. Das Kollegium der Beruf- ches. Das ist methodisch für ein Gutach- den. Er hat dagegen unrecht, wenn er be-
lichen Schule des Kreises Pinneberg hat ten unseriös. Es müsste wenigstens alles, hauptet, Frank gebe „den Lesern das Ma-
sich diesem Angebot kollektiv verweigert. was unter dem Problemfeld „Nationalso- terial in die Hand ..., das ihnen aus eigener
An Stelle des „eigenen Verstandes“ be- zialismus“ behandelt wird (S. 152 bis Urteilskraft eine distanzierende Antwort
dienten sie sich fremder Autoritäten, statt 203), herangezogen werden. Durch diese ermöglichen kann.“ Das Buch ist einseitig
öffentlichen Gebrauch der Vernunft, üb- Unterlassung beschränkt sich der Gutach- in den benutzten Quellen, es ist durch
ten sie Rückzug in dessen privaten Ge- ter auf die Frage nach den „guten“ und Unterlassung und Verkürzung bestenfalls
brauch. Als Privatgebrauch der Vernunft „schlechten“ Seiten und tappt damit in die halb wahr in der Darstellung historischer
versteht Kant bekanntlich denjenigen, der geschichtsmethodische Falle, die Frank Fakten und in der Benennung der Ursa-
sich im Rahmen eines bürgerlichen Amtes aufgestellt hat. Eine Bilanzierung des chen des Faschismus bleibt es weit hinter
oder Postens vollzieht. Der letztere beruht „NS-Systems“ vorzunehmen heißt, die dem Forschungsstand, auch der siebziger
auf der „Autorität“ des Amtes und bemüht „positiven“ und „negativen“ Seiten Jahre zurück. Die aufgebotenen „Gutach-
Autoritäten, um diese bei tatsächlicher gegeneinander abzuwägen. Daran ändern ten“ und Stellungnahmen der Autoritäten
oder angenommener Untergrabung der- Anführungszeichen nichts. Denn dann sind nicht gerade voll des Lobes über das
selben zu schützen. Eine davon, Professor müssten beide Attribute damit versehen strittige Buch, sie beharren aber auf des-
Bodo von Borries vom Fachbereich Er- sein. Ein Verbrechen ist ein Verbrechen sen Unbedenklichkeit. Brasch rein nega-
ziehungswissenschaft der Universität und hat keine „positive“ und „negative“ tiv: „kein nationalsozialistisches Gedan-
Hamburg, hatte statt eines Schulvertreters Seiten, auch wenn die subjektive Wahr- kengut“ sei erkennbar, sein Einsatz im
auf dem Podium Platz genommen. Zwei nehmung und die erzählende Erinnerung Unterricht sei nicht „mit einer Verherrli-

6 : antifaschistische nachrichten 5-2004


chung des Nationalsozialismus gleichzu- Fußnote zum Spartakusaufstand erwähnt Maurice Papon bekommt
setzen.“ Nach Steinbach mag das Buch er die Ermordung von Luxemburg und einmal mehr „Recht“
„veraltet sein, aber es ist nicht gefährlich, Liebknecht, ohne die Mörder zu nennen.
denn es war zu Recht zu seiner Zeit ein Eine weitere Erwähnung des konterrevo- Paris. Wer beschuldigt ist, die Depor-
sinnvoll verwendetes Schulbuch.“ „Sinn- lutionären Terrors hält er für unnötig. Un- tation von 1.700 Juden während des
voll“ mag sein, aber da stellt sich doch die erträglich ist die undifferenzierte Gleich- Zweiten Weltkriegs organisiert zu ha-
Frage: In wessen Sinne? Brasch, Stein- setzung der Selbstverteidigung der Revo- ben, ist und bleibt allemal besser dran
bach und auch von Borries mit seiner ein- lution mit den Putschversuchen von Kapp als ein „gewöhnlicher“ Straftäter.
schränkenden Äußerung auf dem Podium, und Lüttwitz, Hitler und Ludendorff. Denn nach wie vor bleibt Maurice Pa-
nicht gerade ein Fan des Buches zu sein, Sachlich falsch ist der Zusammenhang pon in den Augen vieler Mitglieder der
übersehen bewusst oder aus Ignoranz die Spartakusaufstand und Weimarer Verfas- französischen Staatsklasse ein konser-
im Folgenden genannten grundlegenden sung. Die Verfassung wurde am 31. Juli vativer Ehrenmann hatte er doch nach
methodischen und inhaltlichen Mängel 1919 durch die Nationalversammlung an- dem Krieg die Ämter des Polizeipräsi-
(1) von Franks „Politik heute“. (Die ange- genommen und trat am 14. August in denten von Paris, und später eines Mi-
führten Beispiele sind exemplarisch, sie Kraft. Die militärische Niederlage der re- nisters unter Valéry Giscard d¹Estaing
könnten in einer ausführlichen Kritik ver- volutionären Kräfte, der Spartakusbund bekleidet. Doch dann wurde Papon
vielfacht werden.) war schon am 1. Januar in die neu gegrün- doch noch wegen seiner Rolle als Mit-
dete KPD aufgegangen, war spätestens arbeiter der Präfektur von Bordeaux
1. Der Autor nutzt unkommentiert fa- am 19. Januar in Berlin besiegelt. Derarti- im Zweiten Weltkrieg belangt, und
schistisches Propagandamaterial zur Illus- ge chronologische Ungenauigkeiten, wie 1998 zu zehn Jahren Haft wegen Mit-
tration seiner Aussagen. So wird auf S. Frank sie liefert, sind entweder bewusst täterschaft bei „Verbrechen gegen die
156 im Abschnitt „Der Versailler Vertrag“ eingesetzte Mittel zur Verfälschung der Menschlichkeit“ verurteilt.
zur Darstellung der deutschen „Gebiets- Geschichte oder zeugen von einem hohen Das Gefängnis von innen gesehen
verluste“ ohne weitere kritische Erläute- Maß an historischer Unkenntnis. Beide hat er dennoch nur kurze Zeit. Aus ge-
rung „dem zentralen Monatsblatt der Möglichkeiten sprechen aber für sich, was sundheitlichen Gründen blieb er bis
NSDAP ‚Der Schulungsbrief‘ März sowohl die Kompetenz des Autors als zur Verhandlung seines Berufungsver-
1938“ eine Abbildung entnommen. Hier auch die seiner „Gutachter“ betrifft. fahrens frei, während andere Straftäter,
werden keine „Argumente aufgenom- die zu vergleichbaren Haftstrafen ver-
men“ hier wird niemand „abgeholt“, hier 4. Geschickt spielt Frank auch auf der urteilt wurden, ihren Berufungsprozess
wird hingeführt zu den revanchistischen Klaviatur des Verschweigens oder Weg- im Gefängnis abwarten. Prompt hatte
Argumentationssträngen von NPD und lassens, um ein verzerrtes Geschichtsbild Papon sich vor der Berufungsverhand-
„Junger Freiheit“. zu zeichnen. So fehlt in der Aufzählung lung im Oktober 1999 in einen
der „Widerstandskreise“ (S. 197) der Schweizer Luxus-Wintersport abge-
2. Es werden „nationalsozialistische“ kommunistische Widerstand völlig. Der setzt, dank der tätigen Beihilfe gaullis-
Ideologie und Politik unter Nutzung ras- „sozialistisch-gewerkschaftliche Wider- tischer Freunde, die ihm die Original-
sistischer und nationalchauvinistischer stand“ wird zwar genannt, fehlt aber im Ausweispapiere eines verstorbenen
Stereotype und Ideologeme „widerlegt“. erläuternden Teil. Dagegen behauptet Résistancekämpfers geborgt hatten
Nachdem auf S. 170 Hitlers Verbrechen, Frank im Gegensatz zu allen vorliegenden (Vgl. http://www.antifaschistische-
wohlgemerkt Hitlers Verbrechen, an den Forschungsergebnissen: „Die Kirchen bil- nachrichten.de/1999/22/ 024.htm.php).
Juden, „zu den größten der Menschheits- deten den größten, härtesten und erfolg- Wieder eingefangen, verbrachte Pa-
geschichte“ gezählt werden, lässt stellt reichsten Widerstandsblock.“ Im erläu- pon aber nur knapp zwei Jahre hinter
Frank dann wieder nur Hitlers Antisemi- ternden Teil gibt es dann doch noch einen Gittern, bevor er im September 2002
tismus in 7 Irrtümern dar. Diese verbre- „kommunistischen Kreis“. (S. 200) Redu- aus Gesundheitsgründen freigelassen
cherische Ideologie besteht also aus Irrtü- ziert wird dieser auf die „Rote Kapelle“. wurde. Jetzt hat er ein Verfahren ange-
mern! Dem Leser dieses Artikels sollen Dieser Kreis, so Frank, „gab Nachrichten strengt und am Donnerstag, 26. Febru-
hier nur 2 „Irrtümer“ und deren „Widerle- an die Sowjets weiter (z.B. deutsche An- ar gewonnen, in dem er sich darüber
gung“ zugemutet werden. Die Feststel- griffspläne)“. „Die Beteiligten wurden beschwerte, dass der Oberste Gerichts-
lung: „Eine Rasse waren und sind die Ju- hingerichtet.“ Ohne etwas Falsches zu be- hof seine Verurteilung 1999 ohne Dis-
den jedoch nicht.“, (im übrigen, in diesem haupten, lässt sich durch diesen Reduktio- kussion des Sachverhalts bestätigte, da
Satz steht kein Wort in Anführungszei- nismus die Geschichte verfälschen. Papon sich selbst durch seine Flucht
chen) untermauert Frank mit den Argu- Für ein besseres Verstehen der Ge- der Debatte entzog. Deswegen hatte
menten: „Selbst den Nazis war bekannt, schichte zwischen 1933 und 1945 ist die- der Europäische Gerichtshof Frank-
daß es Juden mit ‚nordischen‘ Blutsantei- ses Buch völlig unbrauchbar. Dagegen ist reich bereits im Juli 2002 gerügt. Im
len gab.“ Und „Der heutige Staat Israel ist es ein wichtiges historisches Dokument Mai 2004 wird also der Oberste Ge-
ein vielrassischer Staat.“ „Siebenter Irr- für eine Richtung der Geschichtsaufarbei- richtshof erneut über Papon zu Gericht
tum: Der Jude erobere mit Geld, Schläue tung in der BRD und gibt wichtige Hin- sitzen; es gilt allerdings als wahr-
und List – über Handel, Banken, Börse weise zur Klärung der Frage, warum die scheinlich, dass er das vorherige Urteil
und Presse – die Wirtschaft. ... Wie häu- geistige Verfasstheit dieser Gesellschaft so bestätigt. Papon wird der Verhandlung
fig, übertreibt Hitler auch hier maßlos.“ In ist, wie sie ist. Die vorgelegten Stellung- als freier Mann beiwohnen.
einem Strafprozess würde an dieser Stelle nahmen und „Gutachten“ sind bestenfalls Vor zwei Wochen erklärte der 93-
der Staatsanwalt sagen: „Keine weiteren grob fahrlässig. Sie ersetzen eine Distan- Jährige in einem Interview mit dem
Fragen!“ zierung des Lehrerkollegiums von diesem konservativen Wochenmagazin Le
Buch nicht. Der „öffentliche Gebrauch der Point, er empfinde keinerlei Bedauern:
3. Das Buch strotzt von Ungenauigkei- Vernunft“ steht noch aus. gg ■ „Ich habe mich nie in einer Position
ten und falsch eingeordneten historischen befunden, in welcher ich ein Ereignis
Fakten. Als Beweise für Defizite der Wei- (1) Vgl. die ausführlichere Kritik des Buches „Po-
ausgelöst hätte, das zur Reue Anlass
marer Verfassung in bezug auf die „Wehr- litik heute“ durch Clara Müller: „Die ‚guten Sei- geben würde; ich weiß nicht, warum
haftigkeit der Demokratie“ nennt Frank: ten’ des Nationalsozialismus“. In: „Enough is ich Reue zeigen sollte.“
„Spartakusaufstand 1919, Kapp-Putsch enough!“ Zeitung für antirassistische und antifa- Bernhard Schmid, Paris ■
schistische Politik in Schleswig-Holstein und
1920, Hitlerputsch 1923“(S. 155). In einer Hamburg. Nr. 20, Februar bis April 2004. S. 31-33.

: antifaschistische nachrichten 5-2004 7


Noch bis Ende März ist die als
Wehrmachtsausstellung be-
kannt gewordene Dokumenta-
Endstation
tion „Vernichtungskrieg. Verbrechen
der Wehrmacht 1941 – 1945“ in Ham-
burg zu sehen. Vor vier Jahren war die
Wehrmachtsausstellung
Ausstellung schon einmal in der Hanse-
stadt. Unmittelbar darauf veranlasste
eine Kontroverse um die falsche Zuord-
nung von Fotos Jan Philipp Reemtsma
dazu, die Ausstellung vollständig über-
arbeiten zu lasen. Im November 2001
eröffnete dann eine ,neue’ Wehr-
machtsausstellung in Berlin. Ungeach-
tet guter Besucherzahlen – 350.000
Menschen sahen die neue Fassung –
wird die Wanderausstellung nicht fort-
gesetzt und nach der letzten Etappe im Berlin 1941: Jubelnder Empfang für die Wehrmacht nach dem Frankreichfeldzug
Deutschen Museum einlagert.
ständigen Überarbeitung und Neufassung mer wieder erklärt hat, ,viel mehr Be-
Im Kreuzfeuer der Kritik der Ausstellung. weise‘ für Verbrechen und ,viel mehr De-
Begehbarer Fußnotenapperat tails‘ zu Verbrechen vorlegt, sicher ist,
Im Herbst 1999 gelang es einem polni- dass der Preis für die Beweisführung des
schen Historiker, die wissenschaftliche Die nach Hamburg zurückgekehrte Aus- systematischen Massenmordes an den Ju-
Integrität der Ausstellungsmacher (Han- stellung „Verbrechen der Wehrmacht. Di- den sehr hoch ist: Das Verbrechen rückt
nes Heer, Bernd Greiner, Klaus Nau- mensionen des Vernichtungskrieges in den Hintergrund.“
mann) derart zu erschüttern, dass die Aus- 1941-1944“ weist nicht nur entscheiden- Dass die Wehrmacht am Vernichtungs-
stellung Ende 2000 abgesetzt wurde. Der de Differenzen zum Vorläuferprojekt auf, krieg beteiligt und sich zahlloser Verbre-
aus Polen stammende Historiker Bogdan sondern ist in bestimmter Hinsicht sogar chen schuldig gemacht hat, wird von nie-
Musial behauptete, dass in „mindestens als dessen „Antithese“ (H. Heer, 2003) mand ernst zu nehmenden mehr bestrit-
neun“ Fotos statt Verbrechen der Wehr- konzipiert. Diese merkwürdige Konstella- ten. Der Protest und die Polemik gegen
macht solche des sowjetischen NKDW zu tion von Kontinuität der Grundaussage die Wehrmachts-ausstellung erfolgte denn
sehen seien. Sein ungarischer Kollege bei grundlegender Differenz in der Dar- auch nicht über die allgemeine Tatsachen-
Krisztián Ungváry monierte, dass eine stellungsform erklärt sich Dr. Ulrike Ju- feststellung, sondern darüber, dass die
Exekution nicht Angehörige der Wehr- reit, indem sie der ersten Fassung das At- Ausstellung nicht die übliche Darstellung
macht, sondern Soldaten der verbündeten tribut zubilligt, die „politischere“ gewe- der verbrecherischen Rolle der Eliten in
ungarischen Armee abbilde. Dieter sen zu sein, während sich die von ihr ver- der NS-Zeit bediente, sondern die „poten-
Schmidt-Neuhaus wiederum zweifelte die antwortete zweite Fassung durch größere ziellen Verbrechen des Jedermann, Ver-
Bildzuordnung für vier Fotos an, die Op- „Wissenschaftlichkeit“ auszeichne. Die brechen von jedermanns Mann, Vater,
fer eines Massakers in Tarnpol zeigten. meisten Feuilletons schlossen sich dieser Bruder, Onkel, Großvater“ (Reemtsma,
Im Rückblick spricht Hannes Heer von Lesart an und lobten den sachlichen Ton 1998) zeigte. Die Fotos aus den Brustta-
einer konzertierten Aktion: „Die Kritiken und die Veränderung der Bilder- zur Text- schen gefallener oder gefangener Landser
erschienen zeitgleich in zwei historischen ausstellung. Materialreicher sei die Neue, beschränken sich eben nicht auf das be-
Fachzeitschriften, in den großen Zeitun- kühler, auch ästhetischer und umfassen- fehlsgebende militärische Führungsperso-
gen lagen bereits Vorabdrucke. Das der – reich bestückt mit Dokumenten und nal, sondern zeigen auch die Truppen im
,Trommelfeuer‘ der Medien setzte sofort Organigrammen; was nicht hängt oder Feld beim Vollzug der befohlenen Verbre-
ein.“1 ausliegt, kann aus Schubladen oder Map- chen. Sie zeigen einfache Soldaten, die
Nach einem Jahr der Arbeit stellte die pen herausgeholt oder vermittels Compu- vielleicht sogar auch am verbrecherischen
Historikerkommission, die zur Überprü- ter abgerufen werden. Krieg litten, sich aber zugleich an den
fung der 1433 Fotografien bestellt wurde, Nur wenige Kritiker meldeten, wie Qualen ihrer Opfer ergötzten. In der neu-
eine falsche Zuordnung in zwei Fällen Christa Zöchling im österreichischen en Ausstellung ist dieses Bild weitgehend
fest (in Lemberg und Tarnopol zeigten die Nachrichtenmagazin Profil, gegenüber abgeschwächt: Auch der Holocaust ist
Bilder der Ausstellung nicht Opfer der der Neukonzeption Bedenken an. Sie dort nicht mehr die leitende Fragestel-
Pogrome, sondern Opfer der zuvor be- schrieb: „Möglicherweise hat das neue lung, sondern eins von sechs Kapiteln.
gangenen Säuberungsaktionen des Team in dem ehrenwerten Vorsatz, die Statt die Verantwortung von Führung und
NKDW). Zugleich spricht sie hinsichtlich Kriegsgeneration nicht an den Pranger zu Truppe herauszuarbeiten, geht sie zurück
der Rolle der Wehrmacht eine deutliche stellen, auf eine wichtige Dimension ver- in die Fußstapfen des Entlastungsdiskur-
Sprache: „Es ist unbestreitbar, dass sich zichtet: auf eine Auseinandersetzung, wa- ses, der sich in Wort und Bilddarstellun-
die Wehrmacht in der Sowjetunion in den rum eine Institution wie die Wehrmacht gen auf die Kriegsplaner des Oberkom-
an den Juden verübten Völkermord, in die in ihrer Gesamtheit so funktioniert hat, mandos der Wehrmacht und des Heeres
Verbrechen an die sowjetischen Kriegsge- dass ein Völkermord vonstatten ging.“2 beschränkt. Im Zentrum der neuen Aus-
fangenen und in den Kampf gegen die Zi- Wie also steht es um den inhaltlichen stellung steht nunmehr die sperrig-ab-
vilbevölkerung nicht nur ,verstrickte’, Befund? Stimmt die „Grundthese unver- strakte Schilderung der Singularität des
sondern, dass sie an diesem Verbrechen ändert“, wie Reemtsma nicht müde wird nationalsozialistischen Rassen- und Ver-
teils führend, teils unterstützend beteiligt zu erklären, oder gab es inhaltliche Verän- nichtungskrieges vor dem Hintergrund
war.“ Trotz des Freispruches erster Klas- derungen in der oder den Aussagen? des damals geltenden Kriegs- und Völ-
se, ja sogar ohne den Befund der Histori- Die Taten des Jedermann kerrechtes. Dazu passt, dass die Spreche-
ker-Kommission überhaupt abzuwarten, rin Ulrike Jureit auf die Frage nach der
beauftragte der Leiter des Hamburger In- „Mag sein“, schreibt Hannes Heer, „dass Anzahl von Wehrmachtsangehörigen, die
stituts andere Mitarbeiter mit der voll- die neue Ausstellung, wie ihr Leiter im- an Kriegsverbrechen teilnahmen, nicht

8 : antifaschistische nachrichten 5-2004


mehr wirklich etwas sagen kann: „Dazu
kann man keine Aussage machen. Jede
Zahl außer Null wäre in diesem Zu-
Bilder im Weg
sammenhang völlig spekulativ.“ „Von der Heydt Museum“ sperrt sich gegen
Von der Kritik zur Welterklärung Veranstaltung zu Raubkunst und Antisemitismus
Die Wehrmachtsausstellung in ihrer Die Entscheidung der Stadt Wup- tung ist das Verhalten der Museumdirek-
zweiten Fassung verkürzt die Erklärung, pertal im Dezember 2003 drei Bil- torin, Frau Sabine Fehlemann in der Aus-
wie es zu den gezeigten Verbrechen kom- der des Von der Heydt Museums einandersetzung um die Rückgabe von
men konnte, einzig und allein auf einen an die jüdischen Vorbesitzer zu- drei Bildern aus dem Von der Heydt Mu-
Aspekt; den der völkerrechtswidrigen und rückzugeben, hat in Wuppertal eine un- seum. Die Rückgabe der Bilder aus jüdi-
verbrecherischen Befehlsstruktur. Die sägliche Debatte mit teilweise antisemiti- schem Besitz sei ein „Dammbruch“ und
Vernichtungspolitik in den besetzten Ge- schen Beiträgen um die Rechtmäßigkeit ein „schwarzer Tag für das Wuppertaler
bieten ist aber nicht nur über den durch dieser Entscheidung ausgelöst. Um in die- Museum“, so Frau Fehlemann. Sekun-
,verbrecherische Befehle’ geschaffenen se Debatte einzugreifen, haben verschie- diert wurde die Museumsdirektorin vom
rechtsfreien Raum zu erklären. Das, so dene Veranstalter für den 9. März unter Vorsitzenden des Museumsvereins, Eber-
Hannes Heer, widerspricht allen bisheri- dem Motto: „Der Baron Eduard von der hard Robke, der unwidersprochen sagen
gen Erkenntnissen. „Nicht alle, aber eben Heydt und „seine“
viele deutsche Soldaten“, macht Wolf- Sammlung“ zu ei-
gang Wippermann geltend, „haben Juden ner Diskussions-
und Kommissare keineswegs nur deshalb veranstaltung über
ermordet, weil ihnen das befohlen wor- Raubkunst, Anti-
den war, sondern weil sie diese Juden und semitismus und
,jüdischen Bolschewisten‘ hassten.5 Naziagentennetze
Einen Großteil der Kritik von links ins Von der Heydt
zeichnet aus, dass sie sich nur randständig Museum eingela-
für den eigentlichen Gegenstand interes- den. Für diese Ver-
siert. Beachtung findet zumeist die anstaltung war ih-
Schwerpunktverlagerung der Ausstellung nen der „Bürger-
auf das Kriegsvölkerrecht und wie dies saal“ des Von der
den Interessen der herrschenden Eliten Heydt Museums
entspricht. Die ,Verbrechen der Wehr- mündlich zugesagt
macht‘ dienen in diesen Szenarien nur worden und nam-
noch als Hintergrund für die jeweilige hafte ReferentIn-
Ableitungsübung. Ihre Kritik suggeriert, nen konnten zu
dass der Gegenstand bereits erschöpfend diesem Termin für
erforscht und in einem Zustand jenseits die Veranstaltung
der Kontroversen angekommen sei. Wert- gewonnen werden. Mit großer Überra- konnte: „Rechtsansprüche auf Herausga-
volle Anregungen, die aus der Perspekti- schung mussten die Veranstalter am 12. be der drei Kunstwerke bestehen nicht,
ve der Täterforschung nach dem Verhält- Februar von der Museumsleitung Frau Dr. aber auch eine moralische Verpflichtung
nis der einzelnen Stränge der Judenver- Fehlemann zur Kenntnis nehmen, dass vermögen wir – fast 60 Jahre nach Besei-
nichtung (anstelle einer einfachen Auf- die zugesagten Räumlichkeiten im Von tigung des Nazi-Unrechtsregimes – ange-
zählung der „sechs Dimensionen“ des der Heydt Museum wegen der „Lagerung sichts der vielen Millionen Mark, die un-
Vernichtungskrieges) oder den Befehls- von Transportkisten“ für die Diskus- ser Staat an finanzieller Wiedergutma-
strukturen und Hierarchien fragen, die sionsveranstaltung nicht zur Verfügung chung geleistet hat, nicht zu erkennen.
sich noch um die Klärung des „Wie“ und stehen. Darauf wandten sich die Veran- Wir wissen, dass die Werke nach einer
des „Warum“ bemühen, werden ins Reich stalter an die Öffentlichkeit: möglichen Restitution verkauft oder auf
der Fachidiotie verbannt. „Wir erwarten, dass die Veranstaltung Kunstmärkten versteigert werden sollen.
Wolfram Siede, Mitglied im Landes- am 9. März 2004 wie geplant im „Bürger- Es geht also nicht um Moral, sondern um
vorstand der VVN-BdA, beteiligt an der saal“ des Von der Heydt Museums statt- Geld.“ Eberhard Robke , Vorsitzender des
Zusammenstellung des antifaschistischen finden kann. Wegen der Abbauarbeiten Museumsvereins (Westdeutsche Zeitung
Begleitprogramms ■ für die laufende Ausstellung ist dieser 26.11.2003)
Saal uns, ausdrücklich als Ausweichort Wir wollen mit dieser Diskussionsver-
Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen für das „Forum“ angeboten worden. Die- anstaltung in die öffentliche Debatte um
der Wehrmacht 1941 - 1945“ ist noch bis zum sem Angebot haben wir ausdrücklich zu- Raubkunst in Wuppertal eingreifen und
28. März in Hamburg auf Kampnagel zu sehen: gestimmt. Noch in einem Telefonat mit den antisemitisch gefärbten Aussagen des
Di. bis Do. 10.00-18.00 Uhr; Fr. bis So. 10.00-
19.30 Uhr; Eintritt: Euro 5,-, ermäßigt 2,50. An-
dem Mitveranstalter Peter Oberhaus Vorsitzenden des Museumsvereins öffent-
meldung für Führungen unter 040-428131-0 (PDS) ein paar Tage vor der schriftlichen lich entgegentreten. Wir haben Leonid
Absage war von Kisten im Bürgersaal Goldberg, den Vorsitzenden der jüdischen
Quellen:
1 Hannes Heer: Das Haupt der Medusa, S. 248, in
noch keine Rede, sondern Frau Dr. Fehle- Kultusgemeinde Wuppertal, eingeladen,
Hannes Heer, Walter Manoschek, Alexander Pol- mann zeigte sich eher besorgt, dass die der aus seiner Sicht die „Wuppertaler De-
lak, Ruth Wodak (Hg): Wie Geschichte gemacht beabsichtigte Veranstaltung eventuell batte“ bewerten wird. Der stellvertretende
wird. Zur Konstruktion von Erinnerungen an dem Ruf des Museums Schaden könnte, Direktor des Züricher Rietberg-Museums,
Wehrmacht und zweiten Weltkrieg, Wien, 2003. weil „es ihr zu Ohren gekommen sei“, Lorenz Homberger, wird die Umgangs-
2 Christa Zölching: Verstörung auf den zweiten
Blick, in Profil, 9.4.2002, zitiert nach Heidemarie
dass es darum gehen würde, das von-der- weise mit Raubkunst am Beispiel des
Uhl: Lesarten des Vernichtungskrieges, S. 281, in Heydt-Museum umbenennen zu wollen. Rietbergmuseums und aus Schweizer
Hannes Heer, Walter Manoschek, Alexander Pol- (Siehe Anlage) Wir müssen daher davon Sicht darstellen. Weiterhin wird es um die
lak, Ruth Wodak (Hg): Wie Geschichte gemacht ausgehen, dass diese Veranstaltung im Notwendigkeit und Möglichkeit von Pro-
wird. Zur Konstruktion von Erinnerungen an Von der Heydt Museum nicht gewünscht venienzforschung im Von der Heydt Mu-
Wehrmacht und zweiten Weltkrieg, Wien, 2003.
ist. Ausgangspunkt für unsere Veranstal- seum gehen.

: antifaschistische nachrichten 5-2004 9


: ausländer- und asylpolitik
Der zweite Schwerpunkt ist die ge-
schichtspolitische Thematisierung des
Namensgebers und Stifters des Museums
Eduard von der Heydt. Bereits im vorletz- Prozess um Aamir legen. Nach Ansicht des Förderverein
ten Jahr wurde von DemonstrantInnen an- Ageebs Tod Roma, des Kölner Flüchtlingsrates und
lässlich des 100-jährigen Museumsjubi- nach Prüfung durch Rechtsanwälte ist
läums auf die Tatsache hingewiesen, dass Frankfurt. Nach der Vernehmung wei- diese Aufforderung unzulässig und ver-
Eduard von der Heydt das Spionagenetz terer zehn Zeugen ergibt sich am Ende stößt elementar gegen grundsätzliche
der Wehrmacht über seine Konten in der der 2. Prozesswoche folgendes Bild: Persönlichkeits- und Datenschutzrechte.
Schweiz mit Devisen versorgt und Raub- ● Die meisten der geladenen Zeugen, ob In der Beratung von Roma-Flüchtlingen
gold und -geld für das Naziregime umge- Beamte des Bundesgrenzschutzes oder ist immer wieder festzustellen, dass die
tauscht und verwaltet hat. Um ins Ge- der Kripo Erding, ob Flugpassagiere Geburt von Kindern nicht beurkundet
schäft mit nationalsozialistisch orientier- oder Bedienstete der Lufthansa können wird. Soweit ein Kind im Krankenhaus
ten Wirtschaftskreisen und später mit den sich an wesentliche Sachverhalte nicht zur Welt kommt, liegen lediglich Ge-
Größen des NS-Regimes zu kommen, mehr erinnern. Es zeigt sich, dass die burtsanzeigen vor. Vielfach werden Kin-
griff von der Heydt in seiner Korrespon- lange Zeitdauer vom Tatzeitpunkt bis zur der im Ausland und/oder in Familien ge-
denz vielfach zu antisemitischem Vokabu- Eröffnung der Hauptverhandlung die Re- boren, ohne dass es zu einer Registrie-
lar und suchte ab 1926 Anschluss an konstruktion der Geschehensabläufe ex- rung kommt. In der Vergangenheit wur-
rechtsradikale Kreise. Auf die inhaltlich trem schwierig macht. Darin hat sich die den solche Hausgeburten durch notariell
begründete Forderung nach Umbenen- im Vorfeld geäußerte Kritik an der Ver- beurkundete Dokumente bestätigt und
nung des Museums reagierte die Mu- zögerung bestätigt. seitens der Behörden auch akzeptiert.
seumsdirektorin Sabine Fehlemann in ● Die Pannenserie deutscher Polizeibe- Der Förderverein Roma wird im Zuge
völlig unangemessener Weise. Sie erstat- hörden hat sich auf dem Münchener der rechtsanwaltschaftlichen Prüfung ei-
tete im Namen der Stadt Wuppertal An- Flughafen nach der Landung der Luft- nes Einzelfalles alle notwendigen Schrit-
zeige wegen schwerem Hausfriedens- hansamaschine mit dem toten Aamir te einleiten, um die Belange der betroffe-
bruch und versuchter Verhinderung einer Ageeb an Bord offensichtlich fortgesetzt. nen Personen zu sichern.
Versammlung. Mit solch hilflosen Mit- Wer davon ausgeht, die Standards krimi- Förderverein Roma, 1.3.04 ■
teln kann das „Von der Heydt Museum“ nalpolizeilicher Spurensicherung seien
das Thema nicht „loswerden“. hierzulande von deutscher Gründlich- Ümit Abay: Opfer der
Wir wollen jetzt eine öffentliche De- keit, den lassen die widersprüchlichen
batte um die Person des Wuppertaler Eh- Zeugenaussagen des Teams der Kripo deutschen Asylpolitik
renbürgers und Museums-Stifters ansto- Erding ratlos. Köln. Aus Furcht vor Abschiebung in die
ßen, nach dem sogar der wichtigste Kul- ● Ob jemals alle im Fall Aamir Ageeb Türkei und aus Protest gegen die deutsche
turpreis der Stadt Wuppertal benannt ist. vom BGS verwendeten Fesselungsmittel Asylpolitik, setzte sich der 23-jährige
Für diese notwendigen Debatten haben und mögliche sonstige Tatwerkzeuge zu Ümit Abay am 18. Februar in Köln selbst
wir das Von der Heydt Museum für den den Asservaten gelangt sind, ist nach den in Brand. Trotz Bemühungen der Ärzte,
9. März 2004 angemietet. Und wir gehen Aussagen der Erdinger Beamten höchst sein Leben zu retten, ist der 23-Jährige am
davon aus, dass sich in Wuppertal ein unklar. Auch ihre Aussagen sind von gro- Abend des 28. Februar verstorben. Auf
würdiger Raum findet, um diese Debatte ßen Erinnerungslücken geprägt. Wunsch der Familie soll er in Dersim bei-
führen zu können.“ ● Bedrückend an den Aussagen einer gesetzt werden. Ümit Abay hatte im Okt-
Für die Veranstalter: Stephan Stracke Lufthansapassagierin, die in Ageebs un- ober 2003 in Braunschweig einen Asylan-
Für Rückfragen: 0178/ 5310941 ■ mittelbarer Nähe saß, ist nicht nur ihre trag gestellt und wurde danach in eine
Schilderung eines lauten Schreis des Op- Stadt in Ostdeutschland verteilt. Dort leb-
Der Baron Eduard von der fers und der sich über längere Zeit hin- te er in einer alten russischen Militärka-
Heydt und ziehenden Auseinandersetzung zwischen serne. Aus Angst vor Abschiebung und
„seine“ Sammlung den BGS-Beamten und Ageeb, sondern wegen der unmenschlichen Lebensum-
auch, dass sie es nicht für nötig hielt, we- stände in der Asylunterkunft, ist er zu sei-
Diskussionsveranstaltung über nigstens verbal einzuschreiten. Es ge- nen Verwandten nach Köln gegangen.
Raubkunst, Antisemitismus und nügte ihr, dass die BGS-Beamten wäh- Yusuf Dinc, der Onkel von Ümit Abay er-
Naziagentennetze rend ihres Vorgehens gegen Ageeb beru- klärte, dass sein Neffe das Asylheim wie
9. März 2004 „Von der Heydt“ Mu- higend auf die umsitzenden Passagiere ein halb offenes Gefängnis empfunden
seum Wuppertal ?????? 19:00 Uhr einredeten. Aamir Ageeb war in der hätte und dort psychisch krank geworden
Veranstaltung mit: Stunde seines Todes nicht nur von den sei. Der 1981 in Dersim (türkisch: Tunce-
● Detlef Bell, Historiker Wuppertal mit Gewalt auf ihn einwirkenden BGS- li) geborene Jugendliche war wegen sei-
● Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdi- Beamten umgeben, sondern von Men- ner politischen Aktivitäten für die linke
schen Kultusgemeinde Wuppertal schen, die jede nötige Hilfeleistung Organisation TIKB seit 1996 mehrere
● Lorenz Homberger, Vize-Direktor Riet- unterlassen oder „rechtzeitig“ wegge- Male festgenommen und misshandelt
berg-Museum Zürich schaut haben. Bernd Mesovic, Pro Asyl ■ worden. Das Staatssicherheitsgericht hat-
● Hajo Jahn, Journalist, Vorsitzender Else- te ihn zu einer Freiheitsstrafe von 4 Jahren
Lasker-Schüler Gesellschaft DNA-Analysen von Roma- verurteilt. Deshalb ist er nach Deutsch-
● Stephan Stracke , Historiker Wuppertal land geflüchtet. Die Familie von Ümit
● Katja Terlau, Historikerin und Prove-
Familien gefordert Abay fordert alle fortschrittlichen Men-
nienzforscherin (angefragt) Frankfurt. Dem Förderverein Roma schen dazu auf, gegen die herrschende
● Moderation: Prof. Heinz Sünker, Bergi- liegen Schreiben der Ausländerbehörde „unmenschliche und erniedrigende Poli-
sche Universität Wuppertal Frankfurt am Main vor, in denen Perso- tik“ zu protestieren. Seit 1993 haben sich
VeranstalterInnen: AK Angreifbare Traditionspfle- nen im Rahmen der Prüfung des weite- 493 Menschen aus Furcht vor Abschie-
ge, Verein zur Erforschung der Sozialen Bewe- ren Aufenthaltes und unter Hinweis auf bung oder aus Protest selbst verletzt oder
gungen im Wuppertal e.V., Antifaschismusreferat die Mitwirkungspflicht aufgefordert versucht sich zu töten. Mit Ümit Abay
Bergische Universität Wuppertal, Initiative für ein werden, DNA-Analysen zwecks Nach- gibt es ein weiteres Opfer dieser Politik.
Jankel Adler Museum, PDS Wuppertal
weis von Mutter- oder Vaterschaft vorzu- Azadi e.V., Köln ■

10 : antifaschistische nachrichten 5-2004


Im Dezember letzten Jahres
fand zum Thema „Arbeit ist
Menschenrecht für alle - Konse-
„Integration heißt
quenzen für die Gewerkschaften“
eine Fachtagung des DGB-Bildungs-
werkes in Düsseldorf statt. Wir doku-
Beharren auf Gleichheit“
mentieren Auszüge aus der Rede von klauen die? Weil man ihre Familien 16 mer, die ausgebeutet werden oder Be-
Dr. Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Jahre lang in ein Getto an den Rand der schäftigte in den Minijobs – häufig Mi-
Vorsitzender der DGB-Region Köln-Le- Stadt gedrängt hat. Das ist so und darüber grantinnen und Migranten – sie alle erle-
verkusen-Erft-Berg, der sich mit der wurde nicht nachgedacht. Wenn aber jetzt ben jeden Tag die grausige Kehrseite des
Stellung der Migranten im Arbeitspro- einigen Kölnern das Portmonee geklaut Satzes: Jede Arbeit ist besser als keine
zess beschäftigte. wird regt sich alles darüber auf und die Arbeit. Die Gewerkschaften kämpfen an
SPD fordert, die Kinder in Heimen unter- der Stelle zum Teil wie Sisyphus dagegen
Derzeit müssen wir uns in Deutschland zubringen. Ich finde es auch nicht gut, an. Wir haben versucht, mit dem Entsen-
gegen ein schier unerträgliches Reform- wenn man klaut. Und ich finde es auch degesetz Linien einzuziehen, damit der
gesäusel wehren. Aus allen Ecken und nicht gut, wenn Eltern ihre Kinder zum ortsübliche Lohn gezahlt wird. Wir drän-
Kanten tönt es: Reformen, Reformen, Klauen erziehen. Es wird aber nicht die gen auf umfangreiche Kontrollen. Wir
Reformen. Wenn man nachfragt, erfährt Frage gestellt, warum das so ist. Niemand drängen auf Verfolgung von Menschen-
man, dass Reformen offensichtlich eine fragt nach sozialer Diskriminierung und händlern. Aber wir wissen auch: Solange
sadomasochistische Veranstaltung sind. sozialer Ungleichheit. die ausländerrechtlichen Bestimmungen
... Der Geschäftsführer der Kölner In- so sind, dass es immer
dustrie- und Handelskammer hat einmal noch viele AusländerIn-
zu mir gesagt: Ein ordentlicher Ge- nen gibt, die einen unsi-
schäftsführer der Industrie- und Handels- cheren Rechtsstatus ha-
kammer ist für die radikale Privatisie- ben oder illegal hier le-
rung. Meine Antwort: Ein ordentlicher ben – solange gibt es
DGB-Vorsitzender ist dagegen. Das hat immer wieder Men-
er akzeptiert. Es geht also um ein Behar- schen, die gezwungen
ren auf den Interessen von Arbeitnehme- werden können, diese
rinnen und Arbeitnehmern, ein Beharren Drecksarbeiten zu ma-
auf der Menschenwürde der Arbeit. Von chen. Dazu gehören na-
daher ausgehend müssen wir politikfähig türlich auch die moder-
sein und auch Politik machen. Ich will nen Sklavenhändler.
dies zuspitzen auf die Frage von Migra- Wir können noch so vie-
tion und Integration. Der entscheidende le Entsendegesetze oder
Punkt: ist die Tatsache: Deutschland ist Tariftreuegesetze ma-
ein Einwanderungsland, ein Land, in das chen – solange die Ge-
eingewandert wurde und wird. Von daher sellschaft es hinnimmt,
gehört die Frage der Integration in den dass in diesen Berei-
Mittelpunkt der Gesellschaft und ist kei- chen solche Bedingun-
ne Randfrage für Spezialisten. Und: Inte- gen herrschen, solange
gration heißt nicht Assimilation. Integra- Deswegen bedeutet für mich Integra- Menschen gezwungen werden, diese Ar-
tion heißt für mich Beharren auf Gleich- tion, Beharren auf Gleichheit, auf Anti- beit zu leisten. weil sie sonst an den Ran-
heit und nicht Proklamieren von Chan- diskriminierung und vor allen Dingen auf de der Existenz gedrückt werden, solange
cengerechtigkeit, wie von Frau Merkel gleichen Arbeits- und Lebensbedingun- werden wir ein wenig gegen Windmüh-
und Herrn Clement getan wird. Es geht gen. Das ist die wesentliche Aufgabe der lenflügel kämpfen. Die Gewerkschaften
um ein Beharren auf gleiche Arbeits- und Gewerkschaften. Wenn wir sagen: Arbeit versuchen dafür zu sorgen, dass diese Be-
Lebensbedingungen, auf gleiche Wohn- ist Menschenrecht, dann reden wir über reiche ausgetrocknet werden und die
bedingungen, auf Aufhebung von Diskri- Integration, und zwar Integration in die Menschen, die dort arbeiten, eine men-
minierung. Hierbei muss auch die Frage Arbeitwelt einer wissensbasierten Indus- schenwürdige Arbeit bekommen.
von Verteilungsgerechtigkeit neu disku- trie- und Dienstleistungsökonomie. Die Man kann sagen, die Gewerkschaften
tiert werden. Chancen in der heutigen Arbeitswelt hän- haben die Schlacht schon verloren. Der-
Integration hat viele Dimensionen. gen ab von Qualifizierung – dies unab- zeit breitet sich ein von vielen so hoch
Derzeit erregt die Menschen die Frage hängig davon, dass Arbeitslosigkeit jeden gelobte Niedriglohnsektor aus. Konkret
nach dem Kopftuch von Erzieherinnen treffen kann. Generell aber gilt: Chancen, werden vollwertige Arbeitsplätze in Mi-
und Lehrerinnen. Die Menschen interes- Aufstieg, Verdienst hängen ab von der nijobs aufgeteilt. Damit werden viele
siert es aber nicht, dass immer noch viele Ausbildung für eine qualifizierte Arbeit Menschen gezwungen, in unwürdigen
junge Menschen mit Migrationshinter- mit Zukunft. Das ist die Form von Inte- Verhältnissen hart zu arbeiten. Ein Bei-
grund nur einen Hauptschulabschluss be- gration, die ich mir vorstelle. spiel: Wer keinen Tarifvertrag hat, arbei-
kommen. Es interessiert die meisten auch Es gibt ja auch eine ganz andere Form tet viel und bekommt 400 Euro im Mo-
nicht, dass Jugendliche mit Migrations- von Integration, von der gerade Migran- nat. Die Beschränkung auf 15 Stunden
hintergrund schlechte Chancen auf eine tinnen und Migranten betroffen sind. die Woche ist aufgehoben, jetzt kann die
Ausbildung haben oder, dass ihre Ar- Wenn sich heute Wolfgang Clement und zulässige Arbeitszeit von 48 Stunden pro
beitslosigkeit höher ist. Darüber gibt es andere hinstellen und sagen: Jede Arbeit Woche ausgeschöpft werden. Das macht
keine öffentliche Erregung, wohl aber ist besser als keine, dann reden sie zu ei- im Monat 192 Stunden, bezogen auf 400
über ein Kopftuch. Ein anderes Beispiel nem großen Teil über die Arbeitsbedin- Euro kann man heute für einen Stunden-
aus Köln. Derzeit kann einem in der gungen von Migrantinnen und Migran- lohn von 2,10 Euro in Deutschland legal
Innenstadt leicht das Portmonee abhan- ten. arbeiten. Soweit sind wir schon.
den kommen – und zwar deshalb, weil so Diejenigen, die illegal auf einem grau- Dennoch versuchen wir, die Öffent-
genannte Klaukinder klauen. Warum en Markt arbeiten, entsandte Arbeitneh- lichkeit davon zu überzeugen, dass auch

: antifaschistische nachrichten 5-2004 11


Minijobber Rechte haben. Es gelten Ta- Prozent der AusländerInnen. Als Un- zahlt werden, dann sind das dieselben
rifverträge und die daraus abgeleiteten oder Angelernte arbeiten 15,7 Prozent der Viertel.
Ansprüche in Bezug auf Arbeitszeit oder Deutschen und 32 Prozent der Menschen Wir brauchen dort eine positive Diskri-
Urlaubsansprüche. Ich ahne die Reaktio- mit Migrationshintergrund. Mit Blick auf minierung. Wir brauchen Geld und Per-
nen schon voraus: Die wollen wieder al- die einzelnen Berufe bestätigt sich das sonal für die Kindertagesstätten, denn
les regulieren. Ja, wir wollen regulieren, Bild. Bei den Hiifspflegern im Kranken- dort findet der Erwerb von Sprachkom-
wir wollen kollektive Sicherungssyste- haus, bei Köchen, Gärtnern oder Hilfsar- petenz und die Integration zu allererst
me, um die Menschenwürde zu sichern. beitern ist der Anteil der Migrantinnen statt. Wir brauchen Geld und Personal für
Da sind wir Traditionalisten. Wir müssen und Migranten hoch, bei den Wirtschafts- die Grundschulen, für bilinguale Grund-
aber auch sagen, warum wir da Traditio- und Unternehmensberatern, Steuerbera- schulen, damit sowohl die Mutter- als
nalisten sind. Die Rechte, die noch da tern, mittleren Angestelltengruppen äu- auch die deutsche Sprache richtig gelernt
sind, müssen wir verteidigen und uns da- ßerst niedrig. Bei Facharbeitern liegen werden. Wenn diese Viertel weiter ver-
bei stärker den Beschäftigten mit Nie- beide Gruppen bei etwa 25 Prozent. nachlässigt werden, können wir oben
driglöhnen zuwenden. Das sage ich auch Wir können also in einer Großstadt wie noch so viele Förderungsprogramme auf-
sehr selbstkritisch. Denn wir haben im- Köln ganz konkret sehen, wie Diskrimi- legen. In den Großstädten muss eine
mer nur gefordert, Niedriglöhne zu ver- nierung auf dem Arbeitsmarkt funktio- Kehrtwende stattfinden, das heißt: wir
bieten. Das war Verlautbarungsfürsorge. niert. Da gibt es natürlich das Argument, müssen Gleichheit und das Menschen-
Denn wenn man Verbote fordert, küm- die Betroffenen seien selber schuld daran. recht auf Bildung durchsetzen.
mert man sich nicht um die Leute. Wir Das ist falsch. Es gibt eine interessante ... Ein letzter Punkt zum Thema Men-
haben uns zu wenig gekümmert. Statistik des Kölner Jobcenters, das ist schenwürde, Wir müssen kritisch fragen:
Wenn man nicht will, dass die Erdbeer- die Einrichtung des Sozialamtes der Stadt Was tun wir als Gewerkschaften für Anti-
pflücker ausgebeutet werden, haben Ge- Köln, das Langzeitarbeitslose und er- diskriminierung in den Betrieben? Als die
werkschaften in den USA gesagt, dann werbsfähige Sozialhilfeempfänger be- ersten Zuwanderer kamen, haben wir
muss man eine Erdbeerpflücker-Gewerk- treut. Von denen, die dahin kommen sind durchgesetzt, dass es eine arbeits- und so-
schaft gründen. 35 Prozent Menschen mit ausländischem zialrechtliche Gleichstellung gibt. Das
Die deutschen Gewerkschaften stehen Pass. Von denen, die in den ersten Ar- haben wir auch aus Eigeninteresse heraus
jetzt an einem Scheidepunkt. Wir mer- beitsmarkt vermittelt werden sind 38 Pro- gemacht. Wir wussten: Wenn Zuwande-
ken, dass in der Krise die Arbeitsbedin- zent AusländerInnen. Dies gelingt vor al- rer nicht gleich bezahlt werden, entsteht
gungen und Einkommen verschlechtert lem mit Hilfe von Sprachkursen. Wenn eine industrielle Reservearmee und
werden können. Deswegen müssen wir in ich Sprachhemmnisse überwinde, kann drückt die Löhne nach unten und provo-
diesem Bereich stärker organisieren und ich etwas erreichen. ziert erhebliche Konflikte. Die Gleich-
dürfen uns nicht nur, auch wenn dies Diskriminierung und Ausgrenzung stellung lag natürlich auch im Interesse
auch notwendig ist, auf unsere Kerntrup- sind kein Schicksal. Man muss Türen öff- der KollegInnen, die zu uns kamen. Ein
pen verlassen. Wenn ein Anruf aus einem nen und Hemmnisse überwinden. Ein solches gemeinsames Interesse ist immer
großen Betrieb mit entsprechendem Ein- Hemmnis ist eben in Köln die mangelnde gut, wenn man etwas durchsetzen will.
fluss kommt, ist ein Gewerkschaftssekre- Sprachkompetenz vor allem von Zuwan- Neben der formalen Gleichstellung ist
tär sehr schnell vor Ort, nicht aber, wenn derern aus Russland.Wir fordern deshalb, aber wenig passiert. Die im Schnitt
es um 30, 40 oder auch 60 Minijobber dass in den gesamten Prozess der Arbeits- schlechtere berufliche Qualifizierung der
geht. Das muss man selbstkritisch sagen. marktreform Hilfestellungen für Migran- Beschäftigten mit Migrationshintergrund
Ein großes Problem ist nach wie vor tinnen und Migranten erhalten und ausge- ist ein Beleg dafür. Ich weiß, dass es eine
die hohe Arbeitslosigkeit unter Migran- baut werden. Der Schlüssel zu einer bes- Reihe von Betriebsvereinbarungen zum
tinnen und Migranten. Wenn ich sage, seren Teilhabe, zu mehr Gleichheit ist Thema Antidiskriminierung gibt und dass
wir wollen keine Arbeit unabhängig von Bildung und Qualifizierung. Hier ist es viele Kolleginnen und Kollegen sich per-
den Bedingungen unter denen sie stattfin- eine fatale Folge der Pisa-Diskussion, sönlich stark engagieren und das Thema
det, heißt das, dass wir gerade für Mi- dass wir die Aufhebung des dreigliederi- in der Betriebsratsarbeit verankern. Diese
grantinnen und Migranten für gute Arbeit gen Schulsystems nicht mehr diskutiert guten Ansätze müssen aus meiner Sicht
kämpfen und uns darum bemühen, dass haben. Ich habe das in der Kölner SPD verstärkt werden. ...
sie qualifizierte Arbeit bekommen. Eini- versucht zu machen. Das wurde mit dem Wir müssen auch über die Migrations-
ge konkrete Zahlen zur Situation in Köln: Argument weggewischt, dies sei die Dis- kultur in den Gewerkschaften nachden-
Der Anteil der erwerbsfähigen ausländi- kussion von vorgestern. Ich halte den- ken. Es ist wichtig, dass es das Projekt
schen Wohnbevölkerung zwischen 15 noch die Aufhebung der Trennung von Migration & Qualifizierung gibt. Es ist
und 65 Jahren lag im Jahre 2002 bei 20,8 Hauptschule, Realschule und Gymna- auch richtig, dass es entsprechende Refe-
Prozent. Ihr Anteil an den sozialversiche- sium und die Schaffung eines integrierten rate oder Abteilungen in den Gewerk-
rungspflichtigen Beschäftigten in Köln Schulsystems für notwendig, um mit Di- schaften gibt, die Migrationsfragen sach-
lag nur bei 11,5 Prozent. Also deutlich versifizierung umgehen zu können. Da- und fachkundig bearbeiten können. Eine
niedriger. Die Arbeitslosenquote in Köln bei geht es nicht um Gleichmacherei, Gefahr besteht aber darin, dass dieses
beträgt 11,7 Prozent, unter den Auslän- wohl aber um Gleichheit. Warum schafft Thema dorthin verlagert wird. Deswegen
derInnen 23,6 Prozent. man dieses Bildungssystem aus dem 19. ist für mich in Köln wichtig, dass wir die-
Verteilt auf die Qualifikationsstufen Jahrhundert nicht ab? Wenn ich mir den se Frage aus der Migrationskommission
der sozialversicherungspflichtig Beschäf- Schulentwicklungsplan für die Stadt und den Migrationsreferaten herausho-
tigten haben in Köln 13,7 Prozent der Köln angucke, stelle ich fest, dass in den len. Für die Zukunft der deutschen Ge-
Deutschen und 6,2 Prozent der Auslän- Vierteln, in denen viele sozial schwache werkschaften und für die Zukunft des Zu-
derInnen eine Arbeit, die einen Hoch- Familien leben – darunter ein hohes Maß sammenlebens in der deutschen Gesell-
schul-, Fachhochschul- oder ähnlichen an Migrantinnen und Migranten –‚ die schaft ist es wichtig, dass wir gemeinsam
Abschluss verlangt. Eine Tätigkeit mit Übergangsquoten in die höhere Schulbil- auf gleiche Menschenwürde, auf Integra-
beruflichem Abschluss üben 55 Prozent dung gering sind. Dazu brauche ich keine tion, auf Partizipation und Demokratie
der Deutschen aus, bei Menschen mit Mi- Pisa-Studie, sondern muss nur eine Sta- beharren.
grationshintergrund liegt der Wert bei 30 tistik aufschlagen. Und wenn ich mir Dr. Wolfgang Uellenberg-Van Dawen
Prozent. Ohne beruflichen Abschluss ar- dann ansehe, wo die Klassen am größten DGB-Region Köln-Leverkusen-Erft-Berg,
beiten 15 Prozent der Deutschen und 30,8 sind, wo die Lehrer am niedrigsten be- http;//www.DGB-Region-Koeln.de ■

12 : antifaschistische nachrichten 5-2004


Kopftuch-Verbotsgesetz
Frankreich:
definitiv verabschiedet
Nachdem das Thema zwei bis sischen Départements und im Mosel-Dé- misstrauisch gegenüber allen etatistischen
drei Monate lang die innenpoliti- partement fest. Auch diese Sonderstellung, Vorstellungen, die in ihren Augen das ge-
sche Debatte dominiert und fast außerhalb des französischen offiziellen sellschaftliche Leben zu sehr regulieren.
alle anderen Themen völlig überlagert Laizismus, wird durch das neue Gesetz lei- Ihnen schwebt eher eine Regelung wie in
hatte, ist es jetzt soweit: Das Gesetz zur der mitnichten angetastet. den USA vor, wo alle Religionsgruppen
„Neudefinition des staatlichen Lai- sich weitgehend frei betätigen können, so-
zismus“, dessen realer Hauptgegen- Spaltungslinien quer durch die fern sie die staatliche Ordnung nicht be-
stand das Verbot von Kopftüchern in politischen Parteien drohen. In einem Gastbeitrag für Le Mon-
öffentlichen Schulen bildet, wurde vom de übte Madelin Anfang Februar 2004 de-
Das neue Gesetz wurde nunmehr am Mitt-
französischen Parlament definitiv ver- zidierte Kritik an dem neuen Gesetz. Auch
woch, 3. März, auch vom Senat, dem
abschiedet. Nunmehr wird abzuwar- er votierte in der Abstimmung der Natio-
„Oberhaus“ des französischen Parlaments,
ten bleiben, wie es sich real auf die Ge- nalversammlung mit „Nein“.
angenommen. Die Abstimmung im
sellschaft auswirken wird. Gespalten war auch die Linke (diesseits
„Unterhaus“, also der Nationalversamm-
lung, hatte am 10. Februar dieses Jahres der Sozialdemokratie, die dem Gesetz fast
Ab dem Schuljahr 2004/05 werden die stattgefunden. Damit ist die Gesetzesvorla- geschlossen zustimmte). Doch überwog
neuen Spielregeln, die u.a. den Schulaus- ge definitiv angenommen, da beide Parla- bei der KP, bei den Grünen und der trotz-
schluss Kopftuch tragender Mädchen er- mentskammern sich einig waren, d.h. weil kistisch-undogmatischen LCR die Ableh-
möglichen, in den Unterrichtsräumen aller der Senat keine Änderungsanträge einge- nung der Regierungsvorlage. Dagegen be-
staatlichen Bildungseinrichtungen (mit bracht hat. Wäre dies der Fall gewesen, fürwortete die traditionalistisch-klassen-
Ausnahme von Universitäten) Anwendung dann hätte eine erneute Abstimmung (nach kämpferische Partei Lutte Ouvrière (LO,
finden. Da das Gesetz seinen Geltungsbe- Einschaltung eines Vermittlungsausschus- Arbeiterkampf) grundsätzlich Verbots-
reich selbst definiert, wird es auch auf die ses) stattfinden müssen, wobei im Kon- maßnahmen für Kopftücher an staatlichen
französischen Ex- oder Quasi-Kolonien fliktfall die Nationalversammlung das letz- Schulen.
mit hohem Bevölkerungsanteil von Mos- te Wort gehabt hätte. Die Annahme erfolg- Von 22 KP-Abgeordneten in der Pariser
lems angewendet werden. Dazu zählen La te mit überwältigender Mehrheit: In der Nationalversammlung stimmten letztend-
Réunion (in der Nähe von Madagaskar), Nationalversammlung stimmten 494 Ab- lich 7 für das Verbotsgesetz. 14 stimmten
und vor allem die Insel Mayotte, die eben- geordnete dafür, 36 enthielten sich der dagegen (darunter Parteichefin Marie-Ge-
falls im Indischen Ozean liegt und zum Stimme, 31 votierten dagegen. In der Se- orge Buffet und der Fraktionsvorsitzende
Komoren-Archipel gehört. Mayotte bei- natsabstimmung erfolgte die Annahme mit Alain Bocquet). Und der „orthodoxe“
spielsweise weist eine zu über 97 Prozent 276 zu 20 Stimmen (bei rund 20 Enthal- kommunistische Abgeordnete Georges
moslemische Bevölkerung auf, die aber tungen). Denn die beiden wichtigsten Hage verweigerte seine Teilnahme an der
gleichzeitig auch afrikanische animistische staatstragenden Parteien, die konservative Abstimmung; er wandelte zugleich de-
Praktiken beibehalten hat. Daher kann man UMP und die Sozialdemokratie, hatten monstrativ durch die Reihen des Parla-
eine solche Ausdehnung des Verbotsgeset- sich zuvor in der bis dahin wichtigsten ments, in Begleitung einer Kopftuch tra-
zes auf Gebiete mit ganz anderen histori- innenpolitischen Streitfrage geeinigt. Auch genden jungen Frau aus einem Protestkol-
schen und gesellschaftlichen Vorausset- innerhalb der regierenden bürgerlichen lektiv in seiner Heimatstadt Lille. Auch im
zungen, als sie in der französischen „Me- Rechten kam es im Vorfeld der Abstim- Senat spaltete sich die KP-Fraktion anläss-
tropole“ vorhanden sind, für höchst pro- mung vom 10. Februar 2004 zu Kontrover- lich der Abstammung vom 3. März zu die-
blematisch halten. Zumal gleichzeitig reli- sen. Für die UMP-Abgeordneten hatte ihr ser Frage in zwei Hälften. 8 KP-Senatoren
gionspolitische Privilegien auf dem euro- Vorsitzender Jacques Barrot in dieser Frak- stimmten für die Vorlage, 13 stimmten da-
päischen Staatsgebiet Frankreichs aufrecht tion die Fraktionsdisziplin aufgehoben. gegen und zwei nahmen nicht an der Ab-
erhalten bleiben, die wohl ihrerseits besser Deswegen konnten auch einige Konserva- stimmung teil. Bei den Grünen, die derzeit
abgeschafft würden. tive und Liberale ihre abweichenden Posi- nur drei Abgeordnete in der Nationalver-
Da ist, erstens, der Status der katholi- tionen zum Ausdruck bringen. sammlung und eine Vertreterin im Senat
schen Privatschulen; auf sie werden die Insbesondere Christdemokraten und haben, stimmten in der Nationalversamm-
staatlichen laizistischen Spielregeln auch Wirtschaftsliberale stimmten gegen den lung zwei gegen die Vorlage.
weiterhin keine Anwendung finden, und in Entwurf oder enthielten sich zumindest der Die Lehrergewerkschaften zeigen sich
den Privatschulen werden weder Kreuze Stimme. Bei den Einen herrschte die Be- von dem Ei, das man ihnen da ins Nest ge-
noch Kopftücher verboten werden. Die ka- fürchtung, ein neues Gesetz zum Lai- legt hat, nicht unbedingt angetan; zumal
tholischen Privatschulen, in denen rund 20 zismus werde auch den Einfluss der christ- ihren Mitgliedern jetzt die Anwendung vor
Prozent der französischen SchülerInnen lichen Kirchen auf den sozialen Alltag Ort aufgehalst wird, die oft schwierig und
eingeschrieben sind, bilden heute eine Art noch stärker zurückdrängen, als das ohne- konfliktträchtig sein wird – ab wann han-
Elitezweig des gesamten Bildungswesens, hin der Fall ist. Das erklärt die Enthaltung delt es sich um ein „auffälliges“, und des-
da sie von den Problemen des öffentlichen in einem Großteil der christdemokrati- wegen verbotenes, religiöses Symbol?
Schulwesens (mangelnde Finanzierung der schen UDF-Fraktion in der Nationalver- Die größte Lehrergewerkschaft FSU
Bildung, Hereinschwappen sozialer Pro- sammlung, aber auch die Gegenstimme war daher ihrerseits sehr gespalten. Ihr
bleme aus der Gesellschaft, Gewaltphäno- der ultrakatholischen Abgeordneten Chris- Kongress, der im Februar 2004 in Perpig-
mene...) weit weniger betroffen sind. Und tine Boutin – das ist die, die 1998 die Bibel nan stattfand, lehnte mehrheitlich die Ge-
da ist, zweitens, auch der Status der Dépar- im Parlament schwenkte, um gegen den setzesvorlage explizit ab. Innerhalb der
tements im Elsass und in Nord-Lothringen PACS, eine eingetragene Lebensgemein- FSU aber ist die größte Einzelgewerk-
(Moselle). Diese Départements haben, schaft für Homosexuelle, zu agitieren. Im schaft, der SNES-FSU (die Gewerkschaft
nachdem sie zwischen 1871 und 1918 zum Senat spaltete sich die UDF-nahe Fraktion der Mittelstufen- und Oberstufen-Lehre-
damaligen Deutschen Reich gehören (also (Union centriste) in zwei Teile, wobei die rInnen) eher für ein Verbot, da ein Anstei-
während der Zeit, in der in Frankreich mit eine Hälfte mit 14 Stimmen für die Geset- gen kommunitaristischer Phänomene be-
dem Gesetz von 1905 Staat und Kirche ge- zesvorlage votierte, und die andere Hälfte klagt wird. Dagegen ist die Bildungsge-
trennt wurden) nach ihrer Rückkehr zu sich mit 14 Parlamentariern der Stimme werkschaft der sozialliberal-regierungs-
Frankreich das Konkordat mit der Kirche enthielt und zwei Gegenstimmen abgab. freundlichen CFDT, der SGEN-CFDT,
beibehalten. Ein Gesetz von 1924 schreibt Wirtschaftsliberale in den Reihen der klar für ein Verbotsgesetz, wie die Regie-
die Fortwirkung der bisherigen deutschen UMP, wie der ehemalige Präsidentschafts- rung es vorschlug.
Kirchengesetzgebung in den beiden elsäs- kandidat Alain Madelin, sind ihrerseits Bernhard Schmid, Paris ■

: antifaschistische nachrichten 5-2004 13


: neuerscheinungen, ankündigungen
blik. Neben ideologischen und gung vehe-
personellen Überschneidungen ment begrüßt
war der AV direkt an der Fi- hatte. Der
„Gedenke, daß Du Innenpolitisch richtete man nanzierung der NSDAP wie NSDAP war
ein Deutscher bist!“ sich v.a. gegen Juden und na- auch ihres Vorläufers DAP und jede Art von
tionale Minderheiten. Der AV diverser anderer ähnlich orien- Konkurrenz
Der „Alldeutsche Verband“ verlangte, polnischen Landbe- tierter Grüppchen beteiligt. unerwünscht,
(AV) ist weithin bekannt als sitz in Preußen zu enteignen Zwischen Claß und Hitler hat- zugleich
eine der einflussreichsten und Polen die politischen te es mehrfach direkte persön- suchte sie
„pressure groups“ eines völki- Rechte zu entziehen. In ihrem liche Kontakte gegeben. sich als sin-
schen Nationalismus und kolo- manichäischen Weltbild hatten Leider geht Hering nicht auf guläre Bewe-
nialen Imperialismus während Gegner ihrer Reichsvorstel- Versuche des AV ein, gezielt gung darzu-
des Kaiserreichs. Weniger be- lungen wie Demokraten, Sozi- Gruppen zu suchen, die eine stellen und
kannt ist hingegen sein unheil- alisten und sogar Zentrumsan- sozialistische Phraseologie mit bestritt ihre
voller Einfluss in der Weima- hänger keinen Platz. völkischem und antisemiti- historischen
rer Republik hinsichtlich der Während man im Kaiser- schem Gedankengut verban- Verbindun-
Verbreitung rassistischen und reich mit der Staatsform prin- den, um auf diese Weise die gen. Jede Sammlung einer
v.a. antisemitischen Gedan- zipiell einverstanden war und sozialistisch gesonnene Arbei- bürgerlich-konservativen Op-
kenguts und seines Wirkens nur die politische Ausrichtung terklasse zu spalten. Sehr gute position, und stehe sie noch so
für einen antidemokratischen in seinem Sinne zu beeinflus- Kontakte zum AV hatte die weit rechts, war der NSDAP
Führerstaat. Erst im „3. Reich“ sen versuchte, stellte sich die Thule-Gesellschaft, der baye- ein Dorn im Auge, und so er-
ließ sein Einfluss nach, gewis- Weimarer Republik dem AV rische Ableger des Germanen- folgte am 13.3.1939 die Auflö-
sermaßen fand er seine politi- völlig anders dar: Dieser Staat ordens. Zwei für die Frühge- sung des AV.
sche Erfüllung, und wurde da- wurde grundsätzlich abge- schichte der NSDAP bedeu- Rainer Hering verzichtet lei-
mit überflüssig. Das Wirken lehnt. Insbesondere war der tende Personen waren Mit- der weitgehend auf die außen-
des AV in diesen drei Perioden AV gegen ein gleiches Wahl- glied bei Thule, dem AV und politische Dimension der AV-
so unterschiedlicher politi- recht, denn die „Gleichheit der der NSDAP: der völkische Programmtik und seines Han-
scher Herrschaft analysiert zu Menschen kann nicht unser Verleger Julius Lehmann (er delns, da es hierzu bereits
haben, ist das Verdienst des Ziel sein“. Nur eine Elite sei war sogar im Geschäftsführen- zahlreiche Publikationen gebe.
Buches „Konstruierte Nation“ in der Lage, Staatsämter zu den Vorstand des AV) und der Dennoch schließt seine Ge-
von Rainer Hering. übernehmen und über die ein- Ingenieur Paul Tafel. Der Lei- samtdarstellung eine For-
1890 als Reaktion auf den zuschlagende Politik zu ent- ter der Thule-Gesellschaft, der schungslücke. Der NSDAP
Tausch Sansibars gegen Hel- scheiden, darauf sollte das zwielichtige Freiherr von Se- öffnete der AV die Türen zu
goland gegründet, entwickelte Wahlsystem zugeschnitten bottendorff, berichtet, Thule Kreisen, die ihr zunächst re-
sich der AV rasch zu einer die werden. Antisemitismus und habe bereits angefangen, serviert gegenüber gestanden
Öffentlichkeit wirksam beein- Revanchismus waren nun „Deutschtum und Sozia- hatten. Das Bündnis aus
flussenden Organisation, ob- Schwerpunkte alldeutschen lismus“ zu verknüpfen, als rechtsextremem Kleinbürger-
gleich er nicht über durch- Wirkens. Hitler noch nicht auf der Bild- tum, einst einflussreichen
schnittlich 20000 Mitglieder – Auch an Gründung und Er- fläche erschienen war. V.a. Schichten – wie Offizierskorps
vorwiegend Mittelständler starken der NSDAP hatte der Gottfried Feders Wirtschafts- und Junkertum – und wesent-
und Akademiker – hinaus AV Anteil. Dass seine ,essenti- kauderwelsch von der „Bre- lichen Kreisen des Großkapi-
kam. Ideologisch verknüpften als‘ in Übereinstimmung mit chung der Zinsknechtschaft“ tals, das Hitler an die Macht
die Alldeutschen einen extre- der NSDAP-Ideologie stan- mit seiner aberwitzigen Tren- hievte, ist u.a. mit Hilfe der
men Nationalismus mit Ras- den, braucht nicht eigens be- nung von gutem schaffenden Alldeutschen geschmiedet
sismus und Antisemitismus. tont zu werden. Weniger au- und schlechtem raffenden (jü- worden. F■
Hering: „Die verabsolutierte genscheinlich ist die Unter- dischen) Kapital, „ließen einen
Nation war zentrales Motiv stützung, die der AV der Plan reifen, der Sebottendorf Rainer Hering: Konstruierte
der Sakralisierung, sie war NSDAP vor allem in ihrer schon lange bewegte. Er woll- Nation. Der Alldeutsche
höchster Wert des mensch- schwierigen Gründungsphase te die Arbeiter gewinnen.“ Verband 1890 bis 1939,
lichen Lebens. Ethnisches leistete. Der vom AV wesent- (Sebottendorff: Bevor Hitler Hamburger Beiträge zur
Äquivalent zur Nation war das lich mitbetriebene „Unabhän- kam) Unter Anleitung des Sozial- und Zeitgeschichte,
Volk, beide wurden zu letzten gige Ausschuß für einen Deut- Thule-Kaders Karl Harrer kam hrsg. von der Forschungs-
Instanzen der Sinngebung und schen Frieden“ und die „Deut- es zur Gründung der „Deut- stelle für Zeitgeschichte in
Rechtfertigung.“ Außenpoli- sche Vaterlanspartei“ (DVLP) schen Arbeiterpartei“. Es stellt Hamburg, Darstellungen,
tisch vertrat der AV ein ag- können als „erste() Vorläufer() ein erhebliches Manko dar, Bd. 40, Hamburg 2003,
gressives Eroberungspro- der NSDAP“ gelten. Etliche dass Hering diese bedeutsame 600 S., 34,80 Euro.
gramm. Territoriale Forderun- Personen hatten sowohl in der Episode der NSDAP-Ge-
gen gegen die Nachbarländer DVLP als auch in der NSDAP schichte nicht berücksichtigt.
wollte man u.a. mit Hilfe Funktionen inne. Ohne dass es Die Bedeutung, die der AV Ausstellung „Am Roland
deutscher Minderheiten in die- sich unbedingt in der Mit- bei der Machtübertragung an hing ein Hakenkreuz“:
sen Ländern vorantreiben. Die gliedschaft in der NSDAP die NSDAP spielte, darf auch
Alldeutschen warben für die ausdrücken musste, wurde der nicht gering geschätzt werden. Großer Andrang er-
Durchsetzung eines umfan- AV zum Bindeglied verschie- Alfred Hugenberg, 1933 ein zwang Neuauflage
greichen überseeischen Kolo- dener reaktionärster politi- halbes Jahr lang Reichsminis-
nialreichs. Demgemäß be- scher Strömungen, v.a. zwi- ter für Wirtschaft, Ernährung Diese Nachricht macht Mut:
grüßte ihr Vorsitzender Hein- schen den erzkonservativen und Landwirtschaft, war einer Weil die Ausstellung „Am Ro-
rich Claß die Entfesselung des Honoratioren, die die Rechte der Gründer des AV. Während land hing ein Hakenkreuz –
1. Weltkriegs als „das größte des Kaiserreichs bestimmt des „3. Reichs“ spielte der AV Bremer Kinder und Jugendli-
Glück, das uns widerfahren hatten, und den jüngeren Völ- dann kaum noch eine Rolle, che in der Nazizeit“ im Herbst
konnte“. kischen der Weimarer Repu- obwohl er die Machtübertra- 2002 alle Erwartungen der

14 : antifaschistische nachrichten 5-2004


: ostritt
Veranstalter übertroffen hatte, wird sie zur- dem Führer oder den Staatssymbolen nicht
zeit wiederholt. Bis zum 28. März 2004 ist völlig entziehen. Schon die Erstklässler tru-
die Kollektion der Schulgeschichtlichen gen Hitler in ihrer Fibel mit nach Hause, „Dialog“ bedeutet
Sammlung Bremen in der Unteren Rath- wo er gleich auf dem ersten Blatt wie ein
aushalle zu sehen. Ermöglicht wurde sie guter Vater posiert.“ Aufwertung
durch Leihgaben von mehr als 250 Breme- Wie sehr die Nazis die Kinder und Ju- „Einen unmittelbaren Dialog zwi-
rinnen und Bremern: Im März 2000 war gendlichen zu manipulieren trachteten, schen der Regierung der Tschechi-
die Bevölkerung der Jahrgänge 1920 bis wird beispielhaft bei einem Blick auf den schen Republik und den gewählten
1940 gebeten worden, Erinnerungsstücke Spielzeugmarkt deutlich. Wenn „Mensch Repräsentanten der Sudetendeut-
aus ihrer Kindheit und Jugend im Zeichen ärgere dich nicht“ in „Der Mann muss hin- schen“ fordert die sudetendeutsche
des Hakenkreuzes bereit zu stellen. aus“ umbenannt oder das Brettspiel „Die Bundesversammlung in einer Ende
Bei der Erstauflage vor rund eineinhalb Reichsautobahnen im Großdeutschen Februar verabschiedeten Resolution.
Jahren hatten rund 15.000 Menschen die Reich“ entwickelt wurden, dann hatte das Die tatsächliche Bedeutung dieser
Ausstellung gesehen, und das innerhalb handfeste ideologische Hintergründe. Das Forderung ergibt sich erst aus dem
von nur vier Wochen. Zahlreiche Besucher Autobahnen-Spiel war in einer Variante er- Selbstverständnis der Sudetendeut-
mit Interesse an einer Führung wurden hältlich, bei der sich die Spieler auf einem schen Landsmannschaft. Die „sude-
aufgrund der überraschend großen Reso- Sternmarsch zu einem Reichsparteitag der tendeutsche Volksgruppe“, so lautet
nanz abgewiesen. Darunter waren auch NSDAP in Nürnberg aufmachen sollten. dieses Selbstverständnis, besteht seit
eine Reihe von Schüler- und Jugendgrup- Ausgerechnet die von Hans Porst arisierte ihrer Umsiedlung im „Exil“ fort. Or-
pen. Dass gerade sie letztlich ohne profes- Spielzeugfabrik der jüdischen Bürger Spear ganisiert ist sie in der Sudetendeut-
sionelle Begleitung durch die Ausstellung spezialisierte sich ab 1938/39 auf kriegs- schen Landsmannschaft (SL), deren
gehen mussten, ärgerte Dr. Ulla M. Nitsch hetzerische Spiele wie „Bomben auf Eng- Bundesvorstand als „Exilregierung
besonders. Es gab zur Wiederholung der land“ oder „U-Boote fahren gegen Eng- der sudetendeutschen Volksgruppe“
Ausstellung einen wichtigen Anstoß. land“. gilt. Dem entspricht der Modus für
Worüber sich die Leiterin der Schulge- Nach Kriegsbeginn trugen Spiele wie die Wahl des SL-Bundesvorstands.
schichtlichen Sammlung Bremen aller- „Feind hört mit“ zu einer passenden Stim- Er wird von der Bundesversamm-
dings freute: Viele Menschen seien mehr- mung in der Bevölkerung bei. Dieses Brett- lung bestimmt, dem höchsten Gre-
mals gekommen und hätten Angehörige spiel wollte Kinder und die mitspielenden mium der SL. Die Bundesversamm-
oder Freunde mitgebracht, mit denen leb- Eltern gegen das Hören von Feindsendern lung wiederum wird von den Mit-
haft diskutiert worden sei. Kommentar von einnehmen. Selbst das gute alte Schach gliedern der Landsmannschaft und
Dr. Nitsch: „Nur wenn wir Nachgeborenen avancierte ab 1940 zum „Wehrschach“. Die ihren „Heimatkreisen“ für vier Jahre
herausfinden, wie es den nationalsozialisti- braunen Machthaber verfügten, dass es an gewählt. Sie betrachtet sich als
schen Machthabern gelungen ist, die Kin- den Schulen und bei der Wehrmacht, bei „Exilparlament“ und tagt – so auch
der und Jugendlichen für sich zu gewinnen der Hitler-Jugend und dem Reichsarbeits- dieses Jahr – im Bayerischen Land-
und sie für ihre politischen Ziele verfügbar dienst gespielt werden sollte. tag, dem Parlamentsgebäude des
zu machen, können wir lernen, wo unsere Auch bei der Wiederholung von „Am Bundeslandes, das die Schirmherr-
Verantwortung in der Gegenwart liegt.“ Roland hing ein Hakenkreuz“ kommt das schaft über die im „Exil“ befindliche
Das Markenzeichen der Ausstellung ist Bremer Moks-Theater zum Zuge, das 2002 „sudetendeutsche Volksgruppe“
das Zusammenspiel von sachlich präsen- eigens für diese Ausstellung das kind- und übernommen hat.
tierten Objekten, Fotos und Dokumenten jugendgerechte Theaterstück „Hans und Im sudetendeutschen Selbstver-
aus Bremer Familien, informativen Textta- Grete“ entwickelt hatte. Darüber hinaus ständnis hat also Ende Februar das
feln, Theaterspiel und Zeitzeugen, die über wird die Ausstellung von einem völlig neu „Exilparlament der sudetendeut-
ihre Erfahrungen zu sprechen bereit sind. zusammengestellten Begleitprogramm um- schen Volksgruppe“ gefordert, dass
Die Ausstellung wird von der Erkenntnis rahmt. Sein Schwerpunkt sind Kinder und die Regierung der Tschechischen
geprägt, dass es vor der Beeinflussung des Jugendliche, die im Nationalsozialismus Republik in einen Dialog mit der su-
Nachwuchses durch die Gesinnungsfreun- verfolgt wurden, wie zum Beispiel Kinder detendeutschen „Exilregierung“ ein-
de Adolf Hitlers kaum ein Entrinnen gab. aus Zwangsarbeiterlagern, deportierte jüdi- tritt. Um einen solchen Dialog zu er-
Dazu Ulla M. Nitsch: „Selbst Familien, die sche Mädchen und Jungen sowie eine jun- leichtern, hat die sudetendeutsche
den Nazis ablehnend gegenüber standen, ge Widerstandskämpferin. „Exilregierung“ im vergangenen
konnten sich in den eigenen vier Wänden Thomas Klaus ■ Jahr ein Büro in der tschechischen
Hauptstadt eröffnet, das vom sude-
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
tendeutschen „Exilministerpräsiden-
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. ten“ Bernd Posselt als „Botschaft der
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de sudetendeutschen Volksgruppe“ in
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach der Tschechischen Republik be-
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, zeichnet wird.
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach,
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Neben anderen Aspekten brächte
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. ein Dialog zwischen den Regierun-
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. gen der Tschechischen Republik und
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind der „sudetendeutschen Volksgruppe
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. im Exil“ vor allem Eines: Die Aner-
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- kennung dieser fiktiven „Volksgrup-
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung pe“, ihrer eingebildeten Bindung an
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. ihre „Heimat“ auf tschechischem
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
Territorium und ihrer erfundenen
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., „Exilregierung“. Die SL würde ge-
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke; Jochen Koeniger (Arbeitsgrup- waltig aufgewertet. Deshalb ist ihr
pe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der
Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereini- dieser Dialog so wichtig.
gung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di jk (nach: Pressemitteilung
Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. der SL vom 29.02.2004) ■

: antifaschistische nachrichten 5-2004 15


: aus der faschistischen presse
Schiller-Zitat „Wäre ich besonnen, wäre
ich nicht Tell“ selbst zum Helden zu stili-
sieren.
Freispruch für Hohmann? Deutschland-Magazins erscheint. Her-
Junge Freiheit Nr. 8/04 ausgeber sind wie beim Deutschland- Der Untergang der Schill-
vom 13. Februar 2004 Magazin die Deutschen Konservativen
Die Staatsanwaltschaft Fulda leitet keine e.V. um Heinrich Lummer. Das Blatt er- Parteien
Ermittlungen gegen Martin Hohmann scheint in Hamburg. Junge Freiheit Nr. 12/04 vom 5. März 2004
ein. Unter anderem Paul Spiegel, Vorsit- Das Wahlergebnis in Hamburg wertet
zender des Zentralrats der Juden, hatte Ex-General Günzel vermisst das Blatt als Untergang der Schill-Par-
Anzeige gegen Hohmann wegen seiner teien. So sei das Konzept der CDU auf-
Rede am 3. Oktober 2003 erstattet. Für soldatische Tugenden gegangen: „Selbst wenn der Verdacht,
das Blatt ist das ein „Freispruch“. Chef- Junge Freiheit Nr. 11/04 der Bürgermeister habe den Konflikt mit
redakteur Dieter Stein nimmt das zum vom 27. Februar 2004 Schill und den Bruch der Koalition von
Anlass, das bürgerliche Lager in die De- Reinhard Günzel, von Bundesverteidi- vornherein geplant, überzogen scheint,
fensive zu schicken: gungsminister Struck wegen seines Brie- erwies sich Ole von Beust im vergange-
„Es gibt bei den Unionsparteien nicht fes an Martin Hohmann entlassen, lässt nen Herbst als ein mit allen Wassern ge-
den Funken des Interesses, wie man der in einem zweiseitigen Interview seinem waschener Politprofi, dem der unerfah-
strategischen Überlegenheit der Linken Zorn und seinen Überzeugungen rene Schill nicht gewachsen
in den Medien begegnen ... kann ... So- freien Lauf. Diese lassen ver- war ... Zu allem Überfluss
mit ist die Hohmann-Affäre Ausdruck muten, dass sein Brief an tat die Partei Rechts-
der totalen Defensive, in der sich – allen Hohmann nur der Tropfen staatlicher Offensive
bombastischen Umfragewerten zum war, der bei Struck das von Beust dann auch
Trotz – das bürgerliche Lager befindet. Fass zum Überlaufen noch den Gefallen,
Die hohen Umfragewerte ... sind auf brachte. Günzel erklärt: sich durch einen inter-
Flugsand gebaut. Schon einmal konnte „Eine Armee, die sich nen Zerfleischungs-
die staunende Öffentlichkeit im Zuge des nicht aus nationalen Wur- prozess selbst zu mar-
,Aufstandes der Anständigen‘ im Jahr zeln speist, ist allemal eine ginalisieren ...“ Der Au-
2000 erleben, wie es Rot-Grün gelang ... unglückliche Konstruktion. tor Peter Freitag wertet
die Union mit dem ,rechten’ Popanz vor Jeder Soldat wünscht sich, in ei- das Ergebnis der CDU als
sich herzutreiben.“ ner selbstbewussten und effektiven eine Stärkung des „liberaleren“
In derselben Ausgabe berichtet Dieter Armee dienen zu dürfen. Wenn man aber Merkel-Flügels gegenüber den konserva-
Stein voller Stolz, dass sich ein Richter weder patriotisch noch soldatisch sein tiveren süddeutschen Flügeln. uld ■
im Ruhestand gefunden hat, der in der darf, was bleibt dann noch übrig?“ Auf
NJW 6/2004 gegen die Beobachtung des die Frage „Wie kampfkräftig ist denn die „Deutsche Interessen zuerst“
Blattes durch den nordrhein-westfäli- Bundeswehr tatsächlich“ antwortet er
schen Verfassungsschutz Stellung dann nationalistisch soldatisch ungewiss: Auf ihrem Politischen Aschermittwoch
nimmt. Günter Bertram hatte an der Ta- „Eine Armee bewährt sich immer erst im in Geisenhausen bei Landshut haben die
gung des NRW-Verfassungsschutzes zur Krieg. Auch die französische Armee galt REP ihren Europa-Wahlkampf eröffnet.
„Neuen Rechten“ teilgenommen und bis 1940 als die beste des Kontinents. Vor über 400 Besuchern kritisierte
stellt nun laut Stein fest: „dass man die Das Bild, das die Bundeswehr bei ihren Bundesvorsitzender Rolf Schlierer „die
Junge Freiheit zwar verfolge, aber in bisherigen Auslandseinsätzen abgibt, ist Zerstörung des Sozialstaats durch die
Wahrheit dabei jemand anderes meine, in der Tat mindestens ebenso gut wie das Bequemlichkeit und Rückgratlosigkeit
nämlich ,das bürgerliche, konservative, der Armeen anderer Nationen. Das liegt der Berliner Altparteien.“ Landesvorsit-
nationale Lager, eigentlich alles, was zum einen an dem hervorragenden Nach- zender Johann Gärtner forderte zur
nicht links ist‘...“. wuchs, der immer noch zu dieser Armee Unterstützung der Europa-Spitzenkandi-
In dieser Ausgabe des Blattes ist eine geht, und zum anderen an einem offen- datin Uschi Winkelsett auf, die sich in
zweiseitige Anzeige der Monatszeitung sichtlich immer noch gewissen soldati- Geisenhausen als „Sprachrohr der Mehr-
„Konservative Deutsche Zeitung“ veröf- schen Kern in unserem Lande.“ Anson- heit der Deutschen, die die Türkei nicht
fentlicht, die als Nachfolgerin des sten bringt es Günzel fertig, sich mit dem in der EU haben will“ vorstellte. Schlie-
rer kritisierte auch die bevorstehende
Osterweiterung der EU. Polen und
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
Tschechien hätten in der EU nichts ver-
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: loren, solange sie nicht bereit seien,
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich Rechtsstaaten zu werden. Dazu gehöre
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
zuallererst die Aufhebung der Vertrei-
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
bungsdekrete gegen Deutsche und die
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
Wiedergutmachung des Vertreibungsun-
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). rechts. Zum EU-Beitritt der Türkei hieß
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
es: „Die Türkei ist ein asiatisches Land
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) und gehört nicht nach Europa, das ist
eine Frage der Landkarte“. Komme es zu
Name: Adresse: einem EU-Beitritt der Türkei, so Schlie-
rer, werde die zu erwartende zusätzliche
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts Einwanderung von Millionen Türken,
die heute schon „auf gepackten Koffern“
Unterschrift sitzen, die Sozialsysteme und den inne-
ren Frieden in den Städten endgültig zu-
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
sammenbrechen lassen.
aus REP-PM vom 25. Februar 2004 ■

16 : antifaschistische nachrichten 5-2004

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