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nachrichten g 3336 11.3.2004 20. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Hohmann spricht
Fulda. Zu einer „geschlosse-
nen Veranstaltung“ unter dem
OVG verbietet NPD-
Titel „Meinungsfreiheit“ in Deutsch-
land“ lädt der „Bund der Selbständi-
gen“ (BDS) und der „Deutschland-
Demonstrationen
NPD will Entscheidung durchs Bundesverfassungsgericht
brief“ von Bruno Bandulet, früher beim
„Bund Freier Bürger“, am 8.Mai (!) Die für den 13. und 20. März cherheit als auch die öffentliche Ordnung
nach Fulda ein. Als Referenten werden 2004 in Bochum geplanten unmittelbar gefährdet ist.
die Bundestagsabgeordneten Martin NPD-Demonstrationen unter a) Die öffentliche Sicherheit ist un-
Hohmann und Vera Lengsfeld (beide dem Motto „Stoppt den Synagogen- mittelbar gefährdet wegen eines Versto-
CDU), der Buchautor Udo Ulfkotte bau – 4 Millionen fürs Volk“ dürfen ßes gegen strafrechtliche Bestimmungen.
(„Der Krieg in unseren Städten“), der nicht stattfinden. Dies hat der 5. Senat aa) Die auf Flugblättern und im Internet
General a.D. Gerd Schultze-Rhonhof, des Oberverwaltungsgerichts für das verbreitete Einladung zur Versammlung
Interviewpartner der „Jungen Freiheit“, Land Nordrhein-Westfalen (OVG und die Versammlung selbst erfüllen den
sowie der ehemalige FDP-Fraktions- NRW) durch Beschluss vom 2. März Tatbestand der Volksverhetzung nach §
vorsitzende in NRW, Achim Rohde an- 2004 unter Aufhebung einer anders 130 Abs. 1 Nr. 1, 2 StGB. Danach ist straf-
gekündigt. Zugesagt haben soll auch lautenden Entscheidung des Verwal- bar u.a., wer in einer Weise, die geeignet
Friedbert Pflüger von der CDU. An- tungsgerichts Gelsenkirchen entschie- ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
meldungen für die Veranstaltung nimmt den und damit eine entsprechende zum Hass gegen Teile der Bevölkerung
der Bandulet-Verlag in Bad Kissingen Verbotsverfügung des Polizeipräsi- aufstachelt oder die Menschenwürde an-
entgegen. hma ■ denten Bochum bestätigt. Das Demon- derer dadurch angreift, dass er Teile der
strations-Motto erfüllt nach Auffas- Bevölkerung beschimpft, böswillig ver-
„REP-Mobil“ tourt sung des OVG NRW den Tatbestand ächtlich macht oder verleumdet. Dabei
der Volksverhetzung und stellt über- schützt die verfassungsrechtlich durch
Münster. Ursula Winkelsett, dies eine versammlungsrechtlich nicht Art. 1 Abs. 1 GG gewährleistete Men-
Spitzenkandidatin der sog. hinnehmbare Provokation dar. Die schenwürde den sozialen Wert- und Ach-
„Republikaner“ zur Europawahl, hat NPD hat angekündigt, eine Entschei- tungsanspruch des Menschen. Erforder-
ihrer Partei einen Wahlkampf verspro- dung des BVG zu erreichen. In seinem lich ist, dass den in der geschilderten
chen, wie „sie ihn noch nicht gesehen Beschluss führt der 5. Senat des OVG Weise Angegriffenen ihre Rechte als
hat“ und will „Altparteien das Fürchten NRW u.a. aus: gleichwertige Persönlichkeiten in der
lehren“. staatlichen Gemeinschaft abgesprochen
Ab Ende Februar will die Sendener Der Antragsgegner konnte die vom An- und sie als minderwertige Wesen behan-
Verlagsangestellte mit einem „REP- tragsteller für den 13. und 20. März 2004 delt werden.
Mobil“ durch die Lande ziehen und auf mit dem Thema „Stoppt den Synagogen- Das Demonstrations-Motto „Stoppt
zahlreichen örtlichen Veranstaltungen bau – 4 Millionen fürs Volk!“ angemelde- den Synagogenbau – 4 Millionen fürs
auftreten. Die Termine wurden jetzt be- ten Versammlungen nach § 15 Abs. 1 Volk!“ erfüllt diese Voraussetzungen. Es
kanntgegeben: 20. März Main-Kinzig- VersammlG verbieten, weil bei ihrer hat offenkundig eine antisemitische
Kreis (Hessen), 21. März Olpe/Siegen, Durchführung sowohl die öffentliche Si- Grundrichtung. Es grenzt die in Deutsch-
27. März Rosenheim, 28. März Deg-
gendorf, 16. April Minden, 17. April
Berlin, 18. April Raum Weimar/Thürin-
gen, 24. April Raum Würzburg/Unter-
franken, 25. April Nürnberg, 30. April
Salzgitter, 2. Mai Krefeld, 7. Mai Ger-
mersheim, 8. Mai Mainz, 14. Mai Lud-
wigsburg (?), 15. Mai Sigmaringen,
und 16. Mai Baden-Württemberg (?).
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Uwe Zabel (IG Metall), Klaus Karpen (Kultusministerium), Reinhard Kühnl (Uni Marburg), Moderator Wittigo Stubbe,
Karen Frers (GEW), Bodo von Borries (Uni Hamburg).
Mit diesen Zielen wurde der erste Welt- verheerende Reaktionen für die Schule
Grußwort der Bürgermeisterin zur Ver- krieg geführt, und diese Ziele wurden ausgelöst. Zabel stellte in seiner Antwort
anstaltung am 30. Januar 2004 auch nach der Niederlage nicht aufgege- klar, das er es bedauere, dass dieses The-
Am 30. Januar 1933 wurde die Macht offi- ben. Kühnl zitierte die Kriegspläne der ma eine solche Entwicklung genommen
ziell an die NSDAP und Adolf Hitler übertra- Reichswehrführung von 1926, sowie des hätte. Er hielt an der Kritik der Verwen-
gen. An diesem Tag begann ein beispiello- Reichsverbandes der deutschen Industrie dung des Schulbuches fest, und verwies
ses Unrechtsregime, das Millionen Men- 1929 und er wies darauf hin, dass alle im Laufe des Abends darauf, dass durch
schen Tod und Leid brachte. Angesichts des wesentlichen Momente der faschisti- den öffentlichen Protest an der Darstel-
Ausmaßes von verheerenden Folgen bleibt schen Ideologie in der deutschen Gesell- lung der „guten Seiten“ das Buch erst zu-
es wichtig, die Ursachen zu erforschen. Eine schaft bis 1918 schon ausgebildet waren. rückgezogen worden sei. Die Lehrer-
Verharmlosung der Machtergreifung oder Die Errichtung der Diktatur 1933 schaft hatte, bis zuletzt vorm Veranstalter
der Folgen kann zu einer falschen Einschät- schließlich könne weder von Hitler noch geheimgehalten, den Hamburger Erzie-
zung eigenen Handelns führen und somit von der Stärke der faschistischen Mas- hungswissenschaftler Prof. Dr. Bodo von
die Wiederholungsgefahr erhöhen. senbewegung her zureichend erklärt Borries als „Autorität“ aufgeboten. Er
Ich begrüße den Versuch, die Diskussion werden, weil sie zu einem Zeitpunkt er- hielt die Vorwürfe für „maßlos überzo-
um das Buch „Politik heute“ zu versach- folgte, als – nach den Novemberwahlen gen“. Das fragliche Buch enthalte einige
lichen, ohne problematische Ansätze in den 1932 – Die NSDAP bereits wieder im sprachliche Ungeschicklichkeiten, sei
Erklärungsversuchen deutscher Geschichts- Niedergang begriffen war. Kühnl machte aber ideologisch unbedenklich. Auch von
bücher zu verschleiern. Gerade in der Dis- darauf aufmerksam, dass Darstellungen, Borries forderte eine Entschuldigung von
kussion über die Neonazis war auffallend, die die Bekämpfung der Massenarbeits- Zabel unter donnerndem Beifall des Leh-
wie viele Menschen meinten, durch Wegse- losigkeit als eine wenn auch vermeint- rerblocks. Hier mittlerweile wurde klar,
hen erledige sich dieses heutige Problem. Es lich „Gute Seite“ des NS-Systems dar- dass sich die Pädagogen zur Rehabilita-
gilt zu erkennen, dass Wegsehen gegen sol- stellen, aufgrund der heutigen sozialen tion in der Öffentlichkeit für einen for-
che Tendenzen und Gefahren noch nie die Lage von Jugendlichen wesentlich posi- mierten Gegenschlag entschieden hatten.
richtige Strategie war. tiver wahrgenommen könnten. Er warnte Fast alle weiteren Beiträge hatten immer
Ich wünsche Ihnen einen interessanten daher vor dem Umgang mit dem Wort. nur einen Tenor: Zabel solle sich ent-
Abend mit sachlichen Diskussionsbeiträgen Dieses Diskursangebot, das den kon- schuldigen. Klaus Karpen vom Kultusmi-
und der Veranstaltung einen guten Verlauf. kreten Streit um die „Guten Seiten“ des nisterium gab schon früh „seine neutrale
gez. Dr. Brigitte Fronzek Nationalsozialismus durchaus versach- Haltung auf“ und nannte das Verhalten
licht hätte, wurde dann von dem Lehrer- des Gewerkschafters „unerträglich“. Er