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Mit Stacheldraht drumherum Digitalfunk: Zaun

soll vor Kritik schützen


KARSTEN DYBA

Hinter dem Tagesordnungspunkt


"Bausachen" einer Gemeinderatssitzung
verbirgt sich meist das Baugesuch des
Nachbarn für die Garage, eine neue Scheune
eines Landwirts oder ein Häuschen im
Neubaugebiet, das die Gemeinde erst
kürzlich erschlossen hat. In Michelbach
Davor muss sich das Land verbarg sich dahinter diesmal ein Baugesuch
Baden-Württemberg mit des Landes: Baden-Württemberg will einen
einem Zaun schützen: Zaun bauen, und zwar um den
Protest-Transparente der Antennenmasten herum, der an der
Mobilfunkkritiker am Gschlachtenbretzinger Gemarkungsgrenze
neuen Mast bei steht und Steinbacher Anwohner zum Protest
Steinbach. Foto: pv bewegt. "Das Land hat die Nase voll", erklärte
Bürgermeister Werner Dörr den Räten das
ungewöhnliche Ansinnen. Denn die Steinbacher Anwohner haben sich
organisiert, leisten Widerstand und bringen am Funkmast sogar
Transparente an. Der Mast sei besteigen worden, berichtete Dörr, "da gab
es vor kurzem sogar einen Polizeieinsatz". Ein Zaun soll das Treiben
endgültig beenden. "Mit Stacheldraht?" fragten die Räte. Dem Baugesuch
hat der Gemeinderat nun zugestimmt, mit einer Gegenstimme und zwei
Enthaltungen und "mit Stacheldraht", wie ein Ratsmitglied scherzend
noch einmal bekräftigte.

Der Mast, der Antennen für den Behördenfunk tragen soll, steht mehr als
500 Meter weit von Gschlachetnbretzingen entfernt, interessiert die
Michelbacher also kaum. Von der Steinbacher Siedlung entlang der
Straßen "Im Loh" und "Gebsattelweg" ist er aber weniger als 100 Meter
entfernt - und ärgert die Anwohner. Vor allem, weil sie von nichts gewusst
haben und nun befürchten, dass die Strahlen gesundheitsschädlich sein
könnten. "Muss das so sehr in Siedlungsnähe sein?" fragte beispielsweise
Maria Köbler. Mehrere Anrufe und Briefe gingen daraufhin im
Michelbacher Rathaus ein. "Wir haben da nichts falsch gemacht", erklärte
deshalb der Gemeinderat Franz Weissinger in der Sitzung. "Da hätten die
Haller auf die Steinbacher zugehen müssen." Und Bürgermeister Dörr
erklärte warum: "Wir sind ja nicht Verfahrensträger, wir können nur unser
Einvernehmen erteilen."

Die Anwohner fragen sich seit Wochen, wie sie sich gegen die
Funkantennen wehren können - und behängten ersteinmal den Mast mit
Transparenten. Dass sich das Land nun mit Stacheldraht gegen sie
wehren muss, findet Maria Köbler jedenfalls "traurig".
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Haller Tagblatt, 17.07.2010, 7:30 Uhr

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