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de Ausgabe 4 / 2011 II
Deutschland gehört zu den EU- beitnehmerfreizügigkeit und Die Bundesregierung öffnet der des unattraktiven Restmülls. Die-
Staaten mit der geringsten Tarif- Dienstleistungsfreiheit in der EU
Rosinenpickerei in der Abfallwirt- se Lage tritt ein, wenn die Regie-
bindung und dem größten Nied- und der damit steigende Lohn-
schaft gesetzlich Tür und Tor. rung ihre Novelle zum Kreislauf-
riglohnbereich. Vor allem Arbeit- druck machen Mindestlöhne Private Firmen treten in direkte wirtschafts- und Abfallgesetz
nehmer in Leih- und Zeitarbeit notwendiger denn je. Duin: Konkurrenz zu Kommunen und (KWG) in die Tat umsetzen kann.
und 400-Euro-Jobs erhalten „Gesetzlicher Mindestlohn ist
Landkreisen um lukrative Teile Rettungsanker für die Kommunen
niedrige Löhne. Aber auch jeder besonders wichtig für Bereiche,
der Abfallentsorgung. Das heißt: könnte der Bundesrat werden, in
siebte Vollzeitbeschäftigte ist in denen Gewerkschaften nicht
Dem Staat bleiben die Verluste, dem nach den jüngsten Land-
damit gestraft. Garrelt Duin: präsent oder zu schwach sind,
Unternehmen sacken Gewinne tagswahlen Schwarz-Gelb keine
„Deshalb ist ein einheitlicher um angemessene Löhne durch- ein. Unter dem Deckmantel der Mehrheit mehr hat. Garrelt Duin:
gesetzlicher Mindestlohn notwen- zusetzen.“ Herstellerverantwortung wollen „Die SPD wird im Bundesrat das
dig, um die Löhne insgesamt Schwarz-Gelb und die Entsor- Gesetz im Sinne der Kommunen
nach unten zu begrenzen.“ Die SPD-Bundestagsfraktion hat gungswirtschaft die geplante verändern.“ Der Abgeordnete
einen flächendeckenden gesetzli- Wertstofftonne - somit die ge- diskutierte das Thema jüngst bei
Ab 1. Mai dürfen Arbeitnehmer chen Mindestlohn beantragt. Nur winnbringenden Materialien - in einem Besuch des Entsorgungs-
aus osteuropäischen EU-Ländern so können gerechtere Lohn- und die Zuständigkeit der Privaten zentrums Breinermoor des Land-
ungehindert in Deutschland ar- Arbeitsbedingungen in Deutsch- stellen. Damit verbliebe den kreises Leer auch mit dem Ersten
beiten. Diese so genannten Ar- land gesichert werden. Kommunen nur die Entsorgung Kreisrat Rüdiger Reske.
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Der Bundestag debattierte am mann und anderen. Duin: „Es Der erste Vorschlag (MdB Bender Im Fokus steht demnach kein
vorigen Donnerstag erstmals war die schwierigste Entschei- und andere) sieht ein Verbot der bestimmtes Krankheitsbild, son-
über eine ethisch schwierige dung meines Lebens. Sie ruht auf PID vor. Einschränkungen oder dern die (Über-)Lebensfähigkeit
Frage: Dürfen Paare mit der einer 51:49-Abwägung.“ Der Ausnahmeregelungen werden als des Embryos. Eine Ausweitung
Veranlagung, schwer kranke Vorschlag lässt die PID in Aus- faktisch unmöglich eingeschätzt auf andere schwere Erbkrankhei-
Kinder zu bekommen, nach einer nahmefällen zu, in denen ein und bergen zudem die Gefahr ten wird abgelehnt, da eine sol-
künstlichen Befruchtung Gentests oder beide Elternteile die Veran- der Ausweitung, sagen die An- che Eingrenzung als unmöglich
an Embryonen vornehmen zu lagung für eine schwerwiegende tragsteller. Als Grundproblem erscheint.
lassen, bevor diese in die Gebär- Erbkrankheit in sich tragen oder wird aus ihrer Sicht die Unter-
mutter eingepflanzt werden? mit einer Tot- oder Fehlgeburt zu scheidung zwischen lebenswer- Im genannten Ausnahmefall
Stichwort: Präimplantationsdi- rechnen ist. Grundvoraussetzung tem und nicht lebenswertem werden Verfahrensregeln wie
agnostik, kurz PID. Anhänger ist die sorgfältige Diagnostik bei Leben betrachtet, die das Grund- beispielsweise die Beschränkung
und Gegner stritten konzentriert beiden Partnern nach strengen recht der Menschenwürde ein- auf eine lizenzierte Klinik, Bera-
und ernst und warben für ihre Kriterien. Der Eingriff darf nur in schränkt und Menschen mit Be- tungs- und Dokumentations-
Positionen. Die Abstimmung lizenzierten Kliniken vorgenom- hinderungen diskriminiert. Die pflicht, Einzelfallentscheidung
erfolgt im Juni. men werden. Verpflichtend sind Gesetzesänderung betrifft das einer Ethik-Kommission und Be-
eine vorherige Aufklärung und Gesetz über genetische Untersu- richtspflicht der Bundesregierung
Bisher ist die PID durch das Emb- Beratung sowie die Zustimmung chungen bei Menschen angewandt. Die Gesetzesände-
ryonenschutzgesetz verboten. einer Ethikkommission. Die Ge- (GenDG), das auf PID erweitert rung betrifft das Embryonen-
Der Bundesgerichtshof urteilte im setzesänderung betrifft das Emb- und spezifiziert würde. schutzgesetz.
Juli 2010 jedoch, dass das Ge- ryon ensc hutzgesetz. D u in:
setz kein grundsätzliches Verbot „Kernargument ist für mich der Der zweite Vorschlag (MdB
Schutz von Frauen und Paaren Hintergrund der Gesetzesände-
umfasst. Somit muss die Lage Röspel und andere) spricht sich rung: Als der Bundestag vor 20
gesetzlich geregelt werden. Dem vor schweren körperlichen und für eine begrenzte Zulassung der
seelischen Belastungen im Hin- Jahren das Embryonenschutzge-
Bundestag liegen drei Vorschlä- PID aus. Das grundsätzliche setz beschloss, gab es die PID
ge zur gesetzlichen Regelung blick auf die Schwangerschaft Verbot findet keine Anwendung,
und die Vermeidung von Spätab- bei uns noch nicht. Als erste PID-
vor, die als Gruppenanträge wenn bei mindestens einem El- Forschungserfolge im Ausland
jeweils fraktionsübergreifend brüchen.“ An die PID sollen au- ternteileine humangenetisch
ßerdem die gleichen Maßstäbe bekannt wurden, dachte man,
eingebracht wurden. diagnostizierte Disposition vor- diese Gentests seien durch das
angelegt werden wie an die Prä- liegt, die mit hoher Wahrschein-
nataldiagnostik. Diese erlaubt bestehende Embryonenschutzge-
Garrelt Duin entscheidet sich für lichkeit zu Fehl- oder Totgebur- setz bei uns verboten. Das än-
den Schwangerschaftsabbruch ten oder zum Tod des Kindes im
den so genannten dritten Vor- bei festgestellten schweren gene- derte sich durch das Urteil des
schlag, gestützt von MdB Rei- ersten Lebensjahr führt. BGH vom 6. Juni 2010.
tischen Schäden.
Gespräche mit Journalisten gehören zum Tagwerk von Garrelt Duin, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
und Sprecher des Seeheimer Kreises von SPD-Bundestagsabgeordneten. Lars Bohnsack fragte ihn fürs ZDF-“Heute-Journal“ zur
Lage der SPD (links), zum gleichen Thema wollte ARD-Reporterin Bettina Schausten etwas von ihm wissen. „Bild“-Korrespondent
Rolf Kleine (Foto rechts stehend) hielt der SPD in einem Gespräch den Spiegel vor. Ganz rechts MdB Johannes Kahrs, Hamburg.
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Das Bildungssystem in Deutsch- Bildung.“ Falsch verstandener Wirtschaftsminister Brüderle ist inressen der deutschen Autofahrer
land findet keine Gnade vor den Bildungs-Föderalismus schadet Brüssel ein Leisetreter. Der FDP- und der Autoindustrie hier nicht
Augen der meisten Deutschen. Kindern, Eltern und Wirtschaft. Politiker vertritt bei der EU nichtzur Geltung.“ Dafür gibt es noch
Das ergab eine umfangreiche Unser Schulsystem ist uneffektiv. stark genug die Interessen der mehr Beispiele. Brüderle ver-
Umfrage der Bertelsmann- Es muss einheitlich, aber flexibel Arbeitnehmer und der Wirtschaft. säumt es, Zukunftsfragen wie
Stiftung und der Unternehmens- sein. Duin: „Sechs Jahre Grund- Das rechnete Garrelt Duin in Elektro-Mobilität oder europä-
beratung Roland Berger. Vor schule, Gesamtschulen und einer Aktuellen Stunde im Bun- isch abgestimmte Steuersysteme
allem die von Bundesland zu Gymnasien. Wir brauchen meh- destag der Regierung vor. Anlass in Brüssel auf die Tagesordnung
Bundesland verschiedenen rere Wege zum Abitur - über war die geplante Änderung der zu bringen. Auch das erfreuliche
Schulsysteme und Schulbücher Gesamtschulen, Gymnasien, EU-Energiesteuerrichtlinie, die Wirtschafts-Wachstum in
ernten Kritik. Berufsbildenden Schulen und den Diesel teurer machen wird, Deutschland lässt er ungenutzt.
Erwachsenenbildung. Nur so wenn man die EU lässt. Duin: „Er muss jetzt Leiharbeit
Garrelt Duin sieht eine alte For- schöpfen wir alle Bildungsreser- einschränken und eine steuerli-
derung dadurch bestätigt: ven aus und sorgen für gleiche Duin: „Namentlich Wirtschafts- che Förderung von Forschung
„Schluss mit dem Wirrwarr in der Chancen.“ Alle Schulen müssen minister Brüderle bringt die Inte- und Entwicklung einführen.“
ganztägig geöffnet sein.
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