darüber hinaus dafür Kraft geben.

Freude, die uns nicht zuerst an For-

men und Tricks denken lässt, wie in
dem Weihnachtsspiel, sondern daran,
unserem Herzen Luft zu machen und Falkenstrasse 1 8630 Rüti
sie anderen mitzuteilen, vor Dankbar-
keit zu strahlen. Kurzpredigt vom 21. Dezember 2008
So, wie die Engel den Hirten nicht
4. Advent
verkündeten: „Siehe, wir verkündigen
Euch schwere und gewichtige Dinge,
über die ihr stundenlang diskutieren
sollt“ - sondern: „Grosse Freude ver-
kündigen wir Euch!“

Und die Botschaft an dich lautet, ganz

egal wie klein und verschupft und wie
j. w. d., „janz weit draussen“, unwich-
tig und unbedeutend du dir vor-
kommst, im Jesuskind bietet dir Gott
Meine Lieblingsweihnachtsgeschichte
seine Hand an, dass er mit dir Ge-
ist die von einem kleinen Jungen, der
schichte machen möchte, dass deine
eine besondere Rolle im Weihnachts-
Geschichte in Ewigkeit weitergehen
spiel der Gemeinde bekommen hatte.
wird. In Jesus haben wir alle das
Er sollte der Engel sein und die Ge-
Zeug, Helden zu sein, Männer und
burt des Heilandes ansagen. Für Wo-
Frauen nach dem Herzen Gottes, weil
chen und Wochen übte er die Zeile,
uns die Gnade Gottes nahegekom-
die ihm zugeteilt worden war: „Und
men ist und unserer Schwachheit auf-
siehe, ich bringe euch gute Nachrich-
hilft. So segne uns Gott diese Weih-
ten voll grosser Freude.“ Die Grossel-
nachten mit Glaube, Liebe und Hoff-
tern fanden es fantastisch, dass er
nung, er selbst sei unsere Kraft.
mitspielte und jedes Mal, wenn die
Familie zusammen war und der Junge
Amen
da war, wurde ihm sein Kostüm ange-
zogen und er übte für sie seinen Teil:
„„Und siehe, ich bringe euch gute
Nachrichten voll grosser Freude.“ Sie
waren sicher, dass wenn er gross sei,
er eines Tages ein grosser Schau-
spieler werden würde, der den Moses
spielen würde wegen seiner dramati-
schen Fähigkeit. Jedes Mal, wenn die
Familie zusammenkam bekam er das
Signal und auf sein Stichwort hin wür-
Wolfgang v. Ungern-Sternberg de er sagen: „Und siehe, ich bringe
Tel. 055 241 16 35 euch gute Nachrichten voll grosser
wolfgang.vonungern@chrischona.ch
Lukas 2,10
Freude.“ Und so kam die grosse
Nacht für das Weihnachtsspiel und
jeder war an Ort und Stelle. Alle, die
Grosseltern und die erweiterte Familie
waren da.
Die Besucher waren gekommen, die
Kinder waren in ihren Kostümen voll-
ständig mit den Bademänteln für die 3
Könige und den angeklebten Flügeln
und Heiligenscheinen für die Engel.
Alle Mütter waren aufgeregt und jeder
freute sich riesig an der Sache. Dann
begann das Spiel und ein elektrisches
Knistern von Aufregung erfüllte den
Raum. Das dramatische Ereignis im
ersten Teil war die Ankündigung
durch diesen Engel: „Und siehe, ich
bringe euch gute Nachrichten voll
grosser Freude.“ Das Scheinwerfer-
licht traf diesen jungen Mann als er in
der Mitte der Bühne stand inmitten all
dieser Aufregung – und sein Hirn
blieb stehen. Es fror einfach ein, alle
Grosseltern, Onkeln, Tanten, Cousi-
nen und Nachbarn rutschten nach
vorne auf die Ecken ihrer Stühle und
wollten es ihm vorsagen. Man konnte
sie einstimmig leise flüsternd ihre
Münder bewegen sehen: „Und siehe,
ich bringe euch gute Nachrichten voll
grosser Freude.“ Aber immer noch
war sein Hirn einfach wie eingefroren,
er konnte es nicht sagen, er versuchte
es wieder, aber die Worte kamen ein-
fach nicht. Und so - endlich - in ei-
nem heroischen Moment füllte er sei-
ne Lungen mit Luft und platze mit den
Worten heraus: „Mann, hab ich Neuig-
keiten für euch!“
Ich bin überzeugt davon, dass das
genau das ist, was die Weihnachtszeit
uns sagen möchte, deswegen weil die
„Mann, habe ich
Neuigkeiten für Euch!“
Welt Weihnachten braucht. Wir haben
Dinge, die wir an Weihnachten lieben,
wir lieben die Geschenke, wir lieben
den Kerzenschein, wir lieben es mit
unseren geliebten Menschen zusam-
men zu sein. Wir lieben die schönen
warmen kuscheligen Abende, den
Klang der Weihnachtslieder, aber das
Wichtigste an allem ist genau das,
was diesem jungen Mann hier pas-
siert ist. Sein Herz war so voller Freu-
de und Aufregung, dass er die antrai-
nierten Formen einfach vergass und
einfach herausplatzte: „Mensch, hab
ich Nachrichten für euch!“
Wir sprechen heutzutage immer wie-
der vom Evangelium, von Evangelis-
ten, evangelistischer Verkündigung.
Was aber ist eigentlich Evangelium?
Natürlich, wir wissen Evangelium
heisst „Gute Nachricht“, sagt man uns
immer. Das ist sprachlich auch ganz
richtig. Evangelium kommt aus dem
Griechischen: „eu“ heisst „gut“ und
„angelos“ ist der Bote, der menschli-
che Bote oder auch der Engel – aber
es ist noch ein Trick dabei! „Eu Ange-
lion“ im Griechischen war nicht ir-
gendeine gute Nachricht, von wegen
„Morgen wird das Wetter schön“, „Du
bist befördert worden“ oder selbst „Du
hast ein Kind bekommen“. Das „Eu
Angelion“ im Griechischen hat vor
allem eine ganz bestimmte, präzise,
spezifische Bedeutung und die laute-
te, es ist die Nachricht vom Sieg im
Krieg! Man hat sich das so vorzustel-
len, damals kilometerweit und kilome-
terweit, Dutzende von Kilometern weit
von der Stadt entfernt tobt die
Schlacht und die Armeen prallen auf-
einander Mann gegen Mann, ein bluti-
ges Metzeln beginnt. Eine Seite ge-
winnt die Oberhand, sie schickt einen
Läufer los in ihre Heimatstadt und der
läuft dutzende von Kilometern. Und
dann rennt er in die Stadt hinein und
mit letzten Kräften brüllt er: „Chaire -
Nikomen! Seid gegrüsst, wir siegen!“
Und dann bricht er zusammen und
stirbt vor Anstrengung.
Das ist „Eu Angelion“, nicht dass der
Bote gestorben ist, sondern dass er
die Nachricht vom Sieg auf dem
Eu angelion—die Nachricht vom
Sieg auf dem Schlachtfeld
Schlachtfeld gebracht hat. Der Sieg
auf dem Schlachtfeld bedeutete da-
mals etwas ganz anderes als heute.
Wenn wir heute hören, Sieg auf dem
Schlachtfeld, dann denken wir, ja ja
das ist in den Nachrichten und selbst
wenn wir in der Nähe wären würden
wir denken, nun ja gut, wer da auch
immer kommt, das sind vielleicht
feindliche Armeen aber mindestens in
unseren Breitengraden doch mittler-
weile recht gesittete Leute, die ändern
vielleicht die Regierung und verlangen
Steuern, aber sie bringen nicht ein-
fach die Bevölkerung um in der Regel.
Damals war das anders, wenn da ei-
ne Armee gewonnen hat, dann heisst
das: Dein Leben ist gerettet. Wenn
deine Armee verliert, dann riskierst
du, in die Sklaverei zu kommen oder
total ausgeraubt zu werden oder auf
der Stelle umgebracht zu werden,
einfach alles Schreckliche, was du dir
vorstellen kannst riskierst du, wenn
deine Armee verliert. Umgekehrt,
wenn deine Armee gewinnt, ist dein
eigenes Leben, deine eigene Haut
und Haar sind gerettet. Darum, wenn
wir heute von Evangelium sprechen,
dann sagen wir damit: „Leute freut
euch, unser Leben ist gerettet!“ Des-
wegen, weil Jesus für uns gewonnen
hat, weil er den entscheidensten
Kampf der Weltgeschichte gewonnen
hat. Wir stellen uns Jesus gerade in
der Weihnachtszeit immer oft so
schwach und klein und hilflos als klei-
nes Baby vor. Und das ist auch völlig
richtig, er ist als kleines Baby
schwach und hilflos auf die Welt ge-
kommen.
Aber das grosse Geheimnis des
Evangeliums liegt darin, dass in
eben diesem schwachen Baby der
grösste Held der Welt die Kampfsze-
ne betreten hat. Die Ein-Mann-Armee,
die mit alleiniger Kraft die gesammel-
ten Horden des Teufels und diesen
selbst zurückgeschlagen hat: der eine
göttliche Held, an dem sich die ganze
Geschichte gewendet und entschie-
den hat. Ein Mann hat Geschichte
gemacht. Und wenn wir Eu Angelion
oder sagen wir jetzt wieder Evangeli-
um einfach als Siegesbotschaft einer
Mannschaft fassen, dann überlegt
mal, schaut mal in ein Stadion, wo
jetzt gerade Fussball oder Eishockey
gespielt worden ist und die heimische
Mannschaft hat gewonnen. Und es
bricht lauter brandender Jubel aus.
Die Leute stehen auf und machen die
Welle, sie blasen ihre Tröten, sie
schlagen ihre Pauken und sie
schwenken ihre Schals und freuen
sich riesig wie grosse Kinder: das ist
Evangelium, deine Mannschaft hat
gewonnen! Paradoxerweise hat der
Sieg dieser Mannschaft oder vielmehr
dieses einen Mannes seine Wurzeln
in der hilflosesten Szene, die man
sich vorstellen kann. Ein armes ver-
schupftes kleines Baby möchte man
menschlich sagen, das j. w. d., „janz
weit draussen“, irgendwo im Nirgend-
wo, wo Fuchs und Has sich Gute
Nacht sagen, geboren worden ist.
Und in diesem Baby, in diesem Mann,
in Gottes Sohn selbst ist der Dreh-
und Angelpunkt der ganzen Weltge-
schichte! Wie man so schön sagt, als
Gottes Sohn in die Welt kam war das
ein so mächtiges Ereignis, dass er die
Geschichte in der Mitte entzwei ge-
splittert hat in ein vor Christus und ein
nach Christus und wir zählen heute
noch unsere Jahre danach.
Deswegen ist Freude die bestimmen-
de Botschaft von Weihnachten –
Freude ist die bestimmende
Botschaft von Weihnachten
Freude so gross, dass sie die Erinne-
rung an die Sorgen und Beschwernis-
se unseres Alltags einfach wegspülen
kann – mindestens eine Zeit lang, und