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12_09_003_Editorial 24.11.

2009 13:22 Uhr Seite 3

editorial

Liebe Leser, Leserbriefe/Impressum 4

Stadtgeschichten 6
als vor 40 Jahren der antischwule Strafrechtsparagraf 175 reformiert
wurde, lehnte der weit überwiegende Teil der Bevölkerung schwule Män- Titel 8
ner ab. Das Institut für Demoskopie Allensbach ermittelte 1969, dass Ho-
mosexuelle von 80 Prozent der Deutschen in der sozialen Rangfolge Weltaidstag 18
noch niedriger eingestuft wurden als Prostituierte. Seither ist viel gesche-
hen: Der Paragraf ist Geschichte, Schwule und Lesben können heiraten, Hamburg 24
und Deutschland hat seit neuestem einen schwulen Außenminister. Den
zweiten seit Heinrich von Brentano. Dessen Chef, Bundeskanzler Konrad Adenauer, hatte seinen Mann Mahlzeit 34
fürs Auswärtige noch auf Schritt und Tritt durch den Geheimdienst beobachten lassen. Angela Mer-
kel dürfte ihrem Duzfreund heute weit weniger Aufmerksamkeit angedeihen lassen. So weit, so nor- Kultur 36
mal.
Und doch lässt eine neue EU-Studie aufhorchen: Jeweils 1 000 repräsentativ ausgewählte Men-
Beautiful People 50
schen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal, Polen und
Ungarn wurden zu ihren Vorurteilen gegenüber Minderheiten befragt. Obwohl die Bundesrepublik
hier im Mittelfeld der Ablehnung liegt, sind zwei Zahlen bemerkenswert: 38 Prozent der Deutschen Szene 52
lehnen danach gelebte Homosexualität generell ab. 39,7 Prozent sind gegen die Homo-Ehe. Anders
ausgedrückt: deutlich mehr als ein Drittel der Bundesbürger ist homophob. Diese Werte werden zwar Programm 58
durch die Ablehnung von Migranten, Muslimen und Juden noch übertroffen. Von einer Normalität
sind Schwule und Lesben in Deutschland aber weit entfernt. Im Gegenteil: das konservative Lager City Guide 74
schlägt mittlerweile verstärkt zurück, je präsenter Homosexuelle sind. In den Zeitungen liest man
wieder vermehrt Artikel, die vor latenter oder offener Homophobie nur so strotzen. Die Tageszei- Kleinanzeigen 84
tung „Die Welt“ etwa druckte unlängst einen ganzseitigen Aufsatz, in dem schlichtweg bestritten
wurde, dass es noch Diskriminierung gebe. Ein Zufall, dass dies just zu dem Zeitpunkt geschah, da Portfolio 86
Guido Westerwelle Außenminister wurde?
Sollten sich die Bundesländer Hamburg, Berlin und Bremen mit ihrem Ziel durchsetzen, die sexu-
Sex 88
elle Identität in den Grundrechtskatalog der Verfassung aufzunehmen, wäre damit ein wichtiges sym-
bolisches Zeichen gesetzt – zumindest auf dem Papier. In den Köpfen muss sich allerdings noch weit
Reise 90
mehr bewegen.

Wir von hinnerk wünschen angenehme Feiertage und einen schwungvollen Jahreswechsel! Fernsehen 94

Verlosung 96
Stefan Mielchen
Chefredakteur Lange Reihe 98

8 18 36 90
Titel Weltaidstag Kultur Reise
Ohne Angst zur Arbeit: Wie ratsam Mehr Sex, weniger Angst: die meisten Hamburg zieht blank: Studenten der Schwul durchs Mittemeer: hinnerk
kann es sein, mit seinem Schwulsein Schwulen schützen sich vor Aids. Hochschule für Bildende Künste zogen war an Bord der „Celebrity Solstice“
am Arbeitsplatz offen umzugehen? Dennoch steigen die HIV-Infektionen. sich für einen Kalender aus. und begleitete einen All-Gay-Cruise.

hinnerk 12/09 3

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