THEMA ❚ RÜCKBLICK 2009
Logisch ist das nicht
Der Jahresrückblick 2009
Logisch ist das nicht: da stürzt
eine Bande maßlos gieriger
Börsenspekulanten und Invest-
mentbanker die Welt in eine
massive Finanzkrise, in deren
Folge auch in Deutschland
Tausende Arbeitsplätze weg-
6 JANUAR 2010
brechen - und anstatt die Revolu-
tion auszurufen und die Banken
zu verstaatlichen, bescheren die
Menschen bei der Bundestags-
wahl einer wirtschaftsradikalen,
ehemaligen Fast-Drei-Prozent-
Partei ihr bestes Ergebnis.
Logisch ist das nicht: eine
vom Justizministerium vorge-
stellte Studie belegt, dass Kinder
in Regenbogenfamilien mindes-
tens genau so behütet aufwachsen
wie mit Hetero-Eltern. Dennoch
lehnt die CDU ein Adoptions-
recht für Schwule und Lesben
weiterhin stur ab. Die selbe CDU
übrigens, die in einer Koalition
mit besagter Investmentbanker-
partei regiert, dank Bankenret-
tung per Staatsknete mit einem
Schuldenhaushalt, für den jeder
linke Politiker auf den Scheiter-
haufen käme - und mit dieser
Partei die den ersten offen
schwulen Vizekanzler und Au-
ßenminister der Republik stellt.
Logisch ist das nicht: in
Moskau werden Homo-Demons-
tranten verhaftet, während in der
Stadt mit dem Eurovision Song
Contest die größte schwule Party
der Welt stattfindet. Litauen stellt
die Homo-Aufklärung an Schu-
len unter Strafe. Die Lufthansa
entlässt "wegen Imageschadens"
einen Stewart nach 16 Jahren im
Dienst, weil er mit seinem 17-
jährigen Freund in Tokio Sex
hatte (was dort unter Strafe steht)
- und kommt vor Gericht damit
durch! Noch immer schiebt
Deutschland schwule iranische
Flüchtlinge in ihr Heimatland
ab, wo ihnen der Tod durch den
Strick droht. Auf einem Seel-
sorger-Kongress in Marburg
dürfen evangelikale "Homo-
Heiler" trotz massiver Proteste
ihre kruden Ansichten verbrei-
ten. In Stuttgart stilisieren sich
christliche Hetzer ("Aids = Geißel
Gottes") zu Widerstandskämpfern
wie einst im Dritten Reich. Der
designierte badische Minister-
präsident Stefan Mappus findet
den CSD "abstoßend". In seinem
Bundesland müssen sich Schwule
und Lesben immer noch auf der
Zulassungsstelle verpartnern -
und für diese Demütigung auch
noch höhere Gebühren zahlen.
Eine Umfrage in acht EU-Ländern
fördert zutage, dass 43% aller
Europäer Schwule für unmora-
lisch halten und 53% die Homo-
Ehe ablehnen, in katholischen
Ländern wie Polen sogar noch
mehr. Selbst in Deutschland fin-
den knapp 40% Homos nicht so
toll. Gleichzeitig veröffentlicht
die Welt eine Tirade von Phillip
Gut, der von der "Penetrierung
des öffentlichen Lebens mit
Homosexualität" und CSDs genug
hat - denn von Ächtung und
Diskriminierung könne ja heut-
zutage kein Rede mehr sein.
Daher sei es jetzt mal gut mit der
öffentlichen Sichtbarkeit.
Öffentlich sehr sichtbar lässt
im Sommer ein mediengeiler
Staatsanwalt die No-Angels-
Sängerin Nadja Benaissi im
Frankfurter "Nachtleben" verhaf-
ten. Der (bis heute nicht bewiese-
ne, aber detailreich verbreitete)
Vorwurf: sie habe einen Mann
beim Sex mit HIV infiziert, ob-
wohl sie von ihrem Status
wusste. Ein Präventionsdesaster:
denn nach dieser Logik führe
besser, wer sich nicht testen lässt
und seine Sexpartner "unwissent-
lich" ansteckt. Hallo? Gehören
zum ungeschützten Verkehr nicht
immer noch zwei? Die beide für
sich selbst verantwortlich sind?
Damit das ganz klar ist: Kondome
schützen - und HIV-Tests auch,
denn früh entdeckt ist die Infek-
tion besser in Schach zu halten.
Entscheiden muss aber jeder für
sich selbst.
Entschieden hat sich auch Rainer
Gütlich: "Es gibt ein Recht auf
Leben, aber keine Pflicht" - mit
diesen Worten wählte das Frank-
furter CSD-Urgestein im Juni den
Freitod und hinterließ eine er-
schütterte Community. Der von
Immer perfekt
Anika Pilger organisierte CSD im
Juli geriet zu einem würdigen,
in Form.
Das 24 Stunden Pflaster zur
lebendigen Nachruf auf Rainer.
natürlichen Gewichtsabnahme.
Du fehlst!
Abhanden kamen uns 2009
auch AltenpfleGayHeim-Aktivist
Walter Curkovic-Paul, Förster-
Kolumnist Hermann J. Huber,
Ex-Blue-Angel-DJ Aladdin und
der Heidelberger DJ und zeit-
weilige GAB-Mitarbeiter Arne
Effenberger. Das Zeitliche seg-
neten ebenso der Mannheimer
Club Hans und Lauras Club in
Stuttgart (Laura: "Fame killt
mich"). Das Aus droht womög-
lich auch dem Zentrum Weißen-
burg, weil die Stadt den Zu-
schuss streichen will. Aber dafür
kriegt Stuttgart demnächst einen
Bestellen Sie unter:
www.shape-it.de
shapeit®
schicken, unendlich teuren
neuen Bahnhof. Logisch ist das
nicht.
Doch auch Erfreuliches gab es
2009: nach dem Mannheimer
CSD-Desaster 2008 organisierte
ein neuer Verein aus der Mitte
der Community einen sensatio-
SCHNÄPPCHENZEIT
nell angenommenen CSD Rhein- Markenmöbel - Schnäppchen - alles sofort
Neckar - und das Heidelberger
Rathaus hisste die Regenbogen-
flagge. In Frankfurt entsteht
gerade ein neues schwullesbi-
sches Jugendzentrum - und die
alten Recken der Bewegung er-
kämpfen und organisieren sich
Angebote für ein Altwerden in
Würde. Helden! Positive Signale
auch aus Karlsruhe: in einem
Prozess um Witwerrente ent-
schied das Bundesverfassungsge-
richt, dass Eingetragene Lebens-
partnerschaft und Ehe gleich zu
behandeln sind. Rheinland-Pfalz
glich das Beamtenrecht schon
mal an, Hessen folgt wohl dem-
nächst. Und selbst die GEZ will Wir sind der Spezialist im Outlet für Markenmöbel seit über
Verpartnerte ab sofort nicht mehr
30 Jahren an 15 Standorten in Süddeutschland. In unserem
doppelt abkassieren. Sogar in der
CDU gibt es vereinzelte Stimmen Sortiment finden Sie Markenmöbel mit echtem Preisvorteil.
der Vernunft: "Den Pflichten bei Messebestände, Fotomuster, Kleinserien und vieles mehr!
eingetragenen Lebenspartner-
schaften müssen endlich auch
mehr Rechte folgen!" Sagte die MA/Edingen- Wir sind für
neue Familienministerin Kristina Neckarhausen Sie da!
Köhler - anlässlich des Frankfurter Stuttgart Di + Mi 10-19 h
CSDs, wo sie auf dem Wagen der Frankfurt Outlet für Markenmöbel
Do + Fr 10-20 h
LSU mitfuhr. Und das ist logisch! Neu-Isenburg Samstag 10-18 h www.mam-limited.de
(or)
JANUAR 2010 7