Jahreslosung 2009

Was bei Menschen unmöglich ist,

ist möglich bei Gott! Lukas 18, 27

Liebe Freunde und Mitglieder! „Guter Meister, was muss ich

getan haben, um ewiges Leben zu
Die Jahreslosung für 2009 ist
 
erben?“
der Gipfel eines Gesprächs, das
Dieser junge Mann war of-
Jesus mit einem jungen Mann
fensichtlich einer, der vom Ziel
führte. Menschen begegnen Jesus
her dachte. Es mag vielleicht
und kommen mit ihm ins Ge-
interessant sein, sich zu Beginn
spräch. Was könnte wichtiger sein?
eines Jahres zu fragen: Wo werde
Was könnte uns als berufsbezo-
ich wohl am Jahresende stehen?
genes Missionswerk wichtiger sein?
Was will ich in zwölf Monaten
In den Evangelien erfahren wir,
erreicht haben? Von weit größerer
dass dieser Mann nicht nur jung,
Bedeutung aber ist die Frage: Wo
sondern reich und sogar ein Obers-
stehe ich am Lebensende? Was ist,
ter der Synagoge war.
wenn ich hier abtrete und nur noch
Dass er seine Frage öffentlich
zurückblicken, aber nichts mehr
stellte und nicht bei Nacht zu Jesus
ändern kann? Wie stehe ich dann
kam wie etwa sein Kollege, der
da? Dann wird es zu spät sein für
Ratsherr Nikodemus, ist sicher
eine Kurskorrektur. Jemand, der so
bezeichnend. Allerdings war auch
fragt, zeigt, dass er denkt.
das Ergebnis der beiden Unterre-
dungen verschieden. Was sollte er
verbergen?

Vom Ziel her denken
Jung und dynamisch kam er auf
Jesus zu und stellte die wichtigste
Frage im Leben eines Menschen:
Jesus fragen
Genauso wichtig aber wie die rich-
tige Frage ist die richtige Adresse,
an die sie gerichtet wird. Vielleicht
hatte der junge Reiche auch schon
andere Lehrer gefragt oder sich


Das Fundament 1/2009
selbst einige Antworten überlegt.
Dass er Jesus fragte, zeigt jeden-
falls, dass er ihm etwas zutraute. Er
ahnte wahrscheinlich nach allem,
was er von ihm gehört hatte, dass
Jesus in Ewigkeitsfragen kompetent
ist, ja vielleicht sogar die entschei-
dende Antwort hat.
Der junge Mann wollte etwas
tun, wollte sich vorbereiten, um
später ewiges Leben zu haben.
Was er davon wusste und wie er
es sich vorstellte, sagte er nicht. Er
wusste nur: Auf das ewige Leben
kommt alles an. Und Jesus beant-
wortete diese Frage, allerdings ganz
anders als erwartet. Er sprengte,
wie so oft, mit seiner Antwort
alle Erwartungen. Das ist typisch
für Jesus. Seine Gedanken, Wege
und Möglichkeiten übersteigen
unser menschliches Denken weit.
„Denn meine Gedanken sind nicht
eure Gedanken und eure Wege sind
nicht meine Wege, spricht der Herr“
(Jesaja 55, 9) – und das trifft auch
auf Jesus zu.
„Was soll ich tun, um das ewige
Leben zu erben?“ Kann jemand
überhaupt noch mehr tun als der
reiche junge Mann? Wir sind
beeindruckt, was er diesbezüglich
alles „abhaken“ konnte. Wer von
uns mag sich mit ihm vergleichen?
Zunächst hatte Jesus etliche Ge-

bote angesprochen, die vorrangig
die Beziehung von Menschen un-
tereinander aufgreifen. Nun lenkte
er mit der unvermittelten Auffor-
derung zum Totalausverkauf des
kompletten Besitzes den Blick aufs
erste Gebot. „Ich bin der HERR,
dein Gott, der ich dich aus dem
Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus
herausgeführt habe. Du sollst keine
anderen Götter haben neben mir.“
(2. Mose 20, 2).
Gott exklusiv
Ist Gott allein dein Gott? Darum
geht’s! Schlicht, aber deutlich war
diese Antwort und sie traf den
Frager ins Herz. Der Kern dieses
Gebotes war ihm klar. Eben konnte
er noch sagen: Alles kein Problem.
Nun aber gibt es doch eins. „Ver-
kaufe alles, was du hast …“. So hat-
te er sich die Sache nicht vorgestellt.
Er wollte doch etwas tun für Gott
und nicht etwas lassen. Er wollte
Bonuspunkte für den Himmel
sammeln, und nicht mittellos und
ausschließlich auf einen Fürspre-
cher angewiesen sein.
Der junge Mann hatte Jesus
verstanden. Deshalb gab es auch
kein aufbegehrendes „Ja, aber …“

oder sonst eine Nachverhandlung.
Die Forderung Jesu war eindeutig
und ließ keinen Verhandlungs-
spielraum. Bei heilsnotwendigen
Tatsachen gibt es eben nur den
Absolutheitsanspruch Gottes: „Ich
bin der Weg und die Wahrheit und
das Leben. Niemand kommt zum
Vater als nur durch mich“, sagte
Jesus (Johannes 14, 6).
Die klare Aufforderung Jesu, al-
les zu verkaufen und den Erlös den
Armen zu geben und ihm nachzu-
folgen, führte den jungen Synago-
genvorsteher nicht zur praktischen
Konsequenz, sondern in die Trau-
rigkeit. Vermutlich war auch
Jesus traurig, denn kein Mensch
ist ihm egal. Dieser Mann war
ja so nah dran und traf dann
doch die falsche Entscheidung.
Der Preis fürs ewige Leben
war ihm zu hoch.
Es sage niemand,
„wie gut, dass ich nicht
reich bin. Arme haben’s
leicht, die kommen
automatisch in den Him-
mel.“ Als ob Armut allein
schon selig machen würde.
Ich habe mich gefragt: Welche
Forderung Jesu würde mich denn
so treffen wie den reichen Mann?
Was halte ich krampfhaft fest und
hoffe inständig, dass es mir nicht
Jahreslosung 2009
genommen wird? Martin Luther
konnte mit Blick auf eine mög-
liche Christenverfolgung singen:
„Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr,
Kind und Weib, lass fahren dahin,
sie haben kein Gewinn, das Reich
muss uns doch bleiben.“ Erst wenn
ich etwas hergeben muss, wird klar,
ob es mir wichtiger ist als Jesus.
Eintritt unbezahlbar
Dementsprechend waren die Um-
stehenden auch geradezu entsetzt,
als
Jesus zuspitzte:
„Wie schwer werden die,
welche Güter haben, in
das Reich Gottes hin-
einkommen! Denn es ist
leichter, dass ein Kamel durch
ein Nadelöhr geht, als dass ein
Reicher in das Reich Gottes
hineinkommt“ (Lukas
18, 24  f ). Sie hatten
gut zugehört und
waren sich
darüber
völlig im
Kla-

Das Fundament 1/2009
ren: Wenn das so ist, dann kann ja
niemand ins Reich Gottes kom-
men! Das ist menschenunmög-
lich. Und genau das wollte Jesus
verdeutlichen: In den Himmel
kommen nur die, bei denen es
Gott möglich macht. Der Himmel,
die ewige, ungetrübte Gottesge-
meinschaft, ist nur geschenkweise
zu haben. Durch Jesus Christus
macht’s Gott möglich.
Jesus lässt hoffen
Aus diesem Grunde wollen wir,
liebe Freunde im DCTB, auch im
Jahr 2009 nie die Hoffnung für
Menschen aufgeben, so lange diese
noch leben. Bei Gott ist’s möglich,
dass sie umkehren. Ja, bei ihm ist
es möglich, dass sich sogar Got-
teslästerer bekehren und Christen
werden. Bei Gott ist es möglich,
dass die momentan geradezu
blindwütige Kreationistenhetze in
den Medien einer verstärkten Be-
reitschaft zum Umdenken weicht.
Sollte es Gott unmöglich sein, dass
Theologen und geistlichen Lehrern
wieder vermehrt die Klarheit und
Wahrheit des Wortes wichtig wird
und anstatt einer religiösen Belie-
bigkeit eine ganz neue Bibeltreue
unter seinen Leuten aufwächst?
Bei Gott ist es durchaus mög-
lich, dass seine Leute ausreichend
Geduld für andere aufbringen
und barmherzig sind, ohne etwa
in Wahrheitsfragen gleichgültig zu
werden.
Bei Gott ist es möglich, dass
unsere Mission unter Studierenden
und Berufskollegen entgegen allem
momentanen Augenschein „nicht
vergeblich ist in dem Herrn“, son-
dern in seinem Sinne und zu seiner
Zeit Frucht bringt. Nehmen Sie es
ruhig persönlich, was Gustav Knak
vor 150 Jahren dichtete:
Keiner wird zuschanden,
welcher Gottes harrt;
sollt ich sein der Erste,
der zuschanden ward?
Nein, das ist unmöglich,
du getreuer Hort!
Eher fällt der Himmel,
eh mich täuscht dein Wort! 
Jens Höner, 1. Vorsitzender