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DCTB-Hauptkonferenz 2009
Der neue Atheismus
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Fall seine Verantwortung gegenüber
seinen Mitmenschen – dies tut er jedoch Begegnung im Alltag
sehr subjektiv. Im Gegensatz zur christ-
lichen Überzeugung kann ein Atheist Da in diesen Fragen eine christlich-ag-
problemlos seine Maßstäbe anpassen und gressive Gegenreaktion nicht die Lösung
verändern, wenn die Situation dies aus sei- sein kann, war ein wichtiger Aspekt des
ner Sicht erfordert. Diese Tatsache besitzt Gesprächs der richtige Umgang mit dem
nicht nur in atheistisch-antichristlichen „neuen Atheismus“ und seinen Vertre-
Regimes der Vergangenheit und Gegen- tern. Wie reagieren wir zum Beispiel auf
wart politische Brisanz, sondern inzwi- das Buch „Der Gotteswahn“ von Richard
schen auch in einer multikulturellen Dawkins, die „Buskampagne“ oder die
und fortschrittsorientierten westlichen „Kreationistenhetze“ der Medien? Wie ge-
Gesellschaft mit immerhin christlichen hen wir mit einer aggressiven Protestsze-
Wurzeln. ne während des Christivals oder während
des christlichen Psychologenkongresses
Eine EU-Verlautbarung sieht derzeit im in Marburg um? Diese jüngeren Vorfäl-
christlichen Kreationismus Demokratie- le wurden beispielhaft für die immer
feindlichkeit oder gar eine Bedrohung offenkundigere antichristliche Stimmung
der Menschenrechte. Die Schärfe, mit in unserem Land angesprochen. An den
der zum Beispiel bildungspolitisch gegen Hochschulen werden in der Folge dieser
den Schöpfungsglauben vorgegangen
wird, ist verständlicher, wenn man sie
im Zusammenhang mit ethischen und
wissenschaftlichen Fragestellungen sieht.
Hier gelten überzeugte Christen als „Fort-
schrittsbremse“. Embryonenforschung,
vorgeburtliche Diagnostik mit dem Ziel
der Reduzierung von Behinderungen –
notfalls per Abtreibung, Vermeidung von
Langzeitpflegefällen speziell bei alten
Menschen, sind Entwicklungen, die von
Christen nicht kritiklos hingenommen
werden können.
1) Ein generelles Verbot der Präsentation 4) Man sollte sich, sofern Potential vorhan-
von Glaubensinhalten an Hochschulen ist den, als überzeugter Christ hochschulpo-
kontraproduktiv. Der Stil einer Veran- litisch zum Beispiel im AStA einbringen
staltung spiegelt die eigene Überzeugung und bereits dort Vorurteile abbauen hel-
wider und ist deshalb bei christlichen fen. Gleiches gilt zum Beispiel für Presse
Veranstaltungen positiv einladend und und Lokalpolitik.
grundsätzlich gesprächsfördernd. Hier
wird leider von manchen Hochschulver- 5) Die ernsthafte Auseinandersetzung mit
waltungen das Kind mit dem Bade ausge- sachlichen Anfragen an unseren Glauben
schüttet, indem generelle Verbote erlassen ist Ausdruck der Achtung des andern und
werden. Studierenden wird somit die deshalb auch entscheidend für die Begeg-
Chance zur Meinungsbildung in der Aus- nung mit Atheisten.
einandersetzung mit Andersdenkenden
genommen und das Hochschulstudium 6) Geistlich gesehen sind die entscheiden-
ausschließlich auf den Erwerb von Fach- den Faktoren im Umgang mit Atheisten:
kompetenz beschränkt. Meinungsvielfalt Liebe zu Gott, untereinander und daraus
und Meinungsbildung leiden darunter. resultierende praktische Nächstenliebe
Bei Verboten christlicher Initiativen sollte selbst dem aggressiven Kritiker gegen-
mutig auf diese ungute Entwicklung über, Vertrauen in Gottes wirkenden Geist
hingewiesen werden. und sein Wort.
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