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Der Dreisatz zum Guten

Der Dreisatz zum Guten


Andacht von Gunter Seidel, Abensberg, gehalten auf der Bayerisch-Fränkischen
Tagung 2007 in Pappenheim

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, näm-
lich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Micha 6, 8

Wie gut und tröstlich zu wissen,


dass Gott nichts Unrechtes will.
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist.“ Gott fordert das Gute, und du,
Gott redet: Er schweigt nicht, Mensch, weißt, was gut ist, denn
er sagt, was vor Ihm gilt. Und Gott hat es dir gesagt! Nun sind
nichts wäre schlimmer, als wenn wir aber so vergesslich, und deshalb
Gott schweigen würde. Für uns wird es hier noch einmal kurz,
heißt das in erster Linie: Es steht knapp und eindeutig wiederholt:
geschrieben, nicht irgendwo, nicht
im Koran, sondern ganz nah und
jederzeit griffbereit in der Bibel!
Gott redet: Er führt keine
Selbstgespräche, sondern er redet Da sind zum einen die Zehn Gebote:
mit uns. Es ist dir gesagt! Hast du
es gehört? Du, Mensch, weißt es, Ich bin der HERR, dein Gott, Du
oder zumindest könntest du es wis- hast keine anderen Götter neben mir!
sen. Du musst nicht nachfragen, Du machst dir kein Bildnis und
denn Gott hat gesprochen. Lies die betest solches Machwerk nicht an! Du
Bibel, dort steht’s geschrieben! missbrauchst meinen Namen nicht!
Gott redet: Sein Reden hat einen Du heiligst den Feiertag! Du ehrst
Inhalt, und er fordert sein gutes Vater und Mutter! Du tötest nicht!
Recht. Es ist sein gutes Recht, zu Du brichst nicht die Ehe! Du stiehlst
fordern. Ihm steht es zu, denn er ist nicht! Du redest nichts Falsches gegen
Gott und sonst keiner. Und er for- deinen Nächsten! Du begehrst nicht
dert nichts Böses, sondern das Gute. deines Nächsten Eigentum!

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Das Fundament 3/2008

Und zum andern das Evangeli- in diesem Liebesgebot hängt das


um: Jesus Christus – wahrer Gott ganze Gesetz und die Propheten.
und wahrer Mensch – ist für dich, „Die Liebe ist langmütig und
Mensch, am Kreuz gestorben und freundlich, die Liebe eifert nicht,
auferstanden von den Toten, und die Liebe treibt nicht Mutwillen,
du sollst auch am Ende der Zeiten sie bläht sich nicht auf, sie stellt sich
auferstehen und mit ihm leben in nicht ungebärdig, sie suchet nicht das
alle Ewigkeit. Gott rechtfertigt dich Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie
Gottlosen allein aus seiner unbegreif- rechnet das Böse nicht zu, sie freuet
lichen Gnade. Er ist dir gnädig, und sich nicht der Ungerechtigkeit, sie
seine Barmherzigkeit hat kein Ende. freuet sich vielmehr der Wahrheit; sie
Dir, Mensch, sind alle deine Sünden verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft
vergeben, weil Gott dich liebt und alles, sie duldet alles. Die Liebe hört
seinen Sohn für dich in den Tod niemals auf “ (1. Korinther 13, 4 - 7).
gab. Für dich litt unser Erlöser Jesus Es geht um eine Übung: Wir
Christus den Kreuzestod, den du hören es, hier geht es nicht um
verdient hättest. Das sollst du glau- ein schönes Gefühl. Das schöne
ben, denn solches zu glauben, heißt Gefühl, das Kribbeln im Bauch,
auch: Gottes Wort zu halten. das ein Verliebter verspürt, ist eher
die Begabung zur Liebe. Die Gabe
der Liebe ist uns allen von Gott
gegeben. Da brauchen wir keinen
Gabentest! Nun aber gilt es zu üben,
und zwar so, wie auch andere Dinge
Kann man denn Liebe üben? Ja, im Leben geübt werden müssen.
wir haben uns nicht verhört, da Die Beherrschung eines Musikin-
steht: Liebe üben! struments muss geübt werden, auch
Gott gebietet die Liebe. Wir wenn man noch so musikalisch ist.
lesen in Lukas 10, 27: „Du sollst Da hilft nichts anderes, denn: Es ist
den Herrn, deinen Gott, lieben von noch kein Meister vom Himmel ge-
ganzem Herzen, von ganzer Seele und fallen. Und was hier das Sprichwort
von ganzem Gemüte. Und das andere über den Musiker sagt, gilt auch für
ist dem gleich: Du sollst deinen Nächs- die Liebe. Sie muss gelernt und ein
ten lieben wie dich selbst.“ Wir wissen Leben lang geübt werden. Damit
es, denn wir haben es oft gehört und werden wir nie fertig!

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Der Dreisatz zum Guten

sei heute weniger listig! Als es in


einem Hausbibelkreis um die Rolle
des Menschen bei der Erlösung ging
Beim Wort Demut fallen mir zu- und was unser Wille dazu beitragen
nächst ganz spontan Namen ein wie könnte, spitzte sich die Diskussion
Anselm Grün, Eugen Drewermann zu, bis einer sagte: „Ich lasse mir
oder der Dalai Lama. Aber stehen doch meine freie Entscheidung für
diese Namen für Demut? Demut ist Jesus nicht nehmen!“ Hätte er doch
nicht zu verwechseln mit Sanftmut. besser gesagt: „Ich lasse mir meinen
Demut ist das Gegenteil von Hoch- Jesus nicht nehmen!“ Nein, Demut
mut. Sich demütigen heißt, sich war das nicht, denn wahre Demut
richtig einzuordnen. Das bedeutet weiß um die eigene Unfähigkeit,
meistens, sich unterzuordnen (!) und sich für Jesus zu entscheiden.
nicht zu hoch von sich zu denken. Demut gibt stattdessen Gott die
Wir sollen so von uns denken, wie es Ehre und weiß, dass sie selbst ihren
sich gebührt, wie es angemessen ist. Glauben vollständig der Wirkung
des Heiligen Geistes verdankt. Ein
demütiges Herz verzichtet gern auf
die zweifelhaften Entscheidungen
eines „freien“ Willens, wenn es Jesus
dadurch gewinnt.
Wir können dem himmlischen
Luther schrieb 1530 an seinen Vater danken, dass er mit uns redet
Freund Georg Spalatin: „Wir sollen und uns sagt, was er von uns will,
Menschen sein und nicht Gott, nämlich das Gute. Wir wollen ihm
das ist die Summa, oder ist ewi- dankbar sein, dass er uns unsere
ge Unruhe und Herzeleid unser Rebellion gegen ihn vergibt und
Lohn.“ Das klingt vielleicht seltsam sein Wort erhält, auch wenn wir
und erscheint uns eher selbstver- versagen, es zu halten. Es ist ent-
ständlich. Aber ist das wirklich so scheidend, dass er uns zu wahrhaft
selbstverständlich? Wir erinnern demütigen Menschen macht, nicht
uns: Im Paradies lockte die Schlan- zu solchen, die vor Menschen
ge die ersten Menschen mit den kuschen, aber zu solchen, die nicht
Worten: „Ihr werdet sein wie Gott.“ neben Gott auch noch Gott sein
Meinen wir bloß nicht, der Teufel wollen.

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