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Grenzen des
naturwissenschaftlichen
Erkennens
und das biblische Zeugnis
der Auferstehung
Grenzen des naturwissenschaftlichen Erkennens
Das Fundament 4/2006
Die Dokumentation sollte mög- nicht am Tag nach dem Test eine
lichst vollständig und objektiv sein. Publikation herausbringt und über-
Das ist ganz entscheidend. Aller- morgen das Telefon aus Stockholm
dings haben wir mit diesem Schritt klingelt, weil man den Nobelpreis
noch keine Erkenntnis erlangt. Wir gewonnen hat. In der Regel ist es
haben das Objekt oder die Abläufe so, dass im Test die Rückmeldung
noch nicht verstanden. kommt, dass die Hypothese, wie
Selbst sehr lange Tabellen von sie formuliert worden ist, so nicht
Messdaten sagen an sich noch gar zutreffend und ganz und gar nicht
nichts. befriedigend ist.
Wir gewinnen Erkenntnis, auch Konrad Lorenz, der bekannte
in den Naturwissenschaften, wenn Verhaltensforscher, sagte in einem
spekuliert wird. Das ist der nächste Interview, dass er von einem guten
Schritt. Man formuliert Vermu- Naturwissenschaftler erwarte, dass
tungen oder stellt Hypothesen auf. er jeden Morgen zum Frühstück
Es sind Modelle über zugrunde seine Lieblingshypothese zerpflücke
liegende Zusammenhänge. Ob diese und zerreiße.
Zusammenhänge richtig oder falsch
sind, ist zunächst völlig unerheblich,
weil wir es in der Regel auch nicht
wissen. Von einer wissenschaftlichen Das wäre eine wünschens-
Hypothese erwartet man nicht, dass
sie richtig oder falsch ist, sondern
werte Grundhaltung
dass sie möglichst exakt formuliert Wissenschaftliches Arbeiten kann
ist, so dass man sie testen kann. somit zeitweise auch sehr frustrie-
Der dritte Schritt in den Na- rend sein. Was aber macht ein Wis-
turwissenschaften ist, dass man die senschaftler, dessen Frustrations-
aufgestellte Idee an der Wirklichkeit grenze noch nicht erreicht ist? Wenn
testen und sehen kann, ob sie sich ich das richtig sehe, dann macht
auch bewährt, das heißt ob sie mir er einfach weiter. Erfolgreiches
hilft, Dinge und Abläufe besser zu wissenschaftliches Arbeiten wird
verstehen und zu erklären. Jeder, der sich fortwährend in diesem Dreieck
diese Prozedur schon einmal durch- bewegen, zwischen Datenerhebung,
gemacht hat, wird die ernüchternde Hypothese und Testen.
Erfahrung gemacht haben, dass man
Grenzen des naturwissenschaftlichen Erkennens
Das Fundament 4/2006
schen Fragen beschäftigt hat, formu- Denn würde ein Schüler schreiben,
liert: „Naturalistisch bedeutet, dass in dass Gott es so wolle, dass Feuch-
den wissenschaftlichen Theorien und tigkeit bei Temperaturen kleiner
im wissenschaftlichen Weltbild keine Null Grad Celsius in kristalliner
übernatürlichen Kräfte vorkommen. Form auftrete, hätte ich als Lehrer
Damit wird nicht behauptet, dass es ein Problem. Vermutlich hat der
diese übernatürlichen Kräfte oder Schüler Recht. Ich könnte ihm das
Faktoren nicht gäbe. Die Vorausset- Gegenteil auch nicht beweisen. Ich
zung, die der Naturforscher macht, wäre aber nicht bereit, ihm für die-
ist lediglich, dass diese Faktoren, se Antwort Punkte zu geben. Das
wenn es sie denn gibt, keinen Einfluss hängt nicht damit zusammen, dass
auf die Naturvorgänge, Naturgesetze ich bestreiten könnte, dass seine
und Naturkonstanten haben.” Antwort richtig sei, sondern dass
Der Naturalismus ist der Grund es seine mangelnde Bereitwilligkeit
dafür, dass die Wissenschaft das Ge- oder Unfähigkeit beweist, wissen-
sicht verzieht, wenn man ihnen mit schaftliche Zusammenhänge zu
einem Schöpfer kommt. Denn so lernen, zu verstehen und korrekt
etwas hat in der Naturwissenschaft wiederzugeben. Genauso halte ich
nichts zu suchen. Wir können das es auch für sehr vernünftig, nicht
allerdings nicht beweisen. Aber wis- hinter jedem Phänomen irgendeine
senschaftliche Aussagen müssen dem göttliche Macht zu sehen.
Naturalismus genügen. So hat man Trotz allem hat die Entscheidung
sich geeinigt. Übernatürliche Kräfte zum Naturalismus weitreichende
gibt es in den Naturwissenschaften Konsequenzen. Und das hat etwas
per Definition einfach nicht. Der mit den Grenzen zu tun, deren wir
Grund dafür, dass man keine Ant- uns bei allen wissenschaftlichen Aus-
wort dafür findet, was denn Leben sagen bewusst sein müssen. Der Na-
sei, kann möglicherweise genau hier turalismus trifft eine Entscheidung
liegen. Vielleicht könnten wir die ganz am Anfang und wir sollten
Antwort wissen. Aber per Definition nicht so tun, als hätten wir bei der
spielt die Frage nach übernatürli- Veröffentlichung neuer Ergebnisse
chen Faktoren in wissenschaftlichen die Welt verstanden. Wir haben sie
Überlegungen keine Rolle. lediglich unter Zugrundelegung ei-
Diese Vereinbarung ist durchaus ner philosophischen Position, soweit
nicht zu verurteilen. Sie ist hilfreich. wir Dinge verstehen können, erklärt.
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verwehrt ist, sie auch nur annähernd nur ein „frommes” Konzept, das uns
nachzuvollziehen. Wir sind mit un- hilft, Krisen zu überstehen, oder hat
serer Erfahrung begrenzt. Auferstehung etwas mit der Wirk-
Jesus aber wirkte dieses Wunder, lichkeit zu tun?
dass er Menschen vom Tod zurück- So schreibt Paulus: „Wenn aber
holte, nicht nur bei einigen wenigen Christus gepredigt wird, dass er von den
seiner Zeit. Toten auferstanden ist, wie sagen dann
einige unter euch: Es gibt keine Aufer-
stehung der Toten? Gibt es keine Aufer-
stehung der Toten, so ist auch Christus
nicht auferstanden. Ist aber Christus
Auferstehung nicht auferstanden, so ist unsre Predigt
vergeblich, so ist auch euer Glaube
In 1. Korinther 15 thematisiert
vergeblich” (1. Korinther 15, 12-14).
Paulus auf Anfrage der Gemeinde in
Auferstehung ist nicht einfach
Korinth das Thema Auferstehung
nur ein Tagesordnungspunkt unter
ausführlich. Sie sind unsicher ge-
anderen, sondern der zentrale Punkt,
worden in der Frage, was aus denen
worauf es wirklich ankommt. Wenn
geworden ist, die verstorben waren.
das nicht gilt, können wir getrost
Ist das mit der Auferstehung etwa
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alles, was mit unserem Glauben die verschlossene Tür des Hauses in
zusammenhängt, vergessen: „Denn den Raum kommen sehen. Plötzlich
wenn die Toten nicht auferstehen, so ist war er da und spricht ihnen seinen
Christus auch nicht auferstanden. Ist Frieden zu. Jesus geht mit ihnen
Christus aber nicht auferstanden, so ist anders um als noch vor seinem Tod.
euer Glaube nichtig, so seid ihr noch Und doch bleibt er erkennbar dersel-
in euren Sünden; so sind auch die, die be wie vorher. Dem Thomas zeigt er
in Christus entschlafen sind, verloren. seine Wunden und bezeugt ihm, dass
Hoffen wir allein in diesem Leben auf er noch vor wenigen Tagen am Kreuz
Christus, so sind wir die elendesten hing: Ich bin der, der gekreuzigt
unter allen Menschen” (1. Korinther worden ist. Ich bin für die Schuld
15, 16-19). und Sünde der Menschen gestorben.
Auferstehung ist ein Ereignis, Aber jetzt lebe ich. Ich bin nicht dem
das wir mit unseren Methoden nicht Tod von der Schippe gesprungen,
greifen können, aber es ist von zen- sondern ich habe den Tod besiegt.
traler Bedeutung. An der Auferste-
hung entscheidet sich alles.
Wenn Auferstehung nur eine
fromme Sage ist, dann vergesst alles! Schuldvergebung
Und dann bricht er in diesen
Jubelruf aus: “Nun aber ist Christus Gott hat als Bestätigung seiner Erlö-
auferstanden von den Toten als Erst- sungstat Jesus von den Toten aufer-
ling unter denen, die entschlafen sind” weckt, damit wir glauben können,
(1. Korinther 15, 20).Die Auferste- dass unsere Schuld wirklich vergeben
hung unterscheidet uns zentral von ist. Leben von einer Qualität, von
allen anderen menschlichen Überle- der wir manchmal träumen, muss
gungen und Konzepten. Hier führt deshalb nicht mehr ein Traum blei-
uns Gott am weitesten über unsere ben. So ein Leben, welches von Gott
Grenzen hinaus. Er zeigt uns in sei- ursprünglich gewollt war, kann nun
nem Wort, das Auferstehung real ist. Wirklichkeit werden. Ein Leben, das
Und er selber ist nicht vom Tod re- nicht vom Tod begrenzt ist, sondern
animiert worden, sondern durch den ein Leben bis in Ewigkeit.
Tod hindurchgegangen. Das können In diesem Zusammenhang ist es
uns andere Menschen bezeugen. Die wichtig festzuhalten, dass Paulus im
Jünger haben ihn nach Ostern durch Rahmen von 1. Korinther 15 sehr
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rational argumentiert. Er denkt hier genau wissen könnten, wie das mit
und hält nicht nur eine fromme Pre- Adam am Anfang gewesen war.
digt. In den letzten Versen schreibt Adam hänge sprachlich mit Ada-
er dann: „Denn da durch einen mah (hebräisch: Erde) zusammen
Menschen der Tod gekommen ist, so und die Bibel wolle uns nur deutlich
kommt auch durch einen Menschen machen, dass Gott den Menschen
die Auferstehung der Toten. Denn wie geschaffen hat. Die Details seien ja
sie in Adam alle sterben, so werden sie nicht so wichtig.
in Christus alle lebendig gemacht wer- Im 1. Korintherbrief wie auch in
den” (1. Korinther 15, 21-22). der Stelle im Römerbrief geht Pau-
lus davon aus, dass Adam eine reale
historische Person war. Er war der
erste Mensch, den Gott geschaffen
Adam, ein „echter” Mensch hatte. Adam und Christus werden
nämlich parallel gesehen. So wie in
In manchen Gesprächen, in de-
Adam alle sterben und der Tod zu
nen wir über die Entstehung des
allen kommt, so kommt das Leben
Menschen reden, höre ich oftmals
durch den Christus zu allen.
von vielen Christen, dass wir nicht
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Wenn wir Adam als historische wenn man sie wahrnimmt, so dass sie
Person auflösen und nur als einen keine Entschuldigung haben” (Römer
Gattungsbegriff verstehen würden, 1, 19-20).
dann geht der Gedanke, den Paulus
vermitteln möchte, verloren. Dann
verschwimmt auch Christus in glei-
cher Weise. Spuren Gottes
So wie sich Adam gegen Gott er-
hoben und sich von ihm unabhängig Wir können in der Schöpfung auch
erklärt hat, so hat Christus das Leben Gottes Spuren erkennen. So hat uns
wiedergebracht. der Schöpfer ausgestattet.
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Das dürfen wir glauben, weil es uns unverständiges Herz ist verfinstert”
Gott in seinem Wort aufzeigt. Wir (Römer 1, 20-21).
sollten in unseren Gesprächen an Das ist die Situation, in der wir
dieser Stelle sehr fein unterscheiden. heute leben. Menschen können
Ich darf lernen, dass ich Gott als Spuren, die Gott in der Schöpfung
Schöpfer nicht beweisen muss. Ich hinterlassen hat, nicht interpretieren
kann es ja auch gar nicht beweisen. und sie bringen sie auch nicht zum
Ich will aber dankbar sein, dass ich es Nachdenken.
glauben kann. Durch den Glauben
erkennen wir, dass Gott durch sein
Wort aus dem Nichts die Welt ins
Dasein ruft. Konsequenzen
Wir können mit unseren Me- Wir sollten unseren Kollegen und
thoden Spuren an fossilen Faustkei- Nachbarn das bezeugen, was wir in
len entdecken und folgern, dass sie der Bibel lesen. Sie erhebt den An-
von irgendeinem Menschen benutzt spruch, die Wahrheit zu sein. Nicht,
worden sind, auch wenn wir keine dass wir ihnen die Argumente und
menschlichen Fossilien daneben Beweise um die Ohren knallen.
finden. So können wir auch, wenn Unsere Zeitgenossen sind durch ihre
wir in die Schöpfung hineinschau- Ausbildung so verbogen, dass sie
en, Spuren des Schöpfers folgen. keine Spuren mehr lesen können.
In Römer 1 sagt Paulus, dass ei- Umso mehr sind wir herausgefor-
gentlich alle Menschen fähig sind, dert, ihnen unser Zeugnis nicht zu
diesen Schluss zu ziehen. Und das verwehren: Das Zeugnis der Schrift,
hat eine weitreichende Konsequenz: das uns zeigt, dass es noch viel mehr
„Denn Gottes unsichtbares Wesen, gibt, als was wir mit unserem Ver-
das ist seine ewige Kraft und Gott- stand sehen und erfassen können.
heit, wird seit der Schöpfung der Welt Es gibt Leben bis in die Ewigkeit
ersehen aus seinen Werken, wenn hinein. Dieses Wissen haben nur
man sie wahrnimmt, so dass sie keine die, denen Gott die Augen geöffnet
Entschuldigung haben. Denn obwohl hat und die den Schritt getan haben
sie von Gott wussten, haben sie ihn und dem Wort der Bibel Vertrauen
nicht als Gott gepriesen noch ihm geschenkt haben. Dieses Wissen
gedankt, sondern sind dem Nichtigen gilt es mutig an unsere Zeitgenossen
verfallen in ihren Gedanken, und ihr weiterzusagen.
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