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Das Fundament 4/2006

Grenzen des
naturwissenschaftlichen
Erkennens
und das biblische Zeugnis
der Auferstehung

Dr. Harald Binder, Konstanz, auf der Süddeutschen Tagung 2005


auf dem Michelsberg

Matthias Claudius dichtete


 
in einem seiner Lieder: „Seht
ihr den Mond dort stehen, er ist
nur halb zu sehen und ist doch
rund und schön. So sind wohl
manche Sachen, die wir getrost
belachen, weil unsere Augen sie
nicht sehn.”
Was machen wir aber eigent-
lich, wenn wir die heute so ein-
flussreiche Naturwissenschaft
betreiben und uns der Grenzen
sehr oft nicht mehr bewusst
sind?



Grenzen des naturwissenschaftlichen Erkennens

Was ist wissenschaft- Mit ganz verschiedenen Metho-


den können wir versuchen, den
liches Arbeiten? Forschungsgegenstand zu verstehen.
Das Ziel naturwissenschaftlichen Es gibt ganze Methodenarsenale:
Arbeitens ist, Erkenntnis zu gewin- historische Methoden, sozial-geistes-
nen, Dinge besser zu verstehen und wissenschaftliche, naturwissenschaft-
für Phänomene, die wir wahrneh- liche und viele andere Methoden.
men, eine plausible Erklärung zu Diese Methoden werden an Schulen
finden. Dazu haben wir ein sehr und Universitäten erlernt, um sie bei
leistungsfähiges Werkzeug: unsere neuen Fragestellungen anwenden zu
Vernunft. Unsere Vernunft oder un- können.
ser Verstand ist ein Geschenk Gottes,
über den wir uns freuen und den wir
natürlich auch gebrauchen dürfen.
Allerdings müssen wir uns bei dem Drei Schritte zur Erkenntnis
Gebrauch unseres Verstandes immer
wieder bewusst machen, dass alles Eine naturwissenschaftliche Erfor-
Erkennen letztlich Stückwerk blei- schung verläuft in exakten Schritten:
ben wird. Unsere Vernunft ist nicht Ein erster Schritt ist, dass wir
autonom und erlaubt uns keinen den Gegenstand, der erforscht wird,
Standpunkt, von dem aus wir letzt- beobachten und Daten sammeln
endlich alles beurteilen könnten. Un- mit dem Ziel, ein Protokoll zu er-
sere Vernunft ist begrenzt und unser stellen. Damit dokumentieren wir
Einsichtvermögen bleibt Stückwerk. einen Tatbestand.
Wenn wir Forschung treiben, Das kann ganz unterschiedlich
können wir uns aus der Welt, in aussehen: Entweder sitzt jemand
der wir leben, einen beliebigen For- mit dem Notizblock in der Hand
schungsgegenstand aussuchen. Da vor einem Ameisenhaufen oder
gibt es zunächst überhaupt keine dem Flugloch eines Bienenstocks,
Einschränkung. um zu dokumentieren, was alles zu
Bei einem Spaziergang über die beobachten ist. Ein anderer steht im
Wiese kann ich mir beispielsweise Labor an einer Versuchsanordnung
das Gänseblümchen zur Untersu- und protokolliert Beobachtungsda-
chung heraussuchen. ten. In so einem Protokoll sollten al-
le relevanten Daten beinhaltet sein.

 
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Die Dokumentation sollte mög- nicht am Tag nach dem Test eine
lichst vollständig und objektiv sein. Publikation herausbringt und über-
Das ist ganz entscheidend. Aller- morgen das Telefon aus Stockholm
dings haben wir mit diesem Schritt klingelt, weil man den Nobelpreis
noch keine Erkenntnis erlangt. Wir gewonnen hat. In der Regel ist es
haben das Objekt oder die Abläufe so, dass im Test die Rückmeldung
noch nicht verstanden. kommt, dass die Hypothese, wie
Selbst sehr lange Tabellen von sie formuliert worden ist, so nicht
Messdaten sagen an sich noch gar zutreffend und ganz und gar nicht
nichts. befriedigend ist.
Wir gewinnen Erkenntnis, auch Konrad Lorenz, der bekannte
in den Naturwissenschaften, wenn Verhaltensforscher, sagte in einem
spekuliert wird. Das ist der nächste Interview, dass er von einem guten
Schritt. Man formuliert Vermu- Naturwissenschaftler erwarte, dass
tungen oder stellt Hypothesen auf. er jeden Morgen zum Frühstück
Es sind Modelle über zugrunde seine Lieblingshypothese zerpflücke
liegende Zusammenhänge. Ob diese und zerreiße.
Zusammenhänge richtig oder falsch
sind, ist zunächst völlig unerheblich,
weil wir es in der Regel auch nicht
wissen. Von einer wissenschaftlichen Das wäre eine wünschens-
Hypothese erwartet man nicht, dass
sie richtig oder falsch ist, sondern
werte Grundhaltung
dass sie möglichst exakt formuliert Wissenschaftliches Arbeiten kann
ist, so dass man sie testen kann. somit zeitweise auch sehr frustrie-
Der dritte Schritt in den Na- rend sein. Was aber macht ein Wis-
turwissenschaften ist, dass man die senschaftler, dessen Frustrations-
aufgestellte Idee an der Wirklichkeit grenze noch nicht erreicht ist? Wenn
testen und sehen kann, ob sie sich ich das richtig sehe, dann macht
auch bewährt, das heißt ob sie mir er einfach weiter. Erfolgreiches
hilft, Dinge und Abläufe besser zu wissenschaftliches Arbeiten wird
verstehen und zu erklären. Jeder, der sich fortwährend in diesem Dreieck
diese Prozedur schon einmal durch- bewegen, zwischen Datenerhebung,
gemacht hat, wird die ernüchternde Hypothese und Testen.
Erfahrung gemacht haben, dass man



Grenzen des naturwissenschaftlichen Erkennens

Wissenschaft ist durch ein neues Experiment nicht


schon wieder eingeschränkt wird.
nicht Wahrheit
Die Folgerungen aus dieser wissen- Was die Objektivität in der wis-
schaftlichen Forschung sind: senschaftlichen Arbeit angeht, so
wäre noch zu sagen: An dem Punkt,
Erstens: Der dritte Schritt des wo Hypothesen und Vermutungen
Testens ist mit Abstand der wich- geäußert werden, ist es mit jeglicher
tigste, denn der Fehler, den man Objektivität zwingend vorbei. Denn
macht, wird in der Folge immer in die Hypothesen fließt auch das
geringer. Allerdings besteht genau Weltbild und die Prägung des Wis-
hier die große Gefahr, unsauber senschaftlers mit ein.
zu arbeiten und Daten zu mani- Etwas extrem formuliert hieße
pulieren. das, dass ohne philosophische Posi-
Zweitens: Wissenschaft und tion keine Erkenntnis möglich ist.
wissenschaftliche Erkenntnis ist Ohne die Annahme von Faktoren,
permanent im Fluss. Das ist sehr die wissenschaftlich nicht mehr be-
wichtig festzuhalten, wenn man wiesen werden können, ist Erkennt-
an den Einfluss denkt, die wissen- nis überhaupt nicht möglich.
schaftliche Aussagen in unseren
Zeitungen haben. Wissenschaft-
liche Erkenntnis verändert sich
ständig. Glaubensbekenntnis:
Drittens: Die Wissenschaft kann
niemals beanspruchen, dass das, Naturalismus
was sie aussagt, Wahrheit ist. Sie Die grundlegende philosophische
kann ordentlicherweise nur be- Position der gegenwärtigen Wissen-
haupten, dass eine gegenwärtige schaft ist mit dem Begriff Natura-
wissenschaftliche Erkenntnis lismus am besten umschrieben. Jede
- nach allem, was wir bisher wis- Aussage, die den Anspruch erhebt,
sen, - nicht im Widerspruch zu naturwissenschaftlich zu sein, muss
anderen Erkenntnissen steht. Nie- heute den Kriterien dieser Position
mals aber ist auszuschließen, dass genügen.
genau zu diesem Zeitpunkt ein all- Hans Mohr, ein Biologe in Frei-
gemein gültiges Lehrbuchwissen burg, der sich auch mit philosophi-

 
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schen Fragen beschäftigt hat, formu- Denn würde ein Schüler schreiben,
liert: „Naturalistisch bedeutet, dass in dass Gott es so wolle, dass Feuch-
den wissenschaftlichen Theorien und tigkeit bei Temperaturen kleiner
im wissenschaftlichen Weltbild keine Null Grad Celsius in kristalliner
übernatürlichen Kräfte vorkommen. Form auftrete, hätte ich als Lehrer
Damit wird nicht behauptet, dass es ein Problem. Vermutlich hat der
diese übernatürlichen Kräfte oder Schüler Recht. Ich könnte ihm das
Faktoren nicht gäbe. Die Vorausset- Gegenteil auch nicht beweisen. Ich
zung, die der Naturforscher macht, wäre aber nicht bereit, ihm für die-
ist lediglich, dass diese Faktoren, se Antwort Punkte zu geben. Das
wenn es sie denn gibt, keinen Einfluss hängt nicht damit zusammen, dass
auf die Naturvorgänge, Naturgesetze ich bestreiten könnte, dass seine
und Naturkonstanten haben.” Antwort richtig sei, sondern dass
Der Naturalismus ist der Grund es seine mangelnde Bereitwilligkeit
dafür, dass die Wissenschaft das Ge- oder Unfähigkeit beweist, wissen-
sicht verzieht, wenn man ihnen mit schaftliche Zusammenhänge zu
einem Schöpfer kommt. Denn so lernen, zu verstehen und korrekt
etwas hat in der Naturwissenschaft wiederzugeben. Genauso halte ich
nichts zu suchen. Wir können das es auch für sehr vernünftig, nicht
allerdings nicht beweisen. Aber wis- hinter jedem Phänomen irgendeine
senschaftliche Aussagen müssen dem göttliche Macht zu sehen.
Naturalismus genügen. So hat man Trotz allem hat die Entscheidung
sich geeinigt. Übernatürliche Kräfte zum Naturalismus weitreichende
gibt es in den Naturwissenschaften Konsequenzen. Und das hat etwas
per Definition einfach nicht. Der mit den Grenzen zu tun, deren wir
Grund dafür, dass man keine Ant- uns bei allen wissenschaftlichen Aus-
wort dafür findet, was denn Leben sagen bewusst sein müssen. Der Na-
sei, kann möglicherweise genau hier turalismus trifft eine Entscheidung
liegen. Vielleicht könnten wir die ganz am Anfang und wir sollten
Antwort wissen. Aber per Definition nicht so tun, als hätten wir bei der
spielt die Frage nach übernatürli- Veröffentlichung neuer Ergebnisse
chen Faktoren in wissenschaftlichen die Welt verstanden. Wir haben sie
Überlegungen keine Rolle. lediglich unter Zugrundelegung ei-
Diese Vereinbarung ist durchaus ner philosophischen Position, soweit
nicht zu verurteilen. Sie ist hilfreich. wir Dinge verstehen können, erklärt.



Grenzen des naturwissenschaftlichen Erkennens

Phänomen „Leben” Prozess. Das ist, was wir als Natur-


wissenschaftler beobachten können.
In Bezug auf das Phänomen „Leben” Wenn wir beginnen, darüber zu spe-
können wir nur sagen, dass es einfach kulieren, wie Leben entstanden sein
da ist. In der Tat lässt sich an keiner könnte, dann haben wir ein großes
einzigen Stelle beobachten, wie Le- Problem, weil wir genau das nicht
ben entsteht. Leben ist immer als ein beobachten können. Wir müssen
kontinuierliches Phänomen da oder zugeben, dass wir es mit unseren zur
es existiert nicht. Auch der Mensch Verfügung stehenden Mitteln nicht
beginnt nicht mit der Befruchtung untersuchen. Auch was der Tod ist,
der Eizelle durch die Samenzelle können wir nicht sagen. Er lässt sich
lebendig zu sein, sondern diese Zel- nur gegen das Leben abgrenzen und
len sind selbst lebendige Systeme. medizinisch nach bestimmten Kri-
Wenn diese nicht lebendig wären, terien definieren. Die Kriterien für
würde daraus nie ein Mensch entste- den Hirntod sind Entscheidungshil-
hen. Aus einer toten Eizelle entsteht fen. Aber ob wir damit wesentliche
niemals Leben. Es gibt keine einzige Aussagen zum Thema Tod machen,
Stelle, wo Leben aus Nichtleben ent- wissen wir nicht.
steht. Leben ist ein kontinuierlicher

 
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Leben, Tod, Auferstehung berichtet werden, wo Menschen auf-


erweckt werden (Markus 5, 40-42;
Diese Punkte zeigen uns, dass wir in Lukas 7, 14-15). Mit dem, was wir
unserer Fähigkeit, Dinge zu erken- normalerweise erleben, können wir
nen, begrenzt sind. diese Ereignisse nur schwer verste-
Christen haben eine andere In- hen, weil wir mit unseren Methoden
formationsquelle. In Johannes 11, 25 und Möglichkeiten Dinge brauchen,
sagt Jesus: „Ich bin die Auferstehung die reproduzierbar sind und wo
und das Leben.” Damit bietet Jesus wir fragen können, unter welchen
uns die Antwort an, dass das Leben Bedingungen dieses Phänomen
zugänglich ist über die Person Jesus erscheint. Auferstehung können wir
Christus. Er ist die Auferstehung auf diese Weise nicht untersuchen.
und das Leben. Dass Jesus das nicht
nur theoretisiert, das zeigt er auf dem
Friedhof in Bethanien, wo er Lazarus
aus dem Tod zurückholt. Mit diesem
Phänomen können wir gemäß unse- „Wunder” in der Medizin
rer Erkenntnis nicht so richtig um- Da gehen Menschen zur Untersu-
gehen. In unserer Erfahrung kommt chung, und es wird Lungenkrebs fest-
es eben gewöhnlich nicht vor, dass gestellt. Auf Röntgenbildern wird das
jemand aufersteht. Ich weiß nur, dass dokumentiert. Dann wird die ganze
ich mir so etwas gewünscht habe, Therapie geplant und in die Wege
wenn ich an einem offenen Grab geleitet. Nach einigen Wochen kom-
gestanden bin und sich alles in mir men die Patienten erneut zur Unter-
dagegen wehrte, den Tod als normal suchung in die Klinik. Noch einmal
zu akzeptieren. Dass ein Mensch, mit werden sie untersucht, und es lässt
dem ich noch vor wenigen Tagen das sich kein Befund mehr feststellen.
Leben geteilt und mit ihm geredet Niemand hatte einen Fehler began-
habe, jetzt nicht mehr da ist – wer gen, die Kollegen sauber gearbeitet.
soll das so einfach hinnehmen? Mit unseren Möglichkeiten können
Auch in der Bibel ist das nicht wir diese Erscheinungen nicht erklä-
der normale Alltag, dass jemand aus ren. Die Mediziner nennen so etwas
dem Tod aufersteht. Es gibt neben Spontanheilung. Das sind keine Mär-
Lazarus noch zwei weitere Bege- chen, sondern gut dokumentierte
benheiten, die im Neuen Testament Fälle, wo uns jeder Zugang bisher

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verwehrt ist, sie auch nur annähernd nur ein „frommes” Konzept, das uns
nachzuvollziehen. Wir sind mit un- hilft, Krisen zu überstehen, oder hat
serer Erfahrung begrenzt. Auferstehung etwas mit der Wirk-
Jesus aber wirkte dieses Wunder, lichkeit zu tun?
dass er Menschen vom Tod zurück- So schreibt Paulus: „Wenn aber
holte, nicht nur bei einigen wenigen Christus gepredigt wird, dass er von den
seiner Zeit. Toten auferstanden ist, wie sagen dann
einige unter euch: Es gibt keine Aufer-
stehung der Toten? Gibt es keine Aufer-
stehung der Toten, so ist auch Christus
nicht auferstanden. Ist aber Christus
Auferstehung nicht auferstanden, so ist unsre Predigt
vergeblich, so ist auch euer Glaube
In 1. Korinther 15 thematisiert
vergeblich” (1. Korinther 15, 12-14).
Paulus auf Anfrage der Gemeinde in
Auferstehung ist nicht einfach
Korinth das Thema Auferstehung
nur ein Tagesordnungspunkt unter
ausführlich. Sie sind unsicher ge-
anderen, sondern der zentrale Punkt,
worden in der Frage, was aus denen
worauf es wirklich ankommt. Wenn
geworden ist, die verstorben waren.
das nicht gilt, können wir getrost
Ist das mit der Auferstehung etwa

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alles, was mit unserem Glauben die verschlossene Tür des Hauses in
zusammenhängt, vergessen: „Denn den Raum kommen sehen. Plötzlich
wenn die Toten nicht auferstehen, so ist war er da und spricht ihnen seinen
Christus auch nicht auferstanden. Ist Frieden zu. Jesus geht mit ihnen
Christus aber nicht auferstanden, so ist anders um als noch vor seinem Tod.
euer Glaube nichtig, so seid ihr noch Und doch bleibt er erkennbar dersel-
in euren Sünden; so sind auch die, die be wie vorher. Dem Thomas zeigt er
in Christus entschlafen sind, verloren. seine Wunden und bezeugt ihm, dass
Hoffen wir allein in diesem Leben auf er noch vor wenigen Tagen am Kreuz
Christus, so sind wir die elendesten hing: Ich bin der, der gekreuzigt
unter allen Menschen” (1. Korinther worden ist. Ich bin für die Schuld
15, 16-19). und Sünde der Menschen gestorben.
Auferstehung ist ein Ereignis, Aber jetzt lebe ich. Ich bin nicht dem
das wir mit unseren Methoden nicht Tod von der Schippe gesprungen,
greifen können, aber es ist von zen- sondern ich habe den Tod besiegt.
traler Bedeutung. An der Auferste-
hung entscheidet sich alles.
Wenn Auferstehung nur eine
fromme Sage ist, dann vergesst alles! Schuldvergebung
Und dann bricht er in diesen
Jubelruf aus: “Nun aber ist Christus Gott hat als Bestätigung seiner Erlö-
auferstanden von den Toten als Erst- sungstat Jesus von den Toten aufer-
ling unter denen, die entschlafen sind” weckt, damit wir glauben können,
(1. Korinther 15, 20).Die Auferste- dass unsere Schuld wirklich vergeben
hung unterscheidet uns zentral von ist. Leben von einer Qualität, von
allen anderen menschlichen Überle- der wir manchmal träumen, muss
gungen und Konzepten. Hier führt deshalb nicht mehr ein Traum blei-
uns Gott am weitesten über unsere ben. So ein Leben, welches von Gott
Grenzen hinaus. Er zeigt uns in sei- ursprünglich gewollt war, kann nun
nem Wort, das Auferstehung real ist. Wirklichkeit werden. Ein Leben, das
Und er selber ist nicht vom Tod re- nicht vom Tod begrenzt ist, sondern
animiert worden, sondern durch den ein Leben bis in Ewigkeit.
Tod hindurchgegangen. Das können In diesem Zusammenhang ist es
uns andere Menschen bezeugen. Die wichtig festzuhalten, dass Paulus im
Jünger haben ihn nach Ostern durch Rahmen von 1. Korinther 15 sehr

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rational argumentiert. Er denkt hier genau wissen könnten, wie das mit
und hält nicht nur eine fromme Pre- Adam am Anfang gewesen war.
digt. In den letzten Versen schreibt Adam hänge sprachlich mit Ada-
er dann: „Denn da durch einen mah (hebräisch: Erde) zusammen
Menschen der Tod gekommen ist, so und die Bibel wolle uns nur deutlich
kommt auch durch einen Menschen machen, dass Gott den Menschen
die Auferstehung der Toten. Denn wie geschaffen hat. Die Details seien ja
sie in Adam alle sterben, so werden sie nicht so wichtig.
in Christus alle lebendig gemacht wer- Im 1. Korintherbrief wie auch in
den” (1. Korinther 15, 21-22). der Stelle im Römerbrief geht Pau-
lus davon aus, dass Adam eine reale
historische Person war. Er war der
erste Mensch, den Gott geschaffen
Adam, ein „echter” Mensch hatte. Adam und Christus werden
nämlich parallel gesehen. So wie in
In manchen Gesprächen, in de-
Adam alle sterben und der Tod zu
nen wir über die Entstehung des
allen kommt, so kommt das Leben
Menschen reden, höre ich oftmals
durch den Christus zu allen.
von vielen Christen, dass wir nicht

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Wenn wir Adam als historische wenn man sie wahrnimmt, so dass sie
Person auflösen und nur als einen keine Entschuldigung haben” (Römer
Gattungsbegriff verstehen würden, 1, 19-20).
dann geht der Gedanke, den Paulus
vermitteln möchte, verloren. Dann
verschwimmt auch Christus in glei-
cher Weise. Spuren Gottes
So wie sich Adam gegen Gott er-
hoben und sich von ihm unabhängig Wir können in der Schöpfung auch
erklärt hat, so hat Christus das Leben Gottes Spuren erkennen. So hat uns
wiedergebracht. der Schöpfer ausgestattet.

Unsere Erkenntnis brauchen Einen anderen Aspekt, der für


wir nicht gering schätzen, auch bei diese Frage wichtig ist, finden wir in
aller Begrenzung. Paulus schreibt Hebräer 11, 3: „Durch den Glauben
in Römer 1: „Denn was man von erkennen wir, dass die Welt durch Got-
Gott erkennen kann, ist unter ihnen tes Wort geschaffen ist, so dass alles, was
offenbar; denn Gott hat es ihnen man sieht, aus nichts geworden ist.”
offenbart. Denn Gottes unsichtbares Der Gott der Bibel hat diese Welt
Wesen, das ist seine ewige Kraft und geschaffen. Das ist etwas, was wir
Gottheit, wird seit der Schöpfung nicht logisch mit unserer Vernunft
der Welt ersehen aus seinen Werken, erschließen und beweisen können.

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Das dürfen wir glauben, weil es uns unverständiges Herz ist verfinstert”
Gott in seinem Wort aufzeigt. Wir (Römer 1, 20-21).
sollten in unseren Gesprächen an Das ist die Situation, in der wir
dieser Stelle sehr fein unterscheiden. heute leben. Menschen können
Ich darf lernen, dass ich Gott als Spuren, die Gott in der Schöpfung
Schöpfer nicht beweisen muss. Ich hinterlassen hat, nicht interpretieren
kann es ja auch gar nicht beweisen. und sie bringen sie auch nicht zum
Ich will aber dankbar sein, dass ich es Nachdenken.
glauben kann. Durch den Glauben
erkennen wir, dass Gott durch sein
Wort aus dem Nichts die Welt ins
Dasein ruft. Konsequenzen
Wir können mit unseren Me- Wir sollten unseren Kollegen und
thoden Spuren an fossilen Faustkei- Nachbarn das bezeugen, was wir in
len entdecken und folgern, dass sie der Bibel lesen. Sie erhebt den An-
von irgendeinem Menschen benutzt spruch, die Wahrheit zu sein. Nicht,
worden sind, auch wenn wir keine dass wir ihnen die Argumente und
menschlichen Fossilien daneben Beweise um die Ohren knallen.
finden. So können wir auch, wenn Unsere Zeitgenossen sind durch ihre
wir in die Schöpfung hineinschau- Ausbildung so verbogen, dass sie
en, Spuren des Schöpfers folgen. keine Spuren mehr lesen können.
In Römer 1 sagt Paulus, dass ei- Umso mehr sind wir herausgefor-
gentlich alle Menschen fähig sind, dert, ihnen unser Zeugnis nicht zu
diesen Schluss zu ziehen. Und das verwehren: Das Zeugnis der Schrift,
hat eine weitreichende Konsequenz: das uns zeigt, dass es noch viel mehr
„Denn Gottes unsichtbares Wesen, gibt, als was wir mit unserem Ver-
das ist seine ewige Kraft und Gott- stand sehen und erfassen können.
heit, wird seit der Schöpfung der Welt Es gibt Leben bis in die Ewigkeit
ersehen aus seinen Werken, wenn hinein. Dieses Wissen haben nur
man sie wahrnimmt, so dass sie keine die, denen Gott die Augen geöffnet
Entschuldigung haben. Denn obwohl hat und die den Schritt getan haben
sie von Gott wussten, haben sie ihn und dem Wort der Bibel Vertrauen
nicht als Gott gepriesen noch ihm geschenkt haben. Dieses Wissen
gedankt, sondern sind dem Nichtigen gilt es mutig an unsere Zeitgenossen
verfallen in ihren Gedanken, und ihr weiterzusagen. 

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