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Christsein im Büro

Christsein
im Büro
Thank
God it‘s
Monday Auszüge aus einer Predigt
von Jürgen Koppitz,
Produktmanager für mi-
litärische Funkerfassungs-
und Ortungssysteme

uAls Berufstätige sind wir an fünf verbringen weitaus mehr Zeit mit ih-
Tagen in der Woche etwa die Hälfte nen als mit unseren engsten Freunden.
unserer wachen Zeit des Tages mit den- Manches Mal, wenn ich beispielsweise
selben Menschen zusammen. Dies sind zusammen mit Kollegen auf längerer
unsere Arbeitskollegen. Wir sind länger Dienstreise bin, verbringe ich mit ihnen
mit ihnen zusammen als mit unserem sogar sieben Tage die Woche, täglich
Ehepartner und unseren Kindern. Wir mindestens dreiviertel der wachen Zeit.

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Das Fundament 5/2004

Wie steht es eigentlich mit Ihrer Umwelt. Es sind Kollegen, Bekannte,


Motivation, als „Missionar“ am Arbeits- Freunde, Zeitschriften, Fernsehen und
platz Gott zu dienen und Menschen andere Medien. Wir sind und werden
durch Ihren Lebensstil und Ihr Zeugnis geprägt von Menschen, die in der Regel
auf Christus hinzuweisen? nichts mit Gott zu tun haben. Viele von
Wir investieren viel Geld, Zeit und diesen Menschen teilen ihr Leben in
Mühe in die Vorbereitung und Durch- zwei Bereiche ein: den privaten und den
führung von großen evangelistischen öffentlichen. Im öffentlichen Bereich
Veranstaltungen. In dieser Zeit beten des Lebens, d.h. tagsüber im Beruf,
wir für Menschen und bemühen uns haben Gott und Glaube nichts zu su-
um eine engere Beziehung zu ihnen, chen. Glaube und Religion sind Sache
um sie einladen zu können. Wir führen des privaten Bereichs des Lebens, das
auch Straßen-Evangelisationseinsätze heißt sie gehören in die Zeit zwischen 18
durch, um dadurch uns fremde Men- und 8 Uhr. Wir Christen haben viel-
schen einzuladen. fach dieses Denken der Nichtchristen
Was aber machen wir in der weite- übernommen! Wie stark dies bereits
ren Zeit des Jahres? erfolgt ist, sieht man daran, wer in
Was bleibt an kontinuierlichem Ein- der Gemeinde in unserer christlichen
satz für das Missionsfeld „Arbeitsplatz“ Hierarchie oben und wer unten steht.
nach diesen Aktionen?
Für meine Ausführungen habe ich
viele Ideen aus dem Buch von Mark
Greene: „Der Fischteich im Büro“
(Originaltitel: „Thank God it‘s Monday
- Ministry in the Workplace!“) gewon-
nen. Dieses Buch hat mich getroffen
und neu motiviert, meinen Arbeitsplatz
und meine Kollegen mit Gottes Augen
zu sehen.

Entdecken Sie Ihre Einstellung in fol-


Bin ich Vollzeiter? gender Hierarchie wieder? Ganz oben
Sie lesen vielleicht viel in der Bibel und steht der Missionar, dann folgen Pfarrer
diskutieren über Gottes Wort und be- oder Prediger, vollzeitliche Mitarbeiter
ten auch. Und dennoch: in vielen oder in einem christlichen Werk, Diakonisse
den meisten Dingen prägt uns unsere (Diakonin oder Diakon), Mitglied der

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Christsein im Büro

Gemeindeleitung, armer Christ, nor- Wie ich meinen


maler Christ, reicher Christ ...
Woher haben wir dieses Denken Job erledige
eigentlich? Aus der Bibel? Die Frage, die
sich geradezu aufdrängt, lautet: Sind Sie Wie können wir „Arbeit“ definie-
eigentlich zu Ihrem weltlichen Beruf ren? Arbeit könnte man definieren als
berufen? Beruft Gott Menschen in den die Haupttätigkeit eines Menschen
Beruf eines Softwareentwicklers bei während der Woche, die er zu Hause
Siemens oder in die unbezahlte Hausar- oder außerhalb, gegen Entgelt oder
beit? Dient diese Berufung seinem Plan unbezahlt ausübt. Sie ist das Mittel,
genauso wie der Beruf eines Predigers mit dem wir für uns und andere sorgen
oder einer Diakonisse? Die Antwort und uns einander dienen. Wir arbei-
lautet: Ja! ten also zunächst einmal, um unseren
Gott hat uns Menschen nach un- Lebensunterhalt zu verdienen. Dazu
serer Erschaffung die Bestimmung zur kommt noch, dass wir arbeiten, um
„Arbeit“ mitgegeben. Martin Luther unsere Gaben und unsere Fähigkeiten
sagt, dass Beruf und Berufsarbeit von zu entfalten.
Gott her ihre Würde und ethische Das hebräische Wort, das in der
Ausrichtung erhalten. Er führt näher Bibel für Arbeit verwendet wird, lautet:
dazu aus: „Weil der Mensch beauftragt abodah. Es bezeichnet sowohl weltliche
ist, Mitwirker Gottes auf Erden zu sein. Arbeiten als auch gottesdienstliche
Durch den Menschen wirkt Gott äußere Handlungen. Man könnte also sagen,
Dinge und verteidigt seine Schöpfung dass Arbeit ein Dienst für Gott und die
gegen die Wirksamkeit des Bösen. Also Menschen ist. Paulus sagt: „Denkt bei
ist der weltliche Beruf der gottgewollte allem daran, dass ihr für Gott und nicht
Ort des Dienstes des Christen. Denn der für die Menschen arbeitet“ (Kolosser 3,
Christ soll Gott durch seinen Dienst in der 23). Für Gott ist unsere tägliche Ar-
Welt, nicht durch Rückzug aus der Welt beit ein Teil unseres Dienstes für ihn!
dienen.“ Und weiter sagt Luther: „Alles, Darum soll unsere Arbeit nicht nur ein
was der Christ tut, ist weltlich. Aber wenn Sprungbrett für Evangelisation und
er es im Glauben, also im Gehorsam gegen Diakonie sein. Sie hat unabhängig von
Gottes Gebote tut, wird es heilig. Dadurch diesen Intentionen ihren eigenen Wert.
bekommt alles Tun eines Christen seine Tun Sie Ihre Arbeit gut genug, um
Würde.“ Diese Erkenntnis, dass wir sie vor den Augen Gottes auszuüben?
also auch in unserem säkularen Beruf Haben Sie sich das schon einmal vorge-
vollzeitlich Gott dienen, hat zwei Kon- stellt, dass Windeln zu wechseln, eine
sequenzen. technische Spezifikation zu schreiben

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oder Telefonate zu führen ein Dienst für


Gott ist?!
Oft arbeiten Christen atheistisch,
wenn wir so tun, als bekäme Gott
unsere Arbeit gar nicht zu Gesicht.
Welchen Aufwand würden wir in einen
Brief stecken, den wir an den Bundes-
präsidenten schrieben? Sollte aber der
Adressat des Schreibens für unseren
Qualitätsanspruch die entscheidende
Rolle spielen?
Nach dem Vers aus dem Kolosser-
brief sollte dies eben nicht so sein. Gott
will, dass wir in allen Dingen, die wir
tun, unser Bestes geben. Wir bekom-
men unsere Maßstäbe, unsere Messlatte
von ihm, nicht von unserem Boss oder
unserer Firma. Das Beste zu geben muss ruf als vollzeitlichen Dienst für Gott
allerdings nicht bedeuten, der Beste zu verstehen, ist, dass mein Arbeitsplatz
sein. Erfolg bedeutet, das Beste aus dem zugleich mein Missionsfeld ist. An
zu machen, das Gott mir anvertraut hat. unserem Arbeitsplatz stehen wir in
Erfolg im biblischen Sinne bedeutet, die ständigem Kontakt mit Menschen, die
persönliche Bestzeit mit Gottes Hilfe Jesus Christus nicht kennen. Von denen
zu laufen. Der Nebeneffekt ist, dass uns sagt uns die Bibel: „Denn Gott will, dass
solch eine gute Arbeit Achtung bei unse- alle Menschen gerettet werden und seine
ren Kollegen einbringt. Wie sollten wir Wahrheit erkennen“ (1. Timotheus 2, 4).
auch das Evangelium effektiv verkün- Vollzeitlich dem Herrn am Arbeitsplatz
digen, wenn unsere Arbeit schlampig zu dienen heißt also auch, dass wir an
gemacht wird? Wir können also fest- der Stelle, an die Gott uns berufen hat,
halten: Meine Arbeit ist vollzeitlicher Menschen mit seiner frohen Botschaft
Dienst für Gott! zu erreichen versuchen.
Die alltägliche Arbeit eines Chris-
ten hat also einen Wert als Dienst für
Gott und an den Mitmenschen. Das
bedeutet auch, dass wir keine Schuld-
Missionsfeld Arbeitsplatz gefühle zu haben brauchen, wenn wir
Die zweite Konsequenz, die daraus nach einer 50-Stunden-Woche nach
folgt, dass wir unserem säkularen Be- Hause kommen, und bemerken, dass

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Christsein im Büro

wir es in dieser Woche nicht geschafft ein neuer Mensch. Was vorher war, ist
haben, an einer evangelistischen Aktion vergangen, etwas Neues hat begonnen“ (2.
der Gemeinde teilzunehmen. Nicht der Korinther 5, 17). Paulus schreibt nichts
ist ein guter Christ, der sich neben der von einer bestimmten Tageszeit. Wenn
Arbeit noch Zeit für viele fromme Tä- wir neue Menschen sind, dann werden
tigkeiten nimmt, die neben der Familie wir am Arbeitsplatz nicht auf einmal
auch noch im wöchentlichen Zeitplan entgeistlicht und damit säkularisiert. Es
untergebracht werden müssen. Das sei denn, wir sind dies ohnehin schon!
bedeutet nicht, dass das Engagement in Ich selbst muss mich auch immer wieder
der Gemeinde und die aktive Mitarbeit daran erinnern.
bei besonderen Veranstaltungen für uns Oft bin ich so schizophren und habe
tabu seien! Das Schöne ist aber, dass die das Gefühl, an meinem Arbeitsplatz
Arbeit in meiner Firma ebenfalls Dienst in einer anderen Welt zu sein, in der
für Gott ist. Und er interessiert sich für Gott nicht gegenwärtig wäre. Mir geht
das, was ich in der Woche über dort tue! es dann so, wie es die Bibel von Jakob
Ich möchte Sie dazu ermutigen, Zeit in schreibt: Auf der Flucht vor seinem
die Kontakte zu den Arbeitskollegen zu Bruder Esau legte er in Haran eine Pau-
investieren, auch wenn das bedeuten se ein. Im Traum erschien ihm Gott.
würde, einmal nicht an der wöchentli- Und als Jakob wieder aufwachte, sagte
chen Chorprobe teilzunehmen. er: „Tatsächlich - der Herr wohnt hier,
und ich habe es nicht gewusst“ (1. Mose
28, 16). Uns ist auch am Arbeitsplatz
von Gott versprochen, dass er uns Kraft
gibt, Versuchungen zu widerstehen und
Gott ist schon da die Frucht zu bringen, die der Heilige
Wir wollen uns jetzt im Wesentlichen Geist im Leben eines Christen wirken
mit dem Aspekt „Missionsfeld Arbeits- will. Auch an unserem Arbeitsplatz
platz“ beschäftigen. Mark Greene sagt kommen wir immer in bereits vorberei-
in seinem bereits erwähnten Buch: tete Situationen, weil Gott schon da ist.
„Wenn das erfüllte christliche Leben Geht es Ihnen oft so, dass Sie sich Jesus
nicht zwischen 8:00 und 17:00 Uhr im Berufsalltag erst einmal mit einem
funktioniert, ist es nichts weiter als eine gedanklichen Kraftakt ins Bewusstsein
Freizeitbeschäftigung wie Aerobic, Motor- rücken müssen? Oder ist er in Ihren
rad fahren oder Golf spielen.“ Das Gute alltäglichen Bewusstseinsräumen wirk-
ist, dass sich Gott nicht um 8:00 Uhr lich zu Hause? Wenn wir als Christen
morgens ändert. Paulus schreibt in ganzheitlich leben und Gott im Alltag
seinem zweiten Brief an die Korinther: wahrnehmen wollen, hat das mit unse-
„Gehört jemand zu Christus, dann ist er rer Nähe zu ihm zu tun. Es geht um den

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Zustand unserer Beziehung zu Gott auf Mit Anderen über Jesus reden kön-
allen Ebenen. Vielleicht sollten wir ein- nen wir oft erst, wenn wir eine persön-
mal unsere tägliche Arbeit unterbrechen liche, freundschaftliche Beziehung zu
und darüber nachdenken, von welcher dem anderen aufgebaut haben.
Realität wir eigentlich umgeben sind.
In Psalm 46, 10 heißt es: „Sei still und
erkenne, dass ich Gott bin.“

Beziehungen aufbauen
Wir glauben und bekennen, dass Gott
uns annimmt und liebt, so wie wir sind,
mit unseren Fehlern und Schwächen.
Wir gehören zu Christus und versu-
chen, uns nach seinen Geboten und
seinem Willen zu richten. Und wir
sehen manches Mal geringschätzig auf
die herab, die dies nicht tun. Haben wir Mark Greene gibt in seinem Buch
es uns aber einmal bewusst gemacht, folgenden Rat: „Schreiben Sie die Na-
dass Gott unsere Kollegen und Kolle- men von drei Kollegen auf, bei denen Sie
ginnen genauso liebt wie uns? Er liebt den Eindruck haben, Gott möchte, dass
sie so, wie sie sind! Er nimmt sie an mit Sie eine tiefere Beziehung zu ihnen auf-
ihren Fehlern und Schwächen, auch mit bauen. Und dann beginnen Sie für diese
denen, die uns vielleicht Schwierigkei- drei Kollegen zu beten und sich für sie und
ten bereiten. Wir ziehen uns oft in ein ihre Lebensumstände zu interessieren.“
frommes Ghetto zurück, wo die meisten Die Umstände, wie Sie arbeiten,
unserer Freunde Christen sind. Fast mögen sehr unterschiedlich geeignet
unsere gesamte Freizeit verbringen wir sein Beziehungen aufzubauen: Ob Sie
mit Christen. Nichtchristen spüren aber in Teams zusammen arbeiten, gemein-
schnell, wenn wir zu ihnen auf Distanz sam reisen, ein eigenes Büro haben
gehen. So wie wir haben auch sie festge- oder in einem Großraumbüro arbeiten;
fügte Meinungen über das Christsein ob Sie gemeinsam Mittagessen gehen
und die Christen. Vieles davon ist oder daheim Ihren Arbeitsplatz haben.
falsch, aber bekommen sie aufgrund des Vielleicht ergibt sich der Kontakt auch
Kontaktes zu uns die Gelegenheit, dies erst nach der Arbeit bei einem Bier in
zu erkennen und zu korrigieren? der Kneipe. Oder beim gemeinsamen

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Sport. Oder Sie laden Ihren Kollegen zu sich im Verlauf unseres Arbeitslebens
Ihrer nächsten Geburtstagsfeier ein. genügend ergeben. Wir müssen nicht
Ein Weg, eine freundschaftliche andauernd krampfhaft danach suchen.
Beziehung zu einem Menschen auf- Zwei Beispiele dafür, wie solche
zubauen, ist, ihm zu helfen. Jesus ist Hilfe praktisch aussehen kann:
immer wieder spontan auf die Nöte Ein Kollege hat Zoff daheim. In der
seiner Mitmenschen eingegangen, auch Mittagspause könnten Sie draußen mit
ohne dabei jedes Mal zu evangelisieren. ihm eine „Runde um den Block“ dre-
Als seine Jünger sind wir aufgefordert, hen, damit er sich die Dinge einmal von
dasselbe zu tun. Wissen Sie, wo Ihren der Seele reden kann.
Kollegen der Schuh drückt? Dabei geht Eine Kollegin muss für Montag früh
es nicht um eine Zuwendung zu den ein Dokument in mehrfacher Ausferti-
Kollegen mit evangelistischen Hinter- gung fertig stellen. Es ist Freitagabend,
gedanken. Wir müssen unterscheiden und alle anderen sind bereits nach
lernen zwischen Gelegenheiten zu prak- Hause gegangen. Sie könnten ihr helfen
tischer Hilfe und Gelegenheiten zum beim Drucken, Kopieren und Einhef-
Zeugnis. ten, und vielleicht einen Tee oder Kaffee
Johannes schreibt in seinem ersten kochen.
Brief: „Deshalb, meine Kinder, lasst uns
einander lieben: nicht mit leeren Worten,
sondern mit tatkräftiger Liebe und in aller
Aufrichtigkeit. Daran zeigt es sich, dass
Jesus Christus unser Leben bestimmt“ (1.
Zeugnis geben mit
Johannes 3, 18). unserem Leben
Solcher Dienst am Nächsten bedeu- Die meisten von uns denken beim Wort
tet, das Evangelium in unsere Arbeits- Zeugnis daran, jemandem im Gespräch
welt hineinzutragen. Christus am Ar- das Evangelium von Jesus Christus
beitsplatz dienen heißt: Bedürfnisse und zu erklären. Dies ist aber nur ein Teil
Nöte von Kollegen und Kolleginnen zu unseres Zeugnisses als Christ. Paulus
erkennen und zu stillen. Das Gleichnis schreibt im Brief an die Kolosser: „Rich-
vom barmherzigen Samariter gibt dazu tet eure Gedanken auf Gottes kommendes
nicht nur Antwort auf die Frage „Wer Reich und nicht auf das, was diese Welt
ist mein Nächster?“, sondern auch auf zu bieten hat. Denn für diese Welt seid ihr
die Frage: „Wer ist für Hilfe zuständig?“ gestorben, aber Gott hat euch mit Christus
Und zuständig sind Sie! bereits ewiges Leben geschenkt, auch wenn
Dazu müssen wir beten und die das jetzt noch verborgen ist“ (Kolosser 3,
Augen für Gelegenheiten offen halten: 2-3). Dies bedeutet, dass wir mit unse-
solche Gelegenheiten zu helfen, werden rem Leben zeigen, wie sehr das Evan-

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gelium Menschen verändert. Wir sind Situationen fröhlich bleibt, wenn er


Empfehlungsschreiben Gottes an diese anderen Hilfe schuldig bleibt ...
Welt. Und das wird in höchstem Maße Evangelisation ist ein Prozess, kein
nicht verbal kommuniziert. einmaliges Geschehen. Sie ist nicht
Es geht dabei auch nicht um das, ein einmaliges Ereignis, bei dem Sie
was wir tun, sondern wie wir es tun. Es einem anderen die gute Nachricht von
kommt also auf unseren Charakter an. Jesus Christus erklären. Sie wissen auch
Wie reagieren wir auf alltägliche nicht, wo und wie Gott Sie bei einem
Ereignisse? Menschen gebraucht. Aber er tut es, ob
Charles Sie das nun im Einzelfall merken oder
Swindoll hat nicht. Jesus hat einmal gesagt: „ Einer
einmal gesagt: sät, ein anderer erntet“ (Johannes 4,
„Die Welt beobach- 37). Nur Gott weiß, wie er Ihr Zeugnis
tet uns mit der Auf- benutzen und welchen Beitrag es in dem
merksamkeit einer Möwe, Leben eines Menschen leisten wird. Wir
die im flachen Wasser nach stehen also nicht unter dem
einer Garnele Ausschau Leistungsdruck, alle Men-
hält. Der Glaubende wird schen bekehren zu
ständig überwacht. Und müssen.
wenn wir von unserem
Heiland sprechen,
dann wird alles an dem
gemessen, was andere an
uns gesehen haben.“
Dieses Zeugnis ist ständig sichtbar;
wir können es nicht vorübergehend
abschalten. Der Kollege, mit dem ich
Zeugnis geben
unmittelbar zusammen arbeite, erlebt mit Worten
vierzig Stunden in der Woche, wie sich Natürlich gehört es auch dazu, einem
ein Christ verhält, zum Beispiel, wenn Menschen ganz direkt von Jesus wei-
er unter Zeitdruck wegen eines bevor- terzusagen, wenn sich die Situation
stehenden Termins ist, wenn er einen dafür ergibt, und für solche Situationen
Fehler gemacht hat und dazu Stellung auch zu beten. Haben Sie Angst dabei,
nehmen muss, wenn er bei einer Beför- so von Jesus Zeugnis zu geben? Das ist
derung übergangen wurde, wenn er eine normal, denn der Satan ist nicht daran
Prämie bekommt, ein Lob einsteckt, interessiert, dass weitere Menschen zu
wenn der unangenehme Kunde wieder Gott finden.
am Telefon ist, wenn er in schwierigen

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Gottes Heiliger Geist will uns den Wir schaffen es nicht auf Dauer,
notwendigen Mut geben, von ihm zu als Christen an unserem Arbeitsplatz
reden. Die Bibel ist voll von Beispielen zu bestehen, ohne dass uns andere un-
dafür. Lesen Sie das einmal in der Apos- terstützen und ermutigen. Und genau
telgeschichte nach: 4, 29-31; 9, 27-29; da besteht eine der Aufgaben unserer
13, 46; 14, 3. Gemeinden!
Wie gesagt: Was daraus entsteht, liegt Es wird in Gemeinden sehr selten
ganz alleine bei Gott. für die Arbeitswelt und ihre geistliche
Dimension gebetet, sondern eher für
die nächste Verteilaktion, durch die wir
völlig unbekannte Menschen zu Veran-
staltungen einladen.
Keiner schafft es alleine
Annähernd alle unsere evangelisti-schen
Aktionen in der Gemeinde konzent-
rieren sich darauf, Menschen in unsere
Veranstaltungen zu holen. Sie sollen
Warum ist das so?
dort unsere Prediger oder Gastredner Ich habe es eingangs bereits er-
hören. Evangelistische Aktionen unter- wähnt: Wir haben das weltliche Den-
stützen uns im Regelfalle nicht dabei, ken übernommen, welches das Leben in

den Menschen dort zu helfen und zu einen öffentlichen und einen privaten
dienen, wo wir - und sie - ohnehin sind: Bereich unterteilt. Und im öffentlichen
nämlich an unserer Arbeitsstelle! Bereich hat - nach weltlicher Ansicht
- der Glaube nichts verloren.

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Wie kann nun aber die Gemeinde Unsere Gemeinde


Sie bei Ihrer Aufgabe des Dienstes für
Gott am Arbeitsplatz unterstützen? Wissen Sie, womit sich die Leute aus
Ihrem Hauskreis oder Bibelkreis in der
Hälfte ihrer wachen Zeit unter der Wo-
che beschäftigen? Was sie tun, womit
sie kämpfen, wie sie versuchen, Gott zu
Unsere Prediger dienen, wodurch sie angefochten sind?
Der Prediger ist nicht der Manager und Bibelkreise bieten eine tolle Chance
Organisator der Gemeinde. Sondern für den Austausch über die genannten
seine hauptsächliche Funktion besteht Fragen. Mark Greene schlägt in seinem
im Dienst für die Gemeindeglieder. Er Buch vor, dass immer mal wieder einer
an einem Abend im Bibelkreis von sei-
ner Arbeit berichtet: Wie ist sein typi-
scher Tagesablauf, was tut er dort, mit
wem hat er es zu tun, was beschäftigt
ihn und macht ihm Freude oder auch
Kummer? Und es ist eine großartige
Sache, dass wir in diesen kleinen Zellen
unserer Gemeinde füreinander beten
können. Dass wir auch für die Nicht-
christen am Arbeitsplatz der anderen
Bibelkreismitglieder beten! Tun Sie das
ist der Trainer, der Christen für ihren bereits?
Dienst schult und ausrüstet. Und dieser Ich sehe hier auch eine große Chan-
Dienst umfasst nicht nur die Gemein- ce für unsere älteren Gemeindeglieder,
deveranstaltungen, sondern auch und die sich bis jetzt vielleicht nicht ange-
gerade den alltäglichen Dienst für unse- sprochen gefühlt haben, weil sie als
ren Gott in der Arbeit. Rentner nicht mehr einer beruflichen
Stellen Sie Ihren Predigern Fragen Tätigkeit nachgehen. Sie können andere
und sorgen Sie dafür, dass diese sich mit in ihrer Arbeit unterstützen, indem sie
den Themen auseinandersetzen, die Sie regelmäßig dafür beten.
im beruflichen Alltag bewegen? Wir beten viel für Missionare in
aller Welt, und für die Namen derer, die
in ihren Rundbriefen genannt werden.
Es sind Menschen, die wir nie gesehen
haben und die wir wahrscheinlich auch

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niemals kennen lernen werden. Aber die Gabe haben, einen Gebetskreis zu
sehen wir auch unsere Missionare, die leiten: könnte Gott vielleicht wollen,
im Missionsfeld - Arbeitsplatz mindes- dass Sie einen Gebetskreis in der Firma
tens ebenso auf Gebetsunterstützung beginnen? Warum laden Sie nicht ein-
angewiesen sind? mal zunächst zu einem ersten Treffen
Wie wäre es mit einem regelmäßi- der Christen in Ihrer Firma ein? Oder
gen Missionsgottesdienst, in dem wir müssen Sie vielleicht erst Gott bitten,
Missionsberichte unserer Missionare am dass Sie andere Christen in Ihrem beruf-
Arbeitsplatz hören und dann gemein- lichen Umfeld kennen lernen? Haben
sam Gott danken und ihn um seine Sie so etwas schon einmal gemacht?
Hilfe bitten?

Andere Christen
am Arbeitsplatz
Vielleicht kennen Sie in ihrer Firma
andere Christen. Treffen Sie sich auch
- regelmäßig -, um Erfahrungen auszu-
tauschen und für die Belange der Firma
und für Ihre Kollegen zu beten?
Es gibt in vielen Firmen Gebets-
kreise, die dies praktizieren. Andere In jedem Fall erfordert es Mut,
Christen im selben Betrieb kennen die seinen eigenen Namen neben den von
momentane Situation in der Firma, die Jesus an das schwarze Brett der Firma
spezifischen Probleme und Anforde- zu heften!
rungen in der Arbeit, vielleicht sogar
Ihre Kollegen oder Ihren Chef. So kann
gezielt für Anliegen gebetet werden,
und jeder hat ein klares Bild davon. Ein
solcher Kreis kann - wenn er öffentlich
Das eine tun und
bekannt ist - auch eine Anlaufstelle für das andere nicht lassen
Kollegen werden, die Hilfe suchen, aber
deswegen niemals in eine Gemeinde Neben den berechtigten evangelisti-
oder Kirche gehen würden. schen Aktionen der Gemeinde sollten
Wenn es einen solchen Kreis in Ihrer wir unser „Licht da leuchten lassen“,
Firma noch nicht gibt, und Sie vielleicht wo wir uns tagtäglich aufhalten. Wir

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sollten aufpassen, dass wir als Christen men, und die Technik dort interessierte
nicht von einem Veranstaltungshöhe- ihn. Aber er entschied sich für eine
punkt zu Höhepunkt in unseren Ge- andere Stelle. Denn sein Freund aus der
meinden leben und dabei unsere tagtäg- Gemeinde arbeitete ja schon dort, es war
lichen Kontakte und Kollegen, die uns also bereits ein Christ „vor Ort“ in der
Gott gezielt zur Seite gestellt hat, aus Firma. Und er hatte den Eindruck, Gott
den Augen verlieren. möchte, dass er in eine andere (ebenfalls
Ich habe einen Freund, der vor ei- kleine) Firma wechselt.
niger Zeit eine neue Stelle suchte. Einer Haben Sie Gott schon einmal so
aus seiner Gemeinde fragte ihn, ob er konkret in Ihren Berufsalltag hinein
nicht in seine Firma wechseln wolle. reden hören und die Prioritäten so nach
Die Stelle dort hätte ihm wohl gefallen. seinen Wünschen gesetzt?
Es war ein mittelständisches Unterneh-

Ich fasse zusammen:


Wir sind vollzeitliche Mitarbeiter unseres Herrn Jesus Christus. Das gilt auch für
einen säkularen Beruf, zu dem uns Gott berufen hat.
Wir sollen unsere Arbeit richtig und gut machen - das Beste geben! Unser
Maßstab dazu kommt von Gott.
Gott ist schon da – auch an meinem Arbeitsplatz. Seine Kraft gilt auch in der
Arbeit. Dort will er mir helfen, konsequent als Christ zu leben.
Wir sollen Beziehungen zu unseren Kollegen aufbauen, indem wir ihnen
praktisch helfen, mit ihnen reden und uns nicht in ein frommes Ghetto zurück-
ziehen.
Wir geben von Jesus Christus Zeugnis mit unserem Verhalten am Arbeits-
platz, wo wir von anderen genau beobachtet werden. Es kommt darauf an, wie
wir unsere Arbeit tun und wie wir auf die täglichen Ereignisse reagieren.
Auf dem Missionsfeld „Arbeitsplatz“ benötigen wir die Unterstützung unse-
rer Prediger und der Gemeinde sowie anderer Christen in unserer Firma. u

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