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Mit Jesus am Arbeitsplatz
Gott ist schon da! Wie hatte ich glauben und denken, und wie wir
daran nur einen Moment zweifeln andererseits handeln?
können? Er wusste natürlich um Zwei Beispiele möchte ich an
meine Nervosität und meine Aufre- den Anfang des Vortrags stellen.
gung. Ein ermutigendes Wort tat Beispiele, die zeigen, wie es Men-
Not – nicht morgens in der stillen schen, die Jesus nachfolgen wollen
Zeit im geschützten Bereich meines und sich von ihm bewusst senden
Hotelzimmers, sondern exakt an lassen, ergehen kann.
dem Ort, an dem ich mich ihm im Zunächst eins aus der Bibel.
beruflichen Alltag oft so fern fühle. In Lukas 10 wird davon berichtet,
Sie können sich sicher vorstellen, dass Jesus siebzig seiner Jünger
wie froh mich dieses Wort machte, ausgesandt hat, damit sie vor ihm
und wie ich Gott in meinem Her- her in die Städte und Dörfer gehen,
zen dafür dankte. um dort das zu tun, was auch wir
„Mit Jesus am Arbeitsplatz” heute noch tun sollen: Davon
– und doch: Gibt es einen Ort erzählen, dass Gottes Reich in un-
größerer Diskrepanz zwischen serer Welt schon heute Realität ist.
dem, was wir als Christen einerseits Einige Zeit später kommen diese
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Jünger zu Jesus zurück, und sie gen sind, wie sie bei sich dachten:
sind begeistert von dem, was sie da „Hoffentlich geht das alles gut und
draußen erlebt haben. Sie berich- wir stehen das unbeschadet durch.”
ten Jesus davon und können ihre Vielleicht haben sie auch gedacht:
Begeisterung nicht zügeln, so dass „Hoffentlich treffen wir keinen,
Jesus sie erst einmal wieder auf den der uns (er)kennt!” Und ich stelle
Teppich zurückholen muss. Wir mir vor, wie sie dann begannen,
lesen darüber in Lukas 10: „Die anderen Menschen von Jesus zu
Siebzig kamen zurück und berich- erzählen, von dem, was sie mit
teten voller Freude: »Herr, sogar die diesem Jesus erfahren und erlebt
bösen Geister gehorchen uns, wenn hatten, und wie sie dann Schritt
wir uns auf deinen Namen berufen!« für Schritt merkten, dass Jesus sie
Jesus sagte zu ihnen: »Ich sah den mit seiner Vollmacht ausgerüstet
Satan wie einen Blitz
vom Himmel fallen. Ja,
es ist wahr: Ich habe
euch Vollmacht gege-
ben, auf Schlangen und
Skorpione zu treten
und die ganze Macht
des Feindes zunichte zu
machen. Er wird euch
nicht das Geringste
antun können. Aber
nicht darüber sollt
ihr euch freuen, dass
euch die bösen Geister
gehorchen. Freut euch
lieber darüber, dass
eure Namen bei Gott
aufgeschrieben sind!“
(Vers 17 - 20) 1
Ich kann mir gut
vorstellen, wie die Jün- Arbeit genug
ger anfangs losgezo-
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Mit Jesus am Arbeitsplatz
Welch ein Segen muss es gewe- Devise: „Ein jeder kämpfe für sich
sen sein, als viele Menschen diese selbst!“ Dieses Prinzip des „Ego-
und andere ähnliche Verse der Bi- ismus“ unterminiert und zersetzt
bel in einer deutschen Übersetzung zwangsläufig unsere Wirtschaft
selbst lesen konnten und nicht war- und auch die Gesellschaft.
ten mussten, bis es einem Priester
der Kirche einfiel, darüber einmal
zu predigen! Wie viele Predigten
haben Sie in Ihrer Gemeinde über
diese Thematik des „Berufs als
Berufung” bereits gehört?
Leider blieb es aber nicht bei
der vorherrschenden Stellung der
protestantischen Arbeitsethik. Mit
den Angriffen auf die Bibel, deren
Liberalisierung und auch mit dem
Aufkommen einer evolutionären
Weltanschauung verschwand dieses
Ziel der Arbeit und des Aufbaus
einer Gesellschaft zur Ehre Gottes.
Ersetzt wurde es durch den Immer vorne dran sein
säkularen Mythos vom Fortschritt.
Die verschiedenen Modelle, um Unsere höchsten Ziele in den
diesen zu erreichen, reichen dabei Unternehmen heute heißen Steige-
vom mittlerweile gescheiterten rung des Auftragseingangs, Steige-
Sozialismus, der die Schaffung von rung des Umsatzes und Steigerung
Gleichheit und Gerechtigkeit am der Rendite, trotz anderslautender
Arbeitsplatz anstrebte, dabei aber Unternehmensgrundsätze, die
von einem falschen Menschenbild man gerne mehrsprachig und in
ausging (dass nämlich der Mensch schmucken Bilderrahmen an den
in seinem Wesen gut sei), bis hin Wänden der Besprechungsräume
zum heute geltenden individua- aufhängt.
listischen Materialismus. Die Die genannten Ziele der Un-
Arbeitswelt ist zu einem regelrech- ternehmen nehmen dabei häufig
ten Dschungel geworden mit der keinerlei Rücksicht auf die Be-
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Renditeopfer
dürfnisse der Menschen und der Es geht mir nicht darum, diese
Gesellschaft. Eine zunehmende Entwicklung anzuklagen, sondern
Zahl von Arbeitslosen aufgrund zu zeigen, wie sehr sich der beruf-
der als notwendig erachteten An- liche Alltag verändert hat und wie
passung der Stärke der Belegschaft schwierig es für uns Berufstätige ge-
an die jeweils aktuelle Entwicklung worden ist, die tägliche Arbeit noch
des Marktes, wird heute weitge- als Gottesdienst zu betrachten.
hend gleichgültig hingenommen. Dieses Denken in unserem Ar-
Nebenbei wird damit die Wurzel beitsumfeld bleibt nicht ohne Ein-
für eine neue gesellschaftliche Un- fluss auf uns selbst. Ich habe es ein-
terklasse gebildet, die sich von der gangs schon gesagt: Die geistliche
Gesellschaft ausgeschlossen fühlt Atmosphäre in unseren Gemeinden
und sich damit bedenkenlos ge- contra die säkulare Atmosphäre im
schäftsschädigend verhalten wird. Büro ist Grund des Lebens in zwei
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Mit Jesus am Arbeitsplatz
Welten bei vielen der berufstätigen es sonst vielleicht schon nicht mehr
Christen. Wir leben als Christen geben.
tagsüber, also zwischen 8:00 und Aber es gibt einen Unterschied
20:00 Uhr, nicht das, was wir in zwischen den Christen und den
den Gemeinden, in Bibel- und Ge- nichtgläubigen Kollegen: Bei allem
sprächskreisen postulieren. Beispiel Bemühen und Einsatz ist ihr Ziel,
gefällig? Was ist unsere Zielsetzung auf das sie hinarbeiten, nicht mit
am Arbeitsplatz? Was versuchen dem der Christen deckungsgleich.
wir in und durch unsere Arbeit Ihre Motivation ist nicht dieselbe
zu verwirklichen? Stellen Sie sich wie die von Jesusnachfolgern. Da-
in einer ruhigen Minute einmal mit will ich nicht sagen, dass wir
diese Frage und überlegen Sie, was Christen nicht auch für uns selbst
Jesus zu Ihren Zielen sagen würde. arbeiten, also für unser Gehalt, um
Könnte er sie gut heißen? Entspre- uns und unsere Lieben ernähren zu
chen sie seinem Willen und seiner können. Dass wir uns nicht auch
Vorstellung von einem Leben in für das Wohl der Firma einsetzen,
seiner Nachfolge?
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damit unser Produkt ein Verkaufs- sollen ihren Herren oder Herrinnen
schlager wird, so dass in der Firma in allem gehorchen und ihnen zu
Arbeitsplätze für die Zukunft Willen sein. Sie sollen ihnen nicht
gesichert werden, ist nichts einzu- widersprechen und nichts unter-
wenden. schlagen, sondern ihnen treu und
zuverlässig dienen. Mit allem, was
sie tun, sollen sie der Lehre Gottes,
unseres Retters, Ehre machen“ (Titus
Unser Handeln 2, 9 - 10).
Die Bibelübersetzung „Hoff-
– ein Zeugnis nung für Alle“ bringt den Kern
Als Christen sind wir aber immer der Aussage in Vers 10 noch etwas
auch Missionare. Immer! Weil besser zum Ausdruck: „Sie
unser Zeugnis für unseren sollen nichts un-
Herrn, solange wir uns terschlagen,
am Arbeitsplatz sondern
befinden, nicht zuver-
abschaltbar läs-
ist. Unser
Handeln,
Agieren
und
Reden
ist ein
starkes
Zeug-
nis für
unsere
Kollegen,
in der einen sig
oder der an- sein,
deren Richtung. da-
Paulus schreibt in mit ihr
seinem Brief an Titus: Beispiel die
„Die Sklaven und Sklavinnen Menschen von der
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Anmerkungen:
1
Wenn nicht anders angegeben, entstammen alle Bibelzitate der Überset-
zung „Gute Nachricht Bibel“.
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Original:„Feed me up, fill me up, bandage me up – get me ready for
another week out there!“ It´s a constant drain. But if they really saw their
work and workplace as a context for ministry, then they´d be coming
back to the church feeding us and filling us with all the stories of what
God has been doing out there... The whole church would be being refu-
elled, not drained.“
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Weiter sagt Luther: „Alles, was der Christ tut, ist weltlich. Aber wenn
er es im Glauben, also im Gehorsam gegen Gottes Gebote tut, wird es
heilig. Dadurch bekommt alles Tun eines Christen seine Würde.“
4
Original: „Christians must be actively encouraged and equipped (!) to
make a difference at the one place, they spend fifty, sixty, seventy percent
of their waking hours. The one place where Christian and non-Christian
have to meet. The one place where the playing field is even, where Chris-
tian and non-Christian are subject to the same corporate culture, the
same pressures, may have the same boss... the one place where the non-
Christian can actually see the difference that Christ can make to a life
- not for a couple of hours over dinner but for twenty, thirty, forty, fifty
hours a week over a couple of years. The workplace. Often the people who
know us well don‘t live next door, they work at the next desk. Neverthe-
less we are sent out onto the highways and byways, to neighbours who are
often only marginally interested, to knock on doors, to talk to people who
on the whole we don‘t know very well. This is a tragedy. We fish in pools
and puddles when in our workplace we are sitting by an ocean.” 4
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