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Ubersicht
Zuerst will ich kurz erkläirer! was ich mit die-
Globalisierung sem Referat erreichen will. Ich werde dazu
einige Anmerkungen zum Begriff ,,Globalisie-
rung" machen.
Im Hauptteil will ich zwei ,,Schlüsselereignis-
Tatsachen und se" nehmen, die immer als Beispiel firr die Glo-
balisierung genannt werden und diese dann in
Mythen den allgemeinen Zusammenhang stellen.
Die Story 2
bert Kurz mit seiner ,$immelhhrt des Geldes" Die Krise des mexikani-
finden.
Eine Sonderstellung nimmt Karl Heinz Roth
schen Pesos
ein, der die Entwicklung anders charakterisiert
und ihre Chancen für die Linke sucht. Die Story
Mexiko hatte 1994 ein Flandelsbilanzdefizit von
,,Globalisierung" als MYthos z4lvkd$. Am Jahreswechsel 1994/1995 ent-
wickelte sich eine Krise des mexikanischen
Dazu existiert sozusagen eine Gegenfraktion'
Pesos durch Kapitalflucht in andere Wättrun-
Linke Wirtschaftstheoretiker bezeichnen die gen. Offenbar war zusatzlich Angst vor unsta-
Globalisierung als Mythos, geschaffen zur 6üen politischen Verhältnis5en ausgebrochen'
Durchsetzung durchsichtiger Ziele.
Die mexikanische Regienrng hindigte am 20'
Im Reader haben wir da z.B' den Artikel von Dezember 1994 eine Abwernmg des Pesos um
Hans-Jürgen Burchardt oder das Memorandum 15 % anr. Zu dieser Zeitbatte' Mexiko Staats-
der Gruppe um Jörg Huffschmid' anleihen im Wert von 50 Mrd $ ausgegeben'
Die Abqertung hatie ca. die Zinsen eines Jahres
vernichtät. Oie gnleihen fielen entsprechend im
Was ist neu und was bedeutet Wert. Aber auch mexikanisches lGpital flüch-
es? tete aus seiner Währung. Notmaßnahmen wie
Preiskontrollen, Lohnstopp und die Ankündi-
Nach meiner Meinung sollten wir nicht versu- gung von Privatisierungen halfen .nicht- Eine
chen zu leugnen, daß es bedeutende Entwick- SofJttnife von 18 lvkd $ der USA und Stüt-
lungen in dei Welwirtschaft gegeben hat' Son- zungskäufe durch die US-Bundesbank ver-
deÄ, es geht darum, wie wir diese Entwicklun- suirfren nur das Mißtrauen. Schließlich fiel der
gen einschätzen. Peso bis Mitte Januar auf frst die Hälfte seines
Der Begriff ,,Globalisierung" verbindet zwei früheren Wertes.
verschiedene Aussagen. Er wird einerseits'so In der beigefirgten Grafik2 habe ich den Kurs
verwendet, als würde er'nur eine bestimmte des Peso in Oott* in den Jahren 1994 und 1995
wirtschaftliche Entwicklung beschreiben' Ande- dargestellt.
rerseits enthält er aber schön Schlußfolgerun-
gen, nämlich, daß dies ein weltweiter Prozeß Ich will damit vor allem den Gesamtverlauf vor
Ist, dag eine Angleichung der Verhältnisse über Augen firhren:
die Grenzen von Staaten hinweg erfolgt usw' . Der Peso wurde schon vor der Krise
. Wollte num nur die wirtschaftliche Entwicklung
standig Planmäßig abgewertet'
*.'l benennen, darur wären Begriffe wie Liberalisie-
rung oder Monetarismus völlig ausieichend, n Die Krise selbst war nur eine vorüberge-
woüei besser noch hinzugefitgt würde, welche hende Beschleunigung der langiZihrigen
Liberalisierung gemeint ist, z.B. Liberalisierung Entwicklung
des intematioo.ltn Geldverkehrs' Schon die . Der IW'F-Kredit stoPpte nicht die Ab-
Meinung, d"ß es eine allgemeine Liberalisie- wertung3, er stellte nur den Trend sicher'
rung gibt, wäre ja keine Sachaussage mehr'
Eine Vermischung dieser beiden Aspekte des
Begnffs ,,GlobaüJierung" ist'firr manche Dis-
kussionsteitnehmer nützlich. Da folgt dann aus
einer wirtschaftlichen Voraussetzung, z'B' der I ,fischer-Weltalmanach'96", Sp'
465 ff'
angeblichen relativen Zunahme des Finanzka-
pit ls, eine ideologische Schlußfolgerung, 2 Diese Grafik ist nur als vorllufige Veranscbauli-
'narnficfr chung anzusehen Sie wurde aus PesolDM und
z.B. der Bedeutungsverlust der Natio-
OWI Uerechnet, da mir die Originaldaten im
nalstaaten.
Moment nicht zur Vefügung standert Man sieht'
Ich möchte diese beiden Seiten getrennt sehen: drß die Prozentwerte auf diese Grafik nicht zu-
Es gibt tatsächlich bedeutende Veränderungerq r"f.tL wobei der Fehler eben in der Grafik liegt'
abei sie bedeuten ganz etwas anderes' Das war auchnicht sein Ziel, dazu unten mehr'
Die Krise des mexikanischen Pesos
Der Kurs fiel in den Folgejahren noch weiter, Trenkle liegt damit voll im Trend der neolibe-
inzwischen ist er wieder bei 0,13 $ angekom- ralen Argumentation. Zu Zeiten der Sowjetuni-
men. on und der ,,Entwicklungshilfe" wurde immer
Ich will jeta nicht die ganze Story erzählen, in beklagt, daß die Staaten. diese Hilfe für Luxus
(gezeigl wurden goldend Better\ gemeint waren
dem Buch ,,Die Globalisierungsfalle'q ist das
Sozialausgaben) benutzten. Aus diesem Grunde
unnachahmlich gemacht worden. Die Autoren
wurde Nasser gesturzt. Nicht zufüllig war der
ziehen den Schluß:
Putsch gegen Salvador Allende in Chile der
,,ln seltener Schärfe beleuchtete die Me- Endpunkt dieser Phase und der Beginn der
xiko-Krise das Gesicht der neuen Welt- Machtubernahme des Neoliberalismus. Die
ordnung im Zeitalter der Globalisierung. Staaten sollen nicht selbst?indiger werden" son-
Wie noch nie zuvor demonstrierten die dern offener fur das Kapital, sie sollen nicht die
Alleure, mit welcher Wucht die globale Lage der Bevölkerung verbessern, sondern die-
ökonomische lntegration das Machtgefir- se billiger auf den Weltmarkt werfen.
ge der Welt verändert hat. Als seien sie
von unsichtbarer Hand gesteuert, unter-
warfen sich die Regierulg der Super- Ausweitung der Krise
macht USA, der einst allmächtige IWF
Es kam zu einem allgemeinen Mißtrauen in die
und alle europäischen Notenbanken dem
Währungen von Übergangsländern. Der Ringgit
Diktat einer höheren Gewalt, deren Zer-
von Malaysia, der Taiwan-$, aber auch z.B. der
störungskraft sie gar nicht mehr einschät-
australische Dollar und der US-$ fielen gegen-
zen können: dem internationalen Fi- über DM und Yen. Aber dies galt auch nicht
nanzmarkt."5
allgemein. Nicht wesentlich betroffen war z.B.
Nach meiner Meinung ist das großer Quatsch, der Singapur-S. Es wird daran deutlich, daß es
das Gegenteil ist wahr. Aber hören wir zuerst gar nicht um eine Weltwzilrrungskrise ging. Es
noch Robert Trenkle, einen Autor aus dem handelte sich um eine konkrete Krise im Um-
Uml:eis von Robert Kurz: feld des IWF und der USA. Unter welchen Be-
dingungen würden die USA ihr Nachbarland
,,Zwangsläufiger Zsammenbruch" eines Mexiko unterstutzen und unter welchen Bedin-
,,simulienen Aufscirwungs",,,Fiktivisie- gungen würde der IW-F einer schwächelnden
rung des Kapitals" und ,,Spekulationsbla-
Währung zu Hilfe kommen? Was geschieht in
se". Es habe sich um eine ,,Stunde der
solchen Fällen unter den Bedingungen des
Wahrheit" gehandelt.6
Neoliberaiismus?
Nach Meinung von Trenkle hat Mexiko die
Die Regierung Clinton hatte die Stabilisierung
Kredite aus dem Ausland nicht für eine Ent-
von Mexiko und seine Integration in die
wicklung des Kapitals, sondern firr KonsumT
NAFTA zu ihrer besonderen Aufgabe geiracht.
und Spekulation verwendet.
Ab 1994 war Mexiko Mitglied der NAFTAs.
Am Beispiel Mexikos wurde nun durchgespielt,
wie die Beziehungen der USA zu den Ltindern
Amerikas aussehen sollen. Vor der Krise im
Hans-Peter Martin i }laratd Schurnann: ,,Die Dezember 1994 galt Mexiko als erfolgreich
Globalisierungsfalle. Der Angriff auf Demokra- saniert.
tie und Wohlstand". Rowotrlt Verlag 1996.
Clinton beantragte einen Stützungskredit von
,.Die Globalisienrngdalle", siehe Fußnote 4, S. 40 Md S firr Mexiko. Dieser wurde vom Kon-
70.
Alle Zitate aus:
greß abgelehnt,e Es wurde deutlictr, daß der 1994 hatte der IWF einen Kreditrahmen von ca.
IWF sich stärker engagieren sollte. Sll, dieser ist inzwischen - u.a. wegen
25 l\r1rd
der Erfatrungen bei der Mexiko-Krise - auf
50 Ivkd $ verdoppelt worden. Die Kredite lau-
Der IWF fen relativ lorrzfristig und sind bisher fast im-
mer zurückg ezahlt worden.
Dem IWF gehören inzwischen fas alle Länder
an. Eine Reihe von Geberländern füllt den Die Kredite
Fonds auf, aus dem zinsgünstige Kredite zur
,,erfolgen nur nach einem besonderen
Stabilisierung von Währungen vergeben werden Prüftngs- und Rechtfe*igungsverfatren,
können. Die Vergabe der Kredite ist an heftige bei dem der Fonds an die Bemühungen
Aufl4gen geknüpft: Einschränkungen des Ka- des ziehenden Landes zur Überwindung
pitalverkehrs müssen aufgehoben, Sozialpro-
seiner Schwierigkeiten konkrete Anfor-
gramme gestricherg Staatsapparate geschmmpft
derungen stellt und wirschafupolitische
und die Ressourcen des Landes dem Weltmarkt Bedingungen auferlegt. Zweck dieser so-
geöffrret werden.
genannten Konditionen ist es, daß das
Hauptziel ist eine Stabilisierung des Wechsel- kreditnehmende Land auf mittlere Frist
kurssystems: im eigenen und im internationalen Inter-
-, esse wieder eine tragfiihige Zahlungsbi-
,,... jedes Land ist zwar frei in der Wahl
la:r4osition eneichq daß die Ruckzah-
seines eigenen Wechselkursregimes, un-
lung der Kredite an den Fonds gewährlei-
terwirft seine Wechselkurspolitik aber
stet ist und daß die Mittel des Fonds re-
der Überwachung durch den IWF- ... Je-
volvierend eingesetzt werden können."l2
des Land ist gehalten, eine Wiruchafu-
und Währungspolitik zu betreiben, die Empfüngerländer müssen sich verpflichten,
auf ein geordnetes Wirtschafuwachstum
,,eine Wirtschafu- und Finanzpolitik zu
bei angemessener Preisstabilität ausge-
verfolgen, die geeignet sind, da* Umfeld
richtet ist. Es muß sich ferner um stabile
firr die Spar- und lnvestitionstätigkeit zu
Wechselkurse ohne,erratische' Storun-
verbessern und dazu beizutragen, die Ka-
gen bemühen, indem es geordnete Wirt-
pitalflucht umzukehren und private Ka-
schafu- und Wähmngsverhiiltnisse an- pitalzu{lnsse und Direktinvestitionen an-
strebt, und hat Manipulationen der
zuregen."l3
Wechselkurse zu unterlassen" mit denen
es eine wirksame AnPassung seiner Der IWF bildet also sozusagen die Gegenspe-
Zahlungsbilanz verhindern oder sich ei- kulation unter dem Primat des Neoliberalismus:
nen unfairen Wettbewerbsvorteil ver-
g 'l ,,D# finan"ielle Rückhalt im IWF dient
schaffen würde."lo d4zu, das kooperative Verhalten gegen
Dies bedeutet auf deutsch unter Weglassung der zeitweilige Zahlungsbilanzstörungen ab-
monetaristischen Scheinbegrirndungen: Jedes zuschirmen."l4
Land soll es dem Markt überlassen, das Urteil Deregulierung ist nur die eine Seite, Regulie-
über seine Wiruchaft zu sprechen. Es ist wohl rung ist die andere, nur in diesem Wecbselspiel
klar, daß solche Liberalisierung nur den Starke- entwickelt sich der Kapitalismus weiter. Der
ren nützt.
IWF ist ein Beispiel frr diese andere Seite. Ich
komme darauf noch zuruck'
Was sind die neueren Entwicklungen der Welt- ,,Das neue Hauptinuster kapitalistischer
wirtschaft? Ist nun alles total globai geworden? Internationalisierung zeichnet sich nicht
durch eine Globalisierung im Sinne einer
weltweiten Verflechtung aus, sondern
Globalisierungsthese und Rea- durch gleichzeitige Prozesse der Integra-
tität tiorg der Fragmentierung und der Regio-
nalisierung bei einem zunehmend asym-
Hans-Jürgen Burchardtl8 untersucht in seinem metrisch verlaufenden Machteinfluß der
im Reader abgedruckten Artikel, ob die Globa- Triade zuungunsten großer Teile des Sti-
lisierungsthese mit der Wirklichkeit überein- dens."
slimmt:
Auch Michael R Kratkere zeigt- daß die Fakten
,,Bei einer genaueren Betrachtung füllt etwas anderes aussagen:
auq daß die einzelnen Fragmente der
Globalisierungsthese bestechend ,,Bei bundesdeutschen Direktinvestitio-
^Nar dafirr aber
logisch ineinandergreifen, nen zum Beispiel gehen gegenwärtig
! über 80 7o in andere hochentwickelte ka-
vorher kaum empirisch überpruft wur-
den." pitalistische Länder mit durchaus ver-
gleichbarem Niveau der Lohnstiickko-
Das habe seinen ,€uten Grund" darin, daß die sten, also keineswegs in sogenanxte
Globalisierung in den Wi{ruchafudaten nicht Niedriglohnländer."
nachweisbar sei. Er unteisucht verschiedene
Bereiche: Und auch diese seien eher ,,die Fortsetzung
einer Warenexportstrategie mit anderen Mit-
. Die Internationalisierung des Handels teln".
habe gerade mal das Niveau von l9l3
wieder erreicht. Allenfalls die Finanz- und Devisenmärkte seien
6[is sinzigen wirklich globalen M?irkte. Darauf
. Die ausländischen Direktin- werde ich gleich noch genauer eingehen.
vestitionen haben nach wie vor nur
Auch im Artikel von Ebermann und Trampert
einen relativ geringen Anteil an den Ge-
werden die Tatsachen ahnlich dargestellt.
samtinvestitionen.
. Die transnationalen Unter-
nehmen existieren kaum" sie ,,ent- Hemmende Faktoren
'!c,. springen mehr,grenzenlosen' Gedanken-
Die Globalisierung, fünde sie denn statt, wird
spielen als der Realit?it".
immer sofort so gesehen, als würden nun alle
. internationalen Fi-
Allenfalls im Waren in volle Konkurrenz treten. Dazu H4rt-
nanzwesen könne man eine Ent- mut (üchiä-\ ein Autor in den WSI-
wicklung seherq die sich vielleicht als Mitteilüngen:
,,Globalisierung" bescbreiben ließe. ,pieser scheinbare Sachzwang wird ge-
Burchardt widerlegt jedoch grundlic\ daß dies rade in der gegenwärtigen Standortde-
die ideologischen Schlußfolgerungen der Glo- batle gegen den Sozialstaat geltend ge-
balisierungsthese rechtfertigt. Das Finarzkapitat macht. Heise hat jedoch gezeiglzo, daß
könne sich nicht von der produktiven Sphäre selbst die vollständige Faktor- und Gii-
abkoppeln" es handele sich nicht um ,,rein fikf,i- termobilität nur unter völlig unrealisti- I
ves Kapital". Er bezeichnet die Theorien des
i ' schen Annahmen zum Ausgleich der politische Instabiliüit, Btrokratie und Komrpti-
, I Faktorpreise im globalen ,Weltdorf on". Dies sind politische Bedingungen, deren
' frhfi.'2l Herstellung eine der firr den Kapitalismus ent-
scheidenden Leistungen der entwickelten kapi-
Auch Küchle unterscheidet verschiedene Wirt-
taiistischen Staaten darställt. Der Staat ist damit
schafubereiche:
notwendig firr den Kapitalismus. Die Rolle des
,,Die weitgehend liberalisierten Finaü- Staates wird ftei Linken häufig) unterschätzt,
und Kapitalm?irkte zeichnen sich tatsach- wenn nur die Ökonomie (freier Markt) gesehen
lich durch einen hohen Globalisierungs- wird. Wiruchaftliche Beziehungen sind nicht
grad aus. ... lm Gegensatz (dazu) ist das nur ökonomische B eziehungen.
Realkapital22 schon weit weniger mobil.
Die Entwicklung der Weltrvirtschaft besteht in
.. (Der) weltweite Warenaustausch (ist) der Schaffung solcher Bedingungen. Dabei
weiterhin stark behindert. ... Auf den Ar-
entsteht aber eben keine Globalisierung, son-
beitsmärkten ist die Mobilituit am allerge-
dern das gesamte System von starken und
ringstea.'9:
schwachen, armen und reichen Ländern entwik-
Die Ursache hierfür liegt in der Bedeutung des kelt sich weiter. Wenn alte Regularien, wie z.B.
wirtschaftlichen Umfeldes. Man kann Waren die festen Wechselkurse, überwunden werden,
nur in ein Ausland verkaufen, in dem man die dann'nur, weil neue Interessen modernere For-
Bezahlung notfalls einklagen kann und in dem men von Abhängigkeit installieren.
ein Konkursrecht henscht usw. Bei Fehlen sol-
cher Voraussetzungen kann auch eine erhöhte
Profitrate nicht mehr helfen. GATT, OECD, MAI usw.
Die Wirtschaft selbst sieht dies ganz realistisch. Die Institutionen, mit deren Hilfe solche Ver-
Ich zitiere von den Wirtschaftsseiten der änderungen durchgesetzt werden, fWF, GATT,
,,Frankfu rter Rundschau24 : OECD usrv., bestanden schon lzinger.
,,Trotz des verstiirkten Globalisie- So sind z.B. im Rahmen des GATT die Indu-
rungstrends deckt die Studie25 nämlich striezölle zwischen den Industrieländern von
beträchtliche Vorbehalte gegen eine al- durchschnittlich 40 % im Jafu 1947 auf 4,6 oÄ
ternative Fertigung im Ausland auf. Un- des Einfthrzollwertes im Jahr 1994 zuruckge-
zureichende Infrastnikrur, mangelnder nornmen worden. 26ln den nächsten Jahren sol-
Schutz von Eigentumsrechten, politische len diese nochmals halbiea werden.
InstabiliUit, Bürokratie und Kom:ption
Das Konkurrenzunternehmen LiNCTAD, das
sowie geringere Qualität der erstellten mehr die Interessen der Entwicklungsländer
Produkte und niedrigere Qualifikation vertreten sollte, hat seit der Wende jede eigen-
der Arbeitskrzifte schrecken nach wie vor
ständige Bedeutung verloren.
viele Firmen ab."
Im Mittelpunkt des Interesses steht ftr dre Zu-
Mir geht es hier vor allem um Punkte wie kunft die Schaffi:ng von besseren Bedingungen
,,rnangelnder Schutz von Eigentumsrechten, firr D irektinvestitionen.
Um diese zu fördern" soll im Rahmen der Welt-
handelsorganisation ein sogenanntes Investiti-
21
Hartrnut Küchle: ,,Deutschlands Position auf onsschutzabkommen geschlossen werden. Als
dem Weltmarkt". ln: WSl-Mitteilungen 511996, Referenz soll das MAI dienen, das ntr Zeit
s. 295 f. verhandelt wird.
22
Küchle bezeichnet damit Investitionen. Es handelt sich um das ,,Multilaterale Abkom-
23
Harunut Küchle, siehe Fußnote 21. men zu lnvestitionen", das von der OECD vor-
bereitet wird:27
24
,Maschinenbau dreht bei der Globalisierung ein
größeres Rad". In: Franldrrter Rr.rndschau,
29j.97.
26
25
Siehe Fu-ßnote 10. S. 146.
Die Franldnter Rundschau nennt ,,eine reprä-
sentative Studie der Universität Mannheim im 27 Phil Hill: ,,Die Multis setzen auf MAI. Neues
Auftrag der branchennahen Impuls-Stiftung". Abkommen soll lnteressen von Unternehmen
-+
Spekulation gegen das britische pfund
,pie erklärten Ziele des MAI (sind), In_ Ganz praktisch haben sich dadurch z.B. die
vestoren im Ausland Rechtssicherheit zu Spielräume von Wirtschafupolitik bei den Län-
verschaffen, die Liberalisienrng der Ka- dern der ,,3. Welt" drastisch verringert..Diese
pitalströme ,auf hohem Standaid. zu er_ Länder können nicht mehr, wie z.B. Agypten
weitern und ,Streitigkeiten verbindlich zu 'eigenslindige
unter Nasser, für ihre Entwick_
schlichten.... lung die Blockkonkurrenz ausnutzen. Sie kön_
Es enthält außerdem ,,Bestimmungen gegen nen nicht mehr, wie z.B. früher Kuba" Welt_
,Enteignungen"'. markpreise für Zucker unterlaufen.
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Entwicklung des Weltwähnrngssystens
schließlich aus dem wirtschaftlich vor- System geöffiret. Zu dieser Haltung ist die
teilhaft en Europiüschen Währungssystem Bundesbank nicht gezwungen worden. Im Ge-
(EWS) mit seinen festen Wechselkursen genteil, dies ist eine bewußte Öffirung, durch
aussteigen."3o die die vorhandene Wiruchafumacht der BRD
erst richtig zum Tragen kommt.
Was Martin und Schumann nicht erwahnen ist,
daß das System zwar für Q1oS$fitannien und So soll sich in Zukunft Europa insgesamt dar-
Italien günstig war, nicht jedoch für die BRD. stellen. Die wirschaftliche Begrenzung von
Für das neue vereinigte Deutschland war das lnnen und Außen verschiebt sich von den euro-
EWS eine Fessel geworden. päischen Nationalstaaten hin rr ganz Eüropa"
das dann mit den USA konkurrieren kann. Dies
Als am 15.9.92 die Bundesbank von Anpassung
des EWS spricht und Stützungskäufe verwei-
ist Ausdruck des gemeinsamen Interesses und
gert, war die Posotion von Pfund und Lira un- der gewachsenen wirtschaftlichen Macht dieser
Staaten.32
haltbar geworden.
Die beigefugte Grafi.k zeigt den Kurs des Pfirnd
in DM im fraglichen Zeitraum. Der,,Kurssturz"
von ca. 2,85 DM auf ca. 2,50 DM macht 12 Yo Entwicklung des Welt-
aus.
währungssystems
Dieser Vorgang war nur der Anfang. lm Juli
Dies ist der vorläufige Endpunkt einer Ent-
1993 kam es zu ähnlichen Turbulenzen des
Kurses des französischen Francs. Als im Früh-
wicklung, die einst mit festen Wechselkursen
jalu 1995 der Kurs der DM auf 1,35 DIW$ fiel, begonnen hat.
wurde der Zustand für die Deutsche Bundes- . Juli 1944, Bretton Woods: Feste Wech-
bank unerträglich. Sctrließlich wurde nach wei- selkurse zum Dollar, Dollar gegen Gold,
teren Krisen am 29. 7 . 1995 eine Erhöhung der Kapitalverkehrskontrol len.
Schwankungsbreite auf l5 o/o beschlossen. Dies
gilt äls Ende des EWS. Ab 1970 Aufgabe der Kontrollen:
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. 199? Spanien, portugal so da.fl im Durchschnitt der Geschäfte die
Die Freigabe der Währung war auch immer Durchschnitsprofitrate erzielt wird. Eine ge-
schon Teil der Auflagen, die der IWF für seine wisse Sicherheit ist notwendig, damit das Ge-
Kredite machte: schäft überhaupt möglich wird. Zur imperiali-
stischen Durchdringung'der Welt ist die Schaf-
,,Dies ... bedeutet eine radikale Abkehr fung solcher Sicherheit also notwendig.
von dem System fester paritäterL rtas 2u
Beginn der siebziger Jahre ins Wanken Dies ist die Aufgabe der Wirtschafupolitik der
geriet -..'33 Nationen, aber auch solcher Institutionen wie
des IW.F.
IWF-Kredite wurden zunehmend vergeben:
. 1974 1977 wegen Schwierigkeiten
vieler länder aufgrund der gestiigenen Die Kreditnehmer
Ölpreise in der ,,ersten öil<rise-*, Warum unterwerfen sich die schwächeren
. 1980 - 1984 in der ,,zweiten ölkrise.. Staaten dem neoliberalen Regime? Sie haben
keine Altemative.
kamen Liinder hinzu, die vorher noch
Marktkredite ohne Auflagen erhalten Der geschaffene offene Markt mingt sie, mit-
hatten. zuziehen oder unterzugehen. Dies ist vollends
In dieser Zeit kamen die realsozialistischen altemativlos, seitdem die realsozialistischen
Ltinder in wachsende Schwierigkeiten und lei_ Länder aus Gegengewichten nun selbst zu Kre-
diurehmern des IWF geworden sind.
steten nur noch politische Unterstrltzung.
Der kapitalistische Produktionsprozeß benötig
,lahlreichen Schuldnerländern standen
Kredite wie der lebendige Körper das Blut. Die
danach die internationalen Kreditmtirkte
schwächeren Staaten können diese nicht selbst
nur noch offen, wenn sie ein mit dem
Fonds abgestimmtes programm zur bin_ aufbringen. Sie müssen sich deshalb dem IWF
unterwerfen.
nen- und außenwirtschaftlichen Arrpus_
sung verfolgten." Die damit geschaffene Stabilit{it ermöglicht es
. Ab l99l wurden die ehemals realsoziali_ nun, auch private Kredite in Form von Staats-
anJeihen heränzuziehen. Je stlirker der Einfluß
srischen L:inder selbst,zu Schuldnern des
des [WF, umso sicherer fühien sich die Kredit-
IWF.
geber, umso niedriger können die Zinsen sein,
. 1994 I 1995 schließlich die Krise Mexi_ die das Land zahlen muß. Der IWF hat die
kos. Rolle des Katalysators, mit dessen Hilfe die
Entwicklung in Gang kommt und das I_and dem
Eine ,,Globalisierung" der Art, daß das Wäh_
privaten Finanzkapital geöftret wird.
rungssystem der Welt geöffnet worden ist, ist
offenbar seit 1945 bis heute erreicht worden. Seit den siebziger Jahren ist der Kredit an die
Gesteuert werden nun nicht mehr die Wechsel- ,,Entwicklungsländer" mehr und mehr von ei-
kurse, sondern die Stabilität
des Geld_ nem öffentlichen zu einem privaten gewordep.
wertes.
Schon am Eingang an diesem Markt muß das
Man hört oft, die Ursache ftr
diese Verände_ bereffende Land seine Waffen abliefern" es
rungen liege in der Schnelligkeit der Computer, darf sich nicht gegen den Markt schützen:
mit denen nun die Transaktion.o uo.genoä-.r,
werden. Das sind aber nur die äußeren techni_ ,,Es ist eine der Flauptaufgaben des
Fonds, den laufenden internationalen
schen Miuel. Sie können den Kapitalverkehr
Zahlungsverkehr von staatlichen Be-
vielleicht beschleunigen. AbÄr was er_ schrtinlungen @evisenkontrollen) frei-
möglicht ihn?
zuhalten. Grundsätzlich dtirfen solche
Sicherheit und Kapitalzins hängen zus€rmrnen. Beschränkungen nur vorübergehend und
Erhöhte Unsicherheit muß mit entsprechend nur mit Genehmigung des IWF einge-
dem Risiko erhöhten Zinsen vergolten- werden, führt werden. Die beroffenen Länder
10
Entwicklung des Weltwähnrngssystems
stehen unter besonders intensiver Über- national agierenden Fonds wird auf über
wachung durch den Fonds.'€a 3000 Mrd Dollar veranschlagt. ... nvei-
stelligen Milliardendollar-Betrag ... Mul-
Fast zynisch schreibt die Deutsche Bundesbank:
tiplikatoreffekt durch Fremdmittel ... sind
,,... üben integrierte Kapitalmrirkte einen sie zu bedrohlichen Gegenspielern der
disziplinierenden Einfluß auf die Politi- Notenbanken geworden."
ken derjenigen Länder aus, die den Zu-
Die Notenbanken selbst sehen da allerdings gar
gang zu den Märkten bewahren oder er-
keine Bedrohung. Warum sollten diese Finanz-
langen wollen."35
anlagen kontrolliert werden und was sollte
Diese Märkte sind das Ergebnis des gemeinsa- kontrolliert werden? Es wäire einer Preiskon-
men Handelns der mächtigen kapitalistischen trolle vergleichbar. Will er im Ernst so was?
Staaten. Trotz scharfer Konkurrenz sind sie zu Warum fühlt Bischoffsich bedroht und wovon?
solchen Vereinbarungen in der Lage, wenn sie Warum wollen ausgerechnet linke Leute eine
ihnen allen nützen. stärkere Ko ntro lle du rch (ihre) Natio nalstaaten?
Oder hören wir eine Srimme aus der ,jungen
Nationale Kontrolle Welt":
Nur fi:r die schwächeren abhängigen Ltinder ,,Fiu alternative Ansätze stellt sich vor
gilt also, daß sie unter der Herrschaft des Fi- allem die Frage, wie der ungeheure
Machtzuwachs der den nationalen Rah-
nanzkapitals ihre nationale Souveränilät verlie-
men sprengenden Konzerne global zu
ren. Die meisten von ihnen haben sie allerdings
kontrollieren bzw. zu steuern ist."38
auch noch nie besessen.
Wurden die Konzerne etwa jemals kontrolliert
Die These vom ,,Bedeutungsverlust der Natio-
bnv. gesteuert? Was sind das firr Vorstellun-
nen" ist die Kernthese des Begriffs ,,Globalisie-
gen? Und warum soll das nun ausgerechnet eine
rung".
Frage für altemative Ansätze sein? ln dieser
Das Gerede von den außer Kontrolle geratenen Frage ist die Volksgemeinschaft offenbar be-
Finanzen hat inzwischen alle Schichten der reits (wieder) hergestellt.
-filhrten
Bevölkerung erfaßt. So am 24.5.97
Handelt es sich um einen Verlust der Souverä-
Mitglieder einer ,,lnitiative Ordensleute für den
nität der Nationalstaaten?
Frieden" einen Menschenteppich vor der Deut-
schen Bank in Franl<furt auf. ,,Die Deutsche Erstens: Es gibt eben im Kapitalismus auch
Bank ... sei ein Symbol fiir eine Wirtschafts- Entwicklungen. Vergleichbar wäre z.B. die
ordnung, in der sich Finanzströme verselbstän- Tatsache, daß seit einger Zeit der Ehemann
digt habe1"36. nicht mehr über die Berufstätigkeit seiner Ehe-
frau bestimmen kann. Das ist in diesem Sinne
Oder, Joachim Bischoff schreibt3T:
naturlich ein Verlust seiner Souveränität. D.h.
,,Ein beträchtlicher Teil dieser Finanzan- es hanelt sich um ein kurzsichtiges Argument.
lagen steht außerhalb nationalstaatlicher Die Staaten gehen von einer Regulierung'des
Kontrolle. Allein das Volumen der inter- Wechselkurses ab, weil diese Öftrung ihnen
große Vorteile bistet.
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Fazit
Kurz gesag! es handelt sich um Imperialismus Dazu mehr im nächsten Teil, in dem ich über
das ,,fiktive Kapital" sprechen werde.
unter den Bedingungen der Weltherrschaft des
Kapitals.
Dies ist eine völlig andere Globalisierung als Eckehard Seidl
sis lns von rechten wie linken Theoretikern
dargestellt wird. Das Fimnzkapital ist nicht von
den Nationalstaaten enfesseli, sondern seine
Freiheit ist in Wirklichkeit sein Einsatz als
Waft weniger Staaten gegen die vielen. Winfried Wolf:,,Schwarzer Montag: Wer'rasiert
hier wen?' In: junge Welt., 18.8.92.
Es gibt eine ,,Globalisierung.., aber sie ist keine
Globalisierung. Winfried Wolf: .Von Crash zu Crash: Ig29
junge Welt'., 18.8.97.
-
1987 - 1997". In:
4l Winfried Wolf:
,Fin Rückblick. Auch ein Aus-
blick? Bönenlrach und Weltwirtscbafukrise
1929". In:,junge Welr.., 1.9.97,
t2