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MAI 2003

ANTIFA RECHERCHE BERLIN


TREPTOW | PANKOW | MOABIT | RUDOW
NAZIAUSSTEIGER | RECHTER LIFESTYLE FIGHT BACK
36 35 34 30 16 08
TREPTOW: RÜCKBLICK AUF DIE ENTWICKLUNG
DER LETZTEN 13 JAHRE INNERHALB DER NEO-
EDITORIAL
Über anderthalb Jahre sind vergangen, seitdem die erste Ausgabe der Recherchebro-
schüre Fight.Back veröffentlicht wurde. Die Resonanz auf die Fight.Back 01 war sehr
beachtlich. Nicht nur wegen der unerwartet großen Nachfrage, sondern auch wegen
der Rezension innerhalb der neonazistischen Szene in Berlin. Die örtlichen Neona-
zis haben sich netter Weise getreu dem Motto: „Getroffene Hunde bellen“ verhalten.
NAZISTISCHEN SZENE Nun folgt endlich die zweite Ausgabe der Fight.Back. Die Fixierung der ersten Aus-
gabe auf den Nordosten Berlins ist in dieser Ausgabe aufgehoben worden. Der re-
gionale Schwerpunkt ist diesmal weit über die Bezirke Pankow und Lichtenberg-Ho-
henschönhausen hinaus gerichtet. Zum Beispiel werden diesmal auch die neonazi-
stischen Strukturen in den Berliner Stadtteilen Treptow und Moabit grundlegend be-
leuchtet.

PANKOW: TEXT DES ANTIFA RECHERCHE TEAM Wichtig zu erwähnen ist, dass neben der häufigen Erwähnung von Seiten der Neo-
NORDOST ZUM AKTUELLEN STAND DER DINGE IM nazis und anderen extremer Rechten die Fight.Back auch als Tarnmantel für Anti-
Antifa-Aktivitäten genutzt wurde. Gestalten aus dem Umfeld der Kameradschaft Tor
BEZIRK PANKOW tauchten in einer politischen Einrichtung in Berlin auf und fragten nach den Red-
akteuren der F.B sowie nach noch mehr Informationen über ihren eigenen Organi-
sationszusammenhang. Dies war jedoch nicht die einzigste Aktion dieser Art. Außer-
halb von Berlin erschien ein Fotograf (Robert Reinhold) bei einer Antifaaktion und
behauptete Mitglied des Redaktionskollektivs der Fight Back zu sein, nach kurzem
Geplänkel mit der örtlichen Antifa stellte sich heraus, dass die Person ein aktives Mit-
glied der berliner Anti-Antifa war und ist. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Ak-
MOABIT: HISTORISCHER EINBLICK IN DIE ENT- tivitäten von Seiten der Anti-Antifa in Berlin und Umgebung nicht zu unterschät-
WICKLUNG DER ORGANISIERTEN NEONAZIS DER zen sind und dabei zu beachten ist, dass die einstige plakative Eindeutigkeit der Nazi-
Skinhead-Ästhetik innerhalb der neonazistischen Szene der breiten ästhetischen
LETZTEN 20 JAHRE Mehrdeutigkeit gewichen ist.

Dementsprechend tragen die Aktivisten der Anti-Antifa also kaum noch vom nor-
malen Lifestyle oder gar typisch linken Style zu unterscheidende Bekleidung. Auf die-
ses grundlegende Problem geht der Artikel „Der Neonazis neuer Style“ am Ende der
Broschüre näher ein. Ein weiterer Artikel, am Ende der Broschüre, setzt sich mit der
Frage der „aussteigenden“ Neonazis auseinander. Gerade in den letzten Jahren ver-
RUDOW: SEHR KURZER AUFRISS DER SITUATION breitet sich das Phänomen der sogenannten Aussteiger aus der neonazistischen Szene
IN SÜDNEUKÖLLN, SPEZIELL DEM STADTTEIL überall und wird medial als wichtige zivilgesellschaftliche Aktivität angepriesen. Doch
dabei stellt sich die Frage ob Menschen überhaupt von einem auf den anderen Tag
RUDOW aussteigen können, oder ob es sich nicht sogar um eine Alibiaktion handelt. Die Kri-
terien und Maßstäbe für einen gelungen Ausstieg werden im Artikel „Aussteigen
bitte“ kritisch unter die Lupe genommen.

Weiterhin bietet die zweite Ausgabe der F.B wie gewohnt ein Interview mit unter-
schiedlichen antifaschistischen Initiativen, die umfangreichen Rechercheartikel zu
den Berliner Stadtteilen Treptow und Moabit, einen aktuellen Bericht zur Situation
NAZI-AUSSTEIGER: IST EIN FORTSCHRITT- in Pankow, sowie eine kurze Beschreibung der Situation im westberliner Stadtteil Ru-
LICHER UMGANG MIT AUSSTEIGERN AUS DER dow. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und bitten um die Weitergabe von Infor-
mationen an unsere Kontaktadresse.
NEONAZISZENE MÖGLICH?
Wir wollen an dieser Stelle auch noch mal betonen, dass wir uns nicht als alternati-
ver Verfassungsschutz verstehen, sondern dass es uns darum geht eine Basis für kon-
krete antifaschistische Arbeit in Berlin zu schaffen.

Euer FIGHT.BACK Redaktionskollektiv

RECHTER LIFESTYLE: WELCHE KLAMOTTEN


TRAGEN DIE NEONAZIS DERZEIT, UND WARUM?
Impressum: Vi.s.d.P. ist Irmgard Zarden, Rigaerstr. 94, 10247 Berlin. Die Artikel geben nur die Meinung der AutorInnen wieder. Die Veröffentlichung von Artikeln in anderen Publikationen ist erwünscht. Bitte
mit der genauen Angabe der Erstveröffentlichung. >> left.copyriot.2003 Fotos: Alle Bildrechte liegen, falls nicht anders vermerkt, bei den jeweiligen FotografInnen. Sämtliche Darstellungen, vor allem auch die
verbotenen Symbile, wie z.B. das Hakenkreuz, dienen nur dokumentarischen Zwecken. Dank geht an: Antifa Info Blatt [AIB], Antifa Pressearchiv und Bildungszentrum e.V. [Apabiz], Antifa RechercheTeam
Nordost [ARNO], Gruppe.Internationale.Webteam [GI], Liselotte Meier und der Antifa K aus Köln Verteiler: Die VerteilerInnen sind nicht identisch mit den AutorInnen. Fight.Back.02 wird kostenlos in Ber-
lin und Umgebung verteilt. Kontakt: Anregungen/Ergänzungen bitte an >fight.back@web.de< Weiterhin Dank an: Treptower Antifa Gruppe [T.A.G.], Antifaschistische Initiative Moabit [AIM], Autonome
Antifa Nordost Berlin [AANO], Pankower Antifa Offensive [PAO], Rote Antifa Weißensee [RAW], Markus Ragusch und Ralf Fischer.
FIGHT BACK MAI/03 INTERVIEW
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INTERVIEW FIGHT.BACK02
CHRISTINA DECLERQ VON DER AUTONOMEN ANTIFA NORDOST BERLIN [AANO], GISELA ELSER VON DER ANTIFA-
SCHISTISCHEN INITIATIVE MOABIT [AIM] UND SANDY KURZ VON DER TREPTOWER ANTIFA GRUPPE [T.A.G.] BE-
ANTWORTEN FRAGEN.
Stellt euch doch bitte erstmal vor. Was treibt euch antifaschistische Arbeit
zu machen?

T.A.G.: Vor etwa fünf Jahren haben wir uns in Treptow zusammengeschlos-
sen, um dem alltäglichen Nazi-Terror kontinuierlich entgegenzutreten. Eine Wie ist derzeit die Bedrohung durch neonazistische Organisationen in eu-
lokale Organisierung erschien uns hierbei als geeignete Form. ren Aktionsräumen? Wie seht ihr die Entwicklung der letzten Jahren? Hat
sich etwas geändert?
[AANO]: Ich bin 22 Jahre alt, wohne im Nordosten von Berlin und bin seit
einigen Jahren innerhalb der organisierten Antifa-Bewegung aktiv. In der [AANO]: Im Nordosten von Berlin haben die extremen Rechten ein breites
Autonome Antifa Nordost Berlin [AANO] bin ich seit über 2 Jahren organi- Netzwerk mit zahlreichen Knotenpunkten und vielen Organisationsformen
siert. Meine Politisierung begann schon sehr früh, doch bis ich inhaltlich mit zur Verfügung. Neben Kneipen und Läden gehören dazu natürlich auch Par-
der radikalen Linken etwas anfangen konnte, verging einige Zeit. Gegen Neo- teizentralen und Wohnungen, die den Neonazis als Strukturen dienen.
nazis und Rassisten bin ich immer aktiv gewesen, doch meine Perspektive war Mensch findet hier außerdem jegliche Fraktionen der Rechtsextremen: von
damals etwas einseitig. den rechtsterroristischen Vandalen über die neonazistischen Kameradschaften,
Erst durch die inhaltliche Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen der NPD/JN und bis vor kurzem der Bundeszentrale der Republikaner bis hin
Standpunkten der radikalen Linken kam ich zu der Erkenntnis, dass der zu einigen Querfrontaktivisten und den Rechtsaußen in der CDU.
Kampf gegen die Neonazis nicht der einzige Sinn und Zweck einer Antifa Die Veränderungen in den letzten Jahren sind eher geringerer Natur. Die gra-
sein kann. Letztendlich bleibt festzuhalten, dass die [AANO] natürlich auch vierendsten sind, dass die Neonazis auf einmal angefangen haben Parolen zu
Anti-Nazi-Aktionen organisiert und unterstützt, doch hauptsächlich wird ver- sprühen, und dass sich ihre Kleidung wirklich grundlegend geändert hat. Die
sucht, darüber hinausgehende Aktionen zu organisieren. Masse der Bevölkerung im Nordosten hat kein Problem mit rechten Meinun-
gen und Bestrebungen, oder sie äußert sich nicht. Und der harte Kern der Ne-
AIM: Antifaschistische Arbeit, Antifa, ist für uns eine unverzichtbare Grund- onazis wird nicht geringer, aber auch nicht mehr. Insofern ist die Veränderung
lage linksradikaler Politik, deren Ziel die grundsätzliche Umwälzung der kapi- nur darin zu sehen, dass die Neonazis ein wenig mehr auf ihr Äußeres achten.
talistischen Verhältnisse ist. Oder kurz gesagt, die soziale Revolution ist mit
Nazis, Rassisten und Antisemiten nicht zu machen. Und natürlich fühlen wir AIM: Eine direkte Bedrohung durch Nazis, Straßenschläger etc. gibt es in
uns dem Vermächtnis des antifaschistischen Widerstands gegen den deut- Moabit im Moment nicht. Die Straße ist eher von jugendlichen MigrantIn-
schen Faschismus und dem Schwur von Buchenwald verpflichtet. „Die Ver- nen geprägt. Wenn in den letzten Jahren Nazigruppen, wie die Republikaner,
nichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung! Der Aufbau ei- die „Kameradschaft Beusselkiez” oder das Umfeld der „Nationalen”, die auch
ner neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel! Nie wieder Fa- das „Radio Germania” mitbetrieben, aktiv wurden, haben wir dies stets durch
schismus, nie wieder Krieg!” Der rassistische und völkische Schub den, 1989 Kundgebungen, Plakataktionen etc. öffentlich gemacht. Es ist uns dadurch
die deutsche „Wiedervereinigung” ausgelöst hat, die Pogrome in den darauf gelungen diese kurz zu halten oder sogar rauszuschmeissen. Einige Nazis und
folgenden Jahren, haben uns die Notwendigkeit von Antifa nochmals bestätigt. auch Nazikader leben natürlich auch in Moabit. Größere Probleme bereitet
hier aber eher ein weit verbreiteter „brauner Mief ” von spießigen Rassisten,
deren Bezugspunkt die Moabiter CDU unter Volker Liepelt ist. Dessen rassi-
stische Forderungen und Drohpolitik gegenüber MigranntInnen und Drogen-
konsumentInnen machen „echte” Nazis beinahe überflüssig. Ein Kristallisa-
tionspunkt ist dabei das Markthallenrestaurant. Dessen Wirt, selbst CDU-
Mitglied, stellte seine Räume in den letzten Jahren immer wieder den REPS,
der Schillpartei und auch der NPD zur Verfügung.

T.A.G.: Die akute Bedrohung auf der Strasse geht im Moment weniger von
Organisationen, als von losen Cliquen jugendlicher Nazi-Schläger aus. Trotz-
dem wohnen in unserem Bezirk nach wie vor eine Reihe von aktiven Nazi-Ka-
dern und auch die Aufbauarbeit früherer Nazi-Gruppen wirkt sich bis heute
im Bezirk aus.
+
4 INTERVIEW FIGHT BACK MAI/03

Ihr als AIM habt euch ja schon lange mit Querfrontbestrebungen ausein-
andergesetzt. Wie weit sind da die Bemühungen der extremen Rechten
fortgeschritten? Was sind die entscheidenden Merkmale der Querfront?

AIM: Also wir werden immer sofort hellhörig, wenn Leute daherkommen
und einem Weismachen wollen, dass die politische Standortbestimmung von
Das Aussehen und der Lifestyle der Neonazis hat sich also in den letzten Links und Rechts ein veraltetes Denkmuster ist, das überwunden werden
Jahren geändert. Wie schätzt ihr das ein? Könnt ihr da Trends bestim- muss. Vor gut 2 Jahren haben wir in Schöneberg quasi ein Querfronterlebnis
men? gehabt, das ziemlich deutlich die Herangehensweise von Querfrontstrategie
aufzeigte, die vorgibt „die Gegensätze zwischen Linken und Rechten abzu-
T.A.G.: Auch in Treptow hat sich die Nazi-Szene stilistisch ausdifferenziert. bauen”. In Wirklichkeit zielt man dabei aber auf unbedarfte Personen aus dem
So treten die älteren Kameradschafts - Aktivisten mittlerweile im Hardcore- linken und alternativen Spektrum und versucht sie in Diskussionen mit rech-
Style auf. In den jüngeren Nazi-Cliquen bewegen sich Jung-Nazis problemlos ten Themen hineinzuziehen und somit fürs rechte Lager zu gewinnen.
im HipHop-Style. Das Hooligan-Milieu ist durch die Gruppe 9 bzw. die Höl- Auf einem Treffen des Bündnis gegen Rechtsextremismus, Neofaschismus,
lenjungs von Nazis besetzt und die NPD-Kader treten seriös und bieder auf. Antisemitismus und Rassismus in Tempelhof & Schöneberg im März 2001
Aber auch die traditionellen Stiefel-Nazis mit Bomberjacke finden sich noch waren zwei Menschen anwesend, die erhebliche Sympathien und Kontakte zu
an den Bahnhofsvorplätzen. Nazis und anderen Rechtsextremisten haben, z.B. zu Horst Mahler, Andreas
Röhler und auch dem Nationalanarchisten Peter Töpfer. Hierbei handelte es
[AANO]: Na zum Teil wird die Kleidung der Neonazis dem der „Rocker“ und sich um Irmgard Kohlhepp, ehemalige Grüne und Bernhard Heldt, auch ehe-
auch „Hooligans“ ähnlicher, andererseits gibt es den Trend hin zu komplett mals Mitglied bei den Grünen und davor bei den REPs.
schwarzer Kleidung, ähnlich wie bei den Autonomen in den 80er Jahren. Mit dem Argument, wenn man Mahler kritisiert, muß man sich natürlich
Doch natürlich sind auch die typischen Outfits bei den Neonazis zu sehen. auch wenigstens mit seinen Texten auseinandersetzen, wollte Herr Heldt dem
Meistens handelt es sich dann um sehr junge Anhänger der rechten Szene. Bündnis eine Diskussionrunde unterjubeln, in der als Grundlage ein von
Vielleicht auch interessant zu erwähnen ist die Beobachtung, dass vor allem in Horst Mahler, Reinhold Oberlercher und Uwe Meenen verfasster Artikel die-
den nördlicheren Regionen unseres Bezirk diese „Mode“ häufiger zu sehen ist. nen sollte. In diesem Zusammenhang legten sie mehrere Ausgaben der faschi-
stischen Publikation Sleipnir auf den Tisch, die genau diesen Artikel mit der
AIM: Das eigentliche Phänomen ist ja eher, dass sich der Lifestyle linker und Überschrift „Ausrufung des Aufstandes der Anständigen” beinhaltete. Heldt
rechter, zumeist jugendlicher Subkulturen immer ähnlicher wird. Schon die meinte, hieran kann man gut die Kernfragen des Faschismus und Antisemi-
zumeist unpolitische, sich proletarisch männlich gebende, englische Skinhead- tismus analysieren. Und wir wissen natürlich, das Texte an denen Mahler mit-
Kultur wurde von Rechten wie Linken adaptiert. Dennoch war immer klar, geschrieben hat, nur so von Antisemitismus und Judenhass strotzen.
wer die Linken und Rechten waren. Rechte Boneheads, die versuchten, linke Sleipnir-Herausgeber Röhler brüstet sich damit, rechte wie linke Autoren
Oi- und Streetpunkkonzerte zu besuchen, mussten diese meist rasch und mit gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen. Das ist aber nur die halbe Wahr-
blutiger Nase wieder verlassen. Überdies strahlte linker Lifestyle und Dress- heit. Texte von linken AutorInnen wurden aus anderen Publikationen ohne
code bis Anfang der 90er Jahre auf den Mainstream ab. „Linke“ Klamotten deren Wissen in Sleipnir abgedruckt bzw. wurden linke AutorInnen mit dem
waren cool. Mittlerweile bedienen sich Rechts und Links beim Mainstream unscheinbar klingendem „Verlag der Freunde” hinters Licht geführt.
und versehen ihn mit Versatzstücken. So tragen Antifas ähnliche Klamotten Was uns dann einfach schockiert hatte, ist die Tatsache, dass in diesem Bünd-
wie Faschos und treffen sich manchmal bei den gleichen Konzerten. Der nis mit politisch hochgesetzten Zielen und eindeutig linkem Anspruch, keiner
Streetfighter, in den 80iger Jahren zweifellos eine linke Ikone, bedient beide gegen dieses unverschämte Auftreten von Heldt und Kohlhepp angegangen
Seiten, Nazis rufen zum Nationalen Schwarzen Block auf. Unser Vorschlag: ist. Nach dem Treffen haben wir dann dem Hauptinitiator des Bündnis gegen
Rechte Konzerte verhindern, Nazishops, die neben teuren Markenklamotten Rechtsextremismus, Neofaschismus, Antisemitismus und Rassismus in Tem-
rechte Propaganda vertreiben, schließen und den Nazis am 1. Mai morgens so pelhof & Schöneberg unsere Kenntnisse über Heldt und Kohlhepp mitgeteilt,
die Laune verderben, dass sie abends in Kreuzberg keine Lust mehr haben, was dann natürlich zum Rauswurf dieser Personen aus dem Bündnis führte.
mit zu randalieren. Wär doch schade sonst. Die Menschen in diesem Bündnis definieren sich als links, umso erschrecken-
der war es für uns, dass keiner bemerkt hatte, was dieser Bernhard Heldt im
Schilde führte.
In wirklich linken, also linksradikalen Zusammenhängen, dagegen haben
Querfrontler allerdings keine Chance sich einzuschleichen.

Dokumentation: Quitzowstraße in Moabit

Quitzowstraße in Moabit
FIGHT BACK MAI/03 INTERVIEW
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Inwieweit reichen die Bestrebungen auch in die Bewegung der Globalisie-


rungkritikerInnen hinein? Habt ihr Beobachtungen zu diesem Phäno-
men? Können oder könnten die Neonazis hier Fuß fassen?

AIM: Sicher gibt es von Faschisten vielfältige Bemühungen, sich in soziale Be-
wegungen einzureihen. Gelingen tut ihnen das meist solange nicht, wie grö-
ßere Teile dieser Bewegungen sich als links definieren und es schaffen, die In- Auf den Demonstrationen der Friedensbewegung und der globalisierung-
halte so zu bestimmen, dass sie nicht von Nazis adaptiert werden können. Die kritischen Bewegung sind oft extreme Rechte unterschiedlichster Gruppie-
Gefahr besteht, dass Nazis und Konservative vermeintlich linke Begriffe, mit rungen am Start. Was macht ihr dagegen? Gibt es da eine Sensibilität von
denen diese Bewegungen, z.B die GlobalisierungskritikerInnen, arbeiten, für Seiten der VeranstalterInnen?
ihr Anliegen umcodieren und so die Bewegungen als Resonanzkörper benut-
zen können. Von der Globalisierung der Ausbeutung ist es dann über die T.A.G.: Wie überall versuchen wir linksradikale, emanzipative und fort-
„Ostküste der USA” zur jüdischen Weltverschwörung nicht mehr weit. Wenn schrittliche Strömungen und Bewegungen zu unterstützen. So auch in der
dies möglich ist, muss der linke Teil seine Kapitalismuskritik schleunigst über- Friedensbewegung und bei Protesten gegen die kapitalistische Globalisierung.
prüfen. Das dies nicht geschieht, ist mehr als fahrlässig. Dies einzufordern Völkische, nationalistische, reaktionäre und antisemitische Positionen müssen
und eine solidarische Diskussion zu organisieren, ist eine wichtige Aufgabe überall bekämpft werden, natürlich auch in der Friedens- und Antiglobalisie-
der Antifa. rungsbewegung.

[AANO]: Diese spezifische Problematik beschäftigt unsere Gruppe auch sehr [AANO]: Oh, Friedensdemonstrationen. Na ja, wenn wir die Lust dazu ver-
häufig. Gerade bei den Aktivitäten der [AANO] im Bezug auf die EU-Gipfel spüren, schlendern wir auf solchen Demonstrationen mit. Doch nicht, weil
ist dieser Themenkomplex immer wieder aufgetaucht. wir das Anliegen unterstützen, sondern um zu sehen, wie treu doof doch ein
Unser Standpunkt zu diesem Thema ist klar: Wir sehen die Anknüpfungs- Teil des pazifistischen Milieus sein Anliegen vorträgt. Doch meistens bleiben
punkte der extremen Rechten an die globalisierungskritische Bewegung sehr wir solchen Veranstaltungen fern.
deutlich. Wir halten es auch als keine Unterwanderung, wenn extreme Rechte Bei der globalisierungskritischen Bewegung sind wir uns immer noch un-
verbal oder praktisch versuchen, an Aktivitäten des Anti-Globalisierungs- schlüssig. Da ist noch viel Diskussionsbedarf, doch allgemein halten wir das
Spektrum zu partizipieren. Deshalb halten wir es für unerläßlich, innerhalb Potential innerhalb dieser Bewegung für fortschrittlicher als in der Friedensbe-
der Bewegung antifaschistische und antirassistische Standards einzufordern wegung.
und noch weiter für antinationale und linksradikale Positionen zu kämpfen.
Zum Teil stellt sich dabei aber auch die radikale Linke als ein Problem dar. AIM: Große diffuse Bündnisse, wie es die Friedensbewegung und noch mehr
Dies ist vor allem auf den EU-Gipfel im Dezember 2002 in Kopenhagen zu die TeilnehmerInnen ihrer Demonstrationen, z.B. in Berlin, sind, beruhen ja
münzen. Dort wurde der antizionistische und antisemitische Grundgehalt der nicht auf einer gemeinsamen Diskussion, sondern auf der gemeinsamen Ab-
Parole „Boykottiert Israel“ von der Linken weder erkannt, noch nach einigen lehnung eines bestimmten Punktes, wie kürzlich der Ablehnung des Irakkrie-
Diskussionen eingesehen. Dieses Problem des linken Flügels innerhalb der Be- ges. Da ist es für die Nazis natürlich einfach mit zu laufen. In kleineren Städ-
wegung halten wir auch für sehr schwerwiegend. ten gelang es ihnen dabei mehrfach gleichberechtigt und mit eigenen Transpa-
renten an Friedensdemonstrationen teilzunehmen. Die VeranstalterInnen po-
sitionierten oder distanzierten sich nicht, als störend wurden höchstens prote-
stierende AntifaschistInnen empfunden, die dann schnell in die Rolle des hilf-
losen Beobachters verbannt waren. Auch in Berlin hätte es peinlich werden
können, wenn wirklich viele Nazis aufgetaucht wären. Die Antifa sollte viel-
leicht auch bei solchen Demonstrationen wieder verstärkt mit eigenen Positio-
nen, aber auch Personen vertreten sein. Vielleicht hätte es in mancher Klein-
stadt geholfen, öffentlich die Frage zu stellen, was denn die Fans der Wehr-
macht dazu bringt, gegen Krieg zu sein. Auch eigene explizit antimilitaristi-
sche, antistaatliche und antikapitalistische Beiträge hätten dazu beitragen kön-
nen, in der Debatte zu polarisieren und dem Kadaver-Gehorsam der hinter
Gerhard Schröder herlaufenden Friedensfreunde entgegenzuwirken.
Quitzowstraße in Moabit
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6 INTERVIEW FIGHT BACK MAI/03

Und wie ist es bei den Aufmärschen der Neonazis? Mobilisiert ihr dage-
gen? Wie ist es bei kleineren Veranstaltungen oder Kundgebungen?

AIM: Klar mobilisieren wir dagegen. In letzter Zeit waren es meist Aufmär-
sche mit übergeordneter Bedeutung, die wir versucht haben anzugreifen, wie [AANO]: Wir sind derzeit damit beschäftigt linksradikalen Positionen in un-
die Nazi-Aufmärsche am 1. Mai, zu Rudolf Hess in Wunsiedel im August und serem Kiez sichtbar zu machen. In der nahen Zukunft wollen wir durch die
in Halbe im November. Diese Aufmärsche haben einen hohen Symbolgehalt kontinuierliche Arbeit den Ausbau der Aktionsfähigkeit der radikalen Linken
für die teilnehmenden Nazis und eine wichtige Aufgabe zur Verfestigung der und auch die Theoriearbeit forcieren.
Nazistrukturen. Außerdem organisieren sich die Nazis dort regelmäßig Er-
folgserlebnisse. In Wunsiedel kamen auf einen Antifa mehr als 10 Nazis näm- AIM: Einer unserer Schwerpunkte ist die Durchführung der Demonstration
lich insgesamt über 3000. Die Antifa nimmt das hin. zum Gedenken an die Reichspogromnacht jedes Jahr am 9.November und,
Auch und gerade in Berlin sieht es nicht viel besser aus. Naziaufmärsche sind damit verbunden, das Thema Antisemitismus. Wenn wir es schaffen, machen
oft nur von marginalem Protest begleitet. Und das obwohl es den Nazis hier wir um den 9.November herum dazu Veranstaltungen. Überhaupt nimmt die
im Laufe der letzten 10 Jahre gelungen ist, an allen „sensiblen” Daten und Or- Teilnahme an und die Durchführung von Gedenkveranstaltungen einen wich-
ten aufzumarschieren. So z.B. am 9.November, am 8.Mai und am 30.Januar, tigen Teil unserer Arbeit ein. So fahren wir z.B. regelmäßig an den Jahrestagen
sie marschierten am geplanten Holocaust-Mahnmal auf, durchs Brandenbur- der Befreiung der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück zu
ger Tor, anlässlich des Anschlusses Österreich an das 3.Reich und zuletzt bei den dortigen Feierlichkeiten. Am „Tag der Erinnerung und Mahnung”, der je-
einem israelischen Staatsbesuch. Wir beteiligen uns eigentlich immer an der weils am zweiten Sonntag im September stattfindet, machen wir eine Fahrrad-
Gegenmobilisierung zu öffentlichen Naziaktivitäten. Die Größe oder Teil- Stadtrundfahrt entlang an Orten von Verfolgung und Widerstand, wo wir
nehmerzahl ist dabei aber nicht ausschlaggebend für unser Engagement. Auch dann Redebeiträge verlesen.
wenn Nazi-Veranstaltungen oder Infotische, z.B. im Wahlkampf, bekannt Ein weiterer Schwerpunkt war auch immer die Mobilisierung gegen den soge-
werden, finden wir es wichtig, dort präsent zu sein. nannten „Tag der Heimat” der Vertriebenenverbände. Deren aggressiv-revan-
Grundsätzlich ist jede öffentlich verbreitete Nazi-Propaganda zuviel und sollte chistische Forderungen und deutsch-nationale Politik anzugreifen, halten wir
nicht unwidersprochen bleiben. auch weiterhin für immens wichtig.
Eine gute Gelegenheit, gegen deutsche Außen - und Großmachtpolitik und
T.A.G.: Auf lokaler Ebene bemühen wir uns alle relevanten Naziaktivitäten zu Militarisierung zu demonstrieren, war für uns außerdem immer das Bundes-
behindern, die uns bekannt werden. Vielleicht erinnern sich ja noch einige an wehrgelöbnis, das seit Jahren jeweils am 20.Juli stattfindet.
die Kundgebung am S-Bahnhof Schöneweide gegen den Schleusungspunkt ei-
ner Veranstaltung der NPD-Jugend. Berlinweit beteiligen wir uns an allen Wie schätzt ihr die derzeitige Lage der antifaschistischen Bewegung in
Mobilisierungen gegen größere Naziaufmärsche. Berlin ein? Gelingt es der Antifa in gesellschaftliche Diskurse zu interve-
nieren? Wie würdet ihr eurer Verhältnis zur Zivilgesellschaft bezeichnen?

Welche Themen beschäftigen euren Gruppenzusammenhänge noch? Wel- [AANO]: Schwierige Frage. Die Mobilisierungsfähigkeit ist in den letzten Jah-
che Arbeitsschwerpunkte habt ihr außerhalb der Anti-Nazi-Arbeit? ren nicht besser geworden. Doch der Organisierungsgrad hat jedenfalls im
Nordosten zugenommen. Insgesamt hat es sich in den letzten Jahren gezeigt,
T.A.G.: Natürlich beschäftigen wir uns mit vielen Themen der radikalen Lin- dass sich nur zur Verhinderung von Neonaziaufmärschen viele Menschen in
ken. So behandeln wir in unserer Schülerzeitung U.R.S.L. (Uns reichts schon Berlin mobilisieren lassen.
lange) Themen wie Rassismus, Sexismus, Kapitalismus, Militarismus und Das andauernde Gerede von der Zivilgesellschaft scheint wohl noch nicht
Hooliganismus. Wer die U.R.S.L. nicht kennt, kann ja mal auf unserer Inter- zum durchschlagenden Erfolg geführt zu haben. Natürlich arbeiten wir mit
netseite www.treptowerantifa.de schauen. Teilen dieser konstruierten „Gesellschaft“ zusammen. Es existieren sehr sinn-
volle Projekte in diesem Bereich, so zum Beispiel die Beratung für Opfer
rechtsextremer, antisemitischer und rassistischer Gewalt in Berlin: Reach Out.

T.A.G.: Antifa ist das, was wir daraus machen! In Vergleich zu anderen Regio-
nen in Deutschland, steht Berlin noch ganz gut da. Trotzdem könnte und
müsste natürlich auch noch vieles besser laufen. Wir als Gruppe arbeiten seit
Anfang an finanziell und strukturell unabhängig von staatlichen und zivilge-
sellschaftlichen Gruppen. Dies halten wir für den besten Weg, um unabhän-
gig und offensiv bleiben zu können.

AIM: Fangen wir mit der einfachsten Frage an. Wenn wir es für richtig halten,
gehen wir sicher Bündnisse mit anderen gesellschaftliche Gruppen ein, d.h.
wenn unsere Inhalte dort wahrnehmbar sind und wir nicht als Feigenblatt für
einen allgemeinen demokratischen Diskurs herhalten müssen. Da machen wir
mit der „Zivilgesellschaft” keine Ausnahme. Zum Zustand der antifaschisti-
schen Bewegung fällt uns leider wenig ein, außer vielleicht, dass wir gerne eine
hätten. Dann könnten wir vielleicht auch in gesellschaftliche Diskurse inter-
venieren.
FIGHT BACK MAI/03 INTERVIEW
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8 TREPTOW FIGHT BACK MAI/03

rechts: Detlef Cholewa (später Detlef Nolde) - FAP und NPD Aktivist (Foto AIB)

TREPTOW ENTWICKELTE SICH NACH DER SOG. WIEDER-


BERLIN-TREPTOW VEREINIGUNG ZU EINER HOCHBURG DER EXTREMEN
RECHTEN IN BERLIN. FAST ALLE RECHTSEXTREMEN OR-
GANISATIONEN KONNTEN SICH HIER AUSTOBEN. BEI GENAUERER BETRACHTUNG WIRD ABER DEUTLICH, DAS FAST
IMMER EIN FESTER KERN VON LOKALEN AKTIVISTEN HIERBEI DIE FÄDEN IN DER HAND HATTE.
Von diesen alten Aktivisten ist heute fast keiner mehr Lauenroth und der spätere Landser-Sänger Michael Republikaner und war Mitglied der Nationalen Of-
im Bezirk aktiv. Doch ihre Aufbauarbeit vor Ort Regener. Auch der Westberliner Naziterrorist Ekke- fensive. Ihr Mann, Peter Boche, war sogar stellv. Vor-
sorgte dafür, dass immer wieder eine neue rechtsex- hard Weil ließ sich 1991 in Adlershof nieder. Regio- sitzender des REP-KV Ost. Die FAP war mit ständi-
treme, gewalttätige Jugendszene nachwächst - sich die nale Aktivitäten gingen aus dem NA-Spektrum in gen Propagandaaktionen im Bezirk präsent, führte re-
Szene ständig reproduziert. Exemplarisch wollen wir Treptow jedoch nicht aus. Eine der ersten wirklich re- gelmäßige Kameradschaftsabende durch und terrori-
hier die Entwicklung und die Umbrüche in der Trep- gional aktiven Nazigruppen in Treptow war die Frei- sierte alternative Jugendliche und Projekte. Nolde
tower Nazi-Szene ausführlich beleuchten. heitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP). Die Nazi- und Co. versuchten ständig in den verschiedenen Ju-
Kader Detlef Cholewa (später Detlef Nolde), Tino gendclubs des Bezirkes Fuß zu fassen. Am 1. Mai
Stange und Sofia Boche (geb. 1963) bauten in den 1994 versuchte die FAP in Johannisthal aufzumar-
DIE ERSTE GENERATION Jahren von 1992 bis 1995 in Treptow eine agile Orts- schieren. Doch hunderte AntifaschistInnen stellten
gruppe der FAP auf. Die meisten der Treptower FAP- sich dem Häuflein FAP’ler erfolgreich entgegen und
Bereits zu DDR-Zeiten gab es vereinzelte Nazi-Akti- Kader waren schon vorher in rechtsextremen Parteien verhinderten so den Aufmarsch. Zu den lokalen FAP-
vitäten im „roten“ Bezirk Treptow. Detlef Cho- organisiert gewesen. Detlef Cholewa/Nolde war An- Anhängern zählten u.a.: Peter Boche, Jens König und
lewa/Nolde verteilte Nazi-Propaganda im Bezirk und fang der 90er Jahre als Vorsitzender des NPD-KV Marco Spottek. Nach dem Verbot der FAP im Jahr
auch der Berliner Nazi-Kader Arnulf Priem trieb in Berlin-Ost und Verantwortlicher der Jungen Natio- 1995 wechselten die meisten FAP’ler in die Kame-
Adlershof sein Unwesen, bevor er wegen „Unzucht“ naldemokraten (JN) Berlin/Ost aktiv. Später machte radschaft Treptow und in Die Nationalen e.V. Sofia
und „staatsfeindlicher Propaganda“ inhaftiert und er sich zum Vorsitzenden der Kameradschaft Johan- Boche zog aus Treptow weg und tauchte später bei der
vom Westen freigekauft wurde. Schon die erste Nach- nisthal, um dann Vorsitzender des Treptower FAP- NPD als Vorsitzende des Kreisverband Hellersdorf-
DDR-Nazi-Generation um die Nationale Alterna- Kreisverbandes zu werden. In der Berliner FAP Marzahn wieder auf. Detlef Cholewa/Nolde und Pe-
tive (NA) verfügte ab 1990 in Treptow über zahlrei- brachte er es noch bis in den Landesvorstand und ter Boche waren erst mal für Die Nationalen aktiv
che Mitglieder und Symphatisanten. Zu diesen zähl- zum sogenannten Schulungsbeauftragten. Sofia Bo- und kandidierten für diese zur Wahl. Eine weitere
ten u.a. Karsten Hausmann, Edgar Meyer, Sabine che war Beisitzerin im Kreisverband Ost der Berliner Nazigruppe, die zu dieser Zeit in Treptow über zahl-
FIGHT BACK MAI/03 TREPTOW
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(Foto PDS)
FAP bei PDS Pressefest ‘94,mitte: Lars Burmeister Sofia Boche und Michael Dräger (Foto AIB) Detlef Nolde und Sofia Boche (Foto AIB) Peter Boche (Foto AIB)

Tino Stange (Foto AIB) T. Stange ‘95 am Zenner (Foto AIB) Alexander Piek (Foto AIB) Marco Spottek (Foto AIB)

reiche Mitglieder und Symphatisanten verfügte war zuzetteln. Im Oktober 1995 organisierten sie den aufgebrochene Ausgangstür. Der Klub brannte kom-
die Nationalistische Front (NF). Sie entfaltete in Wahlkampf für „Die Nationalen e.V.“ (Siehe Kasten), plett ab und musste für 4,5 Millionen Mark wieder
Treptow jedoch keine eigenen Aktivitäten. Zur NF in für die Detlef Nolde kandidierte. Er erhielt ganze 118 neu aufgebaut werden.
Treptow zählten u.a. Carsten Kruck, Christian Sohr, Stimmen im Bezirk. Im August 1996 gründete Nolde Am 27. Mai 1995 fand im „Jugendklub Walter Kroh“
Detlef Cholewa/Nolde, Henryk Wurzel und Carsten die Kameradschaft Köpenick, für die sich später in Bohnsdorf eine Naziparty und ein unpolitisches
Strulick. Strulick schlich sich einige Jahre später als Lutz Riemer verantwortlich zeichnete. Sein nächsten Klassentreffen statt. Diese Konstellation ging nicht
Spitzel in die Treffen des Treptower „Bündnis gegen Projekte war die Anti-Antifa Berlin und das Koor- lange gut: Anwesende Nazis mißhandelten einen
Rechtsextremismus“ ein. dinierungsgremium Berliner Kameradschaften. langhaarigen Klubbesucher schwer. Dem Opfer wur-
1995 wurde die Kameradschaft Treptow als Reak- den die Haare abgeschnitten, er wurde verletzt, ange-
tion auf das Verbot der FAP und der NF durch Det- pinkelt und von Andreas Hoburg mit Bier übergos-
lef Cholewa/Nolde gegründet. Sie war eng an das GEWALT UND TERROR BIS ZUM BITTEREN ENDE sen. Detlef Nolde steckte ihm eine brennende Ziga-
Spektrum von Die Nationalen e.V. angebunden. Die retten in die Nase. Der junge Mann flüchtete sich
Führung der Kameradschaft Treptow lag anfangs bei Fast alle führenden Kader der Treptower Nazi-Szene schließlich zu einer nahegelegenen Gartenparty. Auch
Detlef Cholewa/Nolde, später übernahmen sie Hen- mussten früher oder später ins Gefängnis, da sie bru- deren Besucher wurden von den Nazis angegriffen
ryk Wurzel und Tilo Knuth. Die Kameradschaft tal und gewalttätig gegen (vermeintliche) Gegner vor- und geschlagen. Beteiligt und anwesend waren bei
Treptow war wie die FAP mit ständiger Hetzpropa- gingen. Einige der bekanntgewordenen Angriffe in diesen Angriffen die Kameradschaft Treptow Aktivi-
ganda im Bezirk präsent. Das „Referat Schulung“ der chronologischer Reihenfolge: sten Detlef Nolde, Thilo Knuth, Andreas Hoburg,
KS Treptow brachte sogar ein eigenes Blättchen na- Detlef Cholewa/Nolde schlug sich am 14. Februar Oliver Quaack, Ronald Schirmer, Christian Zander,
mens „Völkische Blätter“ auf den Markt. In diesem 1993 mit dem Chef des Jugendclubs „Bullinger“ in Lutz Giesen, Kay Fleischhauer, Sören Haase und
lieferten sich Andreas Sennlaub und Detlef Cholewa Treptow, nachdem dieser einen Jugendlichen rausge- Holger Hertwig. Auch mit von der Partie war der
einen ideologischen Kleinkrieg mit den Jungen Na- worfen hatte. Treptower Nazi Alexander Piek (geb. 1976). Dieser
tionaldemokraten (JN). Wechselseitig warfen sich Am 13. August 1994 schloss sich Detlef Cholewa/ wird dem Umfeld des Berliner FAP-Chefs Lars Bur-
die JN und die Kameradschaft Treptow vor „nicht na- Nolde einem „bewaffneten Haufen“ von Nazis an, meister zugerechnet. Er nahm 1995 an einem soge-
tional“, „unpolitisch“ und „Sektierer“ zu sein. der sich anläßlich einer Antifa-Demo gebildet hatte. nannten „Runden Tisch“ der Berliner Nazi-Szene teil
In einer gemeinsamen Erklärung forderten Andreas Der zeitweilige Chef der KS Treptow Henryk Wurzel und wurde 1998 auf einem Nazikonzert in Brottby
Sennlaub (Ortsgruppe Nord und Süd der Kamerad- hatte es sich in den Jahren 1994 und 1995 zur Ge- (Schweden) verhaftet. Einige der verletzten alternati-
schaft Treptow) und Detlef Nolde (Anti-Antifa Ber- wohnheit gemacht, zusammen mit Mirco Ruthke ven Jugendlichen wurden noch im Nachhinein durch
lin) schließlich den Ausschluß aller „bekennenden und Hans-Jörg Spieß durch Baumschulenweg zu zie- die Nazis bedroht und beleidigt.
Anti-NS’ler“ aus der JN. Ansonsten nahmen die Ak- hen, um Naziaufkleber und Naziplakate zu verkle- Am 10. Juli 1995 versammelte sich im Biergarten
tivisten der KS-Treptow an berlinweiten Naziaktio- ben. Zusätzlich wurden wahlweise Mülltonnen, Tra- „Zenner“ im Treptower Park eine Nazimeute, um sich
nen teil, verteilten die Zeitung von „Die Nationalen banten und türkische Imbißbuden in Brand gesteckt. dort zu besaufen. Mit dabei der FAP-Kader Tino
e.V.“, die Berlin-Brandenburger-Zeitung, an den Doch dabei sollte es nicht bleiben. Stange und sein Kumpane Michael Schröder (geb.
Bahnhöfen von Schöneweide und verbreiteten ihre Am 17. April 1995 brachen Henryk Wurzel und 1974) aus Prenzlauer Berg. Zwischendurch überfiel
eigene Propaganda in Form von Aufklebern, Flug- Mirco Ruthke übers Dach in den nicht-rechten Ju- der besoffene Nazi-Mob eine Gruppe alternativer
blättern und Plakaten. Sie führte regelmäßige Treffen gendtreff „Gerard Phillipe“ in Treptow ein. Ihnen war Wagenburgler in der S-Bahn. Sie schlugen und tra-
durch, legten Kränze an Wehrmachtsgräbern nieder, zu Ohren gekommen, dass dort Lesben und Schwule ten auf ihre Opfer ein und zerstörten deren Fahrrä-
provozierten beim Pressefest der PDS und versuchten verkehren dürften. Im Klub legten sie an zwei Stellen der. Eines der verletzten Opfer wurde in der Bahn-
auf Parteiveranstaltungen der CDU Diskussionen an- Feuer und verschwanden anschließend durch eine hofskneipe von Tino Stange und seinen Kameraden
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10 TREPTOW FIGHT BACK MAI/03

Bedingt durch die Vielzahl solch brutaler Taten ver-


schwand jedoch ein Großteil der ersten Generation
der Treptower Naziführer im Knast oder von der ak-
tiven politischen Bildfläche. Doch andere machten
dort weiter, wo die anderen aufgehört hatten.

DIE ZWEITE GENERATION MACHT WEITER...

Die rechtsextreme Aktionen und der Terror gegen al-


ternative Jugendliche gingen in Treptow derweil un-
gestört weiter. Längst hatten sich jüngere Nazis in der
l. Lars Burmeister und r. Lutz Schillok (Foto AIB) Patrick Demming
Kameradschaft Treptow eingefunden die in die Fuss-
erneut bedroht, als es versuchte von dort aus die Po- FAP-Kumpanen Lutz Schillok (geb. 1963) ein Stück stapfen ihrer Vorgänger traten. Sie werden hier als
lizei anzurufen. mitzunehmen, obwohl ihr Auto schon voll besetzt ist. zweite Generation bezeichnet, obwohl es natürlich
Am 3. September 1995 beschimpfte Detlef Cho- Unterwegs geraten die Nazis in Streit - angeblich ging viele Überschneidungen und Kontakte zu früheren
lewa/Nolde eine Gruppe alternativer Jugendlicher in es hierbei um das Datum des Verbotes der FAP. Als Nazi-Aktivisten gab.
Johannisthal als „Zeckenschweine“ und besprühte sie das Auto am Bahnhof Adlershof anhielt, verließen die Am 31. August 1997 wollte sich in Treptow eine
mit Tränengas. Streitenden den Wagen. Nolde besprühte seine junge Antifa-Gruppe namens Antifa Süd-Ost grün-
In der Nacht vom 16. zum 17. April 1997 feiert der Kontrahenten mit Reizgas, um sie kampfunfähig zu den, um dem Naziterror in Treptow etwas entgegen-
Berliner Nazi-Kader Mike Penkert aus Schönefeld, machen. Anschließend riß er die Arme von Schmidke zusetzen. Im Umfeld des Gründungstreffen kam es zu
damals Chef der Kameradschaft Beusselkiez, seinen nach hinten und Lutz Schillok stach ihm sein Messer einer Auseinandersetzung zwischen autonomen Anti-
Polterabend im Vereinslokal „Waldesgrund“ im Kö- ins Herz. Daraufhin wandte Schillok sich Danneil zu fas und bewaffneten Nazis. Doch offensiver Antifa-
nigsheideweg in der Johannisthaler Kleingartenan- und stach ihm in die Lunge. Als dieser zusammen- schismus war bei der Polizei und den Nazis der Ka-
lage. Nicht weiter verwunderlich, denn das Lokal war brach stach Schillok weiter auf seinen Rücken ein. meradschaft Treptow schon damals nicht gern gese-
regelmäßiger Treffpunkt Treptower Nazis. Unter den Beide verstarben noch an Ort und Stelle. hen. So wurde das Treffen von der Polizei gestürmt,
Gästen sind u.a. der Chef von „Die Nationalen e.V.“, Für diesen Tatkomplex wurde Nolde zu zwei Jahren die TeilnehmerInnen durchsucht und das Treffen auf-
Frank Schwerdt, der Berliner Nazikader Han-Jörg und sechs Monaten Haft wegen „gefährlicher Kör- gelöst. Die PDS warf die Antifas aus ihren Räumen
Rückert und Lars - und Babette Thomsen (Waß- perverletzung und Beteiligung an einer Schlägrei“ und die Nazis sannen nach Rache. In der Internet-
mannsdorf ), Oliver Schweigert sowie Kameraden verurteilt. Eine direkte Mordbeteiligung sah das Ge- ausgabe der Berlin-Brandenburger-Zeitung (BBZ)
aus Sachsen-Anhalt. Die Nazis der Kameradschaft richt nicht. Nolde erhielt bis 1998 Haftverschonung. erklärte ein „Sprecher der Kameradschaft Treptow“ zu
Elbe-Ost aus Wittenberg um Olaf Schmidke und Bereits nach einer Woche wurde er Freigänger und diesem Zwischenfall: „Daß solche Gewalt auch - wie
Chris Danneil sind so nett Detlef Nolde und seinen nach 16 Monaten wurde er auf Bewährung entlassen. im Fall Diesner - Gegengewalt erzeugt, liege auf der

DIE NATIONALEN E.V. & HVFB


Berlin-Brandenburger-Zeitung | VBR-Verlag
v.l.n.r. Rita Bönisch, Ru-
dolf Kendzia, Sofia Boche,
Carsten Pagel (Fotos AIB)

Die Nationalen e.V. wurden 1991 in der Gaststätte „Zur Haltestelle“ in Schö- „Nationalen e.V.“. In der Waldstr. 21 wohnt auch Rudolf Kendzia, Grün-
neweide als „Wählergemeinschaft Wir sind das Volk“ gegründet. Mit dabei Pe- dungsmitglied und Wahlkandidat der „Nationalen e.V.“. Er war zuvor Berliner
ter und Sofia Boche aus Treptow. Ziel war der „Aufbau eines informellen Netz- NPD-Landesvorsitzender und Funktionär der Berliner Republikaner. Weitere
werkes und die Unterstützung nationaler Einigungstendenzen“. Aktivisten und Wahlkandidaten von „Die Nationalen e.V.“ in Treptow waren
Konkret organisierten sie den Aufbau und die Unterstützung von sog. Kame- Peter Boche, Detlef Cholewa/Nolde und Henryk Wurzel.
radschaften in Berlin und Brandenburg. Sie beteiligten sich an Berliner Wah-
len und gaben die rechtsextreme „Berlin-Brandenburger-Zeitung“ (BBZ) her- HvFB: Das Hoffmann von Fallersleben Bildungswerk e.V., auch Bildungs-
aus. Bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1997 verfügten „Die Nationalen e.V.“ in werk von Fallersleben, ist eine Tarnorganisation für Schulungsveranstaltungen
Berlin Adlershof über eigene Räumlichkeiten in der Waldstr. 21. Von hier aus der Berliner Nazi-Szene. Führende Kader des HvFB haben sich infrastrukturell
vertrieb der rechtsextreme VBR-Verlag (Vortrag-Buch-Reise-Verlagsgesellschaft in Treptow-Adlershof niedergelassen. Hauptsitz ist auch hier die Waldstr. 21.
für politische Bildung mbH) Nazi-Cds, T-Shirts und Bücher. Als der Verlag ge- Der hier wohnende HvFB-Vorsitzender, Rudolf Kendzia, betreibt hier seine Be-
waltverherrlichende Nazimusik auf den Markt brachte, wanderte der damalige treuungs- und Vermittlungs-GmbH Kendzia und Partner. Die hier wohnende
VBR-Betreiber und Chef der „Nationalen e.V.“, Frank Schwerdt, für einige Zeit HvFB-Schriftführerin, Rita Bönisch, betreibt hier einen Wohnmobil-Verleih.
ins Gefängnis. Der VBR-Verlag war ursprünglich als ein Verlag der Berliner Außerdem bietet sie in rechtsextremen Publikationen unter der Telefonnum-
REPs gegründet worden und wurde später von Rudolf Kendzia übernommen. mer der Waldstrasse Berlinbesuchern Unterkunft und Betreuung in „Ritas Hof-
Zum Schluss war er ein üblicher Nazi-Versand und offizieller Herausgeber der garten“ an. Frank Schwerdt, ehem. Vorsitzender der „Nationalen e.V. und Mit-
BBZ . Mit Rita Bönisch saß die Verantwortliche für den BBZ-Verlag, den BBZ- glied des HvFB siedelte hier auch diverse Briefkastenadressen an. Der ehema-
Versand und die Abonnementabteilung der BBZ ebenfalls in der Waldstrasse. lige HvFB-Chef Carsten Pagel betreibt in der Dörpfeldstrasse seine Rechtsan-
Rita Bönisch saß früher für die REPs in der BVV von Kreuzberg, war im waltskanzlei. Er war früher Berliner Republikaner-Chef und Redakteur der
Bundesvorstand der Deutschen Liga und natürlich auch Wahlkandidatin der „Jungen Freiheit“.
FIGHT BACK MAI/03 TREPTOW
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KAMERADSCHAFT TREPTOW

Thilo Knuth Detlef Nolde

Andreas Storr, Dräger, Andrew Stelter (Foto: version)

Hand.“ Der Berliner Neonazi Kay Diesner hatte im lichst hohe Verletzungen zu erreichen, sollte die
Ronald Schmidt
selben Jahr als Rache für eine von Antifas verhinderte Bombe mit Nägeln aufgefüllt werden. Anfang 1998
JN-Demonstration einen PDS-Mann angeschossen sorgte die KS Treptow letztmalig mit einer Flugblatt-
und später einen Polizisten ermordet. Eine Drohung Aktion für den SA-Mann Horst Wessel für Wirbel und
also, die an Deutlichkeit nicht zu überbieten war. Pa- kassierte dafür Hausdurchsuchung in 15 Wohnungen.
trick Demming (damals 17 Jahre) und Carsten Mül- Ende Mai 1998 folgte eine Durchsuchung bei Henryk
ler (damals 20 Jahre) wollten dieser Drohung Taten Wurzel, da er verbotene Nazipropaganda für die KS
folgen lassen und ihre Kameraden rächen. Patrick Treptow verschickte. Anschließend zerfiel die „alte“
Demming war bereits „Mitgliedschaftsanwärter“ der KS Treptow endgültig. Eine „neue“ KS Treptow mit
Johannes Luft Christian Ernst Zander
Kameradschaft Treptow, fiel jedoch durch die „schrift- ca. 10 Mitglieder entfaltete keinerlei Außenaktivitäten
liche und mündliche Prüfung“. Er und Müller zähl- mehr. Nur hin und wieder tauchte noch die Fahne der
ten zu einer kleinen Untergruppe der Kameradschaft KS Treptow auf Demos der NPD auf.
Treptow, namens Freikorps Berlin. Diese Combo ver-
klebte in Treptow Naziaufkleber und Naziplakate und
verschickte Drohbriefe. Nach ihren Kameradschafts- DIE NPD TRITT AUF...
abenden attacktierten sie vermeintlich linke Jugendli-
che im Treptower Park. Mindestens vier junge Leute Doch die von Repression gebeutelte Kameradschaftss-
Marco Sennholz
wurden durch sie verletzt und z.T. beraubt. Neben zene sollte bald wieder einen legalen Rahmen in Form
Demming und Müller zählten auch die Nazis Mau- der NPD/JN bekommen.
ersberger, Marco Oemus und Höhne zu dem Kreis des Kurz nach der Wende hatte Detlef Cholewa/Nolde Mitglieder: Detlef Cholewa/Nolde (geb.
Freikorps Berlin. Müller und Demming glaubten in den NPD-KV Ost und die JN-Berlin Ost von Trep- 1969), Thilo Knuth (geb. 1977) Steven
einem PDS-Jugendlichen die Treptower Antifa ausge- tow aus organisiert. So veranstaltete er wöchentliche Blum, Marco Sennholz, Sören Haase (geb.
macht zu haben, die ihre Kameraden angegriffen Treffen der Jungen Nationaldemokraten - Landesver- 1975), Holger Hertwig (geb. 1976), An-
hätte. An diesem wollten sie sich rächen. Also besorg- band Reichshauptstadt Berlin - in der Gaststätte dreas Hoburg (geb. 1963), Manuel Kraft,
ten sie sich Anleitungen zum Rohrbombenbau, ba- „Stern“ am Sterndamm in Johannisthal. Doch mit Monika Krüger, Johannes Luft, Thomas
stelten sich Rohrbomben und führten zwei Probe- Cholewas Wechsel zur FAP, flauten die lokalen JN und Müller, Bertram Quaß, Jan Quiram, Marco
sprengungen in einer Telefonzelle und in der Königs- NPD-Aktivitäten für die folgenden Jahre ab. Rudolph, Robert Ruthke, Ronny Schaller,
heide durch. Eine weitere ihrer Bomben fanden er- Am 23. November 1996 führten die JN in Berlin-Kö- Ronald Schirmer (geb. 1977), Marco
staunte Passannten im Oktober 1997 im Treptower penick dann erstmalig eine Demonstration unter dem Schlicht, Ronald Schmidt (1978), Rene
Park. Am 9. Dezember 1997 durchsuchte die Berliner Motto „Gegen linke Gewalt - Meinungsfreiheit für na- Schulz, Christian Ernst Zander (geb.
Polizei die Wohnungen von 17 Mitgliedern der Ka- tionale Bürger“ durch. Mit dieser Demonstration 1977), Oliver Carles Quaack (geb. 1976),
meradschaften Treptow und Köpenick, da diese ver- wollten sie gegen die alljährliche antifaschistische „Sil- Andy Schüßler, Bianca Dittrich.
fassungsfeindliche Aufkleber verbreitet hatten. Hier- vio-Meier-Demonstration“ in Berlin-Friedrichshain
bei stießen sie wie üblich auf Propaganda-Material, protestieren. Die Nazi-Demo wurde von protestieren- Umfeld: Kay Fleischhauer (geb. 1978),
Messer und Pistolen. Bei Demming und Müller stieß den AntifaschistInnen begleitet. Doch der Demon- Lutz Giesen (geb. 1974), Marco Oemus,
die Polizei jedoch auch auf die Bombenbauanleitung strationsort Köpenick war eher zufällig gewählt und Marcel Knuth, Sebastian Schurak (geb.
und die Modelle dieser Bomben. Bei Carsten Müller die Demo wurde, abgesehen von Marco Sennholz, 1979), Andre Spindler, Tino Stange (geb.
fand sich zusätzlich ein scharfer Karabiner und einen kaum von lokalen Kadern besucht. 1997 waren ver- 1969), Lars Thomsen, Rene Wieczorek,
abgesägten Revolver. Patrick Demming gestand, dass einzelt weitere Aktivitäten der JN in Köpenick zu ve- Mirko Ruthke
sie die Bombe dem PDS-Jugendlichen als Elektroge- zeichnen, die aber auch kaum von lokalen Aktivisten
rät getarnt auf den Balkon legen wollten. Um mög- organisiert wurden. So fand am 25. Mai 1997 in Kö-
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12 TREPTOW FIGHT BACK MAI/03

penick eine Interessenntenveranstaltung der Jungen ber und Plakate der NPD
Nationaldemokraten mit dem damaligen Berliner verschwanden bereits
JN-Kader Andreas Storr statt. Am 1. November 1997 nach wenigen Tagen, Tref-
lud der NPD/JN-Funktionär Lars Macht erneut nach fen konnten nur noch
Köpenick/Grünau, um die „Gründung von örtlichen konspirativ veranstaltet
JN-Stützpunkten“ zu besprechen. Von diesen war in werden und ihre faschi-
der Folgezeit jedoch nicht viel zu hören. Das änderte stischen Aktivitäten wur-
sich erst wieder mit dem Zuzug des alten Kaders der den durch Flugblatt- und
Naziorganisation „Nationalistische Front“ (NF), An- Sprühaktionen in ihrer Martik Mkrttschjan

drew Ron Stelter (geb. 1966), nach Treptow. Er Nachbarschaft an das Licht der Öffentlichkeit ge-
wurde Regionalverbandsvorsitzender der Jungen Na- bracht. Auch größere Demonstrationserfolge blieben
l. Fabian Müller (Foto AIB)
tionaldemokraten Berlin und Chef der NPD-KV aus. Eine Demonstration die Mike Borchert für die
Treptow-Köpenick. Die Zahl der Aktivitäten nahm lokale NPD am 9.9.2000 angemeldet hatte, wurde
zu. Der NPD Ortsbereich Berlin-Süd führte am 15. wieder abgesagt. Rene Bethage führte jedoch am
Mai 1998 erstmals eine „seperate Treptow/Köpenick 26.8.2000 eine Demonstration mit 25 Teilnehmern
Veranstaltung“ im „Lindeneck“ in Berlin Adlershof durch. Lokale NPD-Aktivisten waren in Treptow zu-
durch. Hier liefen u.a. die Treptower Nazis Fabian nehmend mit antifaschistischem Engagement kon-
Müller, Christian Ortmann, Martik Mkrttschjan frontiert. Fabian Müller musste z.B. mehrere An-
und Marco Oemus auf, um Andreas Storr vom schläge auf sein Auto hinnehmen, nachdem er alter-
NPD-Landesvorstand zu lauschen. Am 12. Septem- native Schüler bedroht hatte. Marco Oemus, der sich
ber 1998 folgte ein weiteres Treffen des Ortsverban- in Treptow fast jedes Wochenende durch Angriffe auf
des in Adlershof. Auch hier war wieder Fabian Mül- alternative Jugendliche hervortat, wurde auch ausser-
ler anwesend. Der ehem. Kameradschaft Treptow- halb Treptows für seine brutalen Taten zur Rechen-
Christian Ortmann (Foto AIB) Andrew Stelter (Foto AIB)
und NF-Aktivist Marco Sennholz konnte nicht mehr schaft gezogen. Ständige Treffpunkte der Treptower
teilnehmen, da er auf dem Weg zum Treffpunkt von Nazis waren die Kneipen Johannisthaler Stüb´l am
autonomen Antifas abgefangen wurde. Der Treff- Busbahnhof Schöneweide und das „Fliegerheim“ in
punkt für die nächste Veranstaltung am 15. Juni 1998 der Winkelmannstrasse. Im „Fliegerheim“ fand min-
zum Thema „Deutschland 1998 - Tanz auf dem Vul- destens eine NPD-Veranstaltung statt und im „Jo-
kan“ wurde ins benachbarte Neukölln verlegt. Doch hannisstübel“ verkehrten die Aktivisten der Kame-
auch da kam es zu Auseinandersetzungen zwischen radschaft Germania und Wahlkämpfer der NPD.
Antifas und Nazis, bevor sich Andrew Stelter und Ka- Doch auch diese Kneipen wurden durch eine Kam-
meraden in ihren Autos davonmachten. Am 16. März pagne der Treptower Antifa Gruppe ans Licht der Öf-
2000 wurde unter der Anleitung von Andrew Stelter fentlichkeit gezogen und dienten somit nicht mehr als
ein Stützpunkt Treptow-Köpenick der Jungen Natio- geheimer, ungestörter Rückzugsraum.
Johannisthaler Stübl am S-Bhf. Schöneweide naldemokraten aus der Taufe gehoben. Dieser kün- Am 17. März 2001 sollte der Busbahnhof Schöne-
digte großmäulig an, „den Freizeitpunkern der Antifa weide bzw. das Johannisthaler Stüb´l als Schleu-
zu zeigen, dass es in Treptow und Köpenick wieder sungspunkt für eine Großveranstaltung der Jungen
eine nationale Kraft gibt.“ Doch auch davon war Nationaldemokraten (JN) dienen. Die Organisatoren
nicht viel zu spüren, im Gegenteil bis auf kleinere um die Berliner JN-Kader Andrew Stelter, Steffen
Propagandaaktionen entwickelte er keinerlei Außen- Nickel, Marcus Gutsche, Rene Neye und Tino Wolf
wirkung. wollten auf dieser den Panzerkommandanten der
Die Treptower NPD-Aktivisten um Andrew Stelter Waffen-SS, Kurt Eggers, ehren und dem NPD-Lie-
aus Alt-Glienicke, Fabian Müller aus Plänterwald, dermacher Jörg Hähnel lauschen. Die Treptower
Christian Ortmann und Kay-Uwe Kroll aus Adlers- Antifa Gruppe initiierte eine antifaschistische Kund-
hof, sowie Marco Oemus aus Niederschöneweide hat- gebung gegen den „konspirativen“ Treffpunkt. Über
Das Fliegerheim in Johannisthal ten jedoch keinen leichten Stand in Treptow. Aufkle- 350 Antifas protestierten gegen ca. 30 Nazis, welche

TREPTOWER NAZI-PROPAGANDA

Flugblatt und Aufkleber Kameradschaft Südost


der Freikorps Berlin „Insel im Roten Meer“

Anti-Antifa-Treptow und Flugblatt der Kameradschaft Kameradschaft Adlershof


Treptow - Kontakt: Detlef Cholewa
FIGHT BACK MAI/03 TREPTOW
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Marco Oemus: l. und r. als NPD Ordner, r. Oktober 01

Der „Franzose“- Gruppe 9 Rene Bethage (Foto AIB) Gruppe 9 mit Transpi unterwegs

sich in das Johannisthaler Stüb´l verzogen hatten. meradschaft Germania auf eine Gruppe acht junger Nazi-Cliquen aus Treptow ihre eigenen Grüppchen
Die Veranstaltung musste in das „Prozentehouse“ Punks. Die Nazis vermummen sich, bewerfen die gründeten. In Adlershof gründen sich am 5. Juni
nach Lichtenberg verlegt werden. Doch auch dieser Punks mit Flaschen und Steinen und schlagen mit ei- 2000 um die notorisch gewalttätigen Nazi-Skin Brü-
Ausweichort wurde von AntifaschistInnen enttarnt ner Eisenstange auf den Bus der Punks ein. Zwei der Arved und Danny Degebrodt die Kamerad-
und angegriffen, die Veranstaltung musste abgebro- Punks werden bei diesem Angriff schwer verletzt. An- schaft Adlershof. Mitglieder wurden Sven Schultz,
chen werden. Anwesend bei der Nazigruppe im Jo- schließend springen die Täter in ihre Busse und fah- Marco Wald, Thomas Snoppek, Marcus Keckel, Ar-
hannisthaler Stüb´l war auch der Berliner NPD-Pres- ren ein Stück in Richtung Autobahnausfahrt, um ved Degebrodt, Manuel Walzel und Daniela Macher.
sesprecher Rene Bethage aus Berlin-Schönefeld. Die- kurz darauf doch noch einen zweiten Angriff auf die Die Treffen fanden meist bei Marco Wald statt. Die-
ser zählt zu den wichtigsten rechtsextremen Draht- Punks durchzuführen. Eine Einheit der Polizeisonde- ser schrieb bereits Jahre zuvor verschiedene linke Or-
ziehern im Süd-Osten Berlins. Er war früher Funk- reinheit MEGA beobachtet den Nazi-Überfall, ohne ganisationen in Treptow an und versuchte so Infor-
tionär des Bund Freier Bürger (BFB) und gehörte einzugreifen oder zu helfen. Als die Täter schließlich mationen über diese zu bekommen. Außerdem ver-
zu der Initiative „Unser Land“, die vom NPD- Star auf der Autobahn gestellt werden finden sich unter fügt er über Kontakte zur rechtsextremen Interes-
Horst Mahler gegründet wurde. Bethage ist Organi- ihnen auch Aktivisten der Treptower Kamerad- sensgemeinschaft zur Wiedervereinigung Gesamt-
sator und Anmelder zahlreicher Nazi-Demonstratio- schaftsszene. So zwei Personen, die zuvor im Umfeld deutschlands (IWG). Vereinzelt tauchten nach der
nen in Berlin. Obwohl er in der NPD organisiert ist, der Kameradschaft Treptow aktiv waren: Sebastian Gründung Aufkleber und Plakate der Kameradschaft
pflegt er ausgesprochen gute Kontakte in das Lager Schurak aus Hohenschönhausen und Lutz Giesen. Adlershof auf. Nachdem die Mitglieder der Kame-
der Freien Nationalisten und stellt mit seinem Na- Sebastian Schurak ist mittlerweile bei der NPD und radschaft jedoch durch antifaschistische Sprühaktio-
tionalen Aktionsbündnis Berlin NABB eine in der Nazi-Rocker-Combo Vandalen aktiv geworden nen aufgedeckt wurden, wurde es wieder still um sie.
Schnittstelle zwischen beiden Spektren her. Seinen und Lutz Giesen hielt sich für einen Anführer der Am 26. Dezember 2000 gründen die Treptower Nazi-
ausgesprochenen Hang zum Antisemitismus bewies Berliner Kameradschaften, bevor er wegen „Kamera- Jugendlichen Robert Rohde (geb. 1985), Ben Matzke
er nicht nur mit seinen Demonstration gegen das Ho- denbetruges“ in Ungnade fiel. Doch auch lokal an- (geb. 1984), Paul Krimmer (geb. 1984) und Mike
locaustmahnmal oder gegen den israelischen Präsi- sässige Nazis waren mit von der Partie: Martik Bodenhagen (geb. 1984) eine rechtsextreme Bruder-
denten, sondern auch als regelmäßiger Teilnehmer Mkrttschjan (geb. 1978) aus Adlershof und Marco schaft namens Odins Wölfe. Doch auch diese Grup-
auf palästinensischen Demonstrationen. Oemus aus Niederschöneweide. Der Ziseleur pierung kommt mit ihren Aktivitäten über die eigene
Mkrttschjan ist Mitglied der Kameradschaft Germa- Gründung nicht hinaus. Etwas mehr zustande
nia und der NPD. Sein Kumpane Marco Oemus brachte jedoch die Gruppe 9. Bei ihr handelt es sich
DIE KAMERADSCHAFTEN ZIEHEN MIT... (geb. 1980) ist Mitglied der NPD und Aktivist bei um eine Hooligangruppe des FC Union, die sich
der Skinheadorganisation Blood & Honour. Dessen auch als „Höllenjungs“ bezeichnen. Stammkneipe
Doch der Rahmen der NPD konnte in Treptow die ausgesprochene Aggression und Gewalttätigkeit dieser Gruppe ist die Kneipe „U 21“ in den Spreehö-
subkulturelle Nazi-Jugend nicht lange überzeugen. brachte ihm einen Job als Ordner bei Nazi-Veran-
Zu bieder ist die geforderte Ordentlichkeit und Dizi- staltungen ein.
plin, zu langweilig die Volkstanzabende und Schu-
lungsveranstaltungen mit Alkohol- und Colaverbot.
Die aktionistischen Nazis aus Treptow mischten lie- LOKALE NEUGRÜNDUNGEN
ber in und im Umfeld der Kameradschaft Germania
mit. Dies wurde im Sommer 1999 deutlich. Auch die Kameradschaft Germania war nicht im Be-
zirk verankert, obwohl sie sich hin und wieder im Jo-
10. Juli 1999 - Zwei VW-Busse voll mit 16 Nazis aus hannisthaler Stüb´l traf. Für junge Nachwuchsnazis
Berlin und Brandenburg sind auf dem Rückweg von aus dem Bezirk stellte sie keine erreichbare Anlauf-
einer Nazi-Demo in Hamburg. Auf dem Rasthof stelle dar. Abgesehen davon löste sie sich schließlich
Stolpe treffen die Nazis aus dem Spektrum der Ka- von selber wieder auf. So war abzusehen, dass junge l. Danny und r. Arved Degebrodt (Foto AIB)
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14 TREPTOW FIGHT BACK MAI/03

Drei Nazis aus Treptow bei einem Naziaufmarsch Nazicombo aus Treptow bei einem Naziaufmarsch

fen. Hier beeindrucken die Hooligans und ihr An- mungslos versuchte Koster sein Opfer anschließend mehr länger ertragen zu wollen. Mit halbherzige Aus-
hang die minderjährigen Gäste der anliegenden Kin- zu vergewaltigten. Doch die Leiden der Frau waren stiegsbehauptungen wollen sie sich der Verantwor-
derdisko „Chalet“ so sehr, dass mittlerweile schon damit noch nicht zuende: Ockenfeldt verbrannte tung für ihre faschistische Aufbauarbeit und ihre
15jährige stolz mit „Gruppe 9“-Aufdruck auf der Desdemona A. den Bauch mit einer brennenden menschenverachtenden Taten entziehen. Der Mord-
Jacke rumlaufen. Das wäre nicht weiter politisch re- Spraydose und streute Salz in ihre Wunden. Doch beteiligte Detlef Cholewa/Nolde präsentierte sich
levant, wenn nicht einige der führenden „Gruppe 9“- auch Brandstiftung und Waffenfetischismus zählten beispielsweise nach seinem Knast-Aufenthalt im
Mitglieder und Begründer wie Marco Oemus und nach wie vor zur politischen Realität in Treptow. Internet als vermeintlicher Aussteiger. In einem Buch
„Der Franzose“, der Treptower Nazi-Szene angehö- Am 9. August 2000 stand mit dem Treptower Nick namens „Aussteiger - Wege aus der rechten Szene“ be-
ren. Beide tauchten beispielsweise an dem Schleu- Greger mal wieder ein Nazi-Bombenbauer vor Ge- richtet er wie ihm Ausländer im Knast Lebensmittel
sungspunkt der JN-Veranstaltung am 17.3.2001 auf. richt. Auch seine Bombe sollte gegen Linke eingesetzt schenkten, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwar-
Als auf dem Alexanderplatz eine Wahlveranstaltung werden. ten. Er fordert die Leser dazu auf in Verständnis für
der NPD stattfand brachte Marco Oemus gleich ein Am 17. August 2000, dem Tag übrigens an dem die den anderen und in Freiheit zu leben. Sein Ausstieg
paar „Gruppe 9“-Zöglinge wie Marcel Keller als Teil- Nazis dem Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess geden- hinderte ihn jedoch nicht daran zeitgleich antisemi-
nehmer mit. Auch wenn nicht alle 34 Mitglieder der ken, dröhnte aus der Wohnung der Brüder Arved und tische Literatur im Internet zu bewerben. Auch die
„Gruppe 9“ überzeugte Nazis sind, so stellt dieser Danny Degebrodt in der Nipkowstrasse laute Nazi- „Initiative Dialog“ der Internetseite www.nazi.de
Klüngel doch eine Schnittstelle zwischen „unpoliti- musik. Als einige Polizeibeamte die Musik leiser stel- musste zu Nolde fesststellen, dass sich „die Positionen
schen Fußballhooligans“ und organisierter Nazi- len wollten, entwickelte sich zwischen ihnen und den in den wichtigsten Bereichen als unvereinbar dar-
Szene dar. Brüdern eine wilde Schlägerei. In der Wohnung stie- stellten.“ Noch im Jahr 2002 unterschrieb der selbst-
ßen die Beamten anschließend auf Waffen und Bom- ernannte „Aussteiger“ eine Unterstützungserklärung
benteile. für die rechtsextreme Wochenzeitung „Junge Frei-
NOCH IMMER: GEWALT ALS „HOBBY“ In der Silvesternacht 2000/2001 steckten die Trepto- heit“. Der Bombenbastler Patrick Demming ver-
wer Nazis Dennis Brückner (geb. 1983), Steve Ha- suchte sich nach dem Absitzen seiner Haftstrasse in
Auch die zweite Generation der Treptower Nazis berkorn (geb. 1983) und Paul Tillack eine Garage des einer AG Antirassismus der IG Metall als angeblicher
pflegte Gewalt als ausgesprochenes „Hobby“, das sie Winckelmannclub „JuJo“ in Brand. Steve Haberkorn Aussteiger zu etablieren. Der Waffennarr Ronald
zumeist Wochenends an alternativen Jugendlichen aus Baumschulenweg ist häufiger Teilnehmer an De- Schmidt will ebenfalls ausgestiegen sein. Obwohl er
und nicht-deutschen Menschen ausließ. So zum Bei- monstrationen der NPD und war am 5. Mai 2000 an noch am 1. Mai 2002 am Rande einer NPD-Demo
spiel am 19. April 2000 als eine Gruppe Nazis um einem Angriff auf einen Dönerladen beteiligt. Auch wutentbrannt auf GegendemonstrantInnen los-
Steve Bäumler und Nils Hiller alternative Jugendli- Dennis Brückner machte durch rechtsextreme Über- stürmte, meint er sich wenige Monate auf Punk-
che vor dem „Come In“ angriffen. Oder am 14. Juni fälle in Treptow von sich Reden. Rock-Festivals und linken Infoveranstaltungen her-
2000 als Norman Soluger mit einem Totschläger auf Im Oktober 2001 wurde Ronald Schmidt in Mar- umtreiben zu dürfen. Seine Behauptung er sei ja nur
einen jungen Punk eindrosch. Ein besonders ekeler- zahn bei einem Waffen-Deal von der Polizei über- als ein Spitzel der Polizei bei den Nazis unterwegs,
regender Fall ereignete sich am 12. August 1999. Die wältigt. Sie fand bei ihm u.a. eine Panzerfaust und ei- macht ihn auch nicht gerade sympathischer. Der Ka-
Nazi-Skin-Combo Hans-Dieter Ockenfeldt (geb. nen Trommelrevolver. meradschafts-Aktivist Martik Mkrrtschjan schafft es
1972), Daniel Böduel (geb. 1979), David Koster Am 16. Februar 2002 zerstören Unbekannte das scheinbar auch problemlos ausgestiegen zu sein und
(geb. 1981), Mandy Weiss (geb. 1980) und Marcel Denkmal für die ermordeten Sowjetsoldaten am Platz trotzdem an einem Nazi-Fussballturnier Berliner Ka-
Kühnert (geb. 1987) drangen in Adlershof in das der Befreiung in Adlershof. meradschaften teilzunehmen. Der Fahnenträger für
Heim für betreutes Wohnen ein. Hier brachen sie in Am 30. Mai 2002 versuchen Unbekannte einen „Blood & Honour“, Christian Ortmann, hat mitt-
das Zimmer der geistig-behinderte Desdemona A. Brandanschlag auf einen Asia-Imbiß am Treptower lerweile sein Engagement in der Nazi-Szene beendet
ein, um 300 D-Mark Schulden einzutreiben. Die Park. Zuvor wurde dieser von Nazis beschmiert. und spielt in der Hardcore-Band „Withheld“ mit.
rechten Skins durchwühlten das Zimmer der Frau, Sein Kumpane Fabian Müller bezeichnet sich selber
schrien sie an, schlugen, beschimpften und bespuck- ebenfalls als „Aussteiger“. Auch Marco Oemus ging
ten sie. Da sie im Zimmer kein Geld fanden, begann AUFHÖREN, AUSSTEIGEN, ABSITZEN hin und wieder mit Aussteigermythen hausieren, um
die Gruppe ihr Opfer zu quälen. Mit einem Messer dann doch wieder bei Naziaktionen mitzumischen.
schnitt Ockenfeldt der Frau in die Brust. David Ko- Einige der führenden Naziaktivisten aus der ersten Seine ständigen Prügeleien garantieren ihm jedoch
ster nötigte Desdemona A. zum Oralverkehr, wäh- und zweiten Generation scheinen den ständigen noch viele Monate Haftstrafe. Welche er nun durch
rend diese von Kühnert geschlagen wurde. Hem- Druck durch AntifaschistInnen und Polizei nicht einen „Ausstieg“ zu verkürzen hofft. Eine Haftsrafe
FIGHT BACK MAI/03 TREPTOW
15 +

stian Krämer alternative Schüler. Er wird auch mit


antisemitischen und rassistischen Schmierereien in der
Schule in Verbindung gebracht. Sein Mitschüler Mar-
cel Schulze hält sich gar für einen Anti-Antifa-Aktivi-
sten. An der Levi-Strauss-Schule in Köpenick fiel
Markus Louczinski als penetranter Nazi-Aktivist auf.
Ihm werden intensive Kontakte zur NPD/JN nach-
gesagt. Im Jugendklub „Audio“ erhielt deshalb bereits
Hausverbot, was ihn dazu brachte verstärkt in der
Markus Louczinski Nazi Steve Bäumler „Rumbar“ zu agitieren. Als im „Audio“ eine Veran-
kassierte auch der FAP-Naziskin Marco Spottek , staltung für ein „tolerantes Johannisthal“ stattfand,
Dennis Brückner
nachdem er 1998 am S-Bahnhof Schöneweide ei- versuchten sich ca. 30 Nazi-Jugendliche um Luc-
nen Stand der Jungen Union gewalttätig angriff. zinski, Mauersberger und Krämer, z.T. mit „Gruppe
Mittlerweile betreibt er Nazi-Computersiele im Inter- 9 / Höllenjungs“-T-Shirts ausgestattet, Einlass zu ver-
net. So hat er die Internetseite www.kgb-clan.com an- schaffen. Als ihnen dies nicht gelang riefen sie sich äl-
gemeldet. Henryk Wurzel und Lutz Schillok wurden tere Kameraden zur Hilfe, welche jedoch von der Po-
im Knast offiziell von der Nazi-Gefangenenhilfe lizei aufgehalten wurden. Anders in den Räumlich-
HNG betreut. Schillok sorgte kürzlich erst für Hei- keiten des „Brücke 7 e.V“ in Schöneweide. Der Be-
terkeit, als er in der Gefängniszeitung „der lichtblick“ treiber Claus Bubolz bot hier NPD-Kadern wie Jörg
(Schwerpunkt: „Fremdenfeindlichkeit in der JVA Te- Hähnel und Rene Bethage und ihren Jung-Nazi-An-
gel ?“) einen Nachruf in Gedichtform veröffentlichte hang mehrfach bewusst ein Forum auf Veranstaltun-
(„Deine Sehnsucht war das mystische Nordland (...) gen.
Du bist frei und Odins Raben wachen über deine Ta- Besorgniserregend ist die pressewirksame Ankündi-
Nazinachwuchs Marcel Fischer mit „Landser“ Shirt
ten !“). Zuvor hatte er schon auf der Nazi-Internet- gung eines Gespräches im Jugendamt, um etwa 15
seite „Der Weisse Wolf“ einen Schreckensbericht über „Jugendlichen“, die ständig am Imbiss vor dem Bahn-
die „Inquisationsgelüste“ der Anstaltskirche der JVA- hof Grünau „Alkohol trinken und pöbeln“ würden,
Tegel publiziert. Angebote zu machen. Bei diesen „Jugendlichen“ han-
delt es sich um brutale Nazischläger aus Treptow und
Königs-Wusterhausen. Wenn unter „Angebote“ ein
DIE DRITTE GENERATION: eigener Treffpunkt zählt, hätte dies fatale Folgen.
Denn den jungen Nazi-Schlägern geht es um das De-
Die dritte Generation Treptower Nazis entsteht ge- monstrieren von Macht und Stärke. Sie versuchen,
rade aus den minderjährigen Nachwuchsnazis der z.Z. am S-Bahnhof Grünau, ihre politischen Gegner
„zweiten Generation“. Sie wollen die Lücke jener Na- (MigrantInnen, alternative Jugendliche, HipHopper)
ziaktivisten füllen, die im Knast sitzen oder sich zu- mit aller Gewalt zu vertreiben. Ein eigener Raum
Aktivist der Freien Kameradschaften aus Baumschulenwg
rückgezogen haben. Hauptsächlich handelt es sich würde diese Tendenz nicht bekämpfen, sondern ver-
um rechte Jugendcliquen die an den S-Bahnöfen Grü- schlimmern. Denn einen eigenen Raum erobert zu
nau und Schöneweide, im Johannisthaler Park ab- haben stärkt das Selbstbewusstsein der Nazis und
hängen und in dem Jugendclub „JuJo“ verkehren. Al- strahlt „Stärke“ aus. Diese „Stärke“ und die Möglich-
lein in Grünau gibt es nach offiziellen Angaben eines keiten eines eigenen Treffs würden positiv auf unpo-
Bezirkamtsberichtes „zwei rechtsorientierte bzw. litische und rechts anpolitisierte Jugendliche aus-
rechtsradikale Gruppen“ von rund 60 Jugendlichen. strahlen. Die Erfahrung zeigt, dass sobald rechtsex-
In der Köllnischen Vorstadt wurden „zehn rechts- treme Jugendliche einen öffentlichen Raum oder gar
orientierte Jugendliche im Alter von 17 bis 19 Jahren“ einen eigenen Treffpunkt besetzt haben, ein „Sog“
ausgemacht. Besonders in den Sommermonaten ver- entsteht für „normale“ Jugendliche, die sich der
sammeln sich junge Nazis an den Badestellen in Grü- „stärksten“ Jugendszene anschliessen wollen. Die
nau und terrorisieren dort alternative Jugendliche. rechte Jugendszene würde mit den Möglichkeiten ei-
Neonazi Roth aus Baumschulenweg bei NPD-Demo
Fast schon legendär ist hierbei die Familie Mauers- nes ständigen Treffpunktes wachsen, sich verfestigen
berger mit insgesamt elf Brüdern. Die Brüder aus Jo- und vernetzen.
hannisthal machen an der Hans-Grade-Schule und
auf diversen Schüler-Partys als aggressive Nazischlä- Die Erfahrungen in Treptow haben gezeigt, dass das
ger von sich reden. Der Kontakt zu organisierten Na- beste Mittel gegen Nazis eine starke alternative Ju-
zis besteht bereits, wie ihre Teilnahme an Aktionen gendkultur und eine offensive Antifa-Politik im Be-
der NPD beweist. Auf den Partys im Come In treffen zirk ist. Gerade diese benötigt ständige Hilfe und
sich der jüngere Bruder von Marco Oemus, Ronald Unterstützung, um Treptow nicht zu einer „National
Schmidt und Aktivisten der „Gruppe 9“ zum ge- Befreiten Zone“ oder zu einem Angstraum für Mi-
meinsamen Saufen, während ihr Nachwuchs um die grantInnen und alternative Jugendliche werden zu
Mauersberger-Brüder und Sebastian Krämer am na- lassen.
hegelegenen S-Bahn Adlershof an Angriffen auf al-
ternative Jugendliche beteiligt sind. Auch an den
Schulen etablieren sich bereits neue Nazi-Cliquen. Vorne: Markus Stuhlmann „Keule“ (KW/ Adlershof ) Aktivist der
Am Philippe Cousteau Gymnasium bedroht Seba- Freien Kameradschaften. Rechts dahinter Björn Wild. Foto AIB
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16 PANKOW FIGHT BACK MAI/03

1. Mai 2002 Christopher Wilhelm (PitBull-Sweater) Oliver Schweigert (Basecap)

BERLIN

BRAUNE HOCHBURGEN STÜRMEN!!


OBWOHL SEIT EINIGEN JAHREN ORGANISIERTE ANTIFASCHISTINNEN IN DEN EHEMALIGEN BEZIRKEN PANKOW, PRENZ-
NORDOST
APRIL 2003

LAUER BERG UND WEISSENSEE SEHR AKTIV SIND, IST DIE GEFAHR VON RECHTS AKTUELLER DENN JE. UND DAS EBEN
NICHT NUR, WEIL IM „GROSSBEZIRK NORDOST“IMMER WIEDER ANTISEMITISCH, RASSISTISCH UND RECHTSEXTREM
MOTIVIERTE ANGRIFFE AUF PERSONEN ODER EINRICHTUNGEN STATTFINDEN, SONDERN WEIL SICH DIE LOKALE VER-
ANKERUNG DER EXTREM RECHTEN STRUKTUREN ÜBER DIE JAHREN HIER IMMER WEITER VERFESTIGT HAT.
Die Dokumentation dieser Strukturen und die Ver- wohnheiten nicht zum Feindbild der Rechtsextremen Rechtsextrem orientierte Jugendcliquen sind nicht
öffentlichung der daraus folgenden Ergebnisse sehen gehören oder weil sie kaum öffentliche Verkehrsmit- nur im nördlichen Teil des Bezirkes auffällig, auch im
wir als unsere Serviceleistung an aktive Antifaschi- tel oder Räume nutzen. Auch die allbekannte Igno- alternativ geprägten Stadtteil Prenzlauer Berg sind
stInnen und jene die es noch werden wollen. Know ranz der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Minoritä- diese zu finden. Vor allem im Skandinavischen Vier-
your enemy: ist eben nicht nur eine platte Parole, son- ten trägt natürlich seinen Teil dazu bei. tel, in der Gegend um den S-Bhf Prenzlauer Allee, im
dern Ausdruck des Versuches eine breitere Öffent- Die Verteilung der sogenannten „Angstzonen“ für die Tählmannpark sowie den Kollwitz- und Senefelder-
lichkeit über die Existenz von braunen Netzwerken Betroffenen im Bezirk läßt sich in der Summe auf platz.
und neonazistischen Organisationsversuchen zu in- zwei Punkte bringen: Die Knotenpunkte des öffent- Auch in den innerstädischen Teilen des Bezirkes
formieren. lichen Nahverkehrs, insbesondere der nördliche S- kommt es immer wieder zu unzähligen An- und
Im Nordosten wohnen über 330 000 Menschen, die Bahnring, sind als alltägliche Problemzonen be- Übergriffen. So wurde am 28. Februar 2003 in der
meisten davon in den innerstädischen Teilen des Be- sonders auffällig, auch kann in den Randgebieten des Raumerstraße eine offensichtliche Nichtdeutsche aus
zirkes im Süden. Viele bemerken die wachsende Pro- Bezirkes vor allem in nördlicher Richtung von einer rassistischer Motivation heraus angegriffen und dabei
blematik im Bezirk kaum oder gar nicht. Einerseits starken Verbreitung des rechten Lifestyles und seiner verletzt, auch die in der Rykestraße befindliche jüdi-
weil sie durch ihre Äußerlichkeiten und Lebensge- dazugehörigen Denkformen gesprochen werden. sche Synagoge wird immer öfter Ziel antisemitischer
FIGHT BACK MAI/03 PANKOW
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Pöbeleien und Schmierereien, so wie im Juni 2002. rocker Vandalen sind dort als Türsteher aktiv. Am
Ein weiteres Ziel von rechtsmotivierter Gewalt im Ende des Monats März 2003 zog das Halford, nach
Prenzlauer Berg ist das „AntiFa - Antiquariat“ in der Friedrichshain um.
Dunckerstraße. Im April des letzten Jahres wie auch Die deutsche Küche ist dabei nicht zwangsläufig Vor-
in der Nacht zum 01. Dezember 2002 wurden dort aussetzung, aber wenn sogar eine als „Osseria“ be-
die Scheiben eingeworfen. nannte Pizzeria um die Ecke nach deutschen Städten
Der Lebensalltag für die Bedrohten bedeutet meistens betitelte Pizzas verkauft, ist das ein wirtschaftlicher
die komplette Ausrichtung des eigenen Lebens auf die Standortvorteil im Nordosten Berlins. Schon im
andauernden Gefährdungen und Beleidigungen. Logo, der in Weißensee gelegenen „Osseria“, kündigt
Trotz schon sehr weitreichender Konsequenzen ist das ein mit einer Gabel an deren Ende die Deutschland-
Leben für die potentiellen Opfergruppen weiterhin fahne weht gespicktes Pizzastück diese Geschäftsidee
Kneipe „Huckebein“
geprägt von ständiger Angst und Flucht, wo es je- offen an. Pizzas benannt nach deutschen Städten, Nu-
denfalls geht. Dieser alltägliche Wahnsinn wird auf delgerichte die „Rigatoni Lichtenberg“ heißen oder
Dauer für die Betroffenen sogar „normal“: Die Moti- die „Lasagne Marzahn“ zeigen dem dümmsten Deut-
vation auf die verbalen Provokationen und ständigen schen, was er zu erwarten hat: die angeblich bessere
Pöbeleien oder Tätlichkeiten zu reagieren wird mit je- „deutsche Küche“. Dementsprechend ist natürlich
der erfolglosen Intervention geringer. auch die Zusammenstellung des Publikums. Auch das
Erfolgreich kann gegen diesen tagtägliche Konfron- Wirtshaus an der Panke in Französich-Buchholz
tation nur durch permanente antifaschistische Inter- rühmt sich in der Werbung mit seiner „deutschen Kü-
ventionen in den Alltag und den Ausbau antifaschis- che“. Dies scheint auch die Mitglieder der Partei
tischer Organisierung geantwortet werden. Dabei Rechtsstatliche Offensive (Schillpartei) in die Bahn-
sollte nicht nur die erfolgreiche Zurückdrängung ne- hofsstraße 15 angelockt zu haben. Der Ortsverband
onazistischer Strukturen auf der Tagesordnung ste- Pankow der Partei trifft sich regelmäßig im Wirtshaus
Gaststätte „Frohsinn“
hen, sondern auch die Veränderung des gesellschaft- an der Panke.
lichen Klimas, das geprägt ist von Antisemitismus, Die Bundeszentrale der Republikaner in der Berli-
Nationalismus, Sexismus und Rassismus, muß ver- ner Straße 128 war bis zu ihrem Umzug im Mai 2003
stärkt in das Visier antifaschistischer Politik rücken: der größte Stütz- und Treffpunkt organisierter
FIGHT.BACK! Rechtsextremisten in Pankow. Hier fanden neben Sit-
zungen, Veranstaltungen und Vorstandstreffen auch
Feierlichkeiten der Berliner Republikaner statt. Von
DEUTSCHE KÜCHE UND WAS VOLKT? hier aus wurden der Berliner Landesverband organi-
siert und überregionale Aktivitäten der Republikaner
Gaststätten, Kneipen, Wirtshäuser, Restaurants und geplant. Nun sitzen sie in kleineren Räumlichkeiten
Pizzerias, ja auch Pizzerias, sind Stützpunkte, Aus- in der Berliner Straße. Neben diesem über Berlin hin-
gangspunkte von Aktionen oder einfach nur Treff- aus wichtigen Stützpunkt im Zentrum von Pankow
punkte für organisierte Rechtsextremisten. sind die beiden Naziläden „Andycap“ und „Hara-
REP-Verteilerinnen am S-Bhf. Pankow Oktober 2002
Wichtige bekannte Kneipentreffpunkte organisierter kiri“ auch von überregionaler Bedeutung. Der „An-
Neonazis im Jahr 2002 waren neben dem „Hucke- dycap Sports- & Scenewear“-Laden ist in der Nieder-
bein“ in Niederschönhausen, dem „Hut ab“ in schönhauser Dietzgenstraße 94 angesiedelt und ge-
Buch, das Cantianeck im Prenzlauer Berg. Das „Hut hört Normen Weißleder. Neben dem Ladengeschäft
ab“ ist derzeit geschlossen und das „Huckebein“ hat ist dem „Andycap“ auch noch ein kleiner Versand-
nach einem Betreiberwechsel auch einen kompletten handel angeschlossen. Im Dezember 2001 wurde der
Besucherwechsel vollzogen. Bis zum August 2002 hat Laden und die dazugehörigen Lagerräume von der
sich in der Lokalität regelmäßig die Pankower Kame- Polizei durchsucht. Dabei wurden 107 CD`s mit
radschaftsszene getroffen. Daneben existieren eine „strafrechtlich relevanten Inhalten beschlagnahmt
Reihe von Lokalitäten die nicht regelmäßig, aber da- und ein Verfahren wegen Volksverhetzung und Ver-
für immer wieder von einem rechtsextremorientierten wenden von Kennzeichen verfassungswidriger Orga-
Publikum aufgesucht werden. So wie die Oase in der nisationen“ von der Polizei eingeleitet. Trotz dieses
mitte R. Haese am REP-Stand, S-Bhf. Pankow Oktober 2002
Berliner Straße in Pankow, im Café „Na und“ in der „Vorfalls“ ist der Naziladen natürlich weiterhin ge-
Prenzlauer Allee und dem Open End in der Senefel- öffnet.
der Straße. In Weißensee wird in der Herbert-Baum- Rechter Lifestyle ist im Nordosten nicht nur in den
Straße 25, das XXV Twenty-Five, in der Pistorius- Naziläden erhältlich, auch in den „normalen“ Ein-
straße 90 die Berliner Pilsner Stuben sowie die in kaufszentren und „unpolitischen“ Klamottenläden
der Gustav Adolf Straße gelegene Kneipe Schwarzer sind teilweise rechte Lifestylemarken im Angebot. Rechts-
Kater oft von rechtsorientiertem Klientel heimge- extreme Propaganda, sei es nun das bedruckte T-Shirt
sucht. Auch in Weißensee, die Discothek Halford, oder der schwarz-weiß-rote Aufnäher sind nur über
rückt immer wieder ins Blickfeld von aktiven Antifa- die entsprechenden Versände oder die erwähnten re-
schistInnen. Nicht nur das zu den öfter stattfinden- gionalen Naziläden zu beziehen.
den Böhse-Onkelz-Parties organisierte Neonazis und Bedeutsam ist der „Andycap“ nicht nur durch den
rechtsextremorientiertes Publikum zu Gast sind. Verkauf von rechtsextremer Propaganda, sondern
Nein, so sind auch bei der Security organisierte auch durch die schnelle Verbreitung von kurzfristigen
Rechtsextremisten mit dabei. Mitglieder der Nazi- Terminen und die Rekrutierung von rechtsextrem- Vandalen-Combo am 1. Mai 2002 in Hohenschönhausen
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18 PANKOW FIGHT BACK MAI/03

über hinaus auch noch Videos, u.a. von der Parade aufgelöste Bund Freier Bürger (BFB), aber in ihrer
zum 50ten Geburtstag Adolf Hitlers. Dabei beläßt es Bedeutung als Schmiede für rechtsintellektuelle Dis-
aber Appel nicht. Zu Wahlkampfzeiten geht er in sei- kurse und Bündnisse bis weit in die Mitte der Ge-
ner Freizeit zusammen mit anderen von der NPD sellschaft hinein wirken, darf nicht unterschätzt wer-
zum gemeinsamen Aufhängen von NPD-Wahlschil- den. Unser Anspruch ist es auch einen Überblick über
dern. Dazu wird auch gerne der Firmenwagen des den organisierten Neonazismus hinaus bis in die
Modell-Eisenbahnladens genutzt. rechtskonservativen Kreisen hinein zu geben.
Zu den öffentlichen Räumen gehören im übrigen Hans-Eberhard Zahn, ehem. Vorstandsmitglied der
auch Jugendklubs. Hier ist es besonders wichtig die rechten „Notgemeinschaft für eine freie Univer-
BfB-Demo. Neonazi Frank-Eckart Czolbe-Senft aus Altglienicke Hegemonie von rechtsorientierten Jugendlichen zu sität“ (NofU) und Autor in der rechtsextremen Jun-
orientierten Jugendlichen für neonazistische Organi- vermeiden und gerade Kader rechtsextremer Organi- gen Freiheit, trat 1998 als Bundestagskandidat für
sationen. So mobilisierte der Laden mit Flyern und sationen aus den Einrichtungen rauszuschmeißen. Im den nationalliberalen Bund Freier Bürger an, und
Plakaten zu einem Aufmarsch der Kameradschaft Bezirk haben sich einige Jugendklubs als untauglich zwar im Wahlkreis Pankow-Weißensee-Hohenschön-
Germania. Im Prenzlauer Berg existiert seit Mitte der im Umgang mit diesem Problem erwiesen. So sind hausen.
90er Jahre in der Grellstraße 1b der Naziladen „Ha- die Jugendfreizeiteinrichtungen in der Mahlerstraße Bekanntester Vertreter dieses Milieus im Bezirk ist der
rakiri“. Der Inhaber Henry Harm hat es sich mit sowie in der Hosemannstraße und der H.O.F. 23 in Rechtsanwalt Markus Roscher. Er wohnte einige
seinem Laden gemütlich im Prenzlauer Berg einge- der Langhanstraße nicht zu Unrecht in die Schlag- Jahre in der Gleimstr. im Prenzlauer Berg. Angefan-
richtet. Hier können sich Rechtsextremisten mit ih- zeilen geraten. Antifaschistische Proteste konnten die gen hat seine politische Karriere bei den Jungen Li-
ren Naziutensilien eindecken und wichtige Publika- innerhalb der Einrichtungen angehäuften rechtsex- beralen in Westdeutschland. Doch er sattelte poli-
tionen sowie CDs aus dem extrem rechten Spektrum tremen Vorfälle und alltagsrassistischen Stimmungen tisch um, 1998 wurde der smarte Roscher stellv.
erwerben. Seit einigen Jahren ist u.a. Nicole Radicke Anfang des Jahres 2003 wenigstens auf die Tagesord- Bundesvorsitzender und Berliner Landesvorsitzender
in dem Laden angestellt. Nachdem noch in den er- nung der Lokalpolitik bringen. Weiterhin werden die des Bund Freier Bürger - Die Offensive. Im glei-
sten Jahren der „Harakiri“ oft Ziel von antifaschisti- Jugendklubs in Buch von einem rechtsorientierten chen Jahr trat er für den BFB als Bundestagskandidat
schen Aktionen war, ist es in den letzten Jahren eher Klientel stark frequentiert. Der Sportjugendklub ge- im Wahlkreis Mitte-Prenzlauer Berg an.
ruhig um ihn geworden. Auch die Kampagne „Na- nauso wie „Der Alte“ haben noch nicht einmal die Zusammen mit Eckart Johlige, einem anderen Kan-
zishops stoppen!“ konnte an dieser Situation nichts Sensibilität über diese Themen ernsthaft zu reden. didaten des BFB für die Bundestagswahl 1998, be-
ändern. treibt Roscher seine eigene Rechtsanwaltskanzlei.
Ein weiterer Laden im Nordosten, der von einem ex- Hauptsitz der Kanzlei ist im Bezirk Charlottenburg
tremen Rechten betrieben wird, verkauft gar wun- DIE GRAUZONE in der Rankestraße. Ihren zweiten Sitz hat die Kanz-
dersam Modelleisenbahnen, wahrscheinlich auch lei Roscher & Johlige und Partner in der Blanken-
zum Nachbau von glücklicherweise schon längst zer- Die Tatsache, dass wesentliche Organisationen gerade burger Straße in Niederschönhausen.
störten Träumen. Doch der von Detlef Appel in der aus der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Doch seit 1999 ist er nicht mehr Mitglied des BFB,
Erich-Weinert-Straße betriebene Laden verkauft dar- Konservatismus kommen, wie z.B. der inzwischen sondern Mitglied der CDU. Und auch dort schaffte

DIE REPUBLIKANER (REP) IN PANKOW


Von Februar 1999 bis Mai 2003 befand sich die Bundeszentrale der Republi- Republikaner am 20. April durch eine „spektakuläre“ Feste aufgefallen, als eine
kaner in der Berliner Straße 128 im Ortsteil Pankow. Die Immobilie gehörte Feier zum 111. Geburtstag des früheren österreichischen Bundeskanzlers Adolf
ehemals der Familie Garbaty und ist während dem Dritten Reich ‘zwangsari- Schärf (SPÖ) angekündigt war. Dieser war 1957 unter dem Motto „Wer ein-
siert’ worden. Derzeit ist sie im Besitz des Westberliner Dipl. Ing. Wolfgang mal schon für Adolf war, wählt Adolf auch in diesem Jahr“ in den österreichi-
Seifert, der neben einer Immobilienfirma auch ein Zeitarbeitsunternehmen be- schen Wahlkampf gezogen.
treibt. Seifert ist Partei-Mitglied der Republikaner und hat an den Berliner Im „Maccheroni“ am Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg arbeitet der ehema-
Landtagswahlen 2001 als Kandidat der REPs teilgenommen. lige führende Aktivist der Republikanischen Jugend (RJ) Enrico Geese als Koch.
Im Vergleich zu anderen rechtsextremen Parteien sind die Republikaner weni- Der derzeitige Vorsitzende der RJ, Thomas Weisbrich, ist gleichzeitig auch 2.
ger aktionistisch, deshalb aber nicht bedeutungslos, u.a. wegen ihrer kommu- stellvertretender Landesvorsitzender der Republikaner. Der 32jährige Ange-
nalen Wahlergebnisse. Sie fallen durch ihre Präsenz mit ihren traditionellen In- stellte wohnt in der Eilveser Straße, Weißensee.
fostände auf dem „Fest an der Panke“ und dem „Weißenseeer Blumenfest“, so-
wie häufigen Infotischen zu Wahlkampfzeiten, auf. Weitere Personen die im Zusammenhang mit den REPs im Nordosten auf-
Besonders aktiv in Pankow während des Wahlkampfes 2002 waren Detlef Britt, gefallen sind: Rainer Bauer (Prenzlauer Berg); Christian Bützow (Weißensee);
Bornholmer Straße. Er ist der Vorsitzende des Kreisverbandes Pankow/ Prenz- Klaus-Jürgen Czubba (Prenzlauer Berg); Dr. Werner Müller; Dr. Wolfgang
lauer Berg und gleichzeitig auch Landesgeschäftsführer der Republikaner. Auch Kurzweg; Jörg Geisler (Prenzlauer Berg); Henrik Glöß (Weißensee); Manfred
der Kandidat für die Abgeordnetenhauswahl 2001, Georg Schadewald, sowie Häusler (Pankow); Detlef Keirath (Pankow); Elke Matthee (Weißensee); Rene
der 3. stellvertretende Landesvorsitzende Reinhard Haese engagierten sich stark Matthee (Weißensee); Joachim Wolfgang Mierwald (Weißensee); Karl-Heinz
im Wahlkampf 2002. Schadewald, der Kreisvorsitzende aus Weißensee wohnt Petters (Prenzlauer Berg); Hans-Ulrich Pieper (Weißensee); Alexander Rutz
in der Gäblerstraße. (Pankow); Torsten Seewald (Prenzlauer Berg); Günter Spieker (Prenzlauer
Am Vorabend des 20. April 2002, des Geburtstag Adolf Hitlers, führte die Re- Berg); Johannes Wallroth (Prenzlauer Berg); Jörg Welle (Prenzlauer Berg); Frank
publikanische Jugend, die Jugendorganisation der Republikaner, einen Film- Weiss (Weißensee)
abend mit dem Chaplin-Film „Der Große Diktator“ an. Schon 2001 waren die
FIGHT BACK MAI/03 PANKOW
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führender Funktion in ihren Reihen hat, der Teil-


nehmer einer Demonstration gegen das Holocaust-
Denkmal im Jahre 1998 war und offen mit führen-
PARTEI RECHTSSTAATLICHE
den Rechtskonservativen und Nationalliberalen zu-
sammenarbeitet.
OFFENSIVE (SCHILLPARTEI)
Eine weitere Grauzonenorganisation ist die Bürger-
rechtsbewegung Solidarität (BüSo). Die BüSo ist
Teil des parteipolitischen Flügels der LaRouche-Con-
nection. Dieses weltweite Geflecht von Verlagen, Or-
Markus Roscher Eckart Johlige
ganisationen und Institutionen wird von dem ameri-
er es bis an eine lokale Spitzenposition. Der frühere kanischen Rechtsextremisten Lyndon H. LaRouche
Autor in der Jungen Freiheit wurde für die CDU geleitet. Die Programmatik dieser Organisationen ist
Wahlkreiskandidat im Prenzlauer Berg zur Berliner gekennzeichnet von antisemitischem, antiemanzipa-
Abgeordnetenhauswahl 2001. Unterstützung für sei- torischem und autoritärem Gedankengut.
Olaf Busch Heinz-Lothar Rosengarten
nen Wahlkampf bekam Markus Roscher von Hein- 1999 initiiert die BüSo eine Unterschriftenkampagne
rich Lummer, dem Ehrenvorsitzenden einer weiteren für Präsident Clinton, der wegen seiner sexuellen
Graunzonenorganisation, den Deutschen Konserva- Abenteuer nicht nur in die Schlagzeilen kam, sondern Die unter dem Namen Schillpartei bekannt ge-
tiven e.V.. Mit ihm veranstaltete er am 28. 09. 2001 auch vor einem Untersuchungsausschuss. Die Vorsit- wordene rechtspopulistische Partei Rechtsstaat-
eine „Kneipentour“ durch den Prenzlauer Berg. Erste zende der BüSo Helga Zepp-LaRouche sah hier eine liche Offensive kommt langsam aber sicher mit
Station war dabei die „Bornholmer Hütte“ in der „britisch-jüdische Verschwörung“ walten. ihrem Aufbau als „bundespolitische Kraft“ voran.
Bornholmer Straße 89, Stammlokal des CDU-Orts- Sehr aktiv ist die Bürgerechtsbewegung Solidarität an Auch in Berlin existiert ein Landesverband, der
verbandes in Pankow. den Berliner Universitäten und in der Friedensbewe- in seinen Reihen natürlich auch einen Ortsver-
2002 wollte Roscher wieder zur Wahl antreten. Dies- gung. Dort tritt sie vor allem durch die Verbreitung band Pankow hat. Dieser wird im Landesvor-
mal ging es um ein höheres Amt: für die CDU in den von ihren Propagandamaterialien auf. Dagegen waren stand durch den Stellvertretenden Vorsitzenden
Bundestag. Doch der „wertkonservative“ Roscher die bisherigen Wahlergebnisse eher unbedeutend. Olaf Busch repräsentiert. Gleichzeitig ist er nicht
musste seine Kandidatur zurück ziehen, Günter Auch bei der Bundestagswahl im September 2002. nur Delegierter zum Bundesparteitag, sondern
Nooke, der „Vertreter östlicher Interessen“, dürfte im Dabei war interessant, dass die Berliner Landesliste auch noch Beisitzer im Ortsvorstand Pankow.
Nordosten für die CDU antreten, nicht Roscher. von Helga Zepp-LaRouche angeführt wurde. In Pan-
Doch auch diese Niederlage konnte seinen Aufstieg kow war Monika Hahn Kandidatin zur Bundestags- Der Ortsverband entwickelt nur sehr wenige Ak-
nicht verhindern, nur ein wenig verzögern. Ende Fe- wahl im September 2002. tivitäten in Pankow. Zu Wahlkampfzeiten ist er
bruar 2003 wählte der CDU-Ortsverband Schön- durch Informationsstände, wie zum Pankower
hauser-Allee seinen Vorstand neu: Als Vorsitzender „Fest an der Panke“ im September 2002 und
wurde BVV-Mitglied Karl Hennig bestätigt. Zu sei- MARSCHIERT DIE QUERFRONT? massive Plakataktionen auffällig. Darüber hinaus
nen Stellvertretern wurden Michael Sommer und versucht der Ortsverband seinen weiteren Auf-
Markus Roscher gewählt. Weiterhin ist er Vorsitzen- Die Humanistische Partei ist ein Ableger der welt- bau durch Neueintritte zu forcieren. Dies gelingt
der des AK Sicherheit im Kreisverband Pankow und weiten Humanistischen Bewegung. Die „Bewegung“ ihm bisher nur mäßig. Die Anschrift des OV
Sprecher der „Blankenburger Gruppe“. Die soge- ist streng hierarchisch und zentralistisch organisiert. Pankows ist bei Herr Busch in der Rheinfels-
nannte „Blankenburger Gruppe“ soll „als konservati- Dieser Gruppe geht es, wie es ihr „Führer“ Silo aus- straße 14 A in 13129 Berlin.
ver Motor“ innerhalb der Berlin-Brandenburger gedrückt hat, um die Weltherrschaft. In linken Pu-
CDU fungieren. Neben dem Ex-Senator Heinrich blikationen wird die Humanistische Bewegung in al- Der regelmäßige Treffpunkt, jeden ersten
Lummer steht auch der Brandenburger Innenmini- ler Regel als Psychogruppe, politreligiöse Bewegung Dienstag im Monat, des Pankower Ortsverban-
ster Jörg Schönbohm diesem Kreis nahe. oder Sekte bezeichnet. des ist in dem Wirtshaus an der Panke in der
Der Multifunktionär Markus Roscher ist auch Vor- Die Mitglieder der „Bewegung“ versuchen mit Welt- Bahnhofstr. 15. Das in Französisch Buchholz ge-
sitzender der Liberalen Gesellschaft e.V., einst wurde veränderungs-Parolen, die dem grün-alternativen legene Wirtshaus hat keine Probleme mit dieser
diese von Hermann Oxfort und Alexander von Stahl Spektrum zuzuordnen sind, neue, vor allem junge Kundschaft. Im Gegenteil, diese Information ist
gegründet, und zwar zur Förderung des patriotischen Anhänger zu gewinnen. Nach Aussagen von Dr. Rob im Internet öffentlich einsehbar. Eine weitere
Liberalismus. Die Liberale Gesellschaft e.V. hatte am Thielmann ist die Partei als „eine internationale noch dazu: das Wirtshaus ist Sponsor der 1. Her-
01.03.2002 auf ihrer Mitgliederversammlung be- Sekte, eine populistische Mischung aus „kommuni- renfußballmannschaft des Sportvereins Buch-
schlossen, sich wieder aktiv in das politische Gesche- stischen“, „anarchistischen“ und faschistischen Ele- holz. Klingt uninteressant, nicht aber wenn zu
hen einzumischen. Der alte Freund von M. Roscher menten“ zu bewerten. Weiterhin sagt er, dass die Or- dem einer der Mitbesitzer des Wirtshauses erster
aus den Zeiten des BFB, Torsten Witt, ist Schatz- ganisation „eine hierarchische und autoritäre Struk- Vorsitzender des SV Buchholz ist.
meister der Liberalen Gesellschaft. Zu Veranstaltun- tur“ hat, die keine „demokratischen Entscheidungs-
gen dieses Kreises wurden bisher u.a. die bekannten prozesse“ kennt. Weitere Mitglieder des Ortsverbandes Pan-
Rechtsaußen Dr. Klaus Rainer Röhl, Dr. Heiner Die Humanistische Partei (HP) ist bei der Teilnahme kow: Der Rentner Heinz-Lothar Rosengarten ist
Kappel und Rainer Zitelmann eingeladen. an Wahlen nicht gerade erfolgreich. Ihr Kandidat zur der Vorsitzende; Jörg Becke ist 1. Stellvertreter
Roscher bezeichnet sich selbst als Vertreter „konser- Bundestagswahl, Michael Steinbach, bekam nicht des OV Pankow; Ausbildungsleiter Christian
vativer, liberaler, bürgerlicher und patriotischer“ Po- mal 1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Doch je- Grychtolik ist 2. Stellvertreter des OV Pankow;
sitionen, das Holocaust-Mahnmal sei für ihn weiter- der im Bezirk kennt sicherlich die Zeitung „Prenzl- der Rentner Dr. Jürgen Milleck ist Schriftführer
hin „in dieser Größe zugleich auch ein ständiger Vor- berger Ansichten“. Diese Zeitung wird von Mitglie- des Ortsverbandes und der Dipl. Ingenieur für
wurf an das deutsche Volk, den die junge Generation dern der „Humanistischen Bewegung“ hergestellt Elektroenergieanlagen Peter Hojdem ist Schatz-
nicht verdient hat“. Für uns bleibt also festzuhalten, und verbreitet. Verantwortlich im Sinne des Presse- meister.
dass die Pankower CDU bereitwillig eine Person in gesetz ist der schon erwähnte Michael Steinbach.
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20 PANKOW FIGHT BACK MAI/03

Peter Töpfer links außen: Jörg Hähnel, mitte: Michael Koth, rechts außen: Oliver Schweigert

Im Prenzlauer Berg wird von dieser „Bewegung“ ne- danskaja Oborna (GO), deren Frontmann Jegor durch seine offensiven Solidaritätsaktionen für den
ben der Zeitung in einer Auflage von 8000 Exempla- Letow einer der Gründer der National-Bolschewi- Irak und Saddam Hussein bekannt geworden. KDS-
ren, das Nachbarschaftszentrum 180 Grad in der stischen Partei (NBP) in Russland war, zu Gast. Wi- Abordnungen besuchten im April und Juli des Jahres
Bonhoeffer Straße und darüberhinaus noch eine tuchnowskaja ist aktive Sympathisantin der NBP, in 2002 die Irakische Botschaft, Solidaritäts-Plakate und
Fernsehsendung im „Offenen Kanal“ betrieben. ihren Werken bezieht sie sich auf antihumanistische -Flyer wurden massiv verbreitet und natürlich wie es
Weitaus isolierter, aber dafür offenkundiger in der in- Werte und eine stark faschistoide Symbolik. Letow sich für jede „Solidaritätsbewegung“ gehört, hat der
haltlichen Positionierung, sind die Personenkreise um vertritt völkisch-sozialistische Ideen und sagte selber KDS auch Spenden für den Irak gesammelt.
Peter Töpfer. Töpfer ist führender Kopf der soge- von sich, dass er ein „sowjetischer Nationalist“ sei. Entsprechend freundschaftlich entwickeln sich die
nannten „Nationalen Anarchisten“ und marschiert In den öffentlichen Auseinandersetzungen mit Anti- Kontakte zum Regime Saddam Husseins. So beob-
freudig mit den lokalen Neonazis mit, so auf einer der faschistInnen im Vorfeld dieser Veranstaltungen so- achtet der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz
Demonstration des „Kameradschaftsbundes Ger- wie im nachhinein zeigten sich die Betreiber des Kaf- den 1999 gegründeten Kampfbund Deutscher Sozi-
mania“ in Berlin. Oder im Herbst 1998 sogar mit ei- fee Burger außergewöhnlich uneinsichtig. Die Prote- alisten (KDS). Die Behörde bestätigt, dass KDS-Ver-
nem schwarz-rotem Stern auf der Brust auf der gro- ste der Antifa wurden als Denunziation von künstle- treter erst in Bonn, später in Berlin in der irakischen
ßen Wahlkampfdemonstration der NPD in Rostock. rischen Projekten abgetan und nicht als inhaltliche Botschaft ein- und ausgingen. Saddam Hussein sei
Diese Auftritte sind nicht etwa einer geistigen Ver- Intervention begriffen. Auf den Gegenstand der Kri- „groß und bewundernswert“, weil er es geschafft
wirrung Töpfers geschuldet oder der Rechtsextremis- tik, also die inhaltlichen Kritikpunkten, wurde von habe, „wie unser Führer Adolf Hitler, sein Volk hin-
ten, die mit ihm zusammen arbeiten, nein sie sind Seiten der Betreiber fast gar nicht oder nur auswei- ter sich zu bringen“, bekannte KDS-Vertreter Axel
programmatisch. Seit Jahren arbeitet Töpfer, in der chend eingegangen. Reitz in der Fernsehsendung „Frontal 21“. Der Irak
als Querfront bezeichneten Szene, in der ehemalige Der neonazistische Kampfbund Deutscher Soziali- sei die „orientalische Variante des nationalsozialisti-
Linke, die ihren Frieden mit der deutschen Nation sten (KDS) ist ebenfalls solidarisch mit antiimperia- schen Volksstaates“. Dem Geschäftsträger der iraki-
gemacht haben, mit Rechtsextremisten jeglicher Co- listischen, nationalbolschewistischen und nationalre- schen Botschaft überreichten KDS-Vertreter ihre Eh-
leur zusammen. Die Strategie von den meisten Quer- volutionären Bewegungen. Bundesweit ist der KDS rennadel. Historische Wurzeln dieser Verbundenheit
frontaktivisten ist es in pseudolinker Diktion gehal-
tene nationalrevolutionäre und neurechte Inhalte zu
verbreiten. KDS-KADER/MITGLIEDER
Zusammen mit Andreas Röhler war Töpfer aktiv im
Verlag der Freunde. Ferner ist er Gründungsmitglied
des Vereins Bunte Hunde e.V. und betreibt die Inter- Bundesweit prominente Kader des KDS sind die uns geschaffen hat, wir glauben, dass es einen Herr-
netseite www.nationale-anarchie.de. Diese Aktivitä- zum Teil langjährigen neonazistischen Aktivisten: gott im Himmel gibt, der uns führt, der uns lenkt,
ten machen ihn zu einem Aushängeschild der auch Thomas Brehl (Gause- und der uns sichtbar segnet. Und wir glauben, dass
in anderen Regionen aktiven „Nationalen Anarchi- kretär Hessen und Or- dieser Herrgott uns Adolf Hitler gesandt hat, damit
sten“. Zu seiner Wohnung im Hinterhof in der Kor- ganisationsleitung), Deutschland für alle Ewigkeit ein Fundament wer-
söer Straße lassen sich viele der unterschiedlichen Heinz Kronz aus Lan- det. Heil Hitler.“
Querfrontaktivitäten in Deutschland zurückverfol- gen, Axel Reitz (Gause-
gen. Hier wird geplant, organisiert und über inhaltli- kretär Rheinland und Weiterhin sind folgende Personen im KDS aktiv:
che Themen debattiert. Der Verlag der Freunde ist Mitglied der Org.-Lei- Paul Breuer, Silvio Buchholz (Stützpunktleiter des
seit Jahren in der Danziger Straße beheimatet. Auch tung), Martin Scheele Gau Thüringen), M. Friedrich aus Leipzig (Stütz-
zu einem lokalen Treffpunkt für die Verknüpfung von (Gausekretär Westfalen) punktleiter), Wolfgang Gerhausen, Andreas Gruhle
rechtsintellektuellen und linksintellektuellen Diskur- und Michael Thiel aus (stellvertr. Gausekretär Reichersbeuern), Peter Ha-
sen ist das in der Torstraße beheimatete Kaffee Bur- Duisburg. Axel Reitz bermann aus Garmisch-Patenkirchen (Gausekretär
ger geworden. In dieser Kneipe trifft sich eigentlich äußert sich sehr deutlich zu dem Weltbild des KDS: Oberbayern und Bereichsleiter-Süd), Philipp Has-
seit einigen Jahren das alternativ-anarchistische Mi- „Wir glauben auf dieser Erde alleine Adolf Hitler. selbach (KDS Essen), Marco Kreutzer (Gausekre-
lieu aus Mitte und dem Prenzlauer Berg. Doch im Wir glauben, dass der Nationalsozialismus der allein tär Nordhausen), I. Leuken aus Halle (Stützpunkt-
Juni 2002 trug die russische Schriftstellerin Alina seligmachende Glaube ist für unser Volk. Wir glau- leiter) und S. Schmidtke (Nationaler Widerstand
Wituchnowskaja Gedichte wie „Wir, die Rechte“ vor, ben, dass es einen Herrgott im Himmel gibt, der - Sozialistische Zelle Strausberg).
im August des gleichen Jahres war die Band Grazsh-
FIGHT BACK MAI/03 PANKOW
21 +

„Kulturveranstaltungen“ gefährlich, aber diese kon- wollen“, schreibt Alfred Mechtersheimer, der Grün-
krete Veranstaltung zeigt deutlich, dass das Bündnis- der und Sprecher der DB. Wer diese Mächte sind,
spektrum des KDS nicht nur auf einige Teile der ne- machte Schneider auf der oben schon erwähnten Ver-
onazistischen Szene beschränkt ist. Neben der Ka- anstaltung des KDS deutlich. Er identifizierte als
meradin Barnstedt trat auch der Genosse Peter L. aus „Hauptfeind des deutschen Volkes - damals wie heute
der PDS auf. Dieser hatte sich nicht aus Versehen in - das Kapital der amerikanischen Ostküste“.
die Veranstaltung verirrt, sondern war ein wichtiger Am 20. März 2003 trat Imke Barnstedt in der „Ge-
Bestandteil dieser. Peter L. hielt ein Referat über die denkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stali-
preußischen Tugenden in der NVA. nismus e.V“ am Nikolaikirchplatz in Mitte auf. Dort
Logisch, denn das programmatische Ziel des KDS ist führte sie ihr Kabarettprogramm „Lieb Vaterland,
die Zusammenführung von „rechten und linken So- magst ruhig sein“ vor. Im Ankündigungstext hieß es
zialisten“ um gemeinsam gegen den „Zionismus“, „Imke Barnstedt, Schauspielerin und Sängerin in Ber-
wahlweise auch die „Verschwörung aus Politik und lin, trägt patriotische Lieder und Texte von Heine,
Kapital“ genannt, zu kämpfen. Parolen wie „Freiheit Fallersleben, Tucholsky, Graßhoff und Wolf Martin
für Egon Krenz“ oder Agitation gegen das „teuflische (Wien) vor.“.
Imke Barnstedt Amerika“ sind dabei nur einige Schnittmengen zu Michael Koth erschien am 22. März 2003 wieder mal
im Ungeist reichen zurück bis ins Nazi-Deutschland autoritär-linken Zusammenhängen. auf der Bildfläche. Pünktlich zu den neonazistischen
vor 1945. Als treuester Verbündeter Hitlers im Orient In letzter Zeit häufen sich die Versuche, vor allem bei Aktivitäten gegen den „Angriffskrieg der USA“ mel-
galt nach Ansicht des Publizisten Anton Maegerle der öffentlichen Veranstaltungen im Haus der Demokra- dete die NPD eine Demonstration in Berlin-Köpe-
Großmufti von Jerusalem, Mohamed Amin al-Hus- tie, von Seiten der extremen Rechten an diesen teil- nick an. Da trotz der Mobilisierung durch NPD, Na-
seini (1895-1974). Auf einem Empfang bei Hitler am zunehmen. Nicht nur bei den Veranstaltungen der tionalem Widerstand Berlin-Brandenburg und KDS
30. November 1941 bezeichnete der Großmufti die globalisierungskritischen Initiativen tauchen hier or- aber nur rund 30 Personen aus dem extrem rechten
Araber als „die natürlichen Freunde Deutschlands“, ganisierte Neonazis auf. Auch bei antifaschistischen Spektrum zusammenkamen, mußte die nationale
weil sie die gleichen Feinde hätten, „nämlich die Eng- und antimilitaristischen Themen sitzen immer wie- Friedensdemonstration wegen der geringen Beteili-
länder, die Juden und die Kommunisten“. Später fan- der mal welche in den Zuschauerreihen. gung abgesagt werden. Außer einer Kundgebung auf
den SS-Bonzen wie Alois Brunner im syrischen Da- Zu Beginn dieses Jahres trafen sich engagierte Anti- der der Bundesvorsitzende der NPD, Udo Voigt, und
maskus Asyl. Aktuelle Aufnahmen aus der irakischen faschistInnen und die Combo Koth & Schneider vor der Europabeauftragten der NPD, Peter Marx, spra-
Botschaft belegen die Besuche des KDS in diesem dem Gericht in Moabit wieder. Anlaß war eine von chen kam nichts weiter bei raus. Dabei wurden meh-
Jahr: Selbstdarstellung vor dem Konterfei des Dikta- überwiegend bürgerlichem Publikum besuchte Ver- rere Transparente gezeigt: „Bush nach Den Haag“
tors. Auf den Gruppenbildern die Führungsriege des anstaltung im Haus der Demokratie zum 20. Juli und „Schluß mit der Kriegstreiberei – Kein Blut für
Kampfbundes im freundlichen Plausch mit den Re- 1944. Bei dieser war auch Gerd Schneider zugegen. US-Tyrannei“. Neben den bisher schon erwähnten
präsentanten der irakischen Republik. Die KDSler Ein aktiver Antifaschist bezeichnete Schneider auf Kadern waren weiterhin Oliver Schweigert, Jörg
sind voll des Lobes. Peter Habermann berichtet von dieser Veranstaltung als „Faschist“ und outete ihn so- Hähnel und Rene Bethage anwesend.
den Besuchen in der Botschaft: „Wir werden ja rela- mit in der unwissenden Runde der ZuschauerInnen.
tiv selten empfangen und wenn wir empfangen wur- Zum Prozeß war auch Michael Koth gekommen,
den, in den letzten Jahren war das ablehnende Hal- aber nicht als Zeuge sondern als Zuschauer. Gerd ZUZÜGE, UMZÜGE UND WEGZÜGE!
tung. Aber da bei den Irakern war es absolut herz- Schneider arbeitet mit ihm als Berliner Regionalbe-
lich.“ Hauptträger der Aktivitäten des KDS im Nord- auftragter der Deutschland-Bewegung zusammen, Die Fluktuation der „nationalen Aktisten“ im Nord-
osten ist der „Gauleiter Berlin-Brandenburg“ und in die als Netzwerk für die organisierte Rechte die „na- osten ist in letzter Zeit wieder mal größer geworden.
Weißensee wohnhafte Michael Koth. Er ist Grün- tionale Erneuerung von unten“ propagiert. „Wir wol- Oft wird mit Veränderung des Wohnortes auch der
dungsmitglied des Kampfbundes. In seiner Funktion len die Bevölkerung aufklären über die Politik frem- Aktionsraum der jeweiligen Aktivisten verändert. In
als Mitglied der Organisationsleitung des Kampf- der Mächte, die alles, was deutsch ist, demontieren einigen Fällen sogar das gesamte politische und orga-
bundes Deutscher Sozialisten ist er hauptsächlich
über die Grenzen Berlins hinaus aktiv. Auf einer im
März 2001 in der Nähe von Oranienburg durch die
Berliner Gruppe der Deutschland-Bewegung (DB),
dem lokalen Nationalen Widerstand sowie dem
KDS veranstalteten „Feierlichkeit“ überreichte er der
„Interpretin des Kulturprogramms“, Imke Barnstedt
die KDS-Ehrenauszeichnung „Verdiente Kultur-
schaffende“. Sie sprach zum Thema: „Bedeutende
Frauen in der Geschichte Deutschlands, von Magda
Goebbels bis Clara Zetkin“.
Imke Barnstedt ist Schauspielerin, z.B. in der RTL-
Serie „Hinter Gittern“, aber auch aktiv in der
Deutschland-Bewegung und ehemaliges Mitglied des
Bund freier Bürger (BFB). Sie spielte Theater in Ol-
denburg, Iserlohn, Berlin und am Niederrhein sowie
diverse Hauptrollen in TV-Produktionen: u.a. „Uto-
pia“ (ZDF), „Liebling - Kreuzberg“ (ARD) und „Un-
ser Lehrer Dr. Specht“ (ZDF). Der Kampfbund deut-
scher Sozialisten ist nicht unbedingt wegen seiner Querfront: Antikriegsproteste von Rechts.
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22 PANKOW FIGHT BACK MAI/03

Lutz Giesen (links außen) im Pulk Neubrandenburg 2001

nisatorische Umfeld. Schulden bei der Telekom und der Bewag. Christian Das Fazit für Christian Worch, und die weiteren
So ist der Pankower Blood & Honour - Aktivist und Worch, bundesweit bekannter „Freier Nationalist aus Unterzeichner Torben Klebe, Lars Jacobs und Oliver
NPD-Kandidat Heiko Lappat verzogen. Im Nordo- Hamburg“ kommentierte dies in einer persönlichen Schweigert lautet: „Es kann nicht angehen, daß Gie-
sten ist er seitdem kaum noch aktiv. Der ebenfalls bei Stellungnahme als nicht relevant, da „schließlich an- sen dann Hamburg verläßt - wie er Berlin verlassen
B&H aktive Eckart Bräuninger hat nur seinen Ak- onyme Gesellschaften” betrogen worden waren, die hat - und sich woanders niederläßt, daß er dort wie-
tionsschwerpunkt verlagert. Nachdem er auch in füh- gewissermaßen als „Teile des kapitalistischen Sy- der Kameraden dummquatscht, sich als den großen
render Funktion im KV Pankow der NPD aktiv war, stems” gelten müssen. Macher hinstellt und erneut wohlmeinende, gut-
ist er nun zum KV Nordost gewechselt. Damit erst mal gut. In Hamburg angekommen be- gläubige Kameraden findet, die ihm Geld leihen oder
Der KV Nordost umfaßt neben dem ehemaligen Be- kam Giesen von Lars Jacobs, einem der Betreiber des für ihn eine Bürgschaft übernehmen. Da stehen die
zirk Friedrichshain auch noch die Stadtteile Prenz- Freien Info Telefon (FIT) Norddeutschland, eine in der Pflicht, die bisher Zeugen seines unkamerad-
lauer Berg und Mitte. Bräuninger, der in der Bü- hohe Bürgschaft gestellt, um sich in Hamburg eine schaftlichen, geradezu betrügerischen Verhaltens wa-
schingstraße wohnt, ist zu Wahlkampfzeiten ein Wohnung anzumieten und „von vorne anzufangen“. ren und seine immer neuen Lügen aus erster Hand
wichtiger Aktivposten der lokalen NPD. Die Betreu- Dies scheint ihm nicht gelungen zu sein. Im Februar mitbekommen haben.” Die Veranstalter der Demon-
ung von Infoständen und die organisatorische Arbeit 2003 eskalierte die Situation durch eine Demonstra- stration Inge Nottelmann, Tobias Thiesen und Lars
des Kreisverbandes sind sein Hauptbetätigungsfeld. tionsanmeldung von Lutz Giesen in Hamburg. Für Jacobs erklärten, dass sie „Lutz G. aus politischen
Im Wahlkampf 2002 war er häufig gemeinsam mit das Aktionsbüro Norddeutschland meldete Giesen Gründen und mit tiefer Enttäuschung über seinen
dem NPD-Kreisvorsitzenden von Lichtenberg Al- die für Ende Februar angesetzte antiamerikanische unkameradschaftlichen Umgang gegenüber seinen
brecht Reither unterwegs. Er ist seit diesem Frühjahr Demonstration „Amis raus - Freiheit rein“ an. Mitstreitern in unseren norddeutschen Zusammen-
auch Mitglied des NPD-Landesvorstandes Berlin. Damit hatte aber Christian Worch seine Probleme, hängen nicht mehr für tragbar halten. Menschlich
Ebenfalls aus dem Bezirk verzogen ist die ehem. füh- vor allem aber mit dieser Anmeldung. Da er schon mag das durchaus tragisch sein, denn Lutz G. ist,
rende Funktionärin der Berlin-Brandenburger NPD, länger im Streit mit den Betreibern des Aktionsbüro wenn man sich mit ihm umgibt, ein angenehmer und
Claudia Jäppelt. Sie ist mit dem ebenfalls sehr em- Norddeutschland, Tobias Thiesen und Thomas politisch ambitionierter Zeitgenosse. Wir dürfen aber
sigen NPD-Aktivisten Uwe Brunke nach Siemens- „Steiner“ Wulff lag. Das von Jacobs an Giesen ge- nicht verkennen, daß sein leichtfertiger, unsteter Le-
stadt gezogen. Dort haben sie es sich zusammen mit bürgte Geld wurde nicht für die Miete und Telefon- benswandel im Widerspruch zu seinem politischen
ihrem Kind im Popitzweg gemütlich gemacht. Zu- rechnung ausgegeben, sondern womöglich für kapi- Wollen steht und in diesem Fall ganz unnötig auch
sammen sind sie jetzt führend im Kreisverband Nord talistische Gebrauchswaren fanden die Kameraden die Demonstration belastete.”
der NPD aktiv. Uwe Brunke wurde jedoch häufig bei von Worch heraus. Anfang Februar jedenfalls schrieb Mit dieser sehr eindeutigen Stellungnahme, sowie
Standaktionen oder größeren Plakatieraktion der Worch in einem Brief, dass am 5. Februar 2003 „die
NPD im Nordosten gesichtet. Zum Stand der NPD Wahrheit” herauskam: „Giesen hatte seit seinem Ein-
auf dem Blumenfest in Weißensee 2002 war er auch zug am 1. August 2002 keinen Cent Miete bezahlt.
anwesend. Auch Mirko Jäppelt, der Bruder von Seit dem 6. Januar lief gegen ihn eine Räumungs-
Claudia, ist in der NPD, aber im KV Pankow, aktiv. klage. Die gesamten Schulden gegenüber der Woh-
Trotzdem ist er ebenso umgezogen. Der ehem. Vor- nungsgesellschaft GWG, für die der Bürge haftet, wa-
sitzender des Kreisverbandes Mitte/Prenzlauer ren damals 1.900,25 EURO!”
Berg blieb aber im „Kiez“. Sein neues zu Hause ist in Weiter schreibt Worch: „Sieben Monate keine Miete
der Anton-Saefkow-Straße. zu bezahlten (und gleichzeitig eine Telefonrechnung
Lutz Giesen, der bundesweit bekannte „Freier Na- von teilweise mehr als 250 EURO im Monat zu haben!)
tionalist“ aus Berlin, ist vor einem halben Jahr nach ist wohl schon versuchter Betrug. Und wenn ein Ka-
Hamburg verzogen. Grund seiner fluchtartigen Ab- merad dafür als Bürge nötigenfalls geradestehen muss,
reise aus Weißensee waren Mietschulden, sowie ist das mindestens versuchter Kameradendiebstahl!” NPD-Demo 8. 3.03 Greifswald, vorne Lutz Giesen als Häftling
FIGHT BACK MAI/03 PANKOW
23 +

hören. In seiner Rede forderte Kerkhoff u.a.: „die


Rückgewinnung unserer Städte durch Beendigung
der Zivilbesatzung. Mit uns wird Berlin wieder
Deutsch!” Weiter sagte er: „Wir werden diesen Ge-
danken voranbringen, indem wir auch die Deutschen
in Pankow, Weissensee und in Prenzlauer Berg für die
Rettung von Volk und Vaterland in Bewegung brin-
gen. Die Bezirksversammlung ist eine der zahlreichen
Tribünen, von denen aus die NPD den an unserem
Volk verübten Verrat anprangern wird.”
Die Prophezeiung von Kerkhoff, dass die NPD die
Tribüne der Bezirksversammlung erreichen wird, hat
Jörg Hähnel (links) beim Neonaziaufmarsch in Neubrandenburg
sich in der Realität nicht bewahrheitet. Auch die ei-
gentlich geplante Abschlussveranstaltung am 20.
Oktober im Bezirk Wedding, konnte nicht stattfin-
den. Die Polizei verbot sie kurzfristig. Kerkhoff hat
sein politisches Wirkungsfeld gewechselt, im Nordo-
sten von Berlin ist er seither nicht mehr gesehen wor-
den.
An der Veranstaltung in Weißensee nahmen die
bundesweit bekannte Kader der NPD/JN Benjamin
Jörg Hähnel & Stella Palau Stella Palau, 1. Mai 2001 Alexander Ansgar Scholz (tot) Rüdi Strese
Poleck, Jürgen Günz und Nico Ernst teil. Der selbst
dem weiteren Vergehen von Giesen, seine Zahlungen ernannte „Nationalrevolutionär” Rüdi Strese aus
an die Hilfsorganisation für Nationale Gefangene KAMERADEN, VOLKSGENOSSEN UND JUGENDAKTIVISTEN dem Prenzlauer Berg erschien natürlich auch am 20.
(HNG) verspätet oder gar nicht überwiesen zu ha- Oktober 2001 auf dem Antonplatz. Normalerweise
ben, wie viele Kameraden meinten, wird es jetzt erst Die berechtigte Freude über die Zwistigkeiten zwi- lungert er auf der Humboldt Universität als Student
mal ruhiger um ihn. Doch der „politisch ambitio- schen den führenden Kadern der Neonaziszene dür- herum. Die Leitung des Schutzes übernahmen die
nierte Zeitgenosse” war so schnell nicht klein zu krie- fen nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Nordo- beiden Süddeutschen Christian Hehl und Sascha
gen, jedenfalls nicht von seinen eigenen Kameraden. sten viele relevante rechtsextreme Strukturen und Wagner.
Wiederholt wurde er seitdem auf Demonstrationen Einzelpersonen aktiv sind. Neben den erwähnten po- Der Pankower Kreisverband der NPD versucht durch
der extremen Rechten gesichtet. litischen Grabenkämpfen innerhalb der extremen unregelmäßige Stände, meistens am Sonnabend, wei-
Am 15. Februar in Dresden war Giesen sogar einer Rechten laufen trotzdem weiterhin Aktionen, relativ teren SympathisantInnen an die Partei zu binden. So
der Hauptredner. In seinem ausführlichen Redebei- erfolgreiche Organisierungsbestrebungen und Bemü- steht regelmäßig Stella Palau gemeinsam mit Jörg
trag zum Klub Thor in Dresden wurden neben den hungen unter Jugendlichen neue Kader zu werben. Hähnel und einige HelferInnen in Pankow an ihrem
üblichen Verschwörungstheorien auch Bekenntnisse Die NPD versucht mit ihrem Kreisverband Pankow Stand herum. Meistens am U-Bhf Pankow oder vor
zu Straftaten von ihm geäußert: „Man habe Antifas aus der Lethargie der letzten Jahre zu kommen. Mit den Rathauspassagen in der City von Pankow. So
das Licht abgedreht, wohlgemerkt (noch) nicht das der neuen Kreisvorsitzenden Stella Palau an der auch am 19. April 2003. Das Interesse der vorbeige-
Lebenslicht!” Eigentlich ziemlich dreist für einen, Spitze ist auch die Zusammenarbeit mit den lokalen henden Menschen ist nicht sonderlich groß, doch die
dem die eigenen Kameraden gerade versuchen das Kameradschaften verbessert worden. Vor allem zu Möglichkeit, ihre Stände ohne antifaschistische Pro-
politische Lebenslicht auszublasen. den Neonazi-Aufmärschen im Umland fährt die lo- teste durchführen ist schon ein Zeichen von Akzep-
Am 19. Februar wurde als Antwort auf die Erklärung kale NPD-Führung oft gemeinsam mit der Kame- tanz, die nach unserem Geschmack nicht sein muß!
von Worch & Co eine „Anti-Ächtungserklärung” zur radschaft Pankow. Aber auch bei der Organisation Der Landesparteitag der Berliner NPD wurde in Pan-
Unterstützung von Lutz Giesen veröffentlicht. Diese der lokalen Parteiarbeit sind die „Kameraden” behilf- kow eher ungestört durchgeführt. Nach dem sich im
Erklärung hatte u.a. zum Inhalt, dass sich einer der lich. März 2003 der gemeinsame NPD-Landesverband
Erstunterzeichner der Erklärung von Worch & Co Zum Berliner Wahlkampf waren die NPD-Kader Berlin-Brandenburg aufgelöst hatte, musste nun die
nicht erdreisten könne, die Person Giesen zu ächten, Stella Palau, Jörg Hähnel und Karola Nachtigall beiden Landesverbände ihre Führungsspitze neu
da dieser Unterzeichner vor einigen Jahren selber Teil der Landeswahlleitung der Gesamtberliner wählen. In Berlin wurde der KFZ-Sachverständige
Miet- und Telefonschulden in der Wohnung einer NPD. Dabei wurden sie unterstützt von bundesweit Albrecht Reither aus Lichtenberg zum Vorsitzenden
Kameradin verursacht hätte. Gemeint war Torben mobilisierten NPD-Mitgliedern. Die Anmeldungen gewählt. Seine Stellvertreter wurden: Georg Magnus
Klebe. für die in vielen Stadtbezirken von der NPD durch- und Jörg Hähnel. Der schon weiter oben erwähnte
Unterstützung fand Giesen bei dem NPD-Landes- geführte Wahlkampftour mit den neonazistischen Besitzer eines Modelleisenbahnladen Detlef Appel
vorsitzenden in Schleswig-Holstein Peter Borchert Liedermachern Anett Moeck, Frank Rennicke und wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden in Bran-
und dem NPD-Landesvorsitzenden in Mecklenburg Jörg Hähnel übernahmen Stella Palau und der ver- denburg gewählt.
- Vorpommern Dr. Eisenecker. Zusammen mit den storbene Alexander Ansgar Scholz. In Weißensee Eine der wichtigsten Kader der lokalen NPD wohnt
beiden war er auf der, von der NPD organisierten, fand sich der Wanderzirkus am 20. Oktober 2001 in Blankenburg. Karola Nachtigall ist nicht nur
Demonstration am 08. März in Greifswald zugegen. ein. Ab 10 Uhr wurde der Antonplatz von der NPD Mitglied im Bundesvorstand der NPD, sie ist ein be-
Unter dem Motto „Gegen Krieg und US-Globalisie- und ihrem Publikum belagert. Bevor die auf 60 bis 70 deutendes Scharnier der NPD zu den sogenannten
rung” marschierten auch „Freie Nationalisten” aus Personen angewachsene Meute den mehr oder weni- Freien Nationalisten und ihren unterschiedlichen
Berlin und Brandenburg aus dem Umfeld von Oliver ger musikalischen Beiträgen der versammelten „Pro- Organisationen. Seit 1997 ist sie Mitglied der NPD.
Schweigert mit. Mobilisiert zu dieser Demonstration minenz des nationalen Liedgutes” lauschen konnten, Zwei Jahre lang war sie Landeschefin der NPD in
hatte nämlich auch der Nationale Widerstand Ber- mußten sie sich erst die Rede des Kandidaten der Berlin-Brandenburg. Sie hat zwei Kinder und ist le-
lin-Brandenburg. NPD für den Wahlkreis Pankow Frank Kerkhoff an- dig. Nachtigall ist eine Frau mit langen, blonden
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24 PANKOW FIGHT BACK MAI/03

„Angus - HammerMan“ von „Wotans Volk“ aus Hellersdorf. Neonazis aus Pankow bei einer Kundgebung in Prenzlauer Berg für Horst Wessel

Haaren und rosa lackierten Fingernägeln. Die ge- sismus und ihrem militanten Antisemitismus frönen den Vorwurf der Volksverhetzung, weil er das antise-
lernte Schneiderin wurde 1990 arbeitslos und hat sich und darüber hinaus sogar noch breit veröffentlichen. mitische Pamphlet „Die Protokolle der Weisen von
seitdem in verschiedenen Berufen versucht. Eigent- Eng verwoben ist die Band mit den Nazirockern von Zion“ vertrieben hatte. Röhler wurde trotz der Ver-
lich war sie Kandidatin der revolutionären Platt- den Vandalen. Diese 1982 gegründete „Ariogerma- teidigung von Schrank verurteilt.
form (RPF) für den NPD-Parteivorstand, doch ob- nische Kampfgemeinschaft” hatte bis Ende 2000 ihr Im Nordosten tauchten die Vandalen öffentlich im
wohl fast alle Kandidaten der revolutionären Platt- Clubhaus in Weißensee. Jahr 2002 nur einmal auf. Doch dafür in ihrem so all-
form bei ihrer Kandidatur kläglich scheiterten, Landser spielt durch ihre Inhalte, die große Verbrei- bekannten Stil. Helmar Steffen Braun und Clemens
schaffte sie es als einzige Kandidatin der RPF in den tung ihrer CDs sowie ihren Habitus eine eminent „Fritze” Niesar, zwei bekannte Mitglieder der Van-
Bundesvorstand. wichtige Rolle innerhalb des rechtsextremen subkul- dalen, tauchten am letzten Tag des Festivals gegen
Ihre Kontakte innerhalb der extremen Rechten sind turellen Musikbereichs. Ende 2001 wurde die Mit- Rassismus [nu-pagadi] am 25.8.02 auf und versuch-
zahlreich. So kam der ehemalige FAP-Vorsitzende glieder von Landser und die Produzenten der letzten ten mit Gewalt auf das Gelände zu kommen. Braun,
Friedhelm Busse Anfang November 2002 bei ihr un- CD von der Bundesanwaltschaft verhaftet. Die Liste der schon das Cafe Germania in Dresden betrieb,
ter, als er Zeuge in einer Gerichtsverhandlung in Ber- der Vorwürfe war lang: Volksverhetzung, Aufforde- war in Begleitung seiner Frau Linda Braun, gebo-
lin war. Schon im Berliner Wahlkampf 2001 waren rung zu Mord und Brandstiftung sowie einiges mehr. rene Eilke. Helmar Braun versuchte, gemeinsam mit
Nachtigall und Busse gemeinsam unterwegs und Bei den Durchsuchungen sollen auch Beweise si- Niesar, auf das Gelände zu gelangen, daran wurde sie
auch für einander da. Friedhelm Busse, der der Ber- chergestellt worden sein, die belegen, dass die Band von der Security wirksam gehindert. Nach dem
liner NPD beim Wahlkampf half, wohnte zu dieser in den USA und in Kanada an Treffen militanter Ne- Schlagabtausch zogen sich die Vandalen fluchend zu-
Zeit natürlich in Alt-Blankenburg bei Nachtigall und onazis teilnahmen. Michael Regener, der Sänger und rück.
Suhr. Verwundern sollte dieser gute Kontakt nicht. Kopf der Band, Andre Möricke, der Gitarrist, Chri- Außerhalb des Nordostens intervenierte das Mitglied
Bernd Suhr war bis zum Verbot der FAP Anfang der stian Wenndorf, der Schlagzeuger waren an der Pro- der Vandalen Bendix Wendt auf seine Weise in den
neunziger Jahre führendes Mitglied im Berliner Lan- duktion der „letzten” Landser-CD beteiligt. Gegen Bundestagswahlkampf im September 2002. Er schlug
desverband und ist heute in der NPD aktiv. Mit ih- Jean Rene Bauer, Jan Werner aus Chemnitz und den bündnisgrünen Direktkandidaten Christian
rem Lebensgefährten hat sie sich geeinigt, dass sie die Mirko Hesse wurde wegen der Produktion und des Ströbele mit einem Schlagstock nieder. Ströbele hatte
Parteikarriere macht. Zu einem Journalisten sagt sie Vertriebes ermittelt. Mirko Hesse war nicht nur Be- am frühen Morgen zwei Tage vor der Wahl, am 20.
dazu: „Jeder tut, wofür er am besten geeignet ist.“ treiber des neonazistischen Versandhandels Hate Re- September 2002, auf dem Vorplatz des S-Bhf War-
Nachtigall war natürlich auch mit ihrer Familie beim cords aus Neustadt in Sachsen und einer der führen- schauer Bahnhof Flyer seiner Partei verteilt. Wendt
„3. Märkischen Kulturtag“, den unter anderem die den Kader der deutschen Hammerskin-Sektion, beobachtete Ströbele dabei. Nach einiger Zeit verließ
Gemeinschaft Deutscher Frauen (GDF) organisiert sondern auch noch Mitarbeiter des Verfassungs- Ströbele den Stand auf dem Vorplatz um die Flyer
hatte: In einem Landgasthof nahe Frankfurt/Oder schutz. Ein weiterer Verfassungsschutzmitarbeiter auch auf der Warschauer Brücke zu verteilen. Diesen
trafen sich über 200 Volksdeutsche, es gab Laienspiel, und lokaler Neonazikader aus Brandenburg, Toni Augenblick nutzte Wendt, griff Ströbele von hinten
Gedichte und Ringelreihen. „Eine wunderbare Ver- Stadler, lieferte das Beiheft zu der CD von Landser an und versetzte ihm einen schweren Schlag auf den
anstaltung“, sagt sie gegenüber einem Journalisten. „Ran an den Feind”, eben der CD, an der auch Hesse Hinterkopf.
Weiter sagt sie zu ihm: „Im Radio gebe es nur noch beteiligt war. Somit konnte die Berliner Band nicht Bendix Wendt flüchtete, Ströbele wankte. Doch ei-
englische Musik - sie hört am liebsten Reinhard nur neun Jahre lang ungestört unter den Augen der nige Passanten verfolgten Wendt und sogar Ströbele
Mey.” staatlichen Behörden ihre antisemitische, nationali- versuchte den Täter zu verfolgen. Der Politiker hielt
Auch die Vandalen haben gute Kontakte zu Karola stische und neonazistische Propaganda verbreiten. einen Streifenwagen der Polizei an und informierte
Nachtigall. Als im Oktober 2001 auf der Tour der Dabei waren mindestens zwei bezahlte VS-Spitzel: sie. Die Polizisten stellten Wendt kurze Zeit später in
NPD durch Berlin antifaschistische Aktionen oft er- Toni Stadler und Mirko Hesse. der Marchlewskistraße, wo er von Bauarbeitern fest-
folgreich waren, wurden die Vandalen als erweiterter Der Anwalt der Band Landser (Eigenwerbung: „Ter- gehalten wurde. Ströbele wurde ins Krankenhaus ge-
Schutz von Nachtigall angefordert. Am Ende einer roristen mit E-Gitarre“) ist der 37-jährige Jurist Car- liefert, und konnte seinen Wahlkampf nicht weiter-
dieser Veranstaltungen gingen Karola Nachtigall, sten Schrank. Über die anwaltlichen Hilfe hinaus, führen. Trotzdem oder deshalb wurde er der erste
Friedhelm Busse und der Sänger von Landser Mi- richtete er auch ein Spendenkonto für die Prozessko- grüne Kandidat, der direkt in den Bundestag einzog.
chael „Lunikoff ” Regener gemeinsam essen. Dabei sten der Band ein. Darüber hinaus verteidigte Acht Tage später wurde den Vandalen die Stimmung
durfte jedoch keiner weiter aus ihrem Umfeld mit- Schrank auch einen der Mörder von Guben sowie komplett verdorben. Am 28. September 2002 woll-
kommen. Fast zehn Jahre konnte die Berliner Rechts- auch einen Verleger der Zeitschrift Sleipnir. Einer ten die Nazirocker gemeinsam mit ihren Kameraden,
rockband Landser nahezu unbehelligt der Verherrli- der Chefs des Verlages der Freunde, Andreas Röh- Freunden und Gästen ihren 20ten Geburtstag im Er-
chung des Nationalsozialismus, aggressivem Ras- ler, wehrte sich 1997 zusammen mit Schrank gegen lebnistreff Eulenspiegel in Marzahn feiern. 300 Po-
FIGHT BACK MAI/03 PANKOW
25 +

Auflösung der Vandalen-Party in Weißensee

Anti-Antifa-Aktivisten. Rechts mit Fischerhut Paul Schneider (Fotos AIB) Dennis Casper

lizisten stürmten die Marzahner Tanz- und Bowling- listen in Neubrandenburg und Leipzig. Sowie im Jahr lin-Brandenburg (NWBB) agiert. Die Kontakte zu
bar und unterbrachen die konspirativ geplante Feier 2003 bei den beiden Demonstrationen der Freien den führende Personen des NWBB wie Oliver
der neonazistischen Vandalen. Nationalisten in Dresden. Schweigert und Gordon Rheinholz sind dement-
Knapp 200 Rechtsextremisten mußten eine erken- Neben der Übernahme von Demostrukturen (Ord- sprechend gut. Gemeinsam werden nicht nur Aktio-
nungsdienstliche Behandlung über sich ergehen las- ner) tat sich die Kameradschaft Pankow auch durch nen vorbereitet und durchgeführt, sondern auch Fuß-
sen. In der Disko im Schatten eines elfgeschossigen die Organisierung der gemeinsamen Anreise hervor. ball gespielt. In Weißensee nahmen im August 2002
Plattenbaus hatte sich reichlich Prominenz aus der ex- Nicht nur extreme Rechte aus Pankow fuhren mit der an dem von der Kameradschaft Tor organisierten
tremen Rechten versammelt. Gekommen waren Oli- Pankower Kameradschaft in die entlegensten Winkel Fußballtunier u.a. Oliver Schweigert, Christopher
ver Schweigert, der Hüne Bendix Wendt, der 74-jäh- des Landes, sondern auch Kameraden aus anderen Wilhelm, Björn Wild, Martik Mkrttschjan und die
rige Friedhelm Busse, Eckart Bräuninger und der füh- Stadtteilen Berlins. So wurden Samstags morgens die Kameradschaften aus Pankow, Hohenschönhausen
rende Vandale Jean-René Bauer. Kneipe Huckebein in Niederschönhausen den Ka- und Marzahn teil.
NPD-Funktionäre waren ebenfalls anwesend. Der meraden extra geöffnet, damit sie sich dort zum Früh- Natürlich ist die Kameradschaft Pankow auch in die
Kader Jens Pühse, stellvertretender Vorsitzender des stück sammeln konnten. Anschließend reisten sie berlinweiten Anti-Antifa-Aktivitäten einbezogen.
Landesverbands Sachsen und Verbindungsmann der dann gemeinsam in Richtung des jeweiligen Auf- Neben der Aufgabe, Fotos von AntifaschistInnen zu
Partei zur Skinheadszene, war genauso anwesend, wie marsches. Führend in der Kameradschaft Pankow ist machen, wird von ihnen auch massiv versucht, Ju-
Jörg Hähnel der „nationaler Liedermacher”. Darü- der in der Grabbeallee wohnhafte Christopher „Puf- gendclubs und Veranstaltungen der linken, antifa-
ber hinaus waren auch Neonazis aus den USA, Öster- fer” Wilhelm. Schon zur Demonstration innerhalb schistischen Szene in Pankow zu observieren. Die
reich und Ungarn anwesend. der Antifaschistischen Aktionswoche im Januar 1999 Einschüchterung durch diese Observationen wird
Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Vandalen erschien er gemeinsam mit weiteren Kameraden in verstärkt durch die Propagandawellen, die immer
zunehmend eine wichtige Rolle innerhalb des ak- der Nähe, um zu provozieren und wahrscheinlich wieder durch den Bezirk laufen. Hauptaktionsfeld ist
tionsorientierten Rechtsextremismus in Berlin über- auch die TeilnehmerInnen der Demo zu fotografie- dabei Niederschönhausen. Immer wieder werden
nehmen. Durch die erhöhte staatliche Repression ge- ren. Wilhelm ist aber nicht nur in der Kameradschaft dort Sprühereien wie „Kommunisten wir kriegen
gen die Band „Landser” erlangten die Vandalen inner- aktiv, sondern auch noch Mitglied der NPD. euch alle!” oder „Aufhebung des NS-Verbot” und
halb der Szene den Status einer Märtyrergruppe. Von Ein weitere wichtiger Mitwirkender innerhalb der Aufkleber mit den Slogan „Linke Zentren zerschlagen
der Kameradschaftsszene bis zur militanten Neonazi- Kameradschaft ist Dennis Casper. Im brandenbur- - National Befreite Zonen schaffen” verbreitet. Diese
Szene werden sie allseits als Autorität anerkannt, und gischen Stolpe beteiligte er sich im September 1999 Sprühereien und Aufkleber können dem Spektrum
das trotz ihrer geringen Mitgliederstärke. Das Club- an einem Angriff mehrere Rechtsextremisten auf ei- der Kameradschaft Pankow zugeordnet werden.
haus der Vandalen soll nach Angaben des Berliner nige Punks. Resultat ein Verletzter und ein Sachscha- Regional hebt sie sich weiterhin hervor durch die
Verfassungschutz in Hohenschönhausen angesiedelt den von 1750 Euro am Bus der Punker. Bei dieser Ak-
sein. tion wird Caspar von der Polizei verhaftet. Im Rah-
Die Kameradschaftsszene ist im Nordosten weiterhin men der danach in seiner damaligen Wohnung in der
stark in sich differenziert. Neben den unterschied- Bleicheroder Straße durchgeführten Hausdurchsu-
lichen Organisationsgraden unterscheiden sich die chung werden nicht nur Propagandamaterialien ge-
Kameradschaften auch in der Art und Häufigkeit ih- funden, sondern auch über zehn Äxte.
rer Aktionen. Zwei Kameradschaften aus dem Nord- Ein Weiterer wichtiger Akteur der Kameradschaft ist
osten haben sich einen Namen über die Grenzen des Paul Schneider. Er fällt hauptsächlich durch das pe-
Bezirkes hinaus gemacht. Dabei handelt es sich um netrante Tragen von Palästinensertücher auf, darüber
die Kameradschaft Pankow sowie die Kamerad- hinaus ist er auch fast immer mit seiner Kamera auf
schaft Preußen. Vor allem die Kameradschaft Pan- der Jagd nach AntifaschistInnen. In seiner ehemali-
kow übernimmt bei überregionalen Neonazi-Akti- gen Schule, der Kurt Tucholsky Oberschule, fiel
vitäten eine wichtige Rolle in der gemeinsam organi- Schneider wegen der Lagerung von über 200 verbo-
sierten Anreise und in dem Arrangement der Aktio- tenen CDs auf.
nen vor Ort. So zum Beispiel im Jahr 2002 bei den Weiterhin ist festzustellen, dass die Kameradschaft
Demonstrationen der sogenannten Freien Nationa- Pankow als Teil des Nationalen Widerstandes Ber- Christopher „Puffer“ Wilhelm (Foto AIB)
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26 PANKOW FIGHT BACK MAI/03

(Foto AIB) (Foto AIB)

Björn Wild (mit Basecap), Dirk Müller (Flammenmütze) Aktivisten der ANB Daniel Meinel Aktivist der Kameradschaft Tor Mitglieder der Berliner Haskis

massive Hetze gegen Juden und alles was sie dafür Gruppierung ist u.a. auf der Internetpräsenz des Na- In der Nacht vom 17. auf den 18. April 2003 wurde
halten. Neben den oben schon erwähnten Sprühe- tionalen Widerstandes Berlin-Brandenburg zu fin- die Sprüche „C4 for Reds“ (C4 ist ein Sprengstoff ) an
reien kommen nämlich oft noch antisemitische und den. Transparente mit der Intention, Anti-Antifa- den Kurt-Lade-Klub in der Grabbeallee und einen
gegen Israel gerichtete Graffiti dazu. Sprüche wie gruppen aufzubauen und dem Schriftzug Autonome Monat zuvor, am 08. März, wurde in mehrere Haus-
„Fuck you Jew”, „Juden raus aus Pankow” sowie Nationalisten Berlin (ANB) werden von Mitgliedern eingänge „Antifa du bist erkannt“ gesprüht.
„Scharon ist ein Schwein, tötet alle Juden” sind zur dieser Gruppierung auf Demonstrationen der Freien Weiterhin propagieren die Neonazis auf ihren Auf-
Normalität in einigen Gegenden von Pankow gewor- Nationalisten getragen. So im Jahr 2002 unter ande- klebern und Graffiti, gewalttätig gegen alles was ih-
den. Auch zum 9. November 2001 haben extreme rem auf den Demonstrationen in Neubrandenburg, rem Weltbild nicht entspricht, vorzugehen: „Reds
Rechte in Pankow ihrer antisemitischen Anschauung Dresden und Magdeburg. Personen, die oft dieses better run“ oder „Linke Zentren zerschlagen“ sind da-
Ausdruck verliehen. So hing an diesem Tag an einer Transparent trugen, waren Björn Wild und Daniel bei nur einige Beispiele. Diese Art der Bedrohung
Brücke in Heinersdorf das Transparent „TOT DEM Meinel. wurde einige Monate zuvor schon im Stadtteil Wei-
JUDENTUM”. (Fehler im Original) Im Frühjahr 2003 kam es in Niederschönhausen zu ßensee durchgeführt. Im Vorfeld der Antifaschisti-
Am 15. August 2002 wurde die gleiche Aktionsform einer Welle von Klebe und Sprühaktionen von Sei- schen Aktionswoche im Januar 2003 wurde das Graf-
zum „Gedenken” an Rudolf Hess an der Autobahn- ten der ANB. Diese richten sich vermehrt gegen ver- fiti „Smash AIII und Bunte Kuh - ANB is watching
brücke Bucher Straße im Stadtteil Buchholz durch- meintlich linke Personen und Einrichtungen, mit you!“ keine hundert Meter von der als alternativ be-
geführt. Auf dem Transparent stand: „SPANDAU dem Ziel, diese zu bedrohen oder einzuschüchtern. kannte Jugendeinrichtung Bunte Kuh gesprüht. Im
17.08.1987”. Rund um den Pastor-Niemöller-Platz wurden Mas- näheren Umfeld tauchten wiederholt Hakenkreuz-
Unter dem Label Autonome Nationalisten Berlin sen an Aufkleber der ANB verklebt. Auf diesen wa- schmierereien und das Kürzel ANB auf. Darüber hin-
(ANB) werden seit Mitte 2002 neonazistische Auf- ren neben Drohungen gegen vermeintlich Antifa- aus sind auch vermehrt Angriffe auf die Bunte Kuh in
kleber und Graffiti im Nordosten, hauptsächlich in schistInnen auch Motive, in denen hauptsächlich der den letzten beiden Jahren zu verzeichnen. Im Jahr
den Stadtteilen Pankow und in Weißensee, verbreitet. Nationalsozialismus verherrlicht wird. Zum Beispiel: 2002 wurde die in die Parkstraße befindlichen Ju-
Aufkleber mit dieser Bezeichnung tauchen auch im- „Pro NS zum Kampf bereit - ANB für alle Zeit“ oder gendfreizeiteinrichtung dreimal angegriffen.
mer wieder in den Bezirken Lichtenberg und Mar- „Ja, wir sind Nationalsozialisten genannt, als 5. Während die meisten Kameradschaften aus dem
zahn-Hellersdorf auf. Ein Werbebanner für diese Sturmabteilung bekannt“. Nordosten keinerlei Auftritte im Internet haben, hat

NAZI-PROPAGANDA UND GRAFFITIES AUS PANKOW >> ÜBERMALEN & ABREISSEN !

Drohung gegen Linke. (C4 ist ein Sprengstoff ) Ehrung des Faschisten Horst Wessel „All Cops Are Bastards“ und Hakenkreuz

Drohung gegen einen vermeintlichen Antifa SA-Zivilabzeichen „Fuck Cops“ und Hakenkreuz
FIGHT BACK MAI/03 PANKOW
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(Foto AIB)
v.l.n.r. Marvin Hoffmann (Glatze), M. Wallraf, Daniel Meinel Vorne : Wolfram Nahrath bei einem Lager der Wiking Jugend, kleines Bild Nahrath bei NPD Demo (Fotos AIB)

sich die „Jugendkameradschaft” Berliner Haskis die- Preußen (BKP), Deutsches Kulturwerk europäischen und in feierlichem Rahmen in den Verein aufgenom-
sen sehr schnell eingerichtet. Neben der Zurschau- Geistes (DKEG)/Deutsche Kulturgemeinschaft men. Eng verbunden ist die Gemeinschaft mit der
stellung von Waffen, einigen Texte (z.B. zur Runen- (DKG), NPD und der Notgemeinschaft für Notgemeinschaft für Volkstum und Kultur (NG),
kunde) haben sich die Kameraden auf ihrer Internet- Volkstum und Kultur e.V. (NG). die 1990 als gemeinnütziger Verein gegründet wird.
seite auch selber gerne präsentiert. Der 41jährige Wolfram Nahrath stammt aus einer be- Vorsitzende ist Lisbeth Grolitsch, Stellvertreter sind
Auch auf der Internetseite zu finden sind die Dek- kannten Nazi-Familie: Sein Bruder Ulf Nahrath war Karl Baßler und Wolfram Nahrath. Die Hauptauf-
knamen der Mitglieder sowie auch einige eindeutige Mitglied des FAP-Bundesvorstands, sein Vater Wolf- gabe der NG ist das Sammeln von Spenden und Erb-
Grüße z. B. an „das Halford, das Walhalla, ein paar gang fungierte als NPD-Bundesvorstandsmitglied nachlässen und die Verteilung an rechtsextreme und
Bands und sonstige „kriminelle Vereinigungen“ (ein- und kandidierte noch 1994 für die Partei zum Eu- neofaschistische Projekte. Die DKG/BKP ist perso-
geweihte wissen wen wir meinen *g* und wir sind na- ropa-Parlament. Großvater Raoul Nahrath war ab nell nahezu identisch mit der NG und dem DKEG –
türlich alle ganz brav!) und alle Gäste die wir in un- 1954 der zweite „Bundesführer“ der 1952 gegründe- Österreich, als inoffizielles Führungsgremium fun-
seren Keller mit Freuden empfangen haben.” Dieser ten Volkstreuen nordländischen Jugendbewegung, giert der Freundeskreis Ulrich von Hutten e.V.
ominöse Keller, ihr Treffpunkt, befindet sich in der kurz: Wiking-Jugend, die sich konzeptionell an der Die Hauptaufgabe der DKG/BKP liegt in der Schu-
Parkstraße. Doch auch im Jugendklub in der Mah- Hitlerjugend und dem Bund Deutscher Mädel orien- lung und Heranziehung von neofaschistischen Füh-
lerstraße sind die Mitglieder der Berliner Haskis oft tierte. Nach 42 Jahren wurde die Organisation rungskadern. Die NG plant die Einrichtung einer
zu finden. schließlich im November 1994 verboten. Bildungsstätte „zur geistigen Ausbildung von Füh-
Nicht weit davon entfernt, in der Berliner Allee, hat Die Deutsche Kulturgemeinschaft (DKG) ent- rungskräften“. Seit der Gründung führt die DKG bis
sich eine wichtiger Einzelperson aus der extremen stand1979 aus einer radikalen Abspaltung vom Deut- in die achtziger Jahre hinein jährlich Norddeutsche
Rechten sein Büro gemietet. Laut einer Anzeige in der schen Kulturwerk Europäischen Geistes (DKEG). Kulturtage durch. Neben Veranstaltungen und Semi-
ersten Ausgabe der rechtsextremen Zeitung Hutten- 1983 wird der DKG-Arbeitskreis Berlin unter Ursula naren werden jedes Jahr die Gästewochen der DKG
briefe in diesem Jahr, hat der Rechtsanwalt Wolfram Schaffer gegründet, der sich 1990 in Berliner Kul- mit dem DKEG - Österreich und dem Freundeskreis
Nahrath sein Büro in Weißensee. turgemeinschaft Preußen e.V. (BKP) umbenennt. Ulrich von Hutten durchgeführt. 1990 und 1991 or-
Wolfram Nahrath ist Mitglied in folgenden rechtsex- 1994 wird Ulli Boldt Vorsitzender der BKP. Or- ganisiert die DKG/BKP am Volkstrauertag einen
tremen Organisationen: Berliner Kulturgemeinschaft dentliche Mitglieder der DKG/BKP werden berufen Aufmarsch zum „Heldengedenken“ auf dem Solda-

„Reds better Run“ Autonome Nationalisten Berlin Graffiti gegen das Nordost Antifa Bündnis „A3 zerschlangen“ „Juden Raus aus Pankow“

ANB und Hakenkreuz Graffiti gegen die Autonome Antifa Nordost “Smash AANO“ „eine SS in Weißensee“
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28 PANKOW FIGHT BACK MAI/03

tenfriedhof in Halbe (Land Brandenburg) mit bis zu 1.200


Teilnehmern. In den Folgejahren werden die angemeldeten
Aufmärsche verboten.
Die DKG verfügt über weitreichende Kontakte in das gesamte
Spektrum des deutschen und europäischen Rechtsextre-
mismus und Neofaschismus. Auf ihren Tagungen versammelt
sich eine Vielzahl wichtiger Funktionsträger. Eine enge Zu-
sammenarbeit besteht mit den neofaschistischen Nachwuch-
sorganisationen der Nationalistischen Front (NF) und der
Wiking Jugend (WJ).
Am 7.3.1990 findet in Berlin eine Versammlung des Berliner
Ablegers der Deutschen Kulturgemeinschaft (DKG) statt.
Diese „im März 1983 von oppositionellen Berliner NPD-Mit-
gliedern gegründete 1990 etwa 30 Mitglieder umfassende Ver-
einigung hat sich seit 1988 zu einem Sammelbecken für Ber-
liner Rechtsextremisten unter Einschluß der neonazistischen
Gruppen entwickelt“, so der Verfassungsschutzbericht Berlin
1990. Das zuständige Registergericht beanstandet den Namen
und am 9.1.1991 beschließt der Verein die Umbenennung in
Berliner Kulturgemeinschaft Preußen (BKP). Zu den
Gründungsmitgliedern gehörten u.a. Personen wie die lang-
jährige NPD-Funktionärin Ursula Schaffer, Wolfram Nah-
rath, das Mitglied der Nationalistischen Front Ulrich Boldt
und Dr. Walter Menz.
Nahrath, der letzter Vorsitzender der Wiking-Jugend be-
zeichnete im WJ-Fahrtenplan 1993 die Bundesrepublik als
„Siegermachtsdemokratie“. Wolfram Nahrath war von 1991
bis zu ihrem Verbot 1994 „Bundesführer“ der Wiking-Jugend
(WJ). Der Berliner Tagesspiegel nannte ihn sogar einen „er-
barmungslosen Szeneanwalt“. Die Wiking-Jugend verstand
sich selbst nicht als Partei, eher als Eliteorganisation im „volks-
treuen Lager“. Mitglieder aus verschiedensten Organisationen
und Parteien fanden sich in ihren Reihen wieder, sie fungierte
als „Durchlauferhitzer“ für das militante rechtsextreme Spek-
trum. Nach dem Verbot integrierte sich eine Vielzahl ihrer
Mitglieder in die NPD-Jugendorganisation.
1994 ist er als Rechtsreferendar in der Abteilung eines Berli-
Arnulf Priem ehm. Neonaziführer aus Berlin auf einer Demo in Köln 2002
ner Staatsanwaltes beschäftigt. Nach Bekanntwerden seiner
Tätigkeit scheidet er auf eigenen Wunsch aus dem Beamten-
verhältnis aus. 1995 absolviert Nahrath als Referendar und
Angestellter im öffentlichen Dienst sein zweites Staatsexamen.
Als Anwalt für extreme Rechte ist er heiss begehrt. Steffen
Henze einer der Angeklagten im Prozess gegen die Mörder
von Guben wird von Wolfram Nahrath vertreten. Auch ver-
teidigte er die Täter, die den polnischen Punk Krystian am
26.07.2002 am S-Bhf Greifswalder Straße auf die Schienen
der S-Bahn warfen.
Auf dem 28. Bundesparteitag der NPD wurde Wolfram Nah-
rath zum Vorsitzenden des Bundesschiedsgerichts gewählt.
Auf dem Benefizkonzert für hochwassergeschädigten Partei-
freunde des NPD-Landesverband Sachsen am 7. September
2002 war neben der Berliner Musikgruppe Spreegeschwader
(Berlin) auch der RA Nahrath anwesend. In diesem Zu-
sammenhang wurde oft auf das vom NPD-Parteivorstand
unterstützte Spendenkonto des Berliner Rechtsanwalts Wol-
fram Nahrath hingewiesen. Das Vorstandsmitglied der Berli-
ner Kulturgemeinschaft Preußen (BKP) ist ein wichtiger
Mann in der Neonaziszene. Die beiden Anwälte sind in wech-
selnden sich kreuzenden Vortragsveranstaltungen unterwegs
und helfen sich bei Terminschwierigkeiten sogar untereinan-
der aus. So ist es vorgekommen, dass wenn Rieger in Berlin
Neonazis aus Berlin und Priem’s Freundin Claudia Voigt einen Anwaltstermin nicht wahrnehmen konnte, Nahrath
FIGHT BACK MAI/03 PANKOW
29 +

diesen Fall über-


nahm. Beide An- ES GIBT VIEL ZU TUN - PACKEN WIR ES AN!
wälte sind mit der
Schulung und Aus- Die regionale rechtsextreme Szene hat neben den un-
bildung des neonazi- zähligen Treffpunkten, Organisationen und bekann-
stischen Führungs- ten Einzelpersonen auch noch eine überregionale
nachwuchses befasst. Ausstrahlung. Durch die Knotenpunkte des extrem
Eine weitere bundes- rechten Netzwerkes bedingt, aber auch durch die At-
weit bekannte Ein- traktivität der unzähligen Angebote kommen ex-
Andreas J. Voigt
zelperson aus der ex- treme Rechte aus ganz Berlin, aus Brandenburg und
tremen Rechten, die im Nordosten wohnt, ist der auch von weiter her in den Nordosten. Der Harakiri
ehemalige Betreiber des Cafe Germania in Berlin, ist einer dieser attraktiven Knotenpunkte. Doch auch
Andreas J. Voigt. Er wohnt in der Erich-Weinert- die Privatwohnungen von den bundesweit bekannten
Straße. Von hier aus betreibt er einige rechtsextreme Kader der Szene sind zu wichtigen Knotenpunkte der
Internetseiten. U.a. seit 2000 die Seite Deutschher- extremen Rechten geworden.
renklub. Auf dieser werden viele unterschiedliche Durch die Ballung von aktiven Kameradschaften,
Ideologieelemente der extremen Rechten verbreitet. funktionierenden Querfront-Netzwerken und den
Neben offenem Antisemitismus, der positive Bezug unzähligen Akteuren in der Grauzone ist die Anzahl
auf den „Deutschen Ritterorden“ und Goebbels-Zi- der rechten Aktivitäten natürlich hoch. Die Mög-
r. Jürgen Mahn: Hammerskin aus dem Prenzlauer Berg (Foto AIB)
tat sind auch viele positive Bezüge auf die sogenann- lichkeit, in diesem Bezirk als extremer Rechter Pro-
ten „Alldeutschen“ zu finden. Diese Organisation be- bleme z.B. mit der Antifa zu bekommen, ist eher ge-
stand vor dem ersten Weltkrieg als eine Art Dachver- ring. Je weiter Richtung Brandenburg ist noch weni-
band aller Antidemokraten, völkischer Nationalisten, ger mit antifaschistischem Widerstand zu rechnen.
Kriegstreiber und Antisemiten. Aus diesen Erfahrungen sollte die lokale antifaschi-
Ebenfalls im Prenzlauer Berg, in der Pappelallee 58, stische Bewegung ihre Schlüsse ziehen. Doch der Ab-
hat Michaela Zanker, die Witwe des ehemaligen wehrkampf gegen die tagtägliche Bedrohung kann
Vorsitzenden der Heimattreuen deutschen Jugend, unserer Meinung nur erfolgreich sein, wenn er kon-
Alexander Scholz, die Internetseite der Gemein- tinuierlich und systematisiert geführt wird. Schon die
schaft deutscher Frauen (GdF) angemeldet. Doch Kontinuität der neonazistischen Bestrebungen und
nicht nur Zanker hat in dem Abbruchhaus in der der Bedrohung durch den Alltagsrassismus im Bezirk
Pappelallee einen toten Briefkasten eingerichtet, auch verlangen das. Doch ferner geht es dabei auch um die
der oben schon genannte Querfrontaktivist Peter eigene Strategie: Feuerwehrpolitk gegen Rechts ist auf
Töpfer hat hier auch über seinen „Bunte Hunde e.V.“ Dauer nicht erfolgreich. Spätestens die Ausläufer des
die Internetdomän www.querfront.de angemeldet. sogenannte „Antifa-Sommer” zeigten dies sehr deut-
Über diese Einzelpersonen hinaus ist auch ein Urge- lich auf.
stein der neonazistischen Szene aus Berlin wieder ver- Deshalb sollte aber nicht der Blick auf die über „Anti-
mehrt im Nordosten aktiv geworden: Arnulf Priem. Nazi-Aktionen” hinaus gehenden Themen und In-
Der Nazirocker versucht schon seit einigen Jahren im halte der radikalen Linken vergessen werden. Der
Nordosten Berlins wieder Fuß zu fassen. Politisch ist schönste Tag in unserem Leben, ist der Tag, an dem
er innerhalb der Berliner rechtsextremen Szene iso- die radikal linke Emanzipation endlich umgesetzt ist.
Mirko Jäppelt, ehm. NPD-Chef von Prenzlauer Berg
liert. Doch in den Randgebieten des Bezirkes macht Auch wenn die Antifabewegung noch so erfolgreich
er und seine Vereinigung Wotans Volk großen Ein- in Zukunft ist, glauben wir nun einmal nicht, dass
druck auf jugendliche Rechtsextremisten. Zusammen innerhalb des kapitalistischen Systems, irgendwann
mit einige Kameraden und Claudia Voigt aus Pankow einmal die Neonazis, Rassisten, Sexisten und deut-
fuhr er 2002 zu einem Neonaziaufmarsch nach Köln. schen Chauvinisten verschwinden werden. Deshalb
Bei regionalen Aufmärschen kann Priem nicht teil- ist es unserer Meinung nach auch wichtig, nicht nur
nehmen, da er befürchten muss, von seinen eigenen antifaschistisch aktiv zu werden. Aktionen die über
„Kameraden“ des Platzes verwiesen zu werden. die Abwehr der andauernd regressiven Bestrebungen
Guten Kontakt dürfte er zu Michael Koth haben. hinaus gehen halten wir dringend erforderlich. Der
Eine Internetseite, die sich nur mit der Huldigung eigene fortschrittliche Anspruch läßt sich am besten
von Arnulf Priem beschäftigte war, solange sie exi- in offensiven Aktionen gegen Staat, Nation, Volk und
stierte, auf den Namen und die Adresse von Koth an- Kapital artikulieren.
gemeldet. Priem wohnt noch immer in der Osloer
Straße im Wedding. In seinen Räumlichkeiten finden Wer vom Kapitalismus nicht reden will,
oft Kameradschaftstreffen statt. Bei diesen ist häufig sollte vom Rechtsextremismus schweigen!
die Jugendliche Claudia Voigt aus Pankow anwe-
send. Sie wird von Priem ab und zu auch von ihrer FIGHT.BACK, die erste:
www.puk.de/fightback/fightback.zip
Schule in Pankow abgeholt. Die Einbindung von Ju- NORDOST.ANTIFA, die aktuellste:
gendlichen in rechtsextreme Kreise ist eine Sache, die www.nadir.org/nadir/initiativ/aanb/antifa.html
andere ist, das zu vermuten bleibt, dass über der ge- NORDOST.ANTIFA, die älteste:
www.member.partisan/agip/archiv.html
meinsamen politischen Beziehung eher das private
und intime Verhältnis der beiden steht. Karlkurt Volkmer Hauser NPD-P.berg
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30 MOABIT FIGHT BACK MAI/03

Uwe Brunke mit Megaphon

IN DEN LETZTEN 20 JAHREN WAREN IN MOABIT IMMER WIEDER


BERLIN-MOABIT RECHTE UND RASSISTISCHE POLIT-AKTIVISTEN AUS UNTER-
SCHIEDLICHEN PARTEIEN BZW. ORGANISATIONEN ZUGANGE. IN
DEN 80ERN MACHTEN Z. B. CARSTEN PAGEL UND DIE BRÜDER MARCUS UND CORNELIUS AUS DEM ULTRARECHTEN
MOTSCHMANN-CLAN INNERHALB DER JUNGEN UNION RASSISTISCHE POLITIK IM BEZIRK. ENDE DER 80ER TRATEN
ETLICHE MITGLIEDER DER CDU JUGEND JUNGE UNION, ABER AUCH CDULER ZU DEN REPS ÜBER UND KONNTEN DORT
IHREM FASCHISTISCHEM GEDANKENGUT FREIEN LAUF LASSEN.
Bei den Wahlen 1995 kandidierte der Nazi-Kader faschistische Proteste und Aktionen haben dabei si- nisierten Nazis in Moabit auf. Der Kreisverband
Mike Penkert für den Naziverein „Die Nationalen cherlich auch eine Rolle gespielt. Nord der NPD machte vor der Arminius-Markthalle
e.V.“. Penkert gründete Anfang 1996 die „Kame- Wenn dann die Nazis auch nicht erfolgreich Fuß fas- mehrmals Info-Ständen und führte im Markthallen-
radschaft Beusselkiez“. Mit von der Partie war da- sen konnten im ehemaligen Westberliner Bezirk Tier- restaurant wenigstens zwei Veranstaltungen durch.
bei auch der heutige stellvertr. Vorsitzende des NPD- garten (heute gehört Tiergarten mit seinem Stadtteil Ein langjähriges NPD-Mitglied aus Moabit hatte
Kreisverbandes Nord, Uwe Brunke. Moabit zum neuen Großbezirk Mitte), erledigte die hierbei seine Hände im Spiel. Es handelte sich dabei
Nach dem Wegzug von Penkert aus Moabit nach Tiergartener CDU um Volker Liepelt jedoch konti- um den inzwischen verstorbenen Lutz Heuer, der
Schönefeld im Juni 1997 ist das Projekt „Kamerad- nuierlich das politische Tagesgeschäft des Rassismus. Anfang 2002 zum stellvertretenden Vorsitzenden der
schaft Beusselkiez“ beendet gewesen. Ständige anti- Im Wahlkampf 1999 tauchten dann wieder die orga- NPD-Berlin/Brandenburg aufstieg.
FIGHT BACK MAI/03 MOABIT
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Geschlechtsverkehr sichtbaren Stelle“ (Dr. Albert


Mutter) oder „Testpositiven könnte man z.B. den
scharlachroten Buchstaben A (für Aids) in den Paß
NPD KREISVERBAND NORD
stempeln“ (Prof. Haeberle). Weiterhin spricht
Motschmann in nationalsozialistischer Tradition von
„schrankenloser Freiheit einiger weniger abartig ver-
anlagter Typen“.
Damals begründete Markus Motschmann gegenüber
dem Volksblatt nochmals, warum er Homosexuelle
als „abartig veranlagte Typen mit perversen Neigun-
Lutz Heuer (tot) Georg Magnus
gen“ bezeichnet hat. Er habe sich nur einer „gängigen
medizinischen Klassifizierung“ bedient.
Tatsächlich bedienten sich die Nationalsozialisten
und Ärzte in der Zeit des Faschismus dieser biologi-
stischen Rassentheorie, um in der Praxis u.a. Homo-
sexuelle zu ermorden und zu vernichten. Zurecht
sprach die Tiergartener SPD damals von einer „men-
Peter Kerlin Claudia Jäppelt
schenverachtenden und faschistischen Art“ in der
Sprache des Dritten Reiches, die Markus Motsch-
mann verwendet habe (Tiergarten-Info Juni 87).
Hatte CDU-Politiker Peter Kittelmann im Zu-
Junge Union Zeitung Pluspunkt sammenhang mit dem „Rudelartikel“ die JU’ler Pa-
Seit Ende 1987 prägten ausnahmslos Ex-CDU-Ju- gel und Motschmann noch öffentlich verteidigt, so
nioren die faschistische REP-Politik im Bezirk Tier- war nach dem Aidsartikel im „Pluspunkt“, von „ein-
NPD KV-Nord NPD KV-Nord
garten. Den CDU-Europaparlamentarier und ach so helliger Empörung im Kreisvorstand der CDU-
,,seriösen“ Peter Kittelmann kann man getrost als Tiergarten“ die Rede. Man wollte also das vermeint-
den Ziehvater der Pagel, Motschmann, Handschuh- lich seriöse konservative Image der CDU wahren.
macher usw. bezeichnen. Motschmann und Bert Handschuhmacher, ein wei-
Carsten Pagel und Markus Motschmann waren die terer verantwortlicher Redakteur des ,,Pluspunkts“,
Hauptverantwortlichen für eine Schülerzeitung, die kamen einem Parteiausschlußverfahren zuvor und
in den 80er Jahren zum größten Teil von Mitgliedern traten aus CDU und Junger Union aus, im Oktober
NPD KV-Nord NPD KV-Nord
der Jungen Union redaktionell mitgetragen wurde. 1987 folgte auch Carsten Pagel. Alle drei waren ziem-
Unter dem Namen ,,Klartext“ und ab 1985 ,,Plus- lich schnell wieder organisatorisch vereint, und zwar Georg Wilhelm Magnus der Vorsitzende des
punkt“ zeichneten sich diese Blätter durchgängig mit bei den rechtsradikalen REPs. Insgesamt 34 Mitglie- KV-Nord ist vor einigen Jahren vom Wedding
Artikeln aus, die rassistische, nationalistische und re- der traten in Tiergarten aus der CDU und der Jun- nach Lichtenberg gezogen. Er war schon in der
vanchistische Inhalte hatten. Im ,,Klartext 24“ er- gen Union aus. Nicht wenige tauchten dann wieder Westberliner NPD aktiv, und zwar im Kreisver-
schien Anfang 1983 ein Artikel zum Tod von ,,Stuka- bei den REPs auf. band Nord, dem er seitdem stets verbunden
Oberst Rudel“, in dem der ,,erfolgreichste Kampf- Der ,,Pluspunkt“ erschien weiter unter der Regie von war. Uwe Brunke ist der stellvertretende Vorsit-
flieger aller Zeiten“, für seine Mord- und Brand- Carsten Pagel, Markus u. Cornelius Motschmann, zende des KV-Nord. Seine Nazi-Karriere kann
schatzung im faschistischen deutschen Angriffskrieg Bernardo Recoba Strasburger u.a... bis Anfang 1990 zurückverfolgt werden, dort
glorifiziert wurde. Verfasser des Artikels war Profes- Es gesellten sich ab 1988/89 u.a. Roland Hirsch, Se- war er Mitglied der mittlerweile verbotenen
sorensöhnchen Markus Motschmann, dessen Vater bastian Kliefoth, Rainer Welkisch, André Kali- FAP. In Moabit gehörte er dann Mitte der 90er
Prof. Dr. Klaus Motschmann durch seine tiefen cinski, Attila Wienstrath und Frank Seifert dazu. der „Kameradschaft Beusselkiez“ an und ist
Verstrickungen im rechtsextremistischen bzw. fa- Das Blatt wurde nun als Stadtteilzeitung für Tiergar- nach deren Auflösung dann als NPD-Kader in
schistischen Sumpf bekannt war. ten und Schöneberg deklariert und fungierte Erscheinung getreten.
Aufgrund des ,,Rudelartikels“ mußte Pagel aus dem ausschließlich für REP-Propaganda. Auch als NPDler hat er weiterhin gute Verbin-
Kreisvorstand der JU-Tiergarten zurücktreten, Pagel, Motschmann, Handschuhmacher bestimmten dungen zur rechtsterroristischen Kamerad-
konnte sich aber ca. 8 Monate später genauso wie dann Ende der 80er Anfang der 90er das Bild der schaftsszene. Der Berufskraftfahrer Uwe Brunke
Markus Motschmann dort wieder fest etablieren. Tiergartener REPs und saßen für sie in der Bezirks- lebt im Westberliner Stadtteil Siemensstadt mit
verordnetenversammlung(BVV). Claudia Jäppelt zusammen, die als Kreisge-
Ab 93 werden die REPs im Bezirk von Frank Seifert schäftsführerin im Kreisverband Nord der Ber-
VON JUNGER UNION UND CDU ZU DEN REPS (Bezirksverordneter und damals Landesvorsitzender liner NPD fungiert. Peter Kerlin aus Moabit ist
der REP-Jugend in Berlin) sowie Andre Kalicinski auch ein alter Westberliner Nazi-Funktionär. Er
Die rechtsextremistischen, faschistischen Inhalte die- (heute Kreisvorsitzender der REP-Tiergarten) ge- war seit Anfang 1970 in der NPD in verschie-
ser Schülerzeitung sorgten damals weiterhin für Wir- lenkt. Die engen Kontakte zu Mitgliedern sowie denen Parteigremien tätig, u.a. in den 80ern im
bel. Und immer wieder ist es Markus Motschmann, Funktionären der Jungen Union bestanden Vorstand des KV-Nord und zuletzt kandidierte
der sich durch Absonderung seines menschenverach- offensichtlich in der Kontinuität weiter. Zumindest er 1992 für die „Nationalen“ in Pankow. Nach
tenden, faschistischen Weltbildes hervortut. So z.B. hat Seifert das immer wieder bestätigt, so in einem wie vor gehört er zum NPD Kreisverband
im „Pluspunkt 25“ (April 1987), wo er sich für Vor- Aufruf an Mitglieder der Jungen Union, wo unter an- Nord. Die anderen hier abgebildeten „Namen-
schläge zu sogenannten „Wirkungsvollen Maß- derem zum Übertritt zu den REPs und ihrer Jugen- losen“ werden von Antifas auch dem KV-Nord
nahmen zur Aids-Bekämpfung“ wie folgt ausspricht: dorganisation aufgerufen wird. Seifert versuchte auf zugeordnet.
„Tätowierung von Virusträgern auf einer nur beim der anderen Seite, „Kameraden“ aus dem Berliner
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32 MOABIT FIGHT BACK MAI/03

Nazi-Spektrum (z.B. FAP bzw. Wiking-Jugend, beide unter Anleitung von Frank Schwerdt und Christian

„KAMERADSCHAFT mittlerweile veboten) um sich zu scharen und in der


REP-Jugend bzw. im REP-Kreisverband Tiergarten
Wendt die „Kameradschaft Beusselkiez“. Der heutige
NPD-Funktionär Schwerdt war damals Chef der
organisatorisch zu binden. In dieser Zeit stießen dann „Nationalen e.V.“ und hatte seine politischen Wurzeln
BEUSSELKIEZ“ auch Ex-Wiking-Jugendler Michael Aulich aus Schö-
neberg (heute Prenzlauer Berg) und Kim Kurlbaum
in der CDU-Heiligensee. Christian Wendt ist schon
als Jugendlicher in den 80er Jahren mit seiner natio-
zu den Tiergartener REPs, wobei Kurlbaum ein Neu- nalsozialistischen Ideologie aufgefallen. Mit von der
einsteiger war, der sich dann aber sehr schnell in Rich- Partie bei der „Kameradschaft Beusselkiez“ waren ne-
tung organisierter Neonazis bewegte. ben Kim Kurlbaum, Michael Aulich, Uwe Brunke,
Michael Vierke auch der Betreiber des damaligen
„DIE NATIONALEN E.V.“ - EIN NAZIVEREIN MIT PARTEISTATUS REP-Infotelefons Nicolas Osuna-Wernicke sowie
UND DIE KAMERADSCHAFT BEUSSELKIEZ“ Lutz Giesen.
Penkert griff ein bereits im April 1995 begonnenes
Ein bis dato der antifaschistischen Recherche unbe- rechtes Radioprojekt der REP-Aktivisten Nicolas
kannter Nazikader outete sich selbst, indem er als Di- Wernicke und Kim Kurlbaum auf, das im Offenen
Mike Penkert Uwe Brunke rektkandidat für den Naziverein „Die Nationalen Kanal Berlin (OKB) zu diesem Zeitpunkt bereits
e.V.“ zu den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus mehrmals ausgestrahlt wurde. Die Nazi-Kameraden
Auf Bestreben des damaligen Vorsitzenden des im Oktober 1995 im Bezirk Tiergarten antrat. Hier- vom Beusselkiez entwickelten dann daraus das soge-
Nazi-Wahlvereins „Die Nationalen e.V.“ und bei handelte es sich um Mike Penkert, einem ehe- nannte Radio Germania.
heutigen NPD-Funktionärs Frank Schwerdt, maligen DDR-Punker der 1968 in Merseburg gebo- Die „Kameradschaft Beusselkiez“ zerfiel dann nach
des Pressesprechers und Beisitzers im Vorstand ren wurde. Seine Wohnung in der Wilsnacker Straße Penkerts Wegzug aus Moabit. Seinem Hobby „Radio
von „Die Nationalen e.V.“ Hans-Christian in Moabit entwickelte sich vor und nach den Wahlen Germania“ widmete er sich weiterhin, das er aller-
Wendt und des Direktkandidaten des oben ge- zu einem wichtigen Nazi-Treffpunkt im ehemaligen dings heutzutage nur noch als Internetprojekt betrei-
nannten Wahlvereins zu den Abgeordnetenhaus- Westberlin. In seinen Räumen trafen sich Mitglieder ben kann. Denn nach etlichen Prozessen wurde dem
wahlen am 22.Oktober 1995 Mike Penkert, der „Nationalen“ mit Moabiter REP-Aktivisten und Nazi-Radio dann ein für allemal der Sendeplatz im
wurde Ende 1995 die „Kameradschaft Beussel- den damals bekannten Nazis Detlef Nolde (früher OKB verwehrt.
kiez“ gegründet. Das Postfach 0441,10324 Ber- Cholewa) und Tino Stange von der „Kameradschaft
lin von „Die Nationalen e.V.“ wurde als Kon- Treptow“.
taktadresse benutzt. Der Nazi-Kader Mike Pen- In ihrem Programm vertraten ,,Die Nationalen“ einen AUCH DIE NPD VERSUCHTE SICH IN MOABIT
kert wurde als Kameradschaftsführer eingesetzt. aggressiven Antisemitismus, Rassismus und Nationa- UND FAND WILLIGE HELFER
Weitere Mitglieder der Kameradschaft waren Mi- lismus. So forderten sie zum Beispiel den „Abriss al-
chael Aulich, Kim Kurlbaum, Uwe Brunke, Lutz ler Holocaust-Denkmäler...“, die „sofortige Kündi- Der Kreisverband Nord der „Nationaldemokratischen
Giesen, Nicolas Josè Osuna Wernicke und Mi- gung des Staatsvertrages zwischen dem Berliner Senat Partei Deutschland“ (NPD) versuchte in Moabit im
chael Vierke. Die Penkert-Freundin Katrin und der Jüdischen Gemeinde“ sowie die „Streichung Wahlkampf 1999 öffentlichen Raum zu erobern. Der
Drange war bei den politischen Aktivitäten ihres aller Zuschüsse an die jüdischen Einrichtungen“. frühere Aktivist der mittlerweile nicht mehr existie-
heutigen Ehemannes Mike Penkert von Anfang Schon aufgrund dieser Aussagen der ,,Nationalen“ renden Nazi-“Kameradschaft Beusselkiez“ Uwe
an auch mit dabei. Die „Kameradschaft Beussel- wurde deutlich, welche Geisteshaltung dahinter- Brunke war dabei mit federführend. Zu diesem Zeit-
kiez“ war in den Verbund von Berliner und steckt. punkt wurden zwei Infostände der NPD vor der Mo-
„mitteldeutschen“ Kameradschaften eingereiht, In der Wahlkampfphase September/Oktober 1995 abiter Arminius -Markthalle registriert. Ferner wurde
die von den „Nationalen“ F.Schwerdt und H.- zogen von Penkerts Wohnung aus fast jede Nacht Ne- in dieser Wahlkampfphase dann vom NPD-Kreisver-
Ch.Wendt angeleitet und teilweise auch finan- onazis los und kleisterten den Stadtteil mit Wahlpla- band Nord eine Veranstaltung im Markthallen-Re-
ziell unterstützt wurden. In Berlin hatten die katen der „Nationalen“ zu. Die drei Moabiter REP- staurant der Arminius-Halle durchgeführt. Das war
Beusselkiezer Nazi-Kameraden gute Verbindun- Aktivisten Kim Kurlbaum, Michael Aulich und Frank am Freitag, dem 27. August 1999, und es sollte nicht
gen zu der berüchtigten „Kameradschaft Trep- Seifert, die für die Partei „Die Republikaner“ in Tier- die letzte sein. Wiederum an einem Freitag, und zwar
tow“. garten zum Abgeordnetenhaus und zur BVV dem 30. Juni 2000, führte die NPD eine weitere Ver-
Von Moabiter AntifaschistInnen wurde die „Ka- kandidierten, widmeten sich jedoch in erster Linie anstaltung im Saal des Markthallen-Restaurants
meradschaft Beusselkiez“ als solche, zum ersten dem Wahlkampf des „Nationalen“ Mike Penkert. durch. Hierzu war u.a. auch der Bundesvorsitzende
Mal am 14. Februar 1996 wahrgenommen, als Penkert gründete dann um die Jahreswende 1995/96 Udo Voigt angereist. Weitere führende NPD-Funk-
einige von ihnen am U-Bhf. Turmstr. vor Hertie
Flugblätter verteilten. Thematisch bezog sich das
Flugi auf die Bombadierung Dresdens am 13.-
14. Februar 1945, wobei in bekannter neonazis-
tischer Demagogie vom „Alliierten Massenmord
am deutschen Volk“ gesprochen wurde.
Zum 1.Mai 1996 war Penkerts damalige Woh-
nung in Moabit Treffpunkt für Berliner und
„mitteldeutsche“ Nazis, die von dort aus nach
Marzahn fuhren, um dann am bundesweiten Na-
ziaufmarsch teilzunehmen, der damals mit ca.
300 Nazis noch relativ klein war.

Nazischmierereien in der Bugenhagenstr. in Moabit antisemitische Schmierereien


FIGHT BACK MAI/03 MOABIT
33 +

tionäre wohnten der Veranstaltung bei, bei der auch


ein Kamera-Team des ZDF zugegen gewesen sein
soll.
Mit der Verteilung von Flugblättern und einer Kund-
gebung vor dem Markthallen-Restaurant machte die
Antifaschistische Initiative Moabit (AIM) dann im
August 2000 das rechte Treiben im Markthallen-Re-
staurant im umliegenden Kiez öffentlich.
Das Gastwirtpaar Carmen und Bruno Kaminski er-
stattete gegen die AIM Anzeige wegen „Verleumdung
und übler Nachrede“, was jedoch keine ernsten Fol-
gen hatte. JournalistInnen der Berliner Zeitung und
des Berliner Abendblattes gegenüber stellten sich die
Kaminskis als „Opfer einer Verleumdungskampagne“
dar und spielten die Ahnungslosen. „Ich bin seit lan-
gem CDU-Mitglied und habe mit der NPD nichts zu
tun“, sagte Bruno Kaminski.
Die NPD war damit den lukrativen Veranstaltungs- (Foto AIB)
Links: Thorsten Heise (Blood & Honour, KS Northeim), 2.v.l. Bernd Stehmann (Bielefeld, Freie Kameradschaften), 4.v.l. Mirko Jäppelt
ort los, denn nach diesem Wirbel war den Kaminskis
(wohnt in Prenzlauer Berg), 5.v.l. Georg Magnus (Berlin Lichtenberg, NPD-KV Nord), 7. v.l. Christopher Wilhelm (Berlin-Pankow)
klar, das sie sich eine erneute NPD-Veranstaltung in
ihren Räumen nicht erlauben konnten. den Anschein, das dieser „Schmierer“ leicht durchge- das antifaschistische Politik auch die etablierte Rechte
Das Markthallen-Restaurant bleibt aber seinem rech- knallt ist, aber hinter solchen Schändungen und angreifen muss. Das trifft natürlich genauso auf die
ten Ruf auch ohne NPD treu, denn die Tiergartener Schmierereien stehen die antisemitischen Stichwort- rechtskonservativen Entwicklungen in Parteien wie
CDU um Volker Liepelt ist hier schon seit Jahren geber, und dazu gehören natürlich auch alle NPD- SPD, Grüne und PDS zu. Dabei darf auch nicht das
Stammgast und seit geraumer Zeit gewährt das Gast- Funktionäre sowie weitere Nazi-Kader. Spektrum der „Heimatvertriebenen“ und ihrer
wirtpaar Kaminski der Schill-Partei Unterschlupf. Ein solcher Exponent der Berliner NPD und des Landsmannschaften vergessen werden.
Hier fand u.a. die Gründungsversammlung des Kreis- Kreisverbandes Nord war z.B. auch Lutz Heuer, der Antifaschistische Politik muss natürlich auch wie ge-
verbandes Mitte der PRO statt. in der Moabiter Jagowstr. wohnte. Vor laufender Ka- habt Nazistrukturen aufdecken und angreifen. Ferner
Wenn es denn um „Sicherheit, Recht und Ordnung“ mera des SFB hatte der inzwischen verstorbene stell- müssen Betreiber von Gaststätten, die ihre Räume
sowie die „Interessen der deutschen Bevölkerung“ vertretenden Vorsitzende der NPD-Berlin/Branden- den Rechten für Veranstaltungen überlassen, über die
geht, so ist auch in Moabit die CDU und ihr Aus- burg im Berliner Wahlkampf 2001 folgenden Blöd- daraus resultierenden Konsequenzen aufgeklärt wer-
hängeschild Volker Liepelt das Original. Die REPs, sinn erzählt: „Ja gut, die Synagogen, die von früher den. Darüber hinaus müssen natürlich auch eigene
NPD ünd Schillpartei können da oft nur noch ab- her noch stehen, kann man ja stehen lassen, das ist Akzente gesetzt werden indem man offensiv mit Ver-
schreiben. kein Thema, aber unbedingt neue müssen nicht ge- anstaltungen und Demos in von Nazis dominierten
baut werden, weil die ja auch von der Bauart eben Gebieten auftritt.
dieses altherkömmliche Kirchenbild das in Deutsch- Seit 1989 gab es in Moabit organisatorisch zu-
ANTISEMITISCHE SCHMIEREREIEN UND SCHÄNDUNGEN land herrscht, dem widersprechen.“ (O-Ton Lutz sammengefasste antifaschistische Aktivitäten, die von
JÜDISCHER MAHNMALE Heuer) der Öffentlichkeit zunehmend wahrgenommen wur-
Am 30. Januar 2003 wurde Heuer auf einem Fried- den. Wenn die drei „magischen“ Buchstaben „AIM“
In der Nacht vom 10. zum 11. Oktober 2002 haben hof an der Weddinger Seestr. zu Grabe getragen und (Antifaschistische Initiative Moabit) in irgendeinem
unbekannte Täter zum xtenmal eine jüdische Mahn- der NPD-Vorsitzende Udo Voigt attestierte ihm im Zusammenhang in der Bezirksverordnetenversamm-
und Gedenkstätte im Stadtteil Moabit in Berlin- nachhinein „Pflichterfüllung“ und lobte ihn weiter: „ lung fielen, schäumten vor allem die CDU und die
Mitte geschändet. Das Jüdische Mahnmal an der Le- Er war stets da, wenn andere schwankten oder unsi- REPs und ereiferten sich in plumper Hetze und De-
vetzowstraße wurde mit einem etwa 30 mal 30 Zen- cher wurden“. In der Nachbarschaft des Nazis Lutz magogie.
timeter großen Hakenkreuz beschmiert. Solche Heuer wusste man allerdings davon zu berichten, dass In den letzten zwei Jahren konzentrierten sich Akti-
Schändungen haben Tradition, auch das Mahnmal er jedoch oft schwankte und so vermutlich auch der vitäten aufgrund fehlender Kapazitäten in erster Li-
auf der Moabiter Putlitzbrücke ist seit seiner Existenz „tragische Unfall“ zustande gekommen ist, bei dem er nie auf die seit 1990 alljährlich durchgeführte Moab-
immer wieder antisemitischen Angriffen ausgesetzt Mitte Dezember 2002 an den Folgen einer Rauch- iter Antifa-Demo am 9. November zum Gedenken an
gewesen. In diesem Zusammenhang muss auch er- vergiftung verstarb, die er bei einem Brand in seiner die Reichspogromnacht und einige Gedenkveranstal-
wähnt werden, das in den letzten 3 Jahren in Tier- Wohnung erlitten hatte. Von seinen Nachbarn war zu tungen gegen den deutschen Antisemitismus, so z.B.
garten/Moabit ein äußerst unangenehmer Zeitge- erfahren, das er seine Wohnung seit Jahren mit einer die Jahrestage zur Befreiung der KZ`s Sachsenhausen
nosse unterwegs ist. Er beschmiert Bewagkästen, Propangasflasche heizte, und dies in Verbindung mit und Ravensbrück.
Hauswände, Parkbänke und auch Bäume im Tier- Alkoholkonsum wohl die Ursache des Wohnungs- Andererseits hat die immer präsente Stadtteilantifa in
garten mit der antisemitischen Parole „Radio TV= Ju- brandes war. Moabit einiges an Boden verloren. Hier müssen für
denfunk“. In bestimmten Abständen pflegt er die die Zukunft wieder Konzepte entwickelt oder aber
Orte seiner Schmiertour. Insbesondere dann, wenn auch altbewährtes umgesetzt werden. Das wird aller-
Leute diesen widerlichen Spruch übermalt oder ent- FAZIT UND AUSBLICK dings nur dann funktionieren, wenn sich wieder
fernt haben, ist er wieder zur Stelle und erneuert seine mehr Menschen gegen Faschismus, Rassismus und
antisemitische Schmierereien. Irgendwie kommt es Dieser Text umreißt grob die Rechtsentwicklung der Antisemitismus engagieren.
einem so vor, als wenn ein Köter sein Revier markiert. letzen 20 Jahre in Moabit und skizziert die Braunzone
Mit großer Wahrscheinlichkeit wohnt er hier im Be- von CDU bis hin zum Neonazismus. Somit soll noch
zirk und ist mit dem Fahrrad unterwegs. Es hat zwar einmal auf die Notwendigkeit hingewiesen werden,
+
34 RUDOW FIGHT BACK MAI/03

Neonazis aus Neukölln

Rene Bethage (mitte) aus Treptow hier bei einer NPD Kundgebung gegen den Irak Krieg in Rudow NPDler aus Neukölln

IM SÜDNEUKÖLLNER RANDBEZIRK RUDOW KAM ES IN DEN LETZTEN JAHREN IMMER WIEDER


RUDOW ZU ÜBERGRIFFEN VON JUGENDLICHEN NEONAZIS AUF AUSLÄNDISCHE JUGENDLICHE. FÜR
WESTBERLINER VERHÄLTNISSE GIBT ES HIER EINE RECHT GROSSE NEONAZISZENE DIE SICH
AUF EINEN RECHT KLEINEN ÖRTLICHEN AKTIONSRADIUS BESCHRÄNKT.
So traten in den letzten Jahren drei Orte immer wie- gendlichen und schlugen das Mobiliar des gastge- nannt NW80. Rund um den Jugendclub hielten sich
der in Zusammenhang mit den meist jugendlichen benden ev. Gemeindehauses kurz und klein. Aus- immer wieder größere Gruppen von Neonazis auf
Neonazis in Erscheinung. Zum Einen ist es das Fuss- gangspunkt eines weiteren Überfalls am gleichen Wo- und gerieten mit den meist ausländischen Besuche-
ballstadion des TSV 1888 Rudow. Hier treffen sich chenende war das Fest an der Rudower Spinne, auf rInnen des Jugendzentrums aneinander.
bei den sonntäglichen Heimspielen des Vereins gele- dem sich jedes Jahr neben den etablierten Parteien Trotz der zahlenmäßigen Stärke der Szene, die insge-
gentlich rechte Hooligans die auch Heimspiele von auch die NPD mit einem Infostand präsentiert. samt bei ca. 50 Personen liegen dürfte ist der Orga-
Hertha BSC Berlin besuchen. Dazu kommen noch Hauptakteur der NPD auf diesem Fest ist der Trep- nisierungsgrad der meist sehr Jungen Nazis anschei-
ca. ein dutzend jugendliche Möchtegernhooligans die tower Neonazi Rene Bethage, der seine Aktivitäten nend sehr gering. So gibt es ausser beim Fest an der
bei fast jedem Heimspiel anzutreffen sind. Beide verstärkt auch nach Neukölln zu verlagern scheint. Rudower Spinne kaum Aktivitäten der NPD mit lo-
Gruppen haben anscheinend gute Kontakte zu rech- An diesem Überfall, bei dem ausländische Jugendli- kalem Charakter.
ten BFC Dynamo Hools; so standen beim Heimspiel che unter „Sieg Heil“ Rufen durch die Strassen gejagt
gegen den BFC ca. 200 rechte Anhänger beider Ver- wurden, beteiligten sich ca. 50-60 mit Messern und
eine gemischt im Stadion und gaben gemeinsam ras- Baseballkeulen bewaffnete Neonazis. Im April 2003
sistische Sprüche zum Besten. gab es erneut einen größeren Überfall von rechten Ju-
Als weiterer Kristallisationspunkt muss sicherlich der gendlichen auf ausländische MitbürgerInnen. So griff
U-Bahnhof Rudow gezählt werden. Die an den U- ein Mob von 25 Deutschen eine Gruppe von 6 Mi-
Bahnhof angrenzende Kreuzung Rudower Spinne, granten mit Baseballkeulen an; einer der Jugend-
mit dem sich auf ihr befindlichen Ketchup Imbiss, lichen wurde verletzt und alle 25 Nazis festgenom-
wurde in den letzten Jahren immmer wieder als Treff- men. Ein Wochenende später kam es zu einem ähn-
punkt großer Gruppen rechter Skinheads genutzt. lichen Überfall im benachbarten Treptow, ob es zwi-
Mehrmals kam es hier zu Auseinandersetzungen mit schen diesen beiden Vorkommnissen einen Zu-
türkisch- und arabischstämmigen Jugendlichen. So sammenhang gibt kann aber nicht mit Bestimtheit
wurde im Jahr 2001 bei einem Angriff von Nazis auf gesagt werden.
mehrere Jugendliche ein Nazi mit einem Messer am Ein dritter Ort, an dem es in der Vergangenheit im-
Hals verletzt, daraufhin überfielen die Rechten einige mer wieder zu Auseinandersetzungen mit Faschisten
Wochen später eine Party von mehreren hundert Ju- kam ist der Jugendclub im Neudecker Weg 80 ge- Neonazi aus Neukölln
FIGHT BACK MAI/03 NAZIAUSSTEIGER
35 +

sie weiterhin mit der gleichen Konsequenz bekämpft


werden wie aktive und organisierte Nazis. Immerhin
richten sie weniger Schaden an und stellen auch keine
akute Bedrohung mehr da. Trotzdem stehen sie ge-
samtgesellschaftlich für uns noch immer auf der an-
deren Seite der Barrikade oder gehören zumindest zu
den unzähligen stillen Nazi-SymphatisantInnen. Das
heisst für uns, dass sie sich nicht ohne weiteres in lin-
ken und alternativen Strukturen, Locations oder Mi-
lieus herumzutreiben haben. Hierfür ist erst ein rich-
tiger Ausstieg nötig.

GLAUBWÜRDIGER AUSSTIEG

Das wesentlichste Moment bei einem solchen Aus-


stieg ist die Motivation. Der Aussteiger muß aus ei-
genem Willen und aus seiner eigenen Entscheidung
den Ausstieg für sich beschließen. Die ersten Schritte
hierfür müssen von ihm selbst ausgehen. Der Ausstieg
erscheint glaubwürdiger, wenn er der letzte Schritt in
einem längerem Prozeß ist und nicht der erste. Denn
niemand geht abends als Nazi schlafen und wacht
morgens als Demokrat oder gar Antifaschist wieder
auf. Wesentlich für uns als AntifaschistInnen ist der
glaubhafte Bruch mit der Ideologie und Strukturen
der Nazi-Szene. Der Aussteiger muss alle Brücken zur
IMMER WIEDER Nazi-Szene hinter sich abgebrochen und den Weg zu-

AUSSTEIGEN BITTE! HÖRT MENSCH


VON EINSCHLÄ-
GIGEN NAZIAKTIVISTEN, DIE ERKLÄREN AUSGESTIEGEN ZU SEIN. KANN
rück versperrt haben. Er muss bereit sein mit antifa-
schistischen Gruppen offen und ehrlich darüber zu
reden, was er getan hat, mit wem er zusammengear-
beitet hat und in welche Strukturen er integriert war.
Er muss bereit sein Strukturen offenzulegen und Na-
MENSCH ÜBERHAUPT VON EINEM TAG AUF DEN ANDEREN MIT EINER MEN- men zu nennen. Die konsequente Trennung muss
SCHENVERACHTENDEN IDEOLOGIE BRECHEN? nachprüfbar und nachvollziehbar sein. Er muss von
selbst keinen Bock mehr auf die „alten Kameraden“
Vorab ist festzuhalten, dass sich die staatlichen Aus- wenn die ehemaligen rassistischen Schläger einen haben und nur mit Ekel an seine politische Vergan-
steigerprogramme von Verfassungsschutz, Polizei und neuen Job und eine neue Wohnung gestellt bekom- genheit zurückdenken, da er sich von ihr distanziert,
SozialarbeiterInnen zu einem einzigen Flop entwik- men, während ihre nicht-deutschen Opfer von Ab- sie aufgearbeitet und sie reflektiert hat.
kelt haben. Nur wenige Nazis ließen sich durch Geld, schiebung und rassistischer Alltagspolitik bedroht
Strafverschonung oder Jobvermittlung zu einem Aus- sind? Die Gefahren bei einem solchen Billig-Ausstieg
stieg aus der Naziszene locken. Für uns als autonome liegen auf der Hand. Nazis können sich mal eben aus FAZIT
AntifaschistInnen war dieser Ansatz von Anfang an der Verantwortung stehlen, wenn sie wegen ihrer Ta-
höchst fragwürdig. So geht er von der naiven und fal- ten vor Gericht stehen oder wenn ihr soziales Umfeld Natürlich gehen wir von der Veränderbarkeit des
schen Annahme aus, das es Nazis prinzipiell sozial so kein Bock mehr hat sich mit solch miesen Typen zu Menschen aus und natürlich begrüßen wir es wenn
schlecht geht, das sie auf staatliche Hilfe angewiesen umgeben. Einem späteren Weg zurück in die Nazis- Nazis irgendwann erkennen was für einen Dreck sie
sind. Erfahrungen und Untersuchungen belegen je- zene steht hierbei nichts im Wege. da eigentlich die ganze Zeit vertreten. Gründe für ei-
doch, das die meisten Nazis weder wohnungslos, nen Ausstieg gibt es schließlich genug. Je mehr Aus-
noch arbeitslos noch sonst wie sozial desintegriert steiger, um so besser! Aber Nazis are not funny und
sind. Selbst wenn sie es wären - was soll von einem AUFHÖREN IST NICHT AUSSTEIGEN Politik ist kein Kindergartengeburtstag. Bei Men-
Ausstieg zu halten sein, der quasi erkauft wurde. Der schen die eben noch bereit waren ihre menschenver-
Aussteiger musste nicht sein bisheriges Verhalten re- Viele aktive Nazis ziehen sich irgendwann aus den er- achtende Ideologie mit Gewalt durchzusetzen und
flektieren, nicht sein beklopptes Weltbild hinterfra- sten Reihen oder aus der aktiven Mitarbeit in Nazi- bei Leuten die gerade noch von einem Auferstehen
gen und auch keinen wirklichen Bruch mit seiner gruppen zurück, da ihnen Partner/in, Karriere oder des deutschen Nationalsozialismus mit seiner indu-
Vergangenheit vollziehen. Ein Ausstieg aus der Nazi- Kind wichtiger erscheinen. Trotzdem trennen sie sich striellen Massenvernichtung geträumt haben, sollten
Szene sollte außerdem für ein menschliches Wesen ei- nicht von ihren rassistischen und nationalistischen die Kriterien für einen Ausstieg nicht zu tief angesetzt
gentlich eine Selbstverständlichkeit sein und kein Ansichten. Warum auch, in der Mitte der Gesell- werden. Am Besten ist es immer noch überhaupt erst
Verhalten, das noch extra belohnt werden müsste. schaft und an den Stammtischen, fallen sie damit gar kein Nazi zu werden. Die beste Aussteigerhilfe
Andere Menschen werden ja schließlich auch nicht nicht besonders auf. Auch die Kontakte zu den alten und die beste Präventation in einem ist eine breite al-
dafür belohnt, wenn sie damit aufhören missliebige Kameraden brechen nicht ab, sie schlafen höchstens ternative, antirassistische und antifaschistische (Ju-
Personen zu jagen oder umzubringen. Was ist das für irgendwann mal ein. Solche „Zurückzieher“ sind für gend)-Kultur.
ein Verständnis von einem „Kampf gegen Rechts“, uns keine Aussteiger! Das heisst natürlich nicht, dass
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36 RECHTER LIFESTYLE FIGHT BACK MAI/03

penzugehörigkeit und Einstellungen vermittelt. Mit


der Macht, die sie in manchen Regionen ausüben
und ausstrahlen, entwickelten sich rechte Cliquen
zum bestimmenden Faktor im Sozialisationsprozeß
vieler Jugendlicher und junger Erwachsener. Die Aus-
richtung dieser politisch-kulturellen Subversionsstra-
tegie wird von der konkreten Situation vor Ort be-
stimmt. Bestehen bereits Organisationskerne (regio-
nales Aktionsbüro, InfoTelefon) in der jeweiligen Re-
gion, ist zu beobachten wie der Ausbau von Struktu-
ren darüber hinaus langfristig geplant fortgesetzt
wird. Neben der „Anti-Antifa-Kampagne“, stehen
„Anti-Globalisierungs-Aktionen“, die Thematisie-
rung des „Nahost-Konfliktes“ und seiner Rezeption
in Deutschland auf dem derzeitigen Programm der
militanten Neonazis. Gerade die Verkürzung auf be-
stimmte politische Teilbereiche wie die Migrations-
politik oder Innere Sicherheit ist ihnen gelungen auf-
zubrechen. Diskurse und Kampagnen zum Thema
„Umweltschutz ist Heimatschutz“, die Teilnahme an
„Anti-Castor-Protesten“ und die verstärkte Arbeit an
„nationalen“ Schülerzeitungsprojekten sind deutliche
Beispiele für eine Veränderung bzw. Differenzierung
der inhaltliche Ausrichtung.
„Die Attraktivität des Nazismus lag keineswegs nur
in seiner explizit propagierten Doktrin, sondern
mindestens ebenso auch in der Kraft seiner Emo-
tionen, in den von ihm geweckten Bildern und
Phantasmen.“ Saul Friedländer

DER NEONAZIS NEUER STYLE? BRAUNE MUSIK FRAKTION???

DIE ENTWICKLUNG DER EXTREMEN RECHTEN IN DEUTSCHLAND WURDE IN DEN Musik bietet der extremen Rechten die Chance der
LETZTEN JAHREN DURCH DIE VERGRÖßERUNG IHRES POTENTIALS, VOR ALLEM methodischen Indoktrination, besser als dies jemals
in klassischen politischen Veranstaltungen gemacht
ABER DURCH IHRE KULTURELLE UND POLITISCHE AUSDIFFERENZIERUNG GEPRÄGT. werden könnte. Besonders junge Menschen wurden
und werden über die Anziehungskraft des „Rechts-
Der vorliegende Artikel stellt im Überblick die neu- Telefone) regional, bundesweit und natürlich auch rock“ politisiert. Möglich ist dies vor allem dadurch,
esten Entwicklungen der kulturellen und sozialen international. Die Vernetzungen innerhalb dieser sich weil der „Rechtsrock“ sich erfolgreich das Image ei-
Stile, Subkulturen und Codes im Bereich der extre- unabhängig verstehenden Zusammenhänge sind häu- ner rebellierenden Musikform zu eigen gemacht hat.
men Rechten dar und gibt einen Einblick in die anti- fig organisch gewachsen. Hauptsächlich bestehen in- Unter dem sehr geläufigen Begriff „Rechtsrock“ wer-
faschistische Debatte zum Umgang mit diesen Ent- formelle persönliche Kontakte/Bekanntschaften zwi- den unterschiedliche Spielarten der Rockmusik zu-
wicklungen. schen unterschiedlichen führenden Kadern. Die sammengefaßt, wie zum Beispiel Skinhead-Musik,
Der Großteil der extremen Rechten in Deutschland Masse der rechtsorientierten Jugendlichen fühlt sich Dark Wave, Neofolk, Punk, Hardcore, und Heavy
organisiert sich schon seit längerem nicht mehr in eher zu rechts-militanten Strukturen hingezogen als Metal. Wichtig ist dabei zu beachten, dass „Rechts-
klassischen Parteistrukturen oder Organisationen. zu starren Parteiformen oder völkischen Vereinen. rock“ nicht immer von „rechten“ Skinheads gemacht
Besonders die letzten Jahre waren von einem allge- Das Herausbilden der organisierten Strukturen inner- wird und das er in vielen Musikstilen anzutreffen ist.
meinen Einbruch der extrem rechten Parteien ge- halb der parteiunabhängig organisierte Neonazi- „Rechtsrock“ sollte deswegen als ein Sammelbegriff
prägt. Während sich Republikaner, wie auch DVU Szene wird maßgeblich durch die politische Prägung für verschiedene Musikstile verwandt werden, deren
politisch und personell in kompletter Talfahrt befin- der unterschiedlichen sozio-kulturellen Netzwerke verbindendes Element rassistische, nationalistische,
den. War es der NPD möglich sich zu stabilisieren. bestimmt. Diese Netzwerke erfüllen die Funktion antisemitische und neonazistische Texte sind.
Vor allem im Ostteil der Republik gelang es der NPD kommunikativer und interaktiver Bezugsgruppen Obwohl der allgemeine gesellschaftliche Rechtsruck
ihr Image als „Stammtisch“ - Partei abzulegen und innerhalb des sogenannten „Nationalen Widerstan- seit Mitte der 80er Jahre oft zur Analyse und als Er-
ermöglichte damit offensiv die Einbindung von ju- des“. Die Zusammenarbeit läuft entweder projektge- klärungsmuster für die zunehmende Verbreitung
gendlichen Neonazis. Den größten Einfluß inner- bunden oder über räumlich orientierte Strukturen. rechter bis neonazistischer Inhalte mit herangezogen
halb der extremen Rechten in Deutschland stellt Nach außen hin sind es Bekleidung, Verhaltenswei- wird, unterbleibt es jedoch, die genaue Tragweite des-
heute die parteiunabhängig organisierte Neonazi- sen, Musik, Tattoos sowie oft von weiten Teilen der sen zu analysieren. Gerade die Entwicklung des rech-
Szene. Sie organisiert sich in zweckorientierten Klein- Gesellschaft kaum entschlüsselbare Codes, die wahr- ten „Lifestyle“ wird dabei häufig unterschätzt.
gruppen (Kameradschaften, Bündnis Rechts, Brau- genommen werden. Einerseits dienen sie ihren Mit- Mit der Entwicklung des „Rechtsrock“ in all seinen
nes Kreuz, Naziläden, MedienProjekte), über zentrale gliedern der Abgrenzung nach außen, andererseits Facetten und mit den neonazitischen Skinheads als
Koordinationsstellen (Aktionsbüros, Nationale Info- wird durch die gemeinsame Kultur nach Innen Grup- dessen federführenden Protagonisten ging mehr und
FIGHT BACK MAI/03 RECHTER LIFESTYLE
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mehr die Unterscheidung von dem verloren, wer oder hafte Verbreitung der als typisch rechtsextrem be- setzt. Dabei wurde hauptsächlich das Augenmerk auf
was Skinhead ist und woher die Musik überhaupt zeichneten Kleidungsmarken wurden die alten „Kult- die Verhinderung der inhaltlichen Vermittlung
kommt. Die Bekleidung der Skinhead-Subkultur war marken“ für die organisierte Neonazi-Szene immer rechtsextremer Ideologeme gerichtet. Zu selten wurde
geprägt durch einen Arbeiter- und Männlichkeits- uninteressanter. So haben sie auch die Funktion als versucht über offensive Kampagnen wenigstens den
kult. Mit diesem Stil verbinden sich Bekleidungs- eindeutiges Erkennungsmerkmal nach innen und au- Zusammenhang zwischen Ästhetik und Inhalt zu
marken wie z.B. die Boxerbekleidung von „Lonsdale“ ßen mehr und mehr verloren. durchleuchten und eigene attraktive Lebensvorstel-
oder die Bekleidungsmarke „Fred Perry. Die alten Innerhalb der „Bewegung“ vermehrte sich der Un- lungen und Jugendstile zu promoten.
Skinheadkultmarken wurden über die Jahre zu den mut gegen die kommerziellen Bekleidungsmarken. In Immer wieder wurden allein die von der jeweiligen
„In-Marken“ vieler Jugendlicher und junger Erwach- einem Text auf der Internetseite des rechtsextremen Band vorgetragenen Texte skandalisiert, seltener ihr
sener auch fernab der extremen Rechten. Im Laufe „Fanzine für Frauen - Triskele“ wird beispielsweise Auftreten und so gut wie gar nicht, wenn sie unbe-
der Zeit vermischte sich dieser Stil immer mehr mit „Fred Perry“ vorgeworfen absichtlich „dunkelhäu- kannte Zeremonien, Attitüden, Signale oder Codes
den Kultmarken der Hooligans, „New Balance“, tige“ VerkäuferInnen einzustellen und auch „New Ba- verwendeten. So konnten sich immer wieder gerade
„Hooligan“, „Troublemaker“ oder „Pit Bull“. Gerade lance“ sei ab sofort zu boykottieren, denn die Marke OI-Bands mit dem sicheren Verweis, ihre Texte seien
in Fußballstadien waren oft organisierte Neonazik- ist der „Laufschuh Nummer 1 in Israel“. nicht „rassistisch, nationalistisch oder sexistisch“ der
ader unterwegs, in Mannheim der übergewichtige Mit der Vergrößerung des „Zielpublikums“ verän- inhaltlichen Auseinandersetzung entziehen.
Christian Hehl, in Berlin die „BFCler“ um Jens derten sich natürlich auch die Logistik und Vertrieb- Genau hier muß eine linke antifaschistische Kritik
Uwe Voigt und Andreas Pohl sowie in Dortmund strukturen innerhalb der „Rechtsrock“-Szene. Orga- ansetzen. Zu wenig Gewicht wurde auf die Funktion
die „Borussenfront“ unter Anleitung von Siegfried nisierte Neonazi-Kader konnten und können sich als der etablierten Umgangsformen, Codes und der Klei-
Borchardt. Zur stilistischen Differenzierung dieser Produzent von „Rechtsrock-Musik“ oder Herausge- dung bei der Formierung der rechtsextremen Netz-
Musik in Richtung völkische Folklore haben unter ber eines Kataloges eine Existenz aufbauen. Denn werke gelegt. Politisierungsprozesse bei Jugendlichen
anderem die rechtsextremen Liedermacher Frank „Rechtsrock“ ist seit Jahren ein lukrativer Markt, auf laufen eben nicht über massiv präsentierte Inhalte.
Rennicke, Jörg Hähnel oder das weibliche Gegen- dem Millionen umgesetzt werden. Dementsprechend Zuerst müssen Emotionen geweckt werden, um über-
stück Annett Moeck beigetragen. Aber auch die mu- ist die Gründung und der Aufbau von eigenen Ver- haupt die jeweiligen Inhalte vermitteln zu können.
sikalische Orientierung am Hardcore, bzw. „Hate- sänden, Bekleidungsmarken und Labels in den letz- Damit sind bestehende Lebensgefühle, die vorherge-
core“, wie ihn beispielsweise die neonazistische us- ten Jahren massiv vorangetrieben worden. gangene Sozialisation und der Zustand der Psyche der
amerikanische Band „Blue Eyed Devil“ spielt, und Trotz unterschiedlicher Rezeption rechter Ideologien Anfang einer jeden Politisierung. Er ist offensichtlich,
der Bezug auf heidnische Motive erweiterte die mu- innerhalb der differierenden Subkulturen dominieren dass ein verhindertes Konzert zwar löblich ist, aber
sikalische und ästhetische Palette des „Rechtsrock“ dabei immer die gleichen Themen. „Macht“, „Stärke“ nur minimal zur Stärkung linker Alternativen bei-
enorm. Die Bands des „NS-Black-Metal“ lassen in und die klare Aufteilung der Geschlechterrollen sind trägt.
ihren Texten auch eine ungeahnte Deutlichkeit er- die wichtigsten Anziehungspunkte innerhalb der Gerade die stilistische Verbreiterung und Ausdiffe-
kennen. So singt die sächsische Band „Magog`s“ in unterschiedlichsten Subkulturen nicht nur für junge renzierung rechter Jugendkulturen birgt die enorme
ihrem Lied „Feuer der Dunkelheit“: „Wir marschie- Rechtsextremisten. Aber auch die Ästhetik spielt da- Gefahr der weiteren Bekanntmachung rechtsextremer
ren in eine neue Zeit, die uns von Juden und Chri- bei eine entscheidende Rolle. Für rechtsorientierte Ju- Ideologeme, ohne das die GegnerInnen überhaupt in
sten befreit.“ Obwohl solche heidnischen Motive gendliche ist nicht die Musikrichtung entscheidend, der Lage sind, diese als solche zu erkennen. Eine Ge-
durchaus auch in der „schwarzen Szene“ des Dark- sondern was Musik, Text und Auftritt an Inhalt und fahr der kulturellen Subversion basiert auf ihrer Viel-
Wave präsent sind, werden dort solche harschen Töne Mystik transportieren. Antidemokratische, anti- fältigkeit und ihrer Beliebigkeit.
nicht angeschlagen. Entsprechend dem Gestus der emanzipatorische sowie antimoderne Motive sind da- Wenn die „rechten Kulturkämpfer“ innerhalb der je-
Szene schneiden rechte Gruppen im musikalischen bei die wichtigsten inhaltlichen Wurzeln. Inszeniert weiligen Szene unterwegs sind, hilft auch keine Kam-
Stil des Neo-Folk eher mystische und klassisch völki- wird eben nicht nur ein antibürgerlicher Gestus, son- pagne „Für Toleranz und Völkerfreundschaft“ mehr.
sche Themen an. Heute ähnelt das Auftreten der or- dern eine faschistische Ästhetik. Als die populärste Diese wird auch schon von weniger geschulten Neo-
ganisierten Neonazis einer Mischung aus den unter- Mischung aus germanischer Mythologie und roman- nazis leicht inhaltlich auseinandergenommen und na-
schiedlichen Stilen der Hatecore-, Skinhead, Gang- tisch angehauchter Musik gilt in den aktuellen Ver- türlich zu ihren Gunsten ausgenutzt. Toleranz gegen-
und Rockerszene. Egal ob in der „Rockerszene“, öffentlichungen der extremen Rechten - Neofolk. über den „Intoleranten“ ist die beste Abwehr!
innerhalb der „Dark-Wave-Szene“ oder in esoteri- Entscheidend für den Erfolg ist dabei nicht, ob poli- Der Kampf um kulturelle Hegemonie wird nicht
schen Gruppen, eine Vermischung mit ästhetischen tische Botschaften lauthals verbreitet werden, son- innerhalb der Jugendszene oder Subkultur gewon-
Vorstellungen, Stilelementen und Symbole der extre- dern ob Mystik und Authentizität für rechtsorien- nen. Er muß von Seiten der politischen Linken in al-
men Rechten setzte sich in den 90er Jahren in allen tierte Jugendliche erfolgreich inszeniert wird. len Teilen der Gesellschaft offensiv geführt werden,
diesen Subkulturen fest. Auch die lange Zeit als „kos- damit auch in jeder Sub- oder Mainstreamkultur. Die
mopolitisch“ bekannte Hip-Hop-Szene muss sich überall erkennbaren Tendenzen rechter Kulturpolitik
mit den ersten Unterwanderungsversuchen von ... GEFAHR GEBANNT? stehen zwanghaft im Einklang mit den Prozessen
Rechts auseinandersetzen. „HipHop wird schneller innerhalb der vorherrschenden Dominanz und damit
weiß, als man denkt“ verkündete das rechtsextreme Die Erkenntnis, daß die Rekrutierung von Jugend- im Kontext der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Hochglanzmagazin „RockNord“ schon voller Erwar- lichen und jungen Erwachsenen in die organisierte
tung. In Internetforen äußern sich Neonazis mit den Neonazi-Szene hauptsächlich mittels kultureller und
Worten „Also, ich meine HipHop ist nicht wesent- sozialer Einbindungen funktioniert, ist nicht neu. Lesetips zum Thema:
licher weniger undeutsch als Rock“. Die bisherige Konsequenz der antifaschistischen Be-
Antifa Info Blatt Nr.55 „Der Nazis neue Kleider“
wegung war neben der Analyse, der Versuch, die Der Rechte Rand Nr.74 „Schwerpunkt: Rechte Musik“
unterschiedlichen sozio-kulturellen Angebote der ex- Monitor Nr.5 „Politik ist Politik und Fußball ist Fußball?“
GEFAHR ERKANNT... tremen Rechten innerhalb der Gesellschaft zu isolie-
Autor: Ralf Fischer, gi@mail.nadir.org
ren. Vor Ort wurde dies von der organisierten Antifa www.nadir.org/nadir/initiativ/gi
Durch die Vermischung mit anderen Modemarken und der aufgeschreckten Zivilgesellschaft durch Ver-
des gesellschaftlichen Mainstream und die massen- hinderungsaktionen und lokale Bündnisarbeit umge-
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38 REGISTER FIGHT BACK MAI/03

A Grychtoloik, Christian: 19 Lummer, Heinrich: 19 R T


„Angus“: 24 Gutsche, Markus: 12 Radicke, Nicole: 18 Thomsen, Babette: 10
Appel, Detlef: 18, 23 M Regener, Michael: 8, 24 Thomsen, Lars: 10
Aulich, Michael: 31, 32 H Macher, Daniela: 13 Reither, Albrecht: 22, 23 Töpfer, Peter: 4, 20, 29
Haase, Sören: 9, 11 Macht, Lars: 12 Riemer, Lutz: 9
B Haberkorn, Steve: 14 Magnus, Georg: 23, 31, 33 Rudolph, Marco: 11 V
Barnstedt, Imke: 21 Hahn, Monika: 19 Mahn, Jürgen: 29 Rückert, Han-Jörg: 10 Vierke, Michael: 32
Bauer, Jean-Rene: 24 Hähnel, Jörg: 12, 15, 20, 21, Matthee, Detlef: 18 Ruthke, Mirco: 9, 11 Voigt, Andreas: 29
Bauer, Rainer: 18 23, 24, 37 Matthee, Elke: 18 Ruthke, Robert: 11 Voigt, Claudia: 28, 29
Bäumler, Steve: 14 Haese, Reinhard: 18 Matthee, Rene: 18 Rutz: 18
Becke, Jörg: 19 Häusler, Manfred: 18 Matzke, Ben: 13 Röhler, Andreas: 4, 20, 24. W
Bethage, Rene: 12, 13, 15, Handschuhmacher, Bernd: Mauersberger: 11, 15 Rohde, Robert: 13 Wald, Marco: 13
21, 34 31 Meinel, Daniel: 26 Roscher, Markus: 18, 19 Wallroth: 18
Blum, Steven: 11 Harm, Henry: 18 Menz, Walter: 28 Rosengarten: 19 Walzel, Manuel: 13
Boche, Peter: 8, 9, 10 Hauser, Karlkurt-Volkmer: Meyer, Edgar: 8 Roth: 15 Weisbrich, Thomas: 18
Boche, Sofia: 8, 9, 10 29 Mierwald: 18 Weiss, Mandy: 14
Boldt, Ulli: 27 Hausmann, Karsten: 8 Millek, Jürgen: 19 S Weissleder, Norman: 17
Bönisch, Rita: 10 Hennig, Karl: 9 Mkrttschjan, Martik: 12, 13, Schadewald, Georg: 18 Weiß: 18
Böduel, Daniel: 14 Hertwig, Holger: 9, 11 14, 25 Schaffer, Ursula: 27 Welkisch, Rainer: 31
Bodenhagen, Mike: 13 Heuer, Lutz: 30, 32, 33 Möricke, Andre: 24 Schaller, Ronny: 11 Welle: 18
Borchert, Mike: 12 Hiller, Nils: 14, 15 Motschmann, Cornelius: 30, Schillok, Lutz: 10, 15 Wendt, Bendix: 24, 25
Bräuninger, Eckart: 22 Hirsch, Roland: 31 31 Schirmer, Ronald: 9, 11 Wendt, Christian: 32
Braun, Helmut: 24 Hoburg, Andreas: 9, 11 Motschmann, Marcus: 30, 31 Schlicht, Marco: 11 Wenndorf, Christian: 24
Braun, Linda: 24 Höhne: 11 Motschmann, Klaus: 31 Schmidke, Olaf: 10 Wernicke, Nicolas: 32
Britt, Detlef: 18 Hojden, Peter: 19 Müller, Carsten: 11 Schmidt, Ronald: 11, 14, 15 Wieczorek, Rene: 11
Brückner, Dennis: 14, 15 Müller, Dirk: 26 Schneider, Gerd: 21 Wienstrath, Attila: 31
Brunke, Uwe: 22, 30, 31, 32 J Müller, Fabian: 12, 14 Schneider, Paul: 25 Wild, Björn: 15, 25, 26
Buetzow, Christian: 18 Jäppelt, Claudia: 22, 31 Müller, Thomas: 11 Scholz, Alexander: 29 Wilhelm, Christopher: 16,
Burmeister, Lars: 9, 10 Jäppelt, Mirko: 22, 29, 33 Müller, Werner: 18 Schrank, Carsten: 24 25
Busch, Olaf: 19 Johlige, Eckart: 18, 19 Schröder, Michael: 9 Witt, Torsten: 19
N Schüßler, Andy: 19 Wolf, Tino: 12
C K Nachtigall, Karola: 23, 24 Schulz, Rene: 11 Wurzel, Henryk: 9, 10, 11,
Casper, Dennis: 25 Kalicinski, Andre: 31 Nahrath, Wolfram: 27, 28 Schultz, Sven: 13 15
Cholewa (Nolde), Detlef: 8, Kaminski: 33 Neye, Rene: 12 Schurak, Sebastian: 11, 13
9, 10, 11, 12, 14, 32 Keckel, Marcus: 13 Nickel, Steffen: 12 Schweigert, Oliver: 10, 16, Z
Czolbe-Senft, Franz-Eckart: Keirath, Detlef: 18 Niesar, Clemens: 24 20, 21, 22, 23, 25 Zahn, Hans-Eberhard: 18
18 Keller, Marcel: 14 Nolde(Cholewa), Detlef: 8, Schwerdt, Frank: 10, 32 Zander, Christian: 9
Czubba, Klaus-Jürgen: 18 Kendzia, Rudolf: 10 9, 10, 11, 12, 14, 32 Seewald: 18 Zanker, Michaela: 29
Kittelmann, Peter: 31 Nooke, Günter: 19 Seifert, Frank: 31, 32
D Kliefoth, Sebastian: 31 Seifert, Wolfgang: 18
Danneil, Chris: 10 Knuth, Marcel: 11 O Sennholz, Marco: 11, 12
Degebrodt, Arved: 13, 14 Knuth, Thilo: 9, 11 Ockenfeldt, Hans-Dieter: 14 Sennlaub, Andreas: 9
Degebrodt, Danny: 13, 14 König, Jens: 8 Oemus, Marco: 12, 13, 14, Snoppek, Thomas: 13
Demming, Patrick: 10, 11, Koster, David: 14 15 Sohr, Christian: 9
14 Koth, Michael: 20, 21, 29 Ortmann, Christian: 12, 14 Soluger, Norman: 14
Diesner, Kay: 11 Krämer, Sebastian: 15 Sommer, Michael: 19
Dittrich, Bianca: 11 Kraft, Manuel: 11 P Spieker: 18
Dräger, Michael: 9, 11 Krimmer, Paul: 13 Pagel, Carsten: 10, 30, 31 Spieß, Hans-Jörg: 9
Drange, Katrin: 32 Kroll, Kay-Uwe: 12 Palau (Schweigert), Stella: 23 Spindler, Andre: 11
Kruck, Carsten: 8 Penkert, Mike: 10, 31, 32 Spottek, Marco: 8, 9, 15
F Krüger, Monika: 11 Petters: 18 Stange, Tino: 8, 9, 11, 32
Fischer, Marcel: 15 Kühnert, Marcel: 14 Piek, Alexander: 9,11 Steinbach, Michael: 19
Fleischhauer, Kay: 9,11 Kurlbaum, Kim: 32 Pieper: 18 Stelter, Andrew: 11, 12
„Franzose, Der“: 13, 14 Kurzweg, Wolfgang: 18 Priem, Arnulf: 4, 8, 28, 9 Storr, Andreas: 11, 12
Strasburger, Bernardo: 31
G L Q Strese, Rüdi: 23
Geese, Enrico: 18 Lappat, Heiko: 22 Quaack, Oliver: 9 Strulick, Carsten: 9
Geisler, Jörg: 18 LaRouche: 19 Quaß, Bertram: 11 Stuhlmann, Markus: 15
Giesen, Lutz: 9, 11, 13, 22, Lauenroth, Sabine: 8 Quiram, Jan: 11 Suhr, Bernd: 24
23, 32 Liepelt, Volker: 3, 30, 33
Gloß, Henrik: 18 Louczinski, Markus: 15
Greger, Nick: 14 Luft, Johannes: 11
KONTAKTADRESSEN:
Antifaschistischer Aufstand Köpenick [A.A.K] Gruppe Internationale Webteam
c/o Infoladen Daneben, Liebigstr. 34. 10247 Berlin Mail: gi@mail.nadir.org
Mail: aa-koepenick@gmx.de Web: www.nadir.org/nadir/initiativ/gi
Web: www.aak.antifa.de
Pankower Antifa Offensive [PAO]
Antifaschistisches Infoblatt [AIB] c/o Schwarze Risse, Kastanienallee 85, 10435 Berlin
Gneisenaustr. 2 a, 10961 Berlin Mail: pao.berlin@gmx.net
Mail: aib@mail.nadir.org
Web: www.nadir.org/nadir/periodika/aib Rote Antifa Weißensee [RAW]
Mail: najetztaber@yahoo.de
Antifaschistische Initiative Moabit [AIM]
Postfach 210 235, 10502 Berlin Treptower Antifa Gruppe [T.A.G.]
Mail: a_i_m@gmx.de c/o Infoladen Daneben, Liebigstr. 34. 10247 Berlin
Mail: T.A.G.@firemail.de
Antifa Pressearchiv und Bildungszentrum e.V. [Apabiz e.V.] Web: www.treptowerantifa.de
Lausitzer Straße 10, 10999 Berlin
Mail: mail@apabiz.de Reach Out (Opferberatungsstelle)
Web: www.apabiz.de Oranienstraße 159, 10969 Berlin
Web: www.reachoutberlin.de
Autonome Antifa Nordost Berlin [AANO]
c/o Baobab - Eine Welt Laden, Christburger Straße 38, 10405 Berlin Rote Hilfe (Repressionshilfe)
Mail: aanb@mail.nadir.org www.rote-hilfe.de
Web: www.aano.tk

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Die linke Wochenzeitung

www.jungle-world.com
MAI 2003

FIGHT BACK

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