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JUGENDINFO
A u sgabe Janu a r 2 0 0 7

Inhalt:
Liebe Leserin, Lieber Leser,
Antifaschismus //
schön dass Ihr dieses Heft nicht gleich
wieder weggeschmissen und sogar
die erste Seite aufgeschlagen habt, 3 :: Prenzlauer Berger Erklärung [IOK]
ihr werdet´s nicht bereuen! In Euren 4 :: Interview mit der Initiative Offener Kiez
Händen haltet Ihr die erste Ausgabe 6 :: Nazistrukturen in Pankow [EAG]
des Antifa-Jugendinfos „Rosen auf den 10 :: Deutsche Opfermythen sind zum Kotzen [AAPB]
Weg gestreut“, das ab jetzt regemäßig
12 :: Antifa & Staat [Jusos Nordost]
erscheinen soll. Dieses Heft wird von
verschiedenen Gruppen aus dem Nord- 14 :: Erfahrungsberichte von SchülerInnen
osten Berlins herausgegeben, deren aus Pankow [ASV]
gemeinsamer Nenner darin besteht, 16 :: Chronik rechter Aktivitäten im Bezirk
dass sie keinen Bock auf Nazis, Natio- 17 :: Vorstellung des VVN-BdA
nalismus und Rassismus haben. Da es
alleine sehr schwer ist, etwas auszurich-
ten, haben wir (SchülerInnen, Azubis, Heinersdorf-Spezial //
StudentInnen) uns in verschiedenen
Gruppen organisiert, um den immer 18 :: Die Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat
agressiver auftretenden Nazis, aber auch [Heinersdorf Bündnis]
dem ganz alltäglichem Rassismus und
20 :: Heinersdorf-Rassismus [EAG]
Nationalismus etwas entgegenzusetzen.
Mit der „Rosen auf den Weg gestreut“
wollen wir dazu beitragen, dass rechte
Tendenzen in der Schule, im Kiez und
in der ganzen Gesellschaft schneller und Kultur //
besser erkannt werden, aber auch die
eine oder andere Anregung geben, was
mensch selber tun kann. Außerdem fin-
24 :: Hiphop und Sexismus [AAPB]
det Ihr hier eine Menge heißer Tips für 28 :: System Schule - Schulsystem [Antifa Bernau]
interessante Veranstaltungen, Demos, 28 :: Kültür
Parties und Konzerte in eurer Nähe. 29 :: Thor Steinar stinkt [AAPB]
Die Beiträge geben jeweils nur die
30 :: Termine
Meinung der unterzeichnenden Gruppe
wieder. Ziemlich viel Brainfood auf
31 :: Links
einmal, aber Ihr habt ja ein bisschen
Zeit zum schmökern.
Bis dahin, viel Spaß beim Lesen. Viel-
leicht sehen wir uns ja auf einer
der angekündigten Veranstaltungen!

Euer Jugendinfo-Redaktionsteam

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Steffi (17) traf sich mit Andreas (34) von der Initiative Offener
Kiez (IOK) und sprach mit ihm über die Arbeit der Initiative.

S: Was ist die IOK? sche Nazis waren das nicht, sie sahen
A: Die IOK ist die „Initiative Offener für uns BürgerInnen eher wie linke
Kiez“ , wir sind eine BürgerInnenini- Autonome aus.
tiative. Wir haben uns im Dezember
2005 als Reaktion auf die vielen S: Wie ist es dann weitergegeangen?
Naziaufmärsche im Bezirk gegründet. A: Darauf hin haben wir eine
Damals haben wir viele Flugblätter interne Informationsveranstaltung
verteilt und darin die Leute zu einem in Zusammenarbeit mit der „Netz-
offenem Meeting in das „Haus der werkstelle Moskito“ sowie der „Mobilen
Demokratie“ eingeladen . Es kam Beratungsstelle gegen Rechts“ und
etwa 30 bis 40 interessierte BürgerIn- „APABIZ“, vorbereitet und durchge-
nen und die IOK wurde geboren. Am führt. Danach, hatten wir eine etwaige
selben Abend versammelten sich auch Vorstellung, wie und wo Neo-Nazis
ca. 20 Mitglieder der Neo-Nazi Szene heute auftreten.
vor dem Haus der Demokratie. Zum Innerhalb der Gruppe diskutierten
Glück gab es einige Menschen aus wir über Probleme, die uns in diesem
dem darunter liegenden Cafe, die die Zusammenhang beschäftigen. So
Neo-Nazis frühzeitig gesehen haben starteten wir unser erstes Projekt: In
und das Tor zum Hof abgeschlossen der „Grünen Stadt“ (Gebiet südöstlich
haben bis die Polizei kam. des Thälmann-Parks/John-Scheer-
Str.) sind die meisten Straßen nach
Wir sind „Antifaschistinnen“ nur insofern, dass AntifaschistInnen benannt. Die
Straßenschilder, vielmehr die darun-
wir als BürgerInnen uns gegen faschsistische Ten- terhängenden Zusatzschilder wurden
denzen und Strukturen organisieren. IOK am 8.Mai des Vorjahres von Neo-
Nazis zerstört. Mithilfe von Plakaten,
S: Habt ihr keine Angst gehabt weiter- machten wir die BewohnerInnen des
zumachen? Viertels darauf aufmerksam und baten
A: Nein, wir haben schon einen um offene Augen und Ohren.
Schreck bekommen, aber es hat uns
eher motiviert weiterzumachen. Wir S: Das klingt ja gut! Was habt ihr
haben uns getroffen, um etwas gegen noch so gemacht?
Naziaufmärsche zu tun aber der A: Wir haben eine große Rolle bei der
Besuch hat uns gezeigt, dass die Neo- bürgerlichen Mobilisierung gegen den
Nazis nicht nur hier demonstrieren, Naziaufmarsch in Prenzlauer-Berg im
sondern hier auch Strukturen und September 2006 gespielt. Aus unserer
eine erhebliche Mobilisationskraft Sicht waren wir recht erfolgreich,
haben. Zudem waren wir erschrocken, weil endlich nach einigen Jahren ein
dass die Neo-Nazis vom Aussehen als breites Spektrum von AnwohnerInnen
solche nicht zu erkennen waren: Kli- informiert und bei den friedlichen

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Gegenprotesten aktiv waren. Auseinandersetzung zu rechten Er- Antifa-Politik kann sie nicht falsch
Weiterhin hat uns die Thematik scheinungsformen im Kiez anstoßen. sein. Und wir arbeiten ja auch nicht
rund um Heinersdorf und den Bau Kneipiers, Ladenbesitzer und Verant- gegeneinander!
einer Moschee sehr beschäftigt. Das wortliche in Vereinen, Schulen und
Auftreten und die „Anti-Moschee-Hal- Ämtern sind dazu aufgefordert, dieses S: Was habt ihr in Zukunft vor?
tung“ vieler Heinersdorfer Bürge- Engagement aktiv zu unterstützen, A: Seit kurzem arbeiten wir zusam-
rInnen, sowie die dort entstandene indem sie das Plakat sichtbar in ihren men mit dem Netzwerk Pankow
„Initiative Pankow-Heinersdorfer Läden und Einrichtungen anbringen gegen Fremdenfeindlichkeit, in dem
Bürger (IPAHB)“ empfinden wir als und so Stellung beziehen. auch viele VertreterInnen aus der BVV
intolerant und rassistisch. Mit Trans- sowie einigen anderen Initiativen aus
parenten, Argumenten und manchmal S: Und arbeitet ihr mit den Antifa- dem Berliner Nordosten sitzen. Viel-
auch lautem Gebrüll haben wir uns Gruppen aus dem Nordosten Berlins leicht können wir mit dessen Hilfe
dem rassistischen Auftreten dieser zusammen? noch einiges auf die Beine stellen. An-
„Bewegung“ entgegengestellt. A: Wir sind „Antifaschistinnen“ nur sonsten werden wir uns noch weiter
Um es noch einmal auf den Punkt zu insofern, dass wir als BürgerInnen mit der Prenzlauer-Berger-Erklärung
bringen, „wir sind keine pro-Moschee uns gegen faschsistische Tendenzen auseinandersetzen und weiterhin dazu
Gruppe“, sondern eine, die sich gegen und Strukturen organisieren. Das aufrufen uns beim Aufhängen und
die rassistische Politik der Heinersdor- bedeutet, dass es viele Überschneidun- Verteilen dieser Erklärung zu unter-
fer MoscheegegnerInnen wehrt. gen gibt - häufig sind wir gemeinsam stützen. In erster Linie haben wir uns
auf Demonstrationen und bekommen die Aufgabe gestellt, die BürgerInnen
S: In einigen Jugendclubs und vielen viele Infos aus Antifa-Broschüren des Bezirkes für antifaschistische Po-
Kneipen habe ich die „Prenzlau- usw.. Was uns unterscheidet ist, dass litik zu sensibilisieren und was gegen
er-Berger-Erklärung“ gesehen. Die wir eine für alle BürgerInnen offene Neo-Nazis zu tun, ob es nun in einer
kommt auch von euch! Was hat es Gruppe sind. Zu vielen Themen BürgerIni oder der Antifa ist.
damit auf sich? haben wir durchaus unterschiedliche
A:Wir wenden uns mit dem Plakat an politische Meinungen. Antifa-Grup- S: Danke für das interessante Inter-
die Öffentlichkeit, um die Bewohne- pen teilen meistens eine kommunisti- view und eure Zeit.
rInnen des Bezirkes zu informieren. sche oder anarchistische Gesellschafts- A: Ja, wir bedanken uns auch. Wir
Für viele noch unbemerkt machen kritik. Bei uns darf der CDU Wähler machen gerne mit dir dieses Interview,
sich auch im Prenzlauer Berg rassis- genauso wie die PDS-Unterstützerin weil es für uns wichtig ist unsere Er-
tische und faschistische Tendenzen teilnehmen, insofern es unsere antifa- klärung darzustellen. Vielleicht wirkt
breit. Auch in dem als alternativ und schistische Arbeit nicht beeinflusst. es für einige LeserInnen komisch
tolerant bekannten Kiez kommt es dieses Interview hier zwischen Artikel
zu Angriffen, rechten Sprühereien. S: Denkt ihr das diese bürgerliche zu Antifa-, Drogen- und Schulpolitik
Es werden Menschen, die nicht ins Arbeit eine Alternative zu der antifa- zu lesen. Aber wir finden es wichtig,
rechte Weltbild passen, angepöbelt schistischen Politik ist? Jugendliche bzw. SchülerInnen in den
und diskriminiert. Mit der Plaka- A: (lacht) Wir würden nie behaupten, politischen Diskurs mit einzubinden.
taktion möchte die Initiative für die dass unsere Arbeit die Richtige ist.
Problematik sensibilisieren, sowie eine Aber als Parallele bzw. Alternative zur

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Der Großbezirk Pankow ist mit 350.000
EinwohnerInnen der bevölkerungsreichste
Bezirk Berlins. Pankow nimmt kontinuier-
lich in den Polizeistatistiken über ”Politisch
motivierte Straftaten Rechts ” und Wohn-
sitze organisierter Neonazis sowie rechter
Straftäter einen der vorderen Plätze ein.
Neben Kreis- bzw. Ortsverbänden der NPD
und der ”Republikaner ”, einem regionalen
”Stützpunkt” der ”Junge Nationaldemo-
kraten (JN)”,”Autonomen Nationalisten ”,
Kameradschaftsaktivisten und Anti-Antifas
sind im Bezirk auch neonazistische Bone-
head-cliquen, Hooligans und rechte Rocker
tätig. Besonders zwischen NPD/JN und dem
Kameradschaftsspektrum sind personelle
Überschneidungen sowie enge Kooperations-
verhältnisse offensichtlich.

Andy Fischer

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Die NPD - führend im Bezirk
Der NPD-Kreisverband 8 unter Füh-
rung von Jörg Hähnel ist bestimmend
für die Pankower Neonaziszene. Häh-
nel, der mit seiner Familie (seine Frau
Stella Palau ist derzeit Landesspreche-
rin der NPD Berlin) ein Einfamilien-
haus in Hohenneuendorf bewohnt, Richie Franke Detlef Britt
sitzt seit August 2006 als Abgeord-
neter in der Lichtenberger BVV. Seit
Hauptaktionsfeld bleibt allerdings NPD, sich auch mit militant-neona- und Propaganda ködern will. Hinter
weiter Pankow. Zu dem Kreisver- zistischen Teilen der rechten Szene dieser parteiförmigen Bezeichnung
band gehören etwa 40 Mitglieder, zu vereinen. Im Jahr 2006 versuchte verbergen sich jedoch vorwiegend
daher existiert inzwischen noch ein die Pankower NPD vor allem mit Kameradschaftsneonazis. Die Leiterin
Ortsverband Pankow, der von Andreas massiven Aufkleberwellen und der des Stützpunkts Stefanie Piehl trat
Claus geleitet wird. Hähnel gilt als Teilnahme an Demonstrationen in in den letzten beiden Jahren immer
führendes Mitglied der Vereinten Heinersdorf mit dem Thema Mo- wieder zusammen mit Aktivisten der
Nationalisten Nordost (VNNO). Hier schee-Bau zu punkten. verbotenen Kameradschaften ”Tor”
kooperiert er eng mit gewalttätigen und ”Berliner Alternative Süd-Ost”
Neonazis. Dem Kreis der NPD KV8 JN Stützpunkt Nordost - auf. In den letzten Jahren war sie an
gehören auch André Werner, Patrick If the kids are united mehreren militanten Übergriffen
Christian Wehrmeister und Melanie Am 16.Oktober 2005 plakatierten beteiligt.
Ehring an. Letztere ist eine Freundin circa 15 Personen, darunter Stefanie Eine Demonstration am 22.Oktober
der JN Nord-Ost Stützpunktleiterin Piehl, die Leiterin des JN-Stützpunk- 2005 unter dem Motto „Mehr Geld
Stefanie Piehl. Auch der ehemalige tes Nord-Ost, und der Ex-BASO- und soziale Gerechtigkeit für die deut-
Pankower REP-Vorsitzende Detlef Aktivist und verurteilte Gewalttäter sche Jugend!” vom S//U-Bhf Pankow
Britt betätigt sich inzwischen bei der Markus Loszczynski aus Treptow zum S-Bhf.Heinersdorf war die bisher
NPD. für eine JN-Demonstration, die größte Aktion der JN in Pankow.
Ein weiteres bekanntes, derzeit jedoch am 22.Oktober 2005 in Pankow
inhaftiertes Mitglied des KV 8 ist der stattfand. Anschließend posierten sie Vereinte Nationalisten NordOst
ehemalige Sänger der - staatlicherseits vor der Jugendeinrichtung Kurt-Lade- Ab Mai 2004 trat mit massiven
als kriminelle Vereinigung einge- Klub und bedrohten Passanten. Der Aufkleberaktionen eine neue Grup-
stuften - Rechtsrockgruppe Landser, JN-Stützpunkt Berlin-Nord-Ost ist pierung in die Öffentlichkeit, die
Michael ”Lunikoff” Regener. Seine eine erst 2005 entstandene Unterglie- ebenfalls als Ausdruck der erweiter-
Mitgliedschaft steht für die seit 2004 derung des NPD KV 8, die besonders ten Kooperation von NPD/JN-und
zunehmenden Bemühungen der Jugendliche über Veranstaltungen Kameradschaftsaktivisten in Pan-

NPD Pankow // André Werner (1.v.l.) & Jörg Hähnel (2.v.l.)

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kow zu werten ist: Die ”Vereinten NAPB und KS Phönix - kopflose
Nationalisten Nordost ”(VNNO). Aktionen in Prenzlauer Berg
Auf Tausenden Aufklebern wurden Die ”Nationalen Aktivisten Prenzlauer
rassistische, nationalistische und Berg ” (NAPB) ist im wesentlichen
Anti-Antifa-Parolen verbreitet und ein Produkt der Neonazis Ines Wegner
es wurde gegen den Lade-Klub und und Kristian Lindner. Die Aktivitäten
das linksalternative Jugendzentrum gehen nicht über eine Internetpräsenz,
”Bunte Kuh” in Weißensee gehetzt. vereinzelte Teilnahme an Aufmär- Kristian Lindner
Die Aufkleber wurden meist nachts schen und Aufkleberaktionen hinaus.
von größeren Gruppen (bis zu 10 Aktivisten der NAPB wohnen im
Personen) in ganz Pankow, vor allem Erich-Weinert-Viertel und am nahe
aber in den Ortsteilen Niederschön- gelegenen Thälmannpark und fallen
hausen und Heinersdorf verklebt. Die dort durch Bedrohungen gegenüber
Gruppierung trat in letzter Zeit nur linken Jugendlichen auf. Das im Park
noch selten öffentlich auf. liegende Denkmal Thälmanns wurde
in der Vergangenheit öfter mit rechten
„Autonome Nationalisten”, Kame- Parolen besprüht, so wurde der Park
radschaften, Anti-Antifa von Neonazis mit Sprühereien in ”Ru-
Bei den Pankower Kameradschafts- dolf Hess Gedenkpark ” umbenannt.
strukturen handelt es sich um ein Hier ist auch ein Aktionsgebiet der
Netzwerk von etwa 15-20 Personen, Kameradschaft Phönix. Die Neonazis
das unter wechselnden Bezeichnungen Richie Franke und Anne Thederan
wie u.A. „Autonome Nationalisten sind dieser Struktur zuzuordnen.
Pankow“ agiert. Aufkleber mit diesen Franke fiel in der Vergangenheit
Labeln tauchten ab 2003 immer regelmäßig als Nazischläger auf, so
wieder in Pankow auf. Inhaltlich unter anderem, als eine Gruppe von
bestanden diese Aufkleber meist aus 20 Neonazis am 19.Dezember 2005
Gewaltdrohungen gegen Neonazigeg- versuchte, eine antifaschistische Ver-
nerInnen und offenen Bezugnahmen anstaltung im “Haus der Demokratie”
auf den Nationalsozialismus. Diesem anzugreifen.
Spektrum sind unter anderem Andy
Fischer und Martin Stelter, Kevin Auf dem absteigenden Ast: Die REPs
Ines Wegner
Platzk, Steven Ringert und Toni Die Zentrale der rechten Partei der
Böhm zuzuordnen. Letzterer spielt ”Republikaner”, die sich in der Garba-
laut Polizei eine zentrale Rolle in der ty-Villa in der Nähe von Pankow-Kir-
Pankower Struktur. Bei Durchsu- che befand und in der Vergangenheit
chungen in Andy Fischers und Martin für Treffen und Seminare genutzt
Stelters Wohnungen wurden neben wurde, musste wegen finanzieller
Listen mit Namen und Adressen Nöte in eine Wohnung in der Berliner
politischer Gegner auch Waffen ge- Straße umziehen. Der Vorsitzende
funden. Weiterhin sind die Pankower des Verbandes Michael Rauschenbach Michael Weiß
Christopher „Puffer“ Wilhelm, Paul profitierte von einer Wahlabsprache
Schneider, Dirk Müller und Michael mit der NPD und errang ein Mandat
Weiß in diesem Kreis aktiv. Weiß für die Pankower BVV, in der er seit Juliane von Sarnowski
versuchte sich auf den letzten Neona- August sitzt. Darüber hinaus hat der
ziaufmärschen vermehrt als Anti-An- Verband keinerlei Aussenwirkung.
tifa-Fotograf. Viele dieser Personen
arbeiten eng mit der NPD zusammen.
So halfen sie bei Plakataktionen in
Pankow aus.

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Nazis an Schulen - rechte Cliquen der Naziband Landser und macht aus zu einem regelmäßigen Treffpunkt
machen mobil seiner Gesinnung keinen Hehl. der rechten Szene geworden. Hier
An mehreren Schulen in Pankow gibt trifft man sowohl auf subkulturell
es Neonazi-Cliquen, die sich in der Rechte Infrastruktur und Angriffe auf geprägte Neonazis, als auch auf Kader
Schule offensiv als Nazis präsentieren. linke Lokalitäten der NPD. Im Besonderen Fokus der
Das fängt mit dem öffentlichen Zei- Die Zahl der offen rechten Treffpunk- Neonazis stehen Jugendklubs, die al-
gen von Nazisymbolen an und geht te, Läden und Kneipen ist in den ternativ geprägt sind. Dazu zählen im
bis zu Bedrohungen von alternativen letzten Jahren stark zurückgegangen. speziellen der Kurt Lade Klub und das
SchülerInnen. So hat sich am List- Die Naziläden „Andycap“, „Nordic JUP in Pankow und die Bunte Kuh
Gymnasium eine Nazi-Clique um die Thunder“ mussten schließen und in Weissensee. In der Vergangenheit
Schüler Viviane Schulz, Julius Peter ehemalige rechte Treffpunkte, wie der kam es immer wieder zu Angriffen
Bernstein, Juliane von Sarnowski, „Bienenkorb“, „Pankower Bär“ und auf diese Klubs. So wurde im erst im
Mandy Franz, Tabea Jama, Sascha „Sparstrumpf“ werden nur noch spär- Dezember 2006 ein Konzert im Kurt
Nikolaus, Eric Hohlbein formiert. lich benutzt. Der letzte verbliebene Lade Klub von ca 10 Neonazis ange-
Diese fallen vor allem durch Aufkle- Nazi-Laden Harakiri - Inhaber: Henry griffen, die KonzertbesucherInnen mit
ber-Aktionen in und um die Schule Harm , Bornholmer Straße - hat sich Steinen und Flaschen bewarfen. Vor
auf. In der Nähe der Schule existiert klar auf Neonazis ausgerichtet. Hier der Berlin-Wahl verwüsteten Neonazis
eine Wohngemeinschaft mehrerer wird Kleidung verkauft, die vor- den Hausflur des JUPs und hinterlie-
Neonazis - die die Schüler regelmäßig nehmlich von rechten Jugendlichen ßen NPD-Aufkleber.
mit Aufklebern versorgen und ab und getragen wird. Daneben gibt es CDs,
zu auf den Schulhof kommen, um Aufnäher und Buttons mit rechten Ein Text der Emanzipativen &
eine Drohkullisse aufzubauen. Am Slogans. Die Kneipe „Wohlklang“ in Antifaschistischen Gruppe
Ossietzky-Gymnasium ist der Schüler der Wollankstraße ist für ihr rechtes Ein längerer Text zu diesem Thema
Leopold Hübsch für Aktionen dieser Publikum bekannt. Das „Spasseck“ in findet sich auf www.antifa-pankow.tk
Art verantwortlich. Er trägt Aufnäher der Dietzgenstraße ist in letzter Zeit

27.JAN
BIS ZUM
17. FEB
2007
AK TIONSWO CHEN
Gegen deutsche Zustände

WWW.AKTIONSWOCHEN.TK
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Wer glaubt, so genannte „Heldengedenken“ beschränken sich
auf Halbe bzw. auf das bayrische Hinterland nach Wunsiedel,
der liegt falsch. Mitten im Herzen von Berlin gibt es da einen
kleinen Friedhof welcher Jahr für Jahr Schauplatz eines gruseli-
gen Rituals wird.

Dabei ist der „St.-Nicolai Friedhof“ an Zeitpunkt 21 Jahre jung. Politik in Wohnung haben wollte. Sie sollte es
der Torstraße Ecke Prenzlauer Allee der Sturm- Abteilung (SA) zu machen auch sein welche die Rotfrontkämpfer
ein recht beschauliches, unscheinbares hieß damals, den politischen Gegner des RFB über Wessels Aufenthaltsort
Fleckchen Erde, doch auch dieses Mal durch die Gassen zu jagen und alles in kenntnis setzte. Beim folgenden
werden (pünktlich zum 23. Februar) dem Erdboden gleich zu machen, was Überfall wurde kurzer Prozess ge-
wieder jung- und Altnazis versuchen nicht ins faschistoide Weltbild der macht und der Gelegenheitskriminelle
ihrem alten Idol, dem SA- Sturmfüh- NSDAP passte. und Mitglied des RFB Albrecht „Ali“
rer Horst Wessel, mittlerweile zum 77. Höhler schoss Wessel mit den Worten
Todestag, zu Gedenken. „du weißt schon wofür...“ ins Gesicht.
Wessel war gegen Ende der 20er „Du weißt schon Da dieser sich weigerte seine schweren
einer der „schillernsten Figuren“ wofür...“ Verletzungen von dem jüdischen
im Kampf um die Straße, welcher Arzt Dr. Selo behandeln zu lassen
sich hauptsächlich zwischen SA und starb er nur wenige Tage später im St.
RotfrontkämpferInnen des RFB zu Wessel machte sich mit dieser Schlä- Joseph Krankenhaus, dem heutigen
trug. Er trat 1926 in die NSDAP ein ger- Variante viele Freunde (inner- Krankenhaus Friedrichshain an einer
und schaffte es mit Hilfe von Joseph halb eines halben Jahres wuchs der Blutvergiftung. (vermutlich ist bei
Goebbels, welcher schnell dessen un- Sturm 5 von 30 auf 250 Mitglieder!) dem Handeln kurz vor seinem Tode
ermessliches Eifer im veranstalten von sowie dementsprechend viele Feinde. die Hauptursache zu suchen weshalb
Seminaren und verbreiten von Propa- Eine seiner ärgsten war wohl seine er für spätere Nazigenerationen der
ganda erkannte, in kürzester Zeit den Vermieterin Elisabeth Salm, welche Hero schlechthin wurde)
Aufstieg zum SA- Sturmführer des den Jungnazi, nicht zuletzt wegen aus-
SA- Sturms 5. Wessel war zu diesem stehender Mietzahlungen, aus Ihrer

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Shit lives on...
Nach seinem Tod am 23. Februar 1930 auf dem „St.
Nicolai“ Friedhof unter tumultartigen Zuständen beerdigt,
wurde Wessel zur Märtyrer hostilisiert. Straßen und Plätze
erhielten nach der Machtergreifung Hitlers 1933 seinen
Namen und sogar der Berliner Bezirk Friedrichshain hieß
von nun an „Horst Wessel Stadt“. Seine poetischen Ergüsse,
genauer das Gedicht:“Die Fahne Hoch, die Reihen fest
geschlossen!“, welches zum ersten mal in der NS- Zeitung
„Der Angriff“ veröffentlichte, wurde (vertont) zur zweiten
(inoffiziellen) Nationalhymne Deutschlands und wird auch
heute noch gern von Nazis auf Kameradschaftsabenden
gesungen. Niemanden wird es verwundern das auch die
NPD mit einer kürzlich gegründeten „Horst Wessel-Stif-
tung“ auf Ihre Art und Weise dem damaligen SA-Schläger
erinnern will. Obwohl das Grab selbst noch in der DDR
unkenntlich geschliffen wurde und lediglich das seines Va-
ters, Ludwig Wessel vorhanden ist, bleibt der Friedhof im
Prenzlauer Berg, an der Grenze zu Mitte, ein Ort an dem
jedes Jahr aufs neue Nazis mit diversen Aktionen, wie dem
ablegen von Kränzen oder dem abhalten von Trauerfeiern
ihrem widerwärtigen Idol gedenken wollen. Die Antifa
spielt da natürlich nicht mit und so waren schon die letzten
Jahre für die selbst ernannten KameradInnen eine Mehr
oder Weniger großer Reinfall. Gegenkundgebungen und

Richtig so!
die hohe Präsenz von Antifas machten es möglich das Nazis
entweder gar nicht oder nur heimlich an das Grab treten
konnten.

Wir werden auch dieses Jahr vor Ort sein um zu verhin-


dern das Nazis ihren Opfermythos wieder aufleben lassen.

Lasst sie nicht in die Nähe!


Lasst sie nicht einmal dran denken!
Wir sind P´Berg Ihr seid Scheisse!
Deutsche Opfermythen sind zum Kotzen!

Ein Text der


Autonomen Antifa Prenzlauer Berg

Weitere Infos zu Gegenaktionen


erfahrt ihr auf www.aapb.de.vu
und www.aiwp.de.vu.

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Der staatliche Umgang mit Rechtsextremismus war und ist oft
Gegenstand der Kritik von Antifaschistinnen und Antifaschis-
ten. Kritisiert wird, dass von staatlicher Seite zu wenig und
zu inkonsequent gegen Rechtsextremismus vorgegangen werde.
Stattdessen werde das Problem verharmlost und verdrängt.

Im Rahmen der akzeptierenden leichte Verletzungen erlitten. Der


Jugendarbeit würden rechten Jugend- Tatvorwurf des Mordes wirft einige
lichen Orte bereitgestellt werden, Fragen auf. Den fünf wird unter-
während alternativen Jugendprojekten stellt, sie hätten seinen Tod billigend
die Gelder gestrichen wurden. Ein in Kauf genommen. Aus welchem
Punkt, von den vielen Punkten, die Grund in diesem Fall unter einem
am staatlichen Umgang mit Rechts- Mordvorwurf ermittelt wird, ist nicht
extremismus zu kritisieren sind, soll nachvollziehbar. Das antifaschistische
in diesem Beitrag anhand einiger Engagement der betroffenen Personen
jüngster Vorkommnisse behandelt ist wohl kein Indiz dafür, dass diese
werden: die Kriminalisierung antifa- das Leben anderer Menschen aufs
schistischer Politik. Die Frage ist auf Spiel zu setzen. Während vier der fünf
der einen Seite deshalb zentral, da Personen haftverschont wurden, sitzt
antifaschistische Politik schlicht nicht eine Frau noch immer in Untersu-
möglich ist, wenn die Menschen, die chungshaft. Die Verfahren finden
sie machen, mit Strafverfahren belegt vor dem Hintergrund einer massiven
werden, auf der anderen Seite legt sie Welle neofaschistischer Gewalt in
offen, wie von staatlicher Seite gegen Potsdam statt. Seit dem Mai letzten
Rechtsextremismus vorgegangen wird. Jahres sind allein 23 Übergriffe gegen
So bitter diese Feststellung auch ist, Linke und AusländerInnen öffentlich
oftmals werden von staatlicher Seite geworden. In Teilen der bürgerlichen
gerade die, die gegen rechts kämpfen, Medien wird versucht, die Situation
kriminalisiert. zu einer Art Bandenkrieg zwischen
links und rechts, an dem beide
Beispiel 1: Potsdam Seiten Schuld hätten, zu stilisieren.
In Potsdam wird fünf AntifaschistIn- Diese Darstellung ist schlicht falsch.
nen versuchter Mord vorgeworfen, Neonazis versuchen zunehmend den
da sie am 18. Juni 2005 in Potsdam öffentlichen Raum in Potsdam zu be-
einen Rechtsradikalen zusammen- setzen. Was dies bedeutet, ist bekannt:
geschlagen hätten. Der Nazi hat Angst, Schrecken und große Gefahren

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für alle potentiellen Opfer rechter Gratis-Cocktail geben. Grund genug
Gewalt. Das Problem ist kein angebli- für die Berliner Polizei mal wieder ei-
cher Bandenkrieg zwischen links und nen Großeinsatz zu fahren. Die Party
rechts. Das Problem ist die Existenz wurde kurzerhand geräumt. Die an-
von Neonazis und deren Gewalt. wesenden und oftmals minderjährigen
Personen wurden stundenlang festge-
Beispiel 2: Berufsverbot halten, die Personalien festgestellt und
Ein weiteres Beispiel staatlicher Re- Fotos gemacht. Parallel dazu wurden
pression gegen antifaschistische Politik zwei Bürogemeinschaften, zwei
ist die Wiederbelebung des Berufs- Privatwohnungen, der Antifa-Versand
verbots. Der Realschullehrer Michael Red Stuff sowie das Antifaschistische
Csaszkóczy wurde zunächst nicht in Pressearchiv und Bildungszentrum
Baden-Württemberg in den Schul- (apabiz) durchsucht und zahlreiche
dienst übernommen, später schloss Gegenstände wie CDs und Computer
sich Hessen dieser Position an. Vorge- beschlagnahmt. Vorwurf war der Auf-
worfen wird Michael Csaszkóczy, dass ruf zu Straftaten. Als Folge auf diese
er Mitglied in der Antifaschistischen Repressionswelle fand an 16. Septem-
Initiative Heidelberg ist. Dabei geht ber 2005 eine große Antifa-Gala ge-
es weder um eine konkrete Straftat gen Repression und Nazi-Wahlkampf
noch um eine konkrete Handlung, die statt, auf der Anti-Nazi-Aktivitäten
ihm zur Last gelegt wird. Vorgeworfen prämiert werden sollten. Anwesend
wird ihm lediglich, Mitglied in einer waren u.a. Christian Ströbele von den
antifaschistischen Gruppe zu sein und Grünen, Martin Sonneborn von „Die
antifaschistische Politik zu machen. Partei“ sowie die Bezirksbürgermeis-
Die Unschuldsvermutung wird dabei terin von Friedrichshain-Kreuzberg
schlicht außer Kraft gesetzt. Als Cornelia Reinauer (Linkspartei). Die-
unschuldig gilt eine Person so lange, se Party wurde nicht geräumt – wohl
bis sie nicht von einem Richter vor angesichts der anwesenden Promis.
Gericht verurteilt wurde. Das Urteil Das legt den Verdacht nahe, dass es
eines Richters wird im Falle von bei dem Agieren der Polizei im August
Berufsverboten durch angebliche um Einschüchterung und Ausspionie-
Erkenntnisse des Verfassungsschutzes ren linker Strukturen ging.
ersetzt, nach dessen Beurteilung die
betreffende Person als verfassungs- Bei den hier skizzierten Fällen handelt
feindlich anzusehen sei und deshalb es sich nur um drei Beispiele. Es gibt
im Staatsdienst nichts zu suchen habe. zahlreiche mehr. Für uns als Jusos
Mit rechtsstaatlichen Grundsätzen geht es darum, gegen die Kriminali-
hat eine solche Praxis nicht gemein. sierung von antifaschistischer Politik
Gegen einen solchen Umgang mit zu wirken. In der Öffentlichkeit gilt es
antifaschistischen Personen ist auf das Solidaritätsarbeit für die betroffenen
Deutlichste zu protestieren. Antifaschistinnen und Antifaschisten
zu organisieren.
Beispiel 3: Berlin
In Berlin fand am 27. August 2005 Keine Kriminalisierung des antifa-
in Berlin Mitte eine linke Party statt. schistischen Widerstandes!
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Solidarität ist eine Waffe!
die Stadt mitten im Wahlkampf. Für
jedes abgerissene und mitgebrach-
te Wahlkampfplakat von rechten Ein Text von den
Parteien sollte es auf der Party einen Jusos Berlin [Kreis Nordost]

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Neonazistische und rassistische Vorfälle sind an Berliner Schu-
len keine Seltenheit. Besonders im „gutbürgerlichen“ nordöst-
lichen Bezirk Berlin-Pankow ist es bereits Teil des Alltags,
wenn Jugendliche innerhalb ihrer Schule aufgrund ihrer
Hautfarbe, Religion oder einfach ihres Lifestyles wegen
diskriminiert werden.

Hauptakteure sind meist Mitschü- schlechtes Ansehen der betreffenden Schüler_innen an der Friedrich List
ler_innen, die sich als Neonazicliquen Schulen. Oberschule deutlich bemerken. Auf
organisieren. Widerstand wird ihnen einmal war es der Trend Landser zu
meistens lediglich ,wenn überhaupt, Friedrich List Gymnasium hören und andere Mitschüler_innen,
von Schüler_innen geleistet, die sich Das Friedrich List Gymnasium ist sollten diese nicht in das alte und
damit physischer und psychischer heute eine Schule mit fast 1000 kleinkarierte Weltbild von Volk und
Gewalt aussetzen. Auf Seiten der Schüler_innen. Viele verschiedene Vaterland passen, zu bedrohen.Verein-
Lehrer_innen wird das Problem ent- Meinungen und jugendliche Subkul- zelt trugen Schüler_innen Kleidung
weder totgeschwiegen und ignoriert turen treffen hier aufeinander. Im Jahr der Nazi-Marke „Thor Steinar“, was
oder verharmlost und kleingeredet. 2005 konnte mensch eine drastische kaum Reaktionen bei Lehrer_innen
Befürchtet wird wahrscheinlich ein Veränderung der Jugendkultur einiger und Schüler_innen hervorriefe. Auch

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waren rassistisches Gedankengut und Ausschließung dieser Schüler_innen der Basis von Volk, dessen Eigenschaf-
anfangs „nur“ verbale Gewalt (wie z.B. von den Projekttagen. Konsequen- ten und Vaterland. Jedenfalls ist es
Scheiß Neger, Ausländerpack, Zecke, zen gab es seitens der Schulleitung nichts Besonderes, dass in einer Zeit,
linkes Gesindel...) auf dem Schulhof für diese Schüler_innen nicht. Es ist in welcher der Senat versucht Geld zu
Altag im Sprachgebrauch vieler Schü- aber auch nicht weiter verwunder- sparen, welches er nicht zuletzt bei der
ler_innen.Es handelte sich hier um lich, wenn mensch sich anhört, was Bildung junger Menschen tut, solche
eine Gruppe von Jugendlichen aus der speziell eine Lehrerin des Friedrich Probleme totgeschwiegen werden, um
neunten und zehnten Klassenstufe. List Gymnasiums zu sagen hat. Als sie keinen Vorwand zu liefern eine be-
Durch die Tatsache alarmiert, dass die von Schüler_innen auf das schulintern treffende Schule zu schließen. Dies ist
Clique begann auf dem Schulgelände bekannte Problem mit der Nazicli- natürlich keine Entschuldigung dafür,
NPD-Sticker zu kleben und Haken- que angesprochen wurde und eine dass sich monatelang am Schulgebäu-
kreuz-Buttons zu verteilen, wurde öffentliche Auseinandersetzung der de des Gymnasiums Hakenkreuze,
das Problem an der Schule publik. Schule mit diesem Problem gefordert Anti-Antifa-Parolen, rassistische
Schüler_innen und Lehrer_innen wurde, entgegnete sie: „Der deutsche Reime und andere Widerwärtigkeiten
waren die Codeierungen, Zeichen, Denunziant ist des deutschen größter befinden. Zwischen alternativen und
Runen und die neue Nazi-Mode nicht Feind“. Dem Wortlaut nach würde rechts-konservativen Schüler_innen
bekannt.Um Aufklärung zu schaffen, dieser Satz bedeuten, dass die größte gab es einen Kampf um die Köpfe
finden seit mehreren Jahren Projekt- Bedrohung für Deutschland und seine der Mitschüler_innen. Dieser wurde
tage gegen Rechtextremismus statt. Einwohner, die Deutschen, ein/e Ver- u.a. mit politischen Graffitis in und
Dieser wurde von den betreffenden räter_in aus „den eigenen Reihen“ ist. an der Schule geführt. Hier meldete
Schüler_innen durch Zwischenrufe Wir sind nicht nur der Meinung, dass sich die Direktion und beschloß einen
gestört und zu boykottieren ver- das Blödsinn ist, wir verurteilen solch Reinigungstag des Schulgebäudes von
sucht. Weiter forderten verärgerte völkische Ideologie und das Konstru- diesen Graffitis. An der Schule gibt es
Schüler_innen nach Aufklärung und ieren künstlicher Gemeinschaften auf eine antirassistische Arbeitsgemeint-

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schaft, die durch das Zerstören von der Schule bedroht, aber einen Schü- noch mehr Aufklärung nötig.
vor dem Gymnasium verteilten NPD ler, der mit einem Landser-Aufnäher Ein Lehrer hielt seine Thor Steinar
Schulhof CD`s, organisieren der seit durch das Schulgebäude läuft, sich Kleidung für ganz normale Sport-
2002 stattfindenden Projektagen ge- bereits viele NS-verherrlichende Din- und Freizeitbekleidung und trug sie
gen Rechts und die Eigenproduktion ge geleistet hat und sich auch sonst während seiner Unterrichtsstunden.
eines Hörspiels auf der Grundlage des keine Mühe gibt besonders neutral zu Arrangierte Schüler_innen infor-
Buches „Die Erinnerung darf nicht erscheinen. mierten ihn und brachten ihn zum
sterben“ von der im KZ Ravens- Wenn in diesem Zusammenhang über Ablegen dieser Kleidung.
brück inhaftierten Barbara Reimann das Carl von Ossietzky Gymnasium
bemerkbar wurde. Nach Meinung berichtet wird, muss erwähnt werden, Vergleichbare Vorfälle gibt es in ganz
vieler Schüler_innen wird aber immer dass es vor einigen Monaten ein paar Berlin. Solche waren die Ursache,
noch zu wenig gegen die Neonazis an Maler von DH (eine schon seit sehr welche zu der Gründung der ASV,
der Schule unternommen. Die Schule langem bestehende und grundlegend der Antifaschistischen Schüler_innen
bemüht sich seit kurzem um den Titel keine neonazistische Crew) wohl Vernetzung, führten. Wir lehnen Au-
„Schule ohne Rassismus/Schule mit besonders angesagt fanden auf dem toritäten ab, in schulischen Gremien
Courage“.Um diesen Ansprüchen Schulhof und in naher Umgebung und darüber hinaus, kämpfen für ein
gerecht zu werden muss aber einiges der Oberschule ein abgewandeltes Ha- demokratisches Schulsystem, frei von
verändert werden. kenkreuz, Codierungen wie 88, 18C, menschenverachtender Ideologie und
28C , die Parole „Nein zur Moschee“ Diskriminierung und treten deshalb
Carl von Ossietzky Gymnasium sowie eine Vielzahl von Wortgrup- für eine Veränderung der herrschen-
In der nähe des Friedrich List Gym- pen, welche männliche Dominanz den Ordnung ein.
nasiums, keine 3 Kilometer entfernt, ausdrücken sollen, in ihren Bildern zu
befindet sich das Carl- von- Ossietz- verwenden. Nachdem der Schulleiter
ky- Gymnasium. Die Schule ist für ihr darüber informiert wurde passierte
alternatives linkes Auftreten bekannt, erst einmal nichts. Erst nach mehreren
trozdem ist man auch hier nicht frei Anfragen, welche die Beseitigung
von Neonazismus und Sexismus. Es dieses Graffitis forderten, konnte die Ein Text der
gibt dort zwar keine Naziclique, die Schulleitung zu Gegenmaßnahmen Antifaschistischen
andere Schüler_innen nach oder in bewegt werden. Aber auch hier ist Schüler_innen Vernetzung

Chronik Eine unvollständige Auflistung


rechter Aktivitäten in Pankow 2006

06.02.06 26.04.06 Angehörige der rechten Szene kunft geschlagen und getreten.
Vier vermummte Neonazis In der Dietzgen- Ecke wie etwa J. Hähnel, NPD- Er erleidet Prellungen an Kopf
schubsen einen jungen Linken Heinrich-Böll-Str. (Nieder- Kreisvorsitzender in Pankow. und Oberkörper.
an der Tramstation Arnswalder schönhausen) stehen ca. acht Aus dem Aufmarsch heraus
Platz (Prenzlauer Berg) von an ihren T-Shirts eindeutig kommt es zu Beschimpfungen 05.06.06
hinten aus der Bahn und treten erkennbare Neonazis, trinken und Bedrohungen von linken Ein 22-jähriger pöbelt vom
und schlagen dann auf ihn ein. Bier und pöbeln Passant/innen Protestierenden. Balkon seiner Wohnung in
an. 25.05.06 der Schliemannstr. (Prenz-
01.04.06 Vier äußerlich als rechts er- lauer Berg) einen 40-jährigen
Ca. 150 Neonazis demons- 20.05.06 kennbare männliche Personen Passanten aus Frankreich rassis-
trieren gegen die Moschee Eine Anti-Moschee-Demonst- schubsen in der Schönhauser tisch an und verfolgt ihn dann.
in Pankow. Der Aufmarsch ration der „Bürgeraktion gegen Allee (Prenzlauer Berg) eine In Höhe Dunckerstr. bewirft
führt vom S-Bhf. Wollankstr. Überfremdung unseres Bezirkes“ Frau, die mit ihrem Freund, er ihn mit einer Glasflasche.
zum S/U-Bhf. Pankow. Der zieht von der Heinersdorfer einem Mann türkischer Her- Ein zu Hilfe eilender zweiter
Berliner NPD-Chef Bräuniger Tiniusstr. nach Alt-Pankow. kunft, unterwegs ist. In dem Passant wird bedroht.
fordert die Deportation von Es beteiligen sich ca. 200 entstehenden Handgemenge
Ausländern. Personen, darunter zahlreiche wird der Mann türkischer Her-

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Die Vereinigung der Verfolgten des Die VVN-BdA bietet an und vermit- Der VVN-BdA Pankow arbeitet seit
Naziregimes-Bund der Antifaschistin- telt: vielen Jahren mit Schüler/innen und
nen und Antifaschisten Berlin-Pan- // Gespräche mit Zeitzeugen Lehrenden, Jugendklubs und antifa-
kow ist ein gemeinnütziger einge- // Führungen zu ehemaligen Stätten schistischen Gruppen im Rahmen von
tragener Verein, in dem die meisten jüdischen Lebens in Pankow und durch Projekttagen, Deutsch-, Geschichts-
überlebenden Widerstandskämpfer/ das ehemalige jüdische Waisenhaus und Kunstunterricht, Veranstaltungen
innen und Verfolgten aus Pankow // Die Ausstellung über die jüdische und lokalen Bündnissen.
organisiert sind. Ausserdem gehören Geschichte Pankows für Schulen und
der Pankower VVN-BdA viele Famili- öffentliche Gebäude Interessierte mailen einfach an
enangehörige und Hinterbliebene von // Bücher und Broschüren über bda-pankow@gmx.de
Verfolgten sowie weitere engagierte Widerstand, Verfolgung und jüdische
Antifaschist/innen ganz verschiedenen Geschichte
Alters an. // Workshops und Seminare

31. Januar 2007 // 19:00 // JUP innerungen berichten und für Nachfragen und Diskussi-
(Florastr. 84, Nähe S/U Pankow und S Wollankstr.) on zur Verfügung stehen. Dr. Inge Lammel, ebenfalls von
Zeitzeugengespräch im Jugendzentrum Pankow der antisemitischen Verfolgung betroffen, erforscht seit
Horst Selbiger, Jahrgang 1928 aus Berlin, erlebte seit vielen Jahren die jüdische Geschichte Pankows und wird
seiner Einschulung 1934 die meisten Aspekte der nazis- das Thema der Entrechtung, Enteignung und Verfolgung
tischen Judenverfolgung am eigenen Leibe. Nur knapp jüdischer Gewerbetreibender näher erläutern.
entging er der Ermordung. Einem Verwandten von ihm
gehörte ein Geschäft in Pankow. Die Familie wurde ent- Eine Veranstaltung von
eignet und vertrieben. Horst Selbiger wird aus seinen Er- VVN-BdA-Pankow, EAG und JuP

18.06.06 Straße zerschlagen und einen 23.08.06 gen Mittag wird ein Wahlstand
Eine Afroamerikanerin wird Pkw beschädigt hatten. Ein 33-jähriger Mann aus der „WASG“ am S/U-Bhf.
auf dem Flohmarkt am Mau- Kamerun wird abends an Pankow von drei Neonazis
erpark (Prenzlauer Berg) von 18.08.06 der Ostsee- Ecke Goethestr. angegriffen. Die Neonazis
einem Standbesitzer rassistisch Ein Mann bespuckt nachts in in Prenzlauer Berg von drei verstreuen Wahlkampfmaterial
beschimpft, als sie sich Kleider der Dänenstr. Ecke Schön- äußerlich als rechts erkennba- auf dem Bahnhofsvorplatz
ansieht. Dann packt der Mann hauser Allee (Prenzlauer Berg) ren Männern angegriffen. Sie und beleidigen und treten
sie am Arm und schubst sie einen 27-jährigen Sudanesen schlagen ihr Opfer, bespucken einen 16-jährigen WASG-Un-
vom Stand weg. Nachdem sie aus Prenzlauer Berg und und beleidigen es rassistisch terstützer. Zeitgleich postiert
die Flohmarkaufsicht zu Hilfe schlägt ihm dann eine Bierfla- und flüchten anschließend. sich ein NPD-Stand am nahe
geholt hat, wiederholt der sche gegen die Schulter und ins Der Angegriffene erleidet gelegenen Rathaus-Center.
Standbesitzer die rassistischen Gesicht. Dann kommen noch Verletzungen im Gesicht und
Beschimpfungen. drei Männer hinzu, schubsen an der Schulter. 09.12.06
den Afrikaner hin und her Während eines Konzertes im
und beleidigen ihn. Er erleidet 16.09.06 Pankower Kurt-Lade-Klub
Gesichtsverletzungen, kann In der Nacht von Freitag zu überfallen etwa zehn Neonazis
15.07.06 sich aber losreißen. Samstag verwüsten Neo- die Einrichtung. Sie zerstören
Drei 16-Jährige und ein nazis das Treppenhaus des Teile der Außengestaltung und
17-Jähriger aus Pankow 19.08.06 „Unabhängigen Jugendzentrums bewerfen einen Mitarbeiter mit
werden kurz nach Mitternacht Ca. 250 Neonazis marschieren Pankow“ (JuP) in der Florastr. einem Stein, der diesen nur
vorübergehend festgenommen, unter massivem Polizeischutz (Alt-Pankow). Sie beschädigen knapp verfehlt. Anschließend
nachdem sie in Rosenthal rech- durch Prenzlauer Berg bis zum Briefkästen, Lichtschalter und bedrohen und schlagen sie zwei
te Parolen (u.a.: „Sieg Heil“) S-Bhf. Bornholmer Str. eine Lampe und hinterlassen Menschen am nahegelegenen
gerufen, Glasflaschen auf der mehrere NPD-Aufkleber. Ge- Pastor-Niemöller-Platz.

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Ein kleiner Geschichtlicher Abriss bar. In den Räumlichkeiten findet seit zwei Jahren
Die Ahmadiyya-Gemeinde gehört zu den moder- ein interreligiöser Dialog mit VertreterInnen ande-
neren und reformistischen Glaubensrichtungen des rer Religionen statt. Für diese Begegnungen, aber
Islam. Sie wurde 1889 in Indien ins Leben gerufen auch für die 200 Berliner Gemeindemitglieder sind
und ist eine konservative aber friedliebende Ge- die Räume des jetzigen Gemeindehauses zu klein.
meinde. Ihr Leitspruch lautet „Liebe für alle – Hass Ein weiterer Grund für den Bau in Heinersdorf ist
für keinen“. Doch an solch feinsinnigen Unter- die Erreichbarkeit. Durch die günstige Autobahn-
scheidungen scheint in Heinersdorf kaum jemand anbindung könnte ein Grossteil der Gemeinde-
interessiert zu sein. So erkennt ihr Glaube zum mitglieder, welche über ganz Berlin verstreut sind,
Beispiel Mohammed nicht als einzigen Propheten die Moschee gut erreichen. Außerdem kann die
an, weshalb sie beispielsweise in Pakistan verfolgt Moschee nach Mekka ausgerichtet werden und
werden. Die Ahmadiyya wurde 1974 durch das das Grundstück konnte relativ günstig erworben
pakistanische Parlament zur nicht-islamischen werden.
Minderheit erklärt, was zu mehrfachen Pogromen So hätte die Suche der Gemeinde ein Ende. Seit 10
durch die sunnitisch-muslimische Mehrheits- Jahren suchen sie ein geeignetes Gelände, viermal
bevölkerung führte. Als „Abtrünnige“ fallen die wurde ihr Bauvorhaben in Berlin abgelehnt. Bis
Ahmadiyys unter das Blasphemiegesetz 295 C, 2007 will die Gemeinde ihr Zweigeschossiges
welches auch die Todesstrafe miteinschließt. Der Gebetshaus mit einem 15 Meter hohen Minarett
Mord an Ahmadiyys wird somit von staatlicher und Kuppel fertiggestellt haben. Dabei wird der
Das Bündnis „Kein
Seite legitimiert. Morde und Plünderungen gegen- Bau durch Spenden finanziert.
Raum für Rassismus!“
engagiert sich seit über den Muslims der Ahmadiyya sind daher keine
Mitte 2006 gegen die Seltenheit. Ahmadiyya und Integration
rassistische Mobilma- Viele der Gemeindemitglieder wurden darum in Die Gemeinde ist in die bundesdeutsche Gesell-
chung in Heinersdorf. Deutschland als politische Verfolgte Flüchtlin- schaft integriert, so wie es die Mehrheitsmeinung
Anfang 2007 wird eine
ge anerkannt. Hier ist die Gemeinde seit 1955 allerorts von Muslims und MigrantInnen fordert.
Broschüre zum Thema
Heinersdorf erscheinen. ansässig. Bundesweit zählen die Ahmadiyys 30.000 Sie sind Mitglied im Islamforum, welches im No-
Im folgeden Artikel Mitglieder und haben bisher 18 Moscheen gebaut, vember 2005 durch den Beauftragten des Senats
wollen wir über die unter anderem in Köln, Bremen, Darmstadt und für Integration und Migration, Günter Peining
Ahmadiyya-Gemeinde Offenbach. Die 19. soll in Heinersdorf entstehen, und die Muslimische Akademie Deutschland
informieren, die in Hei-
es wäre die erste ihrer Moscheen im Osten Seit gegründet wurde. Am Forum sind 12 islamische
nersdorf die Moschee
baut. 1989 ist das Gotteshaus der Gemeinde in einem Einrichtungen, VertreterInnen anderer Religions-
Einfamilienhaus einer Reinickendorfer Eigenheim- gemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen
siedlung untergebracht, mitten in der Einflug- und staatliche Einrichtungen beteiligt. Eckard
schneise zum Flughafen Tegel. Die Unmöglichkeit Körting ist ebenfalls Teil des Islam Forums. Ziel ist
hier ein Minarett zu errichten und der enorme die Verbesserte Zusammenarbeit in den Stadteilen,
Lärm, so wie der Zuwachs der Gemeinde, machten wo die Gemeinden vertreten sind. Auch am Pro-
den Bau einer eigenen Moschee für sie unabding- jekt No Fitti, welches von dem ehemaligen CDU

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Mitglied Carl Henning initiiert wurde, beteiligen …“. Außerdem publizierte er für die neurechte
sich Mitglieder der Gemeinde. No Fitti krimina- Postille Junge Freiheit zum Thema „Islampredigt
lisiert jede Form von Streetart. Ein Umstand, der auf deutsch?“[3]. Ahmadiyya-Pressesprecher – ein
die Gemeinde den HeinersdorferInnen eigentlich überintegrierter Moslem? Ein Umstand der die
sympathisch machen sollte. Moslems, die sich für HeinersdorferInnen eigentlich beruhigen müsste.
saubere Wände einsetzen. Also das blanke Gegen- Wir jedenfalls lehnen Hübschs Kontakte ins rechte
teil vom Bild des „kriminellen Moslem“, das die Lager strikt ab.
HeinersdorferInnen vor sich her tragen.
Der Heinersdorfer Mehrheit ist dies aber egal. Fazit
Schließlich handelt es sich nicht um Deutsche bzw. Die Ahmadiyys betonen die friedliebenden und
Christen. Vielleicht wird jetzt auch der ein oder toleranten Elemente ihrer Religion. Trotzdem wird
andere Heinersdorfer aus Protest zur Dose Greifen ihnen von einigen Moscheegegnern vorgeworfen
Fußnoten:
und anfangen das Dorf zuzusprühen. sie strebe die Weltherrschaft an und wolle einen [1]. Hier & Jetzt,
Weitere Sympathiepunkte könnte der Ahmadiyya- Gottesstaat unter Führung eines Kalifen errichten. Ausgabe 5 / 2007
Pressesprecher Hadayatullah Hübsch abgreifen. Er Den Sicherheitsbehörden sind allerdings keine „Deutschland ist eine
ist Religionswissntschaftler und Imam in Frankfurt extremistischen oder fundamentalistischen Bestre- Art König der Herzen“,
am Main, Herausgeber der Zeitschrift „Islam im bungen der Ahmadiyya bekannt. Es gibt sicherlich
[2] Deutsche Stimme,
Brennpunkt“, sowie Leiter des Verlages „Der Islam“. auch angebrachte Kritik, welche jedoch nicht dazu 3.3.2006 „Geistige
Seine Dialogbereitschaft ist so grenzenlos, dass er da sein sollte, „Kriminalität“ und „Terrorismus“ Visionen gegen den US-
nicht nur der Taz oder der Frankfurter Allgemei- sofort mit allen Muslims in direkte Verbindung zu Kulturimperialismus“,
nen Zeitung Interviews gibt, sondern sich auch bringen. So ist das Frauenbild des Islam, welches Interviewer: Arne
Schimmer
rechtsextremen Publikationen zur Verfügung stellt. beispielsweise vorschreibt, dass Männer und
Hier steht er zu Themen wie Integration, Selbst- Frauen getrennt beten müssen, durchaus kritisch [3] Junge Freiheit,
mordattentate, „Kampf der Kulturen“ aber auch zu betrachten. Auch der gemeinsame Schwimmun- 26.11.2004, 49/04
zum interreligiösen Dialog und Islam Rede und terricht oder Klassenfahrten von Jungen und Mäd- „Islampredigt auf
Antwort. In der Zeitschrift der Jungen Nationalde- chen sind in der Ahmadiyya teilweise untersagt. deutsch?“
mokraten Hier & Jetzt [1] bezeichnete er Deutsch- Allerdings gibt es innerhalb der Ahmadiyya bezüg-
land als „… eine Art König der Herzen.“ Auf die lich dieses Punktes auch Ausnahmen. Das ist zwar
Frage was er von „Politik und Medien in der BRD nicht im Sinne einer vollkommenen Emanzipation
im Ungang mit der nationalen Opposition“ halte, die der Menschen, nur Terroristen sind sie deswegen
laut der Deutschen Stimme „anscheinend nur auf noch lange nicht. Selbst in anderen Religionen
Verbote und Repression setzen, die inhaltliche Ausei- lassen sich ähnliche Frauenbilder finden.
nandersetzung aber scheuen“, äußerte sich Hübsch Die Moschee der Ahmadiyya in Heinersdorf ist
sehr wohlwollend über die „Nationale Opposition“. für uns auch nicht schlimmer oder besser als eine
„Manches Richtige in ihr [gemeint ist die NPD] evangelische Pfarrkirche.
wird zudem von den Medien verachtet, weil die
Medien voreingenommen sind und gehirngewaschen, Bündnis „Kein Raum für Rassismus!“
was bestimmte Tatsachen der Geschichte betrifft. www.heinersdorf-buendnis.de.vu

Mehrere hundert AntifaschistInnen demonstrieren in Heinersdorf

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Als im März 2006 bekannt wurde, dass die muslimische „Ahmadiyya-Gemeinde“ ein
Grundstück in der Pankow-Heinersdorfer Tiniusstraße erworben hatte, um dort eine
Moschee zu bauen, brach ein Sturm der Entrüstung aus.
Am 30. März 2006 lud das Pankower Bezirksamt in die Turnhalle einer Heinersdorfer
Schule zur Bürger/innenversammlung. Ein anonymes Flugblatt, in dem es hieß, dass
die höhere Arbeitslosigkeit unter den Muslimen „unser Hab und Gut gefährde“, wurde
vorab an alle Einwohner/innen des Ortsteils verteilt.
Die Turnhalle, etwa 400 Menschen fassend, war brechend voll, davor standen noch
einmal hunderte Leute: Die meisten über 40, dazwischen Dorfjugendliche in rechter
Markenkleidung wie „Thor Steinar“ und ca. 40-50 Berliner Neonazis.

Es wurde versucht, den Eingang ger“ (IPAHB) am 07.06. über 2.000 Rassismus mit und ohne Imagepflege
der Turnhalle zu stürmen. Im Saal Menschen auf die Beine. Mehrmals Was hier Tausende Pankower/innen
kursierten Kopien mit blutrünstigen marschierten seitdem viele Hundert umtreibt, ist ganz offensichtlich purer
Koran-Zitaten. Am Ende skandierten Menschen gegen den Moscheebau. Es Rassismus. Was ist Rassismus eigent-
Hunderte: „Wir sind das Volk!“ und muss festgehalten werden, dass es aus- lich? Ein System von Gedanken (Ide-
die Polizei sah sich gezwungen, die gerechnet eine Moschee ist, die hier ologie), welches bis in die griechische
Versammlung aus Sicherheitsgründen Tausende dazu motiviert, mit selbst Antike zurückverfolgt werden kann
zu beenden und die Vertreter/innen gebastelten Schildern und Transparen- und seitdem unterschiedliche Recht-
des Bezirksamtes und Repräsentan- fertigungen für die Benachteiligung,
ten der Ahmadiyya unter Schutz Deutsche Zustände Ausgrenzung und Unterdrückung
wegzubringen. sprengen! von Gruppen wegen derer Herkunft
Die anwesenden Neonazis brauch- und Abstammung hervorbrachte.
ten gar nicht das Wort zu ergreifen, Rassistische Herrschaftsverhältnis-
nur ein wenig die Stimmung anzuhei- ten auf die Straße zu gehen. In Hei- se haben immer dazu geführt, dass
zen, und feixten sich voll Zufrieden- nersdorf werden keine Bürgerinitiati- Menschen aus genannten Gründen
heit gegenseitig an. Die Wenigen, die ven gegründet und Demos organisiert, beleidigt, bedroht oder anderweitig
dem Moscheebauprojekt nicht prin- weil der Senat die Kita-Gebühren Schaden zugefügt wurde. Der in
zipiell feindselig gegenüberstanden, erhöht, die Jugendförderung und die Heinersdorf vorwiegend zu beobach-
waren an diesem Abend gut beraten, Bildung zusammengestrichen hat tende kulturalistische Rassismus, geht
ihre Meinung nicht zu äußern. oder weil Neonazigewalt in Pankow nicht in erster Linie von der Existenz
alltäglich ist - erst die Angst vor musli- ungleich wertvoller und entwickelter
Nach kleineren Demos gegen den mischen Menschen im Dorf bringt „Rassen“, welche anhand körperlicher
Moscheebau brachte die „Interessenge- die Anwohner/innen in Bewegung. Merkmale identifizierbar sind, aus.
meinschaft Pankow-Heinersdorfer Bür- Er schreibt vielmehr Menschen nach

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ihrer Herkunft oder Abstammung Doch der Rassismus der ganz norma- Angst hat die IPAHB auch vor
bestimmte feststehende kulturelle len Deutschen in Pankow hat nicht gewalttätigen Auseinandersetzungen
Eigenschaften und Verhaltensweisen nur diese grelle Nazifratze, sondern zwischen den Ahmadis und konkur-
zu. Viele Heinersdorfer/innen [siehe auch ein höchst ehrsames und staats- rierenden muslimischen Gruppen
Kasten] empfinden in alter deutscher bürgerliches Gesicht. Etwa das des - obwohl es für so etwas keinerlei
Tradition die Präsenz derer, die sie als Heinersdorfer evangelischen Pfarrers Anhaltspunkte gibt. Die engagierten
„Kulturfremde“ bezeichnen, als direkte Andreas Kaehler, der betonte, die Bürger/innen sorgen sich um die
Bedrohung für ihre „eigene Kultur“ Moschee gehöre nicht nach Pankow, Rechte der Frau im Islam und haben
und Lebenssituation. denn: „Heinersdorf ist christlich.“ - ob- gehört, dass ein Teil der Muslime
Der geplante Moscheebau bringt ein wohl die Mehrzahl der Heinersdorfer/ nach einem totalitären Gottesstaat
Volksempfinden zum Vorschein, dem innen so religiös sein dürfte wie ein strebt. Folgerichtig demonstriert die
eins ganz klar ist: Man will keine „Ka- Stück Seife. Bald nach dem Bekannt- IPAHB unter Parolen wie: „Gegen
naken“ im Kiez. Das immer wieder werden des Bauvorhabens gründete das Kalifat“, „gegen die Scharia“ und
vorgebrachte Argument, in Pankow sich die IPAHB, die nicht müde wird, „für die Gleichstellung der Frau“. All
gäbe es doch kaum Muslime, ist nur das ist aber nur Propagandamuni-
der schlecht verhohlene Ausdruck tion im Kampf um die Reinhal-
des Wunsches, selbst in 100 Jahren
Gleiche Rechte für alle, tung des Dorfes. Nie wurden die
keine Muslime im eigenen (Heiners-
die hier leben und demokratischen Rassist/innen der
)Dorf haben zu wollen. Anders als
hierher kommen! IPAHB zuvor gesichtet, wenn es
von einigen behauptet, wird kein Mu- sich von Neonazis zu distanzieren gegen die Unterdrückung von Frauen
ezzin laut zum Gebet rufen. Ein Blick und auf Demokratie zu pochen. Die und Minderheiten in islamischen
zum vorhandenen Gebetshaus der Mehrheit der Heinersdorfer/innen Ländern ging. Ihre Begeisterung für
Ahmadiyya in Reinickendorf hätte die sei gegen die Moschee, Demokratie Demokratie und Rechtsstaat begann
Moschee-Gegner/innen belehren kön- bedeute die Herrschaft der Mehrheit, offenbar erst, als die Moschee „drohte“
nen, dass all ihre Befürchtungen um folglich sei der Moscheebau undemo- und macht halt vor der vielfältigen
Parkplätze, Verslumung und fallende kratisch. In diesem Demokratiever- Diskriminierung nichtdeutscher Men-
Grundstückpreise dem Reich der ständnis kommen Grundrechte und schen, denen deutsche Demokratie
Phantasie angehören - von Wahnideen Minderheitenrechte wie dasjenige und Rechtsstaatlichkeit weithin nicht
wie arabischen Kleingartenkolonien einer polizeilich unbescholtenen zugute kommen, da ihnen hierzu-
und Funkverkehr störenden Moschee- Glaubensgemeinschaft, aus eigenen lande grundlegende Menschen- und
kuppeln ganz abgesehen. Den Bürger/ Mitteln ein Haus zur Ausübung Bürgerrechte verwehrt bleiben.
innenmob regiert der alte völkische der verfassungsmäßig garantierten
Geist von Blut und Brauchtum. Der Religionsfreiheit zu bauen, nicht mehr Die neugebackenen Frauenrecht-
Antisemitismus ist auch nicht weit: vor. In der Logik der IPAHB wäre der ler/innen, Islamexpert/innen und
Auf Nachfrage betonte beispielsweise Massenmord an den Jüdinnen und antitotalitären Frontkämpfer/innen
der Heinersdorfer CDU-Kandidat zu Juden, den Nazideutschland verübte, der IPAHB sind bei der Ahmadiyya
den Abgeordnetenhauswahl, Ulrich rechtens, weil eine Mehrheit der an der falschen Adresse: Es handelt
Eichler, in Heinersdorf sei für eine Deutschen dafür war oder zumindest sich bei der Gemeinde um eine der
Moschee genauso wenig Platz wie für nichts dagegen hatte. friedlichsten und aufgeklärtesten
ein jüdisches Gebetshaus. Strömungen im heutigen Islam. Die

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Ahmadis werden in vielen islami- Wirtschaftsordnung reicht auch 60
schen Ländern teils blutig verfolgt Jahre nach der Nazizeit vielen nicht
- unter anderem, weil sie Gewalt zur zum Deutsch-Sein aus.
Durchsetzung des Islam konsequent
ablehnen. Ihre Vorstellungen von Auch die zivilisiert-liberale Strömung
Geschlechterordnung sind tatsächlich in der Einwanderungsdebatte, die
zutiefst frauenfeindlich, doch so lange offensichtlichen Rassismus vermeidet
sie diese nicht mit Gewalt und Zwang und sich über neonazistische Übergrif-
durchsetzen, sondern es Frauen gibt, fe auf Nichtdeutsche empört, beurteilt
Migrant/innen und ihre Nach-
Rassisten stoppen kommen ausschließlich nach ihren
in Heinersdorf und Nutzen- oder Kosteneffekten. Es
anderswo! gibt sogar eine links-gutmensch-
liche Variante des Rassismus, den
die sich dem freiwillig unterwerfen, Multikulturalismus, der sich kulturelle
spricht das nicht gegen den Moschee- Gemeinschaften mit festgelegten
bau. Wir sehen es als Notwendigkeit Eigenschaften zurechtlegt. Eine
an muslimische Frauen in ihren Auswirkung davon ist, dass die Multi-
Emanzipationsbestrebungen zu kulturalist/innen jene Menschen mit
unterstützen – jedoch geht es diesen muslimischem Hintergrund im Stich
deutschen Rassist/innen nur darum, lassen, die hierzulande oder in islami-
keine Muslime in ihr Dorf zu lassen. schen Ländern der Frauendiskriminie-
rung und dem Hass auf Schwule und
Rassismus und deutsche Zustände Lesben, dem religiösen Wahn und
Auch wenn es so wirken mag: In Pan- politischer Unterdrückung zum Opfer
kow prallen nicht nur irgendwelche fallen. In der Sicht der Multikultura-
ewiggestrigen Hinterwäldler/innen list/innen verstoßen solche Individuen
mit der Realität der Weltstadt Berlin gegen das angebliche Wesen „ihrer“
zusammen. Vielmehr resultiert der Kultur. Diese, und nicht die Freiheit
Rassismus aus den tief verankerten der Einzelmenschen ist es, welche der
rassistischen Strukturen Deutschlands. Multikulturalismus verteidigen und
Von der Basis der Gesellschaft bis zu möglichst rein erhalten will. Wer,
ihren Spitzen wird Einwanderung in wie die Verfasser/innen dieses Textes,
Deutschland zuallererst als Bedro- religiösen Wahn und andere reaktio-
hung wahrgenommen, die begrenzt, näre Tendenzen auch dann bekämpft,
kontrolliert, herrschaftlich assimiliert wenn sie von Menschen mit Migra-
(„integriert“) und ökonomisch nutzbar tionshintergrund ausgehen, wird von
gemacht werden muss. Menschen den Multikulturalist/innen schnell als
mit Migrationshintergrund gelten Rassist/in beschimpft.
hier zunächst als Sicherheitsrisiko,
Kostenfaktor und Konkurrent/in- Verschiedene Merkmale sind allen
nen um Arbeitsplätze, Wohnungen, Ausprägungen des Rassismus in
Sozialleistungen usw. Besonders Deutschland gemeinsam: Die
kennzeichnend für sehr viele Deutsche Individuen werden nach Herkunft
ist die alte völkische Denkweise, die und Abstammung bestimmten
Menschen nur dann in die nationale Gemeinschaften zugeordnet und
Gemeinschaft aufnehmen möchte, nicht mehr als Einzelwesen in ihrem
wenn sie hinsichtlich Abstammung, Verhalten untersucht und beurteilt.
Sprache und Kultur deutsch sind - das Damit geht einher, gesellschaftliche
Sich-Einfügen in die Rechts- und Probleme, an denen Menschen mit

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Migrationshintergrund in irgendei- sich als etwas Besseres zu fühlen, das Auf der Religionsfreiheit zu beste-
ner Form beteiligt sind, nicht mehr eigene Selbstbewusstsein durch die hen, heißt jedoch nicht, Religionen
als von der Gesellschaft erzeugte Verachtung von Minderheiten auf- unkritisch gegenüberzustehen. Auch
wahrzunehmen, sondern herkunfts- zupolieren und die Frustrationen des wenn es sich bei der Ahmadiyya um
und abstammungsmäßig abzuleiten. Alltags leichter zu verdrängen. eine friedliche Gruppe handelt, ist sie
Nur wenige kommen in Deutschland doch eine reaktionäre Strömung. Ihre
zur Zeit auf die Idee, Menschen mit Ein Wort zu den „Moscheebefürwor- Vorstellungen von der Einrichtung
Migrationshintergrund als potenzielle ter/innen“ der Gesellschaft, von der Stellung
Verbündete gegen die Zumutungen Einige derjenigen, die ihre Stimme der Frauen etwa (z.B. lehnen sie die
kapitalistischer und nationalstaatli- gegen den rassistischen Mob aus Beteiligung islamischer Mädchen
cher Verhältnisse anzusehen und sich Heinersdorf erhoben haben, argumen- an Klassenfahrten und am Schwim-
praktisch mit den Kämpfen migranti- tieren mit der angeblichen kulturellen munterricht ab), sind von einem
scher Menschen gegen Entrechtung, Bereicherung, die Pankow durch freien und gleichen Zusammenleben
Ausgrenzung, Ausbeutung oder den Moscheebau erfahren würde. der Menschen weit entfernt. Unsere
reaktionäre Strömungen wie religiösen Manche zeichnen ein positives Bild Kritik an der islamischen Religion
Fundamentalismus, Sexismus und vom Islam im Allgemeinen und der aber macht sich nicht gemein mit
Homophobie zu solidarisieren. Ahmadiyya im Besonderen, um zu denen, die nur deswegen Einwände
begründen, warum gegen das Projekt gegen den Islam vorbringen, um
Die rassistische Ideologie ist in den deutschen Volkskörper rein zu
vielerlei Hinsicht höchst funk- halten oder nur diejenigen ins Land
tional für eine kapitalistische
Für die Religionsfreiheit zu lassen, die ökonomisch nützlich
Gesellschaft. Diese Ideologie hilft
und die Freiheit von der sind. Vielmehr sind wir solidarisch
nämlich, den krassen Widerspruch
Religion! mit allen Menschen islamischen
geistig zu überbrücken, dass die Hintergrunds, die um individuelle
Gesellschaft einerseits verkündet, dass nichts einzuwenden sei. All dies geht Selbstbestimmung kämpfen und
alle Menschen frei und gleich geboren am Kern der Problematik meilen- wir fordern gleiche Rechte für alle
seien, unveräußerliche Rechte hätten, weit vorbei. Die Auseinandersetzung Menschen, die in diesem Land leben
ihre Würde unantastbar sei und so um die Dorfmoschee dreht sich um oder die in der Hoffnung auf ein
weiter, während andererseits die tat- etwas ganz anderes: Nämlich ob eine besseres Leben und Sicherheit hierher
sächlichen Lebenschancen höchst un- religiöse Gruppe das Recht hat, sich kommen. Unser Ziel bleibt eine
gleich nach Herkunft und Hautfarbe aus eigenen Mitteln einen Raum zur Gesellschaft ohne rassistische und
verteilt sind. Die krasse Armut weiter Ausübung ihres Glaubens zu besorgen nationalistische Ausschlüsse und ohne
Teile der Erde, ein Ergebnis Jahrhun- oder nicht. Egal ob die Moschee nun kapitalistische Verwertungslogik - ein
derte langer kolonialer Herrschaft und eine Bereicherung oder Verarmung Zusammenschluss freier Individuen,
Ausplünderung sowie fortdauernder darstellt - es trifft wohl keins von in dem es keine Notwendigkeit für
wirtschaftlicher Unterwerfung durch beiden zu - die freie Religionsausü- religiösen Spuk mehr gibt.
die Industrieländer, kann durch den bung ist eine grundlegende Errun-
Rassismus als quasi naturgegeben genschaft der Aufklärung und der Es scheint aussichtslos, die aktiven
erscheinen. Der Rassismus hilft ein bürgerlichen Befreiungsbewegung, die Rassist/innen des Heinersdorfer Mobs
gesellschaftliches Verhältnis aufrecht- keiner rassistischen Dorfgemeinschaft noch aufklären zu wollen. Uns kann
zuerhalten und immer wiederherzu- geopfert werden darf. Und auch wenn es nur darum gehen, diesen Kräften
stellen, in dem ein bestimmter Teil irgendwelche Gläubigen statt ihrer unmissverständlich zu zeigen, dass
der Bevölkerung - die Mehrheit der jeweiligen Götter einen Hampelmann sie sich nicht ungestraft austoben
Migrant/innen - für die schwersten anbeten würden, müssten sie die können, dass sie jederzeit mit unserem
und am schlechtesten bezahlten Möglichkeit bekommen, dies unge- Widerstand zu rechnen haben!
Arbeiten zur Verfügung steht oder stört zu tun, so lange sie niemandem
von vornherein in die Arbeits- und dabei schaden. Für den
Aussichtslosigkeit fällt. Schließlich kosmopolitischen Kommunismus!
ermöglicht Rassismus auch noch dem Emanzipative Antifaschistische Gruppe
heruntergekommensten Deutschen, (EAG), Dezember 2006

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Wann immer Schule kritisch betrachtet wird, muss
auch das gesellschaftliche Umfeld bzw. die Gesellschaft
einer kritischen Reflektion unterzogen werden,
denn Schule und Gesellschaft agieren nicht
voneinander unabhängig.

Vielmehr sind sie sehr eng miteinan- in seiner/ihrer eigenen Entwicklung immer galt als Grundannahme, dass
der verbunden, aus dem einfachen unterstützt wird. Außerdem sollte es nur diejenigen, die bereit wären,
Grund heraus, dass sich in der Schule nicht darum gehen, Wissen eingehäm- entsprechende Leistungen zu bringen,
nicht nur bestehende Verhältnisse mert zu bekommen, sondern vielmehr es am Ende zu was bringen würden.
widerspiegeln, sondern diese dort darum, das „Lernen“ zu lernen, selbst- Der springende Punkt an der Sache ist
auch unter Zwang vermittelt werden. ständig zu denken und Spaß daran zu aber, sich im Endeffekt die Frage zu
Insofern wäre jegliche andere Be- haben. stellen, wie Menschen dazu kommen,
trachtung ohne Zusammenhang und gelerntes Wissen, welches in den Be-
letztendlich verkürzt. Daher ist Kritik Noten als Druckmittel reich der Qualität fällt, in Zahlen, also
am Bildungswesen auch immer Kritik Jeder und Jede einzelne Schüler_ in mit Quantität, zum Ausdruck bringen
an den bestehenden gesellschaftlichen ist mit diesem Problem in der Schule zu wollen? Nun kann dieser Wider-
Umständen und Verhältnissen. konfrontiert: Noten! Sobald sich spruch sehr gut am Beispiel eines
Nun ist eine gute „Bildungspolitik“ mensch nicht im „Normalrahmen“ Test bzw. einer Klassenarbeit erläutert
mit den aktuellen gesellschaftlichen bewegt, fängt der Stress an: Druck werden: Bestimmte Themen müssen,
Verhältnissen und neoliberaler Politik von allen Seiten ist die Konsequenz. laut staatlichem Lehrplan, immer
unvereinbar. Anstatt der erwarteten Da wären zum einen die Eltern, die in einer bestimmten Zeit „durchge-
Verbesserung des Bildungssystems Klasse, in der sich in der Regel ein nommen“ werden. Nach Beendigung
nach dem Desaster des PISA- Tests, Konkurrenzkampf oder sogar Mob- dieses Zeitraumes wird, unabhängig
gibt es auch weiterhin nur Ver- bing breit macht und nicht zuletzt davon, ob der Stoff auch von allen
schlechterungen. Die allgemeine auch von Seiten der Lehrer_ innen, bzw. zumindest von der Mehrheit
Bildungsungleichheit wächst, das ist die das Ganze mit spitzen Bemer- verstanden wurde, meist eine so
belegt, integrative Angebote werden kungen auf die Spitze treiben. Dabei genannte „Lernerfolgskontrolle“(LEK)
eliminiert, Klassengrößen erhöht, verfehlen Noten schon seit langem vorgenommen. Obwohl die Gewiss-
Schulen geschlossen und Berufsschu- ihren ursprünglichen Zweck, nämlich heit besteht, dass ein Großteil der
len teilweise privatisiert. Im gleichen ansatzweise eine Vergleichbarkeit Schüler_ innen den zum Erfolg nöti-
Atemzug rollt eine riesige Welle von herzustellen. Grundsätzlich dienen gen Wissensstand in der vorgegebenen
Gebühren an. Angefangen bei Kita- die Benotung bzw. die Noten nur Zeit noch nicht erlangt hat und völlig
Gebühren, Gebühren für Vorschulen, noch als Druckmittel und Instrument unabhängig von den individuellen
dem Essensgeld über Gebühren für zur Selektion. Obwohl Deutschlands Problemen des_ der Einzelnen oder
Schulbücher und letztendlich Studien- Bildungssystem in der PISA- Stu- verschiedenen Krankheitsfällen, wird
gebühren. So wird Bildung mehr und die, zu einem der schlechtesten und die Forderung nach vollständigem
mehr zur Ware, die für viele finanzielle selektivsten der Welt deklariert wird, Wissen über das bestimmte Thema
Probleme mit sich bringt. Stattdessen werden von demselben tagtäglich verlangt. Das schlechte Ergebnis liegt
sollte Schule keine „Paukanstalt“ sein, mittels Noten junge Menschen zu nun auf der Hand, da das Wissen mit
sondern vielmehr sollte ein Ort der in- gesellschaftlichen „Gewinnern“ und einem, ihm völlig äußeren Kriterium,
dividuellen Förderung, an dem jedeR „Verlierern“ abgestempelt. Schon nämlich der Zeit in Zusammenhang

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gebracht wird und es nicht mehr um glatt mal 2 Noten schlechter stand Alles passiert in Absprache mit der
das Lernen des Lernens und erst recht oder ob es einen langen Krankheits- gesamten Gemeinschaft. Grundsätz-
nicht um Spaß an der Wissensaneig- fall gab oder einfach nur persönliche lich ist jedeR befugt, alles zu tun und
nung geht. Doch genau dieses scheint Probleme eine große Rolle spielten? zu lassen, was ihr bzw. ihm gefällt,
das Ziel der in der jetzigen zeit real Sobald mensch durch das Raster der solange es nicht die Freiheiten der
existierenden Schule zu sein, denn schulischen bzw. gesellschaftlichen anderen einschränkt. Auch für die
was würde denn passieren, wenn ein Selektion fällt, hat er/ sie Pech gehabt. Benotung gibt es an vielen dieser
Thema wirklich einmal so gründlich In vielen Fällen gibt es keine zweite Schulen alternative Konzepte. Zum
und unter Berücksichtigung der Chance oder wenn, dann ist sie nur Beispiel Lern- Entwicklungsberichte,
individuellen Probleme, behandelt schwer zu bekommen. Wir können oder das Portfolio- Prinzip, welches
würde, so dass jede_ r am Ende eine 1 also festhalten, dass Noten nicht repräsentative Arbeiten der Schüler-
schreibt? Entweder der Lernzeitraum nur konkurrenzfördernd, selektiv innen unkommentiert zusammen-
würde verkürzt, so dass die jewei- und gleichmachend sind und somit stellt. Es gibt aber auch Konzeptideen,
lige Klausur oder ähnliches früher Charakteristisch als Modell der Funk- bei denen die Schüler_ innen ihre
geschrieben werden würde oder es tionsweise des gesamten kapitalisti- Lehrer_ innen auch bewerten dürfen.
würde in derselben Zeit einfach mehr schen Gesellschaftssystems agieren, Auch existiert ein Zehn- Punkte-Kon-
Stoff durchgenommen, sodass am sondern auch noch die Subjektivität zept von mehr als hundert bundes-
Ende auf keinen Fall gleiche Resultate des Einzelnen, in diesem Falle des weit sozial engagierten Schulen, in
entstehen. Denn Ziel des aktuellen Lehrkörpers, schwer ins Gewicht dem zum Beispiel die Abschaffung
Bildungswesens ist es nicht, das Ler- fällt und somit weder von Chancen- des 45 Minuten Taktes, den Aufbau
nen an sich, das Verstehen zu lehren, gleichheit und erst recht nicht von einer fairen feedback- Kultur, die
sondern die Selektion voranzutreiben, Gerechtigkeit in diesem System, das Auszeichnung von Zivilcourage, die
um so die gesellschaftlichen „Gewin- dem der Gesellschaft so auf den Punkt Einführung von Verantwortungspro-
ner“ und „Verlierer“ zu produzieren. gleicht, zu sprechen ist. jekten, sowie bis zur 10. Klasse eine
gemeinsame Schule für alle und das
Lehrer als Störfaktor Educate Yourself- Alternativen alles natürlich bei einem demokra-
Jetzt kommt ein Faktor mit ins Spiel, Da wir nicht immer nur Kritik tisch geregelten System. Trotzdem
der bis jetzt in diesem Zusammen- anbringen wollen, werden hier im haben auch diese Alternativschulen
hang noch nicht betrachtet wurde: weiteren Verlauf ein paar Verbesse- bzw.- Konzepte eins gemeinsam. So
Der_ die Lehrer_ in. An seinem bzw. rungsvorschläge und Alternativkon- wirken sie doch alle zusammen an
ihrem Beispiel erläutern wir die Rolle zepte vorgestellt. Zum Beispiel gibt es der Vorbereitung auf ein Leben in
der Subjektivität in dem Ganzen. Dies in vielen Ländern, wie zum Beispiel einer Gesellschaft, die von Leistungs-
ist nämlich letztendlich die Instanz, in Dänemark, Finnland, USA, Israel, druck, Arbeitszwang und dem selben
welche über die Zukunft des Schülers Russland und vielen mehr, so genann- selektiven Raster beherrscht wird, in
bzw. der Schülerin entscheidet. Und te demokratische Schulen, welche dem Menschen als gesellschaftliche
genau an dieser Stelle trifft die Subjek- meist nach dem Vorbild der Sudbury „Gewinner“ und „Verlierer“ agieren.
tivität des Lehrers bzw. der Lehrerin Valley Schule organisiert sind. Alle Deswegen ist es wichtig, autoritäre
die wichtigste Entscheidung für die Belange des schulischen Zusammen- Strukturen und Konzepte immer
Zukunft des jeweiligen Menschen, lebens werden Basisdemokratisch kritisch und vor allem ernsthaft zu
denn keineR ist von Vorurteilen geregelt. Es existiert meist eine wö- Hinterfragen. Denn dies ist nötig,
ausgenommen, auch Lehrer_ innen chentliche Zusammenkunft von allen um emanzipatorische Lösungsansätze
nicht. Welchen Arbeitgeber oder Lehrer_ innen und Schüler_ innen, zu entwickeln und es nicht zu einer
welche Arbeitgeberin interessiert bei der über die Geldverwaltung oder verkürzten Kritik kommen zu lassen.
schon, ob der_ die Schüler_ in dem über verschiedene Regeln debattiert Denn eins haben die Alternativschu-
Lehrkörper sympathisch oder zuwider wird. Meist gibt es dann noch eine len, auch wenn sie nicht perfekt sind,
war, weil er/ sie vielleicht zu viel Wi- zweite Instanz, zu der auch die Eltern gezeigt: Um Veränderungen bzw.
dersprochen oder zu viele Fragen ge- zählen, die dann die Entscheidungen Verbesserungen herbeizuführen sind
stellt hat, und der_ die Lehrer_ in sie/ absegnen muss, um diese verbindlich meistens nur kleine Schritte nötig, die
ihn deswegen schlecht benotet hat, zu gestalten. Um das basisdemokra- aber gemacht werden müssen.
ob es in im letzten Schuljahr einen tische Grundkonzept zu erhalten, ist
plötzlichen Lehrer_ innenwechsel gab es Jeder und Jedem möglich auf jeden ein Text der
und die Hälfte der Klasse deswegen beliebigen Posten gewählt zu werden. Autonomen Antifa Bernau

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Eigentlich sollte Hiphop mehr sein als drogenverherrlichenden Texten zu runter Digger!“). Hiphop ist zum
einfach nur Popmusik. Kein inhalts- schocken. „Deine Meinung Glück nicht tot und auch nicht böse.
freier mainstream, der sich mit laut von Rap interessiert uns herzlich wenig Er ist nicht vollkommen „erstickt“ und
und scheiße zufrieden gibt. In Parks, denn beim Scheißen stellst du dir vor auch nicht nur sexistisch. Neuer Stuff
alten Fabriken oder auf den New deine Scheiße wär ein Penis.“(Sekte) (mit denen sich Mama und Papa aber
Yorker Straßen der 70er Jahre trafen oder „Titten raus, Titten raus, Fotzen, wahrscheinlich auch nicht anfreunden
sich DJs, Rapper, Breakdancer und Fotzen zieht euch aus“(King Orgas- werden) von alternativen Künstlern,
Graffitikünstler um sich Geschich- mus) tönt es aus deutschen Kinder- die sich dem Trend nicht anpassen
ten von der Straße zu erzählen, um zimmern, Mama und Papa schreiben und nicht zuletzt weibliche MCs
zu erzählen wie mensch im Ghetto verzweifelt dem erfrischen die Musik immer wieder.
überlebt. Die Wut und Verzweiflung ZDF: „...die bringen das in die Köpfe Auch Beatboxing und Freestyle vor
wurde aggressiv und ungefiltert zum von Kindern...“ und diese wiederum Clubs und Schulen ist nicht mehr
Ausdruck gebracht und eine heute laden sich wie blöd Sidos „Arsch- wegzudenken. Es gibt sie noch, die
weltweit verbreitete Subkultur ficksong“ als Klingelton runter und Geschichtenerzähler der Straße, den
entstand. wünschen sich den neuen Nike TN8 Humor den manche nicht vertragen
2006. Der aus dem „sauberen“ Phi- zum Geburtstag. und die Wut die nicht ausgrenzt
ladelphia stammende DJ Jazzy Jeff Wem soll mensch da noch erklären, sondern Rechte fordert.
bringt das Album „Hiphop Forever dass Hiphop der Blues von heute,
III“, der aus New York stammende Rapper Poeten und DJ(ane)s ernstzu- Bevor ich jetzt anfange den fetten
RapMusiker Nas das Album „Hiphop nehmende MusikerInnen sind? Dass Schmalzhammer raus zu holen, bring
is Dead“ heraus. Für die einen hat einfach „Nigger“ und „Fotze“ sagen, ich lieber noch ein Zitat vom gigan-
Hiphop die Welt erobert, für die weil mensch nichts anderes zu sagen tischcoolen Grandmaster Flash:
anderen ist er tot, „...an seiner eigenen hat, nicht krass, sondern krass lang- „Its like a jungle sometimes, it makes
Kommerzialisierung erstickt.“! Kom- weilig ist? Und am besten, dass Sexis- me wonder How I keep from going
merzieller Gangsterrap hat Hiphop mus Scheiße ist. Frauen, die nicht das under.“
längst auf Baggy Pants und Goldket- MTVIdeal anstreben, in der Szene
ten reduziert und nicht nur in den nicht relevant und zum auslachen
U.S.A. versuchen Rapper mit freigegeben sind. Ein Text der
sexistischen, homophoben und Ich weiß, ich weiß(„Komm mal wieder Autonomen Antifa Prenzlauer Berg

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Kültür
Kultur
Youtube-Links

http://www.youtube.com/
watch?v=O0qdbe91-_o
DJ Matatu presents:
Old School Funk‘n‘Soul, Latin Boogaloo,
Salsa, Cumbia, Brasil, BaileFunk, Afrobeat
Wismar: Neonazis versuchen mit
Immer am 2. Donnerstag des Monats um 22h!!!
Baseballschlägern eine Antifademo
Next parties:
anzugreifen.
Do, 08.02.: CARNAVAL - „New Orleans meets Brasil“
Do, 08.03.: „International Women‘s Day“ - Female Groove Celebration
http://www.youtube.com/
Do, 12.04.: „Afro-Latin Connection“
watch?v=JwPYH54HSpo
Chemnitz: „Schöner leben ohne Nazi-
WO: V.U.P. (Pfefferberg)
läden“ Antifa-Demo
Schönhauser Allee 176, U2/N2
Senefelder Platz
http://www.youtube.com/
watch?v=EYfa5qe6F3o
WIEVIEL: 3 Euro
Kontraste-Reportage über die
Moschee-Gegner mit jeder Menge
rassistischer Pöbeleien

http://www.youtube.com/
watch?v=SFAwWu1qurI
Abendschau-Beitrag zu den Protes-
ten gegen den Einzug der NPD in 3 Buchtip: Matthias Küntzel
Berliner BVVs Djihad & Judenhass
Dieses Buch weist nach, daß der Antisemi-
tismus nicht nur eine Beigabe zum moder-
http://www.youtube.com/
nen Djihadismus darstellt, sondern dessen
watch?v=GfwQGafmc04 Kern ausmacht. Im Zentrum steht die 1928
Lehrvideo über die richtige Bedienung in Ägypten gegründete Organisation der
von Skateboards (russische Skater- „Muslimbrüder“, die im Kontext der Welt-
Antifas) wirtschaftskrise die Idee des kriegerischen
Djihad und die Todessehnsucht als Leitideal
des Märtyrers neu entdeckt und die wich-
http://www.youtube.com/watch?v=DLZ tigsten gegenwärtigen Djihad-Bewegungen -
WMabiioI&eurl= al-Qaida und Hamas - maßgeblich inspiriert
Fussball-WM-Nachschlag hat. Der antijüdische Wahn der Islamisten
ist keinem metaphysischen „Bösen“, sondern
einer historisch und systematisch erklärbaren
http://youtube.com/
Sichtweise auf den Kapitalismus entsprun-
watch?v=lYkhnbCtgdc gen. Er generiert einen antijüdischen Krieg,
Ein kleines Video vom Naziaufmarsch in welchem nicht nur alles Jüdische als Böse,
2002, 180 Seiten, 13,50 €,
am 18.08.2006 in Prenzlauer Berg. sondern zugleich alles Böse als jüdisch hal-
ISBN: 3-924627-06-1 luziniert wird: Der „große Satan“ wird nicht
nur wegen seiner Unterstützung für Israel,
http://youtube.com/watch?v=MVctdaBT
sondern als das imaginierte Zentrum einer
bdc&mode=related&search= materialistisch-egoistischen (ergo: jüdischen)
„Adolf, du alte Nazisau“-Song Weltordnung bekämpft.

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Während die Neonazis noch vor einigen Jahren mit Glatze,
Bomberjacke und Springerstiefeln herumgelaufen sind, hat sich
der Klamottenstil in den letzten Jahren sehr gewandelt.

Seit einigen Jahren tragen sie erkennen. Aufgrund der Vergangen-


„normale“ Pullover, Jeanshosen und heit dieser beiden Runen, veranlasste
Turnschuhe. Jedoch setzen viele Nazis das Amtsgericht Königs Wusterhausen
auf bestimmte Marken. Eine beliebte am 9. November 2004 eine bundes-
Marke bei den Neonazis ist „Thor weite Beschlagnahmung von Kleidung
Steinar“, welche vor allem des Logos mit diesem Logo.
wegen sehr gern getragen wird. Am 17. November wurde das Lager
Seit dem 9. Oktober 2002 wird „Thor von MediaTex gesperrt und das die schwarze Sonne
Steinar“ von dem bekannten Neonazi Beweismaterial von der Polizei sicher
Axel Kopelke aus Königs Wusterhau- gestellt. Diese Logo wurde in Berlin Tansania, Burundi und Ruanda,
sen vertrieben. 2003 gründeten er und Brandenburg verboten. „Deutsch-Südwest“ ist heute das unab-
und Uwe Meusel die Firma MediaTex Aufgrund dieses Beschlusses wurde hängige Narnibia.
GmbH und ließen die Marke über das alte Logo zurückgezogen. Nun Die Marke Thor Steinar kann man in
diesem Namen verkaufen. musste Kopelke und Meusel sich an rechten Läden, wie dem Harakiri im
Neben dem Schriftzug, der auf vielen den Entwurf eines neuen Logos ma- Prenzlauer Berg, dem Thonsberg am
„Thor Steinar“- Klamotten zu finden chen. Das neue Logo besteht nun aus Alexanderplatz und dem Kategorie C
der Gebo-Rune, an der sich oben und in Hohenschönhausen erwerben, um
unten zwei Punkte befinden. Dieses nur ein paar Beispiele zu nennen.
Logo ist staffrei und darf weiterhin Leider wird die Marke „Thor Steinar“
verkauft werden. nicht nur in einschlägig rechten Läden
Mittlerweile kann man neben verkauft und wird somit auch von vie-
Klamotten für Frauen und Männer len „nichtrechten“ Menschen getragen.
auch noch weitere Artikel von „Thor Somit kann man nicht auseinander
Steinar“ kaufen. Es werden auch Ka- halten, welche Leute rechts sind, und
lender, Rucksäcke, Stofftiere, Gürtel welche nicht.
und sämtliche andere Accessoires
angeboten. Ebenfalls kann man auch Ein Text der
aus Alt mach Neu einen Silber-Anhänger kaufen, der Autonomen Antifa Prenzlauer Berg
eine schwarze Sonne darstellt. Darin
ist ein eingearbeitetes „Thor Steinar“ -
ist, findet man das „Thor-Steinar“- Logo. Die Schwarze Sonne ist ein ein-
Logo. Bis vor einigen Jahren bestand deutiges NS-Symbol und wird noch
das Logo noch aus der Tyrrune (To- heute von Neonazis genutzt. Früher
desrune) und der Sig-Rune (Sieg/Lö- wurde sie von der SS als zwölfarmiges
sung). Die Sig-Rune war bis Ende des Hakenkreuz verwendet oder auch als
zweiten Weltkrieges das Abzeichen des zwölf Sig-Runen gedeutet.
„deutschen Jungvolkes“, die doppelte Im Frühjahr/ Sommer 2006 tauchten
Tyrrune war das Abzeichen der 32.Di- in der TS-Kollektion T-Shirts mit dem
vision der SS. Aufdruck „Südwestafrika“ und
Betrachtet man dieses Logo näher, „Ostafrika“ auf. Diese beziehen sich
kann man aus diesen beiden zusam- auf die deutsche Kolonialgeschichte.
mengesetzten Runen das alte SS-Logo „Deutsch-Ostafrika“ bildet die Staaten

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01.Februar // 21:00 // Bandito Rosso 17.Februar // 21:00 // Kato (U-Bhf. Schlesisches Tor)
(Lottumstr. 10a // U-Bhf Rosa-Luxemburg-Platz) Soli-Party
Solitresen mit DJ-Clash und live Pop&Electro
zur Finanzierung antifaschistischer Arbeit in von: Aktionswochenbündnis 2007
Prenzlauer Berg
von: AAPB 23.Februar // Torstraße/Prenzlauer Allee
Wenn Nazis, dann Antifaaction
05.Februar // 19:00 // JuP Am Todestag des Nazis Horst Wessel wird nicht
(Florastr. 84, S&U-Bhf Pankow oder S-Bhf Wollankstr.) getrauert. Hoch die Tassen.
Informations- und Diskussionsveranstaltung weitere Infos: www.aapb.de.vu & www-aiwp.de.vu
Rassismus - eine Einführung
Am Beispiel der Proteste gegen den geplanten Mo- 23.Februar // 21:00 // Garage Pankow (Hadligstraße 33
scheebau in Pankow-Heinersdorf mit Blick auf die // S&U-Bhf Pankow)
Geschichte von Rassismus Antifa-Soli-Party
von: EAG & SPUK mit Punk- & Ska-Bands
von: EAG
09.Februar // 20:00 // Café Bohne
(Nordbahnstr. 14, S-Bhf Wollankstraße) 01.März // 21:00 // Bandito Rosso (Lottumstr. 10a //
Informationsveranstaltung U-Bhf Rosa-Luxemburg-Platz)
Zu den bevorstehenden Aktionswochen in Pankow- Solitresen
Heinersdorf. Danach Café Bohne-Geburtstagsparty zur Finanzierung antifaschistischer Arbeit in Prenz-
mit Reggae, Ragga, Dancehall & Hiphop lauer Berg
von: Heinersdorf-Bündnis von: AAPB

11.Februar // 18:00 // Café Größenwahn 03.März // S & U-Bhf Pankow


(Kinzigstraße 9 - U-Bhf Samariterstraße) Antifaschistische Demonstration
Veranstaltung als Höhepunkt der Heinersdorf-Aktionswochen
„Geldjuden“, „Mädchenhändler“, „Zeckenschlampen“ weitere Infos unter www.heinersdorf.tk
Sexismus und Antisemitismus im völkischen Weltbild von: Heinersdorf-Bündnis
Referentin: Tanja Kinzel und Nancy Wagenknecht
(Tacheles Reden) 13.April // Garage Pankow
von: A.G.Gender-Killer (Hadligstraße 33 // S&U-Bhf Pankow)
G8-Solikonzert
14.Februar // 16:00 // Dr. Külz Ring (Dresden) mit Ska & Rock-Bandsweitere
Antifa-Demo von: [‘solid]-Pankow
Deconstruct - Gegen jeden Geschichtsrevisionismus
Anschließend den Nazigroßaufmarsch verhindern!
von: Antifa Dresden

weitere Termine gibts im Netz unter www.stressfaktor.squat.net oder www.berlintermin.tk

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Jugendklubs/Locations :
Beteiligte Gruppen :
BAIZ (PRENZLAUER BERG)
ANTIFA KLEINPANKOW AUTONOME ANTIFA PRENZLAUER BERG Christinenstr. 1
antifa.kp@web.de www.aapb.de.vu www.baiz.info
aapb_berlin@web.de mts@baiz.info
ANTIFASCHISTISCHE AKTION BERNAU
www.antifa-bernau.tk EMANZIPATIVE & ANTIFASCHISTISCHE BANDITO ROSSO (PRENZLAUER BERG)
kontakt@antifa-bernau.tk GRUPPE Lottumstr. 10a
www.antifa-pankow.tk www.banditorosso.net
ANTIFASCHISTISCHE INITIATIVE eag-berlin@no-log.org info@banditorosso.net
WEINROTES PRENZLAUER BERG
www.aiwp.de.vu INITIATIVE OFFENER KIEZ BUNTE KUH (WEISSENSEE)
aiwp@gmx.de www.iok.blogsport.de Parkstraße 24
buergernetzwerk@gmx.de www.buntekuhverein.de
ANTIFASCHISTISCHE INITIATIVE buntekuh@t-online.de
REINICKENDORF JUSOS NORDOST
www.rantifa.de www.jusos-nordost.de CAFÉ BOHNE (REINICKENDORF )
antifa_ini_r@yahoo.de info@jusos.no.de Nordbahnstr. 14
Cafe-Bohne@web.de
ANTIFASCHISTISCHE SCHÜLERINNEN [‘SOLID] PANKOW
INITIATIVE PANKOW www.solid-berlin.org CAFÉ MORGENROT (PRENZLAUER BERG)
asvberlin@yahoo.de pankow@solid-berlin.org Kastanienallee 85
www.cafe-morgenrot.de
ANTIFA WEISSENSEE cafe-kollektiv@web.de
www.aw.antifa.de
weissensee.antifa@web.de DOSTO (BERNAU)
Breitscheidstr. 43
www.dosto.de
dosto@dosto.de

JUP (PANKOW)
Florastraße 43
www.jup-ev.org
Initiativen : info@jup-ev.org
AKTIONSWOCHEN GEGEN HEINERSDORF-BÜNDNIS
GARAGE (PANKOW)
DEUTSCHE ZUSTÄNDE www.heinersdorf.tk
Hadlichstraße 3
27.01.-17.02.2007
www.garagepankow.de
www.aktionswochen.tk INFORIOT - NACHRICHTEN UND TERMINE
info@garagepankow.de
FÜR BRANDENBURG
ANTIFASCHISTISCHES INFOBLATT www.inforiot.de
KURT LADE KLUB (PANKOW)
www.antifainfoblatt.de
Grabbeallee 33
MOBILE BERATUNG GEGEN
www.kurtladeklub.de
ANTISEXISMUSBÜNDNIS BERLIN RECHTSEXTREMISMUS
info@kurtladeklub.de
www.antisexismonline.tk www.mbr-berlin.de
MAXIM (WEISSENSEE)
HAGALIL - WEBPROJEKT ZU AKTISEMITIS- REACH OUT - OPFERBERATUNG FÜR OP-
Charlottenburgerstraße 117
MUS UND RECHTSEXTREMISMUS FER RECHTER UND RASSISTISCHER GEWALT
www.im-maxim.de
www.hagalil.org www.reachoutberlin.de
info@im-maxim.de

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