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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 1.8.2002 18. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤

„Sonderkongreß“ im
Harz
Blankenburg/Harz. Einen „Sonder-
kongreß zur Bundestagswahl“ führen die
„Deutschen Konservativen“ vom 30. Au-
gust bis 2. September in einem Hotel in
Blankenburg bei Goslar durch. Am
Abend des ersten Kongresstages stellt der
frühere Schatzmeister der hessischen
CDU, Casimir Prinz Wittgenstein (81),
zu Beginn der 90er Jahre Ehrenpräsident
der „Deutsch-Südafrikanischen Gesell-
schaft“, sein neuestes Buch vor.
Für den Samstag wird der CDU-MdB
Heinrich Lummer, zugleich Ehrenpräsi-
dent der „Deutschen Konservativen“, mit
einer „Generalabrechnung“ mit der rot-
grünen Chaos-Regierung“ angekündigt. No Border - Camp
Anschließend spricht Andreas Mölzer Fotos: indymedia Strasbourg Bericht S. 13
(FPÖ), Chefredakteur der Wochenzei-
tung „Zur Zeit“ aus Österreich zum The-
ma „Gibt es eine europäische Rechte?“. Frankreich:
Mölzer, einst Autor in der Zeitschrift
„Report“ des „Nationaldemokratischen
Hochschulbundes“ (NHB) der NPD,
Die Neonazis
„soll im Auftrag Jörg Haiders die Mög-
lichkeiten des Aufbaues einer „europäi-
und das Attentat
schen Rechten“ sondieren“, heißt es in
der Ankündigung. Am Sonntag sollen der
auf Jacques Chirac
Berliner Journalist Ivan Denes („Die Die Entscheidung habe er Le Point den Eindruck, den „der feiernde
DGB-Gewerkschaften als Feind innerlich am 5. Mai dieses Jah- Chirac inmitten algerischer Fahnen“ bei
Deutschlands und ihre Rolle bei den res getroffen, so eine Bekann- ihm und seinen Kameraden hinterlassen
Bundestagswahlen“), Autor u.a. in der te von Maxime Brunerie. Am Abend habe. Fabrice Robert ist der Chef der
„Jungen Freiheit“ und dem „Ostpreußen- jenes Tages war die deutliche Wahl- französischen Neo-nazi-Sammelbewe-
blatt“, und der emeritierte Bonner Prof. niederlage des rechtsextremen Präsi- gung Unité radicale (UR), deren Name
Dr. Hans-Helmuth Knütter („Die Gefah- dentschaftskandidaten Jean-Marie Le ungefähr „Einheit der Radikalen“ bedeu-
ren in Deutschland durch die radikale Pen gegen Amtsinhaber Jacques Chir- tet.
Linke“) referieren. Anschließend soll ac in der Stichwahl besiegelt. Auf der Mitglied bei UR war auch Maxime
eine „Führungskraft“ der „Schill-Partei“, Place de la République winkte Chirac Brunerie, der am 14. Juli dieses Jahres,
der „PRO“, über aktuelle Entwicklungen einer Menschenmenge zu, deren Aus- anlässlich der Parade zum französischen
in seiner Partei berichten. Zum Abschluss maße jedoch bescheiden blieben - die Nationalfeiertag, am Rande der Champs-
des Kongresses wird der ehemalige „Wi- meisten Franzosen waren erleichtert Elysées auf Staatspräsident Chirac ge-
king Jugend“-Barde Frank Rennicke auf- über die klare Niederlage Le Pens, schossen hat. Aus 100 bis 150 Meter Ent-
treten. „Ganz bewußt und demonstrativ“ doch richtiger Jubel über den Sieg des fernung zielte er mit einem Karabinerge-
sei der heutige Autor im NPD-Organ alten und neuen Präsidenten wollte so wehr (wie es in Frankreich im Handel
„Deutsche Stimme“ von den „Deutschen gut wie nirgendwo aufkommen. frei erhältlich ist) auf ihn. Doch nach
Konservativen“ eingeladen worden, heißt dem ersten Schuss – der aufgrund des be-
es in der Einladung. Zumindest der enor- Auf den Bildern nahmen Brunerie und herzten Eingreifens seines Nebenmanns
me Teilnahmebeitrag von 557 Euro wird seine Neonazi-Kameraden mehr algeri- in die Luft abgegeben wurde – entrangen
dazu beitragen, das der Besucherandrang sche als französische Flaggen wahr. Die- die umstehenden Schaulustigen ihm die
sich in Grenzen halten wird. hma ■ ser subjektive Eindruck war zwar über- Waffe.
trieben, doch die Tendenz traf durchaus Unité radicale, das ist ein harter Kern
zu. Denn die Hauptbetroffenen des Ras- von rund 500 Aktivisten, um die sich
Aus dem Inhalt: sismus à la Le Pen waren an jenem 2.000 bis 3.000 Sympathisanten scharen.
Tatort Stadion: Abend vielleicht noch am ehesten zum Die Dachvereinigung war im Juni 1998
Auf der Tribüne Rechts draußen . . . . 5 Feiern aufgelegt. „Der Kosmopolitismus gegründet worden, um den – nach Eigen-
Entlassung Scharpings - ist dabei, die Schlacht zu gewinnen“, so bezeichnung – „radikalen und außerpar-
Wahlkampftaktik . . . . . . . . . . . . . . 13 bezeichnet etwa Fabrice Robert in der lamentarischen Flügel der nationalen
neuesten Ausgabe des Wochenmagazins Rechten“ zu sammeln. weiter Seite 7
: meldungen, aktionen
nazis in Grimma teilgenommen haben,
ist in diesem Jahr von einer ähnlichen
Größenordnung auszugehen.
Möllemann im Interview „Fischer und Seeleute als selbstsichere Ursprünglich wollte die NPD wiede-
Bochum. Der FDP-Politiker Jürgen W. Tatmenschen darstellte“. rum den Platz in Grimma nutzen. Nach-
Möllemann hat der im Bochumer Stadt- Ginge es nach dem örtlichen Bürger- dem es ihr unmöglich schien, dies not-
teil erscheinenden Zeitschrift „Freiheit verein, der an der Formulierung der falls juristisch durchzusetzen und sie
Wattenscheid“ ein Interview gegeben. „interpretierenden Zusätze“ nicht betei- zwei vereinbarten Kooperationsgesprä-
Für die Ausgabe April-Juni ließ sich ligt worden war, wäre dort auch ver- chen ferngeblieben war, zog sie letztlich
Möllemann von Michael Frank, ehemals ewigt, das Fock die aggressive Flotten- in der vergangenen Woche ihre Anmel-
Mitglied der NPD/JN und der DVU, zu politik des Kaiserreiches propagandis- dung zurück.
Problemen des Ruhrgebietes und zum Is- tisch unterstützt hatte. Eine derartige Es ist davon auszugehen, dass ein sol-
rael-Palästina-Konflikt befragen. Ver- Mystifizierung hochrangiger Militärs zu cher Schritt nur dann gegangen wird,
lags- und Herausgeberanschrift der erst- „Helden“ sei einer demokratischen Ge- wenn bereits ein neuer Platz bzw. eine
mals 1990 erschienenen Zeitung ist nach sellschaft unwürdig, so ein Sprecher des Halle gefunden worden sind. Aus den
wie vor die Adresse der Landesge- Bürgervereins, der sich mit dieser Art der „für gewöhnlich gut unterrichteten Krei-
schäftsstelle der NPD in Bochum-Wat- „Vergangenheitsbewältigung“ nicht zu- sen“ verlautet, dass entweder der Raum
tenscheid. In der gleichen Ausgabe findet frieden geben will und auch weiterhin Erfurt oder – mit größerer Wahrschein-
sich auch ein Beitrag von Roland Wuttke auf einer Umbenennung der Straßen be- lichkeit – Gera Ziel des Ausweichmanö-
von der „Deutschland-Bewegung“, zu- steht. hma ■ vers sein werden. Für Gera oder das Um-
gleich Autor der neofaschistischen Zeit- land der Stadt spricht auch der Umstand,
schriften „Nation und Europa“ und „Op- Großveranstaltung mit dass am gleichen Tag Christian Worch
position“ und ein Interview mit der erneut seine Anhänger in Leipzig auf-
NPD-Liedermacherin „Annett“. Schlierer marschieren lassen will.
Zu Wort kommt in dieser Ausgabe Mainz. Anlässlich der bevorstehenden Trotz der bestehenden Rivalitäten
auch der NPD-Landesvorsitzende Timo Bundestagswahl führen die sogenannten könnte nach dem Kalkül vorgegangen
Pradel, der sich zur Frage der „Zwangs- „Republikaner“ am Sonntag, den 1. Sep- werden, die Teilnahmezahlen dadurch zu
eingemeindungen“ äußert, ein Lieblings- tember, eine Großveranstaltung mit dem steigern, dass man nach dem Demon-
thema des rechten Blättchens, das sich Bundesvorsitzenden der Partei, Dr. Rolf strieren noch das Saufen und die ein-
erhofft, über die Forderung nach einer Schlierer, in Mainz durch. Beginn ist um schlägigen Bands bietet.
Eigenständigkeit des Bochumer Stadt- 15 Uhr im Bürgerhaus Mainz-Kastel. Nähere Informationen können unter
teils Wattenscheid Zuspruch bei Teilen hma ■ 03437 - 919627 erfragt werden. Sollte
der dortigen Bevölkerung zu bekommen. ein genauer Veranstaltungsort bekannt
hma ■ Pressefest der „Deutschen werden, bitte ebenfalls informieren.
Jean Cremet ■
Stimme“
„Heldenviertel“ mit Zusatz
Die NPD wirbt seit einiger Zeit für das Früherer Rechtsextremist
Freiburg. Im sogenannten „Heldenvier- diesjährige Pressefest ihres Parteiorgans
tel“ des Freiburger Stadtteils Unterwieh- „Deutsche Stimme“, das am 3. August auf Liste der Schill-Partei
re finden sich Straßen mit Namen wie im „mitteldeutschen Raum“ stattfinden Hamburg. Auf Platz zwei der thüringi-
Richthofen-, Weddigen-. Langemarck- soll. schen Landesliste der Schill-Partei kan-
oder Gorch-Fock-Straße. Ein Bürgerver- didiert ein früherer Rechtsextremist. Bei
ein der Stadt hatte im vergangenen Jahr dem Kandidaten handele es sich um
die Forderung aufgestellt, die während Ankündiung auf der website der Günther Steinert, der im Thüringer Lan-
des Naziregimes so benannten Straßen NPD: desverfassungsschutzbericht des Jahres
endlich umzubenennen. Zu einer Stra- „Auf dem Programm stehen u.a. Rede- 2000 als Aktivist der als rechtsextrem
ßenumbenennung kam es zwar bislang beiträge von Udo Voigt (NPD-Parteivor- eingestuften Freiheitlich Deutschen
nicht. Die Straßenbenennungskommis- sitzender), Nick Griffin (Vorsitzender der Volkspartei (FDVP) geführt werde, wur-
sion der Stadt beschloss jedoch nun, die British National Party, Großbritannien) de am Montag aus Kreisen der Schill-
Straßen mit neuen Schildern und „inter- und David Duke (Vorsitzender der Euro- Partei in Hamburg bestätigt. Die Füh-
pretierenden Zusätzen“ zu versehen. So pean-American Unity and Rights Organi- rung der Schill-Partei kündigte Konse-
heißt es nun z.B. bei der Richthofen- zations, USA). Das musikalische Rah- quenzen an: „Wir gehen davon aus, dass
Straße: „In der NS-Zeit nach dem als menprogramm bestreiten die nationale wir die Liste in Thüringen ändern wer-
„Helden“ des 1. Weltkriegs gefeierten Rockgruppe Spreegeschwader sowie den“, sagte Parteisprecher Marc März.
Jagdflieger Manfred von Richthofen die Liedermacher Frank Rennicke, Sleip- Laut Verfassungsschutz handelt es
(1892-1918) benannt“. Zu Walter Flex nir, Jörg Hähnel und Lars Hellmich. An sich bei der FDVP um eine als rechtsex-
heißt es nun in einem Zusatz: „In der NS- einem hochkarätigen Diskussionsforum trem eingestufte Abspaltung der DVU.
Zeit nach dem Heimatdichter Walter zum Thema „Spitzel, Spalter, Provoka- Dem Bericht zufolge stand Steinert der
Flex (1887-1917) benannt. Mit den teure – Die Arbeitsweisen des Verfas- FDVP in Thüringen zeitweise als Vize-
Krieg idealisierenden Schriften hatte er sungsschutzes“ nehmen die bekannten Chef vor. Quelle: FR 23.07.2002 ■
großen Einfluss auf nationalistische nationalen Aktivisten Friedhelm Busse,
Kreise“. Die Hermann-Löns-Straße er- Meinolf Schönborn, Peter Naumann und Ex-„Republikaner“ als FDP-
hält nun den Zusatz: „In der NS-Zeit Horst Mahler teil.“
nach dem Heimatdichter Hermann Löns Funktionär
(1866-1914) benannt. Durch völkisches Hemer/Düsseldorf. Die nordrhein-
und rassistisches Gedankengut in seinen Um die Teilnehmer der letztjährigen westfälische FDP soll seit längerem dar-
Schriften Wegbereiter der NS-Ideolo- Veranstaltung mit den damaligen Orga- über informiert sein, dass in ihrem Orts-
gie“. Wenig eingefallen ist der Kommis- nisationspannen zu versöhnen, behalten verband im sauerländischen Hemer ein
sion zu Gorch Fock. In dem Zusatz heißt die Karten aus dem Jahr 2001 ihre Gül- früheres Mitglied der rechtsextremen
es lediglich, das er in seinen Dichtungen tigkeit. Da im Vorjahr knapp 2.000 Neo- „Republikaner“ als Schriftführer fun-

2 : antifaschistische nachrichten 16-2002


giert, berichtet die Süddeutsche Zeitung melt. Schill kündigte einen lediglich be-
vom 22.7. Die zuständige FDP-Bezirks- scheidenen Wahlkampf an. Es werde nur Aktuell
vorsitzende Angela Freimuth erklärte ein paar Plakate geben, man habe
gegenüber der SZ, der geschäftsführende schließlich kaum finanzielle Möglichkei-
Landesvorstand habe „offenbar keinen ten. Der Hamburger Parteivorstand war
Anlass gesehen“, gegen die Wahl des ohnehin gegen die Wahlbeteiligung und
ehemaligen „Republikaners“ Kurt Bla- torpediert den Wahlkampf jetzt. Dieses
che zum Schriftführer in Hemer vorzu- Verhalten dürfte die Partei erneut Mit-
gehen. Sie selbst habe erst durch Journa- glieder kosten.
listen-Anfragen davon erfahren, sagte In den letzten Wochen traten in Meck-
Freimuth. Daraufhin sei ihr vom zustän- leckburg-Vorpommern um die 100 Mit-
digen Kreisverband versichert worden, glieder aus, in Hamburg sogar über 200.
bei Blacher handele es sich um „einen Zugleich gab er hier 80 Parteiausschlüs-
rechtschaffenen Kerl“, der sich bei sei- se, deren Hintergründe zur Zeit nicht be-
nem Eintritt in die rechtsextremistische kannt sind. Es dürfte sich aber um solche
Partei „einfach mal verrannt“ habe. Über Schillianer handeln, die sich offensiv ge-
den „Liberalen Stammtisch“ habe der gen den Vorstand stellen – im Schill-Jar-
aktive Schützenbruder Zugang zur FDP gon „Querulanten“.
gefunden. Aus seiner politischen Vergan- So betrachtet, haben wir die Hoffnung,
genheit habe er nie ein Geheimnis ge- bis zu den Wahlen nichts mehr über die
macht. SZ 22.7.2002 ■ Schill-Partei berichten zu müssen. Lei-
der aber lässt die Ankündigung, einen
Schwerpunkt auf die „Ausländerpolitik“ Seit 15 Jahren organisieren Neonazis
Bundestagswahl: NPD über- alljährlich im August zum Todestag des
legen zu wollen, trotz geringer zur Verfü-
all auf dem Stimmzettel? gung stehender Mittel nichts Gutes ah- Hitlerstellvertreters und Kriegsverbre-
Laut NPD-Pressemitteilung hat die neo- nen. F■ chers Rudolf Heß Aufmärsche und Pro-
faschistische Partei in allen 16 Bundes- pagandaaktionen.
ländern die erforderliche Anzahl von Für eine offene Stadt – Die Mythenbildung um Heß, die revisio-
Unterschriften bei den Landeswahlbe- nistische Projektion auf den Suizid und
hörden vorgelegt. Zum Teil sei die not- Gegen Fremdenhass und
die „Vorbildfunktion“ eines reuelosen
wendige Zahl erheblich überschritten Rassenwahn
worden. In Schleswig-Holstein und Freiburg. Am 14. September plant die NS-Täters für „junge Kameraden“ kul-
Brandenburg hätten die Helfer der NPD Nationaldemokratische Partei Deutsch- minieren im Gedenken an Rudolf Heß.
„buchstäblich bis zur letzten Stunde auf lands einen Aufmarsch in Freiburg. Sie In den Beiträgen wird der „Mythos
Straßen und Plätzen bei den Bürgern um beruft sich in demagogischer Weise auf Heß“ entzaubert, seine Biografie zeigt
Unterstützung geworben“. den Aufruf des Freiburger Gemeindera- den gradlinigen Weg zu einem der
Ob das so geklappt hat, stand bei Re- tes vom 26.9.2000 „Für eine offene führenden NS-Funktionäre und Wegbe-
daktionsschluss noch nicht fest. Bei den Stadt“ und versucht damit, dieses Enga- reiter des Holocaust.
Einzelkandidaten in den Wahlkreisen gement für ein weltoffenes Freiburg für Mit der Betrachtung antifaschistischer
fehlten den Kandidaten in Köln z.B. die ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Ein
Gegenaktivitäten werden abschließend
notwendigen Unterschriften. Die in drei breites Bündnis von Organisationen und
Wahlkreisen aufgestellten Direktkandi- Einzelpersonen ruft dazu auf, dieser Pro- Möglichkeiten und Grenzen autonomer
daten wurden daher nicht zugelassen. vokation entgegenzutreten. Im Aufuruf Konzepte diskutiert.
u.b. ■ heißt es:
„Die NPD fungiert nicht nur als Orga-
Schill: kein Geld für Wahl- nisation und Auffangbecken der extre-
men Rechten, sie ist auch Teil einer Eu-
kampf ropa- und weltweiten Vernetzung von Bestellungen nur gegen Vorkasse:
Hamburg. Auch die Schill-Partei hat es Neonazis. Rassismus, Antisemitismus, 1 Ex. 3 € plus 1 € Versand
geschafft, ihre Kandidatlnnen für die Ausgrenzung und Vertreibung all jener,
Bundestagswahlen aufzustellen – in der die nicht in ihr völkisches Weltbild pas- 10 Ex. 25 € incl. Versand
mittlerweile bekannten chaotischen Art sen, sind der Kern ihrer politischen Aus- rat • c/o Schwarzmarkt
und Weise. In Sachsen-Anhalt lehnte die sagen. Die Verschärfung des Nahost- Kleiner Schäferkamp 46
Mitgliederversammlung die Aufstellung Konfliktes wird von der NPD hem- 20357 Hamburg
einer Landesliste indes ab, man wolle der mungslos ausgenutzt, um latent vorhan-
CDU keine wichtigen Stimmen wegneh- denen Antisemitismus zu mobilisieren. Neue
men. Das heißt, „Schill“ wird in Sach- Wir sind nicht bereit, diese demagogi- Neue Broschüre
Broschürezuzuden
den na-
sen-Anhalt nicht wählbar sein! In Meck- sche Hetze tatenlos hinzunehmen. Wir nazistischen „Heßmärschen“
zistischen „Heßmärschen“
lenburg-Vorpommern gab der Spitzen- halten es für geradezu unerträglich, In der Reihe antifaschistische Texte des
In der „Reihe antifaschistischer Texte“ des Unrast-
kandidat für die zeitgleich mit den wenn die NPD und ihre Anhängerschaft - Unrast-Verlages ist rechtzeitig für den im
Bundestagswahlen stattfindenden Land- wie in den letzten Jahren wiederholt ge- Verlages istgeplanten
August rechtzeitig zu dem für den August ge-
Rudolf-Heß-Gedenk-
tagswahl nur drei Tage nach seiner No- schehen – mit Reichskriegsflaggen und planten Rudolf Heß-Gedenkmarsch
marsch im fränkischen Wunsiedel im fränki-
eine
minierung „aus persönlichen Gründen“ Losungen wie „Ruhm und Ehre der Waf- schen Wunsiedel eine ausführliche
ausführliche Broschüre erschienen. DieBroschüre er-
auf. fen-SS“ oder den Hitlergruß zeigend, un- schienen. stattfindenden
jährlich Die jährlich stattfindenden Auseinander-
Auseinanderset-
Die Kandidatenschar ergibt das Bild gestört durch die Straßen ziehen können. setzungen um
zungen um die
dieAufmärsche
Aufmärsche werden genausoge-
werden
einer Mittelstandspartei; es treten Kauf- Strenge Auflagen oder eine Verlegung nauso
analysiertanalysiert, wie die
wie die Biographie desBiographie
Kriegsverbrechers
leute, Beamte und v.a. Juristen und Me- des Aufmarsches aus der Innenstadt kön- des
Heß Kriegsverbrechers
in den Blick genommenHeß wird.inBesonderes
den Blick Au-
diziner an. Einige von ihnen haben poli- nen eine breite gesellschaftliche Ächtung genommen wird. Besonderes Augen-
genmerk legen die AutorInnen auf die antifaschi-
tische Erfahrung als Mandatsträger der nicht ersetzen. merk legen die AutorInnen auf die anti-
CDU auf kommunaler Ebene gesam- Fortsetzung Seite 4
i h G h
faschistische Gegenwehr.

: antifaschistische nachrichten 16-2002 3


Die Freiburgerinnen und Freiburger Kreissparkasse Bad Dürkheim-Grün- anschlag verübt. Nach Polizeiangaben
werden dem couragierten Beispiel der stadt gekauft habe. Sie habe rund wurde eine mit brennbarem Material ge-
Leipziger Bevölkerung folgend nicht zu- 700.000 Mark investiert, Fenster ausge- füllte Bierflasche gegen die Außenwand
lassen, dass die NPD durch Freiburgs tauscht, Wasserleitungen neu verlegen geschleudert. Menschen wurden bei dem
Straßen zieht. Es gilt, entsprechend dem und den Hang abdichten lassen. Nach- Brand nicht verletzt, das Feuer erlosch
einstimmigen Aufruf des Freiburger Ge- dem die Verbandsgemeinde Lambrecht von selbst. (Jungle World 17.7.02)
meinderats vom 26.9.2000 „jedem An- weiter kein Interesse an einem Kauf ge- ◗ In Berlin wollte in der Nacht zum Don-
satz von Fremdenfeindlichkeit und rech- zeigt habe, habe sie den Mietvertrag mit nerstag, dem 18. Juli, ein 42jähriger zwei
ter Gewalt entschieden entgegenzutre- der NPD geschlossen. „Für mich ist das Rechtsextreme daran hindern einen
ten“. ein normales Immobiliengeschäft, mit Fahrgast in einer Straßenbahn zu verprü-
Organisationen: DGB-Region Südbaden-Hochr- Sympathien hat das absolut nichts zu geln. Daraufhin wurde er selbst von den
hein, Ausländerbeirat der Stadt Freiburg; Frak- tun“, so die Eigentümerin. 23 und 16 Jahre alten Brüdern mit Schlä-
tionsgemeinschaft Unabhängige Frauen/Linke Quelle: Rheinpfalz Online 20.7.2002 gen und Tritten lebensgefährlich verletzt.
Liste; Gemeinderatsfraktion der Grünen; Linke
Liste/Friedensliste; ver.di Bezirk Südbaden, IG VVN-BdA Kaiserslautern, Da keine Verdunklungsgefahr bestehe,
Metall Verwaltungsstelle Freiburg, NGG Verwal- vvn-bda-kl@gmx.de ■ blieben die Täter auf freiem Fuß.
tungsstelle Schwarzwald-Hochrhein, Fabrik e.V., (Darmstädter Echo, Freie Presse 19.7.)
Rote Peperoni, Junge Grüne Freiburg, u-asta Uni ◗ Drei Naziskins haben in der Nacht zum
Freiburg, , Juso Landesverband Baden-Württem- Mehr Rechtsextreme und
berg, Runder Tisch der Freiburger Jugendinitiati- 14. Juli, in Essen einen 18-jährigen
ven, Schülerrat Freiburg, Junges Freiburg e.V.,
antisemitische Straftaten Schwarzafrikaner angegriffen und ver-
Jugend für M.u.T.,PDS Kreisverband Freiburg, Berlin. Im 2. Quartal 2002 haben letzt. Sie bewarfen ihn mit Steinen und
`Solid Ortsgruppe Freiburg, Jungdemokrat/innen- rechtsextreme und antisemitische Straf- Bierflaschen und schlugen ihn. Der Atta-
Junge Linke Freiburg ■
taten wieder deutlich zugenommen, das ckierte trieb die Skins mit einem Kant-
geht aus der Anwort der Bundesregie- holz in die Flucht. Ein Angreifer wurde
Haus in Elmstein teilweise rung auf eine Kleine Anfrage der Abge- festgenommen. (dpa)
an NPD vermietet ordneten Ulla Jelpke hervor. „Offenbar ◗ In den frühen Morgenstunden des 14.
ermutigen die antisemitischen Ausfälle Juli versuchten etwa 30 bis 40 Rechts-
Elmstein. Ein Teil des Elmsteiner Hofs des Herrn Möllemann und die V-Leute- extreme in Forst (Spree-Neiße-Kreis) ein
ist seit 1. Juli an die NPD vermietet. Dies Pleite der Verfassungsschutzämter im Festival des Jugend- und Kulturzen-
erklärte die Eigentümerin des Anwesens NPD-Verbotsverfahren die rechtsextre- trums „Buntes Haus“ anzugreifen. Sie
gegenüber der Rheinpfalz. Seit diesem me Szene zu neuer Gewalt“, so Ulla bewarfen die Gäste mit Flaschen und
Zeitpunkt hat der Landesgeschäftsführer Jelpke. Steinen. Dabei wurden zwei Besucher
der NPD, Sascha Wagner, dort sein Büro „Im Juni registrierte die Polizei leicht verletzt. (anlaufstelle für opfer
und seine Wohnung. bundesweit 398 rechtsextreme Strafta- rechtsextremer gewalt e.v., 03046 Cott-
Bis dato habe die Partei nur einen Teil ten, darunter 27 Körperverletzungen und bus, Buntes Haus e. V., 03149 Forst) Am
des Anwesens angemietet, so Wagner. eine Brandstiftung. Damit steigt die Zahl Dienstag, dem 16. Juli, demonstrierten
Über kurz oder lang sei jedoch geplant, rechtsextremer Straftaten seit vier Mona- deshalb in Forst 150 Menschen gegen
das Haus und das Grundstück zu kaufen. ten ununterbrochen. Gegenüber März Nazis. (www.linkeseite.de 19.7.02)
Der Bundesparteivorsitzende der NPD, 2002 – damals registrierte die Polizei ◗ Am Dienstag, dem 9. Juli, griff ein
Udo Voigt, werde nach Elmstein kom- 188 rechte Straftaten - hat sich die Zahl 13jähriger am Löbauer Busbahnhof eine
men, um sich das Gelände anzusehen. dieser Delikte im Juni also mehr als ver- schwangere Frau aus Ghana an. In Be-
Momentan könne das Haus nicht gekauft doppelt. Noch alarmierender ist der An- gleitung zweier 14 und 16 Jahre alter
werden, da noch nicht klar sei, über wel- stieg bei den antisemitischen Straftaten. Mädchen beleidigte er sie, warf eine
che finanziellen Mittel die Partei in Zu- Nach 127 solcher Straftaten im ersten brennende Zigarette auf sie, drohte sie
kunft verfügen werde. Die Entscheidung Quartal 2002 registrierte die Polizei von umzubringen und stieß sie um. Passanten
solle aber eventuell in den nächsten zwei Anfang April bis Ende Juni insgesamt griffen nicht ein. Noch Tage später lag
Wochen fallen. 319 solcher Straftaten – das ist ein An- die Frau im Krankenhaus. (Sächsische
Als weiteren Grund, weshalb die Ver- stieg um über 150 Prozent! Jede vierte Zeitung, Samstag, 13. Juli 2002)
handlungen zunächst ins Stocken geraten dieser Straftaten geschah in Nordrhein- ◗ Am Samstag, dem 13. Juli, wurden
sind, nannte Wagner, dass die Partei da- Westfalen, dem Stammland des Herrn zwei Mitglieder des Vereins Jumawa in
von ausgegangen war, dass das Objekt Möllemann.“ ■ Sebnitz von zwei stadtbekannten rechten
bereits verkauft sei. An dem Elmsteiner Jugendlichen beleidigt, angegriffen, ge-
Anwesen sei die NPD jedoch stark inter- Rechte Gewalt – Meldungen schlagen, und am Ohr verletzt. (Quelle:
essiert. „Wir haben ein Grundstück in Jumawa Sebnitz 13.07.2002)
der Vorderpfalz gesucht, und die Bedin- aus 14 Tagen im Juli ◗ Am Bahnhof in
gungen in Elmstein sind nahezu ideal“, ◗ Wenige Wochen vor dem 10. Jahrestag Malter wurde
begründete Wagner die Entscheidung. des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen, am Samstag,
Das Anwesen biete genügend Raum, um wurde in der Nacht zu Samstag, dem dem 13.7.,
Versammlungen abzuhalten. Die Lage 20. Juli, auf ein Büro der Arbeiter- ein 17-Jäh-
und das Umfeld seien optimal: „Wir ha- wohlfahrt im bekannten „Sonnen- riger von
ben in den 60er Jahren in Elmstein gute blumenhaus“ ein Brandanschlag Jugendlichen be-
Stimmergebnisse erzielt. Auch einige mit einem Molotow-Cocktail ver- schimpft, da er ein T-Shirt mit
Parteimitglieder leben hier.“ Über den übt. Verletzt wurde niemand. In der Aufschrift „Gegen Nazis“
derzeit im Raum stehenden Kaufpreis der gleichen Nacht gab es in Ro- trug. Ein 17-Jähriger aus Ra-
von 720.000 Euro werde noch verhan- stock einen weiteren Brandan- benau schlug ihm ins Ge-
delt, so Wagner. Geplant sei, einige Woh- schlag auf einen asiatischen Imbiss. Und sicht. (Quelle: Sächsische Zeitung (Dip-
nungen zu vermieten oder als Eigen- es wurden die Fensterscheiben eines poldiswalde),16.7.02)
tumswohnungen zu verkaufen, um das Asia-Markts eingeworfen. (nadir-aktuell Newsletter des
Objekt zu finanzieren. Die derzeitige Ei- 21.7.2002) infotelefon.garfield@gmx.de
gentümerin gab an, dass sie das Haus vor ◗ Am 29. Juni wurde auf das Asylbewer- Antifaschistisches Infotelefon GAR-
vier Jahren für 530.000 Mark von der berheim in Jöhstadt (Sachsen) ein Brand- FIELD (06272-3559), 22. Juli 2002 ■
: antifaschistische nachrichten 16-2002
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Ausstellung „Tatort Stadion“machte Station in München:

Auf der Tribüne Rechts draußen!


Von 10. bis zum 26. Juli zeigte Auch in den 90er Jahren fielen Jugend- den 80er Jahren als Kultusminister ein-
die Wanderausstellung „Tatort liche mit verstärkt rechter Symbolik und deutig Flagge: Schüler müssten wieder,
Stadion – Rassismus und Diskri- Parolen in den Fankurven auf. Aber laut so Mayer-Vorfelder, alle drei Strophen
minierung im Fußball“ im Einstein Kul- Ausstellung lagen hier im Vergleich zum des Deutschlandlieds kennen und singen.
turzentrum in München wichtige Fak- vorhergehenden Jahrzehnt die Ursachen Auch kernige Sprüche wie „Ich bin stolz
ten und Hintergründe zu diesem The- anders: Seit der Eingliederung der DDR ein Deutscher zu sein“ und „Unsere Ge-
ma. Organisiert wurde die Veranstal- ins Bundesgebiet 1990 hatte ein extremer schichte besteht nicht nur aus zwölf dun-
tung vom Bündnis aktiver Fußballfans Rechtsruck die Gesellschaft erfasst. Als klen Jahren“ waren und sind seine Sache
(B.A.F.F.) in Zusammenarbeit mit „foot- Folge davon sei eine rechte Jugendkultur des politischen Ziehsohns von Hans Fil-
ball against racism in europe“ (fare). entstanden, die mit dem Slogan „Wir sind binger (!!). Bei diesem Vorbild wunderte
Maßgeblich beteiligte sich auch die In- wieder wer!“ rasch an Selbstbewusstsein es nicht, wenn Neonazis zitiert wurden
itiative „Löwen-Fans-gegen-Rechts“. gewann. Rechte und faschistische Par- mit: „Im deutschen Fußball wird jetzt al-
teien wie die les gut. Da ist ja jetzt einer von uns Präsi-
Es tat sehr gut, an diesem heißen NPD und die dent.“ Und wie der Herr, so’s Gescherr:
Samstag vor der Sonne Schutz zu DVU waren im Unter dem Titel „Kabinengeflüster“ wies
finden. So führte der Weg direkt Bundestagswahl- die Ausstellung auf menschenverachten-
hinunter in die kühlen Katakomben kampf 1998 in de Äußerungen bekannter Fußballer und
des Einstein Kulturzentrums am verschiedenen Trainer hin. Auf dem Oktoberfest 1993
Max-Weber-Platz. Auf den ersten Stadien aufgefal- hatte der Fußball-Dinosaurier Lothar
Blick erschien diese Ausstellung len. Besonders Matthäus einen Niederländer mit den
überraschend klein, wurde sie doch das Umfeld des Worten verunglimpft, er sei „wohl von
groß angekündigt. Sah man aber ge- MSV Duisburg Adolf vergessen worden“. Otto Rehha-
nauer hin, glänzte sie mit einer un- und des Hambur- gel, derzeit Nationaltrainer von Griechen-
geheuren Fülle an Fakten und Infor- ger SV machte land, hetzte: „Die Neger nehmen uns die
mationen, oft bis ins Detail. Impo- sich bei Verfas- Arbeitsplätze weg.“ Auch Ex-Löwentrai-
Broschüre zur Ausstellung über
sante Stellwände, im Zick-Zack- BAFF: 030-2935 2835 sungsschützern ner Werner Lorant und Torwart-Legende
Muster angeordnet, gaben Auskunft laut Ausstellung Toni Schumacher stießen leider ins glei-
über die Entwicklung der Diskrimi- sehr verdächtig. che Horn.
nierungen am Fußballfeld, über Rechte Fanclubs Bleibt die Frage: Welche Konsequen-
Rassenwahn in Fanclubs und über und ihre Fanzi- zen hat der DFB gezogen? Hier berichten
bekannte Neonazis, die im Stadion nach nes gaben der braunen Front mächtig die Dokumente der Wanderausstellung
geeigneten Personen Ausschau halten, um Vorschub. Auch in den Liedern wie dem von der DFB-Aktion „Friedlich miteinan-
sie zu rekrutieren. Im abgeteilten Hinter- rassistischen „U-Bahn-Lied“ wurde ge- der – Mein Freund ist Ausländer“. Mit
raum der Ausstellung erwartete den Besu- gen Andersdenkende gehetzt. Plakaten, Stadiondurchsagen und
cher eine eindrucksvolle Filmvorführung An dieser Stelle erinnerte „Tatort Sta- Schweigeminuten warb der Fußballbund
über Szenen aus dem deutschen Fußbal- dion“ an zwei folgenreiche und skandalö- für einen problemlosen Fußballalltag.
lalltag, teilweise mit erschreckenden Bil- se Fußballspiele der deutschen National- Laut Konfliktforscher Prof. Gunter A.
dern. mannschaft. Am 4. September 1996 Pilz „eine PR-Maßnahme, die ohne
Die Exponate machten zunächst deut- spielte das deutsche Team im polnischen Rücksprache mit den Fans oder den Fan-
lich, dass das Thema Fußball in diesem Zabrze – dem ehemaligen Ort Hinden- Projekten erfolgte.“ Erst 1998 erkannte
Land eine wichtige Rolle spielt. Kaum je- burg – gegen die polnische Mannschaft. der Verband die Gefahr offiziell an, ver-
mand konnte sich entziehen, als sich die Schon bei der Anreise fielen die rechten schickte einen so genannten Zehn-Punk-
deutsche Nationalmannschaft bis ins Fi- Hooligans mit volksverhetzenden Paro- te-Plan gegen Rassismus an Vereine und
nale der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 len auf, intonierten gar das berüchtigte Medien, der jedoch nicht voll umgesetzt
in Japan und Korea kickte. Oder wenn bei „Horst-Wessel-Lied“. Der Gipfel wurde wurde.
solchen Turnieren wichtige Spiele erst zwei Jahre später bei der Fußball-Welt- Doch entgegen allem Pessimismus
durch ein spannendes Elfmeterschießen meisterschaft in Frankreich erreicht, als zeigt „Tatort Stadion“ auch positive
entschieden werden. Doch, so fragten die deutsche Schläger mit Reichskriegsflag- Highlights, wie beispielsweise die erfolg-
Initiatoren der Veranstaltung, was passiere ge während eines Spiels in Lens dem reiche Initiative „Löwen-Fans-gegen-
um das Fußballfeld herum, in der Halb- französischen Polizisten Daniel Nivel Rechts“. Gerade der TSV 1860 München
zeit, nach dem Abpfiff? Genau hier hakte fast das Hirn aus dem Kopf prügelten. hat eine erzbraune Vergangenheit, die ein
„Tatort Stadion“ ein, stellte für viele un- Der Gendarm gilt bis heute als schwer- solches Engagement mehr als erfordert.
bequeme, aber in der Sache sinnvolle Fra- verletzt. Grund genug also, nach den Ur- Hoffnung gaben auch die Berichte vom
gen. So versuchen neonazistische Grup- sachen dieser schlimmen Entwicklung zu Berliner Fußballverein BFC Türkiyem-
pen seit den 80er Jahren, bei Fußballspie- fragen. spor. Diesem türkischen Club war es ge-
len im Stadion neue Gefolgsleute anzu- Hier vertraten die Initiatoren von „Ta- lungen, trotz Diskriminierung große
werben. Als Beispiel nannte die Ausstel- tort Stadion“ die Meinung, vor allem sportliche Erfolge feiern zu können.
lung die so genannte Dortmunder „Borus- hochrangige Personen und Vertreter des Hoffnung macht sicherlich auch das En-
senfront“ mit ihrem mehrfach verurteilten DFB müssten eine Vorbildfunktion ein- gagement von Künstlern und Intellektuel-
Anführer Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt. nehmen und sich ihrer würdig erweisen. len wie dem Kabarettisten Helmut Ruge,
Dieser besuche noch heute Spiele von Bo- Doch der gegenwärtige Präsident des der im Begleitprogramm auftrat. Dabei
russia Dortmund und verteile NPD-Propa- DFB Gerhard Mayer-Vorfelder („Mayer- traf er den Nagel auf den Kopf: „In einer
ganda. Gezielte Angriffe auf Ausländer Formfehler“) unternimmt laut Ausstel- Mannschaft ist Rechtsaußen eine wichti-
blieben nicht aus: „Die müssen wir raus- lung alles, dem entgegenzuwirken. Der ge Position. Auf der Tribüne sollte
prügeln!“ schwäbische Politiker zeigte bereits in Rechts draußen bleiben.“ joe ■

: antifaschistische nachrichten 16-2002 5


Auf dem Erich-Klibansky-Platz in Gedenkveranstaltung für nicht bewußt werden, was da tatsächlich
Köln versammelten sich am Mon- passierte, obwohl ich fast 15 Jahre alt
tag, dem 22.7.2002, diejenigen, die 1164 deportierte jüdische war. Es war fast eine Atmosphäre wie ein
der Einladung des Evangelischen Stadt- Menschen aus Köln und Aufbruch zu einem Ferienlager, aber für
kirchenverbandes und der Synagogen-Ge- dem Rheinland viele von uns war das der endgültige Ab-
meinde Köln gefolgt waren, der jüdischen schied von unseren Familien, von unseren
Kinder, Jugendlichen, ihrer Verwandten Lehrern und unseren Freunden. Als der
und Erzieher zu gedenken, die vor 60 Jah- Zug aus dem Bahnhof fuhr, ließen wir
ren zu ihrem grausamen Tod durch fa- mehr zurück als die winkenden Menschen
schistische Mörder deportiert wurden. auf dem Bahnsteig. Eine ganze Ära unse-
1164 Menschen mussten am 20. Juli res Lebens war jäh abgeschnitten worden.
1942 zum Deutzer Tiefbahnhof kommen. Als Dr. Klibansky nach Deutschland
Nach vier Tagen Fahrt wurden sie in zurückgekommen war, hat er die beiden
Trostenez bei Minsk ermordet. Unter ih- nächsten Transporte in die Wege geleitet.
nen befand sich der langjährige Leiter der Als die sechste Klasse fast reisefertig war,
Jawne, des jüdischen Reformrealgymnasi- brach der Krieg aus. Dr. Klibansky, seine
ums, Dr. Erich Klibansky, mit seiner Fa- Familie, die meisten Schüler und Lehrer,
milie und seinen letzten Schulklassen. die zurückgeblieben waren, saßen in der
Durch einen weitsichtigen Plan war es Falle, wurden in den Osten deportiert und
ihm gelungen, im Jahr 1939 130 Schüler ermordet.
in mehreren Gruppen nach England zu Schulleiter Dr. Erich Klibansky am Diese Deportation hat auf den Tag ge-
retten und ihnen dort das Leben zu si- Eingang des Gymnasiums Jawne nau vorgestern, dem 20. Juli, vor 60 Jah-
chern. Nach Beginn des von den deut- ren stattgefunden. Der Sonderzug der
schen Faschisten zu verantwortenden uns Betroffenen der Greuel, die während Deutschen Reichsbahn Da 219 fuhr
Weltkrieges konnte er diesen mutigen der Hitlerzeit an deutschen Juden began- pünktlich um 15.00 Uhr vom Bahnhof
Plan nicht vollenden. gen wurden, wollen wir einer Institution Köln-Deutz-Tief ab. Es waren 1.164 Per-
Zum Gedenken sprach Irene Corbach, gedenken, die von den Nazis ausgelöscht sonen, darunter 118 Kinder unter 10 Jah-
Synodalbeauftragte für das christlich-jü- wurde, und uns an die Menschen erinnern, ren (...) Die Fahrt endete nach vier Tagen,
dische Gespräch. Sie und ihr verstorbener die diese Institution verkörpert haben, und am 24. Juli. Lastwagen fuhren in zeit-
Mann Dieter Corbach hatten sich be- die gedemütigt, gequält und schließlich lichen Abständen zu einem Wäldchen in
sonders für die Errichtung des Gedenk- ermordet worden sind. der Nähe des Vernichtungslagers Troste-
brunnens mit dem klagenden Löwen Juda Wir stehen an der Stelle, an der die Jaw- nez, das die SS im November 1941 dort
und den Namen der ermordeten Kinder ne gestanden hat. Jawne, das war der eingerichtet hatte, etwa 15 km von Minsk
auf dem Erich-Klibansky-Platz, dem frü- Name eines der besten Gymnasien entfernt. Etwa 4 km weiter, in diesem Kie-
heren Schulhof der Jawne, eingesetzt. Ein Deutschlands, und ich war Schüler dieser fernwäldchen bei Blagowschtschina, das
Grußwort der Stadt überbrachte Bürger- Schule, als jüdische Kinder keine deut- leicht abgeriegelt werden konnte und von
meisterin Renate Canisius. Pfarrer Horst schen Schulen mehr besuchen durften (...) weitem kaum einzusehen war, hatte man
Reinhardt zitierte aus dem 83. Psalm. Der „spiritus rector“ der Schule war durch russische Kriegsgefangene große
Herr Yizhak Ahren von der Synagogen- selbstverständlich unser Direktor Dr. Kli- Gruben ausheben lassen, etwa 3 Meter tief
Gemeinde Köln trug den 82. Psalm vor, in bansky. Für mich und für die meisten mei- und 60 Meter lang. Kurz vor dem Tode
dem es, wie er hervorhob, um Gerechtig- ner Mitschüler hatte er so etwas von ei- der Insassen des Zuges Da 219 zählte die
keit gehe. Über die Jawne sprach einer nem strengen Zuchtmeister, und unser SS noch genau nach, wie viele Kinder un-
der geretteten Schüler, Herr Fritz Bauch- Respekt war immer mit einer gewissen ter 10 Jahren sie ermorden würde: 118
witz aus Bremen. Seine Rede, aus Platz- Ängstlichkeit verbunden. Erst viel später Kinder unter 10 Jahren und viele Jugend-
gründen leider gekürzt, möchten wir hier wurde uns klar, was für ein warmherziger liche aus Köln. Außer Schülern und Leh-
zum Nachdenken bekannt machen. A. Lux und liebevoller Mensch er in Wirklichkeit rern der Jawne waren auch die Bewohner
gewesen ist. des jüdischen Waisenhauses Lützowstraße
Rede von Fritz Bauchwitz am 22.7.2002 Dr. Klibansky versuchte also mit Hilfe und des Abraham-Frank-Hauses in der
jüdischer Gemeinden in England die gan- Aachener Straße mit ihren Erziehern und
Liebe Freunde, denn das sind Sie ja alle, ze Jawne nach England zu bringen. Zu- Lehrern in den Zug gestiegen, in der
die sich die Zeit genommen haben, heute nächst war es aber nur möglich für einzel- Überzeugung: „Wir werden wiederkom-
zu dieser Gedenkstunde zu kommen, trotz ne Klassenverbände, mit allen Schülern, men!“ Keiner überlebte.
der rechtsextremistischen Ausschreitun- deren Eltern mit der Übersiedlung einver- Ihr Andenken aber überlebt, so wie es
gen und der antijudaistischen Äußerungen, standen waren. Die nötigen Unterlagen die Buchstaben verkünden, die auf jedem
sogar von sogenannten liberalen Politikern aus England kamen Anfang April 1939. jüdischen Grabstein eingemeißelt sind:
und prominenten Autoren, die wir in letz- Am 9. Mai stand ich mit meinen Mit- Mögen ihre Seelen eingebunden sein in
ter Zeit erlebt haben. Ich bin überzeugt, schülern, mit unseren Familien und unse- den Bund der Lebenden. Für das Überle-
daß sich die große Mehrheit der deutschen ren Lehrern, unter ihnen Dr. Stein, auf ei- ben des Andenkens sorgt auch der Brun-
Bevölkerung sehr wohl bewußt ist, welche nem Bahnsteig im Kölner Hauptbahnhof. nen vor dem wir stehen mit den Namen
Gefahr von solchen Gruppen und solchen Unsere war die dritte der fünf Klassen, die der Kinder, die uns verloren gegangen
Machenschaften ausgehen. Sowohl De- es vor Ausbruch des Krieges geschafft ha- sind, und der kleine Platz, auf dem wir uns
monstrationen, öffentliche Veranstaltun- ben. Dr. Klibansky begleitete uns nach Li- befinden, der den Namen unseres Direk-
gen, und die Forderungen nach schnellem verpool und blieb die ersten Wochen in tors Dr. Erich Klibansky trägt.
Handeln der Justiz, als auch prompte Op- England bei uns, denn die Lehrer, die end- Die Tatsache, daß es diese Gedenkstätte
position aus den eigenen Reihen gegen un- gültig bei uns bleiben sollten, mußten gibt, verdanken wir unserem Freund Die-
verantwortliche Äußerungen seitens füh- noch auf ihr britisches Visum warten. Der ter Corbach, der uns leider verlassen hat,
render Persönlichkeiten der Politik und Zug fuhr ein, wir verabschiedeten uns von und seiner Frau Irene, die seine Arbeit in
der Literatur belegen diese Einstellung der unseren Eltern und den Lehrern, die zu- seinem Sinn fortsetzt.
Deutschen. Sie gehören zu dieser Mehr- rückbleiben mußten. Der Betrieb und das Danke, daß Sie alle zu uns gekommen
heit der Deutschen, und zusammen mit Gedränge auf dem Bahnsteig ließ mir gar sind. ■

6 : antifaschistische nachrichten 16-2002


Fortsetzung von Seite 1 mentarier Farid Smahi. Die Mégret-Frak- Bruno Mégret zwar in der Öffentlichkeit,
Damals ging es um eine Arbeitsteilung tion sprach hingegen einem lupenreinen dass Brunerie einen Einzelfall mit „rein
zwischen dem potenziell gewalttätigen rassebiologistischen Determinismus das psychiatrischem Hintergrund“ darstellte.
rechtsextremen Spektrum und dem legal Wort, dem zufolge es eine theoretische Doch hat der MNR nie bestritten, dass
auftretenden, auf die politische Mach- Verirrung ist, einen „Islamisten“ – als Maxime Brunerie bis zu seinem Atten-
teroberung abzielenden Neofaschismus in solche bezeichneten sie den FN-Funktio- tatsversuch Parteimitglied gewesen ist.
Gestalt des Front National (FN). när Farid Smahi aufgrund seiner Her- Zeitweise wollte der MNR sogar seine
Denn die Jugendorganisation des FN, kunft - in den eigenen Reihen zu haben. Jugendorganisation, den MNJ, mit Unité
der Front national de la jeunesse (FNJ), Die Mégret-Partei verfolgte seit da- radicale zu einer gemeinsamen Organisa-
legte zwar einen sehr radikalen und ge- mals eine Doppelstrategie: Sie versuchte tion unter dem Namen Front de la jeu-
gen das „System“ gerichteten Diskurs an gleichzeitig, rechts und „links“ – im Sin- nesse (Jugendfront) fusionieren. Der Ka-
den Tag, bot aber den nach militantem ne von näher an der politischen Mitte – binettschef des MNR-Generalbeauftrag-
Aktivismus strebenden Elementen kaum von Jean-Marie Le Pen zu stehen. Einer- ten Jean-Yves Le Gallou (Nummer Zwei
Betätigungsfelder, da auf das der Partei), Grégoire Tingaud,
öffentliche Erscheinungsbild unterhielt entsprechende Kontakte
der Gesamtpartei geachtet wer- über den MNJ zu einer Mitgliedsor-
den musste. Somit dachte man ganisation von Unité radicale, dem
an eine Rollenteilung zwischen GUD. Doch die Verbindungen der
militantem und gewissermaßen Ultraradikalen zum MNR haben
„massenpolitisch“ agierendem sich seitdem merklich gelockert.
Arm. In ihrem Eigenverständ- Ein Grund dafür ist der Abgang des
nis betont Unité radicale: „Wir NS-nahen Rasseideologen Pierre
wollen der Nationalen Bewe- Vial, der den radikalsten Flügel in
gung“ – gemeint ist der partei- der MNR-Führung repräsentierte.
politisch strukturierte Neofa- Vial trat im Herbst 2001 aus der
schismus – „keine Konkurrenz Partei aus, weil diese anlässlich der
machen, sondern wir wollen internationalen Spannungen infolge
sie ergänzen, indem wir jenen des 11. September den Islam – na-
eine Ausdrucksmöglichkeit bieten, die seits zeigte sie sich offen für das militan- türlich mitsamt der muslimischen Ein-
aufgrund ihrer notwendigen Mäßigung te und ultraradikale Spektrum, dem sie wanderer in Europa – zum „Hauptfeind
enttäuscht sein könnten“. UR versteht weitgehende Freiräume ließ. Auf der an- Nummer Eins“ erklärte und zugleich pro-
sich denn auch „nicht als Massenpartei, deren Seite versuchte die Mégret-Partei amerikanische und pro-israelische Posi-
sondern als eine Avantgarde, einen An- aber auch mit einer Strategie der „ausge- tionen einnahm. Zugleich war ihm die
sporn“ für größere Kräfte. streckten Hand“ gegenüber der konserva- Bündnispolitik des MNR gegenüber den
Die Parteispaltung des FN, die ein hal- tiven Rechten zu verfolgen, und ihre Ka- Konservativen viel zu bürgerlich. Ein an-
bes Jahr später eintrat, hat die Rollenver- der befürworteten eine Bündnisstrategie derer Grund liegt in den Wahlschlappen
teilung durcheinander gebracht. Anläss- nach italienischem Vorbild, die die Partei des MNR, der bei der Präsidentschafts-
lich der Trennung zwischen Jean-Marie zur Machtbeteiligung führen sollte. wahl gut zwei Prozent und bei den jüng-
Le Pen und Bruno Mégret ergriffen die Im Mai 2000 trafen sich Vertreter der sten Parlamentswahlen nur noch knapp
Hardcore-Aktivisten von UR klar für die Mégret-Partei und von Unité radicale, über ein Prozent erhielt.
Mégretisten Partei, und zwar aufgrund um in der Folgezeit die Doppelmitglied- Heute neigt Unité radicale stärker zum
der angeblichen „multikulturellen Posi- schaft in beiden Organisationen zu erlau- Aktivtismus, auf der Straße... und für
tionen“, die Le Pen damals ergriff. Aller- ben – normalerweise führt die Zugehö- einzelne Mitglieder vielleicht in der
dings hat Unité radicale sich auch später rigkeit zu einer anderen politischen Form, in der sich der gescheiterte Chirac-
noch häufig für einen Wiederannäherung Gruppierung beim MNR zum Parteiaus- Attentäter Maxime Brunerie versuchte.
zwischen Lepenisten und Mégretisten schluss. Teil des damals geschlossenen ■ Das Verhältnis zu den rechten-
eingesetzt. Trotz ihrer größeren Nähe Abkommens war ebenfalls, dass den UR- Großparteien: FN (und MNR)
zum MNR hat Unité radicale regelmäßig Neonazis aussichtsreiche Plätze auf den
an den jährlichen 1. Mai-Demonstratio- MNR-Listen zu den Kommunalwahlen Die größeren rechtsextremen Parteien,
nen des FN teilgenommen. Nach dem im März 2001 eingeräumt werden soll- FN und MNR, haben ein ambivalentes
Wahlerfolg von Jean-Marie Le Pen hatte ten, darunter eine Spitzenkandidatur in Verhältnis zu den ultraradikalen Aktivis-
Unité radicale auch Gespräche mit dem Südwestfrankreich. ten. Auf der einen Seite nehmen sie im-
FN aufgenommen, zu dessen Wahl in der So war auch Maxime Brunerie anläss- mer wieder Aktivisten aus diesem Be-
Stichwahl sie aufrief. lich der Kommunalwahlen 2001 Kandi- reich dankbar auf, weil diese das Fuß-
Um seinen innerparteilichen Widersa- dat des MNR im 18. Pariser Bezirk, auf volk vergrößern, aktiv zur Hand gehen –
chern zu schaden, hatte Le Pen die Mé- einem der vorderen Listenplätze – dem und weil es für diese Parteien gilt, auch
gret-Anhänger anlässlich der Spaltung als siebten von 42 – unter dem Spitzenkan- solche Elemente aktiv einzubeziehen, um
„eine Minderheit von Aktivisten, Extre- didaten Alain Vauzelle, dem landeswei- sich die absolute Hegemonie auf der ex-
misten, ja sogar Rassisten“ dargestellt. In ten Schatzmeister des MNR. Sechs Mo- tremen Rechten zu sichern und keine
der Folgezeit hatte er einen eher post-ko- nate zuvor, am 16. September 00, war Kräfte außerhalb ihres Einflusses hoch-
lonial und paternalistisch geprägten Ras- Brunerie wegen illegalen Klebens von kommen zu lassen.
sismus nach außen gekehrt, der es erlaub- MNR-Plakaten auf den Champs-Elysées Auf der anderen Seite wollen sie na-
te, auch eindeutig pro-französisch einge- aufgegriffen worden. Und noch am 21. türlich keine politischen Entscheidungs-
stellte und angepasste Einwanderer inner- April dieses Jahres nahm Brunerie am zentren neben sich dulden. Und keinen
halb der Partei zu befördern. Das gilt ins- Wahlabend des Präsidentschaftskandida- Schatten durch das Agieren unkontrol-
besondere für Harkis – so heißen jene Al- ten Bruno Mégret teil, in einem Hotel der lierbarer Elemente auf das Erscheinungs-
gerier, die im Unabhängigkeitskrieg auf Kette Novotel im 15. Pariser Bezirk, wo bild ihrer eigenen Parteien geworfen se-
Seiten der Kolonialmacht Frankreich er (unter Nennung seines Namens) auf hen. Am 1. Mai 2000 kam es zu kleine-
kämpften – und ihre Nachfahren, wie Fragen der Le Monde-Reporterin Virgi- ren Prügeleien zwischen dem FN-Ord-
bspw. den Pariser FN-Kommunalparla- nie Malingre antwortete. Heute betont nerdienst und Elementen aus dem Um-

: antifaschistische nachrichten 16-2002 7


feld von UR, weil Le Pen deren Anhän-
ger nicht bei „seinem“ Aufmarsch dulden
wollte. Hintergrund war aber vor allem,
Die Unité radicale
dass es ihm überhaupt nicht passte, dass Die Mitgliedsgruppen von Unité verlief die Unterwanderung eher in umgekehrter
die UR-Aktivisten sowohl bei Le Pen, als radicale Richtung, und es wimmelte von Polizeispitzeln in
auch bei der späteren Saalveranstaltung Unité radicale entstand 1998 aus einer Annähe- ihren Reihen. Am Ende beschränkte sich die Tätig-
des „Erzverräters“ (aus FN-Sicht) Mé- rung zwischen dem militanten GUD (Groupe keit des PNFE, der auf wenige Dutzend Mitglie-
gret dabei sein wollten. Union Défense, Gruppe Einheit und Verteidi- der schrumpfte, eher auf Nazi-Folklore. Im Jahr
Seitens von Unité radicale hat die gung), der nationalrevolutionären Gruppierung 2000 löste er sich auf, den übrigen Mitgliederbe-
Nouvelle Résistance und Aktivistenzirkeln wie Jeu- stand übernahm Unité radicale.
deutliche Wahlniederlage von Le Pen in
ne résistance oder der Union des cercles résistan- Nouvelle Résistance ist eine nationalrevolutio-
der Stichwahl gegen Präsident Jacques
ce. Hinzu kam später die Neonazipartei PNFE när bzw. „nationalbolschewistisch“ ausgerichtete
Chirac, aber auch das schmähliche (Parti nationaliste français et européen), die sich Gruppe von circa 200 bis 300 Mitgliedern, die
Scheitern des MNR bei Präsidenten- und im Jahr 2000 auflöste, sowie „Dissidenten“ der 1988 aus einer Spaltung der Kleinpartei Troisiè-
Parlamentswahlen zu einer Lockerung antisemitischen Splittergruppe Oeuvre française me Voie (Dritter Weg, gemeint ist : zwischen Kapi-
der Bindung an die beiden Parteien ge- (Französisches Werk), die eine historische rechts- talismus und Kommunismus) entstand - die andere
führt. Der Fortgang der Krise des MNR extreme Gruppierung aus den 50er Jahren – Jeu- Hälfte war vom Front National verschluckt wor-
(der im Oktober 02 einen Kongress der ne nation (Junge Nation) – fortsetzt. Im Sinne ei- den. 1996 näherte sich auch Nouvelle Résistance
„Neugründung“ abhalten will) könnte ner „nationalrevolutionären“ Querfront-Strategie dem damaligen FN an, doch die Gruppierung
dies noch beschleunigen. konnte UR aber auch rechte Ökologen einbinden. verfolgte zugleich eine Querfront-Strategie, die
Der GUD bildet eine, als gewalttätige Reaktion alle oppositionellen Potenziale in der Gesellschaft
■ Die Tat von Maxime Brunerie auf die Bewegung des Mai 1968 entstandene, sammeln sollte : Rechtsextreme, Linke, kommunita-
Vor diesem Hintergrund wird auch die rechtesextreme Studentengruppierung. Seine ristische Widerstände und Ökologen. Ihr Chef
Tat von Maxime Brunerie vielleicht er- Hochburg hat der GUD an der Universität Paris-II Christian Bouchet führte bis im Frühjahr dieses
in der rue d’Assas, einer konservativen bis reaktio- Jahres als Generalsekretär UR an.
klärbarer. Tatsächlich lässt diese sich
nären Kaderschmiede; dort wurde er auch ge- Unter Einfluss der nationalrevolutionären Quer-
nicht auf die Tat eines durchgeknallten, gründet. Hier sammelt er manche Kinder der Elite, front-Strategie konnten auch ökologisch ausge-
oder schlicht verrückten, Einzeltäters re- die – sicher, dass sie nach einem halbwegs richtete Splittergruppen für Unité radicale gewon-
duzieren. Allerdings scheint sein Atten- glimpflich überstandenen Studium an der Eliteuni- nen werden. So etwa Mitglieder der Gruppe
tatsversuch auch nicht auf einen kollekti- versität ohnehin Papas Anwaltskanzlei oder Be- Earth First, die eine prinzipiell menschenfeindliche
ven, organisierten Akt zurückzugehen. trieb übernehmen können – sich langweilen und und biologistische Variante von Radikalökologie
Jedenfalls gibt es bisher keinerlei Anzei- sich mit „Jagd auf Linke“ die Zeit vertreiben. Au- vertreten. Aber auch die rechtsextrem-nationalre-
chen für Tathelfer oder explizite Auftrag- ßer in Paris-Assas verfügt der GUD noch über Ab- volutionär ausgerichtete Gruppe Résistance verte
geber des Attentatsversuchs. Wahrschein- leger in Lille, Montpellier und im stockrechten Niz- (Grüner Widerstand). Und schließlich auch einige
lich ist, dass Unreife und Geltungsdrang za. ehemalige Mitglieder der französischen Grünen,
mit zur Tat des 25jährigen geführt haben. Der GUD zeichnet sich vor allem durch extreme die wegen antisemitischer Tendenzen aus der
Diese war von Anfang an nicht allzu aus- Gewalttätigkeit gegenüber politischen Gegnern Ökopartei ausgeschlossen worden waren.
sichtsreich, wobei es allerdings dennoch aus, und sehr wenig durch ideologische Tätigkeit. Seit kurzem wird auch versucht, rechtsextreme
Neben den Elitekindern zieht er manchmal auch regionalistische Bewegungen zu schaffen, vor al-
überrascht, wie leicht es Brunerie am
Kinder von „geringerer“ sozialer Herkunft an, die lem im Umfeld des Zirkels Terre et peuple (Erde
Ende gelungen ist, mit seinem (in einem sich durch die Kameradschaft in der Schlägertrup- und Volk) des Rassenideologen Pierre Vial. Als
Gitarrenetui versteckten) Karabinerge- pe eine Aufwertung erhoffen. Dies gilt wohl auch Vorläufer könnte der vor zwei bis drei Jahren ent-
wehr bis auf Schussweite an den Staats- für Maxime Brunerie, der – nach einem Vorlauf standene Mouvement régionaliste breton (Bretoni-
chef heranzukommen. durch Skinheadgruppen in den Trabantenstädten sche regionalistische Bewegung) gelten, damals
Am 13. Juli, dem Vortag des französi- des südlichen Pariser Umlands, sowie das Hooli- eine Abspaltung des MNR.
schen Nationalfeiertags, um 13 Uhr briti- gan-Umfeld des Pariser Fußballclubs PSG – Ende Innerhalb von UR existieren informelle Zu-
scher Zeit (15 Uhr Pariser Ortszeit) hatte der 90er Jahre dem GUD beitrat. Als Facharbei- sammenschlüsse von Hitler-Verehrern, die sich vor
Maxime Brunerie auf dem Internet-Fo- ter- und Angestelltenkind aus der Mittelschicht allem jährlich zum Abfeiern des „Führergeburts-
rum der britischen Neonazigruppe Com- war Brunerie als Student für einen berufsorientier- tags“ am 20. April treffen.
bat 18 (für „Kampf Adolf Hitler“, die ten Abschluss in Betriebswirtschaft und Buchhal-
Ideologische Trends bei Unité radicale –
Zahlen symbolisieren jeweils den Buch- tung eingeschrieben, was eher einer mittleren so-
Tendenzwende seit April ?
staben der Initialien im Alphabet) eine zialen Position entspricht.
Zu den Stärken von Unité radicale gehörte von
Der PNFE wurde 1987 durch den ehemaligen
unzweideutige Nachricht hinterlassen. Anfang an ihre Offenheit für nicht direkt (organi-
Aktivisten für das „französische Algerien“ Claude
„Watch the TV this sunday, I will be the sations)politische Phänome wie Jugend-Subkultu-
Cornilleau gegründet, der zuvor bei der konserva-
star... Death to Zog, 88 !“ Zog steht für tiven Rechten und dann beim Front National hos-
ren, Musik – vor allem in Gestalt der „identitären
„Zionist occupation government“ (Zio- pitiert hatte. Zu ihren Glanzzeiten hatte die unge-
französischen Rockmusik“ mit kriegerischen oder
nistische Besatzungsregierung), eine alte schminkte Neonazi-Partei, die ungefähr mit der –
schreiend radikalen Texten – und auch regionalis-
Neonaziformel, um „das System“ zu be- tischen Strömungen. Dem „klassischen“ Nationa-
inzwischen verbotenen – Freiheitlichen Deutschen
zeichnen. Und 88 steht für HH (Heil Hit- lismus à la Le Pen setzt sie eine rassisch definierte
Arbeiterpartei (FAP) in den 80er Jahren zu ver-
ler). Aber neben diesen politischen For- „europäische“ Identität entgegen, wofür der
gleichen ist, rund 500, oft gewalttätige Mitglie-
MNR ein offeneres Ohr hat als der „alte“ FN
meln hat Brunerie sich eben auch un- der. Einige von ihnen zeichneten sich in den spä-
(und was im Prinzip stärkere Anknüpfungspunkte
zweideutig gebrüstet, dass er „der Star“ ten Achtzigern durch Anschläge auf Sonacotra-
für ein „modernes“ Projekt bietet, das vielleicht ei-
sein werde. Auch gegenüber den Ermitt- Wohnheime für Immigranten an der Côte d’Azur
nes Tages ein Regierungsprogramm beeinflussen
lern gab er zu Anfang an, er habe „den aus. 1994 konnte die Partei die Überreste der
könnte).
Präsidenten töten wollen, damit man Faisceaux nationalistes européens gewinnen, wel-
Daneben weist UR weitere ideologische Be-
von mir spricht“, aber auch, um „eine che die FANE, die Neonazi-Kombo von Marc Fre-
sonderheiten gegenüber der FN-Variante des Ne-
deriksen, fortsetzten. Die FANE war 1980 nach
Krise des Regimes auszulösen“. ofaschismus auf. So spricht sich ein UR-Kommuni-
dem Attentat auf die Synagoge in der Pariser rue
Die persönliche Unreife eines 25jähri- de Copernic verboten worden, das ihr fälschlich
qué (unterschrieben vom mittlerweile geschassten
gen, der in der Vergangenheit seine Ein- zugeschrieben wurde – wie sich hinterher heraus-
Chef Christian Bouchet) aus dem Jahr 2001, an-
samkeit in einer Trabantenstadt dadurch stellte, war es von palästinensischen Extremisten
gesichts der Aufregung um ein aufsehenerregen-
betäubte, dass er sich in Gruppen von des Urteil über Behinderte, relativ unverblümt für
begangen worden.
Skinheads (die in den Schnellbahn- Eugenik und die Verhinderung behinderten Le-
Doch ihre Versuche, die Polizei zu unterwan-
Bahnhöfen des Départements Essonne bens aus. Der FN hingegen war oder ist, unter
dern, sollten ihr nicht bekommen, denn alsbald

8 : antifaschistische nachrichten 16-2002


dem Einfluss seines ultrakatholischen Ferner versuchte UR, sich das re- Doch ein Führungswechsel im April men natürlich die kapitalistische Glo-
Flügels, an diesem Punkt stärker vom volutionäre Erbe der Revolutionsjah- dieses Jahres hat anscheinend einen balisierung – und der Zionismus,
„Lebensschützer“- und Anti-Abtrei- re 1793, 1830, 1848 und gar der Tendenzwechsel, hin zu einem expli- gegenüber dem Unité radicale (auf
bungs-Diskurs geprägt. Commune de Paris einzuverleiben. zit „rechts“ geprägten Diskurs einge- demagogische Weise) Partei für die
Während der letzten Jahre war Neben der Bedeutung sozialer De- läutet. Christian Bouchet wurde im Palästinenser ergreift.
Unité radicale überwiegend um eine magogie interessiert sie an dieser April 2002 abgesetzt, im Kontext ei-
Streit um die Ausrichtung im
ideologische Modernisierung be- Einverleibung vor allem, dass sie ei- ner Veranstaltung von UR mit dem
„Rassenkrieg“
müht, die darauf zielte, Abstand zum nen Diskurs über die Gewalt als not- deutschen NPD-Anwalt (und ehema-
Fabrice Robert gab im Frühjahr in ei-
historischen Faschismus und Natio- wendigen Motor der Geschichte er- ligen 68er Linken und späteren RAF-
nem Leitartikel der UR-Zeitung „Jeu-
nalsozialismus zu demonstrieren (da laubt. Dabei werden natürlich, trotz Mitglied) Horst Mahler. Bouchet hat-
ne résistance“ die neue Leitparole
man einen Kampf „um die Fragen ihres radikal und grundsätzlich unter- te an dieser Veranstaltung nicht teil-
aus: „Ni keffieh ni kippa“ (Weder
schiedlichen Charak- genommen. In Folge des Kurswech-
Palästinensertuch noch jüdische
ters, revolutionäre sel, der mit einer stärkeren Orientie-
Kopfbedeckung). Antiarabischer
Gewalt und faschisti- rung auf die deutsche NPD einher-
Rassismus und scharfer Antisemi-
sche Gewalt konse- geht – die aber auch bereits zuvor
tismus sollten gleichzeitig demon-
quent durcheinander unterstützt, und gegen das (damals)
striert werden. Deswegen wurde er
gebracht. drohende Verbot verteidigt worden
von seinem Vorgänger Christian Bou-
In Fortsetzung die- war – wurden Guillaume Luyt und
chet scharf kritisiert: Dieser erinnerte
ser demagogischen Fabrice Robert zu gleichberechtigten
daran, die Kader hätten sich stets für
Linie erklärte Unité Sprechern ernannt. Mit ihnen kam
ein strategisches Bündnis „mit den
radicale ab Februar eine „junge Garde“ an die Macht,
Moslems, gegen die Macht der Ju-
2000 ihre Unterstüt- die klarer rechtsextrem ausgerichtet
den“ eingesetzt. Anlässlich eines Pa-
zung für die inhaftier- ist als der langjährige nationalrevolu-
riser Kongresses von UR am 22. Sep-
ten Action Directe- tionäre Spurenverwischer Christian
tember 2001 hatte ein Aktivist dies
Mitglieder. Action Di- Bouchet.
so ausgedrückt: „Wir legen mit dem
recte (AD) ist eine Guillaume Luyt war bis im April
objektiven Bündnispartner (= den
französische linkster- 2000 Chef der FN-Jugendorganisa-
Moslems und besonders den Palästi-
Sieg Heil! roristische Gruppe, tion FNJ gewesen und hatte dann
nensern) ein Stück Weges zurück,
die in den 80er Jahre dem Lepenismus den Rücken ge-
und dann verpassen wir ihm eine Ku-
des 21. Jahrhunderts, und nicht jene eine Stadtguerilla ähnlich der italieni- kehrt, weil die Partei ihm zu bürger-
gel in den Kopf.“
des 20. Jahrhunderts“ führe). Zu- schen Roten Brigaden oder der west- lich-konservativ gewesen sei. Hinter-
Fabrice Robert entgegnete dem
gleich sollte die rechtesextreme deutschen RAF aufzubauen versuch- grund ist, dass Le Pen dem damali-
jedoch, das sei für die Basis „zu
Gruppierung, mit viel Demagogie, te, dabei aber wesentlich geringere gen FNJ-Chef anlässlich des Partei-
kompliziert“. Tatsächlich sind die Ak-
als revolutionäre und ideologisch Bedeutung hatte. Die AD-Gefange- kongresses Ende April 2000 verwei-
tivisten und Dumpfbeutel an der Ba-
weitgehend quer liegende Kraft prä- nen werden seitdem durch Unité ra- gerte, ins Politische Büro des FN
sis oftmals in erster Linie für die Ver-
sentiert werden. So wurden die ehe- dicale „moralisch und finanziell (das oberste Führungsorgan) einzu-
treibung „des Islam aus Frankreich“
maligen Mitglieder des PNFE ange- unterstützt“. Unbekannt ist, wie die treten. Weil Le Pen damals zugleich
und den Kampf gegen die Immigran-
halten, ihre Neonazi-Foklore doch AD-Häftlinge darauf reagieren; lei- den Harki-Nachfahren Farid Smahi
ten in ihren Vorstädten. Die eher ab-
bitte schön etwas hintanzustellen. der sind ideologisch „widernatürli- ins Politische Büro des FN beförder-
strakte Frontstellung, die dem globa-
Man will nicht so lächerlich enden che“ Sympathien für die „System- te, trat Luyt polternd und protestie-
lisierenden Gesellschaftsverständnis
wie die Überreste der FANE, die vor gegner von der anderen Seite“ (als rend aus, weil man „einen Nordafri-
der Kader seinen Sinn verleiht, ge-
allem selbsternannte Führerlehrlinge, welche die Rechtsextremen sich zu kaner“ ihm gegenüber vorgezogen
gen die „jüdische Macht bzw. Welt-
Betrüger und Pädophile angezogen verkaufen suchen) nicht immer aus- habe, was die multikulturelle Verkom-
verschwörung“ ist für sie oft nicht
hatte. geschlossen, wie der Fall des in Paris menheit der Altpartei zeige. Fabrice
greifbar genug.
In ihrer Selbstdarstellung bezog inhaftierten internationalen Terroris- Robert, der vor der Parteispaltung
In jedem Falle ist UR für den glo-
UR sich folglich auf (angebliche) ide- ten Carlos zeigte. Dieser hatte 1997 FN-Lokalparlamentarier im Pariser
balen „Rassenkrieg“, fast egal, wer
ologische Quellen außerhalb des seine Sympathien u.a. für... den Front Raum gewesen war, ist heute in Niz-
ihn eröffnet. Unité radicale hat die
Faschismus. Vor allem bezeichnete National erklärt. Leute, die durch za ansässig und ist dort wegen des
Anschläge vom 11. September 2001
sie sich als Fortsetzerin der Ideen der jahrelange Haft menschlich und ide- Delikts der Auschwitzleugnung verur-
begrüßt. Manche, weil in New York
französischen Frühsozialisten Louis- ologisch zerrüttet und/oder bspw. teilt worden. Bis heute ist er Mitglied
„die Zionisten und Kosmopoliten“
Auguste Blanqui und Pierre-Joseph eine auf die USA verkürzte Imperia- im Conseil national, der nationalen
getroffen worden seien. Andere, weil
Proudhon. An diesen Vertretern eines lismuskritik vertreten (und die daher Führung des MNR unter Bruno Mé-
jetzt der Kampf gegen die islamische
vor-marxistischen, vor-materialisti- für den europäischen Nationalismus gret. Ferner gehört Fabrice Robert
Gefahr anstehe, zu dem die Austrei-
schen, überwiegend moralistisch blind sind, weil sie Westeuropa der glatzköpfigen Band „Fraction
bung aller Immigranten aus Frank-
ausgerichteten Frühsozialismus inter- fälschlicherweise für eine „US-Kolo- Hexagone“ an, die durch folgenden
reich gehöre.
essiert natürlich vor allem ihr stark nie“ hielten), können für solche per- Liedtext auf sich aufmerksam mach-
Auf internationaler Ebene gehört
ausgeprägter Antisemitismus. Blan- versen „Verwandtschaften“ anfällig te: „Eine Kugel für die Zionisten, eine
UR zwei internationalen Zusammen-
qui und Proudhon waren extreme sind. Allerdings kann es sich auch Kugel für die Kosmopoliten, eine Ku-
schlüssen an, die aber bisher ohne
Antisemiten, weil sie im Judentum um eine einseitige Initiative seitens gel für die Polizei“...
größere Bedeutung sind. Da ist er-
den Ursprung des verhassten Chris- von UR handeln. Das Interesse für UR selbst definiert sich in der Regel
stens die „Europäische Befreiungs-
tentums erkannten (für Blanqui), weil Unité radicale liegt auf der Hand: durch die Bezeichnung als „identitä-
front“, die (angeblich) angeschlosse-
sie das Judentum mit der Bourgeoisie terroristische Aktionsmethoden (die re Aktivisten“. Dem nationalistischen
ne Gruppen in Belgien, England,
identifizierten bzw. weil sie im Ver- allerdings aus ihrem ursprünglichen setzen sie zumeist einen „europäi-
Deutschland, Spanien und Italien
weis auf ihren „jüdischen“ Charakter vermeintlich, und jedenfalls vom An- schen“ Bezug hinzu, im rassischen
unterhält. Es handelt sich um eine eu-
ein Mittel zur moralischen Stigmati- spruch her, revolutionären Kontext (und nicht an Nationalstaaten ge-
ropäische Vorfeldorganisation, die
sierung der Großbürger zu finden herausgelöst wurden) auch in einem bundenen) Sinne. Als Gegner be-
einst durch die nationalrevolutionäre
glaubten. Die heutigen Rechtsextre- faschistischen Kontext indirekt zu zeichnet UR in ihrem jüngsten Kom-
Nouvelle Résistance gegründet wor-
men haben darin ein Mittel gefun- propagieren. muniqué, nach dem Attentatsversuch
den war. Zum Zweiten gehört UR
den, ihrerseits die soziale Frage anti- Weitere (teilweise demagogi- vom 14. Juli 2002, „das vaterlands-
dem „Verbindungskomitee der revo-
semitisch zu besetzen, ohne sich (ex- schen Zwecken dienliche) Bezugs- lose Gewerkschaftertum, den aus-
lutionären Nationalisten“ an, dem
plizit) auf Hitler zu beziehen. Daher punkte sind der argentinische Pero- beuterischen Liberalismus/Kapita-
Nordamerikaner und Neuzeeländer
sind Proudhon und Blanqui für sie nismus und der arabische Nationa- lismus und die jakobinische Republik
zugehören.
taktisch geeignetere Bezugspunkte, lismus in Gestalt des ägyptischen der Rassenmischung“. Diese seien
Zum wichtigen Bezugspunkt scheint
als Göring und der NS-Ideologe Ro- Nasserismus sowie der Baath-Partei „die modernen Bastillen, die das
sich die deutsche NPD zu entwi-
senberg. in Syrien und im Irak. Volk erstürmen“ müsse. Hinzu kom-
ckeln. Bernhard Schmid ■

: antifaschistische nachrichten 16-2002 9


bei Paris Jagd auf „Araber“ machten) Richard Durn (einem Amokläufer, der im Ein Festival gegen
und Hooligans stark fühlte, und ein März acht Kommunalparlamentarier in
plötzliches „Durchknallen“ können die Nanterre erschoss), der ein Linker sei, Rassismus in
Tat aber nicht allein erklären. Denn nicht immerhin „nicht auf anonyme Zivilisten Berlin Weißensee
nur, dass Maxime Brunerie seit 1997 gezielt, sondern auf denjenigen, der in Berlin. Vom 23. -25. August findet ein
eine stringente politische „Karriere“ auf- seinen Augen das Symbol der republika- Festival gegen Rassismus auf dem Ge-
weist – erst gehörte er zeitweise dem nischen Dekadenz war. Es steht uns nicht lände der Radrennbahn in Berlin Wei-
PNFE an, dann dem GUD und im An- zu, seinen Akt gutzuheißen oder zu ent- ßensee, Rennbahnstraße statt. Veran-
schluss sowohl Unité radicale als auch schuldigen, wohl aber, ihm im gegenwär- stalter ist die Initiative „Jugend denkt –
dem MNR. Bei Unité radicale war er un- tigen Leid zu zeigen, dass Kameradschaft SchülerInnen gegen Rassismus“, eine
ter anderem als kommerzieller Vertreter kein leeres Wort ist.“. – Im Wochenmaga- Gruppe von SchülerInnen verschiede-
des Plattenlabels „Bleu Blanc Rock“ zin „Le Point“ (19. Juli) stellt UR-Chef ner Schulen aus dem Nordosten Berlins:
(mit rechtsextremer Rockmusik) im Fabrice Robert drohend in Aussicht: „Das „Wir wollen eine selbstbestimmte Ju-
Großraum Paris mit dessen Vertrieb be- Scheitern der elektoralen (= Wahl- oder gendkultur frei von rassistischen und fa-
traut. wahlorientierten) Strategie des FN und schistischen Ideen. Mit Unterstützung
Gegen die These vom rein individual- des MNR hat jene Franzosen, die gegen lokaler antifaschistischer Initiativen
psychologisch zu erklärenden Akt eines den Kosmopolitismus gestimmt hatten, werden wir nun Ende August das „Nu
„Einzeltäters“ ohne Hintermänner einer Vertretung beraubt. Diese Situation Pagadi - Festival gegen Rassismus“
spricht vor allem auch die Tatsache, dass ist äußerst explosiv.“ durchführen. Viele Bands aus verschie-
dessen Tat in seinem Umfeld politisch Maxime Brunerie war somit zwar denen Musikrichtungen sollen so viele
diskutiert wird. Im Internet-Forum auf noch kein Instrument einer kollektiven, (junge) Leute wie möglich zusammen-
der Website von Unité radicale, wie auch politisch determinierten Handlung. Er bringen, damit es eine große Party wird.
auf jenem der britischen Gruppe Combat könnte aber der Vorbote dessen sein, was Wesentlicher Bestandteil werden aber
18, trafen in den ersten Tagen eine Reihe künftig in breiterem Ausmaß als bisher auch die zahlreichen Work-shops und
von Unterstützungs-Botschaften ein. So droht – wenn sich die Gruppen be- Diskussionsrunden zu den verschieden-
war bei Combat 18 zu lesen, dass ein sonders am Rande des MNR zunehmend sten Themen sein.
Teilnehmer beklagte, er sei „tief ent- auf Durchlauferhitzer erweisen sollten, Wenn ihr euch als Gruppe, Initiative
täuscht, dass der französische weiße deren Angehörige der Kontrolle durch o.ä. oder als einzelne Personen beteili-
Krieger seine Zielscheibe verfehlt hat. strategisch handelnde Apparate zuneh- gen könnt, würden wir uns sehr freuen.
Hoffen wir, dass andere Patrioten sich mend entgleiten. Aktuelle Infos gibts im Internet unter
hervortun.“ Hingegen wandte ein ande- Was den Attentäter selbst betrifft, so www.jugend-denkt.de oder dann vor
rer ein: „Danken wir Gott, dass dieser ist er in den Tagen nach seiner Tat in ei- Ort.“
Franzose es nicht geschafft hat, seinen ner psychiatrischen Anstalt in Villejuif Jugend denkt - SchülerInnen gegen
Präsidenten zu töten, denn er wäre durch (bei Paris) untergebracht worden. Die Rassismus (15.07.02)
einen Linken ersetzt worden“; der glei- Gutachter der psychiatrischen Betreuer Tel.: 0179 8947025
che Autor regt an, „sich (künftig) lieber werden darüber entscheiden, ob über- web: www.jugend-denkt.de
Linke vorzuknöpfen, da diese keine Si- haupt bzw. wann ihm der Prozess ge- mail: jugend_denkt@gmx.de ■
cherheitsmannschaften haben, um sie zu macht werden kann.
schützen“. Das Comité d’entraide aux prisonniers Bands: hiphop BRUDER & KRONSTÄDTA,
Bei Unité radicale hielten manche européens (Cepe), das „Komitee für PILSKILLS, reggae TRIBAL NOTES, rock
Teilnehmer die Tat für verfrüht (beklagt gegenseitige Hilfe zugunsten der europä- DELBO, SOFAPLANET, EXPLOSIONSGE-
FAHR, KLEZ-E, samba RAKATAK, BLOCO
wurde die „Ungeduld“ von Brunerie) ischen Gefangenen“, hat sich bereits we- EXPLOSAO, SAMBAKIDS, ska GREEN ME-
oder ungeschickt, erklärten Maxime Bru- nige Stunden nach dem Attentatsversuch ANS GO, KNATTERTONES, TIEFEN-
nerie aber ihre kameradschaftliche der Betreuung Maxime Bruneries ange- RAUSCH, DE RUTHS, punk DRITTE WAHL,
Unterstützung. Andere schrieben etwa: nommen. Das Cepe betreut ansonsten RASTAKNAST, DIE KOLPORTEURE, ROTA-
TIONSPRINZIP, NO EXIT, FREAKAZOYED
„Die Schweine in den Medien nennen derzeit vor allem Michel Lajoye, der zu
Dich geistig gestört? Ich sage, dass die- lebenslänglicher Haft verurteilt wurde, Workshops:
jenigen gestört und ohne Rückgrat sind, weil er 1987 in Petit-Quevilly eine ◗ Exit: Ein ehemaliger Neonazi berich-
die sich nicht vor Dir getraut haben.“ Brandflasche in ein vollbesetztes arabi- tet... ◗ „Alltäglicher“ Rassismus in
Oder: „Ihr wollt Veränderung, Ihr wollt sches Café geworfen hatte. Lajoye ist zu Deutschland: Initiativen von Betroffenen
den Krieg, den Islam aus Frankreich hin- einer Art Märtyrerfigur für UR gewor- berichten... ◗ Neonazis im Nordosten
auswerfen, aber sobald ein Typ, der mehr den. Im März 2002 erklärte Unité radica- Berlins: Infos...
oder weniger unseren Ideen nahe steht, le sich vor den Wahlen bereit, im zwei- Diskussionen:
zur Tat übergeht, dann spuckt Ihr auf ten Wahlgang ein Bündnis der extremen ◗ Gesellschaftliche Ursachen von Ras-
ihn? Werdet lieber bei (der Chirac-Par- Rechten mit der konservativen Rechten sismus. Podiumsdiskussion mit Prof.
tei) UMP oder den Sozialisten Mitglied.“ zu unterstützen – aber unter der Bedin- Hajo Funke, FU Berlin, und VertreterIn-
Die UR-Führung erklärte in einer Stel- gung, dass ein „Minimalprogramm“ ver- nen von den Jungdemokraten/Junge
lungnahme, dass „die terroristische Ak- einbart werde. Zu diesem Minimalpro- Linke, dem Antifaschistischen Pressear-
tion genauso wenig wie das reine Setzen gramm gehöre die „Begnadigung Lajoy- chiv und Bildungszentrum (APABIZ)
auf Wahlen dazu geeignet ist, eine Lö- es“. Als Bündnisangebot vielleicht nicht sowie einer lokalen antifaschistischen
sung für die politische und moralische sehr realistisch, aber ansonsten eine klare Initiative.
Krise zu bieten, die Frankreich durch- Aussage!
quert.“ Stattdessen setze man auf den Die KP-nahe Antirassismusorganisa- zweifeln allerdings an der Wirksamkeit
„dritten, den revolutionären Weg“. Bru- tion MRAP, die Liga für Menschenrechte eines solchen Verbots. Die französische
nerie selbst sei bisher „ein identitärer und der (gegen Geschichtsrevisionismus KP hat die Einsetzung einer Untersu-
Aktivist wie viele andere gewesen: be- aktive) Zirkel ,Cercle Marc Bloch‘ haben chungskommission über „die Verbindun-
geistert, entschlossen und ernsthaft“, der die Regierung zum Verbot und der gesetz- gen von Maxime Brunerie zum MNR von
aus unbekannten Gründen auf einen „un- lichen Auflösung von Unité radicale auf- Bruno Mégret“ gefordert.
geschickten“ Attentatsversuch verfallen gefordert. Manche Beobachter des Bernhard Schmid, Paris
sei. Allerdings habe er im Gegensatz zu Rechtsextremismus wie Jean-Yves Camus 22. Juli 2002 ■

10 : antifaschistische nachrichten 16-2002


: ausländer- und asylpolitik
genug gelesen und wisse, dass ihre Ent-
scheidung richtig sei!
Diese Bespiele zeigen, dass Frau Idel-
berger offensichtlich eifrig bemüht ist,
Asylanträge grundsätzlich abzulehnen.
Sie hat nach unserer Erkenntnis kein
Interesse daran, die einzelnen Verfol-
gungsschicksale und konkreten Gefahren
im Falle der Abschiebung ernsthaft zu
prüfen. Erst recht sieht sie nicht die ge-
nerell gegebene Rückkehrgefährdung
von togoischen Flüchtlingen. Ihre
Machtposition, über Leben und Schick-
sal von Flüchtlingen zu urteilen, nutzt sie
nach unserer Überzeugung eindeutig
zum Nachteil der Flüchtlinge.
Wir fordern vom Verwaltungsgericht
Neustadt und insbesondere von Richterin
Idelberger, auch Erkenntnisse von Men-
schenrechts-Organisationen zur Grund-
lage ihrer Entscheidungen zu machen.
Amnesty International kommt in seinen
Die abgelehnten Asylbewerber aus Togo und ihre Freunde vor dem Gebäude Berichten über Togo zu folgendem
des Verwaltungsgerichts Neustadt a.d. Weinstraße am 22. Juli. An diesem Tag Schluss:
wurde ihr Asylgesuch abgelehnt. Asylsuchende, die im Ausland Zu-
flucht gesucht hatten, sind besonders ge-
Richterin „Gnadenlos“ trag sei „in keiner Weise glaubhaft“. Da- fährdet, bei ihrer Rückkehr misshandelt
lehnt fünfmal Asylge- bei machte der Flüchtling detailgenaue zu werden
Beschreibungen der Inhaftierung und der Wir fordern den Stopp
suche ab Haftbedingungen, was ihm sichtlich der Abschiebungen nach Togo!
Neustadt. Am Montag, dem 22. Juli, schwer fiel, weil er sich dadurch wieder Bleiberecht für togoische Flüchtlinge!
fällte das Verwaltungsgericht Neustadt/ an schreckliche Erlebnisse erinnern muss- Mannheim, den 23.07.02
Pfalz durch die Einzelrichterin Frau Idel- te. Die Klage wurde als „offensichtlich Bündnis gegen Abschiebungen Mann-
berger an einem einzigen Vormittag fünf- unbegründet“ abgewiesen, so dass Herr heim, c/o Jugendzentrum in Selbstver-
mal hintereinander negative Urteile ge- Sebou nicht einmal die Möglichkeit hat, waltung Mannheim, Postfach 121 965,
gen Asylbewerberinnen und Asylbewer- einen Antrag auf Berufung zu stellen. 68169 Mannheim ■
ber aus Togo. Dabei nahm sie sich durch- Bei der Asylbewerberin Frau Amete-
schnittlich eine Stunde Zeit, um die pe, die wegen einer Risikoschwanger- Menschenrechte gelten für
Asylbewerber jeweils zu ihren Asylgrün- schaft nicht persönlich erscheinen konn-
den anzuhören und 12 Minuten, um sich te – die Richterin lehnte die Vertagung ab alle – Union soll rassistische
die Entscheidung zu überlegen. – urteilte sie, dass Frau Ametepe in Togo Hetze einstellen
Die Anwältin Frau Ginsberg wies die „in keiner Weise gefährdet“ sei, obwohl Berlin. Das Bundesverwaltungsgericht
Richterin ausdrücklich darauf hin, dass über ihre Teilnahme an einer Demonstra- hat im Fall des unter dem Namen „Meh-
in Togo weiterhin eine große Verfol- tion gegen den togoischen Diktator Eya- met“ bekannt gewordenen jugendlichen
gungsgefahr existiert und dass z.B. ein dema in der Zeitung „Rheinpfalz“ ein Serienstraftäters gegen die Stadt Mün-
Asylbewerber, den die Richterin abge- Foto und in der togoischen Zeitung L’E- chen und das Bayerische Innenministe-
lehnt hatte, nach seiner Abschiebung in venement ein Kurzinterview mit ihr ver- rium entschieden, dass die Ausweisung
Togo für ca. 8 Monate inhaftiert und mit öffentlicht wurde. den Jungen in die Türkei nicht rechtens
Elektroschocks gefoltert wurde. Auch hier ist mit der Entscheidung war. „Mehmet“ hätte vor ein deutsches
Davon unbeeindruckt und ohne er- „offensichtlich unbegründet“ kein An- Gericht gestellt werden müssen. Er darf
kennbare Regung lehnte Idelberger alle trag auf Berufung mehr möglich. Andere jetzt in Deutschland bleiben. Dazu die
Beweisanträge ab. Gerichte haben dagegen wegen der Ver- innenpolitische Sprecherin der PDS-
Sie ignorierte beispielsweise ein medi- öffentlichung von Kritik an Eyadema ein Bundestagsfraktion, Ulla Jelpke:
zinisches Attest der Uniklinik Heidel- Abschiebungsverbot ausgesprochen. „Das Bundesverwaltungsgericht hat
berg, die bei dem Asylbewerber Herrn Bei Frau Issa wies die Richterin die im Fall „Mehmet“ eine schlichte Selbst-
Agbovi eindeutig eine schwere Trauma- Klage auf Asyl aus formalen Gründen verständlichkeit klargestellt: Menschen-
tisierung festgestellt hatte, die durch er- ab. Angeblich sei die Klage nicht fristge- rechte gelten für alle. Und: Auch Straftä-
littene Folter entstanden sei. Weil sie die recht erhoben worden. Dabei rechnete ter können nicht wie „Sondermüll“ ins
Schilderungen seines Schicksals „nicht sie die Frist von dem Zeitpunkt, an dem Ausland exportiert werden. Unionspoli-
für glaubhaft“ hielt, wurde das Attest die Analphabetin den negativen Asylbe- tiker wie Laurenz Meyer und Hans-Peter
einfach als „ungeeignetes Beweismittel“ scheid des Bundesamtes ausgehändigt Uhl wollen dies jedoch nicht wahrhaben
gewertet. Dass dieser Asylbewerber nach bekommen hatte und nicht vom Zeit- und verbreiten rassistische Parolen.
seiner Abschiebung in Togo wieder in- punkt der Zustellung an die Rechtsan- Der 1984 in Deutschland geborene
haftiert worden war und nur mit Mühe wältin. Die Klagefrist beträgt nur 14 und in München aufgewachsene Muhlis
wieder freikam, nahm Frau Igelberger Tage. Die Anwältin beantragte, diese A. ist – wie das Bundesverwaltungsge-
gar nicht erst zur Kenntnis. umstrittene Verfahrensweise durch das richt richtig feststellt – faktisch Inländer.
Bei einem anderen, nach seiner Ab- Bundesverfassungsgericht prüfen zu las- Deshalb gelten für ihn besonders hohe
schiebung wieder nach Deutschland ein- sen. Dies aber lehnte die Richterin ohne Anforderungen an die Aufenthaltsbeen-
gereisten Asylbewerber, Herrn Sebou Begründung ab. Sie habe zu dem Thema digung für Minderjährige. Diese Anfor-
aus Ludwigshafen, urteilte sie, der Vor-

: antifaschistische nachrichten 16-2002 11


derungen sind nicht erfüllt. Also war die
Abschiebung rechtswidrig.
Wenn die „Bild“-Zeitung und mit ihr
mehrere Unionspolitiker dieses Urteil
angreifen, muss ihnen klar gesagt wer-
den: Sie wollen Menschenrechte ab-
schaffen und betreiben blindwütige Het-
ze. Das Urteil des Bundesverwaltungs-
gerichts wie auch mehrere jüngere Ent-
scheidungen des Bundesverfassungsge-

www.arbeiterfotografie.com
richts stellen klar: Grundrechte gelten
auch für Menschen ohne deutschen Pass.
Politik und Medien sollten sich diesen
Merksatz ins Stammbuch schreiben und
auf fremdenfeindliche Hetze im Wahl-

Info:
kampf wie auch auf rassistische Diskri-
minierung allgemein endlich verzichten.
Günter Beckstein verletzt die-
ses Gebot, wenn er auf der Klau-
surtagung der CSU-Landesgrup-
pe nach einem „Sicherheitspaket Rote Kreuz, das das Lager be-
III“ speziell gegen Ausländerin- treibt.
nen und Ausländer ruft. Abgese- Die Sprecherinnen und
hen davon, dass Otto Schily im Sprecher bei der Mahnwache
vorauseilenden Gehorsam seine verlangten von der Stadt,
Forderungen schon in den frühe- „schnellstmöglich ein men-
ren „Sicherheitspaketen“ längst schenwürdiges Unterbrin-
erfüllt hat. Nicht die Migrantin- gungs- und Integrationskon-
nen und Migranten stellen eine zept zu entwickeln“, sowie
Gefahr für die Sicherheit in die Schließung des Kalker
Deutschland dar, sondern Politi- Containerdorfes.
ker wie Beckstein schüren mit
ihren Äußerungen Rassismus Kontakt zu „Pro Roma“
und Fremdenfeindlichkeit. über: Klaus Schmidt,
PM Ulla Jelpke ■ Tel: 0221/8704454,
Fax: 0221/9875573
Ökumenische Mahn-
wache von „Pro
Roma“ vor Containerlager
Köln. Die ökumenische Initiative „Pro
Roma“ veranstaltete in der Nacht vom
10. auf den 11. Juli eine Mahn- und
Wer hat die beste Plakatidee?
Nachtwache vor dem Containerlager im Thüringen. Wir, die Anlaufstelle für Betroffene von rechtsextremen und rassistischen
Kölner Stadtteil Kalk. Es war die erste Angriffen und Diskriminierungen in Thüringen oder einfach kurz ABAD, planen eine
öffentliche Aktion dieser neuen kirch- Aktion unter dem Motto „Zeichen setzen! Für bunte Vielfalt, gegen Rassismus und rechte Ge-
lichen Initiative, die sich Anfang des walt.“ Während der Aktion soll es Plakate geben, die in allen öffentlichen Verkehrsmitteln
Monats gegründet hat. hängen und City Cards, die umsonst verteilt werden. Ziel ist es, dass Thema RASSISMUS
Der evangelische Stadtsuperintendent wieder in die öffentliche Diskussion zu rücken, da es aus dieser so gut wie verschwunden ist.
Karl Schick und der katholische Pfarrer Wir sind jedoch der Meinung, dass Rassismus und rechte Gewalt nach wie vor ein Problem
Franz Meurer sind zwei von jetzt schon sind und das auch in Thüringen. Weiter sollen über die Aktion potentiell Betroffene auf un-
dreißig Pfarrerinnen und Pfarrern, die sere Anlaufstelle und die telefonische Notfallberatung nach rassistischen Angriffen und Be-
sich für die Schließung des Container- drohungen aufmerksam gemacht werden.
Flüchtlingslagers einsetzen. Von der
Stadt fordert die Initiative, die Roma in Eure Chance!
Wohnungen menschenwürdig leben zu Wir brauchen ein Motiv für unsere Plakate und City Cards!
lassen und ein Integrationskonzept zu Wenn ihr kreativ seid und Lust habt, entwerft doch einfach ein Plakat und sendet es uns zu.
entwickeln. Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Der beste Entwurf wird in ganz Thüringen in
Für Gabriele Spieker, Vorsitzende des Bus und Bahn zu sehen sein, zusätzlich erhält die GewinnerIn 50 Eur. Die besten 10 Vor-
Ökumenischen Netzwerks „Asyl in der schläge werden auf unserer Internetseite veröffentlicht und erhalten einen kleinen Preis.
Kirche“, ist das Containerlager auch von ALSO! Setzt euch an euren PC, Schreibtisch oder sonst wohin und fangt an.
überregionaler Bedeutung: „Hier in Köln Schickt eure Entwürfe bis spätestens 30.8.02 ans ABAD Büro, Erfurt in der Warsbergstr. 1,
wird ein Modell ausprobiert, wie zukünf- 99092 Erfurt. Oder per E- Mail an: abad-ef@gmx.de Stichwort: „Plakatentwurf“
tig nach dem Zuwanderungsgesetz Men- Wir zählen auf euch! Und viel Spaß beim kreativen Schaffen.
schen in sogenannten Ausreisezentren
menschenverachtend kaserniert wer- Tel. Rückfragen unter 0361/2172724
den.“ Anlaufstelle Betroffene von rechtsextremen und
In nur wenigen Tagen sammelte die rassistischen Angriffen und Diskriminierungen (ABAD)
Initiative 500 Unterschriften unter einen Büro Erfurt, abad-ef@gmx.de, www.abad-th.de
Aufruf an die Stadt und das Deutsche

12 : antifaschistische nachrichten 16-2002


Ni carotte – ni bâton: Aktio- Kurzanalyse zur Entlassung Rudolf Scharpings als
nen beim NoBorder - Camp „Verteidigungsminister“
Strasbourg. Seit dem 19. Juli
und noch bis Sonntag treffen sich „Reine Wahlkampftaktik“
hunderte AntikapitalistInnen, Von Tobias Pflüger *
AntirassistInnen und selbstorganisierte
MigrantInnen aus ganz Europa zu einem Bundeskanzler Gerhard Schrö- grünen Bundesregierung nicht zur De-
internationalen antirassistischen Grenz- der (SPD) hat Rudolf Scharping batte stehen, sondern dass es einzig und
camp im französischen Strasbourg. Sie (SPD) als seinen „Verteidi- allein um das Medienbild eines Minis-
wollen damit dem „Inneren Sicherheits- gungsminister“ entlassen. Als Nach- ters und einer Regierung geht. Auch
wahn“, der Ausbeutung durch Ausgren- folger wurde Dr. Peter Struck (SPD) durch die Ablösung eines Rudolf Schar-
zung und dem „Krieg gegen den Terro- ernannt, er nimmt heute am ping wird rot-grün nicht wählbarer, ge-
rismus“ ihre Visionen einer Welt ohne 19.07.2002 seine Amtsgeschäfte auf. nausowenig wie die „Alternative“ Stoi-
Grenzen entgegensetzen. Die Informationsstelle Militarisierung ber-Schäuble mit Westerwelle-Mölle-
Bisher gab es eine Vielzahl von Prä- (IMI) e.V. nimmt zu dem Vorgang wie mann.
sentationen, Diskussionsrunden und folgt Stellung:
Workshops. Klarer Schwerpunkt des 3. Nötig ist nach Ansicht der Informa-
Camps sind jedoch offene und klandesti- 1. Es gab schon bisher 1000 andere tionsstelle Militarisierung (IMI) ein
nere Aktionen. Gründe für einen Rücktritt von Rudolf Ende der bundesdeutschen Kriegspolitik
Scharping. Die Honoraraffäre ist ein und nicht eine Ablösung eines Pannen-
Mittwoch, 24.07.: Klacks im Verhältnis zu dem Skandalre- ministers. (1) Schließlich hat die rot-grüne
Bei einer Demonstration gegen Abschie- gister, das Rudolf Scharping als „Vertei- Bundesregierung die Bundeswehr in
bezentren versuchte die Polizei mitten in digungsminister“ angehäuft hatte. zwei Angriffskriege (NATO-Krieg ge-
der Innenstadt, Graffitisprühereien am (Spannend ist im Kontext des Honorar- gen Jugoslawien und Krieg gegen Af-
Rande der Demo zu unterbinden: Sie skandals die Komponente mit der An- ghanistan) geschickt. Der Beschluss ei-
schoss auf einem belebten Platz mit Trä- bandelung von Gesprächen durch den ner umfassenden „Kriegsermächtigung“
nengas und Gummigeschossen in die CDU-PR-Mann Moritz Hunzinger zwi- – von Gerhard Schröder mit Vertrauens-
Menge. Danach kam es zu Gegenwehr schen Rudolf Scharping und Lobbyisten frage gekoppelt – brachte Bundeswehr-
und Ausschreitungen, es gingen Schei- mit dem Ziel von U-Boot-Exportge- soldaten in Kriegseinsätze auf mehr als
ben zu Bruch. Zwanzig Menschen wur- schäften nach Ägypten.) Nur zwei der einem Drittel des Globus. Heute stehen
den festgenommen und dabei teilweise jüngsten Skandal-Beispiele: fast 10.000 Bundeswehrsoldaten in über
heftig verprügelt (Übersicht über die Ak- A. Scharping unterschreibt eine Be- 16 Staaten im Auslandseinsatz.
tionen der letzten Tage | Aktuelle Berich- schaffung von 73 Militärtransportern Tatsächlich geht es bei den Einsätzen
te auch im NoBorder-Webjournal) des EADS-Airbus-Konzerns am der Bundeswehr bei „Enduring Free-
Bundestag vorbei ohne Absicherung im dom“ aber nicht um Terrorbekämpfung,
Donnerstag, 25.7.: Bundeshaushalt. Gesamtkosten dieser sondern um Interessensdurchsetzung mit
Am Morgen wurden AktivistInnen der Beschaffung, mit der die sogenannte Hilfe von Militäreinsätzen. Die Statio-
Publix Theatre Karawane bei einer Thea- „Verlegefähigkeit“ der Bundeswehr oder nierungen wie im Falle der ABC-Ab-
teraktion in der Stadtmitte – trotz legaler korrekter der Verbesserung der Interven- wehrkräfte in Kuwait sind Vorboten von
Anmeldung der Aktion – von der Polizei tionsfähigkeit der Bundeswehr herge- geplanten Kriegen, hier des für ca. Fe-
vertrieben. stellt werden soll, sind 9,5 Milliarden bruar 2003 terminierten Krieges gegen
Nach den Ausschreitungen am Mitt- Euro der europäischen Gesamtkosten den Irak.
woch hat die Strasbourger Polizei die von 18 bis 25 Milliarden Euro.
Verantwortung für das NoBorder-Camp B. Rudolf Scharping verantwortet rei- 4. Zentrales Ereignis in der Amtszeit
an Paris übergeben. Der Polizeipräfekt ne und brutale Kampfeinsätze des Kom- von Rudolf Scharping war der völker-
verhängte bis Samstag 24 Uhr ein totales mando Spezialkräfte (KSK) in Afghani- rechtswidrige NATO-Angriffskrieg ge-
Demonstrationsverbot in der Umgebung. stan. Nach seinen Angaben sollten dabei gen Jugoslawien und die damaligen Lü-
Trotzdem demonstrierten am Abend 100 „El Kaida-Kämpfer gejagt und gefangen gen des Kriegsministers Scharpings.
Menschen vor der Polizeipräfektur ge- werden“. Sollte dies der Fall sein, ver- Für manche ist es schon Lichtjahre
gen das Demoverbot, Ausflugsboote auf stoßen die KSK-Truppen unstrittig ge- her, doch Rudolf Scharping hat seine
dem Rhein wurden „geentert“ und dort gen das Kriegsvölkerrecht. Denn die Meriten erworben im NATO-Angriffs-
mit Transparenten und Musik auf die Si- KSK-Truppen haben dann wohl ihre Ge- krieg gegen Jugoslawien. Seine damali-
tuation aufmerksam gemacht. In Frank- fangenen an die befehlshabenden US- gen Lügen (Stichworte: Scharpings Aus-
furt/Main und Wien waren Solidaritäts- Truppen übergeben, über deutsche Ge- sage, es gäbe „KZs im Kosovo“ (2), der
aktionen geplant. fangenenlager ist nichts bekannt gewor- erfundene „Hufeisenplan“, die Racak-
Von den bisher circa 25 in Gewahrsam den… Die US-Truppen behandeln die Lüge, seine Geschichte mit den gegrill-
Genommenen wurden unterdessen die Gefangenen aber nicht als Kriegsgefan- ten Föten (3), die Instrumentalisierung der
meisten freigelassen, gegen einige wur- gene und ihnen droht die in Deutschland Flüchtlinge für NATO-Zwecke, u.v.a.m.)
den Verfahren eingeleitet. Zwei Men- verbotene Todesstrafe. Sollten die KSK- sind bis heute der eigentliche Skandal
schen werden immer noch vermisst. Soldaten keine Gefangenen gemacht ha- der Amtszeit Rudolf Scharpings. Mitver-
ben bei ihren Einsätzen, sondern alle antwortlich für die mit Lügen begründe-
Regelmässige Aktionsberichte sendet Gegner getötet haben, um so schlimmer. te Kriegspolitik waren und sind damals
auch das Campradio, das in der Region wie heute Gerhard Schröder (SPD) und
um Strasbourg auf der Frequenz FM 2. Die Ablösung Rudolf Scharpings ist Joschka Fischer (Grüne). Scharping ging
100.6 MHz sowie im Internet unter reine SPD-Wahlkampftaktik, Rudolf erwartungsgemäß nie gegen Medienbe-
http://freeteam.nl:8000/sis/ [einfach die- Scharping schadete als Minister einfach richte juristisch vor, die beschrieben ha-
se URL in euren mp3 player eingeben] zu sehr bei der Bundestagswahl. Die Ab- ben, mit welchen Lügen er den NATO-
zu empfangen ist. lösung zeigt, dass die Inhalte der Mili- Angriffskrieg gegen Jugoslawien zu le-
Quelle: www.indymedia.de ■ tär-, Friedens- und Kriegspolitik der rot- gitimieren versuchte.

: antifaschistische nachrichten 16-2002 13


5. Zweites zentrales
Element der Amtszeit
von Rudolf Scharping
war die Umwandlung
der Bundeswehr zur
Ein Jahr
kriegsführungsfähigen
Interventionsarmee. „Krieg
Die Veränderung der
Bundeswehr in Strate-
gie, Struktur und Be-
gegen den
waffnung hin zu einer
kriegsführungsfähigen Terror“
Interventions-Bundes-
wehr wurde unter Ru- Friedenspolitischer Kongress
dolf Scharpings Amts- 30.8. bis 1.9., Hannover
vorgängern von der
CDU, vor allem Volker Der Kongress versucht eine
Rühe begonnen, doch Zwischenbilanz und diskutiert
substantiell wirksam Ausblicke und Möglichkeiten
wurde diese grundle- der Gegenwehr.
gende Veränderung des deutschen Mili- Ausland. Offensichtlich bedurfte es ei- Veranstalter und Unterstützer sind
tärs erst unter Rudolf Scharping. Er- ner rot-grünen Regierung und eines Mi- unter anderem: DGB-Gewerkschaf-
innert sei in diesem Zusammenhang an nisters wie Rudolf Scharping, der als ten aus Niedersachsen, attac, Bür-
die ganzen Strategiepapiere: Um nur die Person nur von wenigen ernst genom- gerinitiative Sozialismus, Redak-
wichtigsten zu nennen: Die aufwendige men wurde, um im Bereich der Militär- tion Sozialismus/ VSA-Verlag,
„Weizsäckerkommission“ und ihr Be- politik derart umfassende Änderungen Bürgerrechtsgruppe RightNow,
richt, das Gegenpapier der Militärs ver- auf die Schiene zu bringen. Krieg ist Bildungseinrichtungen aus Nieder-
antwortet vom ehemaligen Generalin- wieder ein wesentliches Mittel von deut- sachsen, Initiativen der Friedens-
spekteur Hans-Peter von Kirchbach (4), scher Politik geworden. Rot-grün steht bewegung.
das „Ressortkonzept“, mit dem die somit für eine „eskalierende Kontinu- Es wird Vorträge, Arbeitsgruppen,
Bundeswehr in ihrer Struktur auf eine ität“ im Bereich der Militär- und work-shops, Podiumsdiskussionen
„Armee im Einsatz“ getrimmt wurde, Bundeswehrpolitik, aus deklarierter und ein Kulturprogramm u. a. zu
und das Materialkonzept, mit dem die „Friedenspolitik“ (Koalitionsvertrag) folgenden Fragestellungen geben:
umfangreichen Beschaffungsprojekte wurde permanente Kriegspolitik, dies • Globalisierung und Krieg • Fi-
koordiniert werden sollten. Inzwischen auch und insbesondere dank Rudolf nanzkapitalismus, Geostrategie
ist die Bundeswehr in ihren Kernteilen Scharping. und „militärische Fähigkeiten“ •
fertig umstrukturiert und „voll einsatzfä- Umbau der Bundeswehr als Inter-
Anmerkungen:
hig“, andere Bereiche folgen. (1) Leider fangen die in den Medien be- ventionsarmee • Weltmacht USA
schriebenen Pannenserien von Rudolf Schar- und Konkurrent EU • Deutschland
6. Der Nachfolger Peter Struck ist in Sa- ping meist erst mit den Badefotos auf Mal- im Krieg • Imperialismus oder Em-
chen Bundeswehr inkompetent. lorca im Sommer 2001 an. pire • Feindbild Islam? • Kann Völ-
Peter Struck hat sich bisher noch nie (2) „Und ich sage bewusst Konzentrationsla- kerrecht eine Barriere gegen Krie-
als Fachmann für den Bereich der Mili- ger“, Rudolf Scharping am 28.3.1999 in der ge bilden? • Wie die Medien uns in
tärpolitik hervorgetan. Er wurde ausge- ARD-Fernsehsendung Sabine Christiansen den Krieg ziehen • Arbeiterbewe-
wählt wegen seines Images als harter (3) „Wenn beispielsweise erzählt wird, dass gung und Krieg • Beschneidung
Durchgreifer (siehe das „auf Linie trim- man einer getöteten Schwangeren den Fötus der Demokratie: Innenpolitische
men“ der Abgeordneten bei der Vertrau- aus dem Leib schneidet, um ihn zu grillen Reaktionen auf die Terroranschlä-
und dann wieder in den aufgeschnittenen ge in den USA und Europa (...)
ensfrage / Kriegsermächtigung zusam- Bauch zu legen; wenn man hört, dass syste-
men mit Franz Müntefering) und wegen matisch Gliedmaßen und Köpfe abgeschnit-
seiner Loyalität zum Bundeskanzler. In ten werden; wenn man hört, dass manchmal Es referieren und nehmen u. a. teil:
Sachen Bundeswehr ist Peter Struck in- mit Köpfen Fußball gespielt wird, dann kön- Tobias Pflüger, Arno Klönne, Sabi-
kompetent. Seine Amtszeit dürfte ja nen Sie sich vorstellen, dass sich da einem ne Kebir, Peter Strutynski, Eckart
auch nur noch wenige Tage bis zur der Magen umdreht“, so Rudolf Scharping Spoo, Gerhard Stuby, Anne Rieger,
am 16. April 1999 in einer Pressekonferenz Frank Deppe, Werner Biermann,
Bundestagwahl dauern. Dann kommt
auf die Soldaten und die Republik wie- (4) Scharping dürfte auch Rekordhalter im Saba Almasseri, Matin Baraki.
Verschleiß von Generalinspekteuren der
der mal ein neuer (alter?) „Verteidi- Bundeswehr sein. Während seiner Amtszeit
gungsminister“ zu. Der Kongress findet statt im Kultur-
waren dies immerhin vier: Klaus Naumann,
Hans-Peter von Kirchbach, Harald Kujat zentrum Pavillon, Nähe Haupt-
7. Zusammenfassung und nun Wolfgang Schneiderhan bahnhof, Kongressbeitrag: 12 Euro,
Die Bundeswehr ist mitten drin im Um- Unterkünfte können vermittelt wer-
bruch zur kriegsführungsfähigen Inter- Tobias Pflüger ist Politikwissenschaft- den.
ventionsarmee und zugleich mit fast ler und Vorstandsmitglied der Informa-
10.000 Soldaten im Auslandseinsatz. tionsstelle Militarisierung (IMI) e.V. Anmeldung:
Unter Rudolf Scharping wurde die Mili- Bei IMI gibt es weitere Informationen Friedenspolitischer Kongress, Kul-
tärpolitik der Vorgängerregierung nicht zu allen Themen der Militärpolitik: turzentrum Pavillon, Lister Meile 4,
nur fortgeführt, rot-grün und Rudolf IMI, Hechingerstrasse 203, 72072 30161 Hannover, Tel. 0511/344558
Scharping tragen die Verantwortung für Tübingen, Telefon: 07071-49154, www.friedenskongress-hanno-
zwei Angriffskriege (Jugoslawien und Fax: 07071- 49159, ver.de
Afghanistan) und eine Reihe umfassen- e-mail: IMI@imi-online.de
der Stationierungen der Bundeswehr im Internet: http://www.imi-online.de ■

14 : antifaschistische nachrichten 16-2002


: ostritt
Kriegspropaganda eines CDU-Kommunalpolitikers:

„Abgrundtief hässliche Kreaturen“


N
achdem der Deutsche Ostdienst
Von Thomas Klaus nur noch als Magazin erscheint,
war damit zu rechnen, dass man
Welch Geistes Kind ist Hannsjörg Partei niemand Sympathien hegen könne. Autoren, die Verbindungen zu rechtsex-
Carl? Diese Frage wird gerade im So wie im Internet kenne er Carl aller- tremen Kreisen haben, etwas in den
niedersächsischen Landkreis We- dings gar nicht, meinte Thümler. Demge- Hintergrund stellen würde. Dem ist aber
sermarsch diskutiert. Carl ist dort kein un- genüber war Lemwerders Bürgermeister nicht so. Bernhard Knapstein, Kenner
beschriebenes politisches Blatt; er war bis Hans-Joachim Beckmann wenig ver- der rechtsextremen Szene und Autor und
vor kurzem einer der führenden CDU- blüfft. „Carl ist für seine drastische Spra- Freund der ,Jungen Freiheit‘, schreibt im
Männer in diesem Landstrich. che in der Politik bekannt“, sagte der ehe- DOD einen Bericht über das Deutsch-
Dass er es nicht mehr ist, ist seinem malige SPD-Landtagsabgeordnete und landtreffen der Landsmannschaft Ost-
Internet-Auftritt zuzuschreiben. Auf sei- verwies darauf, dass Carl im Oktober letz- preußenin Leipzig. Kanzlerkandidat
ner privaten Homepage mit Links zu sei- ten Jahres seine Teilnahme an einem Prä- Stoiber nahm an dieser Konferenz teil
ner Partei und zum Heimatverein Alte- ventionsrat in der Wesermarsch-Gemein- und hielt ein Grußwort. Anschließend
nesch äußerte sich der damalige CDU- de Stadland abgesagt habe. Der Präven- sprach nach dem Bericht von Knapstein
Vorsitzende in der Gemeinde Lemwerder tionsrat wendet sich gegen Rechtsextre- der Sprecher der Landsmannschaft Ost-
unter anderem zum Nahost-Konflikt. Da- mismus und Rassismus. Hannsjörg Carl preußen und neugewähltes Vorstands-
bei zog er in einer Manier gegen die pa- begründete sein Nein zur Mitarbeit auf mitglied der Bundesverbandes der Ver-
lästinensische Seite vom Leder, dass ein diese Weise: Eine multikulturelle Gesell- triebenen, Wilhelm von Gottberg. Knap-
Vergleich mit faschistoider Terminologie schaft habe keine Zukunft. Und: „Je eher stein zitiert ihn im DOD wie folgt: „Ein
sicherlich angebracht erscheint. Carl for- Sie lernen, dies zu verstehen, desto mehr Beispiel für die in Deutschland zum Sys-
mulierte zum Beispiel: „Diese abgrund- Menschen können in einer friedlichen, tem erhobene Verlogenheit ist die
tief hässlichen Kreaturen, die jegliche allerdings getrennt voneinander lebenden Schlussstricherklärung der Bundesregie-
Sympathie verspielt haben. Und noch im- Welt leben.“ rung von 1997 zum Verhältnis Deutsch-
mer sehe ich diesen johlenden Palästi- Carl empfahl dem Präventionsrat, Geld land – Tschechien. Dieser Erklärung war
nenserabschaum, der im Golfkrieg Rake- für Bomben zu sammeln, die US-Präsi- die Funktion einer Grabplatte für die un-
ten auf Israel forderte.“ An die Adresse dent George Bush dann gegen den Sudan, gelösten Probleme im deutsch-tschechi-
des israelischen Ministerpräsidenten ap- Irak und „hoffentlich auch die Palästi- schen Verhältnis zugedacht.“
pellierte der Kommunalpolitiker: „Sha- nensergebiete“ einsetzen könnte. Diese Kritik an Kanzler Kohl soll
ron! Mach diesem Alptraum endlich ein Besonders pikant: Hannsjörg Carl ist wohl in rechtsextremen Kreisen für Stoi-
Ende und feg diese feigen Schweine hin- Polizeibeamter von Beruf und im Range ber mobilisieren. Knapstein schreibt
weg.“ eines Oberkommissars als Dienstgrup- dann nämlich: „Diese erst fünf Jahre alte
CDU-Vertreter zeigten sich von dieser penleiter in Bremen tätig. Der dortige Erklärung ruft heute europaweit nur
menschenverachtenden Diktion des Lem- stellvertretende Polizeipräsident Klaus noch Kopfschütteln hervor. Selbst dem
werder Ober-Christdemokraten („eindeu- Plenge fand für die Äußerungen des 44- Europa-Parlament schaudert es bei dem
tige Kriegspropaganda“, so die Bremer jährigen Ordnungshüters klare Worte: Gedanken, die damals „unter den Tep-
Politikwissenschaftlerin und Hochschul- „Widerwärtig und abartig“ nannte er sie. pich“ gekehrten Benes- und Bierut-De-
professorin Dr. Margaret Wirth) über- Auch der Staatsschutz reagierte schnell. krete könnten in Kürze Eingang in die
rascht und entsetzt. Der Landesvorstand Er ermittelt wegen Verdachts der Volks- europäische Rechtsgemeinschaft finden.
empörte sich. Und der Rest des Gemein- verhetzung und sorgte dafür, dass die Ho- Die Ostpreußen haben die erwachende
deverbandsvorstandes distanzierte sich mepage aus dem Internet herausgenom- Kritik auf europäischer Ebene registiert
ebenso deutlich wie Björn Thümler, der men wurde. und sehen sich in der Offensive. Stoiber
Vorsitzende der CDU in der Weser- Unterdessen ist Hannsjörg Carl aus der versprach, dass er sich „dieser europäi-
marsch. Er bewertete Carls Statements im CDU ausgetreten – per SMS. Damit kam schen Frage stellen“ werde.
World Wide Web „eindeutig als Volksver- er vermutlich einem Parteiausschluss zu-
Aus einem Brief von Bernhard Knapstein an
hetzung“, für die in einer demokratischen vor. ■
die Junge Freiheit aus dem Jahre 1999:
Lieber Dieter, liebe Freunde in der Redaktion, ge-
haßtes und geliebtes Chaos-Büro zu Berlin! Man
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
kann Euch in jeder Hinsicht nur gratulieren. …Ich
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73.
hatte Freude daran, für Euch ein paar kleinere Arti-
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Postfach 260 226, 50515 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach kel zu schreiben, meine Knochen für die JF in öf-
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, fentlichen Verkehrsmitteln hinzuhalten und dank
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, derselben Zeitung unbekannte Kameraden in den
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart, gleichen Verkehrsmitteln kennenzulernen. Ich hatte
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. aber auch Freude daran, mich über die zunehmen-
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. de politische Laschheit und über doppelt zugesand-
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Postfach 260 226, 50515 Köln. Sonderbestellungen sind te Bettelbriefe zu ärgern.
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. Die JF, so sehr man sich auch über sie ärgert, ist
und bleibt eine unverzichtbare Trittleiter zu den hö-
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein-
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung heren Weihen ins deutschnationale Om.
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann.
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie Der DOD hat Wahlprüfsteine aufge-
Buntenbach (MdB Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsge- stellt und alle Bundestagsparteien (außer
meinschaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (Bund der Antifaschisten, Dachverband); Dr. Christel Hartinger (Frieden-
szentrum e.V., Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke, (MdB PDS);
der PDS) um Antworten gebeten. Unter
Jochen Koeniger (Arbeitsgruppe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen anderem wollen die Landesmannschaf-
(Mitglieder des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschisti- ten am 5. August einen eigenen Feiertag
sche Nachrichten); Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo
Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (Info Pool Network); Bernhard Strasdeit (MdB-Büro Winfried
haben. Nur die CDU/CSU versprach sich
Wolf); Volkmar Wölk. dafür zu engagieren. DOD 17 /02 - jöd ■

: antifaschistische nachrichten 16-2002 15


: aus der faschistischen presse
vielen als rechts oder national. Doch er
ist zweifellos keines von beiden. Die Ge-
schehnisse seit den Terroranschlägen des
Gebärt viele Rechte der Praxis ein ius soli, also ein territorial 11. September 2001 haben gezeigt, dass
Junge Freiheit Nr. 31-32/2002 vom 26. Juli begründetes Recht gemacht“. Entgegen der bayerische Ministerpräsident in der
2002 der datenschutzrechtlichen Bestimmun- vorbehaltlosen Zustimmung zu US-For-
Das Bundesverfassungsgericht hat das gen veröffentlicht das Blatt den vollen derungen nach Unterwerfung bei welt-
Gesetz über gleichgeschlechtliche Part- Namen des jungen Türken, der in der weiten militärpolitischen Abenteuern
nerschaften für verfassungskonform er- Bundesrepublik aufgewachsen ist. Bei- noch erheblich weiter geht als Kanzler
klärt. Für die Rechte ist das die „Zerset- fällig zitiert Zach den CSUler Gauweiler, Schröder.“ Außerdem bekämpfe Stoiber
zung der Keimzelle“, gemeint ist die Fa- der verlangt, „künftig eben jugendliche die „verfassungstreue deutsche Rechte“,
milie. Michael Wiesberg beschwört den Gewalttäter gemeinsam mit ihren Eltern wäre bei der Vorstellung der Verfas-
Untergang der deutschen Gesellschaft zurückzuschicken, wenn man denn die sungsschutzberichte als bayerischer
herauf: „Wenn es vor diesem Hinter- Jung-Schläger schon nicht von der Fami- Innenminister „hasserfüllt“ gewesen. Da
grund auch noch gelingen sollte, ein lie trennen könne.“ die DVU selbst zur Wahl nicht antritt
Adoptionsrecht für Homosexuelle durch- und sicher nicht zur Wahl der NPD auf-
zusetzen, dann ist schließlich alles Fami- Schill-Partei tritt in 15 ruft, dürfte es sich um das übliche Wort-
lie und damit nichts mehr Familie. Das geklingel handeln, um Druck von Rechts
Leitbild der Familie, dem in der Verfas- Bundesländern an zu machen. Ein Dr. Frey wird wohl kaum
sung ein ,besonderer Schutz‘ zugebilligt Junge Freiheit Nr. 31-32/2002 vom 26. Juli Schröder statt Stoiber wählen, auch
wird, wäre somit hinfällig.“ Und Chef- 2002 wenn der nun mal kein Franz-Josef
redakteur Dieter Stein rät zu anderen Außer in Sachsen-Anhalt hat die Schill- Strauß ist.
Maßnahmen. Nachdem er erst über die Partei in allen Bundesländern Landeslis-
Geburt seines Sohnes („Da liegt er plötz- ten für die Bundestagswahl aufgestellt. Wer stürzte Scharping?
lich. Lila angelaufen und ganz zer- In Sachsen-Anhalt verhinderte der von
knautscht mit einem langgequetschten Schill persönlich beauftragte Landesvor- Nationalzeitung 31-2002
Kopf wie Nofretete. Mein Sohn, mein er- sitzende Ulrich Marseille die Aufstellung „Stürzte Scharping über Israel?“ titelt
stes Kind ...“) sinniert, ohne dass über- der Liste. Langsam bekommt die Partei das Blatt und konstruiert aus dem Raus-
haupt eine Frau daran beteiligt war, auch Probleme mit neuen Mitgliedern schmiss Scharpings eine antisemitische
kommt er zum Schluss: „Da tut man al- aus anderen rechten Parteien. Hatte die Verschwörungsstory, die mit Scharpings
les, Frauen einzureden, die ,berufliche‘ Schill-Partei anfangs noch strenge Maß- eigenen Äußerungen „belegt“ wird: „,Es
Karriere sei der normale, Hausfrau und stäbe angelegt für die Aufnahme, ist nun gibt Anzeichen für eine durchaus geziel-
Mutter – als Nicht-Beruf diskriminiert – bekannt geworden, dass der Thüringer te Kampagne, ich will das aber nicht
der Sonderweg ... Hoffen können wir nur Landeslisten-Zweite Günter Steinert vor- kommentieren.‘ Hat er dann doch, indem
auf eine Kursänderung – durch viele her Mitglied in der FDVP gewesen. Die er nämlich gegen Schluss seiner Stel-
kleine Revolutionäre ...“ Diese Hoffnung FDVP wurde von ehemaligen DVU-Ab- lungnahme über das, was da gegen ihn
hat zum Glück noch nie zu einer Verän- geordneten im Landtag Sachsen-Anhalt ,zusammenkonstruiert‘ worden sei, sag-
derung der Gesellschaft geführt. gegründet, die zuvor der DVU den Rü- te, es habe schon ,nach meinen Reisen
cken zugekehrt hatten. nach Ägypten‘ begonnen.“ Damit ist für
Und noch ein Gerichtsurteil die NaZe klar, dahinter steckt Israel, das
„Spielt Stoiber falsch?“ immer „Zeter und Mordio schreit, wenn
Junge Freiheit Nr. 31-32/2002 vom 26. Juli ,Waffen aus dem Land der Mörder von
2002 Nationalzeitung 30-2002 gestern an die von morgen‘ gehen sol-
Auch das Urteil des Bundesverwaltungs- So titelt das Blatt vom 19. Juli und kon- len.“ Um sich nur ja nicht festzulegen,
gerichts im Fall „Mehmet“ empört das statiert, dass die „C-Parteien mit ihrem relativiert der Verfasser im Laufe des Ar-
Blatt. Kurt Zach behauptet, damit habe voraussichtlichen Koalitionspartner tikels dann seine Unterstellungen. Letz-
das Gericht das bundesdeutsche Ab- FDP“ bei allen Umfragen vor Rot-Grün lich sei Scharping so viel Profil zum Al-
stammungsprinzip im Staatsbürger- lägen. So richtig zu freuen scheint das leingang wohl auch gar nicht zuzutrauen.
schaftsrecht aufgehoben und „daraus in die Redaktion aber nicht: „Stoiber gilt uld, u.b. ■

BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
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O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro
Erscheinungsweise:
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Antifaschistischen
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro Nachrichten!
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O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
Unser Ziel 3000 Euro!
Insgesamt sind bisher
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 60,- DM).

Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten 927,– Euro eingetroffen
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung)
(Stand 29. Juli 2002)
Name: Adresse: Vielen Dank!

Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts


Spendenkonto:
Unterschrift GNN-Verlag, Postbank
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Köln, BLZ 370 100 50,
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507 Konto 10419507

16 : antifaschistische nachrichten 16-2002

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