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nachrichten g 3336 5.12.2002 18. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
IG Farben verschlep-
pen weiterhin die
Auflösung – Gegenanträge
zur Hauptversammlung
Frankfurt. Die IG Farben AG in Li-
quidation hat für den 18. Dezember in
Frankfurt mit viermonatiger Verspä-
tung ihre Hauptversammlung einberu-
fen. Auch in diesem Jahr steht die seit
Jahrzehnten geforderte Auflösung der
„Blutgesellschaft“ nicht auf der Tages-
ordnung. Die Coordination gegen
BAYER-Gefahren, die seit 20 Jahren
für die Entschädigung ehemaliger
ZwangsarbeiterInnen kämpft, hat da-
her zu diesem Punkt Gegenanträge
eingereicht. Überlebende Zwangsar-
beiter und zahlreiche antifaschistische
Organisationen kündigten bereits Pro-
teste gegen das Aktionärstreffen an,
das erneut in der Stadthalle des Frank-
furter Vororts Bergen-Enkheim abge-
halten wird. Seit Monaten kämpfen Roma für ihr Bleiberecht, am Samstag, 30.11. fand
In den Gegenanträgen wird eine dazu erneut eine Aktion in Düsseldorf statt. Foto: arbeiterfotografie
Nicht-Entlastung der Liquidatoren und
des Aufsichtsrats der IG Farben gefor-
dert. Begründet wird dies mit der seit
Jahrzehnten verschleppten Abwick-
lung und der Nicht-Einbeziehung der
Wieder Nazidemo
Opfer der IG Farben in den Prozess der
Auflösung. In die Entschädigungsstif-
unter Polizeischutz
tung der Bundesregierung und der Anzeige gegen Münchner Grünen-Chef, der zur
deutschen Wirtschaft hat die Firma Blockade der Rechtsextremen aufgerufen hat
nicht eingezahlt und verweigert dies
auch für die Zukunft. Weniger als hundert Neonazis als Mitglied des Internationalen Sozia-
Die IG Farben war in die Verbre- folgten einem Aufruf des Ham- listischen Kampfbundes Widerstand ge-
chen der Nazis verstrickt wie keine an- burger Nazikaders Christian gen den Hitlerfaschismus leistete, bis er
dere deutsche Firma. Das Unterneh- Worch zu einem Sternmarsch mit 1935 verhaftet und ins KZ Dachau ge-
men unterhielt in Auschwitz ein eige- bundesweiter Beteiligung am 30.11. sperrt wurde.
nes Konzentrationslager, in dem über Siegfried Benker, Fraktionschef der
30.000 Menschen vernichtet wurden, Nach einer Demonstration mit 1000 Münchner Grünen, rief dazu auf, den
und lieferte das Zyklon B für die Gas- Teilnehmern Mitte Oktober, die von Nazis nicht die Straße zu überlassen.
kammern. Tausenden Münchnern schon nach we- Gegen ihn läuft mittlerweile ein Verfah-
Coordination gegen BAYER-Gefah- nigen hundert Metern gestoppt werden ren der Staatsanwaltschaft, da er mehr-
ren e.V., CBGnetwork@aol.com konnte, und einer Reihe von Mahnwa- fach an die Münchner appelliert hatte,
www.CBGnetwork.de ■ chen sollte der Aufzug die Proteste der sich dem genehmigten Naziaufmarsch in
Nazis gegen die bereits vor einer Woche den Weg zu stellen.
beendete Ausstellung „Verbrechen der Nach dem Ende der antifaschistischen
Aus dem Inhalt: Wehrmacht“ in München abschließen. Kundgebung versuchten mehrere hun-
Rund 1000 Menschen beteiligten sich dert Menschen, den Nazimarsch zum
Dresdner Naziklub Thor hetzt . . 6
an einer Kundgebung des Bündnisses Goetheplatz zu stoppen. Ein Großaufge-
gegen den Naziaufmarsch, dem neben bot von 1500 Polizisten aus mehreren
Front National vor dem
antifaschistischen Gruppen, PDS und Bundesländern bahnte den Rechtsextre-
Generationswechsel? . . . . . . . . . 7
DKP auch Gewerkschaften und SPD- men jedoch gewaltsam den Weg. 35 Per-
Abgeordnete angehören. sonen wurden im Verlauf des Einsatzes
Schill-Partei in Mettmann
Eindringlich schilderte der mit einem laut Polizeiangaben festgenommen, 29
in der Hand von Neonazis . . . . 11
gestreiften KZ-Kittel gekleidete 92jähri- davon Gegendemonstranten.
ge Antifaschist Hans Taschner, wie er Nick Brauns, jW 2.12.02 ■
: meldungen, aktionen
herrschaft, „Mit diesem Vortrag erhalten
wir einen zeitgeschichtlichen Einstieg in
die Problematik des Seminarthemas“),
Kommunalwahlen in Polen Parlament erstmals die Unterdrückung Martin Laus (Die realexistierende natio-
Polen. Bei den Kommunalwahlen in und Verfolgung unter dem damaligen nale Parteioligarchie), Stefan Lux (Zur
Polen haben sich die Ergebnisse der Militärregime verurteilt. Es wurde be- Soziologie des Parteiwesens von Robert
Wählergruppierungen der dortigen schlossen, die spanische Regierung mit Michels), Horst Mahler (Staat und Ge-
„deutschen Minderheit“ weitgehend sta- der Suche und Exhumierung der mehr sellschaft bei Georg Wilhelm Friedrich
bilisiert. als 30 000 Vermissten des Bürgerkrieges Hegel), Wolfgang Juchem (Die nationale
Der durch innere Auseinandersetzun- von 1936 bis 1939 zu beauftragen. Bei Opposition, Bestandsaufnahme und Zu-
gen zur Zeit stagnierende „Deutsche den Toten handelt es sich überwiegend kunftsperspektiven) und Udo Voigt (Der
Freundschaftskreis“ (DFK) besetzt im um Republikaner und Mitglieder der nationaldemokratische Kampf um die
Bezirk Opole, dem ehemaligen Regie- Internationalen Brigaden. hma ■ Köpfe). Am Abend singt Friedrich Bau-
rungsbezirk der deutschen „Provinz nack nationale Lieder zum Mitsingen.
Schlesien“, künftig etwa 340 der 1400 zu Absender unbekannt Auf der Rückreise soll sich ein Besuch
vergebenen Kommunalmandate. In ver- der Wartburg anschließen. ■
schiedene Kommunalämter gewählt Tschechien. In Nordböhmen sind Flug-
wurden weitere 40 Personen. Die DFK- blätter mit der Aufschrift „Die Sudeten Henstedt-Ulzburg, Norder-
Führung um Heinrich Kroll, den man in waren deutsch und werden wieder
der Vergangenheit schon als Redner bei deutsch sein“ verbreitet worden. Die stedt weiter Neonazi-Pflaster
bundesdeutschen Revanchistenverbän- tschechischen Bewohner werden in dem Norderstedt. Nachdem es in den letz-
den und Burschenschaften sah, zeigte Flugblatt darauf hingewiesen, dass sie ten Jahren mehr als ruhig um die einstige
sich mit der Wahl zufrieden Bei den Di- nach dem EU-Beitritt ihres Landes aus Neonazi-Hochburg Henstedt-Ulzburg
rektwahlen der Bürgermeister und Ge- ihren Wohnungen ausziehen und ihr Ei- geworden war, taucht die Großgemeinde
meindevorsteher konnten sich 25 (bisher gentum an die Sudetendeutschen abge- jetzt wieder als Postfach-Adresse auf
31) Kandidaten des DFK durchsetzen. ben müssen. Die Flugblätter wurden u.a. einschlägigen Publikationen auf.
Wegen der lokalen Spaltung vieler DFK- an tschechische Behörden und an eine „Der Nationale Widerstand läßt sich
Gruppen dürfte die tatsächliche Zahl der Grundschule im Raum Decin verschickt. nicht verbieten !“, das meinen zumindest
„deutschen Amtsvorsteher“ aber höher, Die Postsendungen mit unbekanntem die Neonazis (oder womöglich: der Neo-
nämlich bei 31 liegen. Absender seien aus Prag abgesandt wor- nazi) vom „Holsteiner Widerstand“, der
Das Ergebnis, so Kroll, sei auf die er- den, so die tschechische Polizei. seit kurzem eine eigene Internet-Präsenz
folgreiche Arbeit in der Selbstverwal- hma ■ unter einer Punkt-com-Adresse unter-
tung seit 1990 zurückzuführen, die an- hält. Wer allerdings denkt, dort auf regio-
geblich auch in der polnischen Bevölke- Lagebesprechung nale Meldungen oder Aktivitäten der
rung Anerkennung gefunden habe. Kroll braunen Kolonnen zu stoßen, irrt sich.
betonte wiederholt, dass ohne „die Be- Heusenstamm. Etwa 270 Menschen Seitenlang ist dort die übliche, bundes-
mühungen der Minderheit um weitere nahmen am 12. Oktober an einer Veran- weite Propaganda des „Nationalen
bundesdeutsche Hilfen (...), die seit Jah- staltung der „Nation-Europa-Freunde“, Widerstandes“ um Christian Worch &
ren konsequent zur Verbesserung unserer der „Gesellschaft für freie Publizistik“ Konsorten nachzulesen, von regionalen
Lebenssituation geführt haben“ die meis- (GfP) und der „Deutsche Liga“ im hessi- Bezügen kaum eine Spur. So formulieren
ten Vorhaben im kommunalen Bereich schen Heusenstamm teil. Hauptredner die „Germanisten“ unter der Rubrik
nicht machbar gewesen wären und es waren der ehemalige Angehörige der „Was wir wollen“ so schön:
auch künftig nicht anders sein werde. Waffen-SS, Franz Schönhuber und der „Rund zwei Drittel der Deutschen leh-
Die vor allem im östlichen Oberschle- Chefredakteur der österreichischen Wo- nen die EURO-Einführung ab. Die Mehr-
sien erfolgreiche RAS der oberschlesi- chenzeitung „Zur Zeit“, Andreas Mölzer. heit befürwortet Sterbehilfe und Todes-
schen Autonomisten, die für umfassende Inhaltlich ging es bei der Veranstaltung strafe. Fast alle sind sich einig, daß wir
Selbstbestimmungsrechte und eine inter- u.a. um die Lage der deutschen und ös- bereits zu viele Ausländer in Deutschland
nationale Anerkennung als „oberschlesi- terreichischen Rechten. Unter den An- haben und daß Ausländerkriminalität ein
sche Minderheit“ eintritt, erhielt in dieser wesenden befanden sich neben Funk- zunehmend brisantes Thema ist. Gleich-
Region 4,5 % der Stimmen. Ihre Schwer- tionsträgern der sog. „Republikaner“ zeitig wird die gesamte nationale Opposi-
punkte hatte sie in den Industrierevieren auch der Bundesvorsitzende der „Deut- tion von der Allgemeinheit als Rechtsra-
und im südöstlichen Oberschlesien, wo schen Partei“, Heiner Kappel, ehemals dikale oder Neonazis beschimpft, mit de-
sie Ergebnisse von bis zu 25% erzielte. FDP. hma ■ nen man sich besser nicht abgeben sollte,
Die Wahlliste der „Deutschen des Ober- geschweige denn mit ihnen politisch zu-
schlesischen Landes“ (DOL), gegründet Deutsche Akademie tagt sammenzuarbeiten.“
von der Arbeitsgemeinschaft „Versöh- Neben diesem Selbstverständnis und
nung und Zukunft“ und vom DFK-Be- Thüringen. Zum wiederholten Mal tagt allerlei einschlägigen Artikeln anderer
zirksverband in Katowice erhielt die die Deutsche Akademie im Großraum Nazi-Organisationen gibt die Seite Auf-
Stimmen von 20 000 Wählern (1,6%). Thüringen, diesmal vom 29. November schluss darüber, dass es mit dem „Hol-
Im Kreis Raciborz, dem früheren Rati- bis 1. Dezember unter dem Titel „Partei- steiner Widerstand“ nicht allzuweit her
bor, stellt die DOL nun 5 der 8 Gemein- politik und Elitenbildung – ein Wider- sein kann. In den verschiedensten Text-
devorsteher und 21 von 23 Kreistagsmit- spruch?“. Analysiert werden sollen die passagen macht der Verantwortliche der
gliedern. Gründe für die Wahlniederlage. In der Seiten deutlich, dass er womöglich allei-
„Ostpreußenblatt“ 47-02 - hma ■ Einladung heißt es“ „Dabei stellt sich die ne agiert, wenn er beispielsweise um Be-
Frage, ob es denn überhaupt möglich ist, wertung der Internet-Präsenz bittet, da er
Späte Verurteilung im Rahmen der Organisationsform Partei „nur so das Interesse meiner Besucher
eine geistige Gegenelite zum BRD-Sys- wecken, bzw. wach halten kann“. Wäh-
Spanien. Knapp 27 Jahre nach dem tem herauszubilden“. Es sprechen Man- rend man hier noch eine Täuschung aus
Ende der Franco-Diktatur (1939 bis fred Müller (Die NSDAP zwischen Sicherheitsgründen vermuten kann, wird
1975) haben alle Parteien im spanischen Volksgemeinschaftsideologie und Partei- spätestens unter dem Punkt „Sehenswür-
Jugendwider- auch nur Hübener zum Tode. „Bierut“- und andere „Dekre-
stand im Krieg. Die Freunde erhielten lang- te“ aufzuheben; es wäre wohl
jährige Haftstrafen. „Ich bin naiv zu glauben, die Erweite-
Die Helmuth-Hü- jetzt dran, aber ihr kommt rung der EU nach Osten
bener-Gruppe auch noch dran“, sagte Hübe- brächte derlei Interventionen
1941/1942 ner nach dem Urteil. Er irrte zum Stillstand.
sich: Die Richter wurden nie Nicht der Osten, sondern
Im Februar 1942 – vor 60 belangt. Den Denunzianten der Westen steht im Mittel-
Jahren – wurde die Wider- sprach der Bundesgerichtshof punkt des 18. Bandes der
standsgruppe von Helmuth 1953 frei, da er nach gelten- „Beiträge zur Geschichte des
Hübener in Hamburg verhaf- dem Recht gehandelt habe. Nationalsozialismus“. „Deut-
tet. Im August 1942 fand die Neben der Beschreibung der sche Hegemonialpolitik
Verhandlung gegen sie vor Aktivitäten der Gruppe doku- gegenüber Westeuropa 1920-
dem Volksgerichtshof statt. mentiert Sander die Flug- 1960“ lautet der Untertitel
Am 27. Oktober 1942, um schriften, Verhör- und Ge- des Buches, das die „Europä-
20.13 Uhr, starb Helmut Hü- richtsprotokolle. ische Integration“ (so der Ti-
bener „ruhig und gefasst“, Alleine der etwas moralische tel), insbesondere die Wirt-
wie die Vollstreckungsbeam- die wenigen noch lebenden Tenor des Textes stört ein we- schaftsintegration und spe-
ten in ihrem Bericht betonten, Zeitzeugen, um die erste his- nig. ziell deren Kontinuitäten zu-
in der Richtstätte Berlin-Plöt- torische Studie über die Rezension in der taz rück in den nationalsozialisti-
zensee unter dem Fallbeil. Er Widerstandsgruppe im Andreas Speit ■ schen „Großwirtschaftsraum“
war der jüngste vom Volksge- deutschsprachigen Raum vor- beleuchtet. Unter der „Herr-
richtshof zum Tode verurteil- legen zu können. Ulrich Sander: Jugendwi- schaft des ,Dritten Reiches‘“,
te und in Plötzensee hinge- Denn während der Großteil derstand um Krieg. Die so die HerausgeberInnen,
richtete Antifaschist. der deutschen Bevölkerung Helmuth Hübener-Gruppe. wurden „Strukturen der euro-
„Was Hitler macht, ist noch vom „Endsieg“ träumte, Ca. 200 S., ca. 20 Abb., ge- päischen Wirtschaftsintegra-
unchristlich“ verstörten Hübener konkrete bunden, 14,90 EUR, Pahl- tion geschaffen (...), die Kon-
Alltagserfahrungen: Der Drill Rugenstein tinuitäten oder Ähnlichkeiten
Leicht moralisierend, aber der Hitler-Jugend (HJ), die ISBN 3-89144-336-6 zur Nachkriegszeit aufwei-
gründlich und faktenreich: Ausgrenzung der jüdischen sen“.
Ulrich Sander edierte diese Mitmenschen und das Weg- In mehreren Aufsätzen
erste Studie im deutschspra- sehen der Erwachsenen. Statt Deutsche Hegemoni- wird diese These anhand ver-
chigen Raum über den Wi- sich in die Volksgemeinschaft schiedener Beispiele belegt –
derstand des 1942 in Plötzen- einzureihen, begannen sich alpolitik gegenüber anhand der Währungspläne
see von der Gestapo hinge- die Jugendlichen zwischen 16 Westeuropa für den europäischen „Groß-
richteten Hamburgers Hel- und 18 Jahren zu widerset- raum“, anhand der Freiburger
muth Hübener zen. Aus dem Gefühl heraus, Rezension von: Thomas Schule des Ordoliberalismus,
Hübener ist eine literari- dass „Hitler unchristlich han- Sandkühler (Hg.): Europäi- der Einbindung der lothringi-
sche Figur in Günter Grass’ delt“, hörte Hübener heimlich sche Integration. Deutsche schen Schwerindustrie und
Panorama geworden. Ein Ju- die deutschsprachigen Nach- Hegemonialpolitik gegen- der Europäischen Gemein-
gendzentrum und eine Straße richtensendungen des BBC. über Westeuropa 1920 - schaft für Kohle und Stahl
in Hamburg sind nach ihm Zusammen mit Schnibbe und 1960. Beiträge zur Ge- (EGKS). Die „braunen Wur-
benannt. Eine Gedenktafel in Wobbe verfasste er aus die- schichte des Nationalsozia- zeln“ der EGKS, die insbe-
der Sozialbehörde soll ebenso sen Informationen Flugblät- lismus Band 18 Göttingen sondere in einem Aufsatz der
zum Erinnern anregen. Den- ter, in denen sie über den tat- 2002 (Wallstein Verlag), französischen Historikerin
noch ist das Schicksal Hel- sächlichen Kriegsverlauf und 20 Euro Annie Lacroix-Riz erkennbar
muth Hübeners im National- Misshandlungen in der HJ werden, sind tatsächlich „für
sozialismus fast vergessen. berichteten und zum Wider- Die deutsche Hegemonialpo- die Gesamtinterpretation der
Am 27. Oktober 1942 wurde stand aufriefen. litik gegenüber Osteuropa europäischen Nachkriegsinte-
der Hamburger Verwaltungs- Erst später gewann Hübe- zeigt, je näher die Erweite- gration folgenreich“.
lehrling in Berlin Plötzensee ner seinen Ausbildungskolle- rung der Europäischen Union Lacroix-Riz zeichnet ein-
hingerichtet. Der Volksge- gen Düwer aus der Sozialbe- rückt, immer deutlicher ihre drucksvoll die Entwicklung
richtshof hatte den 17-Jähri- hörde für die Verteilung der hässlichen Züge. Das Jahr der eng miteinander verbun-
gen wegen Hochverrats zum Pamphlete. Uber 60 Flug- 2002 ist in dieser Hinsicht denen deutschen und franzö-
Tode verurteilt. schriften konnten sie in ei- recht aufschlussreich gewe- sischen Schwer- und Chemie-
All dies möchte Ulrich nem halben Jahr veröffent- sen. Die wirtschaftliche industrien seit den 1920er
Sander mit seiner Veröffentli- lichen, bis sie von Heinrich Macht Deutschlands jenseits Jahren nach. Schon rasch
chung über die Widerstands- Mohn denunziert wurden. von Oder, Neiße und Erzge- nach dem Ersten Weltkrieg,
gruppe Helmuth Hübener Die Gestapo verhaftete sie; er birge ist inzwischen so stark, so die Pariser Professorin,
vergegenwärtigen. Seit 1960 wurde gefoltert. Man konnte dass die deutschen Staatsap- habe sich die Dominanz der
befasst sich der Journalist im- sich nicht vorstellen, dass ein parate in diesem Frühjahr deutschen Industrien durch-
mer wieder mit Hübener so- 17-Jähriger ohne Hilfe von dazu übergehen konnten, zur setzen können, auch gegenü-
wie mit dessen Freunden Ru- „Hintermännern“ handelte. offenen Unterwerfung Po- ber der lothringischen
dolf Wobbe, Karl-Heins „Seiner Standhaftigkeit ver- lens, Tschechiens und anderer Schwerindustrie, die ja nun
Schnibbe und Gerhard Dü- danke ich mein Leben“, er- Staaten aufzurufen. Markan- zu Frankreich gehörte. Dieses
wer. Er recherchierte in Ar- zählt Schnibbe, „er nahm al- ter Höhepunkt dieser Kam- Verhältnis habe sich seitdem
chiven nach verschollenen les auf sich“. Der Volksge- pagne war die allseits erhobe- nicht mehr grundlegend ge-
Dokumenten und interviewte richtshof verurteilte dann ne Forderung, die „Benes“-, ändert - nicht 1940, als unter
Unterschrift Spendenkonto:
GNN-Verlag, Postbank Köln, BLZ
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