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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 15.1.2004 20. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

In Hamburg haben Nazis aus Mobilisierung angelaufen:


dem Umfeld des neonazisti-
schen „Aktionsbüro Nord“
zwei Aufmärsche zum Beginn (31. Ja- Kein Naziaufmarsch in
nuar) und zum Schluss der Wehr-
machtsausstellung (27. März) ange-
kündigt.
Hamburg!
der bürgerlichen und liberalen Öffentlich-
Anlass ist die letzte Station der Wander- keit weitgehend ignoriert und es ist für
ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht – Hamburg bezeichnend, dass es nach fast
Dimensionen des Vernichtungskrieges drei Monaten immer noch nicht raus ist,
1941 - 44”, die von Januar bis März 2004 ob die Gewerkschaften zu einer von der
in der Kampnagelfabrik in Winterhude ge- VVN angemeldeten Kundgebung aufru-
zeigt wird. Danach, so eine Pressemittei- fen. Trotzdem rechnen die Anmelder der
lung des Hamburger Institutes für Sozial- Demonstration mit mehreren tausend
forschung (HIS), werde die Schau mit Teilnehmern. Bisher wird die Demonstra-
dem vollständigen Titel „Verbrechen der tion von über 40 Gruppen und Organisa-
Wehrmacht. Dimensionen des Vernich- tionen – vornehmlich der politischen Lin-
tungskrieges 1941 – 1945“ im Keller des ken – getragen. Das Ziel der Demonstra-
Deutschen Historischen Museums in Ber- tion besteht darin, einen öffentlichen
lin eingelagert. Kontrapunkt gegen den Aufmarsch zu
Unter dem Slogan „Reemtsma lügt, setzen, und bereits dort zu sein, wo die
Wahrheit siegt“ will Christian Worch & Nazis hin wollen.
Co. einen Tag nach dem Jahrestag der Angesichts der beschriebenen Konstel-
Machtübertragung an Hitler vom Bahn- lation besteht allerdings die Gefahr der
hofsvorplatz Mundsburg zum Ausstel- Entpolitisierung und Kriminalisierung der
lungsgelände auf Kampnagel marschie- antifaschistischen Proteste, bei richter- gen den Staat richtet.“ (Hamburger Land-
ren. Nach Informationen der VVN beab- licher Genehmigung der Nazidemo. Bei esamt für Verfassungsschutz, 19.12.2003:
sichtigt die Innenbehörde den Aufmarsch vergleichbaren Anlässen im vergangenen „Wehrmachtsausstellung im Januar in
ohne räumliche Auflagen zu genehmigen Jahr, stand in der Hamburger Presse (mit Hamburg: Linksextremistisches Bündnis
und mit einem polizeilichen Großaufgebot Ausnahme der taz-hamburg) viel von gegen Protest rechter Extremisten“).
durchzusetzen. „Gefahrenabwehr“, „Sicherheitsbeden- Demgegenüber erscheint weder die Na-
Das „Problem“ der Naziaufmärsche – ken“ und „polizeilichen Strategien“ und zimobilisierung, noch die enge Verzah-
darin unterscheidet sich die Situation in kein einziger Bericht streifte die Frage nung der Freien Kameradschaften mit
Hamburg von den vorhergehenden Etap- nach der politischen Legitimität und mo- dem Hamburger Landesverband der NPD
pen wie Halle oder Dortmund – wird in ralischen Verpflichtung, gegen das Auf- oder die in Hamburg und Schleswig-Hol-
treten bekennender Nationalsozia- stein laufenden Ermittlungsverfahren ge-
listen öffentlich zu protestieren. gen die illegal operierende Gruppierung

Die EU, „Kerneuropa“ Die „Verpolizeilichung“ der Aus-


einandersetzung ist bereits im Gan-
„Combat 19“ – auf deren Konto jüngst
Anschläge und Schändungen jüdischer
ge und lässt sich an den Verlautba- Friedhöfe gehen – dem VS Aufmerksam-
und Osterweiterung rungen des Landesamtes für Ver- keit wert zu sein.
fassungsschutz ablesen: Während Neben den Aktivitäten gegen die Nazis,
der Hinweis auf den Naziauf- wird ein zur Wehrmachtsausstellung be-
marsch aus der Rubrik „Aktuelles“ gleitendes Veranstaltungsprogramm ange-
rausgenommen wurde, ist die anti- boten, das von verschiedenen linken
faschistische Demonstration auf Gruppen und Initiativen gemeinsam orga-
Platz eins der Bedrohungshitliste nisiert und beworben wird. Der Demo-
gelandet. Demzufolge sieht der VS Aufruf, das Begleitprogramm sowie ak-
ein „linksextremistisches“ Bündnis tuelle Infos können über die unten ange-
am Werke, dass von „orthodox- gebene Webseite eingesehen werden.
Frank Pieper:
kommunistischen Gruppen wie der Wolfram Siede (Mitglied im Landesvor-
100 Jahre Deutsche Kommunistische Partei stand der VVN-BdA) ■
24. Januar 2004
Weltmachtstreben. (DKP) und der ihr nahestehenden
Deutsche Mitteleuropa- 14.00 Uhr Demonstration: 31. Januar 2004,
konzepte vom Kaiser- VVN bis hin zu gewaltbereiten
reich bis Joschka Fischer
Köln, Bürgerzentrum
autonomen Antifaschisten“ reicht. 11.00 Uhr, U/S-Bahnhof Barmbek
Alte Feuerwache
Unser Protest richtet sich dabei nicht nur ge-
Melchiorstr. 3 Das Anliegen erscheint nur noch gen marschierende Nazibanden, sondern ge-
Kleines Forum
Jörg Kronauer: als Vorwand, denn in „den folgen- gen jede Art von Nationalismus und Rassismus
Revanchistische
Tendenzen im Kontext
Veranstalter:
Herausgabekreis der den Ausführungen wird deutlich, in dieser Gesellschaft. (...)“. [Aus dem Bündnis-
der EU-Erweiterung Antifaschistischen Nachrichten
Infos: Tel. 0221-21 16 58 dass sich der angeblich ,antifa- aufruf] Info: 040/40187921
schistische‘ Einsatz tatsächlich ge- www.hamburg-gegennazis.de.vu
: meldungen, aktionen
Frankfurter Rundschau vom 6.1.2004.
„Mit Schill geht man nicht ins Bett“,
habe Moritz Hunzinger erklärt.
Aussiedler ermordet kannt haben. In einem Schreiben an die Bolko Hoffmann, Herausgeber des
Heidenheim. Ein angeblich aus Berlin Präsidentin der Israelitischen Kultusge- Börsenmagazins „Effecten-Spiegel“ hat-
stammender 17jähriger Mann, der erst meinde, Charlotte Knobloch, behauptet te die Pro-DM-Partei gegründet, um die
seit einem halben Jahr im Landkreis Hei- Fleissner, er habe sich schon vor Jahren Einführung des Euro zu verhindern.
denheim wohnen soll, hat am Abend des von seiner Beteiligung an der Wochen- Schill und Hoffmann hatten am 4. Januar
19. Dezember vor einer Diskothek in zeitung zu trennen versucht. Erst im No-
Heidenheim drei junge russlanddeutsche vember hatte der ehemalige Berater des
Spätaussiedler erstochen. Zwei der 15 bis österreichischen Bischofs Krenn, Frie-
17 Jahre alten Jugendlichen starben noch drich Romig, in „Zur Zeit“ die Globali-
am Tatort, der dritte erlag im Kranken- sierung zu einem Weg erklärt, „auf dem
haus seinen Verletzungen. Der Besitzer das Judentum (...) seinem biblischen
der Diskothek „K2“ hatte dem „stadtbe- Auftrag gemäß weltweite Dominanz er-
kannten Neonazi“ ein Hausverbot erteilt. langt“. Ein anderer Artikel erklärte „Ost-
Doch erst die herbeigerufene Polizei juden“ zu „Chasaren“ und beschwerte
konnten den 17-Jährigen zurückweisen. sich mit diesem Konstrukt über „das Ge-
Eine halbe Stunde danach tauchte der Tä- schrei Antisemitismus“. 1997 hatte das
ter mit einem Mädchen und einem Blatt gar die im Mittelalter zu Massakern
Freund wieder vor der Diskothek auf. an Juden aufstachelnden Legenden von
Dabei kam es zwischen seinem Begleiter angeblich jüdischen Ritualmorden auf-
und den drei jungen Aussiedlern zum gewärmt: „Das Blut gemordeter Chris-
Streit. Unvermittelt zog der 17jährige ein ten, vergossen durch jüdische Hand,
20cm langes Messer und stach den Op- schreit zum Himmel.“ 1999 leugnete ein
fern blitzschnell und gezielt mehrere Autor gar den Holocaust und wurde dar-
Male in die Herzgegend. Nach der Tat aufhin zu einer Bewährungsstrafe verur-
flüchtete der Täter, stellte sich aber am teilt. verkündet, gemeinsam in den Hambur-
nächsten Morgen freiwillig der Polizei. Während Fleissner sich hier scheinbar ger Wahlkampf zu ziehen. Die Bürger-
Der 17jährige war erst am 3. Oktober in distanziert, taucht Werbung für seine schaft wird am 29. Februar neu gewählt.
eine Auseinandersetzung zwischen Verlage munter weiter in rechten Publi- Schill hatte kurz nach seinem Raus-
Punks und Skinheads verwickelt gewe- kationen auf. So z.B. in der neuesten wurf aus der Fraktion der von ihm ge-
sen, wo er einem Punk eine Flasche auf Ausgabe der Zeitschrift „Sezession“, die gründeten Partei Rechtsstaatliche Offen-
den Kopf geschlagen hatte. Am Tag nach vom um die „Junge Freiheit“ angesiedel- sive mit fünf weitren Abgeordneten eine
der Tat zogen etwa 200 Menschen in ei- ten „Institut für Staatspolitik“ herausge- eigene Fraktion in der Bürgerschaft ge-
nem Schweigemarsch durch die Stadt geben wird. Die „Buchverlage Langen gründet. Nun kann die neue Gruppierung
und legten Blumen am Tatort nieder, wo Müller Herbig“ warten dort auf einer unter dem Namen Pro DM/Schill auf den
Jugendliche eine Mahnwache gehalten ganzen Seite u.a. mit Buchtiteln wie Parteiapparat und die Finanzmittel von
hatten. (s. auch Seite 7) - hma ■ „Die deutsche Kriegsmarine 1935-1945“ Pro-DM zurückgreifen. Der „alten“ PRO
und „Die Wüstenfüchse. Mit Rommel in soll verboten werden mit der Bezeich-
„Opus Dei“ plant Schule Afrika“ auf. SZ 6.12.03 - hma ■ nung „Schill“ weiter zu werben.
Hoffmanns Effecten-Spiegel hält an
Potsdam. Die rechtskatholische Kader- Razzia bei „Stahlgewitter“ Moritz Hunzingers PR-Firma zur Zeit ca.
gruppe „Opus Dei“ will im Berliner Um- 45 Prozent. Hoffmann bezeichnete den
land ein Gymnasium für 700 Schüler er- Hannover. Bei der Durchsuchung von Kauf des Aktienpakets als „Schnäpp-
öffnen. In der geplanten Schule sollen sieben Wohnungen von Mitgliedern der chen“, nachdem die Aktien des Unter-
ausschließlich Jungen unterrichtet wer- Rechtsrock-Band „Stahlgewitter“ hat die nehmens wegen der missglückten PR-
den, um deren „besondere Begabung zu Polizei am 16.Dezember umfangreiches Aktivitäten für die Politiker Rudolf
abstrakt-logischem Denken“ zu fördern Material beschlagnahmt. Durchsucht Scharping und Cem Özdemir einen
und diese vom „Sexunterricht“ an öf- wurden Objekte in Meppen, Köln, Bonn Kurssturz erlitten hatten.
fentlichen Schulen fern zu halten. Im und Winterthur in der Schweiz. Dem Er- Quellen: mdr-online, FR, 6.1.04 ■
Bildungsministerium werden die Pläne mittlungsverfahren, welches von der
der direkt dem Papst unterstehenden Or- Staatsanwaltschaft Osnabrück durchge- NPD-nahe Liste erringt Sitz
ganisation mit Skepsis betrachtet, da das führt wird, liegt die Produktion von Mu-
Schulgesetz eine gemeinsame Erziehung sik-CD´s mit „volksverhetzendem“ In- im AStA
von Jungen und Mädchen vorschreibt. halt zugrunde. „Stahlgewitter“ gilt als Trier. Erstmals ist an der Uni Trier ein
„Berliner Morgenpost“ 15.12.03 eine der bekanntesten bundesdeutschen der NPD nahe stehender Kandidat ins
- hma ■ Rechtsrock-Band. So hatte die Erstaufla- Studentenparlament eingezogen. Babic,
ge ihrer CD „Politischer Soldat“ eine der sich gerne als „bosnischer Befrei-
Zweifelhafte Distanzierung Auflagenhöhe von 8000 Exemplaren. ungsnationalist“ bezeichnet, gehörte
hma ■ schon als Gymnasiast der NPD an. 2001
München. Herbert Fleissner, Verleger, versuchte er vergeblich, bei der Kom-
CSU-Mitglied, Angehöriger der „Sude- Ronald Schill und Bolko munalwahl im hessischen Karben ins
tendeutschen Landsmannschaft“ und Parlament einzuziehen.
langjähriges Mitglied der „nationalen Hoffmann verbrüdern sich In Trier sorgte der Jurastudent Ende
Gesinnungsgemeinschaft“ „Witiko- Hamburg. Die Frankfurter PR-Agentur 2002 für Wirbel, als er sich im Allgemei-
Bund“ will Artikel mit antisemitischen Hunzinger hat ihrem Hauptaktionär Bol- nen Studentenausschuss (Asta) als freier
Inhalten im österreichischen Ableger der ko Hoffmann (Pro-DM-Partei) wegen Mitarbeiter verdingte und im Wahlkampf
„Jungen Freiheit“, der „Zur Zeit“, die dessen Zusammenarbeit mit Ronald zum Studentenparlament (Stupa) mit
ihm zu zehn Prozent gehört, nicht ge- Schill Hausverbot erteilt, meldet die Kritik an Kapitalismus und Bildungsab-

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bau zunächst als Kandidat der Jungsozia- Morden eine zentrale Rolle spielen. Tho- zungsunterschriften für ihre Bundesliste
listen auszugeben vermochte. Nur durch mas A. bezeichnet sich selbst als „enga- sammeln, um zur Wahl zugelassen zu
Zufall wurde er bei einer Internetrecher- giertes Mitglied der Nazi-Szene“. Der werden. Da diese Hürde nicht allzu groß
che enttarnt. Ex-Söldner wollte unbedingt in die Poli- ist, wird die Liste wohl leider antreten
Babic trat daraufhin als Listenführer tik. Für die rechtsextreme „Deutsche können. u.b. ■
der NPD-nahen Freiheitlich-Sozialen Liga“ mietete er im August 1993 ein
Liste (FSL) an. Die aber errang zu wenig Büro in Köln-Deutz. Bei der Kommunal- Kein Naziaufmarsch in
Stimmen, um ins Stupa einzuziehen. Das wahl 1994 kandidierte er – vergeblich –
änderte sich jetzt. Wegen der geringen für die Bezirksvertretung Köln-Nippes. Hamm!
Wahlbeteiligung von nur 18 Prozent er- Köln.Rundschau 30.12.03 - u.b. ■ Hamm. „Nachdem bereits am 14.6.2003
reichte Babic, der seine 45 Stimmen rund 200 Nazis durch Hamm marschiert
nach Asta-Angaben vor allem bei Juris- Stadtrat fordert Rep zur sind, steht nun für den 17.1.2004 ein
ten und Wirtschaftswissenschaftlern neuer Aufmarsch der national-sozialisti-
sammelte, ganz knapp einen Stupa-Sitz. Mandatsniederlegung auf schen „Kameradschaft Hamm“ an, bei
Und das trotz einer Anti-FSL-Aufklä- Düsseldorf. In einer gemeinsamen Re- dem sie unter dem Motto „Solidarität mit
rungskampagne der demokratischen solution haben die Düsseldorfer Rats- Palästina“ erneut ihre völkisch-reaktio-
Hochschulgruppen im Wahlkampf. Auf fraktionen von CDU, SPD, Bündnis nären und antisemitischen Vorstellungen
Flugblättern wurden FSL-Zitate wieder- 90/Die Grünen und FDP Ende November propagieren will.“ heißt es im Aufruf der
holt: „Man darf der zunehmenden Ver- das Ratsmitglied Jürgen Krüger aufge- Antifa Hamm. „Natürlich werden wir
türkung und Inländerfeindlichkeit nicht fordert, wegen seiner antisemitischen auch diesmal wieder gegen diese faschis-
tatenlos zusehen.“ Äußerungen umgehend sein Ratsmandat tischen Umtriebe vorgehen, die nur allzu
Die NPD feiert den Wahlausgang als niederzulegen. Krüger hatte in der Be- offensichtlich versuchen, über eine ver-
großen Erfolg. Erstmals seit mehr als 20 zirksvertretung Stadtmitte gesagt, man meintliche Kritik am Staat Israel an den
Jahren sei in der Bundesrepublik wieder habe, „wenn das so weitergeht, bald
eine nationalistische Gruppe in ein mehr Gedenkstätten als ermordete Ju-
Hochschulgremium eingezogen, heißt es den“.
auf ihrer Homepage. Dort gibt sich auch Oberbürgermeister Joachim Erwin be-
Babic vor Selbstbewusstsein strotzend: zeichnete die Äußerungen Krügers als
„Auch in linken Hochburgen müssen wir des Rates unwürdig und sprach allen
als Nationalisten Strukturen aufbauen Menschen, die durch die Äußerungen
und politische Alternativen aufzeigen.“ Krügers beleidigt worden seien, sein Be-
Ende Januar konstituiert sich das Trie- dauern und Mitgefühl aus. „Wer den Ho-
rer Stupa. Aus seinen Ankündigungen ist locaust leugnet, hat in diesem Hause
zu schließen, dass Babic das Gremium nichts zu suchen“, sagte er. Die Ratsfrak-
als Propagandaplattform nutzen will. Zu tionen begrüßten ausdrücklich, dass die
seinen erklärten Zielen zählt, die Studen- Stadtverwaltung derzeit die rechtlichen
tenschaft „stärker zu politisieren“, den Möglichkeiten eine Ausschlusses Krü-
Asta direkt von Studierenden wählen zu gers aus dem Rat prüft. Die Staatsan-
lassen und den „Asta-Zwangsbeitrag“ waltschaft klärt, ob ein förmliches Er-
von 7,65 Euro pro Semester abzuschaf- mittlungsverfahren wegen des Verdachts
fen. Quelle: FR 29.12.2003 ■ der Volksverhetzung eingeleitet wird.
www.duesseldorf.de ■
Prozess gegen Thomas A.
soll bald beginnen NRW-Landesvorsitzende
Köln. Der mutmaßliche Dreifachmörder Winkelsett Spitzenkandida-
von Overath bleibt weiter in Haft, be- tin der REP bei Europawahl immer offener geäußerten Antisemi-
richtete die Kölnische Rundschau vom Münster. Die „Republikaner“-Partei tismus in weiten Teilen der Bevölkerung
30.12.2003. Auch bei der Kölner Staats- wählte auf ihrem Bundesparteitag Ende anzuknüpfen.
anwaltschaft sei man sich der Gefähr- November in der Stadthalle in Münster- Obwohl die Stadtverwaltung und örtli-
lichkeit des Mannes bewusst. Die zustän- Hiltrup auch ihre Kandidaten für die che Polizei immer wieder behauptet, es
dige Anklägerin Margarete Reiffer- Bundesliste zur Europawahl 2004. Spit- gäbe in Hamm keine rechte Szene – und
scheidt will in ihrer bevorstehenden An- zenkandidatin wird die nordrhein-west- militante Neofaschisten schon gar nicht
klage wegen dreifachen Mordes auch auf fälische Landesvorsitzende Uschi Win- –, besitzt Hamm wohl eine der aktivsten
Sicherheitsverwahrung oder besonders kelsett. Die bedankte sich für das in sie nationalsozialistischen Gruppen in
schwere Schuld plädieren. „Die Ent- gesetzte Vertrauen und bat die Delegier- NRW, die „Kameradschaft Hamm“. Be-
scheidung fällt Anfang Januar“, sagte ten laut Pressemitteilung der REP Fol- reits im Juni marschierte die Gruppe un-
Oberstaatsanwältin Regine Appenrodt. gendes in ihren Kreisverbänden zu ver- ter dem Motto „Gegen Massenarbeitslo-
In einem Pamphlet schrieb Thomas künden: „Ich verspreche Euch, daß ich sigkeit und Sozialabbau“ auf. Damals
A.: „Alle Juristen müssen vernichtet einen Wahlkampf organisieren und füh- marschierten die Neonazis mit etwa 200
werden.“ Schon bei der Vorführung vor ren werde, wie Ihr ihn noch nicht erlebt „Kameraden“ durch den Vorort Bockum-
den Haftrichter hatte er anwesende Poli- habt!“ Hövel.
zisten, Richter und Staatsanwälte mit Auf den weiteren Plätzen treten der Wie etabliert die örtliche Naziszene in
dem Tode bedroht. Für den wahrschein- Bundesvorsitzende Rolf Schlierer, der Hamm ist, war alleine an den Rednern
lich im Frühjahr beginnenden Prozess sächsische Kommunalpolitiker Martin und der internationalen „Nazipromi-
vor dem Kölner Landgericht machen Kohlmann und der hessische Landesvor- nenz“ (u.a. Christian Worch – aktiver
sich die Behörden schon jetzt Gedanken sitzende und stellvertretende Bundesvor- Neonazikader, Axel Reitz – Führer vom
über die Sicherheitsvorkehrungen. sitzende Haymo Hoch an. Da die REP „Kampfbund deutscher Sozialisten“,
Die rechtsextreme Gesinnung wird in bisher nicht im Europa-Parlament vertre- Hartmut Wostupatsch und Stefan Wij-
dem Prozess neben den überaus brutalen ten sind, müssen sie 4000 Unterstüt- kamp von der „Nederlandse Volks

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Unie“), die anwesend waren, zu erken-
nen. Ebenfalls auffällig war, dass über 20
Personen Hemden mit der Aufschrift
DJU protestiert bei Staats-
„Kameradschaft Hamm“ trugen.
Die recht kleine Gegendemonstration
anwaltschaft und Justiz
antifaschistischer Gruppen stieß auf har- Dortmund. Mit Briefen an die tralstelle für die Bearbeitung von NS-
te Repressionen und endete mit 84 Platz- Dortmunder Staatsanwalt- Massenverbrechen in Dortmund und der
verweisen und 5 Festnahmen bei etwa schaft und die Justizbehörden faksimilierten Unterschrift des zuständi-
200 Teilnehmern. Mit der Unterstützung des Landes NRW protestierte gen Staatsanwaltes – zu sein, der im Mai
der Dorfbevölkerung war nicht zu rech- die Deutsche Journalistinnen- und vergangenen Jahres ehemaligen Gebirgs-
nen; während zur Zeit des sog. „Auf- Journalisten-Union (dju) in ver.di ge- jägern in Bayern zuging. In dem Brief
stand[es] der Anständigen“ (Gerhardt gen das behördlichen Vorgehen ge- wurde den Empfängern mitgeteilt, dass
Schröder) noch die Strategie verfolgt gen den Dortmunder Journalisten und gegen sie Ermittlungen wegen Kriegsver-
wurde, durch bürgerlichen Protest die Sprecher der VVN-BdA NRW Ulrich brechen im Zweiten Weltkrieg aufge-
Antifa-Bewegung in ihrer Rolle über- Sander: nommen würden. Ein Teil des Wortlautes
flüssig erscheinen zu lassen, einigte man des Briefes entspricht tatsächlich einem
sich in Bockum-Hövel darauf, „der brau- „Die Deutsche Journalistinnen- und Jour- Schreiben, das die Staatsanwaltschaft
nen Horde die kalte Schulter zu zeigen“ nalisten-Union (dju) in ver.di protestiert Dortmund an die VVN-BdA NRW ge-
(WAZ) und zog die Jalousien runter, bis gegen die Hausdurchsuchung in der richtet hatte. Vorangegangen waren Re-
alles wieder vorbei war. Mit diesem ak- Wohnung des Dortmunder Journalisten cherchen von Ulrich Sander und weiteren
zeptierenden Schweigen wurde erneut Ulrich Sander und gegen die damit ver- Publizisten und Wissenschaftlern, die
versucht, die Existenz der Hammer Nazi- bundene Beschlagnahme von Arbeits- sich mit den Verbrechen der Gebirgstrup-
szene und die von ihr ausgehende Gefahr unterlagen und Computer des Kollegen. pe beschäftigt hatten. So wurde dem Jus-
zu ignorieren. Doch wir werden auch Die Polizeiaktion, in deren Rahmen auch tizminister des Landes Nordrhein-West-
dieses Mal wieder versuchen uns den das Büro der VVN-BdA in Wuppertal falen eine Liste mit Namen von rund 200
Nazis zahlreich und entschlossen in den durchsucht wurde, war mit dem Verdacht noch lebenden ehemaligen Gebirgsjägern
Weg zu stellen! auf „Amtsanmaßung“ begründet worden. zugeleitet, die vermutlich am Massaker
Zur Gegenaktion rufen unterschiedli- Die dju sieht die Durchsuchung des von Kephallonia beteiligt waren, dem
che Gruppen auf. Es bleibt abzuwarten, Journalistenbüros als Verletzung des ge- 6000 italienische Kriegsgefangene zum
ob es diesmal gelingt in Hamm eine anti- setzlich garantierten Zeugnisverweige- Opfer fielen. Der Justizminister leitete
faschistische Demonstration durchzufüh- rungsrechts und als illegale Ausfor- die Unterlagen an die zuständige Behör-
ren, die groß genug ist um den völkisch- schung von Rechercheergebnissen unter de weiter, worauf der Leiter der Zentral-
reaktionären Aufmarsch zu verhindern, einem strafrechtlichen Vorwand. Malte stelle für die Bearbeitung von NS-Mas-
zu stoppen oder zu blockieren. Bisherige Hinz, Sprecher des Bundesvorstands der senverbrechen der VVN-BdA NRW
Unterstützer: Jugendantifa Lippstadt, dju und Betriebsratsvorsitzender in Dort- brieflich mitteilte, dass gegen die Mord-
Junge Linke Lippstadt, Infoladen Clan- mund, erklärte dazu: „Es ist offenkundig, verdächtigen ermittelt werde. Die VVN-
destino (Lippstadt), Junge Linke Gelsen- dass hier die Staatsmacht mit unverhält- BdA stellte den Briefwechsel (allerdings
kirchen. www.antifa-hamm.de ■ nismäßigen Mitteln gegen einen enga- nicht als Faksimile, sondern als Textab-
gierten Dortmunder Journalisten vorgeht schrift) auf ihre Internetseiten.
Schulungsveranstaltung und gleichzeitig das Zeugnisverweige- Ulrich Sander, der als Journalist und
rungsrecht von Journalisten insgesamt Buchautor seit vielen Jahren über den
des Deutschen Kollegs verletzt. Das muss die dju entschieden Themenbereich Verbrechen der Wehr-
Thüringen. Zum Thema „System der zurückweisen. Nicht das Verhalten von macht, besonders der Gebirgstruppe, pu-
Sozialwissenschaften“ kündigen Horst Sanders, sondern das von Polizei und bliziert, hat seine Recherche-Ergebnisse
Mahler, Reinhold Oberlerchner und Uwe Staatsanwaltschaft ist Amtsanmaßung – stets und aktuell in einer Reihe von Me-
Meenen für den 27. und 28. März eine und ein Akt staatlicher Willkür.“ dien öffentlich gemacht. Gefälschte Brie-
Schulung an, im Gasthof „Frische Quel- Ulrich Sander, der als Journalist und fe an ehemalige Gebirgsjäger zu verschi-
le“ in Mosbach (Thüringen) nahe der Buchautor seit vielen Jahren über den cken, stünde dieser am öffentlichen Inter-
Wartburg statt. Leiter der Schulung sind Themenbereich Verbrechen der Wehr- esse orientierten Arbeitsweise diametral
RA Horst Mahler und Dr. Reinhold macht, besonders der Gebirgstruppe, pu- entgegen. Aus den Hausdurchsuchungs-
Oberlercher. „Die Deutschen werden nur bliziert, hat seine Recherche-Ergebnisse befehlen geht hervor, dass ihnen monate-
dann eine zu intelligenter Nationalpolitik stets und aktuell in einer Reihe von Me- lange Ermittlungen vorangegangen wa-
befähigte nationale Intelligenz ausbil- dien öffentlich gemacht. Gefälschte Brie- ren, von denen der beschuldigte Journa-
den, wenn diese sich eine gesellschafts- fe an ehemalige Gebirgsjäger zu verschi- list nichts wusste. Während dieser Zeit
wissenschaftliche Allgemeinbildung an- cken, stünde dieser am öffentlichen Inter- stand er immer wieder in Kontakt mit der
eignet.“ heißt es in der Einladung. „Denn esse orientierten Arbeitsweise diametral betreffenden Zentralstelle und erkundigte
wie jeder politische Krieg und wie der entgegen. Umso befremdlicher findet es sich nach dem Fortgang der Ermittlungen
Weltbewußtseinskrieg, so findet auch der die Deutsche Journalistinnen- und Jour- gegen die mutmaßlichen Kriegsverbre-
Befreiungskrieg des deutschen Volks- nalisten-Union in ver.di, dass die Behör- cher. Über die Ermittlungen der Staatsan-
geistes in der Gesellschaft statt. Die den wegen der Brieffälschungen einseitig waltschaft in eine ganz andere Richtung
Weltgesellschaft der Nationen wie deren ihre Ermittlungen auf einen engagierten wurde er nicht informiert.
jeweilige bürgerlichen Gesellschaften Journalisten gerichtet und ihm die Mög- Der von Ulrich Sander geäußerte Ver-
sind der Schauplatz von Krieg und Frie- lichkeit verwehrt haben, zuerst einmal als dacht, dass mit der Hausdurchsuchungs-
den, von Kämpfen und Verträgen, von Zeuge gehört zu werden. und Beschlagnahmeaktion etwas ganz
strittigen und unstrittigen Rechtszustän- Zur Information über den Fall: anderes bezweckt wurde, nämlich be-
den.“ Außer „der Bereitschaft zu harter hördlichen Einblick in die Arbeit eines
geistiger Arbeit wird für die Teilnahme Gegen Ulrich Sander wurde im Durchsu- kritischen Journalisten und seine Quellen
an der Schulung nichts vorausgesetzt“, chungsbeschluss der Vorwurf erhoben, er zu nehmen, lässt sich angesichts dieser
heißt es weiter. Vorherige Lektüre sei je- sei verdächtig, Urheber eines gefälschten Umstände nicht von der Hand weisen.
doch hilfreich. ■ Briefes – mit Kopf des Leiters der Zen- PM dju ■
: antifaschistische nachrichten 1-2004
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Die NPD/JN hat dort jahrelang
fast ungestört ihre Strukturen Antifaschistische
aufgebaut, Veranstaltungen, Lie-
derabende und Feste organisiert.
In Backnang, aber auch in anderen Städ-
Kehrwochen…
ten in der Region, gibt es zahlreiche In den letzten Jahren gerieten der Rems-
rechte Jugend-Cliquen, die immer wie- Murr- und der Ostalb-Kreis, vor allem in der
der durch Nazi-Schmierereien und Region um Backnang, durch Übergriffe von
Schlägereien in Erscheinung treten. In Nazis immer wieder in die Schlagzeilen.
der Zeit vom Jahresbeginn 2002 bis
Ende diesen Jahres registrierte die Poli- weiteren Infos und Diskussionen geweckt. ren die größte Demo in Backnang und
zei mehr als 130 rechte Straftaten, darun- Wir werden daher auch in Zukunft regel- ein eindruckvolles Zeichen dafür, dass
ter Brandanschläge, Angriffe auf Mi- mäßig Info-Veranstaltungen, Filmabende, die Nazis es hier nicht schaffen werden,
grantInnen und Linke, Sachbeschädigun- etc. in der Region organisieren. sich eine „National Befreite Zone“ zu
gen, usw. Aus diesem Grund schloss sich ● Die Bustour am 15. November, in schaffen. Im Anschluss an die offizielle
in Stuttgart im September ein antifa- deren Rahmen Kundgebungen und De- Demonstration, zog noch eine spontane
schistisches Bündnis bestehend aus der mos in Backnang, Rudersberg und Schw. Demonstration direkt zur Kneipe „Music
AG Antifa der Revolutionären Aktion Gmünd durchgeführt wurden, stieß auf Point“ in der Stuttgarter Straße, die seit
Stuttgart, der Jugendantifa Stuttgart, der großes Interesse. In Schwäbisch Gmünd längerem als Treffpunkt der Nazis be-
Antifa Ludwigsburg und der Antifa-Vai- schlossen sich zahlreiche Menschen kannt ist. Trotz Provokationen der Poli-
hingen / Enz zusammen, um gegen die spontan der Demonstration an. zei kam es nicht zu einer Eskalation und
Aktivitäten der Nazis im Rems-Murr- ● Zur Verhinderung einer Veranstal- zu keinen Festnahmen. Später wurde je-
Kreis aktiv zu werden. Es wurden meh- tung der JN in Lorch am 21. November doch am Backnanger Bahnhof ein Anti-
rere offene Treffen einberufen, an denen kamen ca. 150 bis 200 Menschen. Bei ei- faschist nach einer Auseinandersetzung
sich viele Menschen beteiligten. ner am späten Abend durchgeführten mit einem Faschisten festgenommen.
Die Kampagne Die Nazis von der Spontandemo beteiligten sich viele Ju- Wir werden unsere Aktivitäten gegen
Straße fegen! Antifaschistische Kehrwo- gendliche aus der Region. Außerdem be- die Nazis (nicht nur) im Rems-Murr- und
chen im Rems-Murr Kreis wurde ins Le- kundeten viele AnwohnerInnen ihren Zu- im Ostalb-Kreis natürlich weiterhin fort-
ben gerufen. spruch und ihre Solidarität für die Protes- setzen. Wir möchten uns bei allen bedan-
Wir haben uns mit der Kampagne zum te gegen die Nazis. Wenngleich die Nazis ken, die die Kampagne unterstützt und
Ziel gesetzt, die antifaschistischen Struk- behaupten, dass ihre Veranstaltung an mitgetragen haben: Antifascist Rock Ac-
turen und Menschen in der Region zu dem Abend trotzdem stattgefunden hat, tion, Juze Backnang, Villa Roller Waib-
unterstützen und den Nazis direkten hat unsere Mobilisierung trotzdem Erfol- lingen, Esperanza Schw. Gmünd, Anar-
Widerstand entgegen zu setzen. Außer- ge mit sich gebracht. Die Nazis konnten chist Black Cross, Fuck you Emptyness,
dem ging es darum, mehr zu vermitteln, ihren Treffpunkt am Lorcher Bahnhof, Courage Projekt, und alle, die wir ver-
als die Notwendigkeit des Kampfes ge- von welchem aus Interessierte zum Ver- gessen haben.
gen Nazis. So haben wir auch die ideolo- anstaltungsort geschleust werden sollten, Dieser Artikel wurde von der AG Anti-
gischen Wurzeln des Faschismus, also so gut wie nicht nutzen. Sie konnten so fa der RAS geschrieben und gibt evtl.
Rassismus, Nationalismus, etc. in den nur ihr direktes Umfeld über Telefon nicht die Meinung aller Teile des gesam-
Broschüren und Veranstaltungen thema- zum Veranstaltungsort dirigieren. Zum ten Bündnisses wieder ■
tisiert. Im Rahmen der Kampagne wur- anderen hat sich gezeigt, dass wir auch
den einige hundert Plakate und Tausende mit einer sehr kurzfristigen Mobilisie-
Aufkleber verklebt, mehrere tausend rung sogar in der Provinz viele Men- Heutiger Ordo Militaris
Broschüren verteilt und ca. ein Dutzend schen erreichen, die den Nazis entschlos-
Veranstaltungen organisiert. Die Kam- senen Widerstand entgegen setzen. Teutonicus unterhält keine
pagne war ein voller Erfolg. Hier ein ● An der großen Demonstration am 6. Verbindung zum Hause
kurzer Überblick: Dezember in Backnang beteiligten sich Bismarck
● Die Veranstaltungen waren meist gut trotz Regenwetter schließlich ca. 400
besucht und haben bei vielen Interesse an Menschen. Vermutlich war dies seit Jah- Der im Jahre 1995 neu gegründete
Ordo Militaris Teutonicus e.V. unter-
hält keine Verbindung zum Hause Bis-
ABAD erhält keine Förde- werden zum Jahresende aufgelöst. Vier Vorbereitung
marck. Ebenso werden auf Wunsiedel
und wurden
rung mehr MitarbeiterInnen erhielten ihre Kündi- keine Ordensdekorationen
Göttingen. Auch dieses Jahr demwirdBis-in
gungen. Eine bereits bewilligte ABM- marckbundwieder
Wunsiedel zur Verleihung übergeben,
der traditionelle Ru-
Thüringen. Die Anlaufstelle für Betrof- Stelle für interkulturelle Verständigung dies teilte uns der Großmeister
dolf-Hess-Gedenkmarsch des
stattfinden.
fene von rechtsextremen und rassisti- muss außer Kraft gesetzt werden. Ordo Militaris
Nachdem Teutonicus,
im letzten Herr Mayer
Jahre kaum Antifa-
schen Angriffen und Diskriminierungen Das Projekt des Flüchtlingsrates Thü- mit.
schisten/innen während der Demonstra-
(ABAD) erhält seit dem 31. Dezember ringen e.V. hat mehr als zwei Jahre lang tionInvon
denüber
Antifaschistischen
dreitausend Alt-Nachrich-
und Neo-
2003 keine Förderung mehr aus dem Betroffene von rechtsextremen und rassis- ten 15/2003
nazis wurde ist
vor Ort waren, in esdem Artikel
an der Zeit,
Bundesprogramm Civitas. Dies teilte die tischen Angriffen und Diskriminierungen „Bismarck
den - Ein Mythos
Faschisten/innen und seine
entschlossener
Servicestelle wenige Tage vor Jahresende beraten und unterstützt. Es hat sich fachli- Jünger“, S.entgegen
Widerstand 8 über eine solche Verbin-
zu setzen. Deshalb
mit. Eine Begründung liegt bislang nicht che Bestätigung und breite Anerkennung dung AntifaschistInnen
laden berichtet. Sie bezog aus sich aber
Göttingen
vor. Nach den geänderten Leitlinien des in Thüringen erworben. Bis zuletzt hatten nicht auf
bereits jetztden neu gegründeten
zu einem bundesweiten Ordo
Vor-
Bundesprogramms benötigen landeswei- sich Vereine und Initiativen sowie Politi- Militaris Teutonicus
bereitungstreffen zure.V.Planung
Die Formu- von
te Projekte ab 2004 zwingend eine Befür- kerInnen, darunter die Grünen-Bundes- lierung war vomanlässlich
Gegenaktivitäten Autor ausdes demRudolf-
Arti-
wortung der jeweiligen Landesregierung. vorsitzende Angelika Beer, für eine kel „Nationale Sinnstiftung“
Hess-Gedenkmarsches aus Kon-
in Wunsiedel
Die Thüringer Landesregierung versagte Weiterförderung von ABAD durch das kret ein
2004 11/96
undübernommen wordenvon
zwar am 21.2.04, und10
ABAD die Befürwortung und verweiger- Bundesprogramm Civitas eingesetzt. bezog
bis sichinauf
16 Uhr, Ende der 80er, Anfang
Göttingen.
te Gespräche über die Zukunft des Pro- J. Bürgin, Flüchtlingsrat Thüringen e.V., derFür
90er Jahre. Informationen
genauere Die Redaktion
mail an:
jektes. Die zwei Büros in Gera und Erfurt www.fluechtlingsrat-thr.de ■ Wunsiedel2004@yahoo.de ■

: antifaschistische nachrichten 1-2004 5


Rechtsradikale gründen
Firma im Kosovo Teil 2 der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ vorgestellt
Prof. Wilhelm Heitmeyer (Universität Bielefeld) hat mit seinem zehnköpfigen For-
Magdeburg. Sachsen-Anhalts Verfas- scherteam zum zweiten Mal „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ in
sungsschutz hat einen Bericht der Deutschland untersucht. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag, den 11. Dezem-
„Mitteldeutschen Zeitung“ bestätigt, wo- ber, in Berlin betonte Professor Wilhelm Heitmeyer, dass die Zunahme oder Ver-
nach führende Rechtsradikale eine Firma stetigung der Einstellungen, die die Studie als „gruppenbezogene Menschenfeind-
im Kosovo gegründet haben. Behörden- lichekeit“beschreibt, „eine Kette der Vergiftung für die demokratische Athmosphä-
chef Limburg zufolge sind die Hinter- re“ sei, also der demokratischen Grundordnung gefährlich werden könnte.
männer von „Albacon“ der frühere Mer- Besonders alarmierend: Die „Mitte der Gesellschaft“ wird extremer. „Bei eini-
seburger Waffenhändler Harald Born- gen Ressentiments zeigt die Befragung, dass sie auch viele Menschen vertreten,
schein und Ex-NPD-Landeschef Kerk- die sich selbst politisch in der Mitte der Gesellschaft einordnen“, sagte Heitmeyer,
hoff. Laut Internetauftritt engagieren „Menschen, die offenbar kein Gefühl mehr dafür haben, wie weit sie außerhalb des
sich die beiden mit einem Kosovaren in demokratischen Meinungsspektrums stehen.“ Ein Phänomen, das sich nicht nur in
den Bereichen Transport, Tourismus, Ei- der Befragung, sondern auch im Alltag zeigt, wenn etwa ein Bürgermeister in Ras-
senbahn. Sie bieten auch Dienste „rund tedt äußert, die afrikanischen Asylbewerber des Ortes sollten „Tanzen, bis sie
um die Jagd“ an. Laut Limburg beobach- schwarz werden“ (geschehen in Rastatt, Baden-Württemberg, im Juli 2003) oder
te man diese Entwicklung und mögliche ein Martin Hohmann in einer öffentlichen Rede Juden als „Tätervolk“ diffamiert.
Rückverbindungen nach Deutschland Dies, so der Soziologe, führe zu einer Verschiebung der Grenzen, was als Norma-
„äußerst aufmerksam“. Für das Ausland lität gelte, wenn die Gesellschaft und die Politik sich solchen Versuchen, Ras-
sei man als Inlandsdienst aber nicht zu- sismus oder Antisemitismus zu etablieren, nicht entschlossen entgegenstelle.
ständig. mdr-online, FR 6.1.04 ■ Als weiteres Problem benannte Heitmeyer den ermittelten Fakt, dass die soziale
Integration sich sehr negativ entwickle und der Pessimismus in der Gesellschaft
Urteil gegen „Landser“ steige. Je weniger Menschen mit der eigenen Lebenssituation zufrieden sind, desto
weniger sind sie dazu bereit, andere anzuerkennen. „Wir stellen eine gestiegene
Berlin. Erstmals wurden Mitglieder ei- Aggressivität und Ruppigkeit fest“, so Heitmeyer, „die damit einhergeht, dass der
ner Musikgruppe als kriminelle Vereini- Glaube an die inneren Werte der Demokratie verloren geht.“
gung verurteilt. Die Neonazi-Band Die Studie und Analyse der Ergebnisse ist in Buchform dokumentiert:
„Landser“ schüre Hass und Gewalt ge- Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Deutsche Zustände 2, Frankfurt am Main 2003
gen Juden und Ausländer. Wegen Bil- Suhrkamp Verlag, Das Buch erscheint im Januar 2004 und wird 10 Euro kosten.
dung und Mitgliedschaft in einer krimi- Quelle: mut-gegen-rechte-gewalt.de ■
nellen Vereinigung verurteilte das Ge-
richt drei Musiker der Band zu Haftstra-
fen von 21 (André M.) bzw. 22 Monaten seinem Vortrag fort. Um ca. 21.00 Uhr einverleibte. „Wenn eine Zahlungs-Ver-
(Christian W.) auf Bewährung sowie ertönten abermals Trillerpfeifen und eine pflichtung der UBS gerichtsfest belegt
drei Jahren und vier Monaten Haft (Sän- Menge Eier flogen Richtung Pult. Herr werden kann“, fordert Goldstein, der
ger und Gitarrist Michael R.). Reemtsma wurde getroffen. Diese Ak- selbst die Zwangsarbeit in Auschwitz
Die Richter sahen es als erwiesen an, tion dauerte auch nicht länger als eine und Buchenwald überlebt hat, „dann
dass die drei Angeklagten zwischen 1997 Minute und ging von einer fünfköpfigen steht dieses Geld nicht den Aktionären,
und 2001als Mitglieder einer im Verbor- Gruppe „Zuhörer“ aus. Ein Security ver- sondern den früheren Arbeitssklaven der
genen wirkenden und zum politischen suchte noch einen der Nazis zu erwi- I.G. Farben zu.“ „Fagan handelt in Auf-
Kampf bereiten Musikgruppe zu Strafta- schen, der sich aber heftig wehrte und trag einiger raffgieriger I.G.-Farben-Ak-
ten aufgerufen haben. Die Verteidigung auch Hilfe von den anderen bekam. tionäre“, ärgert sich der Geschäftsführer
kündigte Revision vor dem Bundesge- Dann zog die Gruppe ab. Von außen des Dachverbands der Kritischen Aktio-
richtshof an. FR 23.12. ■ deckten die Nazis dann noch die Stadtbü- näre, Henry Mathews, und vermutet: „Im
cherei mit Eiern ein und verschwanden. Hintergrund stehen nicht nur Aktionäre
Nazis störten Reemtsma- Die Vorlesung, die im übrigen ja gar wie Bolko Hoffmann und Rüdiger Beut-
nichts mit der Wehrmachtsausstellung zu tenmüller, sondern auch die ehemaligen
Vorlesung in Duisburg tun hatte, musste abgebrochen werden. Liquidatoren der insolventen I.G. Farben
Duisburg,. Am 7.1. sollte in Duisburg Mit der Aktion der örtlichen Neo-Nazis AG i.A..“
ein Vortrag von Jan Phillip Reemstma hatte keiner gerechnet, da die Lesung Der CDU-Bundestagsabgeordnete
über Arno Schmidt stattfinden. Um ca. eine vollkommen unpolitische war. Otto Bernhardt und Rechtsanwalt Volker
20.30 Uhr enthüllten vier Zuhörer ein Quelle: indymedia ■ Pollehn bildeten als Liquidatoren der
Transparent mit der Aufschrift „Reemts- Firma auch den Vorstand der Stiftung,
ma laß das Lügen sein!“. Zuerst wusste „Interhandel-Vermögen ge- die I.G. Farben im Jahr 2000 gegründet,
niemand so recht, was da auf einmal ab- aber nur mit lächerlichen 256.000 Euro
ging. Die Vier machten auch dazu noch hört den Zwangsarbeitern“ ausgestattet hat. Die Stiftung ist von der
mit Trillerpfeifen einen unglaublichen Frankfurt. „Das Vermögen der ehema- Insolvenz des Unternehmens am 10. No-
Lärm. Nach kurzer Zeit wurden sie von ligen I.G.-Farben-Tochter Interhandel vember 2003 nicht betroffen.
Sicherheitsbeamten des Hauses verwie- gehört moralisch den überlebenden „Die Stiftung soll Zwangsarbeiter ent-
sen und leisteten auch keinerlei Wider- Zwangsarbeitern, denn sie sind die wich- schädigen und die verbrecherische Ge-
stand, bis auf das dämliche Getrillere. tigsten Gläubiger des Konzerns“, insis- schichte der I.G. Farben aufarbeiten“, er-
Nachdem wieder Ruhe eingekehrt tiert der Ehrenpräsident des Internationa- innert Mathews, „aber Bernhardt und
war, erläuterte Herr Reemtsma dem Pu- len Auschwitz-Komitees, Kurt Gold- Pollehn haben vor der Insolvenz der Fir-
blikum kurz, dass es sich wohl um Nazis stein, angesichts der geplanten Klage des ma perfide Vorkehrungen getroffen, da-
handele, die mit dieser Aktion wahr- US-Anwalts Ed Fagan gegen die mit geschichtslose Zocker diese Stiftung
scheinlich auf seine Ausstellung „Ver- Schweizer Großbank UBS, deren Vor- nun missbrauchen können, um sich die
brechen der Wehrmacht“ aufmerksam läuferin, die Schweizer Bankgesell- eigenen Taschen zu füllen.“
machen wollten. Herr Reemtsma nahm schaft, sich das auf 2,2 Milliarden Euro Presseinformation der Kritischen
das alles ziemlich gelassen und fuhr mit geschätzte Interhandel-Vermögen 1967 Aktionäre, 29.12.03 ■

6 : antifaschistische nachrichten 1-2004


Ein Neofaschist ersticht am 19.
Dezember drei junge russische
Migranten vor einem alternati-
Neofaschistische Blut-
ven Kulturzentrum in Heiden-
heim. Die regionalen Medien kennen
keine Neofaschisten. Für die Augsbur-
tat in Heidenheim
– Zu den Hintergründen –
ger Allgemeine ist der Täter ein „Schü-
ler“, ein „junger Mann“, ein „verdäch- Man lernt das in der neofaschistischen gruppen des THW aus einem tiefen See
tiger Berliner“. Szene offenbar mit mörderischer Präzi- geholt: „Durch einen Gutachter muss laut
sion. Leonhardt S. erwarb seine Ausbil- Polizeibericht erst festgestellt werden, ob
Die Behörden können bis heute keinen dung offenbar in Berlin. Nach seinem die selbst gebaute Waffe überhaupt
rechtsextremen Hintergrund der Tat er- Wechsel nach Heidenheim konnte er dort schussfähig ist und als Schusswaffe ein-
kennen. Ein Täterfoto wird nicht veröf- offenbar mühelos andocken. Er wollte gestuft werden kann.“ [8] Anscheinend ist
fentlicht. Laut Spiegel soll es einen 17- aber offenbar noch professioneller wer- es den Behörden sehr wichtig, das Delikt
jährigen Gymnasiasten mit Seitenscheitel den und auch an Waffen rankommen: illegalen Schusswaffenbesitzes aus der
und Nickelbrille zeigen. [1] Die Berliner „Gerade hatte er sich bei der Bundeswehr Welt zu schaffen.
Zeitung - weit weg, aber eben dort, wo als Zeitsoldat beworben.“ [6] Man muss nun eine sehr beunruhigen-
der Täter herkommt - kennt ihn als Fa- Die Polizei hatte den Neofaschisten am de Frage stellen: Warum wollen Regio-
schisten mit „Glatze, Nickelbrille und gleichen Abend an der gleichen Stelle nalpresse und Behörden – wenn über-
Springerstiefel“. [2] Die Freundinnen und schon einmal kontrolliert. Hatte er da haupt – nur kriminelle Handlungen sehen,
Freunde der Opfer werden dagegen von schon den selbstgebauten Schussapparat aber ums Verrecken keine neofaschisti-
den Medien bundesweit ohne Hemmun- dabei und den Dolch mit der 20 Zentime- schen Vergehen? Warum reagieren sie
gen abgebildet in hilflosen, fassungslosen ter langen Klinge? Oder hat er die Waffen nicht auf die ganzen Warnungen und Ak-
Kleingruppen, am liebsten mit Kerzen. erst besorgt, bevor er das zweite Mal auf- tionen der Jugend und der Antifaschisten
Antifaschistischen Widerstand gibt es sondern behindern diese eher noch?
für die bürgerlichen Medien nicht. Weder Überregionale Medien wie die Süd-
vor der Tat noch danach. Eine spontane deutsche Zeitung „analysieren“: „Wohl
Demonstration von 200 Leuten wird nur ist der Anteil der Ausländer in Heiden-
kurz erwähnt. Über die Trauerkundge- heim seit 1996 von 15,8 auf 14,2 Prozent
bung der Stadtverwaltung, zu der 1500 leicht gesunken. Dennoch habe es in der
Menschen kamen, berichtet die Augsbur- 50 000 Einwohner zählenden einstigen
ger Allgemeine nur noch in ihrer Dillin- Hochburg von NPD und Republikanern
ger Ausgabe, aber ohne ein Wort von den auf der Ostalb öfter Handgreiflichkeiten
Jugendlichen, die auch sprachen. Nur die unter Skinheads und Punks gegeben.“ [9]
Kirchenvertreter und der CDU-Bürger- Mit solchen „Analysen“ werden uns
meister kommen zu Wort. also ein „Ausländer“-Problem, eine tradi-
Die Protestdemonstration am 27. De- tionell rechtslastige Einwohnerschaft und
zember 2003, zu der Linke und Antifa- jugendliche, politisch verbrämte Banden-
schisten aus der Region, darunter auch kriege angeboten.
die VVN, aufriefen [3], wird in der Nur, wo „Ausländer“ sind, also Ar-
Augsburger Allgemeinen und der gesam- beitsmigranten, da gibt es auch Betriebe
ten überregionalen Presse nicht erwähnt. und in den Betrieben gibt es bekanntlich
Selbst die Heidenheimer Zeitung bringt keine „Ausländer“-Probleme. Wenn es in
nur eine dürre Notiz: „Die Veranstaltung kreuzte? Kann man dann von „Totschlag den Betrieben Probleme gibt, dann in der
selbst, an der über 250 Menschen teilnah- im Affekt“ sprechen, wenn einer schon Regel nicht zwischen Belegschaftsteilen
men, lief friedlich ab. Danach wurden 65 schwerbewaffnet aufkreuzt? sondern zwischen Belegschaft und Unter-
Demonstranten von der Polizei überprüft Nach der Tat passieren dann eigenarti- nehmensleitung.
und bekamen einen Platzverweis für die ge Dinge: Der Täter war gar nicht allein Das zweite Argument der Süddeut-
Heidenheimer Innenstadt.“ vor dem K2, es bleibt im Dunkeln, wie schen Zeitung ist noch verlogener: Hei-
Donnerwetter – die Polizei kann auch viele es waren. Einer hat anscheinend den denheim als „einstige Hochburg von
Platzverweise aussprechen. Aber anschei- Türsteher des K2 abgelenkt. Behörden NPD und Republikanern auf der Ostalb“.
nend nicht für neofaschistische Banden. und Medien scheinen sich nur für Leon- Die NPD hat in den Bundestagswahlen
Das Verhalten der Medien und der Behör- hardt S. zu interessieren. Der Täter ent- seit 1987 nur einmal mehr als 100 Stim-
den stinkt zum Himmel. kam offenbar mühelos zu Fuß. Die Poli- men in Heidenheim bekommen. In den
Die Berliner Zeitung und der Spiegel – zei telefonierte mit ihm (!) und er ver- drei Bundestagswahlen zuvor erhalten
ortsfern – lassen noch am meisten raus. sprach, sich zu stellen. Er ließ sich aber alle sonstigen Parteien, zu denen auch die
Der Täter kommt offensichtlich aus der bis Mittag des nächsten Tages Zeit. Laut NPD zählte, zusammen lediglich zwi-
Berliner Neonazi-Szene. „Blitzschnell Augsburger Allgemeine führte die Spur schen 0,6 und 0,9%. 1994 trat die NPD
und ohne Vorwarnung stach der Neonazi des Täters auch nach Dillingen. Die Poli- gar nicht mehr an, 1998 erhielt sie ganze
vor der alternativen Disco „Kulturbühne zei fordert Spezialkräfte aus Nürnberg an 22 Zweitstimmen. Wahrlich eine „Hoch-
2“ am Freitag um 23.30 Uhr die drei jun- und umstellt dort erfolglos ein Haus. [7] burg“ für die NPD!
gen Russland-Spätaussiedler ab. Er zielte Mehr erfährt man nicht. Inzwischen Und die REPs? Die haben bei den
jedes Mal auf das Herz und stach jeweils kreuzt der Täter mit zwei Anwälten bei Bundestagswahlen 1990 mit 5,5% ange-
zwei Mal zu, erst in die Brust, dann in der Polizei auf und schweigt seitdem. Für fangen und sind jetzt bei 1,2% gelandet.
den Hals. Wie ein Nahkämpfer.“ [4] die Presse ist die Angelegenheit anschei- Ihre Stimmen wurden weitgehend von
„Später fragt man sich, wie es einem Ein- nend damit erst mal erledigt. der CDU übernommen. Alle rechten Par-
zelnen gelingt, drei andere zu ermorden, Die Polizei scheint zunächst nur die teien zusammen erhielten bei den
ohne dass jemand eingreift, und wie der selbst gebaute Schusswaffe zu interessie- Bundestagswahlen 2002 ganze 543 Stim-
Täter zu Fuß entkommen kann.“ [5] ren, auf die sie vom Täter selbst hinge- men, das sind 2,3%. Bei den 98er Wahlen
Nahkampf und Rückzug will geübt sein. wiesen wurde. Sie wurde von Taucher- waren es 5,4%. [10] Die Ergebnisse von

: antifaschistische nachrichten 1-2004 7


REP und NPD in Heidenheim liegen
exakt auf dem Landesdurchschnitt. Also
auch keine REP-Hochburg! Aber wenig-
stens eine provinzielle, miefige CDU-
Hochburg? Mitnichten! Die CDU hat bei
den letzten Bundestagswahlen zwar zuge-
legt, aber die SPD ist immer noch stärkste
Partei mit 41,5% der Zweitstimmen weit
über dem Landesdurchschnitt von 33,6%.
Bei den Erststimmen liegt die SPD mit
46% weit über den Zweitstimmen und hat
praktisch gegen-über 1998 keinen Ein-
bruch zu verzeichnen.
Das dritte Argument der Süddeutschen
Zeitung: Ein jugendlicher Bandenkrieg,
der sich dann zu Gewalttaten hochschau- 250 Menschen kommen zur Protestdemonstration gegen neofaschistische
kelt und nur politisch verbrämt ist? Gewalt, kein Thema für die örtliche Presse
Heidenheim ist eine Arbeiterstadt und
die ganze Region ist eine Industrieregion. Bild zeichnen? Sie wollen nicht zeigen, hardt S. war bereit für eine solche Karrie-
Die Gewerkschaften haben was zu mel- dass es ein gefährliches faschistisches re, in der Bundeswehr, im KSK, an den
den in der Region. Die linke Szene ist re- Netzwerk gibt, faschistische Organisatio- zukünftigen Fronten... Es klingt in der
lativ stark und hat mit der DKP sogar ein nen und Banden, die überregional operie- Berliner Zeitung fast bedauernd: „Gerade
Stadtratsmandat und mit dem K2 ein ren und dort, wo sie keine regionale Ba- hatte er sich bei der Bundeswehr als Zeit-
friedliches linksalternatives Kulturzen- sis haben, strategisch ihre Kräfte verla- soldat beworben. Jetzt sitzt er im Knast.“
trum und Discotreff. Es gibt diverse Ein- gern, um in bestimmte Gegenden und Man muss damit rechnen, dass sie für
richtungen der höheren Bildung, wo auch örtliche Strukturen einzudringen. Militäraktionen solche Leute finden, die
Linke wirken. Alles nicht gerade ideale Wie die Antifa aufdeckt, spielt dabei Frage ist, ob sie genügend finden und ob
Voraussetzungen für „Bandenkriege“. auch ein relativ kleiner Haufen wie der sie lange Freude an ihnen haben. Wer ist
Im Gegenteil: die Jugend, die Gewerk- VFB eine Rolle: Heidenheim, Göppin- „sie“? Offensichtlich nicht nur die Bun-
schafter, die Linken, die Antifaschisten gen, Ulm, Nürnberg, Halle... Nicht von deswehrbehörden, sondern auch andere
sind besonnen und wachsam gegenüber ungefähr hatte der FVB seinen ersten Behörden, Politik und Medien sind ver-
faschistischen Aktivitäten. Mit einer für großen Auftritt bei einer rechten Demon- wickelt, indem sie die bundesweite Re-
örtliche Verhältnisse wuchtigen antifa- stration gegen die Ausstellung „Vernich- krutierung verschleiern, decken, die
schistischen Aktion sind sie 1999 gegen tungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht Hintergründe verschweigen, wenn was
einen Nazi-Laden vorgegangen und ge- von 1941-1944“, wo VFBler teilweise schief geht, die Antifa desavouieren und
gen die Organisation, die dahinter steckte: uniformiert in eigenen Blöcken mitmar- zermürben, die Vorselektion im neofa-
den FVB Freiheitlicher Volks Block, der schierten. Nicht von ungefähr war der schistischen Lager selbst überwachen...
sich selbst als „zeitgemäße SS“ bezeich- Pächter des Heidenheimer Military- Es ist ein übles, abgekartetes Spiel, was
net. „Paddys Military Shop“ gibt es in- Shops Mitglied in der Nazigruppe „Uni- da im Hintergrund anläuft.
zwischen nicht mehr. Die Antifa hat damit ted German Warriors - Vereinigte Deut- Uns dämmert langsam, warum die Me-
Reorganisationsversuche der vom Lan- sche Kämpfer“. dien so auffallend in die falsche Richtung
des-Innenministerium verbotenen Hei- Die Neofaschisten sind vor allem auch lenken. Der Verdacht keimt auf, dass es
mattreuen Vereinigung Deutschlands Militaristen, nicht nur in Gedanken, nicht sich um ein bundesweites Medienkom-
(HVD) verhindert. Die fortschrittliche nur indem sie auf die Verbrechen der plott handelt. Und wir glauben, die Linke
Szene in Heidenheim hat zielsicher ver- deutschen Wehrmacht positiv Bezug neh- täuscht sich, wenn sie sagt, die Behörden
hindert, dass Nazis Strukturen schaffen, men. Nein, sie versuchen auch, eigene seien wie gewohnt auf dem rechten Auge
um Jungnazis zu rekrutieren. Die fort- militärische Strukturen zu bilden und – blind. Sie sind nicht blind auf dem rech-
schrittliche Szene fasste ihre Befürchtun- was und!? Hier hakt es aus bei unseren ten Auge! Sie brauchen „junge Männer“
gen damals so zusammen: „Um Jungfa- aufgeklärten Medien – und natürlich set- – aber nicht im Knast sondern woanders.
schisten an sich binden und nationalsozia- zen die Neofaschisten vor allem auf die Die Antifa stört hier ungemein!
listisch schulen zu können, betreibt nun Bundeswehr und operieren auch inner- Forum solidarisches und friedliches
eben dieser Jürgen Boer in Heidenheim halb dieser und mit dieser. Offenbar weit Augsburg,Email:forumaugsburg@web.de
einen als Military-Shop „getarnten“ La- massiver, als das die bürgerliche Öffent- Web: www.forumaugsburg.de ■
den, in dem sich das deutsch gesinnte Pu- lichkeit zugeben will. 1 SPIEGEL ONLINE 21. Dezember 2003
blikum frei treffen kann, um Angriffe auf Es ist aber noch schlimmer. Es sind www.spiegel.de/panorama/0,1518,279405,00.html
alles als „nicht-deutsch“ Definierte pla- nicht einfach rechtsgesinnte, nostalgische 2 Berliner Zeitung BZ http://bz.berlin1.de/ak-
tuell/news/031222/discostecher.html
nen und ausführen zu können.“ [11] Soldaten, die da die alten Lieder singen 3 Macht die Augen auf ... http://ulm.antifa.net/
In ihrem Aufruf zur Demonstration am und ansonsten über Deutschland wachen. 4 BZ, a.a.O.., 5 SPIEGEL ONLINE, a.a.O..
27. Dezember 2003 stellt die Antifa fest, Die BRD bereitet eine Außenpolitik vor, 6 BZ, a.a.O..
dass die rechtsextreme Szene sich in den die militärische Interventionen und An- 7 Augsburger Allgemeine 22.12.2003 www.augs-
burger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Bayern/
letzten Jahren in Heidenheim nicht mehr griffskriege einschließt. Das Personal da- sptnid,982676723377_arid,1071977250623_re-
offen zeigen konnte. Seit einige Monaten für kann man nicht aus dem Hut zaubern, gid,2.html
allerdings werde gezielt Jagd auf Men- es muss ausgesucht und ausgebildet wer- 8 Augsburger Allgemeine, a.a.O..
schen gemacht, das K2 spielt dabei eine den. Es muss bedenkenlos töten können, 9 SZ 22.12.2003
10 unter Rechte haben wir REP, NPD, CM
wichtige, wenn nicht zentrale Rolle. Es ist auch im Nahkampf – und dazu bereit (Christliche Mitte) und Schill zusammengefasst.
im Visier der Neofaschisten. sein. Wer könnte sich besser dafür eignen Quelle: http://www.statistik.baden-wuerttem-
Die neofaschistischen Verbrechen kom- als Neofaschisten? berg.de/SRDB/home.asp?H=4&R=GE135019
men also nicht aus der örtlichen Atmo- Selbst die große USA hat Probleme, 11 Rückblick: Zur Demonstration „Weg mit dem
Naziladen! - Den rechten Vormarsch stoppen!“
sphäre. Was vertuschen die überregiona- solche Leute für den Irak zu finden und Autonomes Redaktionskollektiv, www.linkesei-
len Medien, wenn sie ein solches falsches vergattert jetzt die Nationalgarde. Leon- te.de/Texte/2003/dezember/20-6.htm

8 : antifaschistische nachrichten 1-2004


In Brandenburg und Sachsen
erlässt die „Kommissarische
Reichsregierung“ Gesetze und
„Reichsregierung“
verteilt „Reichsausweise“. Sie ver-
schickt „Haftbefehle“ und stellt
„Reichsführerscheine“ aus. Nach ei-
verschickt Haftbefehle
nem Bericht der Lausitzer Rundschau heißt es darin, werde er wegen „Hoch- sen, was sie tun. Das ehemalige DSU-
vom 5.1.2004 baut sie zudem „eine verrats“ in Untersuchungshaft genom- und DVU-Mitglied jongliert mit einem
bewaffnete Polizeitruppe“ auf. men. „Hochverrat“ begehe, wer die Wust aus Gesetzestexten, Alliierten-Be-
„Reichsregierung“ nicht anerkenne. Als stimmungen am Ende des Krieges,
Die Staatsanwaltschaften verschiedener Höchststrafe sehe das Gesetz dafür die Bundesverfassungsgerichts-Urteilen,
sächsischer Gemeinden ermittelten in der Todesstrafe vor. Völkerrechts-Paragraphen und -Verträ-
Vergangenheit wegen des Verdachts auf Nachdem sich im Juni eine „kommis- gen und vertritt die These, dass man
Urkundenfälschung. So im Falle des sarische Landesregierung des Reichslan- nicht in der Bundesrepublik lebe, denn
Sven F. aus Bad Muskau, der beim des Freistaat Sachsen“ konstituiert hatte, die „ist de jure 1990 bei der Pariser
Grenzübertritt nach Polen auffiel, als er ist jetzt auch das sächsische Innenminis- Konferenz mit der Streichung der
ein Ausweisdokument „Deutsches Reich terium hellhörig geworden. Für das Ber- Grundgesetz-Präambel abgeschafft wor-
Nr. 681016458351014“ vorzeigte. Bis- liner Landesamt des Verfassungsschut- den“. Deshalb seien die Deutschen kein
lang wurden solche Vorfälle eher als zes ist der „Oberregierungsrat“ und Bundesbürger sondern Reichsdeutsche.
Spaß verbucht und die eingeleiteten Ver- „Reichsrechtlicher Rechtssachverständi- „Und deren Reichskanzler ist Wolfgang
fahren wegen Amtsanmaßung und Titel- ger und Preußischer Rechtskonsulent“ Gerhard Günter Ebel.“ Bei dem 64-jäh-
missbrauchs eingestellt. ohnehin bekannt. Zusammen mit dem rigen Reichskanzler gereicht der Wahn-
Dass es sich bei den Anhängern der Nazikader Christian Worch organisierte sinn zur Methode. Verfahren gegen ihn
sächsischen Reichsregierung nicht nur Frank Kaleta aus Luger Anfang 2000 ein wegen Amtsanmaßung und Titelmiss-
um harmlose Spinner handelt, zeigen die Skinhead-Konzert in der Kneipe seiner brauch mussten eingestellt werden –
Drohkulisse der selbsternannten „Reichs- Mutter in Massen bei Finsterwalde. wegen Schuldunfähigkeit: Ebel, der in
regierung“: Im Thüringischen erhielt der Der „Oberpräsident der Provinz Sach- einem Haus in Berlin-Zehlendorf Hof
Vizechef des Nordhäuser Bauordnungs- sen im Freistaat Sachsen“, Wolfgang hält, Minister beruft und einen Regie-
amtes, Klaus Müller-Steidner einen Haft- Richter, gehört im Getummel von Wahn- rungsapparat aufbaut sei „verrückt wie
befehl des „Deutschen Reiches“. Wenn sinn und Methode voraussichtlich noch ein Pferd“ , da habe die Staatsanwalt-
die Reichsregierung an der Macht sei, zu denjenigen NS-Nostalgikern, die wis- schaft keine Handhabe. kun ■

Am 6. und 7. Dezember traf sich


auf Einladung der AG Friedens-
forschung an der Universität
„Das gibt es sonst nirgends“
Der Friedenspolitische Ratschlag tagte in Kassel - und (fast) alle kamen
Kassel und des Bundesausschusses
Friedensratschlag in Kassel zum zehn- Vorwands des unerlaubten und den Welt- Bundesausschuss Friedensratschlag hatte
ten Mal der „Friedenspolitische Rat- frieden bedrohenden Besitzes von Mas- für den Kongress eine Erklärung vorbe-
schlag“. Dieses jährliche große Treffen senvernichtungswaffen. Der Irakkrieg reitet und nach intensiver Beratung am
von Friedenswissenschaftlern, Frie- wird in die Geschichte eingehen als ein Ende den Teilnehmerinnen und Teilneh-
densbewegung und Politik stand dies- Krieg, der gegen den erklärten Willen des mern mit auf den Weg gegeben: „Es ist
mal im Zeichen der bedrohlichen welt- UN-Sicherheitsrats, gegen den Mehr- höchste Zeit zur Umkehr“. Darin werden
politischen Entwicklung, die der anglo- heitswillen der Menschen in fast allen fünf vordringliche Aufgaben der Frie-
amerikanische Krieg gegen Irak her- Staaten der Welt und ge- densbewegung formu-
aufbeschworen hat. Das Motto des gen den bis dahin bei- liert:
Kongresses lautete: „Perspektiven ei- spiellosen politischen 1. Der Irakkrieg soll
ner friedlichen Welt“. Protest von Millionen in Form dezentraler He-
und Abermillionen Men- arings und anderer Ver-
Rund 350 Menschen aus der ganzen schen angezettelt wurde. anstaltungen mit Exper-
Bundesrepublik und aus dem benachbar- Es ist gleichzeitig der er- ten, Wissenschaftlern
ten Ausland diskutierten an den beiden ste Krieg, der nach dem und Augenzeugen auf-
Tagen in der Kasseler Universität über die Drehbuch der neuen Na- gearbeitet werden. Mün-
Folgen des Irakkriegs. Der Kampf gegen tionalen Sicherheitsstra- den sollen diese Aufklä-
den Terrorismus habe in den vergangenen tegie der USA (Septem- rungs- und Ermittlungs-
zwei Jahren nach Meinung der Veranstal- ber 2002) geführt wurde: aktivitäten in ein Inter-
ter eine fatale Richtung eingeschlagen, als vom Völkerrecht ver- nationales Kriegs-Tribu-
sagte Peter Strutynski (Kassel) in seinem botener Präventivkrieg. nal.
Eröffnungsreferat. Anstatt mit rechtsstaat- Die vielen Themen, 2. Die Friedensbewe-
lichen Mitteln und im Rahmen des Völ- die auf dem Kongress gung soll sich noch stär-
kerrechts Terroristen zu verfolgen und zu behandelt wurden, kön- ker als in der Vergangen-
bestrafen, sind die USA und andere Staa- nen hier aus Platzgrün- heit mit dem israelisch-
ten der Versuchung erlegen, die Probleme den nicht dargestellt palästinensischen Kon-
mit militärischer Gewalt „lösen“ zu wol- werden. Neben den Plenarveranstaltun- flikt beschäftigen. Mit der am 1. Dezem-
len. Afghanistan war die erste Station ei- gen gab es noch 18 Foren, Arbeitsgruppen ber veröffentlichten „Genfer Initiative“
nes Krieges, den US-Präsident Bush un- und Workshops. Alle Referate sollen in liegt eine neue interessante Anregung von
mittelbar nach dem 11. September 2001 der Publikationsreihe „Kasseler Schriften Nicht-Regierungsseite vor, die dem Frie-
zu einem „permanenten Krieg gegen den zur Friedenspolitik“ veröffentlicht wer- densprozess neue Impulse verleihen und
Terror“ deklariert hatte. Bei der zweiten den und sind bereits auf der Website des der Gewaltspirale ein Ende bereiten könn-
Station, dem Irak, bediente man sich des Friedensratschlags nachzulesen. Der te.

: antifaschistische nachrichten 1-2004 9


3. Der Entwicklung der Europäi-
schen Union von einer Wirtschaftsge-
meinschaft zu einem Militärbündnis
Friedensmacht oder
muss Einhalt geboten werden. Dies im-
pliziert die Ablehnung der EU-Verfas- aggressiver Militarismus*
sung in der vorliegenden Form. Die Zwei sehr verschiedene Neuerscheinungen zur deutschen Europapolitik*
Friedensbewegung wird sich am 9. Mai
2004 an den europaweiten Protesten Während sich in dem Sammelband heitspolitik“ hält und als Nahziel eine EU-
anlässlich des EU-Gipfels in Rom be- „Deutschland im Abseits?“ Politik- Armee ausruft, die „wenigstens an ihrer Pe-
teiligen. Die EU-Kritik schließt den wissenschaftler in 13 Beiträgen ripherie zur umfassenden Machtprojektion
Widerstand gegen die weitere Um- staatsmännische Sorgen um den außenpoli- fähig“ ist.
wandlung der Bundeswehr in eine tischen Einfluss der BRD in der Welt ma- Dem steht die Argumentation Arno Neu-
Interventionsarmee ein. chen, veröffentlicht das gewerkschaftsnahe bers im isw Report Nr. 56 zum EU-europäi-
4. Mit dem Beschluss des US-Kon- „Institut für sozial-ökologische Wirtschaft- schen Militarismus diametral entgegen.
gresses, der Regierung Geld zur Verfü- forschung“ eine kritische Studie zur „Mili- Neuber, Mitarbeiter der „Informationsstelle
gung zu stellen, um die Entwicklung tärmacht Europa“. Militarisierung Tübingen“ greift die Bestre-
sog. „Mini-Nukes“ voranzutreiben, Die Ablehnung des Irak-Kriegs habe, so bungen zu einem „militärischen Kerneuro-
droht ein atomarer Rüstungswettlauf. der Herausgeber des ersterwähnten Bandes, pa“ scharf an. Er stellt diese Bemühungen,
Die Friedensbewegung wird bestehen- Hanns W. Maull, einleitend, „Deutschland die besonders von der „deutsch-französi-
de internationale Kampagnen, z.B. die nicht unerheblichen Schaden zugefügt“: schen Achse mit Hochdruck“ betrieben
des weltweiten Hiroshima-Bündnisses Spaltung der EU, Krise der NATO, Streit werden, in einen Zusammenhang mit dem
von Bürgermeistern unterstützen, die zwischen Berlin und Washington. Mit Irakkrieg. Die Ablehnung dieses Krieges
Welt ganz von Atomwaffen zu be- Maull artikuliert sich jene Fraktion der poli- durch Teile der EU habe seine Hintergründe
freien. tischen Wissenschaften, die die internatio- in Meinungsverschiedenheiten mit den
5. Die Friedensbewegung wird sich nale Führungsrolle der USA sowie weltwei- USA über die „konkrete Vorgehensweise“
noch stärker in die Bewegungen gegen te Militärinterventionen für alternativlos und Konkurrenz um die „Machtverteilung
Sozialabbau und neoliberale Globali- hält. Die deutsche Beteiligung am Krieg ge- im westlichen Lager“. Ein „Irrtum“ sei das
sierung einbringen. Partner auf Seiten gen Jugoslawien zeugte „von kluger Fort- „Wort von der deutsch-französischen Frie-
der Gewerkschaften und anderer sozia- schreibung außenpolitische(r) Traditionsli- densachse“. Die EU-Führungsmächte ha-
ler Bewegungen (z.B. Attac) sind zahl- nien“ der Kohl-Regierung. ben festgestellt, dass sie für ihre weltweiten
reich vorhanden. Die Unterschriften- Ein weiterer Autor, Nikolaus Busse von Ansprüche einen handlungsfähigen Militär-
kampagne „Abrüstung statt Sozialab- der FAZ, gibt zu, die Kosovo-Interventions- apparat brauchen. Das ist der Grund der eu-
bau“ wird weitergeführt - zunächst bis mächte hätten aus „Angst ... vor öffentli- ropäischen Militarisierung, die Neuber im
zum 20. März 2004. chem Protest“ Greuel der jugoslawischen Folgenden in ihren verschiedensten Rüs-
Ich kann mich an keinen „Ratschlag“ Armee übertrieben. Eine kritische Haltung tungsprojekten und Kooperationsabkom-
erinnern, der auch am zweiten Tag so folgt daraus aber keineswegs, sei es doch men darstellt. Hier wird´s sehr militärspezi-
komplett besetzt war. Und das bis zum „auch um – durchaus vertretbare – politisch- fisch, aber eine Aneignung auch solcher
Schluss! Die Teilnehmer kamen zum strategische Fragen“ gegangen, nämlich da- Fakten lässt sich nicht vermeiden.
Teil von sehr weit her: Aus Österreich rum „wer – und wessen Ordnungsmodell – Antimilitaristen, schlussfolgert Neuber,
(Linz, Graz, Salzburg und Wien) ein in Europa das Sagen hatte“. Das deutsche müssten die europäische Aufrüstung be-
Dutzend Friedensaktivisten, eine Frau Nein zum Irakkrieg drohe hingegen zu einer kämpfen, denn eine „militärische Interven-
aus Basel und aus Athen Iraklis Tsada- „Selbstisolierung“ vom „Garant der natio- tionsmacht EU (...) ist nicht Teil einer Lö-
ridis, der die deutschen Teilnehmer zur nalen Sicherheit“, den USA, zu führen. sung globaler Probleme, sondern Teil des
Olympiade des Friedens im nächsten Es kommen aber auch Befürworter einer Problems“. Und: „Höchste Zeit den Wider-
Frühjahr/Sommer nach Griechenland eigenständigeren EU, die unter deutsch- stand zu organisieren.“
einlud. Die gute Mischung aus semina- französischer Führung in der Lage wäre, In „Deutschland im Abseits?“ findet sich
ristischer Arbeit mit exzellenten Frie- eine militärisch abgestützte Machtpolitik ein aus den Medien bekannter außenpoliti-
denswissenschaftlern und praxisorien- weltweit anzuführen, zu Wort. Diese Auto- scher Diskurs, dessen einer Flügel in
tierten Diskussionen um friedenspoliti- ren stehen den USA, nicht aber einem im- „transatlantischer Tradition“ argumentiert
sche Strategien und Schwerpunkte soll perialistischen Europa kritisch gegenüber. und das Bündnis mit den USA um jeden
auch künftig das Markenzeichen der Marco Overhaus wirft Vertretern der US- Preis will. Der andere Flügel setzt auf die
Kasseler Ratschläge sein. Das gibt es Administration vor, die NATO als ihren deutsch-französische Kooperation. Beiden
sonst nirgends. „Werkzeugkasten“ und eine Art „Trainings- ist eigen, dass sie eine möglichst große Rol-
Peter Strutynski, Kassel pool“ unter ihrer Führung zu betrachten. le Deutschlands im Weltgeschehen anstre-
www.uni-kassel.de/fb10/frieden/ ■ Deshalb setze Deutschland auf eine stärke- ben. Hier artikuliert sich eine Wissenschaft,
re „sicherheits- und verteidigungspoliti- die sich als Politikberatung mit Staatsauf-
Kommt zum Protest gegen die sog. sche() Unabhängigkeit der Europäer“. trag begreift.
NATO-“Sicherheits“-Konferenz Sebastian Harnisch und Siegfried Schie- Das Heft des isw vertritt demgegenüber
am 6./7. Februar 2004 in München der diskutieren die Mittel, wie Deutschland eine antimilitaristische gewerkschaftliche
Hegemon der EU bleiben kann: Durchset- Position, zwischen der und jener der staats-
Freitag, 6. Februar 2004 ab 16 Uhr:
Proteste rund um den Tagungsort
zen von mehr Stimmen für die großen Staa- frommen Gewerkschaftsvorstände sich
Hotel Bayerischer Hof ten in den EU-Gremien oder neuer Mög- allerdings Abgründe auftun. F ■
Großdemonstration am Samstag, 7. Febru- lichkeiten, Projekte ohne Rücksicht auf
Hanns Maull/Sebastian Harnisch/Constantin
ar um 12 Uhr auf dem Marienplatz Neinsager zu betreiben („flexible Integra- Grund (Hg.): Deutschland im Abseits? Rot-
Die Kriegsplaner dürfen nicht durchkom- tion“) und den Willen nationaler Souveräne grüne Außenpolitik 1998-2003, Nomos Ver-
men - No pasaran! zu brechen („qualifizierter Mehrheitsent- lag, Baden-Baden 2003, 193 S., 29 Euro.
Wir sind auf Spenden angewiesen. scheid“). Ebenfalls zu den Befürwortern ei-
Bitte überweist auf das Konto: Martin Lö- Arno Neuber: Militärmacht EUropa. Die EU
wenberg, Kto.-Nr. 282 64 - 802, BLZ 700
ner starken EU zählt Martin Wagner, der die auf dem Weg zur globalen Interventions-
100 80, Postbank Mchn. Kriegsbeteiligungen der letzten Jahre für macht, isw-Report Nr. 56, München 2003,
eine „Normalisierung deutscher Sicher- 30 S. DIN A4, 3 Euro.

10 : antifaschistische nachrichten 1-2004


: ausländer- und asylpolitik
derärztlich dringend empfohlen, dass Fa-
milie Mbombe baldmöglichst eine adä-
quate Wohnung bekommt.“
Familie Mbombe möchte Diskriminierungsversuche der Behörden
Die VertreterInnen von Stadt und Land-
ein eigenes Zuhause kreis unterließen während des Verfahrens
keinen Versuch, die Glaubwürdigkeit so-
Verwaltungsgerichtsverfahren gegen die Stadt Offenburg wie die persönliche Integrität von Ander-
son M. vor Gericht zu untergraben. Die
Am 18. Dezember 2003 fand im gesetzt sind. Das UN-Komitee für wirt- erste Behauptung von Kreisamtsrat Rot-
Offnburger Rathaus ein Verwal- schaftliche, soziale und kulturelle Rechte hardt, man habe der Familie M. bereits
tungsgerichtsprozess (VG-Frei- hat am 31. August 2001 erneut seine Be- vor mehreren Jahren in Lahr eine andere
burg) statt. Geklagt hatte Anderson M. sorgnis darüber ausgedrückt, dass Asyl- Unterkunft angeboten, konnte genauso
gegen die Stadt Offenburg / Baden Würt- bewerbern und deren Angehörigen die er- wenig bewiesen werden wie die Unter-
temberg. Die Klage von Anderson M., wähnten Rechte durch die Wohnbedin- stellung, Anderson M. hätte missbräuch-
Flüchtling aus Kongo-Zaire, richtete sich gungen eingeschränkt werden. lich 10.000 DM Sozialleistungen bezo-
gegen die polizeiliche Verpflichtung, in
der Massenunterkunft Eckenerstraße 3
(über 500 Menschen) in Offenburg leben
zu müssen. Flüchtlingen im Asylverfah-
ren steht pro Person 4,5 qm zu. So lebt
die Familie M. bereits seit sieben Jahren
mit ihren beiden Kindern in einem Zim-
mer.
Wohnverhältnisse machen krank
Obwohl von niemandem bestritten wer-
den kann, dass die Verhältnisse, in denen
Flüchtlinge leben, krank machen, bleibt
die Unterbringungstortur weiterhin Pra-
xis. In einer empiristischen Analyse der Das Verwaltungsgerichtsverfahren gen, obwohl er einer Arbeit nachging.
UNI-Oldenburg zur „Entwicklung und Anderson M. war und ist politisch aktiv. Anderson M. hatte nie ein schriftliches
Struktur der Wohn- und Wohnumweltbe- Obwohl er unter einer posttraumatischen Angebot für einen Ortswechsel erhalten
dingungen ...“ wird in der Einleitung fest- Belastungsstörung (PTB) leidet, was ihm und vor allem werden Flüchtlinge zuvor
gehalten: „Das Leben der Menschen wird selbst das Gesundheitsamt des Landrats- gefragt, ob sie mit einer anderen Unter-
erheblich durch ihre Wohnbedingungen amtes Ortenaukreis in einer amtsärzt- kunft einverstanden sind. Ebenso wies
beeinflusst ... Die Bedeutung der Woh- lichen Stellungnahme bestätigte, gibt es Anderson M. die Behauptung zurück, er
nung für das individuelle und familiale laut Stadt Offenburg vom 29. August hätte 10.000 DM unterschlagen. Wie er
Leben ist so elementar, dass hierin ‚ein 2002 „keinen wissenschaftlich bewiese- selbst ausführte, hat er der Ausländerbe-
zentrales Element der kulturellen und zi- nen Zusammenhang zwischen einer PTB hörde sämtliche Arbeitsgenehmigungen
vilatorischen Entwicklung überhaupt ge- und der Notwendigkeit einer Unterbrin- der letzten Jahre vorgelegt. Außerdem
sehen werden muss‘ (Schäfers gung in einer Privatwohnung. Die weite- wurde gegen ihn nie ein Verfahren wegen
1995:275). Die Unverletzlichkeit der ren Ausführungen, dass ihre Kinder im missbräuchlichem Bezugs von Sozial-
Wohnung hat sich seit der Aufklärung speziellen unter der Unterbringung zu lei- leistungen eingeleitet.
und der Französischen Revolution als den haben, können ebenfalls zu keiner Nachdem Anderson M. vor Gericht
Menschen- und Bürgerrecht durchgesetzt anderen Entscheidung führen.“ von seinem Führerschein erzählte, den er
und ist als solche im Artikel 13 des Anderson M. ist seit sieben Jahren in jüngst gemacht habe, griff ihn die „Team-
Grundgesetzes geschützt ... Die Lebens- regelmäßiger ärztlicher Behandlung und leiterin der Ausländerbehörde“ mit bösen
welt der Menschen wird von der Woh- leidet zusätzlich seit einem Jahr an massi- Worten an, wie er denn zu einem Führer-
nung und der Wohnumwelt wesentlich ven Hautausschlägen, die er nur mit Anti- schein ohne Identitätspapiere käme, die
mitgeprägt. Die Wohn- und Wohnum- biotika behandeln kann. Seit einem Jahr er ja schließlich im Asylverfahren auch
weltbedingungen bilden somit eine we- findet sechsmal im Jahr die Kakerlaken- nicht vorgelegt habe. Anderson M. er-
sentliche Rahmenbedingung für das Fa- bekämpfung statt. Dafür wird ein soge- wähnte, dass er sich beim Bürgerrechts-
milienleben und die Entwicklungsmög- nanntes Sprühnebelverfahren eingesetzt. büro der Stadt Offenburg beraten ließ und
lichkeiten der Kinder. Gute Wohnverhält- Das Gift, das in den Zimmern versprüht dort in Sachen Führerschein freundlichst
nisse sind daher Voraussetzung für ein wird, soll für Kakerlaken tödlich, für den beraten wurde. Sämtliche Behauptungen
gesundes und zufriedenes Leben“. Mensch harmlos sein, so will eine Unbe- gegen ihn hatten mit dem eigentlichen
Ebenfalls belegt der Fünfte Familien- denklichkeitserklärung wissen lassen. Verfahren nichts zu tun.
bericht (Drucksache 12/7560) der dama- Die ganze Familie leidet unter Konzen- Der Diskriminierungsversuch der Be-
ligen CDU/CSU-FDP Regierung indi- trationsstörungen. In einer ärztlichen Be- hörden vor Gericht ist misslungen. Argu-
rekt, dass eine Lagerunterbringung zer- scheinigung wird den beiden Kindern be- menten, dass ein Lageraufenthalt zerstö-
störerisch auf die betroffenen Menschen stätigt, dass sie überdurchschnittlich häu- rerisch auf jeden Menschen wirkt, konn-
wirkt. Als Risikofaktoren werden „eine fig an Infekten leiden. „Außerdem hat ten die Behörden nichts entgegen halten.
beengte sozio-ökonomische Lage ..., un- sich in den letzten Monaten herausge- Sie mussten letztendlich zugeben, dass
günstige Wohnbedingungen, d.h. beengte stellt, dass die psychische Entwicklung ein Lageraufenthalt nicht gesundheits-
Wohnverhältnisse und hohe Wohnungs- nicht zufriedenstellend verläuft ... Ursa- fördernd sei, jedoch das Gesetz den Auf-
dichte, Lärmbelästigungen...“ etc. ange- che für die Gesundheitsstörungen sind enthalt vorschreibe.
geben. Faktoren, denen einzelne Flücht- u.a. die schlechten Wohnverhältnisse in Eine Entscheidung des Gerichts folgt
linge und Flüchtlingsfamilien täglich aus- der Eckenerstraße 3. Es wird deshalb kin- in den nächsten Tagen. was ■

: antifaschistische nachrichten 1-2004 11


Drohende Abschiebung ver- lein Stuttgart bekommt 5 Mio. Euro we-
hindern! niger pro Jahr. Der Druck auf die Kom-
munen, die Flüchtlingsversorgung zu
Darmstadt. Eine kurdische Familie aus verschlechtern und schneller zu entschei-
Darmstadt ist akut von Abschiebung be- den und abzuschieben, wird verstärkt.
droht. Das Darmstädter Ordnungsamt In den Stuttgarter Haushaltsberatun-
will Frau Ayse Gözel und ihre Kinder gen hatte die CDU (mit Unterstützung
(Ayfer 14 Jahre alt und Deniz 4 Jahre alt) der FDP/Freien Wähler und Grünen) so-
in die Türkei abschieben. Eine so ge- wieso schon Personalkürzungen bzw.
nannte Grenzübertritts-bescheinigung“ -umschichtungen bei der Flüchtlingsbe-
zum 15. Januar 2004 wurde der Familie treung durchgesetzt.
mittlerweile zugestellt. Am 17. Dezember 2003 beschloss der Mumia Abu-Jamal Unter-
Besonders für die Kinder würde eine Gemeinderat eine Resolution gegen die stützungskomitees tagten
Abschiebung eine unzumutbare Härte Systemveränderung der Kostenerstat-
darstellen. Sie würden aus ihrer gewohn- tung und unterstützt „nachdrücklich die Bremen. Zum Internationalen Tag der
ten Umgebung in Schule und Kindergar- Forderungen des Vorstands des Städte- Menschenrechte am 10. Dezember rief
ten einer ungewissen Zukunft ausgelie- tags Baden-Württemberg vom 24.11. das „Bundestreffen der Mumia Abu-
fert. Der Ehemann, Herr Haydar Gözel, 2003: Jamal Unterstützungskomitees“ dazu
dessen Aufenthalt noch bis Ende Februar ● Ausgliedern der Liegenschaftskos- auf, den Einsatz für Mumia Abu-Jamal
„geduldet“ ist, soll dann sehr wahr- ten und der Krankenhilfekosten von der zu intensivieren. In der Erklärung
scheinlich auch abgeschoben werden. pauschalen Kostenerstattung; heißt es: „Ähnlich wie bei Angela Da-
Der Asylantrag der seit 1992 hier le- ● Anpassung der Gesamtpauschalen vis ist eine weltweite Bewegung für
benden Familie wurde abgelehnt. Und an die tatsächliche Kostenentwicklung; sein Leben und seine Freiheit entstan-
dies, obwohl Familie Gözel in der Türkei ● Einführung einer gesetzlichen Re- den. Und ähnlich wie damals stellen
einer massiven Verfolgung durch die visionsklausen mit einem verbindlichen viele Menschen, die sich rund um den
dortigen Behörden ausgesetzt war. Ihr kommunalen Anspruch auf Erstattung Globus für Mumia Abu-Jamal einset-
Haus wurde von der türkischen Armee der tatsächlichen Kosten; zen, ihren Kampf gegen seine Hinrich-
zerstört, weil sie kurdische Freiheits- ● Weitergewähren einer Pauschale für tung in den Zusammenhang des inter-
kämpfer mit Lebensmittel unterstützten. die Anschlussunterbringung. nationalen Kampfes gegen Krieg, To-
Sie wurden von Soldaten misshandelt Der Gemeinderat der Landeshaupt- desstrafe, Rassismus und globale kapi-
und geschlagen. Nach Folterungen durch stadt Stuttgart fordert die Landesregie- talistische Unterdrückung. Schon
die türkische Polizei leidet Herr Gözel rung von Baden-Württemberg auf, die zweimal gelang es der Bewegung, dass
bis heute unter psychischen Problemen. berechtigten Interessen der Stadt- und ein drohender Hinrichtungsbefehl
Da für die Familie in der Türkei keine Landkreise zu berücksichtigen.“ nicht vollstreckt wurde. Aber Mumia
Lebenssicherheit mehr bestand, floh sie Die REP stimmten gegen die Resolution. sitzt immer noch in der Todeszelle und
nach Deutschland. Der Familie droht bei Sie hatten in der Haushaltsdebatte die schwebt in höchster Lebensgefahr.
ihrer Rückkehr in die Türkei die soforti- CDU mit noch schärferen Anträgen zu Ohne unseren Druck wird ihm auch
ge Verhaftung. Kürzungen übertrumpfen wollen. kein Gericht Gerechtigkeit widerfah-
Die DKP Darmstadt und die Stadtver- ulk ■ ren lassen. Deshalb rufen wir jetzt, da
ordnetenfraktion PDS-DKP/Offene Liste der Kampf um Mumia Abu-Jamals Le-
Darmstadt unterstützt die Familie. Auf Anschlag und Razzia gegen ben und Freiheit in die letzte Runde
der Internetseite www.dkp-darmstadt.de vor den Bundesgerichten geht, alle
ist eine Unterschriftenliste herunterzula- Kurden in München dazu auf, ihren Einsatz zu intensivie-
den. Bitte macht hiervon zahlreich Ge- Auf das Münchner Beratungs- und Infor- ren.
brauch und faxt die ausgefüllten Listen mationszentrum für Arbeitnehmer aus Angela Davis hat den Kampf gegen
an die Faxnummer der Stadtverordneten- der Türkei und Kurdistan wurde in der die Todesstrafe und für Leben und
fraktion 06151-6690 533. Die Zeit Nacht zum Freitag (12.12.) ein Anschlag Freiheit von Mumia Abu-Jamal zur
drängt. Die Unterschriften sollen dem verübt. Offensichtlich mit Schlagstöcken Priorität in ihrer politischen Arbeit ge-
Darmstädter Bürgermeister und Ord- zertrümmerten unbekannte Täter die gro- macht und ist zur anerkannten Spre-
nungsdezernenten Wolfgang Glenz ßen Fensterscheiben des Zentrums. An- cherin dieser Kampagne geworden.
(SPD) überreicht werden. statt nach den Tätern zu fahnden, nutzte Am 4. Oktober 2003 sagte sie auf der
Rainer Keil die am Freitagmorgen gerufene Polizei Veranstaltung anlässlich der Verlei-
E-Mail: r.keil@t-online.de ■ die Gelegenheit für eine Razzia in den hung der Ehrenbürgerschaft der Stadt
Räumen des erst kürzlich eröffneten Ver- Paris an Mumia Abu-Jamal, auf der
Land forciert Kürzungen bei eins. Dabei wurden unter anderem meh- sie für Mumia die Urkunde entgegen-
rere Computer beschlagnahmt. Vor eini- nahm: „Das ist mein bescheidener
Flüchtlingen: Gemeinderat gen Wochen war schon einmal eine Beitrag zur Solidaritätsbewegung. Für
protestiert Scheibe des Vereins eingeschlagen wor- mich hat das Priorität in meinem Le-
Stuttgart. Die Landesregierung kürzt den. Nach Aussagen des Hausbesitzers ben. Wenn die Leute vor dreißig Jah-
massiv die Kostenerstattung an die Kom- hatte ihn die Polizei in den letzten Wo- ren es nicht auch zu ihrer Priorität ge-
munen für die Flüchtlingsbetreuung. chen mehrfach gedrängt, dem Verein zu macht hätten, sich für mich einzuset-
Nach (noch) geltendem Recht ist dies kündigen. „Erst kommen anonyme zen, dann wäre ich heute noch immer
eine Landesaufgabe. Die Landesregie- Schläger und dann die Polizei. Das er- im Gefängnis.“ In diesem Sinne for-
rung zahlt in Zukunft nur noch eine ein- innert uns sehr an Zustände in der Tür- dern wir mit ihr: Ein neues faires Ver-
malige Pauschale pro Flüchtling, die kei“, meint Kemal Göktepe von der Fö- fahren für Mumia Abu-Jamal! Freiheit
nicht einmal die Unterbringung und Ver- deration kurdischer Vereine in Deutsch- für Mumia Abu-Jamal und alle politi-
pflegung deckt, geschweige denn Kosten land YEK-KOM. „Es gibt hier offen- schen Gefangenen! Abschaffung der
bei Krankheit etc. Damit gibt sie den sichtlich ein gegen die kurdische Bewe- Todesstrafe!“
Kommunen einen Arbeitsauftrag und gung gerichtetes Zusammenspiel dunkler http://freedom-now.de ■
zahlt nicht die entstehenden Kosten. Al- Kräfte mit dem Staat.“ Nick Brauns ■

12 : antifaschistische nachrichten 1-2004


Frankreich: „Neudefinition des Laizismus“ von oben

Neues Gesetz zum Verbot


muslimischer Kopftücher an Schulen Teil 1 (von dreien)

Nun ist die Katze aus dem vorgelegt. Um ausnahmsweise nicht in’s lungnahme, die eines der aufgeworfenen
Sack: Es wird in Frankreich in Fettnäpfchen zu tappen (Ferry steht bei Probleme vernachlässigt, droht sie un-
Bälde ein neues Gesetz zum Chirac ohnehin wegen seiner „unge- weigerlich an rechte Positionen (in der
Umgang mit religiösen Symbolen in schickten“ Krisenverwaltung während einen oder anderen Variante) heranzu-
Schulen und anderen öffentlichen Ein- der studentischen Streiks im November führen.
richtungen geben. Das Thema genoss 03 in Ungnade, und sein Stuhl wackelte So kann es im Prinzip für unsereinen
aus Sicht der Staatsspitze offenkun- bereits), hat der Minister brav Wort für nicht in Frage kommen, einfach den
dig höchste Priorität, denn Staatsprä- Wort die wichtigsten Aussagen der Prä- Standpunkt der Mehrheitsgesellschaft
sident Jacques Chirac hielt dazu am sidenten-Rede vom Dezember übernom- gegenüber einer (aus der Einwanderung
17. Dezember 03 eigens eine feierli- men. In erster Lesung soll es bereits im herstammenden) Bevölkerungsminder-
che Ansprache vor einem ausgewähl- Februar verabschiedet sein. Unverhoh- heit einzunehmen, wenn die Erstgenann-
ten Publikum. Rund 400 Personen len wird von Vielen im konservativen te (oder Teile von ihr) die Letztere bei-
aus Regierungskreisen, aus dem Bil- Lager ein Zusammenhang zu den Regio- spielsweise wegen ihrer „Rückständig-
dungswesen, aber auch Mitglieder nalparlamentswahlen im März 04, und keit“ oder „Unintegrierbarkeit“ anklagt.
antirassistischer Organisationen und zum Abschneiden Le Pens (allgemein
Gewerkschafter aus dem öffent- wird ihm ein ziemlich dickes Ergebnis
lichen Dienst waren dazu in den Ely- vorausgesagt) hergestellt.
sée-Palast geladen worden. Warum jetzt ?
Jetzt steht fest, dass Schülern und Schü- Im Hintergrund der Betriebsamkeit an
lerinnen an öffentlichen Schulen künftig der Staatsspitze steht die so genannte
das Tragen (Originalton Chirac) „des is- Kopftuch-Debatte, die in den letzten
lamischen Schleiers oder Kopftuchs, Monaten in Frankreich wieder aufge-
egal welchen Namen man ihm gibt“, so- flammt ist. Denn um sie geht es im We-
wie „der Kippa oder eines überdimen- sentlichen: Von den bisher, auf der Basis
sionierten Kreuzes“ untersagt werden einer unklaren Rechtsprechung aus dem
soll. Das Verbot soll der Gesetzgeber Jahr 1989, ausgesprochenen Schulver-
festschreiben. weisen waren ausschließlich Mädchen
Auch die Regierung scheint es ausge- aus muslimischen Familien betroffen.
sprochen eilig zu haben, denn nur weni- Ohnehin besuchen Kippa tragende Ju-
ge Minuten nach der Präsidentenrede gendliche aus orthodoxen jüdischen Fa-
kündigte Premierminister Jean-Pierre milien meist konfessionelle Schulen.
Raffarin an, die (konservativ-liberalen) Zugleich besuchen rund 20 Prozent ei-
Regierungsfraktionen würden in Bälde nes Jahrgangs katholische Privatschulen,
ein Gesetz verabschieden, das zu Beginn die sich zu einer Art Elitezweig des all-
des nächsten Schuljahres bereits in Kraft gemeinen Schulsystems entwickelt ha- Das kann geradewegs in die offenen
sein soll. Damit es Anfang September 04 ben und in denen die bisherigen ebenso Arme eines platten, als Islam-Kritik ge-
Anwendung finden kann, müsste es spä- wie die künftigen Spielregeln des Lai- tarnten Rassismus führen. Denn letzterer
testens bis zur Sommerpause in dritter zismus keine Anwendung finden. Sie kann sich mitunter, der Niederländer
und letzter Lesung verabschiedet sein. werden allerdings durch die öffentliche Pim Fortuyn hat es vorgemacht, mit den
Bisher war Raffarin nicht unbedingt Hand subventioniert. Federn einer aufgeklärt-liberalen Welt-
als flammender Vorkämpfer des Lai- Was auf dem Spiel steht und warum offenheit schmücken, die vor allem
zismus aufgefallen. So begab er sich vor eine einfach gestrickte Position in wegen der mangelnden individuellen
wenigen Wochen als amtierender fran- die Irre führen muss Freiheitsrechte gegen „den Islam“ (aber
zösischer Regierungschef (zusammen auch gleichzeitig gegen die Einwande-
mit der Präsidentengattin Bernadette Die Debatte um die Kopfbedeckung von rung von Menschen aus muslimischen
Chirac, die weithin als bigotte Frömmle- Schülerinnen aus Einwandererfamilien Ländern) eintritt.
rin bekannt ist) nach Rom. Nämlich, um ist besonders heikel. Denn hierbei kreu- Selbst einer wie DVU-Chef Gerhard
Mitte Oktober 03 an der Zeremonie zur zen sich zwei unterschiedliche Themen- Frey hat diesen Dreh noch hinbekom-
„Seligsprechung“ der ultrareaktionären stränge in einem Knotenpunkt: Auf der men. Danach befragt, was er gegen die
Ordensfrau Agnes Gonxha Bojaxhiu einen Seite steht die Frage der Rechte Anwesenheit von Menschen aus der tür-
(alias „Mutter Theresa“) teilzunehmen. der Person oder des Individuums gegen- kischen Immigration habe, antwortete
Das muss man nicht unbedingt als Pio- über seiner Herkunftsgruppe und seiner dieser im Dezember 1991 der Regenbo-
nierleistung in Sachen Verteidigung des Familie. Diese Fragestellung wird un- genzeitschrift BUNTE wörtlich: „Bei
Laizismus betrachten. Der Scheiß, Ver- mittelbar durch die Stellung von Frauen den Türken ist die Frau nicht gleichbe-
zeihung, der Spaß soll den Steuerzahler in muslimischen Gesellschaften berührt. rechtigt.“
die Kleinigkeit von 100.000 Euro gekos- Andererseits aber stößt das Thema auch Umgekehrt wäre es aber ein fataler
tet haben. an die Frage, wie Frankreich mit seinen Fehlschluss, deswegen einfach die platte
Wunschgemäß hat Bildungsminister Minderheiten umgeht. Gegenposition einzunehmen. Diese wür-
Luc Ferry, der damit beauftragt worden Für Linke und antifaschistische Men- de darin bestehen, deswegen einfach un-
war, bereits zu Anfang der Woche des 5. schen steht dabei viel auf dem Spiel. kritisch das Tragen „islamischer“ (oder
Januar den verlangten Gesetzentwurf Denn eine zu einfach gestrickte Stel- durch traditionelle Kulturen als solche

: antifaschistische nachrichten 1-2004 13


definierter) Kopfbedeckungen durch die ten „der Islam“ schuld, sondern die sozi- Recht der Einen jenes der anderen Mit-
Frauen unkritisch zu verteidigen. Das ale Situation der ImmigrantInnen! glieder derselben Bevölkerungsgruppe
heißt, ohne weitere Problematisierung Nichtsdestotrotz führt diese reaktionäre erdrückt?
einfach „für das Kopftuch“ oder „das Entwicklung mitunter zu einem erheb- Im Extremfall kann eine solche, wahr-
Recht auf‘s Kopftuch“ einzutreten wie lichen Rückgang der Rechte des oder scheinlich im Ansatz moralisch wohl-
es etwa zeitweise die (nicht mehr exis- der Einzelnen, vor allem von Jugend- meinende, Form von Antirassismus zu
tierende), in Köln erscheinende, antiras- lichen und von Frauen. einem Verständnis der Menschheit als
sistische Zeitschrift „morgengrauen“ Diese Widersprüche und möglichen „Ethno-Zoo“ führen, in welchem das je-
praktiziert hat. Man kann sich auch heu- Spannungen innerhalb einer jeden auch weilige menschliche Individuum sich nur
te eine Haltung vorstellen, die einfach minoritären Gruppe der Bevölkerung zu noch durch die Zugehörigkeit zu einer
„den Islam“ oder „die Moslems“ als übersehen oder herunter zu spielen, Spezies definiert. Oder auch in die Arme
unterdrückte Minderheit pauschal gegen führt zu einer essenzialistischen Sicht- eines „Ethno-Pluralismus“, wie ihn nun
die „westliche“ Mehrheitsgesellschaft weise. Im Endeffekt führt eine solche ja ein intelligenter Flügel der extremen
unterstützt. Form von Antirassismus, die einfach Rechten, mit den Vordenkern der Nou-
Das würde nicht nur übersehen, dass ganze „Kulturen“ als geschlossene Blö- velle Droite (Alain de Benoist & co.)
es innerhalb der „muslimischen“ Bevöl- cke (etwa gegen die westliche, weitge- dereinst definiert hat, und der auf dassel-
kerungsgruppen in denen es ja auch Un- hend unreligiöse, Mehrheitskultur) ver- be hinausläuft. Sind dann erst einmal die
gläubige, Freidenker und AgnostikerIn- teidigt, zu einem gesellschaftlichen De- Minderheiten erfolgreich „ethnisiert“
nen geben soll! reaktionäre ebenso wie
fortschrittliche Kräfte gibt, wobei Erste-
re „ihrer“ Gruppe eine spezifische, eige-
ne „Moral“ aufzuzwingen versuchen.
Überall, wo die politische Bewegung
des Islamismus (die gewisse strukturelle
Gemeinsamkeiten mit dem europäischen
Faschismus aufweist, sich jedoch in an-
deren Punkten auch von ihm unterschei-
det) im 20. Jahrhundert an die Macht
kam, gehörte bspw. zu den allerersten
Maßnahmen, den Frauen die Zwangs-
verhüllung ihrer Häupter aufzuzwingen.
Das geschah meist unter Androhung dra-
konischer Züchtigungsstrafen. Ein be-
sonders brutales Anschauungsbeispiel
lieferte der Iran ab 1979, nachdem dort
auf die von breiten Kräften getragene
Revolution gegen das autoritäre Schah-
Regime die islamistische Konterrevolu-
tion gefolgt war und die anfängliche
Freiheit durch ein noch schlimmeres Re-
gime abgelöst worden war.
Nun ist Frankreich oder die BRD
nicht der Iran, und jeder Vergleich (den terminismus, der die menschlichen Indi- und in eine fest vorab determinierte „na-
manche der Islam-KritikerInnen ziehen, viduen in ihrer Herkunft einschließt. Die türliche Rolle“ eingeschlossen, dann
auch unter Feministinnen oder unter junge Frau aus einer muslimischen Fa- wird dasselbe Programm dann natürlich
Exil-IranerInnen – um die Kopftuchträ- milie hat dann ein Kopftuch zu tragen, auch auf die Mehrheitsgesellschaft aus-
gerinnen unter Verweis auf den dort aus- „weil es ihr Recht ist“, auch wenn sie gedehnt.
geübten Zwang als Trägerinnen einer dieses „Recht“ vielleicht gar nicht in So kann das, was ursprünglich astrein
enormen Gefahr darzustellen) führt in Anspruch nehmen will, sondern viel lie- antirassistische Motive hatte, am Schluss
die Irre. Denn die Gründe, warum „isla- ber emanzipiert wäre. umgedreht werden. Man erinnere sich an
mische“ Kopfbedeckungen in einer Pari- Natürlich wird niemand, der oder die die französische Debatte in den 80er Jah-
ser Banlieue oder in Berlin-Kreuzberg sich als links und antirassistisch be- ren, in denen wohlmeinende aber kultu-
getragen werden, sind nicht dieselben, zeichnet, für einen Zwang solcher Art ralistisch argumentierende Antirassisten
und ihr Nichttragen wird nicht mit staat- eintreten. Man kann ihn aber auch un- den Slogan vom „Recht auf Differenz“
lichen Straf- und Gewaltdrohungen freiwillig befördern, wenn man dafür (droit à la différence) aufbrachten. Sie
sanktioniert. Allerdings können sich sorgt, dass innerhalb einer Gesell- meinten, dass nur ein Recht auf kulturel-
dennoch „private“ Gewaltverhältnisse schaftsgruppe die reaktionär-kulturalisti- les „Anderssein“ anerkannt werden müs-
(von der Familie, den Vätern oder Brü- schen Kräfte gestärkt werden. Wenn erst se, und schon gebe es keinen Rassismus
dern, aber auch von der Community aus- einmal das Recht darauf, möglichst viele mehr. Aber waren die betroffenen Men-
gehend) hinter den Kleiderordnungen Kopftücher in einer Schulklasse zu se- schen wirklich so „anders“? Die wirk-
verbergen. Und das umso mehr, als die hen, konsequent durchgesetzt ist und lichen Rassisten waren davon überzeugt,
gesellschaftliche Krise d.h. Verar- diese Kopfbedeckung dann in bestimm- und der Front National übernahm den
mungstendenzen, das Fehlen beruflicher ten Schulgegenden (vor dem Hinter- Slogan am Ende, wobei er ihm allerdings
Eingliederungsperspektiven und die be- grund städtebaulicher Segregation und einen völlig anderen Sinn verlieh. Die
sondere Diskriminierung gegen Einwan- Ghettoisierung von Einwanderern) extreme Rechte verteidigte das „Recht
derer(kinder) die Möglichkeiten, dem mehrheitlich präsent ist, was passiert auf Anderssein“ der Mehrheits-Franzo-
Druck der „eigenen“ Gruppe zu entge- dann mit denen, die nunmehr in der sen, die gern ihre „Andersartigkeit“ auf-
hen, verbaut und das Individuum auf Minderheit sind? Drohen sie nicht, als recht erhalten wissen würden.
sein „natürliches“ Kollektiv zurückwirft. „unmoralisch“ und „Huren“ abgestem- Was also in der Praxis tun? Es gibt
Um es klarzustellen: Daran ist mitnich- pelt zu werden? Hat dann nicht das keine einfachen Antworten auf solche

14 : antifaschistische nachrichten 1-2004


Fragen. Von einem kann man freilich be- Algerier betrifft. Er wurzelt in der fran- siert ist, im zurückliegenden Jahr wieder
ruhigt ausgehen: Es ist nicht vorwiegend zösischen Kolonialgeschichte; Algerien aufflammen. Da war der Versuch des
der (sei er nun „richtig“ oder „falsch“ wurde als Siedlungskolonie für rund eine konservativen Innenministers Nicolas
verstandene) Antirassismus, der die Ten- Million Europäer behandelt, die nach Sarkozy, gerade die konservativ-religiö-
denzen zur Ethnisierung oder auch 1962 in die Metropole zurückwanderten. sen Strömungen unter den französischen
Selbstethnisierung in den verschiedenen Der verlorene Krieg „in der Nachbar- Moslems als sozialen Stabilitätsfaktor
(minoritären) Bevölkerungsgruppen an schaft“, der mit der Unabhängigkeit Al- einzubinden und sie gleichzeitig zu „do-
erster Stelle befördert. Nein, vielmehr ist geriens endete, hinterließ besondere his- mestizieren“.
es das soziale Elend im Zusammenspiel torische Traumata in einem Teil der fran- Seit 2002 Jahr hat Sarkozy (Pläne der
mit diversen Diskriminierungen, das die- zösischen Gesellschaft. Aber auch bei sozialdemokratischen Vorgängerregie-
se Rolle spielt. Aber das ist kein Grund, manchen Maghrebinern sorgt dieser rung aufgreifend) „von oben“ ein Gre-
seine Auswirkungen noch freiwillig oder Hintergrund für „identitäre“, in diesem mium, das den französischen Islam re-
unfreiwillig zu befördern. Fall islamistisch besetzte, Verkrampfun- präsentieren soll, geschaffen: Rund
Eine vernünftige Debatte müsste auf gen. 3.000 Wahlmänner wurden bestimmt,
jeden Fall davon ausgehen, dass es heute Beileibe nicht alle in Frankreich le- die im März 03 einen Französischen
sehr unterschiedliche Gründe gibt, wa- benden Einwanderer aus (überwiegend) Beirat des islamischen Kultus (CFCM)
rum junge Migrantinnen das berühmte muslimischen Ländern haben allerdings wählten. Zweck der Gründung des
Kopftuch tragen. Unterschiedliche Grün- etwas mit der islamischen Religion zu CFCM war es einerseits, die Moslems,
de, die im Prinzip auch unterschiedliche tun. Nach neuesten Zahlen, die „Le genauer: den praktizierenden Teil der
Antworten verdienen. Das reicht vom Monde“ im Oktober veröffentlichte, er- Moslems, mit den anderen Religionen
Druck der Familie oder Umgebung (in klären (nur) 36 Prozent der nominell als auf eine Stufe zu stellen. Da es im sun-
manchen Fällen), über den Wunsch nach Moslems geltenden Bewohner des Lan- nitischen Islam keinen Klerus gibt, ver-
Affirmation gegenüber der vielleicht als des, die befragt wurden, dass sie die ent- fügten sie nämlich auch über keine aner-
rassistisch verstandenen Mehrheitsge- sprechende Religion „praktizieren“. kannte Vertretung, wurden daher aber
sellschaft und einem (pseudo-)rebelli- Rund die Hälfte erklärt sich „gläubig, auch bei Gesprächen der Regierung mit
schen Selbstverständnis bis hin zum Be- aber nicht praktizierend“. Dagegen er- den Religionsgruppen permanent über-
dürfnis nach Schutz davor, von männ- klären 17 Prozent, der Islam beschreibe gangen. Andererseits wollte die Regie-
lichen Händen ständig betascht und be- lediglich „ihre Herkunft“, was als Anzei- rung aber auch, dass das neue Gremium
grapscht zu werden. Auch dieses Bedürf- chen faktischen Unglaubens gewertet eine konservative, „stabilisierende“ Wir-
nis ist vielerorts in den französischen werden kann. Und 5 Prozent bezeichnen kung auf die Einwandererkinder entfal-
Banlieues sehr real, weil eine gewisse sich selbst als ungläubig oder gottlos. te. Das Wahlmännersystem bevorzugte
Brutalisierung im Umgang der Indivi- Damit liegen zwar die Zahlen derer, objektiv die konservativen bis reaktionä-
duen und gerade auch der Geschlechter die sich vom Glauben abgelöst haben, ren, finanziell gut ausgestatteten Organi-
untereinander ebenfalls zu den Ergebnis- etwas unterhalb der Vergleichszahlen für sationen. Denn die Zahl der Wahlmän-
sen der gravierenden sozialen Krise ge- die französischstämmige Bevölkerung. ner richtete sich nach der Größe des je-
hört. Letztere hat in den maroden Traban- (Laut „Le Monde“ vom 17. April 2003 weils vorhandenen Gebetsraums.
tenstädten bereits ein ziemlich unbe- stufen sich 26 Prozent der von französi- Zu ihnen gehört die rechtskonservati-
schreibliches Maß erreicht, wenn auch schen Vorfahren Abstammenden, ob nun ve bis stockreaktionäre UOIF (Union
noch nicht dieselben Dimensionen wie in getauft oder nicht, selbst als „religions- des organisations islamiques de France),
den Ghettovierteln der US-Großstädte. los“ ein.) Aber grundsätzlich sind offen- die zur zweitstärksten Kraft im neuen
„Die muslimische Bevölkerung“ in kundig dieselben gesellschaftlichen Pro- Beirat wurde. Im April 03 trat Innenmi-
Frankreich zesse am Werk. nister Sarkozy auf ihrem jährlichen
Der französische Staat und der Kongress in der Pariser Vorstadt Le
Besonders im Hinblick auf die maghre- Umgang mit „dem Islam“ Bourget auf. Dabei erklärte er, er sei „als
binischen Immigranten in Frankreich ist Freund“ gekommen, forderte dann aber
das Problem äußerst delikat. Findet man Zwei Ereignisse ließen die französische auch dazu auf, die UOIF solle ihre An-
doch hier einen besonders massiven und Islam- und Kopftuch-Debatte, die nach hänger zur Einhaltung der staatlichen
besonders tief verwurzelten, spezifischen wie vor auf mehreren Seiten kulturalis- Gesetze auffordern. Dazu gehöre, dass
Rassismus vor, der ganz besonders die tisch besetzt und entsprechend ideologi- Frauen auf Passbildern unverhüllt zu po-
sieren hätten. Die Zuhörer, die ihm bis
dahin mehrfach applaudiert hatten, pfif-
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über: fen Sarkozy spontan aus, bis sie durch
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. ihre Kader zur Ordnung gerufen wur-
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de den. Daraufhin setzte in den Medien die
neueste Ausgabe der Islam-Debatte ein.
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25,
Verstärkt wurde diese erneut im Okto-
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, ber 03: In der Pariser Vorstadt Aubervil-
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart, liers wurden zwei Mädchen, die wahr-
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. scheinlich islamistischen Gruppen nahe
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. stehen, aber auf jeden Fall das Kopftuch
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt.
gegen den Willen ihrer Eltern tragen,
aus dem Schulunterricht ausgeschlossen
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- (ausführlich siehe unter http://jungle-
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. world.com/seiten/2003/43/1905.php).
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie Bernhard Schmid (Paris) ■
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., FORTSETZUNG IN DER NÄCH-
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke; Jochen Koeniger (Arbeitsgrup-
pe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der STEN AUSGABE
Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereini-
gung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di
Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk.

: antifaschistische nachrichten 1-2004 15


: aus der faschistischen presse
Plenum sondern im historischen Semi-
nar“. Er rät der Rechten, sich auf diese
Diskussionen lieber nicht einzulassen,
Wenig Hoffnung für Schill? Unterstützung für Schill weil man da eh den Kürzeren zieht, und
Junge Freiheit Nr. 52/03-01/04 Junge Freiheit Nr. 3/2004 sich lieber aktuellen Themen zuzuwen-
vom 19. Dezember 2003 vom 9. Januar 2004 den: „Wer glaubt ihnen noch das Mär-
Redakteur Peter Freitag berichtet über Nach den skeptischen Berichten in den chen von Multi-Kultopia? Wer nimmt ih-
den Spaltungsprozess der ehemaligen vorangegangenen Ausgaben findet sich nen noch ab, daß die Renten sicher sind?
Schill-Partei: in dieser Ausgabe ein ganzseitiges Inter- Wer geht noch davon aus, daß der aus-
„Somit steht die Partei Rechtsstaatli- view mit Richard Braak, seit dem 4. Ja- ufernden Gewaltkriminalität mit libera-
che Offensive zwischen Scylla und Cha- nuar Geschäftsführer der neu gegründe- lem Verständnis und Resozialisierungs-
rybdis: Mit Schill reduziert sich ihre ten Partei Pro DM/Schill, die durch den therapien für die Täter beizukommen
Wählerschaft auf die ,Eingefleischten’, Übertritt von sechs Bürgerschaftsabge- ist?“ Vorschläge, die er mit der „Bürger-
sind ihre Chancen auf eine populistische ordneten von der Partei Rechtsstaatliche bewegung Pro Köln“ lokal zu praktizie-
Opposition begrenzt, ohne ihn hat sie Offensive in die Pro DM-Partei von Bol- ren versucht: biedermännisch auftreten
kaum Chancen, die Fünf-Prozent-Hürde ko Hoffmann entstanden ist. Vor zwei aber gleichzeitig Ängste und Vorurteile
zu überwinden ... Mit besten Chancen für Jahren noch hatte Hoffmann der Schill- schüren, gegen Flüchtlinge und andere
die Ende Februar angesetzten Neuwah- Partei gerichtlich untersagen lassen, als Minderheiten hetzen. CDUlern wie Hoh-
len steht die CDU da, die es nach Umfra- Abkürzung PRO (Partei Rechtsstaatliche mann rät Rouhs, sich eine neue Heimat
gen auf ein Spitzenergebnis ... bringt. Offensive) zu verwenden. Braak kündigt zu suchen und meint in alter Manier:
Aus dem aufsehenerregenden Experi- an, dass die neue Partei mit acht bis neun „Die Zeit ist überreif für die Formation
ment, der Koalition mit den ,Rechtspo- Prozent in die hamburgische Bürger- einer demokratischen Alternative zu den
pulisten‘ geht – Österreich lässt grüßen – schaft einziehen werde, weil nach wie Altparteien. Ein Wählerpotential von 10
der christdemokratische Part als Sieger vor 58% der Hamburger Wähler dafür bis 20 Prozent wartet darauf, erschlossen
hervor, während die ,Steigbügelhalter‘ sind, dass Schill Politik macht. zu werden. Die Chance für politische
sich selbst demontieren.“ uld ■ Veränderungen ist da!“
Ansonsten enthält das Blatt wie ange-
Intrigen in der Rechten „Adolf Hitlers langer kündigt im Wesentlichen kurze Nach-
richten, einen Artikel zum Fall Metin
Junge Freiheit Nr. 2/2004 Schatten“ Kaplan, viel Eigenwerbung sowie die
vom 2. Januar 2004 nation24.de, 3. Quartal 2003 komplette Rede von Martin Hohmann
Zu den Auseinandersetzungen in der Herausgeber Manfred Rouhs hält in sei- am 3. Oktober 2003. u.b. ■
Schill-Partei kommentiert Redakteur Pe- nem Leitartikel „Adolf Hitlers langer
ter Freitag: „So langsam gehen einem Schatten“ Hohmann die Stange und kriti- Parteiübergreifendes
die Vokabeln aus, mit denen die Selbst- siert dessen Rauswurf aus der CDU-
zerfleischung der Partei Rechtsstaatliche Bundestagsfrakton und eventuellen Bündnis
Offensive noch für Außenstehende nach- Rauswurf auch aus der Partei. Rouhs: Parteiübergreifend wollen Rechtsextre-
vollziehbar zu beschreiben wäre ... Der „Noch immer wirft Hitler einen Schatten misten am 13. Juni den Sprung ins Parla-
Parteigründer sieht sich vor einem Ab- auf das politische Leben der Deutschen“. ment der sächsischen Landeshauptstadt-
grund aus Verrat seitens derer, die er Jegliche Kritik an deutschen Zuständen schaffen. Die Dezember-Ausgabe der
einst zu seinen Helfern bestellte und de- werde gekontert mit „Auschwitz!“ Ge- Deutschen Stimme bringt dazu ein aus-
nen politische Macht verschaffte ... Die schichte werde oft missbraucht, um sie führliches Interview mit Frank Rohleder
Trostlosigkeit, welche sich in der Partei- politisch zu instrumentalisieren, so (ehemals REP). Beim Nationalen Bünd-
landschaft rechts der Union wieder ein- Rouhs, deshalb schlägt er vor: „Die Dis- nis Dresden e.V. (NBD) handelt es sich
mal offenbart, lässt sich resümierend in kussionen über Auschwitz und deutsche um ein lokales Projekt der NPD-orientier-
die Worte fassen, die Fürst Pückler ange- Schuld wie auch die Debatten über die ten Rechten. Es wurde am 24. April 2003
sichts der politischen Zustände in Verbrechen der Bolschewiki von 1917 im Hinblick auf die Kommunalwahl in
Deutschland aussprach: ,Auf Flugsand sollten offen und ohne Tabus geführt Sachsen gegründet. Am 13.6.04, dem Tag
kann kein Weizen wachsen‘.“ werden, aber bitte nicht im politischen der Europawahl, werden in Sachsen auch
die Stadt- und Kreisräte neu gewählt. ■

BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise:
Spendenkampagne
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich 2000 Euro für die
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
Antifaschistischen
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro Nachrichten
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro).

Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
Es fehlt noch was!
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) Bisher sind 1283,- Euro
gespendet worden.
Name: Adresse:
Vielen Dank!
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts

Unterschrift
Spendenkonto: GNN-Verlag,
Postbank Köln, BLZ 370 100 50
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de Konto 10419507
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507

16 : antifaschistische nachrichten 1-2004

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