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nachrichten g 3336 30.6.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Rechtsextreme Einstellungen
sind auch bei Gewerkschafts-
mitgliedern zu finden. Das ist
„Gewerkschaften und
nicht neu und auch nicht verwunder-
lich, denn die Mitgliedschaft der Ge-
Rechtsextremismus“
werkschaften ist nicht homogen und Ein Beispiel: Für die derzeit in der In- ● Das Thema ,Anfälligkeit gegen
nicht von Natur aus „links“. Ein von dustriesoziologie favorisierte These, Rechtsextremismus‘ gehört als strategi-
der Hans-Böckler- und der Otto-Bren- dass Rechtsextremismus bei Arbeitneh- sche Zukunftsaufgabe offensiv in den
ner-Stiftung gefördertes umfangrei- mern vor allem durch die Prekarisierung ,Mainstream‘ der gewerkschaftspoliti-
ches Forschungsprojekt an der FU Ber- der Beschäftigungsverhältnisse verur- schen Analysen, Bildungs- und Hand-
lin zum Thema „Gewerkschaften und sacht sei, lieferten die Daten zwar viel lungsansätze. Ein Vorgehen als Beipro-
Rechtsextremismus“, das im Juni der empirische Evidenz, letztlich entschei- gramm mit Sonderstatus bleibt wir-
Öffentlichkeit vorgestellt wurde, be- dend dafür, ob und wie stark Arbeitneh- kungslos. (Kurzfassung S. 14)
stätigt dies: mer in prekären Beschäftigungsverhält- Die Äußerungen Lafontaines „Der
nissen zum Rechtsextremismus neigen, Staat ist verpflichtet zu verhindern, dass
Gemessen an einer Rechtsextremismus- seien aber ihre sozio-politischen Orien- Familienväter und Frauen arbeitslos wer-
Skala, die das Team von Prof. Dr. Ri- tierungen: „Ein prekär beschäftigter Ar- den, weil Fremdarbeiter ihnen zu Billig-
chard Stöss, Prof. Dr. Bodo Zeuner und beitnehmer mit starken demokratischen löhnen die Arbeitsplätze wegnehmen.“ er-
Dr. Michael Fichter von der FU Berlin Überzeugungen wehrt Rechtsextremis- scheinen vor dem Hintergrund dieser Stu-
mus eher ab. Wenn Pre- die nicht verwunderlich und sind keine
karität aber mit autoritä- „Ausrutscher“. Auf Seiten der Rechten
Tabelle 1: Rechtsextreme Einstellungen bei Gewerk-
schaftsmitgliedern und Nicht-Mitgliedern nach
ren Überzeugungen oder haben sie bereits zu Reaktionen geführt:
Gebiet 2003 (%) sogar mit systemkriti- die NPD bemängelt, für diese Position
[Skala REXL] Mitglieder Nicht-Mitgl. Alle Befr. schen Orientierungen seien sie das Original und Thomas Wulff
West 18,4 17,8 18,1
verbun-
Ost 22,5 28,1 27,1
den ist, Grafik 2:
dann Rechtsextreme Einstellungen bei Gewerkschaftsmitgliedern und
BRD 19,1 20,0 19,9 Nicht-Mitgliedern nach objektiver Schichtzuordnung 2003 (%)
sind
mit ho-
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entwickelt hat, haben 19 Prozent der Ge- her Wahrscheinlichkeit 35
werkschaftsmitglieder (Nicht-Mitglieder starke rechtsetreme Nei- 30
28
20 Prozent) extrem rechte Einstellungen, gungen vorhanden.“ so
wobei der Prozentsatz bei den den Mit- die Autoren. Die Anfäl- 25
telschichten (Facharbeiter und verant- ligkeit für Rechtsextre- 20 19
wortliche Angestellte) zuzurechnenden mismus hänge weniger
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Mitgliedern höher liegt als bei den einfa- davon ab, wie problema- 15
chen Arbeitern. tisch ihr sozialer Status 8
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Aufgabe der Studie war es, Formen, ist, sondern vor allem da- 6
Ausbreitung und Ursachen von fremden- von, wie sie die aus ihrem 5
feindlichen und rechtsextremen Orientie- sozialen Status resultie-
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rungen innerhalb der gewerkschaftlichen renden Probleme subjek- Unterschicht Mittelschicht Oberschicht
Mitgliedschaft zu untersuchen und Stra- tiv verarbeiteten.
tegien für die Auseinandersetzung mit Für das Handeln der Nicht-Mitgl Mitglieder
Rechtsextremismus auch innerhalb der Gewerkschaften halten
Lesebeispiel: Von den Gewerkschaftsmitgliedern, die der Unterschicht angehören,
Gewerkschaften zu entwickeln. die Autoren u.a. fest: sind 28 Prozent rechtsextrem eingestellt, bei den Nicht-Mitgliedern sind es 33 Pro-
Die 600-Seiten-Studie ist zu umfang- ● „Gewerkschaften zent. Von den Mitgliedern, die der Mittelschicht angehören, sind 19 Prozent rechtsex-
trem eingestellt, dagegen sind es nur 13 Prozent bei den Nicht-Mitgliedern der Mittel-
reich, um ihre Ergebnisse hier im Einzel- können nur dann gegen schicht. Von den Mitgliedern, die der Oberschicht angehören, sind nur sechs Prozent
nen schon zu beurteilen. In der Kurzfas- Rechtsextremismus wirk- rechtsextrem eingestellt.
sung verweisen die Autoren darauf, dass sam sein, wenn sie sich
sie bei ihrer Ursachenforschung eine deutlich als Wertegemeinschaft – und (NPD) ruft im Internet jetzt dazu auf, in
sehr breite Palette von möglichen Ursa- nicht nur als Arbeitsmarktkartell oder gar die WASG einzutreten – „Ihr werdet mer-
chen für Rechtsextremismus zugrunde als Dienstleistungsunternehmen zur indi- ken, viele von denen denken so wie wir“.
gelegt haben. viduellen Förderung ihrer Kunden/Mit- Umso notwendiger, dass sich die neue
glieder – verstehen und dies auch in der „Linkspartei“ und ihr Führungspersonal
Binnen- und in der Außenkommunikation klar gegen Rassismus und Neofaschismus
Inhalt: deutlich machen. Dazu gehört insbeson- positioniert. u.b. ■
African Village in Augsburg . . . 5 dere das Eintreten für die Verbindung der Die Kurzfassung ist unter www.einblick.
50 Jahre Bundeswehr: Die Ge- Werte ,Soziale Gerechtigkeit‘ und ,Demo- i dgb.de/ zu finden. Download der
schichte der Remilitarisierung . .8 kratie‘ als Grundlage gewerkschaftlichen kompletten Studie: http://www.polwiss.fu-
berlin.de/projekte/gewrex/gewrex_downl.htm
Handelns.“
: meldungen, aktionen
Internetadressen, die über die Aktionen in
Wunsiedel informieren:
www.ns-verherrlichung-stoppen.tk
Trettners Rückkehr hen im Norden auf die Stadt. In der www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
www.wunsiedel-ist-bunt.de
Mönchengladbach. In der rechten Kleinstadt Fiesole ließ Trettner 500 der Wunsiedels Jugendinitiative:
Presse wurde der in Mönchengladbach 2000 Einwohner zu Schanzarbeiten in der www.jugendini-wunsiedel.de
lebende General a.D. Heinz Trettner hef- „Gotenlinie“ zusammentreiben. Viele Tournee „Laut gegen Nazis“
tig gefeiert, als er kürzlich kundtat, das er von ihnen wurden dabei ermordet. Drei Start am 20.08.05 in Wunsiedel
wegen der Umbenennung der Mölders- Carabinieri, die nicht zu Repressalien ge- www.dezibel-promo.de
Kaserne der Einladung des SPD-Verteidi- gen die eigene Bevölkerung herangezo-
gungsministers Struck zum Festakt „50 gen werden wollten, wurden auf Befehl tung „Junge Freiheit“, in der u.a. für die
Jahre Bundeswehr“ nicht folgen werde. des Divisionsstabes Trettners erschossen. „Sommerlager“ geworben wurde.
Der von den Nazis als „Held“ gefeierte Für diese Verbrechen wurde Trettner am hma ■
Jagdflieger Mölders hatte mit der deut- 17. September 1944 von Hitler zum „Trä-
schen „Legion Condor“ den spanischen ger des Eichenlaubs zum Ritterkreuz des Ex-Generalmajor bei der
Franco-Faschisten geholfen, die Repu- Eisernen Kreuzes“ ernannt.
blik zu beseitigen. Auch der 1907 gebore- Selbst nachdem das Oberkommando „DNZ“
ne Heinz Trettner war – sogar ranghöher der deutschen Heeresgruppe am 1. Mai Bonn. Der ehemalige Chef des „Militäri-
– Angehöriger der Nazi-Freiwilligentrup- 1945 die Kapitulation angeboten hatte, schen Abschirmdienstes“ (MAD) von
pe „Legion Condor“. setzte der Durchhaltegeneral den sinnlo- 1977 bis 1980, Generalmajor a.D. Gerd-
Im März 1937 war Trettner Staffelkapi- sen Kampf auf eigene Faust noch vier Helmut Komossa, hat der „Deutschen
tän in jener „Kampfgruppe 88“, die die weitere Tage fort. Nationalzeitung“ (DNZ) des DVU-Chefs
beiden friedlichen baskischen Städte Du- Für diese Kriegsverbrechen wurde Gerhard Frey ein Interview gegeben. Als
rango und Guernica bombardiert hatte. Trettner in der Bundesrepublik nie vor Wehrmachtsangehöriger in „den Kämp-
248 Menschen in Durango, darunter 14 ein Gericht gestellt! fen des Ostens“ hatte Komossa von 1943
Nonnen und ein Priester und 1654 Men- Ganz im Gegenteil machte er – wie bis 1945 das Eiserne Kreuz 1. Klasse, das
schen in Guernica wurden bei diesem viele andere seiner ehemaligen Mitstrei- Sturmabzeichen in Silber und die Nah-
Kriegsverbrechen getötet, weitere 889 ter auch – unter CDU-Bundeskanzler kampfspange in Silber erhalten. Gegen-
wurden verletzt. Adenauer wieder Karriere in der neuge- über der „DNZ“ tritt er für einen „behut-
1938 wurde Trettner, zurück in bildeten Bundeswehr: Zuletzt war er als samen“ Einsatz deutscher Soldaten „au-
Deutschland, 1. Generalstabsoffizier der Generalinspekteur der Bundeswehr und ßerhalb Europas“ ein. Mit dem 1998 ver-
7. Fliegerdivision. Diese Elitedivision Chef des Führungsstabes tätig. storbenen Ritterkreuz-Träger und FDP-
Görings war für Spezialaufgaben im Rah- Abgesehen von dem Skandal, das Politiker Erich Mende, der auch bei der
men der Blitzkriegstrategie der Nazis zu- Trettner noch immer auf irgendwelchen HIAG als Redner aufgetreten war, ver-
ständig. Gästelisten des Bundesverteidigungsmi- stand er sich gut. „Wir waren auf einer
Als Stabschef des Generals Student be- nisteriums steht, pflegt dieser die Verbin- Linie“, so Komossa. Die seiner Meinung
reitete Major Trettner die völkerrechts- dungen zu „alten Kameraden“ in weit nach „reale Bedrohung aus der Sowjet-
widrige Bombardierung Rotterdams im rechts angesiedelten Soldatenverbänden union“ sei 1956 der Grund für ihn gewe-
Mai 1940 vor. Die Waffenruhe brechend wie dem „Verband Deutscher Soldaten“ sen, der neugebildeten Bundeswehr bei-
– es liefen gerade Verhandlungen über die (VdS), dem auch ehemalige Waffen- zutreten.
Kapitulation – wurde Rotterdam bombar- SSler angehören und der „Ordensge- Neben seinen Aktivitäten für die „Ge-
diert. 874 Menschen wurden dabei getö- meinschaft der Ritterkreuzträger“ (OdR). sellschaft für die Einheit Deutschlands“
tet, über 2000 verletzt, 70 000 obdachlos. Geld aus seiner sicherlich ansehnlichen ist der im damaligen Ostpreußen gebore-
Für dieses Verbrechen wurde Trettner Pension spendete er auch schon für das ne Ex-Generalmajor auch Autor im „Ost-
von Hitler mit dem „Ritterkreuz“ ausge- „Hilfswerk“ des VdS. preußenblatt/PAZ“ der „Landsmann-
zeichnet. In den folgenden Jahren plante Auch griff er für das „Deutsche Solda- schaft Ostpreußen“. Komossas letztes
und organisierte Trettner militärische Ak- tenjahrbuch“ zur Feder, das vom rechts- Buch mit dem Titel „Von Masuren an den
tionen in zahlreichen Ländern. Nach der extremen „Schild-Verlag“ herausgegeben Rhein“ erschien im österreichischen Sto-
Landung der alliierten Truppen in Italien wurde, der 1950 von dem früheren NS- cker-Verlag. hma ■
befehligte Trettner dort die 4. Fallschirm- Kreisleiter Helmut Damerau gegründet
jägerdivision. Bei ihrem Rückzug hinter- worden war. Im Mai diesen Jahres war Geldstrafe für Latussek
ließ seine Truppe eine tote Zone zerstör- Trettner auch Mitunterzeichner eines
ter Dörfer und Städte, darunter Frosino- Aufrufs des „Institut für Staatspolitik“ Erfurt. Der ehemalige Vorsitzende der
ne, Itri, Fondi, Velletri, Gaeta, Tivoli, das um die extrem rechte Berliner Wo- „Bund der Vertriebenen“ (BdV), Paul
Capua und Littoria. „Die Fallschirmjäger chenzeitung „Junge Freiheit“ angesiedelt Lattusek, ist wegen „Volksverhetzung“
haben einen noch schlimmeren Ruf als ist. hma ■ zu einer Geldstrafe über 3600 Euro verur-
die SS. Sie betragen sich in der Tat wie teilt worden. Es sei erwiesen, das Latus-
Menschen, die drauf und dran sind, das „Freibund“-Sommerlager sek 2001 auf einer BdV-Versammlung
Feld zu räumen und nun soviel Beute wie die Verbrechen des Nazi-Regimes ver-
möglich mitgehen lassen wollen, eine Biberach/Nebra. Der dem neofaschisti- harmlost habe, so die Richter des Land-
große Spur von Zerstörung und Trauer schen „Bund Heimattreuer Jugend“ gerichts. Latussek habe vorsätzlich ge-
hinterlassend“, notierte der Florentiner (BHJ) entstammende „Freibund“ will in handelt. Der Bundesgerichtshof hatte das
Rechtsanwalt Gastano Casoni am 22. Juli diesem Jahr zwei „Sommerlager“ durch- erste Urteil, einen Freispruch, wieder auf-
1944 in sein Tagebuch. Unter dem Ober- führen. Das Süd-Lager will sich vom heben müssen. hma ■
befehl Trettners kam es in Florenz zu um- 27.8. bis 4.9. „nahe Biberach“ dem The-
fangreichen Sprengvorbereitungen und ma „Gebrüder Grimm“ widmen, das Antifa Demo gegen das
Zerstörungsmaßnahmen. Zahlreiche Brü- Nord-Lager vom 16.7. bis 24.7., „nahe
cken und weltberühmte Bauwerke wur- Nebra“ dem „frühzeitlichen Leben“. NPD-Open Air am 9. Juli
den gesprengt und Artillerie der 4. Fall- Interessenten erhofft man sich auch bei Gera. Neben dem „Thüringentag der na-
schirmjägerdivison schoss von den Hö- der Leserschaft der Berliner Wochenzei- tionalen Jugend“ in Weimar und dem
„Fest der Völker“ in Jena haben Nazis Antifaschistische Aktion Gera [AAG] in zis und Neofaschisten stattfinden, wobei
aus der NPD- und Kameradschaftsszene cooperation mit Antifa Aufstand die Redner aus elf Ländern noch durch
das dritte Jahr in Folge ein NPD Open Air Köpenick [AAK] neun Bands aus dem Umfeld der verbo-
in Gera angemeldet, welches dieses Jahr tenen Neonazi-Skinhead-Organisation
den Titel „Rock für Deutschland“ trägt. „Fest der Völker“ und „Eu- „Blood and Honour“ unterstützt wurden.
Dabei sollen sechs Nazibands, darunter Entgegen der Erwartungen der Nazis,
„Kraftschlag“, „Radikahl“ und „Euge- roFest 2005“ in Griechen- insbesondere der beiden Jenaer Nazi-Ka-
nik“ auftreten, die in Verbindungen zum land als Schritt zur „Euro- der und Anmelder Ralf Wohlleben und
„Blood & Honour“-Spektrum stehen. päischen Nationalen Front“ Andre Kapke, aber auch der Antifa und
Zudem sind als Redner Udo Voigt der Polizei kamen weit weniger als die
(NPD-Parteivorsitzender) und Frank (ENF) ursprünglich angenommenen 1000 bzw.
Schwerdt (NPD-Thüringen Parteivorsit- Nach dem Desaster bei dem geplanten mehr TeilnehmerInnen. Ein breiter anti-
zender) angekündigt, welche ihre antise- internationalen Neonazitreffen „Fest der faschistischer und bürgerlicher Protest
mitischen, rassistischen sowie nationalis- Völker“ am 11. Juni 2005 in Jena planen und eine gelungene Besetzung des zu-
tischen Ideologeme verbreiten. Das heißt: europäische Neonazis, darunter natürlich nächst für das Nazi-Fest vorgesehenen
Erneut ein Nazikonzert mitten in der In- auch die NPD, ein weiteres Festival in Platzes ließen das traurige Nazi-Häuflein
nenstadt und somit der Versuch, für die- Griechenland. letztendlich in Badelatschen auf einem
sen Tag eine „National befreite Zone“ zu Dieses soll vom 16. bis 18. September Baumarkt-Parkplatz am Stadtrand „fei-
schaffen. als „First Paneuropean Nationalist sum- ern“. In völliger Verkennung ihres De-
Die [Antifaschistische Aktion Gera mer Camping“ unter dem Motto „Our sasters werten die Organisatoren die Ver-
[AAG] wird mit bundesweiter Unterstüt- Europe ... not theirs. Turkey OUT of anstaltung als vollen Erfolg und haben
zung von Antifa-Gruppen dem von Ras- Europe!“ stattfinden. Beide Festivals gleich für die nächsten zehn Jahre Wie-
sismus, Standortlogik und Repression sind weitere Schritte zur Schaffung einer derholungen in Jena angekündigt.
gegen AntifaschistInnen geprägten Zu- neofaschistischen „Europäischen Natio- Auffällig war an dem „Fest der Völ-
stand mit einer kraftvollen antifaschisti- nalen Front“ (ENF) unter Federführung ker“ die starke Beteilung von Neonazis
schen Demonstration entgegentreten! der NPD. und Faschisten aus anderen europäischen
Antifa Demo 9. Juli 2005, Gera, Am 11.6. sollte im thüringischen Jena Ländern. Angekündigt waren zuletzt ne-
11 Uhr, Platz der Demokratie ein großes Treffen europäischer Neona- ben zwei deutschen Rednern elf weitere
EIN-WETTBEWERB
DES VEREINS
ge eines stadtbekannten Rechtsextremis- Im Netz gegen Rechts – Einsendeschluss für die
Ohne richterlichen Durchsuchungsbe- Der Verein „Mach meinen Kumpel nicht an!“ schreibt einen
schluss wurde Brauns Wohnung durch- Wettbewerb für Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe in
NRW aus – prämiert werden Online-Materialien gegen Rechts-
sucht. Angesichts der Tatsache, dass zwi-
extremismus, Rassismus und Gewalt – es winken Geld- und
schen der Auseinandersetzung im Wald- Sachpreise bis zu 1000 Euro.
frieden und der Durchsuchung ca. acht Der Verein „Mach meinen Kumpel nicht an!“, der 1986 von der
Stunden vergangen waren und somit ge- Redaktion der Zeitschrift „ran“ und der Gewerkschaftsjugend
nug Zeit zur Einholung einer richterlichen gegründet wurde, engagiert sich schon seit zwanzig Jahren für
IM NETZ GEGEN RECHTS – ARBEITSWELT AKTIV!
Entscheidung bestand, widerspricht das die Gleichberechtigung von Minderheiten. Mit dem weithin be-
Vorgehen von Staatsschutz und Staatsan- kannten Logo der Gelben Hand wird gezeigt: „Wir sind gegen Ausgezeichnet werden
Online-Materialien zu den
WETTBEWERB
Bei der Durchsuchung wurden nahezu derInnen sind sie dazu aufgerufen, Online-Arbeitsmaterialien zu 1. Preis: 1000 Euro
sämtliche Arbeitsmittel des Journalisten entwickeln, die dazu ermuntern, sich gegen Rechts und für 2. Preis: 750 Euro
Brauns beschlagnahmt: PC, Laptop, Mo- Gleichberechtigung einzusetzen. Dazu ist weder viel Zeit noch 3. Preis: 500 Euro
biltelefon, CDs, Disketten, Terminkalen- technisches Know-how erforderlich. Wichtig ist der kreative Zu- 4. bis 15. Preis ist
der, Notizbücher und weitere schriftliche gang zum Thema. Die Beiträge werden im Internet zur Verfü- jeweils eine Digitalkamera
Aufzeichnungen. Diese Arbeitsmittel gung gestellt und dienen als Anregung für weitere Projekte.
Kontakt : Die Preisverleihung findet
http://www.gelbehand.de
„K
Das Antifacamp 2005 Weimar/Buchenwald begrabungen, denen bei Erfolg eine gründliche
wird in der letzten Juliwoche vom 23.7. bis Freilegung folgen wird.
önigsberg, Kaiser-Wilhelm-
30.7.2005 stattfinden. Weitere Infos (Ge- Projekt Pferdestall Platz“: Programmatisch
samtprogramm, Ablauf usw.) unter: www. An diesem Projekt werden unsere mehrjährigen prangt das Foto auf der
antifacamp.de.vu. Hier einige Programm- Arbeiten fortgesetzt. Am Anfang des Lagerbe- Website, mit der die Europa-Universität
punkte: triebes wurden dort die Pferde der SS unterge- Viadrina in Frankfurt an der Oder ihr Ju-
ARBEITSPROJEKTE: bracht, später wurde er zu einer besonders perfi- biläums-Symposium ankündigt. „750
Projekt Steinbruch den Hinrichtungsstätte ausgebaut. Dort war Jahre Königsberg/Kaliningrad“ lautet
Dieser Ort ist wie kein anderer dazu geeignet, eine, als medizinische Untersuchungsstelle, ge- der Titel der Veranstaltung, die die Via-
das Konzept der Faschisten „Vernichtung durch tarnte Genickschussanlage installiert. Von 1941
Arbeit“ zu verdeutlichen. In diesem Steinbruch bis 1945 wurden dort fast ausschließlich sowjeti- drina im Vorfeld der russischen Jubilä-
wurden von den Häftlingen Steine für den Auf- sche Kriegsgefangene (ca. 8500) hingerichtet. umsfeierlichkeiten Anfang Juli angesetzt
bau des Konzentrationslagers und vor allem Die verbliebene Fundamentmauer wird von uns hat. Die Frankfurter Hochschule setzt
auch für die gigantischen Bauten der Gauhaupt- abgetragen und neu aufgemauert. Die Abdeck- damit einmal mehr die deutsche Vergan-
stadt Weimar gebrochen. Dieses Arbeitskom- platten der Mauer werden wir mit neuen erset- genheit des russischen Kaliningrad auf
mando galt als Todeskommando. Wer einmal in zen. die Tagesordnung.
den Steinbruch abkommandiert wurde, überleb- „Königsberg/Kaliningrad“, schreibt
te dieses auf Dauer nicht. Schikanen, willkürliche Kleines Lager
Karl Schlögel in seiner Einführung in
Tötungen, aber hauptsächlich die gewollt un- Hier zeichnen wir wieder für ein praktisches Ar-
menschlich schwere Arbeit, sollten die Häftlinge beitsprojekt auf dem eigentlichen Gedenkstätten- das Veranstaltungsprogramm, „steht für
am Ende physisch vernichten. gelände verantwortlich. Unter fachlicher Anlei- ,Glanz und Elend‘ einer europäischen
tung des zuständigen Museologen, gilt es hier u. Stadt“. Der „Glanz“, daran lässt der Via-
Projekt Bahndamm a. Pflege und Erhaltungsmaßnahmen durchzu- drina-Professor für die Geschichte Ost-
In den ersten Jahren des Konzentrationslagers führen. europas keinen Zweifel, ist der „Glanz
Buchenwald kamen die Deportationszüge noch Damit schließt dieses Teilprojekt an Arbeiten an, der bedeutendsten Großstadt im ehemali-
am Hauptbahnhof in Weimar an. Die Häftlinge die dass Antifacamp an gleicher Stelle bereits gen deutschen Osten“. An die Stadt, be-
mussten den 8 km langen Weg nach Buchen- Mitte der 90iger Jahre initiiert und vorangetrie-
wald in großen Kolonnen zu Fuß bewältigen. ben hatte.
hauptet der Historiker, gebe es „zwei Er-
Schließlich mussten sie, auch um eine Verkehrs- innerungen“, „die Erinnerung der aus ih-
anbindung für die Gustloffwerke 2, welche in die Müllhalde 2 rer Heimatstadt Königsberg Vertriebe-
Rüstungsindustrie eingebunden waren, herzustel- Hinter diesem Projektnamen verbirgt sich ein Ort nen“ und die Erinnerung von „Neusied-
len, eine Bahnverbindung bauen. Über die Jahre enormer historischer Bedeutung. Hier haben wir lern, die von Königsberg nur noch wenig
wurden hierüber knapp eine viertel Million Men- auch schon im letzten Jahr, in Zusammenarbeit wissen“. Beide „Erinnerungen“, das for-
schen in die faschistischen Vernichtungslager de- mit der Gedenkstätte, historischen Bestand gesi- dert Schlögel – in rhetorische Fragen
portiert. chert aus denen verwertbare historische Erkennt-
verpackt –, müsse man nun „zusammen-
nisse abzuleiten waren.
Projekt Gustloffwerke bringen“.
Diese Rüstungsbetriebe befanden sich in unmit- VERANSTALTUNGEN: Schlögel beschränkt sich nicht darauf,
telbarer Nähe des Häftlingslagers. In den Hallen Leseprojekt „Erinnerungen“ im Reich der Ideen rein
mussten fachlich ausgebildete Häftlinge neben Im Zentrum der Stadt Weimar werden wir auf öf- geistig zu verbinden. „Königsberg/Kali-
ZwangsarbeiterInnen, aber auch zivilen Be- fentlichen Plätzen von 10 Uhr bis 12 Uhr täglich ningrad“, schreibt er, erlebt ganz real ein
schäftigten, Gewehrläufe und ähnliche Produkte Lesungen durchführen. Die zu verlesenden Texte „come-back“. Die Stadt befinde sich
für die Nazis produzieren. Diese Produktionsstät- kann sich jede/r CampteilnehmerIn selbst aus- heute in einer „exzentrische(n) Lage –
ten wurden von den Amerikanern kurz vor wählen, sie sollten sich aber im weitesten Sinne
Kriegsende schwer bombardiert. Dabei kamen um das Thema Antifaschismus ansiedeln. Der In-
fernab des russischen Mutterlandes, eine
leider auch viele Häftlinge ums Leben. foladen Dessau wird jeder/m Interessierten sein Exklave innerhalb der Europäischen
Hier werden wir den ehem. Postenweg der SS, umfangreiches Material zur Verfügung stellen. Union“. Ist dies nicht, postuliert Schlö-
der das Gelände erschließt, mit unserer mobilen gel – wieder in eine rhetorische Frage
Pflegegruppe überarbeiten. Campkino / Kneipe verpackt –, „der stimulierendste Aus-
Auf dem Campgelände zeigen wir täglich ab gangspunkt für alle Überlegungen über
Der SS-Schießstand 22 Uhr politische Filme. Hierbei ist der erste stets ein Europa, das eben weiter und größer
Der SS-Schießstand ist bis heute noch nicht ein- ein Ausgesuchter und der Zweite ein Wunsch- ist als die derzeitigen Grenzen der Euro-
deutig lokalisiert worden. Dort wurden von der film. Jeder Teilnehmer kann natürlich Filme (Vi-
SS umfangreiche Erschießungen durchgeführt. deo, DVD, Mpeg... ) mitbringen und vorschla- päischen Union?“
Dieses Projekt beschäftigt sich mit Such- und Pro- gen. ■ Mit dem Kampfbegriff „Europa“ auf
Kaliningrad übergreifen: Das schlägt
auch Wolfgang Gerhardt vor, der sich für
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. den Außenministerposten in einer zu-
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de künftigen schwarz-gelben Bundesregie-
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach rung warmläuft. „Ostpreußen ist im Be-
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, griff, eine europäische Region zu wer-
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, den“, erklärte er im Mai in einem Gruß-
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. wort zum „Deutschlandtreffen“ der
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. Landsmannschaft Ostpreußen. Zwar er-
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind gäben sich „aus der besonderen Situation
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. Ostpreußens, insbesondere seiner Tei-
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- lung“, gewisse „Probleme“, schränkte
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung Gerhardt ein. Doch könnten die deut-
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. schen Umgesiedelten mit ihrer Einmi-
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
schung in Polen und Russland die „Pro-
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., bleme“ beseitigen: „Ostpreußen hat vor
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke; Jochen Koeniger (Arbeitsgrup- allem dann eine Chance, wenn sich die,
pe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der
Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereini-
deren Heimat Ostpreußen war, ebenso
gung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di engagieren, wie die, die heute dort le-
Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. ben.“ jk ■