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:antifaschistische Nr.

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nachrichten g 3336 1.12.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

NS-Verherrlichung am
9.11. 2005 in München
München. Am 9. November 2005 fand
auf dem Stachus in München eine Neo-
nazi-Kundgebung statt, die Norman Bor-
din unter dem Motto „16. Jahrestag des
Mauerfalls“ angemeldet hatte. Angekün-
digt war die Verlesung einer Namensliste
von Personen, die in diesem Zusammen-
hang ums Leben gekommen waren.
Zahlreiche uniformierte und Zivil-Poli-
zeibeamte waren anwesend, um den ord-
nungsgemäßen Ablauf der Veranstaltung
zu garantieren. Statt der Mauer-Toten
verlas Bordin allerdings die Namen der
16 beim Hitlerputsch 1923 ums Leben Fotos: arbeiterfotografie
gekommenen Nationalsozialisten, wie
Spiegel TV vom 13.11. dokumentierte.
Die Polizei griff nicht ein.
„Dieses Treiben gehört verboten...“
Im Vorfeld hatten das Kreisverwal- Köln. Insgesamt 400 Menschen Am Ende der Kundgebung gegen
tungsreferat und die Polizei mehrfach demonstrierten am 19. November Rechts sammelten sich ca. 50 Nazis um
betont, dass jegliche Bezugnahme auf gegen einen erneuten von Axel den sich „Gauleiter“ nennenden Axel
den Nationalsozialismus, insbesondere Reitz angemeldeten Nazi-Aufmarsch, Reitz. Nachdem offensichtlich wurde,
auf den 9. November 1938 und den 9. ein Teil direkt vorm DGB-Haus, ein Teil dass Axel Reitz faktisch eine Fortset-
November 1923, sofort unterbunden sammelte sich bereits an der geplanten zungsveranstaltung der verbotenen Nazi-
werden würde. Auf der Versammlung Route. An der Kundgebung nahmen ne- Kundgebung vom 9. November durch-
konnten die Neonazis allerdings trotz ben dem Bezirksbürgermeister Hupke, führte, löste Polizeipräsident Steffenha-
mehrfacher Intervention bei der Einsatz- dem Vorsitzenden des Integrationsrates gen, der sich vor Ort befand, die Ver-
leitung der Polizei ungehindert ein Tayfun Keltek auch der gesamte Bezirks- sammlung kurzerhand auf. Gleich der
Transparent zeigen mit der Aufschrift: vorstand von ver.di teil. erste Redner, Sascha Krolzig aus Hamm,
„Wenn alle untreu werden, so bleiben Rechtsanwalt Hans Decruppe erklärte bezeichnete den 9. November als einen
wir doch treu – Für die Ehre unserer Vä- als Anwohner: „Als Jurist sage ich: Die- „großartigen Tag in der deutschen Ge-
ter“; dieses Transparent in altdeutscher ses Treiben gehört verboten. Neonazis- schichte“, an den sich „unsere Feinde
Schrift war „unterzeichnet“ von der „Ka- mus, das ist Menschenverachtung, Be- noch lange erinnern“ werden (taz,
meradschaft München“. Die Polizei ar- drohung und Angriff auf anders Denken- 21.11.05). Damit war die Kundgebung
gumentierte, dass dies der Auflagenbe- de, anders Farbige, auf Minderheiten, auf bereits nach 4 Minuten zu Ende.
scheid des Kreisverwaltungsreferates die Demokratie in diesem Land. Es ist In der Zwischenzeit hatten sich an der
nicht vorsehen würde. ein Angriff auf die Grundwerte und Men- Route der zunächst ja genehmigten De-
Die Fraktion Die Grünen - rosa liste schenrechte... Stehen wir als Bürger in monstration der Nazis in der Innenstadt
hat eine ausführliche Anfrage an das Solidarität zusammen und zeigen, dass bereits hunderte Demonstranten versam-
Kreisverwaltungsamt gerichtet, um den diese Kräfte nicht den Hauch einer poli- melt. Alleine an der Kreuzung Molt-
Sachverhalt aufzuklären. U.a. wird da- tischen Chance bekommen.“ kestr./Aachener Straße standen über 100
nach gefragt, ob ein Verantwortlicher Claudia Wörmann-Adam moderierte Demonstrantinnen und Demonstranten.
von Seiten der Staatsanwaltschaft vor die Kundgebung und forderte für den Be- Per Lautsprecher unterrichtete die Poli-
Ort war, der die mögliche rechtliche Be- zirksvorstand von ver.di: „Wir brauchen zei die Teilnehmer vom Verbot. Zum
anstandung von Transparenten und Re- mehr Engagement gegen den rechten zweiten Mal in sehr kurzer Zeit scheiter-
debeiträgen überhaupt kontrolliert hat Mob heute und jeden Tag auf der Straße ten damit die Provokationen der „Kame-
und ob die festgestellten Verstöße gegen und im Betrieb.“ Peter Trinogga, von der raden“ um Reitz. jöd ■
die Auflagen jetzt geahndet werden. Vereinigung der Verfolgten des
nach Lokalberichte München 24-05 ■ Nazi-Regime meinte: „Seit 1990 DGB-Haus am 19.11.
wurden über 200 Menschen in der
Bundesrepublik von den braunen
Aus dem Inhalt: Gangstern ermordet. Und dann wol-
len die Mörder uns weismachen, es
60 Jahre nach Nürnberg . . . . . 7 ginge um Meinungsfreiheit! Faschis-
FARE-Actionweek . . . . . . . . . . . . 8
mus ist keine Meinung, sondern ein
Hochkonjunktur für die
Ethnisierung sozialer Konflikte . . 9 Verbrechen.“
Alexander Simon sprach als Ver-
treter der Studierenden in Köln.
: meldungen, aktionen
tionärs Oliver Merget. Nachdem die re-
gionale Presse über die Hintergründe der
Kneipe berichtete und vermehrt Flugzet-
ACP-Bundestagung radschaft IV“, einem Traditionsverband tel, die sich inhaltlich mit der Kneipe
Kassel. Der rechtskonservative „Ar- ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS. auseinandersetzen, verteilt wurden, ge-
beitskreis Christlicher Publizisten“ Vor allem Haiders BZÖ und die FPÖ hen die Nazis in die Offensive. Am Vor-
(ACP) führt seine nächste Bundestagung sprechen sich vehement gegen ein KAB- abend sowie am Tag der Demonstration
am 18. Februar 2006 im Komforthotel Verbot aus. FPÖ-Generalsekretär Karl- ruft Merget zu einer „Walhalla-Party“
Stadt Baunatal/Kassel durch. „Mit Visio- heinz Klement bezeichnete die „Grünen“ auf. Es ist daher damit zu rechnen, dass
nen leben“ heißt das Thema der Tagung, gar als „Gesinnungsterroristen“. Aber sich am Tag der Demonstration viele Na-
die in Zusammenarbeit mit dem Team.F. auch bei SPÖ und ÖVP scheint es derzeit zis in Aschaffenburg aufhalten. Da sich
– Neues Leben für Familien durchge- keine Mehrheit für eine Unterstützung in letzter Zeit Beschwerden und Über-
führt wird. Referieren wird der 1912 ge- dieser Forderung zu geben. hma ■ griffe im Zusammenhang mit der Kneipe
borene Paneuropäer Otto von Habsburg, vermehren, hat die Debatte nun auch
der auch dem Kuratorium des ACP ange- Meves bei den Danuben Einzug in den Aschaffenburger Stadtrat
hört. Teilnehmer des Symposiums ist, gehalten. Das örtliche „Bündnis gegen
neben Dr. Wolfgang Furch, früher Vize- München. Die „Burschenschaft Danu- Rechts Aschaffenburg“, das sich aus ei-
präsident der hessischen Landesärzte- bia“ in München will am 3. und 4. De- nem breiten Spektrum linker und demo-
kammer, Günther Janssen (beide ACP) zember ihre „23. Bogenhausener Gesprä- kratischer Gruppen zusammensetzt,
und Richter Peter Rohde auch der aus che“ durchführen. Das Thema der Dis- schätzt derzeit die Chancen auf Schlie-
der CDU ausgeschlossene Martin Hoh- kussionsveranstaltung lautet „Droht der ßung der Kneipe als sehr hoch ein. Die
mann. Hohmann war kürzlich noch Gast Volkstod? – Zur demographischen Lage Demonstration beginnt am 3.12.2005 am
bei einem Treffen der „Ordensgemein- der Deutschen“. Als Referenten eingela- Busbahnhof, Hauptbahnhof.
schaft der Ritterkreuzträger“. Nicht im- den sind u.a. der Alt-Nazi und frühere Bündnis gegen rechts Aschaffenburg ■
mer kommen die radikalen Bibelausle- FPÖ-Bundesrat Otto Scrinzi, der im ver-
gungen des ACP, einer internationalen gangenen Jahr beim „Freiheitlichen Kon- Demo gegen NPD-Zentrale
Vereinigung von Personen, deren Ziel greß“ des NPD-Organs „Deutsche Stim-
u.a. „eine angemessene Publizierung von me“ auftrat, der „Ostpreußenblatt“-Autor Dresden. Am 12. November demons-
biblischen Denk- und Handlungsweisen und „Opus Dei“-Mann Jürgen Liminski, trierten in Dresden gut 500 Antifaschis-
in den modernen Massenmedien“ ist, an. der „Soldat im Volk“-Autor Pater Lothar tinnen und Antifaschisten gegen die
So lehnte Steffen Seibert von der Chefre- Groppe sowie die Kinder- und Jugend- NPD-Zentrale im dortigen Lockwitz-
daktion „ZDF Aktuelles“ unlängst ein psychotherapeutin Christa Meves. Publi- grund. Phantasievolle und in der Aussage
Interviewgesuch des ACP-Blattes ab. „In zistin Meves, seit 1978 Mitherausgeberin eindeutige Transparente umrahmten den
der Februar/März-Ausgabe Ihrer Zeit- des konservativen „Rheinischen Mer- lautstarken Demo-Zug, der sich kurz
schrift stoße ich auf Äußerungen zur Ho- kur“, ist unlängst von Papst Benedikt nach 13 Uhr am Einkaufspark Nickern in
mosexualität, die mit meiner Auffassung XVI. mit dem „Gregorius-Orden“ ausge- Bewegung setzte. Ziel war die im -
vom Christentum nichts zu tun haben zeichnet worden, den sie am 20. Novem- durchaus idyllisch gelegenen - Lock-
und die ich in keiner Form unterstützen ber von Kardinal Joachim Meisner über- witztal befindliche und dort relativ neu
möchte“, schrieb Seibert. Noch im April reicht bekam. hma ■ ansässige sächsische NPD-Zentrale. Im
hatte der ACP in seiner Zeitschrift un- Vorfeld waren der dortigen Anwohner-
kommentiert Bibelzitate zur Homose- Schöner Leben ohne Nazis schaft die Demo und deren politische
xualität abgedruckt, in denen u.a. die To- Hintergründe via Flugblätter in die haus-
desstrafe für diese „Gräueltat“ gefordert Aschaffenburg. Die rechtsextreme eigenen Briefkästen angekündigt wor-
wird. Andere scheint dies nicht zu stören. Szene in Unterfranken fühlt sich im Auf- den.
Im Juli gab Bundespräsident a.D., Dr. Jo- wind. Neue und alte Strukturen konnten Ein mittelgroßes Polizeiaufgebot be-
hannes Rau (SPD), dem ACP ein Inter- auf- und ausgebaut werden. In der Ga- gleitete die Antifa-Demo, durchaus zu-
view. hma ■ belsberger Straße in Aschaffenburg er- rück haltend, wie zu beobachten war. Al-
öffnete der NPD-Funktionär Oliver Mer- lein einige spontane 8-7-6-5-4-3-2-1-
KAB-Verbot gefordert get aus Mainaschaff die Kneipe „Zum Sprint-Einlagen der Demo überraschten
Wikinger“. Die Kneipe dient als Anlauf- die Polizeikräfte hin und wieder – ebenso
Österreich. Peter Pilz, Sicherheitsspre- punkt für Neonazis aus der gesamten Re- wie zwei Jung-Nazis, die einer solchen
cher der österreichischen „Grünen“ hat gion. Weiterhin bieten das Ladenge- ,Einlage‘ nur mit knapper Mühe entkom-
das Innenministerium aufgefordert, ein schäft „Old School Shop“ in Mespel- men konnten. Ansonsten waren während
Verbotsverfahren gegen den „Kärntner brunn und der Internetversand „Last Re- der Demo keine Nazis zu sehen. Die
Abwehrkämpferbund“ (KAB) einzulei- sort Store“ aus Bessenbach ihren neona- NPD-Zentrale im Dresdner Lockwitz-
ten. Der KAB verhindere mit seiner Blo- zistischen Lifestyle an, berichten antifa- grund machte einen verbarrikatierten und
ckadehaltung in der Frage der Aufstel- schistische Gruppen aus Unterfranken. verlassenen Eindruck, nach außen hin je-
lung zusätzlicher zweisprachiger Ortsta- Diesen Entwicklungen gilt es vielfältig denfalls. Dafür wurden zum wiederholten
feln in Kärnten die Erfüllung des österrei- und entschlossen entgegenzutreten meint Mal die Anwohner-Briefkästen mit Info-
chischen Staatsvertrages. Nach Artikel 7 die Kampagne „Schöner Leben ohne Na- material gefüttert – wie ebenso die am
Absatz 5 könne „die Tätigkeit von Orga- zis“ des Bündnisses antifaschistischer Wegesrand die Demo verfolgenden Men-
nisationen, die darauf abzielen, der kroa- Gruppen in Süd-Hessen, die auch in Mil- schen und nicht zu vergessen natürlich
tischen oder slowenischen Bevölkerung tenberg und Umgebung mit verschiede- die gestauten Autoinsassen.
ihre Eigenschaft und ihre Rechte als Min- nen Aktionen aktiv ist. Die nächste Stati- Obwohl während der Demo bekannt
derheit zu nehmen“, verboten werden, so on der Kampagne ist die Demonstration wurde, dass Nazis sich im näheren Stadt-
Pilz. Der etwa 10 000 Mitglieder umfas- unter dem gleichnamigen Motto am gebiet rudelweise zusammenrotteten,
sende KAB pflegt die Tradition des 3.12.05 in Aschaffenburg. kam es während der gesamten Antifa-
Kärntner „Abwehrkampfes“ von 1918 Die Proteste richten sich insbesondere Demo zu keinerlei Behelligungen durch
und 1919 im deutschnationalen Sinne gegen die im Sommer 2005 eröffnete eventuell umherschweifende Nazi-
und unterhält u.a. Kontakte zur „Kame- Kneipe „zum Wikinger“ des NPD-Funk- Grüppchen. Abgesehen davon machte

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die Antifa-Demo einen durchaus ent- ihm die Verbreitung rechtsextremer Pro-
schlossenen und geschlossenen Eindruck paganda über das Internet vor.
– und erreichte zudem eine durchaus er- Nach der Verhaftung Zündels, dessen
folgreiche Außenwirkung auf die am Prozess vor dem Mannheimer Landge-
Demo-Rand staunende bürgerliche Be- richt zurzeit ausgesetzt ist, weil die
völkerung. „Nö – das sind keine Nazis, Pflichtverteidigerin in ihren Einlassun-
die demonstrieren gegen das NPD-Haus gen selbst holocaustleugnende Ausfüh-
vom Apfel im Lockwitzgrund ...“ rungen machte und deshalb vom Gericht
Resümierend kann zu diesem Zeit- für die Verteidigung abgelehnt wurde,
punkt jedenfalls konstatiert werden: JA, sowie der Verhaftung Irvings in Öster-
diese Antifa-Demo war ein Erfolg. Gut reich ist damit ein weiterer weltweit
vorbereitet & organisiert, gut mobilisiert, agierender Holocaustleugner festgenom-
gut begleitet & geschützt (verstohlen zu- men worden. nach Presseberichten ■
rückhaltender Dank diesbezüglich an
ART Dresden & uns selbst) – eine Naziaktivitäten in Vechta
Demo, die regelrecht nach erfolgreicher
Wiederholung lechzt. nehmen zu
S.A.R.G. Dresden ■ der Wiederkehr der „Augsburger Bom- Vechta. Im Zuge des Volkstrauertages
bennacht“ durchführen wollten und sie trafen sich am 13.11. ca. 30 Neonazis,
Wieder Faschisten an der dabei von Gegnern und auch massivem um am Schlageterdenkmal am Kreuz-
Polizeieinsatz heftig behindert wurden, berg (zwischen Lohne und Vechta) einen
Blauen Kappe sagte ihr Redner, dass sie sich 2006 nicht Fackelmarsch durchzuführen und der ge-
Augsburg. Auch in diesem Jahr fand an noch einmal einkesseln lassen wollen fallenen deutschen Soldaten zu geden-
der Blauen Kappe in Augsburg am und deshalb eine große Demonstration ken. Teilnehmer waren Personen des
„Volkstrauertag“ – früher: „Heldenge- anmelden werden. F/jol ■ „Nationalen Widerstandes Osnabrücker
denktag“ – eine unersprießliche Feier Land“, der neu gegründeten „Freien Na-
statt. Unschön war sie in diesem Jahr, Irving verhaftet tionalen Vechtas“ sowie Rechtsextremis-
weil – nach einem Bericht eines Antifa- ten aus Damme.
Teilnehmers – ca. 30 FaschistInnen sich Wien. Der britische Holocaust-Leugner Am Samstag, den 19.11. trafen sich in
um einen Kranz der DVU gruppieren David Irving wurde laut einer aktuellen Vechta in der „Bremmer Gaststätte“ ca.
konnten. Zwar hatten sich am 13.11.05 Meldung auf seiner Homepage am 11. 50 Nazis. Anwesend waren unter ande-
AntifaschistInnen aus VVN-BdA und November in Österreich verhaftet. Die rem Markus Pohl, Vorsitzender des
Antifa Augsburg dort versammelt (ca. Behörden exekutierten damit einen 1989 NPD-Kreisverbandes Münster, sowie der
20) – es geht ja auch um die im Kampf wegen wiederholter Verstöße gegen das Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes
gegen den Faschismus Gefallenen und NS-Verbotsgesetz ausgestellten Haftbe- Steinfurt, Matthias Pohl. Des weiteren
die Opfer des Naziterrors – darauf wurde fehl. Eingeladen hätten ihn „couragierte waren Teilnehmer aus Dortmund, Her-
mit Transparenten hingewiesen. Aber der Studenten“, wobei aus einem Link unter ford, Osnabrück, Hamburg, Bremen und
Auftritt der FaschistInnen konnte 2005 dieser Meldung hervorgeht, dass es sich Oberhausen vor Ort. Spekulativ lässt
nicht verhindert werden. Sie standen dort bei diesen um die berüchtigte Burschen- sich zu dem Schluss kommen, dass die
immerhin neben den Vertretern der Stadt schaft Olympia handelt. Tatsächlich be- ursprünglich am selben Tag in Syke ge-
Augsburg, Parteienvertretern, der Mari- gingen die „Olympen“ zwischen 11. und plante Veranstaltung, zu der auch der ein-
nekameradschaft und einer Bundeswehr- 13. November ihr „Stiftungsfest“, bei schlägig vorbestrafte Neonazianwalt
abordnung. Im Rahmen der offiziellen welchem Irving offenbar hätte auftreten Host Mahler eingeladen war,
Zeremonie konnten sie nach dem OB sollen. Schon in der Vergangenheit traten kurzfristig nach Vechta verlegt wurde.
Wengert und anderen dort auch ihren zahlreiche neonazistische Aktivisten bei Die Polizei ließ die Rechtsextremisten
Kranz ablegen. der Olympia, die auch FPÖ-Politiker zu gewähren und verteilte wahllos Platzver-
Berichten zufolge hat die Zahl der ihren Mitgliedern zählt, auf. weise gegen PassantInnen. Im Laufe des
Rechten bei dieser Aktion von Jahr zu www.doew.at ■ Abends ist es zu mindestens einer Kör-
Jahr zugenommen – die der Antifaschis- perverletzung durch die Nazis gekom-
tInnen leider nicht. Es kann sein, dass Germar Rudolf festgenommen men.
das eine Folge von nicht genug Koordi- Martina de Brinkmeyer, Sprecherin
nation und Mobilisierung im Vorfeld ist. Frankfurt. Der Revisionist Germar der Gruppe „Linkes Vechta“: „Diese Ver-
Sicher ist aber auch, dass seitens einiger Rudolf ist auf dem Frankfurter Flugha- anstaltung steht im Kontext der Aktivitä-
Sozialdemokraten bisher nichts, oder fen nach seiner Abschiebung aus den ten einer immer größer werdenden und
mindestens nichts öffentlich, gegen das USA festgenommen worden. Der 41- sich stärker organisierenden, rectsextre-
Auftreten der FaschistInnen getan wur- Jährige hatte sich 1995 nach einer Verur- men Szene in Vechta und Umland. Wir
de. Knapp 14 Tage zuvor hatten Vertreter teilung direkt in die USA abgesetzt. Er rufen alle BürgerInnen dazu auf, den Na-
von IG Metall- und vom SPD-Vorstand soll nun die vor zehn Jahren verhängte zis immer entgegenzutreten. Dieses Tref-
bei der Gedenkfeier der VVN-BdA am Strafe von 14 Monaten wegen Aufsta- fen in Vechta ist kein Einzelfall. In der
Westfriedhof dem Aufruf „Wehret den chelung zum Rassenhass absitzen. Ru- näheren Vergangenheit gab es mehrere
Anfängen“ zugestimmt. Und: Der Vorsit- dolf hatte in einem Gutachten behauptet, Zusammenkünfte regionaler Nazis in der
zende der Augsburger Marinekamerad- dass in den Gaskammern von Auschwitz Stadt.“ antifa-vechta@web.de ■
schaft ist ehemaliger Betriebsratsvorsit- nie das Giftgas Zyklon B eingesetzt wor-
zender und Altstadtrat der SPD. den sei. Er hatte in den USA gute Kon- Neonazi im AStA der
Die örtlichen AntifaschistInnen kön- takte zu Ernst Zündel unterhalten, der
nen sich jedenfalls besser vorbereiten. In 2001 aus Kanada in die USA umgezogen Universität Köln
dem Zusammenhang erscheint folgender war. Köln. „In den Reihen des Allgemeinen
Hinweis wichtig: Als am 25. Februar Seit 2004 lag ein weiterer Haftbefehl StudentInnenausschusses (AStA) der
2005 die FaschistInnen am Martin-Lu- gegen ihn vor, den die Staatsanwaltschaft Universität Köln arbeitet ein Neonazi:
ther-Platz eine Mahnwache anlässlich Mannheim angestrengt hatte. Sie wirft Thomas Hartenfels, Mitglied des CDU/

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CSU-Hochschulverbandes „Ring christ- Über 6000
lich-demokratischer Studenten“ (RCDS) rassistische
ist Projektleiter im Öffentlichkeitsreferat
des AStA.“ Diese Information veröffent- Zwischenfälle
lichte in der vergangenen Woche die Al- in Deutsch-
ternative Liste im Vorfeld der Wahlen land
zum Studierenden-Parlament. Hartenfels
ist inzwischen zurückgetreten. Zunächst Brüssel. Die 25
stellte sich die CDU hinter Hartenfels, Staaten der EU be-
der auch Kreisvorsitzender der Jungen mühten sich nicht
Union im Rhein.-Berg. Kreis ist und für ausreichend um die
die CDU im Rösrather Stadtrat sitzt. Nur Eindämmung von
weil jemand in seiner Jugend Mist ge- Fremdenfeindlich-
baut habe, könne man ihn jetzt nicht be- keit und Diskrimi-
langen, so der Rösrather CDU-Fraktio- Thomas Hartenfels (links), Neonazi Axel Reitz und der Pro-Köln-Ratsherr
nierung, kritisierte
onsvorsitzende Erhard Füsser gegenüber Bernd Schöppe im Herbst 1999 sowie Brief an Thomas Brehl (KDS) die Europäische
dem „Kölner Stadtanzeiger“. Inzwi- Stelle zur Beobach-
schen ist Hartenfels aber auch als Junge rechtsextremistischen „Kameradschaft tung von Rassismus und Fremdenfeind-
Unionsvorsitzender zurückgetreten und Westerwald“ angeklagt. Den Angeklag- lichkeit (EUMC) in einem jetzt in Brüs-
wird wohl auch sein Mandat zurückge- ten wird unter anderem die Bildung einer sel vorgelegten Bericht. Die meisten ras-
ben. Die AL hatte aufgelistet: kriminellen Vereinigung vorgeworfen. sistischen Übergriffe gibt es dem Bericht
„Thomas Hartenfels 14 Beschuldigte müssen sich zudem we- zufolge in Großbritannien: Dort gingen
● arbeitet für die rechtslastige Nachrich- gen schweren Landfriedensbruchs, Nöti- bei den Polizeibehörden 52.694 Meldun-
tenagentur Inter-Info, gung und versuchten gefährlichen Ein- gen ein. An zweiter Stelle liegt Deutsch-
● schreibt Artikel für die rechtsextreme griffs in den Straßenverkehr verantwor- land mit 6474 Meldungen vor Frankreich
Wochenzeitschrift „Junge Freiheit“, ten. Von den 16 Tatverdächtigen im Alter mit 1565 fremdenfeindlichen Übergrif-
● schrieb einen lobenden Leserbrief an zwischen 17 und 48 Jahren sitzen sechs fen und Drohungen.
das älteste deutsche Nazi-Blatt „Nation in Untersuchungshaft. Bei neun weiteren Am meisten von Diskriminierung be-
& Europa“ – zu einem Zeitpunkt, als die- ist der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt. troffen seien die acht Millionen Roma in
se Zeitschrift nur ausgewählten Abon- Als Anführer der Kameradschaft gilt ein Europa, berichtete die in Wien ansässige
nentInnen zugänglich war, 28-Jähriger aus dem Westerwaldkreis. EUMC weiter. Auf sie folgen muslimi-
● gehört zu den ErstunterzeichnerInnen Der Prozess gegen die Gruppierung sche Gruppen und Wanderarbeiter aus
des Aufrufs „Kritische Solidarität mit beginnt am 21.11. nach Aussagen der Afrika, dem Nahen Osten, Asien und La-
Martin Hohmann“. Damals zog er auf- Staatsanwaltschaft soll sich die „Kame- teinamerika. Besonders kritisiert wurde
grund massiven Drucks (u.a. durch die radschaft Westerwald“ ab Mitte 2002 in Diskriminierung bei der Einstellung von
Jusos und Jungen Liberalen in Rösrath eine kriminelle Vereinigung verwandelt Arbeitnehmern in Frankreich, Däne-
sowie durch CDU-MdB Wolfgang Bos- haben. Nachdem die Gruppierung zu- mark, Deutschland, den Niederlanden,
bach) seine Unterschrift offiziell zurück. nächst mit Flugblattaktionen und bei De- Schweden und Großbritannien.
● marschierte mindestens auf einer Neo- monstrationen hervortrat, soll sie ab Die EU müsse „den Kampf gegen
nazi-Demonstration der faschistischen Herbst 2004 auch Gewaltaktionen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zur
„Freien Kameradschaften“. Angehörige des linken Spektrums ge- Priorität machen“, um eine starke Basis
Die Fotos, die der Stadtanzeiger dazu plant haben. für positive Diskussionen über Vielfalt
am 24. und 26./27 11. veröffentlichte 14 der Angeklagten sollen am 29. Ja- und Gleichberechtigung zu schaffen, for-
sind eindeutig, da ist Hartenfels in trauter nuar 2005 Besucher eines Popkonzertes derte die 1997 gegründete EUMC. „Der
Eintracht mit Axel Reitz von der Kame- im Westerwaldort Daaden mit Schlagstö- Bericht zeigt deutlich, dass noch viel Ar-
radschaft Köln und Manfred Rouhs und cken und Baseballschlägern überfallen beit vor uns liegt“, sagte EUMC-Leiterin
Bernhard Schöppe von Pro Köln zu se- haben. Die Opfer seien von den Beschul- Anastasia Crickley. Einige Länder setz-
hen. Auf ihrer Website verurteilte Pro digten der linken Szene zugeordnet wor- ten dem Bericht zufolge Anti-Rassismus-
Köln auch sofort die „Kampagne“ gegen den. Nach Darstellung der Ermittler blo- Gesetze zu langsam um, andere verab-
Hartenfels. Man hoffe ins Gespräch zu ckierten die Rechtsextremisten die Zu- schiedeten Regelungen, die die Rechte
kommen. Er kenne Hartenfels vom Pres- fahrtstraße mit Baumstämmen, Nägeln von Minderheiten beschränken.
sefest seines rechtsextremistischen Ma- und Nagelgurten. Als ein mit vier Men- Quelle: Financial Times 23.11.05 ■
gazins „nation24.de“, schreibt Rouhs. schen besetzter Wagen an der Straßen-
Als „überzeugter Verfechter des Grund- sperre angehalten habe, hätten die Täter Nazi-Kameradschaftsführer:
gesetzes“ solle sich der junge Mann jetzt an dem Fahrzeug Scheiben und Schein-
„nicht verbiegen lassen“. Die „Schützen- werfer zerschlagen. Der Fahrer habe Wir haben erst Frieden,
hilfe“ solcher Freunde wird Hartenfels dennoch mit dem Fahrzeug flüchten kön- wenn die ganze Welt
nicht gefreut haben, wird damit doch nen. Eine weitere Besucherin des Kon- nationalsozialistisch ist
eher deutlicher, wie eng seine Verbin- zerts sei angehalten und mit dem Tod be-
dungen ins rechtsextreme Milieu schon droht worden. Dortmund. Der Kameradschafts- und
waren. u.b. ■ Einzelnen Tatverdächtigen wirft die Neonaziführer Siegfried Borchardt aus
Staatsanwaltschaft darüber hinaus Volks- Dortmund hat am 3. September 2005 bei
16 Tatverdächtige der „Ka- verhetzung, Brandstiftung, Körperverlet- einem Aufmarsch seiner Bande eine
zung, Sachbeschädigung sowie die Ver- Rede zum Thema „Nie wieder Krieg“
meradschaft Westerwald“ wendung von Nazi-Kennzeichen vor. Da gehalten und am 7. 9. veröffentlicht. Ein-
vor Gericht bei einem der Beschuldigten Schwarz- gedenk der Tatsache, dass Polizei und
Koblenz. Weil sie ein „weißes Deutsch- pulver gefunden wurde, müsse sich die- Justiz in NRW allenfalls an den Hauptlo-
land“ und einen neuen NS-Staat schaffen ser zudem wegen Verstoß gegen das sungen der Nazis Anstoß nehmen, wäh-
wollten, hat die Staatsanwaltschaft Ko- Sprengstoffgesetz verantworten. len diese nun immer harmlos klingende
blenz 16 mutmaßliche Mitglieder der VVN RP, Antifa-Info 26/2005 ■ Slogans – es ist demnächst mit „Für
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schöneres Wetter“ und „Für das Gerechte
und gegen das Schlechte“ zu rechnen.
Am 3. September also „Nie wieder
Treffen der Euro-Rechten
Krieg“. Borchardt fügte sofort in seiner
Rede hinzu „... nach unserm Sieg“. Aber in Wien
auch das störte die Polizei nicht. Kriegs- Wien. Zwischen dem 11. und 13. Prozesses. Ich bestreite nicht, dass Kon-
hetze wird ja sogar von deutschen Regie- November fand in Wien auf Ein- zentrationslager existiert haben, aber die
renden betrieben, warum soll man das ladung der FPÖ-Akademie ein Zahl der Toten betreffend gäbe es Diskus-
den Nazis nicht durchgehen lassen? Treffen zwischen namhaften frei- sionsstoff für die Historiker. Und hinsicht-
Doch Borchardt trieb es noch doller heitlichen Spitzenfunktionären und Vertre- lich der Existenz von Gaskammern liegt es
und blieb unbehelligt. Frieden auf der tern von rechtsextremen und neofaschisti- an den Historikern, sie festzustellen.“
Welt werde es nur nach einem Sieg des schen Parteien aus sechs europäischen ● Ebenfalls nach Wien angereist war
Nationalsozialismus weltweit geben. Die Ländern statt. Die FPÖ war vertreten Alessandra Mussolini von der Azione So-
Demokratie nannte er „Umerziehung“. durch ihren Obmann Heinz Christian Stra- ciale, einem Parteienbündnis, das sich aus
Jedes Volk soll sich in seine „ange- che, den Abgeordneten zum Europäischen drei neofaschistischen Organisationen zu-
stammt Heimat“ begeben. In Europa soll Parlament Andreas Mölzer und den Präsi- sammensetzt: Movimento Sociale – Fiam-
es eine Art Apartheid geben, die „bina- denten der Freiheitlichen Akademie, ma Tricolore (MSFT), Forza Nuovo (FN)
tionale Koexistenz“ heißt. „Selbstmord“ Volksanwalt Ewald Stadler. Diskutiert und Fronte Sociale Nazionale (FSN).
wäre es jedoch, unser Land mit Kenia wurde über die Zukunft Europas und eine Mussolini betonte in einem Interview mit
oder Anatolien zu teilen. Wenn nun alle mögliche Kooperation der extremen Rech- der Schweizer Weltwoche (25/2005), dass
Völker und Länder nationalsozialistisch ten in Europa. Am Ende dieses Treffens ihr Großvater (der italienische Faschisten-
würden, was geschieht dann mit dem jü- wurde ein von Mölzer verfasstes Papier, führer Benito Mussolini) ihr großes politi-
dischen, dem „auserwählten“ Volk, fra- die so genannte „Wiener Erklärung“, ver- sches Vorbild sei. Der 1995 vom offen
gen sich natürlich die Borchardt-Fans. abschiedet. Darin wird u.a. die „Schaffung neofaschistischen Flügel des damaligen
Borchardt will es ins Jenseits befördern, eines Europas der freien und unabhängi- MSI gegründete MSFT war in Wien durch
denn ihm gehöre doch „das Himmel- gen Nationen im Rahmen eines Staaten- seinen Parteisekretär Luca Romagnoli ver-
reich“. Wie Goebbels nannte er den bundes souveräner Nationalstaaten“, eine treten.
Krieg der Nazis mit seinen 55 Millionen „pro-nationalistische Familienpolitik, die ● Aus Rumänien konnten die Freiheitli-
Toten einen „uns aufgezwungenen“ Förderung des Kinderreichtums der euro- chen Petre Popeanga, den stellvertreten-
Krieg. Erst nach „unserm Sieg“ wird es päischen Völker in der traditionellen Fa- den Vorsitzenden der rechtsextremen
„nie wieder Krieg“ geben. milie“, der „solidarische Kampf der euro- Großrumänienpartei (PRM), begrüßen.
Die Rede des Borchardt, wie er sie ins päischen Völker gegen die sozialen und Angeführt wird die PRM von Corneliu V.
Internet stellen ließ, findet sich auf der wirtschaftlichen Auswirkungen der Glo- Tudor, vormals Haus- und Hofdichter Ce-
Seite des sog. „FreienWiderstands“. balisierung“ und ein „sofortiger Einwan- ausescus. Tudor bestritt seine Wahlkämpfe
Und hier die Antwort der Staatsan- derungsstopp in allen Staaten der Europäi- mit wüster Hetze gegen Roma/Sinti und
waltschaft Dortmund:Betr. Ermittlungs- schen Union auch im Bereich des so ge- die ungarische Minderheit: „Zigeunerban-
verfahren gegen Siegfried Roland Bor- nannten Familienzuzugs“ gefordert. Laut den“ will er kurzerhand „liquidieren“, die
chardt wegen des Verdachts der Volks- Mölzer soll darüber hinaus 2007 eine ge- ungarische Partei UDMR verbieten lassen.
verhetzung u.a. – Ihre E-Mail vom 21.9. meinsame Fraktion der rechtsextremen Seinen Antisemitismus zwang er auch in
2005 – Geschäftsnr. 155 Js 412/05: Parteien im EU-Parlament geschaffen Reimform: „Rabbi, Rabbi, mit deinem lo-
„Sehr geehrter Herr S., ich habe die werden. Weil sich die rechtspopulistischen ckigem Bart/mit deinem Haar voller
von Ihnen per E-Mail gesandte Rede des und rechtskonservativen Parteien bis dato Schuppen/Rabbi, Rabbi, du alter Gaul/du
Siegfried Borchardt vom 7.9. 2005 über- weigerten, mit dem Front National, dem alter weichhirniger Mann in Lumpen/du
prüft, jedoch keine genügenden Anhalts- Vlaams Belang, italienischen Neofaschis- spuckst auf die heiligen Dinge Rumä-
punkte eines strafrechtlich relevanten In- tInnen und der FPÖ zusammen zu gehen, niens/Rabbi, Rabbi, du hast uns an die Un-
halts feststellen können. Insbesondere hofft der ansonsten gar nicht so erweite- garn und an die Russen verkauft“. (...) An-
erfüllt der Inhalt der Rede noch nicht den rungsfreudige freiheitliche Europaparla- fang Juni 2002 feierte die PRM den 120.
Tatbestand der Volksverhetzung gem. § mentarier auf gleich gesinnte Abgeordnete Geburtstag des faschistischen Diktators
130 StGB. Inhaltlich wird in der Rede aus Bulgarien und Rumänien, um endlich und Nazi-Kollaborateurs Ion Antonescu.
noch nicht zum Haß gegen Teile der Be- Fraktionsstärke erreichen zu können. Heute vermeidet die PRM allzu offene
völkerung aufgestachelt oder zu Gewalt- Neben der FPÖ waren Vertreter folgen- Anklänge an den rumänischen Faschismus
oder Willkürmaßnahmen gegen sie auf- der Parteien und Organisationen bei die- und seine historischen Führer. Tudor selbst
gefordert. Auch wird inhaltlich noch sem Treffen anwesend: distanziert sich mittlerweile von seinem
nicht die Menschenwürde anderer da- ● Der belgische Vlaams Belang, die Antisemitismus und der entsprechenden
durch angegriffen, dass Teile der Bevöl- Nachfolgeorganisation des im Jahre 2004 Hetze im Parteiblatt.
kerung beschimpft, böswillig verächtlich aufgrund anhaltender Verstöße gegen das ● Auch Volen Siderov, Vorsitzender der
gemacht oder verleumdet werden. Man- belgische Anti-Rassismusgesetz behörd- bulgarischen Partei Ataka, folgte der Ein-
gels zureichender tatsächlicher Anhalts- lich aufgelösten Vlaams Blok (VB). (...) “ ladung der FPÖ-Akademie. Der Journalist
punkte habe ich das Verfahren daher ● Der französische Front National trat als Autor von Büchern über eine „glo-
gem. den §§ 170 Abs. 2, 152 Abs. 2 stopp (FN). Mehrere seiner führenden Funktio- bale Verschwörung der Juden“ in Erschei-
eingestellt. Hochachtungsvoll (Terstee- näre waren in den letzten Jahren wieder- nung. Seinen Antisemitismus verbindet
gen) Staatsanwältin.“ holt durch NS-verharmlosende Aussagen Siderov mit wüster Hetze gegen die türki-
Da wird nur die Aufrichtung des NS- in das Rampenlicht gerückt. So stellte z. sche Minderheit und Roma/Sinti.
Regimes nicht nur in Deutschland, son- B. der stellvertretende Parteivorsitzende ● Über die Alternativa Espanola (AES),
dern überall betrieben – doch die Staats- Bruno Gollnisch, der beim Treffen in die ihren Vorsitzenden Rafael Lopez nach
anwaltschaft Dortmund ist „noch nicht“ Wien anwesend war, bei einer Pressekon- Wien entsandte, schreibt Nation & Europa
zum Handeln bereit. ferenz am 11. Oktober 2004 in Bezug auf (1/2005), sie würde sich selbst „in der
Ulrich Sander, den Holocaust fest: „Nicht ein einziger se- franquistischen Tradition“ verorten.
Sprecher der VVN-BdA NRW, riöser Historiker verteidigt mehr hundert- Neues von ganz recht,
vvn-bdanrw@freenet.de ■ prozentig die Ergebnisse des Nürnberger www.doew.at ■

: antifaschistische nachrichten 24-2005 5


Die Generation der oberfehlenden
Wehrmachtsoffiziere dürfte inzwi-
schen verstorben sein, doch die
60 Jahre nach Nürnberg
niedrigeren Offiziersgrade und die kämp- oder was machen die einstigen Kriegsverbrecher eigentlich heute so?
fenden Verbände waren jünger. Einige der einen Soldaten sind Befehle: Befehle.“ missars McCloy und die Betroffenen wur-
NS-Täter leben noch und manche erfreuen Und Joachim von Ribbentrop, Reichsmi- den am 1. Februar 1951 aus der Haft ent-
sich bester Gesundheit, wie der an Kriegs- nister für auswärtige Angelegenheiten, lassen. Die ursprüngliche Absicht der Alli-
verbrechen in Italien Beteiligte ehemalige Mitglied des politischen Stabes des Füh- ierten, weitere Verfahren vor dem interna-
Angehörige der SS-Panzergrenadierdivisi- rers im Hauptquartier und General der tionalen Militärgerichtshof in Nürnberg zu
on „Reichsführer SS“ Gerhard Sommer. SS meinte: „Die Anklage richtet sich ge- eröffnen, fiel dem Kalten Krieg, der West-
Vor 60 Jahren, am 20. November 1945, gen die verkehrten Leute.“ bindung und der Wiederbewaffnung der
begann der Prozess gegen 24 führende Re- Mit der Urteilsverkündung am 11. April Bundesrepublik zum Opfer. Die bundes-
präsentanten des „1000-jährigen Reiches“. 1949 ging der letzte der Nürnberger deutsche Justiz, an welche die weiteren
Die Anklage lautete auf Verschwörung Kriegsverbrecherprozesse zu Ende. Die Ermittlungen abgetreten wurden, sabotier-
und Verbrechen gegen den Frieden und die genannten Wehrmachtsgeneräle Ribben- te ihre erste und vornehmste Aufgabe. Al-
Menschlichkeit. Auf der Anklagebank sa- trop und Keitel ereilte bereits im Haupt- lein die Staatsanwaltschaft Frankfurt am
ßen hochrangige Funktionsträger des NS- kriegsverbrecherverfahren die verdiente Main benötigte zehn geschlagene Jahre,
Staates, darunter die Reichsminister für Todesstrafe – wobei der eingangs erwähn- bevor sie das Hauptverfahren im so ge-
Bewaffnung, Wirtschaft, Inneres und Äu- te Generalbevollmächtigte für die Kriegs- nannten Auschwitzprozess eröffnete, um
ßeres und die Angehörigen der Obersten wirtschaft, Hjalmar Schacht, mit einem 1965 dann zu erklären, dass die Gerichte
Heeresleitung. In dem als „Nürnberger Freispruch davon kam. Zudem wurden die nur nachweisbare Verbrechen einzelner
Prozess“ bekannt gewordenen Verfahren Gestapo und die NSDAP-Gliederungen Täter verfolgen könne, die Beweisführung
schilderten die alliierten Ankläger detail- als verbrecherische Organisationen verbo- aber nach so langen Zeiträumen schwierig
liert Kriegsverbrechen und Massenmorde ten, und zuletzt stellte der Nürnberger Pro- sei.
wie die Geiselerschießungen in Oradour- zess den Versuch dar, den internationalen Auch im Jahr 2005 spricht man diesmal
sur-Glane oder das Vernichtungspro- Beziehungen friedlichere Standards einzu- bei der Stuttgarter Staatsanwaltschaft von
gramm in den Todeslagern von Majdanek schreiben. Doch die guten Absichten al- der „Schwierigkeit“, ausreichende Bewei-
und Auschwitz. In der Regel leugneten die lein, wie feierlich sie auch verkündet wer- se für die Eröffnung eines Hauptverfah-
Angeklagten die ihnen vorgehaltenen Ver- den, konnten die unterlassenen Konse- rens gegen die am Massaker von Sant’An-
brechen nicht, wollten davon aber nichts quenzen nicht ersetzen. na di Stazzema Beteiligten zusammen zu
gewusst – und stets mit den besten Absich- Der „Unfähigkeit zu trauern“, wie Ale- bekommen. Nun sind seit dem Massaker
ten gehandelt haben: Die Generale hatten xander und Margarete Mitscherlich die ge- mehr als 60 Jahre vergangen, aber Fakt ist
nichts anderes als Befehle umgesetzt; die sellschaftliche Verdrängung nannten, wur- auch, dass den bundesdeutschen Ermitt-
Politiker hatten für das Vaterland gearbei- de mit der Bagatellisierung der Strafverfol- lungsbehörden seit 1951 Vernehmungs-
tet, und die Finanzleute waren lediglich gung für NS-Verbrechen Vorschub geleis- protokolle und Zeugenaussagen über das
mit Geschäften befasst. Auf die vom Vor- tet und die lange Liste der Versäumnisse Massaker in St’ Anna im Zusammenhang
sitzenden Richter abschließend gestellte begann bereits mit den Urteilen in den eines in Italien geführten Prozesses vorlie-
Frage, ob sich die Beschuldigten im Sinne Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. gen (1).
der Anklage schuldig bekennen, antworte- Ausgesprochen wurden – einschließlich Dabei ist die Untätigkeit der Ermitt-
ten alle „Nicht schuldig“. der 12 Nachfolgeprozesse gegen Wehr- lungsbehörden bei NS-Verfahren die Re-
Noch deutlicher wurde der ehemali- macht, Funktionseliten und Berufsgruppen gel, und den Überlebenden und ihren An-
ge Reichswirtschaftsminister Hjalmar wie der NS-Ärzteschaft oder der Juristen – gehörigen in Marzabotto, Oradour oder
Schacht: „Ich verstehe überhaupt nicht, 36 Todesurteile (davon 24 vollstreckt), 23 Kragujevac erging es nicht besser! Überall
warum ich angeklagt bin.“ Ähnlich auch Mal lebenslängliche Haft sowie 102 be- waren Frauen, Kinder und alte Männer
der Chef des Oberkommandos der deut- fristete Freiheitsstrafen. Letztere fielen un- Opfer der Vergeltungsaktionen. Alle Mas-
schen Wehrmacht, Wilhelm Keitel: „Für ter den Gnadenerlass des US-Hochkom- saker wurden mit besonderer Grausamkeit

Stuttgarter Staatsanwaltschaft verzögert die strafrechtliche Verfolgung von NS-Kriegsverbrechen


Gerhard Sommer, einer der in Italien wegen des Massakers von Sant’Anna gangen zu haben. Erst durch die Presse erfuhren die Bewohner, Bewohnerin-
verurteilten Kriegsverbrecher, lebt seit Anfang des Jahres in einer Senioren- nen und Angestellten der Seniorenresidenz davon.
wohnanlage in Hamburg-Volksdorf. Sommer bestreitet bis heute, Unrecht be- Nachdem in den vergangenen Monaten mehrfach Flugblätter verteilt worden
waren, wurde am 26. November nachgelegt: 180 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer besuchten die Hamburger Randgemeinde und sorgten dort
für Aufsehen und gleichermaßen für zustimmende wie empörte Reaktio-
nen. In der Nacht zuvor waren Gedenktafeln an verschiedenen Stellen
in der Einkaufspassage mit Schnellzement eingelassen worden. Und
auch in den Redebeiträgen der Kundgebung wurde insbesondere auf
die Empfindungen und Forderungen der überlebenden Opfer und Ange-
hörigen abgestellt. So wurden am Zaun der Altenresidenz, in der Ger-
hard Sommer lebt, vier Tafeln mit den 394 namentlich ermittelten Opfern
des Massakers niedergelegt und das folgende Grußwort verlesen: „Vor
60 Jahren wollte der Nazifaschismus im kleinen Dorf von Sant’ Anna di
Stazzema eine Gemeinschaft zerstören, Alte, Frauen und Kinder, es wur-
de versucht die Existenz von Hunderten von Menschen auszulöschen,
aber einige von ihnen leben immer noch, und sie werden nie vergessen.
Der Verband der „Opfer von Sant’ Anna di Stazzema“ arbeitet, um die
Erinnerung daran lebendig zu halten, was wirklich geschah, und um für
Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Wir bedanken uns von Herzen
bei all den Leuten, die heute an der Demonstration in Hamburg teilneh-
men, für die Solidarität mit unserem Kampf und wir hoffen, dass in Kürze
auch in Deutschland der Prozess gegen die Mörder eröffnet wird, so wie
er uns vom deutschen Staatsanwalt aus Stuttgart versprochen wurde.“ ■

6 : antifaschistische nachrichten 24-2005


Am Samstag, 22.10.05 organi-
sierte der NPD-Funktionär Nor-
man Bordin („Kameradschaft
Bordin organisiert B&H-
München“ und NPD-Vizebezirksvorsit-
zender Oberbayern) ein Neonazikon-
Konzert – Polizei schaut weg
zert der verbotenen Gruppierung auswahl hin: Die Berliner Band „Spreege- neben der eindeutigen B&H-Ausrichtung
„Blood & Honour“ in Mitterskirchen schwader“ ist auf verschiedenen nationa- zahlreiche weitere Straftaten ignoriert: Das
(Niederbayern) von ca. 300-400 Teil- len und internationalen Blood & Honour- Abspielen verschiedener indizierter oder
nehmerInnen. CD-Samplern vertreten, so z.B. für Blood verbotener Lieder (Landser: „Polackentan-
& Honour (B&H) Frankreich und B&H go“; Kraftschlag: „Trotz Verbot nicht tot“;
Bei der zuständigen Behörde wurde das Brandenburg. Ihre neueste CD „Gefangen „Volk ans Gewehr gegen Reemtsma und
Konzert auf dem Gelände des ehemaligen im System“ wurde im Oktober 2004 indi- Heer“ etc. etc.) zum Teil bei abgeschalteter
„Gasthaus Wagner“ in Mitterskirchen- ziert. Gegen die Band wird wegen Volks- Hallen-Beleuchtung (die Sänger wollten
Mitterschweib durch den Kirchdorfer verhetzung in ihren Liedern auf der CD anonym bleiben). Am Mikrofon soll gar
Erich Kaiser offiziell als NPD-Veranstal- „White Covers to Landser“ ermittelt. Die- der Bau einer „U-Bahn bis nach Ausch-
tung angemeldet. Die anwesende Polizei se CD ist der Berliner Nazi-Band Landser witz“ gefordert worden sein.
will „keinerlei Vorkommnisse“ bemerkt gewidmet, deren Mitglieder das Kammer- Entgegen der sonstigen konspirativen
haben. „Vorkommnisse“ gab es allerdings gericht Berlin als kriminelle Vereinigung Vorgehensweise war dieses Konzert durch
zahlreiche, wie ein am 13.11. ausgestrahl- abgeurteilt hat. „Blutstahl“ spielte im Mai Mithilfe der NPD Eggenfelden als „Partei-
ter Bericht von „Spiegel-TV“ (RTL) nach- 2005 auf einem skandinavischen B&H- veranstaltung“ durch offizielle Anmeldung
wies. Bei dem Konzert traten die neona- Festival. Die Band „Act of Violence“ um (Erich Kaiser, Mitglied des neonazisti-
zistischen Bands „Spreegeschwader“ den Sänger Stefan Schneider aus Lau- schen „Freizeitvereins Südbayern e. V.“)
(Berlin), „Act of Violence“ (Laupheim), pheim (Baden-Württemberg), die beim abgesichert. Das Konzertgelände war von
„Blutstahl“, „SKD“ (Thüringen) und Konzert ihre neue CD („Veritas“) vorstell- einem eingetragenen Verein in Mitterskir-
„Burning Hate“ auf. Es ist belegbar, dass te, bewies ihre Nähe zu „Blood & Ho- chen angemietet („Freizeitverein Südbay-
hinter dem Konzert das international agie- nour“ mit einem Auftritt am 26. Februar ern e. V.“). Alle Mitglieder des Vereins
rende gewalttätige Netzwerk „Blood and 2005 auf dem Blood & Honour-Festival sind namentlich bekannt: ausschließlich
Honour“ („Blut und Ehre“) stand, das in im schwedischen Vara. neonazistische Aktivisten aus Niederbay-
der BRD seit September 2000 verboten ist. Auf der Homepage der internationalen ern und Österreich sowie NPD-Funktionä-
Spiegel-TV strahlte die Auffassung Bor- B&H-Organisation wurde das Konzert re. Die Gemeinnützigkeit ist beantragt.
dins aus, dass das Konzert „B&H-Hinter- von „Sturm-München“ beworben. „Sturm Man wird sich allerdings nach einer neu-
grund“ habe. Auch die einschlägige Sym- München“ ist der Nickname von Thomas en Lokalität umsehen müssen. Das „Gast-
bolik („28“, für die Buchstaben B&H) bei- Wittke (Kirchheim), „Anti-Antifa“-Möch- haus Wagner“ wurde am 24.10. zum Min-
spielsweise auf der Getränkekarte sowie tegern-Aktivist und Mitglied der „Kame- destgebot von 194.000 Euro zwangsver-
die Anwesenheit von Mitgliedern von radschaft München“ und der „Jungen Na- steigert … Norman Bordin verlas beim
B&H Vorarlberg, bestätigen dies. Eines tionaldemokraten“. Konzert die Auflagen und moderierte den
der gespielten Lieder war „For Blood & Von den Augen der zahlreichen anwe- Abend. www.aida-archiv.de, (gekürzt) ■
Honour“. Darauf deutet auch die Band- senden Polizeikräften in der Halle wurden info@aida-archiv.de, www.aida-archiv.de

und unter Beteiligung großer Kontingente schwand das Geschehen selbst aus dem maligen Mitarbeiter der Gruppe Justiz der
und Befehlsketten von Wehrmachts- und öffentlichen Gedächtnis“, resümierte Ahl- NS-Militärverwaltung, Dr. Rudolf Thier-
SS-Angehörigen durchgeführt, und in al- rich Meyer, Historiker und internationaler felder, geleitet.
len Fällen blieben die verantwortlichen Experte für deutsche Kriegsverbrechen in Ohne die Geschichte systematisch hin-
Befehlsgeber und die ausführenden Täter Frankreich in einer soeben erschienenen tertriebener Strafvereitelung für NS-Täter
ungeschoren. Während man in Italien Veröffentlichung. (3) bleibt die Kampagne für die sofortige An-
noch besondere Gründe anführen könnte – Anhand der Auswertung mehrerer hun- klageerhebung gegen Gerhard Sommer,
die belastenden Ermittlungsakten wurden dert Verhörprotokolle westdeutscher Karl Gropler und die noch lebenden Tatbe-
im „Schrank der Schande“ versteckt und Staatsanwälte sieht Meyer ein „offensicht- teiligten im Jahre 2005 unverständlich.
waren aus Rücksichtnahme mit den einsti- lich abgestimmtes Schema“ am Werke, Hier muss, wie im Fall der Bundesstiftung
gen Kriegsverbündeten und folgendem das er in etwa so beschreibt: Von der Ver- zur Entschädigung der Zwangsarbeiter
NATO-Partner verschollen – zeigt sich nichtung der Juden im Osten hätten die oder dem Holocaustmahnmal, (außen-)po-
spätestens beim ehemaligen Kriegsgegner Wehrmachtssoldaten und SS-Angehörigen litischer Druck aufgebaut werden, wenn
und späteren Verbündeten, Frankreich, erst nach Kriegsende aus der Presse erfah- zu Lebzeiten der Überlebenden noch et-
dass die Versäumnisse System hatten. ren. Nicht sie selbst, sondern andere Ver- was passieren soll, zumal auch die Tatbe-
Von den Hunderten an Kriegsverbre- storbene oder Dienststellen hätten die De- teiligten inzwischen hoch betagt sind. Ap-
chen in Frankreich wurden 1980 bis zum portationen organisiert. Der Ausrede, „die pelle für Nachsicht und Vergebung klingen
heutigen Tag lediglich drei (2) Täter von in eklatantem Widerspruch zu den doku- erst einmal gut und irgendwie menschlich,
deutschen Gerichten verurteilt; und das mentierten Fakten standen“, folgten die haben jedoch den entscheidenden Haken,
auch erst nach massiven Protesten in der Staatsanwaltschaften in der Regel mit der dass den Überlebenden und ihren Angehö-
französischen Öffentlichkeit. Höhere Vor- Einstellung der Verfahren. Zusätzlich fi- rigen erneut und endgültig die öffentliche
gesetzte wie der SS- und Polizeiführer nanzierte eine Behörde im Auswärtigen Anteilnahme und juristische Genugtuung
Oberg, der Befehlshaber der Sicherheits- Amt Adenauer-Deutschlands, die „zentra- versagt bleibt. kun ■
polizei Knochen oder der Botschafter Al- le Rechtsschutzstelle“, angeklagten (1) Rolf Suhrmann: Justizieller Täterschutz in kon-
bez – alle in Paris zum Tode verurteilt – Kriegsverbrechern Rechtsanwälte und re- kret: 08/2005 (2) Kurt Heiler: Tulle 1944: Auf den
waren bereits 1963 nach Intervention der cherchierte den Verbleib von Entlastungs- Spuren eines Deutschen Kriegsverbrechen in antifa
- Magazin für antifaschistische Politik und Kultur
Bundesregierung nach Deutschland ent- zeugen. Die eigens zur Entlastung von November/Dezember 2005 (3) Ahlrich Meyer: Tä-
lassen worden. „Da die meisten Beschul- Kriegsverbrechern geschaffene Dienststel- ter im Verhör. Die „Endlösung der Judenfrage“ in
digten in der Bundesrepublik niemals vor le unterstand dem Auswärtigen Amt und Frankreich 1942 - 1944, Wissenschaftliche Buch-
Gericht gestellt und verurteilt wurden, ver- wurde, welch ein Zufall, von einem ehe- gemeinschaft, Darmstadt, 2005, Euro 79.-

: antifaschistische nachrichten 24-2005 7


Zum DFB-Pokalspiel TSV 1860 -
MSV Duisburg am 26.10.05 in
der Allianz-arena präsentierte
FARE-Actionweek
der Verein im Rahmen der FARE-Acti-
onweek gegen Rassismus in Europas
Fußballstadien eine Aktion der Fanini-
gegen Rassismus
tiative Löwen-Fans-Gegen-Rechts und gierten Leute von der Marketingabtei-
des Fanprojekts München lung waren schnell von der Idee der Fan- „Wir möchten den Fußball ohne die
initiative begeistert und alle nötigen „Krankheit“ des Rassismus erleben. Fuß-
Die unabhängige Faninitiative Löwen- Schritte wurden unternommen, um den ball ist die populärste Sportart der Welt
Fans-Gegen-Rechts (LFGR), hat durch LFGR und dem Fanprojekt München und gehört uns allen. Jede/r hat das
finanzielle Unterstützung von FARE die das „OK“ zu geben: Vor dem DFB-Spiel Recht, Fußball zu spielen und zu sehen
Möglichkeit bekommen, anlässlich der gegen Duisburg wird das FARE-Logo sowie frei darüber zu reden, ohne Angst
FARE-Actionweek eine Aktion im Stadi- auf der Anzeigentafel erscheinen, die Ju- haben zu müssen ... Über den Fußball
on durchzuführen. In Zusammenarbeit gend des TSV wird das Transparent in kämpft FARE gegen jegliche Art von Dis-
mit dem Fanprojekt München, das diesen die Kurve tragen und der Stadionspre- kriminierung im Fußball: ob im Stadion,
Monat sein 10-jähriges Bestehen feiert, cher Stefan Schneider wird über die Ak- auf dem Spielfeld, in den Umkleidekabi-
wurde ein Transparent angefertigt: tionswoche von FARE berichten. nen, auf dem Trainingsplatz, im Büro
„AUCH BEI UNS IM STADION: ROTE Dies ist ein großer Erfolg für die Fan- oder im Klassenzimmer; ob durch Fans,
KARTE DEM RASSISMUS“. Wie es initiative der LFGR, die sich seit vielen Spieler, Trainer, Funktionäre oder Erzie-
sich für echte Löwenfans gehört, wurde Jahren stark macht für Toleranz und ge- her. Daher wurde im Februar 1999 auf
das Wort ROT in der Farbe blau gepin- gen Fremdenfeindlichkeit im und um das Anregung von Fangruppen aus verschie-
selt. Die LFGR und das Fanprojekt sind Stadion. Die LFGR waren es auch, die denen Teilen Europas in Wien unter Teil-
zunächst den normalen „Dienstweg“ ge- die Ausstellung „Tatort Stadion“ bereits nahme u.a. von Fußballverbänden sowie
gangen und haben sich an den Ansprech- 2002 nach München holten. Spielergewerkschaften eine Konferenz
partner für die Fans im Verein gewendet. Für diese Arbeit wurden die LFGR abgehalten, mit dem Ziel, eine gemeinsa-
Dort stießen sie zwar nicht auf taube Oh- vom „Bündnis für Demokratie und Tole- me Strategie sowie ein Grundsatzpro-
ren, doch kam es nicht zu den gewünsch- ranz - gegen Extremismus und Gewalt“ gramm gegen Rassismus und Ausländer-
ten Gesprächen. der Bundesregierung Anfang 2003 mit feindlichkeit zu entwickeln. Daraus ent-
Da haben die LFGR selbst das Zepter einem Preis ausgezeichnet. Diese Aus- standen sowohl die Organisation „Foot-
in die Hand genommen und direkt beim stellung wird übrigens zur Fußball-WM ball Against Racism in Europe“ (FARE) -
Verein angerufen: „Guten Tag, ich hätte wieder in München zu sehen sein. ein Netzwerk von Gruppen aus 13 euro-
gerne den Verantwortlichen für die An- Ulla Haiduk, im Namen der Löwen- päischen Ländern - als auch ein Aktions-
zeigentafel und Aktionen auf dem Rasen Fans-Gegen-Rechts ■ plan.“ Quelle: www.farenet.org
in der Allianzarena gesprochen.“ So ein- Weitere Informationen: www.farenet.org, www.loewen-fans-gegen-rechts.com. www.tatort-stadion.de
fach kann es auch gehen, denn die enga- und www.aktive-fans.de. Kontakt:Ulla Haiduk mailto: uIla@factsoft.de

8 : antifaschistische nachrichten 24-2005


Die politische Atmosphäre nach Frankreich nach den Unruhen
den jüngsten Unruhen ist offen-
kundig günstig für die politische Hochkonjunktur für die Ethnisierung so-
Rechte, um alle möglichen Vorhaben aus
den Schubladen zu holen, von denen sie
zialer Konfliktursachen:Tabusstürzenein
längst träumte. Exemplarisch kommt dies ihrer gesellschaftlichen Ursachen bei. So Gleichzeitig tat er, es war im Frühjahr
auf einem Titelblatt des konservativ-reak- sprach der Staatssekretär im Arbeits- und 1991, seinen berühmt-berüchtigten Aus-
tionären Wochenmagazins „Valeurs actuel- Sozialministerium, Gérard Larcher, am 16. sprach über „le bruit et l’odeur“ („den
les“ vom 25. November zum Ausdruck. November davon, die Polygamie afrikani- Lärm und den Gestank“, nämlich der Im-
(Diese Zeitschrift, die vor allem Wirt- scher Familien (eine „gesellschaftsschädli- migranten in den Sozialwohnungen). Seine
schafts- und militärpolitische Themen be- che, asoziale Lebensweise“) sei eine Behauptung, es gebe in der Stadt Paris po-
handelt, gehört dem Rüstungsfabrikanten Hauptursache für die Verwahrlosung von lygame Familien „mit 3 bis 4 Ehefrauen
und Medienmogul Serge Dassault. Laut ei- deren Kindern, und letztere wiederum ei- und um die 20 Kindern“, deren Mitglieder
ner Leserumfrage vom vorigen Jahr wäh- ner der maßgeblichen Gründe für die Stra- umgerechnet 7.500 Euro an Kindergeld
len 65 % ihrer Leser konservativ und wei- ßenunruhen. In ähnlichem Sinne äußerte kassierten und deshalb nicht arbeiteten,
tere 25 % rechtsextrem.) Vor dem Bild ein- sich der Vorsitzende der Parlamentsfrakti- wurde jedoch bei anschließenden Untersu-
stürzender Plattenbauten, die vor einigen on der konservativen Regierungspartei chungen als Falschbehauptung widerlegt.
Jahren im Zuge einer „Stadterneuerungs“- UMP in der Nationalversammlung, Ber- Die Pariser Stadtverwaltung, die damals
operation gesprengt wurden, liest man die nard Accoyer. Accoyer sprach sich am 16. dem Oberbürgemeister Chirac (1977 bis
Überschrift „Die Tabus werden niederge- November bei RTL dafür aus, die Bedin- 95) unterstand und die von ihm mit einer
schlagen“. Die Unterüberschrift, die erklä- gungen für den Familiennachzug von Ein- Überprüfung beauftragt wurde, konnte ei-
ren soll, welche Tabus anvisiert sind, lau- wandererfamilien „zu überdenken,“ d.h. nen einzigen Straßenkehrer finden, der
tet: „Einwanderung... Familienzusammen- zwecks Verschärfung auf den Prüfstand zu zwei Ehefrauen hatte. Der allerdings er-
führung... Automatische Einbürgerung der stellen. heblich weniger Familienunterstützung er-
zweiten und dritten Generation... Sozial- Die Polygamie ist in Frankreich seit lan- hielt und keinesfalls vom Kindergeld leben
leistungen... (...)“ Die politisch moderate gem gesetzlich verboten, das Bestehen po- konnte (wie Chirac wörtlich behauptet hat-
Boulevardzeitung „Le Parisien“ übertitelte lygamer Familien wurde jedoch bis vor te), sondern sein Geld auf dem Pariser
ihrerseits, vor ähnlichem Hintergrund, ihre etwa 15 Jahren noch durch die französi- Asphalt verdiente. Im Moment spielt Präsi-
Sonntagsausgabe vom 20. November mit schen Behörden faktisch toleriert, solange dent Chirac, nach den Unruhen des Herbsts
den Worten: „Frankreich wendet sich nach die Eheschlüsse im Ausland vorgenommen 2005, allerdings selbst nicht erneut diese
rechts“. worden waren (im Namen der Anerken- Partitur vor, sondern gibt eher den „alters-
Tatsächlich wittert der aktive Teil der nung ausländischen Rechts). In den letzten weisen“ und gütigen Papa der Nation, der
konservativen Rechten bei all diesen The- 15 bis 20 Jahren haben sich jedoch die um die „Integration aller Kinder der Nati-
men nunmehr Morgenluft. So entbrannten französische Gesetzgebung und das Vorge- on“ bemüht ist. In den letzten 14 Tagen
ab Mitte November erneut Debatten über hen der Behörden verändert, und es wird sprach Chirac von der Notwendigkeit, über
die alte Forderung, Eltern aus „sozial nicht weiterhin Toleranz in diesen Belan- Maßnahmen „positiver Diskriminierung“
schwachen“ Familien die Kindergeld- und gen geübt. Nunmehr geht man auf juristi- zugunsten unterrepräsentierter Minderheit
Sozialleistungen zu entziehen, wenn sie scher Ebene davon aus, dass entsprechende und namentlich über die Präsenz „sichtba-
ihre Kinder nicht zu kontrollieren vermö- polygame Heiraten, auch wenn sie im Aus- rer Minderheiten“ (etwa von Schwarzen)
gen. Der Bürgermeister der Pariser Traban- land vorgenommen wurden, gegen grund- im Fernsehen und anderen Medien nach-
tenstadt Draveil, Georges Tron (Mitglied legenden Bestimmungen französischen zudenken. Den Part des rassistischen Ein-
der konservativen Regierungspartei UMP), Rechts verstoben und daher keine Aner- peitschers und repressiven Wadenbeißers
beschloss bereits, solchen Familien kom- kennung finden können. Die Polygamie haben heute im bürgerlichen Lager Andere
munale Sozialleistungen zu streichen, de- befindet sich auf dem Rückzug und soll übernommen.
ren Zöglinge für eine Beteiligung an den nach Schätzungen noch circa 20.000 Fami- Von den Nachteilen der Polygamie
Unruhen verurteilt wurden. Diese Familien lien (besonders schwarzafrikanischer Her- und den Vorzügen der Sklaverei
verlieren damit etwa die Beihilfe zur Zah- kunft) betreffen. Sie dürfte kaum geeignet
lung von teuren Stromrechnungen oder die sein, auch nur ansatzweise eine Erklärung Die berüchtigte reaktionäre Historikerin
Unterstützung für den Besuch der Schul- für die Banlieue-Problematik zu liefern. Es und „Sowjetunion- sowie Russland-Exper-
kantine, wovon nicht nur die verurteilten dürfte erheblich mehr gebürtige Franzosen tin“ Hélène Carrère d’Encausse, Sekretärin
„Randalierer“, sondern auch ihre Brüder weißer Hautfarbe geben, die juristisch mit der altehrwürdigen Académie française auf
und Schwestern betroffen sein werden. einer Dame verheiratet sind und faktisch Lebenszeit, ließ sich in ähnlicher Weise in
Nach Angaben des Rathauses von Draveil mehrere schwängern, als im klassischen russischen Medien aus. Im russischen
sollen rund 10 dort ansässige Familien von Sinne polygam lebende Einwanderer. Die Fernsehsender NTV erklärte sie: „Diese
diesem Beschluss betroffen sein. aktuelle Agitation bürgerlicher Spitzenpo- Leute kommen direkt aus afrikanischen
Ein konservativer Hinterbänkler (Jean- litiker war im Übrigen sogar der rechten Dörfern. Paris und andere Städte Europas
Paul Garaud) legte Mitte November im Boulevardzeitung „France Soir“ zu viel, sind aber keine afrikanischen Dörfer. (...)
Parlament einen Gesetzesvorschlag vor, die ihre Titelseite vom Donnerstag (17. In einer Wohnung sind 3 oder 4 Ehefrauen
der Einwandererkindern aus der zweiten November) übertitelte: „Polygamie, Unru- und 25 Kinder. Sie sind derart überfüllt,
und dritten Generation ihre französische hen: Die absurde Erklärung“. dass es keine Wohnungen mehr sind, son-
Staatsbürgerschaft entziehen soll, falls sie Das Strickmuster ist übrigens bereits alt: dern Gott weiß was! Man versteht, dass
an den Riots teilgenommen haben. Nach- Schon als politische Reaktion auf die diese Kinder auf der Straße herumlaufen.“
trägliche Entzüge der französischen Staats- schweren Unruhen, die 1991 in der west- Die, ähem, vornehme Dame muss es ja ge-
angehörigkeit existierten zuletzt unter dem lich von Paris gelegenen Trabantenstadt nau wissen, da sie ganz bestimmt viel Ah-
Vichy-Regime. Juristisch dürfte dies frei- Mantes-la-Jolie ausbrachen, nachdem zwei nung von den realen Lebensbedingungen
lich eher schwer durchsetzbar sein. Jugendliche (bei einem Polizeieinsatz so- von Immigranten hat. In einem anderen In-
Mehrere bürgerliche Spitzenpolitiker wie im Gewahrsam auf der Polizeiwache) terview erklärte sie der Wochenzeitung
trugen gleichzeitig erheblich zu einer Eth- zu Tode gekommen waren, hatte damals „Moskowskie Nowosti“: „Wir haben (in
nisierung, ja rassistischen Verzerrung in Jacques Chirac vom angeblich so wichti- Frankreich) Gesetze, die durch Stalin hät-
der Wahrnehmung der jüngsten Riots und gen Problem der Polygamie gesprochen. ten erfunden werden können. Sie kommen

: antifaschistische nachrichten 24-2005 9


ins Gefängnis, wenn Sie sagen, dass fünf Hätte der Mann ausnahmsweise ge-
Juden oder zehn Schwarze im Fernsehen schwiegen, hätte man ihn – vielleicht –
sind. Die Leute können nicht ihre Mei- weiterhin für einen Philosophen halten
Extreme
nung über die ethnischen Gruppen, über können.
den Zweiten Weltkrieg und über viele an- Ansonsten kann man vernünftigeren Rechte im
dere Dinge ausdrücken. Man verurteilt Sie Menschen als Finkielkraut nur raten, ein-
sofort für dieses Vergehen.“ mal den „Code Noir“ zu lesen, das
Der berüchtigte französische Quatsch- „Schwarzen-Gesetzbuch“, das unter der
Aufwind?
philosoph Alain Finkielkraut, in den Monarchie haarklein den französischen „Ich hoffe, dass man künftig dem Arzt,
1970er Jahren einmal Maoist und heute Sklavenhandel regelte, eine wirklich haar- der seit vielen Jahren eine richtige Di-
neo-reaktionärer „Neuer Philosoph“, ging sträubende Lektüre. Die Sklaverei wurde agnose aufgestellt hat, mehr vertrauen
wohl am weitesten in Sachen ethnisieren- in Frankreich erst 1848 abgeschafft. wird als den Ärzten, die sich in ihrer Di-
der Äußerungen. Seit längerem nie um Abschiebepolitik agnose geirrt haben“. Sagt der franzö-
groteske Vergleiche verlegen, hatte Fin- sische Rechtsextremist Jean-Marie Le
kielkraut im ganzseitigen Interview mit Bereits in der zweiten Novemberwoche Pen vor rund 500 Anhängern, die am
der konservativen Tageszeitung „Le Figa- hat Innenminister Nicolas Sarkozy seiner- vorletzten Montag (14. November 05)
ro“ unter anderem behauptet: „Es handelt seits angekündigt, an den Unruhen betei- in der Nähe des Pariser Louvre-Muse-
sich nicht um eine Revolte gegen den Ras- ligte Immigranten ohne französische ums eine Kundgebung abhalten, um
sismus der Republik, sondern um ein gi- Staatsbürgerschaft aus dem Land abzu- härtere staatliche Reaktionen auf die
gantisches antirepublikanisches Pogrom.“ schieben. Rasch wurde eine „Rückkehr Riots in den Vorstädten zu fordern.
Bisher hatte der Autor dieser Zeilen nai- der Doppelstrafe“ kritisiert: Minister Sar- Und natürlich meint der Chef des Front
verweise angenommen, ein Pogrom beste- kozy selbst hatte im Jahr 2003 die so ge- National (FN) sich selbst.
he in der Verfolgung von Menschen, nicht nannte „double peine“ weitgehend abge-
des armen Staates... schafft, die daraus bestand, dass ein ge- Das angebliche Krankheitsbild, das der
In einem Interview mit der israelischen richtlich sanktionierter Ausländer sowohl selbsternannte Mediziner seit nunmehr 25
Tageszeitung „Haaretz“, das in ihrer Aus- – wie jeder verurteilte Franzose – seine Jahren jedes Mal beschwört, wenn es in
gabe vom 18. November publiziert wurde, Strafe absitzen musste, als auch anschlie- den französischen Banlieues zu Unruhen
ging Finkielkraut noch weiter. (Finkiel- ßend abgeschoben werden konnte. Diese kommt, heißt „ethnisches“, „Einwanderer-
kraut gehört auch zu den führenden „Doppelstrafe“ war seit langem durch oder „Moslemproblem“. Das erste Mal
Rechtszionisten des – politisch breit aus- Menschenrechtsgruppen als rechtliche ließ man ihn 1982 vor einer größeren Öf-
gefächerten – französischen Judentums Diskriminierung angegriffen worden. Sar- fentlichkeit zu Wort kommen – damals
und beispielsweise zu den kritiklosen Ver- kozy schaffte sie ab, um seinen politischen war es zu den ersten länger anhaltenden
teidigern des iraelischen Mauerbaus quer Voluntarismus im Sinne des Mottos „hart Riots in den Trabantenstädten von Lyon
durch das palästinensische Westjordan- aber gerecht“ zu demonstrieren, während gekommen. Le Pen durfte in einem Gast-
land. Er vertritt diese Positio- die regierenden Sozialde- beitrag in der konservativen Tageszeitung
nen mit der antiuniversalisti- mokraten davor jahrelang „Le Figaro“ feststellen, die Banlieue-Un-
schen Begründung, er werde untätig geblieben waren. ruhen und die Streikwelle belegten, „dass
Maßnahmen der israelischen Sarkozy hat’s gegeben, eine multikulturelle Gesellschaft nicht
Regierung nicht kritisieren, Sarkozy hat’s genommen? funktioniert, wie es auch der Bürgerkrieg
„um den Unseren nicht in den Auf die Vorwürfe, der Mi- im Libanon beweist“. Heute stimmen füh-
Rücken zu fallen“. Der redak- nister revidiere seinen ei- rende bürgerliche Politiker in den Chor der
tionelle Vorspann von „Haar- genen Beschluss, die Stimmen ein, die „ethnische“ Ursachen –
etz“ zu dem Interview enthält „Doppelstrafe“ sei als dis- statt soziale Verwerfungserscheinungen,
durchaus implizite Kritik, an kriminierend zu betrach- Perspektivlosigkeit und Ghettoisierung –
einer Stelle werden die Auslas- ten, antwortete dessen hinter den jüngsten dreiwöchigen Unru-
sungen Finkielkrauts indirekt Umgebung mit einem hen sehen. (Vgl. Artikel S. 9)
in die Nähe derer Le Pens ge- wirklich frappierenden Derzeit befördern viele der gesellschaft-
rückt.) In den Spalten von Argument. „Le Monde“ lichen Reaktionen auf die jüngsten Riots
„Haaretz“ äußert Finkielkraut zitierte Berater des Innen- den Ruf nach autoritären „Lösungen“ und
unter anderem: „Das Problem ministers mit den Worten, rassistische Interpretationen bezüglich ih-
ist, dass diese jugendlichen Minister Sarkozy es gehe gar nicht um eine rer Ursachen. Keine Rolle spielt dabei,
Randalierer fast alle Araber Doppelstrafe, denn diese dass auch weißhäutige und blonde Ban-
und Schwarze sowie mit einer betreffe ja strafrechtlich lieue-Bewohner an den Riots beteiligt wa-
islamischen Identität ausgestattet sind. (...) verurteilte Ausländer. Dagegen plane man ren. Der junge Mann, der zu der höchsten
Heutzutage gibt man der Demagogie nach jetzt, an den Unruhen beteiligte Ausländer Haftstrafe im Zusammenhang mit den Un-
und ändert die Geschichtsschreibung be- auch ohne jedes Urteil abzuschieben... ruhen verurteilt wurde – vier Jahre Haft
züglich des Kolonialismus und der Skla- Von 2.200 Personen, die bis Mitte No- ohne Bewährung – heißt nicht Moham-
verei. Man stellt diese (Anm.: den Kolo- vember im Zusammenhang mit den Unru- med oder Mamadou, sondern Jérémy Van
nialismus und die Sklaverei) so dar, als hen festgenommen worden waren (insge- Gendt. Und seine Vorfahren wanderten
seien sie rein negative Erscheinungen ge- samt sind es knapp 3.000), waren 120 Per- zwar nach Frankreich ein, aber „nur“ aus
wesen. Anstatt zu sagen, dass das kolonia- sonen ohne französische Staatsbürger- dem benachbarten Belgien. Es handelt
le Projekt erziehen, den Wilden die Zivili- schaft. In der Nationalversammlung präzi- sich offenkundig nicht um ein „ethni-
sation bringen wollte. (...) Was hat Frank- sierte Sarkozy am 15. November, gegen sches“ Problem, sondern um ein soziales.
reich den Afrikaner getan? Nur Gutes.“ bisher 10 Personen seien unmittelbare Die Dinge genau umgekehrt darzustellen,
Ferner führt Finkielkraut aus, „wenn diese konkrete Vorbereitungen zur Abschiebung gehört (leider nicht nur) für Le Pen zu sei-
jungen Migranten meinen, man behandele eingeleitet, Minderjährige würden jedoch ner politischen Geschäftsgrundlage.
sie in Frankreich schlecht, ihre wirtschaft- ausgenommen. Das hätte sonst auch ziem- Le Pen unter Konkurrenzdruck
liche Situation sei nicht gut: Wir halten sie liche juristische Komplikationen hervor-
hier nicht fest.“ Sollen sie doch nach drü- gerufen. Dennoch kann der rechtsextreme Politiker
ben gehen! Bernhard Schmid, Paris ■ sich heute nicht beruhigt zurücklehnen und

10 : antifaschistische nachrichten 24-2005


darauf warten, dass ihm die Situation in die zu einem frühen Zeitpunkt, die Armee statt Antifaschistisches Jugend-
Hände arbeitet. Denn Le Pen hat rechtsau- der Polizei zwecks Niederschlagung der treffen der VVN-BdA
ßen Konkurrenz bekommen, während sei- Unruhen in die Banlieues zu entsenden. Am 14. Januar 2006 findet ab 14:00 Uhr
ne eigene Partei von Konflikten gelähmt Das hatte Le Pen zwar auch bereits vor unter dem Motto „Kunst, Kultur und
wird. Viele führende Kader aus der „alten zehn Jahren gefordert, er wiederholte es Widerstand – Für eine antifaschistische
Garde“ der Partei, die seit der Splittergrup- aber im jetzigen Kontext nicht laut. Diesen Republik“ im Statthaus Böcklerpark,
penzeit des FN in den siebziger Jahren da- Vorschlag mochte die Regierung sich nicht Prinzenstraße 1 in Berlin-Kreuzberg das
bei waren, sind in Opposition gegen die zu eigen machen, auch wenn die Armee in 11. Antifaschistische Jugendtreffen der
Tochter des „Chefs“ – Marine Le Pen – als der zweiten Novemberwoche zeitweise in VVN-BdA statt. Eröffnet wird die Konfe-
mögliche Nachfolgerin getreten. den Alarmzustand versetzt wurde. renz von Esther Bejarano, Musikerin und
Einer der Wortführer der innerparteili- Beide Parteien scheinen von den gesell- Überlebende des Vernichtungslagers KZ
chen Opposition war seit längerem schaftlichen Reaktionen auf die Riots in Auschwitz.
Jacques Bompard, Bürgermeister im süd- den Banlieues zu profitieren. Der Front Es wird verschiedene Arbeitsgruppen
französischen Orange (30.000 Einwoh- National dürfte nach realistischen Schät- rund um das Thema „Kunst, Kultur und
ner), der die Hardliner um sich scharte. Er zungen derzeit 15.000 bis 18.000 Mitglie- Widerstand – Für eine antifaschistische
war das letzte Stadtoberhaupt des FN, der haben. (Gegenüber 42.000 einge- Republik“ mit namhaften und kompeten-
nachdem die Partei die drei anderen Rat- schriebenen Parteigängern vor seiner Spal- ten Referentinnen und Referenten geben,
häuser, die sie in den späten neunziger tung im Konflikt mit Bruno Mégret, Ende in denen sich die jugendlichen und jung-
Jahren regierte, an die bürgerlichen Partei- der neunziger Jahre.) Es wird behauptet, gebliebenen Teilnehmerinnen und Teil-
en verloren hat. Doch nachdem Le Pen ihn der FN habe seit den Unruhen 2.000 neue nehmer einbringen können.
am 9. September aus allen Parteiämtern rekrutiert. Diese Zahl wurde ohne Quel- Unter anderem sind folgende Themen-
entfernen ließ, hat Bompard dem FN kurz lenangaben durch den Vorsitzenden des bereiche geplant:
darauf den Rücken gekehrt. Bompard zö- Europäischen Gewerkschaftsbunds, John
gerte nicht lange, neuen Anschluss zu su- Monk, verbreitet. Gesichert ist jedenfalls, 1. Vorwärts und nicht vergessen worin
chen, in Gestalt einer Annäherung an den dass der FN in den letzten vier Wochen unsre Stärke besteht.?! Antifa-Jugend-
Rechtskatholiken und nationalkonservati- eine recht intensive Beitrittskampagne un- gruppen, Projekte und Initiativen stellen
ven Grafen Philippe de Villiers - den Chef ter seinen Sympathisanten geführt hat, die sich vor und zur Diskussion! Moderation:
der Kleinpartei MPF (Mouvement pour la auf den Mailinglisten wiederholt zum Par- Hendrik Paul/Antifa Bitterfeld
France, Bewegung für Frankreich). Am 3. teieintritt aufgefordert wurden. Der MPF, 2. Völker hört die Signale ..?! Von Freien
November trafen sie sich, und sie hatten der nach eigenen (mutmaßlich übertriebe- Radios bis Stattzeitungen. Eine Zeitreise
den Anlass dafür nicht zufällig ausgesucht. nen) Zahlen rund 7.500 Mitglieder haben durch alternative Medienkultur. Referen-
Ihren ersten Händedruck vor den Kameras will, gibt an, „mehrere hundert“ Beitritts- tInnen: Fritz Güde, Stattzeitung; Sabine
vollführten sie in der Pariser Trabanten- wünsche verzeichnet zu haben. Die jewei- Heins, RAG; Radio Z(angefragt); Gruppe
stadt Epinay-sur-Seine und schwadronier- ligen Angaben können jedoch kaum über- Arbeiterfotografie; Moderation: Gerd
ten über einen „ethnischen Bürgerkrieg“, prüft werden. Deumlich/Marxistische Blätter
von angeblicher „unkontrollierter Massen- Ende August hat die Villiers-Partei, de- 3. Und weil der Mensch ein Mensch
einwanderung“ und einem vermeintlichen ren Generalsekretär Guillaume Peltier frü- ist...?! Von 1. Internationale Arbeiter -
Aufstand der Moslems gegen das christli- her für kurze Zeit an der Spitze der FN-Ju- Musik u. Gesangsolympiade Europas in
che Frankreich. (vgl. AN 23/3005) gendorganisation (FNJ) stand, auch öf- Strasbourg 1935 zur aktuellen linken Mu-
Damit hatten Bompard und de Villiers fentlich ihre Bereitschaft erklärt, ehemali- sikkultur. ReferentInnen: Hans Adamo/
vorübergehend lauter geschrien als Le ge Kader Le Pens aufzunehmen. Den Studienkreis Deutscher Widerstand und
Pen. Zumal der Parteichef des FN sich rechtsextremen Funktionären bietet der Mitglieder der Theater Truppe Schöne-
nicht selbst in die Banlieues begab, son- „villiéristische“ MPF die Möglichkeit, im berg/ RockTheater (TTS), Moderation:
dern seine Kundgebung vor treuen Partei- Rahmen einer nicht durch Le Pens Sprü- Liliane Leible, VVN-BdA Ortenau
gängern zehn Tage später im historischen che und teilweise offenen Nazi-Sympa-
Zentrum von Paris abhielt. thien belasteten Organisation „respekta- 4. „White Noise“ – Begleitmusik zu Mord
Auch in der Folgezeit unterschied sich ble“ Politik zu machen, wobei auch eine und Totschlag. Strategien und Entwicklun-
die Strategie beider Seiten. Le Pen, Vater Annäherung an Konservative nicht ausge- gen in der neonazistischen Jugendkultur.
und Tochter, stellten tagelang vergleichs- schlossen ist. Das politische Profil beider apabiz (antifaschistisches pressearchiv und
weise moderate Forderungen im Hinblick Parteien ist nicht völlig identisch: De Vil- bildungszentrum Berlin e.V
auf „Sicherheitsmaßnahmen“ – jedenfalls liers zieht vor allem gegen Homosexuelle, Die Ergebnisse der AGs werden sicherlich
wenn man sie mit dem vergleicht, was die Schwangerschaftsabbrüche, gegen Mos- auch Bestandteil der Podiumsdiskussion
bürgerliche Rechte selbst durchsetzte. Die lems und einen EU-Beitritt der Türkei – mit dem Titel: Kultur der Anpassung –
Le Pens attackierten die Regierung und In- als „islamisches Land“ – zu Felde. Diese Kultur des Widerstandes sein.
nenminister Sarkozy kaum direkt, sondern Themenpunkte gibt es alle auch bei den Le TeilnehmerInnen: Heike Kleffner, Journa-
konzentrierten sich eher darauf, zu ver- Pen-Anhängern, denen die katholische Se- listin & Filmemacherin; Kai Degenhard,
künden, ihre Partei sei „das Original“ und xualmoral aber eher weniger am Herzen Musiker & Journalist; Bernd Köhler, Gra-
die konservativen Sicherheitspolitiker nur liegt als der Rassismus. Dagegen finden fiker; Esther Bejarano; Sabine Heins,
„die Kopie“. sich die Elemente eines antisemitisch un- RAG; Gruppe Arbeiterfotografie. Mode-
Im Bereich der Ausländergesetzgebung terlegten „Antikapitalismus“ von rechts, ration: Markus Plagmann, IG Metall Ber-
sattelte Jean-Marie Le Pen freilich später die daneben in Teilen des FN anklingen, lin-Brandenburg-Sachsen.
noch gehörig darauf und forderte etwa bei bei den „Villiéristen“ kaum wieder. Letz- Mit angesagten Bands, Cocktails und
seiner Kundgebung vom 14. 11., alle Auf- tere haben auch größere Schwierigkeiten, Abtanzen beginnt das Abendprogramm ab
enthaltstitel für Ausländer künftig auf ein über die traditionalistische Bourgeoisie 20.00 Uhr.
Jahr zu befristen. und konservative Mittelschichten hinaus
Dagegen bemühten sich Bompard und auch in den sozialen „Unterschichten“ An- Mehr Informationen über
de Villiers darum, die Regierungspolitik klang zu finden, bei denen der FN weitaus VVN-BdA, Franz-Mehring-
auch im Sicherheitsbereich verbal zu über- stärkeren Zuspruch findet als die Rechts- Platz 1, 10243 Berlin,
trumpfen und Innenminister Sarkozy konservativen. www.vvn-bda.de
rechts zu überholen: Sie forderten schon Bernhard Schmid, Paris ■

: antifaschistische nachrichten 24-2005 11


: ausländer- und asylpolitik
Bayerische Ausländerbeirä-
te reagieren auf Pisa-Studie
Bayern. Die Arbeitsgemeinschaft der
Aufstehen gegen fordern den sofortigen Stopp aller Ab- Ausländerbeiräte Bayerns hat sich inten-
Abschiebungen schiebungen!“ siver mit den Ergebnissen der neuen Pisa-
Unterstützung per Post: Aktionsbünd- Studie beschäftigt und dazu am 4. No-
Frankfurt. Der Bundesgerichtshof hat nis gegen Abschiebungen Rhein-Main, vember 2005 eine Stellungnahme veröf-
den Termin für die Verhandlung in Sachen c/o Dritte Welt Haus, Falkstraße 74, fentlicht, die auf die Ungerechtigkeit und
Hausverbot am Frankfurter Flughafen 60487 Frankfurt; und per email: Unzulänglichkeiten des Schulsystems in
festgelegt. Die mündliche Verhandlung aktionsbuendnis-rm@web.de Bayern für Migrantenkinder aufmerksam
findet statt am 20. Januar 2006 um 9 Uhr Aktionsbündnis gegen Abschiebung macht:
vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe Rhein-Main, 17.11.05 ■ „Keine Frage, die Kinder der Migranten-
im Saal N 004. Aus diesem Anlass bittet familien aus der gebildeten Oberschicht
das Aktionsbündnis gegen Abschiebungen Demonstration: Freiheit für und den Akademikerkreisen schaffen es“,
Rhein-Main, den nachfolgenden Aufruf zu heißt es in der Stellungnahme. „Da sind
unterzeichnen, der zur Verhandlung veröf- Cornelius Yufanyi die gebildeten Mamas, genauso wie die
fentlicht werden soll. Göttingen. Rund 150 Menschen de- ideale Mama in Bayern, zu Hause und ler-
„Überall, wo Menschenrechte ver- monstrierten am Samstag, den 12. No- nen nachmittags brav mit dem Kind oder
letzt werden, ist Protest nötig. vember 2005 in Göttingen gegen die Re- kutschieren es zur ganzheitlichen Förde-
sidenzpflicht und die drohende Inhaftie- rung vom Sportunterricht zur Musikstun-
Über 8.500 Menschen werden jedes Jahr rung von Cornelius Yufanyi, Aktivist der de hin und her. Die zweisprachige Erzie-
allein vom Frankfurter Flughafen abge- Flüchtlingsorganisation „The Voice Refu- hung läuft unproblematisch, denn Sprach-
schoben. Damit ist Frankfurt der größte gee Forum“. Seinen Rede-
Abschiebeflughafen der BRD. Immer beitrag begann Cornelius
wieder werden dabei Menschenrechte so: „Ich habe einen Haft-
verletzt oder es werden Menschen durch befehl, die Polizei sieht
die Abschiebung gefährdet. mich, aber sie macht
Vor sechs Jahren ist der Sudanese Aa- nichts. Ist das nicht wun-
mir Ageeb während einer zwangsweisen derbar?“
Abschiebung durch BGS-Beamte ums Cornelius hat guten
Leben gebracht worden. In anderen Fäl- Grund zu bissiger Ironie.
len wird rechtzeitig bekannt, dass Flücht- Den relativen Schutz vor
linge in eine ungewisse Zukunft, in Fol- einer unmittelbaren Fest-
ter oder Tod abgeschoben werden sollen. nahme verdankt er der
So z.B. bei Zarah Kameli, der im Iran vielfältigen Solidarität,
Steinigung drohte. Durch eine starke Öf- die er durch sein konse-
fentlichkeit, durch Proteste am Flugha- quentes Herangehen er-
fen und schließlich durch die Weigerung fährt, nicht der Einsicht
des Flugkapitäns, Frau Kameli gegen ih- offizieller Stellen in die
ren Willen mitzunehmen, konnte die Ab- Zynik des gesamten Ver- Am 17.11. fand im Rahmen europaweiter Protestaktionen gegen
die Privatisierung im Bildungsbereich auch in München eine De-
schiebung im letzten Moment verhindert fahrens gegen ihn. monstration statt. Die bayerische Staatsregierung führt im Winter-
werden. Cornelius Yufanyi koor- semester 2007 Studiengebühren in Höhe von bis zu 500 Euro ein.
Für das uneingeschränkte Grund- dinierte einen Flüchtlings-
recht auf Meinungs- und Versamm- kongress vom 20. April bis 1. Mai 2000 in förderung geschieht vom frühesten Alter
lungsfreiheit Jena. Dazu erhielten zwar 600 Gäste aus in beiden Sprachen und die Eltern können
40 Ländern Visas, ihm selbst hingegen sogar persönlich die fehlenden Schulan-
Seit einiger Zeit überzieht der Flugha- wurde jedoch aufgrund der Residenz- gebote in der Muttersprache kompensie-
fenbetreiber Fraport DemonstrantInnen pflicht verboten, am Kongress teilzuneh- ren, persönlich oder notfalls durch bezahl-
mit Hausverboten und bekam darin von men. Cornelius setzte sich über das Verbot te Nachhilfe. ... Aber wie viele sind es
Amts- und Landgericht Frankfurt Recht. hinweg und bekam eine Geldbuße. Für denn, solche Migrantenfamilien?
Begründung: der Flughafen sei privat, seine Weigerung, die Strafe über 323,20 Die Mehrheit der Migranten in
das Grundrecht auf Meinungs- und Ver- Euro zu zahlen, wurde jetzt der Haftbe- Deutschland ist aus unteren und bildungs-
sammlungsfreiheit gelte hier nicht. fehl gegen ihn ausgestellt. Cornelius Yufa- fernen Schichten. Die erste Generation
Das Aktionsbündnis gegen Abschie- nyi wird der Aufforderung, sich den Be- wurde als solche angeworben, die zweite
bungen Rhein-Main zieht am 20. Januar hörden freiwillig auszuliefern, nicht nach- und dritte Generation sind es gerade auf-
2006 vor den Bundesgerichtshof. Unse- kommen, um somit seinem Kampf gegen grund des sozial selektierenden Schulsys-
rer Meinung nach darf es nicht sein, dass die rassistische Gesetzgebung Ausdruck tems geworden oder geblieben. Die gebil-
der Flughafen nicht der Grundrechtsbin- zu verleihen. deten Einwanderer werden oftmals auf-
dung unterliegt. Das Flughafengelände Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen grund der Nicht-Anerkennung ihrer Zeug-
wird vom öffentlichen zum privaten diesem juristischen Possenspiel ein Ende nisse ebenfalls in die Arbeitslosigkeit oder
Raum umdefiniert, das Hausrecht des setzen und den Haftbefehl gegen Corneli- Tätigkeiten für Unqualifizierte abgescho-
Betreibers über das Grundrecht auf Ver- us aufheben. ben und damit auch am sozialen Aufstieg
sammlungs- und Meinungsfreiheit ge- Ein vierminütiges Video über Cornelius gehindert.
stellt. Letztlich wird es dadurch möglich, Yufanyi und die Demonstration in Göttin- Will man die gefährliche Paarung der
Handlungen staatlicher Behörden in die- gen gibt es unter http://www.umbruch- Merkmale „ethnische/kulturelle Minder-
sem privatisierten Raum der Kritik der bildarchiv.de/video/portrait/121105corne- heit“ und „soziale Benachteiligung“ auf-
Öffentlichkeit zu entziehen. Dies darf lius_yufanyi.html lösen, dann stellt gesellschaftliche Inte-
nicht sein! Protest vor Ort muss möglich The _voice_berlin gration und sozialer Aufstieg durch Bil-
sein! Aufhebung aller Hausverbote! Wir THE_VOICE_BERLIN@gmx.de ■ dung die nahezu einzige Möglichkeit dar.

12 : antifaschistische nachrichten 24-2005


Aber dieser Weg ist in Deutschland beson-
ders gut versperrt. Kinder mit sozial- und
Gleiche Rechte für alle –
bildungsschwachem Elternhaus haben viel
geringere Chancen, vor allem wenn sie ei-
Bleiberecht für Flüchtlinge –
nen zweisprachigen Hintergrund haben. Abschiebungen stoppen
Die systematische Nichtberücksichtigung Aufruf zur Demonstration anlässlich der Innenministerkonferenz in Karlsruhe am
des zweisprachigen Kontexts, in dem die 8. Dezember, 16 Uhr, Platz der Grundrechte
Kinder leben, und der komplex und in vie-
len Fällen problematisch verlaufenden Am 8. und 9. Dezember 2005 ben, werden bundesweit und sogar europa-
Spracherwerbbiografien in einem mono- treffen sich die Innenminister weit Sammelabschiebungen durchgeführt.
kulturell und einsprachigen Schulsystem des Bundes und der Länder zu Auch bei Nacht, im Frachtbereich unter
gesellen sich zu allgemeinen Nachteilen, ihrer halbjährlich stattfindenden Sit- Ausschluss der Öffentlichkeit abgewi-
die die Kinder aus den bildungsfernen Fa- zung in Karlsruhe. Baden-Württem- ckelt, werden selbst kranke und traumati-
milien allgemein treffen: fehlende früh- berg hat in diesem Jahr unter Innenmi- sierte Flüchtlinge auf diese Weise in unsi-
kindliche häusliche Förderung, fehlende nister Rech den Vorsitz. chere Herkunftsländer verbracht.
schulbegleitende Unterstützung, Unsi- Zuflucht in Europa wird verhindert
cherheit der Eltern bei der Schullaufbahn- In den vergangenen Jahren ist die Innenmi-
planung, fehlendes Selbstbewusstsein und nisterkonferenz vor allem durch restriktive Fast täglich gibt es neue Meldungen von
geringere Motivation beim Anstreben hö- Beschlüsse zur Flüchtlingspolitik hervor- zurückgewiesenen Flüchtlingen an den
herer Schulbildung durch fehlende Vorbil- getreten. Dabei hätte sie die Möglichkeit, Außengrenzen der Europäischen Union,
der und Identifikationsfiguren aus dem ei- Flüchtlingen aus Krisenregionen per Be- neue Meldungen von Toten auf dem Weg
genen sozialen Umfeld. So haben es diese schluss eine Aufenthaltserlaubnis zu ertei- in die „Zuflucht Europa“. Alleine in den
Kinder doppelt so schwer, die Hürden des len und schon lange hier lebenden Flücht- Jahren 1993 bis 2005 wurden 6.336 To-
bayerischen Schulsystems bis zu höheren lingen, die von Monat zu Monat, von Jahr desfälle dokumentiert, die in direktem Zu-
Schulen zu überwinden. Die Ausnahmen zu Jahr nur geduldet werden, durch eine sammenhang mit der europäischen Ab-
bestätigen nur die Regeln. großzügige Bleiberechtsregelung den Auf- schottungspolitik stehen. Die Dunkelziffer
Schon seit den ersten Pisa-Ergebnissen enthalt in Deutschland zu gewähren. Statt- dürfte noch erheblich höher sein, da viele
ist bekannt, dass die Migrantenkinder in dessen werden Flüchtlinge aus Krisenge- derer, die beim Versuch sterben, über das
Bayern zwar etwas bessere Lese-Kompe- bieten zwangsweise zurückgeführt. Ande- Mittelmeer zu gelangen, nie gefunden
tenzen aufweisen als in anderen Bundes- ren wird massenhaft, um Ausreisedruck zu werden. Die massive Abwehrpolitik der
ländern, dass sie aber trotzdem seltener in erzeugen, durch Widerrufsverfahren der Europäischen Union ist maßgeblich vom
die höheren Schulen kommen. Nun ist zu Flüchtlingsschutz entzogen. deutschen Bundesinnenminister mitbe-
befürchten, dass auch diesmal die Ergeb- So wurde zuletzt auf der Innenminister- stimmt. Vor einem Jahr versuchte der da-
nisse und vor allem Lösungen genau in konferenz im Juni 2005 in Stuttgart die malige Innenminister Schily, Auffanglager
die falsche Richtung gehen werden: noch Rückführung der Minderheiten aus dem für Flüchtlinge in Nordafrika, vor den To-
mehr Tests, noch mehr Leistungsdruck Kosovo sowie die Rückführung von ren der EU durchzusetzen. Mittlerweile
und noch mehr Selektion! So passt auch Flüchtlingen nach Afghanistan beschlos- brechen die Mittelmeerländer Italien,
der aus meiner Sicht unglaubliche Skan- sen. Dies vor dem Hintergrund der nach Griechenland und Spanien offen interna-
dal, worüber seit einiger Zeit gemunkelt wie vor prekären Sicherheitslage in diesen tionales Recht, indem sie Flüchtlinge,
wird, völlig ins Bild. Man will Gelder Ländern. Die aus der Presseerklärung der ohne ein Asylgesuch zu prüfen, vor den
vom Bund, die der Einrichtung von Ganz- Innenminister zitierte Bemerkung, „Befür- Toren der EU wieder absetzen. Länder wie
tagsschulen zugute kommen sollten, vor worter einer Bleiberechtsregelung sollten Marokko machen dann die „Drecksarbeit“
allem in das umstrittene Projekt G8 (Abi- bedenken, dass diese die ethnischen Ver- für die EU, sie setzen Flüchtlinge mitten in
tur nach 8 Jahren Gymnasium bzw. 12 treibungen im Kosovo zementieren wür- der Wüste aus oder internieren sie in Mili-
Jahren Schule) stecken! den und so das Völkerrecht unterliefen“ tärzentren, zu denen Nichtregierungsorga-
Es wäre schade, die Chance zu einer kann angesichts der Situation für Minder- nisationen und Journalisten der Zutritt ver-
grundlegenden Reform zu verpassen, die heiten im Kosovo nur als zynisch bezeich- wehrt wird.
endlich die bestmögliche Förderung und net werden. Nach wie vor fliehen Minder- Ein Aufschrei ist nötig
Bildung jedes einzelnen Kindes unabhän- heitenangehörige vor Übergriffen.
gig von der sozialen Herkunft zum Ziel Rückkehrdruck auf Flüchtlinge Was hier passiert ist ungeheuerlich, eigent-
des Bildungssystem macht und den nöti- lich müsste ein Aufschrei durch die Bevöl-
gen Investitionen dazu als Investition in Bereits jetzt wird Druck auf Flüchtlinge kerung gehen. Anstatt die Ursachen von
die Zukunft des Landes höchste Priorität aus dem Irak ausgeübt, indem ihnen rei- Flucht und Vertreibung zu bekämpfen,
einräumt. Die Bildungspolitiker, die sich henweise per Widerruf der Flüchtlings- werden Flüchtlinge bekämpft. Solange
einer vermeintlichen „Elitenförderung“ schutz entzogen wird. Diese Flüchtlinge keine reellen Anstrengungen unternom-
rühmen, sowie Eltern und Lehrer der erhalten dann oft nur noch eine Duldung men werden, den Widerspruch zwischen
Gymnasiasten, die dieses System gegen und verlieren dadurch meist auch ihre Ar- arm und reich, zwischen Demokratie und
jede Reformabsicht verteidigen, machen beitserlaubnis. Somit können sie, sollten Diktatur zu bekämpfen, solange mit den
einen entscheidenden Fehler: Diese fal- sich die Innenminister einmal zu einer Diktatoren Geschäfte gemacht werden, so-
sche Bildungspolitik verspielt unser aller Bleiberechtsregelung durchringen, den lange wird es Menschen geben, die aus
Zukunft, „Eliten“ mit einbegriffen.“ dann gestellten Anforderungen oft nicht Angst vor Verfolgung und Vertreibung
Mitra Sharifi Neystanak, mehr genügen. fliehen müssen. Daher fordern wir:
Vorsitzende AGABY ■ Bundesweit leben ca. 200 000 Flücht- Gleiche Rechte für alle ● Bleiberecht für
Die AGABY ist die Arbeitsgemeinschaft der Auslän- linge nur mit dem unsicheren Status einer alle Flüchtlinge ● Stoppt die unmenschli-
derbeiräte Bayerns. Sie ist der Zusammenschluss der Duldung. Ungefähr 150 000 von ihnen che Abschiebepolitik.
Ausländerbeiräte, die durch die ausländische Bevöl- schon länger als 5 Jahre, viele sogar be- Demonstration und Kundgebung 8. De-
kerung ihrer Städte und Kreise demokratisch gewählt reits seit 8 oder 10 Jahren und länger. Statt zember 2005, 16 Uhr, Karlsruhe – Platz
sind. Bisher haben sich der AGABY 20 Ausländer-
beiräte angeschlossen. Das sind Beiräte von Städten
vor dem Hintergrund massiv sinkender der Grundrechte
und Gemeinden, in denen mehr als 90% der ausländi- Flüchtlingszahlen diesen Flüchtlingen Unterstützer: zahlreiche Flüchtlingsgruppen
schen Bevölkerung Bayerns lebt. www.agaby.de endlich einen sicheren Aufenthalt zu ge- und Organisationen ■.

: antifaschistische nachrichten 24-2005 13


Zum europaweiten Aktionstag
am 12.11. fand in Freiburg im
Breisgau eine antirassistische
Antirassistische Demo
Demonstration mit 200 TeilnehmerIn-
nen statt. Bei der Abschlusskundge-
bung kam es zu Auseinandersetzun-
in Freiburg
gen mit Burschen von der Saxo-Silesia, Regierenden zwischen dem Norden und wie eine Ratte sterben, die von einem
dabei gab es eine Gewahrsamnahme. dem Süden geschaffen haben. Diese Mau- Feuer erwischt wurde. Deswegen trete ich
er der Trennung, dieser Zaun spiegelt die als Überlebender vor Sie, um diese un-
Die Demonstration startete mit der ty- falsche Beziehung wider, in der die Roh- menschliche Situation anzuzeigen und Sie
pisch südbadischen Verspätung von einer stoffe, die vom Süden kommen und die zu bitten uns zu helfen, eine gerechte und
dreiviertel Stunde um viertel vor eins. Die Fertigprodukte des Nordens, unter ande- menschliche Welt zu schaffen.
Route war Werderring, Rempartstraße, rem Waffen, sich bewegen können und die Das, was wir essen sollten, das, was uns
KaJo, Rathausplatz, KaJo, Friedrichring, Menschen nicht. (...) helfen sollte unsere Länder zu entwickeln,
Merianstraße, Rathausplatz. Es gab eine Ich weiß schon, dass die Medien viel- wird in den Westen gebracht, um die
Zwischenkundgebung am Bertoltsbrun- leicht meiner Stimme kein Echo geben Schulden zu bezahlen, die wir niemals
nen, die Abschlusskundgebung fand auf werden, dass die PolitikerInnen bei ihren eingegangen sind, um Waffen zu kaufen,
dem Rathausplatz statt, wo es auch eine Treffen nicht über Menschenrechte reden die uns töten und die Glieder amputieren
kleine Ausstellung zur Situation in Ceuta werden, weil im Grunde mein Leben wie und uns so unfähig machen, zu unserem
und Melilla sowie den europäischen das von allen Armen der Welt für sie nicht eigenen Erhalt beizutragen.
Flüchtlingslagern gab.
Dort feierten gerade Burschenschaftler
der Saxo-Silesia in vollem Wichs Hoch-
zeit. Der Sektstand wurde mit Transparen-
ten bedrängt und musste von der Polizei
beschützt werden. Nach leichten Range-
leien gab es einen spontanen Redebeitrag
zu Burschenschaften im Allgemeinen,
Beispielen von antiburschenschaftlicher
Arbeit der jüngsten Zeit in Freiburg und
der Saxo-Silesia im Besonderen. Ein De-
monstrant wurde nach den Auseinander-
setzungen von der Polizei in Gewahrsam
genommen.

Ein Brief des afrikanischen Einwande-


rers Bashige Michel, der beim Fluchtver-
such an der EU-Außengrenze in Marok-
ko starb, an die spanische Gesellschaft,
wurde auf der Abschlusskundgebung
verlesen, hier einige Auszüge:

zählt. Sie opfern uns ohne Skrupel und Deswegen befinden wir uns in einer Si-
D amen und Herren der spanischen Ge-
sellschaft, Worte könnten nicht ver-
mitteln, was ich in diesem Moment emp-
ohne Scham!
Tatsächlich, meine Damen und Herren
tuation, in der wir weder unsere Felder be-
stellen können, noch ruhig schlafen kön-
finde, indem man mich mit Gewalt ge- der spanischen Gesellschaft, bin ich Afri- nen, noch an die Zukunft unserer Kinder
zwungen hat, dahin zurückzukehren, von kaner. Ich komme aus einem verarmten und unserer Brüder denken können. Alles
wo ich gekommen bin! Es wurde mir Land; ein Land, das seit Jahrhunderten was in unseren Ländern hergestellt wird,
noch nicht mal möglich gemacht, Ihnen ausgeplündert wurde von den westlichen nützt den Multinationalen, die von den
zu sagen, was mich bewogen hat diese multinationalen Unternehmen und das europäischen und amerikanischen Regie-
lange und mühevolle Reise anzutreten, bei grauenhafte Kriege erlitten hat, die sich rungen und unseren eigenen Regierungen
der viele meiner Unglückskameraden ge- oftmals als Bürgerkriege präsentieren, unterstützt werden, während wir an Hun-
storben sind. aber im Grunde sind es Wirtschaftskriege ger sterben. ... Wir sind zum Elend verur-
Ich dachte, es Ihnen persönlich zu er- mit dem einzigen Ziel, unsere Länder aus- teilt in Ländern, wo Gold, Diamanten,
zählen, als eine Person, die die Spuren zuplündern und sich zu bereichern genau Koltan, Kupfer und einschließlich Erdöl
von Misshandlung und des Leidens eines wie die afrikanischen Führer, unglückli- in Mengen fließen. Und immer für den
unterdrückten und ausgebeuteten Volkes cherweise auf Kosten des Lebens von Wohlstand von anderen! Diese Welt ist
trägt. Aber diese Mauer, die zwischen mir Millionen meiner Brüder und Schwestern. schäbig nicht wahr?
und Ihnen errichtet wurde, macht jede Können wir wirklich keine andere Welt ... Ich bin sicher, dass Sie, wenn Sie
wirklich menschliche Begegnung zwi- schaffen, in der nicht jede Person in Frie- meine Geschichte kennen würden und die
schen uns unmöglich und zwingt uns den leben kann? Verstehen Sie bitte, dass meiner Kameraden, mich nicht zwingen
dazu, uns von Weitem wie Hund und Kat- wir Opfer einer anhaltenden Verarmung würden dahin zurückzukehren, wo ich
ze anzusehen, obwohl wir alle Bürger der sind, die vom Westen organisiert wird und herkomme und mich auch nicht in einer
gleichen Welt sind. Vorausgesetzt, dass häufig durch unsere eigenen Führer im Wüste aussetzen würden, ohne jegliche
wir nicht miteinander reden können, er- Dienste der Multinationalen exekutiert Möglichkeit des Überlebens. Ich wieder-
lauben Sie mir, Ihnen in die Augen zu wird. Es sind diese Kriege, vor denen ich hole, dass ich leben will und meinen Ge-
schauen durch diese Trennungsmauer in geflohen bin und dem Elend, welches sie schwistern helfen will zu leben, nur um
Form der Zäune, die jetzt Afrika von in meinem Land erzeugt haben. Ich möch- das bitte ich!
Europa trennen und die die Falschheit der te überleben und meine Familie erhalten, Hinter den Trennungsmauern von
Beziehungen symbolisieren, die unsere die in Afrika geblieben ist. Ich will nicht Melilla,Bashige Michel, Einwanderer! ■

14 : antifaschistische nachrichten 24-2005


: ostritt
PRO ASYL zu den Ergebnissen der Koalitionsvereinbarungen im Bereich Mi-
gration- und Flüchtlingspolitik:

Nur Prüfaufträge, wo politisches on einem bemerkenswerten Be-

Handeln nötig ist V such im Sudetendeutschen Haus


in der bayerischen Landeshaupt-
stadt berichtet die Sudetendeutsche Zei-
Flüchtlinge und Migranten ha- Kontinuität im Schlechten verbirgt tung. Wie das Blatt schreibt, besuchten
ben von der großen Koalition sich hinter der zunächst progressiv klin- kürzlich drei tschechische Senatoren so-
wenig Zukunftsweisendes zu er- genden Absicht der Koalitionsparteien, wie der Menschenrechtsbeauftragte der
warten. Dies zeigt ein Blick in das Kapi- die Zusammenarbeit mit den Herkunfts- tschechischen Regierung die Zentrale
tel Innenpolitik der Koalitionsvereinba- und Transitstaaten zur Bekämpfung der der Sudetendeutschen Landsmannschaft
rung. Hier sind an vielen Stellen ledig- Fluchtursachen verstärken zu wollen. (SL) in der Münchner Hochstraße. Sie
lich Prüfaufträge vereinbart worden, wo Fast alles, was hier in den vergange- trafen dort mit dem SL-Sprecher, dem
politisches Handeln nötig wäre. Es wird nen Jahren geschehen ist, diente nicht SL-Bundesvorsitzenden und seinen bei-
öffentlichen Druck auf die Koalition der Bekämpfung von Fluchtursachen, den Stellvertretern zusammen, also mit
brauchen, damit die Liste der Prüfaufträ- sondern dem Kampf gegen Flüchtlinge. der – ihrem Selbstverständnis nach –
ge nicht die Agenda einer Politik des Es wird interessant sein, wie der neue Exilregierung der Sudetendeutschen
Aussitzens wird. Immerhin: Prüfaufträge Bundesinnenminister das Thema inter- „Volksgruppe“. Mit dabei war – quasi als
gibt es auch für bisherige Tabuthemen pretiert. Er hatte Otto Schilys Idee von Mittler – ein Vertreter der bayerischen
der Union: Der Umgang mit „Illegalen“, Aufnahmeeinrichtungen in Nordafrika Staatsregierung, nämlich Ministerialrat
das kommunale Wahlrecht für Drittstaat- als das gebrandmarkt hat, was sie war: Paul Hansel aus der Staatskanzlei. Und
ler, das Elend mit den Ausweisungen von ein Plädoyer für die Finanzierung von In- außerdem – das war vielleicht das Wich-
in Deutschland aufgewachsenen Kin- ternierungslagern am Rande der Wüste. tigste – war, wie die Zeitung schreibt,
dern. Das Zuwanderungsgesetz soll nach Ernst gemeinte Fluchtursachenbekämp- „das tschechische Außenministerium
dem Willen der Koalitionäre mit Blick fung können nur eine auf den Menschen- durch Generalkonsul Karel Boruvka und
auf das Problem der Kettenduldungen rechten basierende Außen- und Entwick- Konsul Jan Hlousek vertreten“.
evaluiert werden. Die Praxis hat längst lungspolitik mit langem Atem sein, nicht Schon bei der Einladung an die tsche-
gezeigt: Das Zuwanderungsgesetz kam, der Versuch, den Staaten der Herkunfts- chische Delegation haben Freistaat und
die Kettenduldungen blieben. Täglich regionen von Flüchtlingen die Probleme „Volksgruppe“ offenbar eng kooperiert.
werden Menschen abgeschoben, die in vor die Tür zu legen. Eingeladen hatte der bayerische Staats-
Deutschland viele Jahre lang mit einer Die Koalitionsvereinbarung enthält minister für Europaangelegenheiten und
Duldung und in Ungewissheit lebten – ein klares Bekenntnis zu Dialog und In- regionale Beziehungen, Eberhard Sinner;
in Länder, die zumindest ihre Kinder oft tegrationspolitik. Eine konsistente Poli- die Münchner Zusammenkunft organi-
gar nicht kennen. Hier besteht dringen- tik des Flüchtlingsschutzes und eine Auf- siert hatte Peter Barton, der Leiter des
der Handlungsbedarf. gabenbeschreibung für eine künftige In- Sudetendeutschen Büros in Prag, das in-
Nicht vereinbart wurde eine Neurege- tegrations- und Nichtdiskriminierungs- tern als Botschaft der Sudetendeutschen
lung des Arbeitsmarktszugangs für Ge- politik ist nicht enthalten. „Volksgruppe“ in der tschechischen
duldete. Den Betroffenen bleibt damit Es wäre allerdings illusionär, von der Hauptstadt gilt. Schleichend sucht die SL
das Stigma des Angewiesenseins auf So- Zweckgemeinschaft einer großen Koali- mit Hilfe der bayerischen Landesregie-
zialleistungen und eine wesentliche Hür- tion zu erwarten, was die Vorgängerre- rung die Anerkennung ihres Selbstver-
de für die Aufenthaltsverfestigung. gierung, blockiert von der Unionsmehr- ständnisses durch die tschechische Re-
Die Koalition hat sich stattdessen die heit im Bundesrat, nicht geschafft hat: gierung zu erreichen. Die Einbeziehung
Beseitigung praktischer Hindernisse für eine zukunftsfähige Einwanderungs- und zweier Vertreter des Außenministeriums
Abschiebungen auf die Fahne geschrie- Integrationspolitik und einen effektiven hilft ihr dabei.
ben. Wie bisher bereits wird dies heißen, Schutz von Flüchtlingen. Die neue Ko- Unterdessen plant die SL, im kom-
dass Abschiebungen in fast jeden Kriegs- alition will wenig. Vielleicht gelingt es menden Jahr „konzentrierte, bundeswei-
und Krisenstaat betrieben, Abschie- ihr, sich wenigstens gelegentlich selbst te Aktionen zur Vertreibung der Sudeten-
bungshindernisse wegdefiniert und Men- zu übertreffen. deutschen durchzuführen“. „Angesichts
schen rigide abgeschoben werden. gez. Bernd Mesovic, Referent Pro Asyl ■ der Tatsache, daß der größte Teil der Su-
detendeutschen im Jahre 1946 aus der
Heimat vertrieben wurde, sollte 2006 zur
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. 60. Wiederkehr dieses Ereignisses bun-
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de desweit an den Völkermord der Sudeten-
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach deutschen erinnert werden“, heißt es in
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, einem von der Sudetendeutschen Bun-
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, desversammlung verabschiedeten An-
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. trag.
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. „Völkermord der Sudetendeutschen“
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind – offenbar unfreiwillig ist da der korrek-
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. te Ausdruck für die Taten der „Volks-
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- gruppe“ bis ins Jahr 1945 hinein ver-
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung wandt worden. Ob die geplanten Infor-
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. mationsstände und bundesweiten De-
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
monstrationen in München (Marien-
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., platz) und Berlin (Brandenburger Tor)
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke (MdB); Jochen Koeniger (Ar- wirklich zustande kommen, wird man
beitsgruppe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vor-
standes der Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten);
abwarten müssen.
Kreisvereinigung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter jk (nach: Sudetendeutsche Zeitung
hbv in ver.di Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. 25.11.2005) ■

: antifaschistische nachrichten 24-2005 15


: aus der faschistischen presse
Hauptnaziverbrecher – ein Ereignis, das
den politischen Nachkommen der damals
„Ungezählt sind Himmlers nitente Grenzverletzer im schlimmsten Angeklagten noch heute den Schaum vor
Getreue...“ Fall festnehmen und abdrängen können. den Mund treibt. Das beweisen Worte wie
Kein Illegaler muß den scharfen Schuß an „Siegertribunal gegen deutsche Politiker
Nation & Europa 11/12-05 Europas Außengrenzen fürchten“. Man und Militärs“, „unsägliche Justizfarce“
Wenn das Jahresende näher rückt, schei- kann das Bedauern über diese (leider fal- oder als Charakterisierung des Prozesses:
nen der N&E-Redaktion Jahr für Jahr die sche) „Tatsache“ geradezu spüren. Dass „Er sollte den Rachegelüsten einen juristi-
Ideen auszugehen und sie produziert ein Richter im Zusammenhang mit den Im- schen Tarnanstrich geben und zugleich
Doppelheft – etwas umfangreicher als ein migranten den rassistischen Begriff den Besiegten alle Kriegsschuld aufbür-
Monatsheft, aber nicht mit annähernd dop- „Mischlingskinder“ benutzt, wundert ei- den“. So weit, so langweilig. Interessant
pelt so vielen Seiten. Auf dem Titelbild nen dann wirklich nicht mehr. dagegen wird es, wenn Stenzel auf den
zeigt ein mehrfach gebrochener roter Pfeil, Franz Schönhuber rät zur Vorsicht. Un- Kern der Sache kommt: „Die Nürnberger
montiert zwischen Bundeskanzlerin Mer- ter der Überschrift „Die Worte wägen“ Anklage basierte auf folgenden Kernpunk-
kel und SPD-Fraktionschef Müntefering, geht es, auch wenn er dieses Wort natür- ten: Verschwörung zur Führung eines An-
die sich leicht ratlos anzublicken scheinen, lich nicht benutzt, um political correct- griffskrieges, Kriegsverbrechen und Ver-
steil nach unten. Der Hefttitel informiert, ness: „Kurz vor der Dresdner Nachwahl brechen gegen die Menschlichkeit. Vor al-
worum es geht: „,Volksparteien‘ im Sturz- gab der sächsische NPD-Landtagsabge- lem der erste Punkt war eine Absurdität,
flug: Das macht Mut“. Der einzige aller- ordnete Menzel vor der Presse Erklärun- zumal das Gericht den Beginn jener an-
dings, der sich zu diesem Thema in der ak- gen zu Hitler ab, die alles andere als hilf- geblichen Verschwörung auf den 30. Janu-
tuellen Ausgabe äußert, ist Herausgeber reich waren. Zudem sprach er sich für die ar 1933 datierte, jenen Tag, an dem Hitler
Harald Neubauer, dem dazu aber auch nur Wiederherstellung der deutschen Grenzen Reichskanzler wurde.... In der ersten Hälf-
populistische Plattitüden über unfähige von 1939 aus, also unter Einschluß Öster- te des 20. Jahrhunderts verurteilte das Völ-
Minister einfallen. Offensichtlich konnten reichs und des Sudetenlandes. Prompt kerrecht den Krieg keineswegs als prinzi-
den Redakteuren allem demonstrativ zur handelte er sich eine Strafanzeige des Zen- pielles Verbrechen. Er war ein allseits ge-
Schau gestellten Optimismus zum Trotz, tralratspräsidenten der Juden in Deutsch- handhabtes Mittel staatlicher Machtpoli-
auch die Wahlergebnisse der Neofaschis- land, Paul Spiegel, wegen Volksverhet- tik...“. Für Antifaschist(inn)en liegt genau
ten die Laune nicht verbessern: In der Ru- zung und Verunglimpfung der NS-Opfer da der springende Punkt: Mit dem Urteil
brik „Eurorechte im Blickpunkt“, in der in ein und brachte damit die Parteiführung in von Nürnberg wurde endlich das Führen
jeder Ausgabe über die europäischen Erklärungsnöte. Sie konnte ihre Ableh- eines Angriffskrieges unter Strafe gestellt.
Rechtsparteien berichtet wird, kommt nung dieser Aussagen nicht allzu deutlich Natürlich ist die Forderung, die der Ur-
diesmal Deutschland nach Österreich und zum Ausdruck bringen, um nicht bei man- teilsspruch enthielt, dass kein Staat mehr
der Schweiz erst an dritter Stelle. Und um chen Mitgliedern in den Verdacht eines einen anderen überfallen dürfe, noch im-
das Maß voll zu machen, wird in der Kniefalls vor dem Zentralrat zu kommen“. mer nicht erfüllt und bleibt deshalb nach
knapp anderthalb Spalten langen Meldung Anders ausgedrückt: Eine allzu offen zur wie vor aktuell – in Nürnberg aber wurde
in erster Linie von innerrechtem Gezänk Schau gestellte Nazigesinnung ist schlecht sie zum ersten Mal völkerrechtlich gefasst.
berichtet. So weit scheint es mit dem im für das Renommee in der bürgerlichen Öf- Wes Geistes Kind die Leser(innen) ei-
Titel beschworenen Mut nun auch wieder fentlichkeit. Eine Distanzierung von sol- ner Zeitschrift sind, enthüllt sich häufig in
nicht her zu sein. chen Äußerungen aber verärgert die Hard- ihren Briefen. Maik Hampel aus Hen-
Aus strafrechtlichen Gründen können core-Nazis, die das Rückgrat der Bewe- ningsdorf äußert sich über den SS-Chef
die Autor(inn)en von „Nation & Europa“ gung bilden. Ein böses Dilemma, aber die Heinrich Himmler: „Ungezählt sind
häufig nicht so schreiben, wie sie denken. NPD-Führung hat die Sache im Griff: „Ich Himmlers Getreue, die über seinen Tod hi-
Ihre Wortwahl verrät sie aber dann doch, vertraue lieber auf das Bemühen der Par- naus zu ihm standen, die seine Ermordung
wie der Artikel „Sturm auf Europa“ des teiführer wie Voigt, Marx und Apfel, die mißbilligten und den Tod des Reichsfüh-
N&E-Redakteurs Karl Richter beweist: ich für loyal und kompetent halte und de- rers SS betrauerten“. Und Hans Weinber-
„Neu ist aber die Massivität der Einbrü- ren Gratwanderungen mir fallweise Res- ger aus Essen weiß etwas über „die zuneh-
che, auch der Grad an Organisiertheit. pekt einflößen“. mende Vergreisung des deutschen Vol-
Hunderte von Schwarzafrikanern schaff- Einen langen Beitrag widmet Dr. Fritz kes“: „Die Ursache dafür dürfte zu einem
ten es allein in den letzten Wochen, weil Stenzel, dem 60. Jahrestag der Eröffnung nicht geringen Teil in der sogenannten
die völlig überforderten Grenzwächter re- des Nürnberger Prozesses gegen die ,Emanzipation‘ liegen. Die Spätfolgen:
Hohe Scheidungsraten und Gerichte, die
fast immer zu Ungunsten des Mannes ent-
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
scheiden“. Ob sich seine Frau von ihm ge-
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: trennt hat? tri ■
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
„2000 Euro für die Antifa-
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell Nachrichten bis Jahresende“
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro).

Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten Inzwischen sind
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung)

1450,- Euro
Name: Adresse:

eingetroffen. Vielen Dank allen


Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts
Spenderinnen und Spendern!
Unterschrift Spendenkonto: GNN-Verlag
Kto.Nr. 10419507, Postbank
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507
Köln, BLZ 370 100 50

16 : antifaschistische nachrichten 24-2005

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