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nachrichten g 3336 1.12.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
NS-Verherrlichung am
9.11. 2005 in München
München. Am 9. November 2005 fand
auf dem Stachus in München eine Neo-
nazi-Kundgebung statt, die Norman Bor-
din unter dem Motto „16. Jahrestag des
Mauerfalls“ angemeldet hatte. Angekün-
digt war die Verlesung einer Namensliste
von Personen, die in diesem Zusammen-
hang ums Leben gekommen waren.
Zahlreiche uniformierte und Zivil-Poli-
zeibeamte waren anwesend, um den ord-
nungsgemäßen Ablauf der Veranstaltung
zu garantieren. Statt der Mauer-Toten
verlas Bordin allerdings die Namen der
16 beim Hitlerputsch 1923 ums Leben Fotos: arbeiterfotografie
gekommenen Nationalsozialisten, wie
Spiegel TV vom 13.11. dokumentierte.
Die Polizei griff nicht ein.
„Dieses Treiben gehört verboten...“
Im Vorfeld hatten das Kreisverwal- Köln. Insgesamt 400 Menschen Am Ende der Kundgebung gegen
tungsreferat und die Polizei mehrfach demonstrierten am 19. November Rechts sammelten sich ca. 50 Nazis um
betont, dass jegliche Bezugnahme auf gegen einen erneuten von Axel den sich „Gauleiter“ nennenden Axel
den Nationalsozialismus, insbesondere Reitz angemeldeten Nazi-Aufmarsch, Reitz. Nachdem offensichtlich wurde,
auf den 9. November 1938 und den 9. ein Teil direkt vorm DGB-Haus, ein Teil dass Axel Reitz faktisch eine Fortset-
November 1923, sofort unterbunden sammelte sich bereits an der geplanten zungsveranstaltung der verbotenen Nazi-
werden würde. Auf der Versammlung Route. An der Kundgebung nahmen ne- Kundgebung vom 9. November durch-
konnten die Neonazis allerdings trotz ben dem Bezirksbürgermeister Hupke, führte, löste Polizeipräsident Steffenha-
mehrfacher Intervention bei der Einsatz- dem Vorsitzenden des Integrationsrates gen, der sich vor Ort befand, die Ver-
leitung der Polizei ungehindert ein Tayfun Keltek auch der gesamte Bezirks- sammlung kurzerhand auf. Gleich der
Transparent zeigen mit der Aufschrift: vorstand von ver.di teil. erste Redner, Sascha Krolzig aus Hamm,
„Wenn alle untreu werden, so bleiben Rechtsanwalt Hans Decruppe erklärte bezeichnete den 9. November als einen
wir doch treu – Für die Ehre unserer Vä- als Anwohner: „Als Jurist sage ich: Die- „großartigen Tag in der deutschen Ge-
ter“; dieses Transparent in altdeutscher ses Treiben gehört verboten. Neonazis- schichte“, an den sich „unsere Feinde
Schrift war „unterzeichnet“ von der „Ka- mus, das ist Menschenverachtung, Be- noch lange erinnern“ werden (taz,
meradschaft München“. Die Polizei ar- drohung und Angriff auf anders Denken- 21.11.05). Damit war die Kundgebung
gumentierte, dass dies der Auflagenbe- de, anders Farbige, auf Minderheiten, auf bereits nach 4 Minuten zu Ende.
scheid des Kreisverwaltungsreferates die Demokratie in diesem Land. Es ist In der Zwischenzeit hatten sich an der
nicht vorsehen würde. ein Angriff auf die Grundwerte und Men- Route der zunächst ja genehmigten De-
Die Fraktion Die Grünen - rosa liste schenrechte... Stehen wir als Bürger in monstration der Nazis in der Innenstadt
hat eine ausführliche Anfrage an das Solidarität zusammen und zeigen, dass bereits hunderte Demonstranten versam-
Kreisverwaltungsamt gerichtet, um den diese Kräfte nicht den Hauch einer poli- melt. Alleine an der Kreuzung Molt-
Sachverhalt aufzuklären. U.a. wird da- tischen Chance bekommen.“ kestr./Aachener Straße standen über 100
nach gefragt, ob ein Verantwortlicher Claudia Wörmann-Adam moderierte Demonstrantinnen und Demonstranten.
von Seiten der Staatsanwaltschaft vor die Kundgebung und forderte für den Be- Per Lautsprecher unterrichtete die Poli-
Ort war, der die mögliche rechtliche Be- zirksvorstand von ver.di: „Wir brauchen zei die Teilnehmer vom Verbot. Zum
anstandung von Transparenten und Re- mehr Engagement gegen den rechten zweiten Mal in sehr kurzer Zeit scheiter-
debeiträgen überhaupt kontrolliert hat Mob heute und jeden Tag auf der Straße ten damit die Provokationen der „Kame-
und ob die festgestellten Verstöße gegen und im Betrieb.“ Peter Trinogga, von der raden“ um Reitz. jöd ■
die Auflagen jetzt geahndet werden. Vereinigung der Verfolgten des
nach Lokalberichte München 24-05 ■ Nazi-Regime meinte: „Seit 1990 DGB-Haus am 19.11.
wurden über 200 Menschen in der
Bundesrepublik von den braunen
Aus dem Inhalt: Gangstern ermordet. Und dann wol-
len die Mörder uns weismachen, es
60 Jahre nach Nürnberg . . . . . 7 ginge um Meinungsfreiheit! Faschis-
FARE-Actionweek . . . . . . . . . . . . 8
mus ist keine Meinung, sondern ein
Hochkonjunktur für die
Ethnisierung sozialer Konflikte . . 9 Verbrechen.“
Alexander Simon sprach als Ver-
treter der Studierenden in Köln.
: meldungen, aktionen
tionärs Oliver Merget. Nachdem die re-
gionale Presse über die Hintergründe der
Kneipe berichtete und vermehrt Flugzet-
ACP-Bundestagung radschaft IV“, einem Traditionsverband tel, die sich inhaltlich mit der Kneipe
Kassel. Der rechtskonservative „Ar- ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS. auseinandersetzen, verteilt wurden, ge-
beitskreis Christlicher Publizisten“ Vor allem Haiders BZÖ und die FPÖ hen die Nazis in die Offensive. Am Vor-
(ACP) führt seine nächste Bundestagung sprechen sich vehement gegen ein KAB- abend sowie am Tag der Demonstration
am 18. Februar 2006 im Komforthotel Verbot aus. FPÖ-Generalsekretär Karl- ruft Merget zu einer „Walhalla-Party“
Stadt Baunatal/Kassel durch. „Mit Visio- heinz Klement bezeichnete die „Grünen“ auf. Es ist daher damit zu rechnen, dass
nen leben“ heißt das Thema der Tagung, gar als „Gesinnungsterroristen“. Aber sich am Tag der Demonstration viele Na-
die in Zusammenarbeit mit dem Team.F. auch bei SPÖ und ÖVP scheint es derzeit zis in Aschaffenburg aufhalten. Da sich
– Neues Leben für Familien durchge- keine Mehrheit für eine Unterstützung in letzter Zeit Beschwerden und Über-
führt wird. Referieren wird der 1912 ge- dieser Forderung zu geben. hma ■ griffe im Zusammenhang mit der Kneipe
borene Paneuropäer Otto von Habsburg, vermehren, hat die Debatte nun auch
der auch dem Kuratorium des ACP ange- Meves bei den Danuben Einzug in den Aschaffenburger Stadtrat
hört. Teilnehmer des Symposiums ist, gehalten. Das örtliche „Bündnis gegen
neben Dr. Wolfgang Furch, früher Vize- München. Die „Burschenschaft Danu- Rechts Aschaffenburg“, das sich aus ei-
präsident der hessischen Landesärzte- bia“ in München will am 3. und 4. De- nem breiten Spektrum linker und demo-
kammer, Günther Janssen (beide ACP) zember ihre „23. Bogenhausener Gesprä- kratischer Gruppen zusammensetzt,
und Richter Peter Rohde auch der aus che“ durchführen. Das Thema der Dis- schätzt derzeit die Chancen auf Schlie-
der CDU ausgeschlossene Martin Hoh- kussionsveranstaltung lautet „Droht der ßung der Kneipe als sehr hoch ein. Die
mann. Hohmann war kürzlich noch Gast Volkstod? – Zur demographischen Lage Demonstration beginnt am 3.12.2005 am
bei einem Treffen der „Ordensgemein- der Deutschen“. Als Referenten eingela- Busbahnhof, Hauptbahnhof.
schaft der Ritterkreuzträger“. Nicht im- den sind u.a. der Alt-Nazi und frühere Bündnis gegen rechts Aschaffenburg ■
mer kommen die radikalen Bibelausle- FPÖ-Bundesrat Otto Scrinzi, der im ver-
gungen des ACP, einer internationalen gangenen Jahr beim „Freiheitlichen Kon- Demo gegen NPD-Zentrale
Vereinigung von Personen, deren Ziel greß“ des NPD-Organs „Deutsche Stim-
u.a. „eine angemessene Publizierung von me“ auftrat, der „Ostpreußenblatt“-Autor Dresden. Am 12. November demons-
biblischen Denk- und Handlungsweisen und „Opus Dei“-Mann Jürgen Liminski, trierten in Dresden gut 500 Antifaschis-
in den modernen Massenmedien“ ist, an. der „Soldat im Volk“-Autor Pater Lothar tinnen und Antifaschisten gegen die
So lehnte Steffen Seibert von der Chefre- Groppe sowie die Kinder- und Jugend- NPD-Zentrale im dortigen Lockwitz-
daktion „ZDF Aktuelles“ unlängst ein psychotherapeutin Christa Meves. Publi- grund. Phantasievolle und in der Aussage
Interviewgesuch des ACP-Blattes ab. „In zistin Meves, seit 1978 Mitherausgeberin eindeutige Transparente umrahmten den
der Februar/März-Ausgabe Ihrer Zeit- des konservativen „Rheinischen Mer- lautstarken Demo-Zug, der sich kurz
schrift stoße ich auf Äußerungen zur Ho- kur“, ist unlängst von Papst Benedikt nach 13 Uhr am Einkaufspark Nickern in
mosexualität, die mit meiner Auffassung XVI. mit dem „Gregorius-Orden“ ausge- Bewegung setzte. Ziel war die im -
vom Christentum nichts zu tun haben zeichnet worden, den sie am 20. Novem- durchaus idyllisch gelegenen - Lock-
und die ich in keiner Form unterstützen ber von Kardinal Joachim Meisner über- witztal befindliche und dort relativ neu
möchte“, schrieb Seibert. Noch im April reicht bekam. hma ■ ansässige sächsische NPD-Zentrale. Im
hatte der ACP in seiner Zeitschrift un- Vorfeld waren der dortigen Anwohner-
kommentiert Bibelzitate zur Homose- Schöner Leben ohne Nazis schaft die Demo und deren politische
xualität abgedruckt, in denen u.a. die To- Hintergründe via Flugblätter in die haus-
desstrafe für diese „Gräueltat“ gefordert Aschaffenburg. Die rechtsextreme eigenen Briefkästen angekündigt wor-
wird. Andere scheint dies nicht zu stören. Szene in Unterfranken fühlt sich im Auf- den.
Im Juli gab Bundespräsident a.D., Dr. Jo- wind. Neue und alte Strukturen konnten Ein mittelgroßes Polizeiaufgebot be-
hannes Rau (SPD), dem ACP ein Inter- auf- und ausgebaut werden. In der Ga- gleitete die Antifa-Demo, durchaus zu-
view. hma ■ belsberger Straße in Aschaffenburg er- rück haltend, wie zu beobachten war. Al-
öffnete der NPD-Funktionär Oliver Mer- lein einige spontane 8-7-6-5-4-3-2-1-
KAB-Verbot gefordert get aus Mainaschaff die Kneipe „Zum Sprint-Einlagen der Demo überraschten
Wikinger“. Die Kneipe dient als Anlauf- die Polizeikräfte hin und wieder – ebenso
Österreich. Peter Pilz, Sicherheitsspre- punkt für Neonazis aus der gesamten Re- wie zwei Jung-Nazis, die einer solchen
cher der österreichischen „Grünen“ hat gion. Weiterhin bieten das Ladenge- ,Einlage‘ nur mit knapper Mühe entkom-
das Innenministerium aufgefordert, ein schäft „Old School Shop“ in Mespel- men konnten. Ansonsten waren während
Verbotsverfahren gegen den „Kärntner brunn und der Internetversand „Last Re- der Demo keine Nazis zu sehen. Die
Abwehrkämpferbund“ (KAB) einzulei- sort Store“ aus Bessenbach ihren neona- NPD-Zentrale im Dresdner Lockwitz-
ten. Der KAB verhindere mit seiner Blo- zistischen Lifestyle an, berichten antifa- grund machte einen verbarrikatierten und
ckadehaltung in der Frage der Aufstel- schistische Gruppen aus Unterfranken. verlassenen Eindruck, nach außen hin je-
lung zusätzlicher zweisprachiger Ortsta- Diesen Entwicklungen gilt es vielfältig denfalls. Dafür wurden zum wiederholten
feln in Kärnten die Erfüllung des österrei- und entschlossen entgegenzutreten meint Mal die Anwohner-Briefkästen mit Info-
chischen Staatsvertrages. Nach Artikel 7 die Kampagne „Schöner Leben ohne Na- material gefüttert – wie ebenso die am
Absatz 5 könne „die Tätigkeit von Orga- zis“ des Bündnisses antifaschistischer Wegesrand die Demo verfolgenden Men-
nisationen, die darauf abzielen, der kroa- Gruppen in Süd-Hessen, die auch in Mil- schen und nicht zu vergessen natürlich
tischen oder slowenischen Bevölkerung tenberg und Umgebung mit verschiede- die gestauten Autoinsassen.
ihre Eigenschaft und ihre Rechte als Min- nen Aktionen aktiv ist. Die nächste Stati- Obwohl während der Demo bekannt
derheit zu nehmen“, verboten werden, so on der Kampagne ist die Demonstration wurde, dass Nazis sich im näheren Stadt-
Pilz. Der etwa 10 000 Mitglieder umfas- unter dem gleichnamigen Motto am gebiet rudelweise zusammenrotteten,
sende KAB pflegt die Tradition des 3.12.05 in Aschaffenburg. kam es während der gesamten Antifa-
Kärntner „Abwehrkampfes“ von 1918 Die Proteste richten sich insbesondere Demo zu keinerlei Behelligungen durch
und 1919 im deutschnationalen Sinne gegen die im Sommer 2005 eröffnete eventuell umherschweifende Nazi-
und unterhält u.a. Kontakte zur „Kame- Kneipe „zum Wikinger“ des NPD-Funk- Grüppchen. Abgesehen davon machte
und unter Beteiligung großer Kontingente schwand das Geschehen selbst aus dem maligen Mitarbeiter der Gruppe Justiz der
und Befehlsketten von Wehrmachts- und öffentlichen Gedächtnis“, resümierte Ahl- NS-Militärverwaltung, Dr. Rudolf Thier-
SS-Angehörigen durchgeführt, und in al- rich Meyer, Historiker und internationaler felder, geleitet.
len Fällen blieben die verantwortlichen Experte für deutsche Kriegsverbrechen in Ohne die Geschichte systematisch hin-
Befehlsgeber und die ausführenden Täter Frankreich in einer soeben erschienenen tertriebener Strafvereitelung für NS-Täter
ungeschoren. Während man in Italien Veröffentlichung. (3) bleibt die Kampagne für die sofortige An-
noch besondere Gründe anführen könnte – Anhand der Auswertung mehrerer hun- klageerhebung gegen Gerhard Sommer,
die belastenden Ermittlungsakten wurden dert Verhörprotokolle westdeutscher Karl Gropler und die noch lebenden Tatbe-
im „Schrank der Schande“ versteckt und Staatsanwälte sieht Meyer ein „offensicht- teiligten im Jahre 2005 unverständlich.
waren aus Rücksichtnahme mit den einsti- lich abgestimmtes Schema“ am Werke, Hier muss, wie im Fall der Bundesstiftung
gen Kriegsverbündeten und folgendem das er in etwa so beschreibt: Von der Ver- zur Entschädigung der Zwangsarbeiter
NATO-Partner verschollen – zeigt sich nichtung der Juden im Osten hätten die oder dem Holocaustmahnmal, (außen-)po-
spätestens beim ehemaligen Kriegsgegner Wehrmachtssoldaten und SS-Angehörigen litischer Druck aufgebaut werden, wenn
und späteren Verbündeten, Frankreich, erst nach Kriegsende aus der Presse erfah- zu Lebzeiten der Überlebenden noch et-
dass die Versäumnisse System hatten. ren. Nicht sie selbst, sondern andere Ver- was passieren soll, zumal auch die Tatbe-
Von den Hunderten an Kriegsverbre- storbene oder Dienststellen hätten die De- teiligten inzwischen hoch betagt sind. Ap-
chen in Frankreich wurden 1980 bis zum portationen organisiert. Der Ausrede, „die pelle für Nachsicht und Vergebung klingen
heutigen Tag lediglich drei (2) Täter von in eklatantem Widerspruch zu den doku- erst einmal gut und irgendwie menschlich,
deutschen Gerichten verurteilt; und das mentierten Fakten standen“, folgten die haben jedoch den entscheidenden Haken,
auch erst nach massiven Protesten in der Staatsanwaltschaften in der Regel mit der dass den Überlebenden und ihren Angehö-
französischen Öffentlichkeit. Höhere Vor- Einstellung der Verfahren. Zusätzlich fi- rigen erneut und endgültig die öffentliche
gesetzte wie der SS- und Polizeiführer nanzierte eine Behörde im Auswärtigen Anteilnahme und juristische Genugtuung
Oberg, der Befehlshaber der Sicherheits- Amt Adenauer-Deutschlands, die „zentra- versagt bleibt. kun ■
polizei Knochen oder der Botschafter Al- le Rechtsschutzstelle“, angeklagten (1) Rolf Suhrmann: Justizieller Täterschutz in kon-
bez – alle in Paris zum Tode verurteilt – Kriegsverbrechern Rechtsanwälte und re- kret: 08/2005 (2) Kurt Heiler: Tulle 1944: Auf den
waren bereits 1963 nach Intervention der cherchierte den Verbleib von Entlastungs- Spuren eines Deutschen Kriegsverbrechen in antifa
- Magazin für antifaschistische Politik und Kultur
Bundesregierung nach Deutschland ent- zeugen. Die eigens zur Entlastung von November/Dezember 2005 (3) Ahlrich Meyer: Tä-
lassen worden. „Da die meisten Beschul- Kriegsverbrechern geschaffene Dienststel- ter im Verhör. Die „Endlösung der Judenfrage“ in
digten in der Bundesrepublik niemals vor le unterstand dem Auswärtigen Amt und Frankreich 1942 - 1944, Wissenschaftliche Buch-
Gericht gestellt und verurteilt wurden, ver- wurde, welch ein Zufall, von einem ehe- gemeinschaft, Darmstadt, 2005, Euro 79.-
zählt. Sie opfern uns ohne Skrupel und Deswegen befinden wir uns in einer Si-
D amen und Herren der spanischen Ge-
sellschaft, Worte könnten nicht ver-
mitteln, was ich in diesem Moment emp-
ohne Scham!
Tatsächlich, meine Damen und Herren
tuation, in der wir weder unsere Felder be-
stellen können, noch ruhig schlafen kön-
finde, indem man mich mit Gewalt ge- der spanischen Gesellschaft, bin ich Afri- nen, noch an die Zukunft unserer Kinder
zwungen hat, dahin zurückzukehren, von kaner. Ich komme aus einem verarmten und unserer Brüder denken können. Alles
wo ich gekommen bin! Es wurde mir Land; ein Land, das seit Jahrhunderten was in unseren Ländern hergestellt wird,
noch nicht mal möglich gemacht, Ihnen ausgeplündert wurde von den westlichen nützt den Multinationalen, die von den
zu sagen, was mich bewogen hat diese multinationalen Unternehmen und das europäischen und amerikanischen Regie-
lange und mühevolle Reise anzutreten, bei grauenhafte Kriege erlitten hat, die sich rungen und unseren eigenen Regierungen
der viele meiner Unglückskameraden ge- oftmals als Bürgerkriege präsentieren, unterstützt werden, während wir an Hun-
storben sind. aber im Grunde sind es Wirtschaftskriege ger sterben. ... Wir sind zum Elend verur-
Ich dachte, es Ihnen persönlich zu er- mit dem einzigen Ziel, unsere Länder aus- teilt in Ländern, wo Gold, Diamanten,
zählen, als eine Person, die die Spuren zuplündern und sich zu bereichern genau Koltan, Kupfer und einschließlich Erdöl
von Misshandlung und des Leidens eines wie die afrikanischen Führer, unglückli- in Mengen fließen. Und immer für den
unterdrückten und ausgebeuteten Volkes cherweise auf Kosten des Lebens von Wohlstand von anderen! Diese Welt ist
trägt. Aber diese Mauer, die zwischen mir Millionen meiner Brüder und Schwestern. schäbig nicht wahr?
und Ihnen errichtet wurde, macht jede Können wir wirklich keine andere Welt ... Ich bin sicher, dass Sie, wenn Sie
wirklich menschliche Begegnung zwi- schaffen, in der nicht jede Person in Frie- meine Geschichte kennen würden und die
schen uns unmöglich und zwingt uns den leben kann? Verstehen Sie bitte, dass meiner Kameraden, mich nicht zwingen
dazu, uns von Weitem wie Hund und Kat- wir Opfer einer anhaltenden Verarmung würden dahin zurückzukehren, wo ich
ze anzusehen, obwohl wir alle Bürger der sind, die vom Westen organisiert wird und herkomme und mich auch nicht in einer
gleichen Welt sind. Vorausgesetzt, dass häufig durch unsere eigenen Führer im Wüste aussetzen würden, ohne jegliche
wir nicht miteinander reden können, er- Dienste der Multinationalen exekutiert Möglichkeit des Überlebens. Ich wieder-
lauben Sie mir, Ihnen in die Augen zu wird. Es sind diese Kriege, vor denen ich hole, dass ich leben will und meinen Ge-
schauen durch diese Trennungsmauer in geflohen bin und dem Elend, welches sie schwistern helfen will zu leben, nur um
Form der Zäune, die jetzt Afrika von in meinem Land erzeugt haben. Ich möch- das bitte ich!
Europa trennen und die die Falschheit der te überleben und meine Familie erhalten, Hinter den Trennungsmauern von
Beziehungen symbolisieren, die unsere die in Afrika geblieben ist. Ich will nicht Melilla,Bashige Michel, Einwanderer! ■
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten Inzwischen sind
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung)
1450,- Euro
Name: Adresse: