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nachrichten g 3336 7.9.2006 22. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Kreisverwaltungsreferat
(KVR) in der Kritik
München. Obwohl die Mehrheit des
Stadtrats ein Verbot des Hess-Geden-
kens durch Neonazis gefordert hatte,
erlaubte das KVR den Naziaufmarsch
am 19.8. in München und es wurde auch
nicht eingeschritten, als Parolen gerufen
wurden wie „Rudolf Hess – von den
Besatzern ermordet“. Die Abgeordnete
der Linkspartei, Brigitte Wulf, hat des-
halb in einer Anfrage nachgehakt, wel-
che Maßnahmen gegen das KVR ergrif-
fen werden können, damit deren Sach-
verstand erhöht wird und Nazi-Kult in
Zukunft auch in München verboten
wird. ■
Seit 1958 treffen sich jedes Jahr SS-Angehöriger aus Deutschland, Nor- hauers Arno Breker, dass dieser in den
im Herbst Veteranen der Wehr- wegen, Belgien, Finnland, Frankreich, 1960er Jahren der Ulrichsberggemein-
macht und (Waffen-) SS, Ange- Schweden, Dänemark, Italien und den schaft geschenkt hatte, findet seinen
hörige des Bundesheers, sowie Politiker Niederlanden an. Aus Deutschland kom- Platz im „Ehrenhain“.
(nahezu) aller Parteien bei der „Europa- men für gewöhnlich Mitglieder der „Or- Im Jahr 2005 veranstaltete der „AK
Heimkehrergedenkstätte“ am Ulrichs- densgemeinschaft der Ritterkreuzträ- gegen den Kärntner Konsens“ – ein loser
berg in Kärnten/Koroska, dem südlichs- ger“, der „Hilfsgemeinschaft auf Gegen- Zusammenschluss von antifaschistischen
ten Bundesland in Österreich. Bei die- seitigkeit ehemaliger Angehöriger der Gruppen und Einzelpersonen – erstmals
sem, vermutlich größten Treffen ehema- Waffen-SS“ (HIAG) oder der „Stillen in und um Klagenfurt/Celovec Antifa-
liger „Freiwilliger“ im deutschsprachi- Hilfe“. Zu den regelmäßigen Gästen schistische Aktionstage gegen das Ul-
gen Raum, wird gefallenen Kameraden zählten dementsprechend in der Vergan- richsbergtreffen. Seit einigen Jahren wa-
und ihrer „anständigen Pflichterfüllung“ genheit die Nazi-Ikone Florentine Rost ren dies wieder die ersten öffentlichen
im Kampf für ein „freies Europa“ ge- van Tonningen und deren enge Freundin, Proteste gegen das Ulrichsbergtreffen, an
dacht. In der antislowenischen Tradition Himmler-Tochter Gudrun Burwitz, oder denen rund 150 AntifaschistInnen teil-
Kärntens wird auch der vermeintlichen aber auch der in Dänemark wegen Mor- nahmen. Während der 3-tägigen Akti-
„Opfer“ der slowenischen PartisanInnen des an einem Antifaschsiten zum Tode onstage gab es mitten in der Klagenfurter
gedacht, ihr antifaschistischer Beitrag verurteilte Obersturmbannführer und Innenstadt einen Infopoint, der den Ul-
zur Befreiung vom Nationalsozialismus Ritterkreuzträger Sören Kam. Das Tref- richsbergfahrerInnen natürlich ein Dorn
sowie die „Aussied- im Auge war und von Neona-
lung“, die Deportation zis, die für das Ulrichsberg-
der Kärntner SlowenIn- treffen angereist waren, atta-
nen in Konzentrationsla- ckiert wurde. Neben einem
ger jedoch völlig negiert. Filmabend war ein zentraler
Organisiert werden Programmpunkt eine Zeit-
die Feierlichkeiten am zeuginnen-Veranstaltung mit
Ulrichsberg vom „Verein Ana Zablatnik, einer Kärnt-
für die Heimkehrerge- ner Slowenin, die 1944 we-
denkstätte Ulrichsberg“ gen Unterstützung der Parti-
(kurz Ulrichsbergge- sanInnen von der Gestapo
meinschaft), der einen verhaftet wurde und einem
Zusammenschluss aus Gedenktafeln für den „Abwehrkämpferbund“ und die „Kameradschaft IV“ Zeithistoriker von der Univer-
Kameradschaftsverbänden ehemaliger fen zieht jedoch nicht nur die alte Gene- sität Klagenfurt/Celovec.
Gebirgsjäger und SS-Angehöriger, ration an, sondern soll auch als Brücken- Nicht ganz unberührt von den Protes-
deutschnationalen Heimatschützern und schlag für junge Neonazis dienen. So ten verlief die Ulrichsbergfeier selbst. So
rechtsextremen Landsmannschaften dar- wurde letztes Jahr der Saalschutz bei der distanzierte sich der Parteiobmann der
stellt. Eine zentrale Rolle in der Gemein- Veranstaltung u.a. von deutschen Nazi- ÖVP Kärnten, Josef Martinz, in seiner
schaft nimmt bis heute die Kamerad- skinheads übernommen. Weitere Neona- Festrede klar von der Waffen-SS. Dies
schaft IV (K IV), die österreichische Ve- zis dürften aus Österreich, Deutschland, stellte zumindest am Ulrichsberg eine
teranenorganisation ehemaliger Angehö- den Niederlanden und Frankreich ange- Premiere dar, die unter den Anwesenden
riger der Waffen-SS, ein. Der selbstge- reist sein. Prominenters Teilnehmer am Kameraden dementsprechend auch für
wählte Name K IV beruht auf dem Ver- Treffen in Krumpendorf war in der Ver- hör- und sichtbare Entrüstung sorgte.
such, die Waffen-SS, die vom Nürnber- gangenheit aber wohl der Kärntner Lan- Selbst der Präsident der Ulrichsberg-
ger Gerichtshof als verbrecherische Or- deshauptmann Jörg Haider, der 1995 den gemeinschaft, der ehemalige sozialde-
ganisation verurteilt wurde, als vierten anwesenden SS-Freiwilligen seine Aner- mokratische Vizelandeshauptmann, sah
Teil der Wehrmacht und somit als „harm- kennung dafür aussprach, dass sie ihrer sich nach Abschluss der Festrede genö-
los“, hinzustellen. „Überzeugung bis heute treu geblieben“ tigt spontan das Wort zu ergreifen, sich
Obwohl gegen diese Kameradschaft wären. von seinem Festredner zu distanzieren
bereits 1992 eine Überprüfung durch das Jörg Haider selbst war darüber hinaus und den Anwesenden zu versichern, dass
österreichische Innenministerium einge- auch schon mehrmals Festredner bei der auch weiterhin ehemalige SS-Angehöri-
leitet wurde und sie einem Verbot durch zentralen Gedenkfeier am Ulrichsberg ge am Ulrichsberg willkommen wären.
freiwillige Selbstauflösung des Bundes- selbst. Die sogenannte „Heimkehrerge- Vom 15. bis zum 17. September 2006
verbandes zuvorkam, existieren in ganz denkstätte“ am Ulrichsberg besteht dabei finden daher wieder Gegenaktivitäten
Österreich nach wie vor aktive Ortsgrup- im Wesentlichen aus einem rund 30 Me- gegen das traditionelle Ulrichsbergtref-
pen. ter hohen Stahlkreuz und einer Kirchen- fen statt. Auf dem Programm stehen ein
Einen Tag vor dem Ulrichsbergtreffen ruine, die einen „Ehrenhain“ beherbergt. ZeitzeugInnen-Gespräch, Kundgebun-
wird traditionell von der K IV in Krum- Darin befinden sich vor allem Tafeln in gen und ein Stadtspaziergang in Klagen-
pendorf bei Klagenfurt/Celovec eine in- Gedenken an den „Kärntner Abwehr- furt/Celovec, der uns zu Orten der Täte-
offizielle Auftaktveranstaltung zu den kampf“, diverse „vertriebene Volksdeut- rInnen und an Stellen, an denen noch
Feierlichkeiten unter Ausschluss der Öf- sche“, sowie verschiedene Gebirgsjäger- heute positiv an die NS-Zeit erinnert
fentlichkeit organisiert. Bei diesem Tref- und SS-Einheiten und Kameradschaften wird, führen soll.
fen reisen nicht nur Gäste aus ganz Ös- – darunter auch Tafeln, die polizeilich Nähere Informationen gibt es unter:
terreich sondern auch Delegationen und verboten, aber bis heute nicht entfernt www.u-berg.at
Kameradschaften ehemaliger freiwilliger wurden. Auch ein Relief des NS-Bild- AK gegen den Kärntner Konsens ■
der Zwangsverheiratungen von Minder- Gegen Abschiebungen, gegen Lager- Iran einen Ehemann, seine Ehefrau zum
jährigen nicht die Ausnahme sondern die unterbringung, für Bleiberecht, Bewe- Tode verurteilen zu lassen durch Steini-
Regel sind, wo vergewaltigte Frauen als gungsfreiheit und gleiche Rechte für gung. Frau Bachari blieb, um ihr Leben zu
Schuldige statt als Opfer gelten, wo nach alle! Unter diesen und anderen Forderun- retten, kein anderer Ausweg, als das Land
wie vor zuerst der Mann Anspruch auf gen findet am 7.10.06 in vielen Ländern zu verlassen. Ihr Ehemann lässt sie bis heu-
medizinische Behandlung (wenn über- Europas und Afrikas ein Internationaler te durch die Polizei suchen.
haupt möglich), Bildung etc. vor „weib- Migrations-Aktiontag statt, beschlossen Frau Bachari und ihre Töchter sind Mit-
lichen Wesen“ hat, usw., usf. auf dem Weltsozialforum in Bamako und glied der „Constitutionalist Party of Iran,
Es liegt an jedem Einzelnen von uns, dem Europäischen Sozialforum in Athen CPI“. Die CPI setzt sich ein für eine föde-
ob wir uns heute für das Leben unserer im Mai 2006. In Hamburg soll an diesem rale Republik Iran, in der durch ein Volks-
afghanischen MitschülerInnen, Freunde, Tag, 7.10.,14.00 Uhr, Hauptbahnhof eine referendum über eine neue iranische Ver-
Nachbarn und MitbürgerInnen einsetzen große Demonstration für die Rechte aller fassung entschieden wird. Die CPI ist im
oder nicht. Jedes Protestschreiben an den Flüchtlinge u. MigrantInnen stattfinden. Iran verboten. Vor kurzem erhielt Frau Ba-
Innensenator hilft ein Stückchen. Flüchtlingsrat HH ■ chari für sich und ihre drei Kinder einen
Infos unter: Abschiebebescheid für den 22. September
www.netzwerk-afghanistan.info ■ Asylrecht für Samine Bacha- 2006. Sie hat sich an unseren Frauenver-
Die inhumane deutsche Abschiebepo- band Courage gewandt mit der Bitte um
litik trifft aber nicht nur Afghaninnen ri und ihre 3 Kinder! Hilfe. Uneingeschränktes Asylrecht für
und Afghanen, ebenso und schon lange Ludwigshafen. Frau Samine Bachari, Frau Bachari und ihre Kinder! Aufhebung
auch Flüchtlinge aus Afrika, aus Kurdis- Iranerin, ist 47 Jahre alt und lebt als allein- des Abschiebebescheids für den 22. Sep-
tan, aus Ex-Jugoslawien, Osteuropa und erziehende Mutter mit ihren drei Kindern tember 2006 – Abschiebung bedeutet in
Asien. Menschen, die hier unter uns le- seit April 2001 in Deutschland. In 17 Jah- diesem Fall Folter und Tod. Anerkennung
ben, werden nachts aus den Betten geholt ren Ehe waren Frau Bachari und ihre Kin- frauenspezifischer Verfolgung als Asyl-
und in Länder verfrachtet, wo sie nur der regelmäßig Schlägen und körperlicher grund!
Not, Elend und Tod erwartet! – Es wird Gewalt durch den Ehemann ausgesetzt. Solidaritätserklärungen, Hilfsangebote an:
Zeit, sich gemeinsam dagegen zur Wehr Frau Bachari freundete sich mit einem an- Frauenverband Courage e.V.,
zu setzen! deren Mann an. Ehebruch berechtigt im courage-ma@freenet.de ■